Biodiversität, Kohlenstoffkreislauf und Klimawirkungen sind im Wald eng verknüpft

Die Seite wird erstellt Jasmin Gerber
 
WEITER LESEN
Biodiversität, Kohlenstoffkreislauf und Klimawirkungen sind im Wald eng verknüpft
Forum für Wissen 2020: 65–70                                                                                                  65

Biodiversität, Kohlenstoffkreislauf und Klimawirkungen
sind im Wald eng verknüpft
Christian Körner

Departement Umweltwissenschaften, Botanik, Universität Basel, Basel, ch.koerner@unibas.ch

Die Baumartenvielfalt hat einen Eigenwert, wie biologische Vielfalt überhaupt.          Wäldern zu erhöhen: die Waldfläche zu
Die Biodiversität im Wald auf ihren möglichen Nutzen zu reduzieren greift zu            vergrössern oder den Vorrat pro Flä-
kurz. Ganz erheblich zu kurz greift die aktuelle Diskussion, in der der Wald oft auf    cheneinheit zu erhöhen (Körner 2009).
seine Kohlenstoffspeicherung und sein Potenzial zum Ersatz von fossilen Brenn-          Jede Waldflächenvergrösserung geht
stoffen reduziert wird, wobei unrealistische Vorstellungen populär sind. In die-        auf Kosten anderer Landbedeckungs-
sem Kontext spielt die Altersstruktur des Waldes (die Diversität des Baumalters)        formen. Bei uns ist das hauptsächlich
eine zentrale Rolle. Zudem sind alle Umwelteinflüsse auf den Wald Baumart-              landwirtschaftlich genutztes Land. Ab-
spezifisch, so zum Beispiel die Temperatur-bestimmten Verbreitungsgrenzen von           gesehen von sehr marginal produkti-
Baum­arten, die Wechselwirkungen zwischen Bäumen im Wald und die Wirkung                vem Nutzland, tritt somit jede Waldver-
von Trockenheit, was an Beispielen illustriert wird.                                    mehrung mit der Nahrungsmittelpro-
                                                                                        duktion in Konkurrenz, weshalb auch
                                                                                        Bioenergie vom Acker unverantwort-
1 Es ist weitgehend                          Da die Bäume aber bekanntlich (a)          lich ist (die entsprechenden Nahrungs-
  illusorisch, das CO2-Problem               nicht in den Himmel wachsen, sondern       äquivalente werden dafür importiert).
  «grün» zu lösen                            sich in einem zyklischen Lebensprozess     Die Vorstellung, das CO2-Problem glo-
                                             zwischen Geburt und Tod befinden und       bal mit gigantischen Aufforstungspro-
Es ist unbestritten, dass mehr als 80 %      (b) bei uns in einer bestimmten Um-        grammen zu lösen, ist vollkommen ab-
des     Biomasse-Kohlenstoff-Vorrates        triebszeit von etwa 80–120  Jahren ge-     surd, quantitativ unmöglich und gleich-
der Erde in Wäldern gebunden ist, we-        nutzt werden, ist die Bilanz langfris-     zeitig als Idee gefährlich, da politisch
niger als 2 % im Ackerland und etwa          tig und über grosse Flächen logischer-     eine Problemlösung suggeriert wird,
0,2 % im Ozean (Körner 2014). Knapp          weise null (Körner 2003, 2017). Wäre       wo keine ist. Zu Recht erlebte eine der-
die Hälfte von Ofen-trockener Holz-          das nicht so, wären die Wälder längst      artige Modellstudie (Bastin et  al. 2019)
biomasse besteht aus dem chemischen          im Morast, sprich im nicht-rezyklierten    den grössten Proteststurm, den das Sci-
Element Kohlenstoff (C; etwa 48 %).          Abfall, versunken. (2) Man kann das C-     ence Magazin je erlebte (z. B. Bond
Jährlich werden mehr als 1 Mrd. Ton-         Reservoir Wald nur einmal füllen und       et  al. 2019; Friedlingstein 2019). Ein
nen C durch Waldzerstörung und in der        es braucht sehr lange (bei unseren Um-     grosser Teil der Erdoberfläche, der kli-
Folge, vielfach in Form von kurzlebigen      triebswäldern rund 100 Jahre, in Na-       matisch bedingt lockere Wälder tra-
Produkten, freigesetzt. Der C-Gehalt         turwäldern einige hundert Jahre), bis      gen könnte, aber heute keinen Wald
dieser Biomasse landet rasch als CO2 in      nach einem Kahlschlag oder Feuer der       trägt, ist natürlicherweise feuerbedingt
der Atmosphäre. Grob die Hälfte der          ursprüngliche Vorrat wieder hergestellt    waldfrei (Bond et  al. 2005), das übrige
ursprünglichen Wälder wurde in histo-        ist. So lange bleibt eine CO2-‹Schuld›     waldfreie Land wird agrarisch genutzt;
rischer Zeit weltweit zerstört, grossteils   erhalten. (3) Es ist für die Entlastung    grob die Hälfte der vegetationsbedeck-
um Agrarland und Siedlungsraum zu            der Atmosphäre von CO2 unbedeu-            ten Erdoberfläche wird beweidet. Ag-
gewinnen. Die Waldfläche schrumpft           tend, wie gross der Kohlenstoff-Durch-     rarische Landnutzung und Feueröko-
global weiterhin, auch wenn es regio-        satz (Umsatz) durch das System Wald        logie reduzieren das Potenzial zusätz-
nal Zuwächse gibt, ohne die der jährli-      ist (durch Wachstum, Ernte und Recyc-      licher forstlicher C-Bindung auf ein
che C-Verlust an die Atmosphäre noch         ling von toter Biomasse). Für den Vor-     sehr niedriges Niveau, wobei die se-
grösser wäre. Um in dieser Debatte           rat zählt nur, wie lange der Kohlenstoff   gensreichen Wirkungen einer Baum-
keinen Illusionen zu unterliegen, ist es     im System verweilt. Es ist also für die    bestockung zum Erosionsschutz und
nützlich, ein paar grundlegende Gege-        Kohlenstoffspeicherung unerheblich,        für die lokale Energieversorgung viel
benheiten in Erinnerung zu rufen: (1)        ob Wälder rasch oder langsam wach-         grösser sind als das (sehr langsame und
Eine gleichmässig mit Wald besetzte          sen (siehe Abschnitt 2). Rasch wüch-       geringe) C-Sequestrierungspotenzial.
Landschaft bindet langfristig weder          sige Baumarten und Wälder leben kür-       Den Vorrat pro Flächeneinheit zu er-
CO2, noch setzt sie Sauersoff frei. Der      zer (haben schnelleren «turnover») als     höhen bedeutet, den Wald nicht oder
weitverbreitete Irrtum, dass Wälder          langsamwüchsige, weshalb letztere in       nur gering zu nutzen, ein Potenzial, wel-
netto C binden und im Gegenzug Sau-          der Regel mehr C speichern (Beispiel       ches endet, sobald der Wald sein neues
erstoff erzeugen, beruht darauf, dass        Pappelplantage im Gegensatz zu Ei-         Umtriebs-Gleichgewicht erreicht. Man
nur ein im Aufbau befindlicher (also         chenwald; Zitate hiezu in Abschnitt 3).    kann sich vorstellen, den Wald auf ei-
tatsächlich C-akkumulierender und               Es gibt netto, über lange Zeit, nur     nem höheren Vorratsniveau mit länge-
O2-freisetzender) Wald betrachtet wird.      zwei Wege, den Kohlenstoffspeicher in      ren Umtriebszeiten zu nutzen, was al-

