Bachelorarbeiten 2021 Chemie - ZHAW
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Sie haben Freude am Verbinden von Theorie und Praxis. Wir vermitteln Ihnen das Verständnis für die Entwicklung und Analyse von Substanzen und Verfahren.
Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 Salim Maruan 35 Die Diplomandinnen und Schneiter Dominic Michiel 36 Diplomanden Sgier Miguel 37 Bergamini Leandra 6 Stüssi Michael 38 Bilic Aleksandar 7 Syfrig Roman 39 Bion Lucien 8 Thayaparan Krishnavanan 40 Blatter Cindy 9 Thomann Stephan 41 Cadalbert Michelle Alexandra 10 Tobler Andreas 42 Eckl Matthias 11 Walther Fabian 43 Ehrler Rahel 12 Waser Chiara 44 Elsener Jonas 13 Wichtermann Fabienne 45 Frey Michèle 14 Gaberell Fabio 15 Institut für Chemie und Biotechnologie (ICBT) 47 Gattiker Jan 16 Perspektiven 48 Ghilardelli Sara 17 Certificates of Advanced Studies Grunwald Sarah 18 (CAS) am Coffee Excellence Hutter Brian Hermann 19 Center 51 Hutter Jules 20 TEDD 52 Jäger Seraina 21 Natural Products Drug Discovery 53 Jud Alex 22 ALUMNI ZHAW 54 Kammerer Astrid 23 ZHAW LSFM 55 Keusch Melanie 24 Kreuzer Jan 25 Laimbacher Timo 26 Lustenberger Simon 27 Mäder Pascal 28 Mettler Kamal 29 Mohammad Yar Kevin 30 Moretta Elvira Alessandra 31 Müller Lukas 32 Pereira Foutinho Daniel 33 Saladin Siriel 34 Titelbild: True Color Pigment – interkaliertes Thioindigo; Foto: Chiara Waser, BSc-Absolventin Chemie. 3
Vorwort Wädenswil, September 2021 Liebe Leserin, lieber Leser! Wir sind sehr glücklich, dass unter den speziellen Bedingungen der Coronavirus-Krise die Chemiestudierenden des Abschlussjahrgangs wieder in gewohnter Manier in unseren Labors an ihren Bachelorarbeiten arbeiten konnten. In dieser Broschüre prä- sentieren wir Ihnen die gebündelten Ergebnisse der Absolventinnen und Absolventen, die sich sehen lassen können. Die Studierenden haben selbständig an angewandten Fragestellungen, meist in Zusammenarbeit mit der Industrie, geforscht und entwickelt. Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen. Liebe Diplomandinnen und Diplomanden, mit dieser Broschüre halten Sie alle Bachelorarbeiten, also quasi die kondensierte Mühe Ihres Jahrgangs, in den Händen. Sie haben damit Ihr Ziel erreicht! Für mich persönlich sind die Bachelorar- beiten und die beeindruckenden Ergebnisse ganz klar der Höhepunkt im Kalenderjahr. In jeder Arbeit steckt auch immer eine gehörige Portion der Charaktere der Studieren- den und das ist schön so. Ich bin sicher, dieses Booklet gefällt Ihnen ebenso gut wie mir. Bewahren Sie es gut auf, denn ich bin überzeugt, dass Sie es immer wieder brau- chen können. Vielleicht brauchen Sie es, um den Namen eines Mitstudierenden oder des betreuenden Dozierenden nachzuschlagen, oder auch, um nach Forschungsthe- men des Instituts zu suchen. Sie finden in jedem Fall die ganze Breite von biologischen bis zu chemischen und auch technischen Fragestellungen abgedeckt. Wir gratulieren Ihnen ganz herzlich zum erfolgreichen Abschluss Ihres Chemiestudiums und freuen uns mit Ihnen! Ihr Achim Ecker Studiengangleiter Chemie Institut für Chemie und Biotechnologie 5
Deponierung einer extrazellulären Matrix von humanen Hepatomzellen als Sphäroide mithilfe des «macromolecular crowding» Diplomandin Leandra Bergamini Korrektoren ZHAW Prof. Dr. Michael Raghunath, Prof. Dr. Jack Rohrer Durch die Entwicklung von 3D in vitro-Zell- Für diese Untersuchungen wurde MMC auf modellen, wie z. B. Sphäroide, können Zell- die sphäroidale Konfiguration von humanen Zell-Kontakte wesentlich besser in Kultur dar- Hepatomzellen (Hep-G2) sowie auf Monlayer gestellt werden. Allerdings wird den Zellen in kulturen angewendet. Die ECM Deposition Kultur ihre natürliche Umgebung, bestehend wurde durch immunhistologische Färbungen aus einem komplexen Netzwerk von Makro- von Fibronektin und Kollagen IV analysiert. molekülen, der extrazellulären Matrix (ECM), Zudem wurde ein allfälliges Differenzierungs- zunächst einmal genommen und durch ein verhalten durch Färbungen der Leberzell-spe- wässriges Kulturmedium ersetzt. Durch die zifischen Moleküle Vitronektin und Carbamoyl- Technologie des macromolecular crowding phosphat Synthetase I untersucht. Es konnte (MMC) wird diese Umgebung durch Zugabe beobachtet werden, dass die Sphäroide unter von Makromolekülen in das Kulturmedium dem Einfluss von negativ geladenem Dex- simuliert. Somit werden biochemische Reak- transulfat Andeutungen einer Fibronektin tionen wie die supramolekulare Aggregation Deposition zeigten. Die Monolayerkulturen gefördert, was es den Zellen erlaubt, ihre verhielten sich weitaus anders und zeigten mit eigene ECM in Kultur aufzubauen [1]. Dies Dextransulfat und dem neutralen Makromole- wird bereits erfolgreich in der Pharmaindustrie kül FicollTM eine ECM Deposition und anders angewendet [2, 3]. In dieser Arbeit wurde die als die Sphäroide auch ein Differenzierungs- Anwendung dieser Technik auf 3D-Kulturen verhalten. untersucht. Damit würde ein Werkzeug zur Diese unterschiedlichen Ergebnisse verdeutli- Verfügung stehen, welches zur Wirkstoffent- chen die Notwendigkeit eines Kultursystems, wicklung und als Alternative zu Tiermodellen welches die natürliche Physiologie der Zelle in eingesetzt werden könnte. vitro exakt darstellen kann. Um dies zu errei- chen, sind noch weitere Versuche und Ansätze nötig. [1] Rashid et al., Novel Use for Polyvinylpyrrolidone as a Macromolecular Crowder for Enhanced Extracellular Matrix Deposition and Cell Proliferation. Tissue Engineering Part C: Methods, 2014, 20, 994 – 1002. [2] Chen et al., The Scar-in-a-Jar: Studying Potential Antifi- brotic Compounds from the Epigenetic to Extracellular Level in a Single Well, British Journal of Pharmacology, 2009, 158, 1196 – 1209. Abb. 1: Kollagen IV (rot) und Fibronektin (grün) Deposition [3] Rønnow et al., Prolonged Scar-in-a-Jar: an in vitro der Hep-G2 als Monolayerkultur (links) und als Sphäroid in screening tool for anti-fibrotic therapies using biomarkers of toto (rechts) nach fünf Tagen MMC mit Dextransulfat. extracellular matrix synthesis, Respiratory Research, 2020, May 7, 21, 108. 6
