Broadcast www.film-tv-video.de 1/2017 - Film TV Video

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                              Sonderheft

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            Im Überblick:
            On Air: Sky sendet UHD

            Vorne dabei: TPC baut IP-Ü-Wagen in UHD

            Immer weiter: Arri-Vorstände im Interview

            In der Cloud: Bildregie

            Im Trend: Tech-Talk mit Lawo
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WEAPON 8K S35
  LIEFERT MEHR ALS NUR
     35 MILLIONEN PIXEL

           WWW.RED.COM
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                                              Die ganze Branche. Online.

Wegbereiter
4K, 8K, HDR, HFR und am besten komplett IP-basiert.
Oder doch lieber etwas ganz anderes?

  Aktuell mangelt es der Branche beileibe nicht an Tech-
nologien, die es zu diskutieren und zu evaluieren gilt.

   Höhere Auf­lösung, höherer Dynamikumfang, höhere
Frameraten und erweiterter Farb­raum stehen im Fokus
vieler technischer Diskussionen. Dazu kommt noch die
Option, von klassischen Videoinfrastrukturen zu IP-ba-
sierten Verteilsystemen zu wechseln.

   Es ist nicht so leicht, all diese unterschiedlichen
Parameter unter einen Hut zu bringen, weder für die
Kunden, noch für die Hersteller. Das spiegelt sich teil-
weise auch in den Beiträgen wider, die Sie in diesem
Magazin finden. Weite Teile der Branche ringen letztlich
um Erkenntnisse und wägen die nächsten Schritte und
Stufen der technischen Weiterentwicklung ab. Obwohl
sich die Lage in immer mehr Aspekten klärt, ist letztlich

                                                            Inhalt
aber vielfach noch offen, in welcher Richtung es konkret
weitergehen soll.

   Es gibt aber Unternehmen, die vorangehen und ihre
Visionen umsetzen. Sie bereiten den Weg und betreten        UHD in Deutschland: Sky ist on Air ......... 4
Neuland. Auch davon handeln einige der Beiträge in die-
sem Magazin.                                                TPC: Echtes Broadcast-IP wird Realität .10

  Sie werden sehen.                                         Branchentrends: Tech-Talk mit Lawo..... 14

  Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller                      Der Annova-Deal mit Scisys ................... 18

                                                            Bildregie als Cloud-Service ................... 20

                                                            Ein ganzes Jahrhundert Bilder ............... 24

                                                            So geht’s mit Wige Broadcast weiter .... 28

                                                            Total im Flow – mit HelmutFX ................ 30

                                                            Neue Wege in der Ausbildung ................32
                                                            Impressum ............................................... 35

                                                                                  Seite 3 | www.film-tv-video.de
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UHD in Deutschland:
                                                                                    Wer technologisch an der Spitze blei-
                                                                                    ben will, der muss etwas dafür tun.
                                                                                       So kommt es, dass die UHD-Re-

Sky ist on Air
                                                                                    gie, die UHD-Schnittplätze und die
                                                                                    UHD-Qualitätskontrolle von Sky der-
                                                                                    zeit übergangsweise in einem älteren
                                                                                    Gebäude sitzen, das früher zum
film-tv-video.de war zu Besuch in der derzeit einzigen, operativen                  Kirch-Imperium gehörte. Dort ist nun
UHD-Senderegie Deutschlands: bei Sky in Unterföhring. Von hier wird                 das leistungsfähigste, modernste
regelmäßig UHD-Programm gesendet.                                                   Equipment im Einsatz, um den
                                                                                    24h-UHD-Betrieb       sicherzustellen.
Text: C. Gebhard, G. Voigt-Müller            Sports Headquarter, fertiggestellt     Technisch realisiert hat dieses Pro-
Fotos: Nonkonform                            hat, das im Sommer 2017 in Betrieb     jekt Qvest Media.
                                             gehen soll. Stattdessen hat sich Sky      »Wenn das Sky Sports Head-
Wenn es um UHD geht, dann ist                aber entschieden, seinen Kunden        quarter fertig ist, werden wir natür-
Deutschland Entwicklungsland –               schon jetzt UHD-Programme anzu-        lich dorthin umziehen«, erläutert
nicht wenn man mit Blick auf die             bieten – in verschiedener Form und     Christian Barth, Head of Strategy &
Hardware durch einen Elektronik-             auf verschiedenen Wegen. Aus der       Architecture / Broadcast Services
markt wandert, aber wenn man auf             UHD-Sendeabwicklung von Sky in         bei Sky Deutschland. »Aber es ist
das Programmangebot schaut. Das              Unterföhring wird jedenfalls schon     jetzt schon klar, dass es richtig war,
Angebot im Bereich 4K-Streaming              jetzt täglich 24 Stunden in UHD        hier zu beginnen und eine UHD-In-
und bei 4K-Blu-rays etwa ist sehr            gesendet.                              sel in den praktischen Betrieb gehen
begrenzt – und noch schwächer wird              Dahinter steckt einerseits ganz     zu lassen. Der Erkenntnisgewinn war
es beim Blick in den TV-Bereich: Es          sicher der Wunsch, den eigenen         und ist enorm und wir konnten somit
gibt momentan nur einen TV-Anbie-            Zuschauern immer die neuesten          nicht nur den Zuschauern frühzeitig
ter in Deutschland, der ein UHD-Re-          Technologien anzubieten und ihnen      UHD-Programm anbieten, sondern
gelprogramm On Air hat: Sky.                 etwas Besonderes zu offerieren. Der    auch als Sender eine aktive Rolle
   Weshalb prescht der Sender vor            laufende UHD-Betrieb eröffnet dem      dabei wahrnehmen, wie UHD defi-
und wie läuft das Ganze technisch            Sender aber auch die Chance, im        niert und in die Realität umgesetzt
ab? Diese Fragen sollte der Besuch           praktischen Betrieb Erfahrungen zu     wird.«
von film-tv-video.de bei Sky in Unter-       sammeln – auf der ganzen Strecke
föhring bei München klären.                  vom Produktionsort bis in die Wohn-    Was wird produziert?
   Sky hätte mit dem Start eines             zimmer der Kunden. Daraus kann         Der inhaltliche Schwerpunkt beim
UHD-Angebots auch warten kön-                ein handfester Wettbewerbsvorteil      Thema UHD liegt bei Sky derzeit in
nen, bis das Unternehmen sein                erwachsen, wenn es später um den       der Fußballberichterstattung – wenn
neues Sendezentrum, das Sky                  UHD-Rollout auf breiter Basis geht.    man mal von den VoD-Spielfilm­

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Der inhaltliche Schwerpunkt beim Thema
UHD liegt bei Sky derzeit in der Fußball-
berichterstattung.

