CHORTirol - Chorverband Tirol
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
CHORTirol CHORMAGA ZIN DES TIROLER SÄNGERBUNDES A U S G A BE 1 | 2 0 21 W W W.T S B .T I R O L SCHWERPUNKT KULTUR, CHOR Ehrenamt und Wirtschaft UND WIRTSCHAFT WK-Präsident Walser im Interview Chorprobe goes online Chormusik ist für die heimische Wirtschaft nicht von Gastkommentar von Bundespräsident Bedeutung, oder etwa doch? Wir haben nachgeforscht. Alexander Van der Bellen
CHOR TIROL INHALT CHOR Tirol AUSGABE 1 | 2021 14 Covid und Kultur – STANDARD Artikel vom 26.01.2021 6 Interview mit Christoph Walser, Wirtschaftskammerpräsident Tirol 20 Ehrenamt und Wirtschaft 9 Wirtschaftsfaktor Kultur 12 Notenbesprechung 16 Statements von Präsident*innen und IMPRESSUM Obleuten der Chorverbände Die Redaktion behält sich eventu- elle Kürzungen und sprachliche Chor Tirol Abänderungen der zugesandten Chormagazin des Berichte vor. 18 Chorprobe goes online Tiroler Sängerbundes tsb digital Ausgabe 1/2021 Sprechstunden: Landesobmann und Landes Inhaber und Sitz der Redaktion: chorleiter: Nach Vereinbarung Tiroler Sängerbund 22 Literaturempfehlung Universitätsstraße 1 Blattlinie: 6020 Innsbruck Aktuelle Informationen zum natio- ZVR:865651825 nalen und internationalen Chorwe- 23 Hörgenuss – Das sollte man kennen. Für den Inhalt verantwortlich: sen; erscheint viermal jährlich Landesobmann Manfred Duringer Nächste Ausgabe: Juni 2021 24 Nachlese Redaktion: Viktor Schellhorn Redaktionsschluss: 10. Mai 2021 25 Rezept Grafik / Layout: Raphael Perle, hello@raphael-m.at Kontaktadresse: Tiroler Sängerbund 26 Chorleiter*innenausbildung Fotos: Tiroler Sängerbund, TSV Seefeld- Universitätsstr. 1 6020 Innsbruck Leutasch Martin Ritzer, Target T 0512 588801 Group Springer, pexels.com, Brigit- M sekretariat@tsb.tirol 27 Prinzip Hoffnung | Vorschau te Luftensteiner, vecteezy.com www.tsb.tirol
Foto: Peter Lechner GASTKOMMENTAR Alexander Van der Bellen Bundespräsident Liebe Leserinnen und Leser des Chor Tirol, im letzten Jahr sind viele Teile unseres ist schon bemerkenswert, und ich kann Landes zum Erliegen gekommen. Stillstand nur sagen: Weiter so. Bleiben Sie dran. für Theater, Kinos, weite Teile des Handels Danke, dass Sie trotz allem die Maßnah- und der Gastronomie, Stillstand für den men zur Eindämmung des Coronavirus so Tourismus. Und still wurde es auch dort, gewissenhaft mittragen. Dieses gemein- wo normalerweise laut musiziert und ge- schaftliche Agieren im Sinne des großen sungen wird: Proben blieben aus, Auftritte Ganzen – in der vielstimmigen Harmonie wurden abgesagt, Chöre verstummten. eines Chors – zeichnet ein schönes Bild von uns als Gesellschaft. Wir sitzen nicht nur im selben Boot, wir spielen auch alle DIESE STILLE SCHMERZT MICH in einem Orchester, in dem wir aufeinan- PERSÖNLICH SEHR. der hören und aufeinander schauen. Ich bin mir sicher, so werden wir aus der Stille Ich bin daher unendlich dankbar, dass Sie heraus bald wieder die ersten Töne hören, alle inmitten der Pandemie ihre Stimmen, an denen wir uns alle erfreuen können. ihren Mut und Ihre Kreativität nicht verlie- Ich darf Ihnen an dieser Stelle einen ren. Im Gegenteil, die Chorleitungen set- Satz aus meiner Neujahrsansprache mit- zen sich zusammen, organisieren virtuelle geben, an den ich fest glaube: Treffen und halten den Betrieb beherzt und engagiert aufrecht. Die Sängerinnen und Sänger bleiben in Kontakt, sogar überregi- DIESES JAHR WIRD onale Projekte werden geplant – und auch HOFFENTLICH BESSER! der Nachwuchs kommt nicht zu kurz. Das CHORTirol 3
VORWORT GEDULD UND VERNUNFT BRAUCHEN VIEL ENERGIE! D ie Chortätigkeit (Untätigkeit) wird betreffend Corona Covid 19 auf eine harte, nein, eine sehr harte Probe gestellt. Das ewige Warten und „stillhalten“ fällt uns immer schwerer und Geduld wird immer schwieriger! Trotzdem, bitte nehmt die Tatsache an, dass derzeit Proben, Singen in Messen und Konzerte für Chöre nicht erlaubt ist. Wir sind aber nicht alleine, auch Theater, Blasmusik, Volks- musik und alle Traditionsverbände stehen still. Die Kulturschaffenden und Kulturver- anstalter haben als Erste ihre Aufgaben gemacht und ich kenne in diesem Zusam- menhang keine Fälle mit Clusterbildung. Der Tiroler Sängerbund hat sofort alle Covid 19-Vorschriften umgesetzt. Wir haben auch zwei Corona-Beauftragte, die am WIFI aus- gebildet wurden! Dies hat sich sehr bewährt und bei unseren, damals noch möglichen Fortbildungsveranstaltungen wurde dafür gesorgt, dass NIEMAND der Teilnehmer*in- Manfred Duringer nen in Gefahr einer Ansteckung gekommen ist. ALSO ES GEHT MIT VERNUNFT UND GESUNDEM MENSCHENVERSTAND! Landesobmann Als Servicestelle für unsere über 500 Chöre und Ensembles waren wir stets bereit, vom Stillstand in die Offensive umzuschalten, mehrere Male hat es ja schon so ausge- sehen, dass nun das Singen wieder möglich wird, aber auch wir wurden immer wieder eines Besseren belehrt. Einladungen gingen raus, Säle und Quartiere für die Veranstal- tungen wurden reserviert, aber alles musste wieder storniert und abgesagt werden, ein Los, das viel Energie und Aufwand kosteten. Die letzten Maßnahmen der leichten Lockerung jetzt im Februar lassen uns hof- fen, dass bis zum Frühsommer unsere Planungen wieder realistischer werden, denn wir haben im tsb heuer besonders viel vor! Die Rock-, Pop- und Jazz-Tage, Kinder- & Jugend-Singcamp, Chorleiter-& Singwoche, und vieles mehr, sind bereits bei der Ausschreibung und besonders die nach drei Jahren fällige Generalversammlung mit so manchen Veränderungen steht wieder an. „Innsbruck singt“ und der Chortag im Ok- tober sind weitere Höhepunkte, die wir als Dachverband vorhaben. Auch unsere vielen Chöre werden Veranstaltungen, Konzerte und Ihr geplantes Chorjubiläum nachholen, sodass wir wieder Land auf - Land ab viel Freude mit Chorsingen verbreiten werden! Danke an Alle, die unter diesen schwierigen Zeiten die Geduld nicht verloren haben. Wir müssen nach vorne schauen und unseren Beitrag leisten, dass diese Zeiten nicht wieder kommen. Alles Gute und bleibt gesund Der Landesobmann WENN CORONA ES ZULÄSST, SIND DER TSB UND SEINE CHÖRE DABEI! Stadt Innsbruck: 12. Juni 2021 „Innsbruck singt“ Land Tirol: 11./12./13. Juni 2021 Herz-Jesu-Feierlichkeiten Nähere Infos sobald als möglich auf den tsb Social-Media-Kanälen 4 CHORTirol
