PORT OF HAMBURG MAGAZINE - DAS OFFIZIELLE MAGAZIN DES HAMBURGER HAFENS MÄRZ | 2021 - Hafen Hamburg
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■ GRÜNE LOGISTIK BIS 2050 SOLL EUROPA DER ERSTE KLIMANEUTRALE KONTINENT WERDEN. DER TRANSPORT- UND LOGIS- TIKSEKTOR SPIELT IN DIESEM ZUSAMMENHANG EINE SCHLÜSSELROLLE, DA ER FÜR ETWA EIN VIERTEL DER GESAMTEN EU-TREIBHAUSGASEMISSIONEN VERANTWORTLICH IST. © Hasenpusch
GRÜNE LOGISTIK ■ © HHM / Achim Multhaupt Liebe Leserinnen und Leser, seit nunmehr einem Jahr beschäftigt die Coronapandemie die Welt. Die Hafen- wirtschaft musste sich rasend schnell den neuen Herausforderungen stellen, Strategien umkrempeln und Arbeitsprozesse anpassen. Dabei sind Themen wie Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit in den Hintergrund gerückt. Mit neuer Hoffnung im Jahr 2021 ist es uns wichtig, diese Themen wieder oben auf die Liste zu setzen und das Bewusstsein für Grüne Logistik erneut zu schärfen. Denn der Klimawan- del wartet nicht. Mit Verabschiedung des European Green Deal hat sich die Europäische Kom- mission im letzten Jahr hohe Ziele gesteckt: Bis 2050 soll Europa der erste kli- maneutrale Kontinent werden. Der Transport- und Logistiksektor spielt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle, da er für etwa ein Viertel der gesamten EU- Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Um also völlige Klimaneutralität zu er- reichen, muss noch einiges getan werden. Unsere Mitglieder und zahlreiche ande- re Unternehmen entlang der Transportkette arbeiten daher jetzt schon verstärkt an umweltfreundlichen, ressourcenschonenden und nachhaltigen Lösungen, die wir in diesem Heft zeigen wollen. Alternative Treibstoffe wie Wasserstoff und LNG sind derzeit in aller Munde. Mit der CMA CGM Jacques Saadé konnte 2020 das weltweit erste mit Flüssigerdgas betriebene Containerschiff in Hamburg begrüßt werden. Neben den Containerrie- sen werden aber auch andere klimafreundliche Schiffe erforscht, umgerüstet und gebaut, wie zum Beispiel die Greenferry I, die Elektra und sämtliche Fahrzeuge der Flotte Hamburg. Nicht nur in der Schifffahrt wird Zukunftsmusik gespielt. Auch in Sachen Wasserstoff will Hamburg Vorreiter sein und setzt sich im Rahmen einer Norddeutschen Wasserstoffstrategie für den Aufbau einer umfangreichen Wert- schöpfungskette ein. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität ist die Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene. Hamburg ist als Europas größter Eisen- bahnhafen bestens dafür aufgestellt und konnte den Anteil der Schienencontain- ertransporte im Modal Split der letzten Jahre kontinuierlich vergrößern. Wie Bahn- verkehre noch klimafreundlicher werden, zeigen sowohl HHLA-Tochter Metrans als auch TFG Transfracht in dieser Ausgabe des Port of Hamburg Magazine. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen! Ihr Ingo Egloff und Axel Mattern Vorstände Hafen Hamburg Marketing e.V.
Inhaltsverzeichnis 03 EDITORIAL GRÜNE LOGISTIK 06 UMWELTFREUNDLICHER UMSCHLAGEN Hamburg hat den weltweit ersten klimaneutralen Containerterminal 10 „MIT HHLA PURE WOLLEN WIR UNSEREN HEBEL FÜR EINE POSITIVE 06 KLIMAWIRKUNG WEITER STÄRKEN.“ Interview mit Robert Groiss, Business Development Manager der METRANS 12 QUARTIERSLEUTE KÖNNEN KLIMASCHUTZ Hamburger Traditionsunternehmen H.D. Cotterell ist klimaneutral 13 LED-LICHTER LASSEN EUROGATE TERMINAL ERLEUCHTEN Energiesparen und Umweltschutz durch 600 neue Leuchten 14 FOUR PARX REALISIERT NACHHALTIGE LOGISTIKIMMOBILIEN 10 Leuchtturmprojekt „Mach2“ verknüpft Innovation und Nachhaltigkeit in Hamburg 16 REIBUNGSLOSE UND EFFIZIENTE TRANSPORTFLÜSSE FÜR DIE UMWELT Europäisches Projekt zur Reduzierung von CO2-Emissionen in Hafengebieten 18 GRÜNER WASSERSTOFF FÜR SAUBERE MOBILITÄT Norddeutschland arbeitet an der gesamten Wertschöpfungskette 24 TRANSPORTE AUF DEM GRÜNEN WEG TFG Transfracht ermöglicht klimaneutralen kombinierten Verkehr 26 UMWELTFREUNDLICH AUF DIE ANDERE SEITE 13 Flüssiggas Fährschiff Greenferry I zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven unterwegs 27 ELEKTRA FÄHRT EMISSIONSFREI Schubboot wird künftig mit Strom aus der Brennstoffzelle versorgt 28 DHL SCHAFFT ECHTE DEKARBONISIERUNG DURCH PARADIGMENWECHSEL „Carbon Insetting“ bereitet den Weg für eine wirklich grünere Logistik 30 „WIR MÜSSEN UNSERE WERTE IM BLICK BEHALTEN“ Gespräch mit der HPA-Nachhaltigkeitsbeauftragten Dorita Hermes 18 32 SEESCHIFFFAHRT ENTDECKT LNG FÜR SICH Reedereien setzen vermehrt auf alternative Antriebe HAFEN HAMBURG MARKETING E.V. 36 PETER PICKHUBENS PINNWAND Tipps und Storys von Hamburgs frechster Hafenmöwe 38 HHM INTERN: KARIN LENGENFELDER LÖST JÜRGEN BEHRENS AB 38 IMPRESSUM 32
Por ts & Logistics SWEDEN Ein starker Verbund von 17 Hafen- und Logistikstandorten in Norddeutschland & Skandinavien company of www.schrammgroup.de
■ GRÜNE LOGISTIK Umweltfreundlicher umschlagen Elektrifizierung und Automatisierung sind der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg am HHLA Container Terminal Altenwerder in Hamburg, der weltweit ersten klimaneutralen Umschlaganlage für Container. Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) setzt zent bis 2020 bereits 2018 vorzeitig erreicht. Nun hat seit vielen Jahren Maßnahmen für einen wirtschaft- sich die HHLA neue Ziele gesetzt. Das europäische lich effizienten und gleichzeitig ökologisch nachhalti- Logistikunternehmen arbeitet daran, die absoluten gen Containerumschlag um. So wurde das selbstge- CO 2-Emissionen bis 2030 gegenüber dem Jahr 2018 steckte Ziel einer Senkung der CO 2-Emissionen je zu halbieren. Bis 2040 soll der gesamte HHLA-Kon- umgeschlagenem Container um mindestens 30 Pro- zern klimaneutral sein. 06 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
■ GRÜNE LOGISTIK Vor diesem Hintergrund versteht die HHLA Innovati- Der wasserseitige Umschlag mit 14 Containerbrücken onen und technologische Exzellenz als zentrale und das Blocklager sind seit jeher elektrifiziert und Schlüssel, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln werden zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben. Aktu- sowie ökologisch handeln und erfolgreich wirtschaf- ell stellt die HHLA die rund 100 am CTA eingesetzten ten zu können. Automated Guided Vehicles (AGV) auf auf Lithium-Io- nen-Batteriebetrieb um. 65 Prozent der AGVs werden CTA ALS ÖKOLOGISCHES VORZEIGEOBJEKT bereits rein elektrisch mit Ökostrom betrieben. Nach- Ein wichtiger Baustein dieser Strategie ist der HHLA dem das Unternehmen alle Maßnahmen abgeschlos- Container Terminal Altenwerder (CTA). Er zeigt ex- sen hat, können die umweltfreundlichen Fahrzeuge an emplarisch, wie Innovation und Automatisierung ei- 18 Stromtankstellen den Ökostrom selbstständig und nen klimaneutralen Containerumschlag möglich ma- automatisch