Bewegung für Gesundheit im Alter - Hessisches Sozialministerium Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours - Playparc
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Hessisches Sozialministerium Bewegung für Gesundheit im Alter Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours
Herausgeber Hessisches Sozialministerium Referat Öffentlichkeitsarbeit Dostojewskistraße 4 65187 Wiesbaden www.sozialministerium.hessen.de Inhalt Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Stella Emmerich Redaktion Esther Walter (verantwortlich), Peter Linden, Dr. Christian Peter, Dr. Ingmar Sütterlin Gestaltung Kirsch Kommunikationsdesign GmbH, Walluf www.kirschteam.de Druck Druckerei Chmielorz GmbH, Wiesbaden Bildnachweis Bildredaktion: Stella Emmerich, Dr. Ingmar Sütterlin; Grünflächenamt Frankfurt (S. 18); Ralf-Rainer Klatt (S. 1, 8, 11, 13l, 24, 29, 30, 32); Riede (S. 9); Thomas Ritter (S. 1, 7, 10, 13r, 15, 16, 17, 19, 20, 21, 22, 23, 25, 26, 27, 28) Autoren Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer, Abteilung Sportmedizin, Goethe-Universität Frankfurt (S. 10 –13) Prof. Dr. Volker Beck, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit, Hochschule Darmstadt (S. 13 –15) Eckhard Cöster, Leiter Geschäftsbereich Breitensport und Sportentwicklung, Landessportbund Hessen e.V. (S. 21– 25) Prof. Dr. Grit Hottenträger, FBG-Landschaftsarchitektur, Hochschule Rhein-Main (S. 7–9, 16 – 20, 32 – 34) Ralf-Rainer Klatt, Sportamt, Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt (S. 29– 31, 33) Daniel Niederer, Abteilung Sportmedizin, Goethe-Universität Frankfurt (S. 10 –13) Thomas Ritter, Leiter Fachstelle Sport, Magistrat der Stadt Hanau (S. 26 – 28) Prof. Dr. Lutz Vogt, Abteilung Sportmedizin, Goethe-Universität Frankfurt (S. 10 –13) Stand Juli 2013 (2. Auflage)
Vo r w o r t 2 3 Häufig wurden beim Aufbau der Bewegungsange- bote das Sozialministerium und die beiden Test- kommunen um Rat gefragt. Deshalb wurde in Zu- sammenarbeit mit allen Partnern des Modell- versuchs der vorliegende Leitfaden entwickelt, der zum Ziel hat, Kommunen und andere Interessierte wie Verbände, Vereine, Krankenkassen oder Unter- nehmen mit praktischen Hinweisen bei der Einrich- tung und Nutzung von Bewegungsparcours zu un- terstützen. Zahlreiche Städte und Gemeinden in Hessen ha- ben sich auf den Weg gemacht, ebenfalls solche Angebote für Seniorinnen und Senioren aufzubau- en. Mittlerweile sind hessenweit rund 100 Bewe- Liebe Leserinnen und Leser, gungsparcours entstanden. Die neue Auflage die- ses Leitfadens listet daher auch neue Standorte in ein gesundheitsbewusstes Leben hat entscheiden- Hessen auf. den Einfluss auf das Wohlbefinden und die Le- Dargestellt wird unter anderem, welche Schritte bensqualität im Alter. Insbesondere ausreichende beim Bau und Betrieb solcher Anlagen zu beach- Bewegung ist unverzichtbar, um körperlich wie gei- ten sind und wie diese sinnvoll in das Gemein- stig mobil zu bleiben. Bewegung kann, wie medizi- wesen eingebunden werden können. Allen, die bei nische Studien zeigen, eine entscheidende Ant- der Erprobung der Bewegungsparcours und der wort auf viele der häufigen Alterserkrankungen Erstellung dieses Leitfadens mitgewirkt haben, sein. In einer älter werdenden Gesellschaft kommt möchte ich herzlich danken. es darauf an, sinnvolle Angebote der gesundheitli- chen Prävention und insbesondere der Bewe- Mit dem wissenschaftlich begleiteten Modellver- gungsförderung für Seniorinnen und Senioren be- such wurde eine in Asien bereits weit verbreitete reitzustellen. Idee in deutschlandweit bis dahin einmaliger Wei- se aufgegriffen. Es hat sich gezeigt, dass die Par- Die Hessische Landesregierung hat deshalb in Ha- cours hohe Potenziale bieten, Gesundheit nach- nau und Darmstadt Bewegungsparcours für ältere haltig zu stärken und mehr Bewegung in den All- Menschen modellhaft erprobt. Gemeinsam mit tag älterer Menschen zu bringen. Wie erfolgreich dem Landessportbund Hessen, der Goethe-Uni- die Arbeit war, zeigt auch, dass das Bewegungs- versität Frankfurt am Main, der Hochschule Darm- parcours-Projekt des Hessischen Sozialministeri- stadt und der Hochschule Rhein-Main sowie zwei ums im Rahmen des Europäischen Jahres des Ak- Unternehmen wurde der gesundheitliche Effekt tiven Alterns als Good-Practice-Projekt ausgewählt der Parcours mit Testgruppen geprüft. Es hat sich wurde. Deshalb verbinde ich mit diesem im Rah- gezeigt, dass die Bewegungsparcours auch lang- men der „Seniorenpolitischen Initiative“ der Lan- fristig großen Zuspruch in den beiden Modellstäd- desregierung herausgegebenen Leitfaden auch ten gefunden haben. Die von den Hochschulen den Wunsch, dass möglichst viele weitere Kommu- erhobenen Ergebnisse waren überaus positiv. Die nen diese Idee zur Förderung des aktiven Alterns Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten von aufgreifen mögen. neu gewonnener Bewegungsfähigkeit, mehr Si- cherheit im Alltag und mehr Lebensfreude durch den Kontakt in der Gruppe. Die Nutzung der Gerä- te unterstützte die Stärkung des Kreislaufs, die Ko- ordination und Beweglichkeit. Die Parcours wur- den überdies zu gern besuchten Treffpunkten in Stefan Grüttner der Kommune. Hessischer Sozialminister
Bewegung für Gesundheit im Alter Inhaltsverzeichnis Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Der ideale Bewegungsparcours für Fitness im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Besondere Förderung von Bewegungsparcours für ältere Erwachsene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Zielgruppengerechte Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 a) Was ist ein Bewegungsparcours? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 b) Bewegungsparcours für Erwachsene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 c) Bewegungsparcours für Sportliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 d) Bewegungsparcours für Familien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Erfolgsquote über 90 % Physischer Nutzen von regelmäßigen Übungen auf einem Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Wie ein Dorfbrunnen Soziale und psychische Wirkungen regelmäßiger Nutzung von Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Einrichtung eines Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Fünfzehn Gehminuten zum Freilufttraining Welche Standorte sind für einen Bewegungsparcours geeignet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Gestaltung eines Parcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 a) Lage innerhalb einer Grünanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 b) Auswahl und Anzahl der Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 c) Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 d) Beschilderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Einbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 a) Auswahl und Einbau der Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 b) Vorgaben durch DIN Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 c) Praktische Hinweise zum Bodenbelag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Wartung und Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Inhaltsverzeichnis 4 5 Partner finden und beteiligen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Partner rechtzeitig einbinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Besondere Mitwirkung von Sportvereinen Erfolg durch angeleitete Übungsgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 a) Vorteile eines Bewegungsparcours im offenen Raum für die Bürger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 b) Vorteile für die Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 c) Ziele einer sinnvollen Betreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 d) Übungsleiter: Qualifikation und Versicherungsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 e) Ablauf einer Trainingsrunde am Bewegungsparcours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 f) Trainingszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Musterparcours in Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Hanau-Schlossgarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 a) Zielfestlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 b) Standortfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 c) Planung, Organisation und Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 d) Motivation der Zielgruppe(n) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 e) Betreuung durch Übungsleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 f) Perspektive: Selbstorganisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Darmstadt-Bürgerpark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 a) Planungen und Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 b) Zuständigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 c) Zielgruppengewinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 d) Standort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 e) Geräteauswahl und Gerätenutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 f) Betreuung und Auswertung der Pilotphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Finanzierung .................................................................................................... 32 Wie viel kostet ein Bewegungsparcours? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Gegenfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Das „Patenmodell“ zur Parcoursfinanzierung: Viernheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Anhang ............................................................................................................. 34 Checkliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Übersicht über Bewegungsgeräte in Freiluftanlagen in Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1 D e r i d e a l e B e w e g u n g s p a rc o u r s f ü r F i t n e s s i m A l t e r 6 7 Der ideale Bewegungsparcours für Fitness im Alter Besondere Förderung von sen. Ziel der Parcours ist es, Seniorinnen und Se- nioren zur gesundheitsfördernden Bewegung an Bewegungsparcours für ältere der frischen Luft zu motivieren. Erwachsene Bei einer Befragung von 180 Frankfurterinnen und Das Hessische Sozialministerium hat 2010 im Rah- Frankfurtern im Alter zwischen 50 und 90 Jahren men der Nachhaltigkeitsstrategie das Projekt „Ge- gab eine deutliche Mehrheit der Älteren an, dass sund Leben – Gesund Bleiben“ ins Leben gerufen. sie einen Bewegungsparcours ausschließlich für Ein Teilprojekt entwickelte Strategien für den Er- Erwachsene einem intergenerativen Parcours vor- halt der Gesundheit im Alter, mit Schwerpunkt auf ziehen würde. der Bewegungsförderung. Die Prävention vor Alterskrankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen Es ist sogar dringend davon abzuraten, einen Be- und Diabetes steht bei einem solchen Bewegungs- wegungsparcours, der für Erwachsene und be- angebot im Vordergrund. Entsprechend hat das sonders für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger Sozialministerium 2011 den Bau von zwei Pilotbe- vorgesehen ist, in Spielbereiche für Kinder zu inte- wegungsparcours unterstützt und durch wissen- grieren oder in ihrer Nähe einzurichten. Die spezi- schaftliche Begleituntersuchungen den Effekt auf fischen Bedürfnisse der Älteren kommen dann körperliches und psychisches Befinden testen las- praktisch immer zu kurz.
Bewegung für Gesundheit im Alter Der vorliegende Leitfaden stellt die Einrichtung Anders als die Trimmpfade der „Trimm-Dich“-Be- von Bewegungsparcours für ältere Erwachsene und wegung in den 1970er Jahren werden heutzutage Senioren vor. Dieser wachsende Teil der Bevölke- Fitness-Parcours weniger in Ausflugsgebieten, rung findet bisher die wenigsten Einrichtungen zur sondern vielmehr direkt in den Städten angesie- Bewegungsförderung in der Öffentlichkeit vor und delt. Erfahrungen gibt es schon in Ostasien, be- bedarf einer besonderen Fürsorge beim Einstieg sonders in Japan und China, wo die Bevölkerung in die Gesundheitsförderung durch Bewegung. die Bewegungsparcours angenommen und eine große Bereitschaft entwickelt hat, sich mit Hilfe der dortigen Übungsgeräte fit zu halten. Zielgruppengerechte b) Bewegungsparcours für Erwachsene Bewegungsparcours Ein Bewegungsparcours für jüngere und ältere Er- wachsene ist ausgestattet mit „niederschwelligen“ a) Was ist ein Bewegungsparcours? Geräten, die leicht zu handhaben sind und auch Spaziergänger zum Ausprobieren animieren. Diese Unter einem Bewegungsparcours wird eine Out- Geräte besitzen einen hohen Aufforderungscha- dooranlage mit Geräten zum Trainieren verschie- rakter und werden gut von Erwachsenen, vor von dener körperlicher Funktionen verstanden. Unter allem Frauen und älteren Menschen angenom- der Anleitung von Tafeln oder eines Trainers kann men. Diese Parcours zeichnen sich durch Geräte man an diesen Geräten verschiedene Übungen aus, an denen ohne größere Kraftanstrengung absolvieren und dadurch Fortbewegung, Kraft, Gleichgewicht und das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Bei regelmäßiger Nutzung eines Be- wegungsparcours wird das individuelle Gesund- heitsbefinden gefördert. Beispiel für einen „gemischten Parcours“ in Darmstadt mit sportlichen und niederschwelligen Geräten
