Barbarei ist, nach der Funktion von Kultur zu fragen - Pierre Bourdieu

 
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Barbarei ist, nach der Funktion von Kultur zu fragen - Pierre Bourdieu
Barbarei ist, nach der Funktion von Kultur zu fragen.
                   Pierre Bourdieu

               JUNI
Barbarei ist, nach der Funktion von Kultur zu fragen - Pierre Bourdieu
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                 Summertime am Kulturkiosk
                 8. Juni bis 4. Juli 2021

                               Kabarett • Konzerte • Kurzfilm
                     Auftakt

                               Bidla Buh • Michael Altinger •
                               LIUN+Thescifiband • Hans Well
                               & Wellbappn • Simon & Jan •
                               Konzert & Kurzfilm • PaierValcic
                               • Hannah Weiss Group • Mathias
                               Kellner • Graceland • Virtual Leak •
                               Gankino Circus • Werner Schmid-
                               bauer • Absolutely Sweet Marie •
                               Mainfelt • Wolfgang Krebs • Sarah
                               Lesch • The Silhouettes • Goethes
                               Erben • Gala zum Independence Day
© bayern-online.de

                                                                          CMYK

www.bayreuth-summertime.de
Barbarei ist, nach der Funktion von Kultur zu fragen - Pierre Bourdieu
PIONTEKS PRÄLUDIUM
Glücklich ist...

G    lücklicherweise vergisst der Mensch schneller als
     er lernt. Nein, es ist keine Flucht in die Unwirk-
lichkeit, danach nicht mehr so schnell auf die Idee zu
kommen, dass das Unnormale für ein paar Monate
das Normale zu sein schien. Nach der Krise pflegt der
Mensch sich zu erholen – der Dichter Novalis meinte
um 1800 (einer extremen Krisenzeit), dass der Mensch
nach dem Krieg Komödien brauche. Hugo von Hof-
mannsthal hat den Novalis gern zitiert; seine eigenen
Komödien waren intelligente Theaterstücke. Eben so
sollten die Kulturfreunde es mit der Krise halten, die in
absehbarer Zeit zwar nicht vergessen, aber nicht mehr
so wichtig sein wird. Wir werden uns in der Erinnerung
daran wiedertreffen, dass die Kulturleute in den letzten
Monaten nicht ganz so gut behandelt wurden, wie sie
es verdienen. Wir werden uns im Bedürfnis nach sinn-
lich und sinnvoll ausgefüllten Musik-, Theater-, Vor-
trags und Ess- & Trink-Begegnungen wiederfinden –
nur bedauernd, dass der öffentliche Protest gegen die
Theater- und Konzerthausschließungen längst nicht
so vehement ausfiel wie der der Fußballfans gegen
ihre Aussperrung. Nichts gegen den Fußball, aber es
berührt merkwürdig, dass mehr Menschen in Kultur-
veranstaltungen als in die Spiele der Bundesliga gehen.
Stimmen wir, stimmen Sie also demnächst, wenn‘s
wieder losgeht, mit den Füßen - und an den Kassen
ab. Zeigen Sie, dass das, was uns „zum Stillstand und
zum Umdenken gezwungen“ hat (wie der Münchner
Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski sagte), nicht
eigentlich gut, aber für etwas gut war: das wiederer-
weckte Bewusstsein, dass nichts selbstverständlich ist
und dass selbst sog. kleine Kulturveranstaltungen wun-
derschön bereichernd sein können. Den Rest können
wir dann vielleicht getrost vergessen.

                                      Ihr Frank Piontek
Barbarei ist, nach der Funktion von Kultur zu fragen - Pierre Bourdieu
VIELEN DANK!
 Wir danken unseren Mäzenen für Ihr
  Engagement. Durch Sie wird der
      Kulturbrief erst möglich.

                UNTERNEHMEN

    Alexander von Humboldt Kulturforum
          Schloss Goldkronach e.V.

   Bayreuth Summertime - Friedrichsforum
             Fabio - Fashion for her
                Metzgerei Imhof
                Musica Bayreuth
         PEMA Vollkorn-Spezialitäten
              Sparkasse Bayreuth
             Steingraeber & Söhne
                Kanzlei Treibert

               PRIVATPERSONEN
       Angelika Beck - Cornelia Kilchert
     Irmintraut Jasorka - Kristina Jurosz
    Karsten Schieseck - Dieter Schweingel
          Astrid Böhmer - Toni Schug

          TITELILLUSTRATION
Matthias Ose: „Als Vincent van Gogh den leicht ange-
säuselten Jean Paul auf dem Heimweg von der Roll-
       wenzelei zufällig vor die Linse bekam.“
Nach Vincent van Gogh, „Landschaft mit Zypresse und
 Stern“, 1890, Kröller-Müller-Museum, Ortterlo, NL.
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DER KULTURBRIEF
        Feuilleton und Termine
     für Bayreuth und Umgebung
Bayreuth leuchtet           Kulturtermine
Musica Bayreuth             Einschließlich Sonderaus-
                            stellungen

Botanik
Eine Kanarische
                            Hinter den
Schönheit
                            Kulissen
Vom Zeichnen                Mark Twain
Auschnitte aus der Zeich­
enlehre von John Ruskin
                            Das alte Buch
Das neue Album              Le Keepsake Français
Wolfram Graf: Vision

                            ... war hier
Vom Grünen Hügel
                            Goethe
Dmitri Tcherniakov

Das neue Buch               Baukultur
                            Der Justizpalast
Ein Kurkrimi

Kulturvereine               Nais vom Heiner
vorgestellt:                Wenn di Siemerglockn
Deutsch-Polnische Ge­       lait
sellschaft
                            Aus Bayreuths
Stadtkultur                 Küchen
Auf alten Straßen           Hähnchenfilet und Ofen­
                            gemüse
Ein Haiku
Von Tessenka
                            Geschichten aus dem
Bibliotheken                Wald
Die Regierungsbibliothek    Der Kräuterwichtel
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„Einen Vorsprung
im Leben hat, wer
da anpackt, wo die
anderen erst einmal
reden.“
       John F. Kennedy
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KULTURTERMINE
               Bitte beachten Sie:
    Präsenztermine können kurzfristig ausfallen.

                       01.06.2021
 Flügelschlag der Romantik
 Junge Meisterpianisten der Musikhochschule Augsburg
spielen Brahms, Clara und Robert Schumann, Fanny Hensel,
Mendelssohn-Bartholdy
 19:30 Uhr
↸ Steingraeber & Söhne, Kammermusiksaal

 Kuratorenführung
 Durch Haus Wahnfried, das Siegfried Wagner-Haus und den
Neubau
 14 - 15:30 Uhr, Jeden Dienstag bis zum 29.6.
Anmeldung bis Sonntag 17 Uhr.
↸ Richard Wagner Museum

                       02.06.2021
 Themenführung „Wagners Antisemitismus
und die Folgen“
 Dr. Sven Friedrich
 18 - 19:30 Uhr
↸ Richard Wagner Museum

 Zu Wasser und zu Lande: Amphibien im ÖBG
 Führung
 17:30 Uhr Weitere Termine am 16.6. und 30.6.
↸ Ökologisch-Botanischer Garten, Universität Bayreuth
 Klavierkonzert mit Werken von Bach, Händel
und Beethoven mit Pianist Martin Stadtfeld
 Kulturfreunde Bayreuth e.V.
 17:00 und 20:00 Uhr
↸ Das Zentrum, Äußere Badstraße 7a.