VORWORT „Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück, ich brauche weiter nichts als nur Musik, Musik, Musik. Ich brauch kein Schloss um zu wohnen, kein Auto funkelnd und schick, ich brauche weiter nichts als nur Musik, Musik, Musik!“ Liebe Chorleiterinnen und Chorleiter, liebe Sängerinnen und Sänger! W enn man diese Textzeilen des Refrains zu dem bekannten Lied „Musik, Musik, Musik“, die Hans Fritz Beckmann 1939 dichtete und von Peter Kreuder vertont wurden in diesen Tagen so liest, dann bleibt einem die gute Laune des Liedes förmlich im Halse stecken. Viele von uns hätten diese Worte noch bis zum Beginn des Jahres 2020, ohne zu Thorsten Weber zögern, unterschrieben. Natürlich war uns auch damals klar, dass zwar Musik nicht alles ist, aber ohne Musik alles nichts ist. So wird ja auch Mozart oft zitiert. Allerdings Landeschorleiter wusste auch der, ebenso wie viele Musiker zu seinen Zeiten und viele leidgeprüfte Kolleginnen und Kollegen heutzutage, was „Ohne Geld, kaa Musi!“ bedeutet, wenn der Spruch sich auf einmal dreht und es heißt: „Ohne Musi, kaa Geld!“. Vor einem Jahr hat ein Virus und der Umgang unserer Gesellschaft damit von jetzt auf gleich bestimmt, dass die Kultur plötzlich nicht mehr systemrelevant sei. Es war nicht mehr „überlebenswichtig“, jederzeit ins Konzert, Theater, Kino oder Ballett zu ge- hen, die wöchentlichen Chorproben, musikalische Darbietungen bei Fest und Feier, bei Freud und Leid, in Kirche und beim Tourismusevent, konnte man einfach sein lassen und sich sparen. Bleibts dahoam und guat is – das war die Devise. Und abgesehen von ein paar Auf und Abs im letzten Sommer bewegen wir uns, wenn man ehrlich ist, noch immer in diesem unruhigen und ungewissen Fahrwasser. Mir steht hier nicht zu, irgendetwas an den Gründen oder gar den verantwortlichen Per- sonen an entscheidenden Stellen zu kritisieren, aber besorgt darf ich sehr wohl sein. Besorgt um die Zukunft unserer kulturellen Landschaft im hochgepriesenen Musikland Österreich. Ja es gibt Sachen, die wichtig sind, andere wiederum sind lebenswichtig und ganz wenige überlebenswichtig. Jeder von uns wird diese drei Kate- gorien sicher unterschiedlich befüllen. Im Blick auf die Kultur, kann man sagen, dass sie grundsätzlich für alle Menschen „wichtig“ ist oder zumindest sein sollte, für uns Chorleiterinnen und Chorleiter, Sängerinnen und Sänger im Amateurchorbereich ist sie ohne Frage „lebenswichtig“ und für all jene Menschen, die als Kulturschaffende ihr Geld mit ihrer Arbeit verdienen müssen, ist sie eben „überlebenswichtig“. Im Moment wird der Kulturstillstand durch unterschiedlichste Finanzhilfen auf- gehalten – die Kultur befindet sich im übertragenen Sinne an einer „Herz-Lungen-Ma- schine“ und wird künstlich beatmet. Das ist eine sehr kritische Situation, da eben andere Menschen über den Ein-Aus-Knopf herrschen und wir auf ein allgemeines Wohlwollen angewiesen sind. Unser aller ureigener Wunsch als Musikschaffende, Künstlerinnen und Künstler, Chöre und Vokalensembles ist es aber, selbst zu atmen, selbst zu singen, selbst unser Schaffen in der Hand zu haben. Hoffen wir, dass die allgemeine Lage in der Pandemie durch die Vernunft der Bür- gerinnen und Bürger, die Um- und Weitsicht der Politikerinnen und Politiker und das Wissen der Medizin schnell besser wird. Dann dürfen und können wir endlich wieder das machen, mit dem wir zwar nie Millionen verdienen werden, aber was wir brauchen wie die Luft zum Atmen: Musik, Musik, Musik! Euer Thorsten CHORTirol 5
Christoph Walser, Präsident der Wirtschaftskammer Tirol, im Interview „FÜR MICH PERSÖNLICH, UND DAS KOMMT AUS TIEFSTEM HERZEN, GEHÖRT KULTUR ZUM GESELLSCHAFTLICHEN LEBEN GANZ INTENSIV DAZU!“ tsb: Herr Walser, man hat manchmal das Gefühl, die Wirt- Ich habe also mit Unterstützungen der öffentlichen Hand schaft sieht die Kultur mit einem süffisanten Lächeln. in der Kulturszene überhaupt kein Problem, ganz im Gegen- Kultur hat den Anschein, die Einnahmen der öffentlichen teil, ich betrachte es als wichtigen Faktor Hand sind riesig und die Einnahmen der Privatpersonen sind klein, aber die Ausgaben sind riesig. Woran könnte das Wo sehen sie die Musik als wirtschaftlich interessant? ihrer Meinung nach liegen? Die Musikszene hat einen riesigen Wirtschaftsfaktor. Eine Walser: Ich glaube, es ist ein gesellschaftliches Problem, wie Veranstaltung ohne Musik ist nicht einmal die Hälfte wert, man die Dinge darstellt. Klar ist, dass es im Bereich der Kul- den Rahmen einer Veranstaltung gibt immer noch die Musik tur ganz viele gibt, die sehr innovativ sind, aber der Verdienst und deswegen ist diese Musik ganz wichtig. Ein Beispiel ist in der Kultur ist wesentlich schwieriger als in der „normalen“ das kirchliche Brauchtum, das in Tirol sehr ausgeprägt ist, Wirtschaft. Aus diesem Grund glaube ich auch, dass es in der eine Messe am Sonntag ohne Musik, oder eben eine Messe Kulturszene einfach allgemein schwieriger ist. mit schöner Chorbegleitung, das berührt die Menschen ganz Für mich persönlich, und das kommt aus tiefstem anders. Musik ist ein ganz wichtiger Faktor, Musik kann Stim- Herzen, gehört Kultur zum gesellschaftlichen Leben ganz mungen erzeugen, die sonst nicht entstehen würden. intensiv dazu, denn die Kultur prägt ja in Wahrheit ein Land, zeigt, was in einem Land möglich ist, und sich über Genera- tionen weiterentwickelt hat. 6 CHORTirol
INTERVIEW Musik und Wirtschaft – woran denken sie als erstes? Ischgler und ich habe die Entwicklung der 80er Jahre dort Musik im Ganzen gesehen, ist ein riesiger Wirtschaftsfak- miterleben können. Bodenständige Menschen, die mit viel tor, als Konzert oder aber auch ein Dorfchor am Land, bei Risiko und viel Einsatz das gemacht haben, was die einzige dessen Konzerte die Veranstaltungssäle auch immer voll Chance in ihrem Tal war, um zu überleben, Tourismus. sind. Man kann durchaus damit Geld verdienen und Tirol hat Alternativen sind also schwierig. Trotz allem bin ich davon eine Ausprägung an Musikgruppen, wie sie kaum ein anderes überzeugt, dass man weiterdenken muss. Ich kann mir Bundesland hat, die zum Teil auch sehr gut gebucht sind, durchaus vorstellen, dass man den Bereich Kultur in diesen und das ist ein sehr großer Wirtschaftsfaktor von dem viele Gebieten massiv forciert und ich denke, dass man hier auch Menschen leben. auf offene Ohren stößt. „Was mir persönlich Musik als Freizeitwirtschaftszweig. Wo ordnen sie diese auf einer Skala von 1 (unwichtig) bis 10 (sehr wichtig) ein? nicht gefällt, sind die Ich würde sie schon ganz oben ansiedeln, zwischen 8 und 10, denn jede Veranstaltung, die ohne Musik stattfindet hat bei klassischen Tiroler weitem nicht den Charme wie eine Veranstaltung mit Musik. Der Musikgeschmack ist, Gott sei Dank, individuell, jede/r Abende, bei denen kann für sich selber entscheiden, was ihr/ihm gefällt, ob Popmusik oder Volkstümlich. Der starke Tourismusfaktor in etwas verkauft wird, Tirol ist sehr mit der Musik verbunden, zum Beispiel Aprés Ski ohne Musik würde einfach nicht stattfinden. Im Tourismus was eigentlich nicht werden Geschäftsmodelle aufgebaut, die ohne Musik einfach nicht möglich wären. Der Massentourismus hat es sich zu Nutzen gemacht, dass unbedingt Tradition in dem ganzen Verkaufssegment die Themen Tracht, Jodeln, Marsch, Polka, etc… gut vermarktet werden. Könnte man ist.