Branchenprofil Automobilindustrie in Hessen - Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen - Herausgeber: Hessisches ...

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Branchenprofil Automobilindustrie in Hessen - Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen - Herausgeber: Hessisches ...
Hessisches Ministerium für Wirtschaft,
                                         Energie, Verkehr und Wohnen

                                         Branchenprofil
                                         Automobilindustrie in Hessen

Herausgeber:

Hessisches Ministerium für Wirtschaft,
Energie, Verkehr und Wohnen

Kaiser-Friedrich-Ring 75
65185 Wiesbaden

www.wirtschaft.hessen.de
Branchenprofil Automobilindustrie in Hessen - Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen - Herausgeber: Hessisches ...
Branchenprofil Automobilindustrie in Hessen - Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen - Herausgeber: Hessisches ...
BRANCHENPROFIL
AUTOMOBILINDUSTRIE IN HESSEN

Dr. Claus Bauer
Gergana Petkova
HA-Report 1034
Wiesbaden 2021
Branchenprofil Automobilindustrie in Hessen - Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen - Herausgeber: Hessisches ...
IMPRESSUM
HERAUSGEBER
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

BEARBEITUNG
HA Hessen Agentur GmbH

KONTAKT
HA Hessen Agentur GmbH
Konradinerallee 9
65189 Wiesbaden
Tel +49 611 95017-80 /-85
Fax +49 611 95017-8466
info@hessen-agentur.de

VERFASSER
Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova

STAND
Juli 2021

BILDNACHWEIS
Titelbild: Rainer / Fotolia

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Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege-
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Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions-
bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer/Innen, verzichtet. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

DRUCK
Hessisches Statistisches Landesamt

BESTELLUNG
Download unter www.hessen-agentur.de/publikationen
Automobilindustrie in Hessen

INHALT

VORWORT....................................................................................................................... I

AUTOMOBILINDUSTRIE IN HESSEN IM ÜBERBLICK................................................ 1

BESCHÄFTIGTE ............................................................................................................ 3

UNTERNEHMENSLANDSCHAFT ................................................................................. 5

UMSATZ........................................................................................................................ 10

INTERNATIONALES .................................................................................................... 12

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG .......................................................................... 16

PRODUKTIONSNAHE DIENSTLEISTUNGEN ............................................................ 19

INVESTITIONEN ........................................................................................................... 20

ENERGIEVERBRAUCH ............................................................................................... 23

CLUSTER UND NETZWERKE ..................................................................................... 24

FACHKRÄFTENACHWUCHS ...................................................................................... 24

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN UND AUSBLICK ...................................................... 25
Automobilindustrie in Hessen

Vorwort

                                                       Liebe Leserin, lieber Leser,

                                                       die hessische Wirtschaft ist nicht
                                                       nur durch einen starken Dienst-
                                                       leistungssektor geprägt, sondern
                                                       unser Land ist auch ein wichtiger
                                                       Industriestandort.

                                                       Das Branchenprofil zur „Automo-
                                                       bilindustrie in Hessen“, das die
Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat, zeigt eindrucksvoll die Bedeu-
tung, Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieses Wirtschaftszweigs, für den in Hessen vor al-
lem die Namen Opel, VW und Mercedes stehen. Zu den rund 48.000 Beschäftigten der
großen Hersteller kommen noch viele weitere bei Automobilzulieferern hinzu.

Steht aktuell noch die Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten
Corona-Pandemie im Vordergrund, so bleibt die Klimaerwärmung doch die größte ge-
samtgesellschaftliche Herausforderung. Innovative Produkte und Herstellungsverfahren,
die darauf Antworten geben, sind darum weltweit gefragt und eröffnen Unternehmen
neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte. Das zeigt, dass Ökonomie und Ökologie zu-
sammengehören.

Weitere Beispiele dafür finden Sie auch in den übrigen Branchenprofilen, mit denen wir
unsere wichtigsten Industriezweige vorstellen. Sie wurden ebenfalls von der Hessen
Agentur erstellt und stehen unter www.hessen-agentur.de/publikationen zum Download
zur Verfügung.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Ihr

Tarek Al-Wazir,
Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

                                            I
Automobilindustrie in Hessen

Automobilindustrie in Hessen im Überblick

Beschäftigte                     Die Automobilindustrie – im Sinne der „Herstellung von Kraftwagen und
                                 Kraftwagenteilen“ der amtlichen Statistik – zählte 2020 in Hessen 47.988
                                 Beschäftigte 1 (-6,9 % gegenüber 2019). In der Branche haben damit
                                 12,0 % der Beschäftigten der hessischen Industrie ihren Arbeitsplatz.

Unternehmenslandschaft Nicht nur drei große Automobilhersteller – Daimler, Opel und Volkswa-
                       gen – sind in Hessen tätig, sondern auch zahlreiche Zulieferer und Engi-
                       neering-Dienstleister. Bekannte Namen sind u.a. Bosch, Continental,
                       EDAG Engineering, Federal-Mogul / Tenneco, Fritz Winter, GKN Drive-
                       line, Goodyear Dunlop, Magna und Pirelli. Die beiden wichtigsten Stand-
                       orte in Hessen sind Rüsselsheim und der Raum Kassel.

Umsatz                            Für die hessische Automobilindustrie wird 2020 ein Umsatz in Höhe von
                                  16,4 Mrd. Euro ausgewiesen, was 14,2 % des Umsatzes der hessischen
                                  Industrie entspricht. Damit erwirtschaftete die Branche im Krisenjahr 2020
                                  beträchtlich weniger Umsatz als noch im Jahr 2019 (21,4 Mrd. Euro).

Internationales                   Die Exportquote der hessischen Automobilindustrie lag im Jahr 2020 bei
                                  65,4 %, d.h. 10,7 Mrd. Euro des Umsatzes waren Umsatz mit dem Aus-
                                  land. Der Direktinvestitionsbestand ausländischer Investoren in der
                                  hessischen Automobilindustrie belief sich zum Jahresende 2018 auf
                                  920 Mio. Euro. Pandemiebedingt ist sowohl der Export (-14,6 %) als
                                  auch der Import (-12,6 %) von Kraftfahrzeugen, -teilen und -zubehör
                                  2020 gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen.

Forschung und                     Die internen Aufwendungen der Automobilindustrie in Hessen für For-
Entwicklung                       schung und Entwicklung summierten sich 2017 auf 1,9 Mrd. Euro, was
                                  dem Rang eins – noch vor der Chemischen und Pharmazeutischen In-
                                  dustrie – unter den Branchen entspricht. Vielfältige Aktivitäten der Hoch-
                                  schulen und Forschungseinrichtungen ergänzen die hessische For-
                                  schungslandschaft im Bereich Automotive.

Investitionen                     Die Bruttoanlageinvestitionen werden für 2019 mit 652 Mio. Euro ange-
                                  geben (2018: 484 Mio. Euro). Die Umweltschutzinvestitionen beliefen
                                  sich auf 9,1 Mio. Euro (2018).

Energie                           Die Branche verzeichnete 2019 einen Energieverbrauch von 3,4 Mio.
                                  MWh – 9,8 % des Verbrauchs der hessischen Industrie insgesamt.

Fachkräftenachwuchs               15.984 Studierende waren im WS 2019/20 in Maschinenbau / Verfah-
                                  renstechnik – sozusagen die klassische Fachrichtung für die Branche –
                                  an den Hochschulen Hessens immatrikuliert. 2019 beschäftigten die Be-
                                  triebe der Automobilindustrie 2.306 Auszubildende.

1 Die Daten der amtlichen Statistik zu Beschäftigten, Betrieben, Umsätzen, Investitionen und Energie-
  verbrauch im vorliegenden Branchenprofil beziehen sich – soweit nicht anders angegeben – auf Be-
  triebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen
  (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hes-
  sen Agentur.

