CHANCE JENA 30 Jahre - AWO Regionalverband Mitte-West ...

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CHANCE JENA 30 Jahre - AWO Regionalverband Mitte-West ...
CHANCE                  JENA
 30 Jahre
 Selbsthilfe
  in Jena

Selbsthilfe - Gesundheit - Prävention
CHANCE JENA 30 Jahre - AWO Regionalverband Mitte-West ...
INHALT                                      CHANCE - Jenaer Selbsthilfezeitung
                            Infos . Angebote . Adressen . Veranstaltungen . Projekte        Impressum
   Jahrzehntelang       3   Editorial der IKOS                                              Herausgeber:
                                                                                            IKOS Jena - Beratungs-
     Facettenreich      4   30 Jahre Selbsthilfe in Jena                                    zentrum für Selbsthilfe
           Gefilmt      8   Imagefilm der Jenaer Selbsthilfe                                Träger:
          Vielfältig   11   Die Selbsthilfe-Zeitungen „Nicht ohne uns“ und „ThuLPE“         AWO Regionalverband
        Individuell    12   Selbsthilfegruppen neuroKind und INTENSIVkinder zuhause e. V.   Mitte-West-Thüringen e. V.
Zusammengehörig        13   Junge Selbsthilfe in Jena stärkt
    Heimatgebend       14   Die „ESSIES“ für Menschen mit Essstörungen
         Befreiend     16   Die Begegnungsgruppe vom Blauen Kreuz in Jena
                                                                                            Redaktionsteam:
    Unterstützend      17   Selbsthilfegruppe Trans in Jena klärt auf                       Bettina Brenning
      Barrierearm      18   Blinden- und Sehbehindertenverband Jena e. V.                   Gabriele Wiesner
      Klischeefrei     19   Frauenselbsthilfe Krebs begleitet                               Layout & DTP:
    Transplantiert     20   Selbsthilfegruppe Lebertransplantierte unterstützt              Studio eljott
       Menschlich      21   Frank Albrecht über die Selbsthilfe in Jena                     Lothar Jähnichen
                                                                                            Dornburg/Saale
      Aufmerksam       22   Die Telefonseelsorge sucht Verstärkung
           Initiativ   23   Selbsthilfe für alleinerziehende Mütter und Väter in Jena       Umschlagfotos:
                                                                                            Gabriele Wiesner (U1, U4)
           Gefragt     25   Tauschring „Der Stern“ lädt ein zum Mitmachen
       Gemeinsam       26   Der Weg der Gruppe „Lichtblick“                                 Auflage: 1.750 Stück
     Im Dreiklang      27   Der Jenaer Trialog im Austausch auf Augenhöhe
                                                                                            Redaktionsschluss:
       Gestrandet      28   Buchvorstellung von Jan Schäfs „Große Reise“                    30. November 2021
     Rückblickend      30   50 Jahre Begegnungsgruppe Blaues Kreuz in Jena
                                                                                            Der Inhalt der Beiträge ent-
        Belohnend      32   Eine Wanderung mit Polten Wanderwelten und LandART              spricht nicht unbedingt der
  Borreliosekrank      34   Selbsthilfegruppe Borreliose seit Jahrzehnten überregional      Meinung des Herausgebers.
        Gegründet      35   Selbsthilfegruppe für Psychose-Gefährdete                       Mit freundlicher Unterstützung
        Angepinnt      36   Pinnwand für Gesuche                                            durch die GKV Thüringen.
    Selbstwirksam      38   Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther
    Vertrauensvoll     40   Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Jena in Gemeinschaft
          Herzlich     41   Selbsthilfegruppe Parkinson als große Familie
   Gut informiert      42   Gesundheitsinformationen kompakt
         Das SEIN      44   Zwei Gedichte von T. G. aus Jena
 CHANCENreich          45   So viele CHANCEN über drei Jahrzehnte
 Energiespendend       46   Neu: Selbsthilfegruppe „Outdoor-aktiv“
        Aufgelistet    47   Selbsthilfegruppen und Hilfsangebote im Überblick               © IKOS Jena 2021
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CHANCE         JENA
              Dankbar und beeindruckt…

  Jahrzehntelang
Editorial der IKOS
Ich bin dankbar und beeindruckt. Dankbar dafür,           Als ich 2001 bei der IKOS anfing, half mir die da-      Wacker mitgelaufen beim Stadtrundgang
dass ich seit 1991 beratend für die AWO in Jena un-       malige Mitarbeiterin Elke Spangenberg, mich in die
terwegs sein kann, also immerhin schon 30 Jahre           Selbsthilfe einzuarbeiten. Und ein studentischer        Wir spinnen den Selbsthilfefaden gemeinsam wei-
– und nunmehr schon 20 Jahre davon für die Jenaer         Praktikant, mein erster…, Dominik Lietz, hatte seine    ter… Also, es bleibt spannend und wir bleiben neu-
Selbsthilfe. Und beeindruckt von den Menschen, die        praktischen Semester schon vor mir begonnen und         gierig auf all die Menschen, die den Weg noch zu
ich im Ehrenamt Selbsthilfe über all die Jahre ken-       somit mehr Wissen als ich am Tag 1. Wir haben’s gut     uns finden.
nenlernen und begleiten durfte.                           zusammen hinbekommen und u. a. das erste Thürin-
                                                          ger Selbsthilfe-Internetportal geschaffen.              Ein ganz großes Dankeschön sagen wir auch unse-
30 Jahre Selbsthilfe in Jena und ebenso lange IKOS                                                                rer „Postchefin“ Susanne Littke, die uns seit 2001
                                                          Mit weiteren stetigen Begleitern zusammen – Tho-
für die Belange der Suchenden und Aktiven – das                                                                   wahrscheinlich hunderte Euro Porto erspart hat und
                                                          mas Mahler und Michael Fritzsche von digital con-
gibt die Möglichkeit zum Rückblick, zum Schauen                                                                   Jenas Straßen inzwischen kennt wie kaum eine an-
                                                          cept aus Jena. Auch Ihr kennt Euch inzwischen super
auf das, was ist und zum „Spinnen“ für die Zukunft.                                                               dere Postbotin… Du bist SUPER!
                                                          in der Selbsthilfe aus…
Und es ist eine große CHANCE zum DANKESAGEN.
In erster Linie an all die Menschen, ohne die es die                                                              Das Wichtigste über al-
IKOS gar nicht geben oder brauchen würde – die die                                                                lem ist gerade jetzt, dass
Selbsthilfe zum Leben und Agieren gebracht haben,                                                                 wir unsere Menschlich-
Menschen im freiwilligen Engagement, im Ehren-                                                                    keit bewahren, dass wir
amt. Und dann natürlich DANKE an alle Menschen                                                                    miteinander im Gespräch
in den Gesundheits- und Sozialbereichen und in den                                                                bleiben und unser Gegen-
politischen Entscheidungsebenen, die Selbsthilfe                                                                  über wertschätzend wahr-
aktiv oder passiv unterstützen. Nichts war und ist                                                                nehmen und akzeptieren,
selbstverständlich – diese Achtung, Wertschätzung                                                                 völlig unabhängig von
und Förderung hat sich die Selbsthilfe über jahr-                                                                 irgendwelchen vorgege-
zehntelanges Wirken erworben und verdient.                                                                        benen Großbuchstaben zu
Die Broschüre CHANCE erscheint nun auch schon                                                                     irgendeinem Status. Angst
fast im 30. Jahr. Da ist es an der Zeit, einem stetigen                                                           ist lebensnotwendig, aller-
Begleiter unsere Achtung zu erweisen – ein HOCH                                                                   dings war sie noch nie ein
auf unseren Grafiker, Lothar Jähnichen, aus Dorn-                                                                 guter Ratgeber für Körper
burg! Erst eher bisschen bieder in zwei Farbtönen         G. Wiesner und G. Knorr vor dem AWO-Zentrum             und Geist und schon gar
– ohne BUNT war der Druck einfach billiger – und                                                                  nicht für den Zustand un- G. Wiesner und „Postchefin“
seit vielen Heften voller Farben. Du hast uns immer       Mit Elkes Ruhestand 2003 begann Gabriele Knorr          serer Immunsysteme.         Susanne Littke
wieder zu kleinen Veränderungen animiert, lieber          bei der IKOS, wir waren also sozusagen Gabriele im
Lothar, die stets positives Feedback erzeugten.           Doppelpack und konnten bis 2017 unsere gemein-          Lasst uns menschlich miteinander sein, unseren Kör-
                                                          samen Ideen sprießen lassen. Deine Supermonster-        pern jeden Tag danken für das, was sie leisten und
                                                          Excel-Tabelle für sämtliche Finanzen bei der IKOS       auch unsere Seelen ab und zu etwas streicheln.
                                                          lebt immer noch, liebe Gabi, und bekommt jedes
                                                          Jahr neue Zahlen gefüttert! Wir hatten eine gute Zeit   Herzlichst,
                                                          miteinander. Es ist kaum zu glauben, dass Bettina       Ihre Gabriele Wiesner
                                                          Brenning nun auch schon wieder im vierten Jahr für
                                                          die Selbsthilfe unterwegs und für viele Menschen
                                                          eine empathische Gesprächspartnerin geworden ist.