WSL Berichte, Heft 100, 2020
66                                                                                                     Forum für Wissen 2020

lerdings «unpraktisch» grosse Stamm-       produkte für die Schweiz im Ausland         ten Holz geht es nicht um den Umsatz
durchmesser bewirkt und wegen der          frei gesetzt wird, ebenso wie ein grosser   (Produktion), sondern um die Verweil-
Abflachung der Zuwachskurven mit           Teil des Flugzeugtreibstoffes.              dauer und einen effektiven Nettozu-
dem Alter bei gleicher Nachfrage den          Gleichzeitig wurden in jüngster Zeit     wachs des Vorrates (eine noch immer
Ertrag mindert. Die industrielle Holz-     in der Schweiz etwa 5,2 Mio. m3 jähr-       sehr aktuelle Zusammenfassung ge-
wirtschaft strebt daher eher kürzere       lich geerntetes Rundholz handelssta-        ben Wimmer und Halbwachs 1992).
Umtriebszeiten an. Zudem steigt in al-     tistisch erfasst (Rigling und Schaffer      Es geht also darum, Umsatz (Baum-
tersmässig homogenen Beständen mit         2015). Waldfrisch beträgt die Dichte        wachstum als Teil des Umsatzes) und
zunehmendem Waldalter das Risiko           für geschältes Fichten- und Buchen-         Kapital (C-Vorrat im Wald oder ver-
von Sturmschäden. Eine Unternutzung        rundholz etwa 0,8 und 1 kg m–3, (Lig-       bautem Nutzholz) nicht zu verwech-
in der Schweiz würde durch Holzim-         num, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich),       seln und das vergleichsweise sehr be-
porte aus anderen Ländern kompen-          die sich nach ausreichender Lufttrock-      grenzte, aber selbstverständlich er-
siert, womit sich ein Teil der C-Bilanz,   nung auf im Mittel 0,47 und 0,72 kg  m–3    wünschte Substitutionspotenzial zu
wie bei der Wald-Nahrungs-Konkur-          reduziert (hygroskopische Restfeuchte       beachten (Körner 2009, 2014). Vor-
renz, einfach ins Ausland verlagert. So    etwa 10 %). Rechnet man grob mit            ratserhöhung und Nutzung von Holz
sehr Urwaldreservate aus ökologischen      0,55 über alle Holzarten und setzt ei-      auf der gleichen Fläche schliessen
Gründen wünschbar sind, erhöhte C-         nen C-Gehalt von ofentrockenem Holz         sich aus. Durch längere Umtriebszei-
Vorräte garantieren diese nicht, sobald    («Darr-Dichte») von 48 % ein, erge-         ten kann zwar der Vorrat erhöht wer-
die Walddynamik grossräumig ein na-        ben sich etwa 0,26 kg C m–3 Rundholz        den (er hat in der Schweiz den euro-
türliches Gleichgewicht erreicht hat.      und somit 1,35 Mio. t Kohlenstoff pro       päischen Rekordwert von 350 m3 pro
   Auch wenn eine Vergrösserung von        Jahr an gehandeltem Rundholz (ex-           ha erreicht), aber im gleichen Ausmass
Waldflächen in sonst kaum nutzbare         klusive Netto-Holzimporte). Die ef-         sinkt der genutzte Ertrag, was im Sinne
Gebiete und die Reifung historisch ge-     fektiv geerntete Holzmenge ist etwa         einer korrekten lokalen C-Bilanz nicht
störter Wälder national und global in      ein Viertel höher, da ein Teil nicht in     durch Holzimporte kompensiert wer-
gewissen Grenzen einen Beitrag an die      den Handel kommt. Es geht hier nur          den darf. Lösen lässt sich also das nati-
biosphärische C-Bindung leisten kann       um die Grössenordnung. Daran sieht          onale und internationale CO2-Problem
(zur Zeit sind das rund 5 % der jährli-    man, dass ein 100 %-iger Einsatz die-       mit Waldvermehrung und Sub­stitution
chen globalen C-Freisetzung, die rund      ser 5,2  Mio. m3 Nutzholz als Ersatz für    kaum. Canadell und Schulze (2014)
10 Gt C beträgt; Körner 2014), ist das     fossile Energieträger die schweizeri-       sprechen von einem globalen Potenzial
Potenzial der Bewahrung von Altbe-         sche CO2-Schuld (ohne Einrechnung           von 3 bis 8 % des C-basierten Energie-
ständen vor der Abholzung rund dop-        der grauen Energie, s. o.) um rund 9 %      konsums bis 2050. Ähnlich bescheidene
pelt so gross. Jede Vorratserhöhung        verringern könnte (100  ×  1,35/15). Eine   Möglichkeiten ergeben sich in Europa
durch Flächenvergrösserung oder tem-       solche, an sich utopische Abschätzung,      vor allem, wenn man alle energetischen
poräre Unternutzung kann man, wie          ignoriert die technische Machbarkeit        Transport- und Prozesskosten und Se-
dargelegt, an einem Ort nur einmal ma-     dieses Ersatzes und allen Energiebe-        kundäreffekte auf die Emission von
chen. Es ist daher viel naheliegender      darf für eine derartige Holznutzung.        Treibhausgasen, insbesondere Lachgas,
und sofort und dauerhaft machbar, fos-     Diese wenigen Zahlen illustrieren, dass     einbezieht (Schulze und Körner 2012;
sile Energieträger und stark fossil-las-   das realistische Substitutionspotenzial     Luyssaert et  al. 2018). Ein Stopp der
tige Werkstoffe (Zement, Stahl) durch      marginal ist (Holz soll ja weiterhin als    Urwaldrodung, durch die heute immer
den nachwachsenden Rohstoff Holz zu        Bau-, Möbel- und Zellulose-Holz ge-         noch mehr als 1 Mrd. t C freisetzt wird,
ersetzen. Wo sind da die Grenzen?          nutzt werden). Wenn der Konsum von          und eine Beschränkung der Holznut-
                                           fossiler Energie nur um etwa 9 % ein-       zung auf nachhaltig betriebene Wirt-
                                           geschränkt würde, hätte das den sel-        schaftswälder hätte den grössten Net-
                                           ben Effekt. Klar ist Biomassenutzung        toeffekt.
2 Der potenzielle Beitrag von              (Sägereiabfall, Schadholz) sinnvoll, so-
  Wäldern an die C-Bilanz der              lange dem System Wald dadurch nicht
  Schweiz                                  netto zu viel Bodennährstoffe entzo-
                                           gen werden (wie z. B. bei Astholz und       3 Das Baumalter bestimmt
Zur Zeit konsumiert die Schweiz (ein       Rinde), aber die Mengen sind vergli-          den Vorrat, seine Diversität
Land ohne Schwerindustrie und Koh-         chen mit dem fossilen Energiekonsum           dessen Kontinuität
lekraftwerke) rund 14 Millionen t C        marginal. Nutzholz hat in Europa im
aus fossiler Energie, die das Land als     Durchschnitt eine mittlere Verweil-         Nehmen wir einen Extremfall an. Ein
CO2 verlassen. Bezieht man alle fossi-     dauer von rund 22 Jahren, bevor es re-      Hektar entwaldetes Land wird mit ei-
len Produkte (also einschliesslich im-     zykliert wird (das schliesst hundertjäh-    ner Baumart aufgeforstet. Der Einfach-
portierter C-basierter Kunststoffe) ein,   rige Dachbalken und Toilettenpapier         heit halber nehmen wir an, alle Setz-
sind es pro Jahr gemäss Bundesamt          ein). Das wäre so, wie wenn die Bäume       linge seien im Jahr 1 ein Jahr alt. Sie
für Statistik (BFS) rund 15 Mio. t Pro-    im Wald im Durchschnitt 22 Jahre äl-        werden gemeinsam 50–100 Jahre alt.
dukte, auf C-Basis berechnet etwas we-     ter geerntet würden und danach nur          Einige gehen im Laufe der Zeit durch
niger. Dabei fehlt sowohl die «graue»      zum Heizen oder zur Papierproduktion        Selbstausdünnung des Waldes oder
Energie, die hauptsächlich durch Stahl-    benutzt würden. Auch beim genutz-           aktive Auslichtung verloren. Im Alter

