Bachelorarbeiten 2020 Chemie - ZHAW
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Sie haben Freude am Verbinden von Theorie und Praxis. Wir vermitteln Ihnen das Verständnis für die Entwicklung und Analyse von Substanzen und Verfahren.
Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 Vincetic Marija 34 Die Diplomandinnen und Wyss Nicola 35 Diplomanden Al-Godari Nassim 6 Ammann Julia 7 IAESTE-Praktikum 37 Balendran Sharujen 8 Institut für Chemie und Biotechnologie (ICBT) 39 Bernet Martin 9 Perspektiven 40 Bickel Laure-Anne 10 Certificates of Advanced Studies Blaser Linus 11 (CAS) am Coffee Excellence Center 43 Brandenberger Alexandra 12 TEDD Competence Centre 44 Dellsperger Cédéric 13 Natural Products Eberle Alexandra 14 Drug Discovery 45 Ehrle Timo Morris 15 ALUMNI ZHAW 46 Fischli Bianca 16 ZHAW LSFM 47 Gerguri Artan 17 Giger Mathias 18 Grolimund Jon 19 Hegner Benedikt 20 Heilig Salome 21 Imstepf Nicolas 22 Mathis Flurin 23 Montagne Cédric 24 Näf Stefan 25 Reiter Stefanie 26 Roulin Sébastien 27 Rütimann Marc 28 Schaub Daniela 29 Schutzbach Carys 30 Titelbild: Konfokalmikroskopische Aufnahme von Fettzellen Schwyn Raphael Christian 31 (Adipozyten) differenziert aus humanen mesenchymalen Stammzellen unter Macromolecular Crowding-Bedingungen; Slanzi Yves 32 rot: Fibronektin, grün: in Adipozyten eingelagerte Fetttröpf- Staub Michael 33 chen, blau: Zellkerne. Bild: Nicole Kohli, MSc in Chemistry for the Life Sciences. 3
Vorwort Wädenswil, August 2020 Liebe Leserin, lieber Leser! Gerade in einem so ungewöhnlichen Jahr wie 2020 mit der Coronavirus-Krise, die alles auf den Kopf zu stellen scheint, möchten wir an der Tradition festhalten und die Abschlussarbeiten unseres Bachelorstudiengangs Chemie wieder in einem Booklet zusammenstellen. Die Studierenden haben in Kooperation mit Industrie- und For- schungspartnern eine beeindruckende Breite an Themen bearbeitet. Diese reichen von der Entfernung von Mikroplastik aus Trinkwasser mittels Nano-Materialien über 2D-Polymere bis zur Biokatalyse und Biomarkern und spannen den Bogen der Chemie von den Materialwissenschaften bis zur Biologie. Liebe Diplomandinnen und Diplomanden, diese Bachelorarbeiten haben Sie unter besonderen Bedingungen und zum Teil am Schreibtisch anstatt im Labor angefertigt. Ihre Arbeiten stellen dennoch oder gerade deswegen den Höhe- punkt Ihres Chemiestudiums dar. In jedem Fall können Sie sehr stolz darauf sein. Wir sind auch dieses Jahr beeindruckt, was Sie mit Ihren Arbeiten geschaffen haben, und gratulieren Ihnen herzlich zum erfolgreichen Abschluss Ihres Chemiestudiums. Wir freuen uns mit Ihnen! Ihr Achim Ecker Studiengangleiter Chemie Institut für Chemie und Biotechnologie 5
Charakterisierung indigoider Gleitschichten auf UHMWPE Diplomand Nassim Al-Godari Korrektor ZHAW PD. Dr. Dominik Brühwiler Korrektorin extern Dr. Susanne Widmer Gegenwärtig ist Indigo bekannt als Farbstoff Aufgrund ihrer Hydrophobizität sind Fluor- unserer Blue Jeans. Das organische und wachse im Leistungs- und Spitzensport sehr hydrophobe Pigment zeigt Eigenschaften, die beliebt. Wegen ihrer Persistenz und Toxizität sogar für die Verwendung als Halbleiter nütz- sind diese Fluorwachse seit 2020 jedoch ver- lich sein können. Dieses breite Anwendungs- boten. Da indigoide Gleitmittel in Feldtests spektrum kann auf die molekulare Struktur vergleichbare Gleiteigenschaften zeigten, ste- und die daraus resultierenden Eigenschaften hen diese als natürliche und biologisch abbau- zurückgeführt werden, insbesondere die Aus- bare Alternative im Fokus. Es wird vermutet, bildung von inter- und intramolekularen Was- dass das Auftreten intermolekularer Wechsel- serstoffbrücken. Das Auftreten und die Stärke wirkungen mit den Gleiteigenschaften korre- der Wechselwirkungen sind verantwortlich liert. In dieser Arbeit wurden mikroskopische für die Leitfähigkeit und Hydrophobizität von (Abb. 1), spektroskopische und tribologische Indigo-Schichten. Methoden verwendet, um die Schichtbildung von Indigo auf UHMWPE zu untersuchen und Die Firma Isantin GmbH hat ein ökologisches Struktur-Eigenschaftsbeziehungen abzuleiten. Gleitmittel für Langlaufski und andere Winter sportgeräte auf Basis indigoider Pigmente entwickelt. Bei Kontakt der Wintersport- laufflächen (aus ultra-high-molecular-weight polyethylene, UHMWPE) mit Schnee bildet sich ein Gleitfilm. Dieser besteht aus einem Gemisch von flüssigem Wasser und Eiskristal- len. Die hydrophoben Eigenschaften von Indigo sind ideal, um die Anziehung zwischen der Abb. 1: Rasterelektronenmikroskopie-Aufnahme eines Lauffläche und dem Gleitfilm zu senken und UHMWPE-Belags mit und ohne Indigo-Schicht. Rechts so den Belag gleitfähiger zu machen. oben: Fotografische Aufnahme eines UHMWPE-Belags mit Indigo-Schicht. 6
Untersuchung der Tropfeninokulation zur Besiedelung von Kühlschmierstoffen Diplomandin Julia Ammann Korrektor ZHAW Prof. Dr. Walter Krebs Korrektor extern Dr. Rolf Stettler In der Fertigungstechnik sind viele Prozesse Die Ziele waren die Beobachtung der Einflüsse auf den Einsatz von Kühlschmierstoffen (KSS) der Organismen auf die KSS-Emulsionen und angewiesen. Die Anforderungen an Kühl- aufeinander. schmierstoffen sind hoch. Ausserdem sollte der Einfluss des pH-Werts und die Zugabe von Eisensalzen auf das Häufig kommen aufgrund der guten Kühlleis- Wachstum der Mikroorganismen untersucht tung wassermischbare Kühlschmierstoffe zum werden. Einsatz. Diese sind jedoch anfällig für eine Während der Dauer der Versuche wurden Kontamination mit Bakterien [1]. zu verschiedenen Zeitpunkten die Tempera- tur, die Kühlschmierstoff-Konzentration, der Die Firma Blaser Swisslube AG steht für pH-Wert der Emulsionen und die Anzahl kolo- hochwertige Kühlschmierstoffe für Industrie niebildender Einheiten pro Milliliter (KBE/mL) und Gewerbe. Sie setzt sich seit jeher auch überprüft. für sichere, human- und umweltverträgliche Um die Einflüsse der verwendeten Organis- Produkte ein. Eine Methode, mit der die Firma men untereinander und auf die KSS-Emulsio- Blaser Swisslube AG seit 40 Jahren Erfolg hat, nen zu untersuchen, wurden die Organismen ist das sogenannte Blasocut Bio-Konzept. sowohl als Reinkulturen als auch als Mischkul- Durch die kontrollierte Besiedelung der Kühl- turen untersucht. schmierstoffemulsion mit einem harmlosen Wasserkeim werden unerwünschte, potenziell pathogene Keime aus der Emulsion verdrängt. Durch diese Schutzkultur kann gänzlich auf die Zugabe von Bioziden verzichtet werden [2]. In dieser Arbeit wird die Besiedelung von Abb. 1: Mischkultur von P. oleovorans (gelb), C. amalonati- Kühlschmierstoff-Emulsionen mit verschiede- cus (rot) und S. maltophilia (blau) auf einer mit Bromthymol nen Mikroorganismen mittels der Methode der blau gefärbten TSA-Platte, aufgetragen mit dem Spiralplat- tierer. Tropfeninokulation beschrieben. [1] T. Koch, Mikrobiologie der Kühlschmierstoffe, Renningen: Expert Verlag, 2015 Die bereits in einer vorhergehenden Bachelor- [2] Firma Blaser Swisslube AG, Das 1×1 des Blasocut arbeit gewonnenen Erkenntnisse werden mit Bio-Konzepts, 2004 dieser Arbeit erweitert. 7
