Buchhandlung Breuer & Sohn - Wissen, das sich nicht täglich vermehrt, nimmt ab. Konfuzius - Bayreuther Kulturbrief

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Buchhandlung Breuer & Sohn - Wissen, das sich nicht täglich vermehrt, nimmt ab. Konfuzius - Bayreuther Kulturbrief
Buchhandlung Breuer & Sohn

 Wissen, das sich nicht täglich vermehrt, nimmt ab.
                     Konfuzius

 SEPTEMBER
Buchhandlung Breuer & Sohn - Wissen, das sich nicht täglich vermehrt, nimmt ab. Konfuzius - Bayreuther Kulturbrief
VIELEN DANK!                                     PIONTEKS PRÄLUDIUM
 Wir danken unseren Mäzenen für Ihr                   Lasst mich schlafen!
  Engagement. Durch Sie wird der
      Kulturbrief erst möglich.
                                                      R   ichard Wagner in Paris saß und er, nicht zuletzt
                                                          durch seine Unfähigkeit, mit seinen Honoraren
                                                      hauszuhalten, seinen französischen Prosaentwurf des
                UNTERNEHMEN                           Gespensterschiffs an die Pariser Oper verkaufte, hatte er
                                                      bereits die Idee, seine eigene deutsche Oper in Berlin
    Alexander von Humboldt Kulturforum                uraufführen zu lassen. Der Plan gelang, auch wenn es
          Schloss Goldkronach e.V.
                                                      einige Zeit dauern sollte, bis der fliegende Holländer
          FABIO - FASHION FOR HER                     zunächst in Dresden, dann an der Spree anlegen sollte.
                                                      Vor einigen Wochen erlebte eine vieldiskutierte und
              FROZEN MOUNTAIN                         im besten Sinn umstrittene Neuproduktion ihre Pre-
             Steingraeber & Söhne                     miere bei den Bayreuther Festspielen, die, abgesehen
                                                      von den Verkaufsmodalitäten der Eintrittskarten, den
                Kanzlei Treibert                      zugelassenen Besuchern, dem Programm und den Si-
                                                      cherheitsvorschriften und einigen anderen Details fast
              PRIVATPERSONEN                          so abliefen, wie die Festspiele ansonsten ablaufen, was
                                                      lediglich heißt, dass man mit ihnen angesichts der sog.
                 Angelika Beck
                                                      allgemeinen Situation zufrieden sein konnte. Nun weiß
              Wolfgang Hammon                         ich zwar nicht, ob die Aufführungen von den meisten
                                                      Mitglieder und Mitgliederinnen des „Kulturausschus-
               Gudrun Hartmann
                                                      ses“ des Bayreuther Stadtrats besucht wurden, die bis-
              Irmintraut Jasorka                      lang beeindruckend beharrlich und großartig konse-
                                                      quent darauf verzichteten, in der tätigen Kulturszene
                  Jutta Richter                       in Erscheinung zu treten. Warum nur muss ich dabei
                    Elfi Suess                        an Fafner und Jay Scheibs diesjährige Siegfried-Arbeit
                                                      für die Festspiele denken? Wichtiger als die maestitia
             Dr. Dieter Schweingel                    - so nannten das die Lateiner – des schweigenden Bun-
                                                      des ist die Tatsache, dass die Bayreuther Kultur auch
                                                      ohne die teilnahmslosen Teilnehmer der Sitzungen gut
                                                      über die Bühne zu gehen pflegt, weil Kultur aus dem
          TITELILLUSTRATION                           Engagement der Bürger heraus entsteht. Nein, man
                                                      muss sich nicht für das, was wir Kultur nennen, in-
      Matthias Ose: Nach “Kairouan I”, 1914.          teressieren, aber… Und in dem Aber, hätte der große
                                                      Dichter Hugo von Hofmannsthal gesagt, da liegt der
August Macke (1887-1914) kam nie in Tunesien an, da
                                                      ganze Unterschied.
   seine Reise während einer Hitzewelle kurz vor
                                                                                             Ihr Frank Piontek
  Bayreuth in einer einzigen Fata Morgana endete.
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                                              DER KULTURBRIEF
                                       Feuilleton und Termine
                                    für Bayreuth und Umgebung
                               Bayreuth leuchtet
                               Schloss Colmdorf        Kulturtermine

„An den Scheide-               Botanik

wegen des Lebens
                               Böhnchen aber Oho!
                                                       Hinter den
                               Würziges Glück
                                                       Kulissen

stehen keine Weg-
                                                       Bettina Brentano
                               Vom grünen Hügel

weiser.“
                               Bayreuth 2021
                                                       Das alte Buch
                                                       Karl Philipp Moritz: Reisen
                               Das neue Album
                                                       eines Deutschen in Italien
        Charlie Chaplin        Duo Pianosom

                               Festkultur              ... war hier
                               Die Limmersdorfer       Oskar Panizza
                               Lindenkirchweih

                               Das neue Buch           Rauchkultur
                                                       Havannas
                               Der neue Phantomias

                               Fichtelgebirge          Nais vom Heiner
                               Mehr Sein als Schein.   Hausordnung
                               Über die Wiedergeburt
                               einer Fabrik
                                                       Aus Bayreuths
                               Im Bilde                Küchen
                               Bilderrätsel
                                                       Pfifferlinge und (nicht mit)
                                                       Tomatensugo
                               Ein Haiku
                               Shiki (1867 - 1912)
                                                       Geschichten aus dem
                               Bibliotheken            Wald
                               Die Stadtbibliothek     Mauli und der Bergwichtel
Buchhandlung Breuer & Sohn - Wissen, das sich nicht täglich vermehrt, nimmt ab. Konfuzius - Bayreuther Kulturbrief
DAS NEUE BUCH                                                   RAUCHKULTUR
Lustiges Taschenbuch: Der neue Phantomias

W      ie lange ist es her, dass Sie ein lustiges Taschen-
       buch gelesen haben? Viel zu lange vermutlich.
Also: Zeit wirds! Und Sie werden sich wundern, wie er-
wachsen diese Reihe geworden ist. Keine verwaschenen
Bilder nur in den Grundfarben, keine Geschichten, die
langweilen, sondern reines Entertainment. Gut, Indiana        Romeo y Julieta - Cedros De Luxe Nr. 2
Jones war schon ein Fortschritt, oder die Duck Tales.         Coronas | Havanna Cuba Puro | Länge Inch: 5,6
Im Vergleich zu der neu erschienenen premium Reihe            Durchmesser: 1,67 | Ringmaß: 42 | Totalmente a Mano

                                                              A
ist das alles altes Eisen. Uraltes, verrostetes Eisen. Aber        uch in der Welt der Zigarren gibt es zwei Lager. Die
schauen wir genauer hin. Zum Beispiel in den Titel Der             Havanna-Raucher und den Rest. Ich gehöre zu ersteren.
neue Phantomias in Gefahr. Donald war mit Hilfe der           Eine echte Havanna hat diesen einen Geschmack, der sie
Unterstützung von Daniel Düsentrieb und einer Maske           unverkennbar macht. Und das gilt für jedes Zigarrenhaus
zum maskierten Rächer aufgestiegen. In der neuen Welt,        von Cohiba bis Rafael Gonzales, von schweineteuer bis
die in der nahen Zukunft spielt, ist Donald Hausmeister       hinterhergeschmissen. Dabei ist das Aroma schwer zu be-
in einem Riesenturm, in dessen Keller er ganz Batman-         schreiben. Vielleicht hilft ein Vergleich aus der Weinwelt:
like seinen geheimen Unterschlupf hat. Düsentrieb ist         Es ist das Pendant zum Mineralischen, das man im Schie-
                                                              ferrießling nachzuvollziehen meint. Leider ist der Rauch-
ersetzt worden durch eine künstliche Intelligenz namens
                                                              genuss inzwischen getrübt. Der Grund hierfür liegt in der
Eins, die für Unterhaltung und die nötige Superhel-
                                                              zunehmend mangelhaften Qualität. Abgesehen von den
denintelligenz sorgt. Das Repertoire an Gegnern und
                                                              Cohibas, die mir schlicht zu teuer sind, ist jede dritte Zigar-
Schurken ist auch nicht ohne: Evorianer – außerirdische       re schlecht gedreht und damit nicht rauchbar. Zudem sind
Invasoren im Entenformat der ganz üblen Sorte. Dazu           die Zigarren oft nicht lang genug gelagert. Ohne Lagerung
kommt noch die Zeitpolizei, das Verbrecherkartell, ein        schmecken sie säuerlich und sind nach der Hälfte bereits so
schmieriger Journalist, der Phantomias an die Federn          scharf, dass man sie liegen lässt. Es bleibt einem nur, in einen
will, und eine attraktive Androidin, die ihm den Hof          Humidor zu investieren, den man nach zwei Jahren wieder
macht. Klingt alles ein bisschen weit hergeholt und das       öffnet. Dann sind Havannas allerdings unübertroffen. So
ist es auch. Aber gerade das macht diese neue Reihe zu        wie die einfache aber köstliche Romeo y Julietta Cedro.
einem echten Lesegenuss. Die Artworks sind heraus-                                          Don Carlos de la Vega de Oro
ragend und die Stories, die meistens in der Zukunft
spielen – Zeitreisen sind an der Tagesordnung – sind                                    HAIKU
nicht nur abenteuerlich, sondern oft auch hochaktuell.
Zusammenfassend sei gesagt: Das neue lustige Taschen-                    Zerstreut im Blattwerk
buch ist weder lustig noch ein Kinderbuch, stattdessen
handelt es sich um einen knallharten Science Fiction                    Sich die Zitronen zeigen
Roman der besten Sorte.                                                    Im späten Monde
                                         Benjamin Breuer                        Shiki (1867 - 1912)
Buchhandlung Breuer & Sohn - Wissen, das sich nicht täglich vermehrt, nimmt ab. Konfuzius - Bayreuther Kulturbrief
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                                                                                     VOM GRÜNEN HÜGEL
                                                                          Ein anderer Ring und die Bühne gerockt:
                                                                          Bayreuth 2021

                           Kultursommer 2021

                                                                          N   un sind sie also glücklich über die Bühne, genauer:
                                                                              über die Bühnen gegangen – denn anders als in „nor-
                                                                          malen“ Jahren hatten wir‘s heuer mit Festspielen zu tun,
Fränkischer Humboldt-Tag                                                  die einerseits (aus den bekannten Gründen) technisch
                                                                          beschränkt waren, andererseits jedoch den künstleri-
 Dienstag, 14. September um 17.00 Uhr                                     schen Raum facettenreich und lustvoll erweiterten. Nein,
                                                                          der Ring, der schon fürs letzte Jahr geplant wurde, kam
                                                                          auch diesmal nicht ins Festspielhaus. Dafür erlebten die
                Humboldt-Tag in der                                       Glücklichen, die sich, unter dem Schirm der Reihe Dis-
     Evangelischen Stadtkirche Goldkronach
                                                                          kurs Bayreuth und dessen Leiterin Marie Luise Maintz,
        mit der Präsentation des Projektes
  „Alexander von Humboldt-Schülerwettbewerb
                                                                          für die Verschränkung der modernen Künste mit Wag-
     für alle oberfränkischen Grundschulen“                               ners Stücken und Stoffen zu begeistern vermögen, eine
                                                                          Tetralogie, die den Vorabend und die drei Abende des
                   Redner:                                                Ring des Nibelungen auf je eigene Weise weiterdachten.
      Bezirkstagspräsident                                                Dass man am Teich Theater spielen kann, weiß man
           Henry Schramm
                                                                          spätestens, seitdem sich die fröhliche Anarchisten-
 Musikalische Umrahmung                                                   gruppe aus Tobias Kratzers Tannhäuser-Inszenierung
 durch das Blechbläseren-                                                 in der ersten Pause dort unten tummelte. Nun haben
    semble des Markgräfin                                                  der Puppenspieler und -macher Nikolaus Habjan, der
  Wilhelmine-Gymnasiums
Bayreuth unter der Leitung
                                                                          Librettist Paulus Hochgatterer und der Komponist
        von Klaus Hammer                                                  Gordon Kampe den Ring begonnen und gleichzeitig
                                                                          geschlossen, indem sie an Stelle des Rheingolds ein
                                                                          Denkspiel setzten, in dessen Mittelpunkt Erda und der
                                                                          Feuergott standen: Immer noch Loge war der durchaus
                                                                          geglückte Versuch, nach dem Ende der Götter inmitten
                                                                          der Asche in Form eines Tribunals die Frage zu klären,
                                                                          welche Schuld Wotans Chefberater am Desaster der
                                                                          Götterdämmerung trägt. Interessanterweise veränderte
                                                                          die Uraufführungsinszenierung des einstündigen Kam-
                                                                          merspiels für eine Handvoll Sänger, Instrumentalisten
  Die Veranstaltung findet unter Einhaltung aller Corona-bedingten         und Puppenspieler schon den Schluss der Vorlage –
 Vorgaben statt. Die Teilnahme ist nur nach telefonischer Anmeldung
                  unter: 09241 / 48 58 59 2 möglich.
                                                                          denn Loge bettete am Ende Erda zur Ruhe. Was blieb,
                                                                          waren die gespenstisch kühlen Rheintöchter; man wird
                     www.humboldt-kulturforum.de                          sich noch lange, schaut man aufs Teichwasser, an die
                                                                          drei gespenstischen Figuren erinnern.
                                                                          Man wird vermutlich auch noch länger an die Auf-
Buchhandlung Breuer & Sohn - Wissen, das sich nicht täglich vermehrt, nimmt ab. Konfuzius - Bayreuther Kulturbrief
führungen denken, die die Bildende Kunst (und einen
                                                                                              bekannten österreichischen Gegenwartskünstler) und
                                                                                              Die Walküre auf eine Bühne brachten. Dass Hermann
                                                                                              Nitsch einmal in Bayreuth den Parsifal inszenieren oder
                                                                                              zumindest ausstatten würde, war fast zu erwarten, dass
                                                                                              er am Ende dem ersten Abend der Tetralogie in bestem
                                                                                              Sinne Farbe geben würde, war eine spannungsreiche
                                                                                              Überraschung. Denn Nitschs Schüttbilder ergänzten
                                                                                              Wagners Musikdrama wenn nicht auf direkt synäs-
                                                                                              thetische Weise, doch harmonisch ergänzend: von den
                                                                                              grünen und braunen Naturfarben des ersten Akts über
                                                                                              Wotans Verzweiflungsschwarz zum leuchtenden Rot
                                                                                              der geschwisterlichen Leidenschaft und des Feuerzau-
                                                                                              bers; selbst für eine Aktion, die das Werk katholisierte,
                                                                                              war Platz. Wer es vorzog, den Abend rein konzertant
                                                                                              zu genießen, erlebte einige großartige Sänger (unter
Fotos: Enrico Nawrath, Frank Piontek mit freundlicher Genehmigung der Bayreuther Festspiele
                                                                                              denen Lise Davidsen als Sieglinde herausragte) und ein
                                                                                              Orchester unter Pietari Inkinen, das Lust macht, sich
                                                                                              2022 den gesamten Ring im Hause anzuhören.
                                                                                              Selten aber war ein Siegfried so kurz wie im Sommer
                                                                                              2021. Dafür war er ungewöhnlich, packend, einfalls-
                                                                                              reich und ungeheuer gut gemacht. Denn das Unge-
                                                                                              heuer namens Fafner zu killen, indem man sich in den
                                                                                              Walküre-Pausen Jay Scheibs Virtual-Reality-Brille auf-
                                                                                              setzte, um den Drachen im grauenvoll düsteren Zu-
                                                                                              schauerraum des Festspielhauses höchstpersönlich zur
                                                                                              Strecke zu bringen, war hinreißend. Wagners Schlacht-
                                                                                              musik spielte hier eine wichtige Rolle, um uns darauf
                                                                                              hinzuweisen, dass einer der Ursprünge des Siegfried im
                                                                                              Kasperle-und-Krokodil-Theater liegt. Chapeau!
                                                                                              Was leider nur bis zum letzten Tag der Festspiele blieb,
                                                                                              war die Götterdämmerung, die man in kurzer Frist
                                                                                              umrunden oder länger reflektieren konnte. Chiharu
                                                                                              Shiota stellte ein blutrotes Gewebe, sechs hohe Ringe
                                                                                              umspannend, im Festspielpark auf: eine Reflexion über
                                                                                              das Schicksalsgespinst, das uns alle in Gänge hinein-
                                                                                              treibt, verstrickt oder schließlich befreit entlässt, eine
                                                                                              luftige wie dichte Meditation über das vergossene Blut
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                                                                              des letzten Abends der Tetralogie, eine Introduktion
                                                                              am Fuß des Hügels, die den aus Musik und Bühne,
                                                                              Digital- und Figurentheatertechnik, Szene und Fanta-
                                                                              sie gewirkten Ring beeindruckend abschloss (nb: ver-
                                                                              gleichbare Arbeiten pflegt man ansonsten nur in Kas-
                                                                              sel, Venedig, Berlin oder New York zu sehen).
                                                                              Was sonst noch neben den Wiederaufnahmen der
                                                                              Meistersinger (zugleich ein Abschied von dieser viel-
                                                                              bewunderten und -diskutierten Produktion) und des
                                                                              Tannhäuser lief, war das, was man im Theaterjargon
                                                                              als „spannend“ zu bezeichnen pflegt. Nicht allein, dass
                                                                              Dmitri Tcherniakow einen hintersinnigen, gut durch-
                                                                              dachten und sensiblen Holländer inszenierte, der ver-
                                                                              mutlich so viele Zuschauer begeisterte wie erboste, weil
                                                                              hier, wie man meinte, „die Geschichte nicht erzählt
                                                                              wurde“. Die Sensation des Abends waren die beiden
                                                                              Frauen: Oksana Lyniv, die erste Dirigentin am Pult der
                                                                              Bayreuther Festspiele, die die Probe gut bestand, und
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WAR HIER: OSKAR PANIZZA                                        BAYREUTH LEUCHTET

E   s lag die Welt vor ihm mit hundert Wagen, Merkur
    wies ihm sein rotes Gold von Fern... So beginnt das
vorletzte, im Jahre 1904 in der Nervenheilanstalt Her-
zoghöhe verfasste Gedicht Ein Poet, der umsunst gelebt
hat, verfasst von Oskar Panizza, verfasst vom einzigen
Schriftsteller, der neben Jean Paul in Zusammenhang
mit Bayreuth in den Annalen der Weltliteratur ver-
zeichnet ist. Der Dichter, Polemiker, Kirchenkritiker     Schloss Colmdorf
und Dramatiker starb vor 100 Jahren, am 28. Septem-

                                                          E
ber 1921, in Bayreuth. Den Zeitgenossen erschien er           ndlich und erstmals wurde es nach einer gediegenen
entweder als Leibhaftiger oder als „Held und Märty-           Renovierung der jetzigen Besitzer, Peter und Ingeborg
rer des Unglaubens“ (Fontane), als Schmutzfink oder       Rothenbücher, durch eine Privatinitiative der Öffent-
als „revolutionärer Prophet“ (Tucholsky). Sein Leben      lichkeit zugänglich gemacht. Schloss Colmdorf, auch
wurde von einer nicht endenden Folge von Verboten         genannt Schloss Carolinenruhe, ist das unbekannteste
und Beschlagnahmungen gesäumt. Höhepunkt war              noch existierende Markgrafenschloss auf dem Bayreuther
die Verurteilung zu einem Jahr Zuchthaus wegen der        Stadtgebiet. Erbaut wurde es Mitte des 18. Jahrhunderts,
Veröffentlichung seiner „Himmelstragödie“ Das Lie-        Markgraf Friedrich „der Vielgeliebte“, schenkte es seiner
beskonzil, in der die Ausbreitung der Syphilis aufgrund   zweiten Frau, um 1900 lebte hier die Wagnertochter Isol-
eines göttlichen Strafgerichts dramatisiert wurde. Das    de mit ihrem Mann Franz Beidler – an beide Epochen er-
scharfe Urteil war nur der Anfang eines Leidensweges,     innern das kleine Schlossmuseum und der Gedenkraum
der 1905 in Bayreuth sein vorläufiges Ende fand. Hier     für die Wagnertochter. Wer Lust hat, die stuckierten und
                                                          stilecht eingerichteten Räume zu besichtigen, sollte die
wurde er, mit seinem Einverständnis, in die Klinik Her-
                                                          Telefonnummer 0921/61878 anrufen; Führungen kön-
zoghöhe eingeliefert. Es ist eine merkwürdige Ironie
                                                          nen ab jetzt gebucht werden.
des Schicksals, dass Panizza die Bayreuther Heilanstalt
bereits 1891 in der Erzählung Stoßseufzer aus Bayreuth
beschrieben hatte. Er wurde schließlich auf dem städ-
tischen Friedhof beerdigt, doch sein Grab sucht man
heute auf dem Friedhof vergebens. Die Stadt Bayreuth
sah sich bisher außerstande, auf den bemerkenswerten
Oskar Panizza hinzuweisen: nicht einmal eine Sackgas-
se erinnert an ihn.
                                          Frank Piontek
Buchhandlung Breuer & Sohn - Wissen, das sich nicht täglich vermehrt, nimmt ab. Konfuzius - Bayreuther Kulturbrief
IN NAHER ZUKUNFT                                                 FESTKULTUR

                                                            Die Limmersdorfer Lindenkirchweih
Carlo il Calvo
                                                            E   in Fest kann man tanzen, ein Fest kann auch, wie

N   ach den Festspielen ist vor den Festspielen oder an-        ein Tanz, zum Immateriellen Kulturerbe der UN-
    ders: Bald werden sie wieder tanzen! Wir werden sie     ESCO gehören. Rund um Bartholomä (24. August)
also wiedersehen - die Charleston-Maniacs, die schon        hätte eines der schönsten fränkischen (Tanz-)Feste
2020 zur Musik des Nicola Porpora ihre Beine über die       stattfinden sollen, doch musste sie heuer zum zweiten
Bühne des Markgräflichen Opernhauses geschwungen            Mal entfallen: die Limmersdorfer Lindenkirchweih.
haben. Die Erfolgsproduktion des Carlo il Calvo wird        Sie aber wäre nichts ohne den Tanz, der sie zu einem
am 3. und 5. September im wunderbaren Festival Bay-         Ereignis macht und ihr 2014 den begehrten Titel ein-
reuth Baroque seine Wiederauferstehung erleben. Simo-       brachte. Dabei wäre sie auch ohne die UNESCO und
ne Kermes, Dorothee Oberlinger, Maddalena del Gob-          die Tatsache, dass es auch andernorts Linden­tanzfeste
bio und andere Größen einer Musik, die alles andere als     gibt, einzigartig. Denn keine der noch existierenden
„alt“ klingt, werden uns und das Festival bis Ende Sep-     Tanzlinden ist vermutlich 350 Jahre alt, und keine
tember in der Stadtkirche, der Eremitage und im Wel-        wird alljährlich im festen Ritus betanzt. Sicher ist,
terbe Opernhaus bereichern.                                 dass spätestens 1729, wie‘s an der Jahreszahl im Ka-
                                                  Anzeige   pitell des östlichen Pfeilers der tragenden Sandstein-
                                                            konstruktion abzulesen ist, vielleicht schon lange
Industrie- und Glasmuseum                                   früher, die erste Limmersdorfer Tanzlindenkirchweih
Fichtelgebirge e.V.                                         eine Tradition begründete, die bis heute lebendig ist.
                                                            Wer einmal auf der Plattform einer Linde tanzte, kennt
                                                            den besonderen Zauber, der vom Tanz in der Krone,
Kleines Museum sucht Vorstands-                             zwischen dem natürlichem und dem gebautem Holz,
mitglied für Kulturbetrieb.                                 in vier Meter Höhe, zwischen dem Grün des Baums
                                                            und seinem mächtigen Stamm auszugehen vermag,
Telefon: 09276-787
Buchhandlung Breuer & Sohn - Wissen, das sich nicht täglich vermehrt, nimmt ab. Konfuzius - Bayreuther Kulturbrief
wofür die Tänzer nicht einmal das ortsübliche Bier ge-        udna (Blauen Zipfeln, wie man anderswo in Franken
trunken haben müssen.                                         sagt) am Plootz. Abends wird der Plootzheml, also der
Sechs Tage dauert das ganze Fest zur Ehre des heili-          Festhammel, verlost und mit Marschmusik zum neu-
gen Johannes, des Namenspatron der Kirche neben der           en Besitzer begleitet, und Dienstag abend hat der Spaß
Linde, die neben zwei windschützenden Partnerlinden           mit der Versteigerung des Bierspregers und der Predigt
am Plootz steht. So typisch auch das Tanzfest als ober-       des Kerwa-Pfarrers ein Ende. Essen, trinken, spielen,
fränkisches Kirchweihfest ist, so ungewöhnlich ist die        tanzen und ein wenig in sich gehen: diese Bestandtei-
Fülle der Rituale. Unter der Leitung der (immer ledi-         le machen aus der Limmersdofer Lindenkirchweih ein
gen) Plootzborschen bzw. Plootzbum, die „den Plootz           einzigartiges Fest. „Es richtig zu erleben“, lesen wir auf
aufführen“, und ihrer assistierenden Plootzmadla, be-         dessen Homepage, „heißt, von Anfang bis zum Ende
ginnt das Fest am Donnerstag mit der Wirtshausker-            dabei zu sein, mitzumachen, mitzutanzen, mitzufei-
wa (und Schüpf, Krenfleisch und Siedwörscht). Am              ern, auch wenn dann, wie Einheimische glaubhaft be-
Samstag beginnt die eigentliche Lindenkerwa, abends           richten, einige Tage zur Erholung durchaus eingeplant
nach dem Gebets- und Feierabendläuten ein Kirchen-            werden sollten.“
konzert und als Höhepunkt des Abends der Anstich                                                         Frank Piontek
des ersten Fasses Festbier. Wer Sonntagmorgen wieder
laufen kann, besucht den Festgottesdienst, in dem die                              IM BILDE
Platzpaare in ihrer Festtagstracht zusammen zu sehen
sind. Jetzt geht‘s erst richtig los: nachdem sich die Paare
gegenseitig von ihren Häusern abgeholt („Rumspielen”
heißt der hübsche Brauch) und Blumensträußchen zu-
gesteckt haben, wird zunächst vor den Häusern zum
Tanz aufgespielt. Sodann: Großer Marsch durchs Dorf,
mit blumengeschmückten Hammel und einer mit Bier
gefüllten Gießkanne (Bierspreger genannt) zum Nach-
füllen der handbemalten Bierkrüge der Borschn. Nun
dürfen erst einmal die Platzpaare unter der Linde tan-
zen, dann, nachdem sich die Plootzer neue Tänzer aus
dem Publikum geholt haben und die acht Damen un-
ter ihnen ein kleines Geschenk erhielten, endlich auch
auf der Linde. Hoch geht es über die Treppe, der Lizza,
zur Bruck, dem Tanzboden. Die Platzpaare eröffnen
den Tanz auf der Linde, die Musik nimmt in einem
Bretterhäuschen neben der Bruck Platz, und gleichzei-
tig eröffnet neben der Linde eine Sandkegelbahn, des-
sen Tagessieger schließlich ein Krügla mit graviertem
Zinndeckel geschenkt bekommt.
Endet der Sonntag mit dem Lindentanz, beginnt der                              Wo ist das zu finden?
Montag mit einem Frühschoppen mit Bier und Blaugs-
AUS BAYREUTHS KÜCHEN                                           HINTER DEN KULISSEN
Pfifferlinge für 4 Personen

500 g Pfifferlinge, 1 Päckchen Speckwürfel, 1 Bund
Petersilie, 1 bis 2 Becher Sahne, 1 Brühwürfel, Pfeffer,
Salz, 1 Zwiebel                                              Brief von Bettina Brentano an Goethe
Zwiebeln, Speck, Pfifferlinge anbraten, mit Sahne ablö-      Am 2. August 1807
schen, dann mit dem Brühwürfel, etwas Pfeffer und Salz
würzen. Gehackte Petersilie untermischen. Fertig. Dazu
gibt es neue Kartoffeln.                   Jutta Richter     H    eute morgen hat mich die Sonne schon halb fünf
                                                                  Uhr geweckt; ich glaub, ich hab keine zwei Stund
                                                             geschlafen; sie mußte mir grade in die Augen scheinen.
                                                             Eben hatte es aufgehört mit Wolkenbrechen und Wind-
Tomatensugo
                                                             wirbeln, die goldne Ruhe breitete sich aus am blauen
                                                             Morgenhimmel; ich sah die Wasser sich sammeln und
                                                             ihren Weg zwischen den Felskanten suchen hinab in die
                                                             Flut; gestürzte Tannen brachen den brausenden Was-
                                                             sersturz, und Felssteine spalteten seinen Lauf; er war
                                                             unaufhaltsam; er riß mit sich, was nicht widerstehen
                                                             konnte. – Da überkam mich eine so gewaltige Lust –
                                                             ich konnte auch nicht widerstehen: ich schürzte mich
                                                             hoch, der Morgenwind hielt mich bei den Haaren im
5 kg Tomaten, 1 Knolle Knoblauch, 3 Lorbeerblätter,          Zaum; ich stützte beide Hände in die Seite, um mich im
1 Rosmarinzweig, Salz, Pfeffer                               Gleichgewicht zu halten, und sprang hinab in kühnen
Öl mit ganzen Tomaten in den Topf geben. Koblauch,           Sätzen von einem Felsstück zum andern, bald hüben
Salz, Pfeffer und zwei Lorbeerblätter hinzugeben. Cir-       bald drüben, das brausende Wasser mit mir, kam ich
ca eine Dreiviertelstunde köcheln lassen. Den Rosma-         unten an; da lag, als wenn ein Keil sie gespalten hätte
rinzweig im Sud ruhen lassen. Consommé mit einem             bis an die Wurzel, der halbe Stamm einer hohlen Linde,
Schöpflöffel in einen anderen Topf geben - aufkochen las-    quer über den sich sammelnden Wassern.
sen und anschließend in Gläser füllen. Den Rest duch die     O liebster Freund! Der Mensch, wenn er Morgennebel
Lotte, dann aufkochen und ebenfalls in die Gläser. Gläser    trinkt und die frischen Winde sich mit ihm jagen und
gut verschließen und auf den Kopf stellen.                   der Duft der jungen Kräuter in die Brust eindringt und
                                                Elfi Suess   in den Kopf steigt; und wenn die Schläfe pochen und
die Wangen glühen und wenn er die Regentropfen aus         wassern trauernd welkt und die junge Brut in ihren
den Haaren schüttelt, was ist das für eine Lust!           Ästen verdirbt; o dann denk, daß die eine Hälfte noch
Auf dem umgestürzten Stamm ruhte ich aus, und da           steht, und in ihr alle Erinnerung und alles Leben, was
entdeckte ich unter den dickbelaubten Ästen unzähli-       dieser entsprießt, zum Himmel getragen wird.
ge Vogelnester, kleine Meisen mit schwarzen Köpfchen       Adieu! Jetzt geht‘s weiter; morgen bin ich Dir nicht
und weißen Kehlen, sieben in einem Neste, Finken           so nah, daß ein Brief, den ich früh geschrieben,
und Distelfinken; die alten Vögel flatterten über mei-     Dir spät die Zeit vertreibt. – Ach lasse sie Dir ver-
nem Kopf und wollten die jungen ätzen; ach, wenn‘s         treiben, als wenn ich selbst bei Dir war: zärtlich!
ihnen nur gelingt, sie groß zu ziehen in so schwieriger
Lage; denk nur: aus dem blauen Himmel herabgestürzt        In Kassel bleib ich vierzehn Tage, dort werd ich der Mut-
an die Erde, quer über einen reißenden Bach, wenn          ter schreiben; sie weiß noch nicht, daß ich bei Dir war.
so ein Vögelchen herausfällt, muß es gleich ersaufen,
und noch dazu hängen alle Nester schief. – Aber die        Bettine
hunderttausend Bienen und Mücken, die mich um-
schwirrten, die all in der Linde Nahrung suchten; –        Brief von Bettina Brentano (1785 - 1859) an Johann
wenn Du doch das Leben mit angesehen hättest! Da           Wolfgang von Goethe (1749-1832) aus „Goethes Brief-
ist kein Markt so reich an Verkehr, und alles war so       wechsel mit einem Kinde: „Seinem Denkmal“. Bettina
bekannt, jedes sucht sein kleines Wirtshaus unter den      Brentano (seit 1811 mit Achim von Arnim verheiratet)
Blüten, wo es einkehrte; und emsig flog es wieder hin-     war als Schriftstellerin eine bedeutende Vertreterin der
weg und begegnete dem Nachbar, und da summten sie          deutschen Romantik. 1807 begegnete die Zweiundzwan-
aneinander vorbei, als ob sie sich‘s sagten, wo gut Bier   zigjährige dem achtundfünfzigjährigen Goethe in Weimar.
feil ist. – Was schwätze ich Dir alles von der Linde! –    Diesen Briefwechsel veröffentlichte Bettina von Arnim im
Und doch ist‘s noch nicht genug; an der Wurzel hängt       Jahr 1835.
der Stamm noch zusammen; ich sah hinauf zu dem
Gipfel des stehenden Baumes, der nun sein halbes Le-                                      Textauswahl: Stephan Jöris
ben am Boden hinschleifen muß, und im Herbst stirbt
er ihm ab. Lieber Goethe, hätte ich meine Hütte dort
in der einsamen Talschlucht, und ich wär gewöhnt,
auf Dich zu warten, welch großes Ereignis war dieses;
wie würd ich Dir entgegenspringen und von weitem
schon zurufen: »Denk nur unsere Linde!« – Und so ist
es auch: ich bin eingeschlossen in meiner Liebe wie in
einsamer Hütte, und mein Leben ist ein Harren auf
Dich unter der Linde; wo Erinnerung und Gegenwart
duftet und die Sehnsucht die Zukunft herbeilockt. Ach
lieber Wolfgang, wenn der grausame Sturm die Linde
spaltet und die üppigere, stärkere Hälfte mit allem in-
newohnenden Leben zu Boden stürzt und ihr grünes
Laub über bösem Geschick wie über stürzenden Berg-
DAS NEUE ALBUM                                                 DAS ALTE BUCH
                                                             Karl Philipp Moritz: Reisen eines Deutschen in
                                                             Italien

                                                             E   r gehörte zu den bemerkenswertesten Fällen der
                                                                 Literatur um 1800 – wie Jean Paul und Kleist ist
                                                             und war er in keine Schublade zu packen, obwohl sei-
                                                             ne Psychologie ebenso modern anmutet wie sein Stil
Duo Pianosom: Schumann & Brahms                              der Epoche verhaftet ist. Mit dem Roman Anton Reiser
                                                             hat er sich 1785 in die deutsche Literaturgeschichte hi-

D   ie Musik ist eine undefinierbare Sprache. Nie war sie    neingeschrieben: eine Selbstbiographie, die, wie Arno
    inniger und melancholischer als in der Romantik –        Schmidt einmal schrieb, „ein seelisches Hochland für
Schumann und Brahms haben sie neu erfunden. Die              sich ist“. Sein Lebenslauf war so bunt wie sein Roman:
Brasilianerinnen Araceli Chacon und Viviane Bodaczny         geboren 1756 in Hameln, wurde er Lehrer am Gymna-
Taliberti haben ein Album vorgelegt, das 4 Klavierzyklen     sium zum Grauen Kloster in Berlin, 1788 unterrichte-
und 2 kürzere Stücke sinnvoll vereinigt. Unbekannteres       te er Goethes Herzog Carl August in Weimar im Eng-
(wie Schumanns Andante und Variationen op. 46) steht         lischen, im folgenden Jahr erhielt er eine Professur der
neben Populärem (den Haydn-Variationen), tief bewe-          Theorie der schönen Künste an der Kgl. Akademie in
gende Früh- und Spätwerke neben lustvollen Sätzen für        Berlin – hier begegnete ihm auch Jean Paul, über dessen
vier Hände. Chacon spielt Schumanns Humoreske, die           Wutz er das ewige Wort sagte, dass der Autor dieser Er-
nicht komisch klingt, sondern die Wirrnisse vor Schu-        zählung unsterblich sei. Begegnungen mit Wackenro-
manns endgültiger Verbindung mit der geliebten Clara         der, Tieck und Humboldt (die durch Bayreuth reisten
Wieck spiegeln, und Taliberti beginnt die Brahms-Sekti-      oder hier länger arbeiteten) schlossen sich an. 1793 be-
on mit den Fantasien op. 116, die das Innenleben des alt     endete er sein kurzes, aber fruchtbares Leben als Lehrer,
gewordenen Brahms abbilden. Die im Konzertleben sel-         Schauspieler und Schriftsteller, denn die Aufklärung
tene Delikatesse des Schumann-Andantes schließt einen        verdankt ihm einige typische Werke, die zwischen Äs-
Zyklus ab, in dem die Bilder aus dem Osten op. 66 mit        thetik und Ethik, Theorie und Praxis vermitteln. In sei-
dem Juwel des 4. Satzes gleichrangig neben der komple-       nem Todesjahr erschien das dritte und letzte Bändchen
xen Humoreske stehen; die widerstreitenden Gefühle, die      der Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786
der junge Komponist 1839 in seine changierende Ton­          bis 1788. Die ersten beiden Teile waren 1792 heraus-
sprache bannte, werden von Chacon sensibel aufgefan-         gekommen, vom ersten Band soll hier die Rede sein.
gen. Am Ende triumphiert das überschäumende Finale           Liest man ihn, begreift man, wieso das Buch von den
der Haydn-Variationen über jegliche Abgründe. Einge-         Italien- und Reisefreunden Rolf Dieter Brinkmann,
spielt wurden die Kostbarkeiten, unter ihnen zwei lange      Hubert Fichte und Peter Handke bewundert wurde.
Sätze der originalen Klavierfassung von Brahms‘ erster Se-   Dem Titel des ersten Bändchens vorangestellt wurde
renade, auf zwei Bayreuther Steingraeber-Konzertflügeln:     ein Kupferstich von Peter Ludwig Lütke, zwei Ansich-
zwar etwas unterhallig, aber zum Hineinhören und -tau-       ten des Kapitols zeigend. Wer sich heute auf den Platz
chen, auch in die Klaviermechanik, gut geeignet.             begibt, wird ihn anders wahrnehmen – Moritz‘ Buch
                                                             dürfte dem Besucher ein guter Cicerone in die Vergan-
                                            Frank Piontek
genheit sein: Mein Buch über Italien muss nothwendig
etwas Gründliches und dabei unterhaltendes seyn, wenn
es sich unter den vielen Büchern, die man über Italien
hat, vorteilhaft auszeichnen soll. Anders als bei Goethe,
den er im November 1786 in Rom kennenlernte, lau-
tete das Motto: Schreibe anschaulich und abwechs-
lungsreich. Über Verona geht es zur Adriaküste, nach
Rimini und Pesaro, nach Ancona und zur Marienwall-
fahrtsstätte Loretto, dann in die Hauptstadt der Welt.
Ende Oktober ist er endlich dort, er wohnt unweit der
Spanischen Treppe, in der Strada Babuino, wo knapp
100 Jahre später Richard Wagner nächtigen wird. Er
streift durch Rom, betritt Kirchen (auch eine unter-
irdische), besucht Theater, sieht den Papst - ein schö-
ner alter Mann – erzählt Stadtgeschichten, besucht die
Villa Medici – und schildert, wie er den Hr. v. G. traf:
Dieser Geist, schreibt er, ist ein Spiegel, in welchem sich
mir alle Gegenstände in ihrem lebhafteste Glanze und in
ihren frischesten Farben darstellen. Moritz war selbst ein
Spiegel, der mit seiner Reisebeschreibung, die so ganz
anders werden sollte als seine englische, eines der be-
deutendsten italienischen Reisebücher des späten 18.
Jahrhunderts vorgelegt hatte. Es ist schon spät, und ich
wünschte wohl zu schlafen, schreibt er kurz nach seiner
Ankunft in Rom. Wer Moritz liest, dürfte kaum auf die
Idee kommen, einzunicken.

Die Erstausgabe aller drei Bände ist sehr selten und kostet
einen vierstelligen Betrag. Bei Breuer & Sohn gibt es zur
Zeit immerhin den ersten Band.

Karl Philipp Moritz: Reisen eines Deutschen in Italien.
Erster Band. Verlag Friedrich Maurer, Berlin 1792. 224
Seiten. Mit einer Widmung an den preußischen Kron-
prinzen und einem Titelkupfer von Peter Ludwig Lütke
und D. Voerger. Format: 16 x 10. Preis auf Anfrage.

                                            Frank Piontek
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       AUS DEM FICHTELGEBIRGE

Mehr Sein als Schein.
Über die Wiedergeburt einer Fabrik

In der Münchberger Gartenstraße spielt sich Beacht-
 liches ab: Wo noch vor einer Woche eine grauweise
Stahlwand alles in ihrer Macht Stehende tat, um den
Blick des Betrachters möglichst schnell an sich ab-
gleiten zu lassen, steht nun eine historische Shedhal-
len-Konstruktion, die alle Aufmerksamkeit auf sich         Klavierwelt Bayreuth
zieht. Verkratzt, verhärmt und von schwarzen Schlie-
                                                           Einzelhandel | Manufaktur | Museum | Kulturzentrum
ren gezeichnet, die von jener Epoche erzählen, als die
Stadt noch im Rauch der qualmenden Schlote, den
Boten einer neuen Zeit, zu ersticken drohte, schiebt                                      Sonderangebote
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sich das Bauwerk trotzig ins Sichtfeld und stört die von                                  G . S te i nberg 3 .7 9 9
den nahen Betonbauten so unnachgiebig konstruierte             Festspielklaviere              Kawai 3.475
Einheitlichkeit der Moderne.
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Über vierzig Jahre lang war die von Achsen, Türen und
                                                              Flügel und Pianos                  u.v.a.m.
klassizistisch anmutenden Giebeln unterteilte Fassade
verborgen. Einst hatte man sich ihrer geschämt, aus
                                                                      aus
                                                                                           YAMAHA
mannigfachen Gründen von einer Sanierung abgese-                Künstlerhand              Clavinova
hen und sie stattdessen einfach „verblendet“. Nun aber,                                      neu
                                                                                         eingetroffen
im Jahr 2021 scheinen all diese Entscheidungen ein
wahrer Glücksfall gewesen zu sein, da so ein beredter
Zeuge der Industrialisierung zurückgekehrt ist, der aus       klavierwelt-bayreuth.de
der Vergangenheit zu berichten weiß.                                    Bayreuth, Friedrichstraße 2
Die beiden Brüder August und Karl Stoeckel hatten          mal einen Wachstumsschub: Lagerhallen wurden er-
sich bereits 1870 mit dem Verlegersohn Carl Grimm-         gänzt und in diesem Zuge die unansehnliche Shed-
ler zusammengeschlossen, um das Handelshaus „Gebr.         hallenfassade mit einem Stahlgerüst umgeben, auf das
Stoeckel & Grimmler“ ins Leben zu rufen, das sich auf      im zweiten Schritt große Platten geschraubt wurden.
Jacquard-Waren konzentrierte und die von den im Um-        Damals stand Kostenersparnis im Vordergrund, durch
land wohnenden Handwebern produzierten Stoffe auf          die uns ein Juwel der Industriekultur erhalten geblie-
Messen in ganz Nordbayern vertrieb. Auch, während          ben ist. Nicht auszumalen, was geschehen wäre, wenn
andere bereits den mutigen Schritt in die Mechanisie-      genügend Kapital für einen kompletten Neubau vor-
rung wagten, blieben sie aufgrund des aufwendigen          handen gewesen wäre, dem man die historische Halle
Herstellungsprozesses der Handarbeit treu und ent-         sicher allzu leichtfertig geopfert hätte. So aber konnte
schlossen sich erst 1910 dazu, den Titel der „Verleger“    sie, geschützt hinter ihrem Stahlkleid, die Jahrzehnte
durch den der „Unternehmer“ zu ersetzen. In jenem          überdauern und nun, in einer Zeit der erneuten Blüte,
Jahr ließen sie vom bedeutenden Architekturbüro Phi-       ihre stolze Auferstehung zelebrieren.
lipp Jakob Manz eine ebenerdige Hallenkonstruktion         Erste Arbeiten zur Sicherung der Konstruktion sind
errichten, die sich stark von früheren Industriebauten     bereits im Gange: Das Dach wurde neu gedeckt, ori-
unterschied: Anstatt aufwendiger Fassaden, neugoti-        ginalgetreue Fenster nach aktuellen Vorgaben sind bei
scher Zierelemente und prunkvoller Backsteinarchi-         einer örtlichen Schreinerei in Auftrag gegeben. Ins
tektur entstand sie in einer kostensparenden Leicht-       Innere der Hallen wurden Trockenbauwände eingezo-
bauweise nach einer Art „Baukastenprinzip“, auf das        gen, um kleinere Abteilungen zu schaffen, in die Show-
sich Manz spezialisiert hatte. Besondere Stahlstützen,     Room, Ausstellung und Mehrzweckräume einziehen
extra für Sheds entworfen, trugen die mit einfacher        sollen. Highlight wird sicher die in der ehemaligen Fär-
Pappe gedeckten Dächer; anstelle einer teuren Dampf-       berei/Wäscherei geplante Bar, für die die historischen
maschine verrichtete ein Lokomobil, ein aus der Land-      Apparaturen nicht etwa weichen müssen, sondern in
wirtschaft bekannter „Dampftraktor“ seinen Dienst          deren Konzeption sie einbezogen werden: Aus Kes-
und trieb über Transmissionen die Webmaschinen an.         seln werden Stehtische, aus blanken Backsteinwänden
Die ganze Fabrik war weniger auf Monumentalität und        einmalige Kunstwerke der an ihnen vorbeigezogenen
Eindruck ausgerichtet, als auf Kostenersparnis und         Zeitläufte.
Produktivität.                                             Jedem Freund der Industriekultur schlägt bei solchen
Wie vorausschauend die Planungen des Stuttgarter           Planungen das Herz bis zum Hals und so bliebt zu hof-
Büros waren zeigt auch die Tatsache, dass die Fabrik,      fen, dass das Vorgehen der Firma Stoeckel & Grimm-
mit Ausnahme der Anschaffung einer stärkeren Loko-         ler, ihr behutsamer Umgang mit der eigenen Geschich-
mobile in den 1920er Jahren, so gut wie keine Um-          te und auch mit der regionalen Tradition, möglichst
und Ausbauten notwendig machte. Erst im Rahmen             viele Nachahmer finden wird. Die Zeiten des rigorosen
der „Wirtschaftswunderzeit“ wurde eine moderne,            Abbruchs historischer Gebäude, um dadurch Platz für
der Formensprache des Brutalismus zuzuschreibende          kurzlebige Betonarchitektur zu machen, sollten end-
Kraftzentrale errichtet, in der fortan eine kleine Zwei-   gültig hinter uns liegen; die Ära der Symbiose aus Alt
kolbendampfmaschine ihren Dienst verrichtete. Die          und Neu, aus Tradition und Moderne, hat begonnen.
letzte große Blütezeit der Textilindustrie in den 1970er
Jahren brachte auch Stoeckel & Grimmler noch ein-                                                   Adrian Roßner
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                          Kultursommer 2021
                                                                         H   eit steht in mein Kalender drin,
                                                                             dassi mitn Feng dro bin
                                                                         den Hausplotz und die Stiech dazu
                                                                         hob widder dann vier Wochn Ruh.
Humboldt-Wanderung Goldkronach                                           Also schaui amol naus,
                   Jeweils Samstag,                                      wie schaut denn des Ganze aus
  18.9., und 16.10. von 11.00 – 16.00 Uhr                                langt a Schaufl und a Besn,
                                                                         so dreggert is es ja net gwesn.
                                     Geführte Humboldt-
                                     Wanderungen mit                     Iech schauma des a bissla oo,
                                     David Zinke und
                                     Hartmut Koschyk auf
                                                                         do hobbi scho aweng zu too
                                     dem Humboldtweg                     do werd des Wischn sich scho lohna
                                     rund um Goldkronach                 wos bloß für Leit in dem Haus wohna.
                                     mit Humboldt-Brotzeit.
                                                                         Also machi Wasser haaß,
 Während der Wanderungen gibt es Erläuterungen über                      do langt a Aamer vull, iech waaß
 die Geschichte des Bergbaus in Goldkronach und die                      in der Zwischenzeit, dass jeder heert
     fränkischen Jahre Alexander von Humboldts.                          werd des Grebbsta erstmol kehrt.
Ausgangs- und Zielpunkt: Marktplatz Goldkronach
                                                                         Der Nochber tut die Stiech roospringa,
„Alexander von Humboldt trifft Jean Paul“                                wall der will denn Müll rausbringa
                                                                         iech bin fei glei widder doo,
 Theateraufführung in den Kollonaden Bad Berneck
                                                                         soochta und is scho davoo.

         am Sonntag,                                                     Also kehr iech unterdessn,
26. September 2021                                                       aa die Eggn net vergessn
        um 15.00 Uhr                                                     denn Abstraafer nuch hochkant stelln
                                                                         wall der Plotz derf aa net felln.

                                                                         Etzert nuch den Hodern nehma,
Die Veranstaltungen finden unter Einhaltung aller Corona-bedingten        mit an Schrubber is bequemer
Vorgaben statt. Die Teilnahme ist nur nach telefonischer Anmeldung
                 unter: 09241 / 48 58 59 2 möglich.
                                                                         wallma dann, des is ja gwiss
                                                                         weiter weg vo der Ärbert is.
                    www.humboldt-kulturforum.de
BIBLIOTHEKEN
Und so wischi hie und her,
aufn Hausplotz, sis net schwer
des Wasser obber, des is doll
werd dreggerder vo Mol zu Mol.

Der Nochber kummt vo draussn rei,
sabbt ins Saubergwischte nei
iech sooch höflich, alter Dabb
schdraafda deine Dreggschuh ab.

Er geht weider unverdrossn,
hotmi einfoch wischn lossn.
Also machi etz denn Dregg
vo denn altn Seftl weg.
                                              Die Stadtbibliothek

                                              E
Dann wind iech mein Hodern aus,                  ine Lernzone mit einem Selbstlernstudio und fünf
sauber is des Treppenhaus                        Lernkabinen, auch das gibt es hier. Doch eigentlich
schiett die Dreggbrieh nuch in Guss           – und uneigentlich – war sie schon immer ein „Haus
mitn Putzn is etz Schluss.                    des lebenslangen Lernens“, auch wenn sie erst mit dem
                                              Umzug ins RW21, zusammen mit der gleichfalls im
Iech ramm des Putzzeich horri glei            Hause residierenden Volkshochschule, diesen Namen
säuberlich ins Bod schee nei                  verliehen bekam. Denn als die Einrichtung der damals
waschma aa nuch meina Händ                    noch Stadtbücherei genannten Bibliothek ins Werk
des Putzn hot für heit a End.                 gesetzt wurde, stand eben diese in engem Zusammen-
                                              hang mit der Gründung der Bayreuther VHS, im Zenit
                                              einer nicht auf Bayreuth beschränkten Volksbildungs-
Auf aamol heeri auf der Stiech,
                                              bewegung, die nach den auch geistigen Wunden, die
an Krawall, des is ka Liech,                  der erste Weltkrieg geschlagen hatte, die Bevölkerung
wall vo obn, mal solls net glaam              zum Wahren, Guten und Schönen hinbewegen sollte
kummt der andre Nochber haam.                 – auch wenn viele Bücher, die ab 1921 in den Regalen
                                              standen, rein unterhaltend waren, was ja auch wahr, gut
Do wird glei, des glaabi ja                   und schön sein kann, was immer man darunter verste-
allas widder dreggerd saa                     hen mag. Am 4. Januar rief der damalige Bürgermeister
des is mir worschd, iech leech mi noo         Albert Preu also die Bewohner auf, „entbehrliche Bü-
nächste Wochn, do is der ja droo.             cher“ abzugeben. So wurde, mit Georg Jost als erstem
                                              Leiter, die erste Bayreuther Stadtbücherei mit zunächst
                          Reinhold Hartmann   560 Bänden „guter Unterhaltungsliteratur“ eröffnet,
aber schon damals sollte es den Kursteilnehmern der      te hatte; heute steht sie im Erdgeschoss und, als aktiv
VHS durch die Bibliothek ermöglicht werden, „den         nutzbarer „freestyle“-Bereich für die älteren Jugend-
in Kursen und Vorlesungen bei der Volkshochschule        lichen ab 13 Jahren, im Untergeschoss, gleich neben
gelernten Stoff zu sichern und zu vertiefen“ (so Georg   der Wagner-Ecke, der Film- u. Musikbibliothek und
Jost). Dazu trugen auch jene Werke bei, die aus der      der Black Box, dem Veranstaltungsraum für Vorträge,
Kanzleibibliothek ausgesondert worden waren.             Performances und Filme. Künstlerisch performativ
Hatte sie zunächst ihre Räume im Rückgebäude des         wird es in den thematisch denkbar unterschiedlichen
Erdgeschosses des Altes Rathauses, so zog sie 1928 in    Monatsausstellungen im ersten Stock, auch in den
den Westtrakt der (heutigen) Stadthalle, 1935 in den     Kunst-Schauen beim Sozialprojekt des beliebten Café
ersten Stock des Hauses Friedrichstraße 18. Im 20.       Samocca – wer will, muss hier nicht unbedingt mehr
Jahrhundert sollte es zwei Einschnitte geben: in der     lesen als die Speisekarte...
Nazizeit, in der – aus politischen und rassistischen                                              Frank Piontek
Gründen - unter dem Gauleiter Hans Schemm 1500
Bände ausgesondert wurden, und kurz nach dem Ende
                                                                                                                   Anzeige
jener Epoche. Nun verschwanden nicht weniger als
4308 Bände aus den Regalen: aus politischen Grün-
den. 1946 öffnete sie wieder ihre Pforten, und wieder
unter Georg Jost, der bereits 1933 entlassen und von
Otto Strobel, dem Leiter des Wagner-Archivs ersetzt
worden war. 1951 stand der nächste Ortswechsel an:
am Luitpoldplatz 7 sollte die Stadtbibliothek die bis-
lang längste Zeit ihr Quartier haben, bevor sie 2011
unter dem Bibliotheksleiter Jörg Weinreich in das ehe-
malige Bekleidungshaus Oberpaur einzog. Dabei wird
gern vergessen, dass sich genau in diesem Haus einmal
der Universitätsverlag befand (dessen Leiter Werner
Fehr mit einer Schwägerin Wieland Wagners verheira-
tet war) – mit Büchern hatte man es also schon lange
in der Richard-Wagner-Strasse 21 zu tun.
Wer heute die Bibliothek betritt, kann über vier                        DIE FROZEN YOGHURT BAR
Etagen einen eleganten und lichten Lese- und Ver-                   IN BAYREUTH AM CANALE GRANDE

weilgroßraum erkunden, den wir der Innenarchitektin      Wenn du Erfrischung brauchst, bis du direkt am Canale Grande
                                                            genau richtig: in der FROZEN MOUNTAIN YOGHURT BAR.
Doris Meyer verdanken. In ihm stehen nicht allein Bü-     Leckeres Frozen Yoghurt mit über 50 verschiedenen Toppings
cher – im digitalen Zeitalter sind unter den insgesamt    zum Kombinieren und Genießen, ob leckere Früchte, köstliche
120.000 Titeln auch elektronische Medien an die Seite     Saucen und süße Leckereien. Unser Frozen Yoghurt hat natur
                                                         ganz wenig Kalorien. Und was die Toppings angeht … Nun: Am
der alten Vermittlungsformen von Wissen und Un-          Berg, da gibt’s koa Sünd! Du willst mehr? Haben wir! Softeis und
terhaltung getreten. Kommt hinzu die Jugendbiblio-        an kühleren Tagen Bubble Waffles, cremige Shakes und natür-
                                                                        lich auch Kaffee und kalte Getränke.
thek, die seit 1956 in der Münzgasse 9 ihre Heimstät-               Kommt vorbei und lass dich überraschen!
BOTANIK
Böhnchen aber Oho!

F   euerbohne, auch Prunkbohne genannt (Phaseolus coc-
    cineus Capuchina.) Die Arten der Gattung Phaseolus
werden als neuweltliche Bohnen bezeichnet, ihr Verbrei-
tungsgebiet umfasst ursprünglich nur die Neue Welt. Da-
runter fallen die Gartenbohnen mit z.B. Busch, Stangen
und Kidneybohnen, aber auch Feuerbohnen, Teparyboh-
nen oder Limabohnen. Hülsenfrüchte bezeichnen eine
Pflanzenfamilie mit charakteristischer zygomorpher Blüte
und einer typischen Frucht, der Hülsenfrucht. Die Reser-
vestoffe werden in den mächtigen Keimblättern der Samen
gespeichert. Insgesamt gibt es ca 116 verschiedene Arten
essbarer Fabaceae. Vertreter der Familie bilden wegen ihres
hohen Eiweißgehalts (20-40%) und Gehalts an essentiel-
len Aminosäuren weltweit einen wichtigen Bestandteil der
menschlichen Ernährung. Insbesondere bei fleischarmer
vegetarischer und veganer Kost sind sie unverzichtbar. Die
FAO betont, dass Hülsenfrüchte dazu beitragen können,
Übergewicht Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs vor-
zubeugen. Außerdem bilden sie durch ihre Fähigkeit, in
Symbiose Stickstoff zu fixieren, als Gründüngung einen
wichtigen Baustein nachhaltiger Landwirtschaft. Eine
pflanzliche Alternative zu tierischen Produkten können
Hülsenfrüchte auch deshalb sein, weil die Produktion
tierischer Eiweiße das Fünffache an Ackerfläche benötigt.
Für ein Kilo Fleisch werden rund acht Kilogramm pflanz-
liches Eiweiß verfüttert.

Würziges Glück

S  chabzigerklee, Trigonella caerulea, auch Käse- oder
   Brotklee genannt, stammt aus dem Mittelmeerraum
und Kaukasus. Seine Blätter besitzen einen würzigen
Geschmack und werden im Alpenraum als Brotgewürz
genutzt, in der Schweiz und im Balkan Käse zugesetzt.
Wir danken dem Ökologisch-Botanischen-
Garten der Universität Bayreuth für die
Bereitstellung dieses Textes und die
freundliche Zusammenarbeit.
GESCHICHTEN AUS DEM WALD
                                                           cken richtige Wellen schlug, und er weinte. „Will raus
Geschichte von Mauli, der in den Keller fiel               hier!“ Bergwichtel, strich ihm den Schnurrbart glatt,
                                                           machte „wowowowowo“ zur Beruhigung und fing an,

M     auli war der besondere Freund unseres Bergwich-
      tel – die beiden steckten dauernd zusammen und
erzählten sich was vom Leben. Beide kamen aus der
                                                           das Gerümpel zu sortieren. Kleine Brocken, dicke Bro-
                                                           cken – Bergwichtel sind sehr kräftig, auch wenn sie
                                                           so klein sind: schließlich hacken sie seit Menschenge-
Welt unter der Erde, Mauli war ein Künstler im Gän-        denken ganze Felsen auseinander! Und so schleppte er
gebauen, und der Bergwichtel erkannte, dass nicht nur      in Windeseile einen Stapel Holz unter das Kellerloch:
die Zwerge ganze Reiche unter der Erde ausgruben. Sie      „Mauli: Los, klettern!“ Mauli versuchte es – eine Pfo-
wurden sich ähnlicher und fühlten sich so verbunden,       te, zwei Pfoten – aber er griff nicht richtig zu, rutsch,
dass sie lernten, ihre Gedanken auszutauschen und sich     war er wieder unten und weinte weiter: „Kann nicht
gegenseitig zu beschützen.                                 klettern!“
Eines Tages ging der Bergwichtel seinen Freund wieder      „Jetzt reicht es aber“, sagte Bergwichtel streng. „Er-
besuchen, setzte sich vor den runden Hügel, unter dem      innere Dich bitte daran, dass Du ein kraftvolles Tier
Mauli wohnte, und klopfte an. „Hallo Mauli – komm          bist – ein Grabkünstler, ein Wühler unter der Erde! Du
heraus!“, nichts rührte sich – kein Mauli, kein Laut.      wirst doch das bisschen faulige Holz schaffen!“ Und
„He alter Freund – komm raus, wärm dir dein Pelz-          Mauli schaffte es. Halb schob der Bergwichtel von un-
chen, ehe die Sonne ganz weg ist!“ Es blieb still – kein   ten, stemmte seine kleinen Schultern unter den dicken
Geräusch unter der Erde – Mauli war weg. Das ist           Hintern des Maulwurfs, halb krallte der Wühler seine
komisch, sagte sich der Bergwichtel - er spitzte seine     Grabhände in die rutschende Erde – und dann waren
Öhrchen, schärfte die Gedanken, und da: ein fernes         sie draußen. Mauli voran, Wichtel hinterher. Da sa-
Fiepen, ein Hilferuf erreichte ihn, und er lief los, im-   ßen sie nebeneinander, Mauli hörte auf zu zittern, und
mer der Botschaft nach, bis er an einen alten Schuppen     Bergwichtel stimmte ein Liedchen an – sehr zufrieden,
kam, in dem in früheren Tagen der Schäfer gewohnt          dem Freund geholfen zu haben. „Danke, du Lieber,“
hatte. Der Schuppen hatte einen kleinen Keller, und        sagte Mauli und wischte die Tränen weg – „was meinst
aus diesem Keller kam Maulis Stimme: „Hilfe - bin          du, sollten wir nicht dein kleines neues Lied in unsere
runtergefallen!“                                           Gedankenstraße einfügen? Dann können wir uns noch
Ein Rutsch – ein Plumps – Bergwichtel schlitterte auf      besser verständigen!“ Und das taten sie, sangen zusam-
dem ausgewaschenen Rand des alten Kellerlochs run-         men und übten neue Strophen ein. Und Mauli vergaß,
ter in die Tiefe, und siehe da: Mauli hockte verzweifelt   dass er einmal ein missvergnügter Grummler gewesen
hinter einem Gerümpelhaufen, rang die Pfoten und           war, wurde ein fröhlicher Sänger im schwarzen Pelz,
jammerte. Bergwichtel schaute sich um und stellte          und zusammen mit dem Bergwichtel gründete er einen
fest, dass Mauli sich nicht einfach durch die Erde hat-    Sommernachtschor. Wer dabei war beim nächtlichen
te graben können: der kleine Keller war aus Stein fest     Konzert, erzählt die Geschichte von der Grille und den
zusammengesetzt, und nur das Kellerloch hatte durch        Glühwürmchen – ein andermal.
nachrutschende Erde einen weichen Untergrund.
Bergwichtel kümmerte sich erst mal um Mauli: sein                                                 Irmintraut Jasorka
Fell war so zerzaust, dass überall schwarze Haare her-
umlagen; er zitterte so, dass sein muskelbewehrter Na-
KULTURTERMINE                                                           KULTURTERMINE
                                                                                          KULTURTERMINE
                          01.09.2021                                                              04.09.2021
 Tier-Medley                                                            MiniMax (Kinder von 3 bis 5 Jahren) - Bunt und Wild
 Kunstausstellung von Claudia Mehl-Schubert                             Wir malen und klecksen auf Papier und Leinwand
 10.00 Uhr                                                              10.00 Uhr
 ART-Schmiede                                                           Kunstmuseum Bayreuth Anmeld.: 0921/7645310
↸ Glenk-Passage, Luitpoldplatz 4                                        ↸ Kunstmuseum Bayreuth, Eingang Kämmereigasse
 Bäume - Von der naturalistischen Darstellung hin zur Abstraktion
                                                                         Die BuntSpechte (Kinder von 5 - 8 Jahren) - Bunt und Wild
 MaxXL Outdoor (Kinder von 9 bis 13 Jahren)
                                                                         Wir malen und klecksen auf Papier, Leinwand
 10.15 Uhr
                                                                         11.30 Uhr
 Kunstmuseum Bayreuth
                                                                         Kunstmuseum Bayreuth Anmeld.: 0921/7645310
↸ Treffpunkt: Eingang Hofgarten am Storchenhaus (Ludwigstraße)
                                                                        ↸ Kunstmuseum Bayreuth, Eingang Kämmereigasse
 Aufgepasst! Zwischen Bäumen, Blumen und Kanälen
                                                                         Grell und mutig
 Geführte Schnitzeljagd im Hofgarten beim Neuen Schloss für Familien
                                                                         Eine russischsprachige Führung mit Natalia Plietsch
 15.00 Uhr  Vorverkauf
                                                                         14.00 Uhr
 Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage
                                                                         Kunstmuseum Bayreuth
↸ Hofgarten beim Neuen Schloss, Ludwigstr. 21
                                                                        ↸ Kunstmuseum Bayreuth, Eingang Kämmereigasse
 Bayreuth Baroque: Carlo il Calvo
                                                                         Von Göttern und Gartenspielen (Familienführung)
 Dramma per Musica in drei Akten von Nicola Antonio Porpora
                                                                         Rundgang im Hofgarten für Fam. mit Kindern
 18.00 Uhr
                                                                         15.00 Uhr
 Bayreuth Baroque
                                                                         Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage
↸ Markgräfliches Opernhaus
                                                                        ↸ Hofgarten beim Neuen Schloss, Ludwigstr. 21
                           02.09.2021                                    Bayreuth Baroque: Simone Kermes
                                                                         Canzonetta d’amore
 Führung: Klavierwelt - Manufaktur - Museum
                                                                         19.30 Uhr
 Öffentliche Manufakturführung und Museum
                                                                         Bayreuth Baroque
 15.00 Uhr
                                                                        ↸ Markgräfliches Opernhaus
 Steingraeber
↸ Steingraeber Haus
                                                                                                  05.09.2021
 Bayreuth Baroque: Dorothee Oberlinger
 Der Markgräfin Haus- und Hofmusik                                      Lebensraum Wiese: Vielfalt erforschen
 19.30 Uhr                                                              10.00 Uhr
 Bayreuth Baroque                                                       Ökologisch-Botanischer Garten, Uni Bayreuth
↸ Markgräfliches Opernhaus                                              ↸ ÖBG, Universitätsstraße 30, Bayreuth

                                                                         1700 Jahre jüdisches Leben in Bayreuth
                          03.09.2021
                                                                         Max Minsky und Ich
 Bayreuth Baroque: Carlo il Calvo                                       11.00 Uhr
 Dramma per Musica in drei Akten von Nicola Antonio Porpora             Kino ist Programm e.V. und Stadt Bayreuth/Kulturamt
 18.00 Uhr                                                             ↸ Kunstmuseum / Historischer Sitzungssaal
 Bayreuth Baroque
↸ Markgräfliches Opernhaus
KULTURTERMINE
                  KULTURTERMINE                                                      KULTURTERMINE
                                                                                     KULTURTERMINE
 1700 Jahre jüdisches Leben in Bayreuth                            Bayreuth Baroque: Judas Maccabaeus
 Kino Spezial - Body of truth (D/CH 2019)                          Oratorium in drei Teilen HWV 63 von Georg Friedrich Händel
 14.00 Uhr                                                         18.30 Uhr
 Kino ist Programm e.V. und Stadt Bayreuth/Kulturamt               Bayreuth Baroque
↸ Kunstmuseum / Historischer Sitzungssaal                          ↸ Stadtkirche Bayreuth

 Von Maillebahn, Musikpavillon und Meeresgöttern
                                                                                              08.09.2021
 Geführter Spaziergang durch den Hofgarten (beim Neuen Schloss)
 14.30 Uhr                                                         Labyrinth, Katakombe und Kaskade (Familienführung)
 Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage                  Geführte Schnitzeljagd im Schlosspark Fantaisie, für Familien
↸ Neues Schloss, Ludwigstr. 21                                      14.00 Uhr
                                                                    Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage
 Bayreuth Baroque: Carlo il Calvo
                                                                   ↸ Schloss Fantaisie, Bayreuther Str. 2, Eckersdorf
 Dramma per Musica in drei Akten von Nicola Antonio Porpora
 15.00 Uhr                                                         Gestaltung auf der Überholspur
 Bayreuth Baroque                                                  Workshop 3D-Druck, Preis: 9,00 € + Museumseintritt, ab 12 Jahren
↸ Markgräfliches Opernhaus                                          15.00 Uhr
                                                                    Porzellanikon Selb
                          06.09.2021                               ↸ Selb
                                                                    Erdnuss und Johannesbrot: Tropische Hülsenfrüchte
 Bayreuth Baroque: Dinner-Konzert Maddalena del Gobbo              17.30 Uhr
 Sechs Saiten zum Parnass                                          Ökologisch-Botanischer Garten, Uni Bayreuth
 18.00 Uhr  Vorverkauf                                           ↸ ÖBG, Universitätsstraße 30, Bayreuth
 Bayreuth Baroque
                                                                    Bayreuth Baroque: Martyna Pastuszka
↸ Sonnentempel der Orangerie in der Eremitage
                                                                    Musica Princeps
 Bayreuth Baroque: Dinner-Konzert Maddalena del Gobbo              19.30 Uhr  Vorverkauf
 Sechs Saiten zum Parnass                                          Bayreuth Baroque
 19.30 Uhr  Vorverkauf                                           ↸ Markgräfliches Opernhaus
 Bayreuth Baroque
↸ Sonnentempel der Orangerie in der Eremitage                                                 10.09.2021
 Bayreuth Baroque: Dinner-Konzert Maddalena del Gobbo
                                                                    BarriereFREI - NEU und WILD inklusiv
 Sechs Saiten zum Parnass
                                                                    Führung mit simultaner Übersetzung in deutscher Gebärdensprache
 21.00 Uhr  Vorverkauf
                                                                    14.30 Uhr
 Bayreuth Baroque
                                                                    Kunstmuseum Bayreuth
↸ Sonnentempel der Orangerie in der Eremitage
                                                                   ↸ Kunstmuseum Bayreuth, Eingang Kämmereigasse
                                                                    Bayreuth Baroque: Jakub Józef Orliński
                          07.09.2021
                                                                    Anima Aeterna
 MaxXL (Kinder von 9 bis 13 Jahren) - Wild und bunt                19.30 Uhr  Vorverkauf
 Inspiriert von der Ausstellung Neu und Wild                       Bayreuth Baroque
 15.30 Uhr                                                        ↸ Markgräfliches Opernhaus
 Kunstmuseum Bayreuth
↸ Kunstmuseum Bayreuth, Eingang Kämmereigasse
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