tanken. chen. Die Zertifizierung zum bisher weltweit Beim landseitigen Umschlag werden Prototypentests einzigen klimaneutralen Containerterminal wurde mit batteriebetriebenen Zugmaschinen für den Con- erstmals 2019 durch die TÜV NORD CERT GmbH tainertransport zwischen Blocklager und Terminal- vorgenommen. bahnhof durchgeführt, um hier den Lückenschluss zur Die Anlage an der Süderelbe in Hamburg ist einer der vollständigen Elektrifizierung zu erreichen. technologisch modernsten und effizientesten Contai- Ebenso wird am Terminalbahnhof, mit vier Bahnkrä- nerterminals der Welt, der seit der Inbetriebnahme nen und neun Gleisen der größte seiner Art in 2002 stetig weiterentwickelt wird. Terminalprozesse, Deutschland, ausschließlich auf Ökostrom gesetzt. die heute noch CO2-Emissionen verursachen, werden Selbst bei den Checkfahrzeugen, mit denen sich die sukzessive auf elektrifizierten Betrieb umgestellt Mitarbeiter über das Terminal bewegen, handelt es bzw. die Umstellung wird erprobt. sich um klimaneutrale E-Autos. 08 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
GRÜNE LOGISTIK ■ Doch noch sind nicht alle Berei- che klimaneutral. Über sogenann- te Emissionsreduktions-Zertifika- te kompensiert die HHLA die derzeit noch emittierten CO 2- Emissionen und unterstützt drei klimafreundliche Projekte, die nach dem höchsten Gold-Stan- dard gemäß Voluntary Emission Reduction (VER) zertifiziert sind: Windkraftanlagen in Indien, rei- bungsarme Antifouling-Farben für Schiffsrümpfe und die Auffors- tung von Regenwald in Panama. In diesem Jahr wird der CO 2-Fuß- abdruck des CTA durch den TÜV NORD erneut überprüft. Es steht zwar noch nicht fest, doch es ge- hen alle Beteiligten davon aus, dass der Kompensationsbedarf Nach Abschluss der Maßnahme können die dann abnimmt, da die Elektrifizie- umweltfreundlichen Fahrzeuge an 18 Strom- rung des Terminals weiter voran- tankstellen den Ökostrom selbstständig und © HHLA schreitet. ■ HHLA/Red automatisch tanken. Our way of doing customs. HAMBURG FRANKFURT AIRPORT BREMERHAVEN Local, international, digital ROTTERDAM GDYNIA Consulting and solutions Import/Export Value Added Services GDANSK Instruction and Informations for Import/Export at www.porath.com Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 09
Die METRANS verlagert Containertransporte von der Straße auf die Schiene und leistet einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz. © METRANS 10 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
„Mit HHLA Pure wollen wir unseren Hebel für eine positive Klimawirkung weiter stärken.“ Interview mit Robert Groiss, Business Development Manager der METRANS Herr Groiss, Sie sind Business Development Mana- nen Zug mit der METRANS etwa 45 Prozent weniger ger bei der HHLA-Tochter METRANS, dem Marktfüh- CO2-Emissionen, als bei dem durchschnittlich in Europa rer für Containertransporte im Seehafenhinterland- rollendem Zugmaterial. verkehr mit Mittel-, Ost- und Südeuropa. Welches waren die bedeutendsten Entwicklungen, die Sie Wie wird das Angebot von Ihren Kunden angenom- bei der Bahntochter der HHLA in den vergangenen men? Jahren begleiten durften? Wir starteten mit einer Pilotphase, in der wir mit den Als Business Development Manager bei der METRANS Speditionen Cargo Partner und der Weets-Gruppe zwei bin ich verantwortlich für die Weiterentwicklung des Ge- bedeutende Logistikakteure gewinnen konnten. Mittler- schäftsmodells der HHLA-Tochter. Neben vielen span- weile haben weitere Logistikdienstleister HHLA Pure nenden Projekten, habe ich vor allem die Entwicklung für sich entdeckt und in ihre Nachhaltigkeitsstrategien und Einführung von HHLA Pure begleitet. Ein Produkt, integriert, um klimafreundliche Transportketten zu rea- mit dem wir unseren Kunden klimaneutrale Container- lisieren. transporte ermöglichen. HHLA Pure-Kunden erhalten von uns eine Bestätigung, mit der wir den klimaneutralen Transport und die so Welches Ziel verfolgt die HHLA-Tochter METRANS kompensierten CO2-Emissionen bescheinigen. Damit mit der Einführung von HHLA Pure? können unsere Kunden ihr Engagement für den Klima- Die Kernaufgabe der METRANS ist die Durchführung schutz auch belegen. von Containertransporten vom Seehafen ins Hinterland und umgekehrt. Damit verlagert die METRANS Contai- Ist der klimaneutrale Containertransport auf dem nertransporte von der Straße auf die Schiene und leistet gesamten Schienennetz der METRANS verfügbar? einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz. Nein, aber auf einen Großteil des METRANS-Netzes. Mit HHLA Pure wollen wir unseren Hebel für eine posi- Derzeit ist HHLA Pure auf allen Verbindungen von und tive Klimawirkung weiter stärken und verkehrsbedingte nach Hamburg, Bremerhaven und Koper verfügbar, wei- CO2-Emissionen reduzieren, indem wir unseren Kunden tere Relationen werden wir kurzfristig integrieren. Auch klimafreundliche Transporte ermöglichen. HHLA Pure den Lkw-Vor- und Nachlauf wollen wir schon sehr bald wird dabei vom TÜV Nord jährlich überprüft und die Kli- über HHLA Pure anbieten und unseren Kunden somit maneutralität der Containertransporte bestätigt. den klimaneutralen Transport auch für die letzte Meile ermöglichen. Wie genau funktioniert HHLA Pure und was macht das Angebot so klimafreundlich? Die METRANS nutzt bereits energieeffiziente E-Loks und CO2-optimierte Leichttragwaggons, mit denen wir bei gleicher Zuglänge eine größere Anzahl an Containern transportieren können. So wird der Energieverbrauch gesenkt. Durch geräuschreduzierte Scheibenbremsen werden zusätzlich die Lärmemissionen gemindert. Alle nicht vermeidbaren CO2-Emissionen werden mit HHLA Pure, über sogenannte Emissionsreduktions- Zertifikate, kompensiert. Inwieweit sind die Waggons CO2-optimiert, können Sie das in Zahlen ausdrücken? Die Leichttragwaggons der METRANS haben ein um 30 Prozent geringeres Gewicht als das durchschnitt- lich in Europa rollende Zugmaterial. Dadurch können © Metrans bei METRANS-Zügen mehr Container geladen und CO2-Emissionen deutlich gesenkt werden. Wenn wir beispielsweise die Strecke vom HHLA Container Ter- minal Altenwerder aus dem Hamburger Hafen nach Robert Groiss Warschau betrachten, entstehen bei einem voll belade- Business Development Manager der METRANS Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 11
