Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt

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Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt
Europäischer Tag des
Denkmals 2021 – Basel
11. September

  Basel Süd
Gundeldingen &
  Bruderholz
Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt
2 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

                                                      Inhalt

3 Herzlich willkommen zum                 8 Gundeldingen                                       20 Das Bruderholz
  ­Europäischen Tag des Denkmals!           Ein Spekulationsprojekt der                           Baukultur entdecken auf kleinen und
		Esther Keller, Regierungsrätin            Gründerzeit                                           kleinsten Wegen
   Vorsteherin des Bau- und Verkehrs­       Robert Labhardt                                       Roger Ehret
   departements des Kantons Basel-Stadt
                                              Gundeldingen                                     		Bruderholz
4 Wichtig vorab!                              17 Führungen                                        10 Führungen

5 Rahmenprogramm                          11 Stadtentwicklung z­ wischen Spekulation           23 Gartenstadtidee und ­Reformarchi-
                                                und Krise // Fundort Gundeldingen –               tektur // Bauliche Identität z­ wischen
6 Was ist wo?                                   ­Plattengräber aus dem Frühmittelalter //         ­Bestand und Veränderung
                                                 Bebauungsentwicklung rund um die              24 Langsamfilteranlage und altes Wasser­
                                                 ­Margarethenstrasse                              reservoir // Differenziert modern – Bauten
                                          12 Durch die Delsbergerallee // «Boulevard»             von Hermann Baur
                                                  Güterstrasse // Historisches Kleinod mit     25 Wohnen am Jakobsberg
                                               ­bewegter Geschichte                            26 Farbe im modernen Raum // Kraftvolle
                                          13 Gut versteckt – Ein barocker Landsitz in             Nach­­kriegs­moderne in Beton – Die Titus­
                                                  der Stadt                                        kirche
                                          14 Genossenschaftliche ­Sanierung am Tell-           28 Die Wohnüberbauung Sesselacker
                                                platz // Neues Bauen für die Kirche            28 Rudolf Steiner Schule Basel – Revolu­­-
                                          15		 Die «Kunschti» // Das Gundeldinger Feld             tionär seit bald 100 Jahren // «Ein solches
                                          16 Wohnen im einstigen G       ­ ewerbebau //            Haus mit solchen Menschen»
                                                  Mehr Tiefe zum Wohnen // Gut wohnen an
                                                  der ­Güterstrasse
                                          17 Hausgeschichten zum A        ­ nfassen: Unser
                                                  ­Bauteillager
                                          18 Bahninfrastruktur trennt und verbindet –
                                                   Zur G
                                                       ­ eschichte der Eisenbahnplanungen in
                                                Basel // SBB-Baukultur durch heraus­
                                                ragende Architektur: Das Stellwerk an der
                                                Münchensteinerstrasse

                                          30 Avantgarde auf dem «grünen
                                              Hügel» und aus der «steinernen
                                              Stadt»
                                          		Mittagskonzert in der Tituskirche

                                          		Und ausserdem
                                              Tramoldtimer – Hesch gseh? –
                                              Graffiti Culture
                                                                                                                                             Foto: Staatsarchiv Basel-Stadt, BALAIR 3697

                                          34 Rundfahrten mit histo­rischen Trams //
                                             Hesch gseh? – Foto­parcours für Kinder
                                          35 Die Basler Graffiti-Line – Vom Untergrund-
                                             Aktivismus zum Kulturgut

                                          35 Impressum
Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt
Herzlich willkommen! | 3

        Herzlich willkommen zum
     Europäischen Tag des Denkmals!
                                              Vieles hat sich in den vergangenen Jahrzehn- nen. Und natürlich dank der vielen Fachleute,
                                              ten und Jahrhunderten verändert. Das Bru- die unsere Denkmalpflege bei den Führungen
                                              derholz war einst gemiedene Wildnis und das unterstützen. Besonders freut mich die Mit-
                                              Gundeli wiederum kühler Zufluchtsort für wirkung des Basler Kammerorchesters, das
                                              die Oberschicht an sommerlichen Hitzetagen. Werke von Komponisten erklingen lässt, die
                                              Wenn Sie mehr über die beiden Quartiere er- auf dem Bruderholz oder im Gundeli ein- und
                                              fahren möchten, kann ich Ihnen nur empfeh- ausgegangen sind. Ihnen herzlichen Dank
                                          Foto: BVD, Gerry Pacher

                                              len, an der einen oder anderen Führung oder und allen viel Vergnügen beim Entdecken von
                                              Veranstaltung am Europäischen Tag des Denk- Gemeinsamkeiten und Gegensätzen!
                                              mals teilzunehmen. Entdecken Sie, wie kom-
                                              fortabel man im ehemaligen Industriebau an
                                              der Reichensteinerstrasse wohnen kann. Oder
                                              lassen Sie sich vom Pioniergeist der vom da-
Das Bruderholz und das Gundeldinger Quar- maligen Regierungsrat Fritz Hauser geförder-
tier sind sich räumlich nah und doch sehr ge- ten Reformpädagogik auf dem Bruderholz
gensätzlich: Auf der einen Seite das grüne überraschen.                                    Esther Keller, Regierungsrätin
Einfamilienhaus- und Villenquartier auf dem                                                Vorsteherin des Bau- und Verkehrsdeparte-
Hügel, auf der anderen Seite die dichte Dass wir Ihnen ein derart vielfältiges Ange- ments des Kantons Basel-Stadt
Blockrandbebauung in der Ebene. Doch die bot von Besichtigungen bieten können, ist
ungleichen Nachbarn kennen auch Gemein- nur dank bereitwilliger Hauseigentümer, Be-
samkeiten: So gibt es die Genossenschafts- wohnerinnen und Institutionen möglich, die
siedlungen auf dem Jakobsberg und vice sich dafür begeistern liessen, zum Europä­
versa die ehemaligen Weiherschlösser an ischen Tag des Denkmals ihre Liegenschaften
der Gundeldingerstrasse.                      und Gärten für ein breites Publikum zu öff-
Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt
4 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

                                       Wichtig vorab!
                                            Samstag, 11. September 2021

 Nur mit Anmeldung!                         Schutzmassnahmen

 Die Teilnahme bei allen Führungen          Alle Veranstaltungen am Denkmaltag
 und Veranstaltungen am Denk­­maltag        werden unter Einhaltung der am
 ist kostenlos; die Teilnehmer*innen-       11. September aktuellen Schutzmass-
 zahl ist jedoch beschränkt.                nahmen in Zusammenhang mit
                                            ­Covid-19 durchgeführt.
 Für alle Führungen und Veranstaltun-
 gen – mit Ausnahme der Kinder­             Grundsätzlich gilt:
 führung «Hesch gseh?» und den Rund-        In allen Innenräumen ist das Tragen
 fahrten mit historischen Trams – ist       einer Maske obligatorisch.
 ­eine Online-Anmeldung mit                 Im Aussenraum muss nur eine
  Print@Home-Tickets obligatorisch.         Maske getragen werden, falls der
  Anmeldung: 4. September bis               Mindest­abstand von 1,5 m zu
  10. September, 20 Uhr via                 anderen Personen nicht eingehalten
  www.denkmalpflege.bs.ch oder              werden kann.
  ­direkt auf unserer Veranstaltungsseite
   www.basler-baukultur.ch.

 Es gibt 2 Ticket-Kategorien:
                                                                                     Hin und zurück
 Die einen Tickets – mit QR-Code –
 müssen am Denkmaltag, 11. Septem-
 ber, am Infostand auf dem Meret                                                     Bitte berücksichtigen Sie die teilweise
 ­Oppenheim-Platz ­eingecheckt                                                       erheblichen Distanzen zwischen
  ­werden: Ab 8 Uhr bis spätestens                                                   den Führungs- und Veranstaltungs­
   ½ Stunde vor Beginn der Führung.                                                  orten und planen Sie entsprechende
                                                                                     Zeitressourcen ein.
 Mit den anderen Tickets kann
 man sich am Denkmaltag direkt zum                                                   Öffentliche Verkehrsmittel im Gebiet:
 Treffpunkt begeben.                                                                 Tram
                                                                                     Historische Trams (S. 34)
 Die Ticket-Kategorie ist jeweils                                                    Tram 15 und 16 verkehren aufgrund
 bei den Details zu den Führungen und                                                der Bruderholz-Baustelle nur bis
 Veranstaltungen aufgeführt.                                                         ­Jakobsberg
                                                                                      Tramersatz 15 (Bus): Bahnhof­
                                                                                      eingang Gundeldingen – Tellplatz –
                                                                                      ­Heiliggeistkirche – Zwinglihaus –
                                                                                       ­Wolfschlucht – Bruderholz und zurück
                                                                                        Tramersatz 26 (Bus): Leimgruben-
                                                                                        weg – Jakobsberg – Bruderholz –
                                            Änderungen                                  Hechtliacker – Leimgrubenweg
                                                                                        Bus
                                                                                        36, 47
                                            Bitte informieren Sie sich auf unserer
                                            Website www.denkmalpflege.bs.ch          Weitere Infos und Fahrpläne auf:
                                            über allfällige Programmänderungen       www.bvb.ch, www.blt.ch
                                            und Anpassungen nach ­Druck-
                                            ­legung dieser Programmzeitung!          Oder: Velo, E-Bike, (zügig) zu Fuss ...
Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt
Wichtig vorab! – Rahmenprogramm | 5