                                                          Lothar Jähnichen in seinem Graphik-Studio

                                                                                                                                                              3
CHANCE JENA 30 Jahre - AWO Regionalverband Mitte-West ...
CHANCE          JENA
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              Mehr als drei Jahrzehnte                                     zu uns an und sind hier und da
            aktive Selbsthilfe in Jena…                                    in der Stadt zu finden.

  Facettenreich
30 Jahre Selbsthilfe in Jena
Es ist schon erstaunlich, was aus einer ursprünglich aus den USA stam-
menden Idee in Deutschland gewachsen ist. Wie so vieles andere über
den „großen Teich“ geschwappt, hat sich diese Idee verselbstständigt
und durchgesetzt und zu einer anerkannten Stütze unserer Gesundheits-
und Sozialsysteme entwickelt.
Sie ist nicht mehr wegzudenken aus unserem täglichen Miteinander:          Für die Selbsthilfetage haben
                                                                           wir immer aktiv geworben und
die SELBSTHILFE!                                                           gemeinsam mit unserem Grafi-
                                                                           ker, Lothar Jähnichen, symbol-
                                                                           trächtige Bilder gesucht, ge-
                                                                           funden und gestalterisch wir-
                                                                           kungsvoll eingesetzt.

Facettenreich, vielfältig, offen für alle Menschen, ein soziales
und kostenfreies Angebot mit viel Empathie für Suchende.
30 Jahre aktive Selbsthilfe in Jena mit einem ebenso lange bestehen-
den Beratungsangebot bei der IKOS lassen uns dankbar und voller ech-
ter Wertschätzung zurückblicken. Dankbar all den Menschen gegenüber,
die in einem besonderen Ehrenamt ihre Zeit, ihre Kraft und ihr Erfah-
rungswissen mit anderen teilen. Ohne das ehrenamtliche Engagement
der Mitglieder in den Gruppen gäbe es natürlich auch keinen Bedarf für
Selbsthilfe-Beratungsangebote, für diese haltenden Strukturen, die allen
an Selbsthilfe interessierten Menschen zur Verfügung stehen.

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CHANCE JENA 30 Jahre - AWO Regionalverband Mitte-West ...
CHANCE          JENA
Angefangen hat die Geschichte im Februar 1991, als die Stadt Jena nach      Der damalige Arbeitstitel in Jena war „IKOS mit integrierter Familienbe-
einer Ausschreibung dem AWO Kreisverband Jena e. V. den Auftrag erteil-     ratung“. Schon bald stellten die Kolleginnen Sigrid, Cornelia, Kerstin und
te, ein Beratungsangebot aufzubauen. Die Selbsthilfebewegung hatte in       Birgitt fest, dass jedes der beiden Themen, Selbsthilfe und Familie, ganz
den 70er und 80er Jahren in den alten Bundesländern Fahrt aufgenom-         autark eine eigene Beratungsstelle ausfüllen konnte. Menschen auf der
men und stand Pate für den Osten. Thüringen erhielt drei Modellstand-       Suche nach Unterstützung gab es zu Beginn der 90er Jahre genug. Erste
orte für Selbsthilfeberatungsstellen, die bundesgefördert in Suhl, Erfurt   Selbsthilfevereinigungen fanden sich schon in den DDR-Jahren zusam-
und Jena entstanden. IKOS – die Versalien für Informations- und Kontakt-    men, damals eher geschützt in den Räumen der Kirche zum Beispiel für
stelle für Selbsthilfe oder KISS, je nachdem, in welcher Reihenfolge man    Eltern mit kranken Kindern, für krebserkrankte Frauen oder Menschen
die Anfangsbuchstaben anordnet – etablierten sich in den drei Kreisen,      mit MS. Solche menschlichen Hilfesysteme als Ansammlungen von Indi-
wurden evaluiert und dienten allen anderen Landkreisen und kreisfreien      viduen, von denen niemand so recht wusste, zu welchem Zweck sie sich
Städten in Thüringen als Schablone zum Nachzeichnen und Anpassen an         trafen, schienen durchaus suspekt und standen mit Sicherheit unter Be-
die Vor-Ort-Bedingungen.                                                    obachtung. Dazu gab es im Nachgang ausführliche Forschungen. Umso
                                                                            freier entfaltete sich die Selbsthilfelandschaft ab 1990/1991, und Grup-
                                                                            pen zu ganz vielen Themen sprossen wie Pilze aus dem Boden.
                                                                            Als Heimstatt mit Beratung, Begleitung und rückenstärkend stand über
                                                                            30 Jahre immer die IKOS zur Seite. Die Medien Selbsthilfezeitung, Radio-
                                                                            sendung und Selbsthilfetag entstanden und trugen den Selbsthilfegedan-
                                                                            ken als ganz besonderes Ehrenamt unter die Menschen.

                                                                                                                                                5
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CHANCE           JENA
In einem viele Jahre währenden Prozess gewann die Selbsthilfe die Öf-
fentliche Hand, die Krankenkassen, die Gesundheits- und Sozialsysteme
als Unterstützer und Förderer. Selbsthilfe ist zwar für interessierte Men-
schen kostenfrei, das heißt allerdings nicht, dass sie nichts kostet. Jeder
in die Selbsthilfe investierte Förder-Euro multipliziert sich und hat einen
gesellschaftlich, gesundheitlich und menschlich messbaren Nutzen.
Was in der Paradiesstraße 3 begann, lange Jahre in der ehemaligen
Ibrahim-Villa zu Hause war, sich gut im Ricarda-Huch-Haus etabliert
hatte und heute im AWO-Zentrum Lobeda, in der Kastanienstraße 11,
beheimatet ist, bietet als Beratungszentrum für Selbsthilfe kompe-
tentes Erfahrungswissen von Selbsthilfeaktiven und solides Fach-
wissen in der Gesundheitsberatung. Wir netzwerken mit zahlreichen
Beratungs- und Hilfsangeboten in unserer Stadt und überregional.
Die Selbsthilfe fühlte sich an unterschiedlichen Standorten zu Hause und
musste dann doch immer wieder ihre Zelte abbrechen und weiterwandern.

                                                                                                                         Ricarda-Huch-Haus am Löbdergraben
                                                                                Veranstaltung anwesend und hatte diese Schenkungsurkunde auch per-
                                                                                sönlich zu Gesicht bekommen. Leider war sie Jahre später, als die Selbst-
                                                                                hilfe, die Bürgerstiftung, die Arbeitsloseninitiative und die AIDS-Hilfe die
                                                                                Villa verlassen mussten, nicht mehr auffindbar. Das schöne soziale Haus
                                                                                mit dem herrlichen Garten wurde verkauft. Die Gruppen und IKOS fan-
                                                                                den im Ricarda-Huch-Haus ein neues geschütztes Refugium von 2005
                                                                                bis immerhin 2014. Dann bekam auch dieses zentrale Gebäude einen
                                                                                neuen Eigentümer. Und glücklicherweise hatte unser Träger, der damalige
                                                                                AWO Kreisverband Jena-Weimar e. V., eine für die Selbsthilfe ausreichend
                                                                                große Fläche in seiner Immobilie in Lobeda-Ost frei, im AWO Zentrum
                                                                                Lobeda in der Kastanienstraße 11.
                                                                                                              AWO-Zentrum Lobeda in der Kastanienstraße 11
                             Ehemalige Ibrahim-Villa in der Rathenaustraße 10

Eine gute Zeit in geschützter Umgebung mit herrlich großem Garten er-
lebten die Gruppen in der Rathenaustraße 10, der ehemaligen Ibrahim-
Villa. Dieses große Wohnhaus des ehemaligen Chefs der Jenaer Kinder-
klinik wurde von ihm der Stadt Jena in einer öffentlichen Veranstaltung
zur Nutzung für soziale Zwecke übereignet. Unseres Wissens befand sich
dort über viele Jahre die zentrale Röntgenstelle. Im Keller konnten wir
den nachhaltigen Geruch verschiedenster Chemikalien bei jedem Gang
die Stufen hinunter „genießen“.
Dass diese Schenkung an die Stadt ebenso in einer Schenkungsurkunde
festgehalten war, hat uns immer wieder Monsignore Karl-Heinz Ducke,
ein in Jena sehr gut bekannter und geschätzter katholischer Pfarrer und
Bürgerrechtler mit großem Herz für die Selbsthilfe bestätigt, der leider
schon 2011 viel zu früh aus dem Leben ging. Er war bei der öffentlichen

