AVK - Nachrichten - Raufußhühner im Winter Portrait: die Krickente Veranstaltungsprogramm 2021
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74/ 2020 AVK -Nachrichten Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz - Südtirol Raufußhühner im Winter Portrait: die Krickente Veranstaltungsprogramm 2021
Seit Anfang des Jahres 1972 INHALT trafen sich Monat für Monat Vogelfreunde, um Erfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen auszutauschen. AVK NEWS 4 1974 erfolgte die formelle Gründung Portrait - die Krickente 6 der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde TITELTHEMA und Vogelschutz - Südtirol. Raufußhühner im Winter - und wie sich Störungen auf sie auswirken 8 WANDERUNGEN 2020 Winterexkursion nach Buchholz 11 Wanderung Rotwandwiesen 12 Mitglieder des Ausschusses heute: Wanderung zur Bergl Alm 13 Von der Millander Au bis nach Mellaun 14 Iacun Prugger (Vorsitzender) Vogelzugbeobachtung am Jaufen 15 Tanja Dirler (Stellvertreterin) PROGRAMM 2021 16 Thomas Stuffer (Kassier) PROJEKTE Birgith Unterthurner (Schriftführerin) 11 Jahre Vogelberingung in Gröden 18 Enrico Bissardella Farbberingung Wasseramsel 19 Patrick Egger Vogelzug am Jaufenkamm 2020 20 Arnold Rinner Inanellamento al Lago di Caldaro 2019 22 MITTEILUNGEN Moore auf der Seiser Alm: Bald Geschichte? 23 Extensive Wiesen und Weiden – ein letztes Refugium für gefährdete Vogelarten 24 BUCHEMPFEHLUNGEN & CO. 27 Impressum: Alle Rechte vorbehalten © Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde Redaktion und Gestaltung: Birgith Unterthurner & Astrid Fleischmann Titelbild: Johannes Wassermann Druck: Effekt, Neumarkt Dezember 2020 AUTONOME PROVINZ PROVINCIA AUTONOMA BOZEN - SÜDTIROL DI BOLZANO - ALTO ADIGE Unterzeichnete Beiträge geben die Meinung Abteilung Natur, Landschaft Ripartizione Natura, paesaggio des Verfassers wieder, nicht gekennzeichnete und Raumentwicklung e sviluppo del territorio die der Redaktion. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. Wir danken der Abteilung für die finanzielle Unterstützung.
Es gab nicht nur Corona... Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr 2020 war ein sehr besonderes Jahr, auch für des dritten Sektors eingeführt wurden. Leo Unterholzner mich. Ich wurde nämlich im Februar von der Vollver- nahm sich dieser zeitaufwändigen Aufgabe an. Hierfür sei sammlung zum Präsidenten der AVK gewählt, nachdem ihm ein herzlicher Dank ausgesprochen. der langjährige Vorsitzende Leo Unterholzner zurückge- treten war. Der Vorstand wurde ebenfalls neu gewählt: Ein großes Projekt war die Neugestaltung der Vereins- Stellvertreterin wurde Tanja Dirler, Thomas Stuffer über- homepage www.vogelschutz-suedtirol.it, die in die nahm die Kassa und Birgith Unterthurner die Arbeit der Jahre gekommen war. Ich hoffe, dass Sie bereits darauf Schriftführerin. Enrico Bissardella, Arnold Rinner und rumgeklickt haben. Hier finden Sie auch die überarbei- Patrick Egger vervollständigen den Ausschuss. tete Seite der Brutvögel Südtirols. Neu ist auch unsere E-Mail-Adresse: info@vogelschutz-suedtirol.it Kurz später fing auch das Vogeljahr an: während der Quarantäne organisierte die AVK die Aktion „Schau mal 2020 war, was die Wanderungen und Projekte des Vereins was da fliegt“. Alle konnten Fotos und Fragen an die AVK angeht, ein erzwungenermaßen ruhiges Jahr. Wir waren schicken, diese wurden beantwortet und die schönsten aber nicht tatenlos, im Gegenteil. Das Jahr investierten auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht. Auch STOL wir in die Arbeit hinter den Kulissen des Vereins. Es berichtete und zeigte die tollsten Fotos. Hervorragende galt, vereinsinterne Strukturen und Abläufe zu überden- Vogelbilder und sehr viele Einsendungen erreichten uns! ken und jede Menge Bürokratie zu bewältigen. Auch über die Zukunft des Vereins, seine künftigen Schwerpunkte Sobald die Bewegung wieder erlaubt war, räumten wir und Ziele machten wir uns jede Menge Gedanken und den Sitz in Lana. Dies war notwendig, da das Kosten- tun es auch derzeit noch. Das kommende Jahr wird zei- Nutzen-Verhältnis zu gering war und der Verein diese gen, in welche Richtung sich die AVK weiterentwickeln Kosten nicht mehr tragen konnte. So wurde der Sitz wird. In jedem Fall freuen wir uns über einen Austausch nach St. Ulrich verschoben, Wohnsitz des Präsidenten. darüber mit den Mitgliedern, gerne auch bei der kom- menden Vollversammlung 2021. Die Wanderungen im Frühjahr mussten leider coronabe- dingt abgesagt werden, so auch der Tag der Artenvielfalt. Abschließend danke ich allen freiwilligen Mitarbeite- Die geplante Lehrfahrt ins Allgäu – Raum Füssen wird rInnen sehr herzlich. Wir brauchen Sie. Und wir brau- nächstes Jahr nachgeholt. Statt fand hingegen die Wan- chen Ihre finanzielle Unterstützung, gerade in diesen derung im Sextental. Auch die Exkursion im Schnalstal für den Verein schwierigen Zeiten. Weiters bedanke ich war gut besucht! Jungvögel von Braunkehlchen wurden mich bei Leo Unterholzner für all das, was er mir für entdeckt – mit der heutigen Landwirtschaft kein alltäg- meinen Weg als Vorsitzender mitgegeben hat. Danke liches Ereignis. Im Oktober trafen sich dann Mitglieder auch an alle Ausschussmitglieder für die ständige Un- auf dem Jaufenkamm und beobachteten den Vogelzug. Es terstützung und die gute Zusammenarbeit. war interessant zu sehen, was so alles durch Südtirol zog. Ich wünsche Ihnen Die Forschungsprojekte in Gröden und am Kalterer See ein erfolgreiches und litten unter den COVID-19-Verordnungen und konnten gesundes Jahr 2021! leider nur bedingt durchgeführt werden. Unsere Passeirer Kollegen waren bei den Vogelzugbeobachtungen auf dem Der Vorsitzende, Jaufenpass fleißig vertreten – doch auch ihnen machte Co- Iacun Prugger rona an manchen Tagen einen Strich durch die Rechnung. 2020 musste die Satzung der AVK an die neuen staatlichen Vorgaben angepasst werden, die im Rahmen der Reform avk-nachrichten 74 - 2020 3
