BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG - DIE ZUKUNFT DES WOHNENS IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25. APRIL 2018
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BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DIE ZUKUNFT DES WOHNENS IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25. APRIL 2018 APRIL 2018
INHALT EINLEITUNG.................................................................................................................................................... 5 SOZIALE WOHNUNGSPOLITIK IN WOLFSBURG Bernhard Faller (Quaestio) und Sigird Landsmann (Stadt Wolfsburg) ............................................................6 Rahmenbedingungen einer sozialorientierten Wohnungsmarktentwicklung in Wolfsburg ..............................6 Geförderter Wohnungsbau in Wolfsburg .........................................................................................................8 Instrumente und Zielgruppen sozialer Wohnungspolitik ................................................................................11 Resümee und Empfehlungen.........................................................................................................................14 Diskussion ......................................................................................................................................................15 WETTBEWERB ZUKUNFTSSTADT: ViWoWolfsburg2030+ Prof. Elke Pahl-Weber (TU Berlin) und Ralf Sygusch (Stadt Wolfsburg) ......................................................19 Wettbewerb Zukunftsstadt .............................................................................................................................19 Digital und vernetzt in die Zukunft ..................................................................................................................19 Urban Design Thinking in Wolfsburg .............................................................................................................20 Projektvorschläge für ViWoWolfsburg2030+ .................................................................................................22 Diskussion ......................................................................................................................................................25 VERSCHIEDENES UND AUSBLICK ............................................................................................................27 Anhang: Teilnehmende der 13. Sitzung .........................................................................................................29 Abbildungs- und Quellennachweis: Die abgebildeten Grafiken und Fotos wurden, sofern nicht anders gekennzeichnet, von den Referenten bereitgestellt. Fotos der Veranstaltung: N. Rehsöft BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 3
BÜNDNISMITGLIEDER Stadt Wolfsburg/ Verwaltung Oberbürgermeister Stadtbaurat Ref. 21 - Strategische Planung, Stadtentwicklung, Statistik GB 06 - Stadtplanung und Bauberatung GB 11 - Grundstücks- und Gebäudemanagement GB 03 - Soziales und Gesundheit Ref. 31- Kommunikation Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen Politische Vertreter SPD, CDU, PUG, Bündnis 90/ Grünen, FDP, Linke & Piraten, AfD Wohnungsgesellschaften Neuland Wohnungsgesellschaft mbH Volkswagen Immobilien GmbH Allertal Immobilien eG Volkswagen AG Betriebsrat Personalentwicklung Bauträger/ Projektentwickler Volksbank BraWo Projekt GmbH Sparkasse Wolfsburg-Gifhorn Stadtwerke Wolfsburg AG Vorstand Interessenverbände Mieterverein Wolfsburg und Umgebung e.V. Haus & Grund Wolfsburg und Umgebung e.V. Veranstalter/ Geschäftsführung Moderation Dokumentation IMPRESSUM Stadt Wolfsburg, Ref. für Strategische Planung, Stadtentwicklung, Statistik Prof. Elke Pahl-Weber TU Berlin Dipl. Ing. Nicoletta Rehsöft Stadt+Bild, Albstadt Verena.Lichtenstein@stadt.wolfsburg.de pahl-weber@isr.tu-berlin.de www.stadtundbild.de BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 4
EINLEITUNG Die besondere Situation Wolfsburgs als Stadtneugründung Mit dem Projekt „Visionen zum Wohnen in Wolfsburg 2030+: mit einer spezifischen Ortsstruktur und Bausubstanz, einer digital und vernetzt in die Zukunft“ nimmt Wolfsburg seit in den vergangenen Jahren außergewöhnlich stark prospe- 2015 am bundesweiten Wettbewerb „Zukunftsstadt“ teil. Ziel rierenden Beschäftigung und einem bundesweit einmaligen der aktuellen 2. Phase ist, vor dem Hintergrund der Digitali- Anteil an Pendlern bzw. multilokalen Personen erfordert an- sierung nachhaltige und innovative Projektideen für ein bes- gesichts der damit verbundenen aktuellen Entwicklung vor seres Leben in der Stadt der Zukunft zu erarbeiten, um sie in allem im Bereich des Wohnungsangebots und der Mobilität der 3. Phase in „Reallaboren“ zu erproben. Teams aus verstärkte Anstrengungen einer „Strategischen Wohnstand- Bürgerschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, lokaler Politik und ortentwicklung“. Das „Bündnis für Wohnen und Leben in Verwaltung haben gemeinsam ihre Vorstellungen in den Wolfsburg“ ist hierfür ein wichtiges Element. Es bietet die Themenfeldern Wohnvielfalt, Mobilität und Energie an einen Plattform, um im Expertenkreis die Entwicklungen auf dem Tisch gebracht. Die finalen Projektvorschläge werden vor- Wohnungsmarkt zu reflektieren, zwischen den verschiede- gestellt und mit Blick auf die Umsetzung offen diskutiert. nen Interessengruppen zu erörtern und bei der Gestaltung „Es tut sich etwas in Wolfsburg, mittlerweile haben wir einige der künftigen Wohnungs- und Baulandpolitik und damit der gute Neubauprojekte fertiggestellt, die mit der Wohnbau- Profilierung des Wohnstandortes Wolfsburg mitzuwirken. offensive vorangetrieben wurden“, begrüßt OB Klaus Mohrs das Bündnis „Wohnen und Leben in Wolfsburg“ zu seiner 2017 wurden im Bündnis intensiv Ansätze zur Steigerung 13. Sitzung. Prof. Elke Pahl-Weber leitet in das erste der Neubautätigkeit diskutiert. Am 25. April stehen nun mit Schwerpunktthema ein. Die Frage einer sozialverantwort- den Themen soziale Wohnraumversorgung und „ViWo lichen Wohnungsversorgung wurde bereits mehrfach im Wolfsburg2030+“ qualitative Fragen für die Zukunft des Bündnis diskutiert – angesichts der besonderen Situation in Wohnens in Wolfsburg im Mittelpunkt. der Stadt mit sehr kontroversen Ansichten dazu, welche Die Bezahlbarkeit von Wohnraum ist in wachsenden Städten Rolle der geförderte