                        03.06.2021
 Oliver Messiaen
 Quatuor pour la fin du temps. Nachtkonzert mit Großprojekti-
on (MUSICA Bayreuth)
 21.30 und 23:30 Uhr
↸ Stadtkirche
Barbarei ist, nach der Funktion von Kultur zu fragen - Pierre Bourdieu
KULTURTERMINE
                        04.06.2021
 Bamberger Symphoniker & Andrea Marcon
 Ein musikalischer Streifzug durch die Wiener Klassik
 20:15 -21:15 Uhr
↸ Markgräfliches Opernhaus

                        05.06.2021
 L’arte del mondo
 Sturmmusiken. Eine Reise in die faszinierende Klangwelt des
18. Jahrhunderts (MUSICA Bayreuth)
 20:15 -21:15 Uhr
↸ Markgräfliches Opernhaus

 Orgel um 12
 Orgelandacht im Rahmen der Ausstellung „100 Jahre Kirchen-
kreis Bayreuth“
 12 Uhr
↸ Stadtkirche

                        06.06.2021
 Museumsführung
 Jeden Sonntag bis zum 27.6.
 14 - 15:30 Uhr
↸ Richard Wagner Museum

 Spaziergang im ÖBG
 Sonntagsführung
 10 -11 Uhr
↸ Ökologisch-Botanischer Garten, Universität Bayreuth

                        07.06.2021
 Damaskus im Herzen und Deutschland im Blick
 Vortrag mit Maen al Darwish
 10 - 11:30 Uhr
↸ Kirchplatz 2

                        08.06.2021
 Bidla Buh - Musik-Comedy aus Hamburg. Open-Air-Konzert
 Kulturfreunde Bayreuth e.V.
 18 und 20 Uhr
↸ Kulturkiosk, Wilhelminenaue
Barbarei ist, nach der Funktion von Kultur zu fragen - Pierre Bourdieu
KULTURTERMINE
                        09.06.2021
 Michael Altinger: Rampensau ohne Bühne
 Lesung
 20 Uhr
↸ Kulturkiosk, Obere Röth. Veranstalter: Friedrichsforum

                        10.06.2021
 Ringvorlesung Jüdisches Leben in Bayreuth
 Vorstellung von Victor M. Goldschmidt, Vater der modernen
Geochemie, und seine Arbeiten zum Fundament der heutigen
Umweltwissenschaften
 18:00 Uhr
 Universität Bayreuth - Online

 Scott Brothes Duo
 Klavier und Orgel - Werke von Gershwins, Mozart, Händel und
Debussy.
 19:30 - 21:30 Uhr
↸ Stadtkirche

                        11.06.2021
 Simon & Jan: Alles wird gut
 Musik
 20 Uhr
↸ Kulturkiosk, Obere Röth, 95448 Bayreuth
 Scott Brothes Duo
 Klavier und Orgel - Werke von Gershwins, Mozart, Händel und
Debussy.
 19:30 - 21:30 Uhr
↸ Stadtkirche

                        12.06.2021
 Hans Well & Wellbappn: Didl-Dudl
 Musik
 20 Uhr
↸ Kulturkiosk, Obere Röth. Veranstalter: Friedrichsforum
 Dante, Die Göttliche Komödie
 Lesung (Aus Meisterwerken der Weltliteratur)
 11 Uhr . Am 19.6. um die selbe Uhrzeit: Rabelais,: Gargantua
und Pantagruel und am 26.6.: Petronius: Satyricon
↸ Hoheitengärtlein im Hofgarten
Barbarei ist, nach der Funktion von Kultur zu fragen - Pierre Bourdieu
KULTURTERMINE
                        12.06.2021
 Den Sängern auf der Spur - Vögel im ÖBG (mit LBV)
 Vogelkundliche Führung für Frühaufsteher
 5:30 - 7:30 Uhr
↸ Ökologisch-Botanischer Garten, Universität Bayreuth

                        13.06.2021
 Das Märchen vom Fischer und seiner Frau
 Kinderstück von Dominik Kern nach den Brüdern Grimm
 17 Uhr
↸ Bühne am Wasserturm / Eremitage

                        15.06.2021
 Reform: Dieselbe Kirche anders denken?
 Gesprächsabend mit Prof. Dr. M. Seewald, Münster
 20 Uhr
↸ KHG online oder hybrid
 Beethoven! The next level
 70 minütige Musik-und Tanzshow
 19:30 - 21:30 Uhr ; am 16.6. von 11 - 13 Uhr Schülerkonzert
↸ Oberfrankenhalle

                        16.06.2021
 Spiritueller Spaziergang mit dem Swahili Chor
 Andacht (KHG & ESG)
 19 - 20 Uhr
↸ Ökologisch-Botanischer Garten, Universität Bayreuth

                        17.06.2021
 „1892“. Gesprächskonzert am Steingraeber 200 von 1892
mit Klaviermusik aus dieser Zeit
 Ute Weyand spielt Werke von Debussy, Albéniz, Grieg, Rach-
maninov und Brahms
 19:30 Uhr
↸ Steingraeber & Söhne, Kammermusiksaal

                        18.06.2021
 Mathias Kellner: Irgendwie zu ungefähr
 Musik
 20 Uhr
↸ Kulturkiosk, Obere Röth. Veranstalter: Friedrichsforum
KULTURTERMINE
 Der Legationsrat - Jean Paul und die Rollwenzelin
 Stück von Eberhard Wagner, frei nach Jean Paul
 20 Uhr . Auch am 19., 23., 26., 27: 17:00 Uhr. und 29.
↸ Bühne am Wasserturm / Eremitage
 Lieder der Sehnsucht und irische Klangweiten
 Mit Andy Lang and friends
 19 Uhr
↸ Evangelische Stadtkirche Goldkronach

                        19.06.2021
 Tag des guten Lebens 2021
 Stadtgestaltung, Transformation, das gute Leben
 13:30 - 20 Uhr
↸ Gelände beim Rathaus II im Kreuzviertel

                        20.06.2021
 Graceland – A Tribute to Simon & Garfunkel
 Musik
 17:30 Uhr
↸ Kulturkiosk, Obere Röth. Veranstalter: Friedrichsforum

                        21.06.2021
 Salut Salon
 Die Magie der Träume (MUSICA Bayreuth)
 19:30 -21:30 Uhr
↸ Markgräfliches Opernhaus
 Live im Schokogarten
 Antifolk aus Nürnberg von Mäkkelä & John Steam jr. & The
Black Elephant Band
 19 -21Uhr
↸ Schokofabrik

                        22.06.2021
 Arman Depperschmidt/Klavierklasse Prof. Michael Wessel
 Klavierabend mit Werken von Schumann, Beethoven, Brahms
und Prokofjew
 19:30 Uhr
↸ Steingraeber & Söhne, Kammermusiksaal

                        24.06.2021
 Gankino Circus: Bei den Finnen
 Musik
 20 Uhr
↸ Kulturkiosk, Obere Röth. Veranstalter: Friedrichsforum
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KULTURTERMINE
                         24.06.2021
 Junge Meisterpianisten der Hochschule für Musik Franz
Liszt in Weimar
 Klavierabend
 19:30 Uhr
↸ Kammermusiksaal Steingraeber & Söhne
 DUEL
 Klassik Comedy
 20 - 21 Uhr
↸ Panzerhalle Bayreuth

                         25.06.2021
 Werner Schmidbauer: Bei mir
 Musik
 20 Uhr
↸ Kulturkiosk, Obere Röth. Veranstalter: Friedrichsforum

                         26.06.2021
 Immer dieses Theater!
 Lustige Szenen von Shakespeare, Goethe, Kishon und anderen
 20 Uhr
↸ Eremitage, Römisches Theater

                         27.06.2021
 Serenaden an der Schlosskirche
 Kostenloses Freiluftkonzert mit Werken von Brahms, Haydn
und Mozart. Veranstalter Kulturfreunde Bayreuth e.V.
 19 - 21 Uhr
↸ Schlossterrassen, Schlosskirche und Schlossberglein

                         29.06.2021
 Führung durch die Bayreuther Synagoge
 Führung zum Thema Judentum in Deutschland
 20 Uhr
↸ Bayreuther Synagoge

                         30.06.2021
 Führung zu Cosima Wagner
 Mit Melanie Möbius. Jeden Mittwoch
 17 - 18:30 Uhr
↸ Richard Wagner Museum
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       Opernstraße 24-26 (neben Engin´s Ponte) | 95444 Bayreuth
Rufen Sie uns an: 0921 69481 | www.fabio-bayreuth.de | Mo-Sa: 10-18 Uhr
                              fabio_bayreuth
SONDERAUSSTELLUNGEN

                     Di-So 10-17 Uhr
 Kunstmuseum
 Plakatmuseum im Kunstmuseum Bayreuth – Die Bunte Welt
der Musik
↸ Altes Rathaus, Maximilianstr. 3

 Kunstverein
 105. Kabinettausstellung: Cornelia Morsch
↸ Altes Rathaus, Maximilianstr. 3

 Richard-Wagner-Museum
 rosalie und wagner. licht – mythos – material
Besuche nur mit Terminbuchung am Vortag (Tel. 0921 75728-16
oder an kasse@wagnermuseum.de)
↸ Richard-Wagner-Str. 48

 Urwelt-Museum Oberfranken
 Faszinierende Kristallwelt - Calcite aus der Sammlung Weiß-
negger. Terminbuchung während der Öffnungszeiten und
2 Stunden vor dem Besuch (Tel. 0921 511211 oder
anmeldung@urwelt-museum.de)
↸ Kanzleistrasse 1