Formulierung und Optimierung eines thixotropen Gels zur Blutseparierung Diplomand Aleksandar Bilic Korrektor ZHAW Dr. Peter Riedlberger Korrektorin extern Dipl. Chem. Ing. Franziska Morganti Untersuchungen des Blutes gehören zu den bei der Wundheilung unterstützend wirken. Standardverfahren der klinischen Eingangsdi- Sowohl anhand der Zellbestandteile wie agnostik. Viele pathologische Veränderungen auch des Überstands können sehr hilfreiche im Körper lassen sich bereits bei der Unter- Erkenntnisse über den Gesundheitszustand suchung von Patientenblut feststellen. Dabei eines Menschen gewonnen werden. Um die wird meist das Blut aus der Armvene des Trennung dieser beiden Bestandteile zu ver- Menschen entnommen und mittels Zentrifu- einfachen und um eine Rückvermischung zu gation behandelt. Dabei sinken die roten und verhindern, werden sogenannte Trenngele weissen Blutzellen nach unten ab. Der Über- eingesetzt. Diese bilden eine undurchlässige stand wird als Plasma bezeichnet. Im Plasma Schicht zwischen den beiden Phasen und ver- befinden sich wichtige Proteine, Nährstoffe einfachen dadurch die Blutuntersuchung. und Gerinnungsfaktoren, welche einen Ein- Unser Kooperationspartner ist ein mittelstän- fluss auf die Blutgerinnung haben und somit disches Schweizer Unternehmen, das sich auf die Entwicklung, das Design und die Her- stellung von medizinischen Produkten spe- zialisiert hat. Die Firma stellt beispielsweise Teströhrchen mit solchen Trenngelen her, um die Blutuntersuchung zu vereinfachen und um die Wundheilung nach Operationen zu beschleunigen. Ziel dieser Arbeit war es – ausgehend von ihren bisherigen Gelen – eine Zusammensetzung zu finden, mit deren Hilfe sich die Proteine des Plasmas besser abtrennen lassen. Ein Teil dieser Proteine im Blutplasma sind auch Anti- körper, über welche in der derzeitigen Pande- mie medial wie auch wissenschaftlich enorm viel berichtet wird. Abb. 1: Verwendete Apparatur 7
In silico-Studie zur Wechselwirkung der Dehalo- genase LinB und halogenierten Verbindungen Diplomand Lucien Bion Korrektor/-in ZHAW Dr. Susanne Kern, Prof. Dr. Rainer Riedl Korrektor extern Dr. Markus Läubli Betreuung extern Dr. Norbert Heeb, EMPA Persistente organische Schadstoffe (POPs) silico-Modeling bzw. Docking-Experimenten sind schwer abbaubare und toxische chemi- untersucht. sche Verbindungen, die sich in der Umwelt Anhand der Position der Liganden und der und in Lebewesen akkumulieren. Zu dieser entsprechenden Beurteilung von Geometrien Kategorie von Verbindungen zählen auch wurden für einige Liganden Vorschläge für die Hexabromcyclododecane (HBCDs). Bis 2013 Konfiguration der Transformationsprodukte wurden davon 22 000 t/J produziert und gemacht. Ebenso konnte durch die in silico- hauptsächlich als Flammschutzmittel in Poly Simulation beurteilt werden, welche Konfor- styrol verwendet [1]. Ähnliches gilt für kurzket- mationen der Liganden geeignetere Geome- tige Chlorparaffine (SCCPs), die als Additive in trien bezüglich einer möglichen SN2-Reaktion Schmiermitteln und Schneideölen eingesetzt verursachen. Anhand der Docking-Experi- werden [2]. Trotz der Persistenz dieser Verbin- mente konnte zudem die Stereo- und Regio- dungen gibt es Funde von Mikroorganismen, selektivität der Dehalogenase LinB bestätigt die mit bestimmten Enzymen diese Schad- und erweitert werden. stoffe mit Halogen-Atomen metabolisieren können. Zu diesen Mikroorganismen gehört Sphingobium paucimobilis UT26, welches mit dem Enzym LinB anhand einer postulierten SN2-ähnlichen Transformationsreaktion die Halogene Brom und Chlor der HBCDs bzw. der SCCPs durch eine Alkoholgruppe subs- tituiert. Grundlegend für eine solche Transformation ist die Positionierung der Liganden im akti- ven Zentrum. Eine wichtige Rolle spielt ins- besondere der Interaktionswinkel zwischen Abb. 1: SN2-ähnlicher Mechanismus zur Katalyse haloge- nierter Verbindungen in LinB [3]. dem nukleophilen Aspartat-108 und dem elektrophilen Kohlenstoff. Im selben Ausmass [1] N. V. Heeb et al., Chemosphere, vol. 207, pp. 118 – 129, ist auch die Geometrie des substituierten 2018. [2] S. Bayen et al., Environ. Int., vol. 32, no. 7, pp. Halogen-Atoms an der Enzym-Bindestelle 915 – 929, 2006. entscheidend. Die Art und Weise wie sich [3] N. V. Heeb et al., Chemosphere, vol. 90, no. 6, pp. die Liganden HBCD und SCCP im aktiven 1911 – 1919, 2013. Zentrum von LinB positionieren, wurde mit in 8
Einsatz der NIR-Spektroskopie für die Beurteilung von Polyurethan-Recyclaten Diplomandin Cindy Blatter Korrektor ZHAW Dr. Marc Bornand Korrektor extern Dr. Florian Schinle Polyurethane wurden in den 1930er Jahren den Ausgangsmaterialien herzustellen. Es von Otto Bayer erfunden, was als einer der sollten geeignete Messmethoden entwickelt Meilensteine in der Entwicklung der Polymer- werden, mit denen diese Qualität quantifi- chemie gilt [1]. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit ziert und die Recyclate charakterisiert werden konnten sie viele andere Materialien erset- können. Aufgrund ihrer vergleichsweise ein- zen, was zur Entwicklung von Produkten für fachen Anwendung wurde dazu besonders zahlreiche Anwendungen führte. Heutzutage die Einsatzmöglichkeit der Nahinfrarot-Spek- finden Polyurethane im täglichen Leben breite troskopie (NIR) untersucht. Unter Einsatz von Verwendung wie beispielsweise in Möbeln, chemometrischen Methoden konnte aus den Autos, Kleidung und Matratzen [2]. NIR-Daten diverser Recyclate auf die mit Aber die weltweit wachsende Produktion von anderen analytischen Methoden gemesse- Polyurethanschäumen generiert zunehmende nen Qualitätsmerkmale geschlossen werden. Mengen an Abfällen, deren Entsorgung nicht Durch weiteres Verfeinern der in dieser Arbeit nur ein ökonomisches, sondern auch ein entwickelten Verfahren, könnte zukünftig eine ökologisches Problem darstellt [3]. Da Polyur Qualitätsbeurteilung von Polyurethanrecyclaten ethane nicht thermoplastisch sind, gewinnen nur mittels NIR-Spektroskopie möglich werden. vor allem chemische Recyclingmethoden an [1] D. Dieterich, «Polyurethane – nach 50 Jahren immer Relevanz und werden auch wirtschaftlich inte- noch jung», Chemie in unserer Zeit, Bd. 24, Nr. 3, 135, ressant. 1990. [2] A. Cornille et al., «A perspective approach to sustainable Diese Arbeit hatte das Ziel, verschiedene routes for non-isocyanate polyurethanes», Eur. Polym. J., Recyclingprozesse im Labor durchzuführen Bd. 87, 535, 2017. [3] Y. Deng et al., «Reviewing the thermo-chemical recycling und einen Zusammenhang zwischen der Qua- of waste polyurethane foam», J. Environ. Manage., Bd. 278, lität verschiedener Recyclingprodukte und 111527, 2021. Abb. 1: Hergestellte und untersuchte Recyclingprodukte 9
