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Visit Nr. 1 Frühling 2021 Magazin von Pro Senectute Kanton Zürich www.pszh.ch Die Kraft der Gemeinschaft Der Mensch ist ein soziales Wesen. Deshalb braucht er die Begegnung mit anderen. Gemeinschaftliches Tun macht zufrieden und verlängert das Leben.
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INHALT Liebe Leserin, lieber Leser Kein Mensch ist eine Insel: So brachte es bereits der englische Dichter John Donne (1572–1631) auf den Punkt. Wir alle leben in einem Beziehungsnetz, brauchen die Begeg- nung und den Austausch mit anderen. Oder wie es der Sozialwissenschaftler Kurt Seifert im Visit-Interview auf Seite 12 ausdrückt: «Menschen sind soziale Beziehungswesen.» Wie wichtig und wertvoll Gemeinschaften sind, wird uns in der Corona-Zeit deutlich bewusst. Glück hat, wer auch in einer Krise von einem starken Netz sozialer Beziehungen 4 getragen wird – von lieben Familienangehöri- Gemeinschaft mit andern macht zufrieden und verlängert das Leben. Ruedi gen, guten Bekannten, treuen Freunden. Wyss zum Beispiel engagiert sich als aktiver Pétanque-Spieler in Zürich. Das kann mit zunehmendem Alter zur Her- ausforderung werden. Wenn sich berufliche Bekanntschaften verflüchtigen, wenn Kinder und Grosskinder in die weite Welt ziehen, wenn die eigenen Kräfte abnehmen und die Mobilität immer mehr begrenzt wird – wie lassen sich dann die Räume füllen, die sich im Leben plötzlich auftun? Dieser Frage gehen wir in dieser Visit-Ausgabe 12 28 nach. Denn Gemeinschaftssinn ist nicht nur jetzt, in dieser Zeit der Pandemie, ein begehrtes «Wahlverwandtschaften» zu Die Schaffhauser Künstlerin Gut. «Nur in beständigen und vertrauensvollen Menschen, mit denen uns gemein- Christine Seiterle malt Alltags- Beziehungen sind die Menschen bereit, andere same Interessen und Visionen szenen, die vielschichtig in die Tiefe mit ihren Stärken und Schwächen zu akzep- verbinden, sind gerade auch für weisen und Geschichten erzählen. tieren, einander in schweren Zeiten beizu ältere Menschen wichtig. Sagt Im Zentrum ihrer Bilder stehen oft stehen und Verantwortung füreinander und Sozialwissenschaftler Kurt Seifert. Gemeinschaften. für die Umwelt zu übernehmen», schrieb der kürzlich verstorbene Arzt und Buchautor LEBENSRAUM LEBENSLUST Remo H. Largo. Und Erkenntnisse aus der Ge- 4 Gemeinsam ein soziales Netz 28 Das gemeinsame Erleben sundheitspsychologie zeigen: Gemeinschaft für alle knüpfen verbindet Menschen mit andern macht zufrieden, stärkt das Wohl- 12 Kein Mensch ist eine Insel: 32 Wow Museum befinden und die Gesundheit. Im Gespräch mit Sozialwissen- 36 Mitarbeitende über 65 für Gemeinschaftserlebnisse ermöglichen, ge schaftler und Autor Kurt Seifert Pro Senectute Home im Einsatz meinsame Aktivitäten und sozialen Austausch 38 Auf Stadtwanderung durchs Seefeld zum Elefanten im fördern, für ältere Menschen in jeder Lebens LEBENSART Foto Titelseite : Daniel Rihs ; Seite 3: Daniel Rihs, Rita Torcasso, zVg phase da sein – das ist auch von jeher das Ziel Stöckentobel 18 Der Entertainer: Porträt des 42 Rätsel von Pro Senectute Kanton Zürich. Ganz im Sinn Zürcher Unterhaltungs-Unter- 44 Marktplatz der alten Weisheit: Kein Mensch ist eine Insel. nehmers Freddy Burger (75). 45 Impressum 23 Medientipps 46 Goldene Zeiten: Gemeinschaft 26 Zwischen Zahlen und Menschen: am Beizentisch Ruth Keller-Schilling aus Rüti und Hanspeter Nauer aus Stäfa BEILAGE AKTIV arbeiten im Steuererklärungs- dienst von Pro Senectute Agenda mit Veranstaltungen Kanton Zürich. und Kursen von Pro Senectute Kanton Zürich Véronique Tischhauser-Ducrot Vorsitzende der Geschäftsleitung Visit Frühling 2021 3
Haben gemeinsam angepackt: Giuseppe Capobianco (links im Bild) und Elisabeth und Walter Kaiser lancierten in Zürich-Seebach die Aktion «Hansbank in allen Gassen». 4
LEBENSRAUM Gemeinsam ein soziales Netz für alle knüpfen Gemeinschaft mit andern macht zufrieden und verlängert das Leben. Am schönsten ist sie, wenn man auch die eigenen Bedürfnisse einbringen und aktiv mitgestalten kann. Das braucht im Alter Mut für Neues. Text: Rita Torcasso Foto: Daniel Rihs «Was mir im Alter Freude macht? Einladungen, in beständigen und vertrauensvollen Beziehungen Kontakte zu Verwandten, Freunden und Bekann- sind die Menschen bereit, andere mit ihren Stärken ten, Gespräche bei einem guten Glas Wein, und Schwächen zu akzeptieren, einander in Diskussionen über die Weltlage, auch über das schweren Zeiten beizustehen und Verantwortung Leben und den Tod», sagt eine Frau um die 80. füreinander und für die Umwelt zu übernehmen.» Gemeinschaft verstehen wir meist als etwas Kurz vor seinem Tod im letzten November Persönliches, das wir im privaten Umfeld leben. sagte der 77-jährige Kinderarzt nach dem dritten Doch ebenso wichtig ist das soziale Eingebunden- Hirnschlag: «Am Anfang betreute mich die Fami- sein mit Sport und Kultur, Vereinen und Interes- lie rund um die Uhr. So habe ich sie nochmals sengruppen für ein bestimmtes Ziel. Aus der Ge- richtig intensiv erleben können. Das Verrückte sundheitspsychologie weiss man heute, dass ist: Hätte ich den Hirnschlag nicht gehabt, wären sozial isolierte Menschen ein zwei- bis fünffach wir uns nie mehr so nahe gekommen.» höheres Risiko haben, vorzeitig zu erkranken und Die ständige Bedrohung durch Corona, in der zu sterben. wir heute leben, lenkt den Blick auf Wesentliches wie Solidarität und Zusammenhalt. Eine grössere Eine neue Sorgekultur Rolle denn je spielt dabei die Nachbarschaft. Mig- Wie eine Welt mit immer weniger Gemeinschaft ros-Kulturprozent hatte vor zwei Jahren zusam- aussieht, macht uns Corona derzeit schmerzlich men mit Pro Senectute, Gesundheitsförderung bewusst. In seinem neuen Buch «Zusammen Schweiz und dem Zentrum für Gerontologie der leben» zeigt Remo H. Largo Chancen, wie eine Uni Zürich das Netzwerk Caring Communities zukünftige Gesellschaft aussehen könnte. Unsere gegründet. Grundbedürfnisse und Wertvorstellungen seien Im vergangenen Jahr 2020 erhielten 30 Projek- auf Gemeinschaft hin angelegt, so der Autor. te eine Anschubfinanzierung. «Diese können sich «Doch heute sind die Menschen zutiefst verunsi- überall entwickeln, in allen Lebensbereichen. Sie chert und sehnen sich nach existenzieller Sicher- stellen das Zusammenleben ins Zentrum und ver- heit, Fürsorge und Solidarität.» suchen eine Sorgekultur zu entwickeln, in der Largo plädiert für ein neues Menschenbild, bei gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung dem Geborgenheit und Zuwendung, soziale Aner- gelebt wird», erklärt Barbara Salm vom Bereich kennung und Selbstentfaltung ebenso als Grund- Soziales. Ein konkretes Beispiel war die Aktion bedürfnisse gelten wie existenzielle Sicherheit Hansbank, um gemeinsam Begegnungsorte zu und körperliche Integrität. Er ist überzeugt: «Nur schaffen (siehe Porträt Seite 10). >> Visit Frühling 2021 5
