Boden-Bildung Neue Allianzen für den Klima- und Bodenschutz - kritischer-agrarbericht.de

Die Seite wird erstellt Tilda Rau
 
WEITER LESEN
Der kritische Agrarbericht 2021

( Schwerpunkt »Welt im Fieber – Klima & Wandel«

Boden-Bildung
Neue Allianzen für den Klima- und Bodenschutz

von Nikola Patzel, Johanna Zellfelder und Sigrid Griese

                       Der Boden trägt und ernährt uns. Eine tragende Rolle spielen Böden auch für die Artenvielfalt, das
                       Klima und den Schutz von Grund- und Oberflächengewässern. Dass wir die Stellung des Bodens in
                       den Ökosystemen und die Vielzahl an Beziehungen und Wechselwirkungen erst wenig verstehen,
                       wird durch die Folgen unseres Handelns, mit denen wir konfrontiert sind, immer deutlicher. Zugleich
                       wächst das Wissen in Forschung und Praxis stetig und lässt faszinierende Zusammenhänge erken-
                       nen und erahnen. Dieser Artikel beschreibt anhand zweier Projekte die durch diese Sicht motivierten
                       Aktivitäten der Bioland Stiftung für den Boden- und Klimaschutz. Dabei steht im Fokus, wie Wissen
                       und Erfahrungen von Bäuerinnen und Bauern die Praxis nachhaltig und klimafreundlich verändern
                       können und dies durch neue Allianzen mit Partnern der Wertschöpfungskette gestärkt wird.

Es sind »nur noch die Knochen übriggeblieben, weil                 In Attika zu Platons Zeit wurden Erosion, Humus-
die Erde, wie sie fett und weich war, abgeflossen ist,          verlust und regionale Klimaverschlechterung vor a­ llem
nur das magere Gerippe des Landes zurücklassend.                durch Abholzung für Kriegsflotten, Brennstoff und
Damals aber […] waren seine Berge hoch und mit                  vermutlich intensives Pflügen3 verursacht. In unserer
Erde bedeckt, und ebenso waren seine Ebenen, wel-               Moderne sind es die Landschaftsausräumung für »ma-
che jetzt als Steinboden bezeichnet werden, voll fetter         schineneffiziente« Schläge, zu viele bewegte »Messer«
Erde. […] Es gab auch noch viele andere hohe Bäume,             im Boden, die Überdüngung der Böden (vor a­ llem mit
Fruchtbäume nämlich, und für die Herden brachte                 Stickstoff) sowie Pflanzenbau in auslaugenden Mono-
das Land unglaublich reiche Weide hervor.« Das be-              kulturen und engen Fruchtfolgen, die unsere i­rdische
richtete ein Wissenschaftler in etwas altertümlicher            Lebensgrundlage hier und jetzt vergehen lassen.
Sprache, um endlich eine bessere Landwirtschaft zu
fordern. Im Jahr 2021 ist dies nun zweitausenddrei-             Humus: wie zerronnen, so zu gewinnen?
hundertundeinundsiebzig Jahre her, der Mann hieß
Platon und gilt als einer der Begründer der abendlän-           Wie viel Bodensubstanz und Humusmenge unsere
dischen Philosophie.1                                           Böden seit ihrer Inkulturnahme verloren haben, weiß
   Geschichte wiederholt sich. Die Freude an reichen            keiner. Schätzungen gehen aus von einem Verlust
Ernten und auch erschreckende Abbauspiralen kom-                von 30 bis 85 Prozent Humus in Ackerland, ausgelöst
men immer wieder, seit es den Ackerbau auf Erden                durch Abholzung oder Umbruch der vorangehenden,
gibt. Sie haben jedoch, »dank« der technischen Ent-             humusaufbauenden Wald- und Weideökosysteme.
wicklung und aufgrund unseres Bevölkerungswachs-                Für Graslandumbruch wird im Schnitt ein Verlust von
tums, eine mehr als kritische und auch globale Dy-              60 bis 85 Prozent, für Abholzung 25 bis 40 Prozent ge-
namik erreicht. Dazu einige Fakten aus der Jetztzeit:           rechnet.4 So ist es ein in vielerlei Hinsicht lohnendes
Pro Jahr gehen dem Ackerland in Deutschland rund                Ziel, möglichst viel dieses verlorenen Humus’ durch
zehn Tonnen Boden pro Hektar verloren, davon                    eine wirklich gute fachliche Praxis zurückzuholen.
rund 200 Kilogramm reiner Humus).2 In Bildern ge-                  Zeitgenössischer großräumiger Grünlandumbruch
sprochen: Etwa alle sechs Minuten steigt ein Luftbal-           in den USA führte binnen weniger Jahre zu 55 Tonnen
lon mit aus dem Humus verlorenem CO2 über jedem                 Humusausgasung pro Hektar.5 Andererseits können
Hektar Acker auf. 246 Ballons am Tag, rund 90.000               in einer Regenerationsphase humusverarmter Böden
pro Jahr.                                                       zehn bis 20 Prozent des Eintrags an organischer Subs-