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CHANCE JENA 30 Jahre - AWO Regionalverband Mitte-West ...
CHANCE           JENA
                                                                            etwas über ihre Krankheiten vorjammern. Diese sind eindeutig FALSCH.
                                                                            Natürlich gibt es hier und da auch einen Tee oder Kaffee und ein lecke-
                                                                            res Stück selbstgebackenen Kuchen. Selbstverständlich wird über Krank-
                                                                            heitsbilder und besonders belastende Lebenssituationen gesprochen.
                                                                            Natürlich erfährt man Trost, Nächstenliebe, Wertschätzung und Rücken-
                                                                            stärkung und kann auch seinen Tränen freien Lauf lassen, wenn die Trau-
                                                                            rigkeit gerade drückt.
                                                                            Frank Albrecht, unser AWO-Geschäftsführer, hat es im aktuellen Film über
                                                                            die Selbsthilfe in Jena treffend formuliert: „Selbsthilfe ist in jedem Fall
                                                                            Austausch von Erfahrungen, sich treffen, sich gegenseitig unter die Arme
                                                                            greifen, sich helfen. Selbsthilfe ist Solidarität, gelebte Nächstenliebe.
                                                                            Selbsthilfe ist zutiefst menschlich.“
                                                                            „Wissen ist Erfahrung – alles andere ist nur Information.“ Der Ausspruch
                                                                            stammt von Albert Einstein, der sicher damals noch nicht gewusst hat,
Auch wenn wir aufgrund der Verkäufe des „städtischen Tafelsilbers“ in       wie bezeichnend das für die Selbsthilfe und ihr immenses Erfahrungs-
Immobilienform immer wieder umziehen mussten, können wir dankbar            wissen steht.
und wertschätzend sagen, dass uns die Stadtverwaltung Jena, Kommu-          Vielleicht sind Sie jetzt neugierig geworden auf all das, was Selbsthilfe
nale Immobilien Jena und der Sozialausschuss immer wieder hilfreich zur     ausmacht und auf die CHANCEN, die sie bietet.
Seite standen, uns den Rücken stärkten und beim Finden einer neuen          Wir freuen uns auf Sie!
Heimstatt behilflich waren. Wir sind inzwischen Teil eines großen Ganzen,                                             Ausstellungs- und Beratungsstände
gern genutzte und nützliche Partnerin in einem sozialen Zentrum in Lobe-    Gabriele Wiesner von der IKOS                    während der Selbsthilfetage
da-Ost und haben seit 2014 viel zusätzliches Leben ins Haus gebracht an                                                        in der Goethe Galerie Jena
sieben Tagen die Woche fast rund um die Uhr. Selbsthilfegruppen schät-
zen diese geschützten Rückzugsräume, die voll und ganz ihren Bedarfen
entsprechen. Danke sagt die Jenaer Selbsthilfe allen Unterstützerinnen
und Unterstützern seitens der Stadt Jena, der AWO, der GKV Thüringen,
des Thüringer Landesverwaltungsamtes.
Inzwischen haben wir in Jena um die 120 Selbsthilfegruppen, die Interes-
sierte mit offenen Armen empfangen. IKOS begleitet gern bei Neugrün-
dungen und sucht betroffene Menschen
zu neuen Themen.
Lösen Sie sich von den Klischeevorstel-
lungen von Menschen in Stuhlkreisen,
die Händchen halten, besserwissende
Patienten sein wollen, kaffeetrinkend
und kuchenessend und sich gegenseitig

Gabriele Wiesner, Bettina Brenning und
Katja Schröder im Studio (von li. nach re.)

                                                                                                                                                  7
CHANCE JENA 30 Jahre - AWO Regionalverband Mitte-West ...
CHANCE           JENA
              „Selbsthilfe - Eine Chance auch für Dich?“

  Gefilmt
Der erste Film über die Jenaer Selbsthilfe
Ein ganz besonderer Meilenstein in der jüngeren IKOS-Geschichte ist            Filmteams verzichten, das bereits Erfahrung in der Produktion verschie-
                                                                               dener Kurzfilme hat. Das junge Filmteam Janne Hansberg, Leon Liehr und
der erste Film über die Jenaer Selbsthilfe, den wir im Juli 2021 anlässlich
unseres 30-jährigen Jubiläums realisiert haben. Möglich wurde dies im          Kilian Zillessen hatte anlässlich des 7. Welt-Sepsis-Tages den Kurzfilm
Rahmen des Projektes „Selbsthilfe – Eine Chance auch für Dich?“,               „Handeln“ zum Thema Sepsis produziert und mit diesem Film den 1. Platz
das von der Krankenkasse AOK PLUS unterstützt wurde. Die IKOS freut            belegt. Auch der Kurzfilm „Ein Traum vom Glück“ schaffte es sogar zum
sich sehr, den neuen Imagefilm über die Selbsthilfe in Jena der Öffentlich-    Sieger des Mitteldeutschen Medienkompetenzpreises 2019.
keit präsentieren zu dürfen.                                                   Nachdem wir uns die Trailer der preisgekrönten Kurzfilme angesehen
                                                                               hatten, waren wir so beeindruckt von der tollen Bild- und Tongestaltung,
                                                                               dass wir uns sofort entschieden, mit den jungen Leuten zu arbeiten und
                                                                               gemeinsam einen Selbsthilfe-Imagefilm zu produzieren.
                                                                               Der Clou unseres Projektes sollte sein, dass hier keine professionellen
                                                                               Schauspieler agieren sollten, sondern dass „echte“ Selbsthilfeaktive aus
                                                                               ihrer Perspektive und authentisch berichten. Alle von uns angefragten
                                                                               Gruppenmitglieder folgten unserem Aufruf, über ihre Erfahrungen in der
                                                                               Gruppe zu sprechen. Uns fiel es sehr schwer, aus den unterschiedlichen
                                                                               Themenbereichen der Selbsthilfe auszuwählen. Wichtig war uns vor al-
                                                                               lem, dass wir die Vielfältigkeit der Selbsthilfe hervorheben und zeigen,
                                                                               dass sie in allen Lebenslagen und Altersklassen relevant ist. Mit dem gut
                                                                               ausgetüftelten Ablaufplan in der Hand ging es dann im Juli an die Umset-
                                                                               zung des Imagefilms. Als Drehorte wählten wir das AWO-Zentrum Lobeda
                                                                               und vier bekannte Jenaer Plätze aus: Paradiespark, Park in Drackendorf,
                                                                               Frommanscher Garten und der Landgraf. Bevor es mit dem Drehen los-
                                                                               ging, gab es eine kurze Besprechung und Einleitung zu den Abläufen am
Pressemitteilungen, Schaukasten, Radiosendungen, Internetportal, Fa-           Set. Es war alles sehr aufregend und unheimlich spannend.
cebook, Selbsthilfezeitung, Gremienarbeit… Warum braucht die Jenaer
Selbsthilfe nun auch noch einen Film?
Ziel unseres Filmvorhabens ist es, der Öffentlichkeit Einblicke in die Grup-
penarbeit zu geben, die Menschen dahinter vorzustellen und die verschie-
denen Wege aufzuzeigen, wie sie sich selbst helfen können und wie wert-
voll dabei ein Austausch mit anderen Betroffenen ist. Aus der Perspektive
Betroffener wird die Selbsthilfe beleuchtet und bricht mit dem Klischee,
dass Selbsthilfe nur bedeutet, im Stuhlkreis zu sitzen und in Problemen zu
wühlen. Der besondere Wert der Selbsthilfe soll durch den Film deutlich
vermittelt, und zugleich sollen Tabuthemen wie seelische und körperliche
Krankheiten in die Öffentlichkeit getragen werden.
Zudem gibt der Film einen Einblick in die Arbeit der IKOS, die the-
menübergreifend zur Selbsthilfe berät.
Im Vorfeld des eigentlichen Drehs gab es für uns viel zu recherchieren.
Erste Ideen wurden skizziert und das Format des Films und Schwerpunkte
festgelegt. Wir wollten nicht auf die Unterstützung eines professionellen

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CHANCE JENA 30 Jahre - AWO Regionalverband Mitte-West ...
CHANCE   JENA
                                                                           Zum Glück konnten wir am zweiten
                                                                           Drehtag unsere Dreharbeiten im Freien
                                                                           fortsetzen, und es herrschte eine großar-
                                                                           tige Stimmung. Aufregung pur schwebte
                                                                           in der Luft. „Und los!“ und „Paradies
                                                                           Interview Start“, hörten wir viele Male.
                                                                           Alle waren unermüdlich dabei, bis alles
                                                                           im Kasten war. Die Grundidee der Selbst-
                                                                           hilfe war so greif- und spürbar in diesen
                                                                           Szenen und sorgte bei uns für viele
                                                                           Gänsehaut-Momente. Zudem kamen wir
                                                                           mit vielen Passanten ins Gespräch, die
                                                                           neugierig die Filmcrew beobachteten
                                                                           und nachfragten, was hier denn gedreht
                                                                           werde. Dies gab uns an Ort und Stelle
                                                                           die Möglichkeit, zum Thema Selbsthilfe
                                                                           zu informieren.
                                                                           Das Drehteam organisierte die tech-
                                                                           nische Umsetzung und brachte die
Am ersten Drehtag hatten wir Pech mit dem Wetter, es regnete ausgie-       dementsprechend erforderliche Technik
big. Jena wurde gefühlt weggespült…, so dass wir nicht in den Dracken-     mit. Es wurde jede Kameraeinstellung
dorfer Park gehen konnten und die gesamte Drehzeit drinnen verbracht       genauestens geplant und später in der
haben. Das hielt die Mitwirkenden jedoch nicht davon ab, mit viel Elan     Postproduktion auf die Musik und die
zu starten. Die IKOS-Räume waren voller Menschen, die sich teilweise       passenden Sprechertexte abgestimmt.
noch nie gesehen hatten, doch alle einte die Vorfreude auf das Abenteuer   Wir waren beeindruckt, dass oft einfa-
Filmdreh.                                                                  che Mittel (Licht, Schatten und Farbef-
                                                                           fekte) genügten, um eine entsprechen-
                                                                           de Wirkung zu erzielen. Dabei lohnte es
                                                                           sich, auch mal einen anderen Blick als
                                                                           den üblichen zu wagen!
                                                                           Sobald die Dreharbeiten dann abge-
                                                                           schlossen waren, entstand der eigentli-
                                                                           che Film am digitalen Schnittplatz von
                                                                           Janne Hansberg und Leon Liehr. Die
                                                                           Kameraeinstellungen wurden unseren
                                                                           Ideen und Wünschen entsprechend zu-
                                                                           geschnitten, Animationen erstellt und
                                                                           das Ganze mit auditiven Elementen er-
                                                                           gänzt.
                                                                           In der Postproduktion erhielt der Image-
                                                                           film den letzten Schliff. Hier konnten
                                                                           Sequenzen der Jenaer Innenstadt, Mo-
                                                                           mentaufnahmen aus dem Paradies und
                                                                           Fotos der IKOS eingearbeitet werden.
                                                                           Für saubere Übergänge sorgte das Film-
                                                                           team im Studio. Die ganze Postprodukti-
                                                                           on beinhaltete drei Korrekturrunden bis
                                                                           das endgültige Ergebnis fertiggestellt
                                                                           war.