                                   Rahmenprogramm
                                                Samstag, 11. September 2021

Offizielle Eröffnung                            Mittagskonzert in                                     Denkmaltag-Ausklang
Tag des Denkmals                                der Tituskirche                                       in der «Kunschti»
9.30–10.30 Uhr                                  12.30–13.30 Uhr                                       Ab 17 Uhr

Ort: Zwinglihaus, Gundeldinger-                 Ort: Tituskirche, Im tiefen                           Ort: Kunsteisbahn Margarethen,
strasse 370  Karte S. 7: 2                     Boden 75  Karte S. 7: 3                              Im Margarethenpark 10. –
                                                                                                      Zugang: Unterer Batterieweg,
 Grusswort:                                     Avantgarde auf dem «grünen                            ­Zufahrtstor bei der Abzweigung
 Andreas Möri, Pfarrer                          Hügel» und aus der «steinernen                         des Eiswegleins  Karte S. 7: 4
 Eröffnung:                                     Stadt»
 Esther Keller, Regierungsrätin                 Werke von Burkhard, Langlotz,                         Speis & Trank
 Kanton Basel-­Stadt                            Blacher, Kelterborn und Bartók
 Einführung:                                                                                          Live-Jazz mit «Groove Yard»
 Daniel Schneller, ­Kantonaler Denk-            Kammerorchester Basel                                 Walter Jauslin – piano
malpfleger                                      Thomas Herzog, Leitung                                Giorgos Antoniu – bass
Zu Gundeli und Bruderholz:                                                                            Michael Wipf – drums
­Barbara Buser, Architektin

Anschliessend Apéro                             Details: S. 30/31

Eintritt frei                                   Eintritt frei                                         Eintritt frei
Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit          Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit                Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit
Print@Home-Ticket ab 4. Sept. über              Print@Home-Ticket ab 4. Sept. über                    Print@Home-Ticket ab 4. Sept. über
www.denkmalpflege.bs.ch & am 11. Sept. direkt   www.denkmalpflege.bs.ch & am 11. Sept. direkt in      www.denkmalpflege.bs.ch & am 11. Sept. direkt
ins Zwinglihaus!                                die Tituskirche!                                      zur Kunsteisbahn!

Informationsstand                                                                                     Unterwegs im
der Kantonalen Denk-                                                                                  ­historischen Tram
malpflege                                                                                             8.45 –17.45 Uhr
8 –16.30 Uhr
                                                                                                      Strecke: MParc – Aeschen-
Ort: Auf dem Meret Oppenheim-                                                                         platz via Denkmal – Theater –
Platz  Karte S. 7: 1                                                                                 Markthalle – Bahnhofeingang
                                                                                                      Gundeldingen – Tellplatz –
                                                                                                      ­Heiliggeistkirche – Zwinglihaus –
                                                                                                       Jakobsberg und ­zurück
Ticket-Check-in, Informationen,
Verkauf von Publikationen                                                                             Details und Fahrplan: S. 34
Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt
6 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

                                            Was ist wo?
                                       In der Ebene, auf dem Hügel, hin und her

  1			Meret Oppenheim-Platz                 10			 Ecke Gundeldingerstrasse /              19			Vor dem Restaurant «Stucki»,
       Informationsstand der                      Bruderholz­strasse                           Bruderholzallee 42
       Kantonalen Denkmalpflege                   Treffpunkt für Führung:                 				Treffpunkt für Führung:
       Treffpunkt für Führungen:            				Historisches Kleinod mit beweg-                Bauliche Identität und Verände-
       «Boulevard» Güterstrasse (S. 12)           ter Geschichte (S. 12/13)                    rung (S. 23)
       Hesch gseh? (S. 34/35)               11			 Gundeldingerstrasse, bei der            20		 Reservoirstrasse 100, bei der
  2			Zwinglihaus, Gundeldinger-                  Einmündung der Pfeffinger-		                 Einfahrt auf das Areal
       strasse 370                                strasse                                      Führung:
       Offizielle Eröffnung                       Treffpunkt für Führung:                 				Langsamfilteranlage und altes
       Führung:                             				Gut versteckt – Ein barocker 		                Wasserreservoir (S. 24)
       Neues Bauen für die Kirche (S. 14)         Landsitz in der Stadt (S. 13)           21			Bruderholz-Schulhaus,
  3			 Tituskirche, Im tiefen Boden 75      12			Gundeldinger Feld, Dornacher-                 Fritz Hauser-­Strasse 20, Haupt-
       Mittagskonzert (S. 30/31)                  strasse 192, im Hof                          eingang
       Führung:                                   Treffpunkt für Führung:                      Treffpunkt für Führung:
 				 Kraftvolle Nach­­kriegs­moderne in    				Das Gundeldinger Feld (S. 15)             				Differenziert modern – Bauten
       Beton – Die Tituskirche (S. 26)      13			Reichensteinerstrasse 14                      von Hermann Baur (S. 24)
 4			 Kunsteisbahn Margarethen                    Treffpunkt für Führung:                 22		Auf dem ehem. «Dorfplatz» bei
       Im Margarethenpark 10                				Wohnen im einstigen Gewerbe-                   der ­Bushaltestelle «Gempen-
       Denkmaltag-Ausklang in der 		              bau (S. 16)                                  fluh»
       «Kunschti» (S. 5)                    14			 Kleine Parkanlage vor dem 		                 Treffpunkt für Führung:
       Führung:                                   Heizwerk Bahnhof der IWB,               				Wohnen am Jakobsberg (S. 25)
 				Die «Kunschti» (S. 15)                       Solothurnerstrasse 18                   23		Bushaltestelle «Spitzacker»
  5			 Rundfahrten mit historischen               Treffpunkt für Führungen:                    Treffpunkt für Führung:
       Trams (S. 34)                              Mehr Tiefe zum Wohnen (S. 16)           				Farbe im modernen Raum (S. 26)
 				                                             Bahninfrastruktur trennt und ver-       24		 Parkplatz vor dem Gebäude
 6			Tellplatz                                    bindet – Zur ­Geschichte der Eisen-          Hauenstein­strasse 131
       Treffpunkt für Führungen:                  bahnplanungen in Basel (S. 18)               Führung:
       Stadtentwicklung zwischen            15			Güterstrasse 140, im Hof                 				Die Wohnüberbauung
       Spekulation und Krise (S. 11)        				Führung:                                       Sesselacker (S. 28)
       Genossenschaftliche Sanierung        				Gut wohnen an der Güterstrasse            25		Rudolf Steiner Schule Basel,
       am Tellplatz (S. 14)                       (S. 16/17)                                   Jakobsbergerholzweg 54
  7			Ecke Güterstrasse/Zwinger-		          16			 Jurastrasse 4, vor dem Eingang          				Führung:
       strasse                                    zur Migros Klubschule                   				Rudolf Steiner Schule Basel –
       Treffpunkt für Führung:              				Führung:                                       Revolutionär seit bald 100 Jahren
 				Fundort Gundeldingen –                 				Hausgeschichten zum A        ­ nfassen:        (S. 29)
       Plattengräber aus dem Frühmittel-          Unser B ­ auteillager (S. 17)           26		 Einmündung der Rehhagstras-
       alter (S. 11)                        17			Münchensteinerstrasse 115, 		                 se in den Gundeldingerrain
 8			Rondell bei der Einmündung                   beim Zugang zum Stellwerk               				Treffpunkt für Führung:
       Dachsfelderstrasse, Pruntruter-      				Führung:                                  				«Ein solches Haus mit solchen
       strasse und Erdbeergraben            				SBB-Baukultur durch herausra-                  Menschen» (S. 29)
       Treffpunkt für Führung:                    gende Architektur: Das Stellwerk
 				Bebauungsentwicklung rund um                 an der Münchensteinerstrasse            27		Tramhaltestelle «München-
       die Margarethenstrasse (S. 11)             (S. 18)                                     steinerstrasse»
 9			Kreuzung Güterstrasse / Dels-                                                        				Treffpunkt für Workshop:
       bergerallee                          18			 Bei der Strassengabelung 		             				Die Basler Graffiti-Line –
       Treffpunkt für Führung:                    Bruderholz­allee / Lerchenstras­­­-         Vom Untergrund-Aktivismus zum
 				Durch die Delsbergerallee (S. 12)            se und Unterer Batterieweg                  Kulturgut (S. 35)
                                            				Treffpunkt für Führung:
                                                  Gartenstadtidee und Reform-
                                                  architektur (S. 23)
Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt
Was ist wo? | 7

                                                                                        Führungen: 11, 14, 15.30 Uhr
                                                                                                                                                       Dauer je 45 Minuten

                                                                                   8                                                             Basel SBB
                                                                                                          Gü
                                                                                                               ter
                                                                                                                     st r
                                                                                                                                       1
                                                                                                                            ass
                                                                                                                                  e