                                                                                                 WSL Berichte, Heft 100, 2020
Forum für Wissen 2020                                                                                                                                                      67

von 100 Jahren wird der Wald geerntet

                                            Relative Baumgrösse (Biomasse)
                                                                             H1                                H1                              H3
und der Zyklus beginnt von vorne. Das                                        Fixes Sterbealter, fixe Grösse    Fixes Alter, aber grösser       Fixe Grösse, früheres Sterben
gäbe alle 100 Jahre eine Ernte und im
Mittel über 100 Jahre einen Vorrat, der                                                        abwarten                           grösser                schneller

ungefähr dem des Zustandes im Alter
50 Jahre entspricht. Möchte man jedes
Jahr Holz ernten, braucht es 100 sol-
che Flächen, eine für jede Altersstufe.
Das ist der Grundgedanke der nach-
haltigen Forstwirtschaft seit Hans Carl                                                                       Baumalter (relative Einheiten)
von Carlowitz (1713). Was wäre, wenn
                                                 Abb. 1. Drei schematisch dargestellte Hypothesen, wie sich eine durch irgendeinen Um-
die Bäume doppelt so schnell wüch-
                                                 welteinfluss erhöhte Wachstumsrate von Bäumen (z. B. mehr Wasser, wärmere Temperatu-
sen und schon nach 50 Jahren die ge-             ren, erhöhter Stickstoffeintrag) auf den Kohlenstoffvorrat im Wald auswirken kann. Hypo-
wünschte Erntegrösse erreichen wür-              these H1 sagt, Bäume die schneller wachsen, hören beim Erreichen einer festen maximalen
den? Am mittleren Vorrat in der Land-            Grösse auf zu wachsen und warten bis sie «genug alt» zum Sterben sind (schwarze Pfeile).
schaft würde sich dadurch gar nichts             Diese Hypothese ist absurd und ist nur der Vollständigkeit halber abgebildet. H2 sagt, dass
ändern, aber der Ertrag pro Zeitein-             schneller wachsende Bäume innerhalb einer gleichbleibenden natürlichen Lebensspanne
heit würde sich verdoppeln. Dieses Ex-           grösser werden. H3 sagt, dass schneller wachsende Bäume ihren Lebenszyklus schneller
                                                 durchlaufen und nach dem Erreichen einer maximalen Grösse (eben früher) sterben. In
trembeispiel ist gar nicht so weit von
                                                 forstwirtschaftlich genutzten Wäldern ist das Ziel nicht ein bestimmtes Baumalter, sondern
unseren klassischen Wirtschaftswäl-              eine bestimmte Baumgrösse (Stammdurchmesser). Für solche Wälder gilt H3, was klarer-
dern entfernt. Statt Parzellen einheit-          weise keine Vorratsänderung erzeugt, wenn Bäume schneller wachsen. In natürlichen Wäl-
lich alter Baumkohorten strebt man               dern bestimmt die statistische Sterberate (Mortalität), welches Modell zutrifft. Bisherige
heute, soweit praktikabel, eine Durch-           Daten stützen auch hier H3, aber es sind auch Mischformen zwischen H2 und H3 denkbar,
mischung von Altersklassen an (z. B.             wenn nicht die Biologie die Alters/Grössen-Relation bestimmt, sondern stochastische Er-
durch Einzelbaumernte). Da unter-                eignisse, also zum Beispiel eine grössere Wahrscheinlichkeit, dass grössere Bäume bei Sturm
                                                 eher stürzen als kleinere. Das würde H2 in H3 überführen. Diese Überlegungen machen es
schiedliche Baumarten unterschiedlich
                                                 deutlich, dass eine C-Vorratsänderung nicht aus Wachstumsraten vorhersagbar ist, ohne die
schnell wachsen (und sterben), entsteht          Lebensdauer (die Verweildauer des Kohlenstoffs im Wald) zu kennen und zu berücksichti-
in diversen Wäldern selbst bei glei-             gen (aus Büntgen et al. 2019).
chem Baumalter eine hohe Grössen-
diversität. Kommen stochastische (zu-
fällige) Ereignisse ins Spiel, sind nicht        ters-(Grössen-)Kohorten bestimmt und                                          Klimaerwärmung der Fall ist, würde
alle Altersklassen gleichmässig vertre-          nicht von der Wachstumsrate (Viera                                            eine solche Beschleunigungswelle eine
