Der Hotelexperte - Wegweiser im Einkauf Continuous Sourcing: Die Neudefinition des RFP-Prozesses - HRS Global Hotel Solutions
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
02 | 2018 Der Hotelexperte Magazin für Travel Management und Hoteleinkauf Wegweiser im Einkauf Continuous Sourcing: Die Neudefinition des RFP-Prozesses. Unterwegs in Delhi Case Study – Deutsche Post DHL Group MICE-Standortcheck Tallinn
EDITORIAL Tobias Ragge, HRS Geschäftsführer Sehr geehrter Leser, natürlich steht die digitale Transformation erst Wie gesagt: Noch stehen wir ganz am Anfang! an ihrem Anfang. Doch schon heute ist es uns Die Ergebnisse einer globalen Studie zum Ho- möglich, selbst komplizierteste Prozesse so tel-Sourcing, die wir zu Beginn des Jahres weit zu digitalisieren, dass an ihrem Ende die gemeinsam mit der ACTE Global (Associati- denkbar einfachste Lösung steht. Die Frage on of Corporate Travel Executives) durchge- ist nur: Für wen? führt haben, weisen in eine Zukunft, in der auch der bisherige Ausschreibungsprozess Im Verlauf unserer Evolution vom Buchungs- neu definiert wird; in der die jährliche Sour- portal zum vertikalen Experten für die ge- cing-Saison ersetzt wird durch das ganzjäh- samte Wertschöpfungskette rund um das rige Continuous Sourcing – und damit durch Hotelmanagement haben wir schon bald er- die denkbar einfachste Lösung für das Travel kannt, dass die bloße Simplifizierung der Bu- Management im digitalen Zeitalter. Mehr dazu chungsprozesse nicht ausreicht, um unserem lesen Sie ab Seite 8. Coverbild: Kirsten Semmler | Vektordaten: Adobe Stock • Editorialfoto: Cornelis Gollhardt Anspruch als Innovationsführer in diesem hochdynamischen Umfeld zu genügen. Nicht Lassen Sie sich überraschen, welche Innovati- jedenfalls, ohne gleichzeitig die Bedürfnisse onen wir als Ihr Hotel Solutions Provider 2018 unserer Kunden im Managed Corporate Tra- noch für Sie bereithalten. vel ins Zentrum zu stellen. Unsere anschließende Konzentration auf Lö- Ihr sungen, die sowohl die Bedürfnisse des Travel Managements wie auch der Corporate Travel- ler berücksichtigen, hat nun auch den Techno- logiekonzern Siemens überzeugt (vergleiche Seite 22). Wir nehmen Siemens nicht nur glo- bal alle Aufgaben rund um die Hotelbuchung ab – angefangen beim Sourcing übers Suchen Tobias Ragge, und Buchen bis hin zu Payment-Lösungen. HRS Geschäftsführer Mithilfe zukunftsweisender Technologien wie künstlicher Intelligenz und Blockchain werden wir zudem die Zufriedenheit der Siemens-Rei- senden signifikant erhöhen. 2
Inhaltsverzeichnis Hotel-Sourcing 8 Unterwegs in Delhi 16 22 26 Travel 4.0 bei Siemens MICE in Tallinn Ausgabe 02 | 2018 CHECK-IN TRAVEL MANAGEMENT News Volle Transparenz bei Meetings14 Meldungen aus der Branche 4 Die Deutsche Post DHL Group bucht Veranstaltungen seit 2017 über die Online-Meeting-Lösung HRS TITELSTORY Meetings Solutions. Das Ergebnis: Effizienz, Daten- Einkauf rund um die Uhr8 transparenz und hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern. »Im Rahmen von Hotelverhandlungen sind Einsparungen kaum noch zu erwarten.