Membranbasierte, kontinuierliche Flüssigphasen- trennung für die Herstellung eines pharmazeuti- schen Wirkstoffes Diplomand Sharujen Balendran Korrektoren ZHAW Prof. Dr. Achim Ecker, Dr. Peter Riedlberger Korrektorin extern Dipl. Chem. Ing. Franziska Morganti Nach chemischen Synthesen muss das Rekti- ser Technologie auch die Absetzzeiten, die für onsprodukt meist noch aufgearbeitet werden, die Phasentrennung nötig sind. egal ob es sich um kontinuierliche Verfahren der Mikroreaktionstechnik oder um Batchver- In dieser Arbeit wurde für ein pharmazeuti- fahren handelt. Für die Aufarbeitung spielen sches Zwischenprodukt ein kontinuierlicher die Extraktion und die Separation (Phasentren- Extraktionsprozess unter Verwendung des nung) eine grosse Rolle. Es gibt verschiedene neuen Membranseparators in Zusammen- kontinuierlich arbeitende Extraktoren, diese arbeit mit einem Industriepartner entwickelt. sind jedoch stets von den Dichteunterschie- Der kontinuierliche Aufarbeitungsprozess den der beiden zu trennenden Phasen abhän- wurde mit der bereits etablierten batchweisen gig. Für die Mikroreaktionstechnik wurde vor Extraktion verglichen. Der direkte Vergleich kurzem von der Firma Zaiput Flow Technolo- zeigte, dass die kontinuierliche Extraktion gies ein kontinuierlich arbeitender Membran- bezüglich der extrahierten Menge an Produkt separator für die Flüssig-Flüssig-Trennung und bezüglich der Entfernung unerwünschter entwickelt, der Zweiphasengemische aufgrund Nebenkomponenten mit der Batchextraktion der unterschiedlichen Benetzung der Mem- vergleichbar war. Es wurden zudem Optimie- bran trennen kann. Bei der Separation spielt rungsversuche durchgeführt, um die optimale die meist vorherrschende Pfropfenströmung Mischstrecke vor dem Membranseparator zu mit interner Zirkulation in den Mikrokanälen bestimmen. eine entscheidende Rolle, wodurch die Ext- raktion enorm verbessert wird. Diese Mem- Die in dieser Arbeit gewonnenen Erkennt- brantechnologie arbeitet unabhängig von der nisse zeigen, dass der kontinuierliche Aufar- Dichte und somit können auch Emulsionen beitungsprozess mit dem neuen Membran- getrennt werden. Ausserdem entfallen mit die- separator enormes Potenzial besitzt, um die batchweise Extraktion in Zukunft zu ersetzen. Abb. 1: Verfahrensfliessschema der kontinuierlichen Extraktion mit zwei Spritzenpumpen Abb. 2: Membranseparator 8
Optimierung ausgewählter Schritte des Verfahrens zur Herstellung von Polyethylenfuranoat PEF Diplomand Martin Bernet Korrektoren ZHAW Prof. Dr. Achim Ecker, Dr. Peter Riedlberger Korrektorin extern Dipl. Chem. Ing. Franziska Morganti Die Umstellung von fossilen Rohstoffen auf Verfahren wird entgegen den üblichen Metho- nachwachsende Rohstoffe ist eine der gröss- den mit einer möglichst kleinen Konzentra ten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. tion gearbeitet. Dadurch entsteht eine andere In diesem Kontext ist es erstrebenswert, die Gleichgewichtszusammensetzung, welche heutigen, auf fossilen Rohstoffen basierenden Produkte, die bisher als Nebenprodukte ent- Kunststoffe, aus Biomasse herzustellen. Ein standen sind, zu den Hauptprodukten macht. heute alltäglicher und ausserordentlich gross- W. H. Carothers beschrieb diese Methode volumiger Kunststoff ist Polyethylenterephtha bereits 1933. lat (PET). Als nachhaltige Alternative kommt Polyethylenfuranoat (PEF) infrage, das schon Mit der DA-CDP konnten aus linearen Oligo- seit geraumer Zeit im Gespräch ist. meren zyklische Oligomere synthetisiert wer- den. Diese lassen sich dann mittels Ringöff- Um PEF jedoch in einer Qualität herzustellen, nungspolymerisation zum Gebrauchspolymer die eine Verwendung als Werkstoff erlaubt, verarbeiten. PEF kann damit in der gewünsch- wurde erst vor Kurzem ein neues dreistufiges ten Qualität und Menge sowohl in ökologisch Verfahren entwickelt, das auf dem Prinzip der als auch ökonomisch sinnvoller Art hergestellt Destillations-unterstützten Zyklodepolymerisie- werden. rung (DA-CDP, engl.: Distillation assissted cyclo depolymerization) beruht. Bei diesem Abb. 1: Schema des neuen Verfahrens zur Herstellung von PEF 9
Konzeption für das Engineering der Wirtsspezifität in E. coli Bakteriophagen Diplomandin Laure-Anne Bickel Korrektor/-in ZHAW Dr. Sabina Gerber, Prof. Dr. Lars Fieseler Antibiotika werden in der Humanmedizin Da Phagen unterschiedliche Arten dieser TSPs sowie in der Lebensmittelindustrie und Land- aufweisen können, ist ein Engineering der TSP- wirtschaft zur Bekämpfung von Bakterien ein- Ausstattung notwendig, um die Spezifität zu gesetzt. Durch deren intensiven Einsatz nimmt kontrollieren (s. Abb. 2). Um die Komplexbil- die Häufigkeit von multiresistenten Krankheits- dung bei einer Modifikation des TSP-Arsenals erregern stark zu. Weltweit wird intensiv nach an der Basalplatte nicht zu beinträchtigen, alternativen Therapien gesucht. Bakteriopha- müssen alle beteiligten Proteine hinsichtlich gen (Phagen) sind eine vielversprechende Primärstrukturen, Faltungsmuster und deren Alternative für die Behandlung von lebensbe- Konservierung untersucht und verglichen wer- drohlichen Infektionskrankheiten, da sie Bak- den. In dieser Arbeit wurden TSPs in einem terien meist mit hoher Spezifität befallen und ausgewählten Phagen Genus bioinformatisch lysieren. Phagen werden heutzutage schon untersucht. Durch Sequenz- und Strukturver- zur Detektion, Identifikation und Bekämpfung gleiche und anhand der Analyse von Binde von Bakterien in der Lebensmittelindustrie ein- interaktionen wurden konservierte Regionen gesetzt. Sie besitzen Tailspike Proteine (TSPs), identifiziert und dadurch der modulare Aufbau welche an der Basalplatte gebunden sind. der Proteine beschrieben sowie ein Konzept Diese binden und hydrolysieren die extrazel- zur Entfernung und zum Austausch von TSPs lulären Polysaccharide (O-Antigene) des Wirts erstellt. als einer der ersten Schritte der Infektion und tragen somit zur Wirtszellspezifität bei (Abb. 1). Abb. 2: Kristallstrukturen der vier Tailspike Proteine des Bakteriophagen CBA120 [2]. [1] Knecht, L. E., Veljkovic, M., & Fieseler, L., Diversity and Function of Phage Encoded Depolymerases. Frontiers in Microbiology, 9 (3), 1–16, 2020. [2] Plattner, M., Shneider, M., Arbatsky, N., Shashkov, A., Chizhov, A., Nazarov, S., Leiman, P., Structure and Function Abb. 1: Elektronenmikroskopische Aufnahme und schemati- of the Branched Receptor-Binding Complex of Bacteriophage. sche Darstellung des Bakteriophagen CBA120 [2]. Journal of Molecular Biology, 431(19), 3718–3739, 2019. 10