                                                 1
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Automobilindustrie1 in Hessen 2020: Wichtige Indikatoren der Branche im Vergleich mit anderen
hessischen Industriebranchen

                                                                                                Zum Vergleich:
Automobilindustrie
                                                          Chemie u.        Elektro       Ernährung Gummi- u. Maschinenbau                     Metall
                                                           Pharma                                  Kunststoff

Beschäftigte                                   47.988      63.330          49.249           37.697         33.344               45.951       47.486

 Betriebe2                                         65           181          313              342              216                 397          421

 Umsatz (in Mio. Euro)                         16.423      28.137          10.204            8.687            6.300              9.297       19.609

 Auslandsumsatz (in Mio. Euro)                 10.742      18.752           5.274            2.380            2.484              5.477       10.390

1 Unter der Automobilindustrie wird im Folgenden – in Anlehnung an die amtliche Statistik – die Abteilung „Herstellung
von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ gemäß der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 verstanden. Vgl. hierzu auch die
Anmerkungen zu den Automobilzulieferern auf S. 4 und S. 7. 2 Angaben für 2019.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Automobilindustrie in Hessen 2020: Bedeutung für die hessische Industrie und für die Branche auf
Bundesebene – gemessen am Anteil an Umsatz und Beschäftigung

  Anteil am Umsatz der                                                       Anteil am Umsatz der Branche
  hessischen Industrie in %                                                  auf Bundesebene in %
  30,0                                                                        20,0

  25,0                                  Chemie /
                                        Pharma                                                                                  Chemie /
                                                                              15,0
                                                                                                                                Pharma
  20,0

                               Metall
  15,0                                                                        10,0                   Metall
                                Auto                                                                          Gummi /
               Maschinen-                                                                                     Kunststoff
  10,0            bau           Elektro                                                                               Elektro
                                                                               5,0
                        Gummi /                                                                     Auto
   5,0                  Kunststoff                                                         Maschinen-                    Ernährung
                                        Ernährung                                            bau

   0,0                                                                         0,0
         0,0      5,0       10,0        15,0    20,0     25,0     30,0               0,0             5,0              10,0         15,0         20,0
                                            Anteil an der Beschäftigung                                                Anteil an der Beschäftigung der
                                           der hessischen Industrie in %                                               Branche auf Bundesebene in %

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

                                                                                     2
Automobilindustrie in Hessen

Beschäftigte

Im Jahr 2020 zählte die hessische Automobilindustrie 47.988 beschäftigte Männer und
Frauen. Dies entspricht 12,0 % aller Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes in
Hessen und 5,9 % der Beschäftigten der Automobilindustrie in Deutschland. Hessen be-
legt damit hinter Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen2
den fünften Rang der Automobil-„Arbeitgeber“ in Deutschland.

Entwicklung der Beschäftigung in der Automobilindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in
Hessen und Deutschland 2015 bis 20201

                         Automobilindustrie                                           Verarbeitendes Gewerbe
 in % zum Vorjahr                                             in % zum Vorjahr
 bzw. Vorjahresquartal                                        bzw. Vorjahresquartal
 4                                                             4

 2                                                            2

 0                                                            0

 -2                                                           -2

 -4                                                           -4

      Beschäftigte 2020                                              Beschäftigte 2020
 -6   (in 1.000):                                             -6     (in 1.000):
        Hessen              48,0                                        Hessen           399,1
        Deutschland        817,0                                        Deutschland     6.253,5
 -8                                                           -8
      15   16   17    18    19     20   1/20 2/20 3/20 4/20        15   16   17   18     19   20         1/20 2/20 3/20 4/20

1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren
Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte).

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Wie hat sich die Beschäftigung in der hessischen Automobilindustrie in den letzten Jah-
ren entwickelt? Der Blick auf die Jahre bis 2017 zeigt durchgängig Beschäftigungszu-
wächse, die zumeist in der Größenordnung der Automobilindustrie deutschlandweit lie-
gen und regelmäßig höher als im Durchschnitt der hessischen Industrie ausfallen. Ent-
gegen dem Branchentrend bundesweit fiel die Zahl der Beschäftigten in der hessischen
Automobilindustrie 2018 erstmalig seit Jahren niedriger aus als im Vorjahr, wobei sich
das Minus in engen Grenzen hielt.

2 Alphabetische Reihenfolge, da für Niedersachsen keine Angaben veröffentlicht werden.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

              Die negative Beschäftigungsentwicklung in der hessischen Automobilindustrie ab dem
              Jahr 2019 ist vor dem Hintergrund des beträchtlichen Stellenabbaus bei Opel zu sehen,
              der auch auf die Zahl der Beschäftigten der Branche insgesamt in Hessen durchschlägt.
              So lag die Beschäftigung in der hessischen Automobilindustrie im Jahr 2019 um 4,4 %
              niedriger als noch ein Jahr zuvor. Relativierend ist zu berücksichtigen, dass ein kleinerer
              Teil der bei Opel abgebauten Beschäftigten zum Engineering-Dienstleister Segula ge-
              wechselt ist, der allerdings wirtschaftszweigsystematisch nicht der Industrie, sondern
              dem Dienstleistungssektor zugerechnet wird (vgl. zur Methodik den übernächsten Ab-
              schnitt). Doch auch auf Bundesebene ist der fast ein Jahrzehnt andauernde Beschäfti-
              gungsaufbau in der Automobilindustrie im Jahr 2019 (-0,5 %) zum Erliegen gekommen.

              Zu dieser – sowohl in Hessen als auch bundesweit – unbefriedigenden Entwicklung kam
              im Verlauf des Jahres 2020 die Corona-Pandemie hinzu, die die Automobilindustrie mas-
              siv getroffen hat. So wurde in Hessen die Produktion in allen drei großen Automobilwer-
              ken und zudem bei einigen Zulieferern für etliche Wochen fast vollständig eingestellt.
              Dramatische Umsatzrückgänge in Hessen wie auch in der Branche bundesweit, ja sogar
              weltweit, gehen naturgemäß nicht spurlos an der Beschäftigung vorbei. Ohne die mas-
              sive Inanspruchnahme von Kurzarbeit für einen Großteil der Beschäftigten der Automo-
              bilindustrie wären die Auswirkungen auf die Beschäftigung noch stärker gewesen. Die
              Zahl der Beschäftigten in der Branche war in Hessen im Jahr 2020 um 6,9 %, auf Bun-
              desebene um 3,6 % niedriger als im Vorjahr. Damit hat die Beschäftigung in der hessi-
              schen Automobilindustrie stärker als im Durchschnitt der hessischen Industrie (-3,3 %)
              abgenommen, während auf Bundesebene das Minus in der Größenordnung der Be-
              schäftigungsentwicklung in der Industrie bundesweit (-2,9 %) liegt. Der Blick auf die
              Quartalsergebnisse des Jahres 2020 unterstreicht den überproportionalen Rückgang der
              Beschäftigung, wobei das 4. Quartal 2020 erfreulicherweise eine Besserung signalisiert.

              Zu beachten ist, dass sich die im vorliegenden Branchenprofil gemachten Angaben der
              amtlichen Statistik – und somit auch die obigen Angaben zur Beschäftigung – in der Re-
              gel auf den Wirtschaftsbereich „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ be-
              schränken müssen. Aufgrund der bekanntermaßen relativ geringen Wertschöpfungs-
              tiefe 3 bei den Automobilherstellern kommt darüber hinaus den Automobilzulieferern 4
              eine große Bedeutung zu. Diese sind jedoch zum Teil anderen Wirtschaftsbereichen zu-
              geordnet (z.B. dem Maschinenbau, der Elektrotechnik oder den Ingenieurdienstleistern).
              Ein beachtlicher Teil der Beschäftigten dieser Branchen ist ebenfalls für die Automobilin-
              dustrie tätig.

