MIT SCHWUNG IN DIE ACHTE LEGISLATUR - KZV Sachsen ...
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W W W.ZAEK-SA .DE W W W.KZV-LSA .DE JAHRGANG 31 // JULI 2021 07 / 2021 ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN S A C H S E N - A N H A LT THEMA S. 6 MIT SCHWUNG IN DIE ACHTE LEGISLATUR Industriegeschichte Sachsen-Anhalts: Gradierwerk in Schönebeck Konstituierende Kammerversammlung der Zahnärztekammer
ZAHN(KUL)TOUR DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Interdisziplinäre Gespräche Die Veranstaltungsreihe der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt geht wieder „on tour“: Mittwoch, 29. September 2021 in SCHULPFORTA Inspiriert von der reichen Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts, soll der Dialog von Zahnärzten mit Künstlern, Wissenschaftlern, Politikern und engagierten Menschen aus Sachsen-Anhalt initiiert werden. Der Blick über den Tellerrand der eigenen Profession kann die Augen öffnen für die Weltsicht des Nachbarn, kann eigene Probleme relativieren, kann Anregungen vermitteln für das eigene Sein. Dieses Mal sind wir zu Gast in der Landesschule Pforta in Schulpforte bei Naumburg. Das traditionsreiche Internatsgymnasium besteht seit 1543 und ist eine der ältesten Bildungseinrichtungen Mitteldeutschlands. Wir freuen uns auf Sie! Zu Gast bei der Bitte per Mail (sage@zahnaerztekammer-sah.de), ZAHN(KUL)TOUR Fax (0391 73939-20) oder Post (PF 3951, 39014 Mag- deburg) bei der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt anmelden! MATTHIAS HAASE – ANMELDUNG – Wandel der Schule nach dem Mauerfall 1989, der sich deutlich ZAHN(KUL)TOUR von der Entwicklung anderer DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Gymnasien unterscheidet. Als Vorsitzender des Alumnivereins Führung und Gespräch Pförtner Bund e.V. engagiert er mit Matthias Haase, sich mit weiteren Förderern wie am 29. September 2021 ab 17 Uhr der Stiftung Schulpforta für den Schulstraße 24A, Naumburg (Saale) historischen Ort Schulpforte mit Matthias Haase besuchte die seinen zahlreichen architekto- 17 Uhr: Begrüßung und Weinempfang, geführter heutige Landesschule von nischen Denkmalen und für die Spaziergang übers Schul- und Klostergelände 1983 bis 1987. Mit seinem Landesschule Pforta und ihre 18.30 Uhr: Abendessen und Gesprächsrunde Buch „Wendejahre Schulpfor- 300 Schülerinnen und Schüler. te von 1985 - 1995“ beleuch- Matthias Haase lebt mit seiner Ich komme gerne! tete er den friktionsreichen Familie im Weimarer Land. Name/Anschrift: Personenzahl: 2
INHALT ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 ZAHN(KUL)TOUR MITTEILUNGEN DER Veranstaltungsreihe der Zahnärztekammer ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT macht Station in der Landesschule Pforta...................................S. 2 eHBA: Das müssen Sie wissen..........................................................S. 35 12.000. Patient bei der Patientenberatung..............................S. 36 LAUDATIO Zahn(kul)tour der Zahnärztekammer führt im Herbst Zum 80. Geburtstag von Burkhard Labs........................................S. 4 zur Landesschule Pforta......................................................................S. 37 Wachwechsel in der Schlichtungsstelle: Prof. Dr. Detlef EDITORIAL Schneider gibt Ehrenamt an Dr. Rolf Schäfer weiter..........S. 38 Die Ärmel hochgekrempelt! Patientenberaterin Gabriele Völzke aus Köthen von Dr. Carsten Hünecke........................................................................S. 5 beendet ihre Tätigkeit...........................................................................S. 39 Aus der Vorstandssitzung / Hinweise zu den BERUFSSTÄNDISCHES Fortbildungstagen in Wernigerode...............................................S. 40 Mit Schwung in die achte Legislatur: Konstituierende Kammerversammlung der ZÄK..........................................................S. 6 MITTEILUNGEN DER Drei Dekaden Zahnärztekammer – ein Grund KZV SACHSEN-ANHALT zum Feiern! – Festveranstaltung in Magdeburg....................S. 10 Aus der Vorstandssitzung....................................................................S. 41 Viel geschafft, aber: The show must go on! – Bericht Die Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses von der Vertreterversammlung der KZBV................................S. 12 informiert......................................................................................................S. 42 FVDZ wählt neuen Landesvorstand / Auflösung der Hinweise der Abteilung Abrechnung: Abrechnung Geschäftsstelle in Dessau-Roßlau.................................................S. 16 präventiver zahnärztlicher Leistungen......................................S. 44 Viel Andrang bei virtuellem Tag der Offenen Tür der KZV..........................................................................................................S. 18 SACHSEN-ANHALT Zum Titelbild: Salzgewinnung und Salinen NACHRICHTEN UND BERICHTE auf dem Boden des heutigen Sachsen-Anhalt.......................S. 46 Politikern auf den Zahn gefühlt – Einladung zur Podiumsdiskussion im Vorfeld der Bundestagswahl..........S. 21 MITTEILUNGEN DES Corona-Pandemie: Inzidenz liegt in Sachsen-Anhalt FVDZ SACHSEN-ANHALT bei nahezu Null.........................................................................................S. 22 Auf zu neuen Ufern ...?.............................................................................S. 49 FORTBILDUNGSINSTITUT DER ZAHNÄRZTEKAMMER Fortbildungsprogramm für Zahnärzte........................................S. 23 Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen...........S. 25 28. FORTBILDUNGSTAGE DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Das Programm im Überblick.............................................................S. 28 Gebühren......................................................................................................S. 50 Anmeldeformular....................................................................................S. 51 BÜCHERSCHRANK Geltendes Recht verstehen: Rezension des Buches „Sex and crime“ von Thomas Fischer...........................................S. 32 FORTBILDUNG Neue Dissertationen: Forschungsarbeiten an der Hallenser Zahnklinik aus dem Jahr 2020, Teil 1....................S. 34 Gradierwerk in Schönebeck. Titelbild: Fredi Fröschki 3
LAUDATIO ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 ENGAGIERT UND VIELSEITIG INTERESSIERT Zum 80. Geburtstag von Burkhard Labs 2021 – ein Jahr der Jubiläen! Wenn wir in diesen Tagen 30 Jahre Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt feiern konnten, so ist das Kollegen wie Burkhard Labs zu verdanken! Der Mitbe- gründer der Zahnärztekammer feierte am 11. Juli 2021 seinen 80. Geburtstag, wozu der Vorstand und die Geschäftsführung ganz herzlich gratulieren möchten! Als Mitglied im Vorstand bis 2007 hat er insbesondere als Vizepräsident von 1992 bis 2003 maßgeblich am Aufbau der Kammer mitgewirkt, man kann sagen, sie mitgeprägt. Burkhard Labs ist schon in der DDR ein kritischer, für den ei- nen oder anderen auch unbequemer Zeitgenosse gewesen. So war es fast zwangsläufig, dass er 1989/90 zu den Ersten gehörte, die die Chance nutzen wollten, um aus den alten Strukturen den Start in eine eigenverantwortlich bestimm- te, freie Berufsausübung zu wagen. Es ist Ausdruck für seine Überzeugung und sein Engagement, dass er seine Kraft von Beginn an nicht nur für seine eigenen Interessen einsetzte, lung des Berufsstandes in unserem Bundesland. Für die über sondern für die Gemeinschaft. So hob er den Unabhängigen die Grenzen Sachsen-Anhalts bis heute geschätzten Zahn- Deutschen Zahnärzteverband (UDZ) im März 1990 als ersten ärztlichen Nachrichten zeichnete er nicht nur als Kammerre- freien demokratischen Berufsverband in der DDR ebenso mit ferent verantwortlich, er griff auch immer wieder selbst zur aus der Taufe wie im Mai 1990 die Zahnärztekammer Sach- Feder. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammen- sen-Anhalt e.V. Doch nicht nur in der Kammer engagierte sich hang die gemeinsam mit den Kollegen Eckard Bohley und Pe- der Jubilar, sondern auch der Weg der Kassenzahnärztlichen ter Schmidt erstellte umfangreiche Chronik der KZV von 1991 Vereinigung ist eng mit der Person von Burkhard Labs in jenen bis 2011. Jahren verbunden. Seit zehn Jahren im Ruhestand, verfolgt er immer noch sehr Seine vielschichtigen Interessen sind wirklich bemerkenswert aufmerksam die Standespolitik und ist treuer, kritisch-inter- und reichen von tiefen Kenntnissen der Botanik (welche er essierter Leser der Zahnärztlichen Nachrichten. Mit Hingabe insbesondere in seinem Garten auslebt) bis zur Geschichte widmet er sich seinem großen, schönen Garten; legendär sind (Friedrich den Großen und Reichskanzler Bismarck verehrt er die vielen Tomatensorten, die er für den Eigenbedarf, vor al- besonders). Akribie und Beharrlichkeit, diese Tugenden sind lem auch für den großen Freundeskreis heranzieht. für einen Zahnarzt wichtig, aber sie helfen auch in der Stan- despolitik, wenn es heißt, das als richtig und nötig Erkannte, Lieber Burkhard, 80 Jahre sind nicht jedem gegeben, umso durch- und umzusetzen. Beides versteht Burkard Labs erfolg- mehr freuen wir uns, heute zum neuen Lebensjahr(-zehnt) reich einzusetzen. gratulieren zu können und wünschen viel Gesundheit, alles Gute, Kraft und viele schöne Momente mit Deiner lieben Frau, Im Kammervorstand verantwortlich für die Öffentlichkeitsar- Familie und Freunden. beit, legte er nicht nur den Grundstein für die bis heute ge- meinsam mit der KZV erfolgreiche Außen- und Innendarstel- // Dein Carsten Hünecke 4
EDITORIAL ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 DIE ÄRMEL HOCH- GEKREMPELT! Liebe Kolleginnen und Kollegen, jetzt heißt es: „Auf ein Neues!“ Die Kammer- versammlung hat sich am 26. Juni zum achten Mal in der Geschichte der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt konstituiert und neben dem Vorstand auch die Mitglieder der 13 Ausschüs- se für die kommenden fünf Jahre bestimmt. Die Tatsache, dass wir dabei auch viele jün- gere Kolleginnen und Kollegen für ein En- Dr. Carsten Hünecke gagement gewinnen konnten, ist für mich ein ermutigendes Zeichen. Der stellvertretende Vorsitzende der KZV, Kollege Hübenthal, gesichts der gesundheitspolitischen Optionen in den Wahlpro- brachte es an dieser Stelle im vergangenen Editorial auf den grammen der Parteien ist dieser Begriff nicht zu hoch gegriffen. Punkt: „Wer seine berufliche Zukunft nicht fremdbestimmten Eine Regierung ohne CDU oder FDP wäre sich einig, dass das Einflüssen überlassen will, wer freiheitliche Werte verteidigen duale System von GKV und PKV zugunsten einer Bürgerversiche- und seine eigenen Ideen einbringen will, der sollte den Mut ha- rung „weiterzuentwickeln“, sprich zu beenden sei. Die Sozialver- ben, aktiv in der Standespolitik mitzuwirken.“ Ich bin überzeugt, sicherungen in der heutigen Struktur sind weder demografiefest dass dieser Mut weiter generationsübergreifend in uns steckt. (nur mit steigenden Steuerzuschüssen finanzierbar!) noch ange- Beim Festakt zum 30-jährigen Bestehen der Zahnärztekammer sichts der Strukturen innovativ (wie lange hat die Umsetzung der im Anschluss an die konstituierende Kammerversammlung äu- PAR-Richtlinie gebraucht – von der Idee bis zum 1. Juli 2021 über ßerte ein Vertreter einer befreundeten Heilberufskammer seine ein Jahrzehnt!). Ich finde es höchst bedenklich und schädlich, Bewunderung über die sprichwörtliche große Geschlossenheit wenn auf Eigenverantwortung und solide wirtschaftliche Grund- des zahnärztlichen Berufsstandes. Dieses würde er sich auch für lagen gestellte Systeme wie die PKV oder berufsständische Al- seine Mitglieder wünschen. tersversorgungssysteme zum politischen Spielball werden sol- len! Und nicht zuletzt ist auch die Zukunft der GOZ eng mit dem Ich denke, in diesen beiden Aussagen sind schon zwei wesentli- dualen System verbunden. che Aufgaben der kommenden fünf Jahre für unseren Vorstand formuliert. Es gilt, die jungen Kolleginnen und Kollegen über die Aber auch bei den Themen Bürokratieabbau, der weiteren Ge- Ausschussarbeit zu motivieren, zu fördern und einzubinden, da- staltung der Digitalisierung im Gesundheitswesen und der Zahn- mit sie ihre Zukunft selbst mitgestalten und Verantwortung über- medizin oder dem Thema Qualitätsstandards müssen wir un- nehmen können. Darin liegt eine Basis für Kontinuität. Daneben sere Forderungen und Lösungsansätze vorlegen. Es betrifft uns heißt es, ebenso die sprichwörtliche Geschlossenheit weiter zu schließlich täglich. Neu gilt es das Thema Nachhaltigkeit in unse- pflegen. Aufgrund oft äußerer Faktoren werden dafür sicher rer Arbeit intensiv anzugehen. Gerade die jungen Zahnärztinnen neue Wege zu beschreiten sein und durchaus auch Kontroversen und Zahnärzte erwarten das auch von ihrer Berufsvertretung. auszuhalten. Aber eines haben die vergangenen 30 Jahre oder An Aufgaben mangelt es also nicht. Am Willen zum Engagement auch nur die zurückliegenden Monate gezeigt: Gerade schwie- bei den neugewählten Kolleginnen und Kollegen und den unver- rige Situationen haben uns am Ende enger zusammengebracht zichtbaren hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in und gestärkt. Einen starken Berufsstand in Selbstverantwortung der Geschäftsstelle ebenso wenig. So heißt es also: „Die Ärmel wird es auch brauchen, um die weiteren zentralen gesundheits- hochkrempeln!“. Es geht ja um „Unsere Zahnärztekammer“! politischen und gesellschaftlichen Themen mitzubestimmen und zu gestalten. Schließlich geht es in erster Linie um unser täg- liches Berufserleben sowie unser Berufsumfeld. Und da stehen bereits kurz- und mittelfristig große Herausforderungen an. Die Dr. Carsten Hünecke Bundestagswahl im Herbst kann zur Richtungswahl werden! An- Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt 5
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 47 der 48 gewählten Kammerdelegierten waren am 26. Juni 2021 zur konstituierenden Kammerversammlung der achten Legislatur in das Michel Hotel nach Magdeburg gekommen – darunter auch 13 neue Kolleginnen und Kollegen. Fotos: Andreas Stein MIT SCHWUNG schusses des Altersversorgungswerkes der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt um den Vorsitzenden Dipl.-Stomat. Dieter Ha- nisch. Ein Vertreter der Aufsichtsbehörde, des Ministeriums für IN DIE ACHTE Arbeit, Soziales und Integration, hatte sich online dazugeschal- tet. Mit der Wahl eines neuen Vorstandes und der Besetzung der LEGISLATUR Ausschüsse der Kammer standen wichtige Aufgaben an, doch eingangs ließ es sich Dr. Hünecke nicht nehmen, verdienten aus- scheidenden Kammerdelegierten persönlich für ihr ehrenamtli- ches Engagement zu danken – einen Blumenstauß gab es für Dr. Konstituierende Kammerversammlung Gundula Kühnl (Röblingen am See / Mansfeld-Südharz), die seit der Zahnärztekammer wählt neuen Vorstand 2007 Delegierte war und die Dr. Hünecke für ihre stets klaren Worte lobte; außerdem für das scheidende Vorstandsmitglied Es war ein ganz besonderer Tag: am 26. Juni 2021, fast auf den Tag Dr. Knut Abshagen, der seit 1991, also 30 Jahre lang Delegier- genau 30 Jahre nach der Gründungsversammlung der Zahnärz- ter in der Kammerversammlung und außerdem als Vorsitzender tekammer Sachsen-Anhalt, kamen die Delegierten des höchsten der Kreisstelle Klötze Ansprechpartner für die Kollegenschaft da Gremiums der Zahnärzteschaft des Landes erneut zur konstitu- war. Last but not least ehrte Dr. Hünecke den Magdeburger Kie- ierenden Sitzung zusammen – dieses Mal für die 8. Legislatur- ferorthopäden Hans-Holger Krieg, der seit 2003 als Delegierter periode (2021 bis 2026). Die Kammerversammlung als höchstes seine Profession vertrat. Gremium der ZÄK zählt 48 Delegierte, neun davon sind weiblich. Präsident Dr. Carsten Hünecke begrüßte alle Kolleginnen und Satzungsgemäß übernahm nun der Delegierte Dipl.-Stomat. Die- Kollegen im Magdeburger Michel Hotel, insbesondere jedoch ter Hanisch, Jahrgang 1953, als Alterspräsident die Leitung der die 13 neuen, jungen Gesichter und dankte Ihnen für das Engage- Sitzung. Seine Aufgabe war es, den Wahlausschuss zu berufen. Als ment für den Berufsstand. Unter den Delegierten und Gästen wa- Mitglieder hatten sich bereits im Vorfeld RA Torsten Hallmann, ren auch ZÄK-Ehrenpräsident Dr. Frank Dreihaupt, die Vorstände ZÄK-Geschäftsführerin Christina Glaser und der Delegierte Di- der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Dr. Jochen Schmidt und pl-Stom. Horst Kaden zur Verfügung gestellt. Sie wurden von den Dr. Bernd Hübenthal sowie die Mitglieder des Verwaltungsaus- Kammerdelegierten einstimmig bestätigt. RA Torsten Hallmann 6
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 übernahm sodann die Leitung der Versammlung und erläuterte, dass laut Heilkammergesetz die anstehende Wahl des Präsiden- ten der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt geheim und getrennt stattfinden müsse und eine absolute Mehrheit, also mindestens 24 Stimmen, notwendig seien. Traditionsgemäß schlug sodann Dr. Jochen Schmidt als Vorstandsvorsitzender der Schwestern- körperschaft KZV Dr. Carsten Hünecke als Kandidaten für das Präsidentenamt vor. Er habe die Zahnärztekammer mit seiner Mannschaft souverän durch eine schwere Zeit geführt, würdigte Dr. Schmidt mit Blick auf die Corona-Pandemie. Gegenkandida- ten gab es nicht, und der Meinung Dr. Schmidts waren offensicht- lich auch die Delegierten der Kammerversammlung, denn sie wählten Dr. Hünecke einstimmig in eine zweite Amtszeit – alles andere als eine Selbstverständlichkeit in der Standespolitik. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es noch 40 Ja- und zwei Nein-Stimmen gewesen. Dr. Hünecke dankte sichtlich gerührt Dipl.-Stomat. Dieter Hanisch übernahm als Alterspräsident kurzzeitig für das große in ihn gesetzte Vertrauen. Das sei alles andere als die Leitung der konstituierenden Vertreterversammlung. selbstverständlich, so der alte und neue Kammerpräsident. BEWÄHRTES VORSTANDSTEAM Dr. Carsten Hünecke übernahm wieder die Sitzungsleitung und schlug im zweiten Wahlgang – wieder geheim und getrennt zu wählen – seinen bisherigen Stellvertreter Dipl.-Stom. Maik Pietsch, seit 1991 Mitglied der Kammerversammlung, erneut als Vizepräsidenten der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt vor. Da es keine weiteren Vorschläge gab, erfolgte auch hier die Ab- stimmung. Mit 42 Ja-Stimmen, viermal Nein und einer Enthaltung konnte Maik Pietsch ebenfalls ein überzeugendes Votum auf sich vereinen. Die Beisitzer – wieder en bloc und durch Handzeichen wählbar – benannte Dr. Hünecke ebenfalls. Mit Prof. Dr. Christi- an Gernhardt, Dr. Nicole Primas, Dr. Dirk Wagner und Dr. Mario Rechtsanwalt Torsten Hallmann und ZÄK-Geschäftsführerin Dietze nominierte er das Team, das bereits in der 7. Legislatur Christina Glaser bildeten gemeinsam mit dem Delegierten den Vorstand bildete. Lediglich Dr. Knut Abshagen, der für Finan- Dipl.-Stom. Horst Kaden die Wahlkommission. zen verantwortlich zeichnete, schied aus Altersgründen aus. Die Satzung sehe drei bis fünf Beisitzer vor, deshalb sei ein reduzier- ter Vorstand möglich, so Dr. Hünecke. Man setze darauf, dass in der nächsten Legislatur junge Kolleginnen und Kollegen, die sich nun in der Kammerversammlung und in den Ausschüssen enga- gieren (Auflistung siehe S. 8) auch im Vorstand einbringen. Einzeln stellte er die Kandidaten vor: Prof. Dr. Christian Gernhardt, seit 2011 im Vorstand zuständig für Fort- und Weiterbildung der Zahnärzteschaft, sei ein Paradebeispiel für die Verquickung von Hochschule und Praxis – Gernhardt, der als Stellvertretender Di- rektor der Universitätspoliklinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie und Vorsitzender der Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (GZMK) an der Martin-Luther-Uni- versität Halle-Wittenberg ist, absolviert derzeit auch seine Zeit Der neue Vorstand der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt in der als Vorbereitungsassistent in der Praxis seiner Frau in Halle (Saa- 8. Legislatur (v.l.n.r.): Präsident Dr. Carsten Hünecke, Dr. Mario le). Die hoch engagierte und preisgekrönte Arbeit von Dr. Nicole Dietze, Vizepräsident Maik Pietsch, Dr. Nicole Primas, Prof. Dr. Primas in der Prävention, die sich zuletzt in der Zusammenar- Christian Gernhardt und Dr. Dirk Wagner. Fotos: Andreas Stein 7
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 Mit dabei bei der konstituierenden Kammerversammlung: Ehrenprä- Für die Wahl des Präsidenten und seines Stellvertreters sieht das sident Dr. Frank Dreihaupt, der kürzlich seinen 75. Geburtstag feierte. Heilkammergesetz geheime und getrennte Wahlen vor. DIE AUSSCHÜSSE DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Finanzen Dr. Tony Sorowka Dr. Christian Poenicke Dr. Dirk Wagner ZÄ Anne-Marie Hagner Cornelia Otto Dr. Jochen Schmidt David Kupietz ZA Stephan Dreihaupt Satzung und Recht ZA Tilman Giehler Präventive Zahnheilkunde Dr. Carsten Hünecke Dr. Nicole Primas Dipl.-Stom. Mario Martin Fort- und Weiterbildung Dr. Juliane Gernhardt Dr. Ellen Schulze apl. Prof. Dr. Christian Gernhardt ZÄ Elisabeth Molenda Dipl.-Stom. Andreas Wolfskämpf Dr. York Brune ZA Stephan Jahns M.Sc. Dr. Hans-Ulrich Zirkler Schlichtung Dr. med. dent. Lisa Hezel Öffentlichkeitsarbeit Dr. Gabriele Theren Dr. Dirk Wagner Dr. Rolf Schäfer Gleichwertigkeit Martin Zielske Dipl.-Stom. Andreas Warnow Dr. Carsten Hünecke Prof. Dr. Hans-Günter Schaller Prüfung KFO Ersatzkandidaten: Prof. Dr. Christian Gernhardt Dr. Mario Wuttig Harald Trieschmann Dr. Jana Jahn Prof. Dr. Stefan Reichert Ersatzkandidaten: Prof. Dr. Dr. Robert Fuhrmann Dipl.-Stom. Horst Kaden Prof. Dr. Stefan Reichert Dr. Sabine Eisengräber Dr. Ingo Angerstein Zahnärztliche Berufsausübung Sebastian Wachmann Ersatzkandidaten: und Qualitätssicherung Uwe Engels Dipl.-Stom. Maik Pietsch GOZ-Ausschuss Dr. Karsten Schmidt Dr. Antje Diederich Dr. Carsten Hünecke ZA Aljoscha Stanossek Dr. Hagen Listing Prüfung Oralchirurgie Dr. Michael Biebrach Prof. Dr. Dr. Sven Otto Zahnärztliches Personal Dipl.-Stom. Maik Pietsch apl. Prof. Dr. Dr. Konstanze Scheller Dr. Mario Dietze ZA Jakob Osada Dr. Dr. Steffen Mokros Dr. Gunnar Braekow Dr. Matthias Lautner Silke Piasecki Junge Mitglieder Dr. Frank Christian Hofmann Dr. Anne Behrens Dr. Andreas Willer M.Sc. (Ausschüsse in alphabetischer Reihenfolge) 8
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 Dr. Carsten Hünecke überreichte den scheidenden Kammerdelegierten Dr. Knut Abshagen, Dr. Gundula Kühnl und Dr. Holger Krieg Blumen als Dankeschön für die geleistete ehrenamtliche Arbeit in der Kammerversammlung. Foto: Andreas Stein beit mit MZEB oder einem Hilfsprojekt an der Bahnhofsmission medizin wählen. Welche politischen Themen die nächste Kam- Magdeburg manifestierte, müsse man wohl kaum vorstellen, merversammlung prägen, die am 20. November 2021 stattfindet, sagte Dr. Hünecke. Erfahren in der Vorstandsarbeit sei auch Dr. hängt sicher vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und Mario Dietze. Der Merseburger, seit 2011 im Vorstand für das dem Ausgang der Bundestagswahl Ende September ab. Praxispersonal zuständig, habe es geschafft, die ZFA-Ausbil- dungszahlen im Gegensatz zum Bundestrend konstant und die Abbrecherquoten niedrig zu halten. Dr. Dirk Wagner, seit vielen Jahren standespolitisch und ehrenamtlich aktiv, soll für weitere fünf Jahre seine Expertise, seine Kreativität und seine hervor- ragenden Kontakte für die Öffentlichkeitsarbeit einbringen. Er würde künftig zusätzlich von Dr. Abshagen das Referat Finanzen übernehmen, Dr. Hünecke das Thema Satzung & Recht. Weitere Vorschläge für die Beisitzer gab es nicht, sodass die Delegierten abstimmen konnten – mit 44 Ja-Stimmen und drei Enthaltungen erwiesen sie den Beisitzern ein eindrucksvolles Vertrauen. Anschließend ging es an die Wahl der Delegierten für die Bun- desversammlung, die als oberstes Beschlussorgan den Haushalt verabschiedet und die Leitlinien der Berufs- und Standespolitik der Bundeszahnärztekammer festlegt. Hier wurden von den Kammerdelegierten einstimmig die Vorstandsmitglieder Maik Pietsch, Dr. Nicole Primas, Dr. Mario Dietze und Dr. Carsten Hünecke gewählt. Ersatzkandidaten sind Prof. Dr. Christian Gern- hardt und Dr. Dirk Wagner. In der Folge stimmten die Delegierten über die Besetzung der 13 ständigen Ausschüsse der ZÄK, von F wie Finanzen bis Z wie Zahnärztliches Personal, ab. Die nomi- nierten Mitglieder hatten ihre Zustimmung zur Mitarbeit bereits im Vorfeld der Versammlung gegeben. Auch hier sind erfreuli- cherweise viele neue Kollegen dabei. Nach nur knapp drei Stunden war sie somit vorbei, die kons- tituierende Kammerversammlung der 8. Legislatur. Jetzt sind die Kreisstellen gefragt – bis Mitte September müssen sie neue Sichtlich gerührt: Dr. Carsten Hünecke wurde von den Kammerdele- Vorsitzende sowie Beauftragte für Jugend- und Seniorenzahn- gierten einstimmig als Präsident der ZÄK wiedergewählt. 9
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 DREI DEKADEN ZÄK – EIN GRUND ZUM FEIERN! 30 Jahre Zahnärztekammer mit Festveranstaltung in Magdeburg begangen Mit einer Festveranstaltung im denkmalgeschützten Firmen- sitz der regiocom Magdeburg hat die Zahnärztekammer Sach- sen-Anhalt am 26. Juni 2021 ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert. Wo im 19. und frühen 20. Jahrhundert das metallene Herz von Ei- sengießereien und Maschinenbau schlug und heute ein moder- nes Dienstleistungsunternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbei- tern ansässig ist, ließ sich besonders gut auf die eigene bewegte Geschichte zurückblicken. Der frisch wiedergewählte Kammer- präsident Dr. Carsten Hünecke konnte als Gäste u. a. Staatsse- kretärin Beate Bröcker, den Präsidenten der Bundeszahnärzte- kammer, Prof. Dr. Christoph Benz, die Kammerpräsidenten Dr. Das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude der regiocom in Mag- Karsten Heegewaldt (Berlin), Dipl.-Stom. Jürgen Herbert (Bran- deburg bildete den passenden Rahmen für den Festakt der ZÄK. denburg), DMD/Univ. of Florida Henner Bunke (Niedersachsen) und Dr. Christian Junge (Thüringen) sowie ZÄK-Ehrenpräsident Dr. Frank Dreihaupt, den KZV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Jochen Schmidt, den Verwaltungsausschuss des Altersversorgungswer- kes der ZÄK um Dipl.-Stomat. Dieter Hanisch sowie diverse Ver- treter aus Heilberufen, Politik und Wirtschaft, Vorstandsmitglie- der und Kammerdelegierte begrüßen. „Wir feiern 30 Jahre, aber der Anspruch des zahnärztlichen Be- rufsstandes, sich selbst verwalten und gestalten zu wollen, ist Dr. Carsten Prof. Dr. Henner Bunke (DMD schon viel älter“, sagte Dr. Hünecke zur Begrüßung. „Die Zahn- Hünecke Christoph Benz / Univ. of Florida) ärztekammer, das sind wir alle – die Mitglieder, die den Aufbruch aus einem System der Planwirtschaft in die Freiberuflichkeit in- nerhalb nur eines Jahres vollzogen haben. Die Selbstverwaltung in Sachsen-Anhalt aufzubauen, war ein gewaltiger Kraftakt, und vergangene Jahr bezeichnete er als Erfolgsjahr für die Kammern doch war die Versorgung nicht einen Tag gefährdet“, blickte der in der Corona-Krise. Anfangs fünftes Rad am 'Medizin-Wagen', Kammerpräsident zurück. Ohne Freunde und Partner hätte das hätten sie ihren Wert und ihre Leistungsfähigkeit beweisen jedoch nicht funktioniert, sagte er und dankte insbesondere der können. Henner Bunke sagte in seinem Grußwort, die Kammer Zahnärztekammer Niedersachsen für die geleistete Aufbauar- Niedersachsen habe vor dreißig Jahren gerne als Geburtshelfer beit und eine Partnerschaft, die von Anfang an respektvoll und bereitgestanden. Zur Bewältigung des schwierigen Übergangs auf Augenhöhe lief. Die Selbstverwaltung sei jedoch kein Selbst- von der Poliklinik in die eigene Praxis könne er der hiesigen zweck, sondern diene Patienten und Mitgliedern, erinnerte Dr. Kollegenschaft nur gratulieren. Ein Geschenk hatte Niedersach- Carsten Hünecke. Nicht alles sei rosig, die Arbeitsfelder vielfäl- sens Präsident auch dabei: Eingedenk der ersten gegenseitigen tig. Eine schleichende Versozialrechtlichung, Deregulierungs- Kontakte beim 37. Winterfortbildungskongress im Februar 1990 bestrebungen aus Brüssel, die Gestaltung der Digitalisierung, in Braunlage, wo 130 von 300 Plätzen für hiesige Kollegen frei- Nachhaltigkeit und Sicherung des Berufsnachwuchses benannte gehalten wurden, lädt die ZKN den amtierenden Vorstand der er als Themen der Zukunft. Der neue BZÄK-Präsident Prof. Dr. ZÄK zur Teilnahme am 69. Winterfortbildungskongress im Feb- Christoph Benz gratulierte Dr. Hünecke und seinem Vorstands- ruar 2022 nach Hannover ein. „Weil es Standespolitiker wie Sie team zur Wiederwahl. „Man kennt und schätzt Sie“, sagte er. Das gibt, sind wir guten Mutes“, so Henner Bunke. 10
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 IMPRESSIONEN VOM FESTAKT 30 JAHRE ZÄK SACHSEN-ANHALT 11
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 VIEL GESCHAFFT, ABER: „THE SHOW MUST GO ON!“ Vertreterversammlung der KZBV zieht Corona-Bilanz und beschließt Agenda Mundgesundheit 2021-2025 Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hat auf ihrer Vertreterversammlung am 30. Juni und 1. Juli 2021 im Kölner Gürzenich die Agenda Mundgesundheit 2021-2025 ver- Die 60 Delegierten der VV der KZBV trafen sich wieder in Präsenz – abschiedet. Damit formuliert die Vertragszahnärzteschaft der Kölner Gürzenich bot genügend Platz. Fotos: KZBV / Knoff ihre zentralen Forderungen an die im Herbst neu zu wählende Bundesregierung und positioniert sich zu zentralen Fragen der zahnärztlichen Versorgung und des Gesundheitssystems. Weite- der Degression über die Anhebung der Festzuschüsse für Zah- re Themen der Sitzung waren unter anderem der „Pandemiezu- nersatz, die Mehrkostenregelung bei KFO-Behandlungen bis zur schlag“ für Zahnarztpraxen, die neue Parodontitis-Richtlinie, der Möglichkeit der Auflegung eines Strukturfonds für die Sicher- Kampf gegen Vergewerblichung der zahnärztlichen Versorgung stellung der Versorgung. Zur umstrittenen Telematikinfrastruk- sowie die Digitalisierung. Nach zwei digitalen Runden fand die tur sagte Spahn, die positiven Effekte und der Mehrwert für Pa- Versammlung – pandemiebedingt unter strengen Hygieneaufla- tienten und Praxen würden nächstes oder übernächstes Jahr zu gen – erstmals wieder in Präsenz, aber mit reduzierter Teilneh- sehen sein. Der Minister bekannte sich zur Daseinsberechtigung merzahl statt. Gäste und Medien konnten die Veranstaltung über von MVZ, sieht aber auch die problematischen Aspekte. Hier einen Livestream auf der Website der KZBV verfolgen. Über- habe man externe Gutachten beauftragt. Abschließend lobte er schattet wurde die Versammlung von der traurigen Nachricht mit Blick auf die neue Parodontitis-Therapie die Zahnärzteschaft des plötzlichen Todes von Dr. Reiner Zajitschek aus dem ober- für die Erfolge in der Prävention und bedankte sich – es war die fränkischen Döhlau (Bayern), der FVDZ-Landesvorsitzender und letzte VV vor der Bundestagswahl – für die gute Zusammenar- seit 2017 VV-Delegierter war. Die Delegierten zeigten in einer beit. KZBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Eßer hakte nach, Schweigeminute ihre Anteilnahme. ob eine Bürgerversicherung im Zuge der Wahl aus Unionssicht zum Verhandlungsgegenstand werden könnte, was Spahn ent- Nach einem Grußwort des neuen BZÄK-Präsidenten Prof. Dr. schieden verneinte. Christoph Benz, der sich für eine Intensivierung der Kontakte zur KZBV aussprach, wurde Bundesgesundheitsminister Jens Spahn VORSTAND MIT ERFOLGSBILANZ (CDU) für ein Grußwort per Video zugeschaltet und stand den Eßer zog in seiner rund 90-minütigen Rede eine Bilanz der zu- Delegierten für eine anschließende Diskussion zur Verfügung. rückliegenden Pandemie-Monate und formulierte künftige Ziele Er bedankte sich bei der Vertragszahnärzteschaft und den Pra- der Vertragszahnärzte: „Wir haben in der Pandemie wie schon xisteams für ihr Engagement und ihren Einsatz zur Bewältigung zuvor in der Flüchtlingskrise bewiesen, dass sich die Menschen der Corona-Pandemie. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte hät- in unserem Land genauso wie die Politik auf Zahnärztinnen ten die Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung zu jedem und Zahnärzte auch in Krisenzeiten hundertprozentig verlas- Zeitpunkt gewährleistet und mit Hygienekonzepten eine Virus- sen können. Welchen größeren Beweis für die Bedeutung eines verbreitung in den Praxen verhindert. Er wisse, dass die Ausge- freiberuflichen Berufsstandes und einer leistungsfähigen Selbst- staltung der staatlichen Hilfen in Teilen der Zahnärzteschaft auf verwaltung kann man erbringen als den, den wir mit unserem Kritik gestoßen sei. Das SPD-geführte Finanzministerium habe Krisenmanagement eindrucksvoll abgeliefert haben?“ Auch sich quergestellt, vielleicht auch getragen von Vorurteilen, was wenn der Berufsstand vor allem zu Beginn der Pandemie von die Zahnärzteschaft angehe, so Spahn, der scheinbar schon im der Politik allein gelassen und auf sich allein gestellt war und Wahlkampfmodus war. Er zählte auf, was bereits im Vorfeld der kaum Unterstützung erfahren habe, müsse er doch die zuletzt Pandemie an Projekten angepackt wurde, von der Abschaffung erreichten Maßnahmen der Bundesregierung und des Ministers 12
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 anerkennen, die zu einer verbesserten Krisenreaktionsfähigkeit der vertragszahnärztlichen Versorgung beitragen würden. Auch würdigte er in diesem Zusammenhang die Vereinbarung zwi- schen der KZBV und dem GKV-SV, mit der ab dem 1. Juli ein von den Krankenkassen finanzierter „Pandemiezuschlag“ zum Aus- gleich für die besonderen Aufwände der Vertragszahnärzte an die KZVen zur Auszahlung kommen werde – das könne man als ein vertragspolitisches Novum bezeichnen. In diesem Zusam- menhang mahnte Eßer die Zahnärzteschaft auch, ewig gestrige Nörgeleien und Besserwissereien aufzugeben. Man sei in der Pandemie im Vergleich zu anderen Berufsgruppen mit einem blauen Auge davongekommen. Dafür müsse man dankbar sein. Das Präsidium der Vertreterversammlung mit Dr. Bernhard Reil- Als großen versorgungspolitischen Erfolg der KZBV in der Legis- mann, Oliver Woitke und Dr. Karl-Friedrich Rommel (v.l.n.r.). latur und Durchbruch bei der Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis nannte Eßer die neue Parodontitis-Richtlinie: „Trotz der widrigen Umstände während der Pandemie haben wir dieses Leuchtturmprojekt der Zahnärzteschaft zielstrebig weiterver- folgt und über die Ziellinie gebracht. Mit der Richtlinie haben wir – im Schulterschluss mit der Wissenschaft – die systematische Parodontitisbehandlung im Rahmen der GKV grundsätzlich neu ausgerichtet. Zum 1. Juli 2021 bilden die Richtlinie, die Ergänzun- gen der Behandlungsrichtlinie und die dazugehörigen BEMA-Be- stimmungen die Grundlage für eine zeitgemäße PAR-Therapie. Wir können unsere Patienten endlich im Rahmen der vertrags- zahnärztlichen Versorgung nach dem neuesten wissenschaftli- chen Erkenntnisstand behandeln. Jetzt haben wir mit der Richt- linie die notwendigen Instrumente in der Hand, um die nach wie vor viel zu hohen Prävalenzen in Deutschland zu senken.“ Eßer erinnerte an den 'Diadochenkampf' mit dem iQWiG, das 2017 die Evidenz von PAR-Behandlungen angezweifelt hatte. Auch die Anfeindungen aus der Kollegenschaft, er wolle die PZR an die Online-Grußwort des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn: Wenn Kassen verkaufen, habe er nicht vergessen. es nach ihm geht, werde die Bürgerversicherung nach der Bundes- tagswahl kein Thema sein, sagte der CDU-Politiker. Als Kernaufgabe der KZBV bezeichnete es Eßer, die zunehmen- de Vergewerblichung der zahnärztlichen Versorgung und des deutschen Gesundheitssystems einzudämmen, die Freiberuf- lichkeit und die Niederlassung in eigener Praxis zu fördern und die Selbstverwaltung zu stärken: „Investoren sind keinesfalls die Heilsbringer des Gesundheitswesens und schon gar nicht der zahnärztlichen Versorgung. Bei uns Zahnärzten gibt es keine Unterversorgung und die Versorgungslage wird durch Investo- ren auch nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. iMVZ begründen wegen des einseitigen Fokus der hinter ihnen ste- henden versorgungsfremden Finanzinvestoren auf schnelle Ge- winnmaximierung nach unserer Auffassung die Gefahr, dass me- dizinische Entscheidungen von versorgungsfremden Interessen überlagert werden. Dies kann zu Über- und Fehlversorgungen führen und birgt Risiken für die Sicherstellung der Versorgung! KZBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Eßer blickte in seinem Anders als bei den freiberuflichen Zahnärzten erfolgt die Ver- Bericht auf viele Erfolge zurück und warnte die Zahnärzteschaft teilung von iMVZ nicht proportional zu der Bevölkerung, so dass davor, immer nur das Negative zu kommunizieren. sich kaum iMVZ in ländlichen und strukturschwachen Regionen 13
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 Die Delegation der KZV Sachsen-Anhalt mit Dr. Bernd Hübenthal, Dr. Die Vorstände ZA Martin Hendges und Dr. Karl-Georg Pochhammer Frank Büchner und dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Jochen Schmidt berichteten aus ihren Ressorts, u. a. zur Umsetzung der PAR-Therapie (v.l.n.r.). Nicht im Bild: Verwaltungsdirektor Mathias Gerhardt. Foto: KZV und zur Einführung der Telematikinfrastruktur. Fotos: KZBV / Knoff ansiedeln.“ Auch scheine die Versorgung von vulnerablen Be- Bundestagswahl ausgehe, die Zahnärzteschaft müsse sich ver- völkerungsgruppen für Investoren nicht interessant zu sein. Im sprechen, dialogfähig zu bleiben, klar und unmissverständlich Leistungsbereich sei eine Rosinenpickerei erkennbar. Es sei ein den Finger in die Wunde zu legen, „aber in einem Ton, der uns im Skandal, dass die iMVZ sich nicht an der Versorgung vulnerabler Gespräch hält“, mahnte Eßer. Der Berufsstand müsse aufhören, Patientengruppen beteiligten, so der KZBV-Vorstandsvorsitzen- immer nur das Negative zu kommunizieren. Damit werde man de. niemanden zur Niederlassung motivieren. Eßer betonte den Anspruch der KZBV, die Digitalisierung und VIEL LOB FÜR DIE BILANZ den digitalen Transformationsprozess im Gesundheitswesen Die Bilanz des KZBV-Vorstandsvorsitzenden wurde von den auch weiterhin aktiv mitzugestalten. Digitale Prozesse und An- Delegierten mit deutlichem Lob gewürdigt, so auch von dem wendungen seien längst gelebter Alltag in Zahnarztpraxen – in sonst kritischen Hamburger KZV-Vorstandsvorsitzenden Dr./ Administration und Abrechnung, bei Diagnostik und Therapie RO Eric Banthien oder dem Bundesvorsitzenden des FVDZ, Ha- sowie bei der Befund- und Behandlungsdokumentation. „Statt rald Schrader. Ein großes Dankeschön äußerte auch Dr. Jochen viel zu kurze Fristen festzulegen und permanent neue Sanktio- Schmidt, Vorstandsvorsitzender der KZV Sachsen-Anhalt. „Es nen zu verhängen, sollte die Politik endlich versorgungspolitisch wurden Dinge geschafft, die seit Jahrzehnten auf der Tagesord- nutzstiftende Anwendungen schaffen, für eine Refinanzierung nung standen“, sagte Schmidt mit Blick z. B. auf die Abschaffung der Investitionen in den Praxen Sorge tragen und keine unnö- der Degression. Die Einrichtung eines Strukturfonds zur Sicher- tigen zusätzlichen Bürokratiemonster erschaffen“, sagte Eßer. stellung der Versorgung sei in Sachsen-Anhalts bereits beschlos- Zu den weiteren Kernanliegen der KZBV zählt der Ausbau der sen worden. Präventionserfolge bei der Mundgesundheit. „Unsere Konzepte waren und sind konsequent an den Bedürfnissen der Patienten In der Folge berichteten die stellvertretenden KZBV-Vorstände ausgerichtet. Insbesondere vulnerable Gruppen wie ältere und ZA Martin Hendges und Dr. Karl-Georg Pochhammer ausführlich pflegebedürftige Menschen sowie Patienten mit einer Beein- aus ihren Zuständigkeitsbereichen. Hendges beschrieb die Mo- trächtigung haben wir immer im Blick.“ dalitäten zur Einführung und Umsetzung der neuen PAR-Richt- linie, kündigte die nächsten Qualitätsprüfungen an und äußerte Trotz aller Erfolge der zurückliegenden Legislatur – die Arbeit sich zur Zukunft des Zahnärzte-Praxis-Panels (ZäPP), der seit geht weiter. „The show must go on“, so Eßer, der Takt werde von 2018 bundesweit etablierten Datenerhebung zur Kosten- und der Politik vorgegeben und die Schlagzahl sei hoch, angesichts Versorgungsstruktur. Die Ergebnisse des ZäPP fließen in eine dutzender Gesetze und Verordnungen aus dem BMG, von denen Vielzahl von Analysen und Projekten der KZBV ein, es soll lang- jedes einzelne analysiert und bewertet werden müsse. Niemand fristig etabliert werden. Man strebe eine Kooperation mit dem denke daran, sich jetzt auszuruhen, es gebe noch viele Nüsse Statistischen Bundesamt (Destatis) an, so Hendges. Bedauerli- zu knacken, sagte der KZBV-Vorstandsvorsitzende. Egal wie die cherweise wolle die KZV Bayern nicht mehr am Projekt teilneh- 14
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 DIE BESCHLÜSSE DER VERTRETERVERSAMMLUNG DER KZBV Dentalamalgam als Werkstoff erhalten heitsrichtlinie nach § 75b SGB V umfassen und gleichsam den Die Vertreterversammlung der KZBV lehnt ein grundsätzliches Ausgleich allgemeiner Digitalisierungskosten sowie laufender Verbot von Amalgam als einen in der zahnmedizinischen Ver- Betriebsaufwände vollumfänglich berücksichtigen. sorgung bewährten und sicheren Werkstoff ab und fordert die EU-Institutionen und die Bundesregierung auf, am vereinbarten Einführung von eAU und E-Rezept erst nach ausreichender Test- Phase Down festzuhalten. phase Die Vertreterversammlung der KZBV fordert die gematik und das Aussetzung der ePA-Sanktionierung nach § 341 Abs. 6 Satz 2 Bundesministerium für Gesundheit als Mehrheitsgesellschafter SGB V der gematik auf, sicherzustellen, dass die elektronische Arbeits- Die Vertreterversammlung der KZBV fordert das Bundesministe- unfähigkeitsbescheinigung (eAU) und das elektronische Rezept rium für Gesundheit auf, von der Verordnungsermächtigung nach (E-Rezept) erst nach jeweils erfolgreich abgeschlossener Test- § 341 Abs. 6 Satz 3 SGB V Gebrauch zu machen und die Frist nach phase bundesweit ausgerollt werden. Der jeweilige Test muss § 341 Abs. 6 Satz 2 SGB V solange zu verlängern, bis alle notwen- einem praxis- und risikoorientierten Ansatz folgen und von einer digen Komponenten flächendeckend zur Verfügung stehen. durchgängigen Evaluation begleitet werden. Vor der flächende- ckenden Einführung müssen alle beteiligten Komponenten und TI 2.0 nicht überhastet einführen! Dienste stabil und sicher laufen und identifizierte Fehlerbilder Die Vertreterversammlung der KZBV fordert die gematik und beseitigt werden. Zeitdruck, der durch zu eng gesetzte gesetz- den Gesetzgeber dazu auf, die bei der Konzeption der TI 2.0 auf- liche Fristen entsteht, darf nicht dazu führen, dass Testphasen tretenden sicherheitstechnischen und datenschutzrechtlichen verkürzt oder die Testqualität gemindert wird. Fragen ausreichend zu berücksichtigen und vor Einführung der TI 2.0 sowie im Rahmen der begleitenden Gesetzgebung ab- Agenda Mundgesundheit 2021-2025 schließend zu klären. Dabei muss darauf geachtet werden, dass Die Vertreterversammlung der KZBV beschließt die Agenda die praktische, informationstechnische und (haftungs-)rechtli- Mundgesundheit 2021-2025 und fordert die Politik auf, in der che Sicherheit der vertragszahnärztlichen Praxen gewahrt nächsten Legislaturperiode des Bundestages unsere Reform- bleibt, ohne den Praxen zusätzliche Sicherheitsanforderungen vorschläge aufzugreifen: Wir stehen für eine Verbesserung der durch die Anbindung an eine TI 2.0 aufzubürden. Gleichzeitig Mundgesundheit, für eine qualitativ hochwertige, wohnortna- muss der Nutzen für die Verbesserung der Versorgung aller Pa- he, flächendeckende Versorgung, für den Erhalt von Freiberuf- tientinnen und Patienten das oberste Ziel sein und darf daher lichkeit und für eine starke Selbstverwaltung. Auf dieser Grund- nicht auf Smartphone-optimierte Online-Szenarien reduziert lage fordern wir die Politik auf, das duale System von GKV und werden. PKV zu erhalten, Präventionserfolge und die Versorgung vulne- rabler Gruppen auszubauen, die Chancen der Digitalisierung zu Erstattung des Digitalisierungsaufwandes für Vertragszahn- nutzen, Innovationen zu fördern und die Praxen von Bürokratie arztpraxen zu entlasten, die Niederlassung zu fördern und die Vergewerb- Die Vertreterversammlung der KZBV fordert den Gesetzgeber lichung durch iMVZ einzudämmen. Gemeinsam mit der Politik auf, sicherzustellen, dass den Vertragszahnarztpraxen der mit gilt es, Lehren aus der Corona-Pandemie zu der gesetzlich geforderten Digitalisierung verbundene Gesamt- ziehen und die Krisenreaktionsfähigkeit des aufwand erstattet wird. Die Regelungen müssen auch die Erstat- vertragszahnärztlichen Versorgungssystems tung der datenschutzrechtlichen und sicherheitstechnischen zu stärken. Die Agenda zum Nachlesen finden Anforderungen nach DSGVO bzw. BDSG sowie der IT-Sicher- Sie, wenn Sie den QR-Code rechts scannen: men. Sein Vorstandskollege Dr. Karl-Georg Pochhammer ging heit auch grünes Licht für eine Satzungsänderung, die in Ausnah- auf den Stand der Dinge in Sachen Telematikinfrastruktur ein mesituationen und Großschadensereignissen auch Online- bzw. und stellte den neuen Datenschutz- und IT-Sicherheitsleitfaden Videositzungen und -abstimmungen ermöglicht. Die nächste von KZBV und BZÄK vor. Neben den Anträgen und der Agenda Sitzung der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen für Mundgesundheit 2021-2025 (s. o.) gab die Vertreterversamm- Bundesvereinigung findet am 24. und 25. November 2021 in Düs- lung auf Antrag des Satzungsausschusses mit Zwei-Drittel-Mehr- seldorf statt. 15
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 Der neue Vorstand des Landesverbandes des FVDZ (v.l.n.r.): Beisitzerin Katrin Brache, stellv. Landesvorsitzende Angela Braune, Beisitzerin Dr. Anne Behrens, Vorsitzender Matthias Tamm, Beisitzer Jakob Osada und stellv. Vorsitzende Dr. Dorit Richter. Fotos: Andreas Stein FVDZ WÄHLT stand wolle die Verbandsarbeit – vor allem die Nachwuchsge- winnung in Kooperation mit der KZV – vorantreiben, digitaler werden und mehr in den Kreisstellen Präsenz zeigen, kündigte NEUEN LANDES- Matthias Tamm, seit 2011 Landesvorsitzender, an. Die langjäh- rige Geschäftsstellenleiterin Ute Sommerfeld geht in den Ru- VORSTAND hestand. Im Namen des FVDZ dankte Matthias Tamm ihr für 28 Jahre treue Dienste im Sinne der Zahnärzteschaft. Aus Kosten- gründen hat der FVDZ, der in Sachsen-Anhalt 534 Mitglieder hat, zur Jahresmitte seine Geschäftsstelle in Dessau-Roßlau ge- Landesversammlung im Zahnforum Halle / schlossen. Nach der Begrüßung im Zahnforum der KZV Sach- Geschäftsstelle in Dessau aufgelöst sen-Anhalt in Halle (Saale) durch den Hausherrn Dr. Jochen Schmidt blickte Matthias Tamm auf die zurückliegenden, nicht Matthias Tamm bleibt Vorsitzender des Landesverbandes des gerade einfachen Zeiten. Der Landesverband habe pandemie- Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) Sachsen-An- bedingt nicht so agieren können wie gewünscht – so konnte die halt. Die anwesenden Mitglieder des FVDZ bestätigten den Nachwuchsarbeit unter den Studierenden in Halle quasi nicht Zahnarzt aus Dessau-Roßlau bei der unter strengen Hygi- stattfinden, die traditionellen Praxisteamtage mussten eneauflagen stattfindenden Landesversammlung am 11. ausfallen. Als Kommunikationsmittel blieb die Kolumne Juni 2021 im Zahnforum Halle (Saale) einstimmig erneut in den Zahnärztlichen Nachrichten, um auch kontroverse als Vorsitzenden, ebenso seine Stellvertreterinnen Di- Themen anzusprechen, wie es das Selbstverständnis des pl.-Stom. Angela Braune (Weißenfels) und Dr. Dorit Rich- FVDZ als „Stachel im Fleisch der Körperschaften“ sei, so ter (Halberstadt). Als Beisitzer wurden erneut Zahnärztin Tamm. Dazu kamen Finanzprobleme des FVDZ auf Bun- Katrin Brache (Dessau-Roßlau), Dr. Anne Behrens (Eisleben) und desebene, die auch den Landesverband in Schwierigkeiten Zahnarzt Jakob Osada (Halle) gewählt. Die ehemaligen Lan- brachten. desvorsitzenden Dr. Jochen Schmidt und Dr. Carsten Hünecke, zuletzt als Beisitzer aktiv, gehören dem Vorstand nicht mehr Um wieder Ausrufezeichen auf Landes- und Bundesebene zu an. Als Kassenprüfer fungieren künftig Dr. Jochen Schmidt und setzen, hatte der Landesvorstand drei Anträge eingebracht: die Hallenser Zahnärztin Bettina Dölle. Der verkleinerte Vor- Erstens forderte er den FVDZ-Bundesvorstand einstimmig auf, 16
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2021 dringend Gespräche mit der BZÄK und der KZBV aufzunehmen, um zu einer gemeinsamen Positionierung zur Zukunft der Zahn- medizin zu gelangen. Grundlage hierfür sollten die Beschlüsse der Hauptversammlung aus den Jahren 2018 und 2020 sein. In Antrag 2 ging es um das leidige Thema Telematikinfrastruktur. Die Landesversammlung fordert die in der Gematik vertrete- nen Gesellschafter einstimmig auf, endlich dem IT-Chaos ein Ende zu machen und sowohl verlässliche Termine als auch eine ausreichende Refinanzierung sicherzustellen. Oberste Priorität müsse der praktische Nutzen der TI für Patienten und die Zahn- ärzteschaft haben, war man sich einig. Die TI bringe bislang keinen Nutzen, sondern koste nur Zeit und Geld, so Dr. Jochen Schmidt in seiner Eigenschaft als KZV-Vorstandsvorsitzender. Den KZVen bleibe nur, die Kohlen weitestgehend aus dem Feu- er zu holen. Matthias Tamm dankte Ute Sommerfeld, Mitarbeiterin in der FVDZ-Ge- schäftsstelle, für die in 28 Jahren geleistete Arbeit für den Verband. Antrag 3 bezog sich auf ein Landesthema – die Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung. Die Landesversammlung for- derte die Landesregierung einstimmig auf, die Zahl der Studi- enplätze im Bereich Zahnmedizin zu erhöhen, eine Landeskin- aufsicht zeigen, dass wir an dem Thema dran sind!“, bekräftigte derquote einzuführen und zur Erhöhung der Niederlassung auf Matthias Tamm. Die Landesversammlung endete mit einem dem Lande die weichen Faktoren wie Verkehrsanbindung und Fachvortrag von Jakob Osada zum Thema Upcycling und Bio- Digitalisierung sichtbar zu verbessern. „Wir müssen der Fach- logie in der Zahnmedizin. VORTRAG: UPCYCLING UND BIOLOGIE IN DER ZAHNMEDIZIN Im Fachvortrag im Zuge der FVDZ-Landesversamm- Als weiteres Beispiel für diesen Ansatz beschrieb lung berichtete der Hallenser Zahnarzt Jakob Osada, Jakob Osada die Replantation von Zahnscheiben im der sich auf ästhetische Zahnheilkunde und mikros- Vorfeld einer Implantation. Durch die Zahnscheibe kopbasierte Wurzelbehandlungen spezialisiert hat, bleibt der bukkale Knochen formstabil und der über Upcycling und Biologie in der Zahnmedizin. Er Gingivasaum aufrecht. Da die Zahnscheibe wie ein beschäftige sich schon seit Jahren mit der Frage, ob Deckel auf dem Zahnfach wirkt, komme es auch es nicht körpernähere Herangehensweisen an die zu keiner Alveolitis sicca. Dank der Zahnscheibe, Behandlung gebe, so Osada. Ziel sei es, die Verwen- die Jakob Osada aus einem zuvor gezogenen Zahn dung körperfremder Materialien zu vermeiden und statt- präpariert hatte, war kein aufwändiger Knochenaufbau dessen körpereigenes Material zu recycleln. Diesen Ansatz und kein Fremdmaterial nötig, um eine stabile Grundlage demonstrierte er anhand eines eigentlich „hoffnungslosen“ für das Implantat zu schaffen – was am Ende auch dem Zahnes im Seitenzahnbereich einer Patientin – sollte man Patienten entgegenkommt. Diese Methode habe er schon diesen in einem ansonsten gesunden Gebiss einfach ziehen oft genug erfolgreich angewandt, so Jakob Osada. und implantologisch oder gar mit einer Brücke versorgen? Nein, Jakob Osada entschied sich für eine forcierte Extrusi- Als dritten, zugegebenermaßen ungewöhnlichen Fall stellte on, durch die der Zahn mit Gummibändern im Verlauf von Osada die Augmentation von Zahnwurzeln vor. Bei einer anderthalb Wochen angehoben wurde. Zwar musste die jungen Frau Anfang 20, der durch Nichtanlage ein Zahn im Patientin täglich zum Gummiwechsel in die Praxis kommen, Seitenzahnbereich fehlte, konnte er an anderer Stelle einen aber so blieb die volle biologische Breite des Kieferkno- Weisheitszahn mit unvollständigem Wurzelwachstum ent- chens erhalten und das Zahnbett intakt – die perfekte Basis nehmen, den er der Frau anschließend eingesetzt hat. Nun für eine Krone aus Zirkonkeramik. Das Procedere war für die setze er auf ein Wachstum der Wurzeln und sei optimistisch, Patientin am Ende deutlich preiswerter als eine Implantati- was die Prognose angehe, so Osada. Implantieren könne on und die umgebenden gesunden Zähne blieben erhalten. man später immer noch. 17
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