Mietwohnungsbau in Wolfsburg spielen eine größer werdende Herausforderung und rückt auch in sollte. Einerseits hat Wolfsburg im Städtevergleich einen Wolfsburg verstärkt in die öffentliche Aufmerksamkeit. Wie sehr günstigen Mietwohnungsbestand, der für Haushalte mit sich die Situation der sozialen Wohnraumversorgung in geringen Einkommen bezahlbaren Wohnraum gewährleistet. Wolfsburg darstellt, welchen Beitrag der geförderte Woh- Gleichzeitig führt der enorme Wachstumsdruck in bestimm- nungsbau leisten kann, welche Instrumente darüber hinaus ten Segmenten bereits zu spürbaren Preissteigerungen, aus verfolgt werden und welche Bedarfe sich daraus ergeben, denen durchaus Handlungsbedarf für die Stadt entstehen wurde in einer Studie von dem Büro Quaestio untersucht, kann. Mit der Quaestio-Studie liegen nun sehr interessante die von Bernhard Faller vorgestellt wird. Ergänzt wird der Ergebnisse vor, auf deren Grundlage das Thema soziale Vortrag von einem Input von Sigrid Landsmann (Stadt Wohnraumversorgung in dieser Runde Wolfsburg) zu der Entwicklung des geförderten Woh- fundiert diskutiert werden kann. nungsbaus in Wolfsburg. Im Anschluss wird im Gremium Wir freuen uns auf eine interessante über Bedarfe und Instrumente diskutiert. Diskussion! BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 5
SOZIALE WOHNUNGSPOLITIK IN WOLFSBURG BERNHARD FALLER (QUAESTIO) UND SIGRID LANDSMANN (STADT WOLFSBURG) Bernhard Faller stellt die Zwischenergebnisse der Quaestio- soziale Frage, die v.a. die Wachstumsregionen in ganz Studie „Herausforderungen und Empfehlungen für eine Deutschland beschäftigt und intensiv in den Medien dis- sozialorientierte Wohnungspolitik in Wolfsburg“ vor, bei der kutiert wird. Wohnungspolitische Debatte und öffentliche Rahmenbedingungen in Wolfsburg analysiert und Interviews Wahrnehmung spiegeln dabei nicht immer die tatsächliche mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung geführt wurden. Sigrid Situation wieder: Nicht alle Städte und Regionen sind glei- Landsmann ergänzt die Ausführungen mit einem Überblick chermaßen vom Preisdruck betroffen und nicht überall ent- zum Status Quo der Sozialwohnungsbestände in Wolfsburg. stehen daraus soziale Probleme.1 Die Wohnungsfrage sollte daher immer mit viel Sensibilität für die lokalen Bedingungen Seit zehn Jahren ist ein zunehmender Druck mit steigenden und auf Grundlage fundierter Erhebungen diskutiert werden Preisen auf den Wohnungsmärkten in wachsenden Städten – dieser Ansatz wurde auch in der Quaestio-Studie für in Deutschland zu verzeichnen und es wird verstärkt wieder Wolfsburg verfolgt. Zentrale Fragestellung war, ob Wolfs- in den Wohnungsneubau investiert. Mit dem Druck steigt burg über den Status Quo hinaus, der von einem umfang- auch die Sensibilität für die sozialen Fragen des Wohnens – reichen Bestand günstiger Mietwohnungen geprägt ist, auf engen Märkten sind v.a. Haushalte mit geringen weitere Instrumente und Maßnahmen einer aktiven sozialen Einkommen von steigenden Preisen betroffen. Obwohl Wohnraumpolitik benötigt. versucht wird, diese über kleinere Wohnungen und Abstriche bei der Wohnqualität zu kompensieren, muss ein Rahmenbedingungen einer sozialorientierten Woh- wachsender Teil der Haushaltseinkommen für das Wohnen nungsmarktentwicklung in Wolfsburg ausgegeben und an anderer Stelle eingespart werden, z.B. bei Ausgaben für Gesundheit, Bildung und Kultur. Im Zur Betrachtung der Mietpreisentwicklung wurden Daten der Mittelpunkt sozialer Wohnungspolitik steht heute weniger die N-Bank sowie der drei großen Wolfsburger Wohnungsunter- Behebung „klassischer“ Wohnungsnot mit ungesunden nehmen VWI, Neuland und Allertal ausgewertet. Bei den Wohnverhältnissen, sondern die Bezahlbarkeit von Wohn- Unternehmensdaten handelt es sich um Wiedervermie- raum und Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe für alle tungen, die seit 2007 der Stadt weitergegeben werden, Bevölkerungsschichten – auch dies zu Recht eine wichtige während die N-Bank Online-Angebote auswertet, die v.a. von privaten Eigentümern eingestellt werden. Während die Entwicklung der Mieten Kaltmieten lange Zeit im Durchschnitt bei 5 €/qm stagnierten in Wolfsburg (bzw. inflationsbereinigt real leicht sanken) zeigen beide -- Wiedervermietungsmie- Mietpreiskurven in den letzten Jahren eine Steigerung, ten VWI, Neuland, Allertal jedoch mit unterschiedlicher Intensität. Bei den großen -- Angebotsmieten (N- 1 So hat z.B. eine Analyse in Saarbrücken gezeigt, Bank/ ImmobilienScout24) dass die Stadt nicht wie befürchtet von Gentrifizie- rung betroffen ist, sondern im Gegenteil an fehlen- der Investitionsbereitschaft krankt – u.a. aufgrund zu geringer Preise. Von den Medien wurden die Ergebnisse jedoch weiterhin angezweifelt. BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 6
Unternehmen erhöhte sich die Wiedervermietung moderat Mehr als Verteilung der Wohnun- auf durchschnittlich 6,75 €/qm, wohingegen die privaten 7,00 €/qm gen nach Miethöhe Online-Angeboten auf 9 €/qm stiegen. Bei der Verteilung 2015: 21.813 Wohnungen nach Miethöhen haben 2016 92 % der angebotenen 2016: 21.517 Wohnungen Wohnungen in Wolfsburg eine Miete unter 7 €/qm und sind bis 5,60 €/qm damit auch für niedrige und mittlere Einkommen zugänglich. 44 % liegen im niedrigen Segment unter 5,60 €/qm. In anderen Städten zeigt sich hier ein komplett anderes Bild, so 5,61-7,00 €/qm werden z.B. in Bonn nahezu keine Wohnungen unter 7 €/qm angeboten. Im Vergleich zum Vorjahr ist auch in Wolfsburg Verteilung der Bestände der Anteil günstiger Mietangebote leicht, aber nicht der Wohnungsgesell- gravierend rückläufig. schaften im Stadtgebiet Das vergleichsweise geringe Mietniveau in Wolfsburg ist auf die besondere Entstehungsgeschichte der Stadt zurück- zuführen. Die Siedlungsstruktur ist bis heute durch große Mietwohnungsbestände der 1950er bis 1970er Jahre ge- prägt, mit zweckmäßigen aber eher einfachen und kompak- Mieten nach NWoFG- ten Wohnungen, die sich gleichmäßig über die gesamte Einkommensgruppen Stadt verteilen. 60 % der Mietwohnungen sind im Besitz der Niedersächsisches Wohn- großen lokalen Wohnungsunternehmen, im Städtevergleich raumförderungsgesetz ist das ist ein ungewöhnlich hoher Marktanteil. Die städ- tische Gesellschaft Neuland, das Werksunternehmen Volks- wagen-Immobilien und die Genossenschaft Allertal fühlen sich der sozialen Wohnraumraumversorgung in Wolfsburg verpflichtet und kooperieren eng mit der Stadt. Der Kaufpreis von Eigentumswohnungen ist in nur fünf Jah- ren um über 1.100€/qm auf ca. 2.700 €/qm gestiegen, das ist ein Plus von 75 % gegenüber dem Ausgangswerts von 2011. Dieser Wert mag zunächst erschrecken, relativiert Preisentwicklung bei sich aber wenn man bedenkt, dass vor sieben Jahren fast Eigentumswohnungen nur Altbauwohnungen zum Verkauf standen, während Quelle: Grundstücksmarkt- bericht GAG BS-Wob mittlerweile durch die Wohnbauoffensive viele hochwertige Neubauwohnungen auf den Markt gekommen sind. BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 7
