EINBLICKE 2019 / 2020 - caritas-speyer.de
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INHALT 1 Hundert Jahre Caritasverband für die Diözese Speyer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Die Feier unseres Jubiläums – Stark von Corona geprägt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 100 Jahre – 100 Gesichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2 Jahreskampagne 2019 – Sozial braucht digital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Online-Beratung der Caritas-Zentren während Corona . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Ehrenamtliche vernetzen sich online . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Projekt New Work Women . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3 Jahreskampagne 2020 – Sei gut, Mensch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Die Caritas-Kampagne plädiert für Solidarität und Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Ehrenamtliche geben der Kampagne ein Gesicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Gesichter der Kampagne: Klaus Böhm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Gesichter der Kampagne: Ulrike Ebert-Wenski . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4 Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Fachtag der AG CV Rheinland-Pfalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Nardinipreis 2019 – Das Sozialprojekt Bayreuther Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Caritas-Tag der Ehrenamtlichen 2019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Jahrestag des Forums Caritas Ehrenamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Ehrenamt in Zeiten von Corona . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5 Menschen der Caritas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Schwangerschaftsberatung im politischen Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Neue Referentinnen in der Abteilung Soziales . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Projekt Gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Wechsel der Einrichtungsleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 6 youngcaritas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 7 Caritas vor Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Eröffnung des Bildungszentrums für Pflegeberufe in Ludwigshafen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Einweihung des Caritas-Zentrums Pirmasens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Umzug des Caritas-Förderzentrums Edith Stein in Blieskastel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Neueröffnung des Caritas-Altenzentrums St. Nikolaus in Landstuhl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 8 Organisationsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 9 Bilanz 54 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Liebe Leserin, lieber Leser, der amerikanische Schriftsteller Henry Miller soll einmal gesagt haben: Bewohner*innen vor Vereinsamung und Ängsten bewahrt und ihre „Leben ist, was uns zustößt, während wir uns etwas ganz anderes eigenen Familien zuhause geschützt. Wir sind stolz auf die hohe Mo- vorgenommen haben.“ tivation unserer Mitarbeiter*innen, die in dieser anstrengenden Zeit ihr Dieses Zitat beschreibt, was uns zugestoßen ist, während wir uns bestmögliches gegeben haben, um den ihnen anvertrauten Menschen etwas ganz anderes vorgenommen hatten. Wir wollten feiern. Wir gerecht zu werden. Wie sich unsere Arbeit durch die Erfahrungen die- wollten das Jahr 2020 ganz unter das Zeichen unseres 100-jährigen ser Zeit verändern wird, können wir noch nicht absehen. Wir haben Bestehens stellen. Viele Mitarbeiter*innen haben seit 2018 zahlreiche gelernt, dass nicht jede Konferenz, Tagung oder Besprechung Face- Arbeitsstunden und all ihre Kreativität investiert, um die Feste, Tagun- to-Face stattfinden muss. Wir haben uns in einem Tempo digitalisiert gen und Aktionen zu planen, mit denen wir unser Jubiläum begehen und digitale Lösungen gefunden, für die wir unter anderen Umständen wollten. Mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter*innen, mit Kol- sicher lange gebraucht hätten. Gerade auch mit unseren Kund*innen leg*innen aus anderen Diözesen und Diözesanverbänden, mit unse- in der Online-Beratung hat uns das sehr schnell nach vorne gebracht. ren Kund*innen und mit Gästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft Wir sind gespannt auf die kommenden Monate und auf das, was als wollten wir uns austauschen über Vergangenes, aber mehr noch über erhaltenswert aus dieser Zeit bleiben wird. Gegenwärtiges und die Herausforderungen der Zukunft für Kirche und Die Kampagne des Deutschen Caritasverbandes „Sei gut, Mensch!“ Caritas in einer sich rasant verändernden Zeit. wurde entwickelt, als von Corona noch niemand etwas wusste. Den- Dann kam Corona, und die Arbeitsgruppen zur Vorbereitung all der noch passt sie in dieser Zeit genau zu den Herausforderungen der geplanten Ereignisse wichen einem Krisenstab in unserer Zentrale und Gegenwart. Gegenseitige Rücksichtnahme und Solidarität sind un- Krisenstäben draußen in unseren Einrichtungen. Die mit der Corona- erlässlich in einer Zeit, in der Verschwörungstheoretiker und von Hass Pandemie einhergehenden Veränderungen im Alltag unserer Einrich- und Hetze getriebene Teile unserer Gesellschaft sich aus dem demo- tungen sind einschneidend. Erfreulich für uns ist in dieser Zeit – und kratischen Konsens verabschiedet haben. Es ist notwendiger denn bis zur redaktionellen Fertigstellung dieses Berichtes – vor allem aber je, dass die „Guten Menschen“ nicht aufhören, sich für ihre Nächsten eins: In all unseren Einrichtungen hatten wir keinen einzigen Todes- einzusetzen und für eine demokratische und offene Gesellschaft zu fall und keine schwerwiegenden Erkrankungen durch Corona zu be- kämpfen. Wir sind uns sicher: auch in den kommenden 100 Jahren klagen. Während in vielen Pflegeheimen deutschlandweit Angehörige wird die Hinwendung der Caritas zum Nächsten von Nöten sein. der Hochrisikogruppen an dem Virus verstorben sind, blieben unsere Wir danken allen in unseren Pfarreien und Gemeinden, in den Kom- Alten- und Förderzentren bisher davon verschont. Das erfüllt uns mit munen und den Landesbehörden, die unsere Arbeit unterstützen. Wir großer Dankbarkeit, auch unseren Mitarbeiter*innen gegenüber, die in danken allen unseren Kooperationspartnern, unseren hauptamtlichen der Phase strenger Kontaktbeschränkungen unter großen Belastun- Mitarbeiter*innen und den zahlreichen Ehrenamtlichen, ohne die wir gen enormes geleistet haben: Hygienevorschriften eingehalten, die unsere Arbeit nicht leisten könnten. Karl-Ludwig Hundemer, Vinzenz du Bellier, Caritasvorsitzender Caritasdirektor