Synthese chiraler Oxirane Diplomand Linus Blaser Korrektor ZHAW Prof. Dr. Jürgen Stohner Korrektor extern Prof. Dr. Robert Berger Chirale Moleküle sind für Forschungsarbeiten Ziel dieser Arbeit war die Erarbeitung einer vieler verschiedener Fachrichtungen von gros- Syntheseroute für isotopenchirales Deutero ser Bedeutung. Dementsprechend wichtig oxiran in racemischer und enantiomerenreiner sind effiziente Syntheserouten für deren Her- Form. Ausgehend von Diethylbrommalonat stellung. Die Bestimmung der absoluten Kon- wurde racemische Deutero-Bromessigsäure figuration erfolgt üblicherweise mittels Rönt- hergestellt und anschliessend mit verschie- genstrukturanalyse und erfordert das Züchten denen Phenolen derivatisiert. Durch eine von Einkristallen. Ist das Züchten von Kristal- Reduktion und anschliessender Epoxidierung len keine Option, lässt sich die Konfiguration konnten diese zum racemischen Zielmolekül indirekt mittels Messung eines Vibrationscir- umgesetzt werden. culardichroismus-Spektrums und Vergleichen [1] R. Dörner et. al., «Cold Target Recoil Ion Momentum mit Referenzspektren oder ab-inito berechne- Spectroscopy a ‘momentum microscope’ to view atomic col- ten Spektren bestimmen. Die direkte Bestim- lision dynamics», Phys. Rep., vol. 330, pp. 95–192, 2000. mung der absoluten Konfiguration ist mittels Cold Target Recoil-Ion Momentum Spectros- copy (COLTRIMS) möglich. Dabei werden die Moleküle in einer laserionisationsinduzierten Coulomb-Explosion fragmentiert, zeit- und ortsaufgelöst detektiert und anschliessend die Struktur des Moleküls zum Zeitpunkt der Fragmentierung rekonstruiert [1]. Abb. 1: Abbildung der beiden Enantiomere von Deuterooxiran 11
Modifizierung eines 3D-Druckers zur Extrusion von nanofaserhaltigen Hydrogelen Diplomandin Alexandra Brandenberger Korrektor ZHAW Prof. Dr. Christian Adlhart Korrektor extern Dr. Markus Läubli Tissue Engineering erlaubt die Regeneration wurde festgestellt, dass Pasten aus präoxi- von defektem Gewebe mit körpereigenen diertem Polyacrylnitril (pPAN), Xanthan und Zellen. Dadurch lassen sich Nachteile der Or- Polyethylenoxid die besten Resultate lieferten. gan- und Gewebetransplantation, wie limitierte Ausserdem wurde erkannt, dass das Ein- Verfügbarkeit von Organen oder die Notwen- frieren der Paste bei –20 °C über Nacht und digkeit der Einnahme von Immunsuppressiva, anschliessendes Mahlen die Extrudierbarkeit überwinden [1]. Oft werden extern angefer- verbesserte. Die NF aus Polyacrylnitril (PAN) tigte Gerüste eingesetzt, welche in vivo oder und pPAN wurden mit verschiedenen Metho- in vitro mit den benötigten Zellen besiedelt den charakterisiert. Die PAN-NF hatten den werden [2]. Insbesondere Nanofasern (NF) kleineren Durchmesser, waren aber länger als mit Durchmessern von einigen hundert Nano- die pPAN-NF. Der Kontaktwinkel war bei den metern erweisen sich als praktikabel. Diese pPAN-NF tiefer als bei den PAN-NF. Daraus werden durch Elektrospinnen erhalten [3]. In wurde geschlossen, dass pPAN-NF hydro- mehreren Schritten ist es möglich, aus diesen philer als PAN-NF sind und sich aufgrund der poröse 3D-Gerüste für die Zellbesiedlung zu höheren Benetzbarkeit und dem kleineren erzeugen, sogenannte Nanofaser-Aerogele Verhältnis von NF-Länge zu -Durchmesser (NFA) [4]. besser einarbeiten und drucken lassen. [1] R. S. Boneva et al., Clin. Microbiol. Rev., 14, 1–14, 2001. Ziel dieser Arbeit war es, mittels 3D-Druck [2] J. P. Vacanti et al., in «Principles of Tissue Engineering», NFA für die Anwendung im Tissue Enginee- 3. Ed., Elsevier, 3–4, 2007. ring herzustellen. Dazu wurde ein 3D-Drucker [3] A. Greiner et al., Angew. Chem. Ger. Edit., 119, 5770–5805, 2007. umgebaut, um Pasten zu extrudieren. Mit die- [4] W. Chen et al., Mater. Des., 179, 1–10, 2019. sem wurden verschiedene Pasten aus nano- faserhaltigen Hydrogelen gedruckt. Dabei Abb. 1: Herstellungsprozess von nanofaserhaltigen Gerüsten für das Tissue Engineering; adaptiert nach [4]. 12
Herstellung und Optimierung eines Intermediats für einen API Diplomand Cédéric Dellsperger Korrektor ZHAW PD Dr. Christian Frech Nabold Korrektor extern Dr. Roman Gerber Die arterielle Hypertonie oder umgangssprach- Mit der erfolgreichen Durchführung der ersten lich auch Bluthochdruck genannt, ist eine beiden Stufen und der Entwicklung einer funk- Volkskrankheit, welche vor allem in unseren tionierenden Analysestrategie, kann in einem Breitengraden weit verbreitet ist. In Deutsch- nächsten Schritt begonnen werden, die letzte land beispielsweise kann bei jedem fünften Stufe so zu optimieren, dass das gewünschte Bürger eine Hypertonie diagnostiziert werden. Enantiomerenpaar im Überschuss gebildet Die Erkrankung wird meist erst relativ spät ent- wird. deckt, da sie lange Zeit keine Beschwerden [1] M. Middeke, K. Völker, C. Laupert-Deick: «Bluthoch- verursacht. Jedoch ist Bluthochdruck eine der druck senken ohne Medikamente», 7. vollst. überarb. Aufl., häufigsten Ursachen für Invalidität und kann TRIAS, Stuttgart, 2011. sogar bis zum Tod führen [1]. Das Ziel dieser Arbeit war es, ein wichtiges Intermediat für die Synthese eines Active Pharmaceutical Ingredients (API) zur Behand- lung von Bluthochdruck herzustellen. Die Syn- these des Intermediats wird dreistufig durch- geführt, wovon insbesondere die dritte Stufe optimiert werden sollte. Da das Intermediat mehrere Stereozentren besitzt, jedoch nicht UV-aktiv ist, entwickelte sich insbesondere die Analytik des gewünschten Produkts als eine der Kernaufgaben dieser Arbeit. Wie bei APIs üblich, kann nämlich nur ein Enantiomer für das Medikament eingesetzt werden. Schlussendlich gelang es, eine HPLC-Methode zu entwickeln, mit der das Produkt aufge- trennt und die exakten Anteile der jeweiligen Stereoisomere ermittelt werden konnten. Durch das Verwenden einer präparativen HPLC war es zudem möglich, Substanzen einzeln zu sammeln und weitere Rückschlüsse über die Synthesen zu ziehen. 13