                                                                                                                                                        14
                                                                                                   13                                           15
                                                                                                                                                                       7
                                                                                                                                                                                   6                                     17
                                                                                       Gu
                                                                                            nde
                                                                                                  ldin                                                         16
                                                                                                         ger                                                           Tellplatz                                         27
                                                                                                               st ra
                                                                                                                       sse

                                                                                                                                                                                                                          9
                                                                                                                                                                                                 Heiliggeistkirche
                                                                                                               4                           11                              12
                                                                                                    Kunsteisbahn
                                                                                                    Margarethen                                                  10

                                                                                                                                                                                                                 ee
                                                                                                                                                                                                     5

                                                                                                                                                                                                                ra l l
                                                                                                                                                                                                               rge
                                                                                                                                                                                                            sbe
                                                                                                                                                                                                           Del

                                                                                                                                                                                                 2
                                                                                                                                                                                   Zwinglihaus

                                                                                                                                      18        Wolfschlucht

                                                                                                                                                     26
                                                                                                                                                                                            24

                                                                                                                              19
                                                                        ­ adrutt
Plan: Grundbuch- und Vermessungsamts Basel-Stadt, Bearbeitung: Conradin B

                                                                                                                                                          Bruderholzallee                                                     Jakobsberg
                                                                                                                                                                                                                     25

                                                                                                                                                                                            21
                                                                                                                                                                                                         20
                                                                                                                                                                                                                         22
                                                                                                                                                                           3
                                                                                                                                                                Tituskirche

                                                                                                                                                          Wasserturm

                                                                                                                                                                                                          23
Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt
8 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

                                              Gundeldingen
                                       Ein Spekulationsprojekt der Gründerzeit
                                                                            Robert Labhardt

   Das Gundeldinger Quartier entstand vor                                                                       schäft. Die wirtschaftsliberale Gesinnung
  150 Jahren. Die Süddeutsche Immo­                                                                            jener Zeit verbot einen staatlichen Kauf des
    biliengesellschaft mit Sitz in Mainz kaufte                                                                Gundeldinger Geländes. In zähen Verhand-
   dem Bürgerspital das gesamte Gundel­                                                                        lungen einigte man sich auf einen für den
   dinger Feld ab. Es war ein in seinen                                                                        Kanton vorteilhaften Vertrag. Die SDIG über-
­Ausmassen in der damaligen Schweiz ein-                                                                        nahm kostenlos die Planung und Erstellung
    zigartiges Spekulationsprojekt: Über                                                                        des gesamten Strassennetzes samt Kanalisa-
  700 000 m2 Landwirtschaftsland wurden                                                                         tion und stellte dem Staat den gewünschten
    zu Bauland. Da die Stadt Basel 1859                                                                         öffentlichen Raum zur Verfügung, beispiels-
   den Abbruch der Stadtmauern und die                                                                         weise für Schulhausbauten. Die Terrainge-
   ­Erweiterung der Stadt beschlossen hatte,                                                                    sellschaft war an einem raschen Vertragsab-
    lockten hier in Bahnhofsnähe satte                                                                          schluss interessiert, um ihre Parzellen an
  ­Gewinne. Ein modern geplantes, schönes                                                                      Baumeister, private Bauherren und kleinere
 Aussenquartier mit Licht und Luft sollte                                                                      Betriebe weiterverkaufen zu können. Innert
   einem wachsenden Mittelstand,                                                                                zehn Jahren wollte sie das ganze Gundeldin-
   welcher der engen alten Stadt ent­fliehen                                                                    ger Terrain veräussert haben. Es sollte ein
   wollte, als attraktiver Wohn­raum in                                                                        ­attraktives Quartier für den gehobenen Mit-
 ­Aussicht gestellt werden.                          Aus der Zeit der Erstbebauung des Quartiers: drei­         telstand entstehen, mit Mehrfamilienhäusern
                                                     geschossige Mehrfamilienhäuser für Arbeiterfamilien in     an schöner, gesunder Lage, Villen mit Um-
                                                     der ­Jurastrasse, 1878.
 Die Kaufanfrage erreichte das Bürgerspital                                                                     schwung, breiten Strassen und schattenspen-
  über einen Makler im Herbst 1872. Die Spital-                                                                 denden Alleen.
  leitung reagierte hoch interessiert, denn seit     Innert drei Monaten war man sich handels-                       Aber Attraktivität und Spekulation be-
  Jahren wuchsen die Betriebsdefizite. Das Be-       einig: Für rund 3,5 Millionen Franken gewann              finden sich in einem Spannungsverhältnis.
völkerungswachstum und die Modernisie-               das Konsortium der SDIG insgesamt 72 Hek-                 Unter den heute noch bestehenden Bauten
  rung der Medizin verlangten zunehmend              taren freies Bauland, «also grade halb so viel             aus den Anfängen des Quartiers belegen dies
  flüssiges Kapital für bauliche Investitionen,      als ganz Gross-Basel innerhalb der ehemali-                manch solide Mehrfamilienhäuser mit bald
während die Landwirtschaft zur Versorgung            gen Thore und Stadtmauern», wie der Regie-                 sparsamen, bald reicheren, ästhetisch aber
  mittelloser Patienten an Bedeutung verloren        rungsrat bemerkte. Auch ihm passte das Ge-                überdauernden Fassadengestaltungen. Sie
  hatte. Das Spital holte das Einverständnis der
  Stadtgemeinde und die Süddeutsche Immo-
  biliengesellschaft (SDIG) die rechtliche
 ­Bewilligung beim Kanton. Die Behörden
­verlangten eine verantwortliche Basler Betei-
  ligung am Unternehmen. Und eine solche
   stand schon bereit, denn die städtische Finanz­
   elite, die sich 1872 erst gerade im Bankverein
   zusammengeschlossen hatte, pflegte zu den
   deutschen Investoren der SDIG gute, auch
 verwandtschaftliche Kontakte. Bankier
  ­Samuel Dreyfus hatte schon im Sommer 1872
  in Frankfurt Pläne für ein «Gundoldinger»
  Quartier vorgelegt und die Mainzer angeregt,
  auf die Ebene zwischen Bahnhof und Bruder-
  holz, Margarethen- und Reinacherstrasse ein
   spekulatives Auge zu werfen. Die SDIG ge-
  hörte zu jenen deutschen Terraingesellschaf-
  ten, die ab 1872, nach dem Sieg des Deutschen
  Reichs über Frankreich, wie Pilze aus dem
  Boden schossen, um in Stadterweiterungspro-
  jekte zu investieren. Es bildete sich ein Kon-
   sortium von deutschen und Basler Teilhabern,
   die das Gundeldinger Projekt finanzierten         Planmässig geometrisch: Bebauungsplan für das Gundeldinger Quartier von Johann Jakob Stehlin d. J., 1873.
  und vorantrieben.                                  Staatsarchiv Basel-Stadt, Planarchiv B 1,21
Basel Süd Gundeldingen & Bruderholz - Europäischer Tag des Denkmals 2021 - Basel 11. September - Kanton Basel-Stadt
Gundeldingen – Ein Spekulationsprojekt der Gründerzeit | 9