AVK-NEWS AVK-Website in neuem Prachtkleid Artikelserie in der AVS-Zeitschrift „Bergeerleben“ Seit Mai 2020 präsentiert sich die Website der AVK in neuem Der AVS lud die AVK heuer ein, einige Beiträge für die Gewand. Unter www.vogelschutz-suedtirol.it findet man Vereinszeitschrift „Bergeerleben“ zu schreiben. Dieser alle Infos zum Verein und zu aktuellen Projekten. Die hei- Aufgabe hat sich der Ausschuss gerne angenommen. Der mischen Brutvögel werden in kurzen Portraits vorgestellt erste Beitrag wurde im Sommer geschalten. Darin wur- und bevorstehende Veranstaltungen und Wanderungen an- de vom Vogelzug am Jaufen und von spannenden Be- gekündigt. Die Informationen werden laufend aktualisiert. obachtungen erzählt. In einem zweiten Artikel wurden Damit ist man ab sofort immer auf dem aktuellen Stand Raufußhühner und die Auswirkungen von Wintersport wenn es um Exkursionen und lokale Projekte geht. auf die sensiblen Tiere besprochen. Im Moment arbeitet der Ausschuss an einem dritten Beitrag, der im Frühjahr Schau mal was da fliegt! 2021 erscheinen soll. Wir freuen uns über diese schöne Zusammenarbeit und wollen uns auch weiterhin aktiv Mai ist Brutzeit. Aus gegebenen Umständen konnten wir mit anderen Vereinen für den Vogelschutz einsetzen. die Vogelwelt in dieser Zeit nicht wie gewohnt erkunden. Mit einer kleinen Aktion wollte die AVK trotz Corona Be- wusstsein für diese besondere Zeit im Vogeljahr schaffen Wechsel an der Spitze und rief die Bevölkerung dazu auf, die Vögel vor ihrem Haus und im eigenen Garten zu beobachten. Bei der Vollversammlung 2020 fanden die Neuwahlen Die Aktion „Schau mal was da fliegt!“ kam gut an. Zahl- für den Ausschuss und den Präsidenten der AVK statt. reiche Fotos wurden in die sozialen Netzwerke hochgela- Leo Unterholzner gab offiziell bekannt, dass er das Amt den, Fragen wurden gestellt und auch Zeichnungen wur- des Präsidenten nach über drei Jahrzehnten abgibt. Iacun den uns zugeschickt. Das zeigt einmal mehr, welche Faszi- Prugger wird mit Beschluss der Vollversammlung zu nation Vögel auf uns Menschen ausüben. Solche Aktionen seinem Nachfolger gewählt und übernimmt mit 2020 das sind sehr wertvoll, denn sie schaffen Bewusstsein für die Amt des Präsidenten. Wir wünschen sowohl Leo als auch Vogelwelt und bilden damit den Grundstein für den lang- Iacun viel Erfolg auf ihrem Weg! fristigen Schutz der Tiere. Denn letztlich gilt der Grundsatz: der Mensch schützt nur das, was er auch kennt. Auf unserer Facebook-Seite wurden zahlreiche Beobachtungen im Garten gepostet. Auch Zeichnungen erreichten uns. Zeichnung: Chiara Maria Albanese Foto: Florian Alber 4 avk-nachrichten 74 - 2020
Foto: Erich Gasser Lasst sie fliegen die Vögel, lasst sie fliegen…! Ja, lasst ihn fliegen, fällt mir da ein, lasst ihn ziehen, dorthin, unsere Arbeit, welche ebenso einen großen Einsatz erfor- wo es ihm gefällt! Über Jahrzehnte hat Leo sein Bestes auch derten. Immer wieder das Beste zu versuchen, am Ball zu für die AVK gegeben, was nicht immer einfach war. Das sagt bleiben, neue Ideen aufzugreifen und neue Ziele anzupei- einer, der es wissen muss. Schließlich stand Leo die meisten len, neue Projekte zu organisieren und nicht zu vergessen Jahre als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft im Brenn- unsere Fahrten ins In- und Ausland, Leo war immer wieder punkt des Geschehens – und der Arbeit. Klar, allein schafft an vorderster Front mit dabei. Die Flinte und das Kornfeld es auch der beste Skipper nicht, das Segelschiff sicher durch tauchten gelegentlich schon mal am Horizont auf… das stürmische Meer zu steuern, die Mitarbeit anderer ist dringend gefragt und notwendig. Es heißt ja auch „Arbeits- Es war allemal ein Gewinn, seinen Ausführungen und gemeinschaft” für Vogelkunde und Vogelschutz. Erklärungen zu folgen. Leo ist ein sehr vielfältig ge- bildeter Mensch, der weit über den Tellerrand hinaus- Freilich ist dazu zu sagen, dass es anfangs nicht unbedingt schaut. Nicht zuletzt auch deshalb war es ihm stets darum ging, sich eine zusätzliche Arbeit oder Beschäfti- wichtig, den Mitgliedern und Vogelliebhabern Fortbil- gung zu suchen. Es war unser sehr persönliches Interesse, dung anzubieten, Vogelkundekurse zu veranstalten. unsere Neugierde und unsere Naturverbundenheit, welche Mag sein, ja, es hat ja auch Spaß gemacht, die Vögel zu uns schließlich zusammenführte. Oskar Niederfriniger, beobachten, mit Gleichgesinnten zusammenzukommen, unser Vorbild und unser Motivator, seit jeher die „Daten- sich auszutauschen. Nicht weniger wahr ist allerdings bank” der AVK, brachte immer neue Vorschläge ins Spiel, auch, dass man immer wieder auch persönliche und knüpfte zahlreiche Verbindungen im In- und Ausland - und sehr private Dinge hintanstellen musste, weil man sich meine Wenigkeit; wir drei versuchten immer wieder, das mitunter dem Verein auch verpflichtet fühlte. Vor allem Fuhrwerkl weiter zu bringen. Dabei nicht vergessen sollten in den letzten Jahren hat die Arbeit zugenommen – und wir allerdings die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter, Beo- die Bürokratie, und die Lust eher abgenommen, weil der bachter und Spender, die „Spendengemeinschaft” sozusa- Arbeitsaufwand im Verhältnis zum Erfolg immer größer gen, welche es uns ermöglichte, weiter zu machen. Und die wurde. Und die Unterstützung jener Behörde, in deren inzwischen zahlreichen Mitarbeiter in den jeweiligen Aus- Interesse und Verpflichtung wir zu handeln glaubten, schüssen und Arbeitskreisen, denn die Hauptarbeit lag in mitunter zu wünschen übrigließ. ihren Händen und Köpfen, und eben auch wieder - beim Präsidenten. Damit schließt sich ein Kreis. An die Termine Lieber Leo, danke für deinen jahrelangen engagierten und denken, Ansuchen vorbereiten, Sitzungen organisieren und beinahe unermüdlichen Einsatz für die AVK. Wir wün- leiten und jemanden finden fürs Protokollschreiben, Inter- schen dir alles Gute, noch viel Freude am Leben und mit views mit den Medien wahrnehmen – all das hört sich ein- dem Beobachten der bunten Vogelwelt. facher an als es oft ist. Wir hatten alle unsere persönlichen und mitunter auch beruflichen Krisen, unsere Familien und Erich Gasser avk-nachrichten 74 - 2020 5
