BERGRETTUNG STEIERMARK - STEIERMARK BERGRETTUNG
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MÄRZ 2020 M A G A Z I N F Ü R M I TG L I E D E R U N D PA RT N E R BERGRETTUNG STEIERMARK HEFT 44 Österreichische Post AG, MZ 09Z038154M, Österreichischer Bergrettungsdienst Steiermark, Radetzkystraße 16, 8010 Graz Bilanz: Blick auf die Einsatzstatistik 2019 Übungen: Vorbereitung auf die Wintersaison RECCO: Effiziente Suche aus der Luft Retouren an Postfach 555, 1008 Wien
Michael Miggitsch Landesleiter Liebe Bergretterinnen und Bergretter, vor Weihnachten erreichte uns eine wei- grenzen bekannt und beliebt. Markus Raich übergeben. Roland Janko tere traurige Nachricht: Unser ehemali- Am 25. Dezember 2019 gab es einen hat von Peter Leitgeb die Funktion des ger Landesbergrettungsarzt Dr. Hansjörg besonderen Lawineneinsatz für die Ortsstellenleiters in Köflach übernom- Kühbacher ist am 1. Dezember 2019 Ortsstelle Gröbming. Ein Skitourengeher men. Klaus Jäger hat seine Funktion verstorben. Hansjörg Kühbacher hat die hatte nach einem Lawinenabgang am als Ortsstellenleiter zurückgelegt. Als medizinische Ausbildung in der steiri- Pleschnitzzinken fünf Stunden unter den neuer Ortsstellenleiter in Tauplitz wurde schen Bergrettung wesentlich verändert Schneemassen überlebt und konnte le- Christoph Gössler gewählt. Ich darf mich und geprägt. Durch seinen Einsatz und bend geborgen werden. Aufgrund dieser an dieser Stelle bei Christian Hütter, seine praktische Erfahrung als Mediziner langen Verschüttungsdauer kann man Peter Leitgeb und Klaus Jäger für ihr und Bergsteiger war es möglich, den von einem „Weihnachtswunder“ spre- Engagement und die Unterstützung sehr Grundstein für unsere heutige San-Aus- chen. Ein Dank geht in diesem Zusam- herzlich bedanken und wünsche den bildung zu legen. In der Zeit von 1990 bis menhang an die Ortsstelle Gröbming für neuen Ortsstellenleitern Markus Raich, 1993 war er unser Landesbergrettungs- ihren vorbildlichen Einsatz. Roland Janko und Christoph Gössler alles arzt und danach bis 1997 Bundesarzt des In den Ortsstellen Ausseerland, Köflach Gute in dieser neuen Funktion. Österreichischen Bergrettungsdienstes. und Tauplitz hat es einen Wechsel an der Ich wünsche euch allen noch einen Durch sein Wirken war er nicht nur in der Spitze der Ortsstellenführung gegeben. erlebnisreichen Winter mit spannenden Steiermark, sondern über die Landes- Christian Hütter hat die Leitung an Bergtouren. 6 17 20 3 BILANZ 12 PORTRÄT 18 AUS DEN ORTSSTELLEN Ein Blick auf das vergangene Walter Spitzenstätter: Aktiv bei Übungen Einsatzjahr Bergretter und Gipfelsammler und Einsätzen 6 EINSATZ 14 MOTIVATION 20 TECHNIK Lebendbergung aus Lawine Zwischen Heldentum und Effiziente Suche nach fünf Stunden Helfersyndrom aus der Luft 9 VERSICHERUNG 17 AUS- UND FORTBILDUNG 21 REISE Infos zum neuen Anbieter Winterkurse auf Planneralm Skitourengehen in Argentinien und Vertrag und Tauplitz und Chile Titelseite Bergretterinnen und Bergretter bei einer Übung. Durch ständiges Training bereiten sie sich auf die Einsätze vor. Foto ORTOVOX by Hansi Heckmair www.bergrettung-stmk.at IMPRESSUM MAGAZI N DER B ERGR ETTU NG STEI ERMAR K, MÄRZ 2020 Herausgeber und Medieninhaber Bergrettung Steiermark, Radetzkystraße 16, 8010 Graz, Tel. 0316/830102, E-Mail: landesleitung@bergrettung-stmk.at Produktion Mag. Christa Hofer Medienraum e.U., 6410 Telfs Redaktionelle Koordination Christa Hofer, Michael Miggitsch Redaktion Christa Hofer, Michael Miggitsch, Daniela Pfennig, Norbert Pichler, Christian Pieberl, Thomas Podlipny, Ulley Rolles, Stefan Schröck, Andreas Steininger, Andreas Trügler, Markus Wolf Foto Titelseite ORTOVOX by Hansi Heckmair Fotos Seite 2 Erich Bretterbauer, Christian Pieberl, Andreas Steininger, Martin Gurdet Lektorat Elke Meisinger-Schier Grafik frischgrafik.at Druck Athesia Druck GmbH, Exlgasse 20, 6020 Innsbruck Anschrift für alle Bergrettung Steiermark, Radetzkystraße 16, 8010 Graz, Tel. 0316/830102, E-Mail: landesleitung@bergrettung-stmk.at OFFENLEGUNG GEM. § 25 MEDG „Bergrettung Steiermark“ ist das Magazin für Mitglieder und Partner der Bergrettung Steiermark. Medieninhaber und Herausgeber ist die Landesleitung der Bergrettung Steier- mark, Radetzkystraße 16, 8010 Graz, Tel. +43 316 830102, E-Mail: landesleitung@bergrettung-stmk.at. Grundlegende Richtung: Information über Vereinsaktivitäten, -ziele und -arbeit sowie der Kooperationspartner. 2 EDITORIAL/INHALT
1800 Ausrückungen, 4200 Einsatzstunden Das Jahr 2019 war wieder ein arbeitsreiches für die Bergrettung Steiermark. Das zeigt der Blick auf die Einsatzstatistik. TEXT UND GRAFIKEN ANDREAS TRÜGLER FOTO ORTOVOX BY HANSI HECKMAIR EINSATZSTATISTIK 3
Der alljährliche Rückblick auf unsere Einsatzstatistik zeigt men besonders die einsatzreichen Skiregionen zum Tragen, einerseits jedes Mal eindrücklich die gewaltige Leistung all die meisten Einsätze (509) wurden im oberen Ennstal abge- unserer Ortsstellen in der Steiermark (jedes Jahr werden im handelt, gefolgt von 437 in Murau, 175 im Salzkammergut, Schnitt knapp 2000 Personen in unseren Bergen geborgen und 101 in der Weststeiermark und 86 im Gebiet Hochschwab. versorgt) und andererseits erlaubt uns die Analyse auch, wert- Bei den 31 Todesfällen im letzten Jahr zeigt sich, dass auch volle Rückschlüsse auf Einsatztaktik, Schwerpunkte oder auch hier wieder wegloses Gelände und Wanderwege mit jeweils demographische Gegebenheiten zu ziehen. So ist der Tod am zehn Personen dominieren, die meisten Todesfälle geschahen Berg zum Beispiel ein männliches Phänomen, die Zahlen der beim Wandern und Bergsteigen. langjährigen Alpinstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit/BM.I Alpinpolizei (siehe auch: https:// Einsätze auf Pisten und im leichten Gelände www.alpinesicherheit.at/de/Alpinunfaelle-2019/) weisen bei Neben der Auswertung des letzten Jahres ist aber vor allem der den im Schnitt etwa 300 Todesfällen in ganz Österreich eine Trend der vergangenen Jahre interessant, so weist unsere Sta- deutliche Mehrheit von 85 Prozent männlicher Verunglückter tistik in Summe z. B. einen Rückgang der Pisteneinsätze auf: Der aus. Grund dafür ist ohne eine genauere Auswertung der einzelnen Skigebiete nicht feststellbar, es könnte sich hier vielleicht der 20.000 Personalstunden manchmal in den Medien kolportierte Trend widerspiegeln, Im Jahr 2019 wurden in der Steiermark 525 Alpin- und 1241 dass der Skisport zunehmend unpopulärer wird, oder es wirken Pisteneinsätze in syBOS statistisch erfasst. In Summe haben sich hier Änderungen in der statistischen Erfassung innerhalb diese knapp 1800 Einsätze ca. 4200 Stunden gedauert, das ist der Bergrettung aus. Anders verhält es sich bei den Unfällen im etwa ein halbes Jahr, wenn 24 Stunden