                                                                                                                                 9
CHANCE JENA 30 Jahre - AWO Regionalverband Mitte-West ...
CHANCE   JENA
                Für die Premiere des Films wählten wir
                die Herbst-AWO-Klausur aus, um den
                Kolleginnen und Kollegen unser tau-
                frisches Projekt vorzustellen. Der Film
                wirkte durch Schnitt und die unterlegte
                Musik sehr berührend und eindringlich.
                Viele positive Feedbacks erreichten uns
                nach der Vorführung und manchem
                rutschte ein „Wow!“ raus.
                Rückmeldungen wie diese bestärken
                uns und lassen uns stolz auf das von
                den Selbsthilfe-Aktiven und uns Ge-
                schaffene blicken: „…Jetzt kann ich
                mir erst so richtig was unter Selbsthilfe
                vorstellen…“ oder „…Das ist ja inter-
                essant, was ihr da macht. Hut ab vor den
                Menschen, die hier so frei und ehrlich
                aus ihrem Leben berichten…“ oder „…
                Ich habe eine Bekannte, die hat kürzlich
                die Diagnose… bekommen“ - gibt es
                da vielleicht auch eine aktive Gruppe in
                Jena?“

                Es wird in der Zukunft wahrscheinlich
                einige Aufträge für Janne Hansberg und
                Leon Liehr geben. Ob dafür wohl genü-
                gend Zeit bleibt, wird sich zeigen, denn
                die beiden möchten gern im nächsten
                Jahr ein Studium an der Deutschen Film-
                und Fernsehakademie Berlin beginnen.
                Wir jedenfalls wünschen ihnen viel Er-
                folg dabei!

                Ein herzliches DANKESCHÖN an die
                AOK PLUS für die finanzielle Förde-
                rung, an die mutigen Mitwirkenden
                und an unser Filmteam für die tolle
                Zusammenarbeit.

10
CHANCE            JENA
                Die Zeitung sollte Mut machen
                und nicht überfordern ...

  Vielfältig
Unsere Selbsthilfezeitung „Nicht ohne uns“
und ihre Nachfolgerin „ThuLPE“
Im September 1992 fand einer der ersten Selbsthilfetage in Jena statt.
Ich wollte zu einem Vortrag, verpasste aber die Zeit und statt mich zu
ärgern, kam mir eine Idee: Eine Zeitung für psychisch kranke Menschen
monatlich herauszugeben. Menschen mit einer psychischen Erkrankung
haben oft wenig Kontakte, da sollte wenigstens jeden Monat eine nur für
sie bestimmte kleine Zeitung im Briefkasten stecken.                           Die Erste und eine der neueren
In der ersten Nummer vom Januar 1993 stellte ich u. a. mein Anliegen           Ausgaben der „ThuLPE“
vor: „Schon lange suchte ich nach einem Beitrag, den ich gemeinsam mit
Gleichgesinnten leisten kann, das Verständnis für diese Krankheit und die
von ihr Betroffenen wachsen zu lassen.“                                        Die Jugendwerkstatt in Löbstedt besorgte den Druck, auch das ein Werk
Die Zeitung sollte schmal sein, um nicht zu überfordern, und sie sollte        der Selbsthilfe für diese Jugendlichen unter Herrn Baars Anleitung.
anderen Mut machen, selbst etwas beizutragen.                                  Vielen Dank!
                                                                               War das Ganze erst aus einer Eigeninitiative entstanden, wurde später
So kam es auch. Nach und nach trafen immer mehr Beiträge ein: Erfah-           eine des Thüringer Landesverbandes der Psychiatrieerfahrenen (TLPE) da-
rungsberichte, Gedichte, Erlebnisse und auch kulturelle und künstlerische      raus. 2013 war alles gewachsen: die Selbsthilfe, die Zuschüsse, der TLPE
Anregungen.                                                                    - so entstand das umfangreiche farbenfrohe Heft „ThuLPE“, das es heute
Thea Zimmermann, die leider verstorben ist, lieferte schon für die erste       noch gibt. Es erscheint vierteljährlich.
Ausgabe folgendes Gedicht, das sie 1990 verfasst hatte:                        Nächstes Jahr können wir unser 30jähriges feiern. Heute aber gratulieren
Irrgarten                                                                      wir uns gegenseitig zu 30 Jahren Selbsthilfe, zu 30 Jahren IKOS und dan-
Einst in vergangenen Zeiten angelegt                                           ken einander für Hilfe und Unterstützung, Zuwendung und Verständnis.
als Spiel und Zierde zum Suchen                                                Großer Dank gilt auch Gabriele Wiesner und Bettina Brenning, die immer,
und Finden,                                                                    aber wirklich immer für Fragen und Anliegen offen sind.
ist es das Leben nicht in seinem Abbild?                                       Christine Theml
Glücklich, wer Sinn und Mitte findet –                                                                                             Christine Theml (rechts)
                                                                                                                         beim Vortrag über Astrid Lindgren
auf den verschlungenen Pfaden nicht nur
umherirrt und suchend das Ziel verfehlt.
Gibt es auch Zeichen und Merkmale oft,
doch kann nicht jeder sie lesen.
Es sind oft Wege so viele,
nicht jeder ist gangbar für jeden.
Vielfalt und Buntheit des Lebens,
wo ist mein Weg?
Viele Wege findet man in unserer Zeitung, die ich „Nicht ohne uns“
nannte. Mein Arzt fand, es sei ein trotziger Titel. Ja, auch Trotz brauchten
wir, um gehört und gesehen zu werden.
Es wurde eine echte Selbsthilfezeitung für psychisch kranke Menschen
und Genesene. Bis 2013 erschien sie Monat für Monat.

                                                                                                                                                    11
CHANCE          JENA
               Selbsthilfe hat uns das Leben
               sehr stark bereichert…

  Individuell
Selbsthilfegruppe neuroKind
und INTENSIVkinder zuhause e. V.
Mein Name ist Dirk Strecker, ich bin in der Selbsthilfegruppe neuroKind
und auch beim Verein INTENSIVkinder zuhause e. V. aktiv. Dort leite ich
die Gruppe mit und spreche auch für die Gruppe und für INTENSIVkin-
der zuhause. Für diesen Verein bin ich ein regionaler Ansprechpartner für
Familien, die auch ein Kind haben, das technologieabhängig erkrankt ist
und auch einen hohen Grad an Pflege braucht.

                                                                            manche Erlebnisse nicht mit anderen Menschen so teilen kann, weil man
                                                                            nicht in der gleichen Lebenssituation steckt. Das ist ja in jedem Leben in-
                                                                            dividuell so, je nachdem, was man arbeitet, je nachdem, was man für Er-
                                                                            krankungen hat, wo man halt steckt im Leben. Und da ist eben die Selbst-
                                                                            hilfe ein Kreis, in dem man Menschen trifft, die in der gleichen oder in einer
                                                                            ähnlichen Lebenssituation sind, wo man sich gut austauschen kann, wie
                                                                            es einem damit ergeht, in der jeweiligen Situation. Das ist auch Selbsthilfe.

                                                                            Dirk Strecker

                                                                               Kontakt:
Was bedeutet Selbsthilfe für mich, für uns? Für uns ist Selbsthilfe eine
sehr schöne Geschichte. Sie hat uns sozusagen das Leben sehr stark          jena@neurokind.de
bereichert dahingehend, weil wir einerseits sehr viel Hilfe von anderen
Menschen erfahren haben, die mit der schweren Situation, also wir haben
eine schwer erkrankte Tochter… konfrontiert waren. Wo wir halt Hilfen
bekommen können, wo wir wiederum auch Ansprechpartnerinnen und
Ansprechpartner finden können, und andererseits wir aber auch gemerkt
haben, wir wollen was zurückgeben. Wir wollen eigentlich den Menschen,
die ja mir geholfen haben, wieder was zurückgeben, was schenken, weil
wir darüber sehr dankbar sind. Das ist für uns Selbsthilfe, wir bekommen
etwas und wir können auch neuen interessierten Menschen, also Men-
schen, die auch in ebensolche Lebenssituationen kommen, zeigen, hier
könntest du diesen Weg gehen. Das hier könntest du anschauen, diesen
Weg auch gehen, und hier können wir helfen, und das ist eigentlich, wie
ich Selbsthilfe für mich sehr stärkend erlebe, dieses Geben und Nehmen,
diese Dankbarkeit, die da drinsteckt.
Und auch wir erleben eine Dankbarkeit, auch wenn wir jetzt noch nach
17 Jahren, die wir drinstecken sozusagen in der Selbsthilfe, immer noch
Dinge bekommen, für die wir dankbar sind. Das ist eigentlich für uns
die Selbsthilfe - und wie wichtig auch noch der Austausch ist, weil man