LEBENSRAUM Stellvertretungen zu übernehmen. Schliesslich findet sie ihren Platz, engagiert sich als Freiwil- «Heute sind die Menschen zutiefst verunsichert lige, hütet Enkel, geniesst Sport und Reisen zu und sehnen sich nach existenzieller Sicherheit, zweit und mehr Zeit für den Garten. Vom Ende her blickt Hans Fischer (92) zurück. Fürsorge und Solidarität.» Remo H. Largo Als grösste Herausforderung bezeichnet er die Neuorientierung nach dem Tod seiner Frau. Er fühlte sich «allein, unbrauchbar, gefangen in seelischer Einsamkeit». Übers Internet fand er Zurzeit geht es bei vielen Projekten um prak- eine neue Partnerschaft, die nach 13 Monaten tische Unterstützung. In Zusammenarbeit mit Pro durch den Tod beendet wurde. Nun im hohen Senectute entstand so die App Amigos. Menschen Alter a n die Wohnung gebunden, pflegt er die mit Risiko können über die App einkaufen und schönen Erinnerungen, freut sich über Besuche die Einkäufe von Freiwilligen kostenlos nach Hau- und spielt jeden Tag Klavier als seine «Leiden- se bringen lassen. Rund 25 000 Personen haben schaft fürs Leben». seit dem Frühjahr diese Hilfe in Anspruch genom- men, das bedeutet 800 Einkäufe im Tag. Von der Einzelwohnung zum Gemeinschaftshof Viele Gemeinschaftsprojekte mussten wegen Wie gut man in die Gemeinschaft eingebunden Corona neue Wege suchen, so auch das Netzwerk bleibt, hängt stark von der Wohnsituation ab. Ein Tavolata mit selbstorganisierten Mittagstischen. afrikanisches Sprichwort sagt: «Einer allein kann Statt gemeinsam zu essen, kann man seit August kein Dach tragen». Doch in der Schweiz leben per Zoom ein «Amuse-Bouche» mit andern genies- neun von zehn Personen über 65 in einem Paar- sen – zusammen wurde so ein Dreigänger ge- oder Einpersonenhaushalt; im hohen Alter nimmt kocht, die Grundlagen für Yoga erlernt und der die Vereinzelung zu. Seit nun schon einigen Jah- hawaiianische Tanz Hula eingeübt. ren sucht die Babyboomer-Generation, die tiefe gesellschaftliche Umbrüche erlebt hat, nach ge- Engagement öffnet Perspektiven meinschaftlicheren Wohnformen fürs Alter. Um zu verhindern, dass sich Gemeinschaften aus Monika Müller* ist 72 Jahre alt. Sie erzählt: den Augen verlieren, schaltete Pro Senectute ein «Mit der Pensionierung wollte ich nochmals ein einfaches Tool für Telefonketten auf. Mit dem soziales Experiment wagen.» In den letzten fünf Rundtelefon kann eine Gruppe während verein- Jahren lebte sie in einem Grosshaushalt mit acht barten Zeiten den Austausch pflegen. Das Zusam- Personen in der Genossenschaft Kraftwerk in menführen von Menschen steht bei der Stiftung Zürich. «Ich war die älteste, die jüngste noch ein seit über 100 Jahren im Zentrum, besonders stark Baby», erklärt sie. Und: «Mich reizte das Zusam- bei den Initiativen der Ortsvertretungen in den menleben mit Menschen aus verschiedenen Gemeinden. Kulturen und Generationen.» Freiwillige, oft selber im Pensionsalter, organi Die Erfahrung sei bereichernd gewesen, und sieren Seniorenreisen, Singrunden, Wandergrup- durch die Selbstorganisation in der Siedlung habe pen, gemeinsames Essen und Sich-Bewegen und sie viel gelernt. «Ich habe einen Stamm für Pen- vieles mehr. Jeder und jede kann zu mehr Gemein- sionierte gegründet und war in der Vermietungs- schaftssinn beitragen. Entstanden ist so ein sozia- kommission aktiv.» Mit der Pensionierung habe les Netz für Seniorinnen und Senioren, das sich man Zeit, neue Formen des Zusammenlebens über den ganzen Kanton spannt. Zwar mussten auszuprobieren. Es sei ein wenig, wie auf Reisen jetzt viele Aktivitäten eingestellt werden, doch die zu gehen, «mit einer grossen Vielfalt von Men- Arbeit an den Frühlingsprogrammen läuft. schen und Lebenszielen». Im letzten Herbst zog Monika Müller in eine Vierer-WG mit drei Frauen, Nicht nur auf der Welt für sich allein alle älter als sie. «Wir sind eine Alters-Peergroup, Der Eintritt ins Alter bedeutet eine Herausforde- lernen voneinander und unterstützen einander.» rung, sich in der Gemeinschaft neu zu verorten. Der Dokumentarfilm «Leben in Rente» von Dieter Mehr Gemeinschaft zwischen Jung und Alt Gränicher zeigt, wie eine solche Orientierung im Der Age-Report «Wohnen in den späten Lebens- Alltag gelingen kann. Die Spitex-Fachfrau Gaby jahren» zeigt, dass sich von den 65- bis 74 -Jähri- Grütter schreibt acht Tage nach der Pensionie- gen 15 Prozent eine Wohngemeinschaft als zu- rung: «Ich habe keine Aufgabe mehr, dieses künftige Wohnform vorstellen könnten und fast Gefühl hatte ich noch nie, ich bin doch nicht ein Drittel eine Hausgemeinschaft. Im letzten nur auf der Welt für mich?» Ein Velounfall zwingt Jahrzehnt entstanden entsprechende neue Initia- sie, nicht einfach wieder im alten Beruf tiven. Ein gutes Beispiel ist die Genossenschaft 6 Visit Frühling 2021
Gemeinschaftshof in Niederweningen, wo 15 S enioren in einer Hausgemeinschaft leben – einem Mix aus Kleinwohnung und geteilten Ge- Info meinschaftsräumen. Gekocht und gegessen wird oft zusammen. Die Mittagstische und Kaffeetreffs Gemeinschaft leben – ein Wegweiser stehen auch Menschen aus dem Dorf offen, eben- so einige Räume für Spielnachmittage, Sitzungen, Bücher und Film: Sonntagstreffs. So entstehen viele Kontakte über Generationen hinweg. Remo H. Largo, Zusammen leben. Das Mehr Gemeinschaft zwischen Jung und Alt ist Fit-Prinzip für Gemeinschaft, Gesellschaft auch das Ziel der Initiative «Wohnen für Hilfe» von und Natur. S. Fischer Verlag 2020 Pro Senectute Kanton Zürich, die Studierende mit Denise Battaglia, Was mein Leben sinnvoll älteren Menschen zusammenführt. Das Zusam- macht. Über persönliche Werte, Selbst menleben wird von beiden Seiten geschätzt (siehe bestimmung, das Altern und das Sterben. Porträt Seite 8). Gerade weil Wohnen im Alter Beobachter Edition 2020 wichtiger wird, bietet Pro Senectute mit der Web- seite «Wohnform 50plus» Beratung und Informa- Dieter Gränicher, Leben in Rente. Zwischen tionen zu den vielen neuen Wohnformen. Und Aufbruch und Abschied: man kann selber Wohnpartner suchen und Wohn momentafilm.ch ideen lancieren. Webseiten: Eigene Zeit für ein gutes Leben Pro Senectute Kanton Zürich mit Ortsvertre- Im Buch «Was mein Leben sinnvoll macht» hält tungen: pszh.ch > Ortsvertretungen die Philosophin und Ethikerin Denise Battaglia AMIGOS Einkaufsservice und Telefonketten: fest, dass wir in einer Gesellschaft der «Versäum- pszh.ch > Coronavirus > AMIGOS/ nisangst» leben. Als grösste Versäumnisse ihres Telefonketten Lebens nannten Sterbende: Dass sie nicht den Mut hatten, sich selber treu zu sein, und eher den Caring Communities: Erwartungen anderer zu genügen. Dass sie zu viel caringcommunities.ch gearbeitet haben. Dass sie ihre Kontakte zu wenig Tavolata, das Netzwerk für selbstorganisierte pflegten und dass sie sich nicht erlaubt hätten, Tischgemeinschaften: glücklicher zu sein». tavolata.ch Gemeinschaften muss man pflegen, sich Zeit dafür nehmen und den Mut haben, zu den eigenen