Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc

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Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc
Hessisches Sozialministerium

Bewegung für Gesundheit im Alter

Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours
Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc
Herausgeber
Hessisches Sozialministerium
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dostojewskistraße 4
65187 Wiesbaden
www.sozialministerium.hessen.de

Inhalt
Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Stella Emmerich

Redaktion
Esther Walter (verantwortlich),
Peter Linden, Dr. Christian Peter, Dr. Ingmar Sütterlin

Gestaltung
Kirsch Kommunikationsdesign GmbH, Walluf
www.kirschteam.de

Druck
Druckerei Chmielorz GmbH, Wiesbaden

Bildnachweis
Bildredaktion: Stella Emmerich, Dr. Ingmar Sütterlin;
Grünflächenamt Frankfurt (S. 18);
Ralf-Rainer Klatt (S. 1, 8, 11, 13l, 24, 29, 30, 32);
Riede (S. 9);
Thomas Ritter (S. 1, 7, 10, 13r, 15, 16, 17, 19, 20, 21, 22, 23, 25, 26, 27, 28)

Autoren
Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer, Abteilung Sportmedizin, Goethe-Universität Frankfurt (S. 10 –13)
Prof. Dr. Volker Beck, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit, Hochschule Darmstadt (S. 13 –15)
Eckhard Cöster, Leiter Geschäftsbereich Breitensport und Sportentwicklung, Landessportbund Hessen e.V. (S. 21– 25)
Prof. Dr. Grit Hottenträger, FBG-Landschaftsarchitektur, Hochschule Rhein-Main (S. 7–9, 16 – 20, 32 – 34)
Ralf-Rainer Klatt, Sportamt, Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt (S. 29– 31, 33)
Daniel Niederer, Abteilung Sportmedizin, Goethe-Universität Frankfurt (S. 10 –13)
Thomas Ritter, Leiter Fachstelle Sport, Magistrat der Stadt Hanau (S. 26 – 28)
Prof. Dr. Lutz Vogt, Abteilung Sportmedizin, Goethe-Universität Frankfurt (S. 10 –13)

Stand
Juli 2013 (2. Auflage)
Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc
Vo r w o r t     2   3

                                                       Häufig wurden beim Aufbau der Bewegungsange-
                                                       bote das Sozialministerium und die beiden Test-
                                                       kommunen um Rat gefragt. Deshalb wurde in Zu-
                                                       sammenarbeit mit allen Partnern des Modell-
                                                       versuchs der vorliegende Leitfaden entwickelt, der
                                                       zum Ziel hat, Kommunen und andere Interessierte
                                                       wie Verbände, Vereine, Krankenkassen oder Unter-
                                                       nehmen mit praktischen Hinweisen bei der Einrich-
                                                       tung und Nutzung von Bewegungsparcours zu un-
                                                       terstützen.

                                                       Zahlreiche Städte und Gemeinden in Hessen ha-
                                                       ben sich auf den Weg gemacht, ebenfalls solche
                                                       Angebote für Seniorinnen und Senioren aufzubau-
                                                       en. Mittlerweile sind hessenweit rund 100 Bewe-
Liebe Leserinnen und Leser,                            gungsparcours entstanden. Die neue Auflage die-
                                                       ses Leitfadens listet daher auch neue Standorte in
ein gesundheitsbewusstes Leben hat entscheiden-        Hessen auf.
den Einfluss auf das Wohlbefinden und die Le-
                                                       Dargestellt wird unter anderem, welche Schritte
bensqualität im Alter. Insbesondere ausreichende
                                                       beim Bau und Betrieb solcher Anlagen zu beach-
Bewegung ist unverzichtbar, um körperlich wie gei-
                                                       ten sind und wie diese sinnvoll in das Gemein-
stig mobil zu bleiben. Bewegung kann, wie medizi-
                                                       wesen eingebunden werden können. Allen, die bei
nische Studien zeigen, eine entscheidende Ant-
                                                       der Erprobung der Bewegungsparcours und der
wort auf viele der häufigen Alterserkrankungen
                                                       Erstellung dieses Leitfadens mitgewirkt haben,
sein. In einer älter werdenden Gesellschaft kommt
                                                       möchte ich herzlich danken.
es darauf an, sinnvolle Angebote der gesundheitli-
chen Prävention und insbesondere der Bewe-             Mit dem wissenschaftlich begleiteten Modellver-
gungsförderung für Seniorinnen und Senioren be-        such wurde eine in Asien bereits weit verbreitete
reitzustellen.                                         Idee in deutschlandweit bis dahin einmaliger Wei-
                                                       se aufgegriffen. Es hat sich gezeigt, dass die Par-
Die Hessische Landesregierung hat deshalb in Ha-
                                                       cours hohe Potenziale bieten, Gesundheit nach-
nau und Darmstadt Bewegungsparcours für ältere
                                                       haltig zu stärken und mehr Bewegung in den All-
Menschen modellhaft erprobt. Gemeinsam mit
                                                       tag älterer Menschen zu bringen. Wie erfolgreich
dem Landessportbund Hessen, der Goethe-Uni-
                                                       die Arbeit war, zeigt auch, dass das Bewegungs-
versität Frankfurt am Main, der Hochschule Darm-
                                                       parcours-Projekt des Hessischen Sozialministeri-
stadt und der Hochschule Rhein-Main sowie zwei
                                                       ums im Rahmen des Europäischen Jahres des Ak-
Unternehmen wurde der gesundheitliche Effekt
                                                       tiven Alterns als Good-Practice-Projekt ausgewählt
der Parcours mit Testgruppen geprüft. Es hat sich
                                                       wurde. Deshalb verbinde ich mit diesem im Rah-
gezeigt, dass die Bewegungsparcours auch lang-
                                                       men der „Seniorenpolitischen Initiative“ der Lan-
fristig großen Zuspruch in den beiden Modellstäd-
                                                       desregierung herausgegebenen Leitfaden auch
ten gefunden haben. Die von den Hochschulen
                                                       den Wunsch, dass möglichst viele weitere Kommu-
erhobenen Ergebnisse waren überaus positiv. Die
                                                       nen diese Idee zur Förderung des aktiven Alterns
Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten von
                                                       aufgreifen mögen.
neu gewonnener Bewegungsfähigkeit, mehr Si-
cherheit im Alltag und mehr Lebensfreude durch
den Kontakt in der Gruppe. Die Nutzung der Gerä-
te unterstützte die Stärkung des Kreislaufs, die Ko-
ordination und Beweglichkeit. Die Parcours wur-
den überdies zu gern besuchten Treffpunkten in         Stefan Grüttner
der Kommune.                                           Hessischer Sozialminister
Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc
Bewegung für Gesundheit im Alter

Inhaltsverzeichnis
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                      2

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .              3

Der ideale Bewegungsparcours für Fitness im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                                                            7

     Besondere Förderung von Bewegungsparcours für ältere Erwachsene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                                       7

     Zielgruppengerechte Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                               8
     a) Was ist ein Bewegungsparcours? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                               8
     b) Bewegungsparcours für Erwachsene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                     8
     c) Bewegungsparcours für Sportliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                 9
     d) Bewegungsparcours für Familien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                               9

Vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                                          10

     Erfolgsquote über 90 %
     Physischer Nutzen von regelmäßigen Übungen auf einem Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                                                 10

     Wie ein Dorfbrunnen
     Soziale und psychische Wirkungen regelmäßiger Nutzung von Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                                                        13

Einrichtung eines Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                           16

     Fünfzehn Gehminuten zum Freilufttraining
     Welche Standorte sind für einen Bewegungsparcours geeignet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                        16

