Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW

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Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
Bachelorarbeiten
    2021

    Chemie

Zürcher Fachhochschule
Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
Sie haben Freude
am Verbinden von
Theorie und Praxis.
Wir vermitteln Ihnen
das Verständnis für
die Entwicklung
und Analyse von
Substanzen und
Verfahren.
Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
Inhaltsverzeichnis
Vorwort                        5    Salim Maruan                                                 35
Die Diplomandinnen und              Schneiter Dominic Michiel                                    36
Diplomanden
                                    Sgier Miguel                                                 37
Bergamini Leandra               6
                                    Stüssi Michael                                               38
Bilic Aleksandar                7
                                    Syfrig Roman                                                 39
Bion Lucien                     8
                                    Thayaparan Krishnavanan                                      40
Blatter Cindy                   9
                                    Thomann Stephan                                              41
Cadalbert Michelle Alexandra   10
                                    Tobler Andreas                                               42
Eckl Matthias                  11
                                    Walther Fabian                                               43
Ehrler Rahel                   12
                                    Waser Chiara                                                 44
Elsener Jonas                  13
                                    Wichtermann Fabienne                                         45
Frey Michèle                   14
Gaberell Fabio                 15   Institut für Chemie und
                                    Biotechnologie (ICBT)                                        47
Gattiker Jan                   16
                                    Perspektiven                                                 48
Ghilardelli Sara               17
                                    Certificates of Advanced Studies
Grunwald Sarah                 18   (CAS) am Coffee Excellence
Hutter Brian Hermann           19   Center                                                       51

Hutter Jules                   20   TEDD                                                         52

Jäger Seraina                  21   Natural Products
                                    Drug Discovery                                               53
Jud Alex                       22
                                    ALUMNI ZHAW                                                  54
Kammerer Astrid                23
                                    ZHAW LSFM                                                    55
Keusch Melanie                 24
Kreuzer Jan                    25
Laimbacher Timo                26
Lustenberger Simon             27
Mäder Pascal                   28
Mettler Kamal                  29
Mohammad Yar Kevin             30
Moretta Elvira Alessandra      31
Müller Lukas                   32
Pereira Foutinho Daniel        33
Saladin Siriel                 34   Titelbild: True Color Pigment – interkaliertes Thioindigo;
                                    Foto: Chiara Waser, BSc-Absolventin Chemie.
                                                                                                  3
Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
Die Absolventinnen und Absolventen des Bachelorjahrgangs CH 18

  4
Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
Vorwort

Wädenswil, September 2021

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wir sind sehr glücklich, dass unter den speziellen Bedingungen der Coronavirus-Krise
die Chemiestudierenden des Abschlussjahrgangs wieder in gewohnter Manier in
unseren Labors an ihren Bachelorarbeiten arbeiten konnten. In dieser Broschüre prä-
sentieren wir Ihnen die gebündelten Ergebnisse der Absolventinnen und Absolventen,
die sich sehen lassen können. Die Studierenden haben selbständig an angewandten
Fragestellungen, meist in Zusammenarbeit mit der Industrie, geforscht und entwickelt.
Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen.

Liebe Diplomandinnen und Diplomanden, mit dieser Broschüre
halten Sie alle Bachelorarbeiten, also quasi die kondensierte Mühe Ihres Jahrgangs, in
den Händen. Sie haben damit Ihr Ziel erreicht! Für mich persönlich sind die Bachelorar-
beiten und die beeindruckenden Ergebnisse ganz klar der Höhepunkt im Kalenderjahr.
In jeder Arbeit steckt auch immer eine gehörige Portion der Charaktere der Studieren-
den und das ist schön so. Ich bin sicher, dieses Booklet gefällt Ihnen ebenso gut wie
mir. Bewahren Sie es gut auf, denn ich bin überzeugt, dass Sie es immer wieder brau-
chen können. Vielleicht brauchen Sie es, um den Namen eines Mitstudierenden oder
des betreuenden Dozierenden nachzuschlagen, oder auch, um nach Forschungsthe-
men des Instituts zu suchen. Sie finden in jedem Fall die ganze Breite von biologischen
bis zu chemischen und auch technischen Fragestellungen abgedeckt.

Wir gratulieren Ihnen ganz herzlich zum erfolgreichen Abschluss Ihres Chemiestudiums
und freuen uns mit Ihnen!

Ihr Achim Ecker

Studiengangleiter Chemie
Institut für Chemie und Biotechnologie                                                    5
Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
Deponierung einer extrazellulären Matrix von
humanen Hepatomzellen als Sphäroide mithilfe
des «macromolecular crowding»
                        Diplomandin                    Leandra Bergamini
                        Korrektoren ZHAW               Prof. Dr. Michael Raghunath, Prof. Dr. Jack Rohrer

Durch die Entwicklung von 3D in vitro-Zell-                   Für diese Untersuchungen wurde MMC auf
modellen, wie z. B. Sphäroide, können Zell-                   die sphäroidale Konfiguration von humanen
Zell-Kontakte wesentlich besser in Kultur dar-                Hepatomzellen (Hep-G2) sowie auf Monlayer­
gestellt werden. Allerdings wird den Zellen in                kulturen angewendet. Die ECM Deposition
Kultur ihre natürliche Umgebung, bestehend                    wurde durch immunhistologische Färbungen
aus einem komplexen Netzwerk von Makro-                       von Fibronektin und Kollagen IV analysiert.
molekülen, der extrazellulären Matrix (ECM),                  Zudem wurde ein allfälliges Differenzierungs-
zunächst einmal genommen und durch ein                        verhalten durch Färbungen der Leberzell-spe-
wässriges Kulturmedium ersetzt. Durch die                     zifischen Moleküle Vitronektin und Carbamoyl-
Technologie des macromolecular crowding                       phosphat Synthetase I untersucht. Es konnte
(MMC) wird diese Umgebung durch Zugabe                        beobachtet werden, dass die Sphäroide unter
von Makromolekülen in das Kulturmedium                        dem Einfluss von negativ geladenem Dex-
simuliert. Somit werden biochemische Reak-                    transulfat Andeutungen einer Fibronektin
tionen wie die supramolekulare Aggregation                    Deposition zeigten. Die Monolayerkulturen
gefördert, was es den Zellen erlaubt, ihre                    verhielten sich weitaus anders und zeigten mit
eigene ECM in Kultur aufzubauen [1]. Dies                     Dextransulfat und dem neutralen Makromole-
wird bereits erfolgreich in der Pharmaindustrie               kül FicollTM eine ECM Deposition und anders
angewendet [2, 3]. In dieser Arbeit wurde die                 als die Sphäroide auch ein Differenzierungs-
Anwendung dieser Technik auf 3D-Kulturen                      verhalten.
untersucht. Damit würde ein Werkzeug zur                      Diese unterschiedlichen Ergebnisse verdeutli-
Verfügung stehen, welches zur Wirkstoffent-                   chen die Notwendigkeit eines Kultursystems,
wicklung und als Alternative zu Tiermodellen                  welches die natürliche Physiologie der Zelle in
eingesetzt werden könnte.                                     vitro exakt darstellen kann. Um dies zu errei-
                                                              chen, sind noch weitere Versuche und Ansätze
                                                              nötig.
                                                              [1] Rashid et al., Novel Use for Polyvinylpyrrolidone as a
                                                              Macromolecular Crowder for Enhanced Extracellular Matrix
                                                              Deposition and Cell Proliferation. Tissue Engineering Part C:
                                                              Methods, 2014, 20, 994 – 1002.
                                                              [2] Chen et al., The Scar-in-a-Jar: Studying Potential Antifi-
                                                              brotic Compounds from the Epigenetic to Extracellular Level
                                                              in a Single Well, British Journal of Pharmacology, 2009,
                                                              158, 1196 – 1209.
Abb. 1: Kollagen IV (rot) und Fibronektin (grün) Deposition   [3] Rønnow et al., Prolonged Scar-in-a-Jar: an in vitro
der Hep-G2 als Monolayerkultur (links) und als Sphäroid in    screening tool for anti-fibrotic therapies using biomarkers of
toto (rechts) nach fünf Tagen MMC mit Dextransulfat.          extracellular matrix synthesis, Respiratory Research, 2020,
                                                              May 7, 21, 108.
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Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
Formulierung und Optimierung eines thixotropen
Gels zur Blutseparierung

                      Diplomand            Aleksandar Bilic
                      Korrektor ZHAW       Dr. Peter Riedlberger
                      Korrektorin extern   Dipl. Chem. Ing. Franziska Morganti