              3 Vgl. hierzu den Abschnitt zu den produktionsnahen Dienstleistungen auf S. 19.
              4 Die Zugehörigkeit eines Betriebes oder Unternehmens zur Automobilzulieferindustrie ist nicht eindeu-
                tig definiert. Eine klare Abgrenzung wird dadurch erschwert, dass in der Systematik der Wirtschafts-
                zweige der amtlichen Statistik eine solche „Branche“ nicht abgegrenzt ist und Zulieferer in vielen
                Wirtschaftszweigen der Industrie zu finden sind. Nicht zuletzt kann die Zugehörigkeit zur Automobil-
                zulieferindustrie an Hand unterschiedlicher Kriterien wie z.B. der Nähe des Zulieferprodukts zum End-
                produkt Automobil oder dem Anteil des Automobilzuliefergeschäfts am Gesamtgeschäft festgemacht
                werden.

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Automobilindustrie in Hessen

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende
Unternehmen

65 hessische Betriebe zählten gemäß amtlicher Statistik im Jahr 2019 (2018: 66) zur
Automobilindustrie im o.g. Sinne. In der Branche kommt großen Einheiten die zentrale
Rolle zu: Relativ wenige Großbetriebe, d.h. Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten,
vereinen den weitaus überwiegenden Anteil des Umsatzes und der Beschäftigten der
Automobilindustrie. So sind in den 21 hessischen Großbetrieben der Branche 93,2 % der
Beschäftigten tätig, die 96,6 % des Branchenumsatzes 2019 erwirtschafteten. Damit ist
die Automobilbranche in Hessen durch eine sehr hohe Konzentration gekennzeichnet,
die klar über dem Durchschnitt der hessischen Industrie (61,3 % bzw. 73,6 %) und über
den Vergleichswerten der Branche auf Bundesebene (90,8 % bzw. 95,1 %) liegt.

Anteil der Großbetriebe1 in der Automobilindustrie an Zahl der Betriebe, Beschäftig-
ten und Umsatz im Jahr 2019

                                             32,3            Automobilindustrie in Hessen
     Betriebe                           30,0
                                                             Automobilindustrie in Deutschland
                         10,9
                                                             Verarbeitendes Gewerbe in Hessen

                                                                                                 93,2
 Beschäftigte                                                                                 90,8
                                                                  61,3

                                                                                                     96,6
      Umsatz                                                                                         95,1
                                                                            73,6

                0               20                  40       60                80                    100
                                                                                        Anteil in %

1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Zwei Hersteller – und damit zwei Standorte – werden ganz besonders mit der Automo-
bilindustrie in Hessen verbunden. Diese sind die Volkswagen AG in Baunatal bei Kassel,
die dort über 17.000 Beschäftigte zählt, und die Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim.
Die Zahl der Beschäftigten bei Opel in Rüsselsheim ist im Zuge der Übernahme durch
die PSA Groupe und des Teilverkaufs des Internationalen Entwicklungszentrums an den
Engineering-Dienstleister Segula Technologies um mehrere Tausend gesunken, sodass
die Beschäftigtenzahl mittlerweile bei weit weniger als 10.000 Personen liegen dürfte –
ein weiterer Stellenabbau wurde bereits angekündigt. Zwar ist ein Teil der Beschäftigten
von Segula übernommen worden, doch auch der Engineering-Dienstleister kämpft mit
der zurzeit schwierigen Lage in der Branche – und damit mit Überkapazitäten. Opel wie
auch VW üben allein durch ihre Größe eine beträchtliche Anziehungskraft aus, weshalb
sich darüber hinaus in der Region zahlreiche Zulieferunternehmen befinden.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

              Im Stammwerk der Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim findet zurzeit die Fertigung
              des Mittelklassemodells Insignia statt. Das Insignia-Modell wurde turnusgemäß einem
              so genannten Facelift unterzogen und hat u.a. neue Scheinwerfer bekommen. Darüber
              hinaus wird ab Sommer 2021 ein Modell (DS 4) der Schwestermarke DS Automobiles in
              Hessen vom Band laufen, was mit zusätzlichen Investitionen in das Werk verbunden ist.
              Im Herbst 2021 soll zudem die neue Generation des Opel Astra – der Opel Astra L – auf
              den Markt kommen. Der neue Opel Astra wird neben dem Insignia in Rüsselsheim pro-
              duziert werden. Bereits das Vorgängermodell wurde von 2009 bis 2015 in Rüsselsheim
              gefertigt. Im Gegenzug ist jedoch beabsichtigt, den Getriebebau im Laufe des Jahres
              2021 einzustellen. Am Stammsitz von Opel befinden sich alle zentralen Unternehmens-
              bereiche wie die Unternehmenszentrale im Adam-Opel-Haus, das Internationale Techni-
              sche Entwicklungszentrum, das Design-Center, der Prototypenbau und die zentrale Be-
              rufsausbildung.

              Drei Jahre nach der Opel-Übernahme durch die Groupe PSA steht möglichweise die
              nächste Umstrukturierung bevor. Die Konzerne PSA und Fiat Chrysler haben im Januar
              2021 den Vollzug der Fusion zum weltweit viertgrößten Automobilhersteller bekannt ge-
              geben. Der neue Konzern mit Standbeinen in Europa und Nordamerika heißt Stellantis
              N.V. Bezüglich der Zukunft von Opel – Opel ist die einzige deutsche Marke im Konzern
              – sieht Opel den Stammsitz Rüsselsheim in dem neuen Konzern gut aufgestellt. Ein Be-
              kenntnis zum Standort ist auch die beschlossene Bündelung der deutschen Konzernak-
              tivitäten vor Ort: Nachdem die Zentrale von PSA Deutschland bereits im Jahr 2019 von
              Köln nach Rüsselsheim umgezogen ist, folgt im laufenden Jahr 2021 auch der Zuzug
              sozusagen des anderen Teils des neuen Stellantis-Konzerns, d.h. von FCA Germany. Es
              bleibt jedoch abzuwarten, wie sich der Zusammenschluss längerfristig auf den Standort
              auswirken wird.

              Das Werk der Volkswagen AG in Baunatal ist nach Wolfsburg die zweitgrößte VW-Pro-
              duktionsstätte in Deutschland. In Baunatal werden Getriebe, Abgasanlagen und Karos-
              serieteile (auch für den Ersatzteilversand) hergestellt. In der größten Leichtmetall-Gie-
              ßerei Europas – die 2020 durch einen Späneschmelzofen ergänzt wurde, womit eine
              bedeutende Lücke im Wertstoffkreislauf vor Ort geschlossen werden konnte – werden
              die nötigen Gehäuseteile aus Aluminium und Magnesium von VW selbst produziert. Dar-
              über hinaus befindet sich in Baunatal die Aufbereitung alter Motoren und Getriebe. Als
              größtes VW-Komponentenwerk durchläuft das Werk Kassel aktuell einen Transformati-
              onsprozess, der vor allem durch die zunehmende Elektrifizierung der Automobilindustrie
              und damit dem Wandel von klassischen Schaltgetrieben zur E-Mobilität ausgelöst wurde.
              Seit 2014 werden im nordhessischen Werk E-Antriebe entwickelt und in Serie produziert.
              Und seit dem Jahr 2016 ist Kassel das Kompetenzzentrum für elektrische Antriebe der
              Marke Volkswagen. Für die Modelle der ID.-Familie werden in Baunatal neben den E-
              Antrieben auch 1-Gang-Getriebe und Gussteile sowie tragende Bau- und Karosserieteile
              gefertigt. Die E-Antriebe für sämtliche Fahrzeuge auf Basis des so genannten Modularen
              E-Antriebs-Baukasten (MEB) für Europa und Nordamerika stammen überwiegend aus
              Nordhessen. In den kommenden fünf Jahren will der VW-Konzern rund 73 Mrd. Euro in
              E-Mobilität, Hybridisierung und Digitalisierung investieren. 1,3 Mrd. Euro davon sollen
              auf Kassel / Baunatal entfallen.