Der kastanienbraune Kopf mit den grünen Seiten, die weiße Linie auf dem sonst grauen Körper und der hellgelbe Steißfleck machen die männliche Krickente unverwechselbar. Foto: Mabel Amber Portrait - die Krickente Patrick Egger Unter den zahlreichen, in Europa vorkommenden Ente- verbreitet, die Dichten sind aber meist eher gering. Nach narten ist die Krickente die kleinste Art und aufgrund Süden hin wird ihr Auftreten unregelmäßiger. In Spani- ihrer schmucken Gefiederfärbung wohl auch eine der en, Norditalien und Korsika gibt es nur einzelne lokale optisch interessantesten. Vorkommen. Ihre Bestimmung bereitet in der Regel kaum oder gar Die österreichischen Brutplätze liegen etwa 250 – 520 m keine Probleme, einzig die Weibchen und Tiere im Ju- hoch, den höchsten Brutnachweis gibt es vom Achensee, gend- und Schlichtkleid können mit der ähnlichen 929m NN. In Bayern liegt der höchste bekannte Brut- Knäkente verwechselt werden. platz am Kleinen Arbersee auf 950m NN. Die kleine Ente hat eine weite hocharktische Verbrei- In Südtirol ist die Krickente eine zahlreich und regel- tung und kann in 2 Unterarten aufgetrennt werden, die mäßig erscheinende Ente. Man trifft sie während dem Eurasische Krickente (Anas crecca crecca) und die Ameri- Vogelzug ebenso an wie im Winter auf eisfreien Gewäs- kanische Krickente (Anas crecca carolinensis). Die Ameri- sern. Die Truppgrößen sind allerdings eher bescheiden kanische Krickente kommt in der gesamten nördlichen und gerade in den letzten Jahren sind Beobachtungen Hälfte Nordamerikas vor, hocharktische Regionen aus- von mehreren Exemplaren selten geworden. Die Beo- genommen. bachtungen mit der höchsten Individuenzahl zeigen +30 Vögel am Kalterer See am 15.08.2010 (M Giovannini), 36 Das Brutgebiet der Eurasischen Krickente erstreckt sich Tiere am 04.03.2017 am Kalterer See (R. Maistri) und 25 über große Teile der Paläarktis, von Island und Nor- Exemplare am Bozner Flugplatz am 20.11.2019 (E. Gas- drussland südwärts bis zu den Pyrenäen, Alpen und ser). 2019 wurden laut Südtiroler Jagdverband 10 Tiere Karpaten. In den nördlichen Ländern ist die Ente weit in Südtirol erlegt. 6 avk-nachrichten 74 - 2020
Auf dem Durchzug trifft man die Krickente in Südtirol gerne ner). Auch heuer konnten an besagtem Kleingewässer in auf kleinen und größeren Gewässern an, ebenso wie in hö- der Gemeinde Eppan wieder Krickenten mit Jungvögeln heren Lagen. So etwa wird sie regelmäßig auf dem Jaufen- nachgewiesen werden. Patrick Egger beobachtete am 01. kamm im Passeiertal auf 1.990m NN beobachtet (14.09.2020, Juni 2020 ein Weibchen mit ihren 8 Küken. Außerdem A. Lanthaler). In solch hohen Lagen ist die Krickente meist waren 2 Männchen anwesend. Ein Männchen, der wahr- die einzige Ente, die auf kleinen Seen Rast einlegt. scheinliche Vater der Jungen, verhielt sich dem anderen Männchen gegenüber sehr territorial und verscheuchte Brutnachweise in Südtirol... es insistent. Das Gewässer ist sehr seicht und sehr dicht mit Schilf und Binsen bewachsen. Die Ufervegetation Zur Brutzeit bewohnt die Krickente seichte Gewässer, ist dicht mit Bäumen und Büschen bewachsen und die die dichte, deckungsreiche Ufervegetation bieten. Ger- kleinen, offenen Wasserflächen sind nur sehr schwer ein- ne brütet die Art auch an kleinen Teichen und Tüm- sehbar. Ein zweites Weibchen konnte trotz mehrmaliger peln, die ganz von Wald und Gebüsch eingeschlossen Suche nicht nachgewiesen werden. sind. In dichter Ufervegetation, zwischen Schilf, Seggen und Binsen, in oder unter Weiden-, Erlen- oder anderen Es ist gut möglich, dass weitere Bruten in Südtirol auf- Büschen und meist gut versteckt, errichtet das Weibchen grund der sehr heimlichen Lebensweise der Krickente alleine das Nest und brütet die Eier aus. bisher übersehen wurden. Gerade zur Paarungs- und Brutzeit sollte man die Augen deshalb in möglichen Ha- In Südtirol wurde der erste, sichere Brutnachweis der bitaten offen halten. Krickente auf dem Schwarzsee in den Sarntaler Alpen erbracht. Am 12. Juli 1998 führte dort ein Weibchen 5 ... und Umgebung Jungvögel. 2005 wurde eine erneute Brut nachgewiesen, und zwar fand man zwei Männchen und ein Weibchen Im Trentino scheint die Art nicht als Brutvogel vorzu- mit 7 Jungvögeln. Da der Brutplatz auf einer Meeres- kommen. Es gibt nur ungenaue Hinweise aus den 80er höhe von 2.031 m NN liegt, handelt es sich um einen Jahren auf eine Brut an den Seen von Levico und Caldo- der höchsten je registrierten Brutplätze! Höher liegt nur nazzo. Rezente Beobachtungen beziehen sich zwar auch noch eine Brut in Enneberg. Am 25. Juli 2019 wurde dort auf die Brutzeit, ein Brutnachweis scheint bisher aber auf einer Höhe von 2.125m NN ein Weibchen mit 3 Jung- auszustehen. vögeln beobachtet (R. Sascor). Für das angrenzende Nordtirol sind nur vereinzelte Auch in Eppan konnte man schon Bruten beobachten. Brutnachweise erbracht, so etwa die Beobachtung einer Am 18. August 2018 traf ein Vogelkundler an einem klei- Ente mit Jungvögeln im Jahr 1995 bei Thaur. Für Osttirol nen Teich ein adultes Paar mit 4 Jungvögeln an (O. Stei- liegen anscheinend keine Bruthinweise vor. Die ansonsten schlicht erscheinenden Weibchen können durch eine orange Schnabelbasis von weiblichen Knäkenten unterschieden werden. Foto: Dimitris Vetsikas avk-nachrichten 74 - 2020 7
Der bis zu 5 Kilogramm schwer werdende Auerhahn braucht beim Auffliegen besonders viel Energie. Foto: Gottfried Mair Raufußhühner im Winter - und wie sich Störungen auf sie auswirken Birgith Unterthurner Die Alpen im Winter. Viele Freizeitsportler zieht es jetzt Rücksicht nehmen, wenn sie durch das vermeintlich ein- in die scheinbar einsamen, verschneiten Berge. Doch der same Wohnzimmer der Raufußhühner spazieren. Schein trügt. Wald und Wiesen sind Lebensraum vieler Wildtiere, darunter auch der Raufußhühner wie z.B. Perfekt an den Winter angepasst Schnee- und Birkhuhn. Für die Tiere ist der Winter eine entbehrungsreiche und harte Zeit. Die winterliche Wit- In Südtirol gibt es vier Raufußhühner: Auerhuhn, Birk- terung und das geringe Nahrungsangebot fordern den huhn, Schneehuhn und Haselhuhn. Sie alle haben sich Vögeln alles ab. Sie leben auf Sparflamme. hervorragend an den Winter angepasst. Die ursprüng- lich aus der Taiga und Tundra stammenden Tiere leben Störungen wirken sich in dieser Zeit besonders stark auf bei uns in unterschiedlichen Höhenlagen. Hasel- und die Raufußhühner aus. Jede Unruhe und jede Flucht be- Auerhuhn besiedeln die Wälder in den tieferen Lagen, deutet Stress und kostet wertvolle Energie. Das hat nega- Birkhühner sind vor allem an der Waldgrenze heimisch tive Auswirkungen auf die Kondition der Tiere, ihr Im- und das Schneehuhn bevorzugt die offenen Flächen munsystem wird geschwächt und sie werden krankheits- über der Waldgrenze. anfälliger. Auf lange Sicht können die Tiere sogar verhun- gern, wenn sie aufgrund ständiger Störungen keine oder Raufußhühner haben ein dichtes Gefieder. Im Winter nur mehr selten Nahrung aufnehmen können. bilden sich die daunigen Afterfedern, eine zusätzliche Feder am Kiel der Deckfeder, besonders lang aus. Das Vor allem Skitourengeher und Schneeschuhwanderer verbessert den Isolationseffekt von außen und die Tiere sollten sich der besonderen Situation bewusst sein und müssen weniger Energie in den Erhalt der Körperwärme 8 avk-nachrichten 74 - 2020