Analyse der Zusammensetzung und Morphologie von Indigo-Partikeln Diplomandin Michelle Alexandra Cadalbert Korrektor ZHAW PD Dr. Dominik Brühwiler Korrektorin extern Dr. Susanne Widmer Indigo ist das wohl älteste bekannte Färbe- Das Bundesamt für Gesundheit schreibt einen mittel, welches bereits 2800 v. Chr. verwen- Grenzwert von 0.1 Gew. % der toxischen det wurde. Heutzutage wird das Pigment vor Amine vor. In dieser Arbeit wurden verschie- allem zum Färben der Blue Jeans eingesetzt. dene Konzepte für die Aufreinigung von Indigo Durch die Ausbildung von 2D-Schichten und getestet und die Amine anschliessend mittels durch supramolekulare Selbstanordnung zeigt HPLC quantifiziert. Die aromatischen Amin- Indigo ein hohes Potential für elektronische konzentrationen konnten um über 70 % redu- Anwendungen wie der Photovoltaik und Feld- ziert werden. effekttransistoren. Ausgehend von der Hydro- Um die Tribologie des Indigos zu untersuchen, phobie, der schlechten Benetzbarkeit und wurden rastertransmissionselektronenmikros- guten Leitfähigkeit der Indigo-Schichten wird kopische (STEM) Bilder aufgenommen. im Rahmen eines aktuellen Innosuisse-Pro- jekts ein Einsatz als Gleitmittel für Wintersport- geräte untersucht. Auf per- und polyfluorierten Alkylverbindungen basierende Ski-Wachse zeigen die bislang besten Gleiteigenschaften, sind jedoch auf- grund ihrer Toxizität und der schlechten Abbaubarkeit problematisch. Die Isantin GmbH hat eine umweltschonende Alternative auf Basis von Indigo entwickelt. Um die bes- ten Gleiteigenschaften von Indigo zu erzielen, ist es erforderlich, dessen Reinheit zu optimie- Abb. 2: STEM-Aufnahme von Indigo-Partikeln ren. Bei der Indigosynthese entstehen Neben- produkte wie die aromatischen Amine Anilin Es ist erkennbar, dass es sich bei den Primär- und N-Methylanilin. partikeln um Plättchen handelt. Des Weiteren wurde das Agglomerationsverhalten dieser Primärpartikel untersucht. Die Resultate erlau- ben wertvolle Rückschlüsse auf die Nano- struktur der Indigo-Gleitflächen. Abb. 1: Anilin und N-Methylanilin 10
Chirale Selektoren für die Enantiomerentrennung kleiner chiraler Moleküle Diplomand Matthias Eckl Korrektor ZHAW Prof. Dr. Jürgen Stohner Korrektor extern Prof. Dr. Robert Berger Die Bedeutsamkeit molekularer Chiralität für auch selbst hergestellte präparative Säu- die Wissenschaft benötigt heutzutage kaum len auf ihre enantioselektiven Eigenschaften noch eine Erklärung. Ein grosser Anteil von getestet. Die Sammlung der Enantiomere bekannten Substanzen besteht aus chiralen mittels präparativer GC wurde über vier Tage Molekülen und spätestens seit dem tragi- mit 20 Injektio nen durchgeführt. Der chro- schen Contergan-Skandal sollte dies jedem/r matographisch bestimmte Enantiomerenüber- Chemiker/in bekannt sein [1, 2]. Kleine chirale schuss der Fraktion Peak 1 betrug 95.8 % und Moleküle wie das Halomethan Bromchlorflu- der chromatographisch bestimmte Enantio- ormethan (CHBrClF) sind aufgrund ihres einfa- merenüberschuss der Fraktion Peak 2 betrug chen Aufbaus ideale Verbindungen zur Unter- 97.1 %. suchung der absoluten Konfiguration und der Des Weiteren wurde versucht, Bromchlorfluor- molekularen Paritätsverletzung [3, 4]. methan in enantiomerenreiner Form über die Derivatisierung einer Vorstufe, dessen Diaste reomere anschliessend mittels Flash Chro- matographie aufgetrennt wurden, herzustellen [5, 6]. Hierbei konnte bei der Derivatisierung der Bromchlorfluoressigsäure noch kein Produkt isoliert werden, wodurch die Auftrennung der Abb. 1: Enantiomere von CHBrClF. Diastereomere nicht getestet werden konnte. [1] J. Gal in Differentiation of Enantiomers I, (Hrsg.: V. Das Ziel dieser Bachelorarbeit war es, ein Schurig), Topics in Current Chemistry, Springer International Racemat von Bromchlorfluormethan mithilfe Publishing, Cham, 2013, S. 1 – 20. [2] H.-U. Blaser, “Chirality and its Implications for the von präparativer Gaschromatographie (GC) Pharmaceutical Industry”, Rend. Fis. Acc. Lincei 2013, 24, aufzutrennen und die einzelnen Enantiomeren 213 – 216. [3] M. Pitzer et al., “Investigating Absolute Stereochemical fraktionen zu sammeln. Hierbei wurden bereits Configuration with Coulomb Explosion Imaging”, Chimia in der Forschungsgruppe vorhandene wie 2018, 72, 384 – 388. [4] M. Quack, J. Stohner, “Parity Violation in Chiral Molecu- les”, Chimia 2005, 59, 530 – 538. [5] M. R. Mazenauer et al., “Synthetic Routes for a Variety of Halogenated (Chiral) Acetic Acids from Diethyl Malonate”, RSC Adv. 2017, 7, 55434 – 55440. [6] J. A. Thoma, Synthese von neuartigen, chiralen Selekto- ren und Enantiomerentrennung von kleinen, halogenierten Molekülen mittels Gaschromatographie im analytischen und Abb. 2: Chromatogramme zur Bestimmung der Enantio präparativen Massstab, Masterarbeit, ZHAW Wädenswil, merenüberschüsse: Peak 1 (links), Peak 2 (rechts). 2019. 11
Deposition einer extrazellulären Matrix in SAOS-2 Sphäroiden unter MMC Diplomandin Rahel Ehrler Korrektoren ZHAW Prof. Dr. Michael Raghunath, Prof. Dr. Jack Rohrer In vivo befinden sich Zellen in einer makromo- 3D-Zellkonstrukte ähnlich der Wachstumsform lekülreichen, gedrängten (crowded) Umge- vieler Tumore. Das Wachstum als Sphäroid bung. Diese Bedingungen nehmen Einfluss auf beeinflusst die Biologie der Zellen und simuliert enzymatische Reaktionen, Proteinfaltung und ein verbessertes Modell der in vivo-Situation -Zusammenlagerung und führen daher zu einer gegenüber Monolayer-Kulturen. Mit der Osteo- verbesserten Deposition einer extrazellulären sarkom-Zelllinie SAOS-2 wurden Sphäroide Matrix (ECM). Im Gegensatz zu Zellen in vivo gezüchtet und während 14 Tagen in Medien mit bilden sich in Zellkultur nur geringe Mengen dem negativ geladenen Glukosepolymer Dex an ECM aus. Die makromolekular gedrängten transulfat 500 kDa unter MMC-Bedingungen Bedingungen, welche Zellen in vivo erfahren, kultiviert. Zusätzlich wurde dem Kulturmedium können in Zellkultur durch Zugabe von Makro- Ascorbinsäure (Vitamin C) zugesetzt, um die molekülen in das Kulturmedium simuliert wer- Sekretion von Kollagenmonomeren zu fördern. den. Dadurch wird eine verstärkte ECM Depo- Nach der MMC-Phase wurde mittels Immun- sition erzielt. Man spricht vom Macromolecular fluoreszenzfärbung die Präsenz und Verteilung Crowding (MMC). Durch die verstärkte Deposi- der ECM-Moleküle Kollagen I und Fibronektin tion einer ECM mittels MMC können Gewebe dargestellt. Nach 14 Tagen Crowding konnte besser nachgestellt werden, um sie beispiels- im Ansatz eine verstärkte Deposition von Fibro- weise für die Medikamentenforschung, in der nektin und Kollagen I in SAOS-2 Sphäroiden Wundheilung oder Krebstherapie zu nutzen. unter MMC gezeigt werden. Der Effekt von MMC auf eine verstärkte Depo- sition einer ECM wurde bislang nur in Mono- layer-Zellkulturen getestet. Im Rahmen des vor- liegenden Projektes wurde untersucht, ob eine verstärkte Deposition einer ECM durch MMC auch in Sphäroid-Kulturen nachgewiesen wer- den kann. Bei Sphäroiden handelt es sich um Abb. 2: Immunfärbung von Kollagen I und Fibronektin in SAOS-2 Sphäroiden nach Kultivierung in Ascorbinsäure-halti- gem Crowding-Medium mit unterschiedlichen Konzentratio- nen an Dextransulfat 500 kDa (DxS). Bei 10 und 50 µg/ml Abb. 1: SAOS-2 Osteosarkomzellen in Zellkultur: Monolayer- zeigte sich eine verstärkte Deposition an Fibronektin (rot) und Kultur (links), Wachstum als Sphäroid (rechts). Kollagen I (grün). 12