Die Analyse verdeutlicht, dass die Mietpreissteigerungen im Geförderter Wohnungsbau in Wolfsburg Vergleich mit anderen Städten recht moderat sind. Eine der Ursachen ist die Dominanz der Unternehmen VWI, Neuland und Allertal auf dem Mietwohnungsmarkt, aber auch die Wohnungsbauoffensive nimmt Druck aus dem Bestands- markt. Zudem bietet das Wolfsburger Umland gut erreich- bare Alternativen zu vernünftigen Preisen, insbesondere für die Eigenheimbildung, so dass eine Abwanderung relativ einfach möglich ist. Ein Großteil der Preissteigerungen beruht auf der umfang- reichen Neubautätigkeit und wirkt v.a. im Eigentums- segment. Die sehr hohen Qualität der Neubauprojekte führt zu einer städtebaulichen Aufwertung und sozialen Mischung der Quartiere, sie bringen urbane, moderne Wohnqualitäten in die monostrukturieren Nachkriegsquartiere und sind eine Bereicherung für die städtebauliche Vielfalt. Trotz des höhe- ren Preisniveaus ist der Neubau daher insgesamt als positiv Förderkonditionen für Mietwohnungen in Niedersachsen für die Wohnstandortentwicklung von Wolfsburg zu bewer- ten. Das Land Niedersachsen legt regelmäßig Förderprogramme für den Wohnungsbau auf. Bis vor einigen Jahren spielte der Der sukzessive Abbau von Wohnungsleerstand sowie stei- geförderte Mietwohnungsbau in Wolfsburg nur eine unter- gende Wartezeiten für Grundstücke und Mietwohnungen geordnete Rolle, da auf einen ausgewogenen Wohnungs- deuten auf drohende Wohnungsmarktengpässe hin. Die markt mit einem umfangreichen Bestand an günstigen Miet- steigenden Preise für Wohneigentum und auf dem Grund- wohnungen zurückgegriffen werden konnte. 2014 wurde die stücksmarkt sind jedoch nicht unbedingt Ausdruck einer Landesförderung für allgemeinen Mietwohnungsbau an- Knappheit, sondern werden auch durch das niedrige Zins- gepasst und seitdem mehrfach verbessert. Aktuell gibt es in niveau getragen. Aktuell lassen sich mit demselben Ein- Niedersachsen zwei Förderwege mit unterschiedlichen Ein- kommen deutlich höhere Kredite als früher finanzieren – die kommens- und Mietobergrenzen sowie Förderkonditionen. persönlichen Belastungen werden dadurch nicht höher, Beim 1. Förderweg (Wohnungen für Haushalte mit geringem allerdings steigt das Risiko für die Zukunft. Einkommen) darf die Kaltmiete maximal 5,60 €/qm be- tragen, beim 2. Förderweg (mittlere Einkommen) liegt die Mietobergrenze bei 7 €/qm. BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 8
Beispielrechnungen: Förderbetrag je nach Gesamtkosten Mietwohnungen im 1. und 2. Förderweg Einkommensgrenzen für Wohnberechtigungsscheine Seit 2017 wird im 1. Förderweg zusätzlich zu den Darlehen Seit 2012 sind in Wolfsburg rund 560 Wohnungen aus den ein Tilgungsnachlass von 15 % gewährt – allerdings erst Sozialbindungen herausgefallen und knapp 200 Wohnungen zum Ende der Darlehenslaufzeit, was von den Wohnungs- wurden mit Hilfe von Landesfördermitteln neu errichtet – der unternehmen als problematisch kommuniziert wurde. Die Wohnungsbestand mit Mietpreis- und Belegungsbindungen Förderhöhe richtet sich nach den Gesamtkosten inkl. Grund- hat sich dadurch in nur fünf Jahren von ca. 2.000 auf ca. stückskosten, technischer Ausstattung und Bauneben- 1.600 Wohnungen reduziert. In den nächsten 5 Jahren wer- kosten. Die Tabelle zeigt beispielhaft die Förderhöhe für den den die Bindungen von ca. weiteren 1.000 Wohnungen aus- 1 Förderweg (75 % bzw. 85 % in Einzelfällen zzgl. 15 % Til- laufen; dem gegenüber stehen ca. 600 Wohnungen, die v.a. gungsnachlass) und den 2. Förderweg (45 % der Gesamt- in den großen Neubaugebieten wie Hellwinkel Terrassen kosten). Die förderfähigen Gesamtkosten sind bei oder Sonnenkamp, aber auch in kleineren Investorenpro- 2.900€/qm gedeckelt, d.h. der maximale Förderbetrag jekten mit Hilfe von Landesfördermitteln neu gebaut werden. beträgt 2.465 €/qm. Im Jahr 2022 wird es in Wolfsburg voraussichtlich 1.200 Wohnberechtigt sind Haushalte, die unter die Einkommens- sozialgebundene Wohnungen geben. Die Stadt hofft, dass grenzen fallen, die im Niedersächsischen Wohnraumförde- mit dem neuen Landesprogramm der geförderte Woh- rungsgesetz (NWoFG) festgelegt sind. Diese richten sich nungsneubau in Wolfsburg noch weiter intensiviert wird – die nach Förderweg und Haushaltsgröße. Bei dem anrechenba- Nachfrage wächst, dass zeigt auch die deutlich gestiegene ren Einkommen werden die Sozialausgaben von dem Brut- Zahl der Haushalte mit Wohnberechtigungsscheinen. toeinkommen abgezogen. Die Beispielrechnung zeigt, dass breite Bevölkerungsschichten berechtigt sind, geförderte Wohnungen zu mieten: Die Einkommensgrenze für eine Fa- milie mit zwei Kindern liegt beim 2. Förderweg bei einem Bruttoeinkommen von 81.000 €. BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 9
Der Großteil der geförderten Wohnungsbestände liegt zur- zeit in Vorsfelde (317 WE), Westhagen (296 WE), Stadtmitte (292 WE), Neuhaus/ Reislingen (222 WE) und Nordstadt (178 WE). Ein Antrag auf Wohnungsbauförderung läuft grundsätzlich über die Stadt Wolfsburg, die die Funktion der Wohnraum- förderstelle übernimmt. Der Antrag wird an das Land weiter- gereicht, wenn er den städtischen Zielen entspricht. Die Stadt kann damit Einfluss auf Umfang, Wohnungszuschnitt, Lage und Ausstattung der geförderten Wohnungen nehmen und z.B. aktiv den Wohnungsmix im Quartier steuern. Die Hauptakteure des geförderten Wohnungsbaus in Wolfs- burg sind die städtische Wohnungsbaugesellschaft Neuland und die Genossenschaft Allertal mit insgesamt ca. 1.300 WE; die restlichen 300 Wohnungen sind größtenteils im Besitz der Sahle Wohnbau und der Diakonie. Anbieter von Wohnraum mit Belegungsbindungen in Wolfsburg Stand Dez. 2017 Wohnungen in der Belegungsbindung in Wolfsburg – Status Quo und Prognose BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 10