investieren. Auch die Füße und Nasenlöcher von Rau- fußhühnern sind mit Federn bedeckt. Damit kommt es zu keinem unmittelbaren Hautkontakt mit Eis und Schnee. An den Zehen besitzen Raufußhühner sogenannte Balzstifte. Das sind Hornstifte, die die Trittoberfläche vergrößern und das Gehen auf Schnee erleichtern. Die Tiere sinken nicht so leicht ein, ähnlich wie wenn wir mit Schneeschuhen unterwegs sind. Im Winter ernähren sich die Raufußhühner hauptsäch- lich von Nadeln und Knospen. Sie können keine Fettre- serven anlegen und müssen deshalb regelmäßig fressen. Ein kräftiger Muskelmagen zerkleinert die Nadeln mit Hilfe von Magensteinchen. In den Blinddärmen spalten Bakterien anschließend die schwer verdauliche Kost auf und machen die wenigen Nährstoffe verfügbar. Schnee- Das Schneehuhn vertraut auf seine Tarnung. Bei Gefahr drückt es sich hühner haben dabei in Relation gesehen den längsten in den Schnee und drosselt seine Herz- und Atemfrequenz. Dadurch Blinddarm unter den Raufußhühnern. Er ist sogar län- kann es seine Umwelt besser wahrnehmen. Kommt die Gefahr zu nahe, ger als der restliche Darm. schnellen Herz- und Atemfrequenz in die Höhe und das Tier ergreift die Flucht. Foto: Serafin Locher Vogeliglu Liegt ausreichend Schnee, haben sich die Raufußhühner Selbst wenn man die Hühnervögel nicht immer sieht, indirekte Nach- eine geniale Strategie zurechtgelegt. Sie graben Schnee- weise wie diese Schneehöhle und die Spur der Schwingen weisen auf höhlen und ziehen sich darin zurück, vor allem wenn es ihre Präsenz hin. Foto: Birgith Unterthurner draußen sehr kalt ist oder starker Wind weht. Der Effekt der Schneehöhle kommt einem Iglu gleich. Während es draußen eisige Minus 20 Grad aufweist, bleibt es in den gut isolierten Schneehöhlen mit 0 bis 3 Grad Plus fast schon kuschelig warm. Eine enorme Energieersparnis für die Tiere. Ein Auerhuhn, der größte Hühnervogel bei uns, braucht eine Schneedecke von mindestens einem halben Meter Höhe, um sich eine Schneehöhle graben zu können. Die- se Strategie funktioniert auch nur, wenn der Schnee noch weich und pulvrig ist. Eine vereiste Schneedecke können Raufußhühner kaum durchbrechen. Interessant: Man kann die Zeit, die ein Vogel in einer Schneehöhle verbracht hat, gut abschätzen. Dafür zählt man die Losungswalzen in der Höhle. Normalerweise geben die Tiere nämlich alle 12 Minuten eine Walze ab. avk-nachrichten 74 - 2020 9
Störungen und ihre Auswirkungen nen, viel besuchten Gebieten aber weit höher und kann schon mal über 100 m betragen. Hinzu kommt, dass Um den Winter bestmöglich zu überstehen, brauchen sich diese Vogelart kaum an den Menschen gewöhnt. Raufußhühner vor allem eins: Ruhe. Störungen setzen Die Bereiche 50 m links und rechts eines Wanderweges die Wildtiere unter Stress. Eine unerwartete Störung sind aufgrund der häufigen Störungen kaum mehr als wird nämlich mit Gefahr verbunden. Die Herzschlagrate Winterlebensraum für die sensiblen Hühner geeignet, steigt und Stresshormone wie Adrenalin werden ausge- so die Forscher. Je dichter das Wanderwegenetz, desto schüttet. Die körperliche Leistungsfähigkeit wird kurz- mehr wird der Lebensraum der Tiere zerstückelt bzw. fristig gepusht, der Körper macht sich bereit zur Flucht. fragmentiert und desto öfter sieht sich ein Tier mit Dabei werden körpereigene Proteine und Fettreserven Stresssituationen konfrontiert. Auf lange Sicht kann vermehrt abgebaut und damit zusätzliche Energie mobi- das zum Verschwinden der Hühnervögel im gestörten lisiert. Um diesen zusätzlichen Energiebedarf zu decken, Lebensraum führen. Es gilt deshalb umso mehr, müssen die Tiere anschließend ausreichend Nahrung zu Rücksicht auf die sensiblen Tiere zu nehmen. sich nehmen. Ist dies nicht möglich (z.B. aufgrund von erneuten Störungen), schwächt das die Tiere bzw. kön- nen sie mit der Zeit sogar verhungern. Besonders stark reagieren Raufußhühner auf das plötz- liche Auftauchen von Menschen. Kommt z.B. ein Skitou- rengeher unerwartet aus dem Wald oder über den Hügel geschossen, erschrecken die Tiere und flüchten panikar- tig. Aber auch Schneeschuhwanderer, die sich abseits der Wege nähern, versetzen die Tiere in Alarmbereitschaft. Und jede dieser Störungen hat Konsequenzen. Tiere verbringen anschließend mehr Zeit mit dem Sichern der Wie kann ich mich respektvoll in der Umgebung, sie unterbrechen die Nahrungsaufnahme Natur bewegen? und die Flucht bzw. das Aufscheuchen der Vögel macht sie sichtbarer für Prädatoren. Bleib auf den ausgewiesenen Wander- und Forstwegen. So werden Störungen auf bestimmte Bereiche begrenzt Fluchtdistanz und wichtige Rückzugsräume bleiben erhalten. Ab welcher Distanz zur Störungsquelle die Tiere die Meide die Dämmerungs- und Nachtstunden. Raufuß- Flucht ergreifen, ist Artabhängig. Grundsätzlich verhar- hühner fressen hauptsächlich während der Dämme- ren alle Raufußhuhnarten so lange als möglich in ihren rungsstunden. Störungen wirken hier besonders beein- Einständen oder Schneehöhlen. Schneehühner haben die- trächtigend, weil die Nahrungsaufnahme für einige Zeit se Strategie perfektioniert. Sie vertrauen in besonderem unterbrochen werden muss. Maße auf ihre Tarnung. Tritt eine Störung auf, drücken sie sich in ihr Versteck und senken ihre Herz- und Atem- Meide felsige und schneefreie Flächen oberhalb der frequenz. Der Herzschlag fällt von 150 Herzschlägen die Waldgrenze. Diese werden von Wildtieren besonders Minute auf 75. Dadurch werden körpereigene Geräusche gern genutzt. auf ein Minimum reduziert und die Hühner nehmen ihre Umgebung besonders deutlich wahr. Kommt die Gefahr Halte Abstand. Sichtest du ein Wildtier, zieh dich lang- dann doch zu nahe, schießen Herz- und Atemfrequenz in sam zurück. Manche Individuen lassen den Menschen die Höhe und das Tier ergreift die Flucht. erstaunlich nahe an sich ran oder entfernen sich nur langsam. Das sollte in keinem Fall mit Vertrautheit ver- Eine Studie der Schweizer Vogelwarte hat gezeigt, dass wechselt werden! Die Tiere sind in diesem Moment en- Auerhühner im Schnitt bei einer Entfernung von rund 40 orm gestresst und wahrscheinlich schon zu geschwächt, m die Flucht ergreifen. Diese Fluchtdistanz liegt in offe- um eine schnelle Flucht zu ergreifen. 10 avk-nachrichten 74 - 2020