In vitro-Herzmuskelsystem für die Medikamenten- testung Diplomandin Alexandra Eberle Korrektoren ZHAW Dr. Markus Rimann, Prof. Dr. Michael Raghunath Die Kardiotoxizität ist eine bekannte uner- der eingebauten Pfosten in einer 24-Well-Platte. wünschte Nebenwirkung einiger Medikamente Das neu entwickelte in vitro-System sollte die- und eine der Hauptverursacher für den Zulas- se Analyse und auch den Bioprinting-Ansatz sungsentzug von Medikamenten. In der Kar- übernehmen. Folgende Rahmenbedingungen diotoxizität ist vor allem der Ether-a-go-go wurden für das Herzmuskelsystem definiert: Related Gene (hERG) Ionenkanal von grossem 1) ein zellkompatibles und druckbares Hydro- Interesse, da die Blockierung dieses Kanals zu gel, das positive Eigenschaften auf die Dif einer Herzrhythmusstörung führen kann. ferenzierung zu Kardiomyozyten hat und zur In dieser Arbeit wurde in schriftlicher Abhand- Befestigung der Pfosten und Unterstützung lung ein in vitro-Herzmuskelsystem entwickelt, der gedruckten Gewebe dient, 2) humane, das auf Informationen eines abgeschlosse- induzierte pluripotente Stamm zellen (iPSCs), nen Skelettmuskelprojekts und dem heuti- welche in Kardiomyozyten differenzieren kön- gen Stand von Herzmuskelsystemen basiert. nen, 3) ein Druckprozess, welcher das Hydro- Dabei werden gedruckte 3D-Zellkultur-Modelle gel mittels Extrusion und die Zellen, suspendiert verwendet, welche die in vivo-Situation bes- in Medium, mittels Inkjet-Printing abwechselnd ser widerspiegeln als 2D-Modelle. In einem in hantelförmiger Struktur um die Pfosten vorangegangenen Projekt wurde eine Appa- druckt. Zur anschliessenden Überprüfung der ratur entwickelt, die eine Kultivierung, elektri- erfolgreichen Differenzierung wurden Histolo- sche Stimulation und Datenauslesung für ein gie, Messung des Calciumstroms sowie die in vitro-Skelettmuskelmodell ermöglicht. Die Blockierung des hERG-Kanals vorgeschlagen. Datenauslesung der Kontraktionskraft basierte Es wird sich in Zukunft zeigen, ob das vorge- dabei auf der Aufzeichnung der Auslenkung schlagene Projekt so durchführbar ist. Abb. 1: Inserts mit flexiblen Pfosten, Einbau in die Multiwell-Platte und Einbettung in Hydrogel. Abb. 2: Differenzierung zu Kardiomyozyten mittels elektrischer Stimulation und anschliessender Messung der Kontraktions- kraft, ausgehend von hantelförmig gedruckten iPSCs. 14
Mikrobieller Abbau von Industriechemikalien und Identifizierung von möglichen Transformations- produkten mittels Massenspektrometrie Diplomand Timo Morris Ehrle Korrektorin ZHAW Dr. Susanne Kern Korrektor extern Dr. Markus Läubli Durch den weltweit steigenden Verbrauch an Proben wurden anschliessend chromatogra- Chemikalien werden Oberflächen- und Grund- phisch getrennt (HPLC) und mit hochaufgelös- wasser zunehmend verschmutzt. Organische ter Massenspektrometrie (HR-MS) analysiert. Mikroverunreinigungen liegen im Spurenbe- Für eine Identifizierung musste die Retentions- reich vor und können negative Effekte auf die zeit der Verbindung, die exakte Masse, das Umwelt haben. Der biologische Abbau orga- Isotopenmuster und die Fragment-Ionen des nischer Mikroverunreinigungen, welche häufig HR-MS/MS-Spektrums stimmen. Von den 348 via Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in die vorhergesagten TPs konnte eine Verbindung Umwelt gelangen, führt nicht immer zur voll- identifiziert werden. Dabei handelt es sich um ständigen Mineralisierung, stattdessen wer- 2-Benzothiazolsulfonsäure, ein TP der Indus- den intermediäre Transformationsprodukte triechemikalie 2-Mercaptobenzothiazol, wel- (TP) gebildet. Der Abbau und die Langzeit- ches erst seit kurzem als Mikroverunreinigung wirkung von gesetzlich nicht überwachten im Abwasser in der Literatur beschrieben ist. Chemikalien, wie z. B. Industriechemikalien und deren TPs, auf den Menschen und das Ökosystem sind weitgehend unerforscht. Ziel dieser Bachelorarbeit war es, für 22 aus- gewählte Industriechemikalien mögliche TPs mit geeigneten Computerprogrammen vor- herzusagen und nach diesen in Abwasserpro- ben mittels hochaufgelöster Massenspektro- metrie zu screenen. Für die Analytik wurden in der ARA Rietliau im Kanton Zürich 24-Stun- Abb. 1: Vorhersage von Transformationsprodukten (TP) durch das Eawag-PPS-Computerprogramm: hier dargestellt für die den-Sammelproben entnommen. Mit dem Industriechemikalie 2-Mercaptobenzothiazol (1), welche zur EAWAG-PPS-Computerprogramm konnten für TP 2-Benzothiazolsulfonsäure (6) umgewandelt werden kann die 22 ausgewählten Industriechemikalien und in der Abwasserprobe der ARA Rietliau mittels Retentions- zeit, exakter Masse, Isotope und MS/MS-Spektrum bestätigt mögliche TPs unter aeroben Reaktionsbedin- wurde. gungen vorhergesagt werden. Dies ergab eine Screening-Liste mit insgesamt 348 möglichen Verbindungen. Zur Aufkonzentrierung dieser Mikroverunreinigungen in den Abwasserpro ben wurde eine Festphasenanreicherung durchgeführt und validiert. Die aufgearbeiteten 15
Vergleich der Pluripotenz-Genexpression von humanen Knochenmarkstammzellen in 2D- und 3D-Kultur Diplomandin Bianca Fischli Korrektoren ZHAW Prof. Dr. Michael Raghunath, Prof. Dr. Jack Rohrer Sphäroidkultursysteme (3D-Kultur) gewinnen damin-Farbstoff aus Hong Kong getestet, der in den Bereichen Krebsforschung, Arznei- zwischen pluripotenten und somatischen Zel- mittelentdeckung und Toxikologie derzeit an len unterscheiden soll. Die Resultate der rela- Bedeutung. Als in vitro-Modell ahmt die Sphä- tiven Genexpression und der Rhodamin-Fär- roidkultur in vivo-Prozesse wie Embryo- und bung bestätigten, dass sich die Expression Morphogenese besser nach. Als kugelförmige der Pluripotenz-Gene teilweise stark erhöht, Zellaggregate zeigen Sphäroide häufigere und wenn derselbe Zelltyp als Sphäroid statt als komplexere Zell-Zell-Interaktionen, die in ein- Monolayer kultiviert wird. Plattenspezifische schichtigen 2D-Kulturen nicht vorkommen. Unterschiede in der Expression der Pluripo- tenz-Gene weisen auf eine unterschiedliche In einer gemeinsamen Publikation des ICBT Mechanobiologie der Sphäroidbildung hin mit der Chinese University of Hong Kong wur- (geführt in der SP5D versus nicht-geführt in de kürzlich gezeigt, dass bei als Sphäroide kul- der BRAND-Platte). Sphäroidplatten könnten tivierten humanen Hautfibroblasten und mesen- somit ein wichtiges Werkzeug in der indu chymalen Nabelschnurstammzellen spontan zierten pluripotenten Stammzelltechnologie Gene hochreguliert werden, die sonst nur werden. bei der Reprogrammierung von somatischen Zellen im pluripotenten Zustand auftreten. Es stellte sich die Frage, ob man mesenchymale Zellen in Sphäroidform für das Verfahren der induzierten Pluripotenz besser vorbereiten und die Effizienz der Reprogrammierung ver- bessern könnte. Daher wurde hier untersucht, ob humane mesenchymale Knochenmarkstammzellen (hBM-MSC) in Sphäroid-Konfiguration spon- tan Pluripotenz-Gene exprimieren im Vergleich zur klassischen Monolayerkultur (2D). Zudem sollte untersucht werden, ob sich die Pluri- potenzgenexpression in zwei verschiedenen Kultivierungsplatten, der BRANDplate® und Abb. 1: Rhodamin-Färbung von mesenchymalen Stamm zellen als Sphäroid in der BRANDplate® der Spherical Plate 5D (SP5D, Kugelmeiers AG), unterscheidet. Daneben wurde ein Rho- 16