                                                          6
Automobilindustrie in Hessen

Auf die Anforderungen der E-Mobilität stellt sich auch das Original Teile Center (OTC) in
Baunatal, das größte Logistik-Zentrum Europas, ein. Das OTC wird auf einer Lagerfläche
von rund 1,2 Mio. Quadratmetern betrieben und bildet die Basis für den Versand von
über 450.000 Teilen in alle Welt. Zu diesem Zentrum gesellen sich noch Nachschub- und
Verpackungslager externer Dienstleister z.B. in Volkmarsen und Borken. Im Zuge der E-
Mobilitätsoffensive ist am Standort der Bau eines Lagers für Hochvoltbatterien beabsich-
tigt. Zu diesem Zwecke wird aktuell eine Pilotanlage zur Ermittlung der optimalen Lager-
bedingungen für Hochvoltbatterien betrieben. Nach Abschluss des Projekts soll der Auf-
bau entsprechender Lagerkapazitäten stattfinden.

In puncto öffentlicher Aufmerksamkeit steht ein weiterer großer Automobilhersteller mit
Produktion in Hessen etwas im Schatten von VW und Opel – und zwar die Daimler AG
mit dem Mercedes-Benz Werk Kassel. Das Werk mit insgesamt rund 30 Gebäuden im
Kasseler Stadtteil Rothenditmold, in dem seit 1973 Achsen produziert werden, ist das
größte europäische Werk für Nutzfahrzeugachsen. Es werden Achsen für Fahrzeuge al-
ler Art – vom Transporter über Lastwagen und Omnibus bis hin zum Geländewagen –
hergestellt und nicht nur an die deutschen Werke, sondern auch an andere Standorte in
Europa, Asien sowie Amerika geliefert. Auch Gelenkwellen, Ausgleichsgetriebe und
Radsätze gehören zur Produktpalette. Insgesamt arbeiten im Mercedes-Benz Werk Kas-
sel knapp 2.900 Personen. Zudem waren zuletzt über 1.300 Daimler-Mitarbeiter an an-
deren Standorten in Hessen überwiegend im Vertrieb tätig.

Hessen ist auch für ausländische Automobilhersteller ein attraktiver Standort. Diese pro-
duzieren zwar nicht vor Ort, doch zahlreiche Unternehmen sind insbesondere in Süd-
hessen in Flughafennähe mit zentralen Unternehmensfunktionen vertreten (z.B. europä-
ische Hauptverwaltung, Deutschlandzentrale, Vertriebseinrichtung oder Forschungs-
und Entwicklungszentrum5). Der Schwerpunkt liegt dabei auf asiatischen Herstellern:
Honda in Offenbach und Frankfurt am Main, Hyundai in Offenbach und Rüsselsheim, Kia
in Frankfurt am Main und Rüsselsheim, Isuzu in Ginsheim-Gustavsburg und Flörsheim
am Main, Mazda in Oberursel, Mitsubishi in Friedberg und Trebur, Subaru in Friedberg
und schließlich Suzuki in Bensheim. Weitere ausländische Automobilhersteller bzw. Mar-
ken, die in Hessen über wichtige Unternehmensstandorte verfügen, sind Ferrari und Ma-
serati in Wiesbaden, Jaguar und Land Rover in Schwalbach am Taunus, Seat und Škoda
in Weiterstadt, Volvo in Dietzenbach (der Standort wird zurzeit ausgebaut), Chevrolet in
Rüsselsheim und schließlich Alfa Romeo, Chrysler, Fiat und Jeep in Frankfurt am Main.

Während etliche der oben genannten Unternehmen bereits seit vielen Jahren in Hessen
tätig sind, gilt dies nicht für Great Wall Motors in Dietzenbach, Chery in Raunheim und
Zhejiang Geely (ebenfalls Raunheim). Bei allen drei Unternehmen handelt es sich um
chinesische Automobilhersteller, die erst kürzlich Hessen als Standort für Forschungs-
und Entwicklungs- sowie Designaktivitäten ausgewählt haben.

Die Vielzahl der Automobilzulieferer ist nur zum Teil eindeutig dem Wirtschaftsbereich
„Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ zuzuordnen. Oftmals fällt die

5 Vgl. hierzu ausführlicher den Abschnitt Forschung und Entwicklung auf S. 16.

                                                7
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

                 Zuordnung schwer (vgl. Fußnote 5) oder die Unternehmen gehören zu einem anderen
                 Wirtschaftsbereich (z.B. zur Gummi- und Kunststoffindustrie oder zur Elektroindustrie).
                 Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über große Automobilzulieferer (alphabe-
                 tisch sortiert) in Hessen, die mehr als 1.000 Mitarbeiter in Hessen zählen und bei denen
                 das Automobilzuliefergeschäft einen hohen Anteil am Gesamtgeschäft aufweist.6 Die an-
                 gegebenen Tätigkeitsschwerpunkte vermitteln einen Eindruck des breiten Produktions-
                 spektrums der hessischen Automobilzulieferer.

Große Automobilzulieferer in Hessen

Unternehmen                   Standort(e) in Hessen                     Tätigkeitsschwerpunkt                    Mitarbeiter
                                                                                                                 in Hessen

 Bosch Gruppe1                Breidenbach (LK Marburg-Biedenkopf)       Kraftfahrzeugtechnik,                       4.500
                              Frankfurt am Main                         Industrietechnik,
                                                                        Thermotechnik
                              Erbach (Odenwaldkreis)
                              Lollar (LK Gießen)
                              Ober-Ramstadt (LK Darmstadt-Dieburg)
                              Wetzlar
                              Eschenburg-Eibelshausen
                              (Lahn-Dill-Kreis)
                              Mörfelden-Walldorf (LK Groß-Gerau)
                              Wiesbaden

 Continental Konzern          Frankfurt am Main                         Elektronische Bremssysteme, Pro-           16.000
                              Korbach (LK Waldeck-Frankenberg)          jekthaus Automatisiertes Fahren, Rei-
                                                                        fen, Schläuche u. Schlauchleitungen,
                              Karben (Wetteraukreis)
                                                                        Antriebssysteme für Fahrräder und
                              Schwalbach am Taunus
                                                                        E-Bikes, Fahrzeuginstrumentierung,
                              Babenhausen (LK Darmstadt-Dieburg)        Ein- und Ausgabegeräte, Displays,
                              Bebra                                     Fahrzeugvernetzung und Infotain-
                              Wetzlar                                   ment, elektronische Kfz-Teile und
                              Eschborn                                  Systeme
                              Oedelsheim (LK Kassel)

 EDAG Engineering GmbH        Wiesbaden                                 Engineering-Dienstleister: Entwick-         1.800
                              Fulda                                     lung von Gesamtfahrzeugen und Mo-
                              Petersberg                                dulen, Elektrik/Elekronik-Entwicklung,
                                                                        Car IT, Elektromobilität, Entwicklung
                                                                        von Produktionsanlagen

 Federal-Mogul Wiesbaden      Wiesbaden                                 Entwicklung und Herstellung von             1.500
 GmbH                         Stadtallendorf (LK Marburg-Biedenkopf)    Gleitlagern und Buchsen, Entwick-
 Federal-Mogul Deva GmbH      Bad Camberg (LK Limburg-Weilburg)         lung von Bremsbelägen
 Federal-Mogul Friction
 Products GmbH

                 6 Zu weiteren Automobilzulieferern in Hessen vgl. insbesondere die Branchenprofile der Hessen Agen-
                   tur zur Metall-, Elektro-, Gummi- und Kunststoffindustrie sowie zum Maschinenbau.