WANDERUNGEN 2020 Winterexkursion nach Buchholz Arnold Rinner Bei frühlingshaften Temperaturen und herrlichem Wetter Nach einem abschließenden „Schnäpschen“ gings dann fanden sich 22 Freunde der gefiederten Sänger in Laag durch Rebhänge und Laubwald hinunter Richtung am 22. Februar 2020 zur Auftaktwanderung des heuri- Laag. Farbtupfer in der Landschaft bildeten hier Früh- gen Jahres ein. Im ersten Wegabschnitt, der uns auf einer blüher wie Leberblümchen, Veilchen und die Blüten der Forststraße mäßig steil in ein Tal zur „römischen Brücke“ Kornelkirsche. Für besondere Momente sorgten im letz- hinaufführte, vernahmen wir bereits die ersten Balzge- ten Wegabschnitt die Rufe eines Schwarzspechtes, der sänge von Buchfink, Amsel und Singdrossel. Direkt über Anblick von Zippammer und Singdrossel sowie der frü- der Schlucht zog wiederholt ein Habicht seine Kreise. Im he Gesang einer Mönchsgrasmücke. Mit einem abschlie- Wegstück, das durch Buchenwald und in der Folge inmit- ßenden Erfrischungsdrink in einer Bar in Laag ließen wir ten von Weinbergen Richtung Buchholz hinüberführte, die tolle Wanderung am südlichsten Zipfel von Südtirol erregten Kernbeißer, Bergfinken und Felsenschwalben die am späten Nachmittag ausklingen. Aufmerksamkeit der Vogelkundler. Ein Höhepunkt des Tages war die Einkehr in Buchholz ARTENLISTE am Hof bei Walter Eccli, einem langjährigen AVK-Mit- glied. Er ließ es sich nicht nehmen, die Vogelkundler zu Amsel, Buchfink, Blaumeise, Buntspecht, Distelfink, Eichel- einer Weißweinverkostung und zur Besichtigung seiner häher, Elster, Erlenzeisig, Felsenschwalbe, Fichtenkreuz- historischen „Schmitte“ bei sich zu Hause einzuladen. schnabel, Gimpel, Graureiher, Grünling, Grünspecht, Habicht, Beim zweistündigen Aufenthalt referierte Eccli über sein Haubenmeise, Italiensperling, Kernbeißer, Kleiber, Kohlmeise, Weingut, das Auerwild im Naturpark Trudner Horn und Mäusebussard, Misteldrossel, Mönchsgrasmücke, Ringeltau- die Naturschutzarbeit vor Ort. be, Rotkehlchen, Schwanzmeise, Schwarzspecht, Silberreiher, Singdrossel, Sommergoldhähnchen, Sperber, Stieglitz, Sumpf- Gastfreundschaft wie im Bilderbuch: Walter Eccli (rechts meise, Tannenmeise, Türkentaube, Wintergoldhähnchen, stehend) hieß die Vogelkundler auf seinem Weingut in Zaunkönig, Zippammer. Buchholz willkommen und offerierte manch edlen Tropfen. Vielen Dank lieber Walter! Foto: Arnold Rinner avk-nachrichten 74 - 2020 11
Begeistert zeigten sich die Vogelkundler nicht nur von der vielfältigen Vogelwelt, sondern auch von der herrlichen Bergwelt im Talschluss von Sexten. Foto: Arnold Rinner Wanderung Rotwandwiesen Arnold Rinner Bei strahlend schönem Wetter fand sich am 20. Juni 2020 und hoch erfreut über die Begegnung mit 44 Vogelarten die stattliche Zahl von 22 begeisterten Vogelkundlern am begaben sich die Freunde der gefiederten Sänger am Fischleintalboden im Naturpark Drei Zinnen zur zwei- späten Nachmittag wieder auf den Nachhauseweg. ten Wanderung in diesem Jahr ein. Von hier chauffierte ein Linienbus die Wanderer zum Kreuzbergpass, dem Ein herzliches Dankeschön sei auf diesem Wege Mar- Ausgangspunkt der Exkursion. Begleitet von Margaret gareth Pallhuber für die Wahl der tollen Wanderroute Pallhuber, Sachbearbeiterin des Naturpark Drei Zinnen, ausgesprochen. Dank gebührt ihr und Sepp Hackhofer welche die Wanderung im Vorfeld organisierte, führte in besonderer Weise auch dafür, dass sie im Vorfeld der der Weg im ersten Abschnitt durch subalpinen Bergwald Exkursion alle Hebel in Bewegung setzten, damit die und eine bezaubernde Gebirgslandschaft hinauf zu den Wegroute, die durch Schneedruck und entwurzelte Bäu- Rotwandwiesen. Besondere Aufmerksamkeit erregten me bis zum Tag vor der Wanderung noch unpassierbar auf diesem Wegabschnitt unter anderem umherschwir- war, unter großem Aufwand freigeschnitten wurde. rende Zitronengirlitze, ein kreisender Wanderfalke und ein Steinadler. Faszinierend war auch die Flora des Ge- bietes, welche uns Pflanzenexperte Sepp Hackhofer in ARTENLISTE begeisternder Manier näherbrachte. Alpenbirkenzeisig, Alpenweidenmeise, Alpendohle, Al- Nach der Mittagsrast bei den Rotwandwiesen gings pine Ringdrossel, Amsel, Bachstelze, Bergpieper, Buchfink, dann am Fuße der Gipfelgestalten des Elfer-, Zwölfer- Buntspecht, Erlenzeisig, Felsenschwalbe, Fichtenkreuz- und Einserkofels weiter. Momente zum Innehalten boten schnabel, Gartenrotschwanz, Gebirgsstelze, Gimpel, Girlitz, hier Schautafeln des Freilichtmuseums „Anderter Alpe“. Graureiher, Grünfink, Hausrotschwanz, Heckenbraunelle, Im letzten Abschnitt gings dann in Serpentinen hinunter Klappergrasmücke, Kolkrabe, Mäusebussard, Mehlschwalbe, zum Ausgangspunkt im Fischleinboden. Gestärkt durch Misteldrossel, Rabenkrähe, Rauchschwalbe, Ringeltaube, einen Erfrischungsdrink, angetan von der beeindru- Rotkehlchen, Schwarzspecht, Singdrossel, Sommergold- ckenden Gebirgslandschaft mit ihrer einzigartigen Flora hähnchen, Steinadler, Stieglitz, Tannenmeise, Tannenhäher, 12 Turmfalke, Wacholderdrossel, avk-nachrichten Waldbaumläufer,74Wanderfalke, - 2020 Wintergoldhähnchen, Zaunkönig, Zilpzalp, Zitronengirlitz.
Wanderung zur Bergl Alm Arnold Rinner Bei Bilderbuchwetter fanden sich 30 Vogelkundler am 4. Juli 2020 in Unser Frau im Schnalstal zur dritten Wan- derung in diesem Jahr ein. Im ersten Wegabschnitt, der durch Lärchenwald zum Vernagter Stausee und an- schließend recht steil zur nicht bewirtschafteten Gru- balm hinaufführte, gab es allerhand Interessantes zu beobachten. Erwähnt seien mehrere singende Berglaub- sänger und ein Grauschnäpperpärchen, welches ihre seit kurzem flüggen Jungen emsig fütterte. Eine floristische Kostbarkeit am Wegesrand war hier das Nordische Moosglöckchen, das an vielen Stellen zu sehen war. Herrlich war auch der Rundblick auf die imposante Bergwelt im hinteren Schnalstal, der sich uns beim an- Die Wanderung im Schnalstal fand großen Zuspruch. schließenden Wegstück oberhalb der Baumgrenze zur Foto: Arnold Rinner Bergl Alm bot. Unsere Aufmerksamkeit erregten hier unter anderem ein von einer Talseite zur anderen glei- tender Steinadler, herumschwirrende Birkenzeisige und ein Steinschmätzer. Nach einem köstlichen Mittagessen auf der Bergl Alm gings auf Wegmarkierung 5 weiter Richtung Kurzras. Ein Erlebnis der besonderen Art war die Wanderung durch den urigen, mit Lärchen und Zirbenveteranen bestockten Bergwald. Kurz oberhalb der Bushaltestelle bei den Koflhöfen ließ der Anblick von sieben, auf einem Weidezaun sitzenden Braunkehlchen (fünf davon waren Jungvögel) die Herzen der Vogelkundler höherschlagen. Nach diesem Highlight gings mit dem Linienbus wieder zurück nach Unser Frau. Am Ausgangspunkt angelangt gab es im Gasthaus „Tanzboden“ bei einer kleinen Erfrischung allerhand zu Einfach zum Genießen: Die herrliche Naturkulisse im Umfeld erzählen und zu berichten. Beeindruckt von der Magie der Grubalm. Foto: Arnold Rinner der Gebirgslandschaft im hinteren Schnalstal und der Begegnung mit 40 Vogelarten traten die Vogelkundler am späten Nachmittag den Nachhauseweg an. ARTENLISTE Alpenweidenmeise, Amsel, Bachstelze, Baumpieper, Berglaubsänger, Bergpieper, Birkenzeisig, Braunkehlchen, Buchfink, Buntspecht, Eichelhäher, Erlenzeisig, Felsenschwalbe, Gebirgsstelze, Gimpel, Girlitz, Goldammer, Grünspecht, Hauben- meise, Hausrotschwanz, Italiensperling, Klappergrasmücke, Kleiber, Kuckuck, Mauersegler, Mehlschwalbe, Misteldros- sel, Mönchsgrasmücke, Rabenkrähe, Rauchschwalbe, Steinadler, Steinschmätzer, Stieglitz, Tannenhäher, Tannenmeise, Wacholderdrossel, Waldbaumläufer, Wintergoldhähnchen, Zaunkönig, Zilpzalp. avk-nachrichten 74 - 2020 13