« Stimmt diese »Der Gesamtprozess steht im Vordergrund«22 Binsenweisheit eigentlich? Oder haben bislang nur die Thorsten Eicke und Albert Eduard Küng (Siemens) über richtigen Instrumente gefehlt? Eine Studie von ACTE das System Travel 4.0. und HRS zeigt, dass die Branche derzeit völlig neue Wege einschlägt: »Der Ausschreibungsprozess wird Der menschliche Faktor32 neu definiert.« Für den Marketingexperten Steven Van Belleghem besteht in der Digitalisierung kein Grund zur Sorge. GESCHÄFTSREISE Das Mantra des technikaffinen Profis: »Konzentriert Der Boom hat erst begonnen16 euch auf das, was Computer nicht können!« Der Hotelmarkt in der indischen Hauptstadt Delhi, der führende Gastgeber des Subkontinents, wächst dyna- MEETINGS & GROUPS misch. Vor allem das Segment zeitgemäßer Business- MICE in Tallinn: Baltischer Tiger26 hotels hat in Neubauvierteln wie Aerocity und in der In Sachen IT und Cybersicherheit ist Estlands Vorstadt Gurugram inzwischen Spitzenniveau erreicht. kleine Hauptstadt Tallinn ganz groß. Und statt Bürokratie erwartet Tagungsplaner eine Delhi: Daten & Fakten21 vielsprachige Bevölkerung in einem einzigartigen mittelalterlichen Zentrum. IMPRESSUM Herausgeber: HRS Hotel Reservation Service Robert Ragge GmbH, Breslauer Platz 4, 50668 Köln Verantwortlich für die Inhalte: Björn Zimmer, Tel. +49 221 2077-5104 | der-hotelexperte@HRS.com Koordination, Redaktion und Realisierung: publish! Medienkonzepte GmbH, Hannover Gestaltung: Kirsten Semmler Chefredaktion: Anke Pedersen Autoren: Jürgen Baltes, Stefanie Bisping, Michael Braun Alexander, Tinga Horny und Johannes Kühner Lektorat: Clemens Bernhard Fotografen: Abhishek Bali, Thomas Dashuber, Fabian Weiss und genannte Bildquellen Copyright: HRS 2018 3
CHECK-IN Zug statt Flug Auswirkung der Konsolidierungen im Luftverkehr Preiserhöhungen Geringere Kapazitäten Neue Kostenarten Lieber live Virtuelle Meetings gehen zulas- Weniger Kunden- ten des Umsatzes. Zu diesem orientierung Ergebnis kommt die »Chefsache Business Travel 2018« des Deut- 76 % 42 % 34 % 33 % schen Reiseverbands. Zwar spar- ten Unternehmen im vergangenen Jahr Kosten und Zeit, weil sie 25 Prozent aller Treffen auf Skype Die Insolvenz von Air Berlin und strategische Allianzen im Luft- und Co. anstelle des persönlichen verkehr haben nach Ansicht deutscher Travel Manager negati- Quelle: VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018, vorläufiges Ergebnis Kontakts reduzierten. Allerdings ve Auswirkungen auf die geschäftliche Mobilität: Während das Fliegen teurer und die Preisgestaltung intransparenter werde, zeigte sich gleichzeitig, dass Unter- sinke gleichzeitig der Service, so ihre Befürchtung laut vorläu- nehmen 27 Prozent mehr Umsatz figem Ergebnis der VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018. Profi- teur ist die Deutsche Bahn: 89 Prozent aller Unternehmen, die machten, wenn sie zum Gespräch vom Flugzeug umsteigen, entscheiden sich für den Zugverkehr direkt zu ihren Kunden fuhren. Die – insgesamt immerhin fast dreißig Prozent. Nicht nur Kosten- bewusstsein steckt jedoch hinter allen Überlegungen in der be- höhere Produktivität auf Dienst- ruflichen Mobilität: Zwar sagen 71 Prozent der befragten Tra- vel Manager, dass Ersparnisse weiterhin wichtig seien. Auf die reisen übertrifft