■ GRÜNE LOGISTIK Das Traditionsunternehmen H.D. Cotterell ist seit 2021 klimaneutral. © H.D.Cotterell Quartiersleute können Klimaschutz : © Cotterell Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Grüne Logistik sind auch für den Quartiersmannbetrieb H.D. Cotterell ein zentrales Thema. Seit 2021 kann sich der Hamburger Spezialist für Kakao, Kaffee, Gewürze, Trockenfrüchte, Nüsse und Naturkautschuk sogar klimaneutrales Unternehmen nennen. Der familiengeführte Betrieb ist bereits seit über 125 trieb mit gutem Beispiel voran, aber Geschäftsführer Jahren ein wichtiger Ansprechpartner für Lagerung, Thomas Cotterell weiß auch, dass damit noch nicht al- Kontrolle und Handel von landwirtschaftlichen Produk- les getan ist: „Wir sind uns unserer Verantwortung und ten aus Übersee im Hamburger Hafen. Eine Strategie, unseres Handelns bewusst, dass eine komplette CO2- mit dem Cotterell bis heute so erfolgreich ist, ist der Wil- Freiheit in unseren Prozessen heute nicht möglich ist, le, sich neuen Herausforderungen zu stellen und sich in- solange die Lieferketten sind wie sie sind. Aber wir novativ und visionär weiterzuentwickeln. Unter diesem können die daraus resultierenden Emissionen ausglei- Gesichtspunkt war es für den Dienstleister keine Frage, chen und das machen wir mit hochwertigen Klima- auch in Sachen Nachhaltigkeit Vorreiter zu werden. schutzprojekten“, erklärt er. Seit 2019 zeichnet Cotterell seinen CO2-Fußabdruck Neben der Partnerschaft für Luftgüte und schadstoff- auf, um Einsparungen messbar und vergleichbar zu arme Mobilität der Stadt Hamburg und der Zertifizie- machen. Bis 2028 wollte das Unternehmen zu 100 Pro- rung vom Deutschen Institut für Nachhaltigkeit & zent klimaneutral werden – das hat es nun jedoch Ökonomie, setzt sich das Unternehmen auch aktiv für schon in diesem Jahr geschafft. Erreicht werden konn- das Klimaschutzprojekt „Tropical Mix“ von natureOf- te das Ziel zum einen durch die Umstellung des Fuhr- fice ein. Mit diesem Projekt will H.D. Cotterell nicht parks auf E-Autos. Der Anteil der betriebenen Fahrzeu- vermeidbare Emissionen kompensieren. „Tropical ge liegt derzeit bei 35 Prozent und soll noch Mix“ ist eine passgenaue Lösung für den Betrieb, da weiterwachsen. Dazu kommt die Nutzung von Öko- dieses Projekt der nachhaltigen Forstwirtschaft und strom an den Cotterell-Standorten und die Installation Kakaoanbaus in Panama gilt. Der Hamburger Ka- einer ersten Photovoltaikanlage zum Laden der E-Au- kaospezialist engagiert sich also sehr bewusst für ei- tos und Gabelstapler. So geht der Quartiersmannbe- ne grünere Logistik. ■ Lea Mentzel 12 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
GRÜNE LOGISTIK ■ LED-Lichter lassen Eurogate Terminal erleuchten Ende 2017 wurden die ersten vier Lichtmasten auf dem Eurogate Container Terminal Hamburg mit LED- Leuchten ausgerüstet. Inzwischen sind sowohl der gesamte Containerterminal als auch der Eurokombi- Terminal und das Tankfeld Dradenau mit den umweltfreundlichen LED-Leuchten ausgestattet worden. Bis Mitte November 2018 wurden insgesamt etwa wiedergabe und terminalbezogene Besonderheiten 600 Leuchten ausgetauscht und 47 Lichtmasten mit überprüft. Die Eurogate-Mitarbeiterinnen und Mitar- LED-Beleuchtung ausgestattet. Von den zwischen 38 beiter konnten ihr Feedback geben. Ihre Anmerkungen und 45 Meter hohen Masten stehen fünf auf dem und Wünsche flossen dann in die Konfiguration und In- Kombibahnhof, 10 in der Dradenau und 32 auf dem Eu- stallation der neuen Leuchten mit ein. rogate Container Terminal Hamburg (CTH). Neben erheblichen Kosteneinsparungen sind die Das Projekt wurde gemeinsam vom Eurogate Energie- LEDs auch sehr umweltfreundlich. Sie verbrauchen und Nachhaltigkeitsmanagement, Eurogate Technical nur etwa 30 Prozent der Energie herkömmlicher Services und dem CTH geplant und durchgeführt. In Leuchten. Pro Jahr werden so etwa 875 Tonnen CO2 einer vorgeschalteten Testphase wurden insbesonde- eingespart. Des Weiteren sind sie durch den hohen re die spezifischen örtlichen Gegebenheiten wie Mast- Blaulichtanteil insektenfreundlicher und somit Förde- höhen, Lichtintensität und Lichteinfall sowie Farb- rer der Hafen-Biodiversität. ■ Eurogate/Red NACHTS SEHR GUT ZU SEHEN: DIE NEUE BELEUCHTUNG MIT LED AUF DEM EUROGATE CON- TAINER TERMINAL MIT HOHEM BLAULICHTANTEIL © Eurogate Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 13
■ GRÜNE LOGISTIK © IFour Parx Die nachhaltige Logistikimmobilie „Mach2“ in unmittelbarer Nähe zum Hamburger Hafen. Four Parx realisiert nachhaltige Logistikimmobilien Aufgrund des anhaltenden Flächenmangels in den Metropolen und Ballungszentren werden die Anforderungen an Projektentwickler für Industrie-, Gewerbe- und Logistikimmobilien immer komplexer. In Hamburg Wilhelmsburg betritt Four Parx zusammen mit den Partnern AEW und GSE Deutschland mit der Realisierung der ersten zweistöckigen Logistikimmobilie vielfältig Neuland. Bei dem komplexen Konversionsprojekt setzt Four Parx auf die Verknüpfung von Innovation und Nachhaltigkeit und setzt damit neue Standards zukunftsfähiger Logistikimmobilien-Entwicklungen. Für die Immobilie erhielt der Projektentwickler 2020 den Brownfield 24-Sonderpreis für innovative Immobilienvorhaben. Seit mehreren Jahren verzeichnet der Logistikimmobili- stieg um zehn Prozent, während der Flächenumsatz bei enmarkt unaufhaltsames Wachstum und eilt von Re- 6,9 Mio. qm lag. Treiber des Wachstums ist der nach kord zu Rekord. Auch die Corona-Pandemie und die mit wie vor boomende Onlinehandel, der auch und gerade ihr einhergehende Wirtschaftskrise konnten dem Boom während der Pandemie und einem landesweiten Lock- keinen Abbruch tun. Im Gegenteil, laut Immobilien- down der Bevölkerung das Bestellen wichtiger Lebens- dienstleister CBRE verzeichnete der Transaktionsmarkt mittel, Medikamente oder Medizinprodukte möglich für Logistikimmobilien 2020 mit 7,6 Mrd. Euro einen An- machte. 14 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
GRÜNE LOGISTIK ■ FLÄCHENMANGEL VERLANGT NACH Energie berücksichtigt wird, sondern führt mit „Mach2“ NEUARTIGEN LÖSUNGEN eine komplexe Revitalisierung des ehemaligen Produkti- Trotz der anhaltend hohen Nachfrage stoßen Nutzer wie onsgeländes des Getränkeherstellers Refresco durch. Projektentwickler auf einen landesweiten, akuten Flä- Damit schafft Four Parx dringend benötigte Logistikflä- chenmangel. Vor allem die Metropolen und Ballungs- chen, ohne eine Neuversieglung bislang ungenutzter zentren, in denen Handel, Produktion sowie Logistik- „grüner“ Fläche vornehmen zu müssen. So leistet der dienstleister besonders auf die Nähe zu ihren Kunden Projektentwickler einen entscheidenden Beitrag zu grü- setzen, sind von der Grundstücksknappheit betroffen. In ner Logistik. der Folge gewinnen die Entwicklung und Umsetzung in- novativer Ideen und Konzepte zur Flächenschaffung VERKNÜPFUNG VON INNOVATION UND weiter an Bedeutung. NACHHALTIGKEIT Mit der Realisierung der zweistöckigen Logistikimmobi- „Den gegenwärtigen Herausforderungen einer erfolgrei- lie „Mach2“ zeigen der innovative, auf Gewerbeflächen chen Projektentwicklung begegnen wir bei Four Parx spezialisierte Projektentwickler Four Parx, Dreieich, in durch die Verknüpfung von Innovation und Nachhaltigkeit“, Zusammenarbeit mit dem Investment und Asset