Menschen helfen, Gesellschaft gestalten CARITAS sozial • verlässlich • innovativ Unter diesem Leitwort feiert der Caritasver- die er dem Caritasverband ins Stammbuch band für die Diözese Speyer sein hundert- schrieb. Dabei bedeutete Organisieren die jähriges Bestehen. 100 Jahre voller gesell- Bündelung der unterschiedlichen Hilfean- schaftlicher Umwälzungen. Globalisierung, gebote unter dem Dach der Katholischen Digitalisierung und Klimawandel, das sind Kirche und das Schaffen von Hilfenetzen. Themen, die uns heute beschäftigen, vor Das Studieren stand für fachliche Kompe- hundert Jahren aber überhaupt nicht be- tenz und Professionalität, das Publizieren kannt waren. Wobei es sich auch damals für die Schaffung eines Caritas-Bewusst- um eine Umbruchzeit handelte: die nega- seins, durch Veröffentlichungen, Zeitschrif- tiven sozialen Folgen der industriellen Re- ten und Flugblätter. Nur zögerlich folgten volution paarten sich mit dem wirtschaft- die meisten Bischöfe Werthmanns Idee. Im lichen Elend nach dem Ersten Weltkrieg. Bistum Speyer gelang „die Sammlung aller Im ausgehenden 19. Jahrhundert waren auf dem Gebiete der Caritas tätigen Kräfte auf dem Hintergrund der sozialen Frage und die gemeinsame Förderung aller karita- die Sozialbewegungen in Deutschland ent- tiven Bestrebungen“ (so steht es im Grün- standen. In der katholischen Kirche hat- dungsprotokoll) nach dem ersten Weltkrieg ten sich Sozialorden gebildet. Im Bistum und mündete hier in die Gründung des Speyer stehen dafür Namen wie Paul Josef Caritasverbandes für die Diözese Speyer Nardini, Jakob Friedrich Busserau, Jakob am 28. Dezember 1920. Zu den von Wer- Reeb, Karolina Burger und auch Bischof thmann angestrebten Inhalten wurde in der Nikolaus-von-Weis. ersten Satzung noch das Thema der Inte- Bereits 1897 wollte Prälat Lorenz Werth ressensvertretung ausdrücklich hinzuge- mann diese unterschiedlichen caritativen fügt: „Zweck des Verbandes ist, alle gesun- Bewegungen organisatorisch zusammen- den Bestrebungen der christlichen Caritas führen. Mit der Gründung des Caritasver- zu unterstützen und deren Interessen bei bandes für das katholische Deutschland den öffentlich-rechtlichen Organen sowie wollte er eine angemessene Antwort ge- den nichtkatholischen und paritätischen ben auf die sozialen Nöte und das Elend Verbänden zu vertreten.“ seiner Zeit. „Organisieren, Studieren, Publi- Bei der raschen Industrialisierung seit zieren“ waren die drei zentralen Aufgaben, der Mitte des 19. Jahrhunderts lag der 100 Jahre Caritasverband für die Diözese Speyer 5 zurück
Schwerpunkt zunächst insbesondere auf Relevanz. Das Thema Vernetzung inner- Großteil aus Mitteln der Kirchensteuer fi- der Gründung von Kindergärten sowie in verbandlich, innerkirchlich aber auch in die nanziert werden, eine neue Gewichtung. der Kranken- und Armenpflege. Gesellschaft hinein, wird immer wichtiger. Gleiches gilt für die spitzenverbandlichen Der Diözesancaritasverband war in all den Heute ist der Caritasverband für die Diö- Aufgaben für alle caritativen Dienste in den Jahren immer wieder gefordert und musste zese Speyer ein modernes Unternehmen Pfarreien und Organisationen. Diese um- sich den unterschiedlichen gesellschaft- mit acht regionalen Beratungszentren und fassen die Vertretung in den gesellschaft- lichen Anforderungen stellen und seine 35 Einrichtungen der Altenpflege, der Be- lichen und politischen Organen, die Mit- Angebote anpassen. Die Krisenzeiten der hinderten- und Jugendhilfe, für psychisch wirkung in den kirchlichen Gremien und Naziherrschaft, des 2. Weltkrieges und des Kranke und für Menschen ohne Wohn- im Deutschen Caritasverband sowie die Wiederaufbaus danach, waren ebenso zu sitz. Hier leisten mehr als 3.400 Mitarbei- Zusammenarbeit mit den anderen Wohl- bewältigen, wie die Zeit nach dem Fall des terinnen und Mitarbeiter ihren caritativen fahrtsverbänden. Hier versteht sich der Eisernen Vorhangs oder auch die weltweite Dienst und wissen sich dabei dem sozia- Caritasverband als verlässlicher Partner in Flüchtlingskrise unserer Tage. len Auftrag christlicher Nächstenliebe ver- der Gestaltung einer sozialen Gesellschaft. So haben sich im Laufe der 100 Jahre die pflichtet. Akzente der Caritasarbeit stets den Erfor- Caritas heute: dernissen der Zeit angepasst. Heute sieht Caritas heute: eine innovative Hilfsorganisation sich der Caritasverband als Solidaritäts- ein verlässlicher Partner stifter, als Dienstleister und als Anwalt für Die neue Sozialgesetzgebung der letzten Menschen in Not und am Rande der Ge- Die Vorgaben heutiger Sozialgesetzge- Jahre verfolgt in allen Bereichen der Ge- sellschaft. bung und die Erkenntnisse moderner sundheit, der Pflege, der Betreuung und Organisationsentwicklung führten in den der Erziehung den Grundsatz „ambulant Caritas heute: letzten zehn Jahren zu einer grundlegend vor stationär“. Darauf hat der Caritasver- ein sozialer Dienstleister neuen Aufbaustruktur. Dazu gehörte zu- band umgehend reagiert: Mit der Dezent- nächst die Trennung von operativer Ver- ralisierung der großen Komplexeinrichtun- Wo in den Gründungsjahren die Fürsorge, bandsführung und unabhängiger Aufsicht: gen der Behindertenhilfe in überschaubare die Stillung von Hunger und akuter Not im Ein hauptamtlicher Vorstand, ernannt Wohneinheiten; mit der Gründung eines Vordergrund standen, hat sich die Arbeit vom Bischof als „oberster Caritäter“, führt Dienstes zur ambulanten Versorgung psy- der Caritas über die Hilfe zur Selbsthilfe die Geschäfte; ein Caritasrat mit unab- chisch Kranker (IVITA), mit der Errichtung hin gewandelt zur Arbeit mit den im wei- hängigen Vertretern aus der Wirtschaft, der Caritas Dienste Mobil (CDM) für häus- testen Sinn leidenden Menschen, deren der Politik und der Verbände fungiert als liche Pflege und der Beteiligung am AHPZ Interessen und Bedürfnissen. „Was willst Aufsichtsorgan. Da die sozial-caritativen Neustadt, das die häusliche Hospizbeglei- du, dass ich dir tue?“ Die Frage Jesu an Einrichtungen heute mehr denn je den tung mit der ambulanten spezialisierten den blinden Bartimäus wird dabei zur ökonomischen Gesetzmäßigkeiten der Palliativversorgung zusammenführt. Richtschnur (Mk 10,51). Nicht mehr die Sozialwirtschaft unterliegen, wurden diese Das Projekt „youngcaritas“ wurde ins reine Betreuung benachteiligter Menschen in einer GmbH als Caritas Betriebsträger- Leben gerufen, um junge Menschen für steht im Vordergrund, sondern die selbst- gesellschaft (CBS) zusammengeführt. soziales Engagement zu sensibilisieren. bestimmte Teilhabe am Leben in einer ge- Als Kernaufgabe des Caritasverbandes Mehrere 1000 Schülerinnen und Schüler rechten Gesellschaft ist nunmehr Zielset- als eingetragener Verein erhielten die Be- haben sich seither an sozialen Projekten, zung der Arbeit. Der Sozialraum und seine ratungsdienste der Caritas-Zentren in den insbesondere auch in der Flüchtlingshilfe, Ressourcen sind dabei von besonderer Dekanaten des Bistums, die zu einem eingebracht. 6 100 Jahre Caritasverband für die Diözese Speyer zurück