demnach die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter achten sie jedoch in gleichem Zeit- und Kostenersparnis virtueller Maße. Die vollständige Geschäftsreiseanalyse wird in diesem Monat unter www.geschaeftsreiseanalyse.de veröffentlicht. Meetings. Nur noch unterschreiben Meldeformulare auszufüllen gehört für sechzig Prozent al- ler deutschen Geschäftsreisenden zu den größten Ärger- nissen in Hotels. Das hat eine Umfrage von American Ex- Illustrationen und Bilder: Adobe Stock press Global Business Travel ergeben. Abhilfe schafft HRS nun mit einem Service seiner Smarthotel-Initiative: Füllen Geschäftsreisende vorab ihr Smarthotel-Profil im My HRS Account aus, bekommen sie beim Check-in ein bereits vor- bereitetes Formular vorgelegt und müssen nur noch un- terschreiben. Von dieser Zeitersparnis profitieren Reisen- de dann auch bei zukünftigen Ankünften in allen über HRS gebuchten Hotels. 4
News 5.0 Rating Eigenes Bewertungssystem 4.0 Rating der ACTE Ob sich Hotels für Geschäftsreisende eignen, will die Association of 3.0 Corporate Travel Executives (ACTE) mit einem eigenen Bewertungs- Rating system prüfen und passende Häuser dann im Programm »Business Conference Hotel Accreditation« listen. »Es gibt jede Menge Bewer- 2.0 Rating tungssysteme – aber nur für Privatreisende«, erklärt Greeley Koch, Executive Director von ACTE Global. Der Geschäftsreiseverband will nach Beurteilung unabhängiger Kontrolleure künftig nur jene Hotels 1.0 Rating anbieten, die gut ausgestattete Businesscenter, Safes für Laptops, Konferenzzentren, Zimmerservice, Fitnessräume und zudem eine si- 0.0 chere Umgebung haben. Bis 2020 sollen 10.000 Häuser mitmachen Rating und dafür eine jährliche Gebühr bezahlen. Gigantische Treue Aus zwei mach eins: Nach dem Zusammenschluss von Mar- riott und Starwood im vergangenen Jahr werden die bislang getrennten Bonusprogramme ab August zu einem zentralen Konto zusammengefasst. Punkte können dann in 6500 Hotels der 29 Marriott- und Starwood-Marken gesammelt werden. Der gleiche Weg zeichnet sich bei einer weiteren Übernahme ab: Vorbehaltlich der behördlichen Zustimmung werden die Accor Hotels die Möven- pick Hotels & Resorts mit derzeit 84 Hotels in 27 Ländern übernehmen. Kaufpreis: rund 482 Millio- nen Euro. Conichi: Fokus auf Business Travel Geschäftsreisende verändern die öffnung per Smartphone, optimier- Hotellerie schneller, als es die Ho- tes Sourcing dank Datenanalyse). tellerie von sich aus tun würde: »Ho- »Jetzt sind es die Corporates, die tels nehmen neue Prozesse nicht so unsere Smarthotel-Lösungen ak- schnell an, wie wir erwartet hät- tiv in die Hotellerie treiben«, so ten«, bemängelt Max Waldmann, Waldmann in einem Interview mit Foto: Cornelis Gollhardt der mit Conichi die Digitalisierung »Business Travel News«. Zu Conichis in der Hotellerie vorantreiben will. Partnern der ersten Stunde gehört Die Business-Travel-Seite jedoch be- HRS, aber auch CWT und Cytric ar- grüße Lösungen, die sein Start-up beiten mit dem Software-Anbieter anbietet (digitaler Check-in, Tür- zusammen. 5