128
Ökologischer Landbau

tanz zu Humus werden.6 Nach zehn bis 20 Jahren wird      vielfältig: vom gesellschaftlich relevanten Schutz der
dieser Umwandlungsgewinn wesentlich langsamer7           Bodenfruchtbarkeit, Artenvielfalt und Trinkwasser-
oder er endet ganz – jedoch nicht immer!                 qualität bis zu einer gezielten Honorierung der Höfe für
   Generell nimmt Humus in Böden unter Land-             diese Leistungen. Dafür fehlt jedoch auf den Betrieben,
wirtschaft ab, sowohl historisch als auch gegenwär-      wie auch in der Wissenschaft, einerseits oft ein grund-
tig gesehen. Wie viel das für die menschengemachte       sätzliches Verständnis für komplexe ökologische Sys-
Erderhitzung ausmacht, sieht sehr unterschiedlich        teme, z. B. bezüglich des Bodenlebens oder der Nähr-
aus, je nachdem, worauf man schaut: Ob wir, bei eng      stoffdynamik. Andererseits kommen praxis­taugliche,
gesetzter Systemgrenze und allein auf die Gegenwart      individuell anpassbare Methoden und Forschungser-
schauend, in Deutschland der Landwirtschaft einen        gebnisse oft nicht so recht auf den Betrieben an. Auch
Anteil von rund sieben Prozent am gesamten Klima-        ein Mangel an Vertrautheit mit einem Lernen, Analy-
gasschaden anrechnen8 oder mit Blick auf langjäh-        sieren und Handeln, das alle Sinne und den »ganzen
rige Summeneffekte der Landwirtschaft global jedes       Menschen« einbezieht und fordert, ist zu beobachten.
zweite CO2-Molekül der Atmosphäre als mit Humus-         Häufig fehlt es zugleich an Freiräumen für e­igene
kohlenstoff gebildet ansehen, bringt unterschiedliche    Praxisversuche und unkonventionelle Methoden.
Wertungen hervor.9 Es sind Entscheidungen, welche           An dieser Ausgangslage setzt die Bioland Stiftung
Emissionen wirklich der Landwirtschaft zugerechnet       mit eigenen Initiativen und Projekten an. Mit ihren
werden und ob auch der wahrscheinliche historische       Angeboten will sie Menschen auf den Höfen wie auch
Humusverlust, bevor man kürzlich zu messen begann,       Unternehmen der Verarbeitung und des Handels
in die Rechnung einbezogen wird. Diese Entscheidun-      gewinnen, um neue Allianzen für Boden und Klima
gen oder auch nur unterschiedlichen Perspektiven be-     wirken zu lassen. Zwei dieser Angebote seien im Fol-
einflussen, welche Verantwortung die Landwirtschaft      genden näher beschrieben.
bei sich selber erkennt und wie die Gesellschaft ihre
Klimarelevanz einschätzt.                                Der »Bodenpraktiker«
   Sollen wir also wieder tiefpflügen, um Stroh im Un-
terboden einzulagern? Soll bodenschützende Minimal-      Der »Bodenpraktiker« ist eine einjährige Weiterbil-
bodenbearbeitung flächendeckend eingeführt werden,       dung mit insgesamt neun Kurstagen. Überwiegend
auch wenn dies – außerhalb des Ökolandbaus – häufig      auf Höfen stattfindend, vermitteln Fachleute aus Be-
mit dem Einsatz von Glyphosat verbunden ist? Sollen      ratung, Praxis und Forschung hochwertiges Fach- und
Luzerneschnitt und Kleegras verfaulen, um Methan         Orientierungswissen zum Boden und schaffen Raum
für »Biogas« zu gewinnen und nitratreiche Gärreste       für persönlichen Erfahrungs- und Wissensaustausch.
für den Winterweizen? Sollen Lössböden wieder zu         Als Orientierungswissen wird dabei das Wissen über
Wald oder Wiesland werden, um Erosion entgegenzu-        grundsätzliche Zusammenhänge und Strukturen in
wirken? – Diese Fragen können zu radikalen Einzellö-     Natur und Landwirtschaft verstanden. Es ermöglicht
sungen oder aber zur Einsicht führen, dass im Landbau    auch dann eine wertebasierte und gegenüber der Na-
nur Gesamtbilder und breitere Ansätze sinnvoll sind,     tur angemessene Reaktion, wenn bislang unbekannte
Einzeloptimierungen hingegen oft zu einseitig wären.     Fragen und Probleme auftreten. Dies ist ein Bedarf,
   Ökologisch wie auch konventionell wirtschaftende      der durch die landwirtschaftlichen Ausbildungs- und
Landwirtinnen und Landwirte sind sich dieser Her-        Studienangebote bis heute nicht ausreichend befrie-
kulesaufgabe durchaus bewusst. Viele sind hochmo-        digt wird.
tiviert und manche schon seit vielen Jahren dabei, sie
anzugehen, sich dafür notwendiges Wissen anzueig-        »Anleitung zum Selberdenken«
nen und neue Methoden auszuprobieren. Innovatio-         So beschrieb Winfried Hartl (Bio-Forschung Austria)
nen entstehen so oft direkt an ihrem ersten Wirkungs-    den Kern des »Bodenpraktikers«, den er zusammen
ort: auf den Höfen.                                      mit Josef Schmidt (Bio Austria) und Rudolf Votzi
                                                         (Distelverein) konzipierte und seit 2005 in Österreich
Neue Chancen nutzen                                      anbietet. Ab 2012 organisierte auch der Bioland Er-
                                                         zeugerring Bayern zahlreiche Kurse in Bayern und er-
Das Interesse der landwirtschaftlichen Praktikerin-      weiterte das fachliche Programm durch den Einbezug
nen und Praktiker trifft auf ein bestehendes Aus- und    der individuellen und gesellschaftlichen Dimension
Weiterbildungsangebot, das jedoch allzu oft auf eine     landwirtschaftlicher Kompetenz. Parallel entwickelten
bestimmte Methodik oder eine Empfehlung vermark-         auch Naturland und Demeter Bodenpraktikerkurse in
teter Betriebsmittel und Präparate ausgerichtet ist.     Süddeutschland.
   Die Chancen, die das neue und zugleich uralte Bild       2019 nahm die Bioland Stiftung mit der Initiative
vom »Landwirt als Bodenpfleger« mit sich bringt, sind    Boden.Bildung den Stab auf. Ziel der Stiftung ist es,