     Gestaltung eines Parcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                17
     a) Lage innerhalb einer Grünanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                             17
     b) Auswahl und Anzahl der Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                             17
     c) Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               17
     d) Beschilderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                   18

     Einbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   18
     a) Auswahl und Einbau der Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                             19
     b) Vorgaben durch DIN Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                           19
     c) Praktische Hinweise zum Bodenbelag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                      19

     Wartung und Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                            20
Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc
Inhaltsverzeichnis                                                      4     5

Partner finden und beteiligen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                            21

    Partner rechtzeitig einbinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                              21

    Besondere Mitwirkung von Sportvereinen
    Erfolg durch angeleitete Übungsgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                 21

    a)    Vorteile eines Bewegungsparcours im offenen Raum für die Bürger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                      22
    b)    Vorteile für die Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                     22
    c)    Ziele einer sinnvollen Betreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                   23
    d)    Übungsleiter: Qualifikation und Versicherungsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                23
    e)    Ablauf einer Trainingsrunde am Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                   24
     f)   Trainingszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .          25

Musterparcours in Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                     26

    Hanau-Schlossgarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                        26
    a) Zielfestlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .            26
    b) Standortfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .              26
    c) Planung, Organisation und Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                   26
    d) Motivation der Zielgruppe(n) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                27
    e) Betreuung durch Übungsleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                             27
     f) Perspektive: Selbstorganisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                       28

    Darmstadt-Bürgerpark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                           29
    a) Planungen und Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                   29
    b) Zuständigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               29
    c) Zielgruppengewinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                            30
    d) Standort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    30
    e) Geräteauswahl und Gerätenutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                             30
     f) Betreuung und Auswertung der Pilotphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                      31

Finanzierung                               ....................................................................................................                                                                                        32

    Wie viel kostet ein Bewegungsparcours? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                 32

    Gegenfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                32

    Das „Patenmodell“ zur Parcoursfinanzierung: Viernheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                        33

Anhang                    .............................................................................................................                                                                                                34

    Checkliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   34

    Übersicht über Bewegungsgeräte in Freiluftanlagen in Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                  34
Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc
Bewegung
für Gesundheit
im Alter
Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc
1 D e r i d e a l e B e w e g u n g s p a rc o u r s f ü r F i t n e s s i m A l t e r   6   7

Der ideale
Bewegungsparcours
für Fitness im Alter

Besondere Förderung von                                         sen. Ziel der Parcours ist es, Seniorinnen und Se-
                                                                nioren zur gesundheitsfördernden Bewegung an
Bewegungsparcours für ältere
                                                                der frischen Luft zu motivieren.
Erwachsene
                                                                Bei einer Befragung von 180 Frankfurterinnen und
Das Hessische Sozialministerium hat 2010 im Rah-                Frankfurtern im Alter zwischen 50 und 90 Jahren
men der Nachhaltigkeitsstrategie das Projekt „Ge-               gab eine deutliche Mehrheit der Älteren an, dass
sund Leben – Gesund Bleiben“ ins Leben gerufen.                 sie einen Bewegungsparcours ausschließlich für
Ein Teilprojekt entwickelte Strategien für den Er-              Erwachsene einem intergenerativen Parcours vor-
halt der Gesundheit im Alter, mit Schwerpunkt auf               ziehen würde.
der Bewegungsförderung. Die Prävention vor
Alterskrankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen                Es ist sogar dringend davon abzuraten, einen Be-
und Diabetes steht bei einem solchen Bewegungs-                 wegungsparcours, der für Erwachsene und be-
angebot im Vordergrund. Entsprechend hat das                    sonders für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger
Sozialministerium 2011 den Bau von zwei Pilotbe-                vorgesehen ist, in Spielbereiche für Kinder zu inte-
wegungsparcours unterstützt und durch wissen-                   grieren oder in ihrer Nähe einzurichten. Die spezi-
schaftliche Begleituntersuchungen den Effekt auf                fischen Bedürfnisse der Älteren kommen dann
körperliches und psychisches Befinden testen las-               praktisch immer zu kurz.
Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc
Bewegung für Gesundheit im Alter

Der vorliegende Leitfaden stellt die Einrichtung     Anders als die Trimmpfade der „Trimm-Dich“-Be-
von Bewegungsparcours für ältere Erwachsene und      wegung in den 1970er Jahren werden heutzutage
Senioren vor. Dieser wachsende Teil der Bevölke-     Fitness-Parcours weniger in Ausflugsgebieten,
rung findet bisher die wenigsten Einrichtungen zur   sondern vielmehr direkt in den Städten angesie-
Bewegungsförderung in der Öffentlichkeit vor und     delt. Erfahrungen gibt es schon in Ostasien, be-
bedarf einer besonderen Fürsorge beim Einstieg       sonders in Japan und China, wo die Bevölkerung
in die Gesundheitsförderung durch Bewegung.          die Bewegungsparcours angenommen und eine
                                                     große Bereitschaft entwickelt hat, sich mit Hilfe der
                                                     dortigen Übungsgeräte fit zu halten.

Zielgruppengerechte                                  b) Bewegungsparcours für Erwachsene
Bewegungsparcours
                                                     Ein Bewegungsparcours für jüngere und ältere Er-
                                                     wachsene ist ausgestattet mit „niederschwelligen“
a) Was ist ein Bewegungsparcours?
                                                     Geräten, die leicht zu handhaben sind und auch
                                                     Spaziergänger zum Ausprobieren animieren. Diese
Unter einem Bewegungsparcours wird eine Out-
                                                     Geräte besitzen einen hohen Aufforderungscha-
dooranlage mit Geräten zum Trainieren verschie-
                                                     rakter und werden gut von Erwachsenen, vor von
dener körperlicher Funktionen verstanden. Unter
                                                     allem Frauen und älteren Menschen angenom-
der Anleitung von Tafeln oder eines Trainers kann
                                                     men. Diese Parcours zeichnen sich durch Geräte
man an diesen Geräten verschiedene Übungen
                                                     aus, an denen ohne größere Kraftanstrengung
absolvieren und dadurch Fortbewegung, Kraft,
Gleichgewicht und das allgemeine Wohlbefinden
verbessern. Bei regelmäßiger Nutzung eines Be-
wegungsparcours wird das individuelle Gesund-
heitsbefinden gefördert.

                                                                        Beispiel für einen
                                                                        „gemischten Parcours“
                                                                        in Darmstadt mit
                                                                        sportlichen und
                                                                        niederschwelligen
                                                                        Geräten
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1 D e r i d e a l e B e w e g u n g s p a rc o u r s f ü r F i t n e s s i m A l t e r       8     9

Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer trai-                  d) Bewegungsparcours für Familien
niert werden können. Einfache Anleitungen ma-
chen die Geräte leicht handhabbar. Es gibt auch                 Ein weiterer Typus von Bewegungsparcours bietet
Geräte zum Massieren von Akupunkturpunkten                      Angebote für Kinder und Erwachsene gemeinsam
und zum Lockern von Muskeln. Manche Geräte                      an. Sie kombinieren Trainingsgeräte mit Spielge-
sind zu zweit nutzbar und fördern so die Kommuni-               räten und schaffen so ein gemeinsames Erlebnis
kation untereinander. Der vom Sozialministerium                 für die ganze Familie. Diese Art von Parcours wird
geförderte Pilotparcours dieses Typus wurde im                  überwiegend von Kindern zum Spielen und Be-
Hanauer Schlossgarten eingerichtet.                             wegen genutzt, jedoch spielen auch viele der
                                                                begleitenden Erwachsenen mit den Kindern an
                                                                den Geräten oder probieren zumindest einmal die
c) Bewegungsparcours für Sportliche
                                                                Geräte aus. Ältere würden sich in diesen Anlagen
                                                                jedoch weniger wohlfühlen.
Es gibt auch öffentliche Bewegungsparcours für
Sportler und ambitionierte Aktive. Hier können
durch ein Angebot betreuter Übungsstunden auch
weniger Sportliche zur Nutzung der Geräte moti-
viert werden. Im Darmstädter Bürgerpark wurde
solch ein Bewegungsparcours als Pilotparcours
eingerichtet, der durch Sportler und angeleitete
Übungsgruppen genutzt wird. Diese gemischten
Parcours bieten Geräte und damit Bewegungs-
möglichkeiten sowohl für Sportler als auch für
weniger Geübte und ältere Menschen an.