CHECK-IN Termine Trend: Digitales Zahlen Virtuelle Bezahllösungen auf dem Vormarsch: In einer Barclaycard- Umfrage unter 250 Travel Managern registriert knapp die Hälfte (49 %) eine steigende Nachfrage nach mobilen Bezahllösungen. Die Zahl wer- de in Zukunft noch wachsen, schätzen zwei Drittel (66 %) der Reiseve- Mobility-Symposium rantwortlichen. 37 Prozent sehen darüber hinaus die virtuelle Kredit- 19.6.2018 | Frankfurt am Main karte im Kommen. Dass digitale Bezahlangebote auch in der Hotellerie Corporate Carsharing, Fahrräder für Mit- wichtiger werden, glauben dreißig Prozent der befragten Travel Ma- arbeiter und die Revolution der Mobilität nager: Virtuelle Zahlungslösungen in ihren Unternehmen einzuführen durch Blockchain sind drei Breakout-Ses- gelinge umso leichter, je breiter Akzeptanz und Angebot innerhalb der sions des Mobility-Symposiums von Deut- Hotelbranche seien. scher Bahn und Travel Industry Club. Key- notes über intelligente Mobilität, digitale Assistenten und Smart Citys sowie ein Sci- ence-Slam vervollständigen das Programm. Leitfaden zur Fürsorgepflicht www.travelindustryclub.de Beschäftigen sich Travel Manager ausrei- Travel, MICE and More chend mit der Fürsorgepflicht für Reisen- 28.6. – 29.6.2018 | Mainz de? Informieren sie ihre Mitarbeiter über Wie können neue Tools bei Einsparungen helfen, was hilft bei der Minimierung von Versicherungsschutz und Notfallhilfe? Der Sicherheitsrisiken auf Reisen und wie hilft VDR hat dazu jetzt einen Leitfaden mit einer fünfzig Fra- die Digitalisierung bei End-to-End-Prozes- sen? Zwischen diesen Fragen rund um Sa- gen umfassenden Checkliste zusammengestellt, mit dem vings, Mensch und Digitalisierung bewegt sich das Programm des BME-Kongresses. Travel Manager selbst prüfen können, wo gegebenenfalls Neu: In Start-up-Pitches wollen Vordenker noch Handlungsbedarf besteht. frische Impulse zu künstlicher Intelligenz und Livetracking geben, und per Virtual Re- Download: www.vdr-service.de ality können Veranstaltungsräume betre- ten werden. www.bme.de New Work: Neues Travel Management GBTA Convention Digitale Prozesse werden immer stärkere Auswirkungen auf Arbeits- 11.8. – 15.8.2018 | San Diego abläufe, Arbeitsort und Arbeitszeit in Unternehmen haben, prognos- Weltgrößtes Business-Travel-Event mit tizieren die Managementberater Ludger Bals (The Travel Consulting mehr als 7000 Experten. Group) und Engelbert Wimmer (e&Co.). »Früher war der Arbeitsplatz convention.gbta.org dort, wo die Maschinen und der PC standen. Heute ist er dort, wo das Mobiltelefon ist.« Travel Manager bekämen diese Auswirkun- Swiss Travel Management Forum gen zu spüren und »müssen ihre Rolle als statischer Auktionator der 6.9.2018 | Zürich Fachabteilung verlassen und zum verantwortungsvollen Regisseur Kongressplattform inklusive Diskussions- innerhalb digitaler Ökosysteme werden«, bekräftigten die Experten runden und Expertenbeiträgen. Der Net- auf dem Business Travel Forum des VDR auf der ITB Berlin. Soll hei- working-Gedanke spielt bei diesem Forum ßen: Mitarbeiter erwarteten eine Arbeitswelt, die ihnen Individuali- eine ebenso große Rolle wie die Fachvor- tät und Selbstorganisation ermögliche; Unternehmen müssten ihre träge. Organisationsstrukturen anpassen. www.vdr-service.de FVW-Kongress Gläserne Millennials? Ja, bitte! 