Instrumente und Zielgruppen sozialer Wohnungspolitik Kernzielgruppe der sozialen Wohnungspolitik sind Haus- halte, die Transferleistungen nach SGB II bekommen (z.B. Hartz-IV-Empfänger) und damit Anspruch auf die Über- nahme der Kosten der Unterkunft (KdU) haben. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften mit Anspruch auf KdU in Wolfsburg war seit 2006 rückläufig, stieg aber seit 2016 wieder etwas an. Die Unterkunfts-Leistungen der Stadt haben zugenom- men und lagen 2017 ohne Nebenkosten bei ca. 1,4 Mio. €. Anerkannte Unterkunftskosten im Städtevergleich Im Durchschnitt liegen die anerkannten Unterkunftskosten (Kaltmiete) bei 6,51 €/qm und sind seit 2015 um 14,6 % gestiegen. Im Städtevergleich liegen die KdU-Leistungen in Wolfsburg an zweiter Stelle hinter Münster (6,98 €/qm) – trotz seines im Vergleich sehr geringen Mietniveaus. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es in Wolfsburg anders als in den meisten Städten keine fixierte Obergrenze für KdU- Leistungen gibt, sondern die Übernahme für jeden Einzelfall abgewogen und bewilligt wird. Leistungsempfänger nach SGB II in Wolfsburg 2005 bis 2017 Bedarfsgemeinschaften mit Anspruch auf Übernahme der KdU und jährliche KdU-Leistungen der Stadt Wolfsburg BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 11
Trotz des Rückgangs der geförderten Wohnungen sind bis- arbeiterische Unterstützung vermittelt. Angesichts der stark lang in Wolfsburg noch keine gravierenden Versorgungs- rückläufigen bundesweiten Zuwanderungszahlen lässt sich probleme bei Transferleistungsempfängern zu erkennen – daraus in Wolfsburg aktuell kein größerer Handlungsbedarf insbesondere deshalb, weil viele Bestandswohnungen auch bei der Wohnraumversorgung abzeichnen. ohne Mietpreis- und Belegungsbindungen zu bezahlbaren Preisen an diese Haushalte vermietet werden. Für Wohnungsnotfälle bietet die Stadt Wolfsburg ein um- fassendes präventives Angebot zur Verhinderung von Ob- Anspruch auf SGB II und KdU haben auch Flüchtlinge, dachlosigkeit. Ziel der städtischen Stelle ist es, verschuldete deren Asylbescheid positiv beschieden wurde. Ein Großteil Haushalt durch Unterstützung zu befähigen, die Mietrück- Flüchtlinge 2015 bis 2017 dieser Menschen kann in Wolfsburg mittlerweile auf dem stände auszugleichen und dadurch die Haushalte in den in Deutschland freien Wohnungsmarkt untergebracht werden. Wichtige Wohnungen zu halten und auf diesem Weg Wohnungslosig- Quelle: Bundesamt für Kooperationspartner sind die großen lokalen Wohnungs- keit vorzubeugen. Jährlich werden ca. 400 Haushalte be- Migration und Flüchtlinge unternehmen. Im Einzelfall wird bei Bedarf ambulante sozial- treut, die von Obdachlosigkeit bedroht sind; 2017 mussten nur vier Personen in einer Obdachlosenunterkunft unter- gebracht werden. Auch hier ist die Basis eine gut funktio- nierende Kooperation mit den lokalen Wohnungsunter- nehmen. Besondere Bedarfe haben Personen mit psychi- schen Erkrankungen, die z.T. nicht alleine wohnen können. Hier gibt es in Wolfsburg zwar gute, dezentrale Angebote mit psychologischer Betreuung, die jedoch nicht für die wachsenden Bedarfe ausreichen. Für Studierende und Auszubildende gibt es in Wolfsburg, das keine etablierte Studentenstadt ist, nur wenige spe- zialisierte Angebote. Auch auf dem freien Wohnungsmarkt gibt es nur wenige Kleinstwohnungen und die Konkurrenz in diesem Marktsegment ist u.a. aufgrund der großen Gruppe der VW-Azubis und multilokalen VW-Mitarbeiter sehr hoch. Für diese Zielgruppe werden daher Versorgungsengpässe konstatiert. * Bis Juni 2015 liegen keine monatsgenauen Auswertungen aus dem EASY-System vor. Die vorliegenden Quartals- werte für das erste und zweite Quartal 2015 wurden für diese Abbildung modellhaft auf die Monate verteilt. BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 12
Für pflegebedürftige Personen besteht Bedarf an klein- Der tabellarische Überblick zeigt, dass Wolfsburg bereits räumig verfügbaren, barrierearmen Wohnungen in den eine Vielzahl von Instrumenten sozialer Wohnungspolitik Quartieren. Die Kapazitäten von Pflegeeinrichtungen sind anwendet, von der breiten Stärkung geförderter Wohnungs- ausgeschöpft, zudem entspricht diese Wohnform nicht dem bauvorhaben bis hin zu Angeboten für besondere Ziel- Wunsch der meisten Menschen für ein Wohnen im Alter und gruppen. Bislang nicht genutzt wird die Möglichkeit fester bei Pflegebedürftigkeit. Bevorzugtes Wohn- und Versor- Bewirtschaftungsvereinbarungen, um die gute Kooperation gungsumfeld ist die eigene Wohnung in der angestammten zu den Wohnungsunternehmen, die bislang eher auf infor- Nachbarschaft. Dies entspricht auch der wohnungspoli- meller Basis läuft, zu verstetigen und die Rechte der Stadt tischen Zielsetzung, in Zukunft flexible Angebote für ein zu stärken. Viele Städte stehen bei diesem Thema noch am selbstständiges Leben mit sozialer Teilhabe im Quartier ver- Anfang – ein gutes Beispiel liefert hier die Stadt Potsdam, stärkt zu fördern. Entsprechende Quartierskonzepte werden die einen Kooperationsvertrag mit ihrer eigenen Wohnungs- derzeit in Wolfsburg vorbereitet. baugesellschaft abgeschlossen hat. Instrumente einer sozialen Wohnraumpolitik in Wolfsburg BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 13
Resümee und Empfehlungen Quoten und Investorenauswahlverfahren umzusetzen. In Zusammenfassend ist in der letzten Dekade zwar eine den Bestandsquartieren sollten dagegen Standorte und Verengung des Wolfsburger Wohnungsmarktes zu beobach- Konditionen für geförderten Neubau aus dem lokalen Kon- ten, zu einer hohen Nachfrage nach Wohnraum und einem text heraus bestimmt und im Einzelnen mit den Investoren hohen Neubaubedarf geführt hat. Bislang hat dies jedoch vereinbart werden. Dabei können kooperativ auch fehlende nicht zu gravierenden Problemen in der sozialen Wohnraum- Versorgungsstrukturen und Treffpunkte etabliert werden. versorgung geführt. Preissteigerungen sind teilweise durch Basis ist eine qualifizierte Datenbasis und ein zielführendes den vermehrten Wohnungsneubau zu erklären, der im Rah- Monitoring. In Zusammenfassung der Analyse und der men der Wohnbauoffensive von der Stadt aktiv gefördert Gespräche mit den Mitarbeitern der Verwaltung wird im wird und neben der Marktentlastung auch positive qualitative Einzelnen empfohlen: Effekte für den Wohnstandort bringt. Wolfsburg ist geprägt - Bei Investorenauswahlverfahren (IAV)/ Konzeptvergaben durch einen umfangreichen, preisgünstigen Mietwohnungs- und größeren Planungsvorhaben insbesondere preis- bestand