 12
CHANCE           JENA
                Jeder, der sich verbunden fühlt,
              kann einfach dazukommen ...

 Zusammengehörig
Junge Selbsthilfe in Jena
Ich heiße Lena, bin 21 Jahre alt                                             reden zu können, und man hat nicht das Gefühl, jemandem zur Last zu
                                                                             fallen. Das ist sehr angenehm. Die Selbsthilfe ist mein „Freitag-Abend-
und besuche seit 2018 die „Jun-
ge Selbsthilfe“ mit dem Thema                                                Ding“ geworden. Ich bin von Anfang an sehr häufig hingegangen. Wir
Depression und Angst. Ich bin                                                treffen uns jede Woche, viele kommen jedoch auch weniger oft. Wir ha-
vor allem hingegangen, weil ich                                              ben keine festen Regeln, und es ist alles auf freiwilliger Basis. Im letzten
richtige Schwierigkeiten hatte,                                              Jahr während Corona haben wir uns viel online getroffen, vor allem im
einen Therapieplatz zu finden.                                               Winter, um die Regeln zu umgehen, dass man sich nur in einer bestimm-
Es ist schwer, an einen Termin zu                                            ten Anzahl treffen kann. Im Sommer sind wir viel hier im Paradiespark in
kommen, man wartet ewig und                                                  sehr ungezwungener Atmosphäre.
erreicht niemanden. Als Über-                                                Was noch ganz wichtig ist: Ich habe über die Gruppe neue Freunde ken-
brückung ist mir die Idee gekom-                                             nengelernt. Es sind alles junge Leute, viele von denen studieren auch,
men, ob es nicht irgendwelche                                                man versteht sich und hat ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl
anderen Angebote von sozialen                                                und etwas Gemeinsames. Zusätzlich treffen wir uns sogar außerhalb der
Diensten gibt, und dann suchte                                               Gruppe, wir unternehmen also auch noch unterhalb der Woche etwas
ich nach „Selbsthilfe in Jena“ im                                            gemeinsam. Was noch ganz wichtig ist, dass die Gruppe eine Liste mit
Internet. Ich bin dann gleich auf                                            Adressen guter Therapeuten für jeden führt, der fragt. Die Gruppe bietet
die „Junge Selbsthilfe“ gestoßen. Wir trafen uns damals oft in den Räu-      also auch eine unheimliche Ressource an Wissen, das man im Internet
men der IKOS. Wir sind nicht immer super viele Leute, meist drei bis vier,   nicht findet. Wir sind auch mit anderen Gruppen vernetzt, um auch Leute
aber ich finde das eine sehr angenehme Runde. Wir stellen auch in der        auffangen zu können, die nicht direkt in unser Thema hineinpassen, zum
Gruppe immer wieder klar, dass wir keine Therapie ersetzen können und        Beispiel die Gruppe Bipolare Störung. Wir haben auch schon eine Verbin-
wir auch in der Gruppe keinen Therapeuten haben. Es ist im Prinzip ein       dung zur ADHS-Gruppe hergestellt.
Austausch unter Gleichgesinnten und Leuten, die ähnliche Erfahrungen
im Leben gemacht haben, denen es ähnlich geht und die mit dem Thema
Angst und Depression zu tun haben. Wir treffen keine Auswahl, sondern
jeder, der sich mit diesem Thema verbunden fühlt, kann einfach dazukom-
men. Es können auch Angehörige mitkommen.
Was gibt mir die Gruppe?
Zum Großteil ist es für mich der Austausch mit Leuten, die ähnliche Er-
fahrungen gemacht haben. Es ist ein bisschen wie ein Baustein zwischen
der Therapie und einem Gespräch mit Freunden. Mit Freunden, das kann
sehr nett sein, und viele können auch mitfühlen, aber viele haben nicht
das Gleiche erlebt und nicht dieselben Erfahrungen gemacht, und zudem
möchte man seine Freunde nicht immer wieder mit diesen Problemen
belasten. Auf der anderen Seite gibt es die Therapie, in der es nur die 45
Minuten alle zwei Wochen gibt, wo man relativ wenig Zeit hat und die
Aussagen sehr präzise sein müssen. Das Bindeglied dazwischen ist für
mich die Selbsthilfe. Man hat nicht das Gefühl, die Probleme sind irgend-
wie unangebracht oder man belastet jemanden damit, sondern der Raum
ist genau dafür da. Es gehen alle hin, um sich gegenseitig zuzuhören und

                                                                                                                                                   13
CHANCE              JENA
Was bedeutet mir Selbsthilfe?
Im Allgemeinen ist Selbsthilfe noch immer sehr stigmatisiert. Woran vie-                     Da braucht es manchmal
le bei dem Thema noch denken ist: Alle sitzen im Stuhlkreis, aber es ist                    gar nicht vieler Worte…

                                                                                Heimatgebend
natürlich auf keinen Fall so, sondern eine sehr lockere Runde. Wir sind
viel im Park, gehen auch zusammen essen. Wir versuchen, die Treffen
möglichst nicht so steif zu machen, wie eine lockere Runde unter Freun-
den, aber immer mit dem Hintergrund, dass dies der Raum ist, über sein
Leben zu sprechen, sich auch mal darüber zu beschweren, besonders,
wenn man eine psychische Krankheit hat, ohne das Gefühl zu haben,
jemandem zur Last zu fallen. Und eine Erfahrung, die ich in der Selbsthilfe
gemacht habe, ist, dass, wenn ich etwas erzähle, dass es oft vorkommt,
                                                                              Die Essies, Menschen mit Essstörungen
dass mehrere in der Gruppe die gleiche Erfahrung gemacht haben und
man Leidensgenossen hat, die man fragen kann.                                 Mein Name ist David Rätzer, und ich leite seit ungefähr zehn Jahren
                                                                              verschiedene Selbsthilfegruppen. Für mich war damals die Selbstbetrof-
Mir geht es mit der Selbsthilfegruppe einfach besser. Natürlich habe ich
                                                                              fenheit der Anlass, mir eine Selbsthilfegruppe zum Thema Essstörungen
noch immer meine Probleme, aber ich fühle mich gut, dass ich auch an-
                                                                              zu suchen. Ich habe mich dann dazu entschieden, eine Gruppe zu grün-
deren helfen kann, die ähnliches erlebt haben. Und, dass ich so in irgend-
                                                                              den. Die Gruppe heißt „Die Essies“ und gibt Menschen mit Essstörungen,
einer Form etwas weitergeben und ich es dadurch jemandem einfacher
                                                                              Anorexie, Bulimie und Binge-Eating eine Heimat. Das mache ich nun seit
machen kann. Ich bin froh, Hilfestellung und Tipps geben zu können.
                                                                              knapp 15 Jahren und habe vor neun Jahren eine zweite Gruppe übernom-
Dann fühlen sich die anderen nicht so allein, wie ich es vor der Selbst-
                                                                              men, die sich mit den Krankheitsbildern Panik, Angst und Depressionen
hilfegruppe war.
                                                                              befasst. Auch da war ich selbst betroffen. Für mich war es immer wichtig,
Lena Jesse                                                                    wenn ich mich als Gruppenleiter mit diesen Themen befasse, dass ich
                                                                              natürlich auch selbst betroffen bin, dass ich weiß, wie mein Gegenüber
   Kontakt:                                                                   fühlt. Natürlich sind fachliche Gespräche auch immer sehr wichtig, mit
                                                                              dem Psychologen z. B., aber nur die Betroffenen untereinander wissen,
jsh-jena@web.de                                                               wie wir fühlen und wie wir denken. Da braucht es manchmal gar nicht
                                                                              vieler Worte. Es ist so entstanden, dass es mir von professioneller Seite
                                                                              angeraten wurde und auf der anderen Seite habe ich gemerkt, wie wich-
                                                                              tig es in den Kliniken für mich war, mit anderen Personen in Kontakt zu
         Untrennbare Verbundenheit                                            kommen.