                     Di-Fr 10-18 Uhr
 RW21 Stadtbibliothek
 40 Jahre Studiobühne Bayreuth. Theaterfotos, Dokumente
und Erinnerungen von Karlheinz Beer. Künstlerische Arbeit –
Skizzen, Entwürfe, Modelle zu Bühnenbildern und Kostümen
 Bis 25. Juni. Di-Fr, 10-18 Uhr
↸ Richard-Wagner-Str. 41

   Die Termine liegen in der Verantwortung der Veranstalter.
      Der Kulturbrief ist von der Haftung ausgeschlossen.
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                                                       04
                    03               21.30
                                                       JUN          18.00
                                                                    20.15
                    JUN
                                     23.30

                             GROßPROJEKTION
          NACHTKONZERT MIT

 STADTKIRCHE BAYREUTH                         MARKGRÄFLICHES OPERNHAUS

 Ensemble                                     Bamberger
 Kontraste.                                   Symphoniker.
 MESSIAENS ENDZEITQUARTETT                    WIENER KLASSIK

                                                               21
                                                              JUN
         18.00                                                            19.30
20N      20.15
JU

 MARKGRÄFLICHES OPERNHAUS                     MARKGRÄFLICHES OPERNHAUS

 Bad Reichenhaller Salut Salon.
 Philharmoniker.   DIE MAGIE DER TRÄUME

 BARBER, POULENC, MENDELSSOHN

                                                                 0
         8&9                                                 18.0 0
                        19.30                                 20.3
          JUL
                                                29
                                                 JUL

 MARKGRÄFLICHES OPERNHAUS                     SEEBÜHNE IN DER WILHELMINENAUE

 Pastorelle en                                Klazz Brothers &
 musique.                                     Cuba Percussion.
 SZENISCHE OPER                               KLASSIK MEETS KUBA
 VON G. PH. TELEMANN                          AUF DER SEEBÜHNE

                                                                       60 JAHRE
                                                                        1961-2021
WAR HIER: GOETHE

A   uch er war hier. Vom 15. auf den 16. Juni 1790 über-
    nachtete er „in einem guten Gasthof, die Sonne“,
um am nächsten Tag weiterzureisen. Wir verdanken
die Kenntnis dem Fräulein Louise von Göchhausen,
der Hofdame der Anna Amalia von Sachsen-Weimar,
von der gemeinhin zwei biographische Einzelheiten
bekannt sind: dass sie bucklig war, und dass sie uns die
einzige zeitgenössische Abschrift der ersten Fassung des
Faust, also den Ur-Faust, überliefert hat. Wie aber kam
Goethe nach Bayreuth? 1790 ereilte ihn der Befehl
seiner Fürstin, die gerade in Italien weilte, ihr entge-
genzureisen. Goethe traf Anna Amalia in Venedig und
brach Anfang Juni mit ihr und einer Reisegesellschaft
von 14 Personen auf, um nach Weimar zurückzukeh-
ren. Was tat er am Vormittag? Es wurde beschloßen wohl
auszuruhen und erst nach 12 Uhr abzugehen. Es kam der
Hr. v. Imhof, Bergamtmann, mit seiner Frau, und Toch-
ter und den Ernst Imhof zur Herzogin, es wurde viel von
denen Veränderungen in Anspach gesprochen. Nach dem
Eßen gingen wir ab. Man reiste am Nachmittag ab, um
nach der Fahrt durch die Vorstadt St. Georgen über
Berneck und Münchberg (eine „hüpsche Gegend“, wie
die Göchhausen schrieb) gen Norden zu fahren. Goe-
thes Aufenthalt währte also kaum einen Tag. Leider ist
das Hotel, in dem er nächtigte, nicht mehr erhalten:
das Gasthaus „Zur goldenen Sonne“ in der heutigen
Richard-Wagner-Str. 4. Goethe hat Bayreuth nie wie-
der gesehen, wenn er sich auch später immer wieder in
der Hofer Gegend aufhielt – doch an den Aufenthalt
eines der größten deutschen Dichter erinnert eine Ge-
denktafel am Nachfolgebau des Gasthofs.
                                           Frank Piontek
IM BILDE

Bilderrätsel: Wo ist das zu finden?
BAYREUTH LEUCHTET

Bayreuth leuchtet – in naher Zukunft

A   m 3. Juni wird Bayreuth nicht nur bildlich, son-
    dern auch in Bildern leuchten – denn das Festival
MUSICA BAYREUTH bietet einen außergewöhnli-
chen, multimedialen Konzertabend an. Während das En-
semble Kontraste ein Hauptwerk der Kammermusik des
20. Jahrhunderts spielt, wird der Zuschauer auf Licht-
und Videoprojektionen schauen, die von Christoph
Brech in die Bayreuther Stadtkirche gebracht werden. Im
Mittelpunkt des Abends steht Oliver Messiaens Quatu-
or pour la fin du temps, das „Quartett für das Ende der
Zeit“. Der junge Komponist, einer der herausragenden
Musiker Frankreichs, komponierte es mitten im Krieg –
und mitten in einem deutschen Kriegsgefangenenlager,
dem STALAG VIII A bei Görlitz. Messiaen saß während
der Uraufführung im Jahre 1941 vor den Lagerinsassen
am Klavier, seine Freunde an Klarinette, Violine und
Violoncello. So entstand ein beseeltes Werk, geschrieben
von einem tief gläubigen Komponisten. „Note für Note
atmet die Musik des Quartetts tiefste Gläubigkeit und
Spiritualität, sie vermittelt eine Vision der Endzeit, die
keinesfalls im Nichts endet und nie vom Glauben an das
ewige Heil abfällt – eine Klangsprache, die gerade in der
aktuellen Zeit substanziell erscheint“, wie es auf der Seite
der MUSICA heißt. Sie ist, anlässlich des 70. Jahrestags
der Uraufführung, zweimal zu erleben: am 3. Juni um
21.30 und um 23.20.
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           Herzliche Einladung zu:

   „Lieder der Sehnsucht und
       irische Klangweiten
   mit Andy Lang & friends“
 (Sibylle Friz, Cello und Wolfgang Rieß, Bass und Doppelbass)

          am Freitag,
 18. Juni 2021 um 19.00 Uhr
in der Evangelischen Stadtkirche Goldkronach

       Das Konzert findet unter Einhaltung aller
          Corona-bedingten Vorgaben statt.
           Teilnahme nur nach telefonischer
          Anmeldung unter: 09241 / 48 58 59 2

                 www.humboldt-kulturforum.de
IN NAHER ZUKUNFT

In naher Zukunft

E   s sieht gut aus – zumindest mit Freiluftveranstal-
    tungen. So wird die Bayreuther Summertime eine
Neuauflage erfahren. Im Mittelpunkt steht wieder der
Kulturkiosk an der Seebühne in der Wilhelminenaue;
zur Stunde plant man dort bis in den Juli hinein: mit
Jazz, Pop und Rock – und im Juli und August wird‘s
dann hoffentlich wieder heißen: Bayreuth wird klas-
sisch! So wie bei Steingraeber, wo ein reiches Klavier-
und Theaterprogramm (in Steingraebers Hoftheater)
für ein musikloses Frühjahr entschädigt: mit Elisabeth
Leonskaja wie jungen und alten Meisterpianisten.
Schließlich werden auch die Bayreuther Festspiele über
die Bühne gehen: mit einer Neuinszenierung des Flie-
genden Holländers und einigen wagnerischen Kunst-
und Theaterprojekten, die außerhalb der Grenzmauern
des Festspielhauses über diverse Bühnen gehen werden.
KULTURVEREINE