ten (Windwurf, Feuer, Insektenkalami-            et  al. 2006; Büntgen et  al. 2019, dort                                      Mortalitätswelle in der Zukunft bewir-
täten, Lianendruck, Einzelbaumernte).            weitere Zitate). Der oft postulierte po-                                      ken. Die einzige Absicherung dagegen
In Naturwäldern entstehen durch soge-            sitive Zusammenhang zwischen Wachs-                                           sind möglichst altersdiverse Wälder aus
nannte «gap-dynamics» natürliche Er-             tumsrate oder Primärproduktivität ei-                                         Arten mit unterschiedlichen Wachs-
neuerungslücken durch umstürzende                nerseits und Biomassevorrat anderseits                                        tumskurven.
Altbäume, die zu einem Mosaik von                wurde erstmals systematisch von Kee-                                             Es wird zunehmend klar, dass rasch-
Alterskohorten führen.                           ling und Phillips (2007) in Frage ge-                                         wüchsige Arten und Individuen ten-
    Je mehr ältere Bäume im Wald sind,           stellt und gerade eben in einer globa-                                        denziell schneller sterben, wobei diese
desto höher der Vorrat. In Art- und              len Synthese widerlegt (Brienen et  al.                                       Zusammenhänge sehr komplex sind,
­Alters-diversen Wäldern bestimmt                2020). Die Autoren zeigen, dass rasch                                         weil in der Jugend raschwüchsige Ar-
 (neben vielen anderen ökologischen
 ­                                               wachsende Bäume eine kürzere Le-                                              ten auch eine höhere Chance zur
 Vorzügen solcher Wälder) somit die              benserwartung haben. Abbildung 1                                              Raumdominanz im Kronenraum ha-
 Altersverteilung (die Demografie                illus­­triert mögliche Zusammenhänge                                          ben. Die Nachweise mehren sich aber,
 der Bäume) den Holzvorrat, also die             zwischen Baumgrösse und Baumalter                                             dass selbst in tropischen Wäldern eine
 Grösse des C-Speichers. Was bestimmt            bei unterschiedlicher Wachstumsge-                                            Wachstumssteigerung den «turnover»
 das Alter? In genutzten Wäldern der             schwindigkeit.                                                                erhöht. Da 42 % aller noch existieren-
 Förster. In Naturwäldern der natürli-               Würde durch Klimaerwärmung, Stick-                                        der Wälder lianenreiche Tropenwälder
 che biologische Lebenszyklus, also das          stoffdeposition, neue Artenzusammen-                                          sind und Lianen massgeblich die Mor-
 Mortalitätsrisiko des Individuums. Da           setzung usw. die Wachstumsgeschwin-                                           talität der Trägerbäume beeinflussen,
 dieses, im Gegensatz zu Wachstums­              digkeit steigen, berechtigt dies nicht                                        kann auch ein Biodiversitätsfaktor (die
 raten, kaum berechenbar oder model-             zur Annahme, dass der Vorrat steigt,                                          funktionelle Gruppe der Lianen) den
 lierbar ist, fehlt also in allen Kohlen-        solange nicht die Wirkung auf die                                             turnover verändern. Eine erhöhte Li-
 stoffmodellen der Biosphäre der ent-            Mortalität bekannt ist. Beträfe eine                                          anenaktivität wurde in mehreren Stu-
 scheidende vorratsbestimmende Faktor            solche Veränderung alle Baumarten                                             dien in Tropenwäldern nachgewiesen,
 (ein löblicher Versuch, das zu korrigie-        und Altersstufen und würde eine sol-                                          was zwangsweise den C-Vorrat dieser
 ren in Friend et  al. 2014). Zu merken:         che Wirkung in einem engen Zeitraum                                           Wälder im Zuge einer erhöhten Morta-
 Der Vorrat wird von der Lebensdauer             beginnen, wie das bei der Stickstoff-                                         lität und damit Verjüngung senkt (Kör-
 und der Häufigkeitsverteilung der Al-           deposition, aber regional auch bei der                                        ner 2004).