durchgearbeitet wird. leichten Gelände, hier lässt sich mit Ausnahme eines Ausreißers Insgesamt wurden rein bei den Einsätzen knapp 20.000 Perso- im Jahr 2016 eine leichte Zunahme verzeichnen. nalstunden geleistet, dazu kommen dann auch noch Bereit- Durch den Umstieg auf syBOS im Jahr 2017 werden Skitou- schaftsdienste, Veranstaltungen, Ausbildungen, Übungen und rengeher und Variantenfahrer anders erfasst als im EIS, daher Kurse. Von den 1756 verunfallten Personen im letzten Jahr sind diese Werte in den Jahren davor nicht wirklich präsent. waren 330 unverletzt (19 Prozent), 1395 waren verletzt (79 Bei den verunfallten Personen in Summe lässt sich auch ein Prozent ) und für 31 Personen kam unsere Hilfe zu spät. leichter Abwärtstrend erkennen, der jedoch vermutlich auch Die mit Abstand meisten Alpineinsätze (71 Prozent) betreffen mit der rückläufigen Pistenstatistik zusammenhängt. Bei den wegloses Gelände, Wanderwege oder sonstiges Gelände, wo- Todesfällen lässt sich kein statistischer Trend feststellen, im bei die Einsatzdauer im weglosen Gelände mehr als doppelt Schnitt haben wir es in der Steiermark mit 28 Todesfällen pro so hoch war wie bei Unfällen auf Wanderwegen oder Stei- Jahr zu tun. gen. Daraus kann man natürlich schließen, dass Verunfallte auf Wanderwegen schneller gefunden und abtransportiert Umstieg auf syBOS werden können als im weglosen Gelände. Die Unfallursachen Wie der Blick auf die Zahlen zeigt, ist unsere eigene Statistik werden vor allem von Stürzen dominiert, wobei die Pistenun- einer gewissen Schwankung unterworfen, da nicht immer al- fälle wieder mitgerechnet wurden und sich dementsprechend les mit derselben Konsequenz statistisch erfasst wurde und es niederschlagen. speziell z. B. bei der Erfassung der Pisteneinsätze auch manch- mal Änderungen gegeben hat. Auch der bereits erwähnte Um- Schwere und Aufwand stieg von EIS auf syBOS hat ein paar Änderungen mit sich ge- Die reine Anzahl der Ereignisse liefert natürlich keine Informa- bracht. Aus diesem Grund habe ich für die diesjährige Analyse tion über Schwere oder Aufwändigkeit der gezählten Einsätze. auch die Zahlen des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Bei den fünf Gebieten mit den meisten Ausrückungen kom- Sicherheit (KURASI), die mir mit freundlicher Genehmigung 4 EINSATZSTATISTIK
zur Verfügung gestellt wurden, als Referenz und Vergleich für angestiegen. Dieser Trend ist in unseren eigenen Daten auch langjährige Trends herangezogen. Die Zahlen des Kuratoriums enthalten, wird jedoch durch die rückläufigen (oder nicht stützen sich auf die Erhebungen der Alpinpolizei – im alpinen mehr eingetragenen) Pistenunfälle verdeckt. Gelände werden dabei sämtliche gemeldete Ereignisse Zum Schluss möchten wir uns im Namen der Landesleitung unabhängig vom Verletzungsgrad erhoben, im organisierten nochmals für die hervorragende Arbeit in all unseren Ortsstel- Skiraum jedoch nur dann, wenn Verdacht auf Fremdverschul- len bedanken. Wir hoffen natürlich, dass möglichst wenig Men- den besteht oder der Unfall für einen der Beteiligten tödlich schen im heurigen Jahr in den steirischen Bergen unsere Hilfe endet. Die Daten des Kuratoriums zeigen für die Steiermark benötigen werden, aber dank des intensiven Einsatzes in den z. B. bei den Wanderunfällen einen konstanten Anstieg über Ortsstellen wissen wir auch, dass wir bestens gerüstet sind, die letzten Jahre, auch die Anzahl der Alpinunfälle ist leicht wenn die steirische Bergrettung doch zu Hilfe gerufen wird. Stefan und Lawinenhund Josy vom Bergsport Vasold Team Wir müssen nicht glauben, was andere sagen, wir testen selbst. BERGSPORT VASOLD – DEIN PARTNER NEUER STANDORT: Bahnhofstraße 17 | 8940 LIEZEN | TEL. 03612 22401 | www.sport-vasold.at EINSATZSTATISTIK 5
Lebendbergung nach fünf Stunden Der Verschüttete hatte eine Atemhöhle. Über eine Hand, die aus dem Schnee ragte, dürfte er zusätzlich Frischluft bekommen haben. TEXT UND FOTOS CHRISTIAN PIEBERL 1 2 Am Christtag 2019 stieg ein junger Skitourengeher gegen Mittag über den Nord ostgrat vorbei an der Pleschnitzzinkenhütte auf den Gipfel des Pleschnitzzinken, den er um ca. 14:00 Uhr erreicht haben dürfte. Zum Zeitpunkt der Abfahrt gab es starken Schneefall und Wind, die Sicht war eingeschränkt. Der Skitourengeher fuhr deswegen entlang der Aufstiegsroute ab. Bei der Abfahrt dürfte er dann vom Rücken abgekommen und direkt in den Osthang geraten sein, wo er ein Schnee- brett auslöste. Dabei wurde der Skitourengeher fast bis zum Hangfuß mitgerissen und dort verschüttet. Der Kopf war ca. 50 Zentimeter unter dem Schnee vollständig verschüttet, der Körper ca. einen Meter tief. Eine Hand jedoch lag an der Oberfläche frei. Einsatzleitung am Galsterberg Nachdem der Skitourengeher am Nachmittag nicht nach Hause kam, alarmierten Angehörige die Polizei. Eine Streife fand das Fahrzeug des Abgängigen am Park- platz des Skigebiets. Daraufhin wurden gegen 17:30 Uhr die Bergrettung Gröb- ming, die Alpinpolizei sowie Bergrettungshundeführer mit ihren Lawinenhunden alarmiert. Nachalarmiert wurden auch das Liftpersonal und die Hüttenwirte des Skigebiets Galsterbergalm, welches sich neben dem beliebten Skitourenberg Pleschnitzzinken befindet. Nach Auffahrt mit dem Quad der Bergrettung und Skidoos der Hüttenwirte und später auch mit der extra in Betrieb genommenen Gondel wurde in der Bergrettungshütte Galsterberg die Einsatzleitung errichtet. Von dort wurden mehrere Suchgruppen ins Gelände geschickt, um die gängigen Aufstiegs- und Abfahrtsrouten am Pleschnitzzinken abzusuchen. 6 EINSATZ
„ Es hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, jemandem Bescheid zu geben, welches Tourenziel man gewählt hat und wann „ man wieder zurück sein will. 3 4 Gegen 19:15 Uhr meldete eine Suchgruppe, dass sich im Auslaufbereich des 1 Erstversorgung durch den Bergrettungsarzt. Um vor dem Pleschnitzzinken-Osthangs im freien, alpinen Gelände ein teilweise einge Schneesturm geschützt zu sein, schneiter Lawinenkegel befinde und ein Erstempfang mit einem Lawinen wurde ein Notzelt verwendet. verschüttetensuchgerät gelang. Daraufhin wurden die weiteren Suchgruppen 2 Am Lawinenkegel mit dabei waren auch die Bergrettungs- zu dieser Stelle beordert. Von der Bergrettungshütte startete eine Gruppe hunde. mit einem Pistengerät, um medizinisches Material zur Erstversorgung vor Ort 3 Abtransport des Geborgenen mit dem Pistengerät. bringen zu können. Der Verschüttete konnte ausgegraben werden, wurde vom 4 Blick auf das Verschüttungs- Bergrettungsarzt und drei Notfallsanitätern der Bergrettung mit Wärmepackun- loch, welches durch den Sturm gen erstversorgt und in einen Bergesack gelagert. Daraufhin wurde er mit einem am nächsten Tag bereits eben zugeweht war. Pistengerät ins Tal gebracht und dort dem Roten Kreuz übergeben. Der Verschüttete überlebte ca. fünf Stunden unter der Lawine, er hatte eine Atemhöhle und über die Hand, die aus dem Schnee ragte, dürfte er Frischluft bekommen haben. Bereits am nächsten Tag nach dem Unfall konnte er das Krankenhaus Schladming wieder verlassen. Über Tourenziel informieren Der Skitourengeher hatte riesiges Glück: Die Angehörigen hatten sofort den Alarm abgesetzt, nachdem der Abgängige nicht pünktlich nach Hause gekom- men war. Es zeigt sich damit ganz klar, wie wichtig es ist, Bescheid zu geben, wel- ches Tourenziel gewählt wird und wann man beabsichtigt, nach Hause zu kom- men. Die Alpine Parkuhr, hinterlegt unter der Windschutzscheibe des Fahrzeugs mit einer Notiz des Ziels und der Startzeit der Tour, oder ein Eintrag in einer App wie SummitLynx können bei einem Unfall ebenfalls wertvolle Hilfe leisten. EINSATZ 7