Auf der Suche nach den ersten Zugvögeln von der Millander Au bis nach Mellaun Tanja Dirler, Paul Stockner Offiziell beginnt der Herbst erst Ende September, aber die ersten Zugvögel beginnen bereits Wochen davor mit dem Herbstzug. Auf der kräftezehrenden Reise in den Süden machen viele Zugvögel auch bei uns halt, um Energie für die Weiterreise zu tanken oder einen Zwi- schenstopp nach einem unerwarteten Wetterumbruch einzulegen. Mit etwas Glück gelingen einzigartige Be- obachtungen. Wir haben uns auf die spannende Suche nach den ersten Zugvögeln gemacht und haben dabei nicht nur tolle Zugvögel entdeckt, sondern auch die eine oder andere unerwartete Überraschung erlebt. Paul Stockner, einer unserer jüngsten, hochmotivierten Tanja Dirler sammelte im Vorfeld Federn in dem Gebiet und bereitete Teilnehmer unserer Exkursion, verrät euch mehr dazu: sie für die Gruppe anschaulich vor. Foto: Claudia Wild Am 26. September 2020 um 07:00 Uhr trafen wir uns am Parkplatz nahe der Millander Au. Wir waren eine tolle Gruppe: zwei Kinder und zwölf Erwachsene. Tanja Dirler war unsere Vogelexpertin der Arbeitsgemeinschaft für Vo- gelkunde und Vogelschutz. Wir spazierten vom Parkplatz zur Millander Au. Dabei sahen wir Schafstelzen, Schwarz- kehlchen und einen Eisvogel, Braunkehlchen und andere Vögel, die wir oder jedenfalls ich, ohne Tanja vermutlich nie gesehen hätten. Dann wanderten wir weiter nach Mel- laun. Da beobachteten wir auch noch Vögel, wie z.B. Mäu- sebussarde, Rauchschwalben und einen Gartenrotschwanz. Oben angekommen, hatte Tanja eine tolle Überraschung für uns: es gab Crêpes mit Marmelade oder Schokolade und Nüssen, Bananen, Zimt, Zucker und Karamellsoße. Später kehrten wir wieder zum Parkplatz in Milland zu- rück. Beim Zurückgehen zeigte uns Tanja einen Baum, wo Dank unserer Insektenexperten Georg von Mörl und Thomas Messner ein Specht Löcher hinein gehämmert hatte. Um 14:00 Uhr blieb auch die Buchen-Streckfuß Raupe (Calliteara pudibunda) und das waren wir wieder am Ausgangspunkt. Dort zählten wir Rote Ordensband (Catocala nupta) nicht unentdeckt. die gesehenen und auch gehörten Vogelarten. Insgesamt Foto: Thomas Messner zählten wir 38 Vogelarten. Es war ein wunderschöner Tag. Danke Tanja! ARTENLISTE Rotkehlchen, Amsel, Mäusebussard, Rabenkrähe, Grünspecht, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Buchfink, Nebelkrähe, Bachstelze, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Wacholderdrossel, Baumfalke, Graureiher, Misteldrossel, Sumpfmeise, Grünfink, Feldsperling, Schafstelze, Kleiber, Eisvogel, Erlenzeisig, Kohlmeise, Stockente, Eichelhäher, Fitis, Buntspecht, Blaumeise, Gartenrotschwanz, Gartengrasmücke, Italiensperling, Türkentaube, Baumläufer, Hausrotschwanz, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Felsenschwalbe. Weitere 14 besondere Tiere: Rotes Ordensband Catocala nupta, Buchen-Streckfuß Raupe Calliteara pudibundaavk-nachrichten (tot), Feuersalamander 74 - 2020 Salamandra salamandra (tot), Hundertfüßer Chilopoda, Lilienhähnchen Lilioceris lilii, Pappelblattkäfer Larve Chrysomela populi.
Beim Vogelzug gehen die Blicke der Vogelgucker nach oben. Foto: Arnold Rinner Vogelzugbeobachtung am Jaufen Arnold Rinner 21 begeisterte Vogelkundler fanden sich am 10. Oktober Bis zum frühen Nachmittag harrten die meisten Vogel- 2020 bei schönem Wetter zeitig am Morgen auf der Passhö- kundler am Jaufenpass aus. Sie zeigten sich begeistert he des Jaufen ein, um die nach Süden ziehenden Zugvögel von diesem Naturschauspiel in der Bilderbuchland- zu beobachten. Erste Vögel, die bei Tagesanbruch über die schaft am Jaufen. Bevor es dann wieder nach Hause Beobachtergruppe hinweg Richtung Süden schossen und ging lud Geburtstagskind Ulrike Schweigl zu einem mit ihren Flugrufen auf sich aufmerksam machten, waren Stelldichein auf die nahe liegende Flecknerhütte ein. Bei Heckenbraunellen, Buchfinken und viele Erlenzeisige. Ei- Apfelstrudel, Saft und einer Runde Schnaps fand dieser nen weiteren Höhepunkt boten in großer Höhe ziehende Tag einen würdigen Abschluss. Kiebitze, die durch das Fernrohr gesichtet werden konnten. Unter den Greifvögeln beeindruckten Mäusebussarde, Rotmilane und Turmfalken, die zielstrebig den Jau- ARTENLISTE DER DURCHZIEHENDEN VÖGEL fenkamm in südwestlicher Richtung überquerten. Ein Schauspiel der besonderen Art lieferten ab den Mittags- 20 Mäusebussarde, 2 Rotmilane, 5 Turmfalken, 1 Sperber, stunden zwei riesige Ringeltauben-Schwärme, die in 15 Kiebitze, 531 Buchfinken, 1 Bergfink, 426 Erlenzeisige, einiger Entfernung hinwegzogen. Neben den Vögeln 39 Hänflinge, 8 Stieglitze, 3 Grünfinken, 567 Ringeltauben, riefen auch nach Süden flatternde Tagfalter, hauptsäch- 7 Bachstelzen, 3 Heckenbraunellen, 12 Feldlerchen, lich Admirale, Staunen unter den Anwesenden hervor. 6 Heidelerchen, 46 Stare, 3 Wiesenpieper, 29 Felsen- Anerkennende Worte fanden die Ornithologen für die schwalben, 22 Rauchschwalben, 7 Mehlschwalben, leckeren Waffeln, die Margareth Pallhuber zwischen- 46 Bachstelzen, 24 Rabenkrähen, 8 Wacholderdrosseln. durch an die Runde verteilte. avk-nachrichten 74 - 2020 15