“ nach Corona einen qualitätsvollen Tourismus probieren und die Verkaufssegmente in eine qualitätsmäßige andere Ebne zu stellen? In der Entstehungsgeschichte der Sängerbünde im 19. Jahr- Ich glaube nicht, dass wir von Massentourismus sprechen hundert war Handwerk ganz oft federführend, wie man an sollten, sondern von einem Tourismus, der von den Nächti- den Namen, z.B. Deutscher Bäckersängerbund, erkennen gungszahlen her sehr weit oben ist, was wir auch brauchen, kann. Bei uns in Tirol gibt es erfreulicherweise seit ca. 2 denn wir haben viele Betriebe, die damit überleben können. Jahren den Steuerberaterkammerchor und seit letztem Was mich persönlich stört, ist, dass wir in den letzten Jahren Jahr einen Wirtschaftskammerchor, bei dem Sie auch den Qualitätstourismus den wir in Tirol durchaus haben, in schon mitgesungen haben. Glauben Sie, dass man in den der Vermarktung ein wenig vergessen haben. verschiedenen Sparten das Interesse am Singen wecken Ich glaube, mittlerweile gibt es sehr viele Projekte, könnte, wenn die Wirtschaftskammer z.B. einen Friseur- bei denen man auf die kulturelle Musik, die wir in Tirol chor gründet? auch massiv haben, setzt. Es gibt ein Projekt zwischen der Das hat sicher seinen Reiz. Der Wirtschaftskammerchor Wirtschaftskammer und dem Land Tirol, bei dem wir den wurde für die Weihnachtsfeier gegründet, bei dem sich sehr Unternehmen anbieten, genau solche Gruppen zu buchen, bei viele Mitglieder gemeldet haben, in kurzer Zeit einige Lieder denen man das traditionelle Tirol präsentiert. geübt, und mit viel Spaß mitgemacht haben. Es war eine gute Was mir persönlich nicht gefällt, sind die klassischen Erfahrung. Es ist schon vorstellbar, dass es bei den einzelnen Tiroler Abende, bei denen etwas verkauft wird, was eigentlich Fachgruppen Interesse gibt, bei einem Chor mitzumachen. nicht unbedingt Tradition ist. Die verfälschte Tradition darzu- Man kann dies sicher bei den Fachgruppen Obleuten hinter- stellen, wie es vielen gefällt, mag ich persönlich nicht so. Ich fragen. bin eher der, der sagt, wir machen das, was wirklich zu uns passt und wirklich Tradition bei uns hat und verfälschen es Die komplette Vereinsstruktur läuft ehrenamtlich. Wie lässt nicht, damit es die Masse anzieht. sich das Wort Ehrenamt mit Wirtschaft vereinbaren? Nachdem ich selber viele Jahre in Vereinen mitgearbeitet Könnte man sich nach Corona vorstellen, zum Beispiel ein habe, weiß ich natürlich, dass auch zum Teil in der Arbeitszeit Neujahrskonzert mit einem professionellen Orchester zu das eine oder andere für den Verein zu erledigen ist. Meine veranstalten? Könnte man überhaupt anstreben, mehr an- Erfahrung, vor allem seit ich Wirtschaftskammerpräsident zubieten als traditionelle Musik? bin, ist schon, dass ein riesiges Entgegenkommen und Ver- Ich glaube schon, das würde man sofort machen. Ich habe ständnis bei den UnternehmerInnen da ist. Wir decken in ja zum Beispiel persönlich Bezug zu Ischgl, mein Vater ist Tirol einen wirklich großen Bereich mit Ehrenamt ab. CHORTirol 7
Sehr auffallend ist der Bereich der Lehrlinge. Wenn diese für besetzen, da es den Leuten einfach an ehrenamtlicher Zeit besondere Leistungen ausgezeichnet werden, sind das im- mangelt. Die Lösung, einfach alle zu bezahlen, wäre sicher mer diejenigen, die aus dem Vereinsleben kommen, und zwar der Tod des Vereinslebens, was ja eigentlich eine gute Schule aus dem Grund, weil sie im Vereinsleben lernen, Verantwor- für das Leben und den sozialen Zusammenhalt ist. tung zu übernehmen. Wenn alles, was man tut, mit Geld abgegolten werden Der Norwegische Sängerbund hat eine Lösung mit dem muss, bekommen wir in unserer Gesellschaft ein Problem. Staat gefunden, indem die Mehrwertsteuer der Chorleiter- Deshalb bin ich ein starker Befürworter und stehe 100% stunden vom Staat übernommen werden. Wäre das auch ein dahinter, dass auch die Wirtschaft ihren Beitrag leistet, zum Modell für Österreich? Beispiel einen Mitarbeiter für sein Ehrenamt freistellt. Ich könnte mir schon vorstellen, dass das Sinn macht. Ein Blasmusikkapellmeister erhält von seiner Gemeinde In den letzten 10 Jahren ist das Leben für Obleute sehr für seine Tätigkeit eine Entschädigung, das ist ganz normal. schwer geworden. Registrierkasse, Datenschutz, Versiche- Bei einem Chorleiter ist das nicht so. Warum Blasmusik ja, rungspflicht, usw. Was würden Sie Obleuten empfehlen, um warum Chorleiter nein? Oder sollen es einfach alle ehren- sich fit für das Vereinsleben zu machen? amtlich machen? Wenn man schon ein schlechtes Gewissen haben muss, Warum das so ist, kann ich eigentlich nicht beantworten, einem Vereinsmitglied zum Geburtstag zu gratulieren, da es da ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht habe. Ich gegen den Datenschutz verstößt, dann ist das eine Fehl- kann hier nur für die Gemeinde Thaur (Christoph Walser ist entwicklung. Das ist auf gar keinen Fall ein Aufruf von mir, Bürgermeister der Gemeinde Thaur, Anm. der Red.) spre- gegen das Gesetz zu verstoßen! Manchmal muss man einfach chen. Wir hatten dieses Thema nie zur Diskussion. Hier das Bauchgefühl berücksichtigen und den Hausverstand mit- wird es so gemacht, wenn es Bedarf an Unterstützung gibt, spielen lassen. Es wäre politisch ein großes Dilemma, wenn kommt der Verein zur Gemeinde und man findet zu einem Obleute hier Probleme bekommen würden. Wenn es Gesetze großen Anteil immer eine Lösung. Zum Beispiel bei Umbau- gibt, die in der Praxis unserem Kulturkreis nicht entsprechen arbeiten eines Vereinslokales werden die Materialkosten von und uns im Bereich der Vereinsarbeit massiv einschränken, der Gemeinde übernommen. muss man diese verändern. Nun, Blasmusik wird im Allgemeinen als Systemerhalter Das Gespräch führten Kerstin Schaffenrath und Viktor Schellhorn in der Gemeinde gesehen. Ein Chor nicht, tritt aber in der Gemeinde zum Beispiel sehr oft in der Weihnachtszeit und in der Osterzeit auf, liefert also auch seinen Beitrag zum Kulturleben. Ist ein Chorleiter einem Kapellmeister gegen- über nicht gleichwertig zu sehen? Ja, das würde ich schon sagen. Ich mache hier keinen Unter- schied und kann nur bestätigen, dass bei jedem kirchlichen Fest unserer Gemeinde die Chöre neben den Schützen und der Musikkapelle immer dazu beitragen, dass das Fest einen besonderen Charakter hat. In der Wertigkeit würde ich einen Chor nie zurückstufen. Ist es aus ihrer Sicht gerechtfertigt, wenn ein/e ChorleiterIn eine Entschädigung erhält? Ja, weil ein/e ChorleiterIn mehr Aufwand hat, als ein/e Sänger/in, und deshalb sehe ich es als durchaus legitim, eine Vergütung für den zeitlichen Aufwand zu erhalten. Real umgerechnet wäre das gesamte Vereinswesen vermutlich unbezahlbar. Gibt es einen Ausweg aus der Zwickmühle Top-Ausbildung und Bezahlung auf niederem Niveau? Ein ordentliches Gehalt für eine/n Chorleiter/in kann sich kein Verein, aber auch die öffentliche Hand nicht leisten. Die Problematik liegt sicher darin, dass das Vereinsleben dann grundsätzlich schwierig wird, wenn alle bezahlt werden Christoph Walser liest gerne das Chor Tirol. wollen, denn dann macht es niemand mehr „gratis“. Es ist auch immer schwieriger Obleute von Vereinen nachzu- 8 CHORTirol