Zentrale des Caritasverbandes für die Diözese Speyer Gleichzeitig verändert sich unsere Gesell- hen und die aktuelle Sozialpolitik in unse- sidiarität bedeutet: Die gesellschaftlichen schaft rasant unter dem Einfluss der Di- rem Land nutzen. Es besteht die Tendenz, Gruppen werden als soziale Mitgestalter gitalisierung sämtlicher Lebensbereiche. dass der Staat immer mehr Aufgaben an der Gesellschaft ernst genommen und Schon 2002 wurde der Caritasverband sich zieht und die Leistungserbringer im- in ihrem Engagement ermutigt und ge- mit dem „innovatio“-Preis für soziale In- mer mehr bevormundet. Das aber steht fördert. Der Staat wird nur dort tätig, wo novation ausgezeichnet, als er als erster die Kräfte, die aus der Gesellschaft selbst Anbieter in Deutschland die Beratung von erwachsen, zur Lösung sozialer Probleme Schwangeren im online-chat ermöglichte. nicht ausreichen. Das Prinzip der Subsi- Heute ist er mit seiner „digital roadmap“ führend unter den Caritasverbänden, „Der Weg der Kirche diarität ist ein wesentlicher Baustein der katholischen Soziallehre. Und unser Land die die digitale Transformation auch für soziale Dienstleitungen, zusammen mit ist der Mensch“ ist in all den Jahrzehnten gut damit gefah- ren, die Gestaltungskraft der gesellschaft- Forschungseinrichtungen und Start-up- (Papst Johannes Paul II.) lichen Gruppen einzubinden. Eine inno- Unternehmen, entwickeln. vative und proaktive Sozialpolitik entsteht Neben dem technisch sinnvollen Fort- nicht durch staatliches Einheitsdenken, schritt liegt dabei unser Augenmerk stets im Widerspruch zu unserem Grundge- sondern aus dem lebendigen Zusam- darauf, dass die menschliche Zuwendung setz, das – nach den Erfahrungen des menspiel der freien Initiativen. Dazu wird immer Mittelpunkt unseres Tuns bleibt. Nationalsozialismus – dem staatlichen unser Caritasverband durch seine und mit Als größter Wohlfahrtsverband der Pfalz Wirken bewusst Grenzen gesetzt hat und seinen Mitarbeiter*innen – so Gott will – wollen wir das Jubiläum auch für einen das Prinzip der Subsidiarität zur Grund- auch die nächsten 100 Jahre seinen Bei- kritischen Blick auf das soziale Gesche- lage der Sozialpolitik gemacht hat. Sub- trag leisten. 100 Jahre Caritasverband für die Diözese Speyer 7 zurück
Die Feier unseres Jubiläums Stark von Corona geprägt Der Caritasverband für die Diözese Speyer sind in die Planungen der Mitarbeiterfes- feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburts- te geflossen. Letztendlich konnte nichts tag – und zwar am 28. Dezember 2020. Zu davon stattfinden. Auch die Bundesfach- diesem Anlass hatten wir vieles geplant, konferenz der Referenten*innen für Öf- allerdings musste das meiste Corona-be- fentlichkeitsarbeit, deren Gastgeber der dingt ausfallen. Gerade noch kurz vor dem Caritasverband Speyer im Juni gewe- Shutdown konnten wir den Fachtag der sen wäre, fand nur online statt. Ein Fest Arbeitsgemeinschaft der Caritasverbände für die ehemaligen Mitarbeiter*innen fiel Rheinland-Pfalz am 4. März veranstalten ebenso aus. Abgesagt werden mussten (Bericht auf Seite 20). Alles, was danach leider auch der Pastoraltag zum Thema hätte folgen sollen, konnte nicht mehr Sozialraumorientierung mit den Kol- stattfinden. Insbesondere wollten wir mit leg*innen des Bischöflichen Ordinariates, unseren 3400 Mitarbeiter*innen und de- und der Caritas-Tag der Ehrenamtlichen, ren Angehörigen mit sechs verschiedenen zum dem üblicherweise bis zu 600 Gäste Veranstaltungsformaten im Mai und Juni kommen. Geburtstag feiern. Pontifikalamt im Dom mit Geplant waren: dem Präsidenten des Deut- Eine Familienwanderung schen Caritasverbandes Zwei große Konzert-Events Ein Familien- und Spielfest Die zentrale Feier zum Caritas-Sonn- Ein chilliger Abend am Rhein tag mit dem Präsidenten des Deutschen Eine „Flammenkreuzfahrt“ Caritasverbandes, Prälat Dr. Peter Neher, auf dem Rhein mit einem Pontifikalamt mit unserem Bi- schof Dr. Karl-Heinz Wiesemann im Dom Für jedes Event gab es ein Vorberei- zu Speyer am 20. September konnte al- tungsteam, und viele Stunden Arbeitszeit lerdings zu unserer großen Freude statt- 8 100 Jahre Caritasverband für die Diözese Speyer zurück
finden. Zwar nicht in dem ursprünglich stadter Caritas-Zentrum feiert zusätzlich geplanten Rahmen mit anschließendem sein 75-jähriges Bestehen mit einem Fest Festakt im Historischen Ratssaal im Spey- im November. erer Rathaus, aber dennoch mit begrenz- ter Gästezahl und Grußworten aus Kirche Brot und Rosen und ein kleines Spielzeug und Politik. Der Gottesdienst konnte per wird auch das Caritas-Zentrum Pirma- Streaming auch online verfolgt werden, da sens anlässlich des Elisabethentags ver- die Zahl der Plätze auf 160 begrenzt wer- schenken. den musste. „100 Präsente für 100 Jahre“ – das plant Elisabethentag im Jubiläums- das Caritas-Zentrum Landau für seine jahr des Caritasverbandes Kund*innen. Zudem werden am Elisabe- Speyer thentag die Fenster des Caritas-Zentrums in der Innenstadt in der Königstraße 39/41 Zum Elisabethentag war ursprünglich ge- mit Fensterbildern geschmückt. In der Tra- plant, die Kund*innen unserer acht Ca- dition der Heiligen Elisabeth steht darüber ritas-Zentren und die Bewohner*innen hinaus die Einladung zum Essen für woh- unserer stationären Alten-, Behinderten- nungslose Menschen am 19. November. und Jugendhilfeeinrichtungen zu einem Festessen einzuladen. Insbesondere Dass der 19. November ein ganz beson- in den Caritas-Zentren sollten Vertreter derer Tag für die Caritas ist, will auch das der Lokalpolitik und der Kirchen vor Ort Caritas-Zentrum Germersheim seinen