Wohnform 50plus: Bedürfnissen zu stehen. «Erobern Sie sich Ihre wohnform50plus.ch Zeit zurück. Die künstliche Zeit ist schnell und nicht identisch mit der eigenen, die man für ein Erwähnte Wohn- und Hausgemeinschaften: gutes, soziales, tief empfundenes Leben braucht», Wohngenossenschaft Kraftwerk 1, Zürich: so der Rat für ein gutes Alter. kraftwerk1.ch; Gemeinschaftshof Die Corona-Pandemie brachte das Gefühl mit Niederweningen: gemeinschaftshof.ch sich, als würden wir alle zusammen in einem riesigen Wartezimmer sitzen. Mit der Impfung kommt nun die Möglichkeit für Gemeinschaft Anzeige zurück, auch für die völlig alltägliche. Der Schrift- steller Peter Bichsel sagt dazu: «Ich grüsse gern, und ich geniesse es, im kleinen Ort zu wohnen, Ferien- und Erholungshaus am Sempachersee wo sich die meisten noch grüssen. Es heisst nicht nur, dass ich den andern wahrgenommen habe, Herzlich willkommen in der Seematt am Sempachersee. Die herrliche Lage direkt am Sempachersee ist einmalig. es ist auch ein gegenseitiges Zeichen des Dazu- Entspannung und Erholung beim rollstuhlgängigen Rundweg im Seepark ist geboten. Zimmer mit herrlichem Blick auf den See. Gastronomie mit kulinarisch feinem und frischem Essen für interne sowie externe Gäste. gehörens. Gegrüsst werden und grüssen kann ein Professionelle Dienstleistungen bei Pflege und Medizin. Körperliches und seelisches Wohlergehen bei Therapie, Massage und Beauty. bisschen Wärme in einen grauen Tag bringen.» Die Seematt ist für Feriengäste, Kurgäste sowie für Pflegebedürftige der ideale Platz. Für Ihr Wohl und Ihre Geborgenheit wird rund um die Uhr gesorgt. * Name geändert Die Geschäftsleitung Markus Stöckli und das Seematt – Team freut sich auf Ihren Besuch. Danner-Stiftung | Seestrasse 3 | 6205 Eich am Sempachersee | 041 462 98 00 | info@seematt-eich.ch | www.seematt-eich.ch Visit Frühling 2021 7
LEBENSRAUM Wohngemeinschaft mit Familienanschluss Irene Fazzini (73) und Thorvin Stasiak (28), Buch am Irchel Thorvin Stasiak hängt gerade in der eine Stunde pro Quadratmeter seines von Pro Senectute Kanton Zürich stiess Küche ein Wandgestell auf. Seit ein Zimmers. «So genau nehmen wir das Thorvin im Internet. «Ich brauchte einhalb Jahren lebt der Werkstudent nicht, er hilft, wo es wegen meiner etwas Günstiges und wünschte mir bei Irene Fazzini in einer geräumigen künstlichen Gelenke nötig ist: beim eine Wohnform mit sozialem Kontakt.» Vierzimmerwohnung mit grosszügigem Grosseinkauf, Staubsaugen, Wäsche- Seit fünf Jahren wohnt der Norddeutsche Wohnbereich und Gartensitzplatz, aufhängen und bei Handwerklichem. nun in der Schweiz. Der ehemalige mitten im Dorf Buch am Irchel. Er Und er hilft mir bei Problemen mit Gärtner studiert in Winterthur Infor- bezahlt nur die Nebenkosten, leistet Handy und TV», erklärt Irene Fazzini. matik und arbeitet als wissenschaft aber jeden Monat 15 Stunden Hilfe – Auf das Angebot «Wohnen für Hilfe» licher Assistent an der Hochschule. 8 Visit Frühling 2021
«Seit Corona bin ich darauf angewie- schwimmen. «Vieles fällt jetzt weg und junge Frau bei ihr, die dann zu ihrem sen, im Homeoffice zu arbeiten und wir essen täglich zusammen, abends Freund zog. Mit beiden habe sie noch zu studieren», sagt er. jassen wir oder machen andere Karten- heute einen guten Kontakt. Zum Tagesablauf gehört das gemein spiele», erzählt sie. «Jetzt ist das gemeinsame Wohnen noch same Kochen, zusammen wird geplant Beide sind zufrieden mit der Wohn- wichtiger geworden für mich, weil so und aus der Gemeinschaftskasse ein- form. «Irene ist eine Ergänzung zu viele Kontakte wegfallen, und ich bin gekauft. Irene Fazzini: «Ich koche und meiner Oma, die mir sehr nahesteht, froh um die Hilfe.» Vertraglich festgelegt backe sehr gerne, auf Thorvins Wunsch und ich bin froh, dass ich hier günstig ist, dass Thorvin bis zum Ende des vier- nun auch vegetarisch.» Vor Corona ging wohnen kann», sagt er. Und sie erklärt: jährigen Studiums bleiben kann. «Danach er dreimal pro Woche tanzen, sie zwei- «Nach dem Tod meines Mannes vor werde ich wohl wieder jemanden bei mal singen, oft mit Freundinnen aus- vier Jahren war es für mich wichtig, Wohnen für Hilfe› suchen, ich möchte wärts essen und viermal ins Hallenbad nicht allein zu sein.» Zuerst lebte eine die Gemeinschaft nicht mehr missen.» Das Spiel vereint Welten Ruedi Wyss (71) Zürich Mit Schwung saust die Kugel möglichst man sich auf der Josefwiese zum es hat eine Flutlichtanlage», erklärt nahe zur kleinen farbigen Zielkugel, Pétanque. «Im Winter sind es meist Ruedi Wyss. Er ist seit Jahrzehnten zwei Mannschaften treten gegenein um die zwei Dutzend Personen, ab aktiver Spieler und engagiert sich auch ander an. Fast bei jedem Wetter, ausser 13 Uhr kommen die ersten, abends im Vorstand des Pétanque Club Zürich, wenn es sehr kalt ist oder regnet, trifft nach Arbeitsschluss dann die Jungen, der 160 Mitglieder zählt. >> Hat gelernt, auch alleine heiter zu sein: Gardi Hutter beim Pflegen ihrer Clownschuhe. Visit Frühling 2021 9
LEBENSRAUM «Der älteste Spieler ist fast 90 Jahre alt auch ein Ziel. Etwa ein Drittel der Club- und spielt noch regelmässig, und etwa mitglieder spiele auf hohem Level und ein Viertel sind Frauen.» Man müsse nehme an anspruchsvollen Turnieren aber nicht Clubmitglied sein, sagt teil, erklärt Ruedi Wyss. «Doch das Wyss: «Mitmachen kann jeder und Schönste ist für mich: Hier treffen ganz jede, im Sommer sind viele auf dem verschiedene Welten und auch Genera- Platz, dann bilden sich Grüppchen tionen aufeinander und leben Gemein- nach Spiellevel.» Und selbstverständ- schaft.» Die Spielfreude hat er auch lich sitzt man jeweils nach dem Spiel seinen Kindern vermittelt. So steht noch zusammen. Auf der Josefwiese der Rentner heute auch mal mit den steht ein kleines Clubhaus mit Geträn- beiden Enkeln im Schulalter auf dem ken zur Verfügung. «Hier sind viele Kiesplatz. «Es ist ein Familiensport – Freundschaften und auch einige alle haben ihren Spass.» Lieben entstanden.» So richtig Feuer Pétanque spielen kann man auf vielen für das Spiel fing der studierte visuelle Plätzen in der Stadt, doch es gibt keine Gestalter, der 30 Jahre an der Zürcher Möglichkeit, das Spiel bei Regen in Hochschule der Künste als Dozent ge- eine Halle zu verlegen. «Leider sind arbeitet hat, als er an einem Rücken wir mit solchen Anfragen bei der Stadt leiden erkrankte. «Ich bin mir sicher, immer wieder abgeblitzt.» Nach dem dass das Pétanque-Spiel viel zur Bes- Lockdown hat in diesem Sommer das serung beigetragen hat, andere Sport- Interesse stark zugenommen. «Vor arten konnte ich nicht mehr ausüben, allem viele ältere Menschen sind jetzt heute fahre ich wieder sportlich Velo.» täglich auf dem Platz, schauen zu, Er sagt, dass das Spiel alles biete: Be- spielen mit und finden hier Kontakte wegung, Konzentration, Leidenschaft, für Gespräche.» Ausdauer – und mit den Turnieren Schöne Bänke für spontane Begegnungen