Mana- sagt Oliver Schmitt, Geschäftsführender Gesellschafter ger AWE und dem Bauunternehmen GSE Deutschland bei Four Parx. „Dies zeigt sich auch und gerade bei unse- neue Wege zukunftsfähiger Logistikimmobilienentwick- rem Projekt ‚Mach2‘, bei dem wir nicht nur Pioniergeist lung auf. Four Parx lässt das Leuchtturmprojekt am und Mut zu neuen Wegen und Ansätzen gezeigt haben, Standort Hamburg Wilhelmsburg entstehen und stellt sondern von Anfang an die Anforderungen an eine um- Nutzern auf zwei gleichwertig nutzbaren Ebenen eine welt- und klimaschonende Entwicklung im Blick hatten. Gesamtfläche von 123.000 qm in zentraler Lage im Dafür haben wir auch die Herausforderungen überaus Hamburger Hafen zur Verfügung. komplexen Revitalisierungsmaßnahmen angenommen“. Währenddessen sind bei dem Vorzeige-Projekt KOMPLEXE REVITALISIERUNG „Mach2“ auch beträchtliche Baufortschritte zu ver- Bei „Mach2“ setzt Four Parx den Fokus ein weiteres zeichnen. So begann Im September 2020 die Errichtung Mal auf den Aspekt Nachhaltigkeit. Dafür strebt der Pro- der beheizbaren Lkw-Rampen, mit denen auch in kälte- jektentwickler nicht nur die Nachhaltigkeits-Zertifizie- ren Jahreszeiten eine problemlose Andienung der obe- rung nach „BREEAM – Very Good“ an, bei der die öko- ren Ebene gewährleistet ist. Die Fertigstellung der Im- logische Qualität z. B. von Materialien, Wasser und mobilie ist für Ende 2021 vorgesehen. ■ Four Parx/Red 13 5,5 ha ha 13m Professionals at the waterfront Handling and Warehousing ► General cargo ► Iron products ► Heavy lifts ► Steel products Quay Operation and Warehousing Wallmann & Co. (GmbH & Co. KG) Pollhornweg 31-39, D-21107 Hamburg Phone: +49(0)40-7 52 07-0 Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 15
■ GRÜNE LOGISTIK Hamburg strebt mit dem Smooth Ports Projekt eine nachhal- tige Reduzierung der Co2-Emissionen im Hafen an. Reibungslose und Effiziente © iStock/ baona Transportflüsse für die Umwelt Ineffizienter Straßenverkehr in Hafengebieten verursacht CO2-Emissionen. Diesem Problem widmet sich das Interreg-Europe Projekt Smooth Ports unter anderem in Hamburg. Jeder kennt es: Lkw-Staus so weit das Auge reicht – reits zahlreiche vielversprechende Maßnahmen zur besonders im und um den Hamburger Hafen. Zu Stoß- Reduzierung von Treibhausgasen identifiziert wer- zeiten ist hier kaum ein Durchkommen. Das ärgert den. In der Kategorie Verkehrsmanagement verspre- nicht nur die Berufspendler auf dem Weg in den Feier- chen Maßnahmen wie „DIVA“ oder „Slot Booking abend oder die Lkw-Fahrer, die strikte Slots einhalten Platform“ eine hohe Wirksamkeit, um einen rei- müssen. Auch die Umwelt leidet unter den ständig lau- bungsloseren Verkehrsfluss im Hafengebiet zu ge- fenden Motoren, den damit einhergehenden CO2- währleisten. Kombiniert mit einem intelligenten Con- Emissionen und der Lärmbelästigung. In einem ganz- tainermanagement, das durch digitale Lösungen wie heitlichen Ansatz möchte Smooth Ports genau das MYBOXBPLACE oder EVE (Effektive Darstellung vermeiden und involviert Stakeholder aus Verwaltung, der Verkehrssituation) gewährleistet wird, kann die Hafenwirtschaft und dem Logistikgeschäft entlang der gesamten Wertschöpfungs- Die Projektpartner sind kette, um langfristig einen Hamburg aus Bulgarien, Frankreich, reibungslosen und effizien- Italien und Deutschland. ten Transportfluss zu er- möglichen. Der Fokus liegt auf der Optimierung von Verfahren für die Abferti- Nantes gung von Gütern, Informa- tions- und Kommunikations- Monfalcone technologielösungen für Varna verkehrs-bezogene Hafen- Livorno aktivitäten und der Erfor- schung alternativer Kraft- stoffe. Zwischen 2014 und 2020 konnten im Rahmen des europäischen Projekts be- 16 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
GRÜNE LOGISTIK ■ Anzahl der Leercontainertransporte minimiert und das Smooth Ports Projekt ein wertvoller Beitrag zur Staus vermieden werden. Umsetzung des vorliegenden Klimaplans und zur Errei- Eine Umfrage im Rahmen des Projekts zeigt nun, chung des Ziels, den Hamburger Hafen bis 2050 kli- welche Maßnahmen zur CO2-Reduzierung im Ham- maneutral zu gestalten. ■ Lea Mentzel burger Hafen auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht erfolgsversprechend sind. Die Stakeholder gaben an, dass sie im Moment in erster Linie die Prozess- konsolidierung (Border One-Stop-Shop, BOSS) un- terstützen würden, in zweiter Linie alternative Tech- nologien und Kraftstoffe und in letzter Linie andere Maßnahmen wie das nachhaltige Fahren. Für die Prozesskonsolidierung gibt es inzwischen sogar kon- krete Pläne: In Deutschland wird Hamburg vorange- Smooth Ports ist ein Interreg-Europe Projekt, hen und im nationalen Pilotprojekt „Border One Stop welches die Reduzierung von CO 2 -Emissionen durch Shop“ (BOSS) die veterinär- und lebensmittelrechtli- LKW in Hafengebieten anstrebt. Für Hamburg koordi- chen Einfuhrkontrollen, die Pflanzengesundheitskon- niert die Behörde für Wirtschaft und Innovation als trollen, die Konformitätskontrollen und die Zollkont- Lead Partner die Projektaktivitäten. Weitere Partner rollen am Standort Waltershof/Finkenwerder Straße, sind neben Hafen Hamburg Marketing e.V. die Hafen- an dem bisher schon das Zollamt Hamburg tätig ist, verwaltungen von Livorno (IT), Nantes Saint-Nazaire zusammenführen. (FR), Monfalcone (IT) und Varna (BG). Weitere All diese innovativen Ansätze führen zu einer Reduzie- Informationen zu Smooth Ports finden Sie unter rung von unnötigen CO2-Emissionen. Für Hamburg ist www.interregeurope.eu/smoothports. Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 17
■ GRÜNE LOGISTIK Grüner Wasserstoff für saubere Mobilität Er kam wie ein Phönix aus seiner Asche – der grüne Wasserstoff. Auf einmal scheint es eine Energiequelle zu geben, die nachhaltig für saubere Luft sorgt, solange die Herstellung mit regenativen Quellen gesichert ist. Jetzt muss intensiv an der gesamten Wertschöpfungskette gearbeitet werden. Bereits seit einigen Jahren gibt es Versuche Wasser- mann, Senator für Wirtschaft und Innovation, bereits stoff (H2) unter anderem als alternativen Kraftstoff zu im September 2020 an. Im Grußwort bei einer Veran- etablieren. Das Problem: die Energieeffizienz liegt bei staltung des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoff- gerade mal etwa 60 Prozent im Vergleich zum Diesel. zellenverbandes sagte er: „Das Thema Wasserstoff Zudem wird beim Herstellungsprozess sehr viel Ener- ist endlich aus seiner Nische herausgetreten und hat gie benötigt. Eine echte positive Bereicherung im sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der internatio- Konglomerat erneuerbarer Energien ist Wasserstoff nalen Zukunftsthemen entwickelt. Hamburg hat sich erst, wenn er auch mit regenerativen Stromquellen hier bereits gut aufgestellt. Ich glaube, der Schlüssel produziert wird. Das scheint jetzt zunehmend zu ge- des Wasserstoffs liegt nicht nur in der ausreichenden lingen. Insbesondere der zu viel produzierte Strom Erzeugung – idealerweise aus regenerativen Quellen der Offshore-Anlagen in der Nordsee könnte dazu – sondern vor allem in der Anwendung.