Untersuchungen des Blutes gehören zu den bei der Wundheilung unterstützend wirken.
Standardverfahren der klinischen Eingangsdi- Sowohl anhand der Zellbestandteile wie
agnostik. Viele pathologische Veränderungen auch des Überstands können sehr hilfreiche
im Körper lassen sich bereits bei der Unter- Erkenntnisse über den Gesundheitszustand
suchung von Patientenblut feststellen. Dabei eines Menschen gewonnen werden. Um die
wird meist das Blut aus der Armvene des Trennung dieser beiden Bestandteile zu ver-
Menschen entnommen und mittels Zentrifu- einfachen und um eine Rückvermischung zu
gation behandelt. Dabei sinken die roten und verhindern, werden sogenannte Trenngele
weissen Blutzellen nach unten ab. Der Über- eingesetzt. Diese bilden eine undurchlässige
stand wird als Plasma bezeichnet. Im Plasma Schicht zwischen den beiden Phasen und ver-
befinden sich wichtige Proteine, Nährstoffe einfachen dadurch die Blutuntersuchung.
und Gerinnungsfaktoren, welche einen Ein- Unser Kooperationspartner ist ein mittelstän-
fluss auf die Blutgerinnung haben und somit disches Schweizer Unternehmen, das sich
                                             auf die Entwicklung, das Design und die Her-
                                             stellung von medizinischen Produkten spe-
                                             zialisiert hat. Die Firma stellt beispielsweise
                                             Teströhrchen mit solchen Trenngelen her, um
                                             die Blutuntersuchung zu vereinfachen und
                                             um die Wundheilung nach Operationen zu
                                             beschleunigen.
                                             Ziel dieser Arbeit war es – ausgehend von ihren
                                             bisherigen Gelen – eine Zusammensetzung
                                             zu finden, mit deren Hilfe sich die Proteine
                                             des Plasmas besser abtrennen lassen. Ein Teil
                                             dieser Proteine im Blutplasma sind auch Anti-
                                             körper, über welche in der derzeitigen Pande-
                                             mie medial wie auch wissenschaftlich enorm
                                             viel berichtet wird.

Abb. 1: Verwendete Apparatur
                                                                                          7
Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
In silico-Studie zur Wechselwirkung der Dehalo-
genase LinB und halogenierten Verbindungen

                   Diplomand               Lucien Bion
                   Korrektor/-in ZHAW      Dr. Susanne Kern, Prof. Dr. Rainer Riedl
                   Korrektor extern        Dr. Markus Läubli

                   Betreuung extern        Dr. Norbert Heeb, EMPA

Persistente organische Schadstoffe (POPs)           silico-Modeling bzw. Docking-Experimenten
sind schwer abbaubare und toxische chemi-           untersucht.
sche Verbindungen, die sich in der Umwelt           Anhand der Position der Liganden und der
und in Lebewesen akkumulieren. Zu dieser            entsprechenden Beurteilung von Geometrien
Kategorie von Verbindungen zählen auch              wurden für einige Liganden Vorschläge für die
Hexabromcyclododecane (HBCDs). Bis 2013             Konfiguration der Transformationsprodukte
wurden davon 22 000 t/J produziert und              gemacht. Ebenso konnte durch die in silico-
hauptsächlich als Flammschutzmittel in Poly­        Simulation beurteilt werden, welche Konfor-
styrol verwendet [1]. Ähnliches gilt für kurzket-   mationen der Liganden geeignetere Geome-
tige Chlorparaffine (SCCPs), die als Additive in    trien bezüglich einer möglichen SN2-Reaktion
Schmiermitteln und Schneideölen eingesetzt          verursachen. Anhand der Docking-Experi-
werden [2]. Trotz der Persistenz dieser Verbin-     mente konnte zudem die Stereo- und Regio-
dungen gibt es Funde von Mikroorganismen,           selektivität der Dehalogenase LinB bestätigt
die mit bestimmten Enzymen diese Schad-             und erweitert werden.
stoffe mit Halogen-Atomen metabolisieren
können. Zu diesen Mikroorganismen gehört
Sphingobium paucimobilis UT26, welches mit
dem Enzym LinB anhand einer postulierten
SN2-ähnlichen Transformationsreaktion die
Halogene Brom und Chlor der HBCDs bzw.
der SCCPs durch eine Alkoholgruppe subs-
tituiert.
Grundlegend für eine solche Transformation
ist die Positionierung der Liganden im akti-
ven Zentrum. Eine wichtige Rolle spielt ins-
besondere der Interaktionswinkel zwischen           Abb. 1: SN2-ähnlicher Mechanismus zur Katalyse haloge-
                                                    nierter Verbindungen in LinB [3].
dem nukleophilen Aspartat-108 und dem
elektrophilen Kohlenstoff. Im selben Ausmass        [1] N. V. Heeb et al., Chemosphere, vol. 207, pp. 118 – 129,
ist auch die Geometrie des substituierten           2018.
                                                    [2] S. Bayen et al., Environ. Int., vol. 32, no. 7, pp.
Halogen-Atoms an der Enzym-Bindestelle
                                                    915 – 929, 2006.
entscheidend. Die Art und Weise wie sich            [3] N. V. Heeb et al., Chemosphere, vol. 90, no. 6, pp.
die Liganden HBCD und SCCP im aktiven               1911 – 1919, 2013.

Zentrum von LinB positionieren, wurde mit in

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Einsatz der NIR-Spektroskopie für die Beurteilung
von Polyurethan-Recyclaten

                       Diplomandin                  Cindy Blatter
                       Korrektor ZHAW               Dr. Marc Bornand
                       Korrektor extern             Dr. Florian Schinle

Polyurethane wurden in den 1930er Jahren                   den Ausgangsmaterialien herzustellen. Es
von Otto Bayer erfunden, was als einer der                 sollten geeignete Messmethoden entwickelt
Meilensteine in der Entwicklung der Polymer-               werden, mit denen diese Qualität quantifi-
chemie gilt [1]. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit             ziert und die Recyclate charakterisiert werden
konnten sie viele andere Materialien erset-                können. Aufgrund ihrer vergleichsweise ein-
zen, was zur Entwicklung von Produkten für                 fachen Anwendung wurde dazu besonders
zahlreiche Anwendungen führte. Heutzutage                  die Einsatzmöglichkeit der Nahinfrarot-Spek-
finden Polyurethane im täglichen Leben breite              troskopie (NIR) untersucht. Unter Einsatz von
Verwendung wie beispielsweise in Möbeln,                   chemometrischen Methoden konnte aus den
Autos, Kleidung und Matratzen [2].                         NIR-Daten diverser Recyclate auf die mit
Aber die weltweit wachsende Produktion von                 anderen analytischen Methoden gemesse-
Polyurethanschäumen generiert zunehmende                   nen Qualitätsmerkmale geschlossen werden.
Mengen an Abfällen, deren Entsorgung nicht                 Durch weiteres Verfeinern der in dieser Arbeit
nur ein ökonomisches, sondern auch ein                     entwickelten Verfahren, könnte zukünftig eine
ökologisches Problem darstellt [3]. Da Polyur­             Qualitätsbeurteilung von Polyurethanrecyclaten
ethane nicht thermoplastisch sind, gewinnen                nur mittels NIR-Spektroskopie möglich werden.
vor allem chemische Recyclingmethoden an
                                                           [1] D. Dieterich, «Polyurethane – nach 50 Jahren immer
Relevanz und werden auch wirtschaftlich inte-              noch jung», Chemie in unserer Zeit, Bd. 24, Nr. 3, 135,
ressant.                                                   1990.
                                                           [2] A. Cornille et al., «A perspective approach to sustainable
Diese Arbeit hatte das Ziel, verschiedene                  routes for non-isocyanate polyurethanes», Eur. Polym. J.,
Recyclingprozesse im Labor durchzuführen                   Bd. 87, 535, 2017.
                                                           [3] Y. Deng et al., «Reviewing the thermo-chemical recycling
und einen Zusammenhang zwischen der Qua-                   of waste polyurethane foam», J. Environ. Manage., Bd. 278,
lität verschiedener Recyclingprodukte und                  111527, 2021.