aus den 1950 bis 1970er Jahren, der überwiegen günstige Wohnungen für große Familien sowie im Besitz der großen lokalen Wohnungsunternehmen ist. Kleinstwohnungen für junge Haushalte (Studenten, Zudem setzt die Stadt bereits ein breites Instrumenten- Azubis) einfordern bündel für eine soziale Wohnungspolitik ein. - Anpassung der Wohnungsbestände an den demogra- Ist zur Sicherung einer sozialen Wohnraumversorgung eine phischen Wandel/ Quartierskonzepte (in Arbeit): Quar- umfassende und konsequente Neubautätigkeit im sozialen tiere durch geeignete Wohnungen ergänzen, Nach- Wohnungsbau erforderlich? Angesichts steigender Preise barschaften und Selbsthilfe stärken (Quartiersmanage- und abschmelzender Sozialwohnungsbestände stehen der- ment), flexible Unterstützungsleistungen in Kooperation zeit viele deutsche Städte vor dieser Frage und versuchen von Wohnungswirtschaft und Wohlfahrtsverbänden den negativen Entwicklungen mit Baulandmodellen, Förder- quoten, Kooperationsvereinbarungen u.v.m. zu begegnen. - Fortsetzung/ Ausbau eines Wohnungsmarktmonito- Wolfsburg ist in der besonderen Lage, einen Großteil der rings auf Stadtteilebene: Erfassung Unterbringungspro- Baugrundstücke zu besitzen, so dass städtische Zielsetzun- bleme inkl. KdU, Entwicklung Mieten/ Leerstand, Struktur gen ohne Baulandmodell und feste Quoten im Rahmen von des Wohnungsangebots, soziale Zusammensetzung Konzeptvergaben umgesetzt und dabei standortbezogen - Punktuelle Nachsteuerung des Wohnungsangebotes: und individuell festgelegt werden können. Neben der Woh- Förderquoten im Einzelfall festlegen (IAV/ städtebauliche nungsversorgung muss zudem die soziale Mischung im Verträge), Kooperationsvereinbarungen mit der Woh- Quartier gewährleistet werden, um den gesellschaftlichen nungswirtschaft und ggf. Einzeleigentümern Zusammenhalt zu stärken. Für die soziale Wohnungspolitik in Wolfsburg wird empfoh- len, in den großen Neubauquartieren weiterhin einen be- stimmten Anteil geförderter Wohnungen mit Hilfe von BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 14
Diskussion Rolle für die soziale Mischung in den Quartieren, als Mittel Diskutiert wird, welchen Umfang und welche Aufgabe der gegen die Isolation einzelner Bevölkerungsgruppen und den geförderte Wohnungsbau in Wolfsburg in Zukunft haben gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt. Der Förder- sollte und welche ergänzenden Instrumente für eine soziale bedarf sollte daher nicht an Quoten festgemacht, sondern Wohnraumversorgung sinnvoll sind. zielgerichtet für die einzelnen Quartiere bestimmt werden. Kai-Uwe Hirschheide und OB Klaus Mohrs unterstützen den Bedarf an geförderten Wohnungsbau in Wolfsburg Ansatz einer differenzierten Betrachtung einzelner Quartiere. Wie kann der Neubaubedarf geförderter Wohnungen in Die Stadt verfolgt schon lange die Philosophie der sozialen Wolfsburg quantifiziert werden? In vier Jahren wird es in Mischung im Quartier. So ist z.B. das Neubauquartier Hell- Wolfsburg voraussichtlich noch 1.200 gebundene Wohnun- winkel bewusst mit einer Mischung geförderter Mietwoh- gen geben, wie viele Haushalte werden dann anspruchs- nungen und hochpreisiger Wohnangebote konzeptioniert. berechtigt sein? Mit Hilfe der Daten der Wohnungsunternehmen konnte gezeigt werden, dass der Wolfsburger Wohnungsmarkt Der genaue Bedarf an geförderten Wohnungen lässt sich entgegen der Pressemeldungen keineswegs von unzumut- nicht ohne weiteres beziffern, wie Bernhard Faller erläutert, baren Mietpreissteigerungen dominiert wird. Es gibt jedoch und wird in vielen Städten sehr kontrovers diskutiert. Das insgesamt zu wenige Wohnungen in Wolfsburg. deutsche Fördersystem beruht als Kind der Nachkriegszeit auf der Annahme einer „nivellierten Mittelstandsgesell- Hans-Dieter Brand ergänzt, dass die Neuland im letzten schaft“. Geförderter Wohnungsbau wurde damals als Typus Jahr 1.200 Bestandswohnungen zu durchschnittlich für breite Mittelschichten entwickelt – die Versorgung von 6,30 €/qm wiedervermietet hat. Der Gesamtbestand liegt im Arbeitslosen, Geringverdienern und Wohnungsnotfällen Mittel bei 5,75 €/qm, das ist knapp über der Fördermiete im stand nicht im Mittelpunkt. Bis heute zielt die Wohnbau- 1. Förderweg. Für den Unterhalt der Bestände sieht er keine förderung auf eine Mischung der Einkommensgruppen und Probleme durch das geringe Mietniveau. Höherwertige Qua- Miethöhen, dies ist auch Teil des Anreizsystems für Investo- litäten können auf diesem Niveau jedoch nicht geschaffen ren. In den meisten Städten haben mittlerweile die Hälfte der werden. Angesichts dieses sehr geringen Bestandsmiet- Haushalte Anspruch auf eine geförderte Wohnung. Alle niveaus sieht Ulrich Sörgel für VWI keinen Bedarf an Sozial- Berechtigten in geförderten Wohnungen unterzubringen ist wohnungen – wohl aber an hochwertigem Neubau mit nicht nur illusorisch, sondern auch nicht erforderlich: Viele neuen Qualitäten. nicht gebundene Wohnungen bewegen sich innerhalb der Fördermieten, v.a. ältere Bestände sind oft günstiger als Rolle des frei finanzierten Wohnungsneubaus für die geförderter Neubau. Dies gilt insbesondere für Wolfsburg mit soziale Wohnraumversorgung seinem vergleichsweise geringen Mietniveau; auch sind Prof. Elke Pahl-Weber verweist auf Unter- Haushalte mit einem besonderen Unterstützungsbedarf in suchungen der Landessparkasse NRW Wolfsburg gut versorgt. Über die Versorgung hinaus spielt und empirica zu Sickereffekten von Neu- der geförderte Wohnungsbau in Wolfsburg eine wichtige bauten: Anhand konkreter Beispiele konn- BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 15