Synthese eines Fluoreszenzfarbstoffes mit grosser Stokes-Verschiebung für die Herstellung neuartiger True Tracer Pigmente Diplomand Artan Gerguri Korrektor ZHAW Prof. Dr. Achim Ecker Korrektor extern Dr. Denis Planchenault Ziel dieses Projektes war es, ein True Tracer Pigment (TTP) herzustellen, welches auf einem Fluoreszenzfarbstoff (FFS) basiert. Dazu sollte zunächst ein neuartiges organisches Fluores- zenzpigment mit möglichst grosser Reinheit synthetisiert und fluoreszenzspektroskopisch charakterisiert werden. Zielmolekül dieser Abb. 2: Reaktionsschema Arbeit war 2,5-Bis(6-aminobenzoxazol-2-yl) thiophen (BBTA). Für die Synthese von BBTA wurden zwei Ansätze verfolgt. Der zunächst bevorzugte Bei TTPs handelt es sich um Wirt-Gast-Sys Ansatz bestand in einer 2-stufigen Reaktion. teme vom True Color Pigment-Typ für die spe- Hierfür wurde in einer Cyclokondensationsre- zielle Anwendung als Markierungssubstanz aktion 2,5-Dicarbonsäurethiophen (DCT) mit (Tracer), bei denen Farbstoffmoleküle in Nano- 2-Amino-5-nitrophenol (ANP) zum Zwischen- kanäle von Zeolithen interkaliert werden. produkt 2,5-Bis(6-nitrobenzoazol-2-yl)thiophen (BNBT) umgesetzt (I). In einem zweiten Schritt sollten die Nitrogruppen von BNBT zu Aminen reduziert werden, um BBTA zu erhalten (II). Da die direkte Cyclokondensation von ANP und DCT jedoch nicht funktionierte, wurde auf eine alternative Syntheseroute ausge wichen, bei der in einer Aminolyse DCT mit ANP zunächst zum Zwischenprodukt TDA Abb. 1: Herstellung von True Color Pigmenten (TCP) umgesetzt wurde. TDA konnte bereits erfolg- reich synthetisiert und charakterisiert werden. Durch die Interkalation von Fluoreszenz- Trotz verschiedener Versuche konnte zwar farbstoffen entstehen im Idealfall fluoreszie- noch kein geeignetes Cyclisierungsmittel für rende Pigmente mit hoher Quantenausbeute die Umsetzung von TDA zu BNBT identifiziert und mit hoher chemischer Stabilität. Die TTPs und infolgedessen BBTA auch noch nicht sollen als Tracer für die Applikation von Pflan- synthetisiert werden. Doch mit dem in dieser zenschutzmitteln verwendet werden, um die Arbeit eingeschlagenen Weg gelang es, eine Effizienz der Sprühverteilung qualitativ und vielversprechende Synthesestrategie zu erar- quantitativ zu bestimmen. beiten. 17
Aufreinigung und Analyse von Indigo Diplomand Mathias Giger Korrektor ZHAW PD. Dr. Dominik Brühwiler Korrektorin extern Dr. Susanne Widmer Indigo tauchte schon vor 4000 Jahren in der grossem Interesse. Dabei müssen vor allem Geschichte der Menschheit auf. Damals wur- die Strukturisomere Indirubin und Isoindigo de es zum Färben oder als Heilmittel in der Tra- entfernt werden (Abb. 1). Des Weiteren sollte ditionellen Chinesischen Medizin verwendet. In der Gehalt an toxischen aromatischen Aminen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde ent- (Anilin und N-Methylanilin, Abb. 2) möglichst deckt, dass sich Indigo-Moleküle durch supra- klein sein. molekulare Selbstanordnung zu 2D-Schichten zusammenlagern können. Durch diese Eigen- In dieser Arbeit wurde ein ökologischer Aufrei- schaft ergeben sich diverse neue Anwendun- nigungsprozess für Indigo mit anschliessender gen für Indigo, wie z. B. als Halbleitermaterial in Quantifizierung erarbeitet. Dieser Prozess lie- der Elektrotechnik oder als Gleitmittel für Win- ferte Indigo mit einer Reinheit von 99.2 %. tersportgeräte. Für eine stabile Schichtausbil- dung wird eine Reinheit von mindestens 98 % benötigt, da ansonsten die supramolekulare Organisation gestört wird, was zu weichen und instabilen Schichten führt. Die Entwick- lung eines ökologischen Verfahrens, das Indi- go mit hoher Reinheit liefert, ist deshalb von Abb. 2: Die Verunreinigungen Anilin (links) und N-Methylanilin (rechts). Ist ihr Massenanteil kleiner als 0.1 %, dann ist Indigo kennzeichnungsfrei. Abb. 1: Lösungen von Indigo (links), Indirubin (Mitte) und Isoindigo (rechts) in DMSO. 18
Erweiterung der Datenbank für kovalente Modifikationen von Proteinen/Peptiden für die Web-App Prot pi Diplomand Jon Grolimund Korrektor/-in ZHAW Prof. Dr. Christiane Zaborosch, Roland Josuran Prot pi ist eine bioinformatische Toolbox für durch kovalente Modifikationen beeinflusst die Berechnung und Simulation physiko- werden können, ermöglicht Prot pi durch die chemischer Parameter von Proteinen und Berücksichtigung der in einer Datenbank hin- Peptiden. Kenntnisse über die theoretischen terlegten Modifikationen die Berechnung kor- physikochemischen Eigenschaften von Protei- rekter theoretischer physikochemischer Para- nen werden für die Planung und Auswertung meter von Proteinen und Peptiden. bioanalytischer Experimente benötigt. Mit der Web-App Prot pi, die von Roland Josuran Zu Beginn dieser Arbeit lag in Prot pi eine entwickelt wurde, kann die Berechnung des Datenbank für 15 verschiedene Protein-/Pep- isoelektrischen Punktes, der Nettoladung von tid-Modifikationen vor. Für die Erweiterung Proteinen und Peptiden sowie der genau- der Datenbank wurden 16 weitere kovalente en Masse und des Absorptionskoeffizienten Modifikationen basierend auf ihrer Häufigkeit anhand der Aminosäuresequenz vorgenom- und Eignung für die Implementierung in Prot men werden. Proteine unterliegen in vivo einer pi ausgewählt (Abb. 1). Vielzahl von möglichen posttranslationalen Modifikationen oder werden in vitro durch die Für jede dieser Modifikationen wurden der Probenvorbereitung oder während Stresstests Reaktionsmechanismus (Abb. 2), die betroffe- kovalent verändert. In Prot pi können diese ne(n) Aminosäure(n), die ggf. vorhandene Kon- verschiedenen kovalenten Modifikationen in sensus-Sequenz, die durch die Modifikation der Aminosäuresequenz an den jeweiligen bedingte Massendifferenz, die Änderung der Positionen definiert werden. Da der isoelektri- Hydrophobizität, des Absorptionskoeffizienten sche Punkt, die Masse und die Retentionszeit im UV-Bereich zwischen 240 und 320 nm und ggf. der pKa-Wert der Aminosäureseitenkette mittels Literaturrecherche ermittelt. Diese wur- den in der Datenbank hinterlegt und sind nun in der Web-App verfügbar. Abb. 1: Häufigkeit experimentell beobachteter post-transla- tionaler Modifikationen (Swiss-Prot: 2011_07). Farbcode zur Implementierung in Prot pi: Grün: bereits vorhanden; Orange: in dieser Arbeit implementiert; Rot: nicht eindeutig definierbar (DOI: 10.1038/srep00090) Abb. 2: Reaktionsmechanismus der Citrullinierung 19