fallen besonders dort auf, wo sie sich in Nach-
barschaft zu Bauten befinden, die seit der Zo-
nenordnung von 1939 um ein bis zwei Ge-
schosse erhöht wurden und die Einheitlichkeit
der alten Strassenfluchten zerstört haben.
     Gleichzeitig verweisen solche Kontraste
auf die für das Gundeli charakteristische so-
ziale Durchmischung. Früh schon musste die
Terraingesellschaft nämlich von ihrer Vision
des gehobenen Wohnquartiers abrücken, da
Konjunktureinbrüche, Baukrisen und die Im-
missionen der Bahn den Geschäftserfolg be-
einträchtigten. Der vollständige Verkauf des
Gundeldinger Terrains beanspruchte dreissig
statt der vorgesehenen zehn Jahre. Diese
schleppende Überbauung erzeugte ein auch
in seiner historischen Substanz architekto-
nisch reichhaltiges Quartier. Im älteren West-
teil herrscht eine einfachere Bauweise vor,
etwa in der Jurastrasse mit seinen dreigeschos-
sigen Mehrfamilienhäusern für Arbeiter­
familien (1878). Dagegen präsentiert sich die
erst ab den 1890er Jahren entstandene Gegend
östlich des Tellplatzes vornehmer mit man-
chen grosszügig und vielfältig gestalteten
Ensembles der Belle Époque, beispielsweise
in der Delsbergerallee. Ins Auge fallen auch                   Fast schon ein Hauch von Grossstadt im Gundeli: in den 1890er Jahren einsetzende, repräsentative Gründerzeit-­
die von E. Vischer & Fueter 1891/92 für die                    Bebauung in der Delsbergerallee.
Centralbahn errichteten «Eisenbahnerhäu-
ser» am Tellplatz. Der zwischen Ecktürmen                      Oberrauch und Rudolf Christ errichtete An-                 te erhalten werden. Er setzte den Kauf für
geschwungene Baukörper mit seinen rustikal                     lage zwischen Gundeldingerstrasse und Thier-               1 Million Franken durch und verhinderte so,
ornamentierten Dachuntersichten und der                         steinerallee – über eine Parzelle, die deren               dass die schöne Anlage zum Bruderholz hin
rot-weiss gequaderten Fassade will vielleicht                  Eigentümer Gustav Christ-Ehinger der Spe-                  als weiteres Spekulationsareal überbaut wer-
den «schweizerischen» Charakter des von                        kulation entziehen wollte, nachdem er gegen                 den konnte.
meist zugezogenen «Bähnler»-Familien be-                        die SDIG über Jahre wegen einer Strassen­                      Zweitens prägt der Sperrgürtel der Eisen-
wohnten Komplexes zum Ausdruck bringen.                        korrektion auf seinem Grund und Boden pro-                 bahn das Quartierbewusstsein. In den Anfän-
     Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Woh-                   zessiert hatte.                                             gen bestanden nur ebenerdige Niveauüber-
nungsnachfrage enorm zunahm, entstanden                             Was das Gundeldinger Quartier in seiner                gänge, auf denen Fussgänger, Kutschen und
einige Genossenschaftsbauten. Am bedeu-                        Gesamtheit seit Anbeginn auszeichnet, ist                  Fuhrwerke die Schienen kreuzten. Je intensi-
tendsten war die Wohngenossenschaft Gun-                       zweierlei. Erstens die geometrische Quartier-              ver der Bahn- und Rangierverkehr wurde, des-
deldingen mit ihren 133 Wohnungen. In                           struktur von 1873, entworfen vom damaligen                to gefährlicher gestalteten sich diese Kreu-
wuchtiger S-Form erstreckt sich die 1926/27                    Basler «Stararchitekten» Johann Jakob Steh-                 zungen. 1875 mobilisierte der Gundeldinger
nach Plänen von Hans Von der Mühll, Paul                       lin. Drei dominante Verkehrsachsen sind mit                Quartierverein erstmals gegen die Zumutun-
                                                                senkrecht dazu verlaufenden Wohnstrassen                   gen der Centralbahn. Ein zwölfjähriger Kna-
                                                                so kombiniert, dass sie regelmässige Baupar-              be, der seinem Vater die Mittagsverpflegung
                                                               zellen umschliessen, städtebaulich modern                  bringen wollte, war von einer Lokomotive
                                                               und ökonomisch effizient. Zwei Plätze setzen               überfahren worden. Der Konflikt um eine
                                                               auf Stehlins Quartierplan sparsame gestal­                 taugliche Lösung dauerte Jahrzehnte. Die
                                                               terische Akzente: Der ursprünglich rund                    Centralbahngesellschaft baute eine Unter-
                                                               ­gedachte Tellplatz entwickelte sich relativ               führung, die sich jedoch als unzumutbar er-
                                                                spät – mit dem Tram ab 1900 – zum Verkehrs-               wies. Der Quartierverein sicherte sich die
                                                               knotenpunkt und mit dem Gundeldinger Ca-                   ­Solidarität der Stadt und ging bis vor den Bun-
                                                                sino (1901) zu einem kulturellen Zentrum.                  desrat. Sein Ziel war eine Tieferlegung der
                                                               Der rechteckige Winkelriedplatz dagegen                    Bahn zugunsten einer bequemen Über­
                                                               blieb als eher bescheidene Grünanlage wenig                brückung der Gleise. Noch heute zeugt das
                                                               belebt. Mehr Freizeitflächen waren im gan-                 «Pfäffiloch» von dieser Auseinandersetzung.
                                                                zen Quartier nicht vorgesehen. Es war daher               Eine Mauer unterbricht abrupt die Pfef­
                                                                ein Glück, dass 1896 das Margarethengut, das              fingerstras­se, dahinter versteckt sich die Bahn,
Genossenschaftliche Bastion zwischen Gundeldinger­             auf Baselbieter Boden steht, von der Besitzer-             und nach beiden Seiten verzweigt sich die
strasse und Thiersteinerallee: die 1926/27 nach
Plänen von Hans Von der Mühll, Paul Oberrauch und              familie dem Stadtkanton zum Kauf angebo-                    Strasse zur Peter Merian-Brücke hin. Die gute
­Rudolf Christ errichtete Wohnanlage mit 133 Wohnungen.        ten wurde und Regierungsrat Paul Speiser                   Verbindung zwischen Quartier und Stadt ist
Fotos: Kant. Denkmalpflege Basel-Stadt, Klaus Spechtenhauser    schnell erkannte: Der Margarethenpark muss-               bis heute ein unerledigtes Politikum.
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10 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

                                Gundeldingen
                                          17 Führungen
Führungen Gundeldingen | 11

 Stadtentwicklung
­zwischen Spekulation und
 Krise
Gundeldingen war einst im Besitz des Bürger-
spitals. Zwei Pachthöfe bewirtschafteten das
fruchtbare Land zwischen Bahnhof und Bru-
derholz. 1872 wurde es von einer deutschen
Immobiliengesellschaft fast handstreichartig
gekauft und als erstes Aussenquartier jenseits
der Bahnlinien grossflächig als Bauland er-
schlossen. Das Gundeli war einst als gehobe-
nes Mittelstandsquartier gedacht, ein schweiz-
weit damals einzigartiges Spekulationsprojekt.
Aus diesen Strategien, aus Krisen und Kon-
flikten entwickelte sich die heutige dichte
und durchmischte ‹Stadt in der Stadt›. Beim
Rundgang vom Tellplatz aus werden Geschich-
te und Charakter des Quartiers erklärt und
veranschaulicht.

Führung: Robert Labhardt, Historiker
Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)              des Bruderholzes verlief. Archäologische
Treffpunkt: Tellplatz, bei der Einmündung der
                                                       Reste von frühmittelalterlichen Gebäuden Bebauungsentwicklung
 ­Bruderholzstrasse von Norden / beim «Tellplatz 3 –
­Spezereien & Frohkost»
                                                       wurden dagegen bis jetzt nicht entdeckt. Die
                                                       Bauweise aus Holz macht es schwierig, Spu-
                                                                                                             rund um die Margarethen-
                                                        ren der Häuser im heute dicht besiedelten strasse
Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch & am
11. Sept. direkt zum Treffpunkt!                       ­Gebiet zu erkennen. Einzig die gefundenen
                                                       Plattengräber geben einen Hinweis darauf, Die anstelle eines Fahrwegs 1891 angelegte
                                                        dass in der Nähe ein Dorf gelegen haben muss. Margarethenstrasse bildete lange die westli-
                                                       Im Lager der Archäologischen Bodenfor- che Grenze des Quartiers, an der sich die Be-
                                                        schung erfahren Sie mehr zu den Gräberfel- bauung bis um 1900 verdichtete. Das dama-
                                                        dern aus dem Kanton und der Aufbewahrung lige Konzept zur Verbreiterung mit einem als
                                                        der Skelette.                                        Allee gestalteten Grünstreifen in der Mitte
                                                                                                             bestimmte die Bauflucht der westlichen Seite,
                                                        Führung: Martin Allemann, Archäologische Boden­      deren Bebauung 1922 mit dem Verwaltungs-
                                                        forschung                                            gebäude des Basler Elektrizitätswerks (heute
                                                        Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                                                                             IWB) einsetzte und sich bis zum Zweiten
                                                        Treffpunkt: Ecke Güterstrasse / Zwingerstrasse, beim
                                                                                                             Weltkrieg gegen das Eisenbahnareal ausdehn-
                                                        Interdiscount
                                                                                                             te. Verschiedene architekturgeschichtliche
                                                        Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
                                                       Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &     «Jahrringe» und Haustypen prägen diesen Be-
                                                        am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf        reich in anschaulicher Weise: Der Blockrand-
                                                        dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens bebauung der Ostseite mit modernen Wohn-
                                                        ½ Stunde vor Führungsbeginn!                         blocks und verbliebenen Häusern der histo-
                                                                                                             ristischen Erstbebauung steht im Westen eine
                                                                                                             städtebaulich geschlossene, von Baumgart-
Fundort Gundeldingen –                                                                                       nerhäusern bestimmte Architektur gegenüber.
Plattengräber aus dem                                                                                    Führung: Thomas Lutz, Kantonale Denkmalpflege

Frühmittelalter                                                                                          Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                                                                         Treffpunkt: Rondell bei der Einmündung Dachsfelder-
                                                                                                         strasse, Pruntruterstrasse und Erdbeergraben
Gundeldingen zählt nicht wirklich zu den                                                                 Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
Hotspots der Basler Archäologie. Allerdings:                                                             Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch & am
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts werden bei                                                           11. Sept. direkt zum Treffpunkt!
Bauarbeiten im Gundeli immer wieder Reste
von Skeletten in Gräbern gefunden, die mit
Steinplatten umfasst waren. Solche Gräber
sind typisch für das 7./8. Jahrhundert n. Chr.
                                                                                                         Fotos: Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt (Grabung);
Die Plattengräber reihen sich entlang einer                                                              Staatsarchiv Basel-Stadt, BALAIR 5366 (Flugaufnahme); Kantonale
alten römischen Fernstrasse auf, die am Fuss                                                             Denkmalpflege Basel-Stadt, Klaus Spechtenhauser
12 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