mit unseren Kund*innen feiern und das Kund*innen vermitteln. Das Mitarbeiter*in- Festessen mitgestalten. In unseren sta- nen-Team wird den Flur entsprechend des tionären Einrichtungen wird das Fest zur 100-jährigen Bestehens des Caritasver- Heiligen Elisabeth nun unter anderen Vor- bandes Speyer dekorieren. Die Kund*in- zeichen dennoch mit einem festlichen Es- nen, die an dem Tag zur Beratung kom- sen gefeiert. Die Caritas-Zentren haben men, erhalten ein Giveaway: eine Rose und sich für ihre Kund*innen kreative Alterna- dazu zum Mitnehmen die Geschichte der tiven des gemeinsamen Feierns einfallen Heiligen Elisabeth. lassen: Als Patronin der Caritas kommt der heiligen Elisabeth im Jubiläumsjahr In den Fußgängerzonen von Homburg eine besondere Bedeutung zu. Anlässlich Die heilige Elisabeth und St. Ingbert wird das Caritas-Zentrum ihres offiziellen Gedenktags am 19. No- Saarpfalz am 19. November mit einem vember werden ihr zu Ehren Geschenke Geplant hat dies das Caritas-Zentrum Stand vertreten sein. Die Mitarbeiter*innen an die Kund*innen der Caritas-Zentren Neustadt, das seine Kunden am Elisabe- werden selbstgebackene Rosenplätzchen, verteilt. Diese Gaben sollen das Anden- thentag mit Brot und Rosen beschenkt. Rosen und einen erläuternden Text über ken von Elisabeth in Ehren halten und Auch Kund*innen der Tafel und der Ta- die Heilige Elisabeth an Passanten vertei- werden deshalb aus Brot und Rosen be- gesbegegnungsstätte Lichtblick erhalten len. Auch die Kund*innen im Caritas-Zen- stehen. Brot- und Rosengeschenke. Das Neu- trum können sich über diese Geschenke 100 Jahre Caritasverband für die Diözese Speyer 9 zurück
freuen. An diesem Tag werden zudem die Männer des Kochclubs St. Michael ein ty- pisch saarländisches Gericht – „G‘fillde mit Die Legende vom Rosenwunder Sauerkraut und Specksoße“ – in der Be- gegnungsstätte in St. Ingbert als Essen zum Mitnehmen ausgeben. In der Speyerer Fußgängerzone wird sich das Caritas-Zentrum Speyer präsentie- der Hl. Elisabeth ren und Brot und Rosen verteilen. Als Landgräfin von Thüringen hat Elisabeth (1207 bis 1231) das Kloster in Eisenach Eine besondere Aktion hat sich das Cari- unterstützt, Armenviertel besucht und sich um Bedürftige gekümmert. In Verbin- tas-Zentrum Ludwigshafen einfallen las- dung mit ihren Wohltaten, die sie gegen den Willen ihrer Familie durchsetzte, sollen sen. Die Mitarbeiter*innen möchten Pakete sich wundersame Ereignisse zugetragen haben. Als Elisabeth mit einem mit Brot mit den wichtigsten Zutaten für ein Rezept gefüllten Korb von der Burg herabstieg, wurde sie von ihrem Ehemann zur Rede für einen Single oder für zwei Personen gestellt. Die Legende berichtet, dass er sie gefragt habe: „Was trägst du da?“ und zusammenstellen und an ihre Kund*innen habe dabei den Korb aufgedeckt, aber nichts als Rosen gesehen. Daher wird Eli- verschenken. sabeth von Thüringen oftmals mit einem Korb Brot oder auch mit einem Rosenkorb oder Rosen in der Schürze dargestellt. Einen gemeinsamen Gottesdienst in der Katholischen Kirche neben dem Caritas- Bereits vier Jahre nach ihrem Tod, 1235, wurde sie heiliggesprochen. Seit dem frü- Altenzentrum St. Hedwig will das Caritas- hen 19. Jahrhundert erlebte Elisabeths Verehrung neuen Aufschwung mit romanti- Zentrum Kaiserslautern mit dem Kaisers- scher Verklärung ihres Tuns und der von ihr gewirkten Wunder. Besonders das Ro- lauterer Dekan feiern. Entsprechend der senwunder fand nun weithin Beachtung. Früher wurden nach altem Brauch an ihrem Bestimmungen zum Schutz vor Corona Gedenktag, dem 19.November milde Gaben und Geschenke an Bedürftige verteilt. wird die Zahl der Gottesdienstbesucher Mancherorts werden auch traditionelle „Elisabethbrote“ in Erinnerung an das Rosen- festgelegt. Die Bewohner von St. Hedwig wunder der heiligen Elisabeth gebacken. werden den Gottesdienst über ihren Fern- seher verfolgen können. Darüber hinaus Im deutschen Sprachgebiet ist der 19. November Elisabeths Gedenktag. Das war verteilen Mitarbeiter*innen des Caritas- der Tag ihrer Beisetzung. In anderen Ländern ist ihr Todestag der katholische Ge- Zentrums Brote, die von einem Einkaufs- denktag: der 17. November. Sie ist Patronin von Thüringen und Hessen, der Witwen markt in Kaiserslautern gebacken werden, und Waisen, Bettler, Kranken, unschuldig Verfolgten und Notleidenden, der Bäcker, an die Bewohner*innen in St. Hedwig. Mit Sozialarbeiter und Spitzenklöpplerinnen, des Deutschen Ordens, des Bistums Erfurt dem Brot zusammen wird auch eine Infor- und zweite Patronin des Bistums Fulda und der Caritas-Vereinigungen und somit ist mation verbunden sein, was die Caritas mit sie auch die Schutzheilige für den Caritasverband für die Diözese Speyer. der Heiligen Elisabeth zu tun hat und was die Legende über sie schreibt. 10 100 Jahre Caritasverband für die Diözese Speyer zurück
Jahre 100 Gesichter 100 Zu einem Jubiläum werden oft Festschriften erstellt. Wir haben uns lange überlegt, wel- che Publikation wir zu unserem Geburtstag herausgeben wollten. Wir wollten keine Chro- nik erstellen, die zwar die Historie des Ver- bandes beleuchtet hätte, deren Lesequote aber sicher sehr gering gewesen wäre und in der unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter ebenso wenig zu Wort gekommen wären, wie unsere Kundinnen und Kunden. So ha- ben wir uns für diese Variante entschieden: Ein Buch wie ein Familienalbum: „100 Jahre – 100 Gesichter“. Wir sind, zusammen mit dem Fotografen Klaus Landry, ein halbes Jahr lang in unsere Einrichtungen gefahren und haben uns von unseren ehrenamtlich Engagier- ten, unseren Mitarbeiter*innen und unseren Kund*innen erzählen lassen, was Caritas für sie bedeutet. Wir haben beeindruckende Menschen kennengelernt und begeisterte „Caritäter“ getroffen. So ist es ein wirklich ge- lungenes und kurzweiliges Buch geworden, auf das wir sehr stolz sind. 100 Jahre Caritasverband für die Diözese Speyer 11 zurück
2 JAHRESKAMPAGNE 2019 SOZIAL BRAUCHT 12 Jahreskampagne 2019 DIGITAL zurück