Hansi Heckmair PHOTO PEAK LIGHT 32 ÖBRD MERINO SUPERSOFT LONG 145 MERINO ULTRA SLEEVE ZIP NECK ÖBRD SHORT SLEEVE ÖBRD KONTAKT: ORTOVOX Vertriebs GmbH Salzburger Siedlung 258, AT-8970 Schladming TELEFON: 03687 22 551, MAIL: office@ortovox.at 8 AUS- UND FORTBILDUNG
Seit heuer besteht ein neuer Versicherungs- vertrag für Bergrettungsmitglieder. Bergrettung wechselt Versicherung BERGRETTUNG KÄRNTEN, STEIERMARK, TIROL Neuerungen gibt es bei der Versicherung für die Bergretterinnen und Bergretter. Mit heurigem Jahr wechselte der ÖBRD von der Generali zur UNIQA. TEXT MARKUS WOLF FOTOS NILS HACKL, ISTOCK/FILMFOTO Im Folgenden einige erste Informatio- versicherten Mitglieder anlässlich ihrer chung durch ein Gebot der Mensch- nen zum neuen Versicherungsvertrag. statutengemäßen Betätigung als An- lichkeit veranlasst wurde. Unfälle der Alle Details sind direkt über die Landes- gehörige des Bergrettungsdienstes bei Versicherten im Zuge ihrer Tätigkeit leitungen/Geschäftsstelle erhältlich, da Einsätzen und Übungen betroffen sind. als Flugretter gelten als mitversichert, sie den Rahmen hier sprengen würden. Der Versicherungsschutz erstreckt sich ebenso Unfälle beim Klettern (unab- auch auf statutengemäße Betätigung hängig vom Schwierigkeitsgrad) im Unfallversicherung des ÖBRD außerhalb des Einsatzes oder der Aus- Zuge eines Einsatzes oder einer Übung. Die Kollektivunfallversicherung besteht bildung (z. B. Teilnahme an Sitzungen, über den Bundesverband des Österrei- Vereinsversammlungen, Festlichkeiten) Bergungskostenversicherung chischen Bergrettungsdienstes (ÖBRD) und auch auf Unfälle, die dem Versi- Die Bergungskostenversicherung der für alle ÖBRD-Angehörigen. Es gelten cherten auf dem direkten Weg zu und Bergrettungsmitglieder ist in der obigen folgende Versicherungssummen: Dau- von der Einsatz- bzw. Ausbildungsstelle Kollektivunfallversicherung inkludiert ernde Invalidität: € 120.000,– (Maximal- zustoßen. Der Versicherungsschutz und es sind alle gemeldeten Bergret- leistung: € 720.000,–); Tod: € 50.000,–; entfällt jedoch, wenn der Weg ohne tungsmitglieder automatisch mitver- Unfallkosten: € 3.000,–; Bergungskos- Zusammenhang mit der versicherten sichert. Für den Versicherungsschutz ten: € 25.000,–. Die versicherte Tätig- Tätigkeit unterbrochen oder verlängert „Bergungskosten“ gilt der Versiche- keit umfasst Unfälle, von denen die wird, es sei denn, dass die Unterbre- rungsschutz weltweit rund um die Uhr. VERSICHERUNG 9
Zu den Bergrettungsmitgliedern gelten einen Hilfseinsatz, eine Dienstreise oder ziehen, bitte daher keine Fahrten im al- zusätzlich die mit dem Versicherten im einen Ausflug ins Ausland machen, koholisierten Zustand zu Einsätzen etc. gemeinsamen Haushalt lebenden Ehe- besteht hier Versicherungsschutz bis unternehmen bzw. keine Teilnahme an partner/Lebensgefährten und die Kinder zu € 250.000,– Behandlungskosten für Einsätzen im alkoholisierten Zustand. bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres unaufschiebbare, medizinisch notwen- Bitte beachten: Jeder Bergretter geht als mitversichert. Die Bergungskosten- dige Heilbehandlungen, die außerhalb auch privat bergsteigen, klettern, macht versicherung gilt subsidiär. Dies bedeu- Österreichs entstehen. Weltweiter Ver- Skitouren etc. Zeitweise führen uns die- tet, dass Leistungen nur dann und in je- sicherungsschutz. All diese Leistungen se Unternehmungen auch ins Ausland. nem Ausmaß erbracht werden, als dafür müssen über den UNIQA-SOS-Service in Daher sollte im Sinne des Eigenschutzes nicht eine andere Versicherung (Sozial- die Wege geleitet werden. Der UNIQA- jedes Bergrettungsmitglied dafür Sorge Notruf ist rund um die Uhr weltweit tragen, dass auch für diese Aktivitä- unter +43 50677 670 zu erreichen. Zu ten ausreichend Versicherungsschutz beachten ist: UNIQA muss im Notfall vorhanden ist. Hier speziell: Unfallver- die Personendaten wissen, um helfen sicherung mit Sonderrisiken – Klettern zu können! Daher ist es erforderlich, alpines Gelände ab Schwierigkeitsgrad VOR Auslandsaufenthalten eine ent- V, Klettern Klettersteig ab Schwierig- sprechende Liste auszufüllen und an keitsgrad D, Skitouren (mit Kletter- und die Landesleitung/Geschäftsstelle der Gletschertouren) usw. Bergrettung und von dieser weiter an die UNIQA zu leiten. Wichtig Bei Neuzugängen in den Ortsstellen Haftpflicht und Kasko für sofort – d. h. vor der ersten Mitarbeit – Einsatzfahrzeuge Aufnahmeantrag unterschreiben lassen Es ist hier noch die Übergangsphase von und diesen umgehend an die Landes- der Generali zur UNIQA-Versicherung leitung/Geschäftsstelle senden, mailen Die Versicherung gilt nicht nur für Einsätze, zu beachten, da jedes Einsatzfahrzeug oder faxen. Nur so besteht ein Versiche- sondern natürlich auch für Übungen. per eigenen Termin bis 2021 umgestellt rungsschutz. werden muss. Somit ist im Schadensfall Sämtliche dienstliche Tätigkeiten versicherer, Privatversicherer) Leistun- zu prüfen, ob diese Einsatzfahrzeuge (Schulungen) vorher der Landesleitung/ gen zu erbringen hat oder tatsächlich noch bei der Generali oder schon bei der Geschäftsstelle nachweislich schrift- Leistungen erbringt. Der Versicherer UNIQA versichert sind. lich per E-Mail, im Intranet oder per bietet Versicherungsschutz, wenn dem Fax lückenlos melden. Bei Einsätzen Versicherten ein Unfall zustößt oder Haftpflichtversicherung des ÖBRD gilt das Einsatzprotokoll als Nachweis. der Versicherte in Berg- oder Wassernot Über den Bundesverband für alle Ansonsten ist kein Versicherungsschutz geraten ist und verletzt oder unverletzt ÖBRD-Angehörigen. Versicherungs gegeben. Zusätzliche Dokumentation in oder tot geborgen werden muss. Die summe: € 10.000.000,– für Personen- den Ortsstellen ist im eigenen Interesse Versicherungssumme beträgt € 25.000,– und Sachschäden. Geltungsbereich: empfehlenswert. pro Person für