PROGRAMM 2021 Winterwanderung: Rundwanderung Leuchtenburg – Kalterer See Samstag, 27.2.2021 Exkursionsleiter: Arnold Rinner Winterwanderung: Rundwanderung Leuchtenburg – Kalterer See Im ersten Streckenabschnitt wandern wir am Ostufer des Samstag, 27.2.2021 Sees Richtung Norden. Bei Klughammer folgen wir der Weg- markierung 13 B hinauf zu einer Forststraße. Ab hier führt Wanderung auf den Mittelberg von der Weg mit der Markierung 13 hinauf zur Leuchtenburg Pfatten zum Montiggler See und zurück und weiter zu den Rosszähnen. Anschließend mäßig steiler Samstag, 10.04.2021 Abstieg nach Gmund. Von dort folgen wir einem Feldweg zurück bis zum Ausgangspunkt am Südende des Sees. Wanderung über die Südhänge am Ritten Samstag, 24.04.2021 Wanderung auf den Mittelberg von Pfatten Lehrfahrt ins Allgäu - Raum Füssen zum Montiggler See und zurück Samstag, 10.04.2021 Freitag, 30.04. - Sonntag, 02.05.2021 Exkursionsleiter: Enrico Bissardella Urban Birding in Brixen Anmeldung erforderlich Mai 2021 (Details werden noch bekannt gegeben) Unterhalb des Gemeindehauses beginnt die Wanderung Rundtour bei Andrian auf der breiten Forststraße (Wanderweg Nr. 5), die über Samstag, 22.5.2021 mehrere Kehren und mäßig steil zu einem Sattel führt. Weiter geht es ab hier auf einem unmarkierten Waldweg, Wanderung in Wengen/Gadertal anfänglich bei einem Naturteich in einer Waldlichtung Samstag, 19.6.2021 vorbei, danach mehr oder weniger eben durch das natur- belassene Steintal. Es überwiegt hier der Mischwald, aber Almenweg Martell je nach Aussetzung, stoßen wir auf Kastanienbäumen und Samstag, 3.7.2021 Buchen, oder auf Föhren und Lärchen u.a.m.. Die Rück- kehr erfolgt über den Forstweg “Pfattner Wände” mit dem Vogelfeder Exkursion mit Johannes Ziel, den Montiggler See zu erreichen. Am Schilfgürtel und Wassermann – Raum Brixen am Biotop haben wir die Erwartung interessante Vogelbeo- September 2021 (Details werden noch bekannt gegeben) bachtungen zu machen. Nach der Seeumrundung nehmen Vogelzugbeobachtung am Jaufen wir wieder den Wanderweg Nr. 5, der uns durch den Mon- Samstag, 9.10.2021 tiggler Wald zurück nach Pfatten Dorf bringen wird. Wanderung über die Südhänge am Ritten Detaillierte Informationen zu Treffpunkt, Gehzeit usw. Samstag, 24.04.2021 finden Sie online unter: Exkursionsleiter: Enrico Bissardella Anmeldung erforderlich www.vogelschutz-suedtirol.it Bei der Dorfkirche in Unterinn (911 m) beginnt ein Teil des Keschtnweges, der mit sanfter Steigung zum Buschenschank Partschunerhof (996 m), mit einer schönen Aussicht, führt. Über den ebenen Forstweg mit Markierung 26 wandern wir Für Anmeldungen wenden Sie sich bitte direkt an kurz nach Norden, um das Katzenbachtal zu erreichen. Von die Exkursionsleiter der jeweiligen Wanderung: dort können wir die beeindruckenden Rittner Erdpyramiden Arnold Rinner bewundern. Auf dem Wanderweg Nr. 5 erreichen wir den Tel. 347 303 14 32, Mail: arnoldrinner@hotmail.com kleinen Weiler von Signat (843 m, mit Einkehrmöglichkeit). Tanja Dirler Tel. 335 704 92 51, Mail: dirler.tanja@gmail.com Die Rückkehr nach Unterinn erfolgt über eine bequeme Stra- Enrico Bissardella 16Tel. 347 484 82 05, Mail: bissardellaenrico@gmail.com avk-nachrichten 74 - 2020
ße mit Markierung 31, 31/A und auf dem Keschtnweg, teils gekommen an der Zufallhütte folgt man den Weg Nr. auf offenem Gelände, teils im Wald. 151 in Richtung Madritschtal. Weiter über den neu er- richteten Wanderweg Nr. 33 in Richtung Pedertal. Über Urban Birding in Brixen den Weg Nr. 33A in Serpentinen, anschließend über eine Mai 2021 (Details werden noch bekannt gegeben) Holzbrücke und über Weg Nr. 20 und 20 /A bis zur Pe- Exkursionsleiter: Tanja Dirler (AVK), Andreas Vale der Stieralm (2252 m). Von dort aus weiter über den Weg Anmeldung gewünscht Nr. 35 bis zur Lyfi Alm (2165 m). Zurück zum Ausgangs- punkt über den Marteller Höhenweg (Weg Nr. 8 und 39). Vögel können sich an unterschiedlichste Lebensbedingungen in der Stadt anpassen. Die Lärm- und Lichtverhältnisse in Vogelfeder Exkursion mit Johannes der Stadt erfordern eigene Verhaltensstrategien, um im Stadt- Wassermann – Raum Brixen dschungel erfolgreich zu sein. Rotkehlchen werden zu Nacht- September 2021 (Details werden noch bekannt gegeben) schwärmern, Kohlmeisen zu Tenören und Amseln bereiten Exkursionsleiter: Johannes Wassermann, Tanja Dirler ihrem winterlichen Nomadendasein endgültig ein Ende. Unsere Exkursion führt uns von den „grünen Inseln“ der Federn sind ein Meisterwerk der Natur. Ihre Vielfalt an Stadt zum farbenprächtigen Kreuzgang, dessen Fresken uns Formen, Funktionen und Farben kennt keine Grenzen. die Symbolkraft unserer gefiederten Freunde vermitteln. Eine gefundene Feder dem richtigen Vogel zuzuordnen Zum guten Schluss begeben wir uns in luftige Höhen, auf hat es ganz schön in sich. Dies gilt aber nicht für unseren den 72 m hohen „Weißen Turm“. Von dort aus erleben wir leidenschaftlichen Federexperten und bekannten Natur- die uns im Alltag verbogene Welt über den Dächern Brixens. fotografen Johannes Wassermann. Sie begleiten ihn schon sein ganzes Leben lang und natürlich weiß er ganz ge- Rundtour bei Andrian nau, worauf es beim Federbestimmen ankommt und vor Samstag den 22.5.2021 allem, wo man sie suchen muss. Wir freuen uns auf eine Exkursionsleiter: Arnold Rinner gemeinsame, spannende Exkursion mit Johannes. Vom Ortszentrum in Andrian (350m) die Bindergasse hi- Vogelzugbeobachtung am Jaufen nauf bis zur Abzweigung Gaid/Festenstein (Nr. 15). Nach Samstag, den 9.10.2021 etwa einer Stunde erreichen wir über einen recht steilen Exkursionsleiter: Arnold Rinner Weg die Ruine Festenstein und brauchen dann noch et- Warme Kleidung empfohlen! was 15 Minuten bis zur Kreuzung Moarhof. Auf dem Larchsteig abwärts bis zum Bittnerhof oberhalb von Nals. Ziehende Vögel am Morgen und in den Vormittagsstunden Der Beschilderung Nr. 5 folgend zurück nach Andrian. an geeigneter Stelle am Jaufen mit AVK-Mitgliedern beobach- ten. Vermitteln von Informationen über durchziehende Vögel: Wanderung in Wengen/Gadertal Durchzugszeiten, Zugintensität, Flugrichtung und -höhe ... Samstag, den 19.6.2021 Exkursionsleiter: Arnold Rinner Vom Parkplatz anfangs auf Weg 13/13A entlang von Bergwie- sen, in Richtung Fanestal, dann taleinwärts und durch den LEHRFAHRT INS ALLGÄU - RAUM FÜSSEN Bergwald aufwärts bis zu den Paresfelsen zu den Rit-Wiesen Freitag, 30.04. - Sonntag, 02.05.2021 und über einen Forstweg zurück zum Ausgangspunkt. Reiseleiter: Leo Unterholzner, Erich Gasser Almenweg Martell Das Allgäu und im Besonderen das Füssener Land hat Samstag, 3.7.2021 in jeder Hinsicht viel zu bieten. Die Landschaft ist eis- Exkursionsleiter: Arnold Rinner zeitlich geprägt und weist viele attraktive Seen auf. Ei- nige dieser Seen sind auch vogelkundlich interessant, so Start und Zielpunkt der Wanderungen ist am Parkplatz der Forggensee und der Hopfensee, andere sind land- in Hintermartell. Über den Weg Nr. 37 und der Hän- schaftliche Kleinode, wie der Schwansee oder Besucher- gebrücke steigt man zur Zufallhütte (2.265 m) auf. An- magneten wie Neuschwanstein und Hohenschwangau. Auch das historische Zentrum von Füssen mit dem Ho- avk-nachrichten 74 - 2020 hen Schloss ist sehenswert. Ein Ziel wird auch die Wild- 17 flusslandschaft des Lech sein.