1 D e r i d e a l e B e w e g u n g s p a rc o u r s f ü r F i t n e s s i m A l t e r 8 9 Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer trai- d) Bewegungsparcours für Familien niert werden können. Einfache Anleitungen ma- chen die Geräte leicht handhabbar. Es gibt auch Ein weiterer Typus von Bewegungsparcours bietet Geräte zum Massieren von Akupunkturpunkten Angebote für Kinder und Erwachsene gemeinsam und zum Lockern von Muskeln. Manche Geräte an. Sie kombinieren Trainingsgeräte mit Spielge- sind zu zweit nutzbar und fördern so die Kommuni- räten und schaffen so ein gemeinsames Erlebnis kation untereinander. Der vom Sozialministerium für die ganze Familie. Diese Art von Parcours wird geförderte Pilotparcours dieses Typus wurde im überwiegend von Kindern zum Spielen und Be- Hanauer Schlossgarten eingerichtet. wegen genutzt, jedoch spielen auch viele der begleitenden Erwachsenen mit den Kindern an den Geräten oder probieren zumindest einmal die c) Bewegungsparcours für Sportliche Geräte aus. Ältere würden sich in diesen Anlagen jedoch weniger wohlfühlen. Es gibt auch öffentliche Bewegungsparcours für Sportler und ambitionierte Aktive. Hier können durch ein Angebot betreuter Übungsstunden auch weniger Sportliche zur Nutzung der Geräte moti- viert werden. Im Darmstädter Bürgerpark wurde solch ein Bewegungsparcours als Pilotparcours eingerichtet, der durch Sportler und angeleitete Übungsgruppen genutzt wird. Diese gemischten Parcours bieten Geräte und damit Bewegungs- möglichkeiten sowohl für Sportler als auch für weniger Geübte und ältere Menschen an. Motorikpark im „Parcours für Generationen“ in Nürnberg-Langwasser
Bewegung für Gesundheit im Alter Vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen Erfolgsquote über 90 % Sehr häufig verschlechtern sich die Muskelkraft, das Körpergleichgewicht und die Gangsicherheit, Physischer Nutzen von regelmäßigen Übungen so dass beispielsweise das Sturzrisiko rapide an- auf einem Bewegungsparcours steigt. Regelmäßige körperliche Aktivität kann neben der Steigerung der Lebensqualität und der Bewegungsmangel ist eine typische Begleiter- Erhöhung der Anzahl gesunder Lebensjahre auch scheinung heutiger Arbeits- und Lebensgewohn- eine Verminderung des Sturzrisikos bewirken. heiten. Er beeinträchtigt die Gesundheit, indem er unter anderem den Muskelabbau beschleunigt Im Auftrag des Sozialministeriums hat die Abtei- und zum Verlust der körperlichen und geistigen lung Sportmedizin der Goethe-Universität Frank- Kräfte führen kann. Bis zum 80. Lebensjahr ver- furt deshalb die Wirkungen einer regelmäßigen mindert sich die Muskelfaseranzahl um nahezu Nutzung der Pilot-Parcours getestet. In einer Vor- 40 %. Bei alten Menschen lässt sich eindeutig fest- her-Nachher-Untersuchung wurden detailliert die stellen: je weniger Muskulatur, desto geringer sind Effekte eines angeleiteten 3-monatigen Übens auf Stoffwechsel und Energieverbrauch. Hormonelle die Beinkraft, das Gleichgewicht und die Geh- Veränderungen, die mit dem Alterungsprozess zu- geschwindigkeit erforscht. sammenhängen, reduzieren zusätzlich die Muskel- masse.
2 Vi e l f ä l t i g e g e s u n d h e i t s f ö rd e r n d e W i r k u n g e n 10 11 Durch die Studie konnte nachgewiesen werden, dass die Straße während der Ampelgrünphase ge- dass das Üben am Bewegungsparcours deutliche fahrlos überquert werden kann, ein Problem, mit Effekte auf die physische Leistungs- und Funk- dem mehr als 90 % der über 80-Jährigen täglich tionsfähigkeit von Senioren hat: Mehr als 90 % der konfrontiert sind. Studienteilnehmer verbesserten ihre funktionellen Leistungen. Die erzielten Verbesserungen bei den genannten Faktoren lassen Wirkungen im Sinne der Sturzprävention und Alltagsfunktionalität er- warten. Durch eine gesteigerte Beinkraft und bes- sere Balance können Treppen besser bewältigt oder Hindernisse im Alltag wie das Zusteigen in Bus und Straßenbahn sicherer gemeistert werden. Ein schnelleres Gehtempo bedeutet im Alltag, Das Testverfahren Insgesamt haben 94 Personen im Alter von 60–94 Jahren und mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren als Pro- banden an der wissenschaftlichen Untersuchung teilgenom- men. Angeleitet wurden die Übungen am Bewegungspar- cours von besonders qualifizierten Übungsleitern lokaler Sportvereine. Alle Teilnehmer wurden vor Beginn und am Ende der drei- monatigen Studiendauer nach einem identischen Unter- suchungsplan getestet. Jeder Studienteilnehmer durchlief jeweils vier unterschiedliche Mess-Stationen: ● Mit einem speziellen Messgerät wurde im Sitzen die Beinkraft in Newtonmeter [Nm] bestimmt. Die Teil- nehmer wurden aufgefordert, fünf Sekunden maximal gegen einen unbeweglichen Widerstand (isometrische Maximalkraftmessung) zu drücken. Der höchste Wert aus drei Versuchen wurde in die Auswertung einbezogen. ● Zur Messung der Gehgeschwindigkeit passierte jeder einzelne Teilnehmer zügig eine 8 m lange und mit vielen Einzelsensoren bestückte Gangbahn. ● Für die Bestimmung des Gleichgewichts versuchten die Studienteilnehmer mit geschlossenen Augen für eine Dauer von 90 Sekunden möglichst ruhig und stabil zu stehen. Jegliche Schwankung wurde millimetergenau erfasst und computergestützt in ein individuelles Gleichgewichts-Maß umgerechnet. ● Die Angst der Teilnehmer im Alltag zu stürzen wurde mit einem speziellen Fragebogen (FES-I) erfasst. Diese als subjektive Sturzangst bezeichnete Selbsteinschätzung ermittelt gezielt Bedenken bei der Ausübung bestimmter Alltagsaktivitäten.