angeboten absieht und sich auf den
klassischen TV-Bereich konzentriert.
Hier wird von Sky ein Champions-Le-
ague- oder Europa-League-Fuß-
ballspiel pro Spieltag und auch ein
Bundesligaspiel pro Spieltag in UHD
produziert. Das ist natürlich nur der       Alexander Lutz und Christian Barth von Sky, Andreas Cohrs von Qvest Media (v.l.n.r.).
aktuelle Stand. Der Umfang der
UHD-Übertragungen wird in Zukunft
weiter anwachsen.                           men als Teil des Worldfeeds an, wer-         Datenmengen in Echtzeit speichern,
   Wenn es gerade kein Live-Pro-            den also ebenfalls schon vor Ort im          bereitstellen und bearbeiten zu kön-
gramm in UHD gibt, dann laufen auf          Ü-Wagen produziert. An den Stadien           nen.
dem UHD-Kanal Wiederholungen                sind Ü-Wagen etwa von TV Skyline,               Ein Beispiel macht das deut-
früherer Spiele sowie Promotions.           Topvision oder TVN im Einsatz.               lich: Um HD-Feeds redundant auf-
                                               So weit ist alles identisch, aber         zeichnen zu können, stehen heute
Wie kann man das Programm                   natürlich gibt es auch Unterschiede,         zahlreiche Server-Lösungen zur
empfangen?                                  die in wesentlichen Teilen aus den viel      Verfügung. Will man das Gleiche
Das UHD-Programm können alle                höheren Datenraten von UHD resul-            aber heute für eine sofort live-fä-
Sky-Kunden sehen, die das Bun-              tieren – und natürlich auch daraus,          hige UHD-Senderegie haben, ist
desliga- oder das Sportpaket in HD          dass die gängigen Studioinfrastruk-          das Angebot sehr viel dünner. Chri-
gebucht haben. Man zahlt also als           turen nicht auf UHD eingerichtet sind        stian Barth erläutert: »Um die nötige
Sky-Kunde mit diesem Profil für das         und viel weniger Equipment zur Ver-          Leistung zu erreichen, setzen wir für
UHD-Angebot derzeit nichts extra.           fügung steht, das mit UHD-Signalen           die Aufzeichnung des UHD-Feeds
   Zusätzlich zum Abo ist natür-            umgehen kann, als etwa mit HD-Si-            Venice-Server von Rohde & Schwarz,
lich noch die passende Hardware             gnalen.                                      sowie einen XT4K von EVS ein. Dazu
im Wohnzimmer erforderlich, um                                                           gab es letztlich bei unserem Anfor-
UHD sehen zu können: Man braucht            Mehr Daten, mehr Aufwand?                    derungsprofil gar keine Alternative –
für den Empfang einen Sky+-Pro-             Ein UHD-Bild besteht heutzutage in           zumindest nicht zu dem Zeitpunkt,
Receiver und einen UHD-Fernseher.           der Produktionspraxis letztlich aus          als wir die UHD-Sendeabwicklung
                                            vier einzelnen, nahtlos zusammen-            realisierten.«
Wie wird produziert?                        fügbaren, synchronisierten HD-Bil-              Ruft man sich in Erinnerung, dass
Die UHD-Produktion läuft in der             dern. Die werden dann am Ende der            hier letztlich unter vielen Aspekten
UHD-Sendeabwicklung (UHD-SAW)               Produktionskette für die Distribution        die vierfache Leistung gefordert ist,
im Endeffekt genauso ab, wie bei            zu einem Bildsignal kombiniert und           überrascht es, dass die Technik des
einer Übertragung in HD: Bild und           ausgestrahlt. Das bedeutet natür-            UHD-Kanals von Sky im Geräte­
Ton des Spiel werden von einem              lich, dass man in puncto Schnittstel-        raum gerade mal sieben 19-Zoll-
Ü-Wagen vor Ort angeliefert, als fer-       len, Bandbreite und Datenrate quasi          Racks belegt. Dieser Sichtweise
tiges Signal.                               auch den vierfachen Aufwand hat.             stimmt Christian Barth zu: »Wenn
   Sky bekommt also von der DFL                Man braucht also für Live-Übertra-        man bedenkt, dass die Geräte­
und der Uefa den jeweiligen World-          gungen Infrastrukturen und Geräte,           hersteller hier an vielen Stellen noch
feed. Slomos etwa, die man während          die das Ganze verarbeiten können,            am Anfang stehen, ist es doch ganz
des laufenden Spiels sieht, kom-            die leistungsfähig genug sind, um die        erstaunlich, wie vergleichsweise

                                                                                          Seite 5 | www.film-tv-video.de
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die Sendung kann damit automati-
                                                                                     siert oder manuell gefahren werden.
                                                                                        »Der Kahuna ist von seinen vie-
                                                                                     len kreativen Möglichkeiten her
                                                                                     eigentlich für unsere Zwecke über­
                                                                                     dimensioniert, denn es ist eben letzt-
                                                                                     lich ein Produktions- und kein Sende­
                                                                                     mischer. Wir haben ihn trotzdem
                                                                                     gewählt, weil wir seine Leistungs-
                                                                                     fähigkeit in einigen Aspekten eben
                                                                                     doch brauchen und es gab auch wei-
                                                                                     tere Gründe: Als wir loslegen wollten,
                                                                                     gab es eben keinen Sendemischer,
                                                                                     der UHD hätte faden können«, erklärt
                                                                                     Christian Barth.
                                                                                        In der UHD-SAW werden alle Gra-
Alle Signale liegen während der Produktion am Kahuna-Mischer von Sam auf.
                                                                                     fikelemente von Sky in den World-
                                                                                     feed eingefügt. Das geschieht mit
wenig Platz wir für einen Live-UHD-        seit Sky in UHD sendet, noch keine        einem UHD-fähigen Grafiksystem
Kanal brauchen.«                           vom UHD-Zuschauer bemerkbaren             von Vizrt. Die höhere Auflösung ist
    Die Technik im Geräteraum              Probleme.                                 besonders bei den Grafiken sehr
stammt von Rohde & Schwarz                                                           eindrucksvoll: Spielernamen oder
(Venice, Clipster, Spycer), EVS (XT4K,     Workflow bei der                          Ergebnisse sehen auch bei geringem
XFile), Sam (Kahuna), Volicon, Aja,        UHD-Produktion                            Betrachtungsabstand knackscharf
Blackmagic, Vizrt, Imagine, Evertz,        »Wenn wir live senden, kommt das          aus.
ForA, Riedel und anderen. Dirigiert        Programmsignal in Form von vier              Zudem gibt es für die UHD-Be-
und genutzt werden die Geräte von          HD-Signalen bei uns hier in Unter-        richterstattung einen eigenen Kom-
der Regie aus. Hier sind in der Regel      föhring an«, fasst Christian Barth        mentator, der in einem Sprecher-
vier bis fünf Personen aktiv, wenn live    zusammen. Das Spiel wird in der           raum neben der SAW arbeitet. Der
gesendet wird.                             SAW also auf Basis des Worldfeeds         UHD-Kommentator sieht den Feed
    Derzeit basiert die bei Sky für UHD    live produziert.                          und hört zudem ergänzend den Kom-
eingesetzte Technik auf 3G-SDI, es             In diesem Workflow sind drei          mentar seines Kollegen, der vor Ort
wird also innerhalb der UHD-Sende­         Venice-4K-Server im Einsatz. »Den         im Stadion ist – und zusätzlich kann
abwicklung mit vier Quadranten             Clean Feed zeichnen wir mit einem         er auch in die Interkom-Kommunika-
gearbeitet, weil das zum Zeitpunkt,        Venice-Server auf, um das Mate-           tion vom Produktionsort hinein­hören.
als bei Sky die Entscheidung fiel, mit     rial später für Trailer und die weitere   Das wird durch vernetzte Inter-
UHD On Air zu gehen, die einzige           Postproduction verfügbar zu haben.        kom-Systeme von Riedel möglich
realistische Option war.                   Als zweiter Server läuft der XT4K mit     und gibt dem UHD-Kommentator
    »Das Arbeiten mit vier Quadranten      – einerseits aus Redundanzgründen         umfassende Infos zu den Gescheh-
hat sich innerhalb der Sende­              und andererseits, weil wir das Mate-      nissen im Stadion, die man im Feed
abwicklung als völlig unproblema-          rial auch für den Highlight-Schnitt       vielleicht gar nicht sieht.
tisch erwiesen«, erläutert Christian       brauchen. Die Highlights zeigen wir          An allen entscheidenden Stel-
Barth. »Wenn das UHD-Bild über             in der Halbzeitpause und nach dem         len sind Profi-4K-Monitore von
Glasfaser in die Sendeabwicklung           Spiel – und das funktioniert eben         Sony installiert, teilweise nutzt Sky
kommt, gab es noch nie Probleme.           mit einem EVS-System einfach am           aber auch hochwertige 4K-Consu-
Herausforderungen zeigten sich –           besten.«                                  mer-Displays. »Neben Gründen der
zum Glück in sehr seltenen Fällen – in         Durch den Einsatz des EVS-Ser-        Kosteneffizienz hat das auch durch-
der Praxis dann, wenn auf dem Kon-         vers stehen dabei – wie schon aus-        aus noch andere, positive Aspekte,
tributionsweg auch Satellitenverbin-       geführt – sofort nach jedem Halb­zeit­    an manchen Stellen Consumer-Ge-
dungen zum Einsatz kamen. Generell         ende die Highlights zur Verfügung.        räte zu verwenden, denn damit kön-
kann man sagen: Je mehr Zwischen-          Direkt nach dem Ende der Live-Über-       nen wir sehen, wie sich unser Signal
schritte es auf dem Kontributions-         tragung geht dann die Wiederholung        auf Geräten niederschlägt, wie sie
weg gab, um so eher traten mal Pro-        des Spiels On Air, diese wird dann        auch unsere Zuschauer zuhause
bleme auf. Es gab insgesamt aber für       vom Venice-Server ausgespielt.            haben«, sagt Christian Barth.
eine so junge Technologie sehr, sehr       Venice-Server stellen also sowohl            »Wegen der höheren Bandbreiten
wenig Probleme.«                           Kanäle für Playout als auch die Auf-      brauchten wir für die UHD-SAW sehr
    Und für den absoluten Notfall gibt     zeichnung des Live-Programms              viel leistungsfähigeres Equipment –
es immer noch eine Backup-HD-Ver-          bereit. Als Speicherlösung ist die        auch um trotz der hohen Bandbreiten
bindung, die man im Notfall über           R&S SpycerBox Ultra TL integriert.        und Datenmengen eine hohe Sende-
einen Upscaler auch zum UHD-Si-                Alle Signale liegen während der       sicherheit zu erreichen. Wir müssen
gnal hochskalieren kann – so gab es        Produktion am Kahuna-Mischer auf,         eben in der Lage sein, während die