WSL Berichte, Heft 100, 2020
68                                                                                                    Forum für Wissen 2020

  Abschliessend sei noch vermerkt,          4.1 Was bestimmt Baumart­                  Frosthärte im Austrieb und Bedarf an
dass der Erhöhung der atmosphäri-               grenzen im Gebirge und damit           spätsommerlicher Reifezeit kaum ver-
schen CO2-Konzentration oft eine                die ­Zusammensetzung des               ändern. Die Phänologie unterliegt je-
wachs­tumsfördernde Wirkung auf den             ­Bergwaldes?                           doch mikroevolutiven Prozessen und
Wald zugeschrieben wird (sogenannte                                                    kann im Laufe einiger Baumgenerati-
CO2-Düngung). Dies ist aus zwei             Hier geht es nicht um die Waldgrenze,      onen neu justiert werden. Populationen
Gründen höchst unwahrscheinlich.            sondern um die Frage, warum Rotbu-         in Schweden und in der Schweiz verfü-
Erstens wird das Wachstum von Bäu-          che, Traubeneiche, Vogelkirsche, Berg-     gen über eine lokal angepasste Fotope-
men in der vegetationsaktiven Zeit pri-     ahorn, Esche, Alpengoldregen, Els-         riode-Empfindlichkeit. Entscheidend
mär vom Wasser und Nährstoffangebot         beere, Vorgelbeere jenseits einer be-      für einen starken Fotoperiodik-Ein-
bestimmt und der Wald betreibt Foto-        stimmten Höhe im Gebirge nicht mehr        fluss ist der Zeitpunkt des saisonalen
synthese nach Bedarf («on demand»).         vorkommen. An dieser Grenze be-            Temperaturanstieges. Erfolgt dieser
Es ist also nicht die Fotosynthese (und     stimmt das Wechselspiel aus Phänolo-       spät im Frühjahr, hat die Fotoperiode
damit das CO2-Angebot), das das             gie und Frosthärte das Überleben und       keinen Einfluss. Erfolgt er ungewöhn-
Wachstum treibt, sondern das Wachs-         damit den Aufbau und die Integrität        lich früh, verhindert die zu kurze Ta-
tum treibt die Fotosynthese (Körner         des Bergwaldes. Die Frosthärte ist ja      geslänge den (dann gefährlichen) Aus-
2015). Zweitens hat bis heute kein ex-      nicht eine Konstante, sondern ändert       trieb. Dies erklärt auch, warum auf
perimentell mit erhöhtem CO2-Ange-          sich mit dem Aktivitätszustand (der        Satellitenbildern eine anfängliche Be-
bot versorgter Wald, der sich im ‹steady    Entwicklung). Im Hochwinter mögen          schleunigung des kontinentalen Er-
state› befand, auf CO2-Erhöhung mit         –30 °C kein Problem sein, im Austrieb      grünens mit zunehmender Klimaer-
mehr Wachstum reagiert (für Schwei-         können –3 °C tödlich sein. Eine Art, die   wärmung beobachtet wurde, sich aber
zer Wald siehe Bader et  al. 2013 und       aus ihrer evolutiven Entwicklungsge-       in letzter Zeit nicht mehr fortsetzte,
Klein et  al. 2016a). Steady state heisst   schichte eine geringe Frosthärte beim      weil die Fotoperiode zunehmend als
Kronenschluss bei konstantem Blattflä-      Austrieb mitbringt, muss unabhängig        «Bremse» zu Tage tritt. Solche Resul-
chenindex (und Streufall) und konstan-      von den Kapriolen des Wetters (der ge-     tate sind auch eine Warnung, phänolo-
tem Wurzelumsatz. Selbst wenn so eine       rade herrschenden Wärme) spät aus-         giegetriebene Wachstumsänderungen
Stimulierung stattfände, dürfte man sie     treiben; eine, die in dieser Phase sehr    nicht als Mass für Vorratsänderungen
nicht mit einer Vorratserhöhung ver-        viel Frost verträgt, kann entsprechend     von Kohlenstoff zu betrachten. Eine al-
wechseln (s. Abschnitte 1 und 2), was       früher austreiben. Wie ‹wissen› die Ar-    lenfalls verlängerte Saison kann, aber
leider sehr populär ist. Die meisten Ex-    ten, wann der richtige Zeitpunkt ist?      muss nicht die jährliche Kohlenstoff-
perimente, die einen CO2-Effekt auf         Auf das Wetter ist ja kein Verlass. Es     bindung erhöhen, und selbst wenn sie
das Wachstum ergaben, zogen Jung-           bleibt im Wesentlichen die Steuerung       das tut, erhöht dies den ökosystemaren
bäume auf nähstoffreichen Böden auf,        über die Fotoperiode. Eine Föhnpe-         C-Umsatz, nicht aber – entgegen popu-
also unter ‹gärtnerischen› Bedingun-        riode im Februar in den Alpentälern        lärer Annahmen – den ökosystemaren
gen, die nichts mit einem Wald zu tun       mit +20 °C darf nicht den Austrieb aus-    Kohlenstoffvorrat (siehe Abschnitt 3).
haben (siehe auch Körner 2009).             lösen, denn der nächste Frost kommt
                                            bestimmt. Tatsächlich besteht eine li-
                                            neare Beziehung zwischen Austriebs-        4.2 Sind Waldbäume in Bezug auf
                                            zeitpunkt und Frosthärte des Austriebs         Kohlenstoff autonom?
4 Baumartendiversität                       (Lenz et  al. 2013). Allerdings hat «si-
  im Klimawandel als                        cherheitsbedingtes» spätes Austreiben      Ein Baum assimiliert Kohlenstoff, spei-
  ­Vor­sorgeprinzip                         Kosten für den Baum: Der kältetole-        chert ihn in Biomasse und schlussend-
                                            rantere, früher austreibende Nachbar       lich wird aller Kohlenstoff rezykliert.
Unterschiedliche Baumarten haben un-        wächst einem über den Kopf und die         Kennt man die Einnahmen und Abga-
terschiedliche kältebedingte Verbrei-       Dauer der verbleibenden Wachstums-         ben von C, sollte die C-Bilanz auf null
tungsgrenzen, unterschiedliche Strate-      periode verkürzt sich. Auch hier gibt es   aufgehen. Davon konnte man lange
gien, mit Trockenheit umzugehen, und        artspezifische, evolutive Grenzen: Das     ausgehen, auch wenn bekannt war, dass
unterschiedliche Toleranz gegenüber         Jahrring- und Triebwachstum muss ab-       symbiontische Partnerschaften mit
Nähstoffungleichgewichten. Kennt man        geschlossen sein, Blätter müssen sich      Wurzelpilzen so eng sind, dass Baum
diese Präferenzen und Toleranzen nicht,     amortisiert haben und vor allem müs-       und Pilz zusammen eine Einheit bil-
versichert hohe Artendiversität gegen       sen Samen und Früchte reif werden.         den, die über den Baum als Individuum
einen Totalausfall und damit auch ge-       Daraus gibt sich eine Dreiecksbezie-       hinausgeht. So gesehen gäbe es aber
gen den Verlust grosser biologischer C-     hung aus Austriebsphänologie, Frost-       überhaupt keine Individualität auf die-
Speicher. Dieses Versicherungsprinzip       härte im Austrieb und Mindestdauer         sem Planeten, da jeder Organismus auf
der Diversität ist heute auch im Forst-     der restlichen Wachstumsperiode, wel-      mikrobielle Partner angewiesen ist, der
wesen anerkannt. Ich möchte die funk-       che interaktiv die artspezifische Käl-     Mensch eingeschlossen. Inzwischen
tionelle Bedeutung der Biodiversität        tegrenzen definieren (Körner et  al.       mehren sich die Belege, dass Bäume
im Wald mit ein paar Beispiele aus der      2016). Jede Art hat ihre eigene Kälte-     nicht nur mykorrhiziert sind und so
eigenen Forschung untermauern.              grenze. Eine Klimaerwärmung kann           besseren Zugang zu Bodennährstoffen
                                            die evolutiven Faktoren wie maximale       und Wasser haben, sondern über diese