Giuseppe Capobianco (80) und Elisabeth und Walter Kaiser (62 und 68), Zürich Seebach «Hansbank in allen Gassen», hiess die Die Idee mit den Hansbänken soll ist. Mit dem Ehepaar Kaiser verbindet Annonce im Pfarrblatt. Gesucht wurden Menschen im Quartier verbinden. ihn neun Jahre Nachbarschaft. «Wir Menschen, die Bänke für das Quartier «Vor Ort war vor allem die Organisation kochen oft zusammen, mal ich, mal Seebach gestalten. «Für mich war «About us! Zürich interkulturell» im er», erklärt Walter Kaiser. «Und in der sofort klar, das ist eine gute Sache», Auftrag der Stadt aktiv; Kirchen und Siedlung mit 24 Wohnungen organi sagt Giuseppe Capobianco. Über ihn Vereine luden die Quartierbewohner sieren wir jährlich ein Sommerfest kam auch das Ehepaar Kaiser dazu. ein. Giuseppe Capobianco erzählt, dass und einen Weihnachts-Apéro.» An einem Samstag im August 2020 bereits im Frühjahr ein Ideenabend Eine neue Idee von Giuseppe Capobianco wurden auf dem Seebacherplatz mitten stattgefunden habe. Im Gespräch war sind nun Tanznachmittage für ältere im Quartier 37 Bänke gebaut – unter damals auch eine Brücke über den Menschen im Quartier. Das Ehepaar fachkundiger Leitung. «Wir drei stellten Platz, doch das sei eine Nummer zu Kaiser ist beim OK-Team mit dabei. zwei Bänke für unsere Siedlung her, gross gewesen. «Die Hansbank bot «Der Saal ist vorhanden, ebenso eine mittags gab es auf dem Platz Pizza und allen etwas, auch viele Kinder machten Live-Musik und ein Startbeitrag der natürlich auch einen regen Erfahrungs- mit, die gemeinsame Arbeit verband.» Kirche, doch dann kam Corona.» austausch mit den anderen Teams.» Zwei Wochen nach dem Aktionstag Vieles sei nun auf Eis gelegt, sagen Nach einem Entwurf von Elisabeth wurden alle Quartierbewohner zu einem beide Rentner mit Bedauern. «Doch Kaiser malten sie zu Hause die Bänke Rundgang zu den Bänken eingeladen. der Frühling kommt bestimmt und an und organisierten dann in der Sied- Einige Vereine boten «Bankspiele» mit dann nutzen wir die Hansbänke für lung eine kleine Einweihungsfeier mit Theater und Musik an. «Ich habe fast Begegnungen und beginnen mit dem Kuchen und Kaffee. «Viele kamen, auch alle Bänke besichtigt und es entstanden Tanzen.» neue Zuzüger wie ein Paar aus Indien, viele spontane Gespräche», erzählt das seit kurzem hier lebt.» Capobianco, der seit drei Jahren Witwer 10 Visit Frühling 2021
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LEBENSRAUM «Kein Mensch ist eine Insel» «Wahlverwandtschaften» zu Menschen, mit denen uns gemeinsame Interessen und Visionen verbinden, sind gerade auch für ältere Menschen wichtig – Corona zum Trotz. Davon ist der Sozialwissenschaftler und Autor Kurt Seifert überzeugt. Interview: Robert Bösiger Foto: zVg 12 Visit Frühling 2021
Herr Seifert, wie gesellig sind Sie? ist erschwert. Was macht das mit uns? Kurt Seifert: Ein ausgesprochener Vereinsmensch Die Pandemie ist eine grosse Herausforderung für bin ich nicht, wenn Ihre Frage darauf abzielt. Ich uns alle! Wir stecken mitten in einer gesundheit- fühle mich wohl, wenn ich allein oder mit meiner lichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Frau zusammen sein kann. Aber ich führe durch- Krise. Und wir wissen noch nicht so genau, wie aus kein einzelgängerisches Leben, sondern en- wir da wieder herauskommen werden. Deshalb gagiere mich vielseitig. Das habe ich bereits vor ist es kein Wunder, dass diese Krise uns beein- meiner Pensionierung so gehalten – und heute trächtigt, verunsichert und ängstigt, vielleicht habe ich glücklicherweise noch mehr Zeit dafür. auch wütend macht. Die Auswirkungen auf den So arbeite ich beispielsweise in der Redaktion einzelnen Menschen sind jeweils sehr unter- einer Zeitschrift mit, bin Mitglied der Kirchen- schiedlich. Rentnerinnen und Rentner zum Bei- pflege in unserem Winterthurer Stadtteil sowie spiel müssen sich vielleicht keine finanziellen aktiv im Netzwerk Gutes Alter. Sorgen machen, aber sie leiden unter fehlenden Kontakten mit der Familie, mit Bekannten und Ad-hoc-Treffen, lose Gruppierungen und Freunden. Das ist eine sehr schwierige Zeit! Vereine: Solche Gemeinschaften sind für viele Menschen sehr wichtig. Ihre Erklärung? Ältere Menschen, von denen manche bereits in Menschen sind soziale Beziehungswesen. «Kein normalen Zeiten Gefahr laufen zu verein- Mensch ist eine Insel» («No man is an island»), samen, trifft diese Krise besonders hart … sagte einst der englische Dichter John Donne. Das Sie trifft alle hart, deren soziale Netze nur lose stimmt, auch wenn manche glauben, sie seien geknüpft sind, und das trifft im Alter, insbeson- vollkommen autonom und von anderen Menschen dere im hohen Alter, vermutlich öfter zu als in nicht abhängig. Neben den familiären Beziehun- jüngeren Jahren. gen kommen schon bald im Leben jedes Menschen andere Bindungen mit ins Spiel: Gschpänli im Herr Seifert, was macht das Virus mit uns Kindsgi und später in der Schule, Lehrerinnen und unserer Gesellschaft? und Lehrmeister, Arbeitskollegen und Freundin- Wir werden mit etwas konfrontiert, von dem wir nen, Liebespartner – die ganze Palette. Neben den geglaubt haben, wir hätten es im Griff, wir könn- verwandtschaftlichen Beziehungen, in die wir ten es kontrollieren. Da schlägt eine Naturkraft mehr oder minder hineingeboren werden, treten zu – und wir erleben die Grenzen unserer Macht. die «Wahlverwandtschaften»: jene Menschen, mit Wir müssten mehr über das Verhältnis zwischen denen uns gemeinsame Interessen, vielleicht Mensch und Natur nachdenken und uns bewusst auch Visionen verbinden. Die von Ihnen genann- machen, dass wir nicht gegen die natürlichen ten Verbindungen gehören zu diesem Bereich. Existenzgrundlagen leben können. Möglicherwei- se sind das Virus und diese Pandemie bloss ein Welche Bedeutung haben Gemeinschaften Vorspiel – denken wir an die Erderwärmung und jeglicher Art gerade für ältere Menschen? die voranschreitende Klimakrise! Wir hoffen jetzt Im sogenannten Zweiten Alter – der beruflich und darauf, dass durch Impfungen die Pandemie ein- familiär besonders aktiven Lebensphase – werden gedämmt werden kann. Doch ich vermute, dass die meisten Energien, die den Menschen zur Ver- unser Leben auch nach den Impfungen nicht mehr fügung stehen, durch diese Aktivitäten absorbiert. so sein wird wie zuvor. Da bleibt oft nicht sehr viel Zeit zur Pflege von Freundschaften oder für Geselligkeit ausserhalb Ältere Menschen sind vom Virus besonders des familiären Rahmens. Mit dem Wegfall solcher stark betroffen. In der ersten Welle der Pande- Verpflichtungen beim Übergang ins «dritte Alter», mie im Frühjahr 2020 wurde versucht, sie nach der Pensionierung, tun sich auf einmal Räu- durch Isolation zu schützen. Das hatte teil me auf, die gefüllt werden wollen. Da ist es dann weise sehr negative Folgen. Wie sehen Sie das? gut, auf ein Netz von sozialen Beziehungen zurück- Es stimmt, dass viele stationäre Alterseinrichtun- greifen zu können – auch abgesehen vom Partner, gen versucht haben, ihre Bewohnerinnen und von der Partnerin, Kindern und Enkelkindern. Bewohner durch die Einschränkung von Kontak- Dies gilt dann noch mehr im «vierten» Alter, wenn ten untereinander und vor der Aussenwelt zu die eigenen Kräfte abnehmen und die Mobilität schützen. Das wurde vielfach kritisiert, hatte aber immer mehr begrenzt wird. oft einen einfachen Grund: Es fehlte etwa an ent- sprechendem Material, Schutzbekleidung. Des- Durch die Corona-Pandemie werden die halb blieb den Heimleitungen vielfach nichts persönlichen Kontakte stark eingeschränkt anderes übrig als ein sehr restriktives Vorgehen. und der Austausch mit anderen Menschen Seither hat sich einiges zum Besseren gewendet, Visit Frühling 2021 13