Durch die Delsbergerallee
Die Delsbergerallee gilt als eine der schönsten
und architektonisch wertvollsten Strassen
im Gundeldinger Quartier. Ihre Gebäude aus
der Zeit von 1900–1930 sind mehrheitlich er-
halten und präsentieren eine stilistische Ab-
folge vom Historismus bis zum Art déco. Be-
sondere Aufmerksamkeit verdienen das
einheitliche Erscheinungsbild und die tiefen
Vorgärten sowie die boulevardartige Anlage
mit breiten Trottoirs und dicht gepflanzten
Kastanienreihen. Die Führung bietet neben

einem Einblick in die Quartiergeschichte auch                                                        Sie in 45 Minuten vom Meret Oppenheim-
eine kritische denkmalpflegerische Beurtei-            «Boulevard» Güterstrasse                      Platz bis zur Liesbergermatte und behandeln
lung des Umgangs mit historischer Bausub­                                                            an verschiedenen Stationen die kontroversen
stanz im Spannungsfeld zwischen Bestand                Seit Jahren setzen sich Quartierorganisatio- Themen Boulevard, öffentlicher Raum, Hin-
und Wandel.                                            nen im Gundeli für ihren «Boulevard» ein: terhöfe, Stadtmobiliar, Verkehr, Einzelhandel
Führung: Führungen durch Christoph Lehmann und
                                                       für Flanierqualität, massvollen Verkehr, at- und Gastronomie; und beleuchten auch ver-
Meike Wolfschlag, Kantonale Denkmalpflege              traktive Läden, Gebäude und Hinterhöfe, ein passte Gelegenheiten. Selbstverständlich im-
Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)             Miteinander von Wohnen und Gewerbe. Was mer im Austausch mit den Teilnehmenden.
Treffpunkt: Kreuzung Güterstrasse/Delsbergerallee      erreicht und was noch zu tun ist, wo die Be-
Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-     hörden mitziehen und wo nicht, das zeigt ein Führung: Neutraler Quartierverein Gundeldingen
Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch & am   Spaziergang durch Basels längste Einkaufs- Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
11. Sept. direkt zum Treffpunkt!                                                                     Treffpunkt: Meret Oppenheim-Platz, beim Meret
                                                       strasse. Ein Architekt und ein Geograf führen
                                                                                                     ­Oppenheim-Brunnen
                                                                                                     Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
                                                                                                     Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch & am
                                                                                                     11. Sept. direkt zum Treffpunkt!

                                                                                                     Historisches Kleinod
                                                                                                     mit bewegter Geschichte

                                                                                                     Das Thomas Platter-Haus war einst Teil eines
                                                                                                     Weiherschlosses, das bereits im 14. Jahrhun-
                                                                                                     dert erwähnt wird. 1549 gelangte es in den
                                                                                                     Besitz des berühmten Humanisten Thomas
                                                                                                     Platter (1499–1582), der es in einen florieren-
                                                                                                     den Gutsbetrieb umwandelte. Neben seiner
                                                                                                     Aufgabe als Rektor des Gymnasiums auf Burg
                                                                                                     hatte Platter seine Freude an Gemüsezucht,
                                                                                                     Obstbau und Tierhaltung. Dies lassen die Brie-
                                                                                                     fe erkennen, die er seinem Sohn Felix schrieb,
                                                                                                     der zum Medizinstudium in Montpellier weil-
Führungen Gundeldingen | 13

                                                                  Gut versteckt – Ein baro-
                                                                  cker Landsitz in der Stadt

                                                                  Der Landsitz Vorderes Gundeldingen liegt
                                                                  heute versteckt hinter hohen Bäumen. 1567
                                                                  liess der Tuchhändler Hieronymus Iselin das
                                                                  Haus «von Grund auf neu aufbauen». Aus
                                                                  dieser Zeit stammen noch der Gewölbekeller

                                                                                                                und der rückseitige Treppenturm. 1710 kauf-
                                                                                                                te der Arzt Johann Rudolf Beck das Anwesen
                                                                                                                und errichtete es als sommerlichen Landsitz
                                                                                                                weitgehend neu. Dazu gehörten ein Barock-
                                                                                                                garten mit Weiher, Obstwiesen und eigene
                                                                                                                Quellen, auch ein Bauernhaus mit Scheune
                                                                                                                und Schopf sowie ein Gartenhäuschen am
                                                                                                                Hang des Bruderholzes. Erst 1925 hat man die
                                                                                                                weitläufige Liegenschaft parzelliert und be-
                                                                                                                baut. Erhalten blieb das zweigeschossige
                                                                                                                Haupthaus mit Doppelwalm, barocken Türen,
                                                                                                                Täfern und Stuckaturen samt Wendeltreppe.

                                                                                                                Führung: Frank Löbbecke, Kantonale Denkmalpflege
                                                                                                                Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                                                                                Treffpunkt: Gundeldingerstrasse, bei der Einmündung
                                                                                                                der Pfeffingerstrasse
                                                                                                                Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
                                                                                                                Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &
                                                                                                                am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf
                                                                                                                dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens
                                                                                                                ½ Stunde vor Führungsbeginn!

te. Den Charakter als Landhaus verdeutlichen
die an die Wand gemalten Fruchtgirlanden
im grossen Saal des Hauses, in dem Platter mit
zahlreichen Tischgästen zu speisen pflegte.
In den 1960er Jahren sollte der Bau abgerissen
werden, konnte aber gerettet werden. Heute
ist das eingetragene Denkmal eines der ältes-
ten Bauzeugnisse im Quartier.

Führung: Tina Ekener, Architektin und Martin Möhle,
Kantonale Denkmalpflege
Zeit: 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
Treffpunkt: Ecke Gundeldingerstrasse / Bruderholz­
strasse
Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &
am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf
dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens
½ Stunde vor Führungsbeginn!

Fotos/Abb.: Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt, Erik Schmidt,
Klaus Spechtenhauser; František Matouš; Staatsarchiv Basel-
Stadt, NEG A 1736 (Foto Vorderes Gundeldingen), BILD Falk. A 63
(Ansicht Vorderes Gundeldingen)
14 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

                                                       Neues Bauen für die Kirche
                                                        Das evangelisch-reformierte Kirchgemeinde-
                                                        zentrum Zwinglihaus wurde 1931/32 von
                                                       ­Willi Kehlstadt errichtet. Bereits 1917 hatte
                                                        ein Wettbewerb für einen neuen Kirchenbau
                                                        stattgefunden; das dem Neuklassizismus ver-
                                                        pflichtete Siegerprojekt Hans Bernoullis wur-
                                                        de jedoch aufgrund seiner zu grossen Dimen-
                                                        sionen und aus Kostengründen abgelehnt.
                                                        Der 1932 eingeweihte Bau von Kehlstadt war
                                                        dann in vielerlei Hinsicht etwas ganz ande-
                                                        res: ein in der Formensprache des Neuen Bau-
                                                        ens gestaltetes, in seiner Nutzung multifunk-
                                                        tional ausgerichtetes Gemeindezentrum mit
                                                        Pfarrhaus. Beim Eingang war beispielsweise
                                                        eine Billettkasse eingerichtet, denn im gros­
                                                        sen Saal wurden nicht nur Gottesdienste ab-
                                                        gehalten, sondern auch Kinofilme gezeigt und
                                                        Theater gespielt. Zudem gab es eine Bibliothek,
                                                        Nähzimmer und andere Gemeinschaftsein-
                                                        richtungen. Alles zu profan, zu kalt und zu
                                                        wenig würdevoll? Mitnichten, denn der Ar-
                                                        chitekt verlieh dem Zwinglihaus mit span-
                                                        nungsvollen Raumfolgen, edlen Materialien

Genossenschaftliche
­Sanierung am Tellplatz

Das markante, 1891/92 von E. Vischer & Fue-
 ter für die Centralbahn errichtete Ensemble
 der «Eisenbahnerhäuser» prägt den Tellplatz
 seit 130 Jahren. Die Typologie der Häuser ist
 bestimmt durch Kleinwohnungen, die ur-
 sprünglich von «Bähnler»-Arbeiterfamilien
 bewohnt wurden. In den vergangenen Jahren
wurden die Häuser von der heutigen Eigen-
 tümerin, der GEWONA NORD-WEST, in
­Zusammenarbeit mit Nussbaumer Trüssel
Architekten umfassend saniert und hofseitig
 mit Balkonen erweitert. Die Mansarden im
Dach wurden ausgebaut und um sechs neue
Wohnstudios ergänzt. Damit konnte gemein-
 nütziger, preisgünstiger Wohnraum im Gun-
 deli erhalten werden. Die Sanierung geschah
 mit Respekt vor dem Denkmalcharakter des
 Gebäudeensembles, wodurch der baukultu-               und sorgfältig gestalteten Details eine moder-
 relle Zeugniswert der Bauten auch für kom-            ne sakrale Ausstrahlung. Die Führung bietet
 mende Generationen erlebbar bleibt.                   Spannendes zur Baugeschichte und Hinter-
                                                       gründiges zur 2015 erfolgten Restaurierung
Führung: Lukas Gruntz, Architekt und Vorstands­        des grossen Saals.
mitglied GEWONA NORD-WEST sowie Thomas Nuss-
baumer und Markus Trüssel, Architekten                 Führung: Werner Hartmann, Architekt
Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)             Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
Treffpunkt: Tellplatz, vor Nr. 10                      Treffpunkt: Zwinglihaus, Gundeldingerstrasse 370
Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-     Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &      Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &
am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf          am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf
dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens   dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens
½ Stunde vor Führungsbeginn!                           ½ Stunde vor Führungsbeginn!
Führungen Gundeldingen | 15