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UHD-Aufzeichnung weiterläuft, das
Material zu sichten, zu bearbeiten
und dabei innerhalb des SAW-Netz-
werkes zu transportieren und wieder
auszuspielen.«
   UHD zunächst als separate
Insellösung in Form einer eigenen
SAW zu realisieren, hat sich für Sky
als großer Vorteil herausgestellt: So
wurden etwa die klassische Sende-
abwicklung und die Automation in
der UHD-SAW viel enger verzahnt,
als sonst bei Sky üblich, und das hat
sich sehr gut bewährt, fasst Christian
Barth zusammen.
   Realisiert wurde das gesamte Pro-
                                         Auf dem EVS-Server wird ein Highlight-Schnitt erstellt.
jekt in enger Kooperation zwischen
Qvest Media und Sky. »Wir hatten
einen engen, ehrgeizigen Zeitplan        diesem besonders wichtig sei, Sys-           Qualitätskontrolle für angelieferte
und wir haben letztlich technisches      temkomponenten auszuwählen, die              UHD-Filme stattfindet, die Sky via
Neuland betreten. Das zu einem           auch ein zuverlässiges Wartungs­             Video-on-Demand in UHD anbietet.
guten Ende zu bringen und plan­          management ermöglichen.                         Die Filme kommen von den Stu-
mäßig termingerecht On Air gehen                                                      dios meistens in IMF, seltener auch
zu können, schafft man nur mit einem     Weitere UHD-Technik bei Sky                  in ProRes. Über ein Clipster-System
kompetenten leistungsfähigen Part-       Neben der UHD-SAW gibt es bei Sky            wird das angelieferte Material
ner«, sagt Christian Barth in Richtung   auch noch andere Arbeitsplätze und           gesichtet, bei Bedarf umformatiert
Systemhaus. Andreas Cohrs, Key           Einrichtungen, die mit UHD-Equip-            und für die Verwertung bei Sky auf-
Account Manager bei Qvest Media,         ment bestückt sind. Das ist zunächst         bereitet.
betont dass es bei einem Projekt wie     ein QC-Platz, an dem etwa auch die              »IMF hat für uns den Vorteil, dass

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der Workflow damit einfacher ist und      mando hierbei führt eine Playout-
man die IMFs mehr oder weniger            Auto­mation von Imagine (ADC100).
direkt in den Encoder füttern kann,           Damit die UHD-Bildsignale über
was wiederum einen echten Quali-          die vorhandene Infrastruktur zu den
tätsvorteil beim Endergebnis bringt«,     Zuschauern gelangen können, ist
erläutert Alexander Lutz, Senior          eine starke Datenkompression mit-
Manager Strategy & Architecture /         tels HEVC-Technologie erforderlich,
Broadcast Services bei Sky.               die aber dennoch eine hohe Bildqua-
   In der QC wird also das IMF kon-       lität sicherstellt.
trolliert und auch der fertige Trans-         Als HEVC-Encoder setzt Sky auf
port Stream – visuell auf einem           Rohde & Schwarz und hat sich hier-
UHD-TV und im Tonbereich mit              bei für die Encoding- und Multi-
einem 5.1-Audiosystem, zudem auch         plexing-Plattform R&S AVHE100 ent-
mit Messgeräten, etwa von Tektro-         schieden. Das ist ein HEVC-Encoder
nix.                                      auf Software-Basis, der auf einem
   Der QC-Platz kann alternativ auch      IT-Server läuft. Die damit erzeugten
als Avid-Schnittplatz genutzt wer-        Transport-Streams gehen nach Ita-
den, aber es gibt zusätzlich auch         lien und werden dort upgelinkt.
noch einen reinen UHD-Schnittplatz:           Der gesetzlich vorgeschriebene
Dort werden – ebenfalls auf Basis         Sendemitschnitt-Server        zeichnet
eines Avid-Systems – Sport-Promos         das Programm in HD auf.
und UHD-Promos geschnitten.                   Die gesamte Technik aus dem
                                          UHD-Geräteraum wird in das neue
Technik im Geräteraum                     Sky-Sendezentrum         Sky   Sports
In einem separaten, abgesetzten           Headquarter umziehen, wenn die-
Technikraum im Kellergeschoss ist         ses fertiggestellt ist. Der Umzug soll
die für UHD notwendige leistungs­         Mitte des Jahres 2017 geschehen.
fähige Technik versammelt.
   Das ist zunächst ein 4-Kanal-          Großes Thema HDR
UHD-Server von EVS (XT4K), an den         Was aus Sicht vieler Branchen­
ein X-File angeschlossen ist, der         experten noch fehlt, um UHD zu
auch den Zugriff auf File-Ebene auf       komplettieren, ist HDR. Zusätzlich
das aufgezeichnete Material erlaubt.      zur höheren Pixelzahl soll also auch
Von Rohde & Schwarz sind unter            noch ein größerer Dynamikumfang
anderem Spycerbox, Clipster und           die Bildqualität verbessern.               Komponenten von Riedel für die
Venice im Betrieb. Die Grafiksysteme          Das sieht man letztlich auch bei      ­Kommunikation.
kommen von Vizrt.                         Sky so: »Es ist unser Ziel, in Zukunft
   Zwei Evertz-Kreuzschienen sor-         UHD und HDR zu kombinieren«,
gen für vollkommende Redundanz im         erläutert Christian Barth. »Auf der       man etwa auch aus den Vortrags­
Routing-Bereich. Die ist nötig, weil      Produktions- und Sendeabwick-             aktivitäten von Stephan Heimbecher
das UHD-Programm ja durchgängig           lungsseite sind wir auf diesen Schritt    ableiten, der neben seiner Tätigkeit
On Air ist, man also nicht einfach mal    vorbereitet.«                             als Director of Innovations & Stan-
alles abschalten kann, wenn etwa ein          Die höhere Pixelzahl von UHD ist      dards bei Sky Deutschland auch die
Update durchgeführt werden muss.          aus Sicht des Unternehmens defini-        Arbeitsgruppe Ultra HD bei der Deut-
   Audiokomponenten von Jün-              tiv schon ein erster wertvoller Schritt   schen TV Plattform leitet.
ger werden für De-Embedding und           in Richtung besserer Bildqualität und         Produktionsseitig hat Sky schon
Embedding genutzt. Dabei ist wich-        ein Gewinn, besonders für die Kun-        etliche Tests und Pilotprojekte in der
tig, dass Sky sein UHD-Programm           den mit großen Displays – und sie         Kombination von UHD und HDR rea-
immer mit Tonsignalen in Dolby 5.1,       ist deshalb heute bei Sky schon On        lisiert. Dadurch verfügt das Unter-
Dolby 2.0 und zusätzlich mit Dolby        Air, wenn auch bisher noch in redu-       nehmen etwa auch über eigenes
2.0 ohne Kommentar, also mit reinem       ziertem Umfang.                           HDR-Material und kann jenseits von
Stadionton anbietet.                          UHD soll aber bei Sky perspek-        Fußballspielen sehr beeindruckende
   Weitere Komponenten sind ein           tivisch definitiv mit mehr Dynamik­       Demovorführungen geben – etwa
Lawo-Kreuzschienen-Controller,            umfang, also mit HDR verbunden            von einem Beachvolleyballturnier.
Mo­dular-Equipment von Evertz, und        werden. Sky wird dabei aller Voraus-          Sky wird also mit sehr hoher
eine Audiokreuzschiene. Letztere ist      sicht nach HLG (Hybrid Log Gamma)         Wahrscheinlichkeit      auch     beim
notwendig, obwohl insgesamt über-         zum Einsatz bringen – auch wenn           Thema HDR zu den Pionieren gehö-
wiegend mit dem Audioprotokoll            Sky insgesamt zu diesem Themen-           ren und die Kombination aus UHD
Dante gearbeitet wird.                    komplex noch keine offiziellen, kon-      und HDR als einer der ersten in deut-
   Alle Playout-Komponenten sind          kreten Aussagen macht. Die Ten-           sche Wohnzimmer bringen.
redundant aufgebaut. Das Oberkom-         denz von Sky in Richtung HLG kann

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ULTRASCHARFE
          SYSTEMINTEGRATION!
          powered by Qvest Media

Herzlichen Glückwunsch Sky, zum UHD-Sendestart!
So scharf war Fernsehen noch nie! Für Sky bringt Qvest Media den ersten Ultra HD Live-Sender
Deutschlands on air. Dieser markiert den Beginn einer neuen Ära dank einer 4K-Live-Produktionsinfrastruktur
und Ultra-HD-Sendeabwicklung, die wir gemeinsam mit Sky geplant, designt und realisiert haben.