LEBENSRAUM doch solange die Impfungen nicht greifen, wird Es gibt viele Ideen und Ansätze dafür. Denken wir man mit Restriktionen leben müssen. Dabei muss zum Beispiel an Wohnprojekte für ältere Men- abgewogen werden, in welchem Verhältnis der schen, die in den vergangenen Jahren entstanden Schutz des Lebens und die Befriedigung der so- oder noch im Entstehen sind. Wichtig erscheinen zialen Bedürfnisse der Person zueinander stehen, mir auch generationenübergreifende Projekte, in damit keines von beiden vernachlässigt wird. denen Angehörige unterschiedlicher Generatio- nen zusammenwirken können. Ich selbst mache Wie real ist die Gefahr, dass die älteren mit der am Anfang erwähnten Redaktion einer Menschen buchstäblich vergessen gehen? Zeitschrift – es handelt sich um die Neuen Wege Ja, diese Gefahr sehe ich auch – vor allem, wenn (neue-wege.ch) – sehr gute Erfahrungen in Bezug wir den Tod vieler und gerade älterer Menschen auf diesen «Generationenmix». durch und mit Covid-19 als selbstverständlich hin- nehmen. Leider gab es einige solche Stimmen in Sollte der Staat vermehrt Unterstützung bei der Öffentlichkeit, auch von politisch Verantwort- der Entwicklung solcher gemeinschaftlichen lichen. Dieser Tod trifft Menschen, von denen vie- Projekte anbieten? Wenn ja, in welcher Form? le noch leben könnten, wenn es uns gelungen wäre, Viele solcher Projekte werden von Menschen be- die Pandemie rechtzeitig zu bekämpfen. Dass ein trieben, die wirtschaftlich gut gestellt sind und erfolgreicher Kampf gegen das Virus möglich ist, über viele soziale Kontakte verfügen. Doch was ist zeigen uns die Erfahrungen einiger ostasiatischer mit den anderen? Ich denke da etwa an Armuts- Länder, aber auch von Norwegen oder Neuseeland. betroffene oder an ältere Migrantinnen. Es gibt Dieser Tod wäre in vielen Fällen vermeidbar gewe- Ansätze zur Selbstorganisation, die Unterstützung sen! Das dürfen wir nicht vergessen. benötigen. Da und dort tut sich etwas. So gibt es bereits seit bald zwei Jahrzehnten ein Nationales Forum Alter und Migration, das sein Augenmerk «Da schlägt mit Corona eine Naturkraft zu – auf die Förderung migrantischer Projekte legt. Solche Gruppierungen müssen gestärkt werden. und wir erleben die Grenzen unserer Macht.» Kurt Seifert Und wo steht Pro Senectute mit ihrem Engage- ment? Grundsätzlich denke ich, dass sich Pro Senectute Herr Seifert, Sie haben zu Beginn unseres nicht nur als Dienstleistungsorganisation ver- Gesprächs das Netzwerk Gutes Alter erwähnt. steht, sondern darüber hinaus alle Fragen an- Was bedeutet für Sie «gutes Alter» in Corona- spricht, die mit dem Alter und der Stellung der Zeiten? Und was tut das Netzwerk dafür? älteren Menschen in der Gesellschaft zu tun ha- Zunächst einmal: Das Netzwerk Gutes Alter strebt ben. Und wenn Sie mir ein Schlusswort erlauben, eine finanzielle Absicherung von Alltagsunter- so möchte ich gerne die französische Feministin stützung, Betreuung und Pflege für alle älteren Simone de Beauvoir zitieren: «Wollen wir vermei- Menschen an, die diese benötigen. Zu diesem den, dass das Alter zu einer spöttischen Parodie Zweck möchten wir eine Volksinitiative lancieren. unserer früheren Existenz wird, so gibt es nur Mehr Informationen dazu sind auf unserer Web- eine einzige Lösung, nämlich weiterhin Ziele zu site (gutes-alter.org) zu finden. verfolgen, die unserem Leben einen Sinn verlei- hen: die hingebungsvolle Tätigkeit für Einzelne, Was heisst «gutes Alter» in Corona-Zeiten? für Gruppen oder für eine Sache, Sozialarbeit, Für mich bedeutet das, dass ältere Menschen Zu- politische, geistige oder schöpferische Arbeit.» An gang zu jenen Ressourcen haben, die ihnen ein diese Maxime versuche ich mich zu halten. lebenswertes Leben ermöglichen. Das betrifft ma- terielle, aber auch immaterielle – sprich: soziale, kulturelle, spirituelle – Unterstützung, wenn diese Persönlich notwendig ist. Das Netzwerk versucht, diesem Kurt Seifert (70) ist Soziologe und Erziehungs Wunsch nach einem guten Altern für alle eine wissenschaftler. Er arbeitete in der Jugend- Stimme zu geben, die in der Gesellschaft hörbar und Entwicklungszusammenarbeit sowie im ist. Doch wir sind immer noch am Anfang. Journalismus. Von 1999 bis 2016 war er bei Pro Senectute Schweiz für Forschung und Um noch einmal auf die Gemeinschaften Grundlagenarbeit zuständig. Ein Schwer- zu sprechen zu kommen: Gibt es Ideen und punkt seiner Arbeit war die Altersarmut. Der- Ansätze zur künftigen Gestaltung solcher zeit arbeitet er im Netzwerk Gutes Alter mit. Altersgruppierungen? 14 Visit Frühling 2021
Anthroposophisches Alters- und Pflegeheim Sonnengarten Hombrechtikon • Grosszügige Wohnungen und Gemeinschaftsräume • Kurs- und Kulturangebot • Alters- und bedarfsgerechte Ernährung (Biologisch/Vollwert/Schonkost/täglich Vegetarisch) • Anthroposophisch erweiterte Pflege • Spezialisierter Pflegebereich für Demenzerkrankte • Siedlung mit Alterswohnungen • Grosser Park und organische Architektur In der Regel findet am ersten Freitag im Monat um 14.00 Uhr eine öffentliche Führung durch den Sonnengarten statt (Anmeldung erforderlich). Alters- und Pflegeheim Sonnengarten Etzelstrasse 6 • 8634 Hombrechtikon/ZH • T 055 254 45 00 www.sonnengarten.ch • info@sonnengarten.ch «Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, dass sich rundum Menschen bereit erklären, anderen zu helfen.» Je t z t m it p s z h . c h h e l f e n! /spend en Gemeinsam schaffen wir das! Gerade für ältere Menschen, die von Familie und Bekannten isoliert sind, ist die aktuelle Lage belastend. Wir nehmen Anrufe entgegen, sprechen Betroffenen Mut zu und erarbeiten konkrete Lösungen. Helfen Sie mit Ihrer Spende – damit während der Corona-Krise niemand einsam ist. Spendenkonto 80-79748-4 IBAN CH95 0900 0000 8007 9784 4 Kanton Zürich www.pszh.ch Inserat_Visit_188x122.indd 1 16.04.20 15:25