                                                                                                    Motorikpark im
                                                                                                    „Parcours für
                                                                                                    Generationen“ in
                                                                                                    Nürnberg-Langwasser
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Bewegung für Gesundheit im Alter

Vielfältige
gesundheitsfördernde
Wirkungen

Erfolgsquote über 90 %                                Sehr häufig verschlechtern sich die Muskelkraft,
                                                      das Körpergleichgewicht und die Gangsicherheit,
Physischer Nutzen von regelmäßigen Übungen
                                                      so dass beispielsweise das Sturzrisiko rapide an-
auf einem Bewegungsparcours
                                                      steigt. Regelmäßige körperliche Aktivität kann
                                                      neben der Steigerung der Lebensqualität und der
Bewegungsmangel ist eine typische Begleiter-          Erhöhung der Anzahl gesunder Lebensjahre auch
scheinung heutiger Arbeits- und Lebensgewohn-         eine Verminderung des Sturzrisikos bewirken.
heiten. Er beeinträchtigt die Gesundheit, indem er
unter anderem den Muskelabbau beschleunigt            Im Auftrag des Sozialministeriums hat die Abtei-
und zum Verlust der körperlichen und geistigen        lung Sportmedizin der Goethe-Universität Frank-
Kräfte führen kann. Bis zum 80. Lebensjahr ver-       furt deshalb die Wirkungen einer regelmäßigen
mindert sich die Muskelfaseranzahl um nahezu          Nutzung der Pilot-Parcours getestet. In einer Vor-
40 %. Bei alten Menschen lässt sich eindeutig fest-   her-Nachher-Untersuchung wurden detailliert die
stellen: je weniger Muskulatur, desto geringer sind   Effekte eines angeleiteten 3-monatigen Übens auf
Stoffwechsel und Energieverbrauch. Hormonelle         die Beinkraft, das Gleichgewicht und die Geh-
Veränderungen, die mit dem Alterungsprozess zu-       geschwindigkeit erforscht.
sammenhängen, reduzieren zusätzlich die Muskel-
masse.
2 Vi e l f ä l t i g e g e s u n d h e i t s f ö rd e r n d e W i r k u n g e n   10   11

Durch die Studie konnte nachgewiesen werden,                   dass die Straße während der Ampelgrünphase ge-
dass das Üben am Bewegungsparcours deutliche                   fahrlos überquert werden kann, ein Problem, mit
Effekte auf die physische Leistungs- und Funk-                 dem mehr als 90 % der über 80-Jährigen täglich
tionsfähigkeit von Senioren hat: Mehr als 90 % der             konfrontiert sind.
Studienteilnehmer verbesserten ihre funktionellen
Leistungen. Die erzielten Verbesserungen bei den
genannten Faktoren lassen Wirkungen im Sinne
der Sturzprävention und Alltagsfunktionalität er-
warten. Durch eine gesteigerte Beinkraft und bes-
sere Balance können Treppen besser bewältigt
oder Hindernisse im Alltag wie das Zusteigen in
Bus und Straßenbahn sicherer gemeistert werden.
Ein schnelleres Gehtempo bedeutet im Alltag,

 Das Testverfahren

 Insgesamt haben 94 Personen im Alter von 60–94 Jahren
 und mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren als Pro-
 banden an der wissenschaftlichen Untersuchung teilgenom-
 men. Angeleitet wurden die Übungen am Bewegungspar-
 cours von besonders qualifizierten Übungsleitern lokaler
 Sportvereine.

 Alle Teilnehmer wurden vor Beginn und am Ende der drei-
 monatigen Studiendauer nach einem identischen Unter-
 suchungsplan getestet. Jeder Studienteilnehmer durchlief
 jeweils vier unterschiedliche Mess-Stationen:

 ● Mit einem speziellen Messgerät wurde im Sitzen die
   Beinkraft in Newtonmeter [Nm] bestimmt. Die Teil-
   nehmer wurden aufgefordert, fünf Sekunden maximal
   gegen einen unbeweglichen Widerstand (isometrische
   Maximalkraftmessung) zu drücken. Der höchste Wert aus
   drei Versuchen wurde in die Auswertung einbezogen.

 ● Zur Messung der Gehgeschwindigkeit passierte jeder
   einzelne Teilnehmer zügig eine 8 m lange und mit vielen Einzelsensoren bestückte Gangbahn.

 ● Für die Bestimmung des Gleichgewichts versuchten die Studienteilnehmer mit geschlossenen
   Augen für eine Dauer von 90 Sekunden möglichst ruhig und stabil zu stehen. Jegliche
   Schwankung wurde millimetergenau erfasst und computergestützt in ein individuelles
   Gleichgewichts-Maß umgerechnet.

 ● Die Angst der Teilnehmer im Alltag zu stürzen wurde mit einem speziellen Fragebogen (FES-I)
   erfasst. Diese als subjektive Sturzangst bezeichnete Selbsteinschätzung ermittelt gezielt
   Bedenken bei der Ausübung bestimmter Alltagsaktivitäten.
Bewegung für Gesundheit im Alter

  Ergebnisse und Diskussion                               Deutliche Steigerung der physischen
                                                          Leistungs- und Funktionsfähigkeit
  Während der 3-monatigen Untersuchungspha-
  se nutzten die Teilnehmer im Schnitt zweimal
  wöchentlich (einmal angeleitet, einmal indivi-
  duell) für etwa 50 Minuten die Parcours. Durch
  die Regelmäßigkeit dieses Übens wurden sta-
  tistisch signifikante Verbesserungen der Bein-             75 %                  68 %                   45 %
  kraft und der Ganggeschwindigkeit erreicht.                Steigerung             Steigerung           Verbesserung
                                                            der Beinkraft         des Gehtempos           der Balance
  ● Etwa 3 / 4 aller Teilnehmerinnen und Teil-
    nehmer vermochten ihre maximale Bein-
                                                        Jeweils Anteil an allen Teilnehmern (n=94)
    kraft zu steigern. Individuell wurden sogar
    beachtliche Kraftsteigerungen von bis zu
    55 % des Ausgangswertes gemessen.
                                                        Altersunabhängig profitierten Senioren aller unter-
  ● Gleichzeitig war bei mehr als 2 / 3 der
                                                        suchten Dekaden in gleichem Maße vom Bewe-
    Studienteilnehmer eine Steigerung des
                                                        gungsparcours. Eine differenzierte Betrachtung
    Gehtempos nachweisbar. Zwanzig Per-
                                                        der Ergebnisse zeigt direkte Zusammenhänge zwi-
    sonen erhöhten ihre Ganggeschwindigkeit
                                                        schen erzielbaren Wirkungen von Bewegungspar-
    um über 20 %, eine Person steigerte sich
                                                        cours, Übungs- und Trainingshäufigkeit, Aktivitäts-
    im Gehtest sogar um 52 % und war damit
                                                        verhalten sowie physischer Leistungsfähigkeit.
    1,5-mal so schnell wie 3 Monate zuvor.