                                                                                                              129
Der kritische Agrarbericht 2021

den »Bodenpraktiker« bundesweit anzubieten und           nahmen der kleinen Tiere im Boden gezeigt und über
in Kooperation mit anderen Bioverbänden sowie der        ökologische Zusammenhänge von Nährstoffflüssen
Interessensgemeinschaft Gesunder Boden (IG Boden)        oder der Regulation potenzieller Schädlinge im Boden
inhaltlich und didaktisch weiterzuentwickeln.            berichtet wird. Dieser erhellende Blick auf das sonst so
                                                         sehr verborgene Bodenleben ist es, der die persönliche
Motivationen für die Teilnahme                           Sicht auf den Boden am meisten verändert und neue
Martin Wiethaler, ein Teilnehmer des »Bodenprak­         Fragen an die eigene Praxis stellt: Was brauchen diese
tikers«, beschrieb seine Motivation, Zeit und Geld für   vielen Bodenlebewesen eigentlich, damit sie gut leben
den Jahreskurs aufzuwenden, mit der Wichtigkeit,         und die Bodenökologie und natürliche Fruchtbarkeit
»eine Sensibilität dafür zu bekommen, ob man sich        erhalten können? Was bedeutet das für meine Frucht-
mit dem Boden in einer Aufwärts- oder einer Ab-          folgeplanung, den Maschineneinsatz und für die nöti-
wärtsspirale befindet.« Um das zu erkennen, braucht      ge Pflanzenvielfalt im Grünland?
es keine besonderen Techniken aus der Industrie, je-
doch Wissen und Zeit für Beobachtung. Teilnehmer         Mensch und Boden
Eckhard Döring, der ein Jahr nach seinem Kurs auf        Ein in seiner Tragweite oft überraschendes Thema
Biolandbau umstellte, erklärt sein Interesse damit,      der Kurse ist die menschliche Dimension der Land-
dass es ihm »vor allem um das Verstehen der mik-         wirtschaft. Wenn es um die Stellung der Bauern und
robiologischen Zusammenhänge« ging. Entscheidend         Bäuerinnen in der Gesellschaft geht, wird es immer
dafür sind, auch das erfährt man beim »Bodenprak-        auch emotional. Im Kurs werden widersprüchliche
tiker« durch praktisches Ausprobieren, nicht die ge-     gesellschaftliche Erwartungen an die Landwirtschaft
kauften Biostimulationspräparate, sondern die rich-      analysiert und darüber gesprochen, wie man seine
tigen Mengen von frischen oder bereits verrotteten       Anliegen selbst in der Öffentlichkeit zur Sprache brin-
Pflanzenresten und Dung.                                 gen kann. Um das notwendige Vertrauensverhältnis
    Andere Beteiligte geben an, vor allem Methoden       für solche Gespräche zu schaffen, legt die Kursleitung
für eine kurze und schnelle Bodenansprache lernen        großen Wert auf die Pflege einer guten Kommunika-
zu wollen. Dies beschreibt das Bedürfnis vieler Men-     tionskultur innerhalb der Gruppe. Eine strukturierte
schen im Landbau, das Wesentliche im eigenen Boden       Kennenlernzeit steht am Beginn jedes Kurses.
selbst erkennen zu können und weniger von Beratung          Natürlich gehen auch Dinge schief. So berichtete
oder rezeptartigen Empfehlungen aufgrund von La-         ein Teilnehmer von seiner Projektarbeit im Rahmen
boranalysen abhängig zu sein. Selbst sehen und selbst    des Kurses: »Mein Projekt war die Nutzung von Un-
machen können – ein typisches Merkmal bäuerlicher        tersaaten im Mais. Der Ertrag war dann allerdings
Selbständigkeit!                                         schlechter als beim gehackten Mais. Die gehackte Ver-
    Was bewegt noch in der Praxis? Es ist immer die      gleichsfläche ist einfach besser gewachsen, vermutlich
Sorge um den Boden – der aufgrund von Erosion,           wegen der besseren Stickstoffmobilisierung. Als Fazit
Strukturschäden oder pflanzenbaulichen Problemen         kann man sagen, dass die Etablierung einer Untersaat
geschwächt oder bedroht erscheint. Auch zunehmen-        doch nicht so ganz einfach ist.«
de Bodenschäden durch Starkregen bei mangelnder             Der »Bodenpraktiker« zielt nicht darauf ab, Pa-
Wasseraufnahmefähigkeit und Krumenfestigkeit oder        tentlösungen oder an ein bestimmtes Produkt ge-
Ernteausfälle durch häufigere Trockenheit. Ein mul-      bundene Maßnahmenempfehlungen anzubieten. Im
miges Gefühl und fachliche Unsicherheit ist häufig       Zentrum steht, die Interessierten mit mehr Wissen
bei der Einschätzung der Unterbodenverdichtung zu        und Handwerkszeug auszustatten, damit sie eigen-
finden. Auch die Stickstofffrage treibt viele um: Wie    ständig Konzepte entwickeln und umsetzen können,
genau können welche Leguminosen am besten in die         die zu ihnen und ihrem Betrieb passen. Dabei wird,
Landwirtschaft integriert werden? Wie ist das mit Gül-   z. B. bei Fragen der Fruchtfolge oder bei Mischkul-
le, Mist und Gärresten?                                  turen, auch über Risikostreuung gesprochen. Der
    So werden im Verlauf des Kurses sehr konkrete        »Bodenpraktiker« soll eine langfristige Experimen-
Fragen zu neuen technischen Verfahren der Boden-         tierfreude und Innova­tionsbereitschaft unterstützen,
bearbeitung, der Mischkulturen und andere Her-           die sich auch wirtschaftlich bewährt, sodass sich nie-
ausforderungen besprochen und Erfahrungswerte            mand von idealistischen Strohfeuern täuschen und
in kollegialer Atmosphäre ausgetauscht. Im Verlauf       enttäuschen lässt.
des Kurses, wenn das Bewusstsein für umfassendere           Ein weiters Ziel dieser Weiterbildung ist es, auf den
Zusammenhänge wächst, entstehen weitere Fragen.          beteiligten Höfen ein Selbstverständnis als »praktisch
Diese drehen sich häufig um das Bodenleben. Ein          Systemforschende« zu fördern. Dafür ist es notwen-
mitgebrachtes Vorgefühl, hier unangenehm wenig zu        dig, typische oder strukturelle Zusammenhänge im
wissen, verstärkt sich oft beträchtlich, wenn Großauf-   Agrarökosystem und darüber hinaus zu kennen, die