Die «Kunschti»
Die Sportbewegung der 1930er Jahre führte
in Basel zur Vergrösserung und zum Neubau
mehrerer Sportanlagen. So wurde 1933/34,
zeitgleich mit dem Bau des Hallenbads Rialto,
die Kunsteisbahn Margarethen von Alfred
Widmer und Richard Calini – basierend auf
Vorstudien von Hermann Baur und Suter &
Burckhardt – errichtet. Die Anlage zeichnet
sich durch ihre Reduktion aufs Wesentliche,
die kluge Einbindung in die Topografie und
die Eleganz des auskragenden Tribünendachs
aus. Mit 6 000 m2 Eisfläche und bis zu 15 500
Zuschauerplätzen war sie grösser als die drei
Jahre ältere Dolder-Eisbahn in Zürich und ge-
hört noch heute zu den grössten Eisflächen
der Schweiz. Von Beginn weg wurde hier in
Sportvereinen Eiskunstlauf, Eisschnelllauf
und natürlich Hockey praktiziert, ab 1941
auch Curling. 1939 und 1953 fanden hier Spie-
le der Eishockey-Weltmeisterschaft statt. Doch
auch für den Freizeitsport wurde die «Kunsch-
ti» schnell zum wichtigen Anziehungspunkt
für die Stadt- und Quartierbevölkerung. Die
Führung berichtet über Geschichte, Gegen-              Das Gundeldinger Feld
wart und Zukunft der Eisbahnanlage.
                                                        Seit 1890 Jahre wurden hier Maschinen, Pum-
Führung: Conradin Badrutt, Kantonale Denkmalpflege
und Sandro Macaluso, Eismeister
                                                        pen und Kompressoren hergestellt, ehe die
Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                       Maschinenfabrik Sulzer Burckhardt 1999 die
Treffpunkt: Kunsteisbahn, Im Margarethenpark 10,       Produktion in den Fabrikhallen südlich des
Haupteingang                                           Tellplatzes einstellte. Wie weiter mit dem
Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-     ­Fabrikareal? Engagierte Akteure aus dem
Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch & am    Quartier erkannten die einmalige Chance,
11. Sept. direkt zum Treffpunkt!                        hier den lang ersehnten Traum eines Quar-

                                                                                                      tierzentrums umzusetzen. Die Vision wurde
                                                                                                      zur Realität: Unter der Regie der Kanten-
                                                                                                      sprung AG wurden ab dem Jahr 2000 die Fa-
                                                                                                      brikhallen nach und nach angepasst, sanft
                                                                                                      umgebaut und mit neuen Nutzungen belegt.
                                                                                                      Wesentliche Leitplanken waren dabei Nach-
                                                                                                      haltigkeit, Durchmischung, Integration und
                                                                                                      Quartierrelevanz. Heute nach 20 Jahren ist
                                                                                                      der lebendige Gundeldinger Feld-Mix aus
                                                                                                      Kleingewerbe, Büros, gemeinnützigen Insti-
                                                                                                      tutionen, Kultur und Gastronomie zu einem
                                                                                                      fixen Bestandteil des Quartiers geworden und
                                                                                                      strahlt weit über dessen Grenzen aus.
                                                                                                      Führung: Barbara Buser, Architektin / Baubüro in situ
                                                                                                      und Anna Buser, Ethnologin / Stadtforscherin
                                                                                                      Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                                                                      Treffpunkt: Gundeldinger Feld, Dornacherstrasse 192,
                                                                                                      im Hof
                                                                                                      Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
                                                                                                      Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch & am
                                                                                                      11. Sept. direkt zum Treffpunkt!

                                                                                                      Fotos: Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt, Peter Schulthess,
                                                                                                      Klaus Spechtenhauser; Staatsarchiv Basel-Stadt, BSL 1013 3-2-10 1
                                                                                                      (Kunsteisbahn, Foto: Hans Bertolf); Archiv Kantensprung AG
                                                                                                      (Maschinenfabrik Burckhardt)
16 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

                                                                                                       aufgefrischt, mit viel Respekt vor dem Bestand.
Wohnen im einstigen                                                                                    Energetische Optimierungsmassnahmen
­Gewerbebau                                                                                            komplettierten das gelungene Projekt, das mit
                                                                                                       sorgfältig überlegten Massnahmen ein histo-
                                                                                                       risches Wohnhaus zukunftstauglich gemacht
Der L-förmige Gebäudekomplex, ein ehema-                                                               hat, ohne ihm seinen Charme zu nehmen.
liger Gewerbebau aus der Zeit um 1900, ent-
wickelt sich tief in die Parzelle bis zu einem                                                         Führung: Isabelle Rossi, Architektin / Baubüro in situ

querstehenden Riegelbau mit Durchgang in                                                               Zeit: 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                                                                       Treffpunkt: Kleine Parkanlage vor dem Heizwerk
den Hof. Mit seiner zwölfachsigen Seitenfas-
                                                                                                       Bahnhof der IWB, Solothurnerstrasse 18
sade setzt er einen besonderen Akzent in ei-
                                                                                                       Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
nem Gebiet, das ansonsten von geschlossenen                                                            Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &
Häuserzeilen geprägt ist. Durch einen Umbau                                                            am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf
2009/10, bei dem grosser Wert auf die Bewah-                                                           dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens
rung des Bestands gelegt wurde, entstanden                                                             ½ Stunde vor Führungsbeginn!
hier qualitätvolle Wohnungen unterschied-
lichen Zuschnitts. Der stattliche Bau ist kein
Solitär, sondern gehört zu einer Gruppe von
drei ganz unterschiedlichen Gebäuden zwi-
schen Reichensteinerstrasse und Margare-
thenstrasse, in denen die Stiftung Habitat eine
Vielfalt an Wohnungstypen zu leistbaren
Mieten anbietet. Besonderes Augenmerk wur-
de beim koordinierten Umbau der Liegen-
schaften auch auf eine sorgfältige Aussen-             Mehr Tiefe zum Wohnen
raumgestaltung für das gemeinschaftliche
Miteinander gelegt; so ist aus dem ehedem als          Mehr Wohnraum unter weitgehendem Erhalt
Parkplatz genutzten Innenhof ein Begeg-                des Bestands? So geschehen an der Solothur-
nungsort für alle geworden.                            nerstrasse bei einem eher unscheinbaren
                                                       Wohnhaus von 1878, aus der Zeit der Erstbe-
Führung: Men Kräuchi, Architekt
                                                       bauung des Gundeldinger Quartiers. 2011
Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                       wurde es gegen den hofseitigen Garten um
Treffpunkt: Reichensteinerstrasse 14
Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
                                                       eine Raumschicht in Holzbauweise ergänzt,
Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &      wodurch jede der drei Wohnungen einen zu-
am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf           sätzlichen, gegen den ruhigen Garten hin
dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens   ­orientierten grossen Raum erhielt. Am Altbau
½ Stunde vor Führungsbeginn!                           wurde vor allem renoviert, ausgebessert und

                                                                                                       Gut wohnen an der
                                                                                                       ­Güterstrasse

                                                                                                       Das aus den 1950er Jahren stammende, gestal-
                                                                                                       terisch eher unspektakuläre Gebäude an der
                                                                                                       Güterstrasse 140 ist mit seiner gemischten
                                                                                                       Wohn- und Geschäftsnutzung typisch für den
                                                                                                       städtischen Bereich. Im Erdgeschoss ist neben
                                                                                                       der Durchfahrt in den Hinterhof ein Laden-
                                                                                                       lokal untergebracht, in den Obergeschossen
Führungen Gundeldingen | 17

befinden sich Wohnungen unterschiedlichen ben es ermöglicht, guten Wohnraum zu er-
Zuschnitts. Als vor einigen Jahren die Sanie- schwinglichen Mieten zu erhalten. Die sym- Hausgeschichten
rung des Gebäudes immer dringlicher wurde, pathische Patina des Hauses kann zudem
konnte 2019 der Verkauf der Liegenschaft und weiterbestehen.
                                                                                              zum ­Anfassen: Unser
somit eine folgenreiche Aufwertung verhin-
                                              Führung: Ivo Balmer, denkstatt sàrl
                                                                                              ­Bauteillager
dert werden. Die nötigen Sanierungs- und
                                              Zeit: 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
Erneuerungsarbeiten wurden in enger Zu-                                                       Während Jahrzehnten sammelte die Denk-
                                              Treffpunkt: Güterstrasse 140, im Hof
sammenarbeit mit denkstatt sàrl durchge- Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home- malpflege Bauteile aus historischen Gebäu-
führt. Minimale bauliche Eingriffe und das Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &  den, die abgebrochen wurden. Von Türen,
Recycling von Bauteilen – z. B. aus einem Ab- am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf   Fensterflügeln und Beschlägen über allerlei
bruchprojekt transferierte und mit neuen dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens Bauplastik, Firstbekrönungen und Wasser-
Elementen ergänzte Kücheneinbauten –, ha- ½ Stunde vor Führungsbeginn!                         speier bis hin zu prunkvollen Kachelöfen und
                                                                                              kompletten barocken Treppenanlagen – all
                                                                                              das ist im Untergrund des Gundeldinger Quar-
                                                                                              tiers eingelagert; am Stück oder in Einzeltei-
                                                                                              le zerlegt, aufgeschichtet, eingereiht oder pa-
                                                                                              lettiert. Die Führung ermöglicht einen
                                                                                              einmaligen Einblick in diese Arche Noah his-
                                                                                              torischer Bauteile samt spannenden Geschich-
                                                                                              ten zu ausgewählten Objekten.