  ● Im Vergleich zur Wirkung des Bewegungs-             Physisch profitierte am deutlichsten von einem
    parcours auf Kraft und Gang waren die               Bewegungsparcours, wer:
    Veränderungen des Gleichgewichts we-
                                                        ● bislang weniger als fünf Stunden wöchentlich
    niger einheitlich. Dennoch verbesserten
                                                          körperlich aktiv war
    viele Personen ihre Balance deutlich.
                                                        ● mindestens zweimal wöchentlich einen
  ● Die zu Beginn der Untersuchung ver-
                                                          Bewegungsparcours nutzte
    gleichsweise gering empfundene Sturz-
    angst konnte weiter gesenkt werden.                 ● Defizite in Kraft, Gleichgewicht oder Mobilität
                                                          aufwies.

  Fast jeder verbesserte mindestens eine alltagsrelevante Funktion
  (Kraft, Ganggeschwindigkeit und Gleichgewicht)

        in einer Funktion       in 2 von 3 Funktionen     in allen 3 Funktionen                         nicht
            verbessert                verbessert                verbessert                           verbessert

             20                        45                        25                                     4

Anzahl Probanden: 94
2 Vi e l f ä l t i g e g e s u n d h e i t s f ö rd e r n d e W i r k u n g e n   12   13

Mit der Nutzung von Bewegungsparcours bietet                     Wie ein Dorfbrunnen
sich eine weitere Möglichkeit, den Einstieg oder
                                                                 Soziale und psychische Wirkungen regelmäßiger
den Wiedereinstieg in einen aktiven Lebensstil
                                                                 Nutzung von Bewegungsparcours
oder seinen Erhalt zu fördern. Das Konzept des
niedrigen Anforderungscharakters der Bewe-
gungsparcours, das vor allem Bewegungsanfänger                   In einer zweiten Studie untersuchte der Fach-
ansprechen soll, scheint angemessen. Dabei be-                   bereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale
einflusst das Üben und Trainieren an einem Par-                  Arbeit der Hochschule Darmstadt psychologische
cours nicht nur das Sturzrisiko, sondern ist offenbar            Aspekte von Sport und Bewegung im Alter und
auch geeignet, ein breiteres Spektrum im Hinblick                von der Nutzung der Bewegungsparcours.
auf die physische Leistungsfähigkeit abzudecken.
Entsprechend erhöht sich die Aussicht auf ein ge-                Das Ziel einer psychologischen Gesundheitsför-
sundes Altern, da nachgewiesenermaßen durch                      derung durch physische Aktivität, Sport und Be-
ausreichend körperliche Aktivität die Lebens-                    wegung ist es, älteren Menschen dabei zu helfen,
qualität gesteigert und das Risiko zahlreicher, vor              ihr seelisch-körperliches Wohlbefinden zu stärken
allem chronischer Erkrankungen vermindert wer-                   und zu erhalten. Der Wert und die positiven
den kann. Die Untersuchungsergebnisse unter-                     Effekte regelmäßiger Bewegung im Alter für die
streichen die positive Wirkung der Nutzung von                   Seele und für den Körper werden durch die Er-
Bewegungsparcours in der Verhältnisprävention                    gebnisse der Wirksamkeitsmessung der beiden
und der kommunalen Gesundheitsförderung.                         Bewegungsparcours in Hanau und in Darmstadt
                                                                 ausdrücklich bestätigt.

                              Nach erfolgreichem
                              Absolvieren der
                              Übungen findet die
                              ganze Gruppe zum
                              gemeinsamen
                              Ausklang zusammen.
Bewegung für Gesundheit im Alter

  Veränderungen der subjektiven Gesundheit von Nutzern eines Bewegungsparcours

                                                                                                  ung
                                                                                              ehm
                                                                                           hrn
                                eit

                                                                                                                                               eit
                           higk

                                                                                                                                          higk
                                                                                       swa
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                      nsfä

                                                                                                                                     nsfä
             Fun liche

                                        Roll liche

                                                          Sch liche

                                                                                  heit

                                                                                                                                                                                 find
                                                                                                                                                       Roll nale
                                                                          Ges eine
                                                                  zen

                                                                                                                                                                                che
                                            enfu

                                                                                                                                                           enfu
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                                                                                                            ät
                 ktio

                                                                                                                                ktio
                                                             mer

                                                                                                                                                          otio

                                                                                                                                                                            chis
                                                                               em

                                                                                                                                iale
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                                                                          Allg

                                                                                                        Vita

                                                                                                                            Fun
                                                                                                                            Soz
             Kör

                                        Kör

                                                          Kör

                                                                                                                                                                         Psy
                                                                                                                                                                         Wo
                                                                                                                                                       Em
100

 90

 80

 70

 60

 50

 40

 30

 20

 10

           75,7     79,9              66,3    75        71,6   71,4     61,7       65              55,8            62,2   83,8       89              69,9   81,3       69,1    75,1
   0
             Messung 1                        Messung 2

          Erhoben 2011 mit dem „Fragebogen zum Gesundheitszustand“ (SF-36), vor (Messung 1) und nach (Messung 2)
          der 3-monatigen Testphase. Der Wert 0 bezeichnet das Minimum, der Wert 100 das Maximum an Wohlbefinden

Erläuterung der erhobenen Dimensionen:

Körperliche Funktionsfähigkeit: erfasst körperliche Aktivitäten wie Selbstversorgung, gehen, Treppen steigen, bücken, heben und
mittelschwere oder anstrengende Tätigkeiten

Körperliche Rollenfunktionen: erfasst die Arbeit und andere tägliche Aktivitäten

Körperliche Schmerzen: erfasst Schmerzen und den Einfluss der Schmerzen auf die normale Arbeit, sowohl im als auch außerhalb
des Hauses

Allgemeine Gesundheitswahrnehmung: die persönliche Beurteilung der Gesundheit, einschließlich des aktuellen Gesundheitszustandes,
zukünftiger Erwartungen und der Widerstandsfähigkeit gegenüber Erkrankungen

Vitalität: sich energiegeladen und voller Schwung oder müde und erschöpft fühlen

Soziale Funktionsfähigkeit: erfasst den Einfluss der körperlichen Gesundheit und der Emotionen auf normale soziale Aktivitäten

Emotionale Rollenfunktion: erfasst, wie emotionale Probleme die Arbeit oder andere tägliche Aktivitäten beeinträchtigen

Psychisches Wohlbefinden: die allgemeine psychische Gesundheit, einschließlich Depression, Angst, emotionale und verhaltensbezogene
Kontrolle, allgemeine positive Gestimmtheit
2 Vi e l f ä l t i g e g e s u n d h e i t s f ö rd e r n d e W i r k u n g e n   14   15

Bei sieben von acht Variablen war eine deutliche
Verbesserung der subjektiven Gesundheit festzu-
stellen.