Weitere Informationen unter www.qvestmedia.com/sky-uhd
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TPC produziert mit den eigenen Ü-Wagen Sport, Kultur,
                                                                       Unterhaltung. Das verlangt flexible Konzepte.

Echtes Broadcast-IP wird Realität
Der Schweizer Broadcaster und TV-Dienstleister TPC lässt derzeit                      zu bauen. Er ergänzt: »Wir wollten
von SonoVTS einen 24-Kamera-Ü-Wagen bauen, der die IP-basierte                        aber nicht auf dem Standard SMPTE
­Live-Produktion auf ein neues Level heben soll – mit durchgängig un-                 2022-6 aufsetzen, sondern auf der
 komprimierter UHD-Signalverarbeitung im IP-Standard ST2110.                          Basis von ST2110 arbeiten – wohl-
                                                                                      wissend, dass dieser Standard erst
Text: C. Gebhard, G. Voigt-Müller             zeugbau, den Innenausbau sowie          in diesen Tagen finalisiert wird.«
Fotos: Nonkonform, TPC                        Elektro- und Klimainstallationen und       Lattmann betont, dass dies aus
                                              die Systemintegration.«                 Sicht von TPC ein entscheidender
TPC realisiert die unterschiedlichsten                                                Aspekt des jüngsten Ü-Wagen-Pro-
TV-Projekte: Die Live-TV-Produktion                                                   jekts sei. »Bei SMPTE 2022-6 wech-
in den Bereichen Sport, Kultur und            UHD1: Sattelauflieger mit 24            selt man letztlich lediglich den
Events gehört ebenso dazu, wie die            Arbeitsplätzen                          physikalischen Layer von grünen
Unterhaltung. Für seine anspruchs-            SonoVTS wird für TPC einen Sat-         SDI-Kabeln zu Cat-Kabeln, muss
vollen Produktionen setzt TPC stets           telauflieger mit 24 Arbeitsplätzen      aber ansonsten mit allen Einschrän-
auf flexible und fortschrittliche Tech-       bei einer Gesamtlänge von 16,5 m        kungen der HD-SDI-Welt leben. Das
nik: Die Schweizer gehörten etwa              bauen. Vier seitliche Auszüge bie-      ist aus unserer Sicht nicht erfolg-
auch bei der Einführung von HD zu             ten eine großzügige Arbeitsfläche,      versprechend. Wir halten es für
den Early Adopters.                           im betriebsbereiten Zustand wird der    zukunfts­trächtiger, gleich ein Fahr-
   Auch jetzt ist TPC wieder ganz             neue Ü-Wagen eine Tiefe von 4,5 m       zeug zu bauen, bei dem die Auftei-
weit vorne mit dabei, denn der Bro-           aufweisen. Das Gesamtgewicht des        lung von Audio-, Video- und Meta-
adcaster plant einen neuen UHD-               Fahrzeugs wird 40 t betragen. Die       daten im Netzwerk stattfindet.«
Ü-Wagen, der vollständig IP-basiert           Abmessungen entsprechen somit
im Standard SMPTE ST2110 arbei-               ziemlich genau den Maßen, die das
ten wird – unkomprimiert, also ohne           bisherige Flaggschiff von TPC auf-      Zukunftsstandard UHD?
Kompressionsverfahren wie Tico,               weist, der HD1.                         Den konkreten Bedarf an UHD-Pro-
NMI oder VC-2.                                   Der HD1 soll durch den UHD1          duktionen stuft Andreas Lattmann
   Als Partner für die Umsetzung              abgelöst werden. Es wird aber nicht     als derzeit noch relativ niedrig ein. Im
dieses Projekts hat sich TPC für den          das bestehende Fahrzeug moderni-        Verlauf der Lebensdauer des neuen
TV-Dienstleister SonoVTS entschie-            siert, sondern der UHD1 ist ein kom-    Fahrzeugs werde sich das jedoch mit
den: Das Systemhaus aus München               pletter Neubau.                         höchster Wahrscheinlichkeit stark
wird das Fahrzeug bauen.                                                              verändern, sagt Andreas Lattmann.
   Die Entscheidung fiel nach einer                                                   »Deshalb wird der Wagen 4K- und
intensiven Evaluierung von fünf               SMPTE ST2110 und                        HD-fähig sein – und das auch paral-
Anbietern, erläutert Andreas Latt-            unkomprimiert                           lel.«
mann, CTO bei TPC Switzerland:                »Wenn man davon ausgeht, dass               So werden in das Fahrzeug zwei
»Bei SonoVTS hatten wir das beste             unser neues Fahrzeug eine ähnliche      Bildmischer eingebaut: ein HD- und
Gesamtangebot.« Michael Jähnel,               Lebensdauer haben soll, wie der         ein 4K-Mixer. Diese Geräte kön-
Head of Project Sales bei SonoVTS,            HD1, ist klar, dass wir mit den neu-    nen wahlweise für die unabhängige,
ergänzt: »Wir übernehmen die voll-            esten Technologien planen müssen«,      pa­ rallele Produktion unterschied-
ständige Konzeption, Systempla-               erläutert Andreas Lattmann die Ent-     licher Sendesignale, aber auch
nung, den Karosserie- und Fahr-               scheidung, ein UHD-IP-Fahrzeug          arbeitsteilig als Haupt- und Subregie