Plakat- und Anzeigenmotive der Kampagne 2019 Online-Beratung der Caritas-Zentren während Corona Während 2019 der Kampagnenclaim „so- positive Bilanz. Die Kunden hatten während Öffnung der Zentren Ende Juni – auch wie- zial braucht digital“ noch eher eine Forderung des Wegfalls der Face-to-Face-Beratung die der Face-to-Face-Beratung wahrnehmen“, war, die die Digitalisierung in der Sozialwirt- Möglichkeit, telefonisch oder über die Online- so Assmann. Seit der Wiedereröffnung der schaft in die Zukunft projizierte, sorgte der Beratung in Kontakt mit den Berater*innen Zentren zeichne sich ab, dass die Kund*in- Corona-bedingte Shut-Down im März 2020 aus allen Fachbereichen zu kommen. Ange- nen gern die verschiedenen Kontaktmöglich- dafür, dass sich auch soziale Einrichtungen fangen von der Allgemeinen Sozialberatung keiten im Wechsel nutzen möchten. Für den und Dienste über Nacht und aus der Not ge- über Schwangerschaftsberatung bis hin zur Caritasverband Speyer ein deutliches Signal, boren ganz schnell mit digitalen Lösungen Sucht- und Schuldnerberatung. Das Ange- das Online-Beratungsangebot zu stärken. auseinandersetzen mussten. Vor allem in den bot bietet auch außerhalb von Corona-Zeiten Bundesweit gab es durchschnittlich 60 Pro- acht Caritas-Zentren des Caritasverbandes Menschen, die im ländlichen Raum leben und zent mehr Neuregistrierungen von Hilfesu- für die Diözese Speyer bedeutete Corona nicht mobil sind, oder wenn keine Betreuung chenden pro Tag, das sind etwa 30.000 neue eine Umstellung von persönlicher Beratung der Kinder gegeben ist, die Möglichkeit, sich Kontakte in 2020. Im Mai verzeichnete die zu telefonischer und Online-Beratung. Ins- online beraten zu lassen. „Die Ratsuchenden Online-Beratung bundesweit mit rund 21.350 besondere dieses Angebot, das erst 2019 bekommen beim Erstkontakt innerhalb von Anfragen mehr als doppelt so viele wie im vom Deutschen Caritasverband mit einem 48 Stunden eine Antwort von unseren Fach- Vergleich zu den Vormonaten in diesem Jahr. neuen technischen System ausgestattet leuten. Das sind unsere Mitarbeiter*innen der Seit Mitte März sind etwa über 1000 neue wurde, kam in den vergangenen Monaten Caritas-Zentren, also Sozialarbeiter*innen, Berater*innen hinzugekommen. Aktuell sind verstärkt zum Einsatz. „Die Online-Beratung Psycholog*innen und Sozialpädagog*in- bundesweit fast 4000 Beraterinnen und Be- und die telefonische Beratung wurden sehr nen“, erklärt Assmann. „Dabei können die rater für die Caritas tätig. In 1383 Online-Be- gut von unseren Kund*innen angenommen“, Menschen, die bei uns Hilfe suchen, einen ratungsstellen bundesweit bietet die Caritas zieht Barbara Aßmann, Leiterin der Abteilung selbstbestimmten und fließenden Wechsel in 20 Beratungsbereichen Online-Hilfen für Soziales beim Caritasverband Speyer, eine zwischen Mail, Chat, Telefon und – seit der Menschen in Not, z.B: Jahreskampagne 2019 13 zurück
Allgemeine Sozialberatung Leben mit Beeinträchtigung, Behinderun- WIE VIEL DIGITAL DIGITAL-PRO ODER AUCH OHNE SMARTPHONE FROH? BRAUCHT SOZIAL? gen und psychische Erkrankungen Beratung für Eltern und Familien, für Kin- der und Jugendliche Kurberatung für Mütter und Väter Übergang von Schule zu Beruf Angehörige von Straffälligen Hospiz, Palliativ und Trauer umfrage.sozialbrauchtdigital.de umfrage.sozialbrauchtdigital.de Beratung im Falle von HIV und AIDS Migrationsberatung WAS DENKEN SIE ÜBER Suchtberatung und Sucht-Selbsthilfe DIE DIGITALISIERUNG DER ARBEITSWELT? Schuldnerberatung und Schuldnerbera- tung speziell für junge Leute Schwangerschaftsberatung Rechtliche Betreuung Leben im Alter PFLEGEHELD ODER DIGITAL ABGESTELLT? U25 Suizidprävention und Krisenbera- umfrage.sozialbrauchtdigital.de umfrage.sozialbrauchtdigital.de tung für junge Menschen unter 26 Jahre Postkartenmotive der Kampagne 2019 Ehrenamtliche vernetzen sich online Während des Lockdowns waren auch die nischen Kontakt. „Wir sind froh, wenn es mit So haben die Bewohner im Caritas-Altenzen- ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen auf der Su- unserer Arbeit wieder losgeht. Wir versuchen, trum Stiftung Bürgerhospital in Deidesheim che nach Möglichkeiten, digital miteinander in die Zeit zu überbrücken“, berichtete Ruth Voll- gelernt, über Skype zu telefonieren, freute Kontakt zu kommen. „Die ehrenamtlichen Mit- mer im Juni. Um eine Verbindung zwischen sich Einrichtungsleiterin Verena Renner. Dass arbeiter*innen vernetzten sich übers Telefon, Bewohner*innen in Altenheimen und ihren An- digitale Medien in Zeiten von Corona häufiger aber vor allem über Handy und whatsapp“, gehörigen herzustellen, als die Einrichtungen genutzt werden und auch eine breitere Ak- berichtet Christiane Arendt-Stein, Referentin wegen Corona geschlossen und Besuche nur zeptanz finden – auch bei älteren Menschen für Gemeindecaritas des Caritasverbandes. eingeschränkt möglich waren, war das Tele- – hat der IT- und Digitalverband Bitkom bei ei- „Das Internet war wichtig, um sich miteinan- fon umso wichtiger. Aber auch Skype, das Te- ner Umfrage im Vorfeld des ersten Deutschen der zu verbinden und auszutauschen“, hat sie lefonieren per Video übers Internet, wurde ge- Digitaltags am 19. Juni herausgefunden. Die im Gespräch mit Ehrenamtlichen festgestellt. nutzt, denn das Video ermöglichte, dass sich Studie stellte fest, dass die Corona-Krise bei Dass das durchaus hilfreich sein kann, bestä- die Bewohner*innen und ihre Angehörigen vielen Menschen das Verhältnis zur Digitali- tigt Ruth Vollmer, Ehrenamtskoordinatorin im beim Telefonieren sehen konnten. Tatsäch- sierung verändert hat. Jeder Dritte (32 Pro- Caritas-Altenzentrum Heilig Geist. Sie hält mit lich konnten diese Möglichekeiten auch ältere zent) stehe der Digitalisierung seither offener ihren ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen telefo- Menschen anwenden, wie ein Beispiel zeigt: gegenüber. 14 Jahreskampagne 2019 zurück
Projekt New Work Women Der Caritasverband für die Diözese Speyer es nur halb so viele Frauen wie Männer. Das ist im April 2020 in das Projekt „New Work sind – branchenübergreifend betrachtet – Women“ eingestiegen. Das Projekt hat zum gute Zahlen, jedoch geben wir uns damit Ziel, Mitarbeiterinnen des Caritasverbandes nicht zufrieden. Hinzu kommt, dass sich und seiner Tochterfirmen CBS Caritas Be- Berufsbilder vor dem Hintergrund der Di- triebsträgergesellschaft Speyer und CDM gitalisierung und immer kürzer werdenden Caritas Dienste Mobil zu fördern und die Innovationszyklen verändern. Die Welt wird Chancen von Frauen auf eine Führungs- immer flüchtiger, unsicherer, komplexer und position zu verbessern. Der Caritasverband mehrdeutiger. Um damit klarzukommen, erhält für dieses Projekt Fördergelder aus braucht man geistiges Handwerkszeug, dem Programm rückenwind+ des Euro- das man in den Ausbildungen und Studien- päischen Sozialfonds ESF. Der ESF fördert gängen der Sozialberufe nicht kennenlernt. mit diesem