Abb. 1: Hergestellte und untersuchte Recyclingprodukte

                                                                                                                       9
Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
Analyse der Zusammensetzung und Morphologie
von Indigo-Partikeln

                        Diplomandin          Michelle Alexandra Cadalbert
                        Korrektor ZHAW       PD Dr. Dominik Brühwiler
                        Korrektorin extern   Dr. Susanne Widmer

Indigo ist das wohl älteste bekannte Färbe-          Das Bundesamt für Gesundheit schreibt einen
mittel, welches bereits 2800 v. Chr. verwen-         Grenzwert von 0.1 Gew. % der toxischen
det wurde. Heutzutage wird das Pigment vor           Amine vor. In dieser Arbeit wurden verschie-
allem zum Färben der Blue Jeans eingesetzt.          dene Konzepte für die Aufreinigung von Indigo
Durch die Ausbildung von 2D-Schichten und            getestet und die Amine anschliessend mittels
durch supramolekulare Selbstanordnung zeigt          HPLC quantifiziert. Die aromatischen Amin-
Indigo ein hohes Potential für elektronische         konzentrationen konnten um über 70 % redu-
Anwendungen wie der Photovoltaik und Feld-           ziert werden.
effekttransistoren. Ausgehend von der Hydro-         Um die Tribologie des Indigos zu untersuchen,
phobie, der schlechten Benetzbarkeit und             wurden rastertransmissionselektronenmikros-
guten Leitfähigkeit der Indigo-Schichten wird        kopische (STEM) Bilder aufgenommen.
im Rahmen eines aktuellen Innosuisse-Pro-
jekts ein Einsatz als Gleitmittel für Wintersport-
geräte untersucht.
Auf per- und polyfluorierten Alkylverbindungen
basierende Ski-Wachse zeigen die bislang
besten Gleiteigenschaften, sind jedoch auf-
grund ihrer Toxizität und der schlechten
Abbaubarkeit problematisch. Die Isantin
GmbH hat eine umweltschonende Alternative
auf Basis von Indigo entwickelt. Um die bes-
ten Gleiteigenschaften von Indigo zu erzielen,
ist es erforderlich, dessen Reinheit zu optimie-     Abb. 2: STEM-Aufnahme von Indigo-Partikeln
ren. Bei der Indigosynthese entstehen Neben-
produkte wie die aromatischen Amine Anilin           Es ist erkennbar, dass es sich bei den Primär-
und N-Methylanilin.                                  partikeln um Plättchen handelt. Des Weiteren
                                                     wurde das Agglomerationsverhalten dieser
                                                     Primärpartikel untersucht. Die Resultate erlau-
                                                     ben wertvolle Rückschlüsse auf die Nano-
                                                     struktur der Indigo-Gleitflächen.

Abb. 1: Anilin und N-Methylanilin
10
Chirale Selektoren für die Enantiomerentrennung
kleiner chiraler Moleküle

                      Diplomand                 Matthias Eckl
                      Korrektor ZHAW            Prof. Dr. Jürgen Stohner
                      Korrektor extern          Prof. Dr. Robert Berger

Die Bedeutsamkeit molekularer Chiralität für           auch selbst hergestellte präparative Säu-
die Wissenschaft benötigt heutzutage kaum              len auf ihre enantioselektiven Eigenschaften
noch eine Erklärung. Ein grosser Anteil von            getestet. Die Sammlung der Enantiomere
bekannten Substanzen besteht aus chiralen              mittels präparativer GC wurde über vier Tage
Molekülen und spätestens seit dem tragi-               mit 20 Injektio­ nen durchgeführt. Der chro-
schen Contergan-Skandal sollte dies jedem/r            matographisch be­­stimmte Enantiomerenüber-
Chemiker/in bekannt sein [1, 2]. Kleine chirale        schuss der Fraktion Peak 1 betrug 95.8 % und
Moleküle wie das Halomethan Bromchlorflu-              der chromatographisch bestimmte Enantio-
ormethan (CHBrClF) sind aufgrund ihres einfa-          merenüberschuss der Fraktion Peak 2 betrug
chen Aufbaus ideale Verbindungen zur Unter-            97.1 %.
suchung der absoluten Konfiguration und der            Des Weiteren wurde versucht, Bromchlorfluor-
molekularen Paritätsverletzung [3, 4].                 methan in enantiomerenreiner Form über die
                                                       Derivatisierung einer Vorstufe, dessen Diaste­
                                                       reomere anschliessend mittels Flash Chro-
                                                       matographie aufgetrennt wurden, herzustellen
                                                       [5, 6].
                                                       Hierbei konnte bei der Derivatisierung der
                                                       Bromchlorfluoressigsäure noch kein Produkt
                                                       isoliert werden, wodurch die Auftrennung der
Abb. 1: Enantiomere von CHBrClF.                       Diastereomere nicht getestet werden konnte.
                                                       [1] J. Gal in Differentiation of Enantiomers I, (Hrsg.: V.
Das Ziel dieser Bachelorarbeit war es, ein             Schurig), Topics in Current Chemistry, Springer International
Racemat von Bromchlorfluormethan mithilfe              Publishing, Cham, 2013, S. 1 – 20.
                                                       [2] H.-U. Blaser, “Chirality and its Implications for the
von präparativer Gaschromatographie (GC)               Pharmaceutical Industry”, Rend. Fis. Acc. Lincei 2013, 24,
aufzutrennen und die einzelnen Enantiomeren­           213 – 216.
                                                       [3] M. Pitzer et al., “Investigating Absolute Stereochemical
fraktionen zu sammeln. Hierbei wurden bereits          Configuration with Coulomb Explosion Imaging”, Chimia
in der Forschungsgruppe vorhandene wie                 2018, 72, 384 – 388.
                                                       [4] M. Quack, J. Stohner, “Parity Violation in Chiral Molecu-
                                                       les”, Chimia 2005, 59, 530 – 538.
                                                       [5] M. R. Mazenauer et al., “Synthetic Routes for a Variety of
                                                       Halogenated (Chiral) Acetic Acids from Diethyl Malonate”,
                                                       RSC Adv. 2017, 7, 55434 – 55440.
                                                       [6] J. A. Thoma, Synthese von neuartigen, chiralen Selekto-
                                                       ren und Enantiomerentrennung von kleinen, halogenierten
                                                       Molekülen mittels Gaschromatographie im analytischen und
Abb. 2: Chromatogramme zur Bestimmung der Enantio­     präparativen Massstab, Masterarbeit, ZHAW Wädenswil,
merenüberschüsse: Peak 1 (links), Peak 2 (rechts).     2019.
                                                                                                                   11
Deposition einer extrazellulären Matrix in SAOS-2
Sphäroiden unter MMC

                       Diplomandin                   Rahel Ehrler
                       Korrektoren ZHAW              Prof. Dr. Michael Raghunath, Prof. Dr. Jack Rohrer

In vivo befinden sich Zellen in einer makromo-               3D-Zellkonstrukte ähnlich der Wachstumsform
lekülreichen, gedrängten (crowded) Umge-                     vieler Tumore. Das Wachstum als Sphäroid
bung. Diese Bedingungen nehmen Einfluss auf                  beeinflusst die Biologie der Zellen und simuliert
enzymatische Reaktionen, Proteinfaltung und                  ein verbessertes Modell der in vivo-Situation
-Zusammenlagerung und führen daher zu einer                  gegenüber Monolayer-Kulturen. Mit der Osteo-
verbesserten Deposition einer extrazellulären                sarkom-Zelllinie SAOS-2 wurden Sphäroide
Matrix (ECM). Im Gegensatz zu Zellen in vivo                 gezüchtet und während 14 Tagen in Medien mit
bilden sich in Zellkultur nur geringe Mengen                 dem negativ geladenen Glukosepolymer Dex­
an ECM aus. Die makromolekular gedrängten                    transulfat 500 kDa unter MMC-Bedingungen
Bedingungen, welche Zellen in vivo erfahren,                 kultiviert. Zusätzlich wurde dem Kulturmedium
können in Zellkultur durch Zugabe von Makro-                 Ascorbinsäure (Vitamin C) zugesetzt, um die
molekülen in das Kulturmedium simuliert wer-                 Sekretion von Kollagenmonomeren zu fördern.
den. Dadurch wird eine verstärkte ECM Depo-                  Nach der MMC-Phase wurde mittels Immun-
sition erzielt. Man spricht vom Macromolecular               fluoreszenzfärbung die Präsenz und Verteilung
Crowding (MMC). Durch die verstärkte Deposi-                 der ECM-Moleküle Kollagen I und Fibronektin
tion einer ECM mittels MMC können Gewebe                     dargestellt. Nach 14 Tagen Crowding konnte
besser nachgestellt werden, um sie beispiels-                im Ansatz eine verstärkte Deposition von Fibro-
weise für die Medikamentenforschung, in der                  nektin und Kollagen I in SAOS-2 Sphäroiden
Wundheilung oder Krebstherapie zu nutzen.                    unter MMC gezeigt werden.
Der Effekt von MMC auf eine verstärkte Depo-
sition einer ECM wurde bislang nur in Mono-
layer-Zellkulturen getestet. Im Rahmen des vor-
liegenden Projektes wurde untersucht, ob eine
verstärkte Deposition einer ECM durch MMC
auch in Sphäroid-Kulturen nachgewiesen wer-
den kann. Bei Sphäroiden handelt es sich um

                                                             Abb. 2: Immunfärbung von Kollagen I und Fibronektin in
                                                             SAOS-2 Sphäroiden nach Kultivierung in Ascorbinsäure-halti-
                                                             gem Crowding-Medium mit unterschiedlichen Konzentratio-
                                                             nen an Dextransulfat 500 kDa (DxS). Bei 10 und 50 µg/ml
Abb. 1: SAOS-2 Osteosarkomzellen in Zellkultur: Monolayer-   zeigte sich eine verstärkte Deposition an Fibronektin (rot) und
Kultur (links), Wachstum als Sphäroid (rechts).              Kollagen I (grün).
12
Bioprinting von Zellen zur Herstellung von
künstlichem Fleisch