PROJEKTE Art Specie Zahl 11 Jahre Vogelberingung in Gröden Erlenzeisig Lucherino 309 Iacun Prugger Rotkehlchen Pettirosso 140 Tannenmeise Cincia mora 130 Seit 11 Jahren nimmt die Vogelgruppe in Gröden mit Alpenbirkenzeisig Organetto 110 den Beringern Iacun Prugger und Marco Obletter an Tannenhäher Nocciolaia 42 mehreren Projekten teil. Jeden Herbst läuft auf dem Hausrotschwanz Codirosso spazzacamino 39 Grödner Joch das „Progetto Alpi“, ein koordiniertes Mönchsgrasmücke Capinera 38 Monitoring-Programm des postnuptialen Vogelzugs Wasseramsel Merol acquaiolo 37 durch die Alpen. Die Alpen sind nämlich im Herbst Heckenbraunelle Passera scopaiola 32 die erste große Hürde für europäische Zugvögel. Kennt Bergfink Peppola 25 man die genauen Zugrouten und die Zeiten, während Buchfink Fringuello 21 der sie ziehen, erfährt man mehr über die ökologischen Gartenrotschwanz Codirosso 20 Bedürfnisse dieser Tiere. So kann gezielt und bewusst Umweltmanagement und Umweltschutz in Gang ge- Stieglitz Cardellino 18 setzt werden. Gebirgsstelze, Gimpel, Ballerina gialla, Ciuffo- 15 Singdrossel lotto, Tordo bottaccio Das „Progetto Alpi“ begann im Jahr 1997. Das mehrjäh- Blaumeise, Zilpzalp Cinciarella, Luì piccolo 13 rige Beringungsprojekt wird von ISPRA und MUSE in Bachstelze, Wintergold- Ballerina bianca, Regolo 12 hähnchen Trient koordiniert. Im Laufe dieser mehr als zwanzig Projektjahre waren etliche Beringer und Mitarbeiter in Amsel, Trauerschnäpper Merlo, Balia nera 11 den verschiedenen italienischen Regionen aktiv dabei Klappergrasmücke Bigiarella 8 und halfen ehrenamtlich mit. Kohlmeise Cinciallegra 7 Bergpieper, Ringdrossel, Spioncello, Merlo dal 6 Die Beringungsstation am Grödner Joch ist seit 2008 Wacholderdrossel collare, Cesena eine aktive Station. Auch hier beteiligen sich die Mitar- Waldbaumläufer Rampichino alpestre 5 beiter auf ehrenamtlicher Basis. Es handelt sich um die Baumpieper, Fichtenkreuz- Prispolone, Crociere, 4 am nördlichsten und am höchsten gelegene Station des schnabel, Turmfalke Gheppio Projekts, die jährlich nicht nur aus diesen Gründen wich- Bekassine, Kleiber, Mistel- Beccaccino, Picchio mura- 3 drossel, Steinschmätzer tore, Tordela, Culbianco tige Daten liefert. Auch die Artenzusammensetzung in Braunkehlchen, Bunt- Stiaccino, Picchio rosso 2 dieser Lage ist anders als in anderen Orten: keine andere specht, Eichelhäher, maggiore, Ghiandaia, Bec- Station liefert so viele Daten zum Gimpel, zum Tannen- Gartengrasmücke, cafico, Zigolo giallo, Averla häher oder zur Mauser des Birkenzeisigs. Birkenzeisige Goldammer, Neuntöter, piccola, Cincia alpestre sammeln sich in dieser Gegend, um in größeren Grup- Alpen-Weidenmeise pen vollständig ihr Gefieder zu mausern. Blaukehlchen, Bluthänfling, Pettazzurro, Fanello, Ster- 1 Dorngrasmücke, Girlitz, pazzola, Verzellino, Picchio Grünspecht, Schwanzmei- verde, Codibugnolo, Im Allgemeinen bestehen die Ziele des „Progetto Alpi“ se, Teichrohrsänger, Wald- Cannaiola, Luì verde, Gufo darin, die Zugphänologie der einzelnen Arten zu be- laubsänger, Waldohreule, comune, Zigolo muciatto schreiben und festzustellen, wie der Zug der Arten mit Zippammer Zeit, Höhe und Wetter zusammenhängt. Außerdem wer- 55 Arten 55 specie 1180 den Zugstrategien der Arten und der aus verschiedenen Arten zusammengesetzten Populationen geprüft, der Fangzahlen 2019. Sind mehrere Arten pro Zeile angeführt, so lokale Einfluss auf den Vogelzug von Seiten der Land- bedeutet die Zahl in der letzten Spalte, dass jeweils so viele schaft und der Umweltbedingungen analysiert und Individuen von der jeweiligen Art gefangen bzw. beringt wurden. es wird abgeschätzt, welche Bedeutung der Vogelzug Numeri catture nel 2019. Sono elencate più specie nella durch die Alpen im Bezug auf das ganze euroafrika- riga, allora la cifra nell'ultima colonna indica il numero nische Zugsystem hat. degli individui catturati per specie. 18 avk-nachrichten 74 - 2020
Die Daten werden nach standardisierten Methoden er- mündete bereits in vielen wissenschaftlichen Publikati- hoben und gesammelt. Als Richtlinie gilt das „Regola- onen. Außerdem werden regelmäßig Zwischenberichte mento“ des ISPRA. Mehrere hunderttausende Vögel veröffentlicht. Genauere Informationen, Ziele und Aus- wurden bis heute für das „Progetto Alpi“ beringt. Jähr- sichten des Projekts sind auf der Homepage des MUSE lich erscheint ein „Resoconto dell’attività di campo“ einsehbar. von ISPRA und MUSE. Diese riesige Datensammlung In Gröden beringte man eine Bekassine, eine Vogelart mit einem Im Rahmen eines Schulprojektes werden in Gröden Wasseramseln überdimensional langen Schnabel. Foto: Iacun Prugger gefangen und mit Farbringen markiert. Foto: Silvia Demetz Farbberingung Wasseramsel Iacun Prugger Schon seit mehreren Jahren arbeitet Grödens Vogel- Besonders interessant ist die Bestimmung der Unterart der schutzgruppe „Grupa per la defendura di uciei“ mit Wasseramsel. Es gibt bei den untersuchten Individuen Hin- den örtlichen Schulen zusammen. Im Jahr 2019 wurde weise, dass vermutlich nicht alle einheimischen Wasseram- zusammen mit der Handelsoberschule St. Ulrich ein seln der Unterart Cinclus cinclus aquaticus angehören. Bei Projekt für die Beringung von Wasseramseln gestartet. der Unterscheidung spielen die Farbe des Kopfes, die des Die farbigen Ringe sind schon von Weitem sichtbar. Das Brustbandes, die Schnabel- und die Flügellänge eine Rolle. hat den Vorteil, dass die Farbe der Ringe auch mit einem Fernglas bzw. einem Spektiv abgelesen werden kann. So Neben den Schülerinnen und Schülern wird auch die sind Wiederfunde auch ohne den erneuten Fang des Vo- lokale Bevölkerung dazu aufgerufen, farbige Ringe ab- gels möglich. zulesen und zu melden. Schließlich ist jeder Fund von großer Bedeutung für das Projekt. Außerdem kann auf Mit diesem Projekt möchte man zusammen mit den diesem Wege die Öffentlichkeit über die Wichtigkeit der Schülerinnen und Schülern die Bewegungen der Was- naturnahen Gebirgsbäche und der Vegetation entlang seramsel in Gröden und in den umliegenden Gebieten unserer alpinen Bachläufe aufgeklärt werden. Die Was- feststellen. Es wird genau überprüft, welche Tiere den seramsel ist nämlich ein Indikator für sauberes Wasser. Winter wo verbringen, ob sie das Gebiet verlassen oder Leider beobachtet man immer wieder, dass die Uferve- ortstreu sind und im Brutgebiet überwintern. Wenn es getationen als wichtiger Lebensraum komplett vernich- die Umstände erfordern, legen Wasseramseln nämlich tet werden. Und das, obwohl die Bachufer gerade im auch längere Strecken zurück. Es wurden sogar „Zugvö- Winter, in der Brutzeit und während der Zugzeit von gel“ auf den lokalen Pässen beobachtet. großer Bedeutung sind – nicht nur für diese Tierart. avk-nachrichten 74 - 2020 19
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