Pharmakophormodelle für Matrix-Metallo proteinasen Diplomand Benedikt Hegner Korrektor ZHAW Prof. Dr. Rainer Riedl Korrektor extern Dr. Samuel Derrer Matrixmetalloproteasen (MMPs) sind zinkhalti- In dieser Arbeit wurde – ausgehend von ge Proteasen, welche Bestandteile der extra- Kristallstrukturen von MMP-2, MMP-9 und zellulären Matrix, wie Kollagen, abbauen kön- MMP-13 – ein Pharmakophor, ein 3D-Gebilde, nen, indem sie die Peptidbindung innerhalb welches die chemische Umgebung im aktiven eines Proteins enzymatisch spalten. Zudem Zentrum des Enzyms beschreibt, erstellt, um können die MMPs sich selbst und andere mit diesem dann aus einer Bibliothek von über Enzyme in der extrazellulären Matrix aktivie- 10’000 Substanzen zu screenen. Zudem wur- ren oder auch abbauen. Mit diesen Funktio- den Strategien entwickelt, um die Aktivität von nen spielen sie eine massgebende Rolle beim einem schon existierenden Inhibitor, einem Wachstum verschiedener Tumore wie bei Peptidmimetika, gegenüber MMP-13 zu ver- Brust- und Hautkrebs und deren Metastasie- bessern. Im Labor wurde ein solcher Inhibitor rung. Weitere Krankheiten, welche bei einer synthetisiert und aufgereinigt. Überexpression bestimmter MMPs ausgelöst werden können, sind Krankheiten wie Arthritis oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um diese Krankheiten zu heilen, müssen die überexprimierten MMPs kontrolliert wer- den. Dies kann durch Inhibitoren (sogenannte Liganden) geschehen. Da die Vielfalt an MMPs gross ist, müssen die Liganden selek- tiv gegenüber einem bestimmten MMP sein. In verschiedenen Arbeiten wurden dafür viele Liganden getestet, die im aktiven Zentrum, in der S1-Tasche oder in einer Seitentasche der Abb. 1: Das Pharmakophor eines Cyclopeptids in der Active S1’-Tasche binden. Site von MMP-13 20
Untersuchungen zur Entfernung von Pestiziden aus CBD-Ölen Diplomandin Salome Heilig Korrektor ZHAW Dr. Jürgen Ebert Korrektor extern Dr. Christoph Jansen Das Interesse am Cannabinoid Cannabidiol nenswerte Reduktion erreicht werden. Aller- (CBD) und seine Verwendung als medizini- dings zeigte die Quantifizierung von CBD und sches Heilmittel hat in den letzten Jahren CBDa, dass durch das Aktivkohlepulver auch rasant zugenommen. Um sicherzustellen, die Konzentrationen dieser Stoffe markant dass die auf dem Markt erhältlichen CBD-Pro- reduziert wurden. dukte frei von Pestizidverunreinigungen sind, Im Gegensatz dazu wurden in gespikten, muss ein Prozess entwickelt werden, mit dem ethanolischen und wässrigen Lösungen die Pestizide während des Herstellungsverfahrens Pestizide durch nahezu alle getesteten Filter effizient aus dem Hanfextrakt entfernt werden medien/-mittel signifikant (bis vollständig) ent- können. In dieser Arbeit wurden verschie fernt. dene Tiefenfilterschichten, Filterhilfsmittel und Fazit: Eine selektive Entfernung von Pestizi- Adsorptionsmittel auf ihr Potential zur Ent- den neben CBD/CBDa aus ethanolischem fernung von Pestiziden aus dem Hanfextrakt Hanfextrakt ist aufgrund von ähnlichen che- untersucht. mischen Strukturen, Matrixeffekten und kon- Das ethanolische Hanfextrakt sowie Ethanol kurrenzierenden Adsorptionen sehr schwierig. und Reinstwasser wurden mit den Pestiziden Abb. 1: Chemische Atrazin, Boscalid, DEET, Diazinon, Dimethoat, Struktur von Canna- Metalaxyl und Propamocarb gespikt. Die bidiol (CBD) bzw. Cannabidiolsäure Lösungen wurden über verschiedene Tiefen- (CBDa) filterschichten und über Schüttungen diverser Filterhilfs-/Adsorptionsmittel wie Aktivkohle, Abb. 2: Pestizid Ionenaustauscher, Kunststofffasern etc. filtriert. reduktion durch Anschliessend wurde die Konzentration Adsorption an Aktiv- kohlepulver. Die der Pestizide mittels LC-MS/MS im Filtrat roten Striche zeigen bestimmt und die prozentuale Reduktion die maximal mess- bare Reduktion bei berechnet. Ausserdem wurden mit Ultra High einer Bestimmungs- Performance Liquid Chromatographie (UHPLC) grenze von 50 µgl–¹. die Konzentrationsänderungen von Cannabi- diol (CBD) bzw. der Cannabidiolsäure (CBDa) durch die Filtration quantifiziert. Die Pestizide konnten lediglich mit dem Aktiv- kohlepulver aus dem ethanolischen Hanfext- Abb. 3: Quantifizierung von CBD und CBDa im ethanolischen rakt entfernt werden. Durch die Filterschichten Hanfextrakt und im Filtrat des Adsorptionsversuches mit und übrigen Filterhilfsmittel konnte keine nen- Aktivkohlepulver. 21
Bioinformatische Identifikation neuer Halogenasen Diplomand Nicolas Imstepf Korrektorinnen ZHAW Prof. Dr. Rebecca Buller, Dr. Christin Peters Die regio- und stereoselektive Halogenierung Halogenasen validiert. Mit Hilfe dieser Identifi- von niedermolekularen Verbindungen ist von kations-Strategie konnten bisher unbekannte, grossem Wert für die pharmazeutische und potenzielle Halogenasen möglichen Substra- agrochemische Industrie. Die Derivatisierung ten zugeordnet werden. von nicht aktivierten C-H-Bindungen ist jedoch häufig eine Herausforderung für existierende organisch-chemische Methoden, besonders in der industriellen Produktion. In diesem Zusammenhang gewinnen daher Biokataly- satoren an Bedeutung, da sie im Vergleich zu konventionellen Katalysatoren häufig selekti- ver und ökologischer sind. Die Identifikation von neuen Halogenasen, Biokatalysatoren, welche die regio- und stereoselektive Haloge- nierung von niedermolekularen Verbindungen Abb. 1: Workflow zur Identifikation von Halogenasen durch die Kombination einer halbautomatischen Literatursuche ermöglichen, ist daher sowohl von akademi- nach halogenierten Metaboliten und der Genomanalyse der schem als auch industriellem Interesse. implizierten Organismen. Bildquellen: Im Rahmen dieser Arbeit wurde ausgehend Flaticon, the largest database of free vector icons. Flaticon. von halogenierten Metaboliten in silico nach https://www.flaticon.com (2020) potenziellen Halogenasen gesucht. Spezi Dartmouth College. https://home.dartmouth.edu (2020). elle Beachtung wurde dabei Substraten Sayers, E. W. et al. Database resources of the National geschenkt, welche nicht in das Substrat- Center for Biotechnology Information. Nucleic Acids Res. spektrum bekannter Halogenasen fallen. Mit 47, D23–D28 (2019). der Analyse von massenspektrometrischen Metabolom-Daten konnten zwar halogenierte Verbindungen in Mikroorganismen identifiziert, diese Metabolite aber nicht mit potenziellen Halogenasen verknüpft werden. Deshalb wurde ein alternativer Ansatz aus der Kom- bination einer halbautomatischen Literaturre- cherche und einer Genom-Analyse entwickelt (Abb. 1). Die Methode wurde mit bekannten 22