      Unser Überleben auf diesem Planeten wird
      davon abhängen, wie schnell es uns gelingt,
     ein neues Welt- und Selbstbild zu entwickeln.
     Und dieses neue Bild von uns selbst und von
      unserer Welt kann nur eines zum Ausdruck
                       bringen:
    unsere untrennbare Verbundenheit miteinander
      und unsere unübersehbare Eingebundenheit
             in die Welt, in der wir leben.
           Wir sitzen alle im gleichen Boot.
    Es wird nur langsam Zeit, dass wir das nicht nur
     erkennen, sondern uns auch dazu bekennen.
                       Gerald Hüther und Christa Spannbauer
             aus: Verbundenheit. Warum wir ein neues Weltbild brauchen,
                                Hogrefe Verlag, 2018
                          Quelle: natur & heilen, 01/22, S. 7

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CHANCE          JENA
 er                                                   Gruppenarbeitet bedeutet für mich, sich über die Krankheitsbilder aus-

                  „Die Essies“
                                                      zutauschen, Erfahrungen weiterzugeben, Feedback zu bekommen und zu
                                                      erfahren, was bei dem einen oder anderen besser oder schlechter läuft.
                                                      Nach den vielen Klinikaufenthalten habe ich dann einfach gesagt: “Das
                                                      möchte ich beibehalten.“ Wichtig und persönlich war bei mir, dass wir
 25                                                   uns immer mit unseren Krankheitsbildern beschäftigen. Es ging mir nicht
                                                      darum, eine Freizeitgruppe zu haben, die sich über Gott und die Welt
                                                      austauscht, sondern es muss wirklich einen Bezug geben zu unserem

ntakt / Ansprechpartner
           Eine Selbsthilfegruppe für                 Krankheitsbild.
                                                      Es gibt verschiedene Zugangsmöglichkeiten zur Gruppe: Anruf oder per
                         Menschen mit                                             Selbsthilfegrupp
                                                      E-Mail, auch über die IKOS, wo auch Flyer ausliegen. So kommen dann
                                                      die Menschen zu uns. Unsere Gruppe bezieht sich nicht nur auf die Stadt
            Gruppe                                    Jena, sondern auch auf die anliegenden Landkreise, z. B. Weimar und Er-
                         Ess-Störungen                furt.
                                                                                        „PAD“
                                                      Man kann sofort in die Gruppe rein, und man kann aber auch sofort
 d Rätzer, Tel.: 0162 / 9 66 17 25                    wieder gehen und muss auch keine feste Mitgliedschaft eingehen. Wenn
                                                      jemand meint, so eine Selbsthilfegruppe ist nicht das Richtige, dann ist er
                                                      beim nächsten Mal auch nicht mehr dabei. Das ist vollkommen legitim.
 ww.selbsthilfe-thueringen.de                         Was mir im Bereich der Selbsthilfe immer ganz wichtig war, ist, dass das
                                                      Angebot kostenfrei für die Mitglieder ist. Wir sind kein Verein, bei dem
                                                      Mitgliedsbeiträge eingesammelt werden, denn dann braucht man wieder
      Email: shg-pad@web.de                           einen Kassenwart, sondern wir sind alle nur froh, dass wir uns unterein-
                 Magersucht (Anorexie)                ander austauschen können. Und zusätzlich haben wir in Jena das große
                                                      Glück mit der IKOS, dass sie Räumlichkeiten für die Treffen zur Verfügung
                 Ess-Brech-Sucht (Bulimie)            stellt. Wir müssen auch keine Miete bezahlen, wofür wir sehr dankbar

           IKOS Jena
                 Ess-Sucht (Binge Eating)             sind.
                                                      Ich mache die ehrenamtliche
                                                      Arbeit nach wie vor seit 15
 Wiesner, Tel.: 03641/ 874 11 61                      Jahren sehr gern und kann es
                                                      mir ohne die Gruppe gar nicht
                                                      mehr vorstellen. Sie ist auch
                                                      ein Teil meines Lebens gewor-
                                                      den, zumal ich die Essstörungs-

         Wann/ Wo                                     gruppe auch selbst gegründet
                                                      habe. Vielleicht finde ich eines
                                                      Tages jemanden, der genauso
                                                      engagiert und stabil ist, der die
       14-tägig donnerstags                           Gruppe mal weiterführt. Nach
                                                      wie vor mache ich die Arbeit
                                                      sehr gern und werde es noch
      17:15 Uhr - 18:45 Uhr                           eine ganze Weile weiterma-
                                                      chen wollen.
      IKOS Jena Lobeda Ost                            David Rätzer, Jena                                            © Sabine Fisch
                                                                                                                               © Sabine Fisch
        Kastanienstraße 11
                                                         Kontakt:
             Raum 3                                   die-essies@web.de
                                             © BZGA   shg-pad@web.de

                                                                                                                           15
CHANCE          JENA
                Wir sind für jeden offen,
               der Hilfe sucht ...

   Befreiend
Blaues Kreuz Begegnungsgruppe in Jena

Wir sind die Blaues Kreuz Begegnungsgruppe, die älteste Begegnungs-
gruppe der Stadt, gegründet im Oktober 1971. Ich bin Gründungsmit-
glied, und bei mir werden es in diesem Jahr 50 Jahre, dass ich dabei bin,
und in der Zeit sind viele durch unsere Räume gegangen: Abhängige und
Freunde des Blauen Kreuzes.
In unserer Gruppe geht es um Sucht, früher hieß die Gruppe AGAS: Ar-
beitsgemeinschaft zur Abhilfe von Suchtgefahr, und ab 1990 sind wir dem
Blauen Kreuz angeschlossen worden. Das Blaue Kreuz gibt es in Deutsch-
land seit 135 Jahren, und es sind schon viele Menschen durch das Blaue
Kreuz vom Alkohol frei geworden.
In Jena haben wir eine Gruppenstärke von ca. 12-15 Leuten, wenn alle
da sind. Durch Corona war ein bisschen Engpass, und wir haben einige
Treffen online durchgeführt. Aber dazu weiß Jan mehr.
Der Altersdurchschnitt in unserer Gruppe liegt zwischen 35 und 82 Jah-
ren, also weit gestaffelt. Wir sind für jeden offen, der Hilfe sucht, was
Alkoholsucht angeht, aber auch Spiel- und Medikamentensucht. Mit Dro-
gensucht kennen wir uns nicht so aus, würden aber niemanden wegschi-
cken, wenn jemand nicht weiß, wo er sonst Heimat findet. Da können wir
auch Wege aufzeigen, wo Hilfe geboten wird.                                 Mein Name ist Jan Schäf, und ich bin seit 2014 in der Gruppe. Ich werde
Harald Falke                                                                den Staffelstab von Harald übernehmen. Wir haben im letzten Jahr ver-
                                                                            sucht, auch moderne Medien in der Gruppe zu nutzen, und das wurde
                                                                            auch sehr gut angenommen, wie z. B. eine WhatsApp-Gruppe, eine Face-
                                                                            book-Seite, oder wie jetzt in der Coronazeit haben wir die Gruppenstunde
                                                                            auch online durchgeführt. Das wurde sehr gut auch von unseren älteren
                                                                            Mitgliedern angenommen, und viele waren froh darüber, weil sie sich
                                                                            nicht rausgetraut haben und doch einmal in der Woche mit in der Gruppe
                                                                            sein konnten. Jetzt treffen wir uns wieder in Präsenz, aber einige nehmen
                                                                            immer noch nur online teil, unsere Gruppe ist da ein bisschen gesplittet.
                                                                            Wir haben auch einen Teilnehmer, der krebskrank und sehr froh darüber
                                                                            ist, dass er online mit uns verbunden sein kann.
                                                                            Jan Schäf

                                                                               Kontakt:
                                                                            jena@blaues-kreuz.com

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CHANCE      JENA
                                                                             Wir sind auch schon von Schulen angesprochen worden, dort informativ
               Vorurteile abbauen                                            tätig zu sein, weil es dort auch sehr oft Probleme gibt und um dort auch
              und Begleitung anbieten…                                       für die Betroffenen Vorurteile abzubauen und der Schule Möglichkeiten
                                                                             aufzuzeigen, wie sie unterstützen kann.

  Unterstützend                                                              Rafaela

                                                                                Kontakt:
                                                                             rafaela@transhilfe-thueringen.de
Selbsthilfegruppe Trans in Jena
Ich bin Rafaela und die leiten-
de Betreuerin der Selbsthilfe-
gruppe Trans hier in Jena.
Unser Hauptanliegen ist es, die
Themen Transsexualität und
Transidentität in der Bevölke-                                                         Unsere natürliche Intelligenz
rung akzeptabel zu machen,
aber auch Betroffenen und
Angehörigen informativ zu                                                                       Jene Intelligenz,
helfen, was sie unterstützend                                                             die uns das Leben schenkt,
tun können oder auch wie der
Weg der Geschlechtsumwand-                                                                  die unser Essen verdaut,
lung überhaupt gehen kann.                                                             die unser Herz am Schlagen und
Ich selbst bin in der Gruppe seit zwölf Jahren, bin also auch schon länger              unser vegetatives Nervensystem
dabei. Daraus ergibt sich ein gewisser Erfahrungsschatz, der dann auch                          am Laufen hält -
weitergegeben werden kann. Zu der Gruppe bin ich durch andere Be-                        ist der beste Heiler der Welt.
troffene gekommen, die gesagt haben, schau‘ doch mal rein in Jena. Da
könnte etwas dabei sein, wo du dich informieren kannst, und das wollen                   Wir brauchen nur eins zu tun:
wir auch in Zukunft weitergeben. Sie sollen das Gefühl haben, dass sie                 Uns ihm nicht in den Weg stellen.
nicht allein sind. In Thüringen gibt es sehr viele Menschen, die betroffen                               Dr. Joe Dispenza
sind und sich bei mir melden.                                                                        Aus: Heal, Scorpio Verlag
                                                                                                Quelle: natur & heilen, 02/2020, S. 7
Wir sind eine offene Gruppe mit eigenem Internetauftritt, dort kann man
sich informieren oder uns auch kontaktieren. Wir bieten dann gern ein
Individualgespräch vor dem ersten Gruppentreffen an.