                                                                    8
Automobilindustrie in Hessen

 Unternehmen                  Standort(e) in Hessen                    Tätigkeitsschwerpunkt                       Mitarbeiter
                                                                                                                   in Hessen

 FFT Produktionssysteme       Fulda                                    Systemanbieter von automatisierten            1.200
 GmbH & Co. KG                Mücke (Vogelsbergkreis)                  Produktionsanlagen und System-
                                                                       lösungen für die Automobilindustrie

 Fritz Winter                 Stadtallendorf (LK Marburg-Biedenkopf)   Gussteile wie Bremsscheiben und               3.700
 Eisengießerei GmbH & Co.     Laubach (LK Gießen)                      -trommeln, Zylinderblöcke und
 KG                                                                    -köpfe, Schwungräder

 GKN Driveline Deutschland    Offenbach am Main                        Gelenkwellen und Antriebssysteme              1.400
 GmbH

 Goodyear Dunlop Tires        Hanau                                    Reifen                                        2.900
 Germany GmbH                 Fulda

 HÜBNER-Gruppe                Kassel                                   Gelenksysteme und -steuerung,                 1.000
                                                                       Faltenbälge, Einstiegs- und Tür-
                                                                       sicherungssysteme, Fahrwerktechnik,
                                                                       Dichtungen, Gummi- und Kunststoff-
                                                                       teile für die Innenausstattung und die
                                                                       Außenverkleidung von Bussen und
                                                                       Schienenfahrzeugen

 KAMAX Holding GmbH & Co.     Homberg/Ohm (Vogelsbergkreis)            Hochfeste Verbindungselemente für             1.100
 KG                           Alsfeld (schließt Herbst 2021)           die Automobilindustrie (vor allem
                                                                       Stahlschrauben für PKW und Nutz-
                                                                       fahrzeuge)

 Magna Gruppe                 Obertshausen                             Stoßfänger, Engineering                       1.100
                              Raunheim

 Pirelli Deutschland GmbH     Breuberg (Odenwaldkreis)                 Reifen                                        2.600

 Schunk Group                 Heuchelheim                              Kohlenstofftechnik und Keramik,               3.800
                              Wettenberg                               Umweltsimulation, Klimatechnik,
                                                                       Sintermetall, Ultraschallschweißen,
                              Reiskirchen (alle LK Gießen)
                                                                       Optikmaschinen
                              Grävenwiesbach (Hochtaunuskreis)

 STANLEY Engineered           Gießen                                   Befestigungs-, Verbindungs- u. Mon-           1.100
 Fastening / Tucker GmbH      Linden                                   tagetechnik für Automobilindustrie

 TE Connectivity Germany      Bensheim                                 Intelligente Lösungen für Verbin-             1.300
 GmbH                         Darmstadt                                dungstechnologie und Sensorik

 Vacuumschmelze GmbH &        Hanau                                    Magnete und Magnetsysteme,                    1.300
 Co. KG                                                                Halbzeug, Elektronische Bauteile

 Veritas AG                   Gelnhausen                               Fluidtechnik (z.B. Kraftstoff-, Luft- und     1.200
                                                                       Hydraulik-Systeme), Emissionsreduk-
                                                                       tion, Leichtbaukomponenten

1 Nur ein kleiner Teil der Aktivitäten der Bosch Gruppe in Hessen ist im Bereich der Automobilindustrie angesiedelt. Da
Bosch einer der weltweit größten Automobilzulieferer ist, wurde das Unternehmen dennoch in die Tabelle aufgenommen.

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021).

                                                   9
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

                  Umsatz

                  Die Automobilindustrie in Hessen erzielte 2020 einen Umsatz von 16,4 Mrd. Euro. Dies
                  entspricht 14,2 % des Umsatzes der hessischen Industrie und 4,3 % des Umsatzes der
                  deutschen Automobilindustrie. Hessen ist damit nach Baden-Württemberg, Bayern, Nie-
                  dersachsen und Nordrhein-Westfalen7 nicht nur bezogen auf die Beschäftigung, sondern
                  auch auf den Umsatz der fünftwichtigste Produzent von Kraftwagen und Kraftwagentei-
                  len in Deutschland.

Umsatzentwicklung in der Automobilindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und
Deutschland 2015 bis 20201

                          Automobilindustrie                                              Verarbeitendes Gewerbe
 in % zum Vorjahr                                                 in % zum Vorjahr
 bzw. Vorjahresquartal                                            bzw. Vorjahresquartal
 30                                                               30

 20                                                               20

 10                                                               10

  0                                                                0

-10                                                               -10

-20                                                               -20

-30                                                               -30

-40                                                               -40
         Umsatz 2020
-50                                                               -50    Umsatz 2020
         (in Mrd. Euro):
                                                                         (in Mrd. Euro):
-60         Hessen              16,4                              -60      Hessen        116,0
            Deutschland        380,4                                       Deutschland 1.774,3
-70                                                               -70
       15    16   17      18    19     20   1/20 2/20 3/20 4/20         15   16   17      18   19   20   1/20 2/20 3/20 4/20

1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren
Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte).

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

                  Wie hat sich der Umsatz der Branche in den letzten Jahren entwickelt? In den Jahren
                  2015 und 2016 war der Umsatz rückläufig, was maßgeblich auf den schwachen Aus-
                  landsumsatz zurückzuführen war, den die Zuwächse im Inland nicht vollständig zu kom-
                  pensieren vermochten. In den Jahren 2017 und 2018 wird für die hessische Automobil-
                  industrie ein kräftiger Anstieg ausgewiesen – erheblich mehr als in der Branche bundes-
                  weit und im Durchschnitt der hessischen Industrie. Diesem Plus in der hessischen Auto-
                  mobilindustrie liegt jeweils eine massive Zunahme des Umsatzes mit dem Ausland zu-
                  grunde. Hinsichtlich des Umsatzes der Automobilindustrie ist allerdings grundsätzlich –

                  7 Alphabetische Reihenfolge, da für Niedersachsen keine Angaben veröffentlicht werden.

                                                                        10
Automobilindustrie in Hessen

wie bereits erwähnt – die ausgesprochen hohe Bedeutung einzelner Großunternehmen
zu beachten. Ein Umsatzanstieg oder -rückgang bei einem dieser Großunternehmen
kann durchaus auf den Umsatz der Branche insgesamt durchschlagen.8

An diese positive Entwicklung konnte das Jahr 2019 nicht anknüpfen, denn weder vom
Inlandsumsatz (-5,5 %) noch vom Umsatz mit dem Ausland (-2,4 %) gingen expansive
Impulse aus, sodass für 2019 für die hessische Automobilindustrie ein Umsatzrückgang
von 3,3 % zu Buche steht. Der Umsatz der Automobilindustrie bundesweit nahm hinge-
gen um 2,3 % gegenüber dem Vorjahr zu, der Umsatz im hessischen Verarbeitenden
Gewerbe um 1,9 %.

Während in zahlreichen Branchen noch bis in den März 2020 hinein weitgehend sozu-
sagen Normalbetrieb herrschte, sah sich die Automobilindustrie bereits sehr früh mit dem
Corona-Virus konfrontiert. In Anbetracht der ausgesprochen global aufgestellten Auto-
motive-Branche kann es auch nicht verwundern, dass die ersten bestätigten Fälle einer
Covid19-Infektion in Deutschland bei einem Automobilzulieferer aufgetreten sind. Im
Zuge der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus wurden im Laufe des März sukzes-
sive eine Vielzahl von Automobilwerken vorübergehend geschlossen – keineswegs nur
in Hessen, sondern in ganz Deutschland, ja in weiten Teilen Europas. In Hessen war die
Fertigung bei Opel in Rüsselsheim, bei VW in Baunatal und bei Daimler in Kassel sowie
in einigen Produktionsstätten von Zulieferern für mehrere Wochen weitestgehend einge-
stellt. Die Gründe hierfür reichten von Lieferengpässen bei Teilen und Corona-Infektio-
nen in der Belegschaft über die Notwendigkeit, die Produktionsprozesse und -gegeben-
heiten an die Abstands- und Hygieneregeln anzupassen, bis hin zu schlicht und ergrei-
fend fehlender Nachfrage nach Fahrzeugen. So mussten nicht nur in Deutschland im
Zuge des Lockdowns die Autohäuser – und damit der Hauptvertriebskanal – schließen.