                    Diplomand                Jonas Elsener
                    Korrektoren ZHAW         Dr. Markus Rimann, Prof. Dr. Michael Raghunath

Der weltweite Fleischkonsum steigt jährlich. Da­ Biotinten gedruckt: eine selbst hergestellte
mit rücken ethische und ökologische Aspekte Alginat-Gelatine-Biotinte und eine kommerzielle
wie die Massentierhaltung, Schlachtung von photopolymerisierbare Biotinte. Die gedruck-
Nutztieren, Tierseuchen, erhöhter Ressourcen- ten 3D-Gewebe wurden über die Dauer von
verbrauch und Anstieg der Methanemission 10 resp. 14 Tagen kultiviert und während und
immer mehr in den Fokus. Es ist mittlerweile nach dem Versuch die Vitalität des Gewebes
bekannt, dass eine Reduktion des persönlichen überprüft. Als Konzeptstudie geben die Resul-
Fleischkonsums für gewisse Klimaziele unum- tate aus den durchgeführten Experimenten
gänglich ist. Kultiviertes, im Labor gezüchtetes Aufschluss über die grundsätzliche Möglichkeit,
Fleisch bietet eine vielversprechende ­Alternative primäre Vorläuferzellen in 3D-Geweben zu dru-
neben den bereits existierenden fleischlosen cken, zu kultivieren und in spezifische Zelltypen,
Ersatzprodukten, um besagte Aspekte anzu- die im Fleisch enthalten sind, zu differenzieren.
gehen. Während Muskelzellen in grösseren
Mengen bereits erfolgreich zu Burgerpatties
zusammengesetzt werden konnten, sind noch
einige Hürden zu bewältigen, bevor man die
Textur eines konventionellen Fleischstücks im
Labor nachahmen kann.
In dieser Arbeit wurde mit zwei selbst isolierten
primären Zelllinien gearbeitet, welche essenzi-
elle Bestandteile von Muskelgewebe von Säu-
getieren sind und somit auch zu den Hauptbe- Abb. 1: Nahaufnahme des Druckprozesses
standteilen von Fleisch gehören: Präadipozyten
und Muskelvorläuferzellen (Satellitenzellen) von
Rindern. Isolierte und mittels FACS sortierte
Praädipozyten wurden zur Verfügung gestellt
und die Induktion der Adiopogenese mittels
freiem Fettsäure-Mix in 2D- und 3D-Kulturen
durchgeführt. Bovine Satellitenzellen wurden
im Labor aus Rindermuskelgewebe isoliert und
weiterkultiviert. Die Myogenese wurde mittels
Absenkung der Serumkonzentration in 2D- und
3D-Kulturen induziert. Die 3D-Kulturen wurden Abb. 2: Induktion der Myogenese in Satellitenzellen in 2D:
mittels Bioprinting und zwei unterschiedlichen Zellkerne (blau), Actin (Cytoskelett, grün).
                                                                                                     13
Herstellung von 3D-Gewebe durch Stapeln von
Nanofaser-Trägern

                      Diplomandin                  Michèle Frey
                      Korrektor ZHAW               Prof. Dr. Christian Adlhart
                      Korrektor extern             Dr. Markus Läubli

Die Herstellung von in vitro-3D-Hautmodellen                Als kritisch erwies sich die Verbindung zwi-
ist seit den 1980er Jahren möglich und wird                 schen den Zellschichten, doch es wurden
ständig weiterentwickelt. Jedoch mangelte                   zwei Wege gefunden, um besiedelte NFM zu
es bisher an der Festigkeit von Gerüstmate-                 verbinden und dadurch mehrere Schichten
rialien und der Herstellung von Hautmodellen                von Fibroblasten zu stapeln. So konnte die
innert kurzer Zeit, d. h. wenige Tage bis zwei              Zucht der Dermis verkürzt werden. Ausser-
Wochen.                                                     dem wurde eine Grundlage geschaffen, um in
                                                            einem weiteren Schritt komplexe 3D-Hautmo-
In dieser Arbeit wurden unterschiedliche                    delle aus verschiedenen Zelltypen herzustellen.
Methoden eruiert, um Nanofasermatten (NFM)                  Durch Zugabe primärer Immunzellen könnten
aus Polyacrylnitril (PAN) oder einem Copolymer              im Bereich der personalisierten Medizin, Test-
mit Methylacrylat P(AN-co-MA) als Gerüstma-                 substrate für Patienten mit profibrotischen
terial elektrisch auf Rahmen zu spinnen. Diese              Autoimmunkrankheiten für den klinischen All-
wurden mit Zellen besiedelt und gestapelt. Die              tag entwickelt werden.
Stapeltechnik ist in Abbildung 1 gezeigt.

Abb. 1: Besiedlungsprozess: links sind Nanofasermatten (NFM) auf Rahmen dargestellt – schematisch und darüber eine
REM-Aufnahme einer NFM aus 12 wt% P(AN-co-MA) in 10 000-facher Vergrösserung. Mittels Pipette wird die Zellsuspension
zugetropft. Rechts sind die besiedelten NFM auf den Rahmen zu sehen.

14
Untersuchung der Beladung in mesoporösem
Silikat

                  Diplomand              Fabio Gaberell
                  Korrektor ZHAW         Dr. Andri Schütz
                  Korrektor extern       Dr. Christian Trindle

In dieser Arbeit wurde die Beladung sowie        Ramanspektren einer Probe aufgenommen
Desorption von klassischen Bestandteilen von     und mit Lichtmikroskopaufnahmen (Abb. 1)
Epoxidklebstoffen in mesoporösem Silikat         verglichen. Die Intensität einer molekülspezifi-
untersucht. Silikate sind anorganische Verbin-   schen Bande kann dargestellt und so deren
dungen, die durch das Ausbilden komplexer        dreidimensionale Verteilung im Partikel analy-
Gerüststrukturen eine Vielzahl an möglichen      siert werden (Abb. 2).
Anwendungen in der Industrie finden. Durch
ihre poröse Struktur besitzen die Materialien
meistens eine sehr grosse Oberfläche von
über 500 m²/g, wovon die innere Porenober-
fläche den grössten Teil ausmacht. Durch
diese grosse innere Oberfläche eignen sich
Silikate ausgezeichnet zur Beladung mit orga-
nischen Molekülen. Eine Verkapselung kann
beispielsweise mittels Capillary I­mpregnation
durchgeführt werden, wobei das zu ver-
kapselnde Molekül (Adsorbat) als gesättigte
Lösung zum Silikat gegeben wird, passend
abgestimmt auf das Volumen der Silikatporen.     Abb. 1: Lichtmikroskopische Aufnahme einer Ansammlung
                                                 von beladenen Silikatpartikeln.
Durch Kapillarkräfte wird diese Lösung in die
Poren gezogen und das Lösungsmittel kann
anschliessend abgedampft werden.
Die Beladungsmenge kann durch verschie-
dene Methoden bestimmt werden, wie etwa
durch Thermogravimetrie (TGA). Das orga-
nische Adsorbat zersetzt sich bei erhöhten
Temperaturen und diffundiert aus den Poren.
Durch die gemessene Massenabnahme kann
auf die Beladungsmenge der organischen
Moleküle geschlossen werden.
Eine Methode, um die Lokalisierung des
Adsorbats im Partikel zu bestimmen, bietet die
                                                 Abb. 2: Raman Bildgebung bestehend aus 320 000 Raman­
konfokale Ramanmikrospkopie. Dabei wer-          spektren, Darstellung der Intensität einer Adsorbat-spezifi-
den auf unterschiedliche Ebenen fokussierte      schen Bande.
                                                                                                           15
Struktur-Wirkungsbeziehung eines Tailspike-
Proteins aus einem Escherichia-spezifischen
Bakteriophagen
                  Diplomand              Jan Gattiker
                  Korrektor/-in ZHAW     Dr. Sabina Gerber, Prof. Dr. Lars Fieseler

Die stark zunehmenden Antibiotikaresistenzen     In einem der Assays wurde die Umsetzung
von pathogenen Bakterien hat in den letzten      des O-Antigen-Substrats über einen Western
30 Jahren zu einem erneuten Interesse an der     Blot analysiert.
Bekämpfung von Krankheitserregern mithilfe
von Bakteriophagen (Phagen) geführt. Die
enorme Fülle und Vielfalt von Phagen in der
Natur stellt eine wertvolle Ressource dar, die
für viele Anwendungen genutzt werden kann,
wie z. B. der Kontrolle von Pathogenen in
Lebensmitteln oder bei Infektionskrankheiten     Abb. 1: Hydrolyseaktivität der 21 TSP-Varianten.
oder für die Detektion oder Diagnose. In der
Medizin schränkt die limitierte Verfügbarkeit    Die zweite Analyse zeigte den indirekten Ein-
und Entwicklung neuer Antibiotika schon          fluss der Varianten auf das Wirtszellsystem
heute die Behandlungsmöglichkeiten für zuvor     und auf die Infektion durch den Phagen in
heilbare Infektionskrankheiten ein, weshalb      Zellkulturen.
Phagen als attraktive Alternative zu klassi-
schen Antibiotika vermehrt erforscht werden.
Für einen regulierten Einsatz von Phagen in
der Medizin ist das Verständnis des moleku-
laren Mechanismus der Infektion notwendig.