“ Für den Se- beitragen, dass Wasserstoff einen bisher nicht dage- nator gilt es, jetzt eine Wasserstoffwirtschaft mit ho- wesenen Boom erlebt. her Priorität aufzubauen: „Mein Ziel ist es, dass Ham- Erste Weichen wurden bereits vor zwei Jahren ge- burg hier eine entscheidende Rolle spielt.“ stellt. Damals unterschrieben Bremen, Hamburg, Nie- dersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schles- DER NORDEN WILL VON H2 PROFITIEREN wig-Holstein eine gemeinsame Wasserstoffstrategie. Hamburg und die gesamte Metropolregion wollen da- © Hyundai/iStock-remotevfx/Elbreklame Darin ist auch festgelegt, dass bis zum Jahr 2025 in her vom neuen Boom auch im Hafen profitieren. „Der Norddeutschland mindestens 500 Megawatt und bis Hafen ist einerseits Testfeld für Wasserstofftechnolo- zum Jahre 2030 mindestens fünf Gigawatt Elektroly- gien zum Beispiel in der Schifffahrt. Die HPA möchte seleistung zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in- als nächsten Schritt einige Schiffe der Flotte Ham- stalliert sein sollen. Für die Bundesländer gilt es jetzt burg mit Brennstoffzellentechnik ausrüsten. Anderer- ein komplettes System hochzufahren. Das beginnt seits bieten die vielen Industrieanlagen genügend Po- bei der Produktion, geht über den Aufbau einer Infra- tenzial, um in großem Umfang CO2 einzusparen, struktur bis hin zu den Nutzern. indem man auf Wasserstofftechnologie umstellt. Das Wie wichtig der grüne Wasserstoff für die Hanse- zeigen Beispiele aus der Aluminiumproduktion oder stadt werden könnte, deutete Michael Westhage- der Stahlproduktion. Moorburg bietet die Chance, 18 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
GRÜNE LOGISTIK ■ Hyundai ist bisher einer der wenigen Hersteller, die in Europa LKW mit Wasser- stoffantrieb bereits ausgeliefert haben. Die Testflotte ist in der Schweiz unterwegs. Kern einer großen Elektrolyseanlage zu werden“, sagt mineralölbasierten Spezialprodukten, die als Paraffi- Ingo Egloff, Vorstand bei Hafen Hamburg Marketing. ne, Weiß- oder Prozessöle für die Weiterverarbeitung Dass Wasserstoff auch gut in der Chemieindustrie in Käserinden, Lippenstiften, Druckfarben oder Auto- eingesetzt werden kann, beweist H&R Ölwerke reifen genutzt werden. Schindler (H&R). Das Unternehmen hatte bereits im Doch bevor es in Hamburg losgehen kann, müssen November 2017 an ihrem Raffineriestandort in Ham- noch einige Hausaufgaben erledigt werden. „Die Hä- burg die damals weltgrößte regelflexible Wasser- fen sollten bewusst im Rahmen einer prozessopti- stoff-Elektrolyseanlage in Betrieb genommen. Sie mierten Ansiedlungsentwicklung entscheiden, be- kann beispielsweise bei überschüssigem Windstrom stimmte Flächen und Bereiche konkret für die sehr schnell hochfahren und bei Flaute für eine Stun- Einrichtung der Cluster beziehungsweise Wasser- de abschalten. Das Unternehmen nutzt den Wasser- stoff-Hubs zur Verfügung zu stellen“, empfiehlt Frie- stoff als Prozesskomponente für die Herstellung von derike Berg-Packhäuser, Rechtsanwältin bei Berg- Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 19
■ GRÜNE LOGISTIK © iStock/remotevfx „Für die Anwenderseite müssen Skalierungs- und Einsatzpotenziale präzisiert werden, damit die betreffen- den Unternehmen grünen Wasserstoff auch wirtschaft- lich einsetzen können.“ © Privat Peter Lindlahr, Geschäftsführer bei hy Solutions Packhäuser und Kollegen und ergänzt: „Gerade auch te die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette bei deren Vermarktung sollten dann unbedingt beste- von der Erzeugung über die Speicherung und den hende Ausschreibungspflichten nach Vergaberecht, Transport abgebildet werden. Kartellrecht und Beihilferecht beachtet werden.“ Doch bevor es soweit ist, stellen sich noch einige pla- Ein politisch willkommenes Projekt könnte jetzt am nungs- und genehmigungsrechtliche Fragen, die mög- stillgelegten Kohlekraftwerk Moorburg entstehen. lichst bald auch von der gesetzlichen Seite angegan- Die Unternehmen Shell, Mitsubishi Heavy Industries, gen werden müssen. „Der Gesetzgeber sollte Vattenfall und die kommunale Wärme Hamburg pla- möglichst schnell Rechtssicherheit schaffen. Dafür nen, wie sie künftig gemeinsam Wasserstoff aus sollten Sicherheitsstandards definiert werden. Zudem Wind- und Solarkraft am Standort Moorburg gewin- bedarf es einer klaren Einordnung von Wasserstoffan- nen könnten. Die Voraussetzungen dafür sehen gut lagen in die bestehenden Rechts- und Planungsvor- aus. Das Kraftwerk ist an das nationale 380.000 Volt schriften“, sagt Christian Kahle, Rechtsanwalt und Übertragungsnetz als auch an das 110.000 Volt-Netz der Stadt Hamburg angeschlossen. Zudem können Schiffe hier direkt anlegen. So planen die vier Akteu- re einen Green Energy Hub. Er soll einen Elektroly- seur mit einer noch skalierbaren 100 Megawatt Leistung erhalten. Zudem soll untersucht werden, ob das Gelände für eine Energieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien genutzt werden kann. Auch über Speichermöglichkeiten und künftige Logistik- ketten wollen die Unternehmen nachdenken. Wenn alles gut läuft, könnte es 2025 losgehen. Dann könn- © Daniel Reinhardt / Senatskanzlei Hamburg © Daniel Reinhardt / Senatskanzlei Hamburg „Das Thema Wasserstoff ist endlich aus seiner Nische herausgetreten.“ Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft und Innovation der Hansestadt Hamburg 20 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
GRÜNE LOGISTIK ■ Das Projekt Westküste 100 will nach Möglichkeit die komplexe Wertschöp- fungskette für Wasserstoff abbilden. Das beginnt bei der Produktion geht über eine Speicherung WESTKÜSTE Grüner und und Wasserstoff Verwendung des Stoffes in Dekarbonisierung imunterschiedlichen Bereichen industriellen Maßstab 100 bis hin zur Nutzung der Abwärme, die bei der Produktion entsteht. - be w er t H Ge ebi e 2 0 H 20 rm e g wä tz e Ab ne s Ga e ysl ro kt s le a G in E z ore n e fsh B Of ind W O m 2 ro H2 st n rü n G si ie ro er e e) K n ffi ff nw e e to le off ch © Jonas rs Ra o h st t i s se (K eib he as Tr nt Sy OH n tio Me uk od t l pr en ng m y f u e a l tu Ze : Ox Absp n- CO 2 ne b O2 : CO 2 ver trie e Ka b rg se - he ol u nt a n b m Sy th a e H M n fe a h g lu F © K+S www.westkueste100.de Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 21