Die positiven Veränderungen waren bei
folgenden Skalen wissenschaftlich signifikant:

● Vitalität

● Soziale Funktionsfähigkeit

● Emotionale Rollenfunktion

● Psychisches Wohlbefinden

Damit bestätigen sich nachdrücklich der Wert und
der Nutzen des Bewegungsparcours für die Le-
bensqualität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

                                                               Eine bessere soziale Integration erreichen die Teil-
  Aussagen von Mitgliedern regelmäßiger
                                                               nehmer dauerhaft im Rahmen eines Programms
  Gruppen der Bewegungsparcours:
                                                               mit Bewegungsparcours. Dabei sollte das gesamte
                                                               Angebot von einem Charakter absoluter Freiwillig-
  „Nachdem ich im zurückliegenden Sommer
                                                               keit bestimmt sein. Begriffe wie Leistung, Ehrgeiz,
  zwei Mal in der Woche den Bewegungspar-
                                                               Stärke, Durchsetzung werden dabei kritisch reflek-
  cours im Bürgerpark Darmstadt besucht habe,
                                                               tiert. Es geht nicht immer nur um ein Schneller,
  fühle ich mich um 10 Jahre jünger und kann
                                                               Höher, Weiter! Dazu zählt auch, dass die Bilder
  wieder mit meinen Enkelkindern herumtollen“
                                                               der werbetreibenden Wirtschaft von „immer-
  berichtet der 69-jährige frühere Maschinen-
                                                               währender Jugendlichkeit, von Schönheitswahn
  bauingenieur Bijan Kia.
                                                               und Gesundheit“ nicht die Empfehlung zu mehr
  Eine „junggebliebene“ Rentnerin in den Sieb-                 Sport und Bewegung im Alter belasten dürfen.
  zigern gab voller Stolz an, dass sie „in den                 Jede und jeder sollte genau das Maß und die
  Theateraufführungen nun wieder nach einem                    Form von Sport und Bewegung finden, die ihren
  guten Stück bis zum Schluss heftig mitklat-                  oder seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten ent-
  schen kann“.                                                 spricht und wie ein Maßanzug dem Leben ange-
                                                               passt ist. Ein Bewegungsparcours stärkt nicht nur
  Der Bewegungsparcours wurde von Teilneh-
                                                               Körper, Geist und Seele, sondern ebenso das
  mern in Hanau als ein „Dorfbrunnen“ bezeich-
                                                               soziale Miteinander und mindert Ausgrenzungs-
  net, „an dem sich immer nette und sympathi-
                                                               tendenzen und Stigmatisierungsprozesse gegen-
  sche Menschen ohne großes Trara treffen und
                                                               über älteren Menschen.
  finden“. Und nach dem Bewegungsprogramm
  „geht man zusammen in ein Café und genießt
                                                               Ein Bewegungsparcours und ein angeleitetes Be-
  dann entspannt das Zusammensein und das
                                                               wegungsprogramm für ältere Menschen sind ein
  Miteinander“.
                                                               ideales, sehr empfehlenswertes und lohnendes An-
                                                               gebot für ältere Menschen in einer Kommune, um
                                                               den Gesundheitsstatus, das psychische Wohlbefin-
                                                               den und die Lebensqualität der Bürgerinnen und
                                                               Bürger auf vielen Ebenen deutlich zu verbessern.
Bewegung für Gesundheit im Alter

Einrichtung eines
Bewegungsparcours

Fünfzehn Gehminuten                                  bekannt, dass die Einzugsgebiete für Erwachsene
                                                     bis etwa 1000 m reichen, einem Fußweg von ca.
zum Freilufttraining
                                                     15 –20 Minuten entsprechend. Zu berücksichtigen
Welche Standorte sind für einen                      ist, dass ältere Menschen für die gleiche Wege-
Bewegungsparcours geeignet?                          strecke häufig mehr Zeit benötigen.

Bei der erwähnten Befragung von älteren Bürge-       Entscheidend für die Nutzung ist jedoch nicht nur
rinnen und Bürgern waren fast alle der Meinung,      die Entfernung, sondern auch die Erreichbarkeit:
dass öffentliche Grünanlagen die besten Stand-       die Parcours sollten zu Fuß und ohne Barrieren
orte für solche Parcours wären. Es gibt inzwischen   erreichbar sein. Auch Radwege- und vor allem
mehrere Bewegungsparcours in Deutschland und         ÖPNV-Anbindungen sind wichtig. Erwachsene ge-
die meisten Standorte sind – wenn sie sich im        hen mit zunehmendem Alter überwiegend zu Fuß
öffentlichen Raum befinden – in Grünflächen und      oder nutzen in Städten den ÖPNV. In Offenbach
Parks gewählt. Daneben gibt es auch Parcours in      beispielsweise wurde in einer Grünanlage ein Be-
unmittelbarer Nähe von sozialen Einrichtungen,       wegungsparcours eingerichtet, der von verschie-
wie z.B. Seniorenheimen oder Krankeneinrichtun-      denen Seniorengruppen mit dem ÖPNV eigens
gen, die auch öffentlich zugänglich sein können.     zum Trainieren angefahren wird. Radfahren ist – bei
                                                     sicherem Radwegenetz – bei den Fünfzig- und
Bewegungsparcours sollten möglichst zentral in       Sechzigjährigen zum Teil auch noch recht beliebt,
der Gemeinde oder in dem Stadtteil liegen, damit     tendenziell nehmen jedoch mit zunehmendem
die Wegeentfernungen kurz bleiben. Bei Parks ist     Alter Rad- und PKW-Fahren ab.
3 E i n r i c h t u n g e i n e s B e w e g u n g s p a rc o u r s   16   17

Die Standorte für Bewegungsparcours sollten nicht             wenn ausreichend Geräte vorhanden sind. Emp-
nur gut erreichbar sein, sondern auch möglichst               fohlen wird eine Mindestanzahl von 5 – 6 Geräten.
unbelastet von Immissionen wie Lärm und Luft-                 Niemand nimmt weite Wege für zwei oder drei
schadstoffen.                                                 Geräte im öffentlichen Raum auf sich.

                                                              Auf alle Fälle ist es empfehlenswert, dass sich Ent-
                                                              scheidungsträger und künftige Nutzer bestehende
                                                              Bewegungsparcours vor Ort anschauen und die
Gestaltung eines Parcours                                     Geräte selbst ausprobieren.

a) Lage innerhalb einer Grünanlage                            c) Ausstattung

Damit ein Parcours auch tatsächlich genutzt wird,             Günstig sind Ablagen (z.B. eine Bank) für Kleidung
sollte er sinnvoll innerhalb einer Grünfläche ange-           oder Taschen. Eine Bank ist auch für kleine Pausen
siedelt sein. Dafür sind zwei Rahmenbedingungen               gut. Bänke sollten aber auf alle Fälle so platziert
zu beachten: erstens darf der Parcours nicht wie              sein, dass kein direktes Zuschauen am Parcours
auf einem Präsentierteller liegen, d.h. nicht mitten          möglich ist. Auch Hecken und Sträucher können
auf der Rasenfläche oder an den Zugangsberei-                 Sichtschutz bieten und tragen dazu bei, einen
chen zum Park. Günstig sind Standorte, die räum-              Parcours in Grünanlagen zu integrieren.
lich eher am Rand liegen.
                                                              Ausreichende Beleuchtung kann die Nutzungs-
Andererseits dürfen auch keine „Angsträume“                   dauer verlängern. Besonders ältere Menschen
entstehen. Das bedeutet, der Parcours soll gut ein-           wünschen sich öffentlich zugängliche Toiletten in
sehbar sein und nicht abgelegen. Günstig sind                 der Nähe.
sozial kontrollierte Grünflächen. Am besten geeig-
net sind „belebte“ (aber nicht „überlaufene“)
Grünanlagen, in denen sich viele Leute aufhalten
oder in denen Einrichtungen mit Personal vorhan-
den sind, beispielsweise ein alkoholfreier Kiosk.