Unterstützt werden wir von der IKOS durch die Räumlichkeiten, die wir
hier nutzen können. Im großen Gruppenraum finden die Treffen statt.
Wir haben aber auch die Möglichkeit, den kleinen Gruppenraum für In-
dividualgespräche zu nutzen bzw. parallel zu den Gruppentreffen, uns
dort in kleinen Gruppen zusammenzufinden. Es gibt auch Themen, die
gern abseits der Gruppentreffen besprochen werden möchten und wo
die Beratung individuell stattfinden kann. Wir haben eine Altersgruppe
von Schülern, also altersmäßig 15-16 bis hoch ins Rentenalter. Das Thema
Trans ist also nicht altersbezogen, sondern es betrifft alle Altersgruppen
der Bevölkerung.

                                                                                                                                               17
CHANCE           JENA
                                                                                Das reicht von Lesegeräten bis zu Haushaltshilfen und Arbeitsplatzaus-
        Jeder Mensch mit Behinderung hat einen Anspruch                         stattung. All das bieten wir an. Das finde ich ganz wichtig, weil ich oft-
       auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben …                               mals, wenn ich mir ein Hilfsmittel verordnen lassen möchte, erst einmal
                                                                                schauen muss, wie komme ich damit klar, weil die Hilfsmittel auch nicht

  Barrierearm
                                                                                ganz billig sind, und sie stehen dann bei den alten Leuten zu Hause rum,
                                                                                wenn sie damit nicht klarkommen.
                                                                                Wir haben auch die Möglichkeit, dass wir Gruppentreffen durchführen,
                                                                                haben 70 Mitglieder, die wir beraten und betreuen, so dass die Leute
                                                                                aus ihrer Isolation herausgeholt werden. Wir haben oftmals das Gefühl
                                                                                und wissen das auch, dass wenn ein Mensch nichts mehr sieht, er sich
Blinden- und Sehbehindertenverband Jena e. V.                                   meistens in seine vier Wände zurückzieht und dann Angst hat, wieder in
                                                                                der Öffentlichkeit aufzutreten. Oftmals ist es ja mit Handicaps verbunden,
Mein Name ist Silke Aepfler,                                                    dass man irgendwelche Barrieren überwinden muss, und dann hat man
und ich bin die Vorsitzende                                                     Angst, das zu zeigen, dass man eine Behinderung hat, dann hat man auch
des Blinden- und Sehbehin-                                                      oft Angst, darüber zu sprechen und vor allem Hilfe anzunehmen. Das ist
dertenverbandes Jena e. V.                                                      ein ganz großer und wunder Punkt. Hier haben viele Probleme und wol-
Wir haben eine Beratungs-                                                       len nicht unbedingt Hilfe annehmen.
stelle Blickpunkt Auge für                                                      Wir setzen uns in Jena ganz stark für alle Belange der Menschen mit
alle Menschen mit Augen-                                                        Behinderungen ein, d. h. wir arbeiten in der Arbeitsgruppe des Beirats
problemen, und ich selber                                                       für Menschen mit Behinderungen „Bauen und Verkehr“. Dort setzen wir
bin betroffen. Bei uns beraten Betroffene die Betroffenen, was den Vorteil      uns dafür ein, dass im ganzen Stadtgebiet barrierefrei gebaut wird, ob
hat, dass ich weiß, wovon ich rede, weil ich den Ratsuchenden nachfüh-          nun Bordsteinkanten, Ampeln oder Leitsysteme. Das liegt uns ganz stark
len kann, wie es ist, wenn man schlecht oder gar nicht sieht. Selbsthilfe       am Herzen, weil das ein Teil ist, bei dem ich sagen muss, wenn wir keine
finde ich insofern ganz wichtig, weil man oftmals mit der Diagnose beim         Barrierefreiheit haben, haben wir auch nicht die Möglichkeit, uns selbst-
Augenarzt alleingelassen wird, d. h. man bekommt die Diagnose gesagt,           ständig in der Stadt ohne fremde Hilfe zu bewegen. Und es gibt ja die
und oftmals wissen die Leute dann gar nicht, was bedeutet eigentlich            sogenannte UN-Behindertenrechtskonvention, die 2010 von Deutschland
meine Augenkrankheit, wie schlimm wird es mal, und was habe ich für             unterschrieben worden ist, laut der jeder Mensch mit Behinderung einen
Möglichkeiten, damit ich mein Leben mit dieser Art von Behinderung wei-         Anspruch auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hat ohne große Ein-
terhin allein bewerkstelligen kann. Aus diesem Grund bieten wir bei uns         schränkungen und ohne große Hilfe. Das möchten wir unseren Leuten
in der Beratungsstelle an, dass die Leute zu uns kommen können, sei             auch ermöglichen, Hinweise und Tipps geben und dafür sorgen, dass sie
es zu Augenerkrankungen, sei es zu Sozialrecht, zur Frühförderung von           wirklich diese Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auch meistern können.
Kindern, zu Freizeitgestaltung, zur Hilfsmittelversorgung. Gerade bei der
Hilfsmittelversorgung ist es bei uns möglich, viele dieser Hilfsmittel direkt   Wir machen auch sehr viel Aufklärungsarbeit an Schulen. Wir begleiten
auszuprobieren.                                                                 dort Projekttage zum Thema „Leben mit Sinnesbehinderung“ und haben
                                                                                auch schon Kindergartenprojekte durchgeführt. Es ist eben ganz wichtig,
                                                                                dass man von klein auf darauf hinweist, was es bedeutet, wenn man
                                                                                schlecht sieht. Es war immer erstaunlich, dass diese kleinen Kinder schon
                                                                                sehr neugierig waren: Wie funktioniert das jetzt, wenn ich mit dem Lang-
                                                                                stock draußen herumlaufe oder, wenn ich etwas essen möchte, ohne dass
                                                                                ich etwas sehe. Das sind Projekte, die machen mir unheimlich viel Spaß,
                                                                                denn man kann die Kinder ganz einfach motivieren.
                                                                                Wir haben auch ein großes Netzwerk zu anderen Verbänden, sei es der
                                                                                Gehörlosenverband oder der Behindertenverband oder auch zu anderen
                                                                                Selbsthilfegruppen hier in der IKOS. Wir unternehmen auch gemeinsame
                                                                                Busfahrten, z. B. mit psychisch kranken Menschen zusammen.
                                                                                Silke Aepfler

                                                                                   Kontakt:
                                                                                s.aepfler@blickpunkt-auge.de

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CHANCE          JENA
                                                                             Ich bin nicht gleich zur Selbsthilfegruppe gekommen. Ich habe mich zu-
               Die Gemeinschaft ist so unglaublich                           nächst auf meine Behandlung konzentriert, erstmal die Chemotherapie
              wichtig …                                                      hinter mich bringen wollen. Nach der OP kamen die Bestrahlung und
                                                                             dann die Anschlussheilbehandlung. Wenn ich jetzt eine Patientin berate

  Klischeefrei
                                                                             und in ein Gespräch gehe, dann ist meine erworbene Kompetenz durch
                                                                             das eigene Erleben wichtig. Ich bin aber trotzdem noch Laiin. Ich ersetze
                                                                             mit Sicherheit keinen professionellen Psychologen, auch keinen Arzt, son-
                                                                             dern das ist alles rein ehrenamtlich, was wir tun, aus der eigenen Erfah-
                                                                             rung heraus. Wir verweisen natürlich auch auf professionelle Hilfe, denn
                                                                             Professionalität und Augenhöhe sind ganz wichtig. Ich würde auch nie
„Auffangen, informieren und begleiten“                                       einen ärztlichen Rat geben, das kann ich gar nicht, aber ich kann vom Er-
_ Frauenselbsthilfe Krebs                                                    leben erzählen. Ein Arzt kennt die fachliche Seite, aber auf Augenhöhe zu
                                                                             sein und zu wissen, was es bedeutet, Chemo zu kriegen, was es bedeutet,
                                                                             die Krankheit auszuhalten, das Auf und Ab, das kann ich natürlich ganz
                                                                             anders nachempfinden, weil ich es aus dem eigenen Erleben kenne. Wenn
                                                                             eine Patientin erzählt, sie hätte dies oder das, dann weiß ich, wovon sie
                                                                             spricht. Wobei eine Selbsthilfegruppe immer noch ein Stiefkind ist, wenn
                                                                             jemand hört, dass man da mal hingehen soll. Dann kommt oft die Vor-
                                                                             stellung, dass ich meine eigenen Probleme habe, Kaffeeklatsch für alte
                                                                             Weiber oder was auch immer. „Das muss ich mir nicht antun, außerdem
                                                                             habe ich genug eigene Probleme. Das muss ich mir nicht anhören.“, hö-
Mein Name ist Marion Astner, ich bin 2007 zur „Frauenselbsthilfe             ren wir ganz oft. Ich erlebe es immer wieder, wenn bei uns in der Gruppe
Krebs“ gestoßen. Unser Motto „Auffangen, informieren und begleiten“          sich dann endlich jemand traut, kommt und miterlebt hat, wie wir mitei-
setzen wir um, indem wir Patientengespräche führen: heutzutage virtu-        nander umgehen, wie das so abgeht, da kommt dann immer: „Mensch,
ell oder telefonisch und natürlich auch durch das persönliche Gespräch.      wenn ich das gewusst hätte, wäre ich schon früher zu Euch gekommen.“
Wenn eine Patientin in der Klinik liegt, bekomme ich von dort die Infor-     Das ist dann für mich immer sehr schön, weil ich mir dann sage: „Okay,
mation, dass sie dringend jemanden braucht, mit dem sie reden kann.          wir machen es richtig!“
Dafür sind wir da, und ich gehe natürlich ans Bett und weiß nie, wie lange
das Gespräch dauert. Aber das ist egal, denn in diesem Moment ist das        Ich kann heute sagen, dass ich sehr glücklich bin darüber, in dieser Situ-
Gespräch mit der verzweifelten Patientin wichtig.                            ation gewesen zu sein. Weil die vielen liebenswerten Menschen, die ich
                                                                             kenne und anrufen kann, sind jetzt wesentlich mehr als früher und wenn
Wie kommen die Frauen zu uns?                                                ich um Hilfe bitte, dann kriege ich die auch. Jede von uns weiß, was los
Die Sozialkontakte ändern sich nach der Diagnose Krebs wirklich dras-        ist, und es sind eine andere Ernsthaftigkeit, eine andere Authentizität und
tisch. Bei dem man gedacht hat, die Beziehungen sind gefestigt, da bre-      eine andere Ehrlichkeit da. Das zu akzeptieren, dass man nicht mehr volle
chen sie plötzlich weg. Menschen haben immer noch im Kopf: Krebs ist         Kanne leisten kann, aber trotzdem etwas wert ist, das war letztendlich die
gleichzusetzen mit Tod. Auch bei diesen Gedanken begleiten und beraten       schlimmste Übung. Es ist wirklich so, der Wert eines Menschen ist nicht
wir Patientinnen, dass diese Angst wegkommt.
                                                                                                            Filmteam mit Marion Astner im Jenaer Paradies
Wenn jemand so ganz unverhofft die Diagnose Krebs bekommt, heißt es
immer noch ganz oft: Krebs ist Tod, und ich muss bald sterben. Abgese-
hen davon, dass die Angehörigen selten damit umgehen können, fallen
sie zudem oft auch hinten runter. Wir sind aber auch für sie da. Und sie
dürfen auch bei uns sein, werden von uns aufgefangen. Ich als Patientin
werde ja immer behandelt und betreut. Angehörige stehen meist dane-
ben und können nicht viel machen. Sie versuchen es zwar, werden aber
oftmals außen vor gelassen. Ich hatte großes Glück und immer jemanden
bei Arztgesprächen dabei. Gehen Sie nicht allein zum Arzt! Nehmen Sie
jemanden mit, denn vier Ohren hören mehr als zwei. Man kriegt in die-
sem ganzen Stress, den man als Patientin hat, auch nicht immer alles
mit. Da ist es immer gut, wenn man der Begleitung hinterher nochmal
Verständnisfragen stellen kann. Ich hatte das Glück, dass meine Beglei-
tung immer Antworten von den Ärzten und Pflegern bekommen hat, mit
denen ich zu tun hatte. Wenn das mal nicht der Fall sein sollte, kann man
das auch einfordern. Nur Mut dazu!