Deutsch-Polnische Gesellschaft

V   on Bayreuth aus ist Polen zwar nicht ganz so
    schnell erreichbar wie von Berlin. Dennoch gibt
es beste Gründe, sich dem Nachbarland zu widmen –
2003 war es die in Bayreuth lebende Polin Barbara Sa-
barth, die den Kreis der Internationalen Gesellschaften
um eine neue erweiterte, weil in Bayreuth inzwischen
so viele Polen lebten, dass sich eine Gründung lohn-
te. Das Programm ist klar: „Zweck und Aufgabe des
Vereins ist: Förderung der Verständigung zwischen den
Bevölkerungen Polens und Deutschlands durch Pfle-
ge der zwischenmenschlichen Beziehungen auf kul-
turellem, sozialem, politischem und wirtschaftlichem
Gebiet.“ Gerade in den Zeiten, in denen sich die pol-
nische Politik zunehmend gegen die demokratischen
Werte des Westens und der EU abschließt, stiftet die
Begegnung zwischen der älteren und der neueren pol-
nischen Kultur und ihren Vertretern interessante Ver-
bindungen, die wichtiger sind als das, was gerade in
Polen über die politische Bühne geht. Eben deshalb
war auch – eine der letzten großen Veranstaltungen
vor Corona – der Vortrag von Rafał Dutkiewicz so fes-
selnd. Dutkiewicz, der 2002-2018 Oberbürgermeister
von Breslau / Wroclaw war, sollte vier Wochen nach
seinem Bayreuther Auftritt im Plenarsaal des Deut-
schen Bundestages die offizielle Rede zum Volks-
trauertag halten. Fragt man die damalige und jetzige
Vorsitzende, welche zwei oder drei Veranstaltungen be-
sonders wertvoll und bemerkenswert waren, bekommt
man gleich mehrere Antworten: z.B. 2018 das Jubilä-
umskonzert im Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium
aus Anlass des 100. Jahrestages der wiedererlangten
polnischen Souveränität, also Staatsgründung, fünf
Jahre zuvor das Konzert zum 10jährigen Jubiläum der
DPG in der Städtischen Musikschule, wobei für die
Bayreuther die Aufführung von Wagners Polonia-Ou-
vertüre ebenso wichtig war wie der Besuch des polni-
schen Botschafters und ein Vortrag des ehemaligen OB
Dr. Dieter Mronz. Die Verbindungen zur Politik sind
auch sonst gut: schon 2006 war der Botschafter zusam-
men mit der polnischen Generalkonsulin zu Gast im
Internationalen Zirkel. Kommen hinzu Studienreisen
(mit Opernbesuch!) nach Breslau und Krakau, wäh-
rend polnische Neu- oder Altbürger die Gelegenheit
erhalten, ihrerseits die Kulturlandschaft der Bayreuther
Region und der Oberpfalz kennenzulernen. Dafür fuh-
ren dann einige Bayreuther zu den Masurischen Seen,
um zu segeln und die Erinnerungsfotos zu einer Aus-
stellung zu vereinigen. Im Grunde stehen alle diese
Kultur-Aktivitäten unter dem Stichwort „Europa“; die
Beteiligung am Neudrossenfelder Europafest ist kein
Zufall. Barbara Sabarth weiß, dass der große Dichter
Josef von Eichendorff, dem man sich in einer deutsch-
und polnischsprachigen Veranstaltung mit Klavier-
liedern gewidmet hat, zwischen dem alten Schlesien,
dem neuen Polen und dem heutigen Deutschland gut
vermitteln kann. Bei all diesen Veranstaltungen wird
die deutsch-polnische Geschichte nicht weißgewa-
schen, sondern aufgearbeitet: „Es gab“, erinnert sich
die Vorsitzende, „eine schöne Veranstaltung mit jun-
gen Leuten: ‚Die Kriegskinder erzählen.‘ Einige deut-
sche und polnische Frauen erzählten, wie sie als Kinder
das Kriegsende erlebt haben. Es war am 8. Mai 2015,
die Frauen haben Blumen bekommen, auch ich: stell-
vertretend für eine Frau, die nicht da sein konnte, aber
ich habe ihre Geschichte erzählt“. Da wundert es einen
nicht mehr, einen Abend mit polnischen Schriftstel-
lern jüdischer Abstammung, mit polnisch-irakischen
Themen (und Bauchtanz und vielen Flüchtlingen als
Zuschauer) und mit der Deutsch-Türkischen Gesell-
schaft über 600 Jahre polnisch-türkischer Beziehungen
(mit polnischer und türkischer Tanzgruppe und eben-
solchem Essen) zu entdecken. Wie überhaupt bei der
DPG, neben der Literatur (verstanden als Poesie), die
Musik eine wichtige Rolle spielt. „Polen mit allen Sin-
nen“: so hieß 2004 eine der ersten Veranstaltungen der
Kulturgesellschaft. Was immer schön und wichtig ist,
bringt das jährliche Bürgerfest an die Öffentlichkeit,
denn auch die DPG ist dort, wie auf dem Weinfest, mit
einem Stand und den typischen Köstlichkeiten vertre-
ten. Die Zuneigung zu einem Land geht bekanntlich
ja auch durch den Magen – so wie das polnische Weih-
nachtsfest mit seinen kulinarischen Kulturgütern, die
bald wieder im Zirkel auf die Tische gestellt werden
können.
                                         Frank Piontek

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Zutaten:
400 g Hähnchenfilet, 600 g Karotten, 2 Bund Früh-
lingszwiebeln, 2 rote Spitzpaprika. Etwas Olivenöl, Salz
und Paprikapulver. Für die Soße: ca. 5 g Ingwer, ½ Li-
mette, 1 EL Sojasoße, 1 TL Honig, 90 g Erdnussbutter.

D   en Backofen auf 190 Grad Umluft vorheizen und
    zunächst den Dip zubereiten: Dazu den Ingwer sehr
fein reiben und mit Limettensaft, Sojasoße, Honig und
Erdnussbutter verrühren. Am Schluss noch 3 Esslöffel
Wasser untermischen. Anschließend die Karotten schä-
len, halbieren und der Länge nach vierteln. Die Wurzeln
und vertrockneten Teile der Frühlingszwiebeln abschnei-
den. Zunächst die Karotten auf ein mit Backpapier aus-
gelegtes Backblech legen, mit Olivenöl vermengen, salzen
und in den Backofen geben. Nach ca. 10 Minuten die
Frühlingszwiebeln und die Spitzpaprika dazulegen und
weitere 15 bis 20 Minuten lang backen. In der Zwischen-
zeit die Hähnchenfilets in 1 cm dicke Scheiben schnei-
den, mit Paprikapulver würzen, pro Seite ca. 4 Minuten
in Olivenöl braten und warm stellen.
Das Ofengemüse kann natürlich auch ohne Fleisch als
Vorspeise oder leichtes Sommergericht serviert werden.
Guten Appetit!
                                        Cornelia Kilchert
HINTER DEN KULISSEN

Mark Twain

Am Schrein des Heiligen Wagner
Bayreuth, den 2. August 1891

E   s war in Nürnberg, als wir uns inmitten einer Flut
    von musikverrückten Fremden wiederfanden, die auf
Bayreuth zurollten. Es war lange her, dass wir eine sol-
che Menge aufgeregter und sich abquälender Menschen
gesehen hatten. Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis
sie alle in den Zug verfrachtet und sortiert waren - und
es war der längste Zug, den wir bisher in Europa gese-
hen hatten. Seit etwa zwei Wochen widerfährt Nürnberg
ein paar Mal am Tag dieses Schauspiel. Es vermittelt
einem das beeindruckende Gefühl von dem Ausmaß
dieser alle zwei Jahre stattfindenden Wallfahrt. Denn
eine Pilgerfahrt ist das, was sie ist. Die Anhänger kom-
men aus den entferntesten Ecken der Welt zusammen,
um ihren Propheten in seiner Kaaba in seinem eigenen
Mekka zu verehren. Wenn Sie in New York oder San
Francisco oder Chicago oder sonst wo in Amerika le-
ben und Mitte Mai beschließen, zweieinhalb Monate
später die Bayreuther Oper zu besuchen, müssen Sie
sich augenblicklich darum kümmern und telegrafieren,
sonst bekommen Sie keine Plätze, und für eine Un-
terkunft müssen sie ebenfalls telegrafieren. Wenn Sie
dann Glück haben bekommen Sie Plätze in der letzten
Reihe und eine Unterkunft am Rande der Stadt. Wenn
Sie aufhören sich zu bemühen, bekommen Sie nichts.
Als wir uns in Nürnberg aufhielten, trafen wir auf viele
Leute, die ihre Pilgerfahrt angetreten hatten, ohne sich
vorher Plätze und Unterkunft zu sichern. Sie fanden
weder das eine noch das andere in Bayreuth. Sie durch-
streiften eine Weile die Straßen von Bayreuth, fuhren
zurück nach Nürnberg fanden auch dort weder Betten
noch Aufenthaltsräume, waren die ganze Nacht durch
die malerischen Gassen gelaufen, darauf wartend, dass
die Hotels öffneten und ihre Gäste in die Züge ent-
luden, um so für sie, die vom Schicksal geschlagenen
Glaubensbrüder und -schwestern Platz zu machen. Sie
hatten bereits eine dreißig- bis vierzigstündige Eisen-
bahnfahrt auf dem europäischen Kontinent ertragen
- mit allem, was das an Mühen, Müdigkeit und finan-
zieller Verelendung mit sich bringt - und alles, was sie
dafür bekommen hatten und bekommen sollten waren
Geschicklichkeit und Treffsicherheit, über die eigenen
Füsse zu fallen, erworben durch praktische Übungen
in den Seitengassen der beiden Städte, derweil andere
Leute in ihren Betten schlummerten. Und obendrein,
um ihre fromme Mission gebracht, mussten sie die un-
sägliche Rückreise antreten. Diese gedemütigten Aus-
gestoßenen hatten den mürrischen Blick und das un-
gebürstete und bedauernswerte Aussehen von nassen
Katzen. Ihre Augen waren glasig vor Schläfrigkeit, ihre
Körper wirkten, vom Scheitel bis zur Sohle, zusam-
mengesunken. Und alle gutherzigen Menschen unter-
ließen es, sie zu fragen, ob sie in Bayreuth gewesen sei-
en oder den Anschluss verpasst hätten, da sie wussten,
dass sie lügen würden.
                                Textauswahl: Stephan Jöris