                                                                                                WSL Berichte, Heft 100, 2020
Forum für Wissen 2020                                                                                                                69

Mykorrhiza auch untereinander der-
art stark vernetzt sind, dass der Wald
zum Hyperorganismus wird. Mit mar-
kiertem Kohlenstoff konnten wir am
Forschungskran bei Basel belegen, dass
über gemeinsame Mykorrhizapartner
substanzielle Kohlenstoffmengen zwi-
schen nicht verwandten Baumarten
wie Buche und Fichte verschoben wer-
den (Klein et  al. 2016b). DNA-Analy-
sen von mykorrhizierten Wurzelspitzen
ergaben, dass insgesamt 56 von etwa
100 Mykorrhizaarten in diesem Wald
mit mehr als einer Baumart verbunden
sind, und 8 wurden an Fichte, Buche,
Lärche und Föhre gleichzeitig nachge-
wiesen (Rog et  al. 2020). Die Baumau-
tonomie ist bezüglich Kohlenstoffhaus-
halt dadurch sehr in Frage gestellt. Die
                                            Abb. 2. Sichtbare Folgen der Stickstoffüberdüngung des Waldes. Ein Beispiel aus der R
                                                                                                                                ­ egion
Interaktion zwischen Bäumen und ih-         Basel mit einem Unterwuchs aus Brombeeren und Brennesseln als Stickstoffzeiger.
ren Symbionten wird potenziell stark
durch veränderte Nährstoffversorgung
beeinflusst, wobei das grösste Risiko
von der anhaltenden Deposition reak-        (Leuzinger et  al. 2005). Eine frühsom-        5 Literatur
tiver Stickstoffverbindungen ausgeht.       merliche Trockenperiode im Jahr 2009
Diese Düngung aus der Luft ist eines        ermöglichte es, diese Frage mit Heli-          Bader, M.K.F.; Leuzinger, S.; Keel,
der grössten Risiken für Biodiversi-        kopter-gestützter Infrarot-Thermogra-            SG.; Siegwolf, R.T.W.; Hagedorn, F.;
tät und das Funktionieren des Waldes.       fie und Stammanalysen für ein grös-              Schleppi, P.; Körner, C., 2013: Central
Sie ist kombiniert mit einer fortwäh-       seres Gebiet repliziert zu verifizieren          European hardwood trees in a high-CO2
renden Versauerung des Waldbodens           (Scherrer et  al. 2011). Eindeutig wa-           future: synthesis of an 8-year forest ca-
(Braun et  al. 2020). Vielerorts sind die   ren wieder die Traubeneiche, aber                nopy CO2 enrichment project. J. Ecol.
Folgen bereits gravierend und sichtbar      auch die Esche, am wenigsten betrof-             101: 509–1519
(Abb. 2). Das erhöhte Stickstoffange-       fen, hielten ihren Saftfluss aufrecht und      Bastin. J.-F.; Finegold, Y.; Garcia, C.; Mol-
bot treibt den Wald auch in einen Phos-     zeigten keinerlei Wachstumseinbussen             licone, D.; Rezende, M.; Routh, D.; Zoh-
phormangel (Braun et  al. 2010).            im Jahrring, während alle anderen Bau-           ner, C.M.; Crowther, T.W., 2019: The glo-
                                            marten deutlich geringer wuchsen. Im             bal tree restoration potential. Science
                                            Hitzesommer 1976 ergab sich für Jahr-            365: 76–79
4.3 Baumart-Unterschiede bei                ringe dasselbe Bild. Der Trockenheits-         Braun, S.; Thomas, V.F.D.; Quiring, R.; Flü-
    Trockenheit – Risken für den            stress spiegelte sich in der Kronener-           ckiger, W., 2010: Does nitrogen deposi-
    Wald der Zukunft?                       wärmung wider (Scherrer et  al. 2011).           tion increase forest production? The role
                                            Nicht transpirierende Blätter heizen             of phosphorus. Environ. Pollut. 158: 2043–
Möchte man die Kohlenstoffvorräte,          sich in der Sonne auf, was eine Rang-            2052
aber auch andere ökosystemare Leis-         ordnung der Empfindlichkeit ergab, die         Braun, S.; Tresch, S.; Augustin, S., 2020:
tungen im Wald für die Zukunft si-          auch etwas mit der Blattgrösse zusam-            Soil solution in Swiss forest stands: a
chern, muss der Wald klimatischen Ex-       menhing. Grössere Blätter erwärmen               20 year’s time series. PlosONE 15: 7.
tremsituationen standhalten. Die Häu-       sich stärker und erhöhen den Stress.             e0227530 https://doi.org/10.1371/journal.
fung von trockenen Sommern kann             Ringporige Baumarten kamen bes-                  pone.0227530
die in Abschnitt 3 diskutierten Mass-       ser mit der Trockenheit zurecht als an-        Brienen, R.J.W.; Caldwell, L.; Duchesne,
nahmen zur Kohlenstoffspeicherung           dere Laubbaumarten. Der Bergahorn                L.; Voelker, S.; Barichivich, J.; Baliva,
jedoch zunichte machen. Auch das ist        war am empfindlichsten. Der Trocken-             M.; Ceccantini, G.; Di Filippo, A.; He-
eine Biodiversitätsfrage. Die unter-        sommer 2018 bestätigte die Bestän-               lama, S.; Locosselli, G.M.; Lopez, L.;
schiedliche Empfindlichkeit von Bau-        digkeit der Traubeneiche, setzte aber            Piovesan, G.; Schöngart, J.; Villalba,
marten auf Sommertrockenheit ist of-        auch deutliche Schäden an der Buche              R.; Gloor, E., 2020: Forest carbon sinks
fensichtlich. Der Hitzesommer 2003          und brachte einer beträchtlichen Zahl            neutralized by pervasive growth.lifespan
erwies sich als kritisch für Hagebuche,     von Fichten den Dürretot, mit deutli-            trade-offs. Nat. Commun. 11: 4241 doi.
als mässig kritisch für Rotbuche und        chen Nachwirkungen im Sommer 2019                org/10.1038/s41467-020-17966-z
als bedeutungslos für die Traubenei-        bei der Buche (Schuldt et  al. 2020).          Bond, W.J.; Woodward, F.I.; Midgley, G.F.,
che, die mit ihrer grossen Wurzeltiefe      Derartige Biodiversitätseffekte haben            2005: The global distribution of ecosys-
jedenfalls diesen Sommer ohne nen-          nachhaltige Wirkung auf die C-Vor-               tems in a world without fire. New Phytol.
nenswerte Einschränkungen überstand         ratsbildung im Wald.                             165: 525–537