130
Ökologischer Landbau

helfen, dank Orientierungswissen, mit unvorhergese-      logie sind hilfreich, um achtsamer und ganzheitlicher
henen Situationen umzugehen. Zwischen Feld­rainen        im Gefühl, im Denken und Handeln zu werden. Da-
und Futterertrag, zwischen Tauwurmdichte und             mit wird die Grundlage gelegt, um einen bewussteren
Grundwasserspiegel, zwischen Kümmel und Kühen            Umgang mit dem Boden in der »guten landwirtschaft-
bestehen systemische Zusammenhänge, die zu kennen        lichen Praxis« zu verankern.
und zu beachten vorteilhaft sein kann. Der »Boden-
praktiker« stärkt die Beteiligten, ihr Wissen im Kol-    Pilotprojekt Boden.Klima
legenkreis zu teilen und dafür Begegnungsformen wie
Feldbegehungen und Stammtische zu nutzen.                Mit dem Projekt Boden.Klima entwickelt und erprobt
   Teil des »Systems« ist auch der Mensch selbst, ein-   die Bioland Stiftung im Rahmen einer rund dreijäh-
schließlich der eigenen Intuition. Somit dürfen und      rigen Pilotstudie ein Konzept zur klimafreundlichen
sollen, mit Vertrauen und Vorsicht, intuitives Wissen    Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe. Bestand-
und Bauchgefühl aus dem Unbewussten in betrieb-          teil des Projektes ist dabei auch die Konzeption und
liche Entscheidungen einbezogen werden. Denn die         kritische Prüfung eines Systems, bei dem Betriebe
inneren Bilder und emotional aufgeladenen Werte der      über den Verkauf von »Klimazertifikaten« an regio-
Familien und Mitarbeitenden auf den Höfen hängen         nale Partner für freiwillige landwirtschaftliche Klima-
selbstverständlich mit der Schmetterlingsvielfalt im     schutzleistungen honoriert werden. Die Entscheidung
Grünland oder der Wurzeltiefe der Luzerne zusam-         der gemeinnützig tätigen Bioland Stiftung, mit der Pi-
men. Darüber zu reden, ist in Landwirtschaftskursen      lotstudie das Feld der Klimazertifikate zu betreten, be-
nicht üblich. So füllt der »Bodenpraktiker« auch hier    ruht auf den großen Chancen, die ein Honorierungs-
eine Lücke und deckt einen Bedarf.                       ansatz für die boden- und klimafreundliche Landwirt-
                                                         schaft bietet. Das Ergebnis des Projektes können dabei
Bildung für den Boden –                                  sowohl konkrete Werkzeuge und Angebote als auch
und für den landwirtschaftlichen Systemwandel            Impulse für bereits bestehende Initiativen sein. Ziel ist
Das Boden.Bildung-Angebot der Bioland Stiftung           es, langfristig wirksame Veränderungen hinsichtlich
richtet sich deutschlandweit an alle interessierten Bäu- Boden- und Klimaschutz zu initiieren und im Falle
erinnen und Bauern. Kernanliegen ist es, Praktiken zu    der Vergabe von Zertifikaten für alle Beteiligten eine
er- und vermitteln, welche die Landwirtschaft agrar­     faire, seriöse und wissenschaftlich fundierte Honorie-
ökologisch voranbringen und Leute auf den Höfen          rung zu ermöglichen.
befähigen, selbstbestimmt mitzugestalten. Nach acht
Jahren Erfahrung mit zahlreichen »Bodenpraktiker«- Klimaschutz regional verankern
Kursen und unterschiedlichen Themenschwerpunk- Die Idee ist verlockend und die ersten Akteure sind
ten wie Gemischt- und Grünlandbetrieben oder der bereits auf dem freien Markt aktiv: Humusaufbau
Sonderkultur Hopfen, stellt die Bioland Stiftung die als verkäufliche Klimaschutzleistung. Durch den
Weiterbildung nicht nur regional breiter auf. Ab 2021 Aufbau von Humus im Boden wird CO2 aus der
sind zusätzliche Angebote zur Biodiversität und zum ­Atmosphäre entzogen und im Boden, zumindest im
Klimaschutz als Ergänzung
des Bodenpraktikers ge-
plant. Alle Kurse werden            Abb. 1: Globaler Kohlenstoffkreislauf 10
jeweils von regionalen Ver-
anstaltungspartnern und in
Kooperation mit der Bio-
land Stiftung angeboten.
   Der »Bodenpraktiker«
kann als neues Paradigma
für Bildungsarbeit in der
Landwirtschaft dienen: Ori-
entierungswissen (Zusam-
menhänge des Lebens) und
Verfügungswissen (konkre-
te Landwirtschaftsberatung)
sowie natur- und system-
wissenschaftliches Wissen
zuzüglich einiger Elemente
aus Soziologie und Psycho-