In dieser Bachelorarbeit wurden 21 verkürzte
Varianten eines am Infektionsprozess beteilig-
ten Tailspike-Proteins (TSP) aus einem Bak-      Abb. 2: Wachstum des Wirtsorganismus nach Zugabe der
                                                 Varianten und des Phagen.
teriophagen erfolgreich kloniert und rekombi-
nant exprimiert. Anschliessend wurden zwei
Assays für die Aktivitätsanalyse entwickelt.     Die essenziellen Proteindomänen für Protein­
                                                 stabilität und Aktivität konnten durch beide
                                                 Assays erfolgreich und übereinstimmend cha-
                                                 rakterisiert werden.

16
Identifizierung von organischen Reifeninhalts­
stoffen in Umweltproben mittels Massenspektro-
metrie
                   Diplomandin             Sara Ghilardelli
                   Korrektorin ZHAW        Dr. Susanne Kern
                   Korrektor extern        Dr. Markus Läubli

In der Reifenindustrie werden viele Hilfsmittel    400 °C im Injektor ausgeheizt werden kann.
wie Vulkanisationsbeschleuniger, Weichma-          Die flüchtigen Verbindungen gelangen so auf
cher, Füllstoffe, Alterungsschutz und Kunst-       die GC-Säule, werden chromatographisch
stoffe eingesetzt [1]. Diese Reifenbestandteile    getrennt und mittels hochauflösender Massen-
tragen zur Mikroplastikverschmutzung bei,          spektrometrie analysiert. Mit dieser Technik
wobei ihnen jedoch bis vor Kurzem wenig            konnten gemahlene Autoreifenproben semi-
Beachtung geschenkt wurde [2 – 4].                 quantitativ auf die ausgewählten Reifenchemi-
Einige dieser Inhaltsstoffe können sich teilwei-   kalien untersucht werden.
se in der Umwelt akkumulieren und toxische
Wirkungen hervorrufen. Durch Reifenabrieb
auf den Strassen gelangen sie durch den
Regen in den Boden und ins Abwasser.
Zur Analyse von solchen flüchtigen organi-
schen Stoffen ist die Gaschromatographie mit
Massenspektrometrie-Kopplung (GC-MS) die
Methode der Wahl, wie sie auch in dieser
Arbeit verwendet wurde. Da die erwarteten          Abb. 1: Die vier untersuchten Reifeninhaltsstoffe Benzothia-
Konzentrationen in Umweltproben sehr nied-         zol, 2-Morpholino-1,3-benzothiazol, N-Cyclohexyl-1,3-ben-
                                                   zothiazol-2-amin und Hexamethoxymethylmelamin sowie
rig waren, wurden die gesuchten Stoffe in          die postulierte Chemikalie 1,2-Dihydro-2,2,4,-trimethylchi-
Strassenabwasserproben mittels Festpha-            nolin, welche in Strassenabwasser- und Reifenproben
                                                   gefunden wurde.
senextraktion aufkonzentriert. Ausgewählte
Reifenchemikalien wurden durch Referenz-           [1] H. Stumpf, Handbuch der Reifentechnik, Springer, Wien,
standards quantitativ bestimmt. Zudem              1997.
                                                   [2] T. Hüffer, S. Wagner, T. Reemtsma, T. Hofmann, Trends
konnten dank der hochauflösenden Massen­
                                                   in Analytical Chemistry 2019, 113, 392 – 401.
spektrometrie auch bis jetzt noch nicht in der     [3] L. J. Knight, F. N. F. Parker-Jurd, M. Al-Sid-Cheikh,
Literatur beschriebene Reifeninhaltsstoffe in      R. C. Thompson, Environ Sci Pollut Res 2020, 27,
                                                   18345 – 18354.
einzelnen Umweltproben aufgespürt werden           [4] B. Baensch-Baltruschat, B. Kocher, C. Kochleus,
(Abb. 1). Nebst der direkten Injektion von         F. Stock, G. Reifferscheid, Science of The Total Environment
                                                   2021, 752, 141939.
Strassenabwasserproben ins GC-MS wurde
auch die Injektion mit Thermal Separation
Probe getestet, um feste und flüssige Pro-
ben ohne aufwändige Extraktion injizieren zu
können. Dabei wird eine Probe mit komplexer
Matrix in einen Tiegel gegeben, welcher bis
                                                                                                             17
Behandlung von Tintenfrass mit basischen
Nanopartikeln in organischen Lösemitteln

                       Diplomandin                   Sarah Grunwald
                       Korrektor ZHAW                Dr. Bastian Brand
                       Korrektorin extern            Carmen Effner

Tintenfrass beschreibt die Zersetzung der Cel-              Das Ziel dieser Arbeit war es, eine weite-
lulose des Papiers. Ausgelöst wird er durch die             re Methode zur Entsäuerung der Papiere zu
Verwendung von Eisengallustinte, in welcher                 entwickeln, welche auf organischen Löse-
Eisen(II)-Sulfat enthalten ist. Das Eisen verur-            mitteln basiert. Kommerziell erhältliche Cal-
sacht einen oxidativen Abbau des organischen                ciumhydroxid-Dispersionen mit Ethanol oder
Materials. Das Sulfat reagiert zusammen mit                 Isopropanol wurden dafür eingesetzt. Mit
Wasser und Sauerstoff zu Schwefelsäure, die                 dem Auftragen von Eisengallustinte und dem
eine saure Hydrolyse der Cellulosepolymere                  künstlichen Alterungsprozess wurde der Tin-
bewirkt. Infolge dieser beiden Reaktionen wer-              tenfrass ausgelöst, was einer Imitation von
den die Cellulosepolymere zerstört und das                  historischen Dokumenten entsprach.
Papier zerfällt [1,2]. Betroffen sind beispiels-            Mittels Titration wurde die benötigte Menge
weise Kompositionen von Johann Sebastian                    an basischen Nanopartikeln für die Neutralisa-
Bach oder Manuskripte von Galileo Galilei. Ein              tion ermittelt. Aufbauend auf den Resultaten
Beispiel ist in Abbildung 1 zu sehen. Die weis-             der Titration wurde die Menge Calciumhydro-
sen Stellen zeigen die Löcher, die durch den                xid appliziert und es konnte eine Neutralisation
Tintenfrass entstanden sind [3].                            der Papiere erreicht werden.

                                                            Quellen:
                                                            [1] Xu, Q.; Poggi, G.; Resta, C.; Baglioni, M.; Baglioni,
                                                            P., Grafted Nanocellulose and Alkaline Nanoparticles for the
                                                            Strengthening and Deacidification of Cellulosic Artworks.
                                                            Journal of Colloid and Interface Science, 2020, 576,
                                                            147 – 157.
                                                            [2] Potthast, A.; Henniges, U.; Banik, G., Iron Gall Ink-In-
                                                            duced Corrosion of Cellulose: Aging, Degradation and
                                                            Stabilization. Part 1: Model Paper Studies. Cellulose, 2008,
                                                            15, 849 – 859.
                                                            [3] Kolar, J.; Strlič, M.; Sim, J., STABILISATION OF COR-
Abb. 1: Von Tintenfrass befallenes Manuskript von Galileo
                                                            ROSIVE IRON GALL INKS. Acta Chim. Slov., 2003, 9.
Galilei [3].
                                                            [4] Andres, H.; Reist, M.; Beer, P.; Wälchli, M.; Vogelsanger,
                                                            B., papersave swiss Massenentsäuerungsanlage – Erkennt-
                                                            nisse und Erfahrungen aus 4 Jahren Betrieb. Internationales
Es existieren bereits verschiedene Methoden,                Symposium für Informationswissenschaft, 2004, 65 – 83.
um dem Tintenfrass entgegenzutreten. Aber                   [5] Smith, A.W. Wässrige Entsäuerung von Papier. In Papier
                                                            und Wasser – Ein Lehrbuch für Restauratoren, Konservie-
bei diesen Verfahren kann die Tinte ausblu-                 rungswissenschaftler und Papiermacher; Banik, G.;
ten oder die Papierstruktur verändert werden                Brückle, I., Eds.; Verlag Anton Siegl Fachbuchhandlung
                                                            GmbH: München, 2015; pp. 419 – 468.
[2,4,5].