Bewegung für Gesundheit im Alter Ergebnisse und Diskussion Deutliche Steigerung der physischen Leistungs- und Funktionsfähigkeit Während der 3-monatigen Untersuchungspha- se nutzten die Teilnehmer im Schnitt zweimal wöchentlich (einmal angeleitet, einmal indivi- duell) für etwa 50 Minuten die Parcours. Durch die Regelmäßigkeit dieses Übens wurden sta- tistisch signifikante Verbesserungen der Bein- 75 % 68 % 45 % kraft und der Ganggeschwindigkeit erreicht. Steigerung Steigerung Verbesserung der Beinkraft des Gehtempos der Balance ● Etwa 3 / 4 aller Teilnehmerinnen und Teil- nehmer vermochten ihre maximale Bein- Jeweils Anteil an allen Teilnehmern (n=94) kraft zu steigern. Individuell wurden sogar beachtliche Kraftsteigerungen von bis zu 55 % des Ausgangswertes gemessen. Altersunabhängig profitierten Senioren aller unter- ● Gleichzeitig war bei mehr als 2 / 3 der suchten Dekaden in gleichem Maße vom Bewe- Studienteilnehmer eine Steigerung des gungsparcours. Eine differenzierte Betrachtung Gehtempos nachweisbar. Zwanzig Per- der Ergebnisse zeigt direkte Zusammenhänge zwi- sonen erhöhten ihre Ganggeschwindigkeit schen erzielbaren Wirkungen von Bewegungspar- um über 20 %, eine Person steigerte sich cours, Übungs- und Trainingshäufigkeit, Aktivitäts- im Gehtest sogar um 52 % und war damit verhalten sowie physischer Leistungsfähigkeit. 1,5-mal so schnell wie 3 Monate zuvor. ● Im Vergleich zur Wirkung des Bewegungs- Physisch profitierte am deutlichsten von einem parcours auf Kraft und Gang waren die Bewegungsparcours, wer: Veränderungen des Gleichgewichts we- ● bislang weniger als fünf Stunden wöchentlich niger einheitlich. Dennoch verbesserten körperlich aktiv war viele Personen ihre Balance deutlich. ● mindestens zweimal wöchentlich einen ● Die zu Beginn der Untersuchung ver- Bewegungsparcours nutzte gleichsweise gering empfundene Sturz- angst konnte weiter gesenkt werden. ● Defizite in Kraft, Gleichgewicht oder Mobilität aufwies. Fast jeder verbesserte mindestens eine alltagsrelevante Funktion (Kraft, Ganggeschwindigkeit und Gleichgewicht) in einer Funktion in 2 von 3 Funktionen in allen 3 Funktionen nicht verbessert verbessert verbessert verbessert 20 45 25 4 Anzahl Probanden: 94
2 Vi e l f ä l t i g e g e s u n d h e i t s f ö rd e r n d e W i r k u n g e n 12 13 Mit der Nutzung von Bewegungsparcours bietet Wie ein Dorfbrunnen sich eine weitere Möglichkeit, den Einstieg oder Soziale und psychische Wirkungen regelmäßiger den Wiedereinstieg in einen aktiven Lebensstil Nutzung von Bewegungsparcours oder seinen Erhalt zu fördern. Das Konzept des niedrigen Anforderungscharakters der Bewe- gungsparcours, das vor allem Bewegungsanfänger In einer zweiten Studie untersuchte der Fach- ansprechen soll, scheint angemessen. Dabei be- bereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale einflusst das Üben und Trainieren an einem Par- Arbeit der Hochschule Darmstadt psychologische cours nicht nur das Sturzrisiko, sondern ist offenbar Aspekte von Sport und Bewegung im Alter und auch geeignet, ein breiteres Spektrum im Hinblick von der Nutzung der Bewegungsparcours. auf die physische Leistungsfähigkeit abzudecken. Entsprechend erhöht sich die Aussicht auf ein ge- Das Ziel einer psychologischen Gesundheitsför- sundes Altern, da nachgewiesenermaßen durch derung durch physische Aktivität, Sport und Be- ausreichend körperliche Aktivität die Lebens- wegung ist es, älteren Menschen dabei zu helfen, qualität gesteigert und das Risiko zahlreicher, vor ihr seelisch-körperliches Wohlbefinden zu stärken allem chronischer Erkrankungen vermindert wer- und zu erhalten. Der Wert und die positiven den kann. Die Untersuchungsergebnisse unter- Effekte regelmäßiger Bewegung im Alter für die streichen die positive Wirkung der Nutzung von Seele und für den Körper werden durch die Er- Bewegungsparcours in der Verhältnisprävention gebnisse der Wirksamkeitsmessung der beiden und der kommunalen Gesundheitsförderung. Bewegungsparcours in Hanau und in Darmstadt ausdrücklich bestätigt. Nach erfolgreichem Absolvieren der Übungen findet die ganze Gruppe zum gemeinsamen Ausklang zusammen.
Bewegung für Gesundheit im Alter Veränderungen der subjektiven Gesundheit von Nutzern eines Bewegungsparcours ung ehm hrn eit eit higk higk swa n n en o o nkti nkti hlbe s nsfä nsfä Fun liche Roll liche Sch liche heit find Roll nale Ges eine zen che enfu enfu und ät ktio ktio mer otio chis em iale per per per lit Allg Vita Fun Soz Kör Kör Kör Psy Wo Em 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 75,7 79,9 66,3 75 71,6 71,4 61,7 65 55,8 62,2 83,8 89 69,9 81,3 69,1 75,1 0 Messung 1 Messung 2 Erhoben 2011 mit dem „Fragebogen zum Gesundheitszustand“ (SF-36), vor (Messung 1) und nach (Messung 2) der 3-monatigen Testphase. Der Wert 0 bezeichnet das Minimum, der Wert 100 das Maximum an Wohlbefinden Erläuterung der erhobenen Dimensionen: Körperliche Funktionsfähigkeit: erfasst körperliche Aktivitäten wie Selbstversorgung, gehen, Treppen steigen, bücken, heben und mittelschwere oder anstrengende Tätigkeiten Körperliche Rollenfunktionen: erfasst die Arbeit und andere tägliche Aktivitäten Körperliche Schmerzen: erfasst Schmerzen und den Einfluss der Schmerzen auf die normale Arbeit, sowohl im als auch außerhalb des Hauses Allgemeine Gesundheitswahrnehmung: die persönliche Beurteilung der Gesundheit, einschließlich des aktuellen Gesundheitszustandes, zukünftiger Erwartungen und der Widerstandsfähigkeit gegenüber Erkrankungen Vitalität: sich energiegeladen und voller Schwung oder müde und erschöpft fühlen Soziale Funktionsfähigkeit: erfasst den Einfluss der körperlichen Gesundheit und der Emotionen auf normale soziale Aktivitäten Emotionale Rollenfunktion: erfasst, wie emotionale Probleme die Arbeit oder andere tägliche Aktivitäten beeinträchtigen Psychisches Wohlbefinden: die allgemeine psychische Gesundheit, einschließlich Depression, Angst, emotionale und verhaltensbezogene Kontrolle, allgemeine positive Gestimmtheit
2 Vi e l f ä l t i g e g e s u n d h e i t s f ö rd e r n d e W i r k u n g e n 14 15 Bei sieben von acht Variablen war eine deutliche Verbesserung der subjektiven Gesundheit festzu- stellen. Die positiven Veränderungen waren bei folgenden Skalen wissenschaftlich signifikant: ● Vitalität ● Soziale Funktionsfähigkeit ● Emotionale Rollenfunktion ● Psychisches Wohlbefinden Damit bestätigen sich nachdrücklich der Wert und der Nutzen des Bewegungsparcours für die Le- bensqualität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Eine bessere soziale Integration erreichen die Teil- Aussagen von Mitgliedern regelmäßiger nehmer dauerhaft im Rahmen eines Programms Gruppen der Bewegungsparcours: mit Bewegungsparcours. Dabei sollte das gesamte Angebot von einem Charakter absoluter Freiwillig- „Nachdem ich im zurückliegenden Sommer keit bestimmt sein. Begriffe wie Leistung, Ehrgeiz, zwei Mal in der Woche den Bewegungspar- Stärke, Durchsetzung werden dabei kritisch reflek- cours im Bürgerpark Darmstadt besucht habe, tiert. Es geht nicht immer nur um ein Schneller, fühle ich mich um 10 Jahre jünger und kann Höher, Weiter! Dazu zählt auch, dass die Bilder wieder mit meinen Enkelkindern herumtollen“ der werbetreibenden Wirtschaft von „immer- berichtet der 69-jährige frühere Maschinen- währender Jugendlichkeit, von Schönheitswahn bauingenieur Bijan Kia. und Gesundheit“ nicht die Empfehlung zu mehr Eine „junggebliebene“ Rentnerin in den Sieb- Sport und Bewegung im Alter belasten dürfen. zigern gab voller Stolz an, dass sie „in den Jede und jeder sollte genau das Maß und die Theateraufführungen nun wieder nach einem Form von Sport und Bewegung finden, die ihren guten Stück bis zum Schluss heftig mitklat- oder seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten ent- schen kann“. spricht und wie ein Maßanzug dem Leben ange- passt ist. Ein Bewegungsparcours stärkt nicht nur Der Bewegungsparcours wurde von Teilneh- Körper, Geist und Seele, sondern ebenso das mern in Hanau als ein „Dorfbrunnen“ bezeich- soziale Miteinander und mindert Ausgrenzungs- net, „an dem sich immer nette und sympathi- tendenzen und Stigmatisierungsprozesse gegen- sche Menschen ohne großes Trara treffen und über älteren Menschen. finden“. Und nach dem Bewegungsprogramm „geht man zusammen in ein Café und genießt Ein Bewegungsparcours und ein angeleitetes Be- dann entspannt das Zusammensein und das wegungsprogramm für ältere Menschen sind ein Miteinander“. ideales, sehr empfehlenswertes und lohnendes An- gebot für ältere Menschen in einer Kommune, um den Gesundheitsstatus, das psychische Wohlbefin- den und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger auf vielen Ebenen deutlich zu verbessern.