Bioprinting von Zellen zur Herstellung von künstlichem Fleisch Diplomand Jonas Elsener Korrektoren ZHAW Dr. Markus Rimann, Prof. Dr. Michael Raghunath Der weltweite Fleischkonsum steigt jährlich. Da Biotinten gedruckt: eine selbst hergestellte mit rücken ethische und ökologische Aspekte Alginat-Gelatine-Biotinte und eine kommerzielle wie die Massentierhaltung, Schlachtung von photopolymerisierbare Biotinte. Die gedruck- Nutztieren, Tierseuchen, erhöhter Ressourcen- ten 3D-Gewebe wurden über die Dauer von verbrauch und Anstieg der Methanemission 10 resp. 14 Tagen kultiviert und während und immer mehr in den Fokus. Es ist mittlerweile nach dem Versuch die Vitalität des Gewebes bekannt, dass eine Reduktion des persönlichen überprüft. Als Konzeptstudie geben die Resul- Fleischkonsums für gewisse Klimaziele unum- tate aus den durchgeführten Experimenten gänglich ist. Kultiviertes, im Labor gezüchtetes Aufschluss über die grundsätzliche Möglichkeit, Fleisch bietet eine vielversprechende Alternative primäre Vorläuferzellen in 3D-Geweben zu dru- neben den bereits existierenden fleischlosen cken, zu kultivieren und in spezifische Zelltypen, Ersatzprodukten, um besagte Aspekte anzu- die im Fleisch enthalten sind, zu differenzieren. gehen. Während Muskelzellen in grösseren Mengen bereits erfolgreich zu Burgerpatties zusammengesetzt werden konnten, sind noch einige Hürden zu bewältigen, bevor man die Textur eines konventionellen Fleischstücks im Labor nachahmen kann. In dieser Arbeit wurde mit zwei selbst isolierten primären Zelllinien gearbeitet, welche essenzi- elle Bestandteile von Muskelgewebe von Säu- getieren sind und somit auch zu den Hauptbe- Abb. 1: Nahaufnahme des Druckprozesses standteilen von Fleisch gehören: Präadipozyten und Muskelvorläuferzellen (Satellitenzellen) von Rindern. Isolierte und mittels FACS sortierte Praädipozyten wurden zur Verfügung gestellt und die Induktion der Adiopogenese mittels freiem Fettsäure-Mix in 2D- und 3D-Kulturen durchgeführt. Bovine Satellitenzellen wurden im Labor aus Rindermuskelgewebe isoliert und weiterkultiviert. Die Myogenese wurde mittels Absenkung der Serumkonzentration in 2D- und 3D-Kulturen induziert. Die 3D-Kulturen wurden Abb. 2: Induktion der Myogenese in Satellitenzellen in 2D: mittels Bioprinting und zwei unterschiedlichen Zellkerne (blau), Actin (Cytoskelett, grün). 13
Herstellung von 3D-Gewebe durch Stapeln von Nanofaser-Trägern Diplomandin Michèle Frey Korrektor ZHAW Prof. Dr. Christian Adlhart Korrektor extern Dr. Markus Läubli Die Herstellung von in vitro-3D-Hautmodellen Als kritisch erwies sich die Verbindung zwi- ist seit den 1980er Jahren möglich und wird schen den Zellschichten, doch es wurden ständig weiterentwickelt. Jedoch mangelte zwei Wege gefunden, um besiedelte NFM zu es bisher an der Festigkeit von Gerüstmate- verbinden und dadurch mehrere Schichten rialien und der Herstellung von Hautmodellen von Fibroblasten zu stapeln. So konnte die innert kurzer Zeit, d. h. wenige Tage bis zwei Zucht der Dermis verkürzt werden. Ausser- Wochen. dem wurde eine Grundlage geschaffen, um in einem weiteren Schritt komplexe 3D-Hautmo- In dieser Arbeit wurden unterschiedliche delle aus verschiedenen Zelltypen herzustellen. Methoden eruiert, um Nanofasermatten (NFM) Durch Zugabe primärer Immunzellen könnten aus Polyacrylnitril (PAN) oder einem Copolymer im Bereich der personalisierten Medizin, Test- mit Methylacrylat P(AN-co-MA) als Gerüstma- substrate für Patienten mit profibrotischen terial elektrisch auf Rahmen zu spinnen. Diese Autoimmunkrankheiten für den klinischen All- wurden mit Zellen besiedelt und gestapelt. Die tag entwickelt werden. Stapeltechnik ist in Abbildung 1 gezeigt. Abb. 1: Besiedlungsprozess: links sind Nanofasermatten (NFM) auf Rahmen dargestellt – schematisch und darüber eine REM-Aufnahme einer NFM aus 12 wt% P(AN-co-MA) in 10 000-facher Vergrösserung. Mittels Pipette wird die Zellsuspension zugetropft. Rechts sind die besiedelten NFM auf den Rahmen zu sehen. 14
Untersuchung der Beladung in mesoporösem Silikat Diplomand Fabio Gaberell Korrektor ZHAW Dr. Andri Schütz Korrektor extern Dr. Christian Trindle In dieser Arbeit wurde die Beladung sowie Ramanspektren einer Probe aufgenommen Desorption von klassischen Bestandteilen von und mit Lichtmikroskopaufnahmen (Abb. 1) Epoxidklebstoffen in mesoporösem Silikat verglichen. Die Intensität einer molekülspezifi- untersucht. Silikate sind anorganische Verbin- schen Bande kann dargestellt und so deren dungen, die durch das Ausbilden komplexer dreidimensionale Verteilung im Partikel analy- Gerüststrukturen eine Vielzahl an möglichen siert werden (Abb. 2). Anwendungen in der Industrie finden. Durch ihre poröse Struktur besitzen die Materialien meistens eine sehr grosse Oberfläche von über 500 m²/g, wovon die innere Porenober- fläche den grössten Teil ausmacht. Durch diese grosse innere Oberfläche eignen sich Silikate ausgezeichnet zur Beladung mit orga- nischen Molekülen. Eine Verkapselung kann beispielsweise mittels Capillary Impregnation durchgeführt werden, wobei das zu ver- kapselnde Molekül (Adsorbat) als gesättigte Lösung zum Silikat gegeben wird, passend abgestimmt auf das Volumen der Silikatporen. Abb. 1: Lichtmikroskopische Aufnahme einer Ansammlung von beladenen Silikatpartikeln. Durch Kapillarkräfte wird diese Lösung in die Poren gezogen und das Lösungsmittel kann anschliessend abgedampft werden. Die Beladungsmenge kann durch verschie- dene Methoden bestimmt werden, wie etwa durch Thermogravimetrie (TGA). Das orga- nische Adsorbat zersetzt sich bei erhöhten Temperaturen und diffundiert aus den Poren. Durch die gemessene Massenabnahme kann auf die Beladungsmenge der organischen Moleküle geschlossen werden. Eine Methode, um die Lokalisierung des Adsorbats im Partikel zu bestimmen, bietet die Abb. 2: Raman Bildgebung bestehend aus 320 000 Raman konfokale Ramanmikrospkopie. Dabei wer- spektren, Darstellung der Intensität einer Adsorbat-spezifi- den auf unterschiedliche Ebenen fokussierte schen Bande. 15