Bergungskosten. weltweit (ausgenommen USA, Kanada Im Schadensfall sofort mit der Landes- und Australien). leitung/Geschäftsstelle Kontakt bezüg- Insassenunfallversicherung lich Schadensmeldung aufnehmen. Die Insassenunfallversicherung gilt für Allgemeines Bei Unfällen mit dem Kraftfahrzeug alle Einsatzfahrzeuge und wird auto- Sämtliche Schadenseintritte sind (auch ohne Personenschaden) unbe- matisch pro Einsatzfahrzeug in den unverzüglich an die Landesleitung/ dingt die Polizei wegen der Schadens- Einzelvertrag inkludiert. Es handelt sich Geschäftsstelle zu melden, und zwar aufnahme verständigen (Obliegenheit). hier um eine Unfallversicherung für die unter genauer Angabe der Schadens Hierbei fällt auch bei bloßem Sach- Insassen des Einsatzfahrzeuges. daten und Schilderung des Sachverhal- schaden für BR-Einsatzfahrzeuge keine Wichtig: Diese Insassenunfallversiche- tes. Allfällige eigene Versicherungen Gebühr (Blaulichtsteuer) an. rung gilt für alle Einsatzfahrzeuge, die (Unfall, Rechtsschutz, Kasko usw.) sind Keine dienstliche Tätigkeit unter bereits auf die UNIQA-Versicherung wegen eventueller Kostenteilungen Alkoholeinfluss (Versicherungsregress!) umgestellt wurden! mitzuteilen. Aufgrund der mangelnden Besondere Vorsicht ist beim Benutzen Rechtspersönlichkeit der Ortsstellen von fremden und geliehenen Fahrzeu- Kurzfristige Auslandreise-Kranken können diese keine Versicherungen im gen gegeben! Hier sollte unbedingt vor versicherung eigenen Namen abschließen. Scha- der Nutzung der Versicherungsschutz Sollten die Bergrettungsmitglieder im denszufügungen unter Alkoholeinfluss abgeklärt werden. Denn: Es haftet hier Auftrag und im Sinne der Bergrettung können Regressforderungen nach sich immer der Lenker! 10 VERSICHERUNG
MY HELMET MY CHOICE SEAN VILLANUEVA O’DRISCOLL // Der wichtigste Muskel beim Klettern befindet sich nicht zwischen den Ohren, sondern im Brustkorb. Trotzdem ist es wirklich wichtig, dass Du das, was zwischen deinen beiden Ohren liegt, gut schützt! // #helmetup © Frank Kretschmann / Marc Daviet SIROCCO® Ultraleichter Helm mit erweitertem Kopfschutz zum Klettern, Bergsteigen und Skitourengehen. www.petzl.com EINSATZ 11
1 Ausnahmebergsteiger mit Hang zum Gipfel-Sammeln BERGRETTUNG TIROL Walter Spitzenstätter, seit mehr als 60 Jahren Bergretter der Ortsstelle Innsbruck, kann auf eine außergewöhnli- che Alpin-Karriere zurückblicken. TEXT CHRISTA HOFER FOTOS CHRISTA HOFER, WALTER SPITZENSTÄTTER Betritt man Walter Spitzenstätters zende Stecknadeln – in verschiedenen dem es auf jeder Seite mindestens zehn Büro, dann beeindruckt nicht nur der Farben, je nach Art der Tour – fixieren Meter runter geht“, erzählt Spitzen- Blick auf Innsbruck und die Berge im jeden bestiegenen Gipfel. Wie dieses stätter. „Und dann habe ich begonnen, Süden der Stadt: Was einem beinahe Meisterwerk entstanden ist? „Ich hab’ diese Punkte zu zählen, und bin – für den Atem verschlägt, ist eine riesige von Anfang an Tourenbuch geschrie- Tirol – auf 3.550 Gipfel gekommen. Österreichische Karte von Tirol im ben. Da sind dann schon einige Gipfel Irgendwann habe ich begonnen, diese Maßstab 1:25.000, die sich über eine zusammengekommen. Irgendwann hat einzuteilen – den höchsten Gipfel, „ gesamte Zimmerwand erstreckt. „Die den östlichsten und westlichsten, alle Karte mit all ihren Teilen aufzuziehen, entlang der Staats- und Landesgrenzen. war wirklich eine enorme Arbeit“, Es sind 489 Gipfel, die unsere Heimat schmunzelt Walter Spitzenstätter. Der mit ihren Spitzen begrenzen. Mit Hilfe Bergretter – er gehört seit 1957 der Meine Triebfeder war, der Stecknadeln war dann leicht zu Ortsstelle Innsbruck und der Alpinen immer woanders sehen, auf welchen ich schon oben Gesellschaft Gipfelstürmer an – kann war“, schildert Walter Spitzenstätter. hinzugehen, was Neues „ auf eine außergewöhnliche Alpin-Kar- „Man hat mir immer wieder unterstellt, riere zurückblicken. „Spitz“, wie er von zu sehen. dass ich alle Gipfel besteigen will, aber Freunden genannt wird, gehört zu den das stimmt so nicht. Das ginge auch beständigsten Spitzenkletterern seiner nicht, dafür würde ein ganzes Leben Generation. Insgesamt 28 Tourenbücher Walter Spitzenstätter nicht ausreichen. Was mir interessant hat Walter Spitzenstätter, der heuer im und auch machbar schien, waren die Dezember seinen 80. Geburtstag feiert, Gipfel entlang der Tiroler Grenze, die ich in mehr als 60 Jahren gefüllt. Mehr als mich einmal jemand gefragt, wie viele ,Krone meiner Heimat‘ genannt habe. 7.200 Mal ist er insgesamt auf einem Gipfel es überhaupt in Tirol gibt – und Diese alle zu ersteigen, ist tatsächlich Gipfel gestanden, in Tirol auf ca. 2.800 ich hatte keine Ahnung. Also hab’ ich gelungen. Ansonsten ist meine Trieb- verschiedenen. Dazu kommen 1.000 versucht, mich schlauzumachen, und feder, immer woanders hinzugehen, schwierige Klettertouren und 15 for- vom Geographie-Institut an der Uni was Neues zu sehen“, schildert er. dernde Erstbegehungen. über das Vermessungsamt bis hin zum Dank dieser Triebfeder hat er die meis- Alpenverein alle gelöchert. Eine kon- ten der großen Alpenwände gemacht. Bergsteigerisches Ausnahmeleben krete Zahl hab ich dabei nicht erfahren, Eiger-Nordwand (1962), Matterhorn, Blickt man nochmals auf die beein- was ja auch logisch ist, denn was ist ein Grandes-Jorasses-Nordpfeiler und druckende Zimmerwand, hat man den ,Gipfel‘ überhaupt? Ich habe dann für Mont-Blanc-Freneypfeiler sind in seinen Beweis eines bergsteigerischen Ausnah- mich eine Gipfel-Definition entwickelt: Tourenbüchern aufgelistet. Außerdem melebens auch direkt vor sich. Dut- jeder vermessene Punkt mit Namen, bei die Laliderer Nordverschneidung, die er 12 PORTRÄT
2 3 4 5 6 1 Walter Spitzenstätter vor der riesigen Tirol-Karte, auf der Dutzende Steck- nadeln die bestiegenen Gipfel zeigen. 2 Walter Spitzenstätter (rechts) 1967 mit Otti Wiedmann nach der ersten Winterbegehung der Marmolada- di-Rocca-Südwand. 3 In der Eiger-Nordwand 1962. 4 1959 in der Direkten Martinswand. 5 In der Matterhorn-Nordwand 1991. 6 Besteigung des Grandes-Jorasses- Nordpfeilers. 