■ GRÜNE LOGISTIK © iStock/remotevfx Partner bei BRL Boege Rohde und Luebbehausen. die betreffenden Unternehmen grünen Wasserstoff Darüber benötigt es für den Aufbau klare Strukturen auch wirtschaftlich einsetzen können, ergänzt er und und Zielsetzungen. „Angesichts der Bandbreite mög- schlägt gleich ein paar Möglichkeiten vor: „Konkrete licher Anwendungen, der Komplexität der hierbei Instrumente hierbei sind steuerliche Erleichterungen noch vor uns liegenden Herausforderungen sowie der wie Sonderabschreibungen, Incentives im Bereich sehr hohen Erwartungen an die Rolle von grünem der Betriebsmehrausgaben sowie eine massive Kos- Wasserstoff im künftigen Energiesystem sollte es ei- tendegression infolge von Skaleneffekten.“ ne klare Fokussierung und Prioritätensetzung geben“ fordert Peter Lindlahr, Geschäftsführer bei hy Solu- H2-HUB NEUMÜNSTER IM AUFBAU tions. Daher müssen für die Anwenderseite Skalie- Darauf wollen einige Unternehmen im Umkreis von rungs- und Einsatzpotenziale präzisiert werden, damit Neumünster nicht warten. Als First-Mover haben sie © Clean Logistics Umgerüstete LKW Das Hamburger Unternehmen Clean Logistics will etwa eine Reichweite von 500 bis 600 Kilometer Diesel-LKW und Busse auf Wasserstoff-Antrieb haben. umrüsten. Sobald die Zulassung vorhanden ist, Um die Tanks auf dem Fahrzeug unterzubringen, können sie loslegen und noch vor den etablierten kappt Clean Logistics den Rahmen und setzt daran Herstellern am Markt sein. einen passend konstruierten Achsblock. Dadurch Es ist wie so oft das Henne-Ei-Prinzip. Selbst wenn wird die Zugmaschine um 60 Zentimeter verlän- Transportunternehmen gern auf alternative Antrie- gert. Die Batterie liegt auf der Vorderachse, die be umrüsten wollten, fehlt es an Fahrzeugen und Brennstoffzellen kommen auf die Höhe der Tanks oft auch an der Infrastruktur. Um hier einen Aus- und die Wasserstofftanks setzt das Unternehmen weg zu finden, haben Dirk Graszt und Dirk Leh- hinter die Fahrerkabine. mann vor ein paar Jahren begonnen, einen LKW zu Der Plan steht und die Clean Logistics steht in den entwickeln, der mit Wasserstoff angetrieben wird. Startlöchern. Jetzt fehlt nur noch die Genehmi- Die Idee dabei ist es, herkömmliche LKW mit ei- gung für einen verlängerten Rahmen. Die soll bald nem Dieselantrieb umzurüsten. Ausgestattet wer- kommen. Dann kann es endlich losgehen. den die Fahrzeuge mit sechs Wasserstofftanks à Etwas weiter ist das Unternehmen bereits bei der 43 Kilogramm bei 350 bar aus und einer elektrisch Umrüstung von Bussen. So baut Clean Logistics angetriebenen Hinterachse. Hinzu kommt eine Bat- für die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft und terie, die die Rückgewinnung der Bremsenergie das Land Brandenburg in diesem Jahr zwei Busse speichert. Insgesamt soll eine Zugmaschine dann um. 22 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
GRÜNE LOGISTIK ■ sich zusammengeschlossen, um ein wasserstoffba- telzugmaschinen sowie Verteiler-LKW mit 12 bezie- siertes Transport-Hub zu schaffen. Im Fokus steht hier- hungsweise 18 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht bei der Landverkehr. Mit dabei sind Handelsunterneh- zusammensetzen. Die Zahl der LKW ist dabei nicht men wie Edeka und Netto, die Abfallwirtschaft MBA willkürlich gewählt, denn um eine Tankstelle betrei- Neumünster, Logistikunternehmen wie Christian Cars- ben zu können, sollen frühzeitig täglich 800 Kilo- tensen und Herbert Voigt, der Fachgroßhändler Henry gramm Wasserstoff umgesetzt werden. So müssen Kruse, das Bauunternehmen Ernst Krebs sowie Clean bei einem Fassungsvermögen von 35 bis 40 Kilo- Logistics und der Projektentwickler und Betreiber Hy- gramm H2 pro LKW täglich möglichst alle zum Tan- pion. „Es ist sehr wichtig ein ganzheitliches System ken kommen. Ein realistischer Ansatz, kommt doch über die gesamte Wertschöpfungskette abzudecken. ein Fahrzeug mit dem alternativen Kraftstoff im Mo- Das beginnt bei der Produktion des grünen Wasser- ment etwa 400 bis 500 Kilometer weit. stoffs, geht über den Aufbau und die Verteilung einer Den Kraftstoff könnte dabei die Raffinerie Heide liefern. Tankstellen-Infrastruktur und endet bei den Nutzern“, Dort entsteht das sogenannte Reallabor Westküste erklärt Holger Matzen, zuständig für erneuerbare Ener- 100, dessen Kernelement im ersten Schritt ein 30-MW- gien beim Logistikunternehmen Herbert Voigt. Elektrolyseur sein wird, in dem aus Wasser mittels Die Projektbeteiligten wollen grünen Wasserstoff als Windkraft Wasserstoff gewonnen wird – eine komplett alternativen Kraftstoff in einer konzertierten Aktion in CO2-freie Produktion. Die Verantwortlichen in Heide dem Bundesland etablieren. „Es wird ein Netz von wollen es dabei nicht belassen. Geplant ist eine Sekto- sieben bis zehn Tankstellen aufzubauen sein. In ei- renkopplung. Zudem soll die Wärme, die bei der Produk- nem ersten Schritt wollen die Mitglieder im Schulter- tion entsteht, in das Gewerbegebiet abgegeben werden schluss eine Flotte von 20 Brennstoffzellen-LKW an- und der Sauerstoff wird Teil bei der Zementproduktion schaffen. Bis zum kommenden Jahr könnten die in der Region. Das prozessbedingte CO2 aus der Her- ersten zehn LKW rollen“, sagt Stefan Rehm, Develop- stellung wiederum soll bei der Produktion von syntheti- ment Director bei Hypion. Diese sollen sich aus Sat- schem Kerosin genutzt werde. ■ Ralf Johanning Was Deutschland braucht, bewegt die HHLA. WasDeutschland Was Deutschland braucht, braucht, Als eines der führenden europäischen Logistikunternehmen bringen wir Waren und Güter in Bewegung – und die Transport- ströme in Fluss. Mit Verantwortung. Mit Verlässlichkeit. Und mit Nähe zu unseren Kunden. Als logistischer Knotenpunkt und bewegt die die HHLA. HHLA. Teil der Versorgungsinfrastruktur sorgen wir auch in schwierigen Zeiten für Stabilität in Deutschland. Wir sind Bindeglied bewegt zwischen lokalen und globalen Märkten sowie der Logistik von heute und morgen. Denn: Die HHLA ist das Tor zur Zukunft. Als eines der führenden europäischen Logistikunternehmen bringen wir Waren und Güter www.hhla.deAls in Bewegung – und die Transportströme in Fluss. Mit Verantwortung. Mit Verlässlichkeit. #TorZurZukunft eines der führenden europäischen Logistikunternehmen bringen wir Waren und Güter Und mit Nähe zu unseren Kunden. Als logistischer Knotenpunkt und Teil der Versorgungs- in Bewegung – und die Transportströme in Fluss. Mit Verantwortung. Mit Verlässlichkeit. infrastruktur sorgen wir auch in schwierigen Zeiten für Stabilität in Deutschland. Wir sind UndBindeglied mit Nähezwischen zu unseren Kunden. Als logistischer Knotenpunkt und Teil der Versorgungs- lokalen und globalen Märkten sowie der Logistik von heute und morgen. infrastruktur Denn: Die HHLA ist das Torinzur sorgen wir auch schwierigen Zukunft. Zeiten für Stabilität in Deutschland. Wir sind Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 23 Bindeglied zwischen lokalen und globalen Märkten sowie der Logistik von heute und morgen.