18
Aufbau eines Prozessinformationssystems mittels
Raspberry Pi®

                             Diplomand                     Brian Hermann Hutter
                             Korrektor/-in ZHAW            Dr. Judith Krautwald, Prof. Dr. Achim Ecker

Mit Industrie 4.0 wurde ein neues Zeitalter                            port-(MQTT)-Protokolls auf einem Raspberry
für die Industrie eingeläutet. Durch Erfindun-                         Pi gesammelt werden. Diese wurden dann in
gen wie das Internet of Things (IoT) steigt                            der Open Source Datenbank InfluxDB abge-
das Interesse an Sensoren und Geräten, die                             speichert und mithilfe des Open Source Tools
miteinander kommunizieren und sich anhand                              Grafana in Echtzeit visualisiert. Durch eine
dieser ausgetauschten Informationen selbst                             graphische Benutzeroberfläche konnte die
konfigurieren und optimieren. Oft bieten aber                          Sollwertänderung und das Ein- und Ausschal-
Sensoren und Geräte im Labor keine Schnitt-                            ten an den Geräten realisiert werden. In einem
stelle zum Internet. Mithilfe eines Raspberry Pi                       zweiten Schritt konnte eine Schnittstelle zwi-
soll dies jedoch ermöglicht werden und so ein                          schen einer Laborsteuerung von HiTec Zang
IoT-Netzwerk in einer Laborumgebung einge-                             und einem Raspberry Pi eingerichtet werden
richtet werden. Der Raspberry Pi ist aufgrund                          und somit diese ins IoT-Netzwerk integriert
seines Preis-Leistungs-Verhältnisses die erste                         werden. In einem letzten Schritt wurde ein
Wahl.                                                                  Partial Least Square (PLS) Regressionsmo-
In der vorliegenden Arbeit wurden von zwei                             dell zur Online-Überwachung des Umsatzes
Anlagen (Interkalator und Autoklav) alle Sen-                          der enzymkatalysierten Umesterung von
soren und Geräte mit einem Raspberry Pi                                Dimethyladipat zu Diisotridecyladipat anhand
verbunden. Dazu gehörten zwei Thermostate,                             von Nahinfrarot (NIR)-Spektroskopie und
drei Drucktransmitter, eine Drehzahlmessung                            Gaschromatographie (GC) als Referenzanaly-
mit einem Hall Magnetfeld Sensor, eine Strom-                          tik erstellt. Das Modell wurde mittels Kreuzva-
messung mit SmartPi, ein Rührer, eine Pumpe                            lidierung überprüft und es wurde für die opti-
und ein Photonendichtewellenspektrometer.                              male Datenvorverarbeitung ein mittlerer Fehler
Die Messdaten all dieser Sensoren konnten                              der Kalibrierung (RMSEC) von 1.01 % (vom
mithilfe des Message-Queue-Telemetry-Trans-                            Umsatz) bestimmt.

                       TI
                               RS-232
                                                      Autoklav
     Thermostat       T101
    Unistat 385w                         USB
                       TI
                      T102                                MQTT
                       PI    RS-485
   Drucktransmitter
    Keller 35XHTC     P101
                                               IC-iot08                         MQTT
                       SI     USB
        Rührer                                                                         IC-iot04   Zeitreihendatenbank
    IKA Eurostar 60   S101                                       IoT-Netzwerk                                           Visualisierung
         Pumpe               RS-232
                      SI
   HiTec Zang LabDos S101                USB

       PDW             QI     USB                         MQTT
    PDW Analytics     Q101                     Laptop

Abb. 1: Ausschnitt des Schemas des Prozessinformationssystems
                                                                                                                                         19
In vivo Transformationsstudie von langkettigen
C18-Chlorparaffinen in Klärschlamm

                        Diplomand                      Jules Hutter
                        Korrektorin ZHAW               Dr. Susanne Kern
                        Korrektor extern               Dr. Markus Läubli

Chlorparaffine (CPs) sind meist technische                      und biotische Transformationsprozesse an
Mischungen aus polychlorierten n-Alkanen mit                    C18-CP-Standardmaterialien untersucht. Einer-
unterschiedlichen Kettenlängen (C10 – C30) [1].                 seits wurden C18-Materialien einer Temperatur
Die Chlorierungsgrade variieren zwischen                        von 200 °C ausgesetzt und die thermische
30 und 72 Gewichtsprozenten. CP-Mischun-                        Zersetzung von CPs untersucht (Abb. 1 A).
gen werden als Kühlschmierstoffe in der                         Andererseits wurden C18 – CPs in lebendem
Metallverarbeitung oder als Weichmacher und                     Klärschlamm der ARA Horgen exponiert
Flammschutzmittel in Kunststoffen eingesetzt.                   (0 – 41 Tage) (Abb. 1 B). Das C18 -CP-Material
Die kurzkettigen CPs (SCCPs, C10 – C13) wei-                    und deren Transformationsprodukte wurden
sen eine hohe Toxizität gegenüber Wasseror-                     mit einem Flüssigchromatographie-System,
ganismen auf, werden in Lebewesen akkumu-                       gekoppelt mit einem hochauflösenden Mas-
liert und stehen unter Verdacht, kanzerogene                    senspektrometer (Orbitrap), analysiert. Mit dem
Eigenschaften zu besitzen. Sie wurden 2017                      Orbitrap konnten die Signale der komplexen
in die Stockholmer-Konvention über persis-                      Chlor-Isotopenmuster direkt und interferenz-
tente organische Schadstoffe (POPs) aufge-                      frei aus den Massenspektren ausgelesen wer-
nommen und verboten. Als Alternative werden                     den [2]. Die Temperaturbehandlung führte zu
nun vermehrt längerkettige CPs eingesetzt,                      einem abiotischen Abbau der CPs nach einer
die nach dem heutigen Stand der Wissen-                         Kinetik erster Ordnung. Die Reaktionsge-
schaft ähnlich wie die SCCPs mit der Umwelt                     schwindigkeit nahm mit steigendem Chlorie-
interagieren.                                                   rungsgrad zu. Auch bei der Klärschlamm-Ex-
Um das Verhalten von langkettigen CPs                           position wurde eine signifikante Abnahme der
(LCCPs, C≥18) in der Umwelt besser zu ver-                      C18-CP-Homologen beobachtet. Auch unter
stehen, wurden in dieser Arbeit abiotische                      biotischen Bedingungen erhöhte sich die
                                                                Abbaugeschwindigkeit mit steigendem Chlo-
                                                                rierungsgrad.
                                                                [1] Muir, Derek, Gary Stern, and Gregg Tomy. “Chlorinated
                                                                paraffins.” Volume 3 Anthropogenic Compounds Part K
                                                                (2000): 203 – 236. [2] Schinkel, Lena, et al., “Dealing with
                                                                strong mass interferences of chlorinated paraffins and their
                                                                transformation products: An analytical guide.” TrAC Trends
                                                                in Analytical Chemistry 106 (2018): 116 – 124. [3] M. C.
                                                                Knobloch, L. Schinkel, H.-P. E. Kohler et al., “Transforma-
                                                                tion of short-chain chlorinated paraffins and ole-fins with the
                                                                bacterial dehalogenase LinB from Sphingobium Indicum –
                                                                Kinetic models for the homologue-specific conversion of
Abb. 1: Mögliche abiotische (A) und biotische (B) Transfor-     reactive and persistent material.” Chemosphere (2021):
mationsprozesse von C18-Chlorparaffinen (abgeleitet aus [3]).   submitted.
20
Chemische Charakterisierung von Rohkaffee

                   Diplomandin             Seraina Jäger
                   Korrektor ZHAW          Prof. Dr. Chahan Yeretzian
                   Korrektor extern        Dr. Markus Läubli

Das Aroma von Kaffee setzt sich aus vielen Q-ToF-MS wurde ausserdem eine weitere
Bestandteilen zusammen und ist von meh- Methode entwickelt, um Aminosäuren und
reren Faktoren abhängig. Zum einen hat die Trigonellin zu analysieren. Mit diesen Analyse-
Zusammensetzung der grünen Bohnen einen methoden wurden in verschiedenen Sorten
Einfluss auf das Aroma, aber auch die Art von grünen Kaffeebohnen Zucker, organische
und Weise wie der Kaffee geröstet, extrahiert Säuren, Aminosäuren und Trigonellin quan-
und zubereitet wird, hat enorme Auswirkun- tifiziert. Die grünen Kaffeebohnen stammten
gen auf den letztendlich wahrgenommenen aus unterschiedlichen Ländern und wurden
Geschmack. Die chemische Zusammenset- verschieden aufbereitet. Dadurch konnten
zung von Kaffeebohnen wird von verschie- sowohl geografische Einflüsse wie auch jene
denen Faktoren beeinflusst. Die geografische der nassen und trockenen Aufbereitung unter-
Herkunft, Umweltfaktoren beim Wachstum sucht werden. Die Herkunftsländer der unter-
von Kaffeebohnen sowie deren Verarbeitung suchten Kaffeebohnen werden in Abbildung 1
nach der Ernte nehmen Einfluss und verän- gezeigt.
dern die Zusammensetzung. Das Aroma von
Kaffee bildet sich hauptsächlich während des
Röstprozesses aus den Vorläufermolekülen.
Zu diesen Vorläufersubstanzen gehören ver-
schiedene Zucker, Proteine, Aminosäuren,
Chlorogensäuren und Trigonellin. Um die Zu­
sammenhänge zwischen Vorläufermolekülen
und Aromastoffen besser zu verstehen, ist es
wichtig, die Zusammensetzung der grünen
Kaffeebohnen zu kennen.                       Abb. 1: Weltkarte mit farblich markierten Ländern, aus
                                                   denen die analysierten Kaffeebohnen stammen.