Struktur-Wirkungsbeziehung eines Tailspike- Proteins aus einem Escherichia-spezifischen Bakteriophagen Diplomand Jan Gattiker Korrektor/-in ZHAW Dr. Sabina Gerber, Prof. Dr. Lars Fieseler Die stark zunehmenden Antibiotikaresistenzen In einem der Assays wurde die Umsetzung von pathogenen Bakterien hat in den letzten des O-Antigen-Substrats über einen Western 30 Jahren zu einem erneuten Interesse an der Blot analysiert. Bekämpfung von Krankheitserregern mithilfe von Bakteriophagen (Phagen) geführt. Die enorme Fülle und Vielfalt von Phagen in der Natur stellt eine wertvolle Ressource dar, die für viele Anwendungen genutzt werden kann, wie z. B. der Kontrolle von Pathogenen in Lebensmitteln oder bei Infektionskrankheiten Abb. 1: Hydrolyseaktivität der 21 TSP-Varianten. oder für die Detektion oder Diagnose. In der Medizin schränkt die limitierte Verfügbarkeit Die zweite Analyse zeigte den indirekten Ein- und Entwicklung neuer Antibiotika schon fluss der Varianten auf das Wirtszellsystem heute die Behandlungsmöglichkeiten für zuvor und auf die Infektion durch den Phagen in heilbare Infektionskrankheiten ein, weshalb Zellkulturen. Phagen als attraktive Alternative zu klassi- schen Antibiotika vermehrt erforscht werden. Für einen regulierten Einsatz von Phagen in der Medizin ist das Verständnis des moleku- laren Mechanismus der Infektion notwendig. In dieser Bachelorarbeit wurden 21 verkürzte Varianten eines am Infektionsprozess beteilig- ten Tailspike-Proteins (TSP) aus einem Bak- Abb. 2: Wachstum des Wirtsorganismus nach Zugabe der Varianten und des Phagen. teriophagen erfolgreich kloniert und rekombi- nant exprimiert. Anschliessend wurden zwei Assays für die Aktivitätsanalyse entwickelt. Die essenziellen Proteindomänen für Protein stabilität und Aktivität konnten durch beide Assays erfolgreich und übereinstimmend cha- rakterisiert werden. 16
Identifizierung von organischen Reifeninhalts stoffen in Umweltproben mittels Massenspektro- metrie Diplomandin Sara Ghilardelli Korrektorin ZHAW Dr. Susanne Kern Korrektor extern Dr. Markus Läubli In der Reifenindustrie werden viele Hilfsmittel 400 °C im Injektor ausgeheizt werden kann. wie Vulkanisationsbeschleuniger, Weichma- Die flüchtigen Verbindungen gelangen so auf cher, Füllstoffe, Alterungsschutz und Kunst- die GC-Säule, werden chromatographisch stoffe eingesetzt [1]. Diese Reifenbestandteile getrennt und mittels hochauflösender Massen- tragen zur Mikroplastikverschmutzung bei, spektrometrie analysiert. Mit dieser Technik wobei ihnen jedoch bis vor Kurzem wenig konnten gemahlene Autoreifenproben semi- Beachtung geschenkt wurde [2 – 4]. quantitativ auf die ausgewählten Reifenchemi- Einige dieser Inhaltsstoffe können sich teilwei- kalien untersucht werden. se in der Umwelt akkumulieren und toxische Wirkungen hervorrufen. Durch Reifenabrieb auf den Strassen gelangen sie durch den Regen in den Boden und ins Abwasser. Zur Analyse von solchen flüchtigen organi- schen Stoffen ist die Gaschromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung (GC-MS) die Methode der Wahl, wie sie auch in dieser Arbeit verwendet wurde. Da die erwarteten Abb. 1: Die vier untersuchten Reifeninhaltsstoffe Benzothia- Konzentrationen in Umweltproben sehr nied- zol, 2-Morpholino-1,3-benzothiazol, N-Cyclohexyl-1,3-ben- zothiazol-2-amin und Hexamethoxymethylmelamin sowie rig waren, wurden die gesuchten Stoffe in die postulierte Chemikalie 1,2-Dihydro-2,2,4,-trimethylchi- Strassenabwasserproben mittels Festpha- nolin, welche in Strassenabwasser- und Reifenproben gefunden wurde. senextraktion aufkonzentriert. Ausgewählte Reifenchemikalien wurden durch Referenz- [1] H. Stumpf, Handbuch der Reifentechnik, Springer, Wien, standards quantitativ bestimmt. Zudem 1997. [2] T. Hüffer, S. Wagner, T. Reemtsma, T. Hofmann, Trends konnten dank der hochauflösenden Massen in Analytical Chemistry 2019, 113, 392 – 401. spektrometrie auch bis jetzt noch nicht in der [3] L. J. Knight, F. N. F. Parker-Jurd, M. Al-Sid-Cheikh, Literatur beschriebene Reifeninhaltsstoffe in R. C. Thompson, Environ Sci Pollut Res 2020, 27, 18345 – 18354. einzelnen Umweltproben aufgespürt werden [4] B. Baensch-Baltruschat, B. Kocher, C. Kochleus, (Abb. 1). Nebst der direkten Injektion von F. Stock, G. Reifferscheid, Science of The Total Environment 2021, 752, 141939. Strassenabwasserproben ins GC-MS wurde auch die Injektion mit Thermal Separation Probe getestet, um feste und flüssige Pro- ben ohne aufwändige Extraktion injizieren zu können. Dabei wird eine Probe mit komplexer Matrix in einen Tiegel gegeben, welcher bis 17
Behandlung von Tintenfrass mit basischen Nanopartikeln in organischen Lösemitteln Diplomandin Sarah Grunwald Korrektor ZHAW Dr. Bastian Brand Korrektorin extern Carmen Effner Tintenfrass beschreibt die Zersetzung der Cel- Das Ziel dieser Arbeit war es, eine weite- lulose des Papiers. Ausgelöst wird er durch die re Methode zur Entsäuerung der Papiere zu Verwendung von Eisengallustinte, in welcher entwickeln, welche auf organischen Löse- Eisen(II)-Sulfat enthalten ist. Das Eisen verur- mitteln basiert. Kommerziell erhältliche Cal- sacht einen oxidativen Abbau des organischen ciumhydroxid-Dispersionen mit Ethanol oder Materials. Das Sulfat reagiert zusammen mit Isopropanol wurden dafür eingesetzt. Mit Wasser und Sauerstoff zu Schwefelsäure, die dem Auftragen von Eisengallustinte und dem eine saure Hydrolyse der Cellulosepolymere künstlichen Alterungsprozess wurde der Tin- bewirkt. Infolge dieser beiden Reaktionen wer- tenfrass ausgelöst, was einer Imitation von den die Cellulosepolymere zerstört und das historischen Dokumenten entsprach. Papier zerfällt [1,2]. Betroffen sind beispiels- Mittels Titration wurde die benötigte Menge weise Kompositionen von Johann Sebastian an basischen Nanopartikeln für die Neutralisa- Bach oder Manuskripte von Galileo Galilei. Ein tion ermittelt. Aufbauend auf den Resultaten Beispiel ist in Abbildung 1 zu sehen. Die weis- der Titration wurde die Menge Calciumhydro- sen Stellen zeigen die Löcher, die durch den xid appliziert und es konnte eine Neutralisation Tintenfrass entstanden sind [3]. der Papiere erreicht werden. Quellen: [1] Xu, Q.; Poggi, G.; Resta, C.; Baglioni, M.; Baglioni, P., Grafted Nanocellulose and Alkaline Nanoparticles for the Strengthening and Deacidification of Cellulosic Artworks. Journal of Colloid and Interface Science, 2020, 576, 147 – 157. [2] Potthast, A.; Henniges, U.; Banik, G., Iron Gall Ink-In- duced Corrosion of Cellulose: Aging, Degradation and Stabilization. Part 1: Model Paper Studies. Cellulose, 2008, 15, 849 – 859. [3] Kolar, J.; Strlič, M.; Sim, J., STABILISATION OF COR- Abb. 1: Von Tintenfrass befallenes Manuskript von Galileo ROSIVE IRON GALL INKS. Acta Chim. Slov., 2003, 9. Galilei [3]. [4] Andres, H.; Reist, M.; Beer, P.; Wälchli, M.; Vogelsanger, B., papersave swiss Massenentsäuerungsanlage – Erkennt- nisse und Erfahrungen aus 4 Jahren Betrieb. Internationales Es existieren bereits verschiedene Methoden, Symposium für Informationswissenschaft, 2004, 65 – 83. um dem Tintenfrass entgegenzutreten. Aber [5] Smith, A.W. Wässrige Entsäuerung von Papier. In Papier und Wasser – Ein Lehrbuch für Restauratoren, Konservie- bei diesen Verfahren kann die Tinte ausblu- rungswissenschaftler und Papiermacher; Banik, G.; ten oder die Papierstruktur verändert werden Brückle, I., Eds.; Verlag Anton Siegl Fachbuchhandlung GmbH: München, 2015; pp. 419 – 468. [2,4,5]. 18