■ GRÜNE LOGISTIK Transporte auf dem grünen Weg Mit TFGreen – THE GREEN WAY hat TFG Transfracht eine umfangreiche Nachhaltigkeitsstrategie ins Leben gerufen. Damit setzt sich das Unternehmen aktiv für den Klimaschutz in der containerisierten Seehafenhinterlandlogistik ein. Ökologisches Handeln und wirtschaftliches Wachs- Konzepte geht der Logistikdienstleister mit großen tum müssen sich nicht ausschließen. Das zeigt TFG Schritten in diese Richtung. Allein durch das Verla- Transfracht, die mit über 250 wöchentlichen Abfahr- gern von 900.000 Lkw-Transporten von der Straße ten die wichtigsten Hinterlandterminals im DACH- auf die Schiene werden jährlich rund 360.000 Tonnen Raum verbindet und trotzdem auf Umweltschutz CO2 eingespart. baut. In diesem Zusammenhang verfolgt das Unter- nehmen ein klares Ziel: „Unsere Vision ist es, der ers- BAHN FREI FÜR KLIMANEUTRALITÄT te Operateur für komplett CO2-freie Schienentrans- Im Vergleich zum Transport auf der Straße lassen porte und klimaneutrale Straßenverkehre zu sein.“, sich durch Schienengüterverkehre bereits 80 Pro- sagt Frank Erschkat, Sprecher der Geschäftsführung zent der CO 2-Emissionen einsparen. Das weiß auch TFG Transfracht. Durch konkrete interne und externe TFG und macht die Bahn zum Transportmittel der 24 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
GRÜNE LOGISTIK ■ © TFG Wahl. Nicht nur die Frachtverlagerung ist hier ein gestalten und legt daher auch Wert auf umwelt- zentrales Thema, denn TFG möchte seinen Kunden freundlichere Lkw-Transporte. Da sich manche Emis- ermöglichen, „aktiven Umweltschutz zu betreiben sionen im Vor- und Nachlauf zur Schiene und beson- und Umweltverbesserer zu werden“, erklärt ders auf der letzten Meile nur schwer vermeiden Erschkat. Das gelingt unter anderem mit TFGeco lassen, ergänzt TFG das Produktportfolio um den train, der durch den Einsatz von Ökostrom 100 Pro- TFGeco truck. Hier werden die zu kompensierenden zent CO 2-frei fährt. Dieser klimafreundliche Trans- Emissionen genau berechnet, um anschließend diver- port wird bereits auf allen innerdeutschen und öster- se nachhaltige Projekte zu fördern, die den Ausbau er- reichischen Strecken realisiert. Weitere Schrauben, neuerbarer Energien unterstützen. Außerdem wer- an denen TFG in Sachen Klima dreht, sind zum Bei- den ausschließlich schadstoffarme, lärmreduzierte spiel die Erhöhung der Zugauslastung, die Umrüs- und energiesparende Fahrzeuge eingesetzt. tung auf Flüsterbremsen oder die aktive Förderung Mit TFGreen hat der Logistikdienstleister eine ganz- der Modernisierung von Schienenfahrzeugen. heitliche Nachhaltigkeitsstrategie initiiert. „Auch un- sere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten tägli- KOMPENSATION AUF DER STRASSE chen Beitrag zur Umsetzung unserer internen Im Rahmen der TFGreen-Initiative will TFG einen TFGreen-Maßnahmen – für eine umweltfreundlichere möglichst großen Teil der Transportkette klimaneutral TFG“, ergänzt Erschkat. ■ Lea Mentzel Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 25
■ GRÜNE LOGISTIK Umweltfreundlich auf die andere Seite Die Greenferry I, ein mit Flüssiggas angetriebenes Fährschiff, nimmt im März zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven ihren Betrieb auf. Profitieren sollen vor allem die verladende Wirtschaft und Speditionskunden, die die Elbe über die neue Verbindung schneller überqueren können. Für Heinrich Ahlers ist es ein jahrelanges Anliegen, die geht’s direkt von der Fähre auf die B5 oder umge- Fährverbindung Brunsbüttel–Cuxhaven wieder zu star- kehrt“, sagt Brandt, der unter anderem für die neuen ten. „Ich habe bereits 2004 probiert, die Fähre zu akti- Antriebsmöglichkeiten verantwortlich ist. vieren. Damals scheiterte es am Geld“, erinnert er Zum Einsatz kommt ein mit Flüssiggas angetriebenes sich. Im März wird nun die Greenferry I vom Heimatha- Fährschiff. Liquefied Natural Gas (LNG) gilt als umwelt- fen Cuxhaven aus ihre Jungfernfahrt antreten. Betrei- freundliche Alternative zu konventionellen Kraftstoffen ber der Fährlinie ist die Elbferry GmbH und Co. KG, de- wie Schweröl und Schiffsdiesel, da es nur geringe ren Gesellschafter die Reederei Strahlmann und die Mengen an Emissionen und Schadstoffen in der Luft auf erneuerbare Energietechnologien spezialisierte verursacht. Bei dem 130 Meter langen Schiff handelt MTB new energy sind, beide mit Sitz in Brunsbüttel. es sich um die 14 Jahre alte aus Norwegen stammen- Ahlers, der über reichlich Erfahrung im Fährverkehr so- de Fähre „Fanafjord“, die für ihr neues Einsatzgebiet wie in der Hafen- und Logistikwirtschaft verfügt, und umfangreich renoviert wurde. seine Mitgeschäftsführer Das Schiff mit Platz für Christian Strahlmann und 600 Passagiere sowie 28 Tim Brandt sind über- Lkw und 150 Pkw oder zeugt, dass die neue Über- 212 Pkw soll im Drei-Stun- fahrt vor allem für Lkw ein den-Takt zwischen Bruns- Gewinn sei, denn „bei un- büttel und Cuxhaven an serer Fähre muss keiner Technische Daten der Mündung der Elbe ver- warten, wer gebucht hat Länge: 129,50 Meter Bauwerft: Aker Brattvaag kehren. „Die Fähre ist mit kommt garantiert mit.“ Breite: 19,20 Meter Geschwindigkeit: 21 Knoten 21 Knoten so schnell, dass Die Betreiberin der Linie Tiefgang: 4,50 Meter Treibstoff: Flüssiggas (LNG) sie die Fahrzeit von 60 Mi- plant vor allem mit Fracht- Baujahr: 2007 nuten auf der 15,5 Seemei- kunden, die dann nicht len langen Strecke zwi- mehr den langen, baustellen- und zeitintensiven Weg schen den beiden Hafenstädten immer schafft, egal durch den Hamburger Elbtunnel oder andere weiter welche Strömungs- oder Windverhältnisse herrschen“, entfernte Elbquerungen nehmen müssen. „Auf der sagt Strahlmann. Wer die Verbindung nutzen will, kann niedersächsischen Seite kommt man direkt von unse- sein Ticket online, per Mail, telefonisch oder auch direkt rem Terminal auf die A27 und in Schleswig Holstein vor Ort buchen. ■ Nicole de Jong © Uwe Jacob/Elbreklame 26 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
GRÜNE LOGISTIK ■ „Wir haben ein Energiesystem entwickelt, das als Blaupause für nahezu alle Binnen- und Küstenschiffe dienen kann“. © TU Berlin Elektra fährt emissionsfrei Das neuartige Schubboot wird künftig mit Strom aus der Brennstoffzelle versorgt. Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft will das von der TU Berlin entwickelte Binnenschiff noch in diesem Jahr zwischen Berlin und Hamburg erproben. Die Technische Universität (TU) Berlin entwickelt der- Beim Überholen oder falls der Verband stark Abbremsen zeit das weltweit erste emissionsfreie Schubboot na- muss, weil zum Beispiel ein Hindernis auftaucht, kommt mens Elektra. Es soll im Laufe dieses Jahres für die Ber- zusätzlich der Akku zum Einsatz. Antrieb und Bordnetz liner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (Behala) auf den des noch im Bau befindlichen Schubbootes sind für die Binnenwasserwegen zwischen Berlin und Hamburg er- circa 400 km lange Strecke von Berlin nach Hamburg aus- probt werden. „Das Projekt ist für uns von besonderer gelegt. Das heißt, die Elektra kann fahren, ohne unter- Bedeutung, weil wir mit unseren Standorten im Zent- wegs Energie aufnehmen zu müssen. An Bord sind drei rum der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg liegen. Brennstoffzellen mit jeweils 100 kW Leistung und nutz- Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit im Ballungs- barem Wasserstoff von 750 kg bei 500 bar in sechs aus- raum spielen für uns eine tauschbaren H2-Flaschen- große Rolle“, sagt Klaus- bündeln. Diese können Günter Lichtfuß, Leiter Lo- per Lkw-Trailer oder Bahn gistik bei der Behala, die aus der Region am jeweili- auch in der Binnenschiff- gen Hafen angeliefert wer- fahrt ein Zeichen setzen will. den. Der Austausch per „Wir haben ein Energiesys- Hafen- oder Bordkran dau- tem entwickelt, das als Blau- ert 30 Minuten bis eine pause für nahezu alle Bin- Stunde. „Der Akku, den nen- und Küstenschiffe wir an Bord haben, ist rela- dienen kann“, erläutert Pro- tiv groß, weil die Elektra jektinitiator Prof. Gerd Hol- bach von der TU Berlin. Das Technische Daten im Tagesbetrieb in Berlin 65 km auch rein akku-elek- Grobkonzept sah vor, Kom- Länge: 20 m Brennstoffzelle: 3 x 100 kW trisch fahren soll“, sagt der Breite: 8,2 m Wasserstoffbündel: 6 x 125 kg ponenten zu verwenden, die Professor. Das Energie- Tiefgang: 1,25 m bei 500 bar es schon gibt. Die Konstruk- Verdrängung: ca. 135 t Akkukapazität: ca. konzept dieses Schiffes 2,5 MWh teure greifen dabei zur Antrieb: 2 x 200 kW Quelle: TU Berlin umzusetzen, stellte die Stromerzeugung auf eine Projektpartner vor große Brennstoffzelle sowie einen Akku mit 2,5 MWh zurück. Herausforderungen. „Wir haben sehr bewusst ein sehr „Wir halten mit der Brennstoffzelle so viel Leistung vor, umfangreiches und langfristiges Erprobungsprogramm wie das Schiff im Normalfall bei circa 8,5 km/h Fahrge- vorgesehen, um dieses Konzept zur Marktreife zu führen schwindigkeit benötigt“, erläutert der studierte Schiffs- und sind daher sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt“, techniker. fügt Lichtfuß hinzu. ■ Nicole de Jong Port of Hamburg Magazine | März 2021 | 27
■ GRÜNE LOGISTIK DHL will Klimaauswirkungen nicht nur kompensieren, © DPDHL sondern direkt innerhalb des Transportsektors vermeiden. DHL schafft Dekarbonisierung durch Paradigmenwechsel Der globale Frachtverkehr ist heute für 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich (11 Prozent, wenn man die Emissionen von Logistikstandorten einbezieht). Wenn es so weitergeht wie bisher, werden sich die Emissionen bis 2050 verdoppeln, da die Nachfrage im Transportwesen in diesem Zeitraum voraussichtlich um das Dreifache steigen wird. Im Jahr 2018 flossen nur 0,2 Prozent des Gesamtbe- alles direkt durch eine grünere Alternative ersetzt trags von 269 Millionen US-Dollar aus freiwilligen Kli- werden kann, ermöglicht das Carbon-Insetting die maschutzkompensationen in den Transportsektor. Der Bündelung von Geldern verschiedener Interessen- überwiegende Teil dieser Mittel wurde in Forstwirt- gruppen, die in einen ökologischeren Transportmodus schaft, erneuerbare Energien und andere Kompensati- investieren wollen, unabhängig davon, an welchem onsprojekte investiert. Diese Projekte haben selbstre- Standort sie sich befinden und auf welchem Weg sie dend ihre Daseinsberechtigung, aber sie reduzieren Waren transportieren. weder die vom Verkehrssektor selbst emittierten Treib- Alternative, nachhaltige Kraftstoffe wie Wasserstoff hausgase noch die Begleitschadstoffe wie Ruß, Ozon und Biokraftstoffe sind zwei Beispiele dafür, wie wir uns und Stickoxide. Solche „Carbon-Offsetting-Projekte“ in Richtung einer grüneren Logistik bewegen können. kompensieren die Klimaauswirkungen in einem Pro- Um die Entwicklung und Nutzung dieser Kraftstoffe vo- jekt zur CO2-Reduzierung außerhalb des Sektors, in ranzutreiben, werden nicht nur neue Fahrzeug- und dem die Auswirkungen auftreten. Ein „Carbon-Inset- Schiffsflotten benötigt, sondern auch eine neue Infra- ting-Projekt“ hingegen senkt die CO2-Emissionen in struktur für die Kraftstoffproduktion und -verteilung. Die dem Sektor, in dem sie emittiert werden. Damit er- Erneuerung von Flotten, die Nachrüstung von Motoren schließt das Carbon-Insetting Unmengen ungenutztes und die Steigerung der Effizienz sind weitere Lösungen, Potenzial. Wenn diese Methode richtig und in großem die – in großem Maßstab angewandt – zu langfristigen Maßstab eingesetzt wird, könnte das zu einer signifi- strukturellen Verbesserungen in der gesamten Logistik- kanten Verschiebung hin zu umweltfreundlicheren Lo- kette führen und den CO2-Fußabdruck der Branche gistiktechnologien führen, die den CO2-Fußabdruck deutlich senken würden. Natürlich spielt die Seelogistik der Industrie stark reduzieren könnten. Obwohl nicht dabei eine entscheidende Rolle. 28 | Port of Hamburg Magazine | März 2021
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