            Seite 10 | www.film-tv-video.de
lösung in dem neuen Ü-Wagen als
                                                                                  Produkt, das unterschiedlichste
                                                                                  SDI- und IP-Eingänge und HD- und
                                                                                  UHD-Formate unterstützt. Die Lei-
                                                                                  tungen am IP-Backbone sind mit bis
                                                                                  zu Dual-100-GBit angebunden. Das
                                                                                  ermöglicht es TPC, unkomprimierte
                                                                                  Videosignale zu verarbeiten, ohne
                                                                                  dass hierfür ein Mezzanine-Kom-
                                                                                  pressionsformat oder aber proprie-
 Der 24-Kamera-Übertragungswagen wird von SonoVTS vollständig in UHD nach         täre Hardware-Technologie notwen-
 SMPTE ST2110 als IP-Standard mit einem redundanten Realtime-IP-Backbone          dig wären. Als Software-Layer ist
­realisiert.                                                                      Magellan von Imagine im Einsatz, als
                                                                                  übergreifendes Steuersystem wird
                                                                                  das VSM-System an Bord des Fahr-
in der gleichen Produktion genutzt           Auf die Frage, ob HDR zumindest      zeugs installiert werden.
werden.                                   in der Distribution schon früher eine      Im Bereich der Mischer setzt TPC
   Weiter wird es auch möglich sein,      Rolle spielen könnte, antwortet Latt-   auf einen XVS8000 von Sony, der
den Ü-Wagen als reines HD-Fahr-           mann mit einem einschränkenden          von einem XVS6000 als Havarie- und
zeug zu betreiben, denn in der nahen      »Jein«. Denn Kontribution und Distri-   Subregiemischer ergänzt wird.
Zukunft wird die Mehrzahl der Pro-        bution sind innerhalb der SRG zwar         Die gängigen Top-Mischermo-
jekte wohl noch in HD produziert          zusammengefasst, die Schweiz ist        delle bieten im Regelfall meist 160
werden. »Wir werden aber sicher           aber mehrsprachig, was sich in eige-    3G-Eingänge – in UHD kommt man
auch Projekte realisieren, bei denen      ner Produktionstechnik und eigenen      mit dieser Bestückung also de facto
wir in 4K produzieren und am Ende         Programmen für jede Sprachregion        auf maximal 40 Eingänge. »Damit wir
konvertieren und ein HD-Signal aus-       widerspiegelt. HDR könnte daher         trotzdem in UHD vernünftig arbei-
geben«, erklärt Andreas Lattmann.         in der Schweiz in unterschiedlichen     ten können, werden wir im IP-Netz-
                                          Geschwindigkeiten eingeführt wer-       werk eine Art Vorschaltbetrieb ein-
                                          den.                                    setzen, bei dem es eine Verbindung
Welche Rolle spielt HDR?                     Ein weiterer Aspekt: Die SRG baut    des Mischers zum Steuersystem gibt
TPC will die Fähigkeiten des UHD1         in Zürich aktuell ein neues Technik-    und die 40 Busleitungen dynamisch
nicht auf die höhere Auflösung redu-      gebäude, das bis Mai 2019 fertig sein   beschaltet werden können«, erläutert
ziert wissen. Andreas Lattmann sagt       soll: mit nationalem und regionalem     Andreas Lattmann die Arbeitsweise
dazu: »In einer idealen Welt kom-         Schaltraum, News und Sport und          im UHD-Modus.
biniert UHD aus unserer Sicht 4K,         neuen Sendeabwicklungen für Bro-           An den Mischereingängen liegen
HDR, Wide Color Gamut und HFR.            adband, Broadcast und Live-Events.      dann also immer die jeweils rele-
Im Zusammenwirken dieser einzel-             »Somit könnten wir theoretisch ab    vanten 40 UHD-Quellen an, aber
nen Aspekte erreicht man einen wirk-      Mai 2019 fähig sein, 4K und HDR zu      prinzipiell sind im Netzwerk noch
lich großen Sprung in der Bildquali-      distribuieren. Vermutlich werden wir    mehr verfügbar.
tät. Aber das ist in dieser Form leider   dabei aber aus Kostengründen nicht
noch nicht realisierbar. Wir müssen       direkt auf die Satellitendistribution
also in der Praxis stufenweise vor-       setzen, sondern auf die Weiterver-      Sony HDC-4300
gehen. Da wir aber wissen, wo wir         breiter, also Kabelnetz- und IP-Ver-    Der Ü-Wagen ist für 24 Kameras aus-
letztlich hinwollen, können wir diese     breiter«, erläutert Andreas Lattmann.   gelegt. Die grundlegende System­
Parameter schon jetzt in der Planung         Offen ist die Frage, in welcher      entscheidung hat TPC dabei schon
berücksichtigen.«                         Variante die Ausstrahlung bis dahin     gefällt und sich für Sony-Kameras
    So soll das Fahrzeug von Beginn       stattfinden wird. Prinzipiell denkbar   des Typs HDC-4300 entschieden.
an für HDR vorbereitet sein – und         sind unterschiedlichste Spielarten:     Diese Sony-4K-Kameras sind mit je
wo das aktuell noch nicht geht, sol-      HD und HDR, HD in SDR (also wie         drei 2/3-Zoll-Bildsensoren ausgerü-
len zukünftige Updates HDR ermög-         bisher) und UHD mit HDR.                stet, die jeweils 4K-Auflösung bieten.
lichen.                                                                               Das Kameramodell HDC-4300
    »Die Programmschaffenden wür-                                                 hat den Vorteil, dass damit auch
den sich die HDR-Funktionalität           Zentrale Technikkomponenten             eine 8fach-Slomo in HD möglich
schon von Beginn an wünschen,             TPC entschied sich bei dem              ist. Alle 4K-Kameras brauchen aber
aber aus technischer Sicht können         geplanten Fahrzeug dazu, in großem      mehr Licht als gängige HD-Kameras.
wir HDR-Signale nicht durch die der-      Umfang IP-Technik von Imagine           »Unsere Tests haben ergeben, dass
zeitige HD-Produktionskette bringen.      Communications          einzusetzen.    es keine Rauschartefakte gibt. Aber
Letztlich müssten wir also gleichzei-     Die Signalverarbeitung wird, wie        wir müssen bei den Produktionen mit
tig 4K und HDR einführen, um durch-       erwähnt, in UHD unkomprimiert über      ca. 1,5 Blenden weniger zurechtkom-
gängige Workflows bereitstellen zu        Network-Prozessoren erfolgen. Ima-      men – was aber machbar sein sollte«,
können«, sagt Andreas Lattmann.           gine beschreibt die zentrale System-    führt Andreas Lattmann aus.

                                                                                  Seite 11 | www.film-tv-video.de
Interview mit Andreas Lattmann, CTO bei TPC Switzerland

  Wie wichtig ist HDR für den Erfolg       Wird sich TPC in dieser
  von UHD?                                 Richtung bewegen?
  HDR ist aus der Sicht des Pro-              Die Live-Produktion von
  gramms wegen des Bildeindrucks           Sportinhalten ist ein wichtiger
  wichtiger als 4K. Auf technischer        Treiber dieser technischen               Andreas Lattmann,
  Seite haben wir aber das Problem,        Entwicklungen, und hier haben wir        CTO bei TPC Switzerland
  dass wir HDR nicht aus dem Hut           in der Schweiz eine etwas andere
  zaubern können.                          Ausgangssituation als sie etwa in
     Ideal wäre für mich eine Welt,        Deutschland herrscht.                    Ist die Diskussion um technische
  in der wir gleich mit 100 oder 120          Bei uns gibt es drei Anbieter von     Parameter somit letztlich zweit-
  fps, 4K und HDR arbeiten könnten.        Sportinhalten: SRG, Swisscom und         rangig?
  Nimmt man noch Wide Color Gamut          UPC. Diese Konkurrenz-Situation
  dazu, wären die Veränderung im           wird den Bedarf nach UHD sicher          Ich glaube, so extrem kann man
  Bild für den Zuschauer deutlich          beschleunigen.                           es auch nicht formulieren. Beides
  sichtbar.                                   Die Schwierigkeit besteht mei-        ist wichtig: der Inhalt, aber auch
     Das wird sich aber so nicht           ner Meinung nach für einen Broad-        die technische Qualität. Netflix und
  umsetzen lassen. Deshalb ist die         caster aktuell aber gar nicht darin,     andere bewerben ja explizit ihre
  Parallelität von 4K und HDR sinn-        4K zu beherrschen, sondern eher          technischen Standards. Im Idealfall
  voll. Ich glaube auch, dass wir die-     darin, Antworten darauf zu finden,       sollten sich die inhaltliche und die
  sen Schritt direkt von HD/SDR nach       wie man die Gebührenzahler wieder        technische Qualität ergänzen. Und
  4K/HDR tun müssten. Diese Verän-         dazu bringt, die Inhalte der Öffent-     dazu tragen wir unseren Anteil bei.
  derung wäre für den Konsumenten          lich-Rechtlichen zu konsumieren.
  wirklich sichtbar.

Film-Look inklusive                        Monitoren setzt SonoVTS auf die          nahme und Weitergabe von Signalen
Es soll mit dem neuen Ü-Wagen              eigene Produktlinie und baut Dis-        zu nutzen. Lattmann gibt allerdings
auch die Möglichkeit geben, bei            plays der HD-Q-Line ein, die Anbin-      zu bedenken, dass damit das Thema
bestimmten Produktionen mit Kame-          dung erfolgt in SMPTE 2110. Mess-        IT-Security auch im Ü-Wagen-Be-
ras zu arbeiten, die eher einen Film-      geräte liefert Tektronix.                reich eine wichtige Rolle spiele –
Look liefern. Hierfür lassen sich bis         »Im Bereich Talkback-Systeme          und hierfür letztlich noch Lösungen
zu acht F65-Kameras von Sony in die        werden wir auch beim UHD1 das            gefunden werden müssten.
UHD1-Infrastruktur einbinden.              Hugel-System nutzen.« TPC verwen-
   Das ermöglicht der 4K-Basis-            det seit Jahren die Intercom-Systeme     Premiere in Wengen
band-Prozessor BPU4000 von Sony.           des Schweizer Herstellers Hugel. In      Der UHD1 soll in diesem Jahr fer-
Er ist vollständig mit den Fernsteu-       der Grafik hat sich TPC für Vizrt ent-   tig und bei der IBC ausgestellt wer-
erpulten (RCPs) und Master-Se-             schieden, die Multiviewer kommen         den und dann beim traditionsreichen
tup-Units (MSUs) kompatibel, die           von Imagine Communications.              Abfahrtsrennen in Wengen das erste
auch mit den Systemkameras der                Klassische Kreuzschienen wird         Produktionshighlight feiern.
Sony-HDC-Serie zum Einsatz kom-            man in dem Wagen nicht vorfinden.        Wenn die Skifahrer am 13. Januar
men. Somit wird es möglich, auf            »Im Audiobereich setzen wir auf          2018 in gut zwei Minuten rund 1.000
dem Fahrzeug ausschließlich mit            AES67. »Wir werden natürlich noch        Meter Höhenunterschied zurückle-
HDC-4300-Kameras oder auch mit             Stageboxen anschließen können, um        gen und dabei Geschwindigkeiten
bis zu acht F65 zu arbeiten. »So sind      etwa Verbindungen zu Quellen oder        von über 160 km/h erreichen, sollen
wir flexibel und können einerseits         Senkenregionen zu schaffen. Hierfür      diese eindrucksvollen Wintersport-
Sport produzieren, aber auch wei-          setzen wir Mediornet von Riedel ein«,    bilder im neuen IP-Wagen von TPC
tere Events mit anderen Looks«, so         erläutert Andreas Lattmann.              verarbeitet werden. Das wird span-
Lattmann.                                                                           nend – so oder so.
                                           Schnittstelle nach außen                    Obwohl Andreas Lattmann in sei-
Weitere Komponenten                        Welche Schnittstellen bietet ein         ner Funktion als CTO natürlich ein
Bei den Servern hat sich TPC für EVS       IP-Fahrzeug zur Außenwelt? Andreas       »Tech-Head« ist, sieht er hier abso-
entschieden, wobei noch offen ist,         Lattmann erklärt, dass es diverse        lut klar, wie wichtig letztlich immer
ob XT3- oder XT4K-Server zum Ein-          Gateways geben werde, über die           der Content ist: »Was in HD keinen
satz kommen werden.                        man wahlweise via 4K-SDI (also 12G-      interessiert, das interessiert auch in
   Der IP Netzwerk-Layer wird mit          SDI) oder 4 x 3G-SDI Zugang zum          UHD keinen. Wir brauchen also den
Arista 7504R Komponenten auf               UHD1 finde. Bei einem IP-Fahrzeug        besten, interessantesten Content
Basis 10/40/100GBit/s bereitgestellt,      liegt es aber natürlich auch nahe, die   und müssen diesen optimal präsen-
basierend auf IP-Multicast. Bei den        IP-Funktionalität auch zur Entgegen-     tieren. Das ist unser Ziel.«