te gezeigt werden, dass selbst hochpreisige Neubauten beiträgt. Es sollten daher weiterhin Angebote im gesamten auch das untere Wohnungsmarktsegment entlasten, Preis- Wohnungsmarktspektrum gefördert werden. steigerungen dämpfen und Wohnungen für Haushalte mit geringem Einkommen frei machen. Hierfür ist jedoch eine Rentabilität geförderten Wohnungsbaus in Wolfsburg ausreichende Fluktuationsreserve erforderlich, die in Wolfs- Es wird darauf hingewiesen, dass Renditeverluste im geför- burg mit einer Leerstandsquote von unter 1 % bei weitem derten Wohnungsbau von Investoren oft über Aufschläge im nicht gegeben ist. Vor diesem Hintergrund hat Neubau auch frei finanzierten Neubau kompensiert werden. Haushalte mit eine wichtige quantitative Funktion für den Wohnungsmarkt mittleren Einkommen, die nicht sozialwohnungsberechtigt in Wolfsburg, im frei finanzierten wie auch im geförderten sind, finden deshalb in vielen Neubauquartieren keinen Segment. bezahlbaren Wohnraum mehr. Die angestrebte soziale Mi- Die Wirkung von Sickerketten wird auch von Hans-Dieter schung im Quartier wird dadurch unterlaufen. Brand bestätigt. Im Goethepark konnte die Neuland 68 Bernhard Faller erläutert, dass in einer Modellrechnung ge- Neubauwohnungen mit einer Kaltmiete von 11 €/qm sehr gut zeigt wurde, dass in Wolfsburg im 1. Förderweg mit Til- vermieten. Eingezogen sind jedoch nicht wie geplant externe gungszuschuss und preisreduzierten städtischen Grund- VW-Führungskräfte, sondern v.a. Haushalte aus dem direk- stücken eine positive Rendite erzielt werden kann. Die Ren- ten Umfeld. Für eine zeitgemäße Wohnung im angestamm- dite des geförderten Wohnungsbaus liegt jedoch auch in ten Quartier, wurde eine Verdreifachung der Miete in Kauf Wolfsburg unterhalb des freifinanzierten Wohnungsbaus. Es genommen. Durch den Umzug wurden schließlich Bestands- wird vereinbart, dass Quaestio dem Bündnis das Modell zur wohnungen mit Mieten um die 5 €/qm frei, die auch für Verfügung stellt. Haushalte mit geringen Einkommen bezahlbar sind. Für Ulrich Sörgel sind die nachgefragten neuen Wohn- Baulandbereitstellung für Eigenheime im Umland qualitäten weder im Bestand noch im geförderten Woh- Für Prof. Elke Pahl-Weber gehört zur sozialen Wohnraum- nungsbau zu erreichen sind, hierfür ist hochwertiger Neubau versorgung auch die Bezahlbarkeit von Eigenheimen, hier erforderlich. In Folge der enormen Baukostensteigerungen spielt der Grundstücksmarkt eine zentrale Rolle. Die für lassen sich niedrige qm-Preise im Neubau jedoch kaum Wolfsburg konstatierte Umlandwanderung ist seit ca. zehn noch realisieren. Zeitgemäße Wohnqualitäten bei bezahl- Jahren auch in anderen Städten ein unterschätztes Phäno- baren Wohnkosten können seiner Ansicht nach nur noch men. Gerade in den wachsenden Städten mit hohem Markt- über eine Reduzierung der Wohnungsgrößen erreicht wer- druck wandern v.a. junge Familien für die Eigentumsbildung den, wie sie VWI bereits mit Kleinstwohnungen und Mikro- ins Umland. Dies zeigt sich in der demografischen Entwick- appartements realisiert. lung dieser Städte, in denen die Altersgruppe der 30- bis 50- Für Prof. Elke Pahl-Weber zeigen die Beispiele, dass der frei Jährigen abnimmt. Gleichzeitig ziehen v.a. finanzierte Wohnungsneubau eine wichtige Rolle für die junge Menschen aus dem europäischen Wohnstandort- und Quartiersentwicklung in Wolfsburg hat Ausland in die Städte, in Wolfsburg spie- und letztlich auch zu einer sozialen Wohnraumversorgung len zudem Multilokale eine wichtige Rolle. BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 16
Diese erneute Suburbanisierung, die längst überwunden wicklung überschätzt. Seiner Erfahrung nach handeln geglaubt war, stellt die Städte vor große Herausforderungen. gerade die traditionellen Genossenschaften sehr bestands- OB Mohrs ist der Ansicht, dass Wolfsburg die weiterhin hohe und mitgliederorientiert. Oft findet eine Konzentration auf Nachfrage nach Eigenheimgrundstücke keinesfalls komplett größere Bestände statt. Zentrales Interesse der Genossen- auf seinem Stadtgebiet decken kann. Aufgrund der guten Er- schaften ist der soziale Zusammenhalt in den Nachbar- reichbarkeit des Umlandes wird sich ein Eigenheim-Speck- schaften. Neben Baugenossenschaften bieten auch Bau- gürtel in den Dörfern um Wolfsburg nicht verhindern lassen. gruppen eine neue Form des Eigentums, sie umfassen Dies ist seiner Meinung nach auch gar nicht das Ziel; viel- jedoch bislang nur ein sehr kleines Marktsegment. mehr sollte sich Wolfsburg auf den urbanen Geschosswoh- Prof. Elke Pahl-Weber berichtet von dem Wiener Genos- nungsbau konzentrieren – und dabei auch hochwertige senschaftsmodell, das eine lange Tradition hat. Ein Großteil Angebote realisieren, um Haushalte mit hohem Einkommen der günstigen Wohnungen in Wien ist im Besitz von in der Stadt zu halten. Damit Wolfsburg nicht nur die Lasten Genossenschaften. Der Anteil den man als Mieter beim der Umlandwanderung trägt (steigende Infrastrukturkosten Einzug kaufen muss, liegt bei ca. 20.000 € – beim Auszug bei sinkenden Steuereinkommen), sondern auch von ihr pro- bekommt man ihn verzinst zurückgezahlt. Auch Hamburger fitiert, wäre aus seiner Sicht eine Gebietsreform dringend Genossenschaften sind aktuell sehr aktiv im Neubau tätig. erforderlich. Die Wohnungen sind für Hamburg günstig, liegen jedoch Aus dem Bündnis wird ergänzt, dass auch ohne schwierig immer noch über dem in Wolfsburg üblichen Niveau. umzusetzende Gebietsreform Wohnbauland gemeinsam mit Herr Backhausen bestätigt, dass auch die den Nachbargemeinden entwickelt werden muss. Stadt- Allertal Mitgliederorientiert ist: sie hat den wachstum und Grundstücksvergabe sollten in einem regio- klaren Förderauftrag, freie Wohnungen nalen Konzept koordiniert werden – auch unter dem Aspekt zuerst Mitglieder anzubieten, wobei lang- der Bezahlbarkeit von Wohnen und Wohneigentumsbildung. jährige Mitglieder bevorzugt werden. Selbstverständlich will die Allertal auch Genossenschaften und Baugruppen als Anbieter neue Mitglieder gewinnen: Ein Neumitglied bezahlbaren Wohnraums hat i.d.R. eine Wartezeit von drei Monaten Gute Potenziale zur Schaffung günstigen Wohnraums bieten für eine Wohnung. Die Bestandsmieten auch gemeinschaftliche Eigentumsformen wie z.B. das ge- liegen bei 5,71 €/qm, bei Wiedervermie- nossenschaftliche Bauen. In Berlin gibt es viele gute Bei- tung werden 6,71 €/qm aufgerufen. Die spielprojekte, die sich über neue Eigentümerstrukturen von Allertal ist auch im Neubau tätig und auf den Preissteigerungen abkoppeln und zudem eine klein- der Suche nach Grundstücken. Ziel ist teilige soziale Mischung in den Nachbarschaften fördern. eine Neubaumiete unter 10 €/qm. Aktuell Wie groß ist das Potenzial in Wolfsburg? baut die Allertal fünf Einfamilienhäuser in diesem Preissegment. Nach Ansicht von Herrn Faller wird in vielen Städten das Potenzial von Genossenschaften für die Wohnstandortent- BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 17