NACHGEFRAGT Wirtschaftsfaktor Kultur WIRTSCHAFT – KULTUR – CORONA: WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT DIE PANDEMIE AUF EINEN KULTURBETRIEB? DIESER FRAGE GING DER TSB NACH UND FÜHRTE EIN GESPRÄCH MIT DR. MARKUS LUTZ, DEM GESCHÄFTSFÜHRENDEN KAUFMÄNNISCHEN DIREKTOR DER TIROLER LANDESTHEATER UND ORCHESTER GMBH INNSBRUCK. Im Büro von Dr. Lutz laufen wirtschaftlich alle Fäden zusammen. 750 Frauen und Männer in Tirols größter „Kultur GmbH“ 450 fix angestellte Mitarbeiter*innen, ca. 300 zu sehen – im Hintergrund sind noch zahlreiche freie Mitarbeiter*innen und noch einmal ge- weitere Abteilungen im Einsatz: Die Verwaltung schätzte 800 Arbeitskräfte im näheren Umfeld mit Teams von Personal und Controlling über IT über Zulieferbetriebe kümmern sich darum, bis hin zu Vertrieb und Marketing sowie der tech- dass der größte Kulturbetrieb Tirols, die Tiroler nische Bereich mit Infrastruktur, Bühnentechnik Landestheater und Orchester GmbH Innsbruck, und Werkstätten. Besonders die hauseigenen rund 700 Vorstellungen innerhalb einer Spiel- Werkstätten warten mit speziellen Handwerksbe- zeit reibungslos im wahrsten Sinne des Wortes rufen wie beispielsweise Tischler oder Schlosser „über die Bühne bringt“. Nur ein kleiner Teil der auf und hier dürfen natürlich Tätigkeiten rund um Mitarbeiter*innen ist tatsächlich auf der Bühne Kostüm und Maske nicht vergessen werden. CHORTirol 9
Das große Aufatmen während des Lockdowns Dr. Markus Lutz obliegt die kaufmännische Ver- abgebaut werden musste: „Hier hilft uns das antwortung für die Tiroler Landestheater und Modell der Kurzarbeit, das wir in besonderem Orchester GmbH Innsbruck mit den Sparten Maße nutzen. Es trägt dazu bei, alle Arbeitsplätze Musiktheater, Schauspiel und Tanz sowie dem zu sichern. Rund 75 % der Mitarbeiter*innen sind Tiroler Symphonieorchester Innsbruck und dem derzeit in Kurzarbeit. Eine große Hilfe sind dabei Haus der Musik Innsbruck. Zusätzlich verantwor- unsere Gesellschafter von Land und Stadt, die tet er auch die Geschäftsleitung der Innsbrucker uns in dieser herausfordernden Phase weiterhin Festwochen der Alten Musik GmbH. Er berichtet, unterstützen und für den ‚worst case‘ eine Aus- dass während der Lockdownphasen niemand fallshaftung zugesichert haben.“ Wirtschaftliche Herausforderung in der Pandemie Für die Kaufmännische Direktion zählt neben werden, waren es 2019/20 rund 114.000 – ein dem künstlerischen Erfolg natürlich auch die Minus von 38%. Der Chor des TLT trat 56 statt 96 wirtschaftliche Bilanz, in der die Auswirkungen mal auf, somit war der Chor um 40% weniger im der Pandemie deutlich zu sehen sind. Gegen- Einsatz. Die Karteneinnahmen verringerten sich über der letzten regulären Spielzeit 2018/19 um 40%, was einem Volumen von € 2.000.000,– wurden in der nachfolgenden (2019/20) 38% entspricht. Ein Trend, der sich österreichweit in weniger Veranstaltungen durchgeführt. Konnten allen Theatern beobachten lässt. 2018/19 noch 185.000 Besucher*innen begrüßt Das Schachbrett als Hoffnung Ab einer Auslastung von 50% wäre es durchaus Kaufmännische Direktor und fügt hinzu: „Konkret möglich, den Theaterbetrieb wieder zu öffnen. bedeutet eine Schachbrettlösung 400 Sitzplätze „Die Schachbrettlösung (jeder zweite Sitzplatz im Großen Haus und 100 in den Kammerspie- muss frei bleiben) war bei der Wiedereröffnung len. Alles darunter wäre wirtschaftlich nicht im Sommer bzw. Herbst 2020 das Worst-Ca- darstellbar. Noch hinzu kommt unser Abonne- se-Szenario. Aufgrund der anhaltenden Maßnah- ment-System, bei dem tausende Plätze über die men und der erneuten Schließung seit November gesamte Spielzeit fix gebucht sind. Man müsste 2020 hoffen wir, dass wir mit einer Schachbrett- hier erneut Lösungen finden, was einen enormen bestuhlung wieder öffnen können“, erklärt der zusätzlichen administrativen Aufwand bedeutet.“ Von treuen Abonnent*innen und Sponsoren Abonnentenverlust? Fehlanzeige. Von der Spiel- halten ihrem Theater die Treue, genauso verhält zeit 2018/19 auf 2019/20 gab es einen Rückgang es sich erfreulicherweise auch mit den Sponso- von rund 10%, welcher laut Dr. Lutz insbeson- ren. Wir haben sehr treue Sponsoren, die uns in dere auf die Einstellung der subventionierten dieser schwierigen Zeit weiterhin unterstützen, Landesabonnements zurückzuführen ist. „Unse- und es ist uns sogar gelungen, einen weiteren re Abonnent*innen sind uns sehr gewogen und Partner zu gewinnen.“ TLT UND JUGEND Vermittlungsangebote & Theaterpädagogik: nen in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Stücke speziell für ein junges Publikum, Klassen- Hochschule Tirol; Musikvermittlung des Jungen zimmerproduktionen, Theaterkurse und Work- TSOI für Kinder und Jugendliche sowie für shops für Schulen, Fortbildungen für Lehrer*in- Schulen 10 CHORTirol
Zahlen & Fakten des TLT ›› Musiktheater, Schauspiel und Tanz im Großen Haus, Tiroler Landestheater ›› Musiktheater, Schauspiel und Tanz in den Kammerspielen, Haus der Musik Innsbruck ›› Schauspiel und Musiktheater im [K2], Haus der Musik Innsbruck ›› Symphonie- und Meisterkonzerte im Saal Tirol, Congress Innsbruck ›› Konzerte und Veranstaltungen im Großen und Kleinen Saal, Haus der Musik Innsbruck 750 Mitarbeiter*innen aus 48 Nationen IN VOLL- BZW. TEILZEIT 800 Arbeitskräfte in Zulieferbetrieben JEDER SUBVENTIONIERTE EURO FLIESST 1,5 BIS 2 MAL ZURÜCK IN DIE WIRTSCHAFT Rund 700 Veranstaltungen pro Spielzeit TIROLER LANDESTHEATER, TIROLER SYMPHONIE- ORCHESTER INNSBRUCK UND HAUS DER MUSIK INNSBRUCK 185.000 Besucher*innen Rund € 34.000.000 Budget PRO SPIELZEIT CHORTirol 11
NOTENBESPRECHUNG Festmesse von Josef Pembaur (1848–1923) J osef Pembaur studierte bei ner Balance möglich ist. Dem Credo EINSPIELUNGEN: Anton Bruckner in Wien sowie wurde die instrumentale Einzugsmusik bei Josef Gabriel Rheinberger entnommen, Kyrie, Sanctus, Bene- Die Originalversion gibt es auf CD, als am Münchner Konservatorium dictus und Agnus Dei sind im Vokalen Livemitschnitt einer Aufführung von 2006 in Stift Stams. Komposition, Orgel und Musiktheorie. original geblieben, instrumental für 1874 wurde er als Nachfolger Matthäus Blasorchester eingerichtet. Das Gloria Von der Blasmusikversion entstand 2017 Nagillers Direktor des Musikvereins in stellte eine besondere Herausforderung ebenfalls ein Live-Mitschnitt anlässlich des Festgottesdienstes 70 Jahre Blasmusikver- Innsbruck und sorgte für neue Impulse dar, wurde gekürzt und ist trotzdem ein band Tirol im Dom zu St. Jakob. im Innsbrucker Musikleben. Pembaur recht umfangreiches Stück. Die Blasor- leitete eine von ihm gegründete Orches- chesterbesetzung liegt in zwei Fassun- tervereinigung und die akademischen gen vor (größer besetzt oder reduziert), Gottesdienste in der Jesuitenkirche. Transparenz des Klanges zu erreichen 1912 erreichte er, dass der Musikverein, ist dabei oberstes Gebot. der bisher verschiedene unzureichende Für die Vokalisten stellt das Werk eine Räume nutzte, ein eigenes Gebäude, wunderschöne, durchaus lösbare Auf- das heutige Tiroler Landeskonserva- gabe dar, wobei die Besetzung nicht un- torium, erhielt. Pembaur komponierte wichtig ist. Das Zusammenführen von Notenmaterial und Aufnahmen zu allen unter anderem eine Symphonie, eine mehreren Chören könnte ein schönes Besetzungen sind Oper, Oratorien, eine deutsche und Projekt und die geeignete vokale Klang- erhältlich bei acht lateinische Messen, ein Requiem, kraft ergeben. Josef Wetzinger, Märsche, Klaviermusik, Kammermusik, j.wetzinger@aon.at Chormusik und rund 70 Lieder. Die „Festmesse“ für Vokalsolisten, Chor und großes Orchester entstand in Innsbruck 1876 und wurde im Februar 1877 in Wien uraufgeführt. Die erste Aufführung in Innsbruck folgte am 21. Oktober 1877 in der Jesuitenkirche. „Diese Messe besitzt viele Schönheiten, erfordert treffliche Sänger und tüchtige Bläser und weicht von der gewöhnli- chen Schablone der Compositionen ab“, so lautete der Kommentar des Dirigen- ten der Wiener Uraufführung. In der Planungsarbeit zum Landesmusikfest 2017 entstand die Idee, Musik eines bedeutenden Tiroler Komponisten in die Liturgie einzu- bringen, und zwar als Kooperation von Blasorchester, Chören und Solisten und die Wahl fiel auf die Festmesse von Pembaur. Teile dieser großen Komposi- tion für Blasorchester, Gesangssolisten und Chor einzurichten, war eine reiz- volle Aufgabe. Das oberste Gebot war, die Grundsubstanz der Musik möglichst originalgetreu zu erhalten und in einem Blasorchester-Arrangement so umzu- setzen, dass ein Zusammenwirken von Vokalisten und Bläsern in ausgegliche- 12 CHORTirol