1958 gemacht hat, die Große Verschnei- nicht nur das Material, das wir hatten hen, waren die Beweggründe. Also hat dung an der Cima Su Alto (1969), die und das überhaupt nicht mit dem heu- er sich auch bei der Bergrettung intensiv Pumprisse an der Fleischbank (1981), tigen vergleichbar ist“, betont Spitzen- eingebracht. War in Innsbruck Bezirkslei- um nur einige zu nennen. Dass das stätter. „Wir hatten nicht so viel Zeit. Ich ter, Ortsstellenleiter-Stellvertreter und Bedürfnis, Neues zu entdecken, auch habe eine Optiker-Lehre gemacht. Ge- ab 1974 für zwei Jahre Landesleiter der Erstbegehungen bedingte, ist da schon arbeitet wurde bis Samstag um 18 Uhr. Bergrettung Tirol. Außerdem war Walter logisch. Die Direkte Martinswand 1959 Danach ging es los Richtung Kalkkögel, Spitzenstätter maßgeblich am Aufbau zählt hier dazu, zwei Jahre später deren Karwendel oder Wettersteingebirge. der Flugrettung beteiligt. Und nicht erste Winterbegehung und 1967 die Auch die Vorbereitung auf unsere Tou- zuletzt kann er auf einige der spekta- erste Winterbegehung der Marmolada- ren war anders: Ausdauertraining gab kulärsten Bergeaktionen zurückblicken: di-Rocca-Südwand. es nicht, man ist halt abends klettern Er war 1970 an der Rettungsaktion von gegangen“, denkt Walter Spitzenstätter Gert Judmaier und Oswald Oelz am Prägendes Umfeld zurück. „Wir sind auch immer zuerst Mount Kenya beteiligt und 1979 an ei- Dass aus dem Innsbrucker einmal ein die schwierigsten Routen gegangen, nem Laliderereinsatz, der sich mit mehr Spitzenkletterer werden würde, war die leichteren kann man dann ja auch als 200 beteiligten Rettern zur größten ihm nicht in die Wiege gelegt. „Meine ab 50 machen“, lacht er über die frühen Felsbergungsaktion in der Geschichte Eltern waren keine Bergsteiger, eher Gedankengänge. des Bergrettungsdienstes entwickelte. Wanderer. Geprägt hat mich diesbezüg- Die Touren, mitunter hart an der Grenze, Heute denkt Walter Spitzenstätter lang- lich mehr mein Umfeld. Da waren viele hatten auch in dieser Zeit ihre Opfer sam ans Leisertreten, auch wenn seine Berggeher darunter. Außerdem war es gefordert. Damit umzugehen, war für Energie unerschöpflich scheint. „Mit ein verhältnismäßig günstiger Sport, alle nicht einfach, dies führte Walter fast 80 Jahren muss man nicht mehr viel Geld hatten wir damals ja nicht“, Spitzenstätter aber zur Bergrettung. An- vorausrennen. Da genießt man es, wenn schildert er die Anfänge. Wie die Zeiten deren in alpinen Notlagen zu helfen, aus man sieht, wie die Jungen immer noch überhaupt anders waren: „Das betrifft Unfällen zu lernen, Lehren daraus zu zie- perfekter unsere Einsätze abwickeln.“ PORTRÄT 13
1 Lawineneinsatz am Ankogel. 2 Blick auf den Lawinenkegel am Ankogel. 3 Sepp Kröll, das älteste Mitglied, und Magdalena Steiner, Anwärterin in der Ortsstelle Mallnitz. 1 2 14 ENGAGEMENT
Zwischen Heldentum und Helfersyndrom: Warum Bergretter ihr Leben riskieren BERGRETTUNG KÄRNTEN An die 5.000 Einsatzstunden sind 2019 von den derzeit rund 870 aktiven Männern und Frauen in der Kärntner Bergrettung absolviert worden. Hinzu kommen unzäh- lige Stunden für Übungen, Weiterbildung und Präsentationen, die die Freiwilligen jedes Jahr leisten. Warum tun sie sich das an? TEXT ULLEY ROLLES FOTOS PETER ANGERMANN, LOIS LACKNER, ULLEY ROLLES, ANDREAS UNTERGANTSCHNIG 26. Dezember 2019 Mallnitz/Skigebiet deren Leben zu retten? Die Leitmotive, 3 Ankogel: Nachdem mehrere Freerider die für Menschen in Ehrenamt und insgesamt drei Lawinen ausgelöst Freiwilligenarbeit von wesentlicher hatten, konnte nicht ausgeschlossen Bedeutung sind, wurden von mir für werden, dass sich auf der darunter die Bergrettung adaptiert und in einer verlaufenden Piste auch Skifahrer anonymen Umfrage in der Ortsstelle befunden hatten. Für die Bergrettung Mallnitz den Mitgliedern zur Gewich- Mallnitz wurde es zu einem der auf- tung vorgelegt. Dabei zeigt sich ganz wändigsten Einsätze des vergangenen klar: Spitzenreiter unter den Motiven Jahres. Kärntenweit wurden weitere sind die Kameradschaft in der Ortsstel- Ortsstellen, die Freiwillige Feuerwehr le, etwas Sinnvolles machen, etwas (zur Mallnitz sowie der Lawineneinsatzzug Gesellschaft) beitragen wollen, helfen des Bundesheeres alarmiert. Insgesamt wollen und das Motiv „Gerne in den 220 Einsatzkräfte wurden teils via Hub- Bergen sein“. Auch die eigene Wissens- schraubershuttle zum Lawinenkegel erweiterung und das Wissen als Retter/ gebracht. Die Suche dauerte bis in die Bergprofi weitergeben zu können, sind tungsdienst vor Ort. Ich selbst bin späten Abendstunden, bis gewiss war, wesentlich. Eher gering beeinflusst füh- schon mit neun Jahren in den Bergen dass niemand zu Schaden gekommen len sich die Befragten durch die Motive marschiert. Ein Hauptmotiv war die war. Anerkennung, Abwechslung/Risiko/ Liebe zu den Bergen“, so der 92-Jährige, Dies sollte für die Ortsstelle Mallnitz Action oder durch das Ansehen der der seit 77 Jahren dabei ist. Er würde es jedoch nicht der letzte Einsatz des Bergrettung in der Gesellschaft. heute wieder so machen. „Helfen ist das Jahres sein. Es folgten die Bergung „Ich wollte schon als kleines Kind dabei Schönste für mich. Da kriegst du so viel eines Snowboarders aus der vereisten sein, mir taugt die Gemeinschaft“, zurück“ sagt er mit einem Lächeln. Steilrinne des Luggegrabens sowie ein meint auch Magdalena Steiner. Mit ge- Assistenzeinsatz in Heiligenblut, wo am rade 17 Jahren ist sie die derzeit jüngste Was steckt hinter den Motiven? 30. Dezember ebenfalls im Skigebiet ein Anwärterin in der Ortsstelle. Vater und Helfen als menschliches Grundbedürf- Schneebrett abgegangen war. Mutter sind beide in der Bergrettung, nis: Abraham Maslow, amerikanischer ebenso Onkel und Cousin. Sie sind Motivationspsychologe, postulierte, Umfrage zur Motivation wichtige Vorbilder. Magdalena möchte dass die wesentlichen menschlichen Be- Keine ruhigen Weihnachtstage für die helfen, aber auch selbst etwas dazuler- dürfnisse in einer Hierarchie angeord- freiwilligen Einsatzkräfte! Anstatt mit nen, nennt sie weitere Gründe. net sind. Dabei müssen erst die Bedürf- ihren Familien die Feiertage zu genie- Sepp Kröll, Kamerad der ersten Stunde nisse auf der unteren Ebene erfüllt sein, ßen, rücken Bergrettungskräfte zu jeder in der Ortsstelle Mallnitz, kam 1943 zur bevor die nächste Ebene als Motivation Tages- und Nachtzeit und bei jedem Bergrettung. Was waren damals seine wirksam werden kann. An der Basis Wetter aus. Was treibt sie an, ihre Beweggründe? „Weil viele im Krieg stehen physiologische Bedürfnisse. Freizeit zu opfern, ja mitunter ihr Leben eingezogen waren, gab es nur wenige Hier geht es ums reine Überleben. Auf zu riskieren, um anderen zu helfen und geeignete Männer für den Bergret- der nächsten Stufe stehen Sicherheits- ENGAGEMENT 15