PUBLIREPORTAGE Lokalhelden-Projekte: von und für Senioren Der moderne Begriff des «Crowdfunding» mag darüber hinweg täuschen, dass manches Lokalhelden-Projekt von Pensionären angestossen wird und viele der so auf der Raiffeisen-Plattform geschaffenen Angebote auf Senioren zugeschnitten sind. Text: Roland Schäfli Unübersehbar war im Neuenburger sogar Lagerwochen für Schulklassen. Val-de-Travers: Soziale Bindungen Doch sind nebst dem betrieblichen Auf unter älteren Semestern waren kaum wand die Kosten des jährlichen Unter noch vorhanden. Bis sich in einem Club halts nicht zu unterschätzen. Dank namens Cora Initianten zusammen Crowdfunding fährt die JURA nun schlossen, um Menschen aus der Iso schuldenfrei in die neue Saison. Der lation zu holen. Ein hochgestecktes Projektverantwortliche Niklaus Graber Ziel. Die Aktivitäten sollen in der Ort hat einen persönlichen Grund, warum schaft Fleurier konzentriert werden, er als 62-Jähriger gerne seine Zeit für wo für 1,4 Millionen Franken eine pas diesen 88-jährigen Oldtimer einsetzt, sende Liegenschaft zum Verkauf stand. auf dem Kinder die Schweiz vom Was Dank der Loterie Romande und hilfrei Unterhaltsarbeiten am Schiff für Schul ser aus kennenlernen: «Ich durfte in chen Stiftungen kam eine stattliche klassen und Behindertenausflüge: Die jüngeren Jahren selbst immer wieder Summe zusammen. Um den fehlenden MS JURA ist dank ihrer «Lokalhelden» profitieren, wenn Senioren mich mit Betrag aufzutreiben, stellte der in der auf Kurs. Foto: Niklaus Graber. ihrer Berufserfahrung unterstützten. Region der Raiffeisenbank Neuchâtel Jetzt, da ich selbst bald das Pensions et Vallées beheimatete Club sein Anlie alter erreiche, kann ich davon etwas gen auf lokalhelden.ch vor. Mit Erfolg: zurückgeben.» Über 100 Gönner machten 57 000 Fran ken locker. Damit können nun Küche Schaffen», fährt Boillat fort, «sogar Gegen die Resignation und Tagungsraum eingerichtet werden. Wettkämpfe für Ältere.» Für den Club Das Schiff auf dem Bielersee hat viel ist klar: Während der Pandemie ist es gemeinsam mit der Sammlung in der Alleinstehende integrieren noch wichtiger, auf die alleinstehenden Region der Raiffeisenbank St. Gallen. Im Treff kochen und essen Seniorinnen älteren Mitmenschen zu achten. Im Fokus steht ebenfalls das Wohl von und Senioren, setzen sich gemeinsam Kindern, und an der Spitze steht mit jüngeren Personen an den Mittags Die «JURA» ist auf Kurs wiederu m ein Präsident, der sich im tisch. «Mit dem Club de Midi wollen wir Das Finanzierungsziel von 70 000 Fran Pensionsalter für die jüngere Genera Personen aus der Einsamkeit holen», ken erreicht – sogar um gut 5000 Fran tion einsetzt: Beat Landolt, ein Kantons proklamiert Alexis Boillat, der die ken übertroffen – hat auch ein Projekt rat aus Appenzell Ausserrhoden. Die Vereinigung präsidiert. Das generatio aus der Region der Raiffeisenbank Schaffung der «Regionalen Ombuds nenübergreifende Sozialprogramm gilt Bielers ee: Die Genossenschaft MS stelle Kinderrechte» hat die Finanzie der Integration von Menschen über 50. JURA sorgt dafür, dass das frühere rungsschwelle von 10 000 Franken «Gemeinsame Momente sind wichtig Passagierschiff flott bleibt. Dass das knapp erreicht, ihre Tätigkeit am Inter zur Schaffung neuer sozialer Bindun erste dieselbetriebene Kursschiff auf nationalen Tag der Kinderrechte aufge gen», sagt Alexis Boillat. Cora geht aber dem Bielersee aus dem Jahr 1932 noch nommen und bereits einen ersten Fall noch weiter. Während der Mahlzeiten heute auf den drei Juraseen kreuzt, war behandelt. werden die älteren Personen auf die das Verdienst vieler Freiwilliger, die Kinder werden von diesen neutralen Bedeutung regelmässiger Begegnun die JURA in Fronarbeit zum Logier Ansprechpersonen gehört. Jugendliche gen sensibilisiert. «Angeregt werden schiff umbauten. Heute unternimmt es ebenso wie Erwachsene erhalten hier gemeinsame Aktivitäten, kreatives Ferienfahrten mit Behinderten und entwicklungsgerechte Auskünfte. Der
Ein generationenübergreifendes Treffen im «Club de Midi»: Senioren werden sozial vernetzt. Foto: Tam Berger. Bedarf einer Ombudsstelle für Kinder dauern. Ein weiteres Ziel des Lokalhel Grossherzige Materialspenden gingen war gemäss einer Befragung von Fach den-Projekts war, den Angehörigen ein. Und eines Tages wies ihr Twint- stellen des Kantons schon lange ausge ebenfalls zeitweise den Aufenthalt zu Konto die private Überweisung von wiesen. Doch für die Schaffung war ermöglichen. Sich auf seinem letzten 200 Franken auf. «Für das Hospiz», teilte letztlich die Anstrengung der privat Weg vom Haustier begleiten zu lassen, die Spenderin nur mit. «Der Spenden motivierten Geldsammlung notwendig. wird im HOPE ebenso möglich sein. aufruf auf lokalhelden.ch», so resü Beat Landolt hat sich auch politisch Fast 500 Unterstützer trugen 128 460 miert die Projektleiterin, «hat definitiv immer wieder für Kinderrechte enga Franken zusammen. Zugleich fanden ein Zeichen gesetzt.» giert und legt dies insbesondere Men weitere 40 000 Franken den Weg auf schen im AHV-Alter ans Herz: «Viele das Stiftungskonto, womit die Innen Hilfe zur Selbsthilfe Menschen unseres Alters bleiben der ausstattung finanziert wird. Die gesam Seit Raiffeisen 2016 die Crowdfunding- Jugend durch ihre Enkel verbunden. ten Investitionskosten belaufen sich Plattform www.lokalhelden.ch ins Der jungen Generation die Zuversicht auf drei Millionen Franken. Wenn der Leben rief, wurden schweizweit über für die Zukunft weiterzugeben, ist Gesamtbetrag aufgetrieben werden 1200 Projekte unterstützt. Die gerade in heutiger Zeit, wenn die Re kann, wird der Bezug im Frühjahr 2022 Spendenmarke von 20 Millionen ist signation droht, so besonders wichtig.» möglich, um diese Versorgungslücke in geknackt. Und es wird weiter fleissig der spezialisierten Pflege am Lebensen gesammelt. Für Kultur, Nachhaltigkeit, «Das Sterben gehört zum Leben» de zu schliessen. Soziales sowie Jugend- und Standort Während die Ombudsstelle die Rechte Projektleiterin Caroline Walker Miano förderung. Viele Projekte werden der Heranwachsenden verteidigt, ist stellte nebst der Spendefreudigkeit zusätzlich von den lokalen Raiffeisen das Projekt aus der Region der Raiff einen weiteren Effekt fest: Das Tabu- banken finanziell unterstützt. Dennoch eisenbank Belalp-Simplon der letzten Thema Sterben in Würde wurde im ist der drittgrössten Bankengruppe der Lebensphase gewidmet: Das Hospiz Oberwallis eine Zeit lang zum Ge Schweiz wichtig, dass lokalhelden.ch Oberwallis HOPE will Patienten auf sprächsthema. Es erreichten sie sogar in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe ist. nehmen, deren Behandlung im Kran Anfragen von Menschen in Palliativ Die Plattform verlangt keine Gebühren, kenhaus nicht mehr notwendig und betreuung, die bereits eintreten wollten. die Spenden landen direkt in den deren Betreuung daheim oder im Pflege «Viele Firmen haben ihre Weihnachts Projekten vor Ort. heim nicht möglich ist. Die stationäre geschenke an Kunden und Mitarbeiter Betreuung kann längere Zeit oder auch ausgesetzt und diese Summe statt nur die letzten 24 Stunden eines L ebens dessen unserer Sache überlassen.»