18.9. – 19.9.2018 | Köln Will Facebook die Touristik umkrempeln? Dass die Generation der heutigen Berufseinsteiger die Art des Rei- Mit dieser Frage beschäftigt sich der Kon- sens verändert, zeigen Studien immer wieder. Eine neue Erhebung gress ebenso wie mit künstlicher Intelli- stammt vom Technologieanbieter Travelport und besagt, dass es genz und Algorithmen und dem Einfluss Millennials frustriert, wenn ihre Unternehmen aus den Daten frü- von Low-Cost-Carriern auf den Luftverkehr. herer Reisen keine Schlüsse ziehen, um beispielsweise persona- Begleitend präsentieren sich Aussteller auf lisierte Vorschläge zu machen. Wer diese Entwicklung verpasse der Travel Expo. und Millennials nicht entgegenkomme, so Travelport-Vizepräsi- www.fvw.de dent Simon Ferguson, werde an Bedeutung verlieren. 6
News HRS Know-how für die ACTE Wachstum im Kooperation zwischen ACTE Global und dem Corporate Lod- Herzen von Köln ging Forum (CLF): HRS integriert ausgewählte Inhalte aus seiner Mehrfach Grund zum Feiern hat die für den strategischen Wachstums- Veranstaltungsreihe in den Kon- HRS Group: Einen großen Coup lan- kurs. In Neu-Delhi und Bangalore hat gress ACTE Global Summit an dete der Geschäftsreisespezialist mit HRS seine Präsenz auf dem Wachs- fünf Standorten weltweit. Bei- der Gewinnung der Siemens AG als tumsmarkt Indien bereits 2017 aus- de Partner »teilen die gleichen neuem Großkunden. Fortan wird HRS gebaut, ein weiterer Asienstandort Ziele, indem sie Reiseeinkäufer für den Technologiekonzern alle Ge- ist in Südkoreas Hauptstadt Seoul auf dem komplexen Hospitali- schäftsprozesse rund um das welt- entstanden. 2018 folgen zudem neue ty-Markt ausbilden«, begründet weite Hotelprogramm übernehmen Büros in San Francisco und Dallas, Carole Poillerat, Executive Di- – damit ist HRS mit der Abwicklung und in Europa entstehen Niederlas- rector Industry Relations und von drei Millionen Übernachtungen sungen etwa in Stockholm und Ams- verantwortlich für das CLF, die pro Jahr betraut. terdam. Kooperation. Nach dem Start Auf die frische globale Partner- Die Expansion steht ganz im Zeichen des ACTE Global Summit in New schaft angestoßen wurde bereits in der Fokussierung auf das Geschäfts- York am 29. April folgen vier der neuen HRS Firmenzentrale am reisesegment: Mehr als zwei Drittel weitere Veranstaltungen in Sin- Kölner Hauptbahnhof. Das »Coeur aller verhandelten und vermittelten gapur (18. Juli), Paris (18. Okto- Cologne« ist nicht nur Herzstück Übernachtungen erwirtschaftete die ber), Montreal (20. November) der Unternehmensexpansion, son- HRS Group im vergangenen Jahr mit und Sydney (im Dezember). dern vor allem Kommandozentrale internationalen Großkunden. Ob ihr wirklich richtig steht … Geänderte Wagenreihung? In Zukunft soll dadurch keine Hektik mehr am Bahnsteig entstehen: Die Deutsche Bahn hat eine digitale Anzeige der Wagenreihung in ihren DB Navigator Illustration: Adobe Stock • Bilder: HRS integriert. Sie soll immer aktuell anzeigen, in welchem Gleis- abschnitt ein bestimmter Wagen halten wird. Zu finden ist der neue Service in der Bahn-App über ein Icon in der Detail PASS POR T ansicht einer Verbindung, in »Meine Reise« oder direkt über ein gebuchtes Ticket. 7