         Seite 12 | www.film-tv-video.de
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                           www.s-a-m.com/vibe
Johannes Kuhfuss, Chief Technology Manager (links)
Martin Blum, Sales Director DACH
Andreas Hilmer, Director Marketing & Communications

Tech-Talk: Zu Besuch bei Lawo in Rastatt

Innovation und Tradition                                                               dungsarbeit in puncto IT und IP zu
                                                                                       leisten: »Es ist ja nicht sinnvoll, ein-
                                                                                       fach nur bestehende Strukturen 1:1
Lawo entwickelt und baut hochwertige Audio-, Video- und Proces-                        zu ersetzen. Ein echter Nutzen ent-
sing-Produkte für den Broadcast-Markt. film-tv-video.de hat den Haupt-                 steht erst dann, wenn IP neue, tat-
sitz des Unternehmens in Rastatt besucht und mit den Führungskräften                   sächlich in der Praxis nutzbare Mög-
Kuhfuss, Blum und Hilmer über aktuelle Branchentrends und -entwick-                    lichkeiten eröffnet. Die gilt es klar zu
lungen gesprochen.                                                                     machen und zu definieren.«
                                                                                          »Die Gründung von AIMS als
Text: C. Gebhard, G. Voigt-Müller             Branche in Bewegung                      Interessensverband und Plattform
Fotos: Nonkonform                             »Wichtige, umwälzende Technolo-          war dabei für uns ein enorm wich-
                                              gien aus anderen Bereichen wer-          tiger Schritt«, führt Andreas Hilmer,
Vor bald 50 Jahren gründete Peter             den auch im Broadcast-Bereich            Director Marketing & Communica-
Lawo ein Unternehmen, das sich                mit zunehmender Geschwindigkeit          tions, diesen Gedanken weiter. Dank
seither zu einem mittelständischen            umgesetzt und implementiert«, fasst      dieses Gremiums werde von den
Unternehmen entwickelt hat, mit               Andreas Hilmer die aktuelle Grundsi-     Herstellern endlich die Grundlage
aktuell rund 300 Mitarbeitern. Heute          tuation der Branche aus seiner Sicht     geschaffen, einheitliche Standards
leitet Philipp Lawo, der Sohn des             zusammen. »Dabei sind wir über-          und Schnittstellen zu definieren.
Gründers, das Unternehmen, das                zeugt, dass AV und IT heute schon in        »Ob dabei nun der aus individu-
als Global Player weltweit erfolgreich        vielen Bereichen eins geworden sind      eller Sicht bestmögliche Standard
agiert und in vielen Ländern eigene           und dass diese Entwicklung wei-          erreicht wird, ist nicht so sehr ent-
Büros und Niederlassungen unter-              ter voranschreiten wird«, führt CTM      scheidend. Wichtig ist, miteinander
hält. Am Hauptsitz im badischen               Johannes Kuhfuss weiter aus.             im Gespräch zu bleiben und sich
Rastatt, mit rund 200 Mitarbeitern,              Unter diesen und weiteren Ein-        auf einen gemeinsamen Standard
sind Entwicklung, Vertrieb, Verwal-           flüssen muss die Branche sich ver-       zu einigen. Foren wie AIMS schaffen
tung und auch die Fertigung von               ändern. Sales Director Martin Blum       die Basis für echte Interoperabilität.«
Lawo angesiedelt.                             macht am Markt auch eine inten-          Aus der Sicht von Andreas Hilmer
    Lawo zeigt anschaulich: Man kann          sive Beschäftigung mit den Themen        wird sich das in diesem Jahr in kon-
als deutscher Mittelständler auf dem          HDR, 4K und 8K aus. »Das betrifft        kretem IP-Business für alle Marktteil-
Weltmarkt bestehen – mit Qualität,            uns bei unserer Produktpalette aber      nehmer widerspiegeln.
Funktionalität und Innovation.                eher indirekt«, sagt Blum. »IP-Tech-        CTM Johannes Kuhfuss ergänzt:
    Wie das in der Praxis geht und            nik ist hingegen ein Thema, mit dem      »Viele Anwender hatten anfangs
wie das Unternehmen die Branche               wir direkt zu tun haben, wenngleich      die Furcht, dass ihnen mit der SDI-
und ihre Trends aktuell einschätzt,           sich die Branche hier erst in jüngster   Buchse die universelle und zentrale
das wollte film-tv-video.de vor Ort           Zeit wirklich vorwärtsbewegt.«           Schnittstelle eines Fernsehsenders
erfahren: Im Gespräch mit Johannes                                                     abhanden kommt. Mit der Standar-
Kuhfuss, Chief Technology Manager,            AIMS:                                    disierung von SMPTE 2110 wird nun
Martin Blum, Sales Director DACH              Standardisierung hilft allen             die Marktakzeptanz an IP-Lösungen
und Andreas Hilmer, Director Marke-           An vielen Stellen, so Blum, sei in der   an Fahrt gewinnen, denn damit gibt
ting & Communications.                        Broadcast-Branche noch Fortbil-          es ein gemeinsames Verständnis