Auszug aus: „Am Schrein des Heiligen Wagner“ - Erschie-
nen in der ‚New York Sun‘ am 6. Dezember 1891.
Mark Twain (1835-1910) bricht im Juni 1891 mit sei-
ner Familie zum wiederholten Male nach Europa auf und
verbringt die nächsten drei Jahre vorübergehend dort; ein
halbes Jahr lang auch Bayern und besucht 1891 mehrere
Vorstellungen der Bayreuther Festspiele. Buchempfehlung:
Mark Twain in Bayern - Erzählungen, Reiseberichte,
Briefe Allitera Verlag ,München 2016
VOM ZEICHNEN

B   ei jeder Landschaft gibt es viele Dinge, die, wenn
    überhaupt, nur von vollendeten Künstlern ge-
zeichnet werden können, und doch sind es fast immer
gerade diese Dinge, worauf sich ein Anfänger stürzt;
oder, wenn nicht eben diese, dann etwas, was ihm zwar
gefällt, sich dabei aber überhaupt nicht für eine Dar-
stellung eignet, und woran er selbst, hat er es einmal
gezeichnet, wenig Freude haben wird. Zum Schutz
vor diesem typischen Anfängerfehler können die fol-
genden Warnhinweise ganz nützlich sein: 1. Zeichne
nichts, was in dir angenehme Gefühle weckt oder bloß,
weil du es liebst, außer du findest gerade nichts anderes
zum Zeichnen.

John Ruskin. In „Grundlagen des Zeichnens“. Aus dem
Englischen von Helmut Moysich. Dieterich`sche Verlags-
buchhandlung, Mainz 2019.

                       HAIKU
          Als es sich vollfraß,
        Da war des Pferdes Auge
          So voller Sanftmut.
                       Tessenka
DAS NEUE ALBUM

Wolfram Graf: Vision

K    langflächen und nervöse Begegnungen, meditative
     Einsichten und Schlagzeugkaskaden, lange Linien
und Eruptionen: Grafs Vision bündelt vier durchaus ver-
schiedene Stücke zu einem Großwerk, beginnend mit
einem Cellosolo, übergehend in ein Violinsolo, kulminie-
rend in einem knapp halbstündigen, packenden Konzert
für Violine, Schlagwerk und Streichorchester, mündend
in einen kurzen fröhlichen Ausklang: einer typischen Zu-
gabe. Wolfram Graf, einst Student in Bayreuth, lebend
in Hof, Leiter des Bayreuther Festivals Zeit für Neue Mu-
sik, spricht verschiedene Sprachen, aber zusammenge-
halten wird die meist bei Steingraeber eingespielte Suite
vom Hang zur kontrollierten Einfachheit. Sekundschritte
und Terzen reiben sich so lange im Vision-Konzert an-
einander, bis es kracht. Den Einstig macht der Ich-Blick
1, eine Themenaufstellung für Violoncello, die den Hö-
rer in jene Regionen treibt, in der Musik und Beisichsein
gleich werden. Tobias von der Pals und der Geiger Florian
Meierott treffen sich nach dem Geigensolo Bestimmung
terzennah im tänzerischen Notturno Little Mermaid‘s litt-
le Melody. Grafs Melodien bestehen nicht aus Schlagern,
sondern aus Bewusstseinszuständen, die zu Rhythmus
und zartem wie rauem Klang werden. Die Vision öffnet
den Himmel in einen Bereich, in dem die Stimmen sich
schmerzhaft-schön überlagern – bevor die Violine uns in
einen Himmel entlässt, der nur von der Musik beschrie-
ben werden kann.
Wolfram Graf: Vision. Violinkonzert und Solowerke. Label:
audiotransit.                                Frank Piontek
DAS ALTE BUCH
Le Keepsake Français

E   in Ausschnitt aus den Memoiren des Prince de Lig-
    ne, ein Gedicht von Émile Deschamps, eine Ode
und ein Gedicht an die französische Jugend von Vic-
tor Hugo, ein Aufsatz über Lord Byron und Thomas
Moore, eine Conte fantastique und ein Text über die
Stadt Dieppe von Charles Nodier, ein Chanson von
Béranger, ein Gedicht A Marie von Jules Janin, ein
Fragment von Monsieur Sainte-Beuve, Le Malheur
von Alfred de Vigny, eine Erzählung von Stendhal, ein
Widmungsgedicht von Madame Desbordes-Valmo-
re, die Derniers Moments de Francois Ier von Alfred de
Musset, ein Reichenau-Gedicht von Alexandre Dumas
d.Ä., ein Souvenir de la Sicile von Alphonse de Lamar-
tine, einige Briefe von Madame de Stael – dies sind nur
die Werke der bekanntesten Autoren, die sich 1831 in
einem Band der populären Reihe Le Keepsake Français
zwischen Einbänden, die mit meergrünem Moiré be-
spannt wurden, finden ließen. Dazugeheftet (und the-
matisch integriert): einige Stahlstiche, u.a. von William
Turner, nach französischen und englischen Vorlagen –
die junge Rosamond Croker, verewigt vom berühmten
Porträtisten Thomas Lawrence entzückt heute ebenso
wie die hübsche Schweizerin aus der Werkstatt des mit
Delacroix befreundeten Alexandre-Marie Colin: auch
er ein beliebter Maler, ein Verfertiger vieler Genre-Sze-
nen, die lange als kitschig galten und im Zeitalter der
Wiederentdeckung der französischen Romantik und
der Salon-Kunst wiederentdeckt wurden. Ein Camil-
le Roqueplan gilt heute als Wegbereiter der späteren
Schule von Barbizon – so wie Victor Hugo zu den
wichtigsten Vertretern der Romantik gehörte, bevor er
mit Les Misérables einen bedeutenden sozialkritischen
Roman veröffentlichte.
Das französische Andenken – wie der Titel des Buchs
übersetzt werden muss – erfreute sich seinerzeit größ-
ter Beliebtheit. Seit 1830 kamen die Anthologien nach
dem Vorbild des seit 1828 veröffentlichten The Keepsa-
ke auf den französischen Markt, wobei den beliebten
(und modernen) Autoren, unter denen einige noch
heute bekannte Frauen herausragen, die Werke der
ebenso beliebten Maler, von denen die feinen Stiche
wenigstens einen schwarzweißen Eindruck geben, an
die Seite gestellt wurden. So changierte die Buchreihe
reizvoll zwischen Kommerz und Kunst, also qualität-
voller Unterhaltung. Zwischen dem Widmungsgedicht
an die Königin Marie-Amélie und den Scenes fantas-
tiques des Jules Lacroix war viel Platz für das Sentiment
und den Bericht, das Gedicht und die Prosa. Wenn
man sich mit Richard Parkes Boningtons Don Qui-
jote in die Bücher und Camille Roqueplans neugieri-
gen Frauen über die geheimen Briefe beugt, bekommt
man eine Ahnung vom Reiz der schönen Literatur, die
durch die gelungene Bild-Text-Montage nur verschö-
nert wird: von den lesenden Damen auf dem Fronti-
spiz über die sinnende Schweizerin und dem Eintritt
in die Kirche (eine historisierende Opernszene nach
dem Geschmack der Zeit) zu einer religiösen Szene im
landschaftlichen Genrestil. Mit einem Wort: eine rei-
che Erinnerung an die französische Almanach-Kultur
des 19. Jahrhunderts.
Le Keepsake Français pour 1831 wird zur Zeit nicht im
deutschen Internet-Antiquariatshandel angeboten. Bei
Breuer & Sohn kann man eines der sehr seltenen Ex-
emplare des Buchs erwerben.
Le Keepsake Français pour 1831. Whittaker, Tracher &
Arnot, London / Giraldon-Bovinet et. Co, Paris, 1831.
Gebunden, mit Moiré bespannt. 17 Stahlstiche (nach
Vorlagen von Colin, William Turner, Johannot, Roque-
plan, Thomas Lawrence u.a.) auf Tafeln hinter Seiden-
papier. Frontispiz mit Stahlstich. Goldschnitt, vergoldetes
Rückenschild. 302 Seiten. Format: 19 x 12,5. Preis auf
Anfrage.
                                            Frank Piontek
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klavierhaus-steingraeber.de
STADTKULTUR