Bewegung für Gesundheit im Alter Einrichtung eines Bewegungsparcours Fünfzehn Gehminuten bekannt, dass die Einzugsgebiete für Erwachsene bis etwa 1000 m reichen, einem Fußweg von ca. zum Freilufttraining 15 –20 Minuten entsprechend. Zu berücksichtigen Welche Standorte sind für einen ist, dass ältere Menschen für die gleiche Wege- Bewegungsparcours geeignet? strecke häufig mehr Zeit benötigen. Bei der erwähnten Befragung von älteren Bürge- Entscheidend für die Nutzung ist jedoch nicht nur rinnen und Bürgern waren fast alle der Meinung, die Entfernung, sondern auch die Erreichbarkeit: dass öffentliche Grünanlagen die besten Stand- die Parcours sollten zu Fuß und ohne Barrieren orte für solche Parcours wären. Es gibt inzwischen erreichbar sein. Auch Radwege- und vor allem mehrere Bewegungsparcours in Deutschland und ÖPNV-Anbindungen sind wichtig. Erwachsene ge- die meisten Standorte sind – wenn sie sich im hen mit zunehmendem Alter überwiegend zu Fuß öffentlichen Raum befinden – in Grünflächen und oder nutzen in Städten den ÖPNV. In Offenbach Parks gewählt. Daneben gibt es auch Parcours in beispielsweise wurde in einer Grünanlage ein Be- unmittelbarer Nähe von sozialen Einrichtungen, wegungsparcours eingerichtet, der von verschie- wie z.B. Seniorenheimen oder Krankeneinrichtun- denen Seniorengruppen mit dem ÖPNV eigens gen, die auch öffentlich zugänglich sein können. zum Trainieren angefahren wird. Radfahren ist – bei sicherem Radwegenetz – bei den Fünfzig- und Bewegungsparcours sollten möglichst zentral in Sechzigjährigen zum Teil auch noch recht beliebt, der Gemeinde oder in dem Stadtteil liegen, damit tendenziell nehmen jedoch mit zunehmendem die Wegeentfernungen kurz bleiben. Bei Parks ist Alter Rad- und PKW-Fahren ab.
3 E i n r i c h t u n g e i n e s B e w e g u n g s p a rc o u r s 16 17 Die Standorte für Bewegungsparcours sollten nicht wenn ausreichend Geräte vorhanden sind. Emp- nur gut erreichbar sein, sondern auch möglichst fohlen wird eine Mindestanzahl von 5 – 6 Geräten. unbelastet von Immissionen wie Lärm und Luft- Niemand nimmt weite Wege für zwei oder drei schadstoffen. Geräte im öffentlichen Raum auf sich. Auf alle Fälle ist es empfehlenswert, dass sich Ent- scheidungsträger und künftige Nutzer bestehende Bewegungsparcours vor Ort anschauen und die Gestaltung eines Parcours Geräte selbst ausprobieren. a) Lage innerhalb einer Grünanlage c) Ausstattung Damit ein Parcours auch tatsächlich genutzt wird, Günstig sind Ablagen (z.B. eine Bank) für Kleidung sollte er sinnvoll innerhalb einer Grünfläche ange- oder Taschen. Eine Bank ist auch für kleine Pausen siedelt sein. Dafür sind zwei Rahmenbedingungen gut. Bänke sollten aber auf alle Fälle so platziert zu beachten: erstens darf der Parcours nicht wie sein, dass kein direktes Zuschauen am Parcours auf einem Präsentierteller liegen, d.h. nicht mitten möglich ist. Auch Hecken und Sträucher können auf der Rasenfläche oder an den Zugangsberei- Sichtschutz bieten und tragen dazu bei, einen chen zum Park. Günstig sind Standorte, die räum- Parcours in Grünanlagen zu integrieren. lich eher am Rand liegen. Ausreichende Beleuchtung kann die Nutzungs- Andererseits dürfen auch keine „Angsträume“ dauer verlängern. Besonders ältere Menschen entstehen. Das bedeutet, der Parcours soll gut ein- wünschen sich öffentlich zugängliche Toiletten in sehbar sein und nicht abgelegen. Günstig sind der Nähe. sozial kontrollierte Grünflächen. Am besten geeig- net sind „belebte“ (aber nicht „überlaufene“) Grünanlagen, in denen sich viele Leute aufhalten oder in denen Einrichtungen mit Personal vorhan- den sind, beispielsweise ein alkoholfreier Kiosk. Da die Parcours vor allem im Sommer genutzt werden, ist darauf zu achten, dass sie nicht in der prallen Sonne liegen, sondern teilweise beschattet werden. b) Auswahl und Anzahl der Geräte Bewegungsparcours werden nur dann angenom- men, wenn sie für die Nutzer attraktiv sind. Im Vorfeld sollte daher die Zielgruppe genau definiert werden, damit die jeweils geeigneten Geräte aus- gewählt werden können. Zum anderen müssen für die Nutzer sinnvolle Trainingseinheiten angeboten werden. Es sollten deshalb verschiedene Geräte ausgewählt werden, die unterschiedliche Körper- Leichte Erreichbarkeit, bereiche ansprechen – hier sind Fachberatungen, Schatten und Sitzgelegenheiten z.B. von Physiotherapeuten oder Sportberatern, sind ideal für einen hilfreich. Und ein Parcours wird erst dann attraktiv, Bewegungsparcours