                                                                                                               131
Der kritische Agrarbericht 2021

   Abb. 2: Privatwirtschaftliche Klimaschutz-Zertifikate für die Landwirtschaft
      Verkaufen                                                                                                          Erstellen
      Zertifikate und erhalten Honorierung                           Zertifikate                            eigene Klimabilanz und
      für gesamtgesellschaftlich relevante                                                          ergreifen unternehmensinterne
      Beiträge zum Klimaschutz                                                                       Maßnahmen zum Klimaschutz
      Erstellen                                                                                                    Kompensieren
      kontinuierlich gesamtbetriebliche                                                              nicht vermeidbare Emissionen
      Klima- und Humusbilanzierung                                                                             des Unternehmens
       Quantifizierung des Klimschutzbeitrages
                                                                                                                         Erwerben
      Ergreifen                                                                    Unternehmen              »Klima-Zertifikate« von
      zusätzliche Maßnahmen zur Reduktion                                          (Verarbeitung,                        Erzeugern
      und ggf. zur Sequestrierung von Klimagasen   Landwirt*innen                     Handel)
                                                                                                                       Honorieren
       Klimaschutzmaßnahmen                                                                                Klimaschutzleistungen
      implizieren u.a. Förderung                                                                                der Landwirtschaft
      – Bodenfruchtbarkeit
      – Artenvielfalt                                                                                          Kommunizieren
      – Gewässerschutz                                              Honorierung                       Engagement für Klimaschutz
      – Tierwohl etc.                                                                                       und Kooperation mit
                                                                                                                 Landwirtschaft
      Entwickeln
      Betrieb hin zu mehr Klimafreundlichkeit