Enzymatischer Abbau von Chlorparaffinen mit der Haloalkan-Dehalogenase LinB aus S. indicum Diplomand Flurin Mathis Korrektorin ZHAW Dr. Susanne Kern Korrektor extern Dr. Markus Läubli Betreuung extern Dr. Norbert Heeb und Marco Knobloch, Empa Technische Chlorparaffine (CPs) sind komple- Es konnten einfach- und zweifach-hydroxy xe Mischungen aus mehrfach chlorierten n-Al- lierte Transformationsprodukte massenspek- kanen. Die Mischungen enthalten, was weni- trometrisch und chromatographisch nachge- ger bekannt ist, neben Chlorparaffinen (CPs) wiesen werden. Die Anteile an ungesättigten auch Chlorolefine (COs) und Chlordiolefine Verbindungen hatten sich durch die LinB-Ex- (CdiOs). CPs werden als Flammschutzmittel position nicht verändert. Somit konnte gezeigt und Weichmacher in der Kunststoffindustrie werden, dass CPs durch LinB enzymatisch eingesetzt. Kurzkettige CPs (SCCPs) weisen dehalohydroxyliert werden können. Von den eine hohe Toxizität gegenüber bestimmten entstandenen hydroxylierten CP-Transforma- Wasserorganismen auf, sind schlecht abbau- tionsprodukten ist sehr wenig bekannt. Es gilt bar und bioakkumulierend. 2017 wurden herauszufinden, welchen Umwelteinfluss diese SCCPs in die Liste der persistenten organi- Stoffe haben. schen Schadstoffe (POPs) der Stockholmer Konvention aufgenommen. Es wurde untersucht, ob C11-, C12- und C13-CPs mittels des Enzyms LinB aus dem Bakterium Sphingobium indicum abgebaut werden kön- nen. LinB ist eine Haloalkan-Dehalogenase und ist in der Lage, verschiedene halogenierte, cyclische POPs zu hydroxylierten Transforma- tionsprodukten umzuwandeln. Die Isotopen- cluster der Chlorparaffine und deren postu- lierten Abbauprodukte interferieren mit den Abb. 1: LinB-katalysierter Abbau von paraffinischen und linearen Halogenverbindungen. homologen Chlorolefinen im Massenspektrum. Daher müssen die gemessenen Isotopenclus- ter mittels eines mathematischen Verfahrens, der Dekonvolution, in die Isotopencluster der einzelnen Verbindungen aufgetrennt werden. Die Auswertung der Expositionsexperimente zeigte eine deutliche Abnahme der CP-Signa- le. Der CP-Abbau konnte mit einer zweiphasi- gen Reaktionskinetik modelliert werden. 23
Design von Hemopexindomänenbindern zur Modulierung des Matrix-Metalloproteinase-Netz- werks Diplomand Cédric Montagne Korrektoren ZHAW Prof. Dr. Rainer Riedl, Dr. Stefan Höck Korrektor extern Dr. Samuel Derrer Die extrazelluläre Matrix ist zuständig für die könnte somit die Ausbreitung von Zellen Erhaltung der mechanischen sowie bioche- inhibieren und dadurch auch Metastasen ein- mischen Funktionalität von Zellen. Sie besteht schränken. dabei zum grossen Teil aus Kollagenen, wel- che für die Stabilität und Form von Gewebe Das Ziel der Arbeit war es, neuartige HPX- und Organen sorgen. Der Abbau von Kolla- MMP-9-Modulatoren mittels in silico-Docking genen ist ein wichtiger Prozess für die Bildung zu identifizieren und anhand von Molekülen, von neuem bzw. Reparatur von beschädigtem die in vitro-Eigenschaften aufweisen, welche Gewebe. Dieser ist von verschiedensten Pro- für eine Bindung an der HPX-Domäne von teasen abhängig, wobei die Matrix-Metallopro- MMP-9 sprechen, weitere Moleküle zu syn- teinasen (MMPs) als besonders interessante thetisieren. Vertreter identifiziert wurden, da sie an vielen pathogenen Abläufen beteiligt sind. Eine Fehl- regulierung der MMPs kann der Auslöser für Fibrose oder Arthritis sein. Zudem fördern eini- ge MMPs die Zell-Migration und somit auch die Metastasierung von Krebszellen. Die Modulation von Matrix-Metalloproteina- sen (MMPs) wird seit über 50 Jahren als vielversprechender Ansatz zur Krebstherapie Abb. 1: Homodimer von HPX-MMP-9. angesehen. Aufgrund verschiedener Neben- wirkungen konnte jedoch noch kein tragbarer MMP-Inhibitor auf den Markt gebracht wer- den. Bislang wurde immer auf das kata lytische Zentrum der Zielproteine fokussiert. Eine neuartige Strategie zur Modulation von MMPs ist die Interaktion an der Hämopexin- domäne (HPX-Domäne), welche in 20 von 23 im Menschen vorkommenden MMPs existiert. In MMP-9 ist die HPX-Domäne an der Homo- Abb. 2: Ligand im Zentrum von HPX-MMP-9. dimerisierung beteiligt, welche wiederum eine Signalkaskade auslöst und so die Zellmigra- tion fördert. Die Modulation an HPX-MMP-9 24
Chirale Selektoren für die Enantiomerentrennung kleiner chiraler Moleküle Diplomand Stefan Näf Korrektor ZHAW Prof. Dr. Jürgen Stohner Korrektor extern Prof. Dr. Robert Berger Chirale Halomethane stellen ideale Modellver- Dazu wurden chirale Selektoren auf Basis von bindungen für Experimente zur Chiralität dar. α-Cyclodextrin oder Cycloinulohexaose syn- Mit ihnen lässt sich die molekulare Paritätsver- thetisiert (s. Abb. 1). Mit bereits vorhandenen letzung untersuchen [1], die absolute Konfigu- und selbst hergestellten Kapillarsäulen und ration von Bromchlorfluormethan (CHBrClF) präparativen Säulen wurden verschiedene mittels Coulomb-Explosion Imaging (CEI) chirale stationäre Phasen getestet, wobei die bestimmen [2] oder die Photodissoziation Enantiomerentrennung von CHBrFI im präpa- von Bromfluoriodmethan (CHBrFI) mittels rativen Massstab gelang und für die Sammlung Time-resolved photoelectron circular dichro- verwendet wurde. Die gesammelte Fraktion ism (TR-PECD) verfolgen [3]. des ersten Enantiomers wies 88 %ee und die des zweiten 95 %ee auf (Abb. 2). Ziel dieser Arbeit war es, die Enantiomere von CHBrClF und CHBrFI mithilfe chiraler Selek- toren gaschromatographisch zu trennen und bei ausreichender Trennleistung präparativ mit einem Fraktionensammler (von B. Spenger [4]) zu sammeln. Die gesammelten Enantiomere sollten dabei einen Enantiomerenüberschuss Abb. 2: Chromatogramme (rot und blau) der gesammelten Fraktionen der beiden Enantiomere von CHBrFI. von mehr als 90 %ee aufweisen. Anmerkung: ee steht für enantiomeric excess und gibt in der Stereochemie den Überschuss eines Enantiomers in [1] R. Berger und J. Stohner, «Parity violation», WIREs. einem Enantiomerengemisch an. Comput. Mol. Sci., 2019, 9. [2] M. Pitzer et.al., «Investigating Absolute Stereochemical Configuration with Coulomb Explosion Imaging», CHIMIA, 2018, 72, 384–388. [3] V. Svoboda, N. B. Ram, D. Baykusheva, D. Zindel, B. Spenger, M. Ochsner, H. Herburger, J. Stohner und H. J. Wörner, «Femtosecond photoelectron circular dichroism of chemical reactions», 2020* (eingereicht). [4] B. Spenger, «Enantiomerentrennung kleiner chiraler Moleküle und Bestimmung der absoluten Konfiguration mittels Schwingungsdichroismus», Masterarbeit, ZHAW Wädenswil, 2013. Abb. 1: Beispiel eines potentiellen chiralen Selektors. 25