Auf alten Straßen durch die Region

W     ir lieben die Ordnung. Sicher, in Anbetracht
      mancher vom Home-Office-Siegeszug mit Pa-
pier und Unterlagen überhäuften Schreibtische scheint
diese Aussage auf den ersten Blick recht abwegig zu
sein. Aber dennoch braucht der Mensch eine gewisse
Struktur, um sich an ihr zu orientieren und eine tiefer-
gehende Logik zu erkennen. In der Geschichte ist dies
durch die „Chronologie“ möglich, mit deren Hilfe die
abertausenden Handlungsstränge der Vergangenheit in
eine aufeinander aufbauende Folge gebracht werden
können. Manches mal aber spielt uns die starre Kon-
zentration auf „das Logische“ einen Streich, da sich
Entwicklungen eben nicht immer direkt aneinander
anschließen oder gegenseitig bedingen, sondern in vie-
len Fällen schlicht und ergreifend „passieren“.

Auch bei der Besiedlung unserer Heimat sind „Logik“
und historische Realität zwei komplett unterschiedli-
che Dinge. Logisch nämlich wäre gewesen, wenn sich
Menschen in die karge Landschaft gewagt, hier ihre
Siedlungen und Dörfer gegründet und sie anschlie-
ßend durch Straßen miteinander verbunden hätten.
Tatsächlich aber lief die „Landnahme“ genau umge-
kehrt ab, was noch vor einigen Jahrzehnten für hand-
feste Streitereien in der Heimatforschung gesorgt hat.
Schon in der karolingischen Zeit haben, das wissen
wir mittlerweile, erste Straßen die Region durchzogen,
doch verbanden sie keineswegs lokale Weiler und Städ-
te miteinander, sondern entfernter liegende Räume.
Von West nach Ost und von Nord nach Süd zogen die
Reisenden damals auf Trassen, die sich durch ihre Nut-
zung von selbst entwickelt hatten. Es gab also keinen
Plan - und damit auch keinerlei logische Überlegung
- zu ihrem Bau, sondern sie folgten schlichtweg den
natürlichen Begebenheiten. Es war also die Landschaft,
die den Menschen vorgab, wie sie durchquert werden
wollte, wo es Berge gab, die man meist durch ein Strei-
fen entlang der Hänge passierte und wo seichte Stellen
in Flüssen oder Bächen die Anlage von „Furten“ er-
möglichten.

In jenen Jahren gab es abseits dieser Strukturen so gut
wie keine menschliche Existenz in Fichtelgebirge und
Frankenwald, von einigen wenigen Siedlern, die sich
in die dichten Wälder vorgewagt hatten, einmal ab-
gesehen. Grund dafür war wiederum die Landschaft,
die sich vehement gegen nachhaltige Bewirtschaftung
wehrte: Das Klima war aufgrund der Mittelgebirgslage
kalt, im Vergleich zu Bamberg waren die Temperaturen
mehrere Grad kühler (an dieser Stelle mögen manche
überrascht die Augenbraue lüpfen, da es bis heute so ge-
blieben ist) und auch der Boden aus anstehendem Gra-
nit und anderen zerklüfteten Gesteinen, die weniger
Grundwasser aufzunehmen vermögen, tat sein Übri-
ges. Daher um- oder durchzog man die Landschaft
zwar, doch ließ man sie möglichst schnell hinter sich.

Nachdem im Laufe des Hochmittelalters auch der
Handel zugenommen hatte, was die Macht und den
Einfluss der frühen Markt-Metropolen stärkte, führte
der gesteigerte Verkehr auf den Altstraßen zu immer
ernsteren Problemen. Durch ihre fehlende Befestigung
gruben sie sich an manchen Stellen tief in den Boden
ein und wurden, sobald Schnee und Regen einsetzten,
richtiggehend ausgewaschen, was zu den typischen
„Hohlwegen“ führte, die man bis heute hie und da er-
kennen kann. Das im umfangreichen Wortschatz der
Franken vorhandene Schimpfwort „Huhlweechlaue-
rer“, das u. a. gerne für Menschen genutzt wird, die
andere über den Tisch ziehen oder betrügen, spricht
Bände. Um den ursprünglichen „Hohlweg-Lauerern“,
die man auch als Placker oder Heckenreiter bezeichne-
te, entgegentreten zu können, begann ab dem 11. Jahr-
hundert eine zunehmende Siedlungstätigkeit entlang
der Straßen, wobei vor allem neuralgische Punkte wie
Kreuzungen und Flussüberquerungen dazu genutzt
wurden, um sich daneben niederzulassen. Oftmals
in Form von frühen Wehranlagen, den Turmhügeln,
vielerorts auch durch kleine Herbergen, wo „Anspann-
dienste“ angeboten wurden, oder durch kirchliche
Gründungen begannen in jener Zeit, die mit einer
Erwärmung des Klimas einherging, umfangreiche Ro-
dungstätigkeiten, wovon die unzähligen „-reuth“ und
„-grün“-Namen der Siedlungen noch immer berichten.

Insofern lief die Besiedlung der Landschaft tatsächlich
genau anders herum ab als in anderen Regionen oder
als es die Logik vergäbe: Erst kam die Infrastruktur,
dann kamen die Menschen und die Dorfstruktur, die
man noch immer in der Landschaft erahnen kann.
Wenn es demnach eine Konstante in der Geschichte
des nördlichen Oberfrankens gibt, dann ist es die im-
mense Bedeutung des Verkehrs, der heute auf der A9
in Teilen einer Trasse folgt, die bereits vor gut 1200
Jahren existierte.

                                        Adrian Roßner
DAS NEUE BUCH

Kurkrimi

L  esen Sie gerne Krimis? Ich meine echte Krimis,
   nicht die vielen Abwandlungen wie Thriller oder
Suspense oder diesen unsäglichen Real Crime-Käse.
Wenn Sie also ein echter Krimienthusiast sind, dann
haben Sie bereits Simenons „Maigrets“ gelesen. Nicht?
Sehr bedauerlich. Aber schnell zu ändern. Nehmen Sie
sich einen Maigret, irgendeinen der 75 Romane und
28 Erzählungen des Autors Georges Simenon und le-
gen Sie los. Jeder einzelne Maigret ist lesenswert, jeder
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Genießen ist erlaubt
 Alexanderstr. 12 - Bayreuth

 Mo - Fr: 7.30 - 12.30 Uhr
          14.30 - 18.00 Uhr
 Sa:      7.00 - 13.00 Uhr

                bei Ihrer Metzgerei Imhof
einzigartig und alle leben sie von intelligenten Dialo-
gen und toll entwickelten Plots. Der Hauptcharakter
ist „le Commissaire“ Maigret, ein kluger und gemütli-
cher Pariser Monsieur, der am Tag seine fünf bis fünf-
zehn Pfeifchen raucht, gerne bereits zum Frühstück ein
Bier oder einen Weißwein genießt und seine Fälle auf
sehr unkonventionelle Art löst. Und ja, die Krimis spie-
len in einer Zeit, in der so etwas noch salonfähig war.
Einer leider lange vergangenen Zeit, wie mir scheint.
Jedenfalls in unseren Breitengraden. Aber genug da-
von. In einigen Maigrets wird nahezu der gesamte Fall
nur über Dialoge gelöst. Und es ist unbegreiflich, wie
spannend Simenon Gespräche zu gestalten vermag.
Immer wieder ist man fasziniert von der Kunst des
Autors Charaktere, Situationen, Stimmungen und
Orte mit wenigen Worten plastisch darzustellen. Der
Hit für alle, die Maigrets vor vielen Jahren bereits im
Diogenes Verlag gelesen haben, aber ist: Daniel Kampa
legt in seinem Kampa Verlag sämtliche Maigrets neu
auf. Alle überarbeitet und teilweise neu übersetzt, in
einem schönen, handlichen Format mit richtig gu-
ten Titelbildern – sehr bibliophil. Kurzum: Lesen Sie
Maigret! Und für die Pfingstferien empfehle ich Ihnen
„Maigret in Kur“. Eine gedankliche Reise nach Vichy,
die uns allen jetzt gut bekommt. Zum Wohle!