Aufbau eines Prozessinformationssystems mittels Raspberry Pi® Diplomand Brian Hermann Hutter Korrektor/-in ZHAW Dr. Judith Krautwald, Prof. Dr. Achim Ecker Mit Industrie 4.0 wurde ein neues Zeitalter port-(MQTT)-Protokolls auf einem Raspberry für die Industrie eingeläutet. Durch Erfindun- Pi gesammelt werden. Diese wurden dann in gen wie das Internet of Things (IoT) steigt der Open Source Datenbank InfluxDB abge- das Interesse an Sensoren und Geräten, die speichert und mithilfe des Open Source Tools miteinander kommunizieren und sich anhand Grafana in Echtzeit visualisiert. Durch eine dieser ausgetauschten Informationen selbst graphische Benutzeroberfläche konnte die konfigurieren und optimieren. Oft bieten aber Sollwertänderung und das Ein- und Ausschal- Sensoren und Geräte im Labor keine Schnitt- ten an den Geräten realisiert werden. In einem stelle zum Internet. Mithilfe eines Raspberry Pi zweiten Schritt konnte eine Schnittstelle zwi- soll dies jedoch ermöglicht werden und so ein schen einer Laborsteuerung von HiTec Zang IoT-Netzwerk in einer Laborumgebung einge- und einem Raspberry Pi eingerichtet werden richtet werden. Der Raspberry Pi ist aufgrund und somit diese ins IoT-Netzwerk integriert seines Preis-Leistungs-Verhältnisses die erste werden. In einem letzten Schritt wurde ein Wahl. Partial Least Square (PLS) Regressionsmo- In der vorliegenden Arbeit wurden von zwei dell zur Online-Überwachung des Umsatzes Anlagen (Interkalator und Autoklav) alle Sen- der enzymkatalysierten Umesterung von soren und Geräte mit einem Raspberry Pi Dimethyladipat zu Diisotridecyladipat anhand verbunden. Dazu gehörten zwei Thermostate, von Nahinfrarot (NIR)-Spektroskopie und drei Drucktransmitter, eine Drehzahlmessung Gaschromatographie (GC) als Referenzanaly- mit einem Hall Magnetfeld Sensor, eine Strom- tik erstellt. Das Modell wurde mittels Kreuzva- messung mit SmartPi, ein Rührer, eine Pumpe lidierung überprüft und es wurde für die opti- und ein Photonendichtewellenspektrometer. male Datenvorverarbeitung ein mittlerer Fehler Die Messdaten all dieser Sensoren konnten der Kalibrierung (RMSEC) von 1.01 % (vom mithilfe des Message-Queue-Telemetry-Trans- Umsatz) bestimmt. TI RS-232 Autoklav Thermostat T101 Unistat 385w USB TI T102 MQTT PI RS-485 Drucktransmitter Keller 35XHTC P101 IC-iot08 MQTT SI USB Rührer IC-iot04 Zeitreihendatenbank IKA Eurostar 60 S101 IoT-Netzwerk Visualisierung Pumpe RS-232 SI HiTec Zang LabDos S101 USB PDW QI USB MQTT PDW Analytics Q101 Laptop Abb. 1: Ausschnitt des Schemas des Prozessinformationssystems 19
In vivo Transformationsstudie von langkettigen C18-Chlorparaffinen in Klärschlamm Diplomand Jules Hutter Korrektorin ZHAW Dr. Susanne Kern Korrektor extern Dr. Markus Läubli Chlorparaffine (CPs) sind meist technische und biotische Transformationsprozesse an Mischungen aus polychlorierten n-Alkanen mit C18-CP-Standardmaterialien untersucht. Einer- unterschiedlichen Kettenlängen (C10 – C30) [1]. seits wurden C18-Materialien einer Temperatur Die Chlorierungsgrade variieren zwischen von 200 °C ausgesetzt und die thermische 30 und 72 Gewichtsprozenten. CP-Mischun- Zersetzung von CPs untersucht (Abb. 1 A). gen werden als Kühlschmierstoffe in der Andererseits wurden C18 – CPs in lebendem Metallverarbeitung oder als Weichmacher und Klärschlamm der ARA Horgen exponiert Flammschutzmittel in Kunststoffen eingesetzt. (0 – 41 Tage) (Abb. 1 B). Das C18 -CP-Material Die kurzkettigen CPs (SCCPs, C10 – C13) wei- und deren Transformationsprodukte wurden sen eine hohe Toxizität gegenüber Wasseror- mit einem Flüssigchromatographie-System, ganismen auf, werden in Lebewesen akkumu- gekoppelt mit einem hochauflösenden Mas- liert und stehen unter Verdacht, kanzerogene senspektrometer (Orbitrap), analysiert. Mit dem Eigenschaften zu besitzen. Sie wurden 2017 Orbitrap konnten die Signale der komplexen in die Stockholmer-Konvention über persis- Chlor-Isotopenmuster direkt und interferenz- tente organische Schadstoffe (POPs) aufge- frei aus den Massenspektren ausgelesen wer- nommen und verboten. Als Alternative werden den [2]. Die Temperaturbehandlung führte zu nun vermehrt längerkettige CPs eingesetzt, einem abiotischen Abbau der CPs nach einer die nach dem heutigen Stand der Wissen- Kinetik erster Ordnung. Die Reaktionsge- schaft ähnlich wie die SCCPs mit der Umwelt schwindigkeit nahm mit steigendem Chlorie- interagieren. rungsgrad zu. Auch bei der Klärschlamm-Ex- Um das Verhalten von langkettigen CPs position wurde eine signifikante Abnahme der (LCCPs, C≥18) in der Umwelt besser zu ver- C18-CP-Homologen beobachtet. Auch unter stehen, wurden in dieser Arbeit abiotische biotischen Bedingungen erhöhte sich die Abbaugeschwindigkeit mit steigendem Chlo- rierungsgrad. [1] Muir, Derek, Gary Stern, and Gregg Tomy. “Chlorinated paraffins.” Volume 3 Anthropogenic Compounds Part K (2000): 203 – 236. [2] Schinkel, Lena, et al., “Dealing with strong mass interferences of chlorinated paraffins and their transformation products: An analytical guide.” TrAC Trends in Analytical Chemistry 106 (2018): 116 – 124. [3] M. C. Knobloch, L. Schinkel, H.-P. E. Kohler et al., “Transforma- tion of short-chain chlorinated paraffins and ole-fins with the bacterial dehalogenase LinB from Sphingobium Indicum – Kinetic models for the homologue-specific conversion of Abb. 1: Mögliche abiotische (A) und biotische (B) Transfor- reactive and persistent material.” Chemosphere (2021): mationsprozesse von C18-Chlorparaffinen (abgeleitet aus [3]). submitted. 20
Chemische Charakterisierung von Rohkaffee Diplomandin Seraina Jäger Korrektor ZHAW Prof. Dr. Chahan Yeretzian Korrektor extern Dr. Markus Läubli Das Aroma von Kaffee setzt sich aus vielen Q-ToF-MS wurde ausserdem eine weitere Bestandteilen zusammen und ist von meh- Methode entwickelt, um Aminosäuren und reren Faktoren abhängig. Zum einen hat die Trigonellin zu analysieren. Mit diesen Analyse- Zusammensetzung der grünen Bohnen einen methoden wurden in verschiedenen Sorten Einfluss auf das Aroma, aber auch die Art von grünen Kaffeebohnen Zucker, organische und Weise wie der Kaffee geröstet, extrahiert Säuren, Aminosäuren und Trigonellin quan- und zubereitet wird, hat enorme Auswirkun- tifiziert. Die grünen Kaffeebohnen stammten gen auf den letztendlich wahrgenommenen aus unterschiedlichen Ländern und wurden Geschmack. Die chemische Zusammenset- verschieden aufbereitet. Dadurch konnten zung von Kaffeebohnen wird von verschie- sowohl geografische Einflüsse wie auch jene denen Faktoren beeinflusst. Die geografische der nassen und trockenen Aufbereitung unter- Herkunft, Umweltfaktoren beim