Bewegung für Gesundheit im Alter d) Beschilderung Hauptfunktion des Gerätes; falls erforderlich: Si- cherheitshinweise und zulässiges Höchstgewicht. Eine Einführungstafel sollte Sinn und Zweck des Wichtig ist, dass alle schriftlichen Erläuterungen in Bewegungsparcours erläutern und Hinweise auf ausreichend großer Schrift aufgebracht sind, damit die Nutzung geben. Bei jedem Gerät wird ein sie auch für ältere Augen leicht lesbar sind. Einige Schild angebracht, das differenzierte Übungsan- Kommunen verweisen darauf, dass die Nutzung leitungen gibt und die Funktionsweise und die si- auf eigene Gefahr geschieht. chere Nutzung allgemeinverständlich beschreibt. Es wirkt für Übende motivierend, wenn differen- zierte Anleitungen die Übungsvarianten und unter- Einbau schiedliche Anforderungsgrade darstellen. Auch sollten Piktogramme die textliche Erläuterung er- gänzen. Für den Bau und die Wartung von Anlagen im öffentlichen Bereich sind in Kommunen Grünflä- Die künftige DIN 79000 (Stand 2011- 05) enthält chen- oder in kleineren Kommunen Bauämter zu- verschiedene Vorgaben für die Beschilderung. An ständig. Sie sollten auf alle Fälle von Beginn an den Zugängen zu einem Parcours sind Hinweis- beteiligt werden. schilder mit folgenden Mindestangaben anzu- bringen: „Benutzung der Geräte ab 14 Jahren; Die DIN 79000 „Standortgebundene Fitnessge- Übungsanleitungen an den Geräten beachten; räte im Außenbereich – Sicherheitstechnische An- Gewissheit über eigene medizinische Unbedenk- forderungen und Prüfverfahren“ liegt bislang als lichkeit schaffen; Überlastung an den einzelnen Entwurf vor. Die endgültige Fassung wird voraus- Geräten vermeiden“. An den einzelnen Fitnessge- sichtlich im Frühjahr / Sommer 2012 veröffentlicht. räten müssen zudem weitere Hinweise angebracht In ihr sind sicherheitstechnische Anforderungen sein: Übungsanleitungen mit Piktogrammen; und Prüfverfahren für die Fitnessgeräte sowie Si- Einführungstafel des Parcours in der Rose- Schlösinger-Anlage in Frankfurt a.M. (2011 gebaut)
3 E i n r i c h t u n g e i n e s B e w e g u n g s p a rc o u r s 18 19 cherheitsabstände, erforderliche Fallschutzbeläge und anderes geregelt. Den folgenden Ausfüh- rungen liegt die Entwurfsfassung E-DIN 79000 vom Mai 2011 zugrunde. a) Auswahl und Einbau der Geräte Bei der Auswahl der Geräte ist darauf zu achten, dass die Geräte durch den TÜV oder andere Prüf- organisationen auf Sicherheit geprüft und zertifi- ziert sind. In Deutschland trifft das für die meisten Geräte zu. Anschauliche Darstellung des Umgangs mit einem Gerät Die Hersteller sind dazu verpflichtet, Montage- einschließlich Hinweisen zur Sicherheit. und Einbauanleitungen für die einzelnen Geräte mitzuliefern. Hierin sind Anleitungen für den Ein- bau, Fundamente, sowie die Anforderungen für Für eine bequeme Nutzung sind größere Abstän- Sicherheitsabstände, für Bodenbeläge und ggf. de als 1,5 m vorzuziehen (mindestens 2 bis 2,5 m). notwendige Fallschutzbeläge eingearbeitet – wie das auch für Kinderspielplatzgeräte üblich ist. Die Bei manchen Geräten sind standsichere Boden- Montage- und Einbauanleitungen zertifizierter Fit- beläge, wie wassergebundene Decken, Stein oder ness- und Bewegungsgeräte berücksichtigen die synthetische Materialien (z.B. Fallschutzplatten) entsprechenden Normen. erforderlich. Für Geräte, deren freie Fallhöhen bis 60 cm betragen, ist kein Fallschutz erforderlich und es bestehen keine sicherheitstechnischen Anfor- b) Vorgaben durch DIN Normen derungen an den Bodenbelag. Hier können Rasen oder feste Bodenbeläge verwendet werden. Bei Die Geräte sind – wie das von Kinderspielgeräten freien Fallhöhen bis 1,5 m genügt Rasen als Fall- bekannt ist – frostfrei, stand- und betriebssicher schutz. Bei Geräten mit freien Fallhöhen ab 1,5 m einzubauen. Die Geräte werden in der Regel ein- bis 2 m ist ein Fallschutzbelag erforderlich, z.B. betoniert (Ortbeton). Für die Herstellung der Be- Rindenmulch, Holzschnitzel oder Sand. Alternativ tonfundamente gilt die Europäische Norm EN 206 sind auch Fallschutzplatten nach DIN EN 1177 und zusätzlich DIN 1045. Die Betongüte C 25/30 möglich. (früher B25) ist hierfür in der Regel ausreichend. Einbautiefen für Fundamente sind in DIN EN 1176 (und E DIN 79000) geregelt. Sie betragen je nach c) Praktische Hinweise zum Bodenbelag Fundamentausprägung 40 cm bzw. bei abge- schrägten Fundamentkanten 20 cm. Es ist darauf Bewegungsparcours stehen oft auf Rasenflächen, zu achten, dass der Beton vor Inbetriebnahme aus- was in kleineren Gemeinden durchaus ausreichend gehärtet ist. sein kann. Bei hohem Nutzungsdruck empfiehlt es sich jedoch, den Boden zu befestigen. Geeignet Sicherheitsabstände, erforderliche Boden- und sind (bei freien Fallhöhen unter 60 cm) wasserge- Fallschutzbeläge sind in DIN 79000 ebenfalls gere- bundene Decken oder als teurere Variante Fall- gelt. Für Fitnessgeräte bedeutet das im Allge- schutzbeläge. Auch wenn die Geräte auf Rasen- meinen: Um die Geräte ist mindestens ein Sicher- flächen stehen, sind direkt um die Geräte herum heitsabstand von 1,5 m umlaufend einzuhalten. Je Fallschutzplatten, Holzhäcksel oder anderes Mate- nach Gerätetyp und der freien Fallhöhe kann der rial sinnvoll, um ein Abtreten von Rasen zu vermei- nötige Sicherheitsabstand auch größer sein – hier den. Für Geräte mit freien Fallhöhen ab 1,5 m ist sind die Herstellerinformationen ausschlaggebend. grundsätzlich Fallschutz erforderlich.