Helfen wollen Sinnvolle Tätigkeit, etwas beitragen wollen 4 Die Motive der Bergrette- rinnen und Bergretter. Gerne in den Bergen sein 5 Die Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow. Selbst- 6 Einsatz Hochalmspitze Kameradschaft verwirklichung 2018: Bergretter gehen an ihre Grenzen. 4 7 Schwierig gestaltete sich Anerkennung, Organisieren, Einfluss nehmen der Einsatz auf der Hoch- Wertschätzung almspitze im Jahr 2018. 8 Kameradschaft ist das Eigenes Wissen erweitern Soziale Bedürfnisse Wichtigste. Gesellschaft, Kontakt, Freundschaft Ausgleich zu anderen Tätigkeiten Sicherheit Schutz, Besitz, Gesundheit, Wissen weitergeben sichere Zukunft Abwechslung, Action, Risiko Physiologische Bedürfnisse Nahrung, Trinken, Schlaf, Bewegung, Anerkennung, Ansehen Unterkunft, Bekleidung 5 bedürfnisse. Sind auch diese gegeben, Die Kehrseite: Helfen macht glücklich geht es in der dritten Ebene um soziale Helfersyndrom und Burnout Die meisten Bergretterinnen und Berg Aspekte, Kontakte und Gemeinschaft. Helfen kann allerdings auch zum Selbst- retter sind jedoch Profis und können Danach kommt das Bedürfnis nach zweck werden. Wolfgang Schmidbauer, derlei Einzelfälle ausblenden. Glückli- Wertschätzung und Anerkennung. Die deutscher Psychoanalytiker, prägte den cherweise gibt es die vielen Einsätze, bei letzte Stufe ist dann die Selbstverwirkli- Begriff „Helfersyndrom“ und meint denen Erleichterung und Dankbarkeit chung, der Wunsch, das eigene Poten- damit die Tendenz manch professionel- der Geretteten alle Mühen und Risiken zial auszuschöpfen. Demnach ist es ein ler Helfer, die eigene Hilfsbedürftigkeit aufwiegen. Und da gibt es noch etwas: wesentliches Grundbedürfnis, sich in dadurch abzuwehren, dass Beziehun- Glückshormone (Serotonin und Endor- eine Gemeinschaft zu integrieren und gen mit besonders hilfsbedürftigen phine), die im Gehirn ausgeschüttet füreinander da zu sein. Menschen gesucht werden. Dies birgt werden – sowohl bei körperlicher An- Risiken. Eine Folge des Helfersyndroms strengung als auch, wenn wir eine He- Helfen ist Erziehungssache kann Burnout sein, das Gebrauchtwer- rausforderung gemeistert haben. Dies In der Jugend brauchen wir Vorbilder, den kann zur Sucht entarten. Es gibt besonders in der Gemeinschaft, in der auch wenn es um das „Sich-Kümmern- Menschen, die ihren Lebenssinn verlie- sich jeder auf jeden verlassen kann. Aus um-andere“ geht. Altruistisches Ver- ren, wenn sie nicht „für andere“ da sein der Glücksforschung wissen wir, dass halten wird gelernt. Einander helfen können, sie leben vom Dank und von der Glück und Lebenszufriedenheit ganz bringt aber auch biologische Vorteile Abhängigkeit anderer. wesentlich abhängen von Verbunden- und scheint uns in den Genen zu liegen. Bergrettungskräfte scheinen da eher heit und Zusammengehörigkeit. Dinge Denn wenn ich jemandem helfe, sind weniger gefährdet zu sein und der Dank gemeinsam zu erleben, das Gefühl, da die Chancen hoch, dass auch mir gehol- bleibt auch manchmal aus. Wie etwa bin ich ein Teil davon, das sind „wir“, das fen wird, wenn ich in Not bin. Kein Zufall in Tirol, als nach einem winterlichen macht glücklich. All diese Gründe sind ist, dass die Hilfsbereitschaft beson- Großeinsatz die verirrten Bergsteiger im es, die uns in der Bergrettung auch beim ders in kleineren Dörfern in ländlichen Nachhinein den Aufwand kritisierten. nächsten Alarm sofort wieder losstarten Gebieten größer ist. Hier sicherte sie Oder wenn nach einer Suchaktion die lassen. oftmals das Überleben, während in den Gefundenen jegliche Hilfe verweigern. Info zur Person: DDr. Ulley Rolles ist Großstädten heute eher das Gefühl zu Da fragen sich manche, ob das nicht die Ärztin für Allgemeinmedizin und Psycho- überwiegen scheint, Hilfe kommt von Motivation der Retterinnen und Retter therapie und Bergrettungsärztin in der außen, egal wie man sich selbst verhält. gefährden könnte. Ortsstelle Mallnitz. 6 7 8 16 ENGAGEMENT
1 2 Winterkurse auf Planneralm und Tauplitz Insgesamt 54 angehende Bergrettungskräfte absolvierten ihre Grundausbildung in Schnee und Eis. Für die Hundestaffel standen Überprüfungen auf dem Programm. TEXT UND FOTOS NORBERT PICHLER, ANDREAS STEININGER Sie zählen sicher zu den eindrucksvolls- eisigem Gelände bis zum organisierten 3 ten alpinen Erlebnissen – winterliche Lawinengroßeinsatz wurde am Tag und Touren in unseren steirischen Bergen. einmal auch in der Nacht geübt. Und so bedeutet speziell die Winteraus- bildung im Bergrettungsdienst Training Fünf-Phasen-System für Vierbeiner unter ganz besonderen Bedingungen. Bei strahlendem Sonnenschein trainier- Denn die Beachtung der Lawinengefahr, ten vom 12. bis 17. Jänner 30 Hunde die Auswirkungen der Kälte, gepaart führer sowie drei Anwärter auf der mit Wind und Schneefall, sorgen bei Tauplitzalm. Nach einer gemeinsamen Einsätzen in der kalten Jahreszeit für Skitour am ersten Tag, damit sich die ein nicht zu unterschätzendes Umfeld. Vierbeiner aneinander gewöhnen kön- Daher ist die Winterausbildung vermut- nen, folgte die Aufbauarbeit: In einem führerteams zeigten dabei hervorra- lich auch der anspruchsvollste Kurs in Fünf-Phasen-System bringen wir die gende Leistungen. Wir gratulieren zur der Grundausbildung unserer Bergret- Hunde auf spielerische Weise dahin, A-Prüfung: Patrick Stockreiter, Markus terinnen und Bergretter. 54 waren es wo wir sie bei der Überprüfung haben Feichter, Manfred Pfandl und Wolfgang vom 25. bis 30. Jänner, die sich für diese wollen. Auf dem Kursprogramm stan- Günther. Als neuen Einsatzhundefüh- sechs Tage auf der Planneralm in den den auch einige theoretische Vorträge rern dürfen wir Sebastian Schmidt, Niederen Tauern einfanden. Die ersten für die Hundeführer über Einsatztaktik, Heribert Oswald und Stefan Bruckgrab- eineinhalb Tage waren der Medizin ge- Vergrabe-Richtlinien, Alarmierungs- ner herzlich gratulieren. widmet. Unter der Kursleitung von Lan- system und die Nachbesprechung der Die neuen Einsatzhundeführer durften desarzt Stefan Heschl und seinem San- gesamten Lawineneinsätze im Win- am letzten Kurstag noch ihren Pflicht- Team wurde eine umfangreiche und ter 2018/2019. Bis Dienstag wurden tauflug am C14-Stützpunkt in Nieder- professionelle Erste-Hilfe-Ausbildung die Junghunde auf die Überprüfung, öblarn genießen. absolviert. Anschließend daran ging es welche am Mittwoch stattfinden sollte, zum technischen Teil, organisiert von intensiv vorbereitet. Die Einsatzhunde Landesausbildungsleiter Andi Steinin- übten in den Tagen viele schwierige ger und seinem Ausbildungsteam. Vom Szenarien, die im Ernstfall auftreten Erkennen von lawinengefährlichen Ge- können. Am Mittwoch stand dann die 1 Der Winterkurs startete mit dem Medizin-Teil. ländeabschnitten über den Abtransport Einsatzüberprüfung der Junghunde 2 Training der Hundestaffel auf der Tauplitz. von Verunfallten aus unwegsamem und auf dem Programm. Die neuen Hunde- 3 Auch Skidoo-Fahren wird trainiert. AUS- UND FORTBILDUNG 17