Kooperationsvereinbarungen Prof. Elke Pahl-Weber bedankt sich für die interessante Dis- Ergänzend zum geförderten Neubau kann mit Bewirtschaft- kussion der Ergebnisse des Quaestio-Gutachtens, dessen ungsvereinbarungen das Angebot an kostengünstigen Woh- Einschätzung vom Bündnis geteilt wird. nungen gesichert werden. Sehr gute Potenziale werden hier Aus der Diskussion haben sich folgende Themen für die in Zusammenarbeit mit den großen lokalen Wohnungs- weitere Bündnisarbeit herauskristallisiert: unternehmen gesehen, mit denen bereits eine gute Zusam- - Kooperationsvereinbarungen zwischen Stadt und Woh- menarbeit besteht. Da die Stadt Wolfsburg bislang keine nungsunternehmen, Beispiele anderer Städte Erfahrung mit Kooperationsverträgen hat, wird vorgeschla- - Quartiersbezogenes Monitoring anhand räumlich aus- gen, Beispiele aus anderen Städten heranzuziehen. Koope- gewerteter Sozial- und Wohnungsdaten der Stadt rationsverträge können flexibel mit den Unternehmen ver- einbart werden und auf diese Weise bedarfsgerecht Verein- - Mietwohnungsbestände in Wolfsburg: Qualitäten und barungen getroffen werden, die die soziale Wohnraum- Aufwertungsbedarfe versorgung in Wolfsburg stärkt. Quartiersbezogenes Monitoring Ulrich Sörgel hält das empfohlene lokale Monitoring für sehr hilfreich, um je nach Entwicklung der Sozialstrukturen in einem Quartier dort passgenaue Projekte zu entwickeln. Bei den Wohnungsbauunternehmen liegen viele Sozial- und Wohnungsdaten vor, mit denen ein Monitoring unterstützt werden kann. Ralf Sygusch verweist auf die Onlinedatenbank der Stadt Wolfsburg, in der eine Vielzahl quartiersbezogener Indi- katoren abgerufen und räumlich dargestellt werden können. BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 18
WETTBEWERB ZUKUNFTSSTADT ViwoWolfsburg2030+ PROF. ELKE PAHL-WEBER (TU BERLIN) UND RALF SYGUSCH (STADT WOFLSBURG) Prof. Elke Pahl-Weber unterstützt mit der TU Berlin die Teil- Digital und vernetzt in die Zukunft nahme der Stadt Wolfsburg am Wettbewerb Zukunftsstadt Die TU Berlin hat sich anhand von Literatur- und Desktop- mit dem Projekt „ViWoWolfsburg2030+: digital und recherche mit der Frage beschäftigt, was Digitalisierung für vernetzt in die Zukunft“. An der TU Berlin wird das Projekt die Stadtentwicklung bedeutet und wie diese konkret in von Paula Hentschel betreut; Ansprechpartner bei der Stadt Wolfsburg umgesetzt werden kann. Wolfsburg sind Vera Ptacek und André Nissen vom Referat Prof. Bieber sieht in seiner Expertise für den WBGU in der für Strategische Planung, Stadtentwicklung und Statistik. Digitalisierung große Chancen für die Entwicklung neuer nachhaltiger Stadtentwicklungsstrategien, z.B. mit neuen Wettbewerb Zukunftsstadt Visionen zum Wohnen Konzepten der Nachverdichtung oder ressourcensparenden in Wolfsburg 2030+: Der Wettbewerb Zukunftsstadt wurde von mehreren raum- energieeffizienten Systemen.2 Angesichts der Herausforde- Digital und vernetzt bezogenen Bundesministerien initiiert und wird vom Bundes- in die Zukunft rungen des Klimawandels und der gesellschaftlichen Trans- ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vergeben. formation ist auch eine Transformation der Städte www.wolfsburg.de/ zukunftsstadt Die Nationale Plattform Zukunftsstadt bietet Experten die erforderlich. Voraussetzung ist der Erhalt der natürlichen Möglichkeit, in verschiedenen Forschungsfeldern einer Lebensgrundlagen, die politische und wirtschaftliche Teil- nachhaltigen Stadtentwicklung zusammenzuarbeiten. Der habe der Menschen und die Wahrung der Eigenart der Wettbewerb Zukunftsstadt ist untergliedert in drei Phasen. Städte. Die Einbeziehung digitaler Möglichkeiten und Nach einer erfolgreichen ersten Phase wurde Wolfsburg smarter Lösungen kann dies unterstützen. Smart Cities zusammen mit 22 weiteren Kommunen für die zweite Phase können „Treiber von Stadt- und Standortentwicklung“ sein, ausgewählt, die Ende Juni 2018 endet. indem sie „Märkte für Start-Ups, die Kreativ- und Tech- In Phase 1 wurden Visionen für die fünf Handlungsfelder nologiewirtschaft eröffnen“. Wohnvielfalt, Mobilität, Energie, Quartiersqualitäten und Die Smart City Charta des BBSR3 formuliert Leitlinien für Freiraum entwickelt. eine nachhaltige Gestaltung der digitalen Transformation Für Phase 2 betrachtet Wolfsburg die Handlungsfelder aus von Kommunen, die auch in das Projekt ViWoWolfsburg dem Blickwinkel digitaler und smarter Lösungsansätze, wel- 2030+ einfließen. Townsend4 verweist auf die Risiken der cher mit der Digitalisierungsoffensive der Stadt in Koope- Digitalisierung für Datenschutz und Sicherheit digital ration mit VW einhergeht. Es wird herausgearbeitet, was dieses Thema für die drei Handlungsfelder Energie, Mobilität 2 „Digitalisierung und die Smart City. Ressource und und Wohnen bedeutet. Hierzu werden konkrete Projekte Barriere transformativer Urbanisierung“, Bieber, C konzeptioniert, mit denen sich Wolfsburg für eine Teilnahme & Bihr, P., im Auftrag des Wissenschaftlichen Bei- an Phase 3 bewerben könnte. rats der Bundesregierung Globale Umweltverän- derungen, Berlin 2016 In Phase 3 werden ausgewählte Komponenten des Gesamt- 3 „Smart City Charta“, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- konzepts in Form von Reallaboren umgesetzt. und Raumforschung, Berlin 2017 4 “Big Data, civic hackers, and the question for a new utopia”, Townsend, Anthony M., Norten, New York/ London 2013 BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 19
gesteuerter Infrastruktur. Ein Algorithmus entstehe derzeit Urban Design Thinking in Wolfsburg „weitgehend außerhalb demokratisch-legitimierter Strukturen Um Ideen und konkrete raumbezogene Projekte für digitale und hat dennoch reale Auswirkungen.“ So müssen sich die und smarte Angebote in der Stadt zu entwickeln, die auf den Städte z.B. mit der Frage beschäftigen, wie sie ihr digital tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen basieren, wurde gesteuertes Abwassersystem schützen können. Die Charta in den Workshops die Methode Urban Design Thinking an- fordert: „Die wesentliche Aufgabe einer Smart City muss gewendet, die von Prof. Elke Pahl-Weber in Zusammen- also darin bestehen, gemeinsam mit den Bewohnern der arbeit mit Prof. zu Knyphausen-Aufseß an der TU Berlin Stadt eine Smart City Strategie mit Zielen, Grundsätzen und entwickelt wurde. Maßnahmen zum Datenschutz und Datensicherheit zu verhandeln und sich durch politische Beschlüsse daran zu binden“. Das Thema Smart City wird auch von der Bauabteilung, die jetzt Teil des Bundesinnenministeriums ist weiterverfolgt, ein erstes Treffen dazu hat am 11.4.2018 stattgefunden. Wie gehen die Städte mit dem Thema Digitalisierung und Smart City um? Was sind die konkreten Herausforderungen? Hier wurde ein umfassender Informationsbedarf deutlich. Von der