                                                                                               Führung: Till Seiberth, Kantonale Denkmalpflege
                                                                                               Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                                                               Treffpunkt: Jurastrasse 4, vor dem Eingang zur
                                                                                               Migros Klubschule
                                                                                               Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
                                                                                               Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &
                                                                                               am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf
                                                                                               dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens
                                                                                               ½ Stunde vor Führungsbeginn!

                                                                                               Fotos: Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt, Tom Bisig, Till
                                                                                               ­Seiberth; Michael Fritschi, foto-werk.ch (Ansicht Reichensteiner-
                                                                                                strasse); Marc Renaud (Solothurnerstrasse); Martin Zeller
                                                                                                (Güterstrasse)
18 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

 Bahninfrastruktur trennt
 und verbindet – Zur
­Geschichte der Eisenbahn-
 planungen in Basel

Eisenbahnlinien verbinden Städte und Dör-
fer, aber sie trennen diese auch. Anhand der
planerischen und politischen Diskussionen
um die Lage und Art des Bahnhofs Basel SBB
ab Mitte des 19. Jahrhunderts und die aufwen-
dige Tieferlegung des gesamten Gleisfelds
(Projekte ab 1873) zeigt sich die Ambivalenz
der räumlichen Trennung von Quartieren
durch Bahninfrastruktur: Einerseits war die
Eisenbahn für Basel eine grosse Entwicklungs-
chance, andererseits versuchten der Kanton
und die Eisenbahngesellschaften die negati-
ven räumlichen, gesellschaftlichen und wirt-
schaftlichen Auswirkungen der Gleisanlagen
und Infrastrukturen möglichst zu minimie-

                                                                           ren. Bei der Führung entlang des Gleisfelds
                                                                           werden die Planungsgeschichte und die damit             SBB-Baukultur durch
                                                                           einhergehenden politischen Aushandlungs-
                                                                           prozesse im Kontext der städtebaulichen Ent-
                                                                                                                                  ­herausragende Architek-
                                                                           wicklung des 19. und 20. Jahrhunderts erläu-           tur: Das Stellwerk
                                                                           tert.
                                                                                                                                  an der Münchensteiner-
                                                                           Führung: SBB Fachstelle Denkmalpflege und
                                                                           SBB Immobilien
                                                                                                                                   strasse
                                                                           Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                                           Treffpunkt: Kleine Parkanlage vor dem Heizwerk         Das von Herzog & de Meuron 1998/99 errich-
                                                                           Bahnhof der IWB, Solothurnerstrasse 18                 tete Stellwerk bei der Münchensteinerbrücke
                                                                           Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-     ist eines der Wahrzeichen Basels: Dominant
Fotos: Kant. Denkmalpflege Basel-Stadt, Klaus Spechten­hauser;             Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch & am
­Albert Bruckner, Wirtschaftsgeschichte Basel, ­Zürich 1947 (Bahnareal);
                                                                                                                                  und fremd mit einer verdrehten kubischen
Archiv Kantensprung AG (Fabrikarbeiter Sulzer Burckhardt)
                                                                           11. Sept. direkt zum Treffpunkt!                       Form, fensterlos und mit Kupferbändern ver-
                                                                                                                                  kleidet, ist sein Zweck kaum verständlich. Es
                                                                                                                                  steht mitten im Gleisfeld, das die Stadt hier
                                                                                                                                  durchschneidet, und neben der München-
                                                                                                                                  steinerbrücke, die deren Teile verbindet. Das
                                                                                                                                  Gebäude ist einer von verschiedenen Infra-
                                                                                                                                  strukturbauten, die das Büro in den 1990er
                                                                                                                                  Jahren für die SBB errichtete und deren archi-
                                                                                                                                  tektonisches Image prägen sollte. 1991–1995
                                                                                                                                  entstanden auf dem Wolf das ebenfalls mit
                                                                                                                                  Kupferbändern verkleidete Stellwerk 4, Werk-
                                                                                                                                  stätten und ein Lokomotivdepot. Anlässlich
                                                                                                                                  der Führung werden diese Bauten vorgestellt,
                                                                                                                                  zudem ist ein Blick hinter die Kupferlamellen
                                                                                                                                  ins Innenleben des Zentralstellwerks möglich.

                                                                                                                                  Führung: SBB Fachstelle Denkmalpflege und Standort­-
                                                                                                                                  leitung betriebliches Anlagenmanagement SBB
                                                                                                                                  Zeit: 11, 14 und 15.30 Uhr (Dauer 45 Min.)
                                                                                                                                  Treffpunkt: Münchensteinerstrasse 115, beim Zugang
                                                                                                                                  zum Stellwerk
                                                                                                                                  Teilnahme: Anmeldung obligatorisch mit Print@Home-
                                                                                                                                  Ticket ab 4. Sept. über www.denkmalpflege.bs.ch &
                                                                                                                                  am 11. Sept. Ticket-Check-in am Infostand auf
                                                                                                                                  dem ­Meret Oppenheim-Platz – ab 8 Uhr bis spätestens
                                                                                                                                  ½ Stunde vor Führungsbeginn!
Führungen Gundeldingen | 19
20 | Europäischer Tag des Denkmals 2021

                                                     Das Bruderholz
                                   Baukultur entdecken auf kleinen und kleinsten Wegen
                                                                             Roger Ehret

 Was für ein Kontrast: Unten das dicht                  Wolke. Damals gab es hier oben noch kein gebaut, ebenfalls nach dem Vorbild der eng-
 ­bebaute Stadtquartier Gundeldingen mit                Primarschulhaus, kein Studio, keine Prome- lischen Reformarchitektur. Der Architekt des
 seinen drei markanten Längsachsen                       nade, keinen Konsumladen.»                      markanten Gebäudes mit seinen drei Wohn-
  und der Dominanz des rechten Winkels –                       Ein anderes Bauwerk, der von weither einheiten war Erwin Heman, der es noch vor
 auf dem angrenzenden Hügel gerun-                       sichtbare Wasserturm, war 1926 eingeweiht seinem Bebauungsplan für das Bruderholz
 dete, serpentinenartig angelegte Strassen,             worden, zwei Jahre bevor Lore Berger im Alter entworfen hatte, damit aber bereits klare Zei-
 viel Grün und oft auch Weitblick. Be-                  von sieben Jahren am neuen Wohnort ankam. chen für die weitere Entwicklung des Stadt-
 baut wurde Basels südlichstes Quartier                 In ihrem berührenden literarischen Werk hügels setzte. Das Haus ist auch vielen Spa-
 fast ausnahmslos im 20. Jahrhundert und                 und auch am Ende ihres kurzen Lebens sollte ziergängerinnen und Spaziergängern bekannt,
 zunächst auch von weniger Eile ge­-                     der oft als Wahrzeichen des Bruderholzes be- die den aussichtsreichen Gang über das grosse
 trieben als davor im bevölkerungsreichen                zeichnete Turm eine wichtige und tragische Feld zwischen der Sternwarte und der Wil-
 Stadtteil in der Ebene. Wer sich auf                   Rolle spielen. Lore Berger nahm sich 1943, helm Denz-Strasse schätzen. Vor rund zehn
 die Spuren der Baugeschichte des Bruder-                noch keine 22 Jahre alt, mit einem Sprung Jahren wurde der Hausteil Nummer 129 sorg-
 holzes macht, kann auf versteckten                     vom Wasserturm das Leben.                        fältig restauriert und im Innern moderat an
­Wegen spazieren. Und dabei erst noch ver-                     Das Domizil ihrer Familie am Thier- zeitgemässe Wohnbedürfnisse angepasst.
 blüffende Entdeckungen machen.                          steinerrain war keine freistehende Villa mit
                                                        Umschwung, sondern ein Reihenhaus mit
1928 zog der Basler Lehrer Louis F. Berger mit           eher bescheidenem Garten. Nach den Plänen
seiner Ehefrau und zwei Kindern von der Grel-            und Programmen, die der Ingenieur Eduard
lingerstrasse im Gellert-Quartier hinauf an             Riggenbach vom Stadtplanbureau und der
den Thiersteinerrain. Fast eineinhalb Jahr-             Architekt Erwin Heman zwischen 1900 und
zehnte später erinnerte sich seine Tochter              1913 entwickelten, sollte hier oben auch kein
Lore Berger an die Ankunft der Familie auf               neues Villenquartier entstehen, sondern eine
dem damals noch fast unbebauten Bruder-                  neuartige, von England her inspirierte Gar-
holz – in ihrem mittlerweile berühmten Buch              tenstadt mit niedrigen Wohnhäusern im
Der barmherzige Hügel, das lange nahezu ver-            ­Heimatstil. Zu den ersten baulichen Umset-
gessen war: «Wir kamen aus einem dunklen,                zungen gehörte das oberhalb des Margare-
kühlen, abweisend-vornehmen Haus des                     thenparks gelegene «Vogelnest» an der Am-
Stadtzentrums. Wir waren geblendet von der               sel-, Drossel-, Lerchen- und Starenstrasse. Die
Lichtfülle, die der Hügel über uns goss, ge-             stattlichen Wohnhäuser dort wurden von
                                                                                                         Fast so bekannt wie der Wasserturm: Das 1908 von
blendet von seinen Blumen, vernarrt in jeden            1910 an errichtet. Bereits 1908 wurde das ­Erwin Heman errichtete Wohnhaus Unterer Batterie­
blühenden Strauch, in jeden Maikäfer, in jede           Wohnhaus am Unteren Batterieweg 125–129 weg 125–129.