Programm „innovative Ideen zur Diese Probleme adressieren das Programm integrierten und nachhaltigen Personal- und rückenwind+ und das Caritas-Projekt „New Organisationsentwicklung“. Bundesweit Work Women“. In den kommenden drei Jah- werden derzeit 121 Projekte mit insgesamt ren sollen 150 Frauen gefördert und dadurch 53,5 Millionen Euro aus dem ESF und aus ihre Chancen auf eine Führungsposition ver- Bundesmitteln gefördert. Ziel der Förderung bessert werden. Inhaltlich geht es dabei um ist „die Verbesserung der Anpassungs- und Projekt- und Prozessmanagement, stra- Beschäftigungsfähigkeit von Beschäftigten tegische Unternehmensführung, den digi- in der Sozialwirtschaft“. In der Caritas arbei- talen Wandel, Innovation, Moderation und ten überwiegend Frauen, doch je weiter es Kreativitätstechniken. Mitmachen kann – in auf der Karriereleiter nach oben geht, desto Rücksprache mit der oder dem Vorgesetz- schlechter sind ihre Chancen auf eine Lei- ten – jede Mitarbeiterin. Es können einzelne tungsfunktion. Auf der Ebene von Gruppen- Schulungen besucht werden oder ganze und Bereichsleitung liegt das Verhältnis noch Schulungsreihen, gerade so, wie es in den bei drei Frauen in Führung pro ein Mann in persönlichen Zeitplan passt. Angestrebt ist Führung. Auf der Ebene der Einrichtungs- in den Schulungen eine Quote von 8o Pro- leitungen sind es noch gleich viele Frauen zent Frauenanteil, denn es sollen auch Män- wie Männer. Und im Top-Management gibt ner die Chance haben, sich fortzubilden. Das Projekt „New Work Women“ wird im Rahmen von rückenwind+ durch das Bundes- ministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Jahreskampagne 2019 15 zurück
3 JAHRESKAMPAGNE 2020 16 Jahreskampagne 2020 zurück
Plakat- und Anzeigenmotive der Kampagne 2020 Die Caritas-Kampagne plädiert für Solidarität und Verantwortung Viele Menschen sind bereit, anderen Gu- ‚Gutbürger‘ oder ‚Gutmenschentum‘ „Die Verwendung dieses Ausdrucks ver- tes zu tun. Sie übernehmen Verantwor- werden Toleranz und Hilfsbereitschaft hindert somit einen demokratischen Aus- tung für den Nächsten und die Gemein- pauschal als naiv, dumm oder als welt- tausch von Sachargumenten.“ schaft, setzen sich für sie ein und helfen, fremdes Helfersyndrom diffamiert.“ Die Genau hier setzt die bundesweite Kampa- wo Unterstützung gebraucht wird. Statt Jury machte in diesem Zusammenhang gne vom Deutschen Caritasverband an. Anerkennung erfahren nicht wenige von auch deutlich, dass nicht mehr nur im Mit der Aufforderung „Sei gut, Mensch“ ihnen jedoch eine Verunglimpfung als so rechtspopulistischen Lager der Ausdruck lädt die Kampagne ein, aktiv zu werden. genannte „Gutmenschen“. Deshalb hat- verwendet wurde, um ihre ausländerfeind- Das heißt, Menschen beizustehen, ganz te auch 2015 eine Jury aus Sprachwis- lichen Aussagen zu unterstreichen. Leider konkret und auch, sich politisch auseinan- senschaftlern und Journalisten das Wort würden auch Journalisten in Leitmedien derzusetzen und Stellung zu beziehen. „Gutmensch“ zum Unwort des Jahres „Gutmensch“ verwenden. Die Jury bezog gekürt: „Mit dem Vorwurf ‚Gutmensch‘, seinerzeit eindeutig Stellung und betonte: Ehrenamtliche geben der Kampagne ein Gesicht Die Kampagne macht deutlich, dass wir ersten Mal seit der Entwicklung der Kam- fenbacher Klaus Böhm. Der 53-Jährige ist alle in der Verantwortung stehen für ein pagnen, hatte sich der Deutsche Caritas- ein „Wunscherfüller“. Er ist Fahrer in einem gelingendes Miteinander. Jede und jeder verband entschieden, für die Gutmensch- Busunternehmen und organisiert und be- kann etwas tun – und jede und jeder muss Kampagnenmotive keine Models, sondern gleitet in seiner Freizeit Aktionen für das etwas tun. Deshalb hat der Deutsche Cari- „echte Menschen“ der Caritas abzubilden Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und tasverband für diese Kampagne auch ganz und schrieb ein Bewerbungsverfahren Paulus in Landau. So hat er interessierte verschiedene Menschen ausgewählt, die aus. Die Verbände sollten haupt- und eh- Bewohnerinnen und Bewohner des För- jeder auf seine Weise, ihren entscheiden- renamtliche „Gutmenschen“ als Gesichter derzentrums an eine Trommelgruppe ver- den Teil zum Gemeinwesen beitragen. Zum der Kampagne vorschlagen. Wie den Of- mittelt und begleitet sie dorthin. Jahreskampagne 2020 17 zurück
GESICHTER DER KAMPAGNE „Wunscherfüller“ aus Offenbach an der Queich: Klaus Böhm Dass er für die Caritas-Kampagne aus- Saarbrücken. Sein Vater arbeitete als Bus- gewählt wurde, hatte er nicht erwartet. fahrer und habe ihn zu Ausflügen mitge- „Ich mache meine Sachen sonst eher im nommen. Da habe er bereits mit elf Jahren Hintergrund, ohne Aufsehen.“ Vorgeschla- geholfen, zum Beispiel Rollstuhlfahrer zu gen hatte ihn Alexander Hahn, Leiter des schieben. Mit 13 Jahren habe er in einer Projekts „LiLi – Leben in Landau inklusiv“. Küche mitgearbeitet, in der an Heilig Abend „Klaus Böhm ist für uns ein wahrer Segen“, für Obdachlose, Menschen mit Behinde- sagt Hahn. Böhm sei in besonderer Weise rungen und weitere Bedürftige ein Weih- jemand, der Menschen mit Behinderungen nachtsessen kochte. Und von da an habe unterstütze, helfe und Wünsche erfülle. „Es er sich regelmäßig engagiert. Immer wieder gibt bei LiLi ein Buch der Wünsche, wo Be- schafft er es, Menschen mit und ohne Be- wohner eintragen können, was sie gerne hinderungen zusammenzubringen, orga- mal machen würden“, erklärt Böhm. So nisiert Ausflüge und Freizeiten und macht fand er einen Eintrag, dass jemand sich damit vielen Menschen eine Freude. Was für die Busse des Fahrdienstes interes- hält Klaus Böhm von der Idee, den Begriff siere, mit denen er täglich fahre. Und weil „Gutmensch“ neu und positiv zu besetzen? Böhm selbst bei diesem Fahrdienst arbei- „Endlich hat jemand gemerkt, dass man da tet, stellte er den Kontakt her und konnte etwas tun muss“, habe er gedacht, als er den Wunsch erfüllen, dass der Bus-Fan von der Caritas-Aktion hörte. Dass das beim Putzen des Busses hilft. Den Kontakt Wort in der öffentlichen Diskussion zuletzt zu Menschen mit Behinderungen bekam eher abwertend genutzt wurde, fand er Böhm schon während seiner Kindheit in schade. 18 Jahreskampagne 2020 zurück