                                                             Wertschöpfungskette

                                                                                                                  © Bioland Stiftung

Dauerhumus relativ stabil, eingelagert.11 Humusrei-                 te Regionen auszulagern. Die Unternehmen vor Ort
che Böden sind meist fruchtbarer und ertragreicher,                 könnten somit in einer authentischen Weise Verant-
sie wirken sich oft positiv auf die Biodiversität und               wortung für den CO2-Ausgleich ihrer Produkte und
Wasserspeicherkapazität aus und erhöhen damit die                   Dienstleistungen übernehmen. Mit einem regionalen,
Resilienz der Landwirtschaft gegenüber den Folgen                   privat- und landwirtschaftlichen Zertifikatehandel
des Klimawandels.12                                                 könnte zugleich eine Lücke geschlossen werden, die
   Vor diesem Hintergrund und angelehnt an be-                      die europäische und die nationale Förderstrategie der-
reits existierende privatwirtschaftliche Angebote zur               zeit hinterlässt. Denn trotz vielfacher positiver Wir-
Kompensation von Emissionen, z. B. bei Flugreisen,                  kungen werden weder der Aufbau von Humus und
entstand die Idee der »Klimazertifikate«. Die Bioland               der Erhalt fruchtbarer Böden noch die klimafreund-
Stiftung strebt dabei an, ein Angebot zu entwickeln,                liche Betriebsentwicklung in der Landwirtschaft aus-
das Betriebe für freiwillige Maßnahmen honoriert, die               reichend von öffentlichen Förderprogrammen be-
zur Vermeidung bzw. zur Sequestrierung (Bindung)                    rücksichtigt. Auch im durch das Kyoto-Abkommen
von Emissionen beitragen. Zugleich soll sichergestellt              etablierten EU-internen Emissionshandel ist der
werden, dass dieses nicht als »Ablasshandel« und Le-                landwirtschaftliche Sektor bislang nicht integriert. Ob
gitimation klimaschädlichen Wirtschaftens entfernter                dies jedoch sinnvoll und möglich wäre, ist Gegenstand
Sektoren oder Regionen genutzt wird.                                eigener aktueller politischer Diskussionen.
   Die von den Betrieben generierten Zertifikate kön-
nen so z. B. von regionalen Partnern in der Wert-                   Methodik der Pilotstudie
schöpfungskette (z. B. Verarbeitung und Handel)                     Im Rahmen ihrer Pilotstudie Boden.Klima entwickelt
erworben werden, die damit unternehmensinterne,                     die Bioland Stiftung eine auf möglichst regionalen
nicht vermeidbare Emissionen kompensieren. Zu klä-                  Kennzahlen basierende Methode zur betrieblichen
ren ist dabei unter anderem, wie eng die jeweiligen                 Klima- und Humusbilanzierung. Das unterschei-
Systemgrenzen, innerhalb derer Zertifikategeber und                 det diesen Ansatz bereits von einer Vielzahl bislang
-nehmer zusammenarbeiten, funktional und räum-                      genutzter Bilanzierungssysteme, die trotz regiona-
lich gefasst werden.                                                ler Anwendung überwiegend auf internationalen
                                                                    Durchschnittswerten beruhen. Letzteres hat zwar den
Privatwirtschaftliche Initiative als Brückenlösung                  Vorteil, dass die Methoden und ihre Systemgrenzen
Eine solche Klimazertifizierung entlang von regiona-                »international« vergleichbar sind. Ihr Nutzen für eine
len landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten birgt                 möglichst realistische, regionale Bewertung ist jedoch
die Chance, Emissionen dort zu reduzieren, wo sie                   fraglich. In Kombination mit regelmäßigen Boden-
entstehen, und eine Kompensation nicht in entfern-                  proben soll die Boden.Klima-Bilanzierung einen

