Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2016 / 2017 - gegründet 1847
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Impressum / Bildnachweis Herausgeber Künstlerische Leitung Soweit nicht anders angegeben – Installationsansichten NKV Christian Nassauischer Kunstverein Elke Gruhn, M.A. Lauer Wiesbaden e.V. Wilhelmstraße 15 Wissenschaftliches Volontariat Titelseite Eliza Douglas: 2017 / Seite 3 © Janine Drewes / Seite 4-5 © NKV 65185 Wiesbaden für Kuratorische Assistenz / Holger Schmidhuber, Evelyn König, Mike Carter, Christian Lauer und Axel Tel.: +49 (0) 6 11 30 11 36 Presse- und Öffentlichkeits- Graumann / Seite 6-7 © Simon Hegenberg und Christian Lauer, Courtesy: info@kunstverein-wiesbaden.de arbeit Kunst-Koffer, Sara Nabil / Seite 7 rechts © und Courtesy: Andrew de Frei- www.kunstverein-wiesbaden.de Janine Drewes tas / Seite 8-9 © Holger Schmidhuber, Courtesy: Christine Moldrickx, Hel- Ann-Kathrin Dübbers ga Schmidhuber, Felix Schramm, Holger Schmidhuber, Tobias Hantmann, Öffnungszeiten Dominik Halmer / Seite 10 links © und Courtesy: Hans Op de Beeck / Di. / 14 bis 20 Uhr Leitung der Geschäftsstelle Seite 10-11 © Christian Lauer und Anna Zacharoff, Courtesy: Anna Zacha- Mi. bis Fr. / 14 bis 18 Uhr Evelyn König roff (Private Collection, Belgium) und Anna Zacharoff (Neue Alte Brücke, Sa. und So. / 11 bis 18 Uhr Frankfurt am Main) / Seite 12 links © und Courtesy: Wael Shawky (Galerie Empfangsteam Sfeir Semler, Beirut / Hamburg) / Seite 12-13 Courtesy: Valentin Beinroth Vorstand Julia Berlitz / Seite 15 links © Mike Carter / Seite 15 rechts © und Courtesy: Calvin Elke Gruhn, M.A. Ann-Kristin Hering Bauer / Seite 16-17 © und Courtesy: Sammlung Michael Loulakis und Pino Britta Fischer Annemarie Hinsche-Karg Pascali / Seite 19 links © Janine Drewes und Courtesy: Tahani Munawar Dipl. Des. Christian Lauer Léonie Klotzbücher / Seite 19 rechts © und Courtesy Jinoos Taghizadeh / Seite 20-21 Co- RA Gerrit von Velsen Tamina Müller urtesy: Julius von Bismarck (Alexander Levy), Mia Goyette, Elsa Salonen, Sophia Petri Thimo Franke, Anna-Lisa Theisen, Tiril Hasselknippe (DREI, Köln) / Seite Emanuel von Bodman Anne-Sophie Piper 22-23 Courtesy: Julia Leichtenschlag, Ivana Matic, SoJung Kim, William Michael Carter Thomas Reimann Metin Martin, Anne M. Ferguson / Seite 24 © und Courtesy: Luzie Meyer Cornelia Jürgens-Leber Pia Timaeus / Seite 25 links © Mike Carter / Seite 25 rechts © und Courtesy Alexan- Martin Lüdemann Martin Wimmer der Paul Englert / Seite 26-27 © Stefan Fischer, Leipzig, Courtesy: Mirjam Dr. Elke Ullrich Völker (Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, Sammlung Hildebrand, Leipzig Dr. Isolde Schmidt (Kulturamt) Vermittlungsprogramm und Sammlung Stahlberg, Nürnberg) / Seite 28-29 © und Courtesy Eliza Janine Drewes Douglas (Air de Paris) / Seite 30-31 © Christian Lauer und Janine Drewes, Kuratorium / Beirat Ann-Kathrin Dübbers Courtesy: Adriana Lara (Air de Paris) / Seite 32-33 © und Courtesy: die Emanuel von Bodman Titus Grab Künstlerinnen und Künstler sowie deren Galerien: Adriana Lara (Air de Pa- Dr. Michael Freytag Evelyn König ris), Mehreen Murtaza (experimenter, Kalkutta), Taro Izumi (Take Ninagawa, Sven Gerich Rita Loitsch Tokyo), Annette Krauss, Stefan Burger (Freymond Guth, Zürich), Aslı Sun- Arno Goßmann gu (Galerie Lena Brüning, Berlin), Kateřina Šedá (ARRATIA BEER, Berlin), Elke Gruhn M.A. Praktikanten 2016/17 Jimmy Robert (Diana Stigter, Amsterdam), Emily Wardill (Jonathan Viner, Wolfgang Hessenauer Giulia Cavallaro London und carlier | gebauer, Berlin) / Seite 34-35 © und Courtesy: Ben- Dr. Matthias Hildner Carina Diefenbach jamin Patterson / Seite 36-37 © und Courtesy: Ella Ziegler, Marcel Schiele, Prof. Dr. Gottfried Kiesow (†) Olga Inozemtceva Murray Gaylard, Maria Eichhorn (Galerie Barbara Weiss, Berlin), Benjamin Dr. Helmut Georg Müller Anette Loewen-Loeb Patterson und Raffaël Rozendaal / Seite 39 © Christian, Lauer, Mike Car- Helmut Nehrbaß Ilie Panis ter und Adriana Lara / Seite 40-41 © Mike Carter, Christian Lauer, Axel Joachim Nolde Mohammad Tarin Graumann, Simon Hegenberg / Seite 42 © und Courtesy Dora Garcia / Claudia Scholtz Seite 44-45 © und Courtesy: die Künstlerinnen und Künstler. Rita Thies Work Art Kunstverein Fellowship Calvin Bauer / 2016 Finanzen Britta Fischer Redaktion Manuela Schlosser Janine Drewes DornManhart Ann-Kathrin Dübbers Steuerberater Wirtschaftsprüfer Elke Gruhn Partnerschaftsgesellschaft Evelyn König Dr. Elke Ullrich Marketing und Kommunikation Christian Lauer Lektorat Axel Graumann IT, Übersetzung und Dr. Elke Ullrich Mitgliederprogramme Michael Carter Gestaltung Annalena Kluge Kunstreisen Dr. Elke Ullrich Druck Cornelia Jürgens-Leber Asterion Germany GmbH Fotografen Heidelberger Str. 59 Mike Carter 68519 Viernheim Janine Drewes www.asterion-int.com Axel Graumann Christian Lauer Auflage 5.000 Nadia Said © Nassauischer Kunstverein Holger Schmidhuber Wiesbaden 2016 Programmänderungen Ausstellungstechnik und Aufbau vorbehalten Manu Diekmann Frédéric Ecker Claudius Edrich Axel Graumann Lukas Herok Thomas Reimann 2
Editorial Liebe Mitglieder der Kunstverein und die Künstlerinnen und Künstler, und Freunde sondern vor allem die Besucherinnen und Besucher, des Kunstvereins, denen immer wieder eine neue, ästhetische und oft- mals überraschende Sicht auf Teilaspekte der Welt ge- Willkommen im Nas- boten wird! Anne Imhof aus Frankfurt war 2013 und 2015 sauischen Kunstverein im Nassauischen Kunstverein zu sehen, jetzt schauen Wiesbaden, der tradi- wir voller Spannung auf die Gestaltung des deutschen tionsreichsten Kultur- Pavillons in Venedig! einrichtung der Landes- 2017 wird ein „Superkunstjahr“: Neben der Biennale in hauptstadt Wiesbaden! Venedig und den Skulptur Projekten in Münster zieht es Der NKV wurde bereits weltweit Besucher nach Kassel zur documenta. Hier ist vor 170 Jahren vom unsere Verbindung noch enger. Im Sommer 2016 ver- Bürgertum der Stadt starb der Fluxus-Mitbegründer und unser enger Freund gegründet, um eine eigene Kunstsammlung für die Benjamin Patterson; zu diesem Zeitpunkt stand bereits Stadt zusammenzustellen, die dann später der Grund- fest, dass er auf der kommenden documenta, sowohl stock des Museum Wiesbaden werden sollte. Als eine in Athen als auch in Kassel dabei sein sollte. Die Lan- der ältesten Vereinigungen der Stadt ist unser The- deshauptstadt Wiesbaden ermöglicht, dass sein Atelier ma gleichzeitig eines der kulturell spannendsten: das noch ein weiteres Jahr bestehen bleiben konnte, so Z eitgenössische. dass wir zusammen mit