Bewegung für Gesundheit im Alter Wartung und Haftung Die meisten Geräte sind in Deutschland auf Sicher- heit geprüft und zertifiziert (z.B. TÜV-geprüft). Damit ist gewährleistet, dass von den Geräten Die Inspektion und Wartung von Bewegungspar- selbst keine Gefahr für Nutzer ausgeht (Personen cours unterliegt den gleichen Bedingungen wie über 14 Jahre). Außerdem sind die Geräte durch Kinderspielplätze, d.h. sie sind regelmäßig und die Zertifizierung hinsichtlich notwendiger Sicher- fachgerecht zu kontrollieren. Auch diese Anforde- heitsanforderungen (Fallschutz, Abstände etc.) rungen werden in DIN 79000 geregelt: eingestuft, was – wie oben beschrieben – in den Montageanleitungen berücksichtigt ist. ● Visuelle „Routine-Inspektionen“, die je nach Standort bei Bedarf (an vandalismus- Die Haftung für Unfälle durch Eigenverschulden gefährdeten Standorten bis zu täglich) der Nutzer liegt bei den Nutzern selbst, z.B. durch zu erfolgen haben, Herabfallen einer Person von einem Gerät, bei ● genauere „operative Inspektionen“ oder Unfällen durch falsche Benutzung oder bei Un- Funktionskontrollen, die alle 1–3 Monate fällen durch die Nutzung einer Person mit körperli- erfolgen sollen, chen Schwächen. ● eine jährliche Hauptinspektion. Parcours, die für Kinder und Erwachsene konzipiert Zudem sind Inspektionspläne zu erstellen. In je- werden, sollten auf alle Fälle von einem Sachver- dem Fall sind auch die Wartungsanleitungen des ständigen für Spielgeräte überprüft werden. Da Herstellers oder Lieferers zu beachten. nach DIN 79000 die Geräte entsprechend der Vorgaben für die Einführungstafeln erst ab einem Der jeweilige Betreiber, z.B. die Gemeinde, haftet Alter ab 14 Jahren nutzbar sind, sollte ein Sach- dafür, dass Geräte fachgerecht eingebaut und verständiger überprüfen, ob die Geräte zusätzlich nicht beschädigt sind. Die Geräte sind im Allge- EN 1176 entsprechen und dann auch für Kinder meinen relativ robust gegen Vandalismus. Ab und geeignet sind. zu können kleinere Defekte vor allem an den Be- wegungsmechanismen auftreten. Sie sollten – so- fern nicht durch Einwirkung Dritter verursacht – in der Regel von den Herstellern im Rahmen ihrer Garantieleistungen kostenfrei repariert werden. Leider lässt es sich kaum vermeiden, dass der Randbereich bald abgetreten ist, wenn er nicht besonders geschützt wird. Nach dem festen Einbau bieten Fallschutzplatten die nötige Sicherheit für die künftigen Nutzer
4 Partner finden und beteiligen 20 21 Partner finden und beteiligen Partner rechtzeitig einbinden Besondere Mitwirkung von Sportvereinen Wie bei allen Neu- und Umbaumaßnahmen ist es Erfolg durch angeleitete Übungsgruppen sinnvoll, die künftigen Nutzer und Nutzerinnen ebenso wie Entscheidungsträger und relevante Betreute und angeleitete Übungsangebote, z.B. Akteure einer Kommune oder eines Stadtteils früh- durch Fachpersonal der Sportvereine, scheinen zeitig einzubinden und am Planungsprozess zu nach bisherigen Erfahrungen auf alle Fälle für äl- beteiligen. Insbesondere Einrichtungen der Alten- tere oder „untrainierte“ Menschen sinnvoll zu sein. hilfe und Organisationen der Senioren sollten Die intensive Nachfrage bei den Pilotprojekten in unbedingt eingebunden werden, wenn sie nicht Darmstadt und Hanau 2011, ebenso Erfahrungen selbst Initiatoren von Bewegungsparcours sind. in anderen Städten lassen darauf schließen, dass Gleiches gilt für die regionalen oder örtlichen sich mit Betreuungsangeboten durch Übungsleiter Kostenträger der Gesundheitsversorgung, die als deutlich mehr „unsportliche“ Menschen dazu mo- besondere Partner in Frage kommen. Dadurch tivieren lassen, Sportgeräte zu erproben und zu können zum einen die Ergebnisse eines Planungs- trainieren. Durch Einführungsstunden oder regel- prozesses verbessert werden, zum anderen erhöht mäßige Betreuungsangebote für Gruppen lassen Partizipation auch die Akzeptanz von Projekten. sich Hemmschwellen, die im öffentlichen Raum Wie bereits erwähnt, ist es auf alle Fälle empfeh- durchaus gegeben sein können, mindern. Gerade lenswert, ein bis zwei bereits existierende Parcours ältere Menschen oder auch Menschen mit körper- aufzusuchen und gemeinsam auszuprobieren. lichen Einschränkungen sind oft unsicher, was ihnen noch gut tut oder was schon schadet. Auch dafür ist eine fachliche Beratung vor Ort vorteilhaft.
Bewegung für Gesundheit im Alter Die Stadt Hanau hat 2011 am Bewegungsparcours a) Vorteile eines Bewegungsparcours im offenen im Schlossgarten verschiedene angeleitete Grup- Raum für die Bürger pen organisiert. Die Teilnehmer in den Gruppen wurden von einem Übungsleiter betreut und durch Argumente für die Betätigung in einem Bewe- das akademische Team sportmedizinisch und psy- gungsparcours sind die unverbindliche Teilnahme chologisch untersucht. ohne Vereinsmitgliedschaft und ohne Anmeldung, keine oder allenfalls geringe Kosten sowie eine Zur Ansprache und Motivation der Altersgruppe kompetente Anleitung zum Gebrauch der Geräte. 60 plus (Nichtbeweger oder Menschen ohne regel- Freunde und Bekannte können mitgebracht wer- mäßiges Training) für die Betätigung in einem den, aber auch das Kennenlernen und Kontakte zu Bewegungsparcours im öffentlichen Raum ist die Mitbürgern wird ermöglicht. Die Eigeninitiative Betreuung durch qualifizierte und erfahrene wird gefördert; Trainingszeiten verabredet. Die Übungsleiter empfehlenswert. Um inaktive Men- Geübten können Beratungsfunktion übernehmen schen zu aktivieren, reicht die bloße Bereitstellung und Hinweise an neue Interessierte geben. eines Bewegungsparcours nicht aus, insbesondere wenn ein regelmäßiges und dauerhaftes Training b) Vorteile für die Vereine mit gesundheitlichen Effekten erzielt werden soll. Wie die Beobachtungen der Übungsleiter im Pro- Vereine werden durch die betreuenden Übungs- jekt bestätigen konnten, sind ältere Ungeübte zu- leiter bekannt, so dass die Hinführung zu weiteren nächst zurückhaltend und teilweise ängstlich. Sie Gruppen (z.B. Walking) möglich ist. Vereinsmit- wollen geführt werden und brauchen in den ersten glieder bringen neue Freunde und Bekannte mit. Trainingswochen Anweisungen. Erst danach trau- Der Bewegungsparcours kann in ein festes Trai- en sie sich etwas zu, machen Fortschritte und wer- ningsprogramm aufgenommen werden. Ein Wal- den sicher an den Geräten. Erste Verbesserungen king- oder Laufangebot kann durch ein „Outdoor- bei den Koordinations- und Gleichgewichtsübun- Fitnesstraining“ ergänzt werden. gen werden sichtbar. Stolz über Fortschritte sowie Spaß und Freude führen zu kontinuierlichem Trai- ning bis hin zu selbstbestimmten Trainingszeiten.