Da die Parcours vor allem im Sommer genutzt
werden, ist darauf zu achten, dass sie nicht in der
prallen Sonne liegen, sondern teilweise beschattet
werden.

b) Auswahl und Anzahl der Geräte

Bewegungsparcours werden nur dann angenom-
men, wenn sie für die Nutzer attraktiv sind. Im
Vorfeld sollte daher die Zielgruppe genau definiert
werden, damit die jeweils geeigneten Geräte aus-
gewählt werden können. Zum anderen müssen für
die Nutzer sinnvolle Trainingseinheiten angeboten
werden. Es sollten deshalb verschiedene Geräte
ausgewählt werden, die unterschiedliche Körper-
                                                                Leichte Erreichbarkeit,
bereiche ansprechen – hier sind Fachberatungen,
                                                                Schatten und Sitzgelegenheiten
z.B. von Physiotherapeuten oder Sportberatern,                  sind ideal für einen
hilfreich. Und ein Parcours wird erst dann attraktiv,           Bewegungsparcours
Bewegung für Gesundheit im Alter

d) Beschilderung                                    Hauptfunktion des Gerätes; falls erforderlich: Si-
                                                    cherheitshinweise und zulässiges Höchstgewicht.
Eine Einführungstafel sollte Sinn und Zweck des     Wichtig ist, dass alle schriftlichen Erläuterungen in
Bewegungsparcours erläutern und Hinweise auf        ausreichend großer Schrift aufgebracht sind, damit
die Nutzung geben. Bei jedem Gerät wird ein         sie auch für ältere Augen leicht lesbar sind. Einige
Schild angebracht, das differenzierte Übungsan-     Kommunen verweisen darauf, dass die Nutzung
leitungen gibt und die Funktionsweise und die si-   auf eigene Gefahr geschieht.
chere Nutzung allgemeinverständlich beschreibt.

Es wirkt für Übende motivierend, wenn differen-
zierte Anleitungen die Übungsvarianten und unter-   Einbau
schiedliche Anforderungsgrade darstellen. Auch
sollten Piktogramme die textliche Erläuterung er-
gänzen.                                             Für den Bau und die Wartung von Anlagen im
                                                    öffentlichen Bereich sind in Kommunen Grünflä-
Die künftige DIN 79000 (Stand 2011- 05) enthält     chen- oder in kleineren Kommunen Bauämter zu-
verschiedene Vorgaben für die Beschilderung. An     ständig. Sie sollten auf alle Fälle von Beginn an
den Zugängen zu einem Parcours sind Hinweis-        beteiligt werden.
schilder mit folgenden Mindestangaben anzu-
bringen: „Benutzung der Geräte ab 14 Jahren;        Die DIN 79000 „Standortgebundene Fitnessge-
Übungsanleitungen an den Geräten beachten;          räte im Außenbereich – Sicherheitstechnische An-
Gewissheit über eigene medizinische Unbedenk-       forderungen und Prüfverfahren“ liegt bislang als
lichkeit schaffen; Überlastung an den einzelnen     Entwurf vor. Die endgültige Fassung wird voraus-
Geräten vermeiden“. An den einzelnen Fitnessge-     sichtlich im Frühjahr / Sommer 2012 veröffentlicht.
räten müssen zudem weitere Hinweise angebracht      In ihr sind sicherheitstechnische Anforderungen
sein: Übungsanleitungen mit Piktogrammen;           und Prüfverfahren für die Fitnessgeräte sowie Si-

                                                                                       Einführungstafel des
                                                                                       Parcours in der Rose-
                                                                                       Schlösinger-Anlage in
                                                                                       Frankfurt a.M. (2011
                                                                                       gebaut)
3 E i n r i c h t u n g e i n e s B e w e g u n g s p a rc o u r s   18   19

cherheitsabstände, erforderliche Fallschutzbeläge
und anderes geregelt. Den folgenden Ausfüh-
rungen liegt die Entwurfsfassung E-DIN 79000 vom
Mai 2011 zugrunde.

a) Auswahl und Einbau der Geräte

Bei der Auswahl der Geräte ist darauf zu achten,
dass die Geräte durch den TÜV oder andere Prüf-
organisationen auf Sicherheit geprüft und zertifi-
ziert sind. In Deutschland trifft das für die meisten
Geräte zu.

                                                              Anschauliche Darstellung des Umgangs mit einem Gerät
Die Hersteller sind dazu verpflichtet, Montage-               einschließlich Hinweisen zur Sicherheit.
und Einbauanleitungen für die einzelnen Geräte
mitzuliefern. Hierin sind Anleitungen für den Ein-
bau, Fundamente, sowie die Anforderungen für                  Für eine bequeme Nutzung sind größere Abstän-
Sicherheitsabstände, für Bodenbeläge und ggf.                 de als 1,5 m vorzuziehen (mindestens 2 bis 2,5 m).
notwendige Fallschutzbeläge eingearbeitet – wie
das auch für Kinderspielplatzgeräte üblich ist. Die           Bei manchen Geräten sind standsichere Boden-
Montage- und Einbauanleitungen zertifizierter Fit-            beläge, wie wassergebundene Decken, Stein oder
ness- und Bewegungsgeräte berücksichtigen die                 synthetische Materialien (z.B. Fallschutzplatten)
entsprechenden Normen.                                        erforderlich. Für Geräte, deren freie Fallhöhen bis
                                                              60 cm betragen, ist kein Fallschutz erforderlich und
                                                              es bestehen keine sicherheitstechnischen Anfor-
b) Vorgaben durch DIN Normen
                                                              derungen an den Bodenbelag. Hier können Rasen
                                                              oder feste Bodenbeläge verwendet werden. Bei
Die Geräte sind – wie das von Kinderspielgeräten
                                                              freien Fallhöhen bis 1,5 m genügt Rasen als Fall-
bekannt ist – frostfrei, stand- und betriebssicher
                                                              schutz. Bei Geräten mit freien Fallhöhen ab 1,5 m
einzubauen. Die Geräte werden in der Regel ein-
                                                              bis 2 m ist ein Fallschutzbelag erforderlich, z.B.
betoniert (Ortbeton). Für die Herstellung der Be-
                                                              Rindenmulch, Holzschnitzel oder Sand. Alternativ
tonfundamente gilt die Europäische Norm EN 206
                                                              sind auch Fallschutzplatten nach DIN EN 1177
und zusätzlich DIN 1045. Die Betongüte C 25/30
                                                              möglich.
(früher B25) ist hierfür in der Regel ausreichend.
Einbautiefen für Fundamente sind in DIN EN 1176
(und E DIN 79000) geregelt. Sie betragen je nach              c) Praktische Hinweise zum Bodenbelag
Fundamentausprägung 40 cm bzw. bei abge-
schrägten Fundamentkanten 20 cm. Es ist darauf                Bewegungsparcours stehen oft auf Rasenflächen,
zu achten, dass der Beton vor Inbetriebnahme aus-             was in kleineren Gemeinden durchaus ausreichend
gehärtet ist.                                                 sein kann. Bei hohem Nutzungsdruck empfiehlt es
                                                              sich jedoch, den Boden zu befestigen. Geeignet
Sicherheitsabstände, erforderliche Boden- und                 sind (bei freien Fallhöhen unter 60 cm) wasserge-
Fallschutzbeläge sind in DIN 79000 ebenfalls gere-            bundene Decken oder als teurere Variante Fall-
gelt. Für Fitnessgeräte bedeutet das im Allge-                schutzbeläge. Auch wenn die Geräte auf Rasen-
meinen: Um die Geräte ist mindestens ein Sicher-              flächen stehen, sind direkt um die Geräte herum
heitsabstand von 1,5 m umlaufend einzuhalten. Je              Fallschutzplatten, Holzhäcksel oder anderes Mate-
nach Gerätetyp und der freien Fallhöhe kann der               rial sinnvoll, um ein Abtreten von Rasen zu vermei-
nötige Sicherheitsabstand auch größer sein – hier             den. Für Geräte mit freien Fallhöhen ab 1,5 m ist
sind die Herstellerinformationen ausschlaggebend.             grundsätzlich Fallschutz erforderlich.
Bewegung für Gesundheit im Alter