Aktiv bei Übungen und Einsätzen Die Bergretterinnen und Bergretter trainierten am Lawinenkegel, über Bundesländergrenzen hinweg und mit Kollegen von Bergbahnen. TEXT THOMAS PODLIPNY, ANDREAS STEININGER FOTOS BERGRETTUNG EISENERZ, MICHAEL MIGGITSCH, BERGRETTUNG GEBIET MÜRZTAL Neben den zahlreichen Übungen – im Folgenden ein Blick in einige der steirischen Bergrettungsorts- Gebiet Eisenerz Insgesamt 31 Bergrettungskräfte aus vier Ortsstellen (Radmer, stellen – mussten auch Einsätze Landl, Wildalpen und Eisenerz) trafen sich zur alljährlichen übernommen werden. Wintergebietsübung in der Eisenerzer Ramsau. Um die Übung so realistisch wie möglich zu gestalten, erfolgte die Alarmie- rung um 8:30 Uhr mittels SMS über die Landeswarnzentrale. Übungsannahme waren vier verschüttete Personen im Bereich Hochalm. Wie im Ernstfall trafen die Kameradinnen und Kame- raden nach und nach je nach Ortsstelle beim Gasthof Pichlerhof ein, wo die Einsatzleitung untergebracht war. Aus der Gruppe der ersteintreffenden Kameraden wurde eine Schnelleinsatz- gruppe zusammengestellt, die unmittelbar zur Lawine ent sandt wurde. Um schneller vor Ort zu sein, wurden die Quads der Ortsstellen Radmer und Eisenerz eingesetzt. Der letzte Abschnitt bis zur Lawine wurde mit den Tourenskiern zurückge- legt. Der genaue Unfallort musste dann mittels GPS-Koordina- ten gefunden werden. Auf der Lawine angekommen, konnten die ersten zwei Verschütteten schnell mit dem LVS geortet, ausgegraben und sanitätstechnisch erstversorgt werden. Neben einer starken Unterkühlung waren auch Knochenbrüche zu versorgen, bevor der Abtransport erfolgen konnte. Die beiden anderen Verschütteten hatten laut Übungsannahme kein LVS. Daher wurde ein RECCO-Suchgerät eingesetzt, mit dessen Hilfe die dritte Person rasch gefunden werden konnte. Die vierte Person musste klassisch sondiert werden. Schließlich wurde auch diese gefunden und aus der Lawine befreit. Zur selben Zeit wurden die ersten beiden Geborgenen mit dem Ackja zur nächsten Straße gebracht. Dafür musste sehr steiles Gelände mittels Seilbergetechniken überwunden werden. Auch diese Herausforderung wurde perfekt gemeistert und die Verletzten konnten über die Forststraße rasch ins Tal gebracht werden, wo laut Übungsannahme das Rote Kreuz schon auf die Übergabe wartete. 1 Vorbereitungen für den Abtransport des „Verletzten“ in der Eisenerzer Ramsau. 2 Die Einsatzleitung der grenzüberschreiten- 1 den Übung war im neuen Dienstraum der Ortsstelle Krakauebene untergebracht. 3 Heftiger Sturm sorgte für realistische Bedin- gungen bei der Übung am Stuhleck. 4 Die Vermisste wurde von den Einsatzkräf- ten geborgen, erstversorgt und dann ins Krankenhaus Mürzzuschlag geflogen. 18 AUS DEN ORTSSTELLEN
3 2 Übung im Prebergebiet Erfolgreicher Sucheinsatz Eine grenzüberschreitende Winterübung fand Mitte Jänner im Im Raum Neuberg mussten die Bergretterinnen und Bergret- Prebergebiet (Gemeinde Tamsweg) statt. Die Einsatzorganisa- ter Anfang Februar zu einer Suchaktion ausrücken. Vermisst tionen aus dem Lungau und dem Bezirk Murau mussten – so wurde eine 89-jährige Spaziergängerin. Diese überlebte nach das Übungsszenario – nach zwei Lawinenabgängen mehrere einem Sturz insgesamt 18 Stunden in einem Waldstück. Nach- Schneeschuhwanderer, Langläufer und zwei Autoinsassen dem eine zuständige Mitarbeiterin der Volkshilfe die durchaus suchen und bergen. Als weiteres Szenario wurde eine teilver- rüstige ältere Dame bei der Essenszustellung am Abend nicht schüttete Almhütte angenommen. Insgesamt 260 Einsatz- wie gewohnt in ihrer Wohnung angetroffen hatte, verstän- kräfte von Bergrettung, Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz, digte sie die Polizei. Diese leitete sofort eine umfangreiche Bundesheer, Lawinenwarnkommission, Gemeinden und Suchaktion ein, an der sich neben den Bergrettungsortsstellen Bezirkshauptmannschaften waren an der Übung beteiligt, Neuberg und Mürzzuschlag auch die Freiwillige Feuerwehr be- außerdem noch mehrere Lawinensuchhunde. Den Schwer- teiligte. Doch um 23:00 Uhr musste diese Suchaktion wegen punkt der Übung bildeten die Koordination eines grenz Schlechtwetter abgebrochen werden. Am folgenden Tag wur- überschreitenden Einsatzes und die Anwendung des neuen de das gesamte Gebiet Mürztal (ÖBRD-Ortsstellen Neuberg, digitalen Funksystems BOS. Mürzzuschlag, Veitsch und Kindberg) inklusive Suchhunde staffel alarmiert. Gegen 10:30 Uhr konnte ein Bergretter die Einsatzübung am Stuhleck Pensionistin dann endlich in einem unwegsamen Waldstück Schon seit einigen Jahren arbeiten die Stuhleck-Bergbahnen auffinden. Nachdem die Feuerwehr den Weg für den Abtrans- und die Pistenrettung mit der Bergrettung Mürzzuschlag im port der Verunfallten sogar freischneiden musste, erfolgte Bereich der Gästesicherheit zusammen. Der gesicherte Pisten- nach einer Erstversorgung durch zwei Bergrettungsärzte die bereich wird von der bergbahneigenen Pistenrettung professi- Überstellung der stark unterkühlten, doch sonst unverletzten onell versorgt, der Bereich im alpinen Gelände und Bergungen Frau mit dem Rettungshubschrauber C3 des ÖAMTC in das von den Sesselliftanlagen gehören mit zum Einsatzbereich LKH Mürzzuschlag. der Mürzzuschlager Bergrettung. Um hier allfällige Einsätze entsprechend perfekt abwickeln zu können, fand im Jänner die schon traditionelle Bergeübung auf den Sesselliftanlagen 4 der Stuhleckbahnen statt. Dieses Jahr suchten sich die Mürzer Bergretter allerdings zusätzlich noch erschwerte Bedingungen für ihre Einsatzübung aus. Denn nicht nur der vorherrschende Föhnsturm, sondern auch die einbrechende Dunkelheit gehör- ten zur Übungsannahme. Trotz dieser widrigen Bedingungen konnten alle „Opfer“ sicher geborgen und versorgt werden. Unterstützt wurde die Bergrettung vom Pistenpersonal der Bergbahnen. Dies ist umso wichtiger, da bei einem Ernstfall die Zusammenarbeit perfekt funktionieren muss. AUS DEN ORTSSTELLEN 19
Effiziente Suche aus der Luft 1 Der Umgang mit dem neuen RECCO-Detektor 1 Im Helikopter werden alle Bewegun- wurde im Rahmen einer Schulung geübt, der gen mit GPS-Tracks und Wegpunkten Detektor aber auch schon bei Einsätzen genutzt. festgehalten. 