DES KEAT VIEL MEHR G’SUNGEN IN JEDER AUSGABE DES CHOR TIROL WIRD EIN TIROLER VOLKSLIED PRÄSENTIERT, DAS KOPIERT WERDEN DARF. VIEL VERGNÜGEN BEIM SINGEN! Isch des Fruahjahr wieder kemma Worte: Anni Schmid Weise und Satz: Peter Reitmeir 1. Isch des Fruah - jahr wie - der kem- ma mit der gan - zn fri - schn Blüah, heart ma 2. Sprin - gen d´Was- serl aus´ m Bo - dn ü - ber d´Stua-ner hell und klar, ja es 3. Wearn a mir ganz frisch und mun- ter treibt´s ins au - sa voar die Tür. geaht´s die 1. d´Vö - gl wie - der sin - gen schon ganz zei - tig in der Früah. 2. isch halt decht des Fruah - jahr wohl die schian- ste Zeit im Jahr. 3. Jun - gen und die Al - tn - al - ln grad a so wia mir. 1.-3. Ho- da ra - e - du - i ri - di ri - dl - du - i ri, ri - dl - du - i ho - dl - du - i - ri, 1.-3. ra - e - du - i ri - di ri - dl - du - i ri, ri - dl - du - i di - o. Die 3. Stimme kann auch von einem Tenor gesungen werden, der Bass kann auch wegbleiben. CHORTirol 13
COVID UND KULTUR – STANDARD ARTIKEL VOM 26.01.2021 Unterschätztes Schwerg in EU: Kultursektor mit 199 Milliarden Verl STEFAN WEISS, STANDARD, 26.1.2020 Der Branche entgingen 2020 199 Milliarden Euro an Einnahmen… EINE EUROPAWEITE STUDIE GIESST DEN WIRTSCHAFTLICHEN TOTALSCHADEN, DEN DIE COVID- KRISE IN DER KREATIVBRANCHE ANRICHTET, ERSTMALS IN ZAHLEN E s ist längst kein Geheimnis mehr, dass es die Kultur- Ein Grund, warum der Kreativsektor als nicht so relevant branche in der Covid-Krise ungleich härter trifft als wahrgenommen wird, ist, dass in der öffentlichen Debatte andere Wirtschaftssektoren. Zwar hat es etwas ge- bislang kaum mit wirtschaftlichen Kennzahlen über ihn ge- dauert, bis die Dimension der langen Wertschöpfungs- sprochen wurde. Das soll nun eine umfassende Studie des kette auch der Politik bewusst wurde, mittlerweile laufen aber Beratungsunternehmens EY ändern. In Auftrag gegeben zahlreiche Unterstützungsprogramme. Die Branche sorgt sich wurde sie von den 32 europäischen Verwertungsgesellschaf- dennoch bereits um die Zeit nach einer allfälligen Durchimp- ten, die etwa für die Ausschüttung von Tantiemen an Künstler fung. Wird das Geschäft wieder anspringen? zuständig sind. 14 CHORTirol
gewicht IM KREATIVSEKTOR ARBEITEN 7,6 MILLIONEN MENSCHEN, DAS SIND DREIMAL MEHR ALS IN DER AUTOMOBILBRANCHE lust Stefan Weiss Kulturredakteur bei DER STANDARD Durchgeführt wurde die Studie in allen 27 EU-Ländern EY zufolge arbeiteten im Kreativsektor vor der Krise plus Großbritannien. Das verheerende Ergebnis: Der Branche 7,6 Millionen Menschen. Das sind dreimal mehr als in der entgingen im Pandemiejahr 2020 199 Milliarden Euro an Ein- Automobilbranche und annähernd so viele wie im Tourismus nahmen, was einen Rückgang um 31 Prozent zum Jahr davor (10,7 Millionen). Diese Kreativbranche erreichte zuletzt eine bedeutet. Damit wurde der Kreativsektor härter getroffen als Wertschöpfung von 253 Milliarden Euro und machte damit 4,4 etwa der Tourismus (minus 27 Prozent) oder die Automobil- Prozent des Bruttoinlandsproduktes der EU aus. Kurz: Sie sei industrie (minus 25 Prozent). "ein europäisches Schwergewicht", wie die Studienautoren betonen. LIVE-GESCHÄFT LEIDET AM MEISTEN PUBLIKUM KÖNNTE ZÖGERN Am größten fielen die Rückgänge in der Sparte darstellen- de Kunst aus: also Theater oder Oper mit minus 90 Prozent (37 Interessant ist auch eine Umfrage, die EY durchgeführt Milliarden Euro) sowie Musik mit minus 76 Prozent (18 Milliar- hat, bei der die Bereitschaft der Bevölkerung erhoben wurde, den Euro). Die bildende Kunst musste einen Umsatzeinbruch wieder verschiedenen Tätigkeiten nachzugehen. So gaben fast von 38 Prozent respektive 53 Milliarden Euro verkraften. Einzig 80 Prozent an, dass sie sich nach Tagen bzw. Wochen wieder die Videospielindustrie konnte ein leichtes Plus von neun Pro- beim Einkaufen wohlfühlen würden, während dies für einen zent bzw. zwei Milliarden Euro verbuchen. Der Gesamtumsatz Theater- oder Kinobesuch nur bei knapp 32 Prozent der Fall der Kreativwirtschaft brach EY zufolge von 643 Milliarden im wäre. 46 Prozent sehen das erst wieder in Monaten gegeben. Jahr 2019 auf 444 Milliarden Euro ein. Noch zurückhaltender fielen die Antworten Im Ländervergleich zeigt sich, dass DER GEWACHSENE KREATIV- bei Konzerten oder ähnlichen Events aus. osteuropäische Staaten am stärksten be- Ein alarmierendes Ergebnis, das die troffen sind sowie Länder, in denen das SEKTOR WIRD VON POLITIK UND Studienautoren zur Empfehlung bringt, die Livemusikgeschäft ein wichtiger Faktor ist, ÖFFENTLICHKEIT CHRONISCH Kulturbranche auch nach der Krise mit darunter auch Österreich. Ebenso wichtig UNTERSCHÄTZT öffentlichen und privaten Mitteln zu stützen wie die Erhebung der Verluste ist aber und aus der Misere "hinauszuinvestieren". die zahlenmäßige Aufschlüsselung der Gernot Graninger ist der Chef der größ- Branche vor der Krise, die zeigt, dass der im postindustriel- ten heimischen Verwertungsgesellschaft AKM; er zeichnet len Europa stetig gewachsene Kreativsektor von Politik und ein düsteres Bild: "Wir rechnen mit drei bis vier Jahren, bis Öffentlichkeit chronisch unterschätzt wird. wir wieder auf das Niveau von 2019 kommen. Großkonzerte in Hinzugezählt haben die Studienautoren neben klassischen Stadien wird es wohl länger nicht gehen. Wir hoffen aber sehr, Kultureinrichtungen wie Theatern, Museen oder Kinos auch dass im zweiten Halbjahr 2021 etwas passieren kann." An die die Medienbranche, weggelassen wurden die Design- und Politik appellierte er, beim Verlustausgleich auf "Spezifika der Modeindustrie. Branchen" Rücksicht zu nehmen. CHORTirol 15