Die Analysen in dieser Arbeit beschränkten
sich auf die Schlüsselkomponenten Zucker,
organische Säuren, Aminosäuren und Trigo-
nellin in grünen Kaffeebohnen. Dafür wurden
drei Analysemethoden entwickelt und validiert.
Für die Zuckeranalyse wurde eine HPLC-
ELSD Methode erarbeitet und für die Analyse
der organischen Säuren wurde eine Metho-
de am UPLC Q-ToF-MS validiert. Am UPLC
                                                                                                  21
Synthese von neuen antibiotischen Wirkstoffen

                       Diplomand                      Alex Jud
                       Korrektoren ZHAW               Prof. Dr. Rainer Riedl, Dr. Stefan Höck
                       Korrektor extern               Dr. Samuel Derrer

Antibiotikaresistente Bakterien sind ein welt-               muss zuerst ein sinnvolles Ziel in der bakteri-
weites Problem. Da herkömmliche Therapie-                    ellen Zelle ausgewählt werden, welches dann
ansätze zunehmend keine oder nur schlechte                   angegriffen werden kann, ohne den Wirts-
Wirkungen zeigen, können sich Behandlun-                     organismus des Bakteriums zu schädigen.
gen von beispielsweise Tuberkulose (verur-                   Ein solches Ziel ist die bakterielle RNA-Poly-
sacht durch antibiotikaresistente Mycobacte-                 merase, ein Enzymkomplex, der im Herstel-
rium tuberculosis Bakterien) auf bis zu zwei                 lungsprozess von bakteriellen Proteinen eine
Jahre hinausziehen. Darunter leidet sowohl                   Schlüsselrolle übernimmt. Angriffspunkte zur
das Wohlergehen der betroffenen Personen                     gezielten Inaktivierung der bakteriellen RNA-
als auch das Gesundheitssystem erheblich.                    Polymerase sind schon diverse bekannt. Die
Die Resistenzentwicklung ist ein natürlicher                 2017 entdeckte Substanz Pseudouridimycin
Vorgang, welcher jedoch durch übermässigen                   offenbarte jedoch eine weitere Angriffsmög-
bzw. missbräuchlichen Gebrauch von Antibio-                  lichkeit direkt im aktiven Zentrum [2]. In die-
tika in den Bereichen Medizin und Viehzucht                  ser Arbeit wurden Substanzen hergestellt und
künstlich beschleunigt wird [1]. Dies macht die              gegen Bakterien getestet, welche einen ähn-
Entwicklung neuer antibiotischer W    ­ irkstoffe            lichen Wirkungsmechanismus wie Pseudouri-
zu einem wichtigen Gebiet der aktuellen For-                 dimycin aufweisen sollten.
schung. Zur Entwicklung neuer Wirkstoffe
                                                             [1]: Chellat, M. F., Raguž, L., & Riedl, R., Targeting antibiotic
                                                             resistance. Angewandte Chemie International Edition, 2016,
                                                             55(23), 6600 – 6626.
                                                             [2]: Maffioli, S. I., Zhang, Y., Degen et al., Antibacterial
                                                             nucleoside-analog inhibitor of bacterial RNA polymerase.
                                                             Cell, 2017, 169(7), 1240 – 1248.
                                                             [3]: Weixlbaumer, A., Leon, K., Landick, R. et al., Structural
                                                             basis of transcriptional pausing in bacteria. Cell, 2013,
                                                             152(3), 431 – 441.

Abb. 1: Kristallstruktur der bakteriellen RNA-Polymerase
(aus T. thermophilus) [3] mit der Molekülstruktur von
Pseudouridimycin [2].

22
Entwicklung einer SIDA-HS-SPME-GC-MS-
Methode zur Analyse der Kaffeearomabildung

                  Diplomandin            Astrid Kammerer
                  Korrektor ZHAW         Prof. Dr. Chahan Yeretzian
                  Korrektor extern       Dr. Markus Läubli

Die Quantifizierung von Aromastoffen des         geröstet und mit der entwickelten SIDA-HS-
Kaffees kann hilfreich für das Verständnis von   SPME-GC-MS-Methode analysiert.
Aromabildungsreaktionen sein. Dadurch kön-
nen Einflüsse durch Röstungsparameter, Was-      Mit der entwickelten Methode konnte kein
sergehalt der Rohbohnen oder Lagerungsbe-        Zusammenhang zwischen dem Wasseranteil
dingungen untersucht werden.                     des Rohkaffees und dem Gehalt der fünf Aro-
                                                 mastoffe aufgezeigt werden. Neben der Ana-
Das Ziel dieser Arbeit war es, eine Methode      lyse des Aromas wurden der Chlorogensäure
für die Quantifizierung von flüchtigen Kaffee­   und Koffeingehalt mittels HPLC-DAD be­
aromaverbindungen zu entwickeln. Die Analy-      stimmt. Auch hier waren keine Unterschiede
se erfolgte über stable isotope dilution assay   in Bezug auf den Wasseranteil nachweisbar.
(SIDA) mittels Festphasen-Mikroextraktion        Einzig die Dauer und der Temperaturverlauf
(SPME) im Gasraum (HS) der Probe, durch-         der Röstung zeigte Unterschiede auf.
geführt auf einem Gaschromatographen
mit Massendetektor (GC-MS). Vorteile der
SIDA sind, dass sich die Moleküle des Stan-
dards chemisch und physikalisch gleichen
und somit gleiches Verhalten aufzeigen. Die
Methode wurde anschliessend an gerösteten
Kaffeebohnen mit demselben Röstgrad, aber
unterschiedlichem Wassergehalt angewandt.        Abb. 1: Verschiedene Kalibrationsverfahren mit der
                                                 SPME-Technik. (I) zeigt das Verfahren mit einem stabilen
Dadurch wurde der Einfluss des Wasseranteils
                                                 isotopenmarkierten internen Standard mit gleicher Struktur
der Bohne auf fünf ausgewählte Aromastoffe       wie der Analyt (SIDA). (II) zeigt das Verfahren mit einem
überprüft. Die SIDA-SPME-GC-MS-Methode           internen Standard mit unterschiedlicher Struktur zum
                                                 Analyten.
wurde auf die flüchtigen Aromastoffe Acetal-
dehyd, 2-Methylfuran, 3-Methylbutanal, Pen-
tan-2,3-dion und 2-Methylpyrazin angewendet.
Für die SIDA wurden deuterierte Isotope des
jeweiligen Aromastoffes als interne Standards
eingesetzt. Für die Untersuchung des Einflus-
ses des Wasseranteils der grünen Kaffeeboh-
nen auf das Aroma wurde Arabica-Kaffee aus
Peru auf die Wasseranteile von 7.8 %, 8.9 %,
9.7 %, 10.8 %, 11.1 % und 14.1 % angepasst,
                                                                                                         23
Antimikrobielle Wirkung von Streptomyceten
gegen biofilmbildende Mikroorganismen

                   Diplomandin             Melanie Keusch
                   Korrektor ZHAW          Prof. Dr. Walter Krebs
                   Korrektor extern        Dr. Rolf Stettler