Charakterisierung und Strukturaufklärung von rSAM abhängigen Epimerasen Diplomandin Stefanie Reiter Korrektor/-in ZHAW Prof. Dr. Rebecca Buller, Dr. Lukas Neutsch Mikroorganismen können Resistenzen gegen strukturelle und biochemische Informationen antimikrobielle Wirkstoffe ausbilden, was eine jedoch sehr wichtig. Gefahr für die globale medizinische Versor- gung darstellt. Die Suche nach neuen Anti- Um eine röntgenkristallographische Untersu- biotika ist ein Weg, um dieser Gefährdung chung der Struktur von rSAM abhängigen Epi- entgegenzutreten. In diesem Zusammenhang merasen zu ermöglichen, wurden Kristallisati- stellen antimikrobielle Peptide (AMPs) mög- onsplatten mit insgesamt 960 verschiedenen liche neue Therapeutika dar. Eine Herausfor- Pufferbedingungen angesetzt. Nach 25 Tagen derung in ihrer Entwicklung ist jedoch, dass konnte noch keine Kristallbildung beobachtet Peptide schnell durch körpereigene Proteasen werden, jedoch waren bei einigen Bedingun- abgebaut werden. Durch die Modifikation der gen lokale Präzipitationen zu erkennen. Diese Peptide, zum Beispiel durch die Installation Bedingungen werden als Startpunkt für wei von D-Aminosäuren, könnte dieser Abbau tere Kristallisationsversuche dienen. verlangsamt und so der Anwendungsbereich von AMPs stark ausgeweitet werden. Abb. 2: Entwicklung von lokalen Präzipitationen bei einer Kristallisationsbedingung über den Zeitraum von 25 Tagen. Abb. 1: Antimikrobielle Peptide als mögliche Alternative zu Mittels in vitro Biokatalysen wurden die Sub- traditionellen Antibiotika. stratspezifitäten von zwei neu beschriebenen Epimerasen analysiert. Die durchgeführten rSAM abhängige Epimerasen sind Enzyme, Experimente zeigten die Empfindlichkeit von welche anspruchsvolle posttranslationale Epi- rSAM abhängigen Epimerasen auf: In Abhän- merisierungen von Aminosäuren in Peptiden gigkeit der verwendeten Peptidpräparation durchführen. Seit ihrer Entdeckung zu Beginn konnten enzymatische Aktivitäten festgestellt des 21. Jahrhunderts wurden mehrere Stu- werden. Die Resultate weisen auf eine Inhibie- dien zur Aufklärung ihres Wirkmechanismus rung oder Aktivierung der Epimerasen durch sowie der Substratspezifität unternommen. eine noch nicht identifizierte Komponente der Zum heutigen Zeitpunkt konnte jedoch noch Reaktionsmischung hin. keine Proteinstruktur dieser Enzyme aufgeklärt werden. Mit dem Ziel, Epimerasen mechanis- tisch besser zu verstehen und für die Erken- nung potenter AMPs zur Optimierung, sind 26
Nanofaser-Aerogele zur CO²-Adsorption Diplomand Sébastien Roulin Korrektor ZHAW Dr. Prof. Christian Adlhart Korrektor extern Dr. Markus Läubli Der Klimawandel beschäftigt die Menschheit In dieser Arbeit wurden Pullulan / Polyvinyl seit Jahren, wobei Kohlendioxid (CO²) als alkohol / Natriumpolyacrylat-Nanofaser-Aero- Treibhausgas eine wichtige Rolle spielt. Die gele einerseits mit Polyamidoamin-Dendrimer, CO²-Emissionen, die zum grossen Teil aus der anderseits mit Polyethylenimin mittels Imprä- Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, gnierung funktionalisiert und charakterisiert. werden aufgrund der industriellen Entwick- Weiter wurden die Adsorptionseigenschaften lung, vor allem in den Schwellenländern, in dieser Nanofaser-Aerogele, wie Adsorptions naher Zukunft nicht reduziert werden können. kapazität und Adsorptionswärme, mittels Deshalb sind das Abscheiden und die indus- thermogravimetrischer Analyse (TGA) und trielle Verwertung von CO², z. B. als Dünger dynamischer Differenzkalorimetrie (DSC) unter- oder synthetischer Treibstoff, eine interessante sucht. Anschliessend wurde das gezeigte Pro- Alternative zur Reduktion der CO²-Emissionen. zessschema (Abb. 2) umgesetzt und der Grad Die Absorption von CO² mittels Aminlösun- an CO²-Anreicherung mittels Online-Massen gen ist heute der Stand der Technik bezüglich spektrometrie bestimmt. CO²-Sequestration. Das Verfahren ist aller- dings sehr energieaufwändig. Deshalb gilt die Adsorption mit fester Phase als vielverspre- chende Alternative und die Entwicklung neu- er Adsorbenzien stellt einen entscheidenden Schritt in Richtung Optimierung der Technik bzw. in der Senkung von CO²-Emissionen dar. Abb. 2: Adsorptions- bzw. Desorptionsprozess von CO² mittels Temperaturschaukel an einer mit Amin funktionali- sierten Nanofaser-Aerogel-Säule. Abb. 1: Reaktion von CO² mit sekundären Aminen unter Bildung von Carbamat und Hydrogencarbonat. 27
Identifikation von SENP1-Inhibitoren durch virtuelles Screening Diplomand Marc Rütimann Korrektor ZHAW Prof. Dr. Rainer Riedl Korrektor extern Dr. Samuel Derrer Die Sentrin-spezifischen Proteasen (SENPs) Soll ein SUMO entfernt werden, spalten die sind für die posttranslationale Addition und SENPs die Amid-Bindung zur Lysin-Seiten Entfernung von Small Ubiquitin-like Modifiers kette [6]. (SUMOs) auf Zielproteinen zuständig [1]. Eine veränderte SENP-Expression wurde in diver- Das Ziel dieser Arbeit war es, die Subs sen Krankheiten festgestellt, darunter auch tratspezifität der SENPs bezüglich der Krebs. SENP1 erhöht die Transkriptionsaktivi- SUMOs – basierend auf Affinitätsanalysen im tät des Androgen-Rezeptors, welcher mit Pro- SENP-SUMO-Komplex – zu untersuchen. Für statakrebs korreliert [2]. Zusätzlich sind erhöh- die Bereiche, welche für die SENP-SUMO- te Konzentrationen von SENP1 und SENP3 Komplexierung bedeutend sind, wurde ein in Darm-, Lungen-, Prostata- und Eierstock- in silico Screening durchgeführt, um neue krebs nachgewiesen worden [3]. Eine erhöhte SENP1-Inhibitoren zu identifizieren. Konzentration von SENP5 ist ein Indikator für Brustkrebs [4]. Im Menschen sind von der SENP-Familie sechs Vertreter exprimiert. Die- se unterscheiden sich in ihrer zellulären Posi- tion und der Substrat-Spezifität bezüglich der drei SUMO-Isoformen [5]. Die SUMO-Isofor- men liegen in der Zelle als inaktives proSUMO vor. Soll ein Protein SUMOyliert werden, wird von den SENPs der proSUMO-Rest abgespal- Abb. 2: SENP1-SUMO1-Komplex (PDB: 2g4d). SUMO1 (orange) befindet sich auf einer elektronenarmen und ten. Das SUMO wird anschliessend mittels -reichen Fläche. Das Ende des SUMOs geht oben in das drei Enzymen an das Zielprotein gebunden. aktive Zentrum des SENP1. [1] U. Lindenmann, M. Brand, F. Gall, D. Frasson, L. Hunzi- ker, I. Kroslakova, M. Sievers, R. Riedl, ChemMedChem 2020, cmdc.202000067. [2] S. Kaikkonen et. al., Mol. Endocrinol. 2009, 23, 292–307. [3] J.-S. Seeler, A. Dejean, Nat. Rev. Cancer 2017, 17, 184–197. [4] R. Cashman, H. Cohen, R. Ben-Hamo, A. Zilberberg, S. Efroni, Oncotarget 2014, 5, DOI 10.18632/oncotarget. 1783. [5] C. M. Hickey, N. R. Wilson, M. Hochstrasser, Nat. Rev. Mol. Cell Biol. 2012, 13, 755–766. Abb. 1: SENPs wandeln proSUMOs in SUMOs um. Diese [6] Y. Jia, L. A. Claessens, A. C. O. Vertegaal, H. Ovaa, ACS werden an das Zielprotein mit den Enzymen E1, -2 und -3 Chem. Biol. 2019, 14, 2389–2395. gebunden. Die SENPs spalten die SUMOs ebenfalls vom Zielprotein [6]. 28
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