                                       Benjamin Breuer
BOTANIK
Eine Kanarische Schönheit
Canarina canariensis

E   s ist nicht verwunderlich, dass die Kanarische Glo-
    ckenblume Canarina canariensis wegen ihrer schö-
nen, cognacfarbenen und auffälligen Blüten zur Na-
tionalblume der Kanarischen Inseln wurde. Canarina
ist eine kahle, bereifte Staude, die dicke, knollige Spei-
cherwurzeln ausbildet und wie unsere Glockenblumen
einen gummiartigen Milchsaft führt. In jeder Vegetati-
onsperiode werden die bis etwa 3 m langen, bisweilen
auch klimmenden Sprosse neu gebildet. Wer zur Weih-
nachtszeit den Monte Verde auf Teneriffa besucht, wird
dieser Schönheit an allen Böschungen in voller Blüte
begegnen. Bei uns im Gewächshaus blüht sie meist erst
im zeitigen Frühjahr. Die Blüten von Canarina bilden
reichlich Nektar und werden in der Heimat von Vö-
geln (Weidenlaubsänger, Phylloscopus collybitacanari-
ensis) bestäubt. Für eine Glockenblume ist nicht nur
die Farbe der Canarinablüte ungewöhnlich. Sie hat im
Gegensatz zu unseren bekannten blauen Glockenblu-
men Campanula eine sechszählige Blütenhülle und saf-
tige, essbare, zwetschgengroße, exotisch schmeckende
Beerenfrüchte (Campanula: fünfzählig und trockene
Kapselfrüchte). Die nächsten Verwandten von Cana-
rina finden sich in den Gebirgen Ostafrikas, eine Ver-
breitung, die sie mit zahlreichen Pflanzensippen der
Kanaren teilt. Man nimmt an, dass noch in der wärme-
ren Tertiärzeit (vor 65 bis 5 Millionen Jahren) von den
Kanaren bis nach Asien ein zusammenhängendes Areal
für diese Arten existierte.

Wir danken dem Ökologisch-Botanischen-
Garten der Universität Bayreuth für die
Bereitstellung dieses Textes und die
freundliche Zusammenarbeit. Jetzt jeden
Monat - die Planze des Monats
VOM GRÜNEN HÜGEL
© Picture-Alliance

                     Dmitri Tcherniakov

                     U    m zu begreifen, welchen Rang dieser Regisseur ein-
                          nimmt, genügt es schon, sich die Personenbeschrei-
                     bungen durchzulesen, die er den Figuren in Francis
                     Poulencs Dialoge der Karmeliterinnen schenkte. Oder
                     sich an die Briefszene der Tatjana in der bewegenden
                     Moskauer Inszenierung des Eugen Onegin zu erinnern,
                     die inzwischen an der Wiener Staatsoper angekommen
                     ist – oder die Rezensionen durchzublättern, die kürz-
                     lich seiner Münchner Inszenierung des Freischütz ge-
                     widmet wurden. Zugegeben: Seine Arbeiten sind meist
                     das, was man als „umstritten“ zu bezeichnen pflegt –
                     aber kalt lassen sie wohl keinen Zuschauer.
                     In Bayreuth wird er in diesem Sommer einen neuen
                     Holländer auf die Bühne bringen: Dmitri Tchernia-
                     kov. Geboren wurde er in Moskau, wo er auch, laut
                     Vita, lebt, aber wer so fleißig im Operngeschäft unter-
                     wegs ist, hat seine Zelte eher in den großen Häusern
                     als in einer kleinen russischen Wohnung aufgeschla-
                     gen. Nach seinem akademischen Abschluss öffnete
                     sich ihm schon relativ schnell die Opernwelt, und dies
                     wohl auch, weil er bereits in seiner Heimat exzellen-
te Produktionen inszeniert hatte. Der phänomenale
Onegin ragt aus einer Reihe anderer russischer, teils
preisgekrönter Opern-Abende heraus: in Novosibirsk
kamen Aida und Macbeth heraus, am Bolschoi neben
dem umjubelten Onegin Glinkas Ruslan und Ludmila
und jüngst Rimski-Korsakows Sadko, am Mariinski in
Petersburg dessen Legende von der unsichtbaren Stadt
Kitesch und Glinkas Ein Leben für den Zaren. Im Wes-
ten gilt er als Spezialist für das russische Repertoire: an
der Lindenoper erschienen Rimski-Korsakows Die Za-
renbraut, Boris Godunow, Prokofiews Der Spieler und
dessen Verlobung im Kloster, in München Mussorgskijs
Chowanschtschina, in Lyon und Londons English Na-
tional Opera die Lady Macbeth aus Mzensk, in Paris
Tschaikowskys Jolanta und Rimski-Korsakows Snegu-
rotschka, schließlich Borodins Fürst Igor an der Met.
Man sieht: der Mann ist ein Spezialist für selten ge-
spielte Meisterwerke, doch hat er den Blick auch ins
„klassische“ Repertoire geworfen: von Don Giovanni
über Carmen zu Wozzeck und Lulu.
Tcherniakovs Bühnenproduktionen wirken vielleicht
auch deshalb so überzeugend, weil er sein eigener
Bühnenbildner ist, der mit einem sicheren Blick für
eine Ästhetik, die über die schöne Form hinausgeht,
das Innere seiner Figuren mit dem Äußeren der Sze-
ne souverän verbindet. Ihn interessieren vor allem Be-
findlichkeiten, Motive, Traumata und die Frage, wieso
ein Simon Boccanegra oder ein Boris so sind, wie sie
sind. Die Räume, in denen die Dramen vor sich ge-
hen, sind nicht selten halböffentliche Räume – Tris-
tan und Isolde bewegen sich durch die Kabine eines
Oligarchen-Dampfers, einen Jagdsalon und ein Zim-
mer in einer städtischen Altbauwohnung, in die sich
der wohl eher innerlich als äußerlich verletzte Tristan
zurückgezogen hat. Tcherniakov hat sich bislang mit
zwei Werken Richard Wagners auseinandergesetzt: an
der Lindenoper kamen Tristan und Parsifal heraus,
nachdem er bereits am Mariinski-Theater den Tris-
tan inszeniert hatte, dieses Gegenstück zu Pelléas und
Mélisande, das er auch inszeniert hat. „Alle psychischen
Dämme sind dann gebrochen, alle blasierten Allüren
sind dahin, und kein fauler Zauber namens Persön-
lichkeit kann der nackten Seele mehr Schutz bieten“,
wie Julia Spinola anlässlich der Berliner Inszenierung
und des 3. Tristan-Akts schrieb. Im Parsifal waren die
Gralsritter schließlich die Entrechteten, also die heillo-
sen Clochards.
Es wird also spannend werden in Bayreuth – weil sich
Tcherniakov tief in die Psychen seiner Gestalten und
die alten Geschichten hineinzugraben pflegt. Oper als
schmerzhafte Erleuchtung: so könnte auch sein Hol-
länder aussehen.
                                           Frank Piontek

                                                    Anzeige

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NAIS VOM HEINER
Wenn di Siemerglockn lait

W     enni so spaziern geh,
      denki oft, wie wor des schee
als klaaner Bu so vor boor Johr
allas wor einfoch und klor
di Mudda soochd, du wassd Bescheid
haam geht’s, wenn die Siemerglockn lait.

Am Samsdooch bäggd di Mudda Kung,
mir Kinner tun denn Taag versung
di Oma und der Opa kumma
alla Wochn, Winder, Summa
mir Klann spilln draußn, vuller Freid
und kumma, wenn die Siemerglockn lait.

Wie schee wor unser Gungalebn,
es hot ja nuch ka Handy gebn
und Uhr hot kaana vo uns ghabt
und trotzdem hot des Haamgeh klappt.
Mir sin halt haam zu selbn Zeit
wenn di Siemerglockn lait.

Mir worrn aa net, des kennta glaam,
in unsrer Strossn bloss dahaam
des ganza Vertl hod uns ghert
do hod kaaner sich drum gschert
und irgendwann, do wors soweit
simma haam, wenn die Siemerglockn lait.

Egool, wo mir uns rumgetriem,
mir sin meistns broov gebliem
aa hod uns kaaner suung wohl missn
wall mir domols alla wissn
und do drieber gibt’s kann Streit,
haam, wenn die Siemerglockn lait.