2 Gemeinsame Schulung von Polizei und Bergrettung in Turnau. TEXT STEFAN SCHRÖCK FOTOS MARTIN GURDET Die Technologie der Firma RECCO ist Stationiert in Graz und rasch gefunden werden. Diese schon seit vielen Jahren bekannt. Dieser RECCO-SAR-Detektor ist an der Technologie ersetzt aber trotzdem kei- RECCO-Reflektoren werden in Beklei- Flugeinsatzstelle Graz des BMI statio- nesfalls die Strategien und Einsatztak- dung, Schuhen, Helmen und Rucksä- niert und kann bei Bedarf als Außenlast tiken bei Suchaktionen. Sie ist nur ein cken verarbeitet. Mit einem speziellen (Tau) in Betrieb genommen werden. Die weiteres Werkzeug in einem Werkzeug- RECCO-Detektor (R9-Detektor) besteht Bedienung der Technik im Hubschrau- kasten. die Möglichkeit, vermisste oder ver- ber übernimmt ein Bergrettungsmann. Die Anforderung für das RECCO-SAR schüttete Personen zu suchen. Zahl- Das ausgegebene akustische Signal erfolgt im Einsatzfall über die LWZ. reiche Skigebiete und Ortsstellen der wird auch an den Piloten und den Die Einsatzleitung sollte aber mit Bergrettung setzen diese Suchmetho- Flight Operator übertragen. Die Suche einer gewissen Vorlaufzeit rechnen, den bereits seit Jahren ein. aus der Luft erfordert ein eingespiel- da der RECCO-SAR-Detektor erst in den Hubschrauber verladen werden 2 muss. Gleichzeitig erfordert die Suche mit dem RECCO-SAR-Detektor eine gut durchdachte und gut vorbereitete Einsatztaktik. Die LWZ alarmiert im Einsatzfall die RECCO-SAR-Gruppe der Bergrettung Steiermark und ein RECCO-SAR-Experte stimmt gemein- sam mit dem Einsatzleiter und der Crew des Hubschraubers des BMI die Einsatztaktik ab. Je nach Gelände und Entfernungen werden die Flugroute und die Geschwindigkeit definiert. Im Hubschrauber werden alle Bewegun- gen mit GPS-Tracks und Wegpunkten festgehalten, dies dient der genauen Dokumentation. Die RECCO-SAR-Gruppe übt diese Verfahren in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit der Polizei und Kame- raden der Bergrettung Niederösterreich Seit vergangenem Jahr wurde in Öster- tes Team im Hubschrauber und muss und der Bergrettung Kärnten. Im Okto- reich diese Technologie nun erweitert. natürlich entsprechend geübt werden. ber 2019 konnte eine groß angelegte In einem gemeinsamen Projekt der Fir- Die Bergrettung Steiermark hat pro Übung in Turnau erfolgreich gemeistert ma RECCO, des Bundesministeriums für Gebiet eine Person nominiert und werden und alle Kameraden konnten Inneres, der Polizei und der Bergrettung geschult und somit stehen in jeder Re- sich auf gemeinsame Vorgehensweisen wurde die Möglichkeit geschaffen, gion ausgebildete RECCO-SAR-Experten koordinieren. Bei zwei Einsätzen (Hoch- RECCO-Reflektoren aus der Luft zu zur Verfügung. golling und Loser) wurde RECCO-SAR suchen. Mit einem speziellen, hoch leis auch bereits im Ernstfall eingesetzt. tungsfähigen Detektor am Hubschrau- Suche in weitläufigen Gebieten Sollte eine Ortsstelle mehr Informati- ber des BMI können Personen bis zu Besonders in weitläufigen Gebieten onen wünschen, kann sie mich gerne 500 m Reichweite gefunden werden. können vermisste Personen effizient kontaktieren. 20 TECHNIK
Skitouren im Vulkangebiet BERGRETTUNG TIROL Ein großes Abenteuer, zwei beeindruckende Länder, fünf intensive Wochen. Lukas Ruetz und Florian Plank gingen Skitouren auf bis zu 5.000 Metern Seehöhe in Chile und Argentinien und bestiegen ganz nebenbei den höchsten Berg Amerikas – und das im Winter. TEXT DANIELA PFENNIG FOTOS LUKAS RUETZ 1 2 3 1 Lukas Ruetz und Florian Plank. 2 Die Schneedecke schmilzt in Teilen der Anden im Frühjahr nicht ab, sondern verdampft fast zur Gänze. Dadurch entstehen solche Schneeformen. 3 Typisches Bild der Schneeoberfläche im Aconcagua-Gebiet: Wind, Sonne und extrem trockene Luft hinterlassen ihre Spuren. REISE 21
4 5 6 4 Am rauchenden Krater des Villarrica angekommen. Ein toller Skitourenvulkan! 5 Die winzige Refugio Frey ist eine der ganz wenigen im Winter bewirtschafteten Hütten in Südamerika. 6 Gipfelsieg am 6.962 Meter hohen Aconcagua. 7 Anstieg zum Cerro Tronador im Hintergrund, der gerade von einem Sturm umtost wird. 8 Parkplatzbiwak in einem Araukarienwald. 9 Durch die extrem vom Wind beeinflusste Schneedecke an den Vulkanen ist es oft besser, die Ski hinaufzu- tragen. Stundenlang könnte Lukas Ruetz, Bergretter bei der Ortsstelle Daneben ist uns die Erstbefahrung der 5.220 Meter hohen Sellraintal, von seiner fünfwöchigen Reise nach Chile und Tres Gemelos gelungen“, berichtet der Sellraintaler stolz. Argentinien erzählen. Damals, im August und September Besonders fasziniert hat ihn das Skifahren am Vulkan: „Es 2016, machte er sich gemeinsam mit seinem Freund Florian ist gigantisch, wenn man da oben steht. Die Lava spritzt im Plank, Bergretter bei der Ortsstelle Matrei am Brenner, auf Krater, man spürt die Hitze. Es war, als würden wir in die Hölle nach Südamerika. Gereizt hat die beiden das Skitourengehen schauen. So ein Berg ist zum Skifahren perfekt: Die Abfahrt im Sommer der Nordhalbkugel. „Dafür eignen sich im Grunde beginnt am Krater ganz steil und wird dann immer flacher“, nur Argentinien, Chile oder Neuseeland. Es gibt zwar auch schwärmt der 27-Jährige. einige andere Gebiete auf der Südhalbkugel, in denen es so etwas wie Winter mit Schnee und Bergen gibt, aber dort kann Herausforderung Logistik man nicht wirklich sinnvoll Skitouren unternehmen“, weiß Die Herausforderungen waren vor allem logistischer Natur, Lukas Ruetz. „In Argentinien und Chile gibt es ein bisschen wie Lukas Ruetz beschreibt: „Unsere größten Fragen waren: von der nötigen Infrastruktur, wie beispielsweise Straßen in Wo geht überhaupt eine Straße zu den Bergen hin, damit man ein paar gebirgige Regionen, und das Klima passt – es fällt nicht Dutzende bis Hunderte Kilometer zu Fuß marschieren genug Schnee, der auch längere Zeit liegen bleibt.“ In den An- muss? Wo kann man noch etwas zu essen kaufen? Gibt es zu den, die allein in Argentinien und Chile über 2.000 Kilometer dem Gebiet überhaupt eine Karte oder irgendwelche Infor- lang sind, ist das Skitourengehen extrem vielfältig: einerseits mationen zu den Bergen? – Oft gab es keine guten Antwor- sehr trockene Bergregionen und 6.000 Meter hohe Berge ganz ten darauf.“ Und noch ein Beispiel: Florian Plank brach eine im Norden; andererseits das windige und kalte Patagonien Bindung: „Hat man Probleme mit der Ausrüstung, kann das mit teilweise nur 2.000 Meter hohen Bergen im Süden. enorm fordern, denn dort kann das niemand reparieren und Ersatzteile bekommt man normalerweise auch nicht“, ergänzt Über Firn am Vulkan Lukas Ruetz. Zunächst bestiegen die beiden im nördlichsten Teil Patago- niens einige klassische, aber sehr beeindruckende Skitouren- Von Wildnis beeindruckt berge. „Hier waren wir rund um die Stadt Bariloche – etwa so Die andere Seite dieser Medaille hat aber gerade auch ihren groß wie Innsbruck – unterwegs“, erzählt Lukas Ruetz. Reiz. „Von Anfang an hat mich die echte Wildnis in diesen zwei Danach waren sie im Aconcagua-Gebiet 1.000 Kilometer Ländern beeindruckt. Es gibt dort noch unendlich viel Raum, weiter nördlich rund um den höchsten Berg Amerikas, den wo noch nie ein Mensch war, wo es weder Almwirtschaft Aconcagua mit 6.962 Metern. „Dort ist das Klima vollkommen noch Besiedelung gibt. Das findet man in Europa nirgends anders und es gibt oft Jahre ohne Schnee. Wir hatten Glück mehr: weder auf einem Berg in den Alpen noch irgendwo im und es lag genügend Schnee. Wir konnten dort einige 4.000er Flachland. Jeder Quadratmeter wurde hierzulande schon ein- besteigen und viel Büßerschnee, also Zackenfirn, fahren. mal von einem Menschen beeinflusst und man ist überall mit 22 REISE
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