132
Ökologischer Landbau

nachvollziehbaren Blick auf die Entwicklung eines             »Klima- und Humusstrategie« und sichert deren lang-
Betriebes ermöglichen.                                        fristige Umsetzung möglichst gut ab.
   Als elementar wird dabei die Einbeziehung des
Gesamtbetriebes in die Bilanzierung gewertet. Dies            Klima- und Humuszertifikate – offene Fragen
sichert ab, dass es innerhalb des Betriebes zu einem          Aufbauend auf der Bilanzierung entwickelt das Team
Aufbau von Humus kommt und nicht nur organi-                  von Boden.Klima ein Konzept, wie die erfolgreiche
sche Substanz von einer Fläche zur anderen verlagert          Vermeidung und Rückspeicherung von Emissionen in
wird.13 Zusätzlich zum Aufbau von natürlichem Bo-             die Ausgabe von »Klimazertifikaten« durch die Betrie-
denkohlenstoff werden für eine ganzheitliche Bewer-           be münden könnte. Hierbei ist eine Vielzahl kritischer
tung und Betriebsentwicklung auch Emissionsquellen            Aspekte und Fragen zu berücksichtigen:
auf dem landwirtschaftlichen Betrieb in die Bilanz mit
aufgenommen. Klimaschädliche Gase wie Methan                  ■   Da eine dauerhafte Speicherung von CO2 im Hu-
und Lachgas aus der Tierhaltung, der Güllelagerung                mus nicht garantiert werden kann, bedarf es kon-
und dem Ausbringen von Düngemitteln, aber auch                    kreter Kriterien und Anforderungen für die Ausga-
Emissionen durch Kraftstoffverbrauch und Energie-                 be von Zertifikaten. Wie wird z. B. mit betrieblichen
nutzung müssen in die Bilanzierung einfließen. Die                Umstrukturierungen, Bewirtschaftungsänderungen
jährliche Bilanzierung der Betriebe wird im Boden.                oder einer erneuten Freisetzung von Emissionen
Klima-Projekt ergänzt durch eine individuelle Fach-               durch nicht beeinflussbare Klimaveränderungen
beratung der Betriebsverantwortlichen und durch                   umgegangen?
einen gezielten Wissensaufbau im Rahmen von per-              ■   Welche Qualität hat die Einspeicherung von CO2
sönlichen Gesprächen und Vor-Ort-Terminen, Grup-                  im Humus? Muss zwischen der Speicherung im
penveranstaltungen und Feldtagen. Dies unterstützt                Nährhumus und im Dauerhumus unterschieden
die Betriebe bei der Entwicklung ihrer individuellen              werden?
                                                              ■   Wie lässt sich verhindern, dass der einseitige Blick
                                                                  auf die Steigerung des Corg-Gehaltes im Boden,
  Folgerungen     & Forderungen                                   möglicherweise negative ökologische Nebenwir-
                                                                  kungen wie Auswaschungsverluste oder regionale
  ■   Eine umfassende und betriebsmittelunabhängige               Nährstoffverlagerung ausblendet? Dies ist möglich,
      Beratung, Weiterbildung und Begleitung der Ver-             wenn z. B. für den Aufbau von Bodensubstanz auf
      antwortlichen auf den Höfen ist die Grundlage für           einer Fläche Nährstoffe zugeführt und dafür an-
      eine erfolgreiche boden-, biodiversitäts- und klima­        dernorts entzogen werden.
      freundliche Transformation der Landwirtschaft.          ■   Müssten teilnehmende Betriebe bereits klimaneu-
      Dabei ist eine Unabhängigkeit von Vermarktungs­             tral sein, um tatsächlich »zusätzliche« Emissionen
      bestrebungen für bestimmte Betriebsmittel sicher-           einzusparen bzw. der Atmosphäre zu entziehen?
      zustellen. Dies gilt unabhängig davon, ob die Finan-        Muss berücksichtigt werden, dass auf einem Hof
      zierung über öffentliche oder private Mittel erfolgt.       gewonnener Humus in der Regel »zurückgewon-
  ■   Die Wissenslücken und fehlenden Kennzahlen zu               nener« ist, also in den Jahrzehnten oder längeren
      Humus und den Klimawirkungen der Landwirtschaft,            Zeiträumen davor verlorengegangen war?
      die zwischen globalen Metastudien und lokalen           ■   Ist es »Greenwashing«, wenn Unternehmen klima-
      Dauerversuchen bestehen, müssen geschlossen                 schädlich produzieren und zum Ausgleich Klima-
      werden. Mit einem bundesweiten Testbetriebsnetz,            zertifikate kaufen?
      wie vom BÖLW gefordert, können angepasste Bilan-
      zierungsverfahren für verschiedene Regionen und         Der Handel mit landwirtschaftlichen Klimazertifi-
      Betriebstypen entwickelt, methodische Unsicher­         katen ist aus Sicht der Bioland Stiftung nur dann zu
      heiten angegangen und hilfreiche Informationen für      verantworten, wenn er effektiv zu einer klimafreund­
      die Betriebsentwicklung gewonnen werden.                lichen Betriebsentwicklung und damit zur dauerhaf-
  ■   Die Finanzierung klimafreundlicher Maßnahmen            ten Reduktion von Emissionen aus der Landwirtschaft
      über privatwirtschaftliche Angebote ist als Brücken-    beiträgt bzw. diese tatsächlich zur »Senke« wird und
      lösung zu sehen. Es ist dringend notwendig, die         damit rein rechnerisch Emissionen anderer Wirt-
      internationale Klimapolitik und die Gemeinsame          schaftszweige kompensieren kann. Es gehört dabei
      Agrarpolitik der EU (GAP) systematisch auf die För-     zum Anspruch der Stiftung, die Betriebe bei ihrer
      derung nachhaltiger, klimafreundlicher Umwelt-          souverän und individuell gestalteten Entwicklungs-
      und Systemleistungen auszurichten.                      strategie zu begleiten. Zugleich gilt es, aktuelle poli-
                                                              tische Entwicklungen und mögliche Veränderungen
                                                              von Förderstrategien zu berücksichtigen. In diesem