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CHANCE           JENA
nur auf Leistung fixiert, was in der Gesellschaft leider ein bisschen vorge-
macht wird, was aber gar nicht stimmt. Hier ist es so, dass ich schwach
sein und das auch selber akzeptieren kann. Da helfen mir meine Mädels.                      Fragen an die SHG Leber-
Es helfen immer ganz viele mit im Team, und ich bin ganz froh darüber,
ein Teil davon sein zu dürfen. Ich mache meine Arbeit rein ehrenamtlich,
                                                                                          transplantierte
aber ich engagiere mich sehr gern, weil ich weiß, die Patientin, die gerade
die Diagnose bekommen hat, braucht einfach die Hilfe. Ganz wichtig ist
auch: Nicht nur Frauen sind bei uns willkommen, sondern auch Männer,
denn es gibt auch Männer mit Brustkrebs. Bei uns ist es letztendlich egal,
mit welcher Krebsform man kommt, denn die meisten Schwierigkeiten,
besonders die sozialen, sind auch sehr ähnlich. Sicher gibt es spezifische
Schwierigkeiten, das ist klar. Ich werde über Prostatakrebs nicht so viel
erzählen können, aber ich habe auch jemanden in der Gruppe, der das
hat, und die können sich untereinander unterhalten. Ich muss das nicht
alles alleine machen, sondern das ist ein wunderbares Netzwerk.
In den Gruppentreffen wird nicht nur über Krankheit gesprochen, sondern
wir machen auch Ausflüge, und wir sind froh, uns zu treffen, uns aus-
zutauschen und uns einmal länger als nur eine halbe Stunde zu sehen.
Wir fiebern oft darauf hin, dass wir etwas zusammen unternehmen. Die
Gemeinschaft untereinander ist so unglaublich wichtig. Und ich bin sehr        Was würde Ihnen fehlen, wenn es keine Selbsthilfe gäbe?
glücklich, zur Frauenselbsthilfe gekommen zu sein.                             Für uns Organtransplantierte ist die Selbsthilfe eine wichtige Ge-
Ich möchte gern noch das Bild des Hamsterrades aufzeigen: Wir sind alle        sprächs- und Austauschmöglichkeit. Menschen, die von einer Leber-
in einem Hamsterrad und rennen und rennen. Für mich als Hamster im             transplantation betroffen sind, wünschen sich oft vor oder nach der
Rad sieht das Rad aus wie eine Leiter. Ich klettere Stufe für Stufe nach       Operation den Kontakt und das Gespräch mit bereits Transplantierten.
oben, komme aber keinen Millimeter weiter. Wenn ich dann bremsen will,         Zu unseren Treffen kommen Patienten mit Leberproblemen, bereits
überschlägt es mich, und es haut mich raus. Da kann ich nur sagen: „Raus       Transplantierte oder die, die auf ein Spenderorgan warten, aber auch
aus diesem Hamsterrad!“ Wir müssen nicht jeden Tag eine neue Stufe             Angehörige, die sich im Gespräch und Erfahrungsaustausch über
erklimmen, sondern wir müssen auf uns selbst achten. Selbstachtsamkeit         medizinische, soziale und psychische Fragen informieren wollen.
sich selbst gegenüber wird leider oftmals vernachlässigt, und das ist für      Die Selbsthilfe hat uns allen sehr geholfen, mit dem neuen Organ
mich auch ein ganz wichtiges Thema, den Patienten das auch zu vermit-          und dem neuen anderen Leben, das damit verbunden ist, zurechtzu-
teln. Ihr seid liebenswert, so wie ihr seid, auch, wenn ihr mal nicht leis-    kommen. Daher können wir uns gar nicht so recht vorstellen, dass es
tungsfähig seid. Das ist überhaupt nicht schlimm und das zu akzeptieren,       diesen Anlaufpunkt nicht gibt. Selbsthilfe ist Hilfe für den Alltag.
kann man lernen. Der Hauptfeind dafür sind wir meist selber, denn wir          Was ist für Sie beim Gruppentreffen am wichtigsten?
stellen zu hohe Ansprüche an uns, die wir dann irgendwann nicht mehr           Neben der Aufklärung und dem Wissen spendet die Selbsthilfe Trost,
erfüllen können. Bitte immer darauf achten, was fühlt der Körper, was          Verständnis und Zusammenhalt, nimmt Ängste, lässt uns lachen und die
ist gut für mich. Da hilft die Erfahrung, die wir in der Frauenselbsthilfe     Dinge mit mehr Humor nehmen, ganz besonders die schwierigen Tage.
Krebs haben, um sich selber dann wieder zu bremsen, sich wieder neu
                                                                               Was war bisher Ihr schönstes Erlebnis in der Selbsthilfe?
auszurichten und zu sehen, wie es andere schaffen. Von Liebe getragen,
                                                                               Jedes Gruppentreffen ist für uns wertvoll und schön, weil es nicht
gerade in dieser verrückten Zeit, kann ich nur sagen, sich zu trauen, mit-     selbstverständlich ist, aber das erste Treffen in diesem Sommer nach
zumachen, zu uns zu kommen. Wir suchen natürlich auch nach Aktiven,            eineinhalb Jahren Corona inklusive aller Lockdowns war sicher mit
die ehrenamtlich bei uns mitarbeiten. Nur Mut, kommt dazu, und traut           die größte Freude.
euch einfach, vergesst die Klischees, die im Kopf sind. In der Gemein-
schaft selber lässt sich vieles leichter ertragen, weil wir alle die gleiche   Wenn ich an Selbsthilfe denke, dann…
Betroffenheit haben. Es ist in Ordnung, auch mal nicht so zu fühlen, wie       … denke ich an Aufklärung und Vermittlung von Wissen, Zusammen-
man meinte, dass man sein müsste. Schwach sein ist keine Schwäche,             halt, Trauerbewältigung, aber auch Freude, Erleichterung und Glück.
sondern es ist eine Stärke, das zu akzeptieren.                                In der Selbsthilfe trifft man Menschen, die Verständnis für die eigene
                                                                               Situation haben, und man bekommt wertvolle Hinweise für den Um-
Jederzeit ein herzliches Willkommen an alle zur Frauenselbsthilfe              gang mit bürokratischen Notwendigkeiten. Der Kontakt zu anderen
Krebs.                                                                         Betroffenen gibt Hoffnung und neue Ideen. Zusammen können wir
                                                                               viel mehr erreichen für jeden Einzelnen.
                                           Kontakt:
Marion Astner
                                                                               Christine Wehling, Leiterin der SHG Lebertransplantierte
                                                                               Photo by Shane Rouncea on unsplash
                                        m.astner@frauenselbsthilfe.de

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