Biofilme gehören zu den am weitesten verbrei-      Substanzen an Systemen zu testen, welche
teten Lebensformen auf der Erde. Ein Biofilm       die natürliche Situation am besten widerspie-
ist eine Aggregation von Mikroorganismen,          gelt.
welche in einer Matrix von extrazellulären poly-   Das Ziel dieser Arbeit war es, Suszeptibilitäts-
meren Substanzen eingebettet sind. Biofilme        tests zu modifizieren, damit der Einfluss von
können sich nicht nur in oder auf Organismen       Streptomyceten auf pathogene Biofilmbildner
bilden, sondern auch auf Implantaten oder          untersucht werden konnte. Dafür erfolgte die
auf medizinischen Geräten. Bakterien, wel-         Kultivation von Streptomyceten in Zellkultur­
che in einem Biofilm vorkommen, sind bis zu        einsätzen in Multiwellplatten bei gleichzeitiger
1000-mal resistenter gegenüber Antibiotika als     Kultivation der Biofilmbildner. Weiter wurden
planktonisch lebende Bakterien. Der Bedarf         in der Flusszelle die Wechselwirkungen zwi-
an neuen antimikrobiellen Substanzen sowohl        schen den Streptomyceten und den Biofilm-
gegen planktonische Bakterien als auch             bildnern live beobachtet (Abb. 1).
gegen Biofilme ist hoch [1].
Mikrobielle Sekundärmetabolite haben auf-
grund ihrer positiven Auswirkung auf die
menschliche Gesundheit grosse Aufmerk-
samkeit erlangt. Über die Hälfte der bekannten
Sekundärmetabolite werden von Actinomyce-
ten produziert. Und ungefähr 75 % der kom-
merziell erhältlichen Antibiotika werden von
der dominierenden Gattung Streptomyces
gebildet. Jedoch stagniert die Neuentdeckung
von antimikrobiellen Sekundärmetaboliten aus       Abb. 1: Co-Kultivation: Biofilm in Flusszelle nach 71.5 Stun-
                                                   den bestehend aus Streptomyces Martin1_6 (seit Beginn)
Streptomyces [2].
                                                   und E. coli (ab 46 Stunden). Vergrösserung: 200 ×.
Die Taskforce der American Academy of
Microbiology wies darauf hin, dass Studien,        [1] D. Bakkiyaraj et al., “In vitro and in vivo antibiofilm activity
welche Experimente an planktonischen Zellen        of a coral associated actinomycete against drug resistant
                                                   Staphylococcus aureus biofilms”, Biofouling, vol. 26, no. 6,
aus Monokulturen durchführten und dann für
                                                   2010.
Biofilme extrapoliert wurden, irreführend sind     [2] P. Sharma et al., “Broad Spectrum Antimicrobial Activity
[3]. Denn die Lebensweise von Bakterien im         of Forest-Derived Soil Actinomycete, Nocardia sp. PB-52”,
                                                   Frontiers in Microbiology, vol. 7, 2016.
Biofilm unterscheidet sich von der Lebenswei-      [3] J. Costerton, “Introduction to biofilm”, International
se der freilebenden Bakterien [1]. Deshalb ist     Journal of Antimicrobial Agents, vol. 11, no. 3 – 4, 1999.

es wichtig, die Wirkung von antimikrobiellen
24
Charakterisierung einer enzymatischen
Dehydratisierung in der Anthocyanin Biosynthese

                  Diplomand                Jan Kreuzer
                  Korrektor/-in ZHAW       Prof. Dr. Rebecca Buller, Dr. Michael Eichenberger

Anthocyane gehören zu den wichtigsten Pflan-       der Enzymstruktur zurückgeführt werden.
zenfarbstoffen, welche für die intensiven Blau-,   Stabilisierende Varianten verloren zum Teil ihre
Rot- oder Violettfärbungen in vielen Früch-        biokatalytische Aktivität, was möglicherweise
ten und Gemüsen verantwortlich sind. Ihnen         durch eine Rigidisierung der Enzymstruktur
wird eine Vielzahl von gesundheitsfördernden       erklärt werden kann. Der hier vorgestellte Filter
Effekten wie entzündungshemmende und               basierend auf Stabilitätsberechnungen kann
antioxidative Eigenschaften zugeschrieben.         in Zukunft bei der Planung von Enzymbiblio-
Als natürliche Farbstoffe für die Lebensmittel­    theken eingesetzt werden. Der Filter wird es
industrie gewinnen sie industriell an Bedeu-       so möglicherweise erlauben, den Aufwand für
tung.                                              Enzym Engineering im Labor zu senken, was
In dieser Arbeit wurden relevante Enzyme, die      Kosten, Zeit und Ressourcen spart.
im Biosyntheseweg der Anthocyane impliziert
sind, mittels Mutagenese-Studien genauer                        0.10

charakterisiert. Zu diesem Zweck wurden aus-                    0.08

gewählte Aminosäuren in den aktiven Taschen                     0.06

der Enzyme mutiert und die resultierende Akti-
                                                   Aktivität

                                                                0.04

vität der Enzymvarianten überprüft. Es konnte
                                                                0.02

gezeigt werden, dass die gewählten Amino-
säuren in allen Fällen eine ähnliche Aufgabe in
                                                                0.00

der Substraterkennung übernehmen, obwohl                       −0.02

die Wildtyp-Enzyme aus unterschiedlichen                               Lib2 - Stabilisierend   Lib3 - Leicht destabilisierend   Lib1 - Stark destabilisierend

pflanzlichen Spezies stammten.                     Abb. 1: Violin-Plot der drei klonierten Enzymbibliotheken.
                                                   Blau: Stabilisierend-vorausgesagte Varianten, Grün: Leicht
Des Weiteren wurde ein Oligo Pool für die
                                                   destabilisierend-vorausgesagte Varianten und Orange:
Klonierung von 50 Enzymvarianten verwen-           Stark destabilisierend-vorausgesagte Varianten.
det. Die Varianten wurden anhand computer-
gestützter Stabilitätsberechnungen, welche
mit dem Protokoll von «Cartesian ddg» von
RosettaCommons durchgeführt wurden, aus-
gewählt. Im Labor konnte gezeigt werden,
dass destabilisierend-vorausgesagte Varianten
keine biokatalytische Aktivität mehr hatten
und das Substrat nicht umsetzten. Dies könn-
te auf eine schlechte Expression der Enzyme
oder aber auch auf eine zu geringe Stabilität
                                                                                                                                                                25
Hydrothermalsynthese dotierter Strontium­
aluminate

                       Diplomand                    Timo Laimbacher
                       Korrektor ZHAW               Prof. Dr. Achim Ecker
                       Korrektor extern             Dr. Denis Planchenault

Nachleuchtpigmente sind aus der heutigen                     dotierten Strontiumaluminat. Die Fällung erfolg-
Zeit kaum mehr wegzudenken. Wenn man                         te kontinuierlich aufgrund der in situ-Bildung
nicht gerade an einem Sicherheitsschild eines                von Carbonat- und Hydroxid-Ionen durch
Notausgangs vorbeiläuft, welches ein charak-                 den thermischen Zerfall von Harnstoff in Was-
teristisches Nachleuchten erzeugt, trägt man                 ser. Aufgrund der verschiedenen Löslichkeiten
eine Uhr am Handgelenk, welche die Zeit auch                 der auszufällenden Salze wurde die passende
bei Dunkelheit anzeigen kann. Die Art der Anre-              Stöchiometrie der Edukte bei der Hydrother-
gung für die persistente Lumineszenz in der                  malsynthese bestimmt, wobei die Analytik des
Uhrenindustrie erfolgte anfangs über Radiolu-                Niederschlags über optische Emissionsspek-
mineszenz (α- und β-Strahlung) und wechselte                 trometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma
später zu den heute verwendeten photolumi-                   (ICP-OES) erfolgte. Dies erlaubte schon vor der
neszenten, dotierten Strontiumaluminaten.                    Sinterung eine Aussage über die gefällte Stöchi-
Die Ziele der Arbeit waren die Verfahrensent-                ometrie und half so, diese zu optimieren. Die
wicklung und die Optimierung der Herstellung                 gesinterten Strontiumaluminate wurden mittels
dotierter Strontiumaluminate (SrAl O4: Eu, Dy)               Rasterelektronenmikroskopie mit energiedis-
                                   ²
mittels Hydrothermalsynthese anstatt Festpha-                persiver Elektronenmikrosonde (SEM-EDX) auf
sensynthese inklusive umfassender Charakteri-                ihre Atomverhältnisse untersucht. Eine zu hohe
sierung. Die zweistufige Synthese bestand aus                Fremdphasenbildung erkannte man zusätzlich
der Hydrothermalsynthese der Nitrate zu den                  an einer Verschiebung im Fluoreszenz-Emis-
gefällten, schwerlöslichen Vorläufersubstanzen               sionsspektrum und an den Signalintensitäten
mit anschliessender reduktiver Sinterung zum                 im Röntgendiffraktogramm. Zur Bestimmung
                                                             der Nachleuchtdichte wurden die Produkte mit
                                                             einem Referenzmaterial verglichen, um so ihre
                                                             Qualität einzuordnen.

                                                             Abb. 2: Hauptreaktionen (1–5) bei der Hydrothermalsyn-
Abb. 1: Vergleich der Hydrothermalsynthese zur klassischen   these zu den Vorläufersubstanzen inklusive Sinterung zum
Festphasensynthese anhand der Syntheseschritte.              Strontiumaluminat (6).
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