                                                                                                                    133
Der kritische Agrarbericht 2021

Bewusstsein bewertet die Stiftung, im Austausch mit                   7 A. Gattinger et al.: Enhanced top soil carbon stocks under orga-
Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis, das im Pro-                     nic farming. Proceedings of the National Academy of Sciences
                                                                        (PNAS) 109/44 (2012), pp. 18226-18231.
jekt Boden.Klima zu entwickelnde Beratungs- und
                                                                      8 Umweltbundesamt: Nationale Trendtabellen für die deutsche
Zertifikatesystem und dessen mögliche Umsetzung.                        Berichterstattung atmosphärischer Emissionen seit 1990.
   Die Kräfte für eine neue eigenständige Innova­                       Emissionsentwicklung 1990 bis 2017 (Stand 01/2019). Dessau-
tionskultur und für agrarökologischen Kultur- und                       Roßlau 2019.
Strukturwandel in der Landwirtschaft wachsen. Das                     9 J. Sanderman, T. Hengl and G. Fiske: Soil carbon debt of
                                                                        12,000 years of human land use. In: Proceedings of the Natio-
ist ein Grund zur Freude. Wir meinen es Ernst da-                       nal Academy of Sciences (PNAS) 114/36 (2017), pp.: 9575–9580.
mit, Boden-Bildung neu zu gestalten und Klima wie                       DOI: 10.1073/pnas.1706103114. – F. Tubiello et al.: Agriculture,
Lebensvielfalt wieder mehr »auf den Boden« zu brin-                     forestry and other land use emissions by sources and removals
gen: damit die landwirtschaftliche Bildungslandschaft                   by sinks. 1990-2011 Analysis. (FAO Statistics Division Working
                                                                        Paper Series ESS/14-02). Rome 2014. – Intergovernmental
und die Praxis sich ein wenig mehr in Richtung eines
                                                                        Panel on Climate Change (IPCC): Climate change and land. An
»Ganzheitlichkeitslandes« entwickeln und der Land-                      IPCC Special Report on climate change, desertification, land
bau unseren Lebensgrundlagen und Lebensumstän-                          degradation, sustainable land management, food security, and
den wieder nachhaltig gut tut.                                          greenhouse gas fluxes in terrestrial ecosystems. Summary for
                                                                        Policymakers. Geneva 2019.
                                                                     10 Quelle: WWF Deutschland – siehe Patzel et al. (siehe Anm. 2), S. 19
                                                                     11 C. Skinner et al.: Greenhouse gas fluxes from agricultural soils
Anmerkungen                                                             under organic and non-organic management - A global meta-
 1 Das Zitat entstammt Platons späten Dialog Kritias (ca. 370           analysis. In: Science of the Total Environment 468/69 (2014),
   v. Chr.), zitiert nach der Übersetzung von Franz Susemihl,           pp. 553-563.
   1857, (111c-d).                                                   12 M. Krauss et al.: Enhanced soil quality with reduced tillage and
 2 A. Jacobs et al.: Landwirtschaftlich genutzte Böden in Deutsch-      solid manures in organic farming - A synthesis of 15 years. In:
   land – Ergebnisse der Bodenzustandserhebung. (Thünen Report          Scientific Reports 10 (2020), 4430.
   64). Braunschweig 2018. DOI: 10.3220/REP1542818391000, S. 176     13 M. Wiesmeier: CO 2-Zertifikate für die Festlegung atmosphäri-
   und 178. – N. Patzel et al.: Das Boden-Bulletin. Landbau in          schen Kohlenstoffs in Böden: Methoden, Maßnahmen und
   Zeiten der Erderhitzung. Hrsg. vom WWF Deutschland. 2. erw.          Grenzen. In: BonaRes Series 1 (2020), S. 1-24
   Ausgabe, Berlin 2019, S. 7. – 200 Kilogramm Humus enthalten
   rund 116 Kilogramm Kohlenstoff und ergeben bei ihrer Zerstö-
   rung 436 Kilogramm CO2. Dem entspricht ein Gasvolumen von
   222 Kubikmetern CO2 entsprechend rund 90.000 Luftballons zu
                                                                                         Dr. Nikola Patzel
   2,5 Litern pro Hektar und Jahr.
                                                                                         Büro für Bodenkommunikation,
 3 Vergleiche aus dem Jahr 440 v. Chr., also 70 Jahre vor Platons
                                                                                         Leiter Kommission »Boden in Bildung und
   erschütterndem Erosionsbericht, Sophokles in Antigone (Z. 34):
                                                                                         Gesellschaft« der Deutschen Bodenkundlichen
   Der Mensch »müdet die erhabenste Göttin ab, die Erde, die
                                                                                         Gesellschaft. Unter anderem als Referent
   unvergängliche, unermüdliche, wühlt sie um mit Rossen, Jahr
                                                                                         der »Bodenpraktiker«-Weiterbildung tätig.
   um Jahr, mit sich wendenden Pflügen.« (Übersetzung von
   Otto Schönberger, 2013).
                                                                                         www.bodenkommunikation.info
 4 L. Guo and R. Gifford: Soil carbon stocks and land use change:
   A meta analysis. In: Global Change Biology 8 (2002),
   pp. 345–360. – A. Don, J. Schumacher and A. Freibauer: Impact
   of tropical land use change on soil organic carbon stocks –
   A meta-analysis. In: Global Change Biology 17/4 (2011), pp.
   1658–1670. DOI: 10.1111/j.1365-2486.2010.02336.x. – S. Nyawira                        Dipl. Ing. (FH) Johanna Zellfelder
   et al.: Soil carbon response to land-use change: Evaluation of                        Geschäftsführerin der Bioland Stiftung.
   a global vegetation model using observational meta-analyses.
   In: Biogeosciences 13 (2016), pp. 5661–5675. DOI: 10.5194/                            zellfelder@bioland-stiftung.org
   bg-13-5661-2016. – A. de Stefano and M. G. Jacobson: Soil car-                        www.bioland-stiftung.org
   bon sequestration in agroforestry systems: A meta-analysis.
   In: Agroforestry Systems 92 (2017), pp. 285-299. DOI: 10.1007/
   s10457-017-0147-9.
 5 S. Spawn, T. Lark and H. Gibbs: Carbon emissions from cropland
   expansion in the United States. In: Environmental Research
   Letters 14 (2019), 045009. DOI: 10.1088/1748-9326/ab0399.                             Msc. Sigrid Griese
 6 T. Hu, P. Sorensen and J. E. Olesen: Soil carbon varies between                       Bioland Beratungs-GmbH, Forschung
   different organic and conventional management schemes                                 und Entwicklung.
   in arable agriculture. In: European Journal of Agronomy 94
   (2018), pp. 79-88.                                                                    www.bioland.de/praxisforschung

134
Sie können auch lesen