4 Partner finden und beteiligen 22 23 c) Ziele einer sinnvollen Betreuung d) Übungsleiter: Qualifikation und Versicherungsschutz Durch die angeleitete Betreuung wird ein „Eis- brechereffekt“ für selbstständiges Üben erzielt. Die Alle betreuenden Personen sollten über eine Übungsleitung gibt den Übenden Tipps, wie ein Qualifikation bzw. Erfahrung im Umgang mit den effektives und richtig ausgeführtes Training an den Geräten verfügen. Die pädagogische Begleitung Geräten aussehen sollte. Dabei wird die persön- führt zur Aufklärung über Vorteile und Gefahren, liche Ansprache der Übenden als enorm wichtig ermöglicht einen niedrigschwelligen Einstieg, ver- und motivierend empfunden. Gezielte Bewe- meidet Überforderung und Übermotivation. Ein- gungskorrekturen, modifizierte Übungsausführun- geschränkte medizinische Hinweise können gege- gen, Empfehlungen zu veränderten Intensitäten ben werden. Falsche Handhabung der Geräte wird und fachliche Hintergrundinformationen fördern verhindert. Die Betreuung einer Übungsgruppe das Vertrauen – zu den Übungsleitungen, zu den setzt keine Geschlechtsspezifität voraus. Die Ziel- Geräten und vor allem auch zu sich selbst. gruppenansprache sollte jedoch durch Erwach- sene mit Lebens- und Übungsleitungserfahrung In einem persönlichen Gespräch sollten die Teil- erfolgen. nehmer den Übungsleiter über gesundheitliche Beeinträchtigungen informieren (z. B. Diabetiker, Für Übungsleiter, die im Auftrag des Vereins die Herzinfarkt, Gelenkprobleme etc.). Während der Betreuung eines Bewegungsparcours übernom- Erläuterung der korrekten Übungsausführung kann men haben, besteht Versicherungsschutz durch der Übungsleiter auf auftretende Probleme hin- die Versicherung des Landessportbundes Hessen. weisen und somit die Übenden für ihre eigenen Übungsleiter, die im Auftrage einer Kommune gesundheitlichen Probleme sensibilisieren. oder anderer gemeinnütziger Einrichtungen ein- gesetzt werden, sind über den jeweiligen Auf- traggeber haftpflichtversichert. Übungsleiterinnen und -leiter (in Hanau mit leicht erkennbarem rotem Trikot) spornen an, achten auf sichere Haltung, geben Tipps und werten ihre Erfahrungen aus
Bewegung für Gesundheit im Alter e) Ablauf einer Trainingsrunde am Bei einigen Geräten ist der Aufbaucharakter Bewegungsparcours schnell klar und selbsterklärend. Weniger ver- ständliche Beschreibungsschilder können durch Vor dem Einstieg in den Bewegungsparcours wer- die Übungsleitung für eine korrekte Ausführung den Mobilisierungsübungen bzw. eine Erwärmung erläutert werden (z. B. Beinheber, Rückenstrecker). durch Gehen oder Walken mit anschließenden Die Übungsleitung sollte die Übungen vorführen Dehnübungen empfohlen. Musik und spielerische und erklären, was Ängste nimmt. Sie erkennt die Koordinations- und Gleichgewichtsübungen för- Schwierigkeiten, die bei einzelnen Ungeübten Pro- dern eine positive Auftaktstimmung während des bleme machen könnten. Sie gibt Hilfestellung und Aufwärmens. Niedrigschwellige Übungen für Herz achtet auf die richtige Intensität und Reihenfolge und Kreislauf, für die Beweglichkeit, das Gleichge- der Übungen (abwechselnde Beanspruchung der wicht und die Koordination sind sinnvoll. Eine Tem- Muskelgruppen). Bei Rückenstreckübungen ist ei- peraturerhöhung ist erforderlich, insbesondere bei ne Anleitung und Kontrolle unbedingt notwendig. kühlerer Witterung, damit die Durchblutung ge- steigert wird. Dies regt Kreislauf und Stoffwechsel Nach Abschluss des Übungsprogrammes an den an und erhöht die Spannung und Mobilität der Geräten ist ein Auslaufen / Walken mit Dehnübun- Muskeln. Besonders bei der Zielgruppe 60 plus gen sinnvoll. Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen gewinnen die Sehnen und Bänder durch eine sinn- während der Abschlussbesprechung sollten vor- volle Erwärmung Elastizität, was Muskelkrämpfen handen sein. Für ein selbstständiges Üben kann und Verletzungen vorbeugt. die Übungsleitung einige wenige Aufwärmübun- gen den Übenden in schriftlicher Form mitgeben. Vorteil angeleiteter Parcours-Trainings: Übungen zum Warmwerden, zum Strecken und zur Koordination ohne Geräte bilden eine sinnvolle Einheit mit Übungen am Gerät
4 Partner finden und beteiligen 24 25 f) Trainingszeiten Die betreuenden Trainingszeiten am Vormittag ab 10.00 bis 12.00 Uhr bzw. 14.00 bis 16.00 Uhr werden gerne angenommen. Die Zeit zwischen 12.00 Uhr 13.00 Uhr hat für das Mittagessen absoluten Vor- rang. Der Zeitbedarf für die Aufwärmphase, Be- treuung an den Geräten sowie Ausklang und Gruppengespräch sollte mit einer Stunde ver- anschlagt werden. Es sollte im Vorfeld geklärt werden, was bei schlechter Witterung (Regen) vor- gesehen ist. Die Übungsleitung sollte die verein- barten Übungszeiten einhalten, da die Zielgruppe 60 plus auf Pünktlichkeit bedacht ist. In den Wintermonaten ist ein regelmäßiges Trai- ning für die Zielgruppe bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt nicht empfehlenswert. Win- Ein Trainingsplan für die Übenden kann zielführend terkleidung schränkt die Beweglichkeit ein und die sein und helfen, die Phasen der Belastung und Aufwärmphase wäre für eine Trainingseinheit sehr Erholung bzw. Intensität der Übungen zu dosieren. lange. Nach einigen Übungseinheiten sind die Übenden meist selbst in der Lage, ihr Training selbstständig zu gestalten.
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