Wartung und Haftung                                       Die meisten Geräte sind in Deutschland auf Sicher-
                                                          heit geprüft und zertifiziert (z.B. TÜV-geprüft).
                                                          Damit ist gewährleistet, dass von den Geräten
Die Inspektion und Wartung von Bewegungspar-              selbst keine Gefahr für Nutzer ausgeht (Personen
cours unterliegt den gleichen Bedingungen wie             über 14 Jahre). Außerdem sind die Geräte durch
Kinderspielplätze, d.h. sie sind regelmäßig und           die Zertifizierung hinsichtlich notwendiger Sicher-
fachgerecht zu kontrollieren. Auch diese Anforde-         heitsanforderungen (Fallschutz, Abstände etc.)
rungen werden in DIN 79000 geregelt:                      eingestuft, was – wie oben beschrieben – in den
                                                          Montageanleitungen berücksichtigt ist.
● Visuelle „Routine-Inspektionen“, die je
  nach Standort bei Bedarf (an vandalismus-
                                                          Die Haftung für Unfälle durch Eigenverschulden
  gefährdeten Standorten bis zu täglich)
                                                          der Nutzer liegt bei den Nutzern selbst, z.B. durch
  zu erfolgen haben,
                                                          Herabfallen einer Person von einem Gerät, bei
● genauere „operative Inspektionen“ oder                  Unfällen durch falsche Benutzung oder bei Un-
  Funktionskontrollen, die alle 1–3 Monate                fällen durch die Nutzung einer Person mit körperli-
  erfolgen sollen,                                        chen Schwächen.

● eine jährliche Hauptinspektion.
                                                          Parcours, die für Kinder und Erwachsene konzipiert
Zudem sind Inspektionspläne zu erstellen. In je-          werden, sollten auf alle Fälle von einem Sachver-
dem Fall sind auch die Wartungsanleitungen des            ständigen für Spielgeräte überprüft werden. Da
Herstellers oder Lieferers zu beachten.                   nach DIN 79000 die Geräte entsprechend der
                                                          Vorgaben für die Einführungstafeln erst ab einem
Der jeweilige Betreiber, z.B. die Gemeinde, haftet        Alter ab 14 Jahren nutzbar sind, sollte ein Sach-
dafür, dass Geräte fachgerecht eingebaut und              verständiger überprüfen, ob die Geräte zusätzlich
nicht beschädigt sind. Die Geräte sind im Allge-          EN 1176 entsprechen und dann auch für Kinder
meinen relativ robust gegen Vandalismus. Ab und           geeignet sind.
zu können kleinere Defekte vor allem an den Be-
wegungsmechanismen auftreten. Sie sollten – so-
fern nicht durch Einwirkung Dritter verursacht – in
der Regel von den Herstellern im Rahmen ihrer
Garantieleistungen kostenfrei repariert werden.

                                          Leider lässt es sich
                                          kaum vermeiden,
                                          dass der Randbereich
                                          bald abgetreten ist,
                                          wenn er nicht besonders
                                          geschützt wird.

                                                Nach dem festen Einbau
                                                bieten Fallschutzplatten
                                                    die nötige Sicherheit
                                                für die künftigen Nutzer
4 Partner finden und beteiligen                  20    21

Partner finden und
beteiligen
Partner rechtzeitig einbinden                              Besondere Mitwirkung
                                                           von Sportvereinen
Wie bei allen Neu- und Umbaumaßnahmen ist es               Erfolg durch angeleitete Übungsgruppen
sinnvoll, die künftigen Nutzer und Nutzerinnen
ebenso wie Entscheidungsträger und relevante               Betreute und angeleitete Übungsangebote, z.B.
Akteure einer Kommune oder eines Stadtteils früh-          durch Fachpersonal der Sportvereine, scheinen
zeitig einzubinden und am Planungsprozess zu               nach bisherigen Erfahrungen auf alle Fälle für äl-
beteiligen. Insbesondere Einrichtungen der Alten-          tere oder „untrainierte“ Menschen sinnvoll zu sein.
hilfe und Organisationen der Senioren sollten              Die intensive Nachfrage bei den Pilotprojekten in
unbedingt eingebunden werden, wenn sie nicht               Darmstadt und Hanau 2011, ebenso Erfahrungen
selbst Initiatoren von Bewegungsparcours sind.             in anderen Städten lassen darauf schließen, dass
Gleiches gilt für die regionalen oder örtlichen            sich mit Betreuungsangeboten durch Übungsleiter
Kostenträger der Gesundheitsversorgung, die als            deutlich mehr „unsportliche“ Menschen dazu mo-
besondere Partner in Frage kommen. Dadurch                 tivieren lassen, Sportgeräte zu erproben und zu
können zum einen die Ergebnisse eines Planungs-            trainieren. Durch Einführungsstunden oder regel-
prozesses verbessert werden, zum anderen erhöht            mäßige Betreuungsangebote für Gruppen lassen
Partizipation auch die Akzeptanz von Projekten.            sich Hemmschwellen, die im öffentlichen Raum
Wie bereits erwähnt, ist es auf alle Fälle empfeh-         durchaus gegeben sein können, mindern. Gerade
lenswert, ein bis zwei bereits existierende Parcours       ältere Menschen oder auch Menschen mit körper-
aufzusuchen und gemeinsam auszuprobieren.                  lichen Einschränkungen sind oft unsicher, was
                                                           ihnen noch gut tut oder was schon schadet. Auch
                                                           dafür ist eine fachliche Beratung vor Ort vorteilhaft.
Bewegung für Gesundheit im Alter

Die Stadt Hanau hat 2011 am Bewegungsparcours          a) Vorteile eines Bewegungsparcours im offenen
im Schlossgarten verschiedene angeleitete Grup-           Raum für die Bürger
pen organisiert. Die Teilnehmer in den Gruppen
wurden von einem Übungsleiter betreut und durch        Argumente für die Betätigung in einem Bewe-
das akademische Team sportmedizinisch und psy-         gungsparcours sind die unverbindliche Teilnahme
chologisch untersucht.                                 ohne Vereinsmitgliedschaft und ohne Anmeldung,
                                                       keine oder allenfalls geringe Kosten sowie eine
Zur Ansprache und Motivation der Altersgruppe          kompetente Anleitung zum Gebrauch der Geräte.
60 plus (Nichtbeweger oder Menschen ohne regel-        Freunde und Bekannte können mitgebracht wer-
mäßiges Training) für die Betätigung in einem          den, aber auch das Kennenlernen und Kontakte zu
Bewegungsparcours im öffentlichen Raum ist die         Mitbürgern wird ermöglicht. Die Eigeninitiative
Betreuung durch qualifizierte und erfahrene            wird gefördert; Trainingszeiten verabredet. Die
Übungsleiter empfehlenswert. Um inaktive Men-          Geübten können Beratungsfunktion übernehmen
schen zu aktivieren, reicht die bloße Bereitstellung   und Hinweise an neue Interessierte geben.
eines Bewegungsparcours nicht aus, insbesondere
wenn ein regelmäßiges und dauerhaftes Training
                                                       b) Vorteile für die Vereine
mit gesundheitlichen Effekten erzielt werden soll.
Wie die Beobachtungen der Übungsleiter im Pro-
                                                       Vereine werden durch die betreuenden Übungs-
jekt bestätigen konnten, sind ältere Ungeübte zu-
                                                       leiter bekannt, so dass die Hinführung zu weiteren
nächst zurückhaltend und teilweise ängstlich. Sie
                                                       Gruppen (z.B. Walking) möglich ist. Vereinsmit-
wollen geführt werden und brauchen in den ersten
                                                       glieder bringen neue Freunde und Bekannte mit.
Trainingswochen Anweisungen. Erst danach trau-
                                                       Der Bewegungsparcours kann in ein festes Trai-
en sie sich etwas zu, machen Fortschritte und wer-
                                                       ningsprogramm aufgenommen werden. Ein Wal-
den sicher an den Geräten. Erste Verbesserungen
                                                       king- oder Laufangebot kann durch ein „Outdoor-
bei den Koordinations- und Gleichgewichtsübun-
                                                       Fitnesstraining“ ergänzt werden.
gen werden sichtbar. Stolz über Fortschritte sowie
Spaß und Freude führen zu kontinuierlichem Trai-
ning bis hin zu selbstbestimmten Trainingszeiten.
4 Partner finden und beteiligen                22   23