TITEL TEXT: ANKE PEDERSEN Einkauf rund um die Uhr »Im Rahmen von Hotelverhandlungen sind Einsparungen kaum noch zu erwarten.« Stimmt diese Binsenweisheit eigentlich? Oder haben bislang nur die richtigen Instrumente gefehlt? Eine gemeinsame Studie von ACTE und HRS zeigt auf, dass die Branche derzeit völlig neue Wege einschlägt: »Der Ausschreibungsprozess wird neu definiert.« L eicht macht es die Hotellerie dem Hoteleinkauf nicht gerade: Mit dem Fortschreiten der Konsolidierung – jetzt haben die Accor auch noch die Mövenpick Hotels geschluckt – versuchen einzelne Ketten zu- nehmend offensiver, ihre Macht als bisweilen marktbe- herrschende Player auszuspielen; sei es hinsichtlich aus- geweiteter Stornofristen, sei es in puncto Ratenniveau. Gleichzeitig hat das branchenweite Yielding eine Dimensi- on erreicht, die jeden an Verlässlich- oder Planbarkeit ori- entierten Einkäufer ratlos zurücklassen muss (Negotiation Rate? BAR? LRA? NRLA?), von Direktbuchungsoffensiven und vom Ausbau immer raffinierterer Treueprogramme Illustration: Kirsten Semmler • Bildmaterial: Adobe Stock ganz zu schweigen. So ist es womöglich auch kein Wunder, dass während des HRS Corporate Lodging Forums in Berlin ernsthaft darüber disku- tiert wurde, ob es überhaupt noch sinnvoll sei, Reiserichtli- nien aufzusetzen. Oder ob man dem Reisenden nicht einfach freie Hand lassen sollte, Stichwort: Traveller Centricity. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Eine Reiserichtlinie sei zwar »nichts Unanständiges«, bekräftigte Daimler-Travel-Manager Bernd Burkhardt. Mitarbeitern ausschließlich mit Argwohn zu begegnen bringe das Management heute aber auch nicht mehr weiter. Sein Fazit: »Der Schlüssel ist Vertrauen. Miss- trauen kostet uns zu viel A dministration.« 8
TITEL Continuous Sourcing – Die neue Dimension im Hoteleinkauf Continuous Sourcing ist ein ganzjähriger Service, mit dem Travel Manager den Überblick über die schwankenden Hotelraten in denjenigen Städten behalten, die für ihr Unternehmen am wichtigsten sind. Damit Reisende die besten Tarife erhalten, setzt man sich regelmäßig mit den vom Travel Management bevorzugten Hotelanbietern auseinander, nutzt Vergleichstarife, Frühbucherdaten und andere lokale Faktoren. Ziel: die Zufriedenheit der Reisenden zu verbessern sowie gleichzeitig die Flexibilität des Programms zu erhöhen. Warum Continuous Sourcing? Erwartet Tatsächlich Kostensenkungen 65 % 52 % Zufriedenheit der Reisenden 57 % 64 % Höhere Flexibilität des Hotelprogramms 43 % 52 % Höhere Compliance 35 % 44 % Höhere Transparenz 29 % 24 % Geringere Arbeitsbelastung 24 % 20 % Zukunft ohne Hotel-Sourcing? te aus? Wie hält es sich auf dem Laufenden über sich än- Und was heißt das für den Hoteleinkauf? Sollen Unterneh- dernde Bedarfe, die Vielzahl an Rabatt- und Ratenmodellen men künftig auf jedwedes Sourcing verzichten, damit der und Marktgegebenheiten? Und: Wo besteht Optimierungsbe- Reisende selbst entscheiden kann? Verlockend klingt es zu- darf? Diese und weitere Fragen sind Teil einer Hotel-Sour- mindest: Über Monate bindet das Hotel-Sourcing wertvolle cing-Studie, die die ACTE Anfang des Jahres gemeinsam mit