GESICHTER DER KAMPAGNE Geht auf die Straße für gelebte Demokratie: Ulrike Ebert-Wenski „Sich selbst als Gutmensch zu bezeichnen, für das einzustehen, was man tut.“ Neben fällt schwer“, bekennt Ulrike Ebert-Wenski. ihr und Klaus Böhm ist auf den Kampag- Die 55-Jährige meint jedoch: „Aber es darf nenmotiven die Altenpflegerin Franziska nicht sein, dass dieses Wort verunglimpft Riederle zu sehen. Die 24-Jährige setzt sich wird, im rechtspopulistischen Lager als an ihrem Arbeitsplatz im Ernst-Ott-Senio- Kampfparole grassiert und Menschen, die renzentrum in Ichenhausen für mehr Würde sich für andere einsetzen, als naiv und welt- im Alter ein. Zu sehen sind auch Betty und fremd abgestempelt werden.“ Deshalb freut Milad. Betty, die einen Migrationshinter- sie sich, dass die Caritas mit ihrer Kam- grund hat, hatte mit ihrem Mann zusammen pagne dagegen angeht und das Thema beschlossen, einen Flüchtling aus Afgha- aufgreift. Weil sie dazu beitragen will, den nistan aufzunehmen, nämlich Milad. Der missbrauchten Begriff zu drehen und seine 18-jährige Milad wiederum engagiert sich eigentliche Bedeutung zurückzugewinnen. mittlerweile ebenfalls ehrenamtlich, um die Ulrike Ebert-Wenski hat ihren Arbeitsplatz Unterstützung, die er durch Bettys Familie im Caritas-Zentrum Kaiserslautern. Hier ist bekommen hat, an andere weiterzugeben. sie in der Suchtberatung tätig und seit ei- Die Kampagne stellt zudem Surya Gentha nigen Monaten ausgebildete Mentorin für Ahmad, einen lokalen Helfer von Caritas In- gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie de- ternational vor. Er ist im Dezember 2018 ei- monstriert gegen rechts und setzt sich für ner von hunderten Freiwilligen, die sich nach gelebte Demokratie ein. Auch als Organisa- dem Tsunami in der Meeresstraße von Sun- torin der interkulturellen Woche in Kaisers- da melden, um den Opfern der Katastrophe lautern und Geschäftsführerin des „Netz- zu helfen. Wie die Gesichter der Kampagne, werks Migration-Integration“ von Stadt und engagieren sich viele Menschen haupt- und Kreis. Bei allem Engagement – sich selbst ehrenamtlich, nicht nur bei der Caritas. „Sie herauszustellen, liegt der 55-Jährigen nicht. leisten einen Beitrag für unser Zusammen- Trotzdem zögerte sie nicht lange, als sie leben“, betonte Prälat Dr. Peter Neher, der im Sommer 2018 eine Mail las, in der der Präsident des Deutschen Caritasverbandes Deutsche Caritasverband Gesichter für die bei der Vorstellung der Kampagne im Janu- neue Kampagne suchte. Von der Leitung ar. „Zum Glück gibt es viele gute Menschen, unterstützt und von Kolleg*innen ermutigt, die den Zusammenhalt stärken. Sei (also) bewirbt sie sich. „Weil ich es wichtig finde, gut, Mensch!“ Jahreskampagne 2020 19 zurück
4 VERANSTALTUNGEN GESELLSCHAFTLICHER ZUSAMMENHALT Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft der Caritasverbände Rheinland-Pfalz Der Fachtag der Arbeitsgemeinschaft der kommen. Der Fachtag begann mit einem folgschaft: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Caritasverbände Rheinland-Pfalz am 4. Gottesdienst unter Leitung von Domka- Kirche und Caritas sollten dieses Licht sein März beleuchtete Dimensionen gesell- pitular Karl-Ludwig Hundemer, Vorsitzen- und damit gesellschaftliche Missstände schaftlichen Zusammenhaltes. „Gesell- der des Caritasverbandes für die Diözese ausleuchten, denn: „Es bleibt unser Auftrag schaftlicher Zusammenhalt“ ist das Thema Speyer. „Von außen betrachtet ein Para- als kirchliche Caritas, Menschen zu hel- der dreijährigen Initiative des Deutschen Ca- dies auf Erden – von innen gesehen eine fen und Gesellschaft zu gestalten.“ Damit ritasverbandes Die jeweiligen Jahreskampa- gespaltene Gesellschaft: So hat Jesus die nannte er auch das Leitwort, unter dem der gnen-Themen befassen sich mit Teilaspek- Welt vor 2000 Jahren erlebt und so zeigt Caritasverband für die Diözese Speyer sein ten des Initiativthemas. Gesellschaftlicher es sich auch heute bei uns“, sagte Hunde- hundertjähriges Bestehen feiert. Zusammenhalt war dementsprechend auch mer. Selbst die Kirche sei zerrissen. Daher „Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist unser das Thema des Caritas-Kongresses 2019. hofft er auf die Fortsetzung des synoda- ureigenstes Thema“, machte Nicola Adick Die Arbeitsgemeinschaft der Caritasver- len Wegs, damit „zerstrittene Lager wie- in ihrer Begrüßung deutlich. Die Direktorin bände Rheinland-Pfalz griff deshalb für ihre der zusammenfinden“. Es gelte nicht, das des Caritasverbandes für die Diözese Mainz Fachtagung – kurz vor dem Corona-Shut- Paradies herbeizureden, sondern sich der und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft down – das Thema auf. Fazit: Das Stadt- Wirklichkeit zu stellen. Jesus habe seine der rheinland-pfälzischen Caritasverbände Land-Gefälle und der Rückzug staatlicher Jüngerinnen und Jünger von Anfang an in forderte ihre Kollegen auf, sich einzusetzen Institutionen gefährden den Zusammenhalt. den Heilsauftrag einbezogen, machte Hun- „für einen respektvollen Umgang miteinan- Rund 120 Mitarbeiter*innen waren am 4. demer deutlich. Er bezog sich auf Jesu‘ der in einer diversen und pluralistischen Ge- März ins Priesterseminar nach Speyer ge- Bergpredigt und den Aufruf an seine Ge- sellschaft“. Sozialwissenschaftler Professor 20 Veranstaltungen zurück
Berthold Vogel aus Göttingen beleuchtete ke sich auf die Beziehung zwischen den Menschen direkt geholfen werden. „Hier in seinem Vortrag aktuelle Forschungs- Generationen aus. Zum demografischen liegt eine Chance für kirchliches und karita- ergebnisse, zeigte Handlungsfelder auf und Wandel stellte der Sozialwissenschaftler tives Handeln.“ Er hob die gesellschaftliche berichtete von seinen Erfahrungen. Vogel fest: „Er hat in seiner Schärfe noch nicht Bedeutung von Kirche und Caritas hervor machte gleichwertige Lebensverhältnisse begonnen.