Ein Umsatzeinbruch in beispielloser Höhe ist das Resultat der Auswirkungen der Corona-
Pandemie auf die Automobilindustrie, wie der Blick auf den Konjunkturverlauf anhand
der Quartalswerte zeigt. Insbesondere ist das 2. Quartal 2020 zu nennen, in dem der
Branchenumsatz in Hessen um 65,0 % und bundesweit um 46,0 % unter dem Vorjah-
resniveau liegt. Zwar präsentiert sich das 3. Quartal und vor allem das 4. Quartal wieder
freundlicher, doch für das Jahr 2020 insgesamt steht für die hessische Automobilbranche
ein massiver Umsatzrückgang um 23,3 % gegenüber dem Vorjahr zu Buche. Dabei nahm
der Umsatz mit dem Ausland (-28,1 %) doppelt so stark wie der Inlandsumsatz (-12,4 %)
ab. Im Vergleich zur hessischen Industrie insgesamt (-6,2 %) und zur Automobilbranche
bundesweit (-13,3 %) ist der Umsatz in der hessischen Automobilindustrie im Krisenjahr
2020 überdurchschnittlich stark gesunken.

8 Zudem ist die Verflechtung der Automobilindustrie mit ihren unternehmensinternen und unterneh-
  mensübergreifenden, teils grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten sehr komplex. Beides zu-
  sammengenommen bewirkt, dass der Umsatz der Branche sehr sensibel auf Veränderungen reagie-
  ren kann. Hierzu zählen etwa Modellwechsel oder Änderungen im Vorleistungsbezug, aber auch Ei-
  gentümerwechsel. Da der Verkauf von Opel durch GM an die Groupe PSA in den Untersuchungs-
  zeitraum fällt, könnten auch Umstrukturierungen im Zuge dieses Eigentümerwechsels zur gezeigten
  Umsatzentwicklung beigetragen haben.

                                              11
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

              In Anbetracht der geringen Anzahl von Unternehmen und der dominierenden Rolle von
              Großunternehmen sind einer Differenzierung des Umsatzes nach Sparten aufgrund der
              Geheimhaltung von Einzelangaben enge Grenzen gesetzt. Innerhalb des Wirtschafts-
              zweigs „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ kommt der Herstellung von
              Teilen und Zubehör für Kraftwagen eine nachgeordnete Bedeutung zu, wie die Sparten-
              gliederung zeigt. Von den 21,4 Mrd. Euro Gesamtumsatz im Jahr 2019 entfielen 4,0 Mrd.
              Euro bzw. 18,8 % auf die Produktion von Teilen und Zubehör für Kraftfahrzeuge. Auf
              Bundesebene ist der entsprechende Anteil nahezu gleich groß (18,6 %). Zu beachten ist,
              dass die Herstellung von Motoren nicht zu dieser Gruppe zählt.

              Umsatz der Automobilindustrie nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2019

                                                                  Hessen                   Deutschland
              Herstellung von …
                                                      in Mio. Euro         in %    in Mio. Euro       in %

               Kraftwagen und Kraftwagenmotoren            n.a.             n.a.    344.093               78,4

               Karosserien, Aufbauten und Anhängern        n.a.             n.a.     13.122                3,0

               Teilen und Zubehör für Kraftwagen         4.019              18,8     82.617               18,6

               Insgesamt                                21.421             100,0    438.832              100,0

              n.a. Zahlenwert geheim zu halten
              Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen Hessen Agentur.

              Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen
              und Eigentumsverhältnisse

              10,7 Mrd. Euro bzw. 65,4 % des Gesamtumsatzes der Automobilindustrie in Hessen des
              Jahres 2020 entfallen auf den Auslandsumsatz. Damit liegt die Exportquote, d.h. der
              Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz, erheblich über dem Vergleichswert für
              die hessische Industrie insgesamt (53,4 %) und etwas über der Exportquote der Auto-
              mobilbranche bundesweit (64,0 %).

              Die hessische Wirtschaft exportierte im Jahr 2020 Erzeugnisse der Automobilindustrie
              für insgesamt 4,0 Mrd. Euro – darunter Kraftwagenteile und -zubehör für 2,2 Mrd. Euro
              sowie Personenkraftwagen und Wohnmobile für 1,5 Mrd. Euro. Damit ist der Export ge-
              genüber 2019 beträchtlich zurückgegangen (-14,6 %), was angesichts mehrwöchiger
              Produktionsstopps und dem Nachfrageeinbruch infolge der Pandemie nicht verwundern
              kann. Der wichtigste Exportmarkt der Branche im Jahr 2020 war Österreich, das damit
              die viele Jahre lang wichtigste Exportdestination, nämlich das Vereinigte Königreich,
              knapp auf den zweiten Rang verwiesen hat. Die Bedeutung des UK hat in den letzten
              Jahren sukzessive abgenommen – im Jahr 2016 lag der Anteil noch bei 19,7 %. Der
              Brexit wird hierbei eine Rolle gespielt haben. Auf den Rängen drei bis fünf der wichtigsten
              Exportmärkte der hessischen Automobilindustrie folgen Polen, Frankreich und Italien,
              wobei bei den Exporten gen Polen – abweichend von den anderen genannten Absatz-

                                                              12
Automobilindustrie in Hessen

märkten – Fahrzeugteile dominieren. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, d.h.
die USA und die VR China, nehmen 2020 die Ränge sieben und elf ein. Insgesamt be-
trachtet waren 7,7 % der hessischen Ausfuhren von Fertigwaren des Jahres 2020 Kraft-
wagen und Kraftwagenteile, wozu zu einem geringen Teil auch andere Fahrzeuge wie
Busse, Lastkraftwagen und Spezialfahrzeuge gehören.

Hessischer Außenhandel mit Kraftwagen und Kraftwagenteilen1 im Jahr 2020: Export-
und Importvolumen2 sowie wichtigste Handelspartner

                                                                                      Import

                                                               Frankreich                                    16,5

                                                            Tschech. Rep.                             13,3

                                                                      UK                        11,5

                                                                 Spanien                       10,3

                                                              Rep. Korea                          Import insgesamt:
                                                                                          8,7
                                                                                                  7.689 Mio. Euro

                                                                            0     5       10         15       20       25
                                                                                               Anteil an insgesamt in %

1 Umfasst die folgenden Fertigwarengruppen: Personenkraftwagen und Wohnmobile; Busse; Lastkraft-
wagen und Spezialfahrzeuge; Fahrgestelle, Karosserien, Motoren, Teile und Zubehör für Kfz und derglei-
chen; Fahrzeuge anderweitig nicht genannt.
2 Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht
statthaft.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Im Gegenzug importierte Hessen 2020 Erzeugnisse der Automobilindustrie im Wert von
insgesamt 7,7 Mrd. Euro. Darunter fielen PKW (und ferner Wohnmobile) für 4,8 Mrd.
Euro sowie Kraftwagenteile und -zubehör für 1,7 Mrd. Euro. Auch für die Importe steht
ein Minus gegenüber dem Vorjahr zu Buche (-12,6 %), denn die Auswirkungen der Pan-
demie beschränkten sich naturgemäß nicht nur auf die einheimischen Hersteller. Auch
auf der Importseite konnte das UK seinen Spitzenplatz aus dem Jahr 2019 nicht behaup-
ten. Wichtigstes Bezugsland im Jahr 2020 war Frankreich vor der Tschechischen Repub-
lik. Es folgen das UK, Spanien und die Republik Korea. Aus den drei Letztgenannten wur-
den nahezu ausschließlich komplette Fahrzeuge importiert, bei den hessischen Importen
aus Frankreich und der Tschechischen Republik spielen auch Fahrzeugteile und -zubehör
mit einem Anteil von jeweils rund einem Viertel eine Rolle.

Insgesamt betrachtet waren im Jahr 2020 9,7 % der gesamten hessischen Fertigwaren-
einfuhr Kraftwagen und Kraftwagenteile – etwa zu zwei Dritteln aus kompletten Fahrzeu-
gen (nicht nur PKW) und zu einem Drittel aus Fahrzeugteilen und -zubehör bestehend.