Ressourcen, und allein die Vielzahl an verschiedenen Ra- HRS unter Reiseverantwortlichen weltweit durchgeführt hat. ten- und Rabattmodellen sowie vielfach schlicht fehlende Analyse- und Benchmark-Daten erschweren es dem Tra- So kann es nicht weitergehen! vel Management zunehmend, fundierte Entscheidungen Um es gleich vorwegzunehmen: Seit 2015 haben mehr als zu treffen. die Hälfte aller Befragten (51 Prozent) ihre Verhandlungs- Doch so einfach ist es leider nicht. Mag der Hoteleinkauf auch strategie geändert oder neu aufgestellt. Kleine Unterneh- keine Kernkompetenz des Travel Managements mehr sein, men mit einem Budget von unter fünf Millionen US-Dollar wie nicht zuletzt Supplier wie HRS CEO Tobias Ragge gern be- (Anteil an der Befragung: 32 Prozent) gaben dies ebenso tonen. Gleichwohl umfasst das strategische Aufgabengebiet zu Protokoll wie mittlere (14 Prozent) und große mit einem deutlich mehr, als lediglich die Zufriedenheit der Reisenden jährlichen Hotelvolumen von mehr als zehn Millionen US- sicherzustellen. Mit anderen Worten: Sourcen bleibt unver- Dollar (44 Prozent). Das zeigt, dass die Sourcing-Strategie zichtbarer Bestandteil des Travel Managements. der vergangenen Jahre an ihre Grenzen gestoßen und das Grafik: Kirsten Semmler • Vektordaten: Adobe Stock Gleichzeitig aber erfordern die veränderten Marktgege- Bedürfnis nach Veränderung groß ist. benheiten ein Umdenken hinsichtlich des angemessenen Wie diese aussehen kann? Ein Blick auf den Istzustand des Instrumentariums. »Wir leben in einem Zeitalter der In- weltweiten Hotel-Sourcing zeigt, dass noch immer mehr als formationsüberflutung und ständigen Veränderung«, weiß die Hälfte (59 Prozent) aller befragten Unternehmen ihre ACTE-Executive-Director Greely Koch. Für Reiseverantwort- Hotelverhandlungen intern erledigen. Lediglich ein Drittel liche, die es versäumten, schnell auf Marktentwicklungen (30 Prozent) lagert diesen Prozess aus. Dieses eine Drittel zu reagieren, könne es daher kostspielig werden, »sowohl jedoch, und das ist bemerkenswert, findet sich vor allem monetär als auch in Hinblick auf die Zufriedenheit der Rei- auf Konzernebene wieder: Weniger als die Hälfte (44 Pro- senden«. zent) der Unternehmen mit einem Jahresbudget von zehn Wie also ist es aufgestellt, das Travel Management anno Millionen US-Dollar und mehr managen ihre Verhandlun- 2018? Wie sehen seine Sourcing-Strategien und -Instrumen- gen noch selbst. 10
Hotel-Sourcing Gründe für die Unzufriedenheit Immer auf dem mit dem Istzustand Laufenden? So behalten Travel Manager Änderungen Größere Unternehmen (Hotelvolumen p. a. >10 Mio. US-Dollar) im Markt, im Bedarf und im Buchungs verhalten im Blick: 40 % starke Fragmentierung des Hotelmarktes 40 % hoher Zeit- und Arbeitsaufwand 39 % steigende Hotelpreise 49 % f ortlaufende Kommunikation mit TMC 45 % bevorzugten Hotelanbietern fortlaufende Kommunikation mit Mittlere Unternehmen (Hotelvolumen p. a. 5–10 Mio. US-Dollar) fortlaufende Kommunikation mit 3 4 % starke Fragmentierung des Hotelmarktes 21 % Anbietern von Online-Buchungstools 31 % steigende Hotelpreise 14 % externen Experten fortlaufende Kommunikation mit Kleinere Unternehmen (Hotelvolumen p. a.