Wachstum sucht werden. Die Herkunftsländer der unter- von Kaffeebohnen sowie deren Verarbeitung suchten Kaffeebohnen werden in Abbildung 1 nach der Ernte nehmen Einfluss und verän- gezeigt. dern die Zusammensetzung. Das Aroma von Kaffee bildet sich hauptsächlich während des Röstprozesses aus den Vorläufermolekülen. Zu diesen Vorläufersubstanzen gehören ver- schiedene Zucker, Proteine, Aminosäuren, Chlorogensäuren und Trigonellin. Um die Zu sammenhänge zwischen Vorläufermolekülen und Aromastoffen besser zu verstehen, ist es wichtig, die Zusammensetzung der grünen Kaffeebohnen zu kennen. Abb. 1: Weltkarte mit farblich markierten Ländern, aus denen die analysierten Kaffeebohnen stammen. Die Analysen in dieser Arbeit beschränkten sich auf die Schlüsselkomponenten Zucker, organische Säuren, Aminosäuren und Trigo- nellin in grünen Kaffeebohnen. Dafür wurden drei Analysemethoden entwickelt und validiert. Für die Zuckeranalyse wurde eine HPLC- ELSD Methode erarbeitet und für die Analyse der organischen Säuren wurde eine Metho- de am UPLC Q-ToF-MS validiert. Am UPLC 21
Synthese von neuen antibiotischen Wirkstoffen Diplomand Alex Jud Korrektoren ZHAW Prof. Dr. Rainer Riedl, Dr. Stefan Höck Korrektor extern Dr. Samuel Derrer Antibiotikaresistente Bakterien sind ein welt- muss zuerst ein sinnvolles Ziel in der bakteri- weites Problem. Da herkömmliche Therapie- ellen Zelle ausgewählt werden, welches dann ansätze zunehmend keine oder nur schlechte angegriffen werden kann, ohne den Wirts- Wirkungen zeigen, können sich Behandlun- organismus des Bakteriums zu schädigen. gen von beispielsweise Tuberkulose (verur- Ein solches Ziel ist die bakterielle RNA-Poly- sacht durch antibiotikaresistente Mycobacte- merase, ein Enzymkomplex, der im Herstel- rium tuberculosis Bakterien) auf bis zu zwei lungsprozess von bakteriellen Proteinen eine Jahre hinausziehen. Darunter leidet sowohl Schlüsselrolle übernimmt. Angriffspunkte zur das Wohlergehen der betroffenen Personen gezielten Inaktivierung der bakteriellen RNA- als auch das Gesundheitssystem erheblich. Polymerase sind schon diverse bekannt. Die Die Resistenzentwicklung ist ein natürlicher 2017 entdeckte Substanz Pseudouridimycin Vorgang, welcher jedoch durch übermässigen offenbarte jedoch eine weitere Angriffsmög- bzw. missbräuchlichen Gebrauch von Antibio- lichkeit direkt im aktiven Zentrum [2]. In die- tika in den Bereichen Medizin und Viehzucht ser Arbeit wurden Substanzen hergestellt und künstlich beschleunigt wird [1]. Dies macht die gegen Bakterien getestet, welche einen ähn- Entwicklung neuer antibiotischer W irkstoffe lichen Wirkungsmechanismus wie Pseudouri- zu einem wichtigen Gebiet der aktuellen For- dimycin aufweisen sollten. schung. Zur Entwicklung neuer Wirkstoffe [1]: Chellat, M. F., Raguž, L., & Riedl, R., Targeting antibiotic resistance. Angewandte Chemie International Edition, 2016, 55(23), 6600 – 6626. [2]: Maffioli, S. I., Zhang, Y., Degen et al., Antibacterial nucleoside-analog inhibitor of bacterial RNA polymerase. Cell, 2017, 169(7), 1240 – 1248. [3]: Weixlbaumer, A., Leon, K., Landick, R. et al., Structural basis of transcriptional pausing in bacteria. Cell, 2013, 152(3), 431 – 441. Abb. 1: Kristallstruktur der bakteriellen RNA-Polymerase (aus T. thermophilus) [3] mit der Molekülstruktur von Pseudouridimycin [2]. 22
Entwicklung einer SIDA-HS-SPME-GC-MS- Methode zur Analyse der Kaffeearomabildung Diplomandin Astrid Kammerer Korrektor ZHAW Prof. Dr. Chahan Yeretzian Korrektor extern Dr. Markus Läubli Die Quantifizierung von Aromastoffen des geröstet und mit der entwickelten SIDA-HS- Kaffees kann hilfreich für das Verständnis von SPME-GC-MS-Methode analysiert. Aromabildungsreaktionen sein. Dadurch kön- nen Einflüsse durch Röstungsparameter, Was- Mit der entwickelten Methode konnte kein sergehalt der Rohbohnen oder Lagerungsbe- Zusammenhang zwischen dem Wasseranteil dingungen untersucht werden. des Rohkaffees und dem Gehalt der fünf Aro- mastoffe aufgezeigt werden. Neben der Ana- Das Ziel dieser Arbeit war es, eine Methode lyse des Aromas wurden der Chlorogensäure für die Quantifizierung von flüchtigen Kaffee und Koffeingehalt mittels HPLC-DAD be aromaverbindungen zu entwickeln. Die Analy- stimmt. Auch hier waren keine Unterschiede se erfolgte über stable isotope dilution assay in Bezug auf den Wasseranteil nachweisbar. (SIDA) mittels Festphasen-Mikroextraktion Einzig die Dauer und der Temperaturverlauf (SPME) im Gasraum (HS) der Probe, durch- der Röstung zeigte Unterschiede auf. geführt auf einem Gaschromatographen mit Massendetektor (GC-MS). Vorteile der SIDA sind, dass sich die Moleküle des Stan- dards chemisch und physikalisch gleichen und somit gleiches Verhalten aufzeigen. Die Methode wurde anschliessend an gerösteten Kaffeebohnen mit demselben Röstgrad, aber unterschiedlichem Wassergehalt angewandt. Abb. 1: Verschiedene Kalibrationsverfahren mit der SPME-Technik. (I) zeigt das Verfahren mit einem stabilen Dadurch wurde der Einfluss des Wasseranteils isotopenmarkierten internen Standard mit gleicher Struktur der Bohne auf fünf ausgewählte Aromastoffe wie der Analyt (SIDA). (II) zeigt das Verfahren mit einem überprüft. Die SIDA-SPME-GC-MS-Methode internen Standard mit unterschiedlicher Struktur zum Analyten. wurde auf die flüchtigen Aromastoffe Acetal- dehyd, 2-Methylfuran, 3-Methylbutanal, Pen- tan-2,3-dion und 2-Methylpyrazin angewendet. Für die SIDA wurden deuterierte Isotope des jeweiligen Aromastoffes als interne Standards eingesetzt. Für die Untersuchung des Einflus- ses des Wasseranteils der grünen Kaffeeboh- nen auf das Aroma wurde Arabica-Kaffee aus Peru auf die Wasseranteile von 7.8 %, 8.9 %, 9.7 %, 10.8 %, 11.1 % und 14.1 % angepasst, 23
Antimikrobielle Wirkung von Streptomyceten gegen biofilmbildende Mikroorganismen Diplomandin Melanie Keusch Korrektor ZHAW Prof. Dr. Walter Krebs Korrektor extern Dr. Rolf Stettler Biofilme gehören zu den am weitesten verbrei- Substanzen an Systemen zu testen, welche teten Lebensformen auf der Erde. Ein Biofilm die natürliche Situation am besten widerspie- ist eine Aggregation von Mikroorganismen, gelt. welche in einer Matrix von extrazellulären poly- Das Ziel dieser Arbeit war es, Suszeptibilitäts- meren Substanzen eingebettet sind. Biofilme tests zu modifizieren, damit der Einfluss von können sich nicht nur in oder auf Organismen Streptomyceten auf pathogene Biofilmbildner bilden, sondern auch auf Implantaten oder untersucht werden konnte. Dafür erfolgte die auf medizinischen Geräten. Bakterien, wel- Kultivation von Streptomyceten in Zellkultur che in einem Biofilm vorkommen, sind bis zu einsätzen in Multiwellplatten bei gleichzeitiger 1000-mal resistenter gegenüber Antibiotika als Kultivation