                                                 13
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

              Beim Außenhandel der heimischen Automobilindustrie spielen konzerninterne Verflech-
              tungen eine wichtige Rolle. Bspw. befinden sich Produktionsstätten, in denen Fahrzeuge
              der Marke Opel gefertigt werden, u.a. in Ellesmere Port und in Luton im UK, im spani-
              schen Zaragoza sowie in Gliwice (Polen). Komponenten werden u.a. in Tychy (ebenfalls
              Polen) sowie im österreichischen Aspern produziert. Und das Stammwerk von Škoda –
              zum VW-Konzern gehörig mit deutscher Zentrale in Weiterstadt – befindet sich im tsche-
              chischen Mladá Boleslav. Ein Modellwechsel geht des Öfteren mit Veränderungen der
              räumlichen Strukturen von Absatz und Beschaffung einher und hat damit auch Auswir-
              kungen auf die Import- und Exportbeziehungen der Branche insgesamt.

              Neben dem Außenhandel stehen auch die Direktinvestitionen9 für die Integration einer
              Branche in das weltwirtschaftliche Geschehen. Die Motive für derartige Investitionen im
              Ausland – bzw. umgekehrt für ausländische Investoren in Hessen – sind zahlreich und
              vielfältig. Sozusagen die klassischen Motive für Direktinvestitionen sind die Erschließung
              eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau eines Vertriebsnetzes vor Ort oder die
              Gründung einer Auslandsniederlassung (ggf. als Joint-Venture), um marktnah produzie-
              ren zu können. Aber auch z.B. die Übernahme eines Konkurrenten im Ausland oder die
              Beteiligung eines ausländischen Finanzinvestors an einem hessischen Unternehmen
              sind Direktinvestitionen. Der Direktinvestitionsbestand ausländischer Investoren in der
              hessischen Automobilbranche belief sich Ende 2018 auf 920 Mio. Euro, wobei – auf-
              grund der Übernahme von Opel durch Groupe PSA – Frankreich der größte Investor ist.

              Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Branche in Hessen geben
              ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der Autoproduktion in Hessen. Die der
              nachfolgenden Tabelle vorangestellten Flaggen vermitteln einen ersten optischen Ein-
              druck über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen deutschem und ausländischem Ei-
              gentum an den nachfolgend einzeln aufgeführten Unternehmen. Am häufigsten sind die
              USA unter den ausländischen Investoren bei den nachfolgend aufgeführten Unterneh-
              men vertreten.

              Die zum Teil komplexen Verflechtungen – z.B. werden Beteiligungen zum Teil über Dritt-
              länder gehalten oder ein Unternehmen befindet sich im Eigentum mehrerer anderer Un-
              ternehmen – erschweren allerdings bisweilen eine eindeutige Aussage. Zu dieser Per-
              spektive des investiven Engagements in Hessen tritt naturgemäß noch die Gegenrich-
              tung: Zahlreiche Unternehmen der Branche sind im Ausland aktiv und unterhalten dort
              z.B. Produktionsstätten.

              9   Als Direktinvestitionen gelten grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an Stimmrechten
                  eines Unternehmens von 10 % oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht –
                  aus dem Beteiligungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen berechnet.
                  Aufgrund einer Meldefreigrenze werden Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bilanzsumme von über
                  drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Deutsche Bundesbank.

                                                               14
Automobilindustrie in Hessen

Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Automobilindustrie1 in Hessen

Unternehmen                                   Konzernmutter                                         Sitz Unternehmen bzw.
                                                                                                    Sitz Konzernmutter

 Bosch Gruppe                                  Robert Bosch Stiftung                                Deutschland

 Continental Konzern                           börsennotiert, größter Aktionär Schaeffler Gruppe     Deutschland

 Daimler AG                                    börsennotiert, überwiegend Streubesitz               Deutschland

 EDAG Engineering GmbH                         ATON GmbH (Familienbesitz)                           Deutschland

 Federal-Mogul Gruppe                          Tenneco Inc.                                          USA

 FFT Produktionssysteme GmbH & Co. KG          Fosun International Limited                           VR China

 Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG      Familienbesitz                                       Deutschland

 GKN Driveline Deutschland GmbH                Melrose Industries PLC                               Vereinigtes Königreich

 Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH            Goodyear Tire & Rubber Corp.                          USA

 Hübner GmbH & Co. KG                          Familienbesitz                                       Deutschland

 KAMAX Holding GmbH & Co. KG                   Familienbesitz                                       Deutschland

 Magna Gruppe                                  Magna International Inc.                              Kanada / Österreich

 Opel Automobile GmbH                          Stellantis N.V.                                      Niederlande

 Pirelli Deutschland GmbH                      Pirelli & C. S.p.A.                                  Italien

 Schunk Group                                  Ludwig-Schunk-Stiftung e.V.                          Deutschland

 TE Connectivity Germany GmbH                  TE Connectivity Ltd.                                 Schweiz

 Tucker GmbH                                   Stanley Black & Decker Inc.                          USA

 Vacuumschmelze GmbH & Co. KG                  Apollo Global Management, LLC                         USA

 Veritas AG                                    Familienbesitz                                       Deutschland

 Volkswagen AG                                 börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz           Deutschland

1 Ohne die gleichnamigen Vertretungen / Forschungszentren ausländischer Automobilhersteller und die produktions-
nahen Dienstleister (vgl. hierzu den Abschnitt Produktionsnahe Dienstleistungen auf S. 19).

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021).

                                                  15
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

              Forschung und Entwicklung

              Innovationen sind von herausragender Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit von Un-
              ternehmen. Dies gilt ganz besonders für eine global aufgestellte Branche wie die Auto-
              mobilbranche, die zudem vor der Herausforderung steht, zum einen das (nach wie vor)
              Hauptgeschäft mit Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb zu betreiben und zum ande-
              ren in die Elektromobilität – oder allgemeiner formuliert: in die nachhaltige Mobilität – zu
              investieren.

              Die Dimensionen des quantitativen Umfangs der FuE-Aktivitäten der Branche kann die
              zweijährliche Erhebung des Stifterverbandes Wissenschaftsstatistik vermitteln. Gemäß
              den aktuellen Angaben dieser Untersuchung wurden in den Forschungsstätten der Au-
              tomobilindustrie in Hessen im Jahr 2017 über 1,9 Mrd. Euro für FuE aufgewendet.10 Auf
              den Wirtschaftsbereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen entfallen damit
              37 % der gesamten FuE-Aufwendungen der hessischen Industrie – mehr als in der Che-
              mie- und Pharmabranche (1,6 Mrd. Euro bzw. 31 %). Die jährlich durchgeführte Innova-
              tionsbefragung des ZEW11 für Deutschland unterstreicht die Innovationskraft der Auto-
              mobilindustrie, denn 48 % des Umsatzes der Branche 2019 wurde mit Produktinnovati-
              onen erwirtschaftet. 41 % der befragten Unternehmen der Branche deutschlandweit ha-
              ben Produktinnovationen und 45 % Prozessinnovationen durchgeführt. Hieraus resultiert
              eine Innovatorenquote von 55 %, d.h. gut die Hälfte der Unternehmen hat mindestens
              eine Produkt- oder Prozessinnovation eingeführt.

              Eine herausragende Rolle in der FuE-Landschaft der hessischen Automobilindustrie
              spielt nach wie vor das Entwicklungszentrum von Opel in Rüsselsheim. Trotz eines er-
              heblichen Stellenabbaus in den letzten Jahren (im Zuge des Eigentümerwechsels von
              GM zu Groupe PSA und des Teilverkaufs des Entwicklungszentrums an den Enginee-
              ring-Dienstleister Segula Technologies) arbeiten noch einige Tausend Beschäftigte an
              der Entwicklung der künftigen Opel- und Vauxhall-Modelle und sind für die konzernweite
              Entwicklung der leichten Nutzfahrzeuge sowie einer neuen Motorenfamilie zuständig.
              Wie sich die Rolle des Entwicklungszentrums unter dem neuen Dach von Stellantis dar-
              stellen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass die Zahl der Entwicklungszentren
              innerhalb des neuen Konzerns durch die Fusion auf vier gewachsen ist – Detroit, Paris,
              Rüsselsheim und Turin.