TITEL Neustart mit externer Unterstützung 51 Prozent aller Befragten haben in den zurückliegenden drei Jahren Änderungen an ihrer (Hotel-)Verhandlungsstrategie vorgenommen. Während Konzerne eher die Unterstützung durch Beratungsunternehmen oder externe Experten für Hotelmanagement suchten, bevorzugten Unternehmen mit kleinen Hotelprogrammen die Zusammenarbeit mit einer Travel Management Company (TMC); mittelgroße Unternehmen entschieden sich hingegen überwiegend für die vollständige interne Abwicklung des Hotel-Sourcing. eginn der Zusammenarbeit B 31 % mit einer TMC eginn der Zusammenarbeit mit einem B 29 % externen Experten für Hotelmanagement ollständige interne Abwicklung v 21 % des Hotel-Sourcing eginn der Zusammenarbeit mit einem globalen B 19 % Beratungsunternehmen für den Einkauf ndere a 33 % Änderungen Steigerung des Übernachtungsvolumens. Befragt wurden Wer Preise und Bedarf die Entscheider daher auch, aus welchen Quellen sie ihre des Hotelprogramms Informationen beziehen, um stets über die neuesten Ent- wicklungen mit Einfluss auf ihr Hotelprogramm im Bilde zu ganzjährig prüft statt sein (siehe Grafik Seite 11). Es ist keine Überraschung, dass das Gros die Märkte ent- nur einmal pro Jahr, weder von einer TMC (49 Prozent) oder einem bevorzugten Hotelanbieter (45 Prozent) überwachen lässt. Es ist jedoch senkt Hotelkosten und bemerkenswert, dass ein Fünftel der Reiseverantwortlichen Änderungen erst dann berücksichtigt, wenn die nächste Aus- steigert auch die schreibungssaison ins Haus steht. An diesem Punkt ihrer Untersuchung konzentrierten sich die Compliance. Experten von ACTE und HRS auf die Befragung derjenigen Un- Grafik: Kirsten Semmler • Vektordaten: Adobe Stock ternehmen, die ihren Sourcing-Prozess neu definiert hatten. Allem voran ging es ihnen um die Frage, ob sie das zeitfres- sende und eigentlich als nicht mehr wertschöpfend betrach- tete Sourcing ausgelagert hatten oder nicht. Interessant ist, dass die Größe eines Unternehmens offenbar Auswirkungen hat auf die Entscheidung pro oder kontra: Während sich vor allem Unternehmen mit mittelgroßen Hotelprogrammen (fünf bis zehn Millionen US-Dollar) dafür entschieden hatten, ihr Hotel-Sourcing vollständig intern abzuwickeln, wählten alle anderen (48 Prozent) den gegenteiligen Weg und holten sich externe Experten an Bord. 12
Hotel-Sourcing Sinkende Hotelkosten Die Veränderungsbereitschaft zahlt sich aus: Jede geänderte Verhandlungsstrategie hat die Hotelkosten spürbar gesenkt. Durchschnittliche Ersparnisse eginn der Zusammenarbeit B 4% mit einer TMC eginn der Zusammenarbeit mit einem B 7 % externen Experten für Hotelmanagement ollständige interne Abwicklung v 8 % des Hotel-Sourcing eginn der Zusammenarbeit mit einem globalen B 7 % Beratungsunternehmen für den Einkauf ndere a 6 % Änderungen Diese Ergebnisse beruhen auf den Angaben der Reiseverantwortlichen, die in den letzten drei Jahren Änderungen an ihren Hotel-Sourcing- Strategien vorgenommen haben. Continuous Sourcing: bungen in unternehmensrelevanten Märkten? Als durch die Die Neudefinition des RFP-Prozesses »Neudefinition des RFP-Prozesses«, wie Marco D’Ilario, Vice So oder so: Ausgezahlt hat sich die Strategieverschiebung President Sourcing Solutions bei HRS, schwärmt. Wie sonst für jeden Einzelnen – die Hotelkosten sanken um durch- könnte das Travel Management besser auf dem Laufen- schnittlich sechs Prozent pro Jahr. Gleichwohl war es vor den bleiben als durch die regelmäßige Auseinandersetzung allem eine bestimmte Methode, die die Aufmerksamkeit der mit seinen bevorzugten Hotelanbietern, durch die Nutzung Experten von ACTE und HRS auf sich zog: Wer einen soge- von Vergleichstarifen, Frühbucherdaten und anderen loka- nannten Continuous-Sourcing-Prozess ins Leben gerufen len Faktoren, um die besten Raten für zufriedene Reisen- hatte, in dem Preise und Bedarf des Hotelprogramms statt de zu erhalten? nur einmal im Jahr ganzjährig geprüft werden, konnte nicht Natürlich wird niemand sein Hotelprogramm über Nacht nur seine Hotelkosten senