Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern

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Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
Bayerisches Staatsministerium für
                     Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

                                      Themenausgabe 2020

                 Bürgerengagement und
               regionale Wertschöpfung

      LEADER in Bayern
      Bürger gestalten ihre Heimat.

www.leader.bayern.de
Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
GRUSSWORT

            Sehr geehrte
            Leserinnen und Leser,

            LEADER ist ein wichtiger Baustein in unserer bayerischen Strate­
            gie für starke ländliche Räume. Damit unterstützen wir engagier­
            te Menschen, die sich für Lebensqualität, Wertschöpfung und
            zukunftsfähige Entwicklung in ihrer Heimatregion einsetzen.

            Stärken von LEADER sind unter anderem die professionellen
            Beteiligungsstrukturen in den LAGs und die passgenauen, auf
            die Bedürfnisse vor Ort zugeschnittenen Strategien und Pro­
            jekte. Wir unterstützen diese eigenverantwortliche Entwicklung
            in ländlichen Regionen mit Fördermitteln und kompetentem
            Fachpersonal.

            In der aktuellen Förderperiode (2014 – 2021) stehen für LEADER
            in Bayern insgesamt rd. 126 Mio. € Fördermittel zur Verfügung.
            Bisher (Stand Juli 2020) konnten bayernweit bereits gut 1 350
            Projekte bewilligt werden. Jedes dieser Projekte trägt dazu bei,
            unsere Heimat stärker und lebenswerter zu machen. Und die­
            sen Weg wollen wir weitergehen!

            In der aktuellen Themenausgabe unserer Blickpunktreihe stellen
            wir Projekte in den Vordergrund, die auf für LEADER typische
            vielfältige und innovative Weise zur Stärkung der regionalen
            Wertschöpfung in den LEADER-Gebieten beitragen. Außerdem
            stellen wir das Pilotprojekt dieser Förderperiode „Unterstützung
            Bürgerengagement“ vor, das sich schon jetzt zum Erfolgsmodell
            gemausert hat. Dazu geben uns einige LAGs einen Einblick in das
            breite Spektrum an Ideen, mit diesem Projekt ehrenamtliches
            ­Engagement und Lebensqualität vor Ort zu fördern.

            Damit will dieser Blickpunkt wieder einen Eindruck von den vie­
            len Möglichkeiten geben, wie LEADER zur Aufwertung der länd­
            lichen Räume in ganz Bayern genutzt werden kann – und er will
            zu weiteren Ideen und Projekten anregen.

            Ihre

            Michaela Kaniber
            Bayerische Staatsministerin
            für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
INHALTSVERZEICHNIS
  NET Z WERKMANAGEMENT ARNIK ASTADT TEUSCHNIT Z 2.0
  EINE STADT ERFINDET SICH NEU                                      4

  PRIENTALER BERGBAUERNL ADEN
  LECKERES UND GUTES DER REGION AUF „KNOPFDRUCK“                    6

  DRUSCHGUTAUFBEREITUNG
  IDENTITÄT UND BIODIVERSITÄT – DIE VIELFALT DES LEBENS ERHALTEN    8

  AHORNTALER EINK AUFSMARK T
  MULTIFUNKTIONALER MARKT UND MEETINGPOINT                         10

  ENERGIEHOL Z OBERL AND
  HOLZ IM KREISLAUF DER NATUR                                      12

  DIE GL ÄSERNE REGIONALKÜCHE BOBINGEN
  „WIR WOLLEN, DASS SIE WISSEN, WAS SIE ESSEN!“                    14

  ERLEBNIS-BRENNEREI UND KELTEREI GOLDKRONACH
  „HOCHPROZENTIGE“ FAMILIEN­TRADITION                              16

  HAUS AUF DEM ZEILBERG
  NEUE PERSPEKTIVEN FÜR ALLE                                       18

  ERLEBNISMOSTEREI NENNSLINGEN
  ERLEBNISMOSTEREI FÜR DIE ZUKUNFT                                 20

  INDOORERLEBNIS WILDFREIZEITPARK OBERREITH
  SPIEL OHNE GRENZEN	                                              22

  HOFL ADENBOX – ONLINEPORTAL FÜR REGIONALE LEBENSMIT TEL
  GENIAL EINFACH, EINFACH GENIAL                                   24

  ÖLMÜHLE INSINGEN – HOF- MANUFAK TUR KREISELMEYER
  ALTES WISSEN, NEU GELEBT                                         26

  MUSIKBAHNHOF WEISSENBURG & CAFÉ
  BÜHNE FREI!                                                      28

  NATURERLEBNISBAD DOMBÜHL
  BADEFREUDEN IM HERZEN DER NATUR                                  30

  FERIENREGION ­SELBIT Z TAL- DÖBRABERG
  „GROSSER BAHNHOF“                                                32

  „UNTERSTÜT ZUNG BÜRGERENGAGEMENT“
  EIN SCHIRM FÜR KLEINPROJEKTE                                     34

                                                                         3
Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
NET Z WERKMANAGEMENT ARNIK ASTADT TEUSCHNIT Z 2.0

                                                                                        Lern- und Erlebnisort:
                                                                                               Der Kräuterlehr-
                                                                                              und Schaugarten

    EINE STADT
    ERFINDET
    SICH NEU
                                                 Es gibt verschiedene Wege, um mit dem Verlust von regio­
    Die Arnika zeigt sich ebenso                 naler Wirtschaftskraft umzugehen: Man kann auf bessere
                                                 Zeiten hoffen – oder sich neu erfinden. Für Letzteres hat
    widerstandsfähig und                         sich Teuschnitz im Kronacher Land entschieden – und Er­
    selbstbewusst wie die Stadt,                 folgsgeschichte geschrieben. Die Stadtverantwortlichen
                                                 hatten 2014 die Vision, ihrer Stadt eine neue Identität zu ver­
    die heute ihren Namen trägt:                 leihen. Dabei setzten sie auf ihren nachhaltigsten Schatz –
    Die traditionelle Heilpflanze                eine jährlich blühende „Naturapotheke“ vor der Haustür.
    verhalf einer idyllischen, doch              In der Teuschnitz-Aue wuchsen seit jeher Nutz- und Kultur­
    strukturell kränkelnden Stadt                pflanzen – allen voran die geschützte Heilpflanze Arnika. Un­
                                                 ter dem Leitmotiv „Gesundheit und Natur“ stemmte sich
    zu einem gänzlich neuen Profil –             die 2 000-Einwohner-Stadt im Oberen Frankenwald gegen
    als „Arnikastadt Teuschnitz“.                Abwanderung und Niedergang – kreativ, tatkräftig und LEA­
                                                 DER-gefördert. Ein aus europäischen Mitteln finanzierter
                                                 Netzwerkmanager unterstützt Teuschnitz seit 2016 auf dem
                                                 Weg in eine „blühende“ Zukunft.

                                                 Beim Netzwerkmanager, seines Zeichens Gartenbautechni­
                                                 ker mit Schwerpunkt im Marketing – laufen seither die Fä­
                                                 den und Ressourcen des Projektes professionell zusam­
                                                 men. Seine vorrangige Aufgabe lag in Aufbau und Betreu­
                                                 ung eines umfassenden Netzwerkes im Zeichen der Arnika
                                                 sowie der Entwicklung neuer Vermarktungs- und Absatz­
                                                 möglichkeiten. Die Heilpflanze, der mehr als 100 therapeuti­
                                                 sche bzw. wohltuende Effekte zugesprochen werden, etab­
                                                 lierte sich unter Federführung des Netzwerkes als Symbol
                                                 für die neue Identität der Stadt Teuschnitz. Die wichtigsten
                                                 Protagonisten dieses dynamischen Prozesses – das 2013
                                                 etablierte Stadtumbaumanagement, der 2015 gegründete
                                                 Arnika-Verein sowie das Netzwerkmanagement – entwi­
                                                 ckelten das Alleinstellungsmerkmal „Arnika und seine Nut­
                                                 zung“ konsequent zur Marke.

                                                 Heute prägt die gelbe Blüte das Corporate Design der Stadt
                                                 – und das Leben der Einwohner und Besucher. Der Arni­

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Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
Oliver Plewa
                            Netzwerkmanager                        Auf einen Blick
                            „Die Landschaft rings um die           Projektname
                            Stadt Teuschnitz sowie der ge-         Netzwerkmanagement Arnikastadt
                            samte Naturpark Franken-               Teuschnitz 2.0
                            wald halten großartige, selten
                            gewordene Naturschätze be-             Projektträger
                            reit. Symbolisch dafür steht in        Stadt Teuschnitz
                            Teuschnitz die Heilpflanze             Tel.: 0 92 68 / 9 72 - 24
                            Arnika, mit einem einzigarti-          www.teuschnitz.de
                            gen Vorkommen im deutschen
Mittelgebirgsraum und das jahrhundertealte Wissen um               Ansprechpartner
ihre Verwendung. Durch die LEADER-Förderung konn-                  Oliver Plewa
ten wir uns auf den Weg machen diese natürlichen Res-              Tel.: 0 92 68 / 9 72 - 15
sourcen von Teuschnitz verträglich zu nutzen. Wir sind             E-Mail: oliver.plewa@vgem-teuschnitz.de
dabei, dieses Alleinstellungsmerkmal herauszustellen und
die Stadt als Marke ,Arnikastadt Teuschnitz‘ zu etablie-           Lokale Aktionsgruppe
ren. Einheimische und Gäste können bei uns traditionel-            Landkreis Kronach im Frankenwald
les volksheilkundliches Wissen sowohl rund um die Arni-
ka als auch zu anderen heilkräftigen Pflanzen erfahren.            LEADER-Förderung
Unser Kräuterlehr- und Schaugarten wertet das Ortsbild             127.381 Euro
auf, lockt Besucher an und die Ernte wird zu nachhalti-
gen Kräuterprodukten verarbeitet.“                                 Effekte
                                                                   ››Schaffung neuer Einkommen für Kleinstbetriebe
                                                                   ››Entwicklung eines Alleinstellungsmerkmals als
                                                                     Arnikastadt
ka-Verein widmet sich der Bewahrung und Pflege der Natur           ››Bildungsangebot zur traditionellen Europäischen
in der Teuschnitz-Aue rund um Teuschnitz. Das vielfältige            Heilkunst
Artenvorkommen und die intakte Tier- und Pflanzenwelt bil­         ››Ausbau und Betreuung eines Netzwerkes
den das Kapital der Arnikastadt. Doch Hauptaufgabengebiet
des Vereins ist die Betreuung der 2016 gegründeten Arni­
ka-Akademie. Die Akademie im Gebäude der ehemaligen
Grundschule bietet als einzigartiges Bildungsangebot stets      positiven Effekte des Projektes Netzwerkmanagement in
ausgebuchte Weiterbildungen zum „Zertifizierten Praktiker       Teuschnitz. Eine vielleicht einmalige Erfolgsgeschichte ist
für Traditionelle Europäische Heilkräuter (TEH)“ an. Ergänzt    die Neuentwicklung eines Alleinstellungsmerkmals und der
wird das Spektrum um Seminare und Workshops zum Ein­            etablierten Marke „Arnikastadt“ durch kreative Nutzung des
satz von Kräutern in Kosmetik und Küche. Im Zuge der Ent­       lokalen Potenzials. All diese Aspekte bilden „Lehrbuchziele“
wicklung der Akademie entstanden zwei feste Arbeitsplätze       für LEADER-Projekte. Durch gezielte Förderung konnte Teu­
sowie etwa 25 Teilzeitarbeitsplätze in der strukturschwa­       schnitz seine Ressourcen professionell gelenkt nutzen.
chen Region des Landkreises Kronach.

Die Arnika belebt Wirtschaft und Tourismus                                              Schätze der Natur: Regionale Produkte
                                                                                             im Kräuterladen „GRÜNerLEBEN“
Ebenfalls 2016 wurde der „Kräuterlehr- und Schaugarten“
eröffnet. Seine Vielfalt von mehr als 3 500 heimischen, me­
diterranen und nordamerikanischen Pflanzen macht den Be­
such des 3 000 m² großen Areals zum Erlebnis. Bei Einhei­
mischen und Touristen erfreut sich der blühende Lern- und
Erlebnisort besonderer Beliebtheit. Er und die Vegetation
ringsum dienen gleichzeitig als Rohstofflieferanten für den
2017 eröffneten Kräuterverarbeitungsbetrieb „Naturmanu­
faktur Teuschnitz“. Kleinunternehmer aus der Region liefern
ihre Kräuterernten zu. Zu regionalen Spezialitäten sowie
Kosmetik verarbeitet, werden diese seit 2018 im Kräuterla­
den „Naturmanufaktur GRÜNerLEBEN“ vertrieben. Touristi­
sche und handwerkliche Strukturen im ländlichen Raum
werden zusätzlich gefördert.

Naturschutz und Erhalt charakteristischer Arten, die Vermitt­
lung von altem, regional geprägtem Heilwissen, die Schaf­
fung von Arbeitsplätzen, ein neues Bewusstsein für regio­
nale Strukturen, Impulse sowie Absatzchancen für
Wirtschaft, Tourismus und Gastronomie sind nur einige der

                                                                                                                                5
Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
PRIENTALER BERGBAUERNL ADEN

    LECKERES UND GUTES DER
    REGION AUF „KNOPFDRUCK“

    Landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen und diese regional zu vermarkten, war
    und ist das Ziel des „Prientaler Bergbauernladens“. Liebe und Leidenschaft für
    regionale Produkte sowie enge Kooperation mit der heimischen Landwirt­schaft
    – dafür steht der schmucke Laden mit großer Verkaufsfläche unter freiem Himmel
    und dem Charme eines traditionellen Bauernmarktes. Seine Kunden hatten
    nur ein Problem: Der Laden öffnet nur einmal in der Woche – immer freitags.
    Doch hier hatten die Betreiber eine LEADER-geförderte Idee – die „Regio Box“.

    Der „Prientaler Bergbauernladen“ hat sich seit seiner Eröff­   Betriebe den Bauernladen mit Produkten aus der Kulturland­
    nung im Sommer 1999 zum Erfolgsmodell entwickelt. Be­          schaft rund um Aschau mit ihren Almen, artenreichen Wei­
    reits vor zwei Jahrzehnten hatten regionale Betriebe – meist   den und Wiesen. Ergänzend zu seinem Angebot und seiner
    Bergbauern aus dem Umland von Prien – die innovative Idee      Nahversorgerfunktion fungiert der Laden als Treff- und Kom­
    gehabt, einen traditionellen Bauernmarkt in der Gemeinde       munikationspunkt. Der Nachteil: Wie alle klassischen Bau­
    Aschau zu eröffnen. Aktuell wird der „Prientaler Bergbau­      ernmärkte kann er nur einmal wöchentlich öffnen.
    ernladen“ von zehn Gesellschaftern betrieben, die die Prä­
    sentation und den Verkauf der Waren betreiben. Der ehema­      Seit Jahren haben die Kunden und die Gemeinde die Betrei­
    lige Bahnhofskiosk der Gemeinde Aschau ist ein Magnet für      ber gebeten, die Öffnungszeiten zu erweitern. Auch die Ge­
    Einheimische und Gäste. Die Produktpalette reicht von Eiern    sellschafter haben erkannt, dass an nur einem Verkaufstag
    und Nudeln über Brot, Fleisch, Käse, Gewürze, Marmeladen       dem „Ansturm“ kaum Herr zu werden ist. Die Entwicklung
    und Schnaps sowie saisonfrisches Gemüse bis zu Holz­           zeigte, dass neben den Einheimischen zunehmend Wochen­
    handwerk und Accessoires. Rund 80 % der Waren entstam­         endgäste mit Zweitwohnsitz in Aschau und Touristen vor­
    men heimischem biologischem Anbau. Neben den zehn              beischauen. Doch wenn diese Zeit haben, hat der Markt
    Gesellschaftern beliefern auch andere landwirtschaftliche      geschlossen.

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Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
Sebastian Pertl
                              Geschäftsführer Prientaler Bergbauernladen

                              „Landwirtschaftliche Produkte in Handarbeit zu erzeugen und diese selbst regional zu ver-
                              markten, das ist die Idee, die hinter dem Prientaler Bergbauernladen steht. Aus der Region
                              und für die Region heißt es seit 20 Jahren jeden Freitag, wenn unser kleiner Laden öffnet.
                              Wir Bergbauern produzieren mit Fachwissen und Leidenschaft, um den Kunden frische
                              Produkte zu bieten und den Erhalt der hiesigen landwirtschaftlichen Strukturen zu sichern.
                              Mit Hilfe der LEADER-Förderung waren wir nun in der Lage, einen Verkaufsautomaten
                              anzuschaffen. Dieser ermöglicht uns, das Serviceangebot zu vergrößern, neue Kundengrup-
                              pen zu erschließen und der Nachfrage nach weiteren Öffnungszeiten, die wir selber nicht
                              abdecken können, nachzukommen.“

Die Lösung bestand darin, zur Entlastung der Betriebe und
zur Abdeckung der konstanten Nachfrage einen Lebensmit­
tel-Verkaufsautomaten zu erwerben. Dies wurde im August
2019 mit Mitteln von LEADER realisiert. Auch die Bewer­
bung der „Regio Box“, die den Einkauf frischer Lebensmit­
tel in großer Auswahl unabhängig von den Öffnungszeiten
des Bergbauernladens ermöglicht, wurde aus LEADER-Mit­
teln gefördert. Mit der Installation im Sommer 2019 wurde
der Automat harmonisch in seine Umgebung integriert. Ein
Hinweisplakat macht auf das Angebot aufmerksam.

Maximale Flexibilität rund um die Uhr

Rund um die Uhr können „auf Knopfdruck“ frische, intelli­
gent gekühlte Produkte von den Höfen der Region erwor­
ben werden – Brot, Eier, Eiernudeln, Grillfleisch, Speck,
Käse, Frischkäsevariationen und Marmeladen sowie Sirup
und Schnäpse. Die Zahlung erfolgt bar oder mit sämtlichen
gängigen Kreditkarten. Sogar eine sichere Altersüberprü­
fung für den Erwerb heimischer Weine und Brände hat der
Automat eigenständig „drauf“. Fazit: Den kleinbäuerlichen
Betrieben der Region bietet sich eine weitere attraktive Ab­
satzquelle für ihre meist in Bio-Qualität hergestellten Pro­                                               Freie Auswahl:
dukte. Der „Prientaler Bergbauernladen“ und sein Wa­                                                       Das umfassende
ren-Automat für kundenfreundlichen 24-Stunden-Service                                                          Angebot der
fördert die regionale Landwirtschaft und bietet Einheimi­                                                      „Regio Box“
schen sowie Gästen hohe Qualität und kurze Wege.

   Auf einen Blick
   Projektname                                                     LEADER-Förderung
   365 Tage – 24 Stunden – 100% regional                           6.488 Euro
   Prientaler Bergbauernladen jetzt für Sie immer da
                                                                   Effekte
   Projektträger                                                   ››Verbesserung der Vermarktung alm- und landwirt­
   Der Prientaler Bergbauernladen GbR                                schaftlicher Produkte und des regionalen Angebotes
                                                                   ››Arbeitsentlastung durch Innovation
   Ansprechpartner                                                 ››Sicherung der bäuerlichen Familienbetriebe und Erhalt
   Sebastian Pertl                                                   regionaler Wirtschafts- und Landschaftsstrukturen
   Hans-Clarin-Platz 3, 83229 Aschau im Chiemgau                   ››Förderung einer ökologisch orientierten Landwirt­
   Tel.: Mo. – Do.: 0 80 57 / 4 66, Freitags: 0 80 52 / 95 89 17     schaft
   E-Mail: info@prientaler-bergbauernladen.de                      ››Steigerung der regionalen Wertschöpfung durch
                                                                     Verbesserung des aktuellen Service-Angebotes für
   Lokale Aktionsgruppe                                              die lokale Bevölkerung, Wochenend-Besucher und
   Chiemgauer Alpen                                                  Gäste.

                                                                                                                             7
Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
DRUSCHGUTAUFBEREITUNG

    IDENTITÄT UND BIODIVERSITÄT –
    DIE VIELFALT
    DES LEBENS
    ERHALTEN
    Rund 3 000 Wildpflanzenarten ge-
     deihen im Freistaat. Ihr Vorkommen
    va­riiert nach Regionen. 40 Prozent
    gelten als bestandsgefährdet. Men-
    schen wie Landwirt Johann Krimmer
    aus Freising ­setzen sich dafür ein,
    die Vielfalt heimischer Pflanzen und
    ­somit ­Lebensraum für Bienen und
     Insekten zu erhalten. Um diese
     traditions­reiche, doch mit viel Hand-
     arbeit v­ erbundene Aufgabe wirt-
    schaftlicher zu gestalten, hat Johann
     Krimmer ­erfolgreich LEADER-För­
     derung b­ eantragt – für seine bislang
     ein­malige „Druschgutaufbereitungs­
     halle“ in Pulling.
                                                               Heimische Blühpflanzen: Lebensraum mit charakteristischer
                                                               Artenvielfalt

                                 Tobias Eschenbacher           Johann Krimmer
                                 Oberbürgermeister Stadt        Landwirt und Projektträger
                                 Freising und Vorsitzender
                                 LAG Mittlere Isarregion        „Durch den Bau einer Auf-
                                                                bereitungshalle für Drusch-
                                   „Die Aufwertung öffentli-    gut konnten wir unsere Ar-
                                   cher Flächen mit heimi-      beitsweise soweit verbessern,
                                   schem Druschgut ist ein      dass wir jetzt eine höhere
                                   besonderes Anliegen unse-    Qualität liefern und spezielle
                                   rer Mitgliedskommunen.       Projekte für den Natur-
                                   Mit Johann Krimmer ha-       schutz durchführen können.
                                   ben wir vor Ort einen        In meiner Heimat Freising
    ­Akteur, der mit innovativen ­Ideen und hohem Engage-       ist der Bedarf an Ausgleichs-
    ment einen Betrieb aufgebaut und dadurch einen Mehr-        flächen sehr hoch. Mit unserer neuen Halle können wir
    wert für die gesamte Isarregion geschaffen hat. Deshalb     die gegebenen naturschutzfachlichen Anforderungen er-
    freut es mich besonders, dass wir mit LEADER die Mög-       füllen und einen Beitrag zur Steigerung der Biodiversität
    lichkeit hatten, ihn beim Bau seiner Aufbereitungshalle     in der Isarregion leisten.“
    zu unterstützen um so die landwirtschaftliche Wert-
    schöpfung in der gesamten Region zu steigern.“

8
Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
Renaturierung und Schaffung von Biotopen – bereits Bay­
  erns Kindern wird auf spielerische Weise nahegebracht, wa­
  rum sie überlebensnotwendig für die Spezies „Mensch“
                                                                    Auf einen Blick
  sind. Ohne Blühflächen keine Artenvielfalt, kein Regional­
                                                                    Projektname
  charakter, keine Lebensräume für Insekten und Bienen –
                                                                    Druschgutaufbereitung
  dieses Verständnis hat sich spätestens seit dem bayeri­
  schen Volksbegehren zum Erhalt der Artenvielfalt 2019
                                                                    Projektträger
  durchgesetzt. Für die Anlage neuer Blühflächen im öffentli­
                                                                    Johann Krimmer, Geschäftsführer „Krimmer –
  chen Raum hat der Gesetzgeber vorgeschrieben, aus­
                                                                    ­Samen und Pflanzen für ein naturnahes Grün“
  schließlich heimisches Saatgut aus der Region zu nutzen.
  Der Hintergrund liegt auf der Hand: Die Entscheidung dient
                                                                    Ansprechpartner
  dem Schutz der Charakteristik in der jeweiligen Region und
                                                                    Johann Krimmer
  soll unerwünschten Artenvermischungen vorgreifen. Das
                                                                    Tel.: 0 81 61 / 49 04 20
  heimische Saatgut darf nur als Naturmischungen ausgesät
  werden. Gewonnen werden sie auf traditionelle landwirt­
                                                                    Lokale Aktionsgruppe
  schaftliche Weise – als Mähgut, als Samen aus den Rechen
                                                                    Mittlere Isarregion
  der Bauern oder durch Dreschen. Landwirt Johann Krimmer
  brachte Jahrzehnte der Erfahrung in der Produktion von
                                                                    LEADER-Förderung
­gebietseigenem Saatgut mit, als er sich um LEADER-­­För­
                                                                    200.000 Euro
 derung bewarb. Über 350 Pflanzenarten baut er an, um
 ­Samen für öffentliche Grünanlagen, Biotope oder auch –
                                                                    Effekte
  mittlerweile immer häufiger! – die Straßenränder zu gewin­
                                                                    ››Steigerung der landwirtschaftlichen Wertschöp­
  nen. Die Gewinnung dieses Saatgutes war stets mit viel
                                                                      fung
  Handarbeit verbunden. Vor allem musste das „Druschgut“
                                                                    ››Sicherung und Erhalt regionaltypischer Landschaft
  häufig von Hand gewendet werden. Um insbesondere die­
                                                                      und der Lebensgrundlagen
  sen aufwändigen Arbeitsschritt zu optimieren, errichtete der
                                                                    ››Erhalt von artenreichen und schützenswerten
  Betrieb 2018 eine LEADER-finanzierte „Aufbereitungshalle
                                                                      Grünlandflächen in der Region
  für Druschgut“. Spezialmaschinen in der Halle übernehmen
                                                                    ››Vernetzung von Landwirten, Naturschutzver­
  das Trocknen des in der Region geernteten Saatgutes.
                                                                      bänden, Naturschutzverwaltung und Kommunen
                                                                    ››Nachhaltige Wirkung auf regionale Flächen durch
Das trockene Material wird vor Ort gedroschen und gerei­
                                                                      effiziente und kostengünstige Gestaltung mit
nigt. Durch innovative Technik werden auch diese mühseli­
                                                                      typischen Arten
gen Handarbeiten der Druschgutaufbereitung erleichtert.
Die bundesweit einmalige Anlage fungiert über die Region
hinaus als beispielhaftes Projekt, das nicht zuletzt umge­
setzt wurde, um der deutlich steigenden Nachfrage nach
heimischem Saatgut gerecht zu werden. Neben dem Be­              nung und Aufbereitung ihres Natursaatgutes verkürzte
trieb profitiert die gesamte Region, da die Halle artenreiches   Transportwege haben, ist ein weiterer nachhaltiger Effekt.
Grünland und somit Nachhaltigkeit und Naturschutz fördert.
Die LEADER-geförderte Investition in die „Druschgutaufbe­        Durch Nutzung der Druschgutaufbereitungsanlage in Pul­
reitungshalle“ sichert zusätzliche Beschäftigung in der          ling wird auch über die Grenzen der Isarregion hinaus vor­
Landwirtschaft und leistet einen Beitrag zur regionalen          gelebt, wie Flächen effizient, nachhaltig, wertschöpfend
Wertschöpfung, da Johann Krimmer von heimischen Land­            und kostengünstig mit heimischen Arten bereichert wer­
wirten beliefert wird. Dass diese durch die zentrale Trock­      den können.

Bundesweit einzigartig:                                          Schonend und nachhaltig:
Die Druschgutaufbereitungshalle in Pulling                       Die Gewinnung des Saatgutes

                                                                                                                              9
Bürgerengagement und regionale Wertschöpfung - Themenausgabe 2020 - LEADER in Bayern
MULTIFUNK TIONALER EINK AUFSMARK T AHORNTAL

     ERHALT VON REGIONALITÄT UND HEIMAT

     MULTIFUNKTIONALER MARKT
     UND MEETINGPOINT
     Zuverlässige Nahversorgung ist eine           Im seit Jahren verwaisten Gebäude, einem ehemaligen Le­
                                                   bensmittelladen, im oberfränkischen Ahorntal entstand ein
     wichtige Grundlage für Lebensqualität         neuer Einkaufs- und Kommunikationsort für Gemeinde und
     im ländlichen Raum. So auch in                Umgebung – in Form eines Einkaufsmarktes mit Bistro­
                                                   bereich.
     Ahorntal im Landkreis Bayreuth,
     das seinen 2017 eröffneten Dorfladen          Wie bedeutsam diese Entwicklung war, zeigt der Umstand,
                                                   dass 27 Gemeindeteile und -orte mehrere Jahre lang keine
     einer Bürgerinitiative und der                direkte Vor-Ort-Einkaufsmöglichkeit gehabt hatten. Der täg­
     genossenschaftlichen Beteiligung              liche Bedarf musste bisher in weiter entfernten, größeren
                                                   Orten eingekauft werden, was sich gerade für Familien mit
     von über 200 Bürgern verdankt.                kleinen Kindern, für noch nicht motorisierte Jugendliche und
     Aus mehrjährigem, zunehmend                   vor allem für Seniorinnen und Senioren als bedeutende Ein­
                                                   schränkung der Lebensqualität erwiesen hatte.
     unansehnlichem Leerstand heraus
     entstanden eine zentrale Ein­kaufs­-          Bürgerschaftliches Engagement
     möglichkeit sowie ein Ort sozialen            Als weitere negative Begleiterscheinung war die Kommuni­
     Miteinanders. Zudem bietet der                kation in der Bevölkerung fast zum Erliegen gekommen.
                                                   Grund genug für die Gemeinde, das Gebäude zu neuem Le­
     Einkaufsmarkt eine Plattform                  ben zu erwecken – auf Anregung aus der Mitte der Bevölke­
     für die Vermarktung der Produkte              rung heraus und mit Unterstützung von LEADER und Dorf­
                                                   erneuerung. Durch Gründung einer Unternehmergesellschaft
     regionaler Lieferanten.                       beteiligten sich ab 2016 mehr als 200 Bürgerinnen und

10
Wolfgang Göbner
                            Geschäftsführer
                                                                    Auf einen Blick
                            „Das Projekt ,Dorfladen im
                                                                    Projektname
                            Ahorntal‘ stellte einen finan­
                                                                    Multifunktionaler Einkaufsmarkt Ahorntal
                            ziellen Kraftakt dar, der alleine
                            mit Eigenmitteln und Fremd­
                                                                    Projektträger
                            finan­zierung nicht zu stem-
                                                                    Einkaufsmarkt Ahorntal UG
                            men gewesen wäre. Durch
                                                                    www.ahorntaler-einkaufsmarkt.de
                            die LEADER-Förderung der
                            Innen­einrichtung war es uns
                                                                    Ansprechpartner
                            möglich einen m­ odernen,
                                                                    Wolfgang Göbner
                            multifunktionalen Dorfladen
                                                                    Tel.: 0 92 02 / 9 71 92 49
                            zu errichten.“
                                                                    E-Mail: Einkaufsmarkt-Ahorntal@t-online.de

                                                                    Lokale Aktionsgruppe
­ ürger Ahorntals beziehungsweise der Umgebung mit finan­
B
                                                                    Bayreuther Land
ziellen Einlagen am Projekt. Schließlich galt es angesichts
des Bedarfs einer alternden Bevölkerung im ländlichen
                                                                    LEADER-Förderung
Raum, deren Versorgung sicherzustellen. Die Akzeptanz des
                                                                    31.486 Euro
neuen Marktes war somit von vornherein hoch.
                                                                    Effekte
Generationen von Ahorntalern hatten den zentral gelegenen
                                                                    ››Umfangreiches Nahversorgungsangebot
Standort in Kirchahorn gegenüber der Grundschule, Kinder­
                                                                    ››Sozialer Treffpunkt in der Cafeteria
gärten und Busabfahrt traditionell als Einkaufsmarkt ge­
                                                                    ››Vermarktung von Regionalprodukten
kannt. Dass sie sich gemeinschaftlich für dessen Wiederbe­
                                                                    ››Reaktivierung von leerstehender Bausubstanz
lebung stark machten, belegt ihre Verbundenheit über die
Sicherung täglicher Bedürfnisse hinaus.

Die LEADER-Förderung floss in die Inneneinrichtung, in Bä­
ckerei-, Gemüse- und Metzgereifrischetheken, eine einla­
dende Bistroecke mit Sitzgelegenheiten, Kühl- und Gefrier­
geräte, Regalsysteme und Außenwerbung. Mit neuem                Eines steht nach knapp drei Jahren bereits fest: Der Laden
Glanz eröffnete der Markt im August 2017.                       hat der Region neuen Schwung gebracht. Die Form der
                                                                ­Unternehmensgründung war in Nordbayern neu und innova­
Neue regionale Vertriebswege                                      tiv, wie auch die Konstellation der Beteiligten zeigt: Neben
                                                                  Bürgerinnen und Bürgern investierten Vereine, Behörden,
Neben Grundnahrungsmitteln bietet er seither ein breites          Firmen sowie Handwerker in die Zukunftsfähigkeit ihrer
Angebot an Fleisch und Wurst, Backwaren, Obst, Gemüse            ­Gemeinde und deren Ortsteile.
und Waren des täglichen Bedarfs zu familienfreund­lichen
Preisen. Besonders hohen Stellenwert haben die ­Produkte        Der rationale Nutzen einer gesicherten Nahversorgung so­
von Erzeugern und Lieferanten aus der Region. Für sie – vor­    wie der neuen Absatzmöglichkeiten für Erzeuger aus der
rangig Landwirte – ergaben sich neue Vertriebsmöglichkei­       Region sind die Argumente, die alle Beteiligten an einem
ten und die Belebung regionaler Wirtschaftskreisläufe.          Strang haben ziehen lassen. Doch vielleicht noch mehr ging
Dienstleistungen wie eine Post-Niederlassung tragen zu­         es den vielen beteiligten Menschen um die Wiederbelebung
sätzlich zur Attraktivität des Einkaufsmarktes bei und schaf­   des Miteinanders in der Region sowie um den Erhalt von
fen Beschäftigung.                                              Tradi­tion, von Regionalität und von Heimat.

Alles für den täglichen Bedarf: Der Ahorntaler Einkaufsmarkt punktet mit Aktualität und seiner großen Metzgereifrischetheke

                                                                                                                                 11
ENERGIEHOLZ OBERL AND

     NATÜRLICHER UMGANG MIT RESSOURCEN SPART ENERGIE UND
     NÜTZT UMWELT, REGION SOWIE HEIMISCHER WIRTSCHAFT

     HOLZ IM KREISLAUF DER
     NATUR
     Holz ist einer der ältesten Bau- und          Hackschnitzel-, Pellet-und Scheitholzheizungen sind moder­
                                                   ne Wege zum thermischen Heizen. Diese haben zweierlei
     Werkstoffe der Welt. Doch eignet sich         gemeinsam: sie können mit sogenanntem Kalamitätsholz
     nicht jedes Holz für einen Dachstuhl          betrieben werden – Holz, das sich für Verbauung sowie in­
                                                   dustrielle oder handwerkliche Nutzung nicht eignet und das
     oder einen Konzertflügel. Zum Glück           als Energieholz vermarktet wird. Und: Die CO² -Bilanz ist
     ist (Rest-)Holz, das etwa in Forstpflege,     deutlich besser als bei fossilen Energieträgern wie Öl und
                                                   Gas. Somit hilft der Einsatz von Energieholz, Treibhauseffek­
     Sägewerken oder Industrie anfällt, als        te zu reduzieren.
     Energieholz ein idealer Wärmelieferant
                                                   Doch die Bereitstellung von Energieholz im Oberland birgt
     – heimisch, nachhaltig und umwelt­-           auch Herausforderungen: Im Sommer herrscht kaum Be­
     gerecht. Die Bäuerliche Hackschnitzel         darf an Heizenergie. Parallel müssen große Mengen Holz
                                                   aus dem Wald geschafft werden, um z. B. den grassieren­
     Liefergesellschaft (BHLG) im wald­            den Borkenkäferbefall einzudämmen. Doch wohin mit die­
     reichen Oberland rund um Murnau               sem Holz, bevor es verheizt wird? Die Lagerung unter frei­
                                                   em Himmel bringt Energieverluste, weil unzureichend
     hatte einen guten Plan, um Angebot            durchgetrocknetes Holz nicht gut heizt.
     und Nachfrage in Einklang zu bringen
     – das „Energieholz Oberland“.

                                                    „Kleine“ Ursache, große Wirkung: wie viele positive
                                                     Effekte die „Hackschnitzelhalle mit Trocknung“ bringt,
12                                               versteht zumindest auf den ersten Blick nur der Fachmann
Die Bäuerliche Hackschnitzel Liefergesellschaft entwickelte      Georg Miller 
den Plan, Lagermöglichkeiten für heimische Hackschnitzel         Geschäftsführer Bäuerliche
zu schaffen. Mit LEADER-Unterstützung erbaute sie 2019           Hackschnitzel Liefergesell­
im Murnauer Ortsteil Achrain eine 900 m² große Holzlager-        schaft
und Trocknungshalle. Die Lagerkapazität liegt bei 5 000
Schüttraummetern, was Kubikmetern entspricht, und die            „Durch den Bau der Hack-
Trocknungsmenge bei 2 500. Die Bestände stammen von              schnitzelhalle können wir
der regionalen „Waldbesitzervereinigung Ammer-Loisach“           schnell und ökologisch
mit rund 900 Mitgliedern.                                        ­Kalamitätshölzer wie z. B.
                                                                  Borkenkäfermaterial aus
Solare Energie für den Trockenprozess                             den Wäldern werthaltig
                                                                  verarbeiten. Zudem kann
Deren „Kalamitätsholz“ wird von der BHLG mittels Sonnen­          ab sofort schimmel- und pilzfreie Ware zur Verfügung
energie aus Dachkollektoren getrocknet und gelagert, um           gestellt werden.“
schließlich an die Gemeinden und privaten Heizungsbetrei­
ber rund um Murnau verkauft zu werden. Das heißt, die ge­
wonnene Energie wird vor Ort genutzt und Transporte ver­
mieden – als Paradebeispiel eines regionalen, nachhaltigen
Wertschöpfungskreislaufs. Durch die überdachte Lagerung
bleibt der Heizwert des Holzes voll erhalten. Flexible, witte­
rungsabhängige Lagermöglichkeiten sichern bessere Markt­
preise, wenn die Nachfrage nach Hackschnitzeln groß ist.
Die Differenzierung der Hackschnitzel-Mengen nach Quali­
tät, Feuchtegrad und Größe steigert die Wettbewerbsfähig­
keit der BHLG und sichert Beschäftigung.

Trockenes Hackschnitzelholz
ist gesundes Holz

Last but not least dient die 2019 erbaute und seit der Fertig­
stellung erfolgreich genutzte Hackschnitzelhalle der Ge­
sundheit beteiligter Menschen. Pilz- oder Schimmelbefall
feuchten Holzes kann Gesundheitsrisiken nach sich ziehen.
Das Projekt „Energieholz Oberland“ reduziert Verpilzung,
Schimmel und eventuelle Beeinträchtigungen der Gesund­
heit deutlich. Das Projekt „Energieholz Oberland“ sieht von      Von links nach rechts: Landrat und LAG Vorsitzender Anton
außen aus wie eine einfache Halle – aber mit vielfachem          Speer, 1. Bürgermeister Markt Murnau Rolf Beuting, Ge-
Nutzen!                                                          schäftsführer WBV Ammer-Loisach e. V. Thomas Grebenstein,
                                                                 LAG-Manager Martin Kriner;
                                                                 stehend von links nach rechts.: Werkleiter Gemeindewerke
                                                                 Murnau Karl Steingruber, Geschäftsführer BHLG Georg Miller

    Auf einen Blick
    Projektname                                                  LEADER-Förderung
    Energieholz Oberland                                         144.000 Euro

    Projektträger                                                Effekte
    Bäuerliche Hackschnitzel Liefergesellschaft mbH,             ››Neubau einer Hackschnitzellagerhalle mit solarer
    Riegsee                                                       Trocknung inkl. Außenanlagen, Vorplatz, Trocknung
                                                                 ››Veredelung von Waldhackschnitzeln
    Ansprechpartner                                              ››Witterungsunabhängige Bevorratung qualitativ
    Georg Miller                                                  ­hochwertiger Hackschnitzel
    Tel.: 01 78 / 7 82 76 52                                     ››Wertschöpfung vor Ort
    E-Mail: georg-miller-leibersberg@t-online.de                 ››Kurze Transportwege
                                                                 ››Klimaschutz durch effizientere Nutzung regenerativer
    Lokale Aktionsgruppe                                          Energieträger
    Zugspitz Region                                              ››Sicherung von Arbeitsplätzen vor Ort

                                                                                                                              13
DIE GL ÄSERNE REGIONALKÜCHE BOBINGEN

     „WIR WOLLEN, DASS SIE
     WISSEN, WAS SIE ESSEN!“

     Die seit fast 160 Jahren gelebte Philosophie der Metzgerei Naumann in Bobingen
     wird durch das LEADER-geförderte Bildungskonzept „Gläserne Regionalküche“
     sicht- und erlebbar. Gleichzeitig ist die Region Begegnungsland Lech-Wertach seit
     Ende 2017 um einen Genuss-Hotspot reicher. Die seit fünf Generationen bestehende
     ­Familienmetzgerei war ihrer Zeit mal wieder einen Schritt voraus – auch zum
      Wohl heimischer Erzeuger, die eng mit der „Gläsernen Regionalküche“ kooperieren.

     Die Metzgerei zählt zum Zusammenschluss der „Regio­           Nachhaltigkeit, Regionalität und Anleitung zum Selberma­
     welt-Metzger“ und orientiert sich an deren Werten – Nach­     chen sind Eckpfeiler des innovativen Projektes, das Leucht­
     haltigkeit, Tierwohl, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit.   turmfunktion in der Region und darüber hinaus hat. Genuss­
     So auch mit ihrem Konzept der „Gläsernen Regionalküche“,      botschafter Rainer Naumann, der die Idee zur „Gläsernen
     die Ende 2017 in einem Neubau eröffnet wurde. Familie         Regionalküche“ hatte, möchte den Menschen Heimat nahe
     Naumann hat die Großinvestition aus Eigenmitteln ge­          bringen – mit allen Sinnen. In seiner neuen Schauküche, die
     stemmt. Die Errichtung wurde mit LEADER-Mitteln geför­        im Erdgeschoss des Neubaus untergebracht ist, werden re­
     dert.                                                         gionale Produkte zu heimischen Spezialitäten und Gerichten

14
Rainer Naumann
                            Geschäftsführer, Metzgerei
                            Naumann
                                                                   Auf einen Blick
                                                                   Projektname
                           „Die gläserne Regionalküche             Die Gläserne Regionalküche Bobingen
                           gibt einen Einblick in die
                           ­tägliche Arbeitsweise eines            Projektträger
                            Metzgers und Kochs.                    Rainer Naumann Vermietung und Verpachtung
                            ­Menschen ­jeden Alters sind
                             ­überrascht, dort keine Töpfe         Ansprechpartnerin
                              und Pfannen mehr zu finden.          Franziska Naumann
                              Es soll animieren, wieder            Poststraße 30, 86399 Bobingen
selbst mehr mit natürlichen Lebensmitteln zu arbeiten,             Tel.: 0 82 34 / 4 30 88 - 0
wozu wir im ersten Stock mit dem Saal NAUMANNs                     E-Mail: info@metzgerei-naumann.de
Leib & Seele Gelegenheit bieten, gemeinsam zu kochen, ­            http://www.naumanns-leibundseele.de
zu genießen und neue Rezepte zu lernen.“
                                                                   Lokale Aktionsgruppe
                                                                   Begegnungsland Lech Wertach

                                                                   LEADER-Förderung
                                                                   199.254 Euro
veredelt – unter anderem für die Kunden des Catering-Ser­
vices, den Familie Naumann betreibt.
                                                                   Effekte
                                                                   ››Sensibilisierung für regionale Produkte und
„Learning by doing“ in der Event-                                     ­qualitativ hochwertige Zubereitung
und ­Mitmachküche                                                  ››Vernetzung von regionalen Erzeugern und
                                                                     ­Konsumenten
Über der Küche liegt der Veranstaltungsraum, dessen
                                                                   ››Identitätsstiftung über regionale ­Produkte
Event-Programm so vielfältig ist wie die Gäste, die es nut­
                                                                   ››Wertschöpfungsketten für regionale Lebensmittel
zen. Kochkurse, Themenabende, Do-it-yourself-Workshops
                                                                   ››Beispiel für kurze Transportwege der Lebens­
und kulturelle Angebote beleben „Leib & Seele“ in der
                                                                       mittel und transparente Lebensmittelproduktion
gleichnamigen Location. Sie bietet eine großzügige Event-/
Mitmachküche mit modularen Kochinseln, Bar, Kaminecke
sowie Balkon und Außengelände.

Der Genuss- und Begegnungsort „Leib & Seele“ leistet
­einen wichtigen Beitrag zur Integration, indem er Genera­
 tionen, Kulturen, regionale Lebensmittel-Erzeuger und Ver­
 braucher zusammenbringt. So finden unter anderem Senio­
 ren-Kochseminare, Non-Profit-Angebote für Menschen mit         Das Leben ist schön: Gesunde regionale Küche
 Behinderung und Kochkurse für zugezogene, noch nicht mit       und ein heimischer Tropfen dazu
 der heimischen (Ess-)Kultur vertraute Neubürger statt. Im
 Fokus stehen die Wahrung regionaler Identität und die Wei­
 chenstellung für bewussten regionalen Genuss.

Kindgerechte Bewusstseinsbildung

Schon die Kleinsten lernen deshalb, wie trotz professioneller
Strukturen einer Großküche hochwertig, mit Liebe, nachhal­
tig und regional gekocht wird: Das Team der Metzgerei Nau­
mann bereitet täglich rund 400 Mittagessen für benachbar­
te Kindergärten und Kitas zu. Durch das Sichtfenster der
Schauküche können Schulklassen, Kindergartengruppen
sowie andere Interessierte dem Team live über die Schulter
schauen und sich im Detail über transparente Beschaffungs­
wege und gesunde Zubereitungsprozesse informieren.

Last but not least steht das Projekt für kurze Wege und die
Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten, indem es hei­
mische Erzeuger konsequent ins Boot holt und mit ihren
Kunden vernetzt. Von dieser Vernetzung profitieren insbe­
sondere Landwirte und Direkterzeuger der Region, deren
Erzeugnisse sich als gesunde heimische Küche auf den Tel­
lern der Naumann-Kunden wiederfinden.

                                                                                                                        15
ERLEBNIS-BRENNEREI UND KELTEREI GOLDKRONACH

     MIT HISTORISCHEN WURZELN

     „HOCHPRO­
     ZENTIGE“
     FAMILIEN­
     TRADITION
     Als Bergbaubeamter lebte Alexander
     von Humboldt von 1793 bis 1796 in
     Goldkronach, um die Goldvorkommen
     im dortigen Gestein zu untersuchen.
     Der Abbau von Gold rund um Bayreuth
     erlebte eine Blütezeit. Auch Humboldt
     blühte auf. „In Goldkronach war ich
     glücklicher, als ich je wagen durfte zu glauben“, schrieb er. Eine „Goldader“ ganz
     anderer, nachhaltiger Natur erschließen heute eine Erlebnisbrennerei und Kelterei.

     Mit Unterstützung von LEADER wurde in Goldkronach eine          mäß wird in diesen Gemäuern nach wie vor gebrannt. Und
     mehr als 100 Jahre alte Familientradition mit neuem, zeitge­    doch tut sich in einer Erlebnisbrennerei weitaus mehr als die
     mäßem Leben gefüllt.                                            Herstellung von Hochprozentigem.

     Seit über 100 Jahren hat die Familie Rabenstein das verbrief­   Die Familie und ihr Team veranstalten in ihren modernen
     te Recht inne, Schnaps aus Früchten zu brennen. Seither         Räumlichkeiten Seminare und Events wie Schaubrennen,
     wurden sämtliche flüssigen Schätze wie Edelbrände, Fein­        Brennereiführungen, individuelle Gruppenveranstaltungen,
     brände, Edelliköre, Edelgeiste und weitere Spezialitäten in     Degustationen und Gin-Tastings mit hauseigenen Gin-Spezi­
     Handarbeit in Goldkronach hergestellt – nach familieneige­      alitäten. Auf diese Weise rundet die Erlebnisbrennerei das
     nen, überlieferten, ständig verbesserten Rezepten. Doch die     touristische und gastronomische Angebot der Stadt auf at­
     zum Brennen genutzte Destille aus den 1950er Jahren ent­        traktive Weise ab. Goldkronach ist um eine Attraktion und
     sprach nicht mehr den aktuellen Anforderungen.                  heimische Spezialitäten wie einen fränkischen Gin reicher –
                                                                     und das nicht erst seit dem Humboldtjahr 2019, zu dem die
     Familie Rabenstein wog ab, ob es sich lohne, weiterzuma­        Brennerei einen Jubiläumsbrand aufgesetzt hatte.
     chen oder sich schweren Herzens von der Familientradition
     und der Brennerei zu trennen. Nachdem drei Söhne Lust auf       Erlebnisse für alle
     den Brennereiberuf und dazu jede Menge innovativer Ideen
     hatten, standen die Zeichen in Goldkronachs Traditionsbe­       Auch die Bevölkerung ist aufs Engste mit den Angeboten der
     trieb auf Zukunft. Man beschloss, das Unternehmen aus           Brennerei verbunden. Wer mag, kann sich aus eigenen
     seinen überlieferten Wurzeln heraus neu entstehen zu las­       Früchten sein ganz persönliches Destillat brennen lassen.
     sen – im großen Stil. Familie Rabenstein beantragte erfolg­     Auch die Kinder in Goldkronach und Gastkinder der Fränki­
     reich LEADER-Mittel.                                            schen Schweiz kommen nicht zu kurz. Kinder? In einer Bren­
                                                                     nerei? Ja – für die ganz Kleinen gibt es Erlebnistage auf der
     Gebrannt zu Humboldts Ehren                                     Streuobstwiese und in der Kelterei. Die Kleinen können den
                                                                     Weg des Obstes vom Baum bis in die Saftflasche nachvoll­
     Entstanden ist eine neue, moderne Erlebnisbrennerei und         ziehen und verstehen die Bedeutung der Tradition von
     Kelterei in einem 17 x 13 m großen Gebäude inklusive Strau­     Streuobstwiesen und den Nutzen für lokale Gartenbauverei­
     ßenwirtschaft, die im August 2018 eröffnet wurde. Naturge­      ne und vor allem die Artenvielfalt. Die Plantagen- und Apfel­

16
Auf einen Blick
                                                             Projektname
                                                             Erlebnis-Brennerei und
                                                             Kelterei Goldkronach

                                                             Projektträger
                                                             Karl Rabenstein

                                                             Ansprechpartner
                                                             Karl Rabenstein
                                                             Tel.: 0 92 73 / 9 61 20
                                                             E-Mail: info@brennerei.rabenstein.de
                                                             https://brennerei-rabenstein.de

                                                             Lokale Aktionsgruppe
                                                             Bayreuther Land

                                                             LEADER-Förderung
                                                             152.005 Euro

                                                             Effekte
                                                             ››Erzeugung hochwertiger Gins, Brände und Edel­
                                                               liköre
                                                             ››Erlebnisangebote für Einheimische und Touristen
                                                             ››Regionale Wertschöpfung
                                                             ››Verwertung von Streuobst aus der Region

                                Karl Rabenstein

                             „LEADER hat uns dazu
                             gebracht über den einen      baumbesitzer bringen ihre Äpfel zum Keltern in die Erlebnis­
                             und anderen (bereits vorab   kelterei. Sie kommen freilich weniger wegen des Erlebens,
                             geplanten) Punkt noch        sondern sie möchten für ihre Bioläden und Hofläden eigenen
                             mal, aus anderen Blick-      Apfelsaft – von ihren Äpfeln und aus ihrer Region.
                             winkeln, nachzu­denken
was dann auch zu einigen sinnvollen und innovativen       Traditionen, Geschichte und kulturelle Besonderheiten be­
­Ergänzungen und Änderungen geführt hat ...“              wahren – das LEADER-Ziel ist hier 1:1 mit Leben gefüllt wor­
                                                          den und bindet Einheimische sowie Gäste der Region auf
                                                          besonders originelle Weise ein.

Herzstück: In der Kelterei entstehen aus
heimischem Obst leckere Saftspezialitäten

                                                                                                                         17
HAUS AUF DEM ZEILBERG

                                     GASTFREUNDLICHE INTEGRATION

                         NEUE PERSPEKTIVEN
                             FÜR ALLE
          Der „Biergarten auf dem Zeilberg“ im unterfränkischen Landkreis Haßberge
             ist anders als andere. „Herzlich” umschreibt die Atmosphäre treffend.
           Die Gäste sitzen unter Bäumen und in idyllischen Lauben. Kinder spielen
          im Freien. Der Biergarten zählt zum Zeilberger-Integrations-Projekt „ZIP“.
           Es bietet psychisch kranken Menschen fachlich begleitete Beschäftigungs-
         und Zuverdienstmöglichkeiten, steht für Inklusion und schafft einen touristisch
                   und pädagogisch wertvollen Begegnungsort in freier Natur.

     Der „Biergarten auf dem Zeilberg“ nahe dem Steinerlebnis­         dass Küche und Service des Biergartens unter anderem von
     pfad in der Tourismusregion Haßberge ist besonders, nicht         psychisch Erkrankten, deren Vermittlung in den ersten Ar­
     nur wegen seiner Lage im 100-Seelen-Ort Voccawind, ei­            beitsmarkt aufgrund ihrer Disposition nahezu unmöglich ist,
     nem Ortsteil von Maroldsweisach. Das Zeilberger-Integra­          betrieben werden. Die Klienten des ganzheitlichen Konzep­
     tions-Projekt (ZIP) der Diakonie Bamberg-Forchheim be­            tes „Haus auf dem Zeilberg“ arbeiten – fachkundig angelei­
     treibt ihn seit rund 16 Jahren. Seine Besonderheit liegt darin,   tet – auf geringfügiger Basis im Küchenteam und mit den

18
Dr. Norbert Kern
                             Vorstand Diakonie Bamberg-­
                             Forchheim
                                                                      Auf einen Blick
                                                                      Projektname
                            „Im Biergarten auf dem Zeil-              Haus auf dem Zeilberg –
                            berg finden psychisch kranke              Ort der Begegnung und Inklusion
                            Menschen Arbeits- und Be-
                            schäftigungsmöglichkeiten, die            Projektträger
                            durch eine fachgerechte Anlei-            Diakonisches Werk Bamberg-Forchheim e.V.
                            tung Sicherheit geben und oft
                            ein erster Schritt in Richtung            Ansprechpartnerin
                            sinnstiftender und bezahlter              Andrea Wolfer
Arbeit sind. Hier arbeiten psychisch Erkrankte und Ge-                Tel.: 0 95 32 / 92 27 - 0
sunde Hand in Hand; junge und alte Menschen, Einhei-                  E-Mail: a.wolfer@dwbf.de
mische und Touristen kommen in entspannter Atmosphä-
re zusammen. Der Biergarten wird so zu einem Ort der                  Lokale Aktionsgruppe
gelebten Integration, der Begegnung und der Geselligkeit.             Haßberge e. V.
Berührungsängste werden abgebaut und das Gemeinwe-
sen gestärkt.“                                                        LEADER-Förderung
                                                                      65.546 Euro
Gästen. Die abwechslungsreichen Aufgaben in einem florie­
                                                                      Effekte
renden Gastronomiebetrieb fördern Selbstvertrauen und
                                                                      ››Unterstützung des Zeilberger Integrationsprojekts
Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lebens. Das
                                                                        durch Aufwertung des Biergartens und Erweite­
Miteinander von Vorgesetzten, Team und den Gästen trai­
                                                                        rung von Küche und Gastraum auf dem Zeilberg
niert zudem Alltagskompetenzen wie Konzentration, Sorg­
                                                                      ››Verbesserung der Arbeitsbedingungen für psy­
falt und Zeitmanagement.
                                                                        chisch kranke Menschen sowie Möglichkeit zur
                                                                        Schaffung neuer Zuverdienstarbeitsplätze
Inklusion und Gastfreundschaft                                        ››Verbesserte Chancen zur Integration in Form von
                                                                        Begegnung durch den Biergarten selbst und die
Das inklusive Projekt leistet somit einen wertvollen Beitrag
                                                                        im Rahmen des Projekts geplanten Veranstaltun­
zur Teilhabe am Arbeits- und Sozialleben. Eine zweite ele­
                                                                        gen und Aktionen
mentare Funktion des „Biergarten auf dem Zeilberg“ liegt in
                                                                      ››Unterstützung familienfreundlicher Freizeitgestal­
der Förderung und Bereicherung der Infrastruktur der Tou­
                                                                        tung unter anderem durch den beim Biergarten
rismusregion Haßberge.
                                                                        angelegten Spielbereich
                                                                      ››Schaffung der Voraussetzungen für die Zusam­
Mit LEADER-Mitteln wurden Biergartenküche, Mobiliar und
                                                                        menkunft größerer Vereine und Gruppen, insbe­
Gastraum modernisiert und erweitert. Seither können Grup­
                                                                        sondere von Schulklassen
pen von bis zu 40 Personen empfangen und bewirtet wer­
                                                                      ››Steigerung der touristischen Attraktivität der
den. Die nun gegebene Wetterunabhängigkeit schuf gänz­
                                                                        Region und Aufwertung des nahegelegenen
lich neue Nutzungsmöglichkeiten für den „Biergarten am
                                                                        Steinerlebnispfades rund um den Basaltabbau am
Zeilberg“. Insbesondere entstand eine ganzjährige Plattform
                                                                        Zeilberg
für die pädagogische Vor- und Nachbereitung des „Stein­
lehrpfades um den Zeilberg“ bei Maroldsweisach. Schul­
klassen und Wandertouristen wissen die attraktive Kombi­
nation von Wandern, Wissensvermittlung, Freizeiterlebnis
und Einkehr besonders zu schätzen.                                Mit Liebe zum Detail: Der Innenbereich ist ein Wohlfühlort
                                                                  für Gäste und Mitarbeiter
Einladende Angebote für alle

Ein weiteres, durch den Umbau ermöglichtes Angebot liegt
in öffentlichen Events wie etwa Konzerten und Flohmärk­
ten. Nicht zuletzt seit der Belebung des Gastraumes erfreut
sich auch der verträumte Biergarten selbst immer größerer
Beliebtheit – generationsübergreifend, denn im Zuge des
LEADER-Projektes entstand zudem ein Spielplatz mit Wald­
 haus und Minihochseilgarten. Fragt man die einheimischen
 und zu Besuch weilenden Gäste nach ihren Eindrücken vom
 „Biergarten am Zeilberg“, gibt es viel Lob für die Vielseitig­
 keit des Angebotes und die durchgehend hohe Qualität.
­Klienten eines psychosozialen Projektes begegnen Einhei­
 mischen sowie Touristen und umgekehrt – an einem unge­
 zwungenen, familiären Ort in freier Natur, dessen Multifunk­
 tionalität alle bereichert.

                                                                                                                               19
ERLEBNISMOSTEREI NENNSLINGEN

     ERLEBNISMOSTEREI FÜR DIE
     ZUKUNFT
     Heimat und Tradition sowie
     Natur- und Klimaschutz ohne
     Umwege erfahren: Die Erlebnis-
     mosterei Nennslingen in Alt-
     mühlfranken macht es möglich.
     Kinder und Jugendliche ­erleben
     die Herstellung von Apfelsaft, so
     wie er bereits von ihren Urgroß-
     müttern gekeltert wurde – von
     Hand. Sie vollziehen den Weg
     vom Apfel am Baum bis zum
     Saft nach und spüren mit allen
     Sinnen, wie viel Arbeit in e­ iner
     Flasche Apfelsaft steckt.

                                                                                                 Vom Apfel zum Saft:
                                                                                                  Lernen und Genießen
                                                                                                in der Erlebnismosterei

                                                          Mit LEADER-Hilfe hat der Obst- und Gartenbauverein
                                                          Nennslingen ein ehemaliges Lagerhaus im Herzen der
                                                          1 400-Seelengemeinde zur Erlebnismosterei umgebaut.

                                                          Mit LEADER-Mitteln wurde zudem der Maschinenpark für
                          Norbert Buckel                 die Saftkelterei modernisiert. Seit die „Erlebnismosterei“
                          Obst- und Gartenbauverein       ihre Räume eröffnet hat, wird Saftherstellung aktiv erlebbar.
                          Nennslingen e.V.                Im Keltereibetrieb können Kindergärten und Schulklassen
                                                          sowie andere Gäste den Weg des Apfels vom Baum bis
                           „Natur- und Klimaschutz        zum fertigen Saft unmittelbar verfolgen. Schon die Kleins­
                          am konkreten Beispiel aktiv     ten nehmen das praxisnahe Bildungsangebot gern an und
                          erfahren – die Erlebnismos-     erfassen – natürlich kindgerecht erläutert – den Wert und
                          terei macht es möglich.         den Sinn landwirtschaftlicher und gartenbaulicher regionaler
                          ­Kinder und Jugendliche         Produkte. Die Eigentümer der im Frühjahr herrlich blühen­
                           brauchen Freiheit und Erleb-   den Streuobstwiesen in Altmühlfranken sind zudem eingela­
                           nisse in der Natur, auch       den, ihre Ernten zu Saft zu verarbeiten. Diese Option schafft
                           durch ­aktive Mitarbeit und    Anreize für die Pflege der Obstwiesen und der Artenvielfalt
                           persönliche Erfahrungen.“      in der Region.

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Auf einen Blick
                                                                 Projektname
                                                                 Erlebnismosterei Nennslingen

                                                                 Projektträger
                                                                 Obst- und Gartenbauverein Nennslingen

                                                                 Ansprechpartner
                                                                 1. Vorstand Norbert Buckel
                                                                 Schmiedgasse 5, 91790 Nennslingen
                                                                 Tel.: 0 91 47 / 9 50 58
                                                                 E-Mail: buckel.norbert@freenet.de

                                                                 Lokale Aktionsgruppe
                                                                 Altmühlfranken
Auf unsere Gesundheit!: Einweihung der
Erlebnismosterei vor großem Publikum
                                                                 LEADER-Förderung
                                                                 74.993 Euro
Rund 150 Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins
                                                                 Effekte
Nennslingen sind im Projekt engagiert. Vor allem ihrem Be­
                                                                 ››Langfristige Aufrechterhaltung des Mostbetriebs
wusstsein für und ihrer Liebe zur Tradition der Obstverwer­
                                                                   auf dem Jura
tung im Fränkischen Jura ist es zu verdanken, dass die Er­
                                                                 ››Erhalt von Streuobstwiesen des Obst- und
lebnismosterei aus der Taufe gehoben wurde. Das von
                                                                   ­ artenbaus, der Landespflege und des Umwelt­
                                                                   G
ihnen initiierte LEADER-Projekt erhält die Kulturlandschaft
                                                                   schutzes
des Fränkischen Jura mit seinen landschaftsprägenden
                                                                 ››Erhalt der Kulturlandschaft, der Artenvielfalt und
Streuobstwiesen. Während der Mostsaison werden zudem
                                                                   der menschlichen Gesundheit
saisonale Arbeitsplätze zu fairen Bedingungen vor Ort ge­
                                                                 ››Förderung der Wertschöpfung im Streuobstanbau
schaffen. Die Wertschöpfungskette von der Pflege der
Streuobstbestände bis zum Genuss des Saftes schärft das
Bewusstsein für gesunde und nachhaltige Ernährung.

Interaktiver Info- und Lehrbereich                            ten verlegt werden. Mittlerweile bietet die projektnahe Ju­
                                                              gendgruppe ‚Wilde Hummeln‘ weitere Veranstaltungen zu
Um dieses Ressourcenbewusstsein in der Bevölkerung und        Umwelt-, Natur- und Klimaschutzaspekten an.
bei den Gästen der Region weiter zu steigern, wurde im
Verkaufsraum der Erlebnismosterei ein Lehrbereich mit         Die Erlebnismosterei Nennslingen zeigt auf eindrucksvolle
Schautafeln, Mostgeräten und einer interaktiven Zone ein­     Weise den Erhalt und die Weitergabe von Tradition, die
gerichtet. Dort finden auch regelmäßige Veranstaltungen       Vor-Ort-Verwertung natürlicher Ressourcen, sowie die Ver­
zum Thema Umwelt-, Natur- und Klimaschutz statt, die je       netzung von Arbeitsstrukturen in Landwirtschaft und Han­
nach Thema und Wetterlage auch in die eigenen Obstgär­        del, mit Erzeugern und Verbrauchern im ländlichen Raum.

Natürliche Pracht: Die charakteristischen
Streuobstwiesen des Fränkischen Jura

                                                                                                                            21
INDOORERLEBNIS WILDFREIZEITPARK OBERREITH

     SPIEL OHNE GRENZEN

     Nahe Wasserburg am Inn liegt Oberreith inmitten einer idyllischen Wald- und
     Wiesenlandschaft. Der seit 1999 dort beheimatete „Wildfreizeitpark Oberreith“ ist
     eine der größten und erfolgreichsten Freizeiteinrichtungen im Landkreis Mühldorf
     am Inn. Seine Strahlkraft als Leuchtturmprojekt für die gesamte Region ist hoch –
     und seine Funktion als regionaler Arbeitgeber beispielhaft.

     Jährlich über 150 000 Besucher genießen das weitläufige            zu unterhalten. Das regionale Engagement und die Veranke­
     Areal, seine tierischen Bewohner und sein abwechslungs­            rung des Projektes in der heimischen Landwirtschaft sorg­
     reiches Freizeit- und Erlebnisangebot. Neben Familien aus          ten von Beginn an für eine hohe Akzeptanz der Anlage.
     der Region kommen Gäste aus nah und fern, Kindergärten,
     Schulen, Sportvereine und Jugendgruppen. Mit rund 150              Mit ganzjähriger Auslastung Beschäftigung
     Voll-, Teilzeit- und Saisonarbeitsplätzen in der Gastronomie,      schaffen
     an der 400 m langen Flying-Fox-Seilrutsche für den Adrena­
     linkick mit Alpenblick, dem Waldseilgarten, im neu geschaf­        Eine Herausforderung bestand in der Tatsache, dass das An­
     fenen Regionalladen sowie für Führungen durch den Wild­            gebot des Open-air-Wildfreizeitparks nur bei guter Witte­
     park mit seinen Gehegen, Volieren und der hauseigenen              rung hinreichend genutzt werden konnte. Eine wirtschaft­
     Falknerei ist der Wildpark ein bedeutender Arbeitgeber.            liche Ganzjahresnutzung und damit verbunden eine
                                                                        ausgewogene Business- und Personalplanung gestalteten
     Dessen familienfreundliches Konzept und die faire Preisge­         sich schwierig.
     staltung haben sich weit über die Region hinaus herumge­
     sprochen. Träger der Freizeitanlage sind heimische Landwir­        Seit Dezember 2019 ist alles anders – seit der Eröffnung ei­
     te, die seit über 20 Jahren das Ziel verfolgen, die touristische   ner Multifunktionshalle mit großzügigem Indoorspielplatz,
     Region zu entwickeln und ihre Gäste qualitativ hochwertig          deren Bau von LEADER unterstützt wurde. Gefördert wurde

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