“ Das sei in zehn, zwölf Jahren – auch wenn sich diese nicht in voll be- als zentralen Faktor für einen guten ge- soweit, wenn die geburtenstarken Jahr- setzten Kirchenbänken und in der Zahl der sellschaftlichen Zusammenhalt aus. Dabei gänge den Ruhestand antreten. Kirchensteuerzahler widerspiegele. gehe es nicht um Gleichmacherei, sondern Vogel appellierte, nicht über Menschen zu Sieben Fachforen vertieften Themen, die unter anderem um sozialen Ausgleich und reden, sondern mit ihnen. Nur so könnten Vogel angesprochen hatte. Eine Gruppe be- Wertschätzung. Dabei richtete er den Blick Politik, Verbände und Wissenschaft her- schäftigte sich mit dem Gerechtigkeitsemp- auf ländliche Regionen, die ins Hintertref- ausfinden, was die Gesellschaft bewegt. finden. Wie nehmen die Menschen Gerech- fen geraten. Gleichzeitig spielten in diesen Die Institutionen sollten sich nicht aus der tigkeit wahr? Wie stellt man gleichwertige Regionen zentrale gesellschaftliche Fragen Fläche zurückziehen – auch wenn das Geld Lebensverhältnisse her? Was kann Caritas eine Rolle: Energiewende, Umweltschutz koste. In manchen Gegenden seien die dabei tun? Die anderen Foren widmeten oder die Kritik an der Landwirtschaft. Kirchen die letzten Institutionen, die Men- sich sozialen Netzen und Regeln, gesell- Ein weiterer wichtiger Punkt: Menschen schen durch verschiedene Aktivitäten zu- schaftlicher Teilhabe, fragten nach Vertrau- müssen positiv in die Zukunft sehen kön- sammenbringen. Er sprach sich dafür aus, en in Mitmenschen und Gemeinwesen und nen. „Die eigene Zukunft muss sichtbar das Lokale zu stärken. Nur direkt vor Ort wie wir uns in unserer Unterschiedlichkeit sein“, unterstrich Vogel. Digitalisierung wir- könnten soziale Fragen gelöst und könnte besser akzeptieren können. Gottesdienst zum Fachforum zu Referent Auftakt des Fachtags gesellschaftlicher Teilhabe Professor Berthold Vogel Veranstaltungen 21 zurück
NARDINIPREIS 2019 DAS SOZIALPROJEKT BAYREUTHER STRASSE Der Caritasverband für die Diözese Speyer zu bezeichnen. In manchen Wohnungen zeichnet die Ehrenamtsgruppe „Bayreuther fehlt das Fensterglas, Flure im Innern der Aktion“ – einen Besuchsdienst in einem Gebäude sind nur schwach beleuchtet, prekären Stadtteil Ludwigshafens – aus. einfache Stahltüren grenzen die einzelnen Bereits im sechsten Jahr engagieren sich Wohnungen ab. Wände, Böden und Trep- katholische Christen in Ludwigshafen in penhäuser sind schmutzig. Klingeln gibt einem besonderen Besuchsdienst: Einmal es selten. Bei ihren Besuchen haben die im Vierteljahr sind Engagierte aus der Pfar- haupt- und ehrenamtlich Engagierten Ku- rei Heilige Cäcilia an einem Samstag zu Be- chen, Kaffee und Kaltgetränke dabei. Sie such im Brennpunkt Bayreuther Straße. Mit gehen gemeinsam von Tür zu Tür und la- einem Bollerwägelchen ziehen sie durch den Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Viertel und suchen dort den Kontakt zu Kaffee und Kuchen ein. Hier öffnet ein zu den Menschen. Diese Besuchsaktion Mann, dort ein Kind. „Das fällt uns jedes wurde vom Caritasverband für die Diözese Mal auf: Alle sind sehr freundlich, sie be- Speyer mit dem Nardini-Preis ausgezeich- danken sich für den Kuchen“, berichtete net. Verliehen wurde der mit 1000 Euro do- Pfarrer Dr. Udo Stenz von der Pfarrei Hei- tierte Preis beim Caritas-Tag der Ehrenamt- lige Cäcilia über die Initiative. „Woher wir lichen am Samstag, 23. November 2019, kommen, werden wir selten gefragt. Aber in der Stadthalle Germersheim. manche wissen dennoch, dass wir mit der Kirche zu tun haben.“ Meist seien es ge- Mit Bollerwagen und nug Ehrenamtliche, um zwei Gruppen zu Kaffee und Kuchen bilden. „Es gibt einen harten Kern, aber im- mer wieder kommen neue Leute dazu. Es In zwei Wohnblockbereichen leben in der tut gut, miteinander in der Gruppe unter- Bayreuther Straße, in einem so genannten wegs zu sein“, sagt der Pfarrer. Je nach „Einweisungsgebiet“, Flüchtlingsfamilien, Jahreszeit begleitet die Pfarreivertreter mal Menschen aus schwierigen sozialen Ver- ein gesponserter Eiswagen (im Sommer) hältnissen und Personen, die sonst gänz- oder es gibt zusätzlich Schoko-Nikoläu- lich ohne ein Dach über dem Kopf wären se für die Kinder (im Advent). Es werden oder deren persönliche wie finanzielle Si- Bücher und Spielzeuge verschenkt oder tuation es verhindert, dass sie anderswo die Italiener aus der St. Dreifaltigkeits-Kir- Sozialreformer seiner Zeit: eine Wohnung finden. Ein Teil der Gebäu- che im Hemshof servieren frischgebacke- Der Selige Paul Josef Nardini de ist nicht anders als heruntergekommen ne Pizza. Selbstverständlich wird bei den 22 Veranstaltungen zurück
Die Ehrenamtsinitiative „Bayreuther Aktion“ erhielt für ihr vorbildliches Engagement den Nardinipreis 2019, der mit 1000 Euro dotiert ist. Besuchen auch zu den Gemeindefesten einen Bogen machen und suchen den neue Impulse erhalten. Die Verleihung er- in der Pfarrei eingeladen. Es gehe darum, Kontakt zu Menschen, die man nicht im folgt beim jährlich stattfindenden Caritas- den Menschen im Stadtteil zu zeigen, dass Blick hat, die aber auch zur Pfarreigemein- Tag der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen auch sie zu unserer Gesellschaft gehören schaft gehören. Das ist Hinwendung zum und Mitarbeiter zum Fest der Heiligen und dass sie nicht vergessen sind. Nächsten.“ Elisabeth. Vorgeschlagen werden können ehrenamtlich tätige Gruppen. Ein preiswürdiges Projekt Informationen zum für die Jury Nardini-Preis Die Jury Die Jury würdigte mit der Auszeichnung Der Caritasverband für die Diözese Spey- Der Preisträger wird von einer Jury aus- insbesondere den Aspekt des „Hinaus- er hat 2010 den Nardini-Preis zum ersten gewählt. Diese besteht aus Sr. Roswitha gehens zu den Menschen“, der hier mit Mal vergeben. Der Preis würdigt das En- Schmid (Oberin der Mallersdorfer Schwes- einfachen Mitteln umgesetzt wird: „Die gagement ehrenamtlich tätiger Gruppen, tern im Nardinihaus Pirmasens), Domka- ,Bayreuther-Aktion‘ ist ein gleichermaßen die in ihrer Pfarrgemeinde oder in Zusam- pitular Karl-Ludwig Hundemer (Vorsitzen- pastorales wie karitatives Projekt. Für uns menarbeit mit kirchlich-caritativen Einrich- der des Caritasverbandes für die Diözese ist das absolut preiswürdig, ganz im Sin- tungen neue Wege gehen, um Menschen Speyer, DiCV), Norbert Rönn (Chefredak- ne der Sozialraumorientierung. Nieder- in Not zu helfen. „Das Lebenswerk und teur der Kirchenzeitung „Der Pilger“), Me- schwellig, innovativ und eine Form von Glaubenszeugnis des Seligen Paul Josef lanie Müller von Klingspor (Leiterin Stabs- Graswurzelarbeit. Dahin gehen, wo die Nardini sind auch für Christen von heute stelle Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising Menschen sind und im wahrsten Sinne Vorbild und Ansporn“, erklärt der Cari- im DiCV Speyer), Christiane Arendt-Stein des Wortes unsichtbare Grenzen über- tas-Vorsitzende Karl-Ludwig Hundemer. (Referentin für Ehrenamtliches Engage- schreiten“, begründete die Jury die Preis- Ehrenamtlich tätige Gruppen sollen ermu- ment im DiCV Speyer) und Christine Stolle vergabe. „Die Gruppe geht in das Vier- tigt werden, sich in der Caritasarbeit der (Mitglied im Vorstand des Caritas Forum tel, um das die meisten Menschen lieber Diözese Speyer zu engagieren, und dafür Ehrenamt. Veranstaltungen 23 zurück
Sie können auch lesen