Im Geschäftssitz von Freddy Burger Management ist das Showgeschäft auf Schritt und Tritt zu spüren.
LEBENSART Der Entertainer Er habe sein Leben lang Menschen glücklich machen können, sagt der Zürcher Unterhaltungs-Unternehmer Freddy Burger. Wenn er morgen von dieser Welt gehen müsse, dann gehe er glücklich. Aber eilig hat er es damit keineswegs. Zuerst möchte er seine Autobiographie schreiben. Text: Robert Bösiger Foto: Christian Roth Mit 19 Jahren ist Freddy Burger (75) bereits ein All you need is love «alter Hase», was das Organisieren von kleineren Als erklärter Beatles-Fan, der mit den Stones Konzerten anbelangt. Schon zu Zeiten, als er noch nichts habe anfangen können, sei er nie bei den in der Stifti zum Hochbauzeichner steckt, ver- Steinewerfern und Randalierern gewesen, sagt dient er Geld damit, lokale Bands für Auftritte in Freddy Burger bei unserem Besuch in der ein- den diversen Jugendlokalen zu verpflichten. Zum drücklichen Villa an der Carmenstrasse, wo das Beispiel Les Sauterelles von Toni Vescoli(78), Hauptquartier «Home of Entertainment» der FBM einem weiteren Hochbauzeichner, der sich statt vis-à-vis der gewaltigen Zürcher Kreuzkirche seinem erlernten Beruf lieber Erbaulicherem zu- domiziliert ist. «Meine Sympathien lagen bei j enen, wendet. die dem Motto ‹All you need is love› frönten.» Von Für Vescoli quittiert der junge Mann aus hier aus führt Burger sein Imperium bestehend Zürich Schwamendingen seinen Job und wird aus Künstlermanagements, Konzertagenturen, Manager von Les Sauterelles und später weiteren Restaurants und Vergnügungslokalen. Bands und Interpreten. Von nun an kurvt er mit Im Dezember 2019 wurde das 50-Jahr-Firmen- seinem Simca 1000 durch Europa und bietet in jubiläum mit Pauken und Trompeten im eigenen den Beatclubs Les Sauterelles an. Mit der Schreib- Theater 11 gefeiert. 650 hochkarätige Persönlich- maschine und im Zweifingersystem tippt er die keiten aus der ganzen Welt reisten zu Ehren von Verträge. Burger nach Zürich, um ihn zu würdigen: Promis aus der Unterhaltungsbranche, von Medien und Cliff Richard und das Defizit dem Film, der Politik, dem Event- und Gastrobe- Zu einem Schlüsselerlebnis wird Burgers erster reich – alles, was Rang und Namen hatte. grosser Konzertevent. So holt er 1965 den briti- schen Popstar Cliff Richard und dessen Begleit- band The Shadows ins Zürcher Hallenstadion. «Ich habe ein Leben führen dürfen, das Statt der erwarteten 6000 Zuschauer kommen anderen Menschen in drei Leben nicht bloss 4000. Die Folge: ein Defizit von 20 000 Fran- ken. So ist der junge Unternehmer nicht mehr in vergönnt ist.» Freddy Burger der Lage, den bestehenden Vertrag mit den Rolling Stones einzuhalten. Im Rückblick ist dies so was wie Glück im Un- Lockdown: Horror und Chance glück. Denn zwei Jahre später – am 14. April 1967 Im Januar 2020 flogen Freddy Burger und seine – sorgen die wilden Briten bei ihrem ersten Auf- neue Ehefrau Isabella Burger in die Flitterwochen tritt hierzulande für den ersten grossen Skandal an den Südpol. Unterwegs hätten sie erstmals im Hallenstadion. Die «Neue Zürcher Zeitung» etwas von einem neuartigen Virus gehört. Zurück berichtet, die Tumulte hätten «gravierende For- in der Schweiz, sei es dann losgegangen: Absage men angenommen». Die ramponierten Stühle und der Basler Fasnacht und die 1000er-Regelung. der harte Polizeieinsatz wurden zum Symbol für Und dann der landesweite Lockdown. Ihn, den im den Start der 1968er-Jugendkrawalle. Eventbereich Tätigen, traf es mit voller Wucht: Visit Frühling 2021 19
LEBENSART Familie. Bis er erkannt habe, dass er dies auch für sich selbst getan hatte, denn ohne diese Pau- sen hätte er den hohen Druck im Büro nicht kom- pensieren können. Heute sei ihm klar, dass er mehr für seine Frau da sein wolle – und weniger im Büro. Sein Sohn Oliver (33) werde ihn nun nach und nach ablösen. Ganz werde er sich aber «Der Lockdown hat auch Positives nicht zurückziehen können, glaubt Freddy Burger: gebracht: Man hat mehr Zeit, «Ich werde meinen Sohn begleiten und ihn unter- um über das eigene Leben nach stützen.» In Erinnerung bleiben möchte Freddy Burger zudenken. Und man hat mehr als engagierter Macher. Als einer, der zwar in ei- Freiraum und nicht mehr diesen nem «Hallodria-Business» tätig war, aber weder etwas mit Drogen- und Alkoholexzessen zu tun Druck von morgens bis abends.» hatte noch mit Skandalen. Burger: «Der Journalist Freddy Burger Karl Lüönd hat mich mal als Delphin im Haifisch- becken bezeichnet. Und ich finde, er hatte recht.» Wenn er heute auf sein spannendes Leben zu- rückblicke, sei er vor allem dankbar, bilanziert «Plötzlich war alles tot.» Laufende Produktionen Freddy Burger: «Ich habe ein Leben führen dür- mit grossem Publikum mussten abgesagt werden. fen, das anderen Menschen in drei Leben nicht Theatervorführungen, Grossproduktionen im vergönnt ist. Wenn ich morgen von dieser Welt Hallenstadion, Thunerseespiele mit Millionenauf- gehen muss, dann gehe ich glücklich!» wendungen – alles abgesagt. «Für unsere Branche Bis es so weit ist, wird er sein Leben zwischen ist das der Horror – und wir wissen nicht, wie es Buchdeckeln fassen. Bisher seien schon gut 350 weitergeht.» Seiten im Kasten. Er räumt ein, dass er etwas er- Freddy Burger räumt ein, dass er im Lockdown schrocken sei darüber, was er schon alles gemacht auch Positives erlebt habe. «Man hat mehr Zeit, und erlebt hat. «Ich habe Menschen vom Zuhälter um über das eigene Leben nachzudenken.» Man bis zum Bundespräsidenten kennengelernt – das habe mehr Freiraum und nicht mehr «diesen ist doch unglaublich! Und es ist nicht so, dass der Druck von morgens bis abends». Dennoch sei Zuhälter von allen am schlechtesten abgeschnitten Covid-19 fast wie Krieg, räumt Burger ein: «Du hätte …», sagt er vielsagend. läufst die Bahnhofstrasse rauf und weisst nicht, ob du plötzlich niedergeschossen wirst von einem unsichtbaren Feind. Gut möglich nämlich, dass man an jemandem vorbeiläuft – und schon ist Persönlich man infiziert …» So etwas, sagt der 75-jährige Freddy Burger (75) ist Gründer und Chef der Unternehmer, habe er «noch nie erlebt, seit ich Freddy Burger Management-gruppe FBM mit auf der Welt bin». Das Gute sei, dass man durch Sitz in Zürich. Nach einer Lehre zum Hoch- das Virus zum Nachdenken und Langsamergehen bauzeichner steigt er als Autodidakt ein in den aufgefordert sei. Eventbereich und organisiert Konzerte und andere Veranstaltungen. Er übernimmt das Delphin im Haifischbecken Management von diversen Künstlern – u.a. Was hat den umtriebigen Mann, den wir mit Pepe Lienhard und Udo Jürgens. 