              Neben weiteren deutschen Automobilherstellern und zahlreichen Zulieferern ist Hessen
              bzw. vielmehr das Rhein-Main-Gebiet auch ein beliebter Standort für die FuE-Aktivitäten
              asiatischer Automobilhersteller mit einer beachtlichen Zahl von Arbeitsplätzen. So sind
              allein im gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungszentrum von Hyundai und Kia in
              Rüsselsheim rund 300 Mitarbeiter beschäftigt.

              10 Hierbei handelt es sich um die so genannten internen FuE-Aufwendungen, die den überwiegenden Teil
                 der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere
                 Forschungsinstitutionen.
              11 Vgl. ZEW (Hrsg.): ZEW Branchenreport Innovationen – Automobilbau, Mannheim 2021.

                                                             16
Automobilindustrie in Hessen

FuE-Zentren asiatischer Automobilhersteller in Hessen

Unternehmen                                 Standort            Zentrum

 Chery Europe GmbH                          Raunheim            Entwicklungszentrum / Designstudio (im Aufbau befindlich)

 Geely Auto Technical (Deutschland) GmbH    Raunheim            Forschungs- und Entwicklungszentrum

 Great Wall Motor Europe Technical Center   Dietzenbach         Forschungs- und Entwicklungszentrum (im Aufbau befind-
 GmbH                                                           lich)

 Honda Research Institute Europe GmbH
                                            Offenbach am Main   das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum
 Honda R & D Europe (Deutschland) GmbH

 Hyundai Motor Europe Technical Center
                                                                das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum
 GmbH (zusammen mit Kia Motors Deutsch- Rüsselsheim
 land GmbH)                                                     das europäische Designzentrum von Hyundai

                                                                Europäisches Designzentrum Frankfurt
 Kia Motors Deutschland GmbH                Frankfurt am Main
                                                                (unabhängig von Hyundai)

                                            Ginsheim-
 Isuzu Motors Germany GmbH                                      das europäische Entwicklungs- und Servicezentrum
                                            Gustavsburg

 Mazda Motor Europe GmbH (Mazda
                                            Oberursel           das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum
 Research Europe)

                                                                das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum
 Mitsubishi Motor R&D Europe GmbH           Trebur
                                                                das europäische Designzentrum

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021).

Nicht nur hessische Unternehmen betreiben Forschung und Entwicklung in Sachen
Kraftfahrzeuge, sondern selbstverständlich sind auch zahlreiche universitäre und außer-
universitäre Forschungseinrichtungen in diesem vielfältigen Forschungsgebiet tätig. Die
nachfolgend angeführten Einrichtungen aus Hessen und ihre Forschungsfelder können
deshalb nur Beispiele darstellen – zumal sich mit der Elektromobilität in den letzten Jah-
ren die Forschung beträchtlich ausgeweitet hat. Es gibt kaum ein Institut, Fachgebiet
oder eine Arbeitsgruppe, das bzw. die nicht Aspekte der Elektromobilität in das For-
schungsportfolio aufgenommen hat.

–   Der Forschungsverbund Fahrzeugsysteme an der Universität Kassel forscht im Ver-
    bund mehrerer Fachgebiete (u.a. Fahrzeugsysteme und Grundlagen der Elektro-
    technik; Mechatronik mit dem Schwerpunkt Fahrzeuge; Elektrische Maschinen und
    Antriebe) u.a. in den Bereichen Elektromobilität einschließlich Energieversorgung,
    hybride Antriebstechnik und Leichtbau. Die Universität Kassel ist zudem Kooperati-
    onspartner von Opel im Rahmen des Projekts „E-Mobility-LAB Hessen“. Gemeinsam
    mit weiteren Partnern (u.a. House of Energy in Kassel) wird mit dem Projekt in Zu-
    sammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft die Ladeinfrastruktur der Zukunft
    erforscht.

                                                     17
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

              –   Das fachbereichsübergreifende Kompetenzzentrum für Automotive, Mobilität und
                  Materialforschung der Technischen Hochschule Mittelhessen forscht u.a. auf den
                  Gebieten Antrieb und Fahrwerk, Leichtbau (z.B. Strukturen aus additiver Fertigung),
                  Crash- und Insassensicherheit, Sensorik und Aktuatorik (z.B. 3D-Stereo-Kamera-
                  messtechnik) sowie Elektromobilität (u.a. energiesparende E-Motoren).

              –   Das Institut für Automatisierungstechnik und Mechatronik des Fachbereichs Elektro-
                  technik und Informationstechnik der Technischen Universität Darmstadt forscht u.a.
                  zum elektronischen Antriebsstrangmanagement, zu Fahrdynamikregelungen und zu
                  kognitiven Fahrerassistenzsystemen.

              –   Ebenfalls an der Technischen Universität Darmstadt besteht der interdisziplinäre
                  Forschungsverbund Fahrzeug 5.0, in dem zehn Institute mit weiteren Partnern an
                  neuartigen Methoden der Fahrzeugentwicklung forschen. Ziel des Verbundes ist es,
                  die revolutionären Ansätze aus den Bereichen Big Data und Machine Learning mit
                  der klassischen evolutionären Entwicklung von Fahrzeugen zu vereinen.

                  So forscht z.B. das Fachgebiet Fahrzeugtechnik u.a. zu den Themen Automatisier-
                  tes Fahren und Anwendung von künstlicher Intelligenz. Das Fachgebiet ist auch ei-
                  ner der Partner des Projekts UNICARagil, das vollständig fahrerlose elektrische
                  Fahrzeuge auf der Grundlage eines modularen und skalierbaren Fahrzeugkonzepts
                  entwickelt. Ebenfalls ist es Partner des Projekts „Automated Driving Darmstadt for
                  Students“, mit dem eine Fahrzeugplattform fachgebiets- und fachbereichsübergrei-
                  fend zur Verfügung gestellt werden soll, auf der Studierende Algorithmen für Fahrer-
                  assistenzfunktionen und automatisierte Fahrfunktionen entwickeln und anwenden
                  können.

                  Das Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Fahrzeugantriebe befasst sich z.B.
                  mit der Abgasnachbehandlung (z.B. durch Katalysatoren), der Elektrifizierung und
                  mit CO2-neutralen Kraftstoffen. Das Institut ist in diesem Kontext auch einer der Part-
                  ner des Projekts C3-Mobility, das auf Methanol basierende Kraftstoffe hinsichtlich
                  ihrer unterschiedlichen Herstellungs- und Verbrauchsketten, Wirkungsgrade sowie
                  von Markteinführungsszenarien untersucht.

                  Und das Institut für Mechatronische Systeme widmet sich in einem seiner For-
                  schungsschwerpunkte den Fahrzeug-Systemen, u.a. der Antriebs- und Getriebe-
                  technik (z.B. Hybridgetriebe) und der E-Mobilität (z.B. Konzeption und Entwicklung
                  eines rein elektrischen Antriebsstrangs mit zwei Hochdrehzahlmaschinen).

              –   Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt be-
                  schäftigt sich in einem eigenen Kompetenzfeld Automotive Security mit Sicherheits-
                  und Datenschutzaspekten im Automotive-Umfeld (z.B. mit der Entwicklung von Si-
                  cherheitsarchitekturen für Steuergeräte und Bordnetze oder der Entwicklung von
                  Verfahren zur Absicherung von Kommunikationsverbindungen).

              –   In allen vier Forschungsschwerpunkten des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestig-
                  keit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt – Betriebsfestigkeit, Adaptronik,
                  Kunststoffe und Systemzuverlässigkeit – spielt die anwendungsorientierte Automo-
                  bilforschung eine Rolle. So wird u.a. die Betriebsfestigkeit von Fahrzeugteilen unter
                  Umwelteinflüssen untersucht, an der Reduzierung von Schwingungen und Lärm (z.B.

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