            Seite 14 | www.film-tv-video.de
darüber, wie man die Basis-Funktio-     Rückwirkungen auf die finanziellen        piell via Cloud möglich. Auch unsere
nalität, die man mit der SDI-Buchse     Möglichkeiten der Sender und damit        V-Matrix-Plattform ist ja dafür desi-
bereitgestellt hatte, ersetzen kann.«   letztlich auch auf den Etat, der für      gned, als Private Cloud zu funkti-
   Es habe sich aber auch die           technische Investitionen zur Verfü-       onieren. Das wird sicher nicht von
Erkenntnis durchgesetzt, dass man       gung stehe, so Hilmer.                    jedem und überall umgesetzt, aber
nicht mehr nur gemeinsame Steck-           Martin Blum ergänzt: »Man muss         es wird ganz generell eine Bewegung
verbindungen brauche, wenn man          zudem sehen, dass viele Budgets,          in dieser Richtung geben«, ist Hilmer
zeitgemäß und effizient Essenzen        die klassischerweise in den Broad-        überzeugt.
austauschen wolle, erklärt Kuhfuss      cast-Bereich gingen, mittlerweile in
weiter und führt aus: »Vielfach wird    ganz andere Bereiche wandern, etwa        Software ist nicht alles –
darüber geklagt, dass die Standar-      zu Herstellern, die Switches bauen        aber vieles
disierung bei IP zu lange brauche.      oder intelligente virtuelle Lösungen      Software steht daher für viele Her-
Verglichen mit dem Standardisie-        entwickeln. Als Hersteller muss man       steller, auch für Lawo, im Fokus
rungsprozess von MXF liege man bei      sich darauf einstellen. Ich denke, wir    der Entwicklung. Johannes Kuh-
SMPTE 2011 aber sehr gut im Ren-        als Lawo sind hier auf einem sehr         fuss betont aber auch, dass es den
nen. Zudem findet die Implemen-         guten Weg.«                               Kunden gerade bei komplexeren
tierung bei den Herstellern parallel                                              Anwendungen, nicht nur um funkti-
dazu statt.«                            Virtualisierung als nächster              onale Software gehe, sondern auch
   »Das hat es in dieser Form und       großer Schritt                            um Aspekte wie Bedienbarkeit,
Geschwindigkeit meines Erach-           Das Thema Virtualisierung liegt auch      Sicherheit und Verfügbarkeit eines
tens noch nie gegeben«, bilanziert      im Broadcast-Markt aus der Sicht          Systems.
Andreas Hilmer.                         von Lawo nicht mehr allzuweit in der          »Nicht alles lässt sich mit Soft-
                                        Zukunft. Schon jetzt gehe es darum,       ware optimal abbilden. Bis dato gibt
Investitionsstau:                       hardware-unabhängige Lösungen zu          es beispielsweise einfach noch keine
kurz vor der Auflösung                  entwickeln und auszubauen. »Spe-          gute Möglichkeit, ein komplettes
Ein Sender, der üblicherweise mit       zifische Hardware wird nicht mehr         Audiomischpult mit 48 Fadern so
längeren Investitionszyklen plant,      mobil sein müssen, nur die Bedien-        zu ersetzen, dass die Bedienbar-
möchte natürlich um keinen Preis in     oberfläche«, fasst Kuhfuss zusam-         keit darunter nicht leidet – gerade
einer Phase investieren, in der viele   men.                                      im Live-Betrieb. Ganz anders verhält
technische Fragen ungeklärt sind.           »Wenn man sieht, dass Amazon          es sich bei den Rechenprozessen
Das war bei IP allerdings für eine      inzwischen auch FPGA-Ressourcen           im Hintergrund beim Transport der
lange Phase der Status Quo.             in der Cloud anbietet, die man dort       Signale – das kann durchaus in Soft-
   Martin Blum urteilt: »Viele Sen-     mieten kann, liegt die Überlegung         ware ausgelagert werden«, meint
der haben aus diesem Grund ihre         nahe, dass man auch per Software          Kuhfuss.
Investitionen immer wieder hinaus-      definierte Broadcast-Hardware nicht           Martin Blum konstatiert in die-
geschoben, manche bis zu einem          mehr notwendigerweise bei sich            sem Zusammenhang, dass viele
Punkt, an dem es nun wirklich nicht     vor Ort betreibt, sondern diese an        Ideen, die in der IP-Technik umge-
mehr weitergeht mit der installierten   einem zentralen Ort bereitsteht und       setzt werden sollen, letztlich schon
Technik: Supportverträge laufen aus,    der Anwender letztlich nur noch die       längere Zeit in der Branche disku-
Produkte wurden abgekündigt. Des-       Bedienoberflächen mitnimmt«, meint        tiert würden: »Es gab schon sehr
halb sind nun viele in Zugzwang und     Johannes Kuhfuss.                         früh Ansätze für Ressourcen-Sha-
selbst konservative Sender sprechen         In der klassischen IT habe diese      ring in der Audio- und Videotechnik.
davon, das Thema jetzt anzugehen:       Prozess an vielen Stellen schon           Doch nun gibt es erstmals auch die
Es muss was passieren.«                 stattgefunden, sagt Kuhfuss, und          Bandbreiten, mit denen wir das auch
   Im Hintergrund der nun anste-        nennt als Beispiel die schon heute in     umsetzen können.«
henden Investitionsentscheidungen       vielen Bereichen für Firmen und auch          Blum ergänzt, dass derzeit aller-
geht es aber nicht ausschließlich um    für Privatkunden reibungslos funktio-     dings noch viele Kunden Beden-
technische Fragen. Angesichts dis-      nierenden Cloud-Angebote.                 ken in puncto Sicherheit äußern und
ruptiver Marktbedingungen spiel-            Andreas Hilmer teilt diese Auf-       fragen, wer denn für die Sicherheit
ten auch ganz andere Faktoren eine      fassung und nennt ein anderes Bei-        eines IP-Setups garantiere. Der Her-
Rolle, erklärt Andreas Hilmer: »Fern-   spiel als Beleg dafür, wie schnell sich   steller? Der Anbieter in der Cloud,
sehen ist nicht mehr das gesetzte       Märkte verändern können, wenn die         der die Bandbreite liefert?
Medium, das es war. Die Art und         entsprechende Technik da ist: »Als            »Diese Ängste sind uns wohl-
Weise, wie man Fernsehen macht,         im Internet höhere Bandbreiten ver-       bekannt, das ist für unsere Kunden
wird sich massiv verändern. Einer-      fügbar wurden, haben sich viele           ein großes Thema«, berichtet Mar-
seits hat die Internet-Technologie      Geschäftsmodelle komplett umge-           tin Blum, weist aber auch darauf hin,
das Verteilungsmonopol für Bewegt-      krempelt«, erläutert er. »Wenn aus-       dass man das Thema durchaus dif-
bildinhalte komplett aufgelöst. Ande-   reichend Bandbreite zur Verfügung         ferenziert betrachten müsse. Denn
rerseits werden sich auch die Pro-      steht und man andere Aspekte vor-         einerseits wünschten sich Unterneh-
duktionsmethoden radikal wandeln.«      erst außer Acht lässt, sind auch bei-     men hundertprozentige Sicherheit,
   Das alles habe aber letztlich        nahe alle Broadcast-Abläufe prinzi-       lagerten aber andererseits etwa ihre

                                                                                  Seite 15 | www.film-tv-video.de
was erfolgreich ist – und nicht mehr
                                                                                        derjenige, der „professionelles Fern-
                                                                                        sehen“ macht.«

                                                                                        Wann wird es mehr IP- als SDI-
                                                                                        Studioinfrastrukturen geben?
                                                                                        »Weltweit betrachtet, bin ich in dieser
                                                                                        Frage optimistischer, aber ich denke,
                                                                                        in Deutschland wird es schon noch
                                                                                        etwa zehn Jahre dauern, bis es mehr
                                                                                        IP-Infrastrukturen gibt, als SDI«, kon-
                                                                                        statiert Johannes Kuhfuss.
                                                                                        Es gebe aber durchaus große Kun-
                                                                                        den, die schon jetzt auf Virtualisie-
Elektronische Bauteile auf Spulen, die automatisiert verarbeitet werden: Blick in die   rung setzten, erläutert Martin Blum:
SMD-Bestückung bei Lawo.
                                                                                        »Uns erreichen erste Anfragen, ob
CRM-Daten, also einen zentralen               lig neue Workflows und Lösungen,          bestimmte Produkte von Lawo in der
Wert des Unternehmens, in die Cloud           die abweichen von Arbeitsweisen in        Cloud leben können. Diese Entwick-
aus. »Das geht heutzutage auch gar            der Broadcast-Welt, die aber den-         lung beginnt konkret zu werden.«
nicht mehr anders, und meiner Mei-            noch zum Erfolg führen können. Sol-           Weitgehende Einigkeit herrscht
nung nach wird man diesen Schritt             che Ansätze müssen wir erkennen.«         in der Einschätzung, dass es viele
irgendwann wagen.«                               Auch auf der Herstellerseite sehen     Hybridsysteme geben werde, allein
    Bedeutet das, plakativ gesagt,            Hilmer, Kuhfuss und Blum klare Ver-       schon deshalb, um bestehende Inve-
dass man nicht bis zum jüngsten Tag           änderungen: Gute Hardware zu              stitionen zu schützen. »Wir werden
über Sicherheit diskutieren sollte,           haben, sei für Lawo unverändert           an Hybridlösungen nicht vorbeikom-
weil sich die Zeiten und auch der             wichtig, aber Algorithmen, Bedien-        men«, so Johannes Kuhfuss.
Markt verändern?                              philosophien und Protokolle gewän-
    Andreas Hilmer macht hier durch-          nen zunehmend an Bedeutung.               Das Modular-Business wird
aus solche Entwicklungen am Markt                                                       sterben
aus: »Hier verändert sich etwas, und          Veränderte Arbeitsweisen,                 Johannes Kuhfuss prognostiziert,
davon sind nicht nur kleine Unter-            unterschiedliche Kunden                   dass es für Modular-Hersteller
nehmen betroffen, was man auch                Martin Blum erläutert, dass Herstel-      schwer werde: »In dem Moment, in
daran ablesen kann, dass vor einigen          ler, die aufgestellt sind wie Lawo,       dem man eine Plattform hat, bei der
Wochen die Internet-Präsenzen gro-            mittlerweile ganz unterschiedliche        man per Software festlegen kann,
ßer Anbieter wie Amazon oder AirBnB           Kunden hätten: Auf der einen Seite        was technisch passieren soll, wird
aufgrund eines Server-Dienstlei-              gebe es große und innovative Sen-         man sicherlich kein Modular-Pro-
sters nicht erreichbar waren«. Hilmer         der, die auf der grünen Wiese bauen       dukt mehr kaufen, bei dem man eine
erläutert: »Irgendwo ist eben der             könnten. »Auf der anderen sehen           spezifische Karte für Aufgaben wie
individuelle Sweet Spot erreicht, an          wir auch Sender, die an bestehende        etwa Down-Konversion benötigt. Ein
dem man selbst mit solchen Situa-             Strukturen und Innovationszyklen          Modular-Business, wie wir es heute
tion leben kann. Aber zunächst wird           gebunden sind. Aber wir haben auch        kennen, wird es nicht mehr geben.«
es im Broadcast sicher eher um Pri-           Kunden aus ganz neuen Bereichen,
vate Clouds einzelner Broadcaster             die klein anfangen und mit ihren Pro-     Alles wird eins
gehen, als um ein gesamtes Virtua-            jekten wachsen. Wir sprechen des-         Lawo hat sich aus eigener Sicht
lisieren der Branche.«                        halb schon längst nicht mehr von          schon gut auf diese Entwicklungen
                                              Kategorien wie professionell/unpro-       und Trends eingestellt, letztlich
Wechsel erfordert Veränderung                 fessionell«, berichtet Martin Blum.       auch durch die Akquisitionen der
Ein anderer Aspekt: Manche Kunden                 Andreas Hilmer verdeutlicht das       vergangenen Jahre. »In der IP-Welt
wünschen letztlich keine Verände-             mit einem Beispiel: »Die Anfänge          wachsen Audio, Video, Daten
rung ihrer bestehenden Abläufe und            von E-Sports waren alles andere           zusammen, denn es gibt einfach
Setups. Mit der Haltung »Es muss              als eindrucksvoll: Ein paar nerdige       keinen Grund mehr, sie zu trennen.
so sein wie früher – aber mit IP«, lie-       Computerkids, die ihre PCs zusam-         Alle diese Daten werden letztlich die
ßen sich aber keine neuen Wege                menschlossen und seltsame Spiele          gleiche IP-Infrastruktur nutzen, sehr
beschreiten, so Martin Blum.                  ins Internet streamten – doch heute       viele der eingesetzten Geräte werden
    Andreas Hilmer weist noch auf             ist das ein Millionen-Business. Das       Audio, Video und Daten verarbeiten
einen anderen Aspekt hin, wenn er             zeigt, dass man solche Projekte in        – sicher in unterschiedlicher Tiefe,
erläutert, dass alle Hersteller der           ihren Anfängen nicht abwerten und         aber der Crossover ist unausweich-
Gefahr ausgesetzt seien, neue Märk­           unterschätzen sollte. Was man heut-       lich«, bilanziert Andreas Hilmer. »Bei
­te zu verpassen: »Wenn die nächste           zutage mit „dritter Liga“ umschreibt,     vielen Lawo-Produkten ist das schon
 Generation mit Bewegtbild experi-            kann schon morgen erste Liga sein.        Realität. Und darauf können wir auf-
 mentiert, entwickelt sie vielleicht völ-     Letztlich entscheidet das Publikum,       bauen.«