bisher sehr allgemeinen Diskussion muss der Schritt zu Urban Design Thinking basiert auf dem aus der Produktent- konkreten Projekten gemacht werden. wicklung seit den 1990er Jahren bekannten Design Thinking Lösungen zur Smart City müssen für jede Stadt individuell und wendet dieses auf den städtischen Kontext an. Ein entwickelt werden und im Mittelpunkt müssen die Anwender wichtiger Erfolgsfaktor liegt darin, auf nutzerzentrierte Pro- der neuen Technologien stehen – diese Erkenntnis hat sich bleme einzugehen und diese zu versteh- mittlerweile auf allen Ebenen durchgesetzt. Es geht nicht um en. Voraussetzung ist die Zusammen- das technische Mach- und Vermarktbare, sondern um die arbeit mit allen Akteuren, von Techni- tatsächlichen Bedarfe. Der Dialog mit den Bewohnern einer kern, politischen Entscheidern, Investo- Stadt ist daher ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur ren und Endnutzern. Der Prozess des Transformation der Städte. Hier setzt auch das Förder- Urban Design Thinking ist nicht linear projekt ViWoWolfsburg2030+ an. In Interviews im Rahmen sondern iterativ, d.h. die einzelnen Pha- eines Seminars der TU Berlin, Workshops für verschiedene sen können sich unter dem Einfluss neu Zielgruppen und einer Online-Befragung wurden die Wolfs- gewonnener Erkenntnisse – z.B. aus burger die gesamte Projektlaufzeit hindurch daran beteiligt, wissenschaftlicher Recherche, dem gemeinsam Projektideen für das zukünftige Wolfsburg zu Feedback von Nutzern oder Langzeit- entwickeln. Die Ergebnisse von Workshops und Befragung Monitoring – wiederholen, um das Er- sind unter www.wolfsburg.de/zukunftsstadt online abrufbar. gebnis zu optimieren. Methode des Urban Design Thinking Iterativer Prozess (oben) und Dimensionen (unten) BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 20
Ein Beispiel zeigt das Vorgehen: Ein stark frequentierter Platz in London sollte neu gestaltet werden, um die hohen Unfallraten zu reduzieren. Um das Nutzerverhalten zu ver- stehen, wurde der Platz für zwei Monate für den Verkehr gesperrt, so dass die Fußgänger frei ihren Weg wählen konnten. Die bevorzugten Wegen wurde vor Ort visualisiert und daraus das neue Platzkonzept entwickelt. Auf tech- nische Lösungen wie z.B. Brücken, Tunnel oder Straßen- sperrungen konnte so verzichtet werden. Damit ist ein an den Bedarfen orientierter Weg gefunden worden, ohne hohe technisch bedingte Investitionen finanzieren zu müssen, die zudem auch noch unterhalten werden müssten. Bürgerworkshop 9.9.2017 Für das Förderprojekt ViWoWolfsburg2030+ wurde Urban Design Thinking mit dem Ziel angewendet, gemeinsam mit Prototyp aus dem Kinder- Bürgern und Experten Prototypen für smarte Projekte der und Jugendworkshop Zukunftsstadt Wolfsburg zu entwickeln, die dann in der 3. Wettbewerbsphase umgesetzt werden können. Studierende der TU Berlin haben Gespräche mit 220 Bürgern geführt, um die Wünsche und Probleme der Menschen vor Ort zu erfassen und daraus Kernbedarfe in den drei Handlungs- feldern Wohnvielfalt, Mobilität und Energie für Wolfsburg abzuleiten. Die Aufgabe bestand darin, für diese Kern- bedarfe im Rahmen einer Workshop-Reihe mit Bürgern, Urban Lab #2 14.12.2017 Kindern und Fachleuten kreative und zukunftsfähige Lösun- gen zu entwickeln und diese in Form von Prototypen physisch zu bauen, um sie durch die Visualisierung besser erklären und anhand des Feedbacks optimieren zu können. BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 21
Projektvorschläge für ViWoWolfsburg2030+ Bedarfe Ralf Sygusch stellt die in der gemeinsamen Workshop-Arbeit - Wunsch nach bedarfsgerechten Wohnungen entwickelten Projekte vor, mit denen sich Wolfsburg für die (zentrumsnah, barrierearm, saniert, bezahlbar) 3. Phase des Wettbewerbs Zukunftsstadt bewerben könnte. - Bessere Erreichbarkeit von Nahversorgung Prämisse war die Entwicklung themenfeldübergreifender, (v.a. für hilfsbedürftige Menschen) vernetzter, nachhaltiger und eigenwirtschaftlich funktionie- - Flexiblere Wohnungsgrößen, die sich den verändernden render Lösungen. Um die Umsetzbarkeit der Projekte zu ge- Lebensphasen der Wolfsburger anpassen währleisten, wurden Experten zu den Fachthemen Digitali- - Wunsch nach Aufbrechen der Anonymität und sierung, Wohnen, Mobilität, Energie und Recht in die Work- Homogenität der Nachbarschaft (Jung und Alt) shops einbezogen. Mit lokalen Partnern wie den Stadt- werken, der Neuland und der Energieagentur Wolfsburg wurden Chancen erörtert, die Ideen mit bereits vorhandenen Projektvorschläge Projektansätzen zu verbinden. Ein Workshop, den Volks- wagen und die Stadt Wolfsburg parallel mit ihren Azubis durchgeführt haben, bestätigte die ermittelten Bedarfe und Lösungsansätze auch bei den jungen Berufstätigen. Die öffentliche Resonanz auf die Workshops war leider geringer als erhofft – was auch darauf hinweist, dass bei dem Thema digitale Transformation der Stadt eine breite Betroffenheit erst noch erzeugt werden muss. Die Projektvorschläge sind den drei Themenfeldern Wohn- vielfalt, Mobilität und Energie zugeordnet. Sie gründen auf jeweils formulierten Zukunftsvisionen und berücksichtigen die ermittelten Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger. Themenfeld Wohnvielfalt Zukunftsvision: Wolfsburg vollzieht den nachhaltigen Umbau der Stadt (inkl. Erweiterung und Rückbau) durch die Umset- zung von Maßnahmen in unterschiedlichen Quartiers-Typo- logien und gewährleistet die Funktionsfähigkeit der Stadt- strukturen von morgen. BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 22
Themenfeld Mobilität Themenfeld Energie Zukunftsvision: Wolfsburg bietet in Zukunft eine multimo- Zukunftsvision: dale, klimafreundliche und gesunde Mobilität. Klimaschutz durch Kompetenz, Qualität und Innovation. Bedarfe Bedarfe: - Übergreifendes Thema: Multimodalität Beratungs- und praktische Informationsbedarfe zu - Nachhaltige Organisation des motorisierten - Energiekreisläufen in Wolfsburg Individualverkehrs, attraktive Ergänzungen des ÖPNV - Produktion alternativer Energien/ Speicher- und und des nicht motorisierten Individualverkehrs Netzkapazitäten in Wolfsburg - Wunsch nach einfachem, komfortablen Wechsel - Persönliche Einflussnahme, v.a. wie Energie eingespart zwischen den Fortbewegungsarten werden kann (z.B. Begrünung…) Projektvorschläge Projektvorschläge BÜNDNIS FÜR WOHNEN UND LEBEN IN WOLFSBURG DOKUMENTATION DER 13. SITZUNG AM 25.4.2018 23
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