WSL Berichte, Heft 100, 2020
70                                                                                                                 Forum für Wissen 2020

Bond, W.J.; Stevens, N.; Midgley, G.F.; Leh-     Körner, C., 2015: Paradigm shift in plant         duous tree species based on thermal ima-
  mann, C.E.R., 2019: The Trouble with             growth control. Curr. Opin. Plant Biol. 25:     ging of forest canopies. Agric. For. Meteo-
  Trees: Afforestation Plans for Africa.           107–114.                                        rol. 151: 1632–1640.
  Trends Ecol. Evol. 34: 963–965                 Körner, C., 2017: A matter of tree longevity.   Schuldt, B.; Buras, A.; Arend, M.; Vitasse,
Büntgen, U.; Krusic, P.J.; Piermattei, A.;         Science 355: 130–131.                           Y.; Beierkuhnlein, C.; Damm, A.; Gharun,
  Coomes, D.A.; Esper, J.; Myglan, V.S.;         Körner, C.; Basler, D.; Hoch, G.; Kollas,         M.; Grams, T.; Hauck, M.; Hajek, P.; Hart-
  Kirdyanov, A.V.; Camarero, J.J.; Crivel-         C.; Lenz, A.; Randin, C.F.; Vitasse, Y.;        mann, H.; Hilbrunner, E.; Hoch, G.; Hol-
  laro, A.; Körner, C., 2019: Limited capa-        Zimmermann, N.E., 2016: Where, why and          loway-Phillips, M.; Körner, C.; Larysch,
  city of tree growth to mitigate the global       how? Explaining the low-temperature             E.; Luebbe, T.; Nelson, D.; Rammig, Rig-
  greenhouse effect under predicted war-           range limits of temperate tree species. J.      ling, A.; Rose, L.; Ruehr, N.K., Schumann,
  ming. Nat. Commun. 10: 2171 doi:10.1038/         Ecol. 104: 1076–1088.                           K.; Weiser, F.; Werner, C.; Wohlgemuth,
  s41467-019-10174-4.                            Lenz, A.; Hoch, G.; Vitasse, Y.; Körner, C.,      T.; Zang, C.S.; Kahmen, A., 2020: A first
Canadell, J.G.; Schulze, E.D., 2014: Glo-          2013: European deciduous trees exhibit          assessment of the impact of the extreme
  bal potential of biospheric carbon ma-           similar safety margins against damage           2018 summer drought on Central Euro-
  nagement for climate mitigation. Nat.            by spring freeze events along elevational       pean forests. Basic Appl. Ecol. 45: 1–18.
  Commun. 5.                                       gradients. New Phytol. 200: 1166–1175.          https://doi.org/10.1016/j.baae.2020.04.003
Friedlingstein, P.; Allen, M.; Candadell,        Leuzinger, S.; Zotz, G.; Asshoff, R.; Kör-      Schulze, E.D.; Körner, C., 2012: Nettopri-
  J.G.; Peters, G.P.; Seneviratne, S.I., 2019:     ner, C., 2005: Responses of deciduous fo-       märproduktion und Bioenergie. In: Ger-
  Comment on “The global tree restoration          rest trees to severe drought in Central         man National Academy of Sciences Leo-
  potential”. Science 366: 6463 doi: 10.1126/      Europe. Tree Physiol. 25: 641–650.              poldina: Bioenergy – Chances and limits.
  science.aay8060.                               Luyssaert, S.; Marie, G.; Valade, A.;             Leopoldina, Halle (Saale) 90–101
Friend, A.D.; Lucht, W.; Rademacher,               Chen, Y.Y.; Djomo, S.N.; Ryder, J.; Otto,     Vieira, S.; Trumbore, S.; Camargo, P.B.; Sel-
  T.T.; Keribin, R.; Betts, R.; Cadule, P.;        J.; Naudts, K.; Lanso, A.S.; Ghattas, J.;       horst, D.; Chambers, J.Q.; Higuchi, N.;
  Ciais, P.; Clark, D.B.; Dankers, R.; Fal-        McGrath, M.J., 2018: Trade-offs in using        Martinelli, L.A., 2006: Slow growth ra-
  loon, P.D.; Ito, A.; Kahana, R.; Kleidon,        European forests to meet climate objecti-       tes of Amazonian trees: Consequences
  A.; Lomas, M.R.; Nishina, K.; Ostberg, S.;       ves. Nature 562: 259.                           for carbon cycling. Proc. Natl. Acad. Sci.
  Pavlick, R.; Peylin, P.; Schaphoff, S.; Vui-   Rigling, A.; Schaffer, H.P. (Eds.) 2015:          U.S.A. 102: 18502–18507.
  chard, N.; Warszawski, L.; Wiltshire, A.;        Waldbericht 2015. Zustand und Nutzung         Von Carlowitz, H.C., 1713:http://