1969 grün- so klingenden Namen wie Udo Jürgens, Pepe det er die Rent a Show AG. Zeitweise ist er L ienhard, Hazy Osterwald, Paola Felix, Walter Partner von Good News Productions; er bringt Roderer und Rolf Knie in Verbindung bringen, zahlreiche bekannte Musicals in die Schweiz. in all den Jahren angetrieben? «Ganz einfach», Daneben übernimmt er u.a. die Schweizer sagt Freddy Burger, «ich war und bin berufen, Generalvertretung von Puma und beteiligt andere Menschen glücklich zu machen – gibt es sich an diversen Theatern, Nachtklubs und denn Schöneres?» Die Antwort gibt er gleich Gastrobetrieben (u.a. in Basel, Berlin, Luzern, selber: «Nein!» und Zürich). FBM ist der führende Musicalver- Erst mit 50 habe er erkannt, dass er bisher zu anstalter der Schweiz. Die Unternehmens- intensiv und nur für das Geschäft gelebt habe. gruppe bestehend aus etwa 20 verschiedenen Deshalb habe er damals begonnen, alle Schul Firmen beschäftigt rund 150 Mitarbeitende. ferien mit der Familie zu verbringen. Dabei habe er geglaubt, das mache er vorrangig für seine 20 Visit Frühling 2021
Derzeit ist Freddy Burger daran, sein Lebenswerk an Sohn Olivier (oben links im Bild) zu übergeben. Aus dem Familienalbum: Freddy Burger (ganz rechts) holt 1965 den britischen Superstar Cliff Richard (Mitte) vom Flughafen ab. In seiner Jugend liebäugelte Burger mit einer Karriere als Eishockeyaner, ging dann aber nur noch zum Plausch aufs Eis (Bild links). Visit Frühling 2021 21
PUBLIREPORTAGE Was ältere Menschen gegen Stürze tun können Rund ein Drittel der über 65-Jährigen stürzt jedes Jahr – zum Teil mit schwerwiegenden Folgen. Dr. Mathias Schlögl, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin mit Schwerpunkt Geriatrie an der Universitären Klinik für Akutgeriatrie am Stadtspital Waid, erklärt, wie ältere Menschen Stürze verhindern können. Die Gefahr von Knochenbrüchen Die Jaques-Dalcroze-Rhythmik besteht nimmt mit dem Alter zu. Weshalb? aus Bewegungsabläufen, die zu live Durch Erkrankungen wie Osteoporose, gespielter Klaviermusik ausgeführt Hormonmangel bei Frauen während werden. Die Übungen fördern die und nach der Menopause, die Einnahme Fähigkeit, zwei Dinge gleichzeitig zu gewisser Medikamente, einen Vitamin- tun, was für ältere Menschen oft mit D-Mangel, unausgewogene Ernährung Schwierigkeiten verbunden ist. Eine und zu wenig Bewegung können Kno Studie hat gezeigt, dass mithilfe der chen brüchiger werden. Eine ausge Jaques-Dalcroze-Rhythmik das Sturz wogene Ernährung und regelmässige risiko um mehr als die Hälfte gesenkt Bewegung können älteren Menschen werden kann. helfen, die Knochen zu stärken. Angebote zur Sturzprävention Wie sieht eine optimale Ernährung im Alter aus? Café Balance Ältere Menschen haben einen erhöhten In den wöchentlich stattfindenden Bedarf an Proteinen. Denn Proteine Rhythmiklektionen nach Jaques- sind wichtige Bausteine für starke Kno Dalcroze führen die Teilnehmenden Dr. Mathias Schlögl Bewegungsabläufe zu live gespielter chen und Muskeln. Sie kommen in Milchprodukten wie Joghurt, Käse und Klaviermusik aus. In der anschliessen Wieso stürzen ältere Menschen? Quark vor sowie in Fisch, Fleisch, Tofu, den Kaffeerunde gibt es die Möglich Meist führen mehrere Ursachen zu Bohnen, Linsen und Erbsen. Es wird keit für einen Austausch untereinan einem Sturz. Das Risiko steigt, wenn empfohlen, täglich drei Portionen Pro der. Mehr Informationen gibt es auf eine Person Mobilitäts-, Gleichge teine gleichmässig auf die drei Haupt gesund-zh.ch wichts-, Seh- und Hörstörungen, einen mahlzeiten verteilt aufzunehmen. HOMEX kurzen Bewusstseinsverlust erleidet, Homex ist ein Video-Trainingsprogramm psychisch oder kognitiv angeschlagen Kann man mit einem Kraft für ältere Menschen. Die einfachen ist, eine bestimmte Kombination von training Stürze verhindern? Kraftübungen in drei Schwierigkeits Medikamenten einnimmt, unpassende Muskelaufbau ist bis ins höchste Alter stufen eignen sich sowohl für Trainings Schuhe oder Kleidung trägt sowie möglich. Krafttraining allein reicht aber anfängerinnen und -anfänger als auch G efahren in der Umgebung ausgesetzt nicht aus, um Stürze zu vermeiden. für fittere Menschen ab 65 Jahren. ist wie schlechter Beleuchtung, Stufen Nebst Kraftübungen ist ein Training Mehr Informationen finden Sie auf oder Teppichen. wichtig, in dem die Koordination und myhomex.ch die motorischen Fähigkeiten gefördert Welche Folgen kann ein Sturz werden wie etwa Tanzen, Tai-Chi oder «Sicher gehen – sicher stehen» haben? die Rhythmik nach Jaques-Dalcroze. Auf der Website sichergehen.ch gibt es ein Übungs- und Kursangebot für Ein Sturz kann die Lebensqualität und Es empfiehlt sich ausserdem, kurz vor Menschen ab 65 Jahren, um Gleich die Mobilität der Betroffenen stark ein oder nach dem Training ein aufgelöstes gewicht, Kraft und mentale Fitness zu schränken. Denn nach einem Bruch Molkepulver oder einen molkebasierten trainieren. wachsen Knochen häufig nicht mehr Proteindrink zu sich zu nehmen. richtig zusammen. Dies gefährdet ein selbständiges Leben zu Hause und er Sie haben die Rhythmik nach Foto: zVg höht das Risiko, in ein Alters- oder Jaques-Dalcroze erwähnt. Was ist Pflegeheim eingewiesen zu werden. das genau?
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