der Biofilmbildner. Weiter wurden planktonisch lebende Bakterien. Der Bedarf in der Flusszelle die Wechselwirkungen zwi- an neuen antimikrobiellen Substanzen sowohl schen den Streptomyceten und den Biofilm- gegen planktonische Bakterien als auch bildnern live beobachtet (Abb. 1). gegen Biofilme ist hoch [1]. Mikrobielle Sekundärmetabolite haben auf- grund ihrer positiven Auswirkung auf die menschliche Gesundheit grosse Aufmerk- samkeit erlangt. Über die Hälfte der bekannten Sekundärmetabolite werden von Actinomyce- ten produziert. Und ungefähr 75 % der kom- merziell erhältlichen Antibiotika werden von der dominierenden Gattung Streptomyces gebildet. Jedoch stagniert die Neuentdeckung von antimikrobiellen Sekundärmetaboliten aus Abb. 1: Co-Kultivation: Biofilm in Flusszelle nach 71.5 Stun- den bestehend aus Streptomyces Martin1_6 (seit Beginn) Streptomyces [2]. und E. coli (ab 46 Stunden). Vergrösserung: 200 ×. Die Taskforce der American Academy of Microbiology wies darauf hin, dass Studien, [1] D. Bakkiyaraj et al., “In vitro and in vivo antibiofilm activity welche Experimente an planktonischen Zellen of a coral associated actinomycete against drug resistant Staphylococcus aureus biofilms”, Biofouling, vol. 26, no. 6, aus Monokulturen durchführten und dann für 2010. Biofilme extrapoliert wurden, irreführend sind [2] P. Sharma et al., “Broad Spectrum Antimicrobial Activity [3]. Denn die Lebensweise von Bakterien im of Forest-Derived Soil Actinomycete, Nocardia sp. PB-52”, Frontiers in Microbiology, vol. 7, 2016. Biofilm unterscheidet sich von der Lebenswei- [3] J. Costerton, “Introduction to biofilm”, International se der freilebenden Bakterien [1]. Deshalb ist Journal of Antimicrobial Agents, vol. 11, no. 3 – 4, 1999. es wichtig, die Wirkung von antimikrobiellen 24
Charakterisierung einer enzymatischen Dehydratisierung in der Anthocyanin Biosynthese Diplomand Jan Kreuzer Korrektor/-in ZHAW Prof. Dr. Rebecca Buller, Dr. Michael Eichenberger Anthocyane gehören zu den wichtigsten Pflan- der Enzymstruktur zurückgeführt werden. zenfarbstoffen, welche für die intensiven Blau-, Stabilisierende Varianten verloren zum Teil ihre Rot- oder Violettfärbungen in vielen Früch- biokatalytische Aktivität, was möglicherweise ten und Gemüsen verantwortlich sind. Ihnen durch eine Rigidisierung der Enzymstruktur wird eine Vielzahl von gesundheitsfördernden erklärt werden kann. Der hier vorgestellte Filter Effekten wie entzündungshemmende und basierend auf Stabilitätsberechnungen kann antioxidative Eigenschaften zugeschrieben. in Zukunft bei der Planung von Enzymbiblio- Als natürliche Farbstoffe für die Lebensmittel theken eingesetzt werden. Der Filter wird es industrie gewinnen sie industriell an Bedeu- so möglicherweise erlauben, den Aufwand für tung. Enzym Engineering im Labor zu senken, was In dieser Arbeit wurden relevante Enzyme, die Kosten, Zeit und Ressourcen spart. im Biosyntheseweg der Anthocyane impliziert sind, mittels Mutagenese-Studien genauer 0.10 charakterisiert. Zu diesem Zweck wurden aus- 0.08 gewählte Aminosäuren in den aktiven Taschen 0.06 der Enzyme mutiert und die resultierende Akti- Aktivität 0.04 vität der Enzymvarianten überprüft. Es konnte 0.02 gezeigt werden, dass die gewählten Amino- säuren in allen Fällen eine ähnliche Aufgabe in 0.00 der Substraterkennung übernehmen, obwohl −0.02 die Wildtyp-Enzyme aus unterschiedlichen Lib2 - Stabilisierend Lib3 - Leicht destabilisierend Lib1 - Stark destabilisierend pflanzlichen Spezies stammten. Abb. 1: Violin-Plot der drei klonierten Enzymbibliotheken. Blau: Stabilisierend-vorausgesagte Varianten, Grün: Leicht Des Weiteren wurde ein Oligo Pool für die destabilisierend-vorausgesagte Varianten und Orange: Klonierung von 50 Enzymvarianten verwen- Stark destabilisierend-vorausgesagte Varianten. det. Die Varianten wurden anhand computer- gestützter Stabilitätsberechnungen, welche mit dem Protokoll von «Cartesian ddg» von RosettaCommons durchgeführt wurden, aus- gewählt. Im Labor konnte gezeigt werden, dass destabilisierend-vorausgesagte Varianten keine biokatalytische Aktivität mehr hatten und das Substrat nicht umsetzten. Dies könn- te auf eine schlechte Expression der Enzyme oder aber auch auf eine zu geringe Stabilität 25
Hydrothermalsynthese dotierter Strontium aluminate Diplomand Timo Laimbacher Korrektor ZHAW Prof. Dr. Achim Ecker Korrektor extern Dr. Denis Planchenault Nachleuchtpigmente sind aus der heutigen dotierten Strontiumaluminat. Die Fällung erfolg- Zeit kaum mehr wegzudenken. Wenn man te kontinuierlich aufgrund der in situ-Bildung nicht gerade an einem Sicherheitsschild eines von Carbonat- und Hydroxid-Ionen durch Notausgangs vorbeiläuft, welches ein charak- den thermischen Zerfall von Harnstoff in Was- teristisches Nachleuchten erzeugt, trägt man ser. Aufgrund der verschiedenen Löslichkeiten eine Uhr am Handgelenk, welche die Zeit auch der auszufällenden Salze wurde die passende bei Dunkelheit anzeigen kann. Die Art der Anre- Stöchiometrie der Edukte bei der Hydrother- gung für die persistente Lumineszenz in der malsynthese bestimmt, wobei die Analytik des Uhrenindustrie erfolgte anfangs über Radiolu- Niederschlags über optische Emissionsspek- mineszenz (α- und β-Strahlung) und wechselte trometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma später zu den heute verwendeten photolumi- (ICP-OES) erfolgte. Dies erlaubte schon vor der neszenten, dotierten Strontiumaluminaten. Sinterung eine Aussage über die gefällte Stöchi- Die Ziele der Arbeit waren die Verfahrensent- ometrie und half so, diese zu optimieren. Die wicklung und die Optimierung der Herstellung gesinterten Strontiumaluminate wurden mittels dotierter Strontiumaluminate (SrAl O4: Eu, Dy) Rasterelektronenmikroskopie mit energiedis- ² mittels Hydrothermalsynthese anstatt Festpha- persiver Elektronenmikrosonde (SEM-EDX) auf sensynthese inklusive umfassender Charakteri- ihre Atomverhältnisse untersucht. Eine zu hohe sierung. Die zweistufige Synthese bestand aus Fremdphasenbildung erkannte man zusätzlich der Hydrothermalsynthese der Nitrate zu den an einer Verschiebung im Fluoreszenz-Emis- gefällten, schwerlöslichen Vorläufersubstanzen sionsspektrum und an den Signalintensitäten mit anschliessender reduktiver Sinterung zum im Röntgendiffraktogramm. Zur Bestimmung der Nachleuchtdichte wurden die Produkte mit einem Referenzmaterial verglichen, um so ihre Qualität einzuordnen. Abb. 2: Hauptreaktionen (1–5) bei der Hydrothermalsyn- Abb. 1: Vergleich der Hydrothermalsynthese zur klassischen these zu den Vorläufersubstanzen inklusive Sinterung zum Festphasensynthese anhand der Syntheseschritte. Strontiumaluminat (6). 26
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