c) Ziele einer sinnvollen Betreuung                        d) Übungsleiter: Qualifikation und
                                                              Versicherungsschutz
Durch die angeleitete Betreuung wird ein „Eis-
brechereffekt“ für selbstständiges Üben erzielt. Die       Alle betreuenden Personen sollten über eine
Übungsleitung gibt den Übenden Tipps, wie ein              Qualifikation bzw. Erfahrung im Umgang mit den
effektives und richtig ausgeführtes Training an den        Geräten verfügen. Die pädagogische Begleitung
Geräten aussehen sollte. Dabei wird die persön-            führt zur Aufklärung über Vorteile und Gefahren,
liche Ansprache der Übenden als enorm wichtig              ermöglicht einen niedrigschwelligen Einstieg, ver-
und motivierend empfunden. Gezielte Bewe-                  meidet Überforderung und Übermotivation. Ein-
gungskorrekturen, modifizierte Übungsausführun-            geschränkte medizinische Hinweise können gege-
gen, Empfehlungen zu veränderten Intensitäten              ben werden. Falsche Handhabung der Geräte wird
und fachliche Hintergrundinformationen fördern             verhindert. Die Betreuung einer Übungsgruppe
das Vertrauen – zu den Übungsleitungen, zu den             setzt keine Geschlechtsspezifität voraus. Die Ziel-
Geräten und vor allem auch zu sich selbst.                 gruppenansprache sollte jedoch durch Erwach-
                                                           sene mit Lebens- und Übungsleitungserfahrung
In einem persönlichen Gespräch sollten die Teil-           erfolgen.
nehmer den Übungsleiter über gesundheitliche
Beeinträchtigungen informieren (z. B. Diabetiker,          Für Übungsleiter, die im Auftrag des Vereins die
Herzinfarkt, Gelenkprobleme etc.). Während der             Betreuung eines Bewegungsparcours übernom-
Erläuterung der korrekten Übungsausführung kann            men haben, besteht Versicherungsschutz durch
der Übungsleiter auf auftretende Probleme hin-             die Versicherung des Landessportbundes Hessen.
weisen und somit die Übenden für ihre eigenen              Übungsleiter, die im Auftrage einer Kommune
gesundheitlichen Probleme sensibilisieren.                 oder anderer gemeinnütziger Einrichtungen ein-
                                                           gesetzt werden, sind über den jeweiligen Auf-
                                                           traggeber haftpflichtversichert.

                                                                             Übungsleiterinnen
                                                                             und -leiter (in Hanau
                                                                             mit leicht erkennbarem
                                                                             rotem Trikot) spornen
                                                                             an, achten auf sichere
                                                                             Haltung, geben Tipps
                                                                             und werten ihre
                                                                             Erfahrungen aus
Bewegung für Gesundheit im Alter

e) Ablauf einer Trainingsrunde am                     Bei einigen Geräten ist der Aufbaucharakter
   Bewegungsparcours                                  schnell klar und selbsterklärend. Weniger ver-
                                                      ständliche Beschreibungsschilder können durch
Vor dem Einstieg in den Bewegungsparcours wer-        die Übungsleitung für eine korrekte Ausführung
den Mobilisierungsübungen bzw. eine Erwärmung         erläutert werden (z. B. Beinheber, Rückenstrecker).
durch Gehen oder Walken mit anschließenden            Die Übungsleitung sollte die Übungen vorführen
Dehnübungen empfohlen. Musik und spielerische         und erklären, was Ängste nimmt. Sie erkennt die
Koordinations- und Gleichgewichtsübungen för-         Schwierigkeiten, die bei einzelnen Ungeübten Pro-
dern eine positive Auftaktstimmung während des        bleme machen könnten. Sie gibt Hilfestellung und
Aufwärmens. Niedrigschwellige Übungen für Herz        achtet auf die richtige Intensität und Reihenfolge
und Kreislauf, für die Beweglichkeit, das Gleichge-   der Übungen (abwechselnde Beanspruchung der
wicht und die Koordination sind sinnvoll. Eine Tem-   Muskelgruppen). Bei Rückenstreckübungen ist ei-
peraturerhöhung ist erforderlich, insbesondere bei    ne Anleitung und Kontrolle unbedingt notwendig.
kühlerer Witterung, damit die Durchblutung ge-
steigert wird. Dies regt Kreislauf und Stoffwechsel   Nach Abschluss des Übungsprogrammes an den
an und erhöht die Spannung und Mobilität der          Geräten ist ein Auslaufen / Walken mit Dehnübun-
Muskeln. Besonders bei der Zielgruppe 60 plus         gen sinnvoll. Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen
gewinnen die Sehnen und Bänder durch eine sinn-       während der Abschlussbesprechung sollten vor-
volle Erwärmung Elastizität, was Muskelkrämpfen       handen sein. Für ein selbstständiges Üben kann
und Verletzungen vorbeugt.                            die Übungsleitung einige wenige Aufwärmübun-
                                                      gen den Übenden in schriftlicher Form mitgeben.

                                                                                        Vorteil angeleiteter
                                                                                        Parcours-Trainings:
                                                                                        Übungen zum
                                                                                        Warmwerden, zum
                                                                                        Strecken und zur
                                                                                        Koordination ohne
                                                                                        Geräte bilden eine
                                                                                        sinnvolle Einheit mit
                                                                                        Übungen am Gerät
4 Partner finden und beteiligen               24    25

                                                           f) Trainingszeiten

                                                           Die betreuenden Trainingszeiten am Vormittag ab
                                                           10.00 bis 12.00 Uhr bzw. 14.00 bis 16.00 Uhr werden
                                                           gerne angenommen. Die Zeit zwischen 12.00 Uhr
                                                           13.00 Uhr hat für das Mittagessen absoluten Vor-
                                                           rang. Der Zeitbedarf für die Aufwärmphase, Be-
                                                           treuung an den Geräten sowie Ausklang und
                                                           Gruppengespräch sollte mit einer Stunde ver-
                                                           anschlagt werden. Es sollte im Vorfeld geklärt
                                                           werden, was bei schlechter Witterung (Regen) vor-
                                                           gesehen ist. Die Übungsleitung sollte die verein-
                                                           barten Übungszeiten einhalten, da die Zielgruppe
                                                           60 plus auf Pünktlichkeit bedacht ist.

                                                           In den Wintermonaten ist ein regelmäßiges Trai-
                                                           ning für die Zielgruppe bei Außentemperaturen
                                                           um den Gefrierpunkt nicht empfehlenswert. Win-
Ein Trainingsplan für die Übenden kann zielführend         terkleidung schränkt die Beweglichkeit ein und die
sein und helfen, die Phasen der Belastung und              Aufwärmphase wäre für eine Trainingseinheit sehr
Erholung bzw. Intensität der Übungen zu dosieren.          lange.
Nach einigen Übungseinheiten sind die Übenden
meist selbst in der Lage, ihr Training selbstständig
zu gestalten.
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