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besonders außerhalb von Deutsch-
                                                                                        land. Gleichzeitig wollten wir aber ein
                                                                                        gewisses Maß an Eigenständigkeit
                                                                                        behalten.«
                                                                                           »In den vergangenen zwei, drei
                                                                                        Jahren haben wir verschiedene Opti-
                                                                                        onen in dieser Richtung evaluiert und
                                                                                        schließlich sahen wir den besten Fit
                                                                                        bei Scisys: Die Unternehmensgrö-
                                                                                        ßen von Annova und der Scisys-­
                                                                                        Division MBS passen gut zusam-
                                                                                        men, die Arbeits- und Denkweisen
                                                                                        sind ähnlich, die Teams kommen
                                                                                        gut mit­einander klar, wie wir schon
                                                                                        in einigen gemeinsamen Projekten

Annova: Das bringt der
                                                                                        herausfinden konnten.«
                                                                                           Außerdem war es beiden Unter-
                                                                                        nehmen wichtig, offen zu bleiben

Deal mit Scisys
                                                                                        und im Sinne der Kunden und deren
                                                                                        Anforderungen,      auch     weiterhin
                                                                                        jeweils mit anderen Partnern zusam-
                                                                                        menarbeiten zu können. »Wir werden
Scisys und Annova gaben im November 2016 bekannt, dass sie künftig                      weiter eng mit Arvato kooperieren
gemeinsame Sache machen wollen. Scisys erwarb hierfür 100 % der An-                     und mit David, während Scisys Media
teile von Annova. film-tv-video.de sprach mit Annova-Geschäftsführer                    & Broadcast etwa auch Lösungen im
Michael Schüller über die Hintergründe und Perspektiven dieses Deals.                   Zusammenspiel mit unseren Mitbe-
                                                                                        werbern im Bereich Redaktionssys­
Text: C. Gebhard, G. Voigt-Müller             zwei Standorte in Deutschland, die        teme anbieten und realisieren wird«,
Fotos: Nonkonform                             kooperieren werden – was in einem         führt Michael Schüller aus.
                                              gewissen Maß auch bisher schon der           Wenn aber letztlich alles blei-
Der Käufer Scisys verfügt über meh-           Fall war –, die aber dennoch weit­        ben würde wie bisher, welchen Sinn
rere, recht unterschiedliche Unter-           gehend unabhängig voneinander             ergäbe dann die Verbindung der
nehmensbereiche und fügte seinem              agieren und ihre jeweiligen Produkt­      Unternehmen? Annova-Geschäfts-
Portfolio nun mit Annova einen Her-           linien weiterhin fortführen sollen.       führer Michael Schüller erläutert:
steller von Software-Systemen für                 »Wir passen gut zusammen und          »Natürlich ist es für uns ganz sicher
TV-Broadcaster hinzu.                         es gibt eine Menge potenzieller           kein Nachteil, dass das Mutterunter-
   Scisys hat schon eine Tochter              Synergien, die Produktpaletten über-      nehmen Scisys ein britisches Unter-
in einem verwandten Bereich, mit              schneiden sich nicht, sondern ergän-      nehmen ist – das zudem auch schon
dem Schwerpunkt Radioproduktion.              zen sich«, fasst Michael Schüller die     eine deutsche Tochter hat. Das gilt
Das ist die Scisys-Division Media &           Basics des Deals zusammen.                für die interne Zusammenarbeit, aber
Broadcast mit Sitz in Bochum. Die                 Aber natürlich steckt schon noch      natürlich auch unter dem Aspekt,
hieß früher mal VCS und ihr zen-              etwas mehr hinter dem Deal: »Wir          dass wir als Annova seit 2015 mit
trales Asset ist die Dira-Produkt­            waren als Annova schon länger auf         der BBC einen großen Kunden in UK
familie. Dira ist eine Komplettlösung         der Suche nach einem Partner, weil        haben.«
für den Hörfunkbetrieb, die einzel-           wir weiter wachsen wollen und zwar           Bei der BBC ersetzt Annova das
nen Module decken alle Bereiche der
digitalen Radioproduktion ab, vom
Zugriff auf die Audiodaten bis zum              Hintergrund: Firmen- und Produkthistorie
Sendeplan.
   Annova entwickelt und ver-                   Die Wurzeln von OpenMedia lie-            Im Jahr 2008 erfolgte eine Aus-
treibt mit OpenMedia ein plattform­             gen bei Nexus Informatics, die das      gründung durch das Führungsteam
                                                Redaktionssystem NewsWire-Open-         der Münchener Dalet-Niederlassung
unabhängiges        Redaktionssystem,
                                                Media zur NAB1998 vorgestellt hat-      unter dem Firmennamen Annova.
das man als Basis der Arbeit von
                                                ten, damals noch auf Basis von          Damit war der Hersteller von Open-
TV-Journalisten beschreiben kann:               Windows NT.                             Media wieder selbstständig.
Eine gemeinsame, übergreifende                  Aus Nexus wurde dann A.N.N                Im November 2016 gaben die
Plattform für Agenturrecherche, Bei-            Systems.                                Gesellschafter von Annova und Sci-
trags- und Sendeplanung, das Brow-                 Später kaufte der Konkurrent Dalet   sys bekannt, dass man die Unter-
sen von Audio- und Videoclips und               das Unternehmen und dessen zen-         nehmen unter einem Dach vereinen
die Nachrichtenverteilung.                      trales Produkt. Der Hersteller fir-     werde. ­Scisys erwarb hierfür 100%
   Mit Scisys MBS in Bochum und                 mierte ab dann als Dalet-a.n.n.         der Anteile an Annova.
Annova in München hat Scisys nun

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