seiner Tochter und dem Kom- ponisten Bernd Schultheis aus dem bereits vorhande- Der Kunstverein ist nicht nur ein Ort zeitgenössische nen Material seine Idee für die Installationen in Kassel Kunst zu betrachten; demnach geht es nicht lediglich und Athen realisieren konnten: eine Froschsymphonie. um ein reines zur Schau stellen, vielmehr erschaffen Beide Orte sind öffentlich zugänglich, im Garten des wir zusammen mit den Künstlerinnen und Künstlern Byzantinischen und Christlichen Museums Athen so- einen Raum, in dem die individuelle Bedeutung eines wie in der Karlsaue am großen Hirschgraben vis à vis Kunstwerks – egal welcher Gattung es sich zuordnen der Orangerie - ein Picknickkorb, zumindest aber ein lässt: Gemälde, Skulptur, Video, Fotografie oder Klang von ihm so geschätzter „Pink Champagne“, sollte beim – zu neuen Gedanken und einer neuen Perspektive Erleben dieser Froschsymphonie dabei sein! anregt und vor Augen führt, wie Kunst mit dem Alltag verbunden sein kann. Unsere vielfältigen Ausstellungen und jedes Programm- format stehen für unsere tiefe Überzeugung, dass ein Neben der Förderung junger Künstlerinnen und Künstler Kunstwerk die Wahrnehmung der Realität transportie- wollen wir Verständnis, aber noch viel mehr Begeiste- ren und transformieren kann. Wir ermöglichen immer rung, für die Kunst unserer Zeit wecken! Was die Kunst wieder neue Darstellungen, die deutlich machen, wozu zu bieten hat, ist lebendig und vereinend, erschafft die menschliche Vorstellungskraft – und der künstle- Raum für interkulturelles Verständnis und das gerade rische Ausdruck – in der Lage sind. Jede Begegnung zu einem Zeitpunkt, an dem Abgrenzungströmungen mit Kunst sollte bedeutsam sein, erkenntnisreich, aber vermehrt Aufsplitterung und Trennung propagieren. auch, und vor allem, Spaß machen. Bereits vor 40 Jahren vernetzte Nam June Paik mit seiner internationalen Fernsehübertragung während Ihr Engagement und Ihr Interesse, das Sie bei jedem der Eröffnung der documenta 6 ein Kunstereignis über Besuch im Kunstverein einbringen, ermöglicht unsere Satellit weltweit, Okwui Enwezor installierte 2002 für Arbeit: Ob Sie an einer Kurzführung oder an einem un- seine documenta 11 fünf Plattformen auf der gesamten serer Vermittlungsprogramme teilnehmen, einfach eine Erde. Auch zur documenta 13 wurden die Außenstand- Ausstellung besuchen oder bei Performances, Diskus- orte Kabul, Kairo-Alexandria und Banff als überregio- sionen, Konzerten oder Kunstreisen dabei sind – Ihre nale Orte beteiligt. 2017 soll nun schließlich die Hälfte Neugier inspiriert und fordert uns! der in Kassel initiierten Kunstschau nach Athen wan- dern. Kunst und Kultur sind heute wichtiger als je zuvor, Hierzu laden wir Sie in der 170. Saison des Nassauischen denn die Kunst ist der Ort, an dem Menschen wirklich Kunstvereins Wiesbaden sehr herzlich ein! Freiheit erleben können. In unseren Ausstellungen kombinieren wir Arbeiten so- Ihre Elke Gruhn wohl regionaler als auch internationaler Künstlerinnen Künstlerische Leitung und Künstler, die häufig ihre erste institutionelle Aus- stellung realisieren. Ideell profitieren hiervon nicht nur 3
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden Engagiert und konsequent zeigt und vermittelt der Nas- sauische Kunstverein Wiesbaden spannende zeitgenös- sische Kunst und bietet jungen, noch nicht etablierten Künstler/innen und Kulturschaffenden ein Experimen- tierfeld und erstes Sprungbrett in die professionelle Laufbahn. Einen Schwerpunkt unserer Ausstellungs- tätigkeit bildet die Förderung junger experimenteller Kunst aus dem In- und Ausland. Sowohl in Zusammenar- beit mit dem NKV-Team, als auch gelegentlich mit Gast- kuratoren, bieten wir jungen Kulturschaffenden eine Plattform für erste kuratorische Praxis. Im Bewusstsein der kulturellen Geschichte Wiesbadens fördern wir mit dem jährlichen und weltweit ausgeschriebenen Stipen- dium FOLLOW FLUXUS Künstler/innen, die mit Ihrer Ar- beit an die Ideen der internationalen Kunstbewegung Fluxus anknüpfen. Unsere Ausstellungen werden durch ein umfangreiches Vermittlungsangebot mit Führungen, Diskussionsrunden und Künstlergesprächen bereichert. Zusätzlich veranstalten wir Kunstreisen zu wichtigen Ausstellungen im In- und Ausland für unsere Mitglieder. Zum Teil in Kooperation mit anderen Institutionen re- alisieren wir überdies interdisziplinäre Veranstaltungen wie Theater-, Film-, Musik- und Kinderprogramme. Seit neuestem ist zudem ein erster Kontaktpunkt für fluchtbedingt in der Region angekommene Künstlerin- nen und Künstler, sowie die Geschäftsstelle der Kulturi- nitiative RheinMain (kirm) für die Metropolregion Frank- furtRheinMain im Haus des Nassauischen Kunstvereins beheimatet. »(...) der traditionsreiche Nassauische Kunstverein Wiesbaden (...), eine innova- tive Plattform für die Kunstproduktion.« Christoph Schütte, FAZ, 29. Oktober 2016 4
170 Jahre / Wie alles begann … Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden wurde 1847 von Bürgern der Stadt als »Gesellschaft der Freunde bildender Kunst« im Herzogtum Nassau gegründet und zählt somit seit 170 Jahren zu den traditionsreichsten Kunst- und Kulturinstitutionen der hessischen Landes- hauptstadt. Die Gründungsmitglieder des Kunstvereins kamen überwiegend aus dem Großbürgertum Wiesba- dens. Ihr Anliegen war es, bildende Kunst zu fördern, ohne dabei von Politik und Staat abhängig zu sein. Die erste Dauerausstellung wurde im Gemäldesaal der damals im Erbprinzenpalais (heute IHK) untergebrach- ten Bibliothek errichtet: »mit älteren und neueren Kunstwerken in- und ausländischer Künstler«, wie es im damaligen Protokoll festgehalten wurde. Innerhalb kür- zester Zeit wurde der Kunstverein zur mitgliederstärks- ten und populärsten Privatgesellschaft der Stadt. 1850 wurde der Verein mit der Aufgabe betraut, die Staatli- che Kunstsammlung zu verwalten – erst 1899 ging die- se Aufgabe an die Stadt über. Nachdem das Städtische Museum Wiesbaden 1973 von der Stadt an das Land übergeben wurde, wurde gleichzeitig der erste Schritt, der bereits bei der Gründung formulierten Bestrebung, einen eigenen Ausstellungsort für den Kunstverein zu finden, eingeleitet: 1979 bezogen wir unseren heutigen Sitz in der Wilhelmstraße 15, der »Prachtstraße« Wies- badens, in einer großzügigen dreistöckigen Altbauvilla mit inzwischen rund 350 m² Ausstellungsfläche. Bereits vor einundzwanzig Jahren mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet, er- reichten wir mit dem Abschluss des Erbpachtvertra- ges im Frühjahr 2007 die bislang höchste Anerkennung in unserer Geschichte seitens der Stadt. Bundesweit wurde der Nassauische Kunstverein Wiesbaden be- reits viermal für den ADKV-Art Cologne Kunstpreis nominiert und damit als einer der besten Kunstverei- ne Deutschlands identifiziert. Der NKV ist Mitglied im Arbeitskreis Stadtkultur sowie Vorstandsmitglied in der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine (ADKV). 5
Aeham Ahmad / Ibrahim Alawad / Mohammad Alsaadi / Khawaja Habibulla Jami / Emad Korkis / Mariam Nabil Kamal / Sara Nabil / Zohra Noori / Okbai Tesfamichael Curriculum Vitae (C.V.) – Intellektuelle Freihandelszone / Neue künstlerische Positionen in der Rhein-Main-Region 16. Januar bis 28. Februar 2016 2016 öffnete der Nassauische Kunstverein Wiesbaden neue sowie bereits bestehende Arbeiten aller beteilig- mit dem Projekt Curriculum Vitae (C.V.) – Intellektuel- ten Künstlerinnen und Künstler. Auf ein überlagerndes, le Freihandelszone im Januar seine Ausstellungsräu- titelgebendes Thema wurde bei der Konzeption der me im Zentrum der hessischen Landeshauptstadt für Ausstellung bewusst verzichtet, um die Künstlerinnen Künstlerinnen und Künstler, die fluchtbedingt neu in und Künstler thematisch nicht einzuengen. Vielmehr der Rhein-Main-Region leben. Zunächst wurden die waren zehn künstlerische Einzelpositionen zu sehen, Ausstellungsräume bereits ab Mitte November 2015 die zwar die Erfahrung von Flucht und Vertreibung mit- als Atelierraum zur Verfügung gestellt und boten den einander teilten, aber jeweils sehr individuelle künstle- Künstlerinnen und Künstlern damit Freiraum zur indi- rische Positionen vertraten. Zudem wurde jeweils eine viduellen künstlerischen Entfaltung in ihrer beengten Publikation für die Beteiligten erstellt, um ein professi- Lebenssituation in den Flüchtlingsunterkünften. Auf die onelles Anknüpfen an den beruflichen Werdegang und Atelierphase folgte im zweiten Schritt die Realisierung für eine sinnvolle Fortführung des persönlichen C.V. im der Ausstellung Curriculum Vitae (C.V.) – Intellektuelle neuen Umfeld zu ermöglichen. Freihandelszone. Zu sehen waren vor Ort entstandene, „Es sind intime Einblicke in Kinder- und Künstlersee- len, denen der Nassauische Kunstverein Wiesbaden (NKV) Raum bietet.“ (Ute Fiedler, Frankfurter Rund- schau, 17.Januar 2016) Installationsansicht 2016 6
NKVextra Andrew de Freitas / The Bends 16. Januar bis 28. Februar 2016 Sara Nabil / 206, 2016 Andrew de Freitas / The Bends, 2015 (Filmstill) Andrew de Freitas (*1986, Auckland), Absolvent der Frankfurter Städelschule, setzt sich in seiner mehrtei- ligen Videoinstallation The Bends mit den zahlreichen, verschieden und simultan verlaufenden Schichten von alltäglicher Wahrnehmung und Gefühlen auseinander. Das komplexe Werk in elf Kapiteln ohne chronologi- sche Reihenfolge wurde kollaborativ zwischen Kana- da, Deutschland, Brasilien, Youtube, Portugal, Ma- rokko und den Vereinigten Staaten produziert und verfolgt den Ansatz zwischen Sinn und Bedeutung ab- zutauchen. Andrew de Freitas schloss mit seiner ersten institutionellen Einzelpräsentation direkt an die gleich- namige Virtual Reality-Installation, die im Kunstverein bereits ein Jahr zuvor innerhalb der vielbeachteten Aeham Ahmad bei der Eröffnung 2016 Gruppenausstellung New Frankfurt Internationals: Solid Signs zu sehen war, an. »Es sind intime Einblicke in Kinder- und Künstlerseelen, denen der Nassauische Kunstverein Wiesbaden (NKV) Raum bietet.« Ute Fiedler, Frankfurter Rundschau, 17. Januar 2016 »Hier leistet der bereits 1847 aus dem Demokratieverständnis gegrün- dete Nassauische Kunstverein einen wesentlichen Beitrag über die Will- kommenskultur hinaus und trägt aktiv zur Integration der (…) Künstlerinnen und Künstler bei.« Sensor, 14. Januar 2016 7
Carsten Fock / Dominik Halmer / Ann-Kristin Hamm / Tobias Hantmann / Simon Hemmer / Christine Moldrickx / Joshua Reiman / Patricia Reinhart / Helga Schmidhuber/ Holger Schmidhuber / Felix Schramm My Castle is your Home 12. März bis 1. Mai 2016 Installationsansicht 2016 In My Castle is your Home kuratierte Helga Schmidhuber underkammer und Salon gleich, in der unter anderem W (*1972, Wiesbaden), die bereits 2002 mit ihrer ers- Kunstwerke der folgenden Künstlerinnen und Künstler ten institutionellen Einzelausstellung im Nassauischen zu sehen waren: Joseph Beuys, Paul Donda, Christi- Kunstverein beeindruckte, eine Gruppenausstellung mit an Eisenberger, Berend Hoekstra, Ragnar Kjartansson, einer vielfältigen Auswahl von Werken aktueller Künst- Dieter Krieg, Guido Ludes, Sigmar Polke und Santiago lerinnen und Künstler. Sierra. Der Fokus der Ausstellung lag allerdings auf ihren Kollegen und Weggefährten, die sie während des Studi- Frei nach dem Motto „Daran glaube ich. Das will ich ums und auf diversen Residencies kennenlernte. Euch zeigen.“ öffnete die in Wiesbaden geborenen Künstlerin als Gastkuratorin das Haus. In Form einer Mit My Castle is your Home zeigte eine intensive, kon- Art von künstlerischem Glaubensbekenntnis zeigte trastreiche und sehr persönliche Ausstellung, bei der die Ausstellung private Einblicke in Helga Schmidhu- unverwechselbare Positionen und eine große Band- bers eigene Sammlung – sozusagen in ihr „Gästezim- breite an künstlerischen Medien zu sehen waren. mer“. Die Installation kam einer Präsentation zwischen 8
Felix Schramm / accumulated (Encounter), 2015, Holger Schmidhuber / o.T., 2016 Dominik Halmer / Ansichten gestellt, 2011 Tobias Hantmann / Flutlicht, 2016, Felix Schramm / accumulated (Two Of One), 2016 »Aber ohnehin ist Helga Schmidhuber hier eine Schau gelungen, die einen frischen Blickwinkel und interessante Solitäre zeigt. Die kann man in sein Castle lassen.« Birgitta Lamparth, Wiesbadener Kurier, 23. März 2016 Helga Schmidhuber / My Castle is your Home, 2016 9
NKVextra »Kunst, die sich frei krabbelt von den Seherwartungen an der Wand.« Hans Op de Beeck / Birgitta Lamparth, Wiesbadener Kurier, 11. Juni 2016 Night Time 12. März bis 1. Mai 2016 Hans Op de Beeck (*1969, Turnhout) arbeitet in nahezu allen künstlerischen Medien von großen Installationen über Skulptur, Fotografie, Aquarell, Zeichnung bis hin zu Musik, Text und Animation. Dabei berührt er oft uni- verselle Themen wie die Beziehung zu Zeit und Raum, Melancholie und die Absurdität der menschlichen Existenz. Anna Zacharoff / That feeling when you put fresh bedsheets on, 2015 Für seine Schwarzweiß-Animation Night Time (2014) nutzte der belgische Künstler Aquarelle, an denen er über sechs Jahre hinweg, meistens nachts, gearbeitet hat. In ruhigen, zurückhaltenden und rätselhaften Bil- dern zeigt Op de Beeck eine Reise durch urbane Set- tings, surreale Situationen und nächtliche Umgebun- gen, die manchmal von mysteriösen Figuren bevölkert sind. In einer zeitlosen Bildsprache fängt der Künstler in seiner Arbeit Orte zwischen Fiktion und Realität ein. Hans Op de Beeck / Night Time, 2014 (Filmstill) Anna Zacharoff / Lured Lines, 2015 Hans Op de Beeck / Night Time, 2014 (Filmstill) »Op de Beecks Aquarelle verschmelzen im Video.« Volker Watschounek, Wiesbaden Aktuell, 8. März 2016 Anna Zacharoff / Untitled, 2015 10
Anna Zacharoff / Regular Co. 21. Mai bis 3. Juli 2016 Anna Zacharoff / Winning by penalties und to be titled, 2016 Anna Zacharoff (*1987, Stockholm) arbeitet in einem neu entstandene Serie, in der Anna Zacharoff sich mit breiten Spektrum künstlerischer Medien. In ihrer ers- unterschiedlichen Ansätzen der malerischen Umset- ten institutionellen Einzelausstellung lag der Fokus auf zung im Bild beschäftigt. Dafür übersetzte sie Arbeiten Malerei und wurde ergänzt um gemalte Skulpturen der von befreundeten Künstlerinnen und Künstlern in ihre Künstlerin, die 2015 ihren Abschluss an der Frankfurter eigene Bildsprache. Zur Ausstellung erschien eine Edi- Städelschule machte. tion. Ein wiederkehrendes Thema ihrer künstlerischen Pro- duktion ist das Leben auf dem Meeresgrund. Die in der Anna Zacharoff studierte an der Hochschule für Bilden- Ausstellung präsentierten Gemälde zeigten Unterwas- de Künste – Städelschule, Frankfurt am Main bei Micha- serkreaturen wie Muscheln, Fische, Krabben, Schne- el Krebber und an der Royal Academy of Art in Stock- cken und Schildkröten, ausgeführt in Öl und Pigment. holm bei Ann-Sofi Sidén. Nach ihrem Abschluss im Jahr Durch Maßstabsverschiebungen, isoliert von ihrer na- 2015 zeigte sie Werke in zahlreichen Ausstellungen, da- türlichen Umgebung und ihrem angestammten Kontext runter auch Einzelpräsentationen in den Galerien Neue dargestellt, begegneten die Kreaturen dem Betrach- Alte Brücke in Frankfurt am Main, Vilma Gold in London ter mit einer befremdlichen Präsenz. Sie erzählten und STANDARD in Oslo. Anna Zacharoff lebt und arbei- von einer Welt, die dem Menschen letztlich fremd und tet derzeit in Brüssel, Belgien. unzugänglich bleibt. »Zacharoff spielt mit den Er- Die Ausstellung Regular und Co. spielte mit den Er- wartungen des Betrachters wartungen des Betrachters. Traditionelle Genres und schafft es dabei, nicht wie Landschaft und Stillleben wurden vermischt und abzuschrecken, sondern zieht stereotype Repräsentationsmodelle der klassischen unaufdringlich in ihren Bann.« Malerei hinterfragt. Erste Einblicke gab es auch in eine Nicole Opitz, STUZ, Juni 2016 11
NKVextra Wael Shawky / Cabaret Crusades: The Path to Cairo 21. Mai bis 3. Juli 2016 Cabaret Crusades: The Path to Cairo ist der zweite Teil einer epischen Videotrilogie des ägyptischen Künstlers Wael Shawky (*1971, Alexandria). Bereits 2012 bei seiner Valentin Beinroth / GSAE Karton, 2014 Premiere auf der documenta 13 erregte der Film großes Aufsehen. Inspiriert durch das Buch „Der Heilige Krieg der Bar- baren: Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber“ des li- banesischen Historikers Amin Maalouf, erschafft Wael Shawky in diesem Video ein eindrückliches Bild von den zahlreichen europäischen Feldzügen in das Heilige Land aus arabischer Perspektive. Ausgehend von den frühen Kreuzzügen zwischen 1096 und 1099, die im ersten Teil behandelt wurden (Cabaret Crusades: The Horror Show Files, 2010), zeigt Cabaret Crusades: The Path to Cairo (2012) den Ersten und Zweiten Kreuzzug zwischen 1099 und 1145. Aus dem Off spricht eine autoritäre Stimme in klassi- Valentin Beinroth / Messfoto Charts, 2016 schem Arabisch Texte aus Newslettern und aus dem Ko- ran. Protagonisten sind 120 teils furchterregende und »Methoden der Wissenschaft wie Messen, groteske Tonmarionetten, die vom Künstler selbst ent- Ordnen, Sammeln oder Archivieren und worfen wurden. In der mystischen und surrealen Atmo- Kunst klingen wie ein Paradoxon – müssen sphäre des Films verbinden sich Drama und Zynismus. es aber nicht sein.« Dem fehlenden Dialog stellt Shawky charakteristische Anett Göthe, Journal Frankfurt, Juni 2016 Musik der Bahraini Tradition gegenüber. »Nichts ist unmöglich.« Christoph Schütte, FAZ, 27. Juni 2016 Wael Shawky / Cabaret Crusades: The Path to Cairo, 2012 (Filmstill) 12
Valentin Beinroth / In the Field 21. Mai bis 3. Juli 2016 »Das hat echten Schauwert, hinter dem ein ausgeklügeltes System steckt, dem man – fast – glauben könnte (...)« Birgitta Lamparth, Wiesbadener Kurier, 11. Juni 2016 Installationsansicht 2016 In seinen Arbeiten kombiniert Valentin Beinroth (*1974, blümt zeigt diese Skulptur die narzisstische Verschmel- Stuttgart) künstlerische und naturwissenschaftliche zung von Betrachter und Welt. Strategien und Ästhetiken. In the Field zeigte eine die gesamte Ausstellungsetage ausfüllende Installation, die Im Vorfeld der Expedition gründete Valentin B einroth, seine Feldforschungs-Expedition nach Neuseeland do- der an der Hochschule für Gestaltung Offenbach bei kumentierte. Ausgehend von klassischen Formen und Professor Heiner Blum und Alexander Oppermann stu- Vorstellungen von Forschung und Wissenschaft, über- diert hat, das International Institute for General Sur- trägt der Frankfurter Künstler diese in seine künstle- vey (IIfGS), das als vermeintlicher Auftraggeber des rische Arbeit und hinterfragt spielerisch die Autorität gesamten Vorhabens in Erscheinung trat. Die damit scheinbar objektiver Methoden der Forschung sowie verbundene, scheinbar institutionelle Legitimation er- deren musealer Präsentationsformen. zeugte allerdings nur eine vorgetäuschte Loslösung vom Individuum, denn das gesamte Projekt wäre ohne Va- 2014 begab sich der Künstler-Forscher im Rahmen ei- lentin Beinroth als zentralen Akteur nicht denkbar ge- nes Reisestipendiums der Hessischen Kulturstiftung auf wesen. eine dreimonatige Expedition zum anderen Ende der Welt. Auf den beiden Hauptinseln Neuseelands erfasste Mit der Präsentation der Daten und der fotografischen er spezielle, empirische Daten im Zuge einer Feldstu- Dokumentation der Ausstellung trat das Projekt in sei- die zur „allgemeinen Vermessung“. Zu diesem Zweck ne nächste Phase ein. Beinroth spielte hier einerseits entwickelte er ein besonderes optisch-mechanisches auf die Faszination der Wissenschaft sowie auf die Messinstrument, das bewusst zwischen einer Skulptur Abenteuerlust und Forscherromantik von Expeditionen und einem wissenschaftlichem Instrument changiert. und Entdeckungen an. Die Ausstellung eröffnete damit Wie in einem Spiegelkabinett verzerrt die makellose Fragen zu kolonialistischen Motiven, wie die der Land- Oberfläche alles, was sich in ihrem Umkreis befindet. In vermessungen als Sicherung der territorialen Einfluss- dem multiplen Spiegelbild erscheint das Umfeld: Klei- nahme. Begleitend zur Ausstellung produzierte Valentin nes wirkt riesig, Weite wird komprimiert. Ganz unver- Beinroth eine Edition sowie ein Künstlerbuch. 13
So gut fühlt sich Vertrauen an. Vertrauen ist die Basis für jede Art von Beziehung, ob privat oder geschäftlich. Es ist ein Gefühl von Sicherheit, das entsteht wenn wir einander gut kennen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Arten von Vertrauen. Manchmal bekommt man es geschenkt, muss es sich erarbeiten, unter Beweis stellen oder sogar wiedergewinnen. Wie die SCHUFA Vertrauen schafft, erfahren Sie auf www.schufa.de/vertrauen. Wir schaffen Vertrauen
SCHÜLER ENTDECKEN NKVextra ZEITGENÖSSISCHE Calvin Bauer / KUNST 2016 / 63 Days of Wands Ein A usstellungsprojekt 9. Juli bis 17. Juli 2016 mit geflüchteten Jugendlichen 9. Juli bis 17. Juli 2016 In Kooperation mit der Kerschensteinerschule Wiesba- den und dem Künstler Emad Korkis Für die bereits siebte Ausgabe von Schüler entdecken zeitgenössische Kunst konnte der Nassauische Kunst- verein Wiesbaden in Kooperation mit der SCHUFA Hol- ding AG erneut ein hochaktuelles Projekt entwickeln, dessen Resultat in einer Ausstellung mit Werken von mehr als 170 geflüchteten Jugendlichen mündete. Die im Rahmen des Sprachförderprogramms „InteA – Inte- gration und Abschluss“ des Hessischen Kultusministeri- ums an der Wiesbadener Kerschensteinerschule unter- richteten Schülerinnen und Schüler knüpften damit an die im Kunstverein zu Beginn des Jahres gezeigte Aus- stellung Curriculum Vitae (C.V.) – Intellektuelle Freihan- delszone an. Durch und über die Kunst unterstützt der syrisch-grie- chischstämmige Künstler und Initiator des Projekts Emad Korkis die Schülerinnen und Schülern dabei eine mündliche Sprachkompetenz zu entwickeln, um sich in Deutschland zurechtzufinden. Die Jugendlichen im Al- ter von 16 bis 18 Jahren setzten sich im Unterricht ma- lerisch mit gesellschaftlichen und persönlichen Themen auseinander, mit dem Ziel, sich angstfrei auf Deutsch äußern zu können. In einer großen, das gesamte Haus umfassenden, Aus- stellung wurden die künstlerischen Arbeiten, die im Calvin Bauer / Let It Be What It Is, 2016 Rahmen des Sprachförderprogramms entstandenen Werke sowie zahlreiche Neuproduktionen der Jugend- In seinen Werken untersucht WorkART Stipendiat Calvin lichen präsentiert. Ein Raum für Begegnungen wurde Bauer (*1994, Geneva, Illinois) Phänomene des Inter- geschaffen, der die Schülerinnen und Schüler für ihren nen und Externen, Psychischen und Physischen sowie weiteren Weg motivierte. Gefühle von Verbundenheit und Trennung, er kreist um Fragen der Selbstfindung und -verortung in fremder Umgebung. Eine wichtige Rolle in seinen Illustrationen und Zeichnungen spielen Tarotkarten – insbesondere die des Magiers. Dieser ist ein Erkunder von Gedan- kenwelt, Körper und Geist; Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; Unbewusstem, Bewusstem und Überbe- wusstem. Für Calvin Bauer strebt die Figur des Magiers „nach kreativer Manifestation und Kontrolle über die Elemente und ist dennoch an einem frühen Punkt der eigenen Entwicklung und somit selbstverloren, über- Ausstellungsaufbau fordert und unentschlossen.“ 15
Richard Artschwager / Monika Baer / Miquel Barceló / Robert Barry / Georg Baselitz / Thomas Bayrle / Herbert Behrens-Hangeler / Peter Blake / Ross Bleckner / John Bock / Shannon Bool / Jonathan Borofsky / Mike Bouchet / Wolfgang Breuer / Daniel Buren / Michael Buthe / André Butzer / Ernst Caramelle / Nathan Carter / Diego Castro / Sandro Chia / Francesco Clemente / Dawn Clements / Walter Dahn / Hanne Darboven / Enrico David / Helmut Dorner / Felix Droese / Marcel van Eeden / Günther Förg / Katharina Fritsch / Murray Gaylard / Antony Gormley / Richard Hamilton / Jochem Hendricks / David Hockney / Karl-Horst Hödicke / Jörg Immendorff / Alex Katz / Martin Kippenberger / Fritz Köthe / Jannis Kounellis / Michael Krebber/ Uwe Lausen / Markus Lüpertz / Kris Martin / Lucy McKenzie / Richard Allen Morris / Bruce Nauman / Cady Noland / Marcel Odenbach/ Albert Oehlen / Paulina Olowska / C.O. Paeffgen / Blinky Palermo / Pino Pascali / Raymond Pettibon / Michael Pfrommer / Sigmar Polke / Att Poomtangon / Josephine Pryde / Tobias Rehberger / Daniel Richter/ Michael Riedel / Larry Rivers / David Robilliard / Peter Roehr / Dieter Roth / Sterling Ruby / Ed Ruscha / Norbert Schwontkowski / Dierk Schmidt / John Stezaker / Helen Schiffer / Elaine Sturtevant / Stephen Suckale / Susa Templin / André Thomkins / Rosemarie Trockel / James Turrell / Richard Tuttle / Luc Tuymans / Franz Erhard Walther / Andy Warhol / Fritz Winter / Carl Emanuel Wolff / Gustav Wunderwald / Heimo Zobernig Woher soll ich wissen, was ihr gefällt? / Papierarbeiten aus der Sammlung Michael Loulakis 3. September bis 9. Oktober 2016 Installationsansicht 2016 »Die Liebhaberstücke, darunter hochkarätige Papierarbeiten, repräsentieren eine individu- elle Sammellust, die Zuneigung zu jedem einzel- nen Bild verrät. Gewitzt sind sie nach Alphabet gehängt – von Richard Artschwager bis Heimo Zobernig. Eine schöne Würdigung.« Birgitta Lamparth, Wiesbadener Kurier, 7. September 2016 16
Installationsansicht 2016 Eine außergewöhnliche Gelegenheit bot sich, eine hochkarätige Auswahl aus dem Konvolut von über 3.000 Papierarbeiten des Frankfurter Sammlers Michael Lou- lakis zeigen zu können. Der facettenreiche Einblick in unterschiedliche künstlerische Strömungen vom letzten Jahrhundert bis heute vereinte thematische Gruppen, aber auch hervorragende Einzelstimmen und spannte einen intelligenten Bogen durch die jüngere und vor allem zeitgenössische Kunstgeschichte in enzyklopädi- scher Hängung entlang eines durchgehenden Strangs: Pino Pascali / Notturno con Jonny Scicchettoso Der Fokus der Ausstellung lag auf Lieblingsstücken mit (I Killers), 1966 Papier als Arbeitsmaterial, besonders als Bildträger. Papier ist zunächst ein alltägliches Material, welches dennoch in höchstem Maß künstlerische Verwendung findet. Ein Medium, das mit Informationsaustausch, Wissen, Dokumentation, aber auch mit Kurzlebigkeit, Unvollkommenheit und Fragilität assoziiert wird. Ob als Zeichnung, Grafik, Aquarell, Collage oder Buchmalerei, Papier als Bildträger hat schon immer einen festen Platz in der Kunst. Zuweilen dient es sogar als Arbeitsstoff für Skulpturen und Assemblagen. Dabei ist seine zurück- haltende Art ein integraler Bestandteil dieses Mediums, das durch seine Leichtigkeit selten aufdringlich und laut ist, aber stets eine leise Präsenz besitzt. Enzyklopädisch geordnet entstanden neue Bezüge und Sinnzusammenhänge jenseits der üblichen kunsthisto- rischen Kategorisierungen. Installationsansicht 2016 17
Here! And now? www.kunstverein-wiesbaden.de/hier-und-jetzt.html We are building a network for refugee artists. Get in touch! Sara Nabil Democracy 2014 e x g r o u n d f i l m f e s t / / 17 - 2 6 no v 2 017 30 Länderschwerpunkt//TÜRKEI 18
NKVextra NKVextra Tahani Munawar / Jinoos Taghizadeh / Ansichten aus Syrien Black Box 3. September bis 9. Oktober 2016 5. November bis 11. Dezember 2016 »‘Ansichten aus Syrien‘ heißt diese Ausstellung bezeichnend – vielleicht auch als ursprüng- licher Titel gedacht, aber nun umso wirkungsvoller. Ansichten, die auch in Schwarz, Gelb und Blutrot von Menschen erzählen, die es nicht geschafft haben, die in Damaskus geblieben sind.« Birgitta Lamparth, Wiesbadener Kurier, 7. September 2016 Jinoos Taghizadeh / Good Night, 2009 Eine Kompilation von Jinoos Taghizadehs (*1971, Tehe- ran) filmischen Arbeiten parallel zum exground Film- festival, mit dem diesjährigen Länderschwerpunkt Iran, zeigte einen Ausschnitt ihrer künstlerischen Vielseitig- keit. In den zum Teil sehr humorvollen Arbeiten sucht sie einen Weg der Schlichtungen zwischen der Realität, den Tatsachen und den Spinnfäden des gesellschaftli- chen Systems ihrer Heimat. Dabei rückt sie stets die ira- nische Gesellschaft ins Blickfeld. Sie versteht ihre Arbeit als eine multisensorische Erfahrung, die nicht zwischen Bildern, Wörtern, Texten und Klängen unterscheidet. Die Schwierigkeiten als Künstlerin im Iran ihre Arbeit öf- fentlich wirksam zu visualisieren, umgeht sie, indem sie durch die geschickte Verknüpfung bereits vorhandener Tahani Munawar / Sara, 2016 Narrative (Tondokumente) mit persönlichen Bildern scheinbar harmlose Collagen produziert. Ansichten aus Syrien zeigte Arbeiten von Tahani M unawar (*1990, Damaskus), die erstmals in Europa zu sehen wa- ren. Nach dem Studium der Kunstpädagogik arbeitete sie zunächst, neben ihrer freien Tätigkeit, mit Kindern als Kunstlehrerin; beides war auf Grund der politischen Lage und der Zensurproblematik mit zunehmend gro- ßen Gefahren verbunden. Die Kunst war die einzige Möglichkeit einem individuellen Lebensgefühl Ausdruck zu verleihen. Die Ausstellung zeigte nur zwei Werke, die nach ihrer Ankunft in Deutschland entstanden sind, da im Juli 2016 das Atelier der Künstlerin in Syrien durch gezielte Brandlegung zerstört wurde. Neben der ak- tuellen Situation in Syrien werden jetzt verstärkt auch die vorangegangene, lange Phase der Ungewissheit und Unsicherheit sowie persönliche Themen verarbeitet. 19
Julius von Bismarck / Janusch Ertler / Zoë Field / Thimo Franke / Mia Goyette / Tiril Hasselknippe / Mathias Kessler / Rachel Pimm / Elsa Salonen / Andreas Wißkirchen It’s all natural ... 5. November bis 11. Dezember 2016 Thimo Franke / o.T., 2015-2016 Mia Goyette / Pro tempore (drain), 2016 Natur - wie ist heute das Verständnis von und das Ver- Ausgehend von dem weiten Bedeutungsspektrum des hältnis zu ihr? Wie spiegelt sich der Einfluss der tech- Begriffs „Natur“ als Gegensatz zum Menschen, als kul- nologischen und ökologischen Entwicklungen und Dis- turell relatives, letztlich gesellschaftlich produziertes kurse in der künstlerischen Praxis wieder? Natur und Konstrukt, bis hin zur Idee der Natur als symbiotische Natürliches wird mittels Computeranimationen, digi- Mitwelt, werden in der Gruppenausstellung zahlreiche talen 2D- oder 3D-Prints und Fotobearbeitung sowie Facetten eines aktuellen Naturbegriffes beleuchtet. anderer technischer Verfahren zitiert, neu interpre- Unterschiedliche Pfade eröffnen den Blick auf visionäre tiert, aber auch weiterhin durch klassische malerische Lichtungen zeitgenössischer Positionen und führen bis Techniken in industriell gefertigte Objekte übersetzt. ins dichte Unterholz des Beziehungsgeflechtes Mensch Natur als wildes und ungezähmtes Gegenüber zur Kul- und Natur. Natürliche Ausgangsmaterialien werden tur ist aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts nicht durch Computeranimationen, digitale Prints und Foto- mehr haltbar, vielmehr knüpft die Ausstellung an die bearbeitungen sowie andere technische Verfahren neu unterschiedlichen Perspektiven eines neuen Naturbe- interpretiert, in industriell gefertigten Objekten nach- griffs an. geahmt oder symbolisiert, analog durch malerische oder bildhauerische Techniken zitiert oder schließlich Was bedeutet es, wenn die Nachahmung natürlicher vollständig ersetzt. Die Grenzen zwischen Natürlichem Elemente zum künstlerischen Sujet wird? Welche Aus- und Technisch-Künstlichem werden erforscht und das sage treffen zeitgenössische „Naturbilder“ über das Einwirken des Menschen auf Naturphänomene hinter- Verhältnis Natur – Kultur? fragt. 20
»Und doch, man mag es sentimental nennen oder hoffnungslos romantisch: Als Bild einer verdinglichten, entzauberten und dem Men- schen übereigneten Natur stimmt es doch auch seltsam melancholisch.« Christoph Schütte, FAZ, 4. Dezember 2016 Julius von Bismarck / Fluchtgeschwindigkeit (Escape Velocity), 2016 Anna-Lisa Theisen / Waste-vest, 2016, Tiril Hasselknippe / n.y.t., 2016, Elsa Salonen / Study of Anna-Lisa Theisen / Coral bleaching, 2016 Eternal Cycle, 2014 Die Arbeiten der elf internationalen Künstlerinnen und von technischen Errungenschaften zu natürlichen Res- Künstler verorten sich dabei aus einer zeitgenössischen sourcen scheint hier angedeutet. Andererseits klingt Perspektive in diesem Diskurs, der sich beispielsweise ausgehend von der illusionären Idee der Überwindung mit der steigenden Einflussnahme des Menschen im aller Bindungen des Menschen an Naturgesetze in der geoglobalen Sinn oder dem Rückgang natürlicher Res- Praxis des Imitierens sowie in offensichtlichen Momen- sourcen befasst. Dieses neue, vom Menschen geprägte ten der Täuschung eine Dissonanz in der Beziehung Erdzeitalter wird unter dem nicht unumstrittenen Kon- von Mensch und Natur an. In nachgestellten Szeneri- zept des Anthropozäns zusammengefasst, welches zum en oder der Metamorphose von Materialien entsteht einen auf die Verantwortung aufmerksam macht, die ein Spannungsfeld von Abbild und Realität, das auf ein mit der Intervention des Menschen einhergeht und zum möglicherweise gestörtes Verhältnis hindeutet – auf anderen die politische und gesellschaftliche Brisanz der den Konflikt zwischen „natürlicher“ und „menschli- Frage nach dem Verhältnis zwischen Kultur und Natur cher“ Ordnung. Denn wenn der Mensch mit seiner Kul- verdeutlicht. tur in nahezu alle Bereiche der Natur einwirkt, ist eine Trennung aufgehoben und somit die Kultur der Natur Innerhalb der Gruppenausstellung offenbart sich in den zugehörig – und umgekehrt. zum Teil poetischen Transkriptionen einerseits eine zu- kunftsweisende Einheit von Mensch und Natur, indem Natur künstlerisch in eine neue Materialität übersetzt wird. Die symbiotische Verknüpfung und Abhängigkeit 21
Bibiana Desteny / Simon Ertel / Anne Ferguson / Florian Glaubitz / Philipp Jung / SoJung Kim / Charlotte Klein / Ji Yun Lee / Julia Leichtenschlag / Sabeth Magon / Ivana Matic / William Metin Martin / Brit Meyer / Simon Mielke / Uta Pfrengle / Esther Poppe / Sophia Rausch / Carmen Schaich / Daniela Schmidt / Susanne Schmitt / Claudia Schuh / Lena Sielaff / Veronika Weingärtner Konvergenz (Bergbau), eine Annäherung von Hängendem und Liegendem / Klasse Andrea Büttner, Kunsthochschule Mainz 14. Januar bis 5. März 2017 Julia Leichtenschlag / Kleines Haus, 2016/2017 Anne M. Ferguson / O. T., 2015, William Metin Martin / O. T., 2016 In der Gruppenausstellung treffen ehemalige auf aktu- Fotografie und Video bis hin zur Mixed-Media-Installa- elle Studierende der Klasse Andrea Büttner der Kunst- tion und Performance. Dabei erkunden sie das Medium hochschule Mainz. Die Arbeiten eröffnen so einen zwei der Zeichnung und seine Materialität, loten seine Gren- Generationen von Kunststudierenden übergreifenden zen aus und überführen es in andere Medien. Die klas- Dialog und zeigen die Vielschichtigkeit aktueller künst- sische Zeichnung wird dabei auf interdisziplinäre Weise lerischer Positionen. neu interpretiert. Andrea Büttner, Maria Sibylla Merian-Preisträgerin für Dieses selbstreflexive Moment wird thematisch auf Fra- Bildende Künstlerinnen in Hessen, ist seit 2011 Profes- gen nach Repräsentation und Originalität in der Kunst sorin für Zeichnung an der Kunsthochschule Mainz. Die sowie die Rolle der Künstlerin / des Künstlers oder den Arbeiten ihrer (ehemaligen) Studenten, die im Kunst- Konflikt zwischen Künstlichkeit und Natürlichkeit erwei- verein zu sehen sein werden, erstrecken sich über die tert. Die ausgestellten Arbeiten hinterfragen Wahrneh- Bereiche der Zeichnung, Malerei und Bildhauerei sowie mungs- und Erinnerungsvorgänge sowie Hierarchien, 22
SoJung Kim / (NA)rcissism, 2017 Ivana Matic / Korb, 2016 Normen und Wertesysteme der heutigen Gesellschaft. sich die künstlerischen Arbeiten dieser Gruppenaus- Im Zusammenspiel eröffnen die Werke neue assoziati- stellung zueinander und zum Medium der Zeichnung ve Räume und Bedeutungszusammenhänge, die von der positionieren, so dass immer neue Beziehungen und Mikrowelt der Kunst auf die Makrowelt der Gesellschaft Kontexte entstehen. verweisen. Der Titel der Ausstellung entstammt der Geologie und Zeitgleich mit dieser Ausstellung eröffnet das Museum bezieht sich auf Begriffe, mit denen Positionen, Schich- Wiesbaden die Kabinettausstellung Maria Sibylla Merian tungen und Verhältnisse von Materialien zueinander der Naturhistorischen Sammlungen anlässlich des 500. dargestellt werden. Generell beschreibt eine Konver- Todestages der Frankfurter Naturwissenschaftlerin und genz das Sich-Aufeinander-zu-Entwickeln von zwei Künstlerin. Zur Ausstellung erscheint eine 24-teilige oder mehreren divergierenden Ausgangszuständen auf Edition. einen gemeinsamen Endzustand hin. Ähnlich müssen 23
NKVextra Luzie Meyer / Unerringly she pinned it down. She does not like to put it there. 14. Januar bis 5. März 2017 Die Filme, Videos, Performances und Soundarbeiten von Luzie Meyer (*1990, Tübingen) thematisieren die Möglichkeit und Unmöglichkeit eines Selbst in verschie- denen Kontexten. Philosophische Ideen werden alltäg- lichen Vorgängen gegenübergestellt und konventionelle Konstrukte von Bedeutung und Sinn in Frage gestellt. Wiederkehrende Thematiken wie das Fleischwerden des Wortes Sadomasochismus, Absurdität, Nonsens und Solipsismus werden gebraucht, um die Gegenwart nach ihrem Selbstverständnis zu befragen. Die neu ent- standene Videoarbeit Unerringly she pinned it down. She does not like to put it there. der Städelschulabsol- ventin bildet den Ausgangspunkt einer Serie von ex- perimentellen Arbeiten, die ein Misstrauen gegenüber einem poetischen sowie wissenschaftlichen Sprachge- brauch thematisieren. Was ist Sprache? Wie verständlich muss sie sein und welche Bedeutung kommt der Autorenschaft und Selbst-Narration im Gebrauch von Sprache zu? Luzie Meyer lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Sie studierte Philosophie an der Goethe-Universität Frank- furt und hat 2016 die Städelschule als Meisterschüle- rin bei Judith Hopf abgeschlossen. Ihre Arbeiten waren bereits international zu sehen, so auch auf der Mon- treal Biennale of Contemporary Art. Außerdem ist sie 2017/18 Stipendiatin der Hessischen Kulturstiftung für einen neunmonatigen Atelieraufenthalt in Paris. Luzie Meyer / Unerringly she pinned it down. She does not like to put it there., 2016 (Filmstills) 24
Yoshiaki Kaihatsu / NKVextra Thank You Art Day Alexander Paul Englert / 9. März 2017 Traumdiebstähle 39 THANK YOU ART DAY Mit einem Text von Silke Scheuermann wurde durch den in Deutschland lebenden, japanischen Künstler 18. März bis 30. April 2017 Yoshiaki Kaihatsu (*1966, Yamanashi, Japan) im Eine fotografische Erzählung Alexander Paul Englerts Jahr 2000 initiiert, um (*1960, Freiburg/Breisgau) trifft auf eine literarische die Anerkennung der Erzählung Silke Scheuermanns – oder umgekehrt? zeitgenössischen Kunst Beide verweben sich zu einer fantastischen Geschich- in Japan voranzutreiben. te über den fließenden Übergang zwischen Wirklichkeit Im Japanischen klingt und Traum und die Flucht aus dem Alltag. Eine Ge- »thank you« ähnlich wie schäftsreise führt den Unternehmensberater und Held 3 / 9 (san kyuu). Daher der Erzählung in die Auberge de Rêve, einem Hotel ir- ist der Tag 3 / 9 (9. März) gendwo zwischen Bayern und Hessen, in dem sich Gäs- der auserwählte Tag. te aus aller Welt einfinden. An diesem Ort entdeckt er seine spezielle Fähigkeit wieder. www.39art.com Die Installation basiert auf dem gleichnamigen, gemein- samen Buchprojekt das 2016 bei Edition Faust, Frank- furt am Main, erschienen ist. Zu der Videoprojektion der Fotografien ist eine von Armin Nufer gesprochene Textfassung zu hören. Stefan Fricke produziert hieraus 17. Kurze Nacht der mit Klanginseln des Komponisten Andreas Wagner eine Hörspiel-Fassung des Textes von Silke Scheuermann, Galerien und Museen in die als Zweiteiler am 18.9. und 25.9.2017 (23–24 Uhr) auf hr2-kultur gesendet wird. Wiesbaden 1. April 2017 In der Nacht vom 1. auf den 2. April 2017 laden die Wiesbadener Kunstinstitutionen zur 17. Kurzen Nacht ein. Die Besucher erwartet neben vielen Ausstellun- gen ein facettenreiches Programm und wie immer ist der Eintritt in allen Institutionen kostenfrei. Zu Gast im Nassauischen Kunstverein wird das Weingut Alexander Paul Englert / Auberge de Temple Diefenhardt aus Martinsthal sein. Das vollständige Pro- während der Renovierung, 2013 gramm aller beteiligten Institutionen ist aktuell unter www.kurze-nacht.de aufgeführt. 25
Mirjam Völker / Vorposten 18. März bis 30. April 2017 Mirjam Völker / Bann, 2015 In den surrealen Gemälden und Zeichnungen von Mirjam Die Künstlerin hat mit großer Präzision surreale Land- Völker (*1977, Wiesbaden) entbrennt ein spannungsge- schaftsbilder geschaffen, die an den Detailreichtum ladener Kampf zwischen Natur und zivilisatorischen der Fotografie erinnern. Dieses Spiel mit dem Doku- Artefakten. mentationscharakter wird noch auf die Spitze getrie- ben, wenn der Hintergrund in einigen Bildern zwischen In Acryl und Kohle hat Mirjam Völker teils leise hoff- Himmel und Fotostudio-Hohlkehle changiert. Die Gren- nungsvolle, teils apokalyptische Bilder geschaffen. Die zen zwischen Natur und Kultur verschwimmen. So wirft Hütten und Wohnwagen in ihnen sind menschenleer. die Ausstellung auch die Frage auf, ob Zivilisation und Stattdessen ist die Natur Hauptakteur, die sich bedroh- Natur in Einklang gebracht werden können. Siegt die lich gegen die kleinen Hütten erhebt. Auf technischer leise Hoffnung über die drohende Katastrophe? Ebene wird dieser Kampf, der durch die Verwendung starker Komplementär- bzw. Schwarzweißkontraste Mirjam Völker studierte an der Kunsthochschule Mainz noch unterstrichen wird, zum Spiel mit verschiedenen, bei Klaus Vogelsang und war anschließend Meisterschü- sich überlagernden Ebenen und Perspektiven. So ver- lerin in Leipzig bei Neo Rauch. schieben sich in vielen Arbeiten Vorder- und Hinter- Im Nachgang der Ausstellung entsteht eine Edition. grund, Transparenz und Finsternis wechseln sich ab und dynamische Bewegungen treffen auf statische Ele- mente. Dies evoziert eine große Instabilität, die in den Arbeiten zum Ausdruck kommt. 26
Mirjam Völker / Lunte, 2014 Mirjam Völker / Biwak, 2015 27
Eliza Douglas / My Gleaming Soul 20. Mai bis 2. Juli 2017 Malerei als Metakommentar zu den Bedingungen des unterkühlten Räumen. Die Interieurs e ntnimmt die Malens selbst – oder was ist Malerei heute? Dies scheint Künstlerin Stockfotografien aus dem Internet, die pas- die Ausgangsfrage für die Malerei von Eliza Douglas siven männlichen Akteure sind malerische Kopien der (*1984, New York) zu sein. Fotos, die die Künstlerin von Kunst-Messebesuchern machte. Neben den großformatigen Gemälden von kopf- und körperlosen „Wesen“, deren von anonymer Hand na- Indem Eliza Douglas mit ihrer arbeitsteiligen Technik turalistisch gemalte Hände und Füße einzig durch Eliza auf die Tradition der großen Malerwerkstätten verweist, Douglas malerischen Gestus schwungvoll, spielerisch reflektieren alle Bilder zugleich den heutigen Kontext und manchmal auch ironisch miteinander auf weißem und Entstehungsprozess von Malerei, schließen sich je- Grund verbunden werden, soll die Ausstellung der Frank- doch dem nach neuen Richtungen suchenden Diskurs furter Städelschülerin noch zwei weitere Werkgruppen keinesfalls an. vorstellen: Wesen aus der Popkultur wie Monster, Ro- boter oder tierische Kinderzeichentrickfiguren, die von Eliza Douglas lebt und arbeitet als Bildende Künstlerin großen Malwerkstätten in China produziert werden, und Musikerin in Frankfurt am Main, ist Studentin an der präsentieren auf kleinen Tableaus von der Künstlerin Städelschule bei Willem Rooij, sowie in New York, an geschaffene abstrakte, aber nicht minder farbenfrohe der New School of Social Research. Zuvor studierte sie Kunst. Die dritte Werkgruppe schließlich, ebenfalls aus in New York Film am Bard College. chinesischen Werkstätten, zeigt junge, häufig andro- gyne Männer, wie vor einer Kulisse in atmosphärisch Eliza Douglas / I Am the Horse You Should Bet On (I), 2016 Eliza Douglas / Glittering with Decay, 2016 28
Eliza Douglas / The Potential of Being, 2016 29
Follow Fluxus 2016 / Adriana Lara The Product & The Post-product Part 1 / 3. September bis 9. Oktober 2016 Part 2 / 5. November 2016 bis 28. Mai 2017 Adriana Lara / Trink Coca-Cola, 2016 (Part 2) Adriana Lara (*1978, Mexiko-Stadt), neunte Stipendi- atin des von der Landeshauptstadt Wiesbaden und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden ins Leben gerufenen Stipendium Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen, legt ihr Ausstellungsprojekt The Product & the Post-product zweiteilig an. Über die Verbindung von Fluxus zur Alltagskultur erschließt sich Adriana Lara den Begriff des Postproduktes zunächst in einem ersten Teil in Form einer Neufassung der von ihr 2015 kuratierten Ausstellung The Product in Kopenhagen. Eine Präsenta- tion von eigenen Arbeiten sowie von anderen Künstle- rinnen und Künstlern – (Gene Beery, Little Joes Gang, Esferas Perdidas, Juni Radames, Julia Rublow, Laura Schusinski, Björn Segschneider, Ezara Spangl, Esme Adriana Lara / A‘s, 2016 (Part 2) Toler, Nikolaus Weitzer) zeigte sie unter dem Gesichts- punkt des Produkts. Innerhalb der Ausstellung erfuhr ein weiteres Projekt eine Wiederbelebung: Dinner for 1 war eine Ausstellung innerhalb der Ausstellung, ein Pro- jekt, das ursprünglich von Julia Rublow konzipiert wur- »‘Follow Fluxus‘ heißt das Motto unter dem de. Diese Ausstellung fand im Jahr 2015 inmitten des im D achgeschoss des Nassauischen Kunst- Gentrifizierungsprozesses in einem Gartenhaus im Sü- vereins in der Wilhelmstraße Innovatives den von London statt. Um die Arbeiten zu sehen, muss- entsteht.« ten die Besucher in die oberste Etage gehen. Dort war Ulrike Brandenburg, Wiesbadener Kurier, ein Teller mit warmem Essen vorbereitet; jedem stand 30. Juni 2016 frei, sich zum Essen zu setzen, es könnte die letzte Mahlzeit vor dem Ende des guten Lebens in London ge- »Man darf also gespannt sein (...)« wesen sein. In Wiesbaden wurde die Ausstellung in der Jutta Feiling, art kaleidoscope, März 2016 Stipendiatenwohnung erneut installiert. 30
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