Das 1939 eröffnete Bruderholz-Schulhaus von Hermann Baur fand mit seiner Pavillonbauweise weltweit Beachtung.
Foto: Aviatik beider Basel, gta Archiv, ETH Zürich
Das Bruderholz – Baukultur entdecken auf kleinen und kleinsten Wegen | 21

                                                                                                                       Wurster. Sie umfasst auf einem Areal von fünf
                                                                                                                       Hektaren vier Hochhäuser, 71 Reihen-Ein­
                                                                                                                        familienhäuser, sieben kleinere Mehrfami­
                                                                                                                        lienhäuser, Autoeinstellhallen und auch ein
                                                                                                                       Hallenschwimmbad. 2004 realisierte die
                                                                                                                        Grundeigentümerin, die Christoph Merian
                                                                                                                        Stiftung, eine umfassende Sanierung.
                                                                                                                             Wer sich die Überbauung mit der höchst-
                                                                                                                        gelegenen Wohnung Basels ansehen möchte,
                                                                                                                        kann auf kleinen Wegen vom Fuss des Hügels
                                                                                                                        zu ihr hoch finden. Überhaupt lässt sich die
                                                                                                                       Baukultur des Bruderholzes sehr gut spazie-
                                                                                                                        rend entdecken. Auf stillen und oft aussichts-
                                                                                                                        reichen Wegen, die ihren Ursprung in der Zeit
                                                                                                                        haben, als der Hügel noch nicht zusammen-
                                                                                                                        hängend überbaut war und die Pioniere sich
                                                                                                                        ihre eigenen Pfade über die Felder und Wie-
                                                                                                                        sen bahnten. Wer sie in ihrer heutigen Form
                                                                                                                        begehen will, sucht sie auf «tiefenscharfen»
                                                                                                                        Stadtplänen oder auf eigene Faust. Sie führen
Helle Pavillons und Leichtigkeit als Ausdruck neuer Erziehungsideale, vorbildhaft umgesetzt im Bruderholz-Schulhaus.    durch mehr als 100 Jahre Baugeschichte: Zu
                                                                                                                        alten und neuen Reservoiren oder zum ehe-
                                                                                                                        maligen Restaurant Torre, dem früheren Café
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich                 seiner Kindheit an der Marignanostrasse ver-                Keuerleber, dessen Schutzwürdigkeit die
die Bebauung des Bruderholzes erstmals                     brachte. Im Roman Herr Adamson erinnerte                    ­Basler Regierung 2020 anerkannt und damit
etwas schneller. 1915, mitten in der für die               er sich an eine «Häuserinsel zwischen Wie-                  vor dem Abriss bewahrt hat; zum 1965 fertig-
Grenzstadt Basel besonders schwierigen                     sen und Äckern voller Kirschbäume, hinter                    gestellten Wohnhochhaus Hechtliacker, das
Kriegszeit, war die von Erwin Heman als re-                denen, tief unten, die winzigen, fernen Häu-                 selbst heute noch für Diskussionen sorgt; zu
präsentative Hauptstrasse geplante Bruder-                 ser der Stadt leuchteten.»                                   neusten Entwicklungen, etwa auf dem Areal
holzallee fertiggestellt worden. Gleichzeitig                   Noch während des Kriegs begann auf dem                  des ehemaligen Radio­studios; in Gebiete, in
auch die neue Tramlinie, die zunächst ein-                 östlichen Bruderholz der Bau der ausgedehn-                  denen das Bruderholz aktuell Verdichtungen
spurig war und ausschliesslich über den Ja-                ten Siedlungen auf dem Jakobsberg, wo Wohn-                  erfährt, die viel zu ­reden geben – und an Orte,
kobsberg auf den Hügel führte. Zur Rundlinie               genossenschaften von 1943 an vielbeachtete                   an denen man ins Staunen kommt: Weil man
wurde das Tram erst 1930, nach umfassenden                 Zeichen gegen Wohnungsnot und Spekula­                       sich der unerwartet grossen Häuservielfalt
Bauarbeiten in der Wolfschlucht. Für die Ent-              tion setzten. Den raffinierten Bebauungsplan                 auf dem Stadthügel bewusst wird. Und auch
wicklung des Bruderholzes zum beliebten                    lieferte Hermann Baur, der als bedeutendster                 auf Gebäude stösst, Reihenhäuser oder Wohn-
Ausflugsziel reichte aber bereits das erste Teil-          Architekt des Bruderholzes gilt. Von ihm stam-               blöcke zum Beispiel, wie man sie eher von
stück der Tramlinie. In der Folge entstanden               men auch verschiedene konkrete Bauten der                    anderen Stadtteilen her kennt.
auf der «Basler Rigi» mehrere Ausflugsrestau-              drei Bauetappen auf dem Jakobsberg, darun-
rants. So zum Beispiel das Restaurant Bruder-              ter das «Schlussstück», der siebengeschossige
holz (heute Stucki), das 1924 öffnete. Im sel-             Wohnblock an der Anwilerstrasse, sowie das
ben Jahr ging auf dem höchsten Punkt des                   Bruderholz-Schulhaus. Bei der 1939 eröffne-
gesamten Bruderholzes, bei der nach einer im               ten Primarschule mit Kindergarten wendete
Jahr 1815 errichteten Geschützstellung be-                 Hermann Baur erstmals im Schweizer Schul-
nannten Batterie, auch das alkoholfreie Café               hausbau das Pavillonsystem in reiner Form
Keuerleber der Schwestern Auguste und He-                  an und fand damit weltweit Interesse. 1961
lene Keuerleber in Betrieb. Der Boom, den die              besorgte Baur eine Erweiterung der Schule
neue Tramlinie und die gastronomischen An-                 um zwei Trakte; 2009/10 kam im Rahmen ei-
gebote auf dem damals noch von der Land-                   ner Gesamtsanierung ein Neubau von Engler
wirtschaft geprägten Bruderholz auslösten,                 Architekten dazu.
führte dazu, dass die Verkehrsbetriebe in den                   Im Lauf der 1950er- und 1960er-Jahre er-
warmen Monaten oft ungedeckte Sommeran-                    lebte das Bruderholz, das Wohnpioniere noch
hänger einsetzten und in schneereichen Win-                als «Kornkammer» der Stadt wahrgenommen
tern den Ansturm von Stadtflüchtigen mit                   hatten, einen wahren Bauboom. In rascher
Schlitten und Skiern zu bewältigen hatten.                 Folge entstanden zahlreiche Einzelobjekte,
     Die Landwirtschaft prägte das städtische              Villen und schlichtere Wohnhäuser. Ausser-
Bruderholz bis in die Zeit nach dem Zweiten                dem 1959–1961 die katholische Bruder Klaus-
Weltkrieg. Die wenigen Siedlungen lagen ver-               Kirche und 1962–1964 die reformierte Titus-
streut inmitten ausgedehnter Felder, wie man               kirche. Ein Bauprojekt mit neuen, auf dem                   Höher als im Sesselacker kann man in Basel nirgends
                                                                                                                       wohnen. Im Hintergrund eines der vier Wohnhochhäuser
etwa in den autobiografischen Werken des                   Hügel ungewohnten Dimensionen, entstand                     der 1966–1971 von Walter Wurster umgesetzten Wohn-
bekannten Basler Autors Urs Widmer lesen                   in den Jahren 1966 bis 1971: Die Wohnüber-                  überbauung.
kann, der 1938 geboren wurde und einen Teil                bauung Sesselacker, entworfen von Walter                    Fotos: Kant. Denkmalpflege Basel-Stadt, Klaus Spechtenhauser
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