Is truckn gwesn odder noss
mir worn immer auf der Stross
habn Fangerlas und Fussboll gspillt
borfass aa im Dreeg rumgwühlt
obber dann wors wohl soweit
haam, wenn die Siemerglockn lait.
                          Reinhold Hartmann
BIBLIOTHEKEN

Die Regierungsbibliothek

S    ie steht schon in einem noblen Raum: unter einer
     Kassettendecke des Jahres 1630 inmitten der alten
Mauern der alten „Canzley“ – wobei sie nicht mit der
eigentlichen Kanzleibibliothek identisch ist. Die Re-
gierung der Bibliothek von Oberfranken schaut auf
eine kürzere Geschichte zurück; gegründet wurde sie,
basierend auf den Buchbeständen in den einzelnen Re-
gierungsbüros, erst 1980, aber auch ihre Bestände sind
einen genauen Blick wert. Susanne Faber und Waltraud
Werner, die jetzige und vorige Verwalterin der Biblio-
thek, zeigen mir einige Prachtstücke der 5000 Bände
umfassenden Sammlung. Es sind nicht allein die ju-
ristischen Werke, die v.a. von den Mitarbeitern und
Referendaren der Regierung genutzt werden und in die
Geschichte des einstigen Obermainkreises und des jet-
zigen Bezirks Oberfranken hineinführen, obwohl sich
auch hier schon interessante Literatur befindet: begin-
nend mit dem Königlich-Bayerischen Kreisamtsblatt
von 1807 über das Kreis- und Amtsblatt von Ober-
franken (1855-1921) zu diversen anderen Gesetzblatt-
sammlungen, zu denen seit 1919 auch das Coburger
Regierungsblatt gehört, das mit den Jahrgängen seit
1880 im großen Neorenaissance-Schrank verwahrt
wird. Wer vermutet, dass es sich bei der Regierungsbi-
bliothek um eine reine Rechts- und Verwaltungs-Bib-
liothek handelt, irrt jedoch. Gewiss nehmen die Abtei-
lungen Gesetesblätter und Gesetzesbücher den größten
Raum ein, wobei die jüngeren Jahrgänge im Hauptsaal
und die älteren in einem Nebenraum und im großen
Schrank gehütet werden. Gebraucht werden sie alle:
auch die Bücher aus dem 19. Jahrhundert, in denen
jene Gesetze fixiert wurden, die z.T. heute noch gül-
tig sind. Der Blick in die deutschen, bayerischen und
oberfränkischen Regierungs-, Justizamts-, Ministerial-
und Gesetzesblätter ist jedoch nur das Eine. Hinzu
kommen eine Abteilung mit nicht allein statistischen
Jahrbüchern und Lexika, daneben eine Spezialabtei-
lung zur oberfränkischen Kultur- und Landesgeschich-
te – und schließlich noch kulturgeschichtliche Werke,
die durch Schenkungen in die Sammlung gelangt sind.
Die Vielfalt der Themen ergibt sich aus der Institution,
die eine „Bündelungsbehörde“ ist, so dass wir Bücher
zum Denkmalschutz neben Werken zur Kommunal-
aufsicht und zum Forstrecht finden, nicht zuletzt zur
fränkischen Geschichte. Die wertvollste Edition ist da
zweifellos das mehrbändige, seltene Bavaria-Werk zur
„Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern“ aus
den 1860er Jahren. Aber auch die „reine“ Regierungs-
literatur enthält spannende Dokumente zur politi-
schen und sozialen Kultur- und Menschheitsgeschich-
te der letzten 200 oberfränkischen Jahre. Wer sich über
Münzfälscher, tote Frauen in Bächen und vagabundie-
rende Individuen informieren möchte, muss nur ei-
nen Blick in die alten Bücher werfen. Dass die ältere
Literatur der Regierungsbibliothek gelegentlich auch
von Richtern des Amtsgerichts genutzt wird: auch dies
spricht für die Qualität und den rechtswissenschaft-
lichen Reichtum der Lokalbibliothek, die zwischen
Praxis und Geschichte, unmittelbarer Nutzung und
historischem Gedächtnis, analogem Gebrauch und di-
gitalem Einsatz vermittelt.
Man sieht: Zwischen dem Königlich-Bayerischen
Kreisamtsblatt aus der Ära König Max Josephs I.
und dem neuesten BGB-Kommentar, zwischen dem
Schulanzeiger und der Geschichte Heinersreuths ist
viel Platz für das wahre Leben, das in den wertvollen
Büchern der Regierungsbibliothek festgehalten wurde.

                                       Frank Piontek
BAUKULTUR

Der Justizpalast

B   ayreuther Bauwerke, die in der lupenreinen Form
    des Jugendstils erbaut wurden, kann man an ei-
ner Hand ablesen. Der Justizpalast gehört zwar nicht
dazu, doch repräsentiert er einen reizvollen Mischstil.
Er verwirklichte damit eine Kunstrichtung, die in der
wilhelminischen Kaiserzeit äußerst populär war, weil
sie im Sinn des Historismus das Alte mit dem Neuen
koppelte und gerade bei großen staatlichen Gebäuden
in Erscheinung trat.
Die vom Kgl. Landbauamt angestellten Arbeiter haben
das wuchtige Sandsteingebäude in der relativ kurzen
Zeit von 1901 bis 1904 als „Zentraljustizgebäude“ er-
baut: als neue Heimstatt des Amtsgerichts, des Land-
gerichts und der Staatsanwaltschaft. Der Direktor der
Obersten Baubehörde war damals Hugo von Höfl, der
sich im Bamberger Justizpalast und seit 1909 im be-
rühmten Nürnberger Justizgebäude als Architekt ver-
ewigte, doch die Bayreuther Pläne stammten von ei-
nem anderen Meister: Adolf Fröhlich. Ihm gelang ein
harmonischer Bau, der nicht zufällig – zumindest auf
den ersten Blick – an barocke Schlossbauten erinnert.
Die Aufgabe war klar: Stilistisch sollte der Bayreuther
Justizpalast nicht mit den markgräflichen Bauten kon-
kurrieren, ihnen aber auch nicht widersprechen. Kein
Wunder, dass ihn die Architekturhistoriker als neoba-
rock bezeichnet haben, wobei der Blick zum einen in
die Vergangenheit – etwa zum Schloss Weißenstein
in Pommersfelden, zum Schloss Werneck und zu den
Bamberger Palästen, weniger zu den nüchterneren Bay-
reuther Markgrafenbauten –, zum anderen in die Zeit
um 1900 richteten, in der die Justizpaläste in München
und Brüssel zum Vorbild gedient haben mögen. Wer
es noch genauer haben will, könnte von einer „Anver-
wandlung des heiter verspielten süddeutschen Barock
in der Phase des Übergangs zum Klassizismus an eine
moderne Bauaufgabe“ sprechen – was herauskam, war,
in der Gesamtlage mit Mansardendach, Pavillon und
Risaliten (den aus der Fassade vorspringenden Gebäu-
deteilen), eine Mixtur aus Neubarock, Neoklassizis-
mus und einigen wenigen Jugendstil-Elementen wie
den kleineren Reliefs der Bauzier der Fassade – in den
Fensterschürzen findet sich sogar ein Stück originalen
fränkischen Bauschmucks.
Den unvermischten Jugendstil findet man nicht au-
ßen, sondern innen: im spektakulären Schwurgerichts-
saal mit seinen drei großen Rundbogenfenstern hinter
der geschwungenen Richterbank, die hinter den Zu-
hörerbänken von drei weiteren gespiegelt werden, mit
seinen kassettierten Holzpaneelen, der geschwungenen
Wandtäfelung, vor allem aber mit seinem gläsernen,
von bunten Blumenornamenten, stilisierten Vasen
und geometrisierten Türmen eingefassten Deckenspie-
gel samt zentraler Sonne in einem geschwungenem
Metallrahmen. Es ist auch der Dreiklang der Farben
Grün, Braunrot und Gold, der dazu beiträgt, aus die-
sem Raum ein Meisterstück des Bayreuther Jugendstils
zu machen.
Man erwartet ihn nicht, wenn man den Bau betritt,
das Vestibül durchquert hat und dann das Treppenhaus
mit seiner dreischiffigen und dreijochigen Anlage und
seinen Kreuzgratgewölben hochgegangen ist. Die im-
periale Treppe, die von vier marmorverkleideten pro-
filierten Pfeilern getragen wird, zwingt geradezu den
Blick zur Decke und zu den Wänden, deren vergol-
dete Stuckpilaster und stuckierte Ornamente an eine
viel frühere Zeit denken lassen: die Epoche des anci-
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