INTERVIEW KULTURBETRIEB ODER Chöre leisten einen wertvollen kulturel g in der jeweiligen len, sozialen und Re gio n. De r ku ltu wirt- relle schaftlichen Beitra - und Kunst- FREIZEITWIRTSCHAFT Beitrag erg lie de s un d ibt de r sic Ve h au ran s de r Pflege des Volks staltung von Konz ert en und Auftritten. ist hinreichend be legt. ente eines Chores Die soziale Kompon nn jed e Ge me ind e, jeder ftlichen Beitrag ka Und den wirtscha hrungssaales Pro be nlo ka les oder des Auffü Ist das Chorleben im Kulturbetrieb anzusiedeln, weil das Vermieter de s e be stä tigen. Wenn das Ha nd els - und Gastrobetrieb utet Output künstlerischer Natur ist, oder sollte man das Chor- un d vie le inde wegfällt, bede wesen in der Geme Chor- und Vereins t un d ein en wir tsc haft- leben in der Freizeitwirtschaft ansiedeln, weil das gesamte das kulturelle Armu Chorleben mit Ausnahme der professionellen Chöre aus- lichen Schaden. Ingrid Puschautz schließlich in der Freizeit stattfindet? Die Präsident*innen, erband Burgenland Präsidentin Chorv Obfrauen und Obmänner der Chorverbände Österreichs und Südtirol stellten sich dieser Frage! Singen im Ch or lässt uns um uns heru für ein paar m vergessen, Stunden die wir denken ni Welt Beide Bereiche tre oder an ande cht an die Ar ffen auf die Chorarbe re Dinge, die beit it in der Steier- geschieht in un se ren Alltag be mark zu. Chöre sin Amateurchö stimmen. Da d Teil der Kulturarbei Hintergedan ren meist oh s gesunde und sinnvo t im Lande und ein ken. Wir müs ne wirtschaftl lle Freizeitgestaltun e damit unsere sen nicht im ichen und Sänger. Beson g der Sängerinnen n Lebensunte Ch or singen, um ders für die Landgem wir singen au rhalt zu verd Chöre neben der Bla einden sind die s Freude am ienen, sonder smusik ein wesentlic Damit Konzer ge m einsamen M n Kulturlebens. Die ste her Bestandteil des te und der Pr usizieren. irischen Chöre sind braucht es de obenbetrieb des Kulturbetriebs in allen Bereichen nnoch wirtsc gesichert sind vertreten (von der Vol meisten Proj haftliche An , Klassik). Für den Tou kskultur bis hin zur ekte unsere strengungen. rismus bilden kultu anzusiedeln, r Chöre sind im Die gen mit Chören ein relle Veranstaltun- und den frei Kulturbetrie en Beitrag zur Unter ich eher als zeitwirtscha b haltung der Gäste. Nebeneffekt ftlichen Ante Größere Veranstaltun der Bemühun il sehe gen (z.B Festivals) chung des vo gen zur Erre wichtiger Teil des tou sind ein rher beschr i- ristischen Angebots iebenen Ziel . s. Dr. Alfred Hudin Axel Girardel Landesobmann Ch Obmann Chor li orverband Steierma verband Vora rk rlberg Diese Frage ist mit „so wohl als auch“ zu bea altet sich ntworten. ndesland gest Das Singen in Kärnten s Ch or leb en in unserem Bu Freiz eit wirtschaft und der Ursprung des Kärntnerliedes sind in der Volkskult Da ich es sowohl in der ur beheimatet. Mehr so vielfälti g, da ss it diesen als 10.000 Kärnt- deln würde. M nerinnen und Kärntner ch im Ku ltu rbetrieb ansie oc h nu r bedingt singen in einem der etwa 500 Chöre als au h jed oder in einer Kleingrup he n Be gr iffen lässt es sic Ku lturerbe pe und bringen so ihr ökonomisc immaterielles kulturellen Geschehe en Beitrag zum hr eib en . Ch orgesang ist ein . Au ch in Zeiten n im Land. Die Wirtsc haft unseres Lan- sc be fg re ife nd in unser Leben ein rd ernde des ist jedoch ebenso großer Nutznießer. Na und wirkt tie fö chdem fast je- iell gesundheits de/r fünfte Kärntner r Pa nd em ie geht die prinzip r ök on om isc he sonen) in irgendeiner /Kärntnerin (ca. 80.000 bis 100.000 Per- de rloren. De ngens nicht ve hwer fassen. Form mit der Volksk Wirkung des Si hlen da be i sc ist, gibt es auch eine ultur verbunden in absoluten Za it dem große Wertschöpfung Wert lässt sich wir möglichst bald wieder m Wirtschaft (Anschaffu für die heimische re m ir, da ss n Ve re inen ng von Trachten, Ins Wichtig wä trumenten, Weiter- die Arbeit in de bildungsmaßnahmen, ng en be gin ne n dürfen, denn m au ch po sit iv auf Jugendförderung, Du rchführung von Si r andere Veranstaltungen und wirkt sich unte unserer Konzerten, gesamter verständnis in Eine Hochrechnung Chorbetrieb etc.). das Demokratie ist schwer anzustelle n, doch könnte es s. sich dabei um eine Grö Gesellschaft au urmsdobler ßenordnung von min Mag. Harald W 150 Millionen jährlic h handeln. Ungefähr destens € 135 bis ide nt Ch or verband OÖ Euro könnten auf die 15 bis 20 Millionen Präs Chöre Kärntens entfall en. RR. Ing. Horst Moser Bundesobmann Kärnt ner Sängerbund 16 CHORTirol
em Konzert, bei Chöre leisten aus meiner Sicht enorm viel Positives für hen Probe, bei jed die Bei jeder wöchentlic von ehrenamtlich Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft in Österreich. Selbstv henenden, die ständlich steht die Musik im Mittelpunkt des Wirkens er- den vielen Chorwoc rch ge füh rt werden, sind rt un d du jedes Tätigen (!) organisie eig e mi t eingebunden, Chors, woraus sich naturgemäß auch einige Verknüpfungen -) Wirtschaftszw sehr viele (Freizeit aben r SängerIn- de mit der Wirtschaft ergeben. Dies beginnt bei Notenkauf lfalt und den Ausg und die von dieser Vie pro fitieren! Saal- und Probenraummiete und reicht bis zu Konzertorganisation, kum zusätzlich nen und dem Publi uckereien, Grafike r, CD-Produktionen und Tourneen. Somit ist meine Antwor Gastro, Hotels, Dr t auf Kirchenvermieter, dle r, Ko nd ito rei en, Tex- die Frage, ob das Chorleben in der Freizeitwirtschaft und/ , Blumenhän Fotografen, Friseure im weiteren Sinne oder im Kulturbetrieb angesiedelt ist, ein klares pie rha nd el, etc. profitieren tilhan de l, Pa nz ert en und den kulturel- sowohl – als auch. n Proben, Ko ebenfalls bei diese achdenklich stimm te DDr. Karl Gerhard Strassl en allgemein mit.N len Veranstaltung ifa hre r: „W ie ka nn man Präsident Chorverband Österreich ckdown ein Tax mich im ersten Lo en – mein Umsatz ltu r so zu m Stillstand zwing nur die Ku nn ke in Musikverein, keine reduziert, de hat sich auf fast 0 utet auch für mich Konzerthaus bede Opernhäuser, kein n Job ...“ so gut wie – keine pel Margret Popper-Ap äs ide nti n Ch orforum Wien Pr den ehren- von tausen un se re m Land wird e Zu sammen- esen in ig Das Chorw en . D ie se s regelmäß Gesichts- tigen getr ag m sozialen amtlich Tä rg em ei ns chaft ist vo E ng agement ge treffen in der Cho ig , da s un eigennützi rzichtbar. ht ve t he r enorm wic G es ellschaft un pu nk für un se re e sind r/innen ist rauftrag, si der Sänge n w ic ht igen Kultu an de s. Der erfüllen ei ne unseres L Kultur zu vermarkt Die Chöre te il im K ulturleben st en Fä ll en nicht en und kommerz Bestand ei iell zu nutzen, ein fester t st eh t in den allerm it w ir tschaft darauf hat sich Sa lzburg sehr früh iche Aspek ze af tl t in der Frei Mozartstadt, Fests verstanden (ob als w ir ts ch Chorl eb en is t bewusst pielstadt uvm.). Za grund. Das d dies nich hlen werden hier im Vorder m indest wir gerne als Beleg für m en , zu l es sher bi erfolgreiches Ha t angekom shalb, wei und trotzdem: Un ndeln verwendet noch nich . Vi el le ic ht auch de di e wirtschaftl iche ter diesem Aspekt wahrgenom men er su ch un g gibt, die be sc hleu- Chorsingens zu be ziffern, führt zu ke den Wert des se in e um fa ssende Unt r di e de rzeitige Kri r stellenden Ergebn inem zufrieden- ke t. A be de is. Leicht übersieh kumentier chöpfung t man, dass nebe Relevanz do ruttowerts en, harten Beträgen n ne E rh eb ung der B si ch er lic h dazu führ viele Faktoren in der Gesamtrechn nigt ei D ie s w ir d de s fehlen. Sinn und ung chaft. edeutung Selbstverständnis Kulturwirts omische B t ganz sind in erster Lin des Chorsingen s die ökon esellschaf ie getragen von de dass bei un kü nf ti g in de r G Singen. Chor stifte r Leidenschaft zu m s zu wird. t Identität, erzeugt Chorwesen en werden desco Gemeinschaft, rgenomm Erich Delte ist Rückzugsort un anders wah band d trägt zu