  Woodward, F.I., 2014: Carbon residence           des Schweizer Waldes. Bundesamt für             de.wiki-pedia.org/wiki/Nachhaltigkeit_
  time dominates uncertainty in terrestrial        Umwelt, Bern, Eidg. Forschungsanstalt           (Forstwirtschaft).
  vegetation responses to future climate           WSL, Birmensdorf. 144 S                       Wimmer, R.; Halbwachs, G., 1992: Holz und
  and atmospheric CO2. Proc. Natl. Acad.         Rog, I.; Rosenstock, N.P.; Körner, C.;            CO2-Problem in Österreich. In: Empfeh-
  Sci. U.S.A. 111: 3280–3285                       Klein, T., 2020: Share the wealth: trees        lungen der österreichischen CO2-Kom-
Keeling, H.C.; Phillips, O.L., 2007: The glo-      with greater ectomycorrhizal species            mission für ein Aktionsprogramm zur Er-
  bal relationship between forest produc-          overlap share more carbon. Mol. Ecol., in       reichung des Toronto-Zieles und Jahres-
  tivity and biomass. Glob. Ecol. Biogeogr.        press https://doi.org/10.1111/mec.15351.        bericht 1991. Wien, Akademie für Umwelt
  16: 618–631                                    Scherrer, D.; Bader, M.K.F.; Körner, C.,          und Energie, Bundesministerium für Um-
Klein,T.; Bader, M.K.F.; Leuzinger, S.;            2011: Drought-sensitivity ranking of deci-      welt. Forschung 1: 33–38.
  Mildner, M.; Schleppi, P.; Siegwolf,
  R.T.W.; Körner, C., 2016a: Growth and
  carbon relations of mature Picea abies         Abstract
  trees under 5years of free-air CO2 enrich-     Biodiversity and the carbon cycle are closely connected in forests
  ment. J. Ecol. 104: 1720–1733                  While forests represent the largest biomass-carbon (C) reservoir nationally and
Klein, T.; Siegwolf, R.T.W.; Körner, C.,         globally, the potential of forest management for mitigation of atmospheric CO2
  2016b: Belowground carbon trade among          enrichment (increasing forest area or stocking density) is often overestimated.
  tall trees in a temperate forest. Science      A wide-spread confusion is that between fluxes of carbon (e.g. tree growth) and
  352: 342–344                                   stocking carbon (which is controlled by tree duration and forest demography). The
Körner, C., 2003: Slow in, rapid out – car-      age structure and age diversity are key for both carbon storage and robustness un-
  bon flux studies and Kyoto targets. Sci-       der climatic change. Carbon storage is a matter of C-residence time, that is, tree
  ence 300: 1242–1243                            longevity. Any expansion of forest area is in conflict with food production in most
Körner, C., 2004: Through enhanced tree          parts of the world, and using forest products to substitute fossil carbon products
  dynamics carbon dioxide enrichment             is in conflict with carbon storage. A comparison of Swiss fossil fuel consumption
  may cause tropical forests to lose carbon.     with C contained in the Swiss annual forest harvest illustrates that the substitu-
  Philos. Trans. R. Soc. Lond. Ser B-Biol Sci    tion potential is close to negligible compared to the effects of reducing fossil fuel
  359: 493–498                                   consumption. Examples for tree species robustness against low temperature and
Körner, C., 2009: Biologische Kohlenstoff-       drought, as well as C transfer among unrelated tree taxa by mycorrhizae illustrate
  senken: Umsatz und Kapital nicht ver-          the functional significance of forest tree diversity and its role in forest C storage.
  wechseln! Gaia 4: 288–293
Körner, C., 2014: Schluckt der Wald «un-         Keywords: Carbon storage, tree growth, tree longevity, demography, species diver-
  ser» CO2? VSH-Bulletin 4.                      sity, symbiosis, low temperature limits, phenology, drought

                                                                                                            WSL Berichte, Heft 100, 2020
Sie können auch lesen