Selbstve rtrauen, rv er Gesundheit und Wo tiroler Cho hlbefinden der ein mann Süd zelnen Verbandsob SängerInnen und Sänger bei – wie man all das mit Ge könnte ld bemessen? Komm.Rat. Dieter Schaffer Obmann Chorverb and Salzburg lichen Gegeben- Laienchöre sind immer eng mit wirtschaft Probe nräum e, Noten mate rial und heiten verbunden – le, Chorkleidung, für die zahlreichen Auftritte Konzertsä mobil, machen Equipment und vieles mehr. Chöre sind Chöre in Niederösterreich e, Züge und auch Konzertreisen, sie brauchen dazu Buss meines Erachtens als und Wien sind und vieles mehr Teil des Kulturbetrie- Flugzeuge. Es werden Unterkünfte, Essen bes zu sehen. Dies läss Kaffeehäuser sind t sich meist an dem benötigt. Für Restaurants, Gast- und Paragrafen in den Statute ftritten einkehren, n der Chöre fest- Chöre, die nach Proben und Konzertau machen, in dem man auf lle. Fortbildungs- die Pflege der Chormusi eine wichtige und konstante Umsatzque des Chorgesanges und k, n durch ausge bildet e Referenten- der Förderung der Allg veranstaltungen werde kulturellem Gebiet als emeinheit auf itung bei Messen Vereinszweck verweist. teams gestaltet, die instrumentale Begle das Liedgut, das einen Chöre pflegen n Werken unver- Teil der eigenen oder ein und Konzerten ist besonders bei große Kultur darstellt; sie wid er anderen und Ensembles, men sich Kompositionen zichtbar. Wir betreuen mehr als 510 Chöre ter, die Teil des „huma alter Meis- er*in nen. Wir sind ein gerngesehener, nistischen und kulture mit über 11.000 Säng tes“ einer Nation sind; llen Fundamen- Sparten. wichtiger Partner der Wirtschaft in allen zeitgenössischer Kom und nicht zuletzt führen Chöre Werke chen Umsa tz mit Chöre n schät ze ich ponist*innen auf, die die Den jährli Kulturszene des Landes gegenwärtige ndigen auf mehrere Millionen Euro. Bei notwe Effekte auf die (lokale) prägen. Alle anderen pos itiven (!) affun gen sind wir stets bestr ebt, die Wirtschaft bzw. auf die Ansch in einer Region oder des Wertschöpfung heimische Wirtschaft einzubinden! und Folgen der kulture Bundeslandes sind Aus wirkungen Manfred Duringer llen Aktivitäten der Chö re. Landesobmann Tiroler Sängerbund Gerhard Eidher designierter Obmann Chorverband NÖ und Wie n
TSB DIGITAL 2020 Chorprobe 2020 WAR DER TSB MEHR ALS SONST GOES ONLINE DIGITAL AKTIV. HIER EIN PAAR ZAHLEN ZUM STAUNEN UND SCHMUNZELN! AUTOR Brigitte Luftensteiner WUNSCHKONZERTE: N Vielstimmig 26.09. : achdem Schule, Arbeitsalltag und Stammtischrunden 1000 Votings mit 1885 Wünschen. via Videocall laufen, war mir klar, dass auch Chorproben online funktionieren müssen. Nach dem Erfahrungsaus- tausch mit KollegInnen habe ich über den Helbling Verlag Vielstimmig 26.12. : ein Webinar zu dem Thema von und mit Carsten Gerlitz besucht. 10719 Votings mit 12.049 Wünschen. Ich musste meine Chorleiterkollegen Alexandra und Christoph nicht lange von meinen gesammelten Ideen überzeugen und habe einen Plan zur Organisation erstellt. Alexandra kümmert sich um den Zoom-Account und das Ein- YOU TUBE spielen der Audios, Christoph übernimmt das live Piano und ich erstelle Probenpläne, singe Audios ein und mache die Moderation. Tsb Chöre singen Weihnachtslieder: Am 2.11.2020 fand die erste Online-Probe des Chor Cantiamo Aufrufe Playlist: 12306 Lans statt und ist montags wieder unser gemeinsamer Fixtermin. Aufrufe Lieder: 17247 Sogar eine Online-Weihnachtsfeier mit Punsch und Keksen, stimmi- gen Texten und gemeinsamem Liedersingen über die Bildschirme war möglich. Weihnachtslieder zum Mitsingen: Aufrufe Playlist: 1412 Aufrufe Lieder: 3236 Einsingen/Stimmbildung: Aufrufe Playlist: 7681 Aufrufe Übungen: 7860 Virtuelle Tiroler Chöre im Lockdown: Aufrufe Playlist: 1055 Aufrufe Lieder: 60173 (drei Chöre über ihren eignen Kanal) 102450 18 CHORTirol
MEINE CHECKLISTE VORAB ›› Technik auswählen, mit Upgrade ›› Einfache Erklärung für den Chor: installieren: Gratis Versionen haben Hilfestellung anbieten beim App Laden meist ein Zeitlimit und Einsteigen. ›› Aufgaben verteilen: Es ist eine große ›› Noten-Depot einrichten: Digital und/ Erleichterung, wenn eine Person die oder zum Abholen. Wir nutzen beides, Technik übernimmt. Während ich die Noten liegen in der Kirche auf zum erkläre, richtet Alexandra bereits im Abholen oder werden digital von unserer Hintergrund die Audios her. Homepage geladen. FÜR DIE PROBE ›› Planung ist das A und O: Alle Kameras Handy singen, als Sprachnotiz, in die und Videos sind zur besseren Daten- Diktiergerät-App, o.ä. Man findet gute übertragung aus, außer meine. Daher ist Aufnahmen im Internet, nutzt sie. es wichtig gut, zu moderieren und ›› Übetracks zur Verfügung stellen: Unser Erklärungen/Tipps für die jeweiligen Chor nutzt das gerne. Meine erfolg- Probenteile zu geben. In mehreren reichste Variante ist es, auf die 3/4-stim- kurzen Sequenzen üben, hat sich sehr mige Aufnahme eine Stimme nochmals bewährt. Den Ablauf gebt ihr auch an die lauter dazu einzusingen. So kann man Technik weiter, je fließender die Probe sich gut an der Stimmlage orientieren. verläuft, desto unterhaltsamer ist es. Die Fortgeschrittenen können die Audios ›› Einsing-Übungen auswählen ist wichtig: schneiden und die Ausschnitte in der Ich lege den Schwerpunkt auf körper- Probe verwenden, um im Detail zu üben. liche (dehnen, mobilisieren, Lippen- ›› Live-Klavier: Zum Ton für Ton einlernen, brummer) und mentale (Gehirnjogging) lässt sich gut einsetzen. Wichtig ist, Übungen und die Atmung. Dazu gibt es dazu zu singen. Auf diese Weise lässt 1–2 einfache Stimmübungen. sich auch eine ganze Probe gestalten. ›› Liedauswahl treffen: Startet mit Bekannte Lieder auflegen und los legen. bekannten Liedern. Es braucht Zeit bis ›› Verabschieden: Plant den Ausklang mit sich alle an das Zuhause Singen Bedanken, Applaus, Zum-Geburts- gewöhnen. Neue Lieder lernen funktio- tag-gratulieren, Ein-Glas-Wein-heben niert wunderbar. Welche das sind, hängt usw, sodass ein klares Ende entsteht. von eurem Chor ab. Wir schalten dann die Videos ein. ›› Audio-Aufnahmen machen ist der Anschließendes Quatschen funktioniert Grundstein zum erfolgreichen Proben: nur bedingt, ist aber möglich und ein Teil Jede/r singt zuhause alleine zu eben der SängerInnen mag das sehr. diesen. Das geht ganz leicht: einfach ins Chorleiterin Brigitte Luftensteiner beginnt mit der digitalen Probe CHORTirol 19
DER ETWAS ANDERE BLICKWINKEL EHRENAMT & WIRTSCHAFT AUTOR Johann Bachlechner Nach dem Konzert wird erst klar, was wirtschaftlich geleistet wurde. Der Applaus scheint nicht aufhören zu wollen! Der Chor das passende Papier kaufen. Nicht zu vergessen, dass die verbeugt sich gefühlt zum zwanzigsten Mal und der eine Druckerei ja Arbeiter, Räumlichkeiten, Strom und Equipment oder andere Verwandte im Publikum ist schon in Sorge braucht. Letzteres muss ja auch gewartet werden. wegen der Bandscheiben des Familienmitgliedes auf der Bühne. Franz, der Obmann, schaut auf die Chorleiterin, den Chor, das Publikum und freut sich, dass es wieder einmal gelungen ist. Danach bei der Feier nimmt er viel Lob für Fallbeispiel Chor als Wirtschaftsfaktor die Darbietung und die Organisation entgegen und hört des Öfteren, ehrenamtlich tätig zu sein, ist das Salz in der Suppe Raummiete zum Proben EUR 800 für die heimische Kultur. Noten pro Konzert EUR 500 Zu Hause denkt Franz nach. Diese Aussage bezüglich Bekleidungskosten EUR 2.500 Ehrenamt lässt ihn einfach nicht los. Er grübelt und über- Chorleitung (inkl. Konzerte) EUR 3.000 legt, was ihm daran nicht gefällt. Selbstverständlich ist er Instrumentalistengage EUR 3.000 vom Ehrenamt überzeugt und lebt diese Überzeugung seit Solistengage EUR 2.000 seiner Jugend in verschiedenen Vereinen – aber er merkt Geschenke für Ehrungen EUR 150 auch, dass die Arbeit, die hinter so einem Projekt steckt, Werbung (Gestaltung, Inseratschaltungen) EUR 2.000 nicht wirklich ins Bewusstsein der meisten Menschen vor- Website EUR 120 dringt. So quasi um sich selbst einmal vorzuführen, was er, Saalmiete für zwei Konzerte EUR 2.000 und alle seine Kolleg*innen machen, was das eigentlich für AKM EUR 200 die Wirtschaft bedeutet (oder bedeuten könnte), nimmt er Veranstalterhaftpflicht EUR 200 sich einen Block, einen Kuli, ein Glas und eine Flasche Wein Buskosten EUR 600 und setzt sich zum Küchentisch. Verköstigung nach Konzerten EUR 1.100 „Noten“, schreibt er, nur um sofort innezuhalten und den Trinken und Essen nach Chorproben EUR 12.000 Kopf zu schütteln. So einfach ist das nicht. Die Noten müssen ja irgendwo gedruckt werden. Also braucht es eine Druckerei SUMME EUR 30.170 – aber davor noch jemanden, der die Noten so darstellt, dass 200 Stunden unbezahlte ehrenamtliche Arbeit man sie singen kann. Und natürlich muss die Druckerei auch 20 CHORTirol
Franz schenkt sich nach und kommt zu dem Entschluss, dass Abgabe um die Hälfte reduziert werden, also nur noch 200,– das zu hoch angesetzt ist. Er muss die Aufstellung auf das und die Veranstalterhaftpflicht besteht auch automatisch für chorische Leben reduzieren. seinen Chor, sonst kämen jetzt noch einmal 200,– dazu. Also: Der Chor probt ca. 40-mal im Jahr (wenn man Das zweite Konzert, denkt Franz, während er sich nach- Hauptproben und Generalproben dazuzählt). Der Raum schenkt, war schon kniffliger. Die Zusatzkosten für den Bus, kostet im Semester 400,–, macht 800,– im Jahr, aber darin der immerhin 600,– gekostet hat, und die volle Saalmiete mit enthalten sind die Miete, der Strom, die Reinigung und der 1000,– haben ihm schon eine schlaflose Nacht gekostet. Schlüsseldienst… Und als der Sopran bei dem lateinamerikanischen Stück Die Noten, die beim letzten Konzert verwendet wurden, versehentlich zwei Vasen mit Blumen von der Bühne gefegt kosteten 500,–, die Bleistifte zum Notizen machen schlugen hat, war er froh, dass diese Kosten durch die Haftpflichtversi- sich mit 20,– zu Buche. Wahrscheinlich deshalb, weil die Sän- cherung des Dachverbandes abgesichert waren – das rechnet ger*innen des Altregisters drei Bleistifte im Jahr brauchen, er gar nicht hinein und ist einfach froh, dass der Mitgliedsbei- die Bässe hingegen alle drei Jahre nur einen, überlegt trag von 3,– pro Sänger*in wirklich bestens angelegt ist. Franz und schenkt nach. Franz schenkt sich nach und beobachtet dabei nachdenklich Für das Konzert war es seine Hand, als ihm einfällt, dass notwendig das Erscheinungsbild seine Sänger*innen nach jeder des Chores nach außen hin ein AUF DEM WEG INS SCHLAFZIMMER Probe noch zum Wirt gingen, um wenig aufzupolieren und deshalb dort „nachzubesprechen“. Da hat hat man zwar auf eine Tracht ÜBERLEGT ER, DASS DIE ASPIRIN, jeder mindestens zwei Getränke verzichtet, aber die Bekleidungs- DIE ER MORGEN IN DER APOTHEKE konsumiert – die Männer haben kosten beliefen sich trotzdem meistens auch noch was geges- noch auf 2.500,–, Freundschafts- ZUR „KATERBEKÄMPFUNG“ KAUFEN sen. Das ist einfach so – nach der preis, weil einer der Tenöre der MUSS, EIGENTLICH AUF DIESE LISTE Probe hat Man(N) Hunger! Punkt! Schwager des Verkäufers ist. Franz sinniert kurz über das GEHÖRT. WAR JA SOZUSAGEN IM Im Kopf überschlägt Franz die Kosten und kommt auf 300,– pro Glück jemanden zu kennen, der EHRENAMTLICHEN DIENST! Chorprobe und erschauert. Bei jemanden kennt, bevor er weiter- 40 Proben wären das 12.000,– die schreibt. sein Chor verkonsumiert hat! Das Die Chorleiterin hat Musik studiert und da als Schwer- bringt ihn so durcheinander, dass er sich noch einmal nach- punktfach Chorleitung absolviert. Verständlich, dass sie nicht schenkt! Bezüglich Konsumation ist ihm nämlich dazu noch gerne umsonst arbeitet, vor allem wenn man an die Ver- eingefallen, dass das Buffet nach dem 2. Konzert ja auch antwortung, die Vorbereitungszeit und die organisatorischen nicht gratis war und 800,– gekostet hat, die Getränke noch musikalischen Aufgaben denkt. Da sind 35,– pro Stunde nicht einmal 300,–! so viel – außerdem muss sie das ja noch versteuern. Zusam- Franz rechnet alles zusammen und stöhnt auf: 30.170,– men mit dem Konzert sind das dann 3.000,– im Jahr. Franz wechselten von A nach B. Sein Chor ist eindeutig ein Wirt- weiß, dass er eine sehr kostenfreundliche Chorleiterin hat schaftsfaktor denkt Franz, als er sich nachschenkt und und dankt der Schutzheiligen für Musik, der heiligen Cäcilia, bemerkt, dass die Flasche leer ist. bevor er sich wieder nachschenkt und jetzt richtig in Fahrt Auf dem Weg ins Schlafzimmer überlegt er, dass die kommt. Aspirin, die er morgen in der Apotheke zur „Katerbekämp- Gagen für die Instrumentalisten 3.000,–, Freundschafts- fung“ kaufen muss, eigentlich auf diese Liste gehört. War ja preis – eh klar, Honorare für die Solist*innen 2.000,–, Ge- sozusagen im ehrenamtlichen Dienst! schenke für dieselben 150,–. Das Konzert hätte nie so viele Und während Franz schläft muss noch ergänzt werden, Zuhörer*innen gehabt, wenn nicht die Werbung so reibungs- dass er vergessen hat seine knapp 200 ehrenamtlichen Stun- los verlaufen wäre. Gut, die Folder, deren Gestaltung und den Organisation zu erwähnen. Dort steckt nämlich nicht nur der Druck waren nicht so teuer, nur 500,–, aber die Plakate Arbeitszeit, sondern ein Teil der Telefonkosten, der Kopien und die Schaltungen in den Medien, die haben schon am für Ablaufpläne. Dort stecken die Fahrtkosten zur Druckerei, Budget geknabbert. 1.500,– ist kein Pappenstiel – aber ohne zum Saal für das zweite Konzert, zur Post, zu den Plakatstän- Werbung geht es nicht. Und die Homepage ist ja auch nicht dern. Dort stecken die Kosten für die Getränke beim Treffen gratis – 120,– im Jahr sind o.k., wenn dafür alles tip top läuft mit Hausmeistern, Musiker*innen, Solistinnen und Solisten,.. im digitalen Leben. u.v.m! Franz schenkt nach und spornt sich selbst an! Das erste Außerdem ist noch zu sagen, dass dank der Sponsoren, Konzert in der Heimatgemeinde war überschaubar. Den Mitgliedsbeiträge, Eintritte und der öffentlichen Hand das Saal hat man zum Vereinstarif erhalten – nur 500,– und die Konzert dem Chor kein Minus beschert hat. Nebenkosten hat dankenswerterweise der Bürgermeister übernommen. Ähnliches gilt für die AKM Abgabe und die Ver- Hoffentlich weiß die Wirtschaft das… anstalterhaftplichtversicherung – zum Glück hat sein Dach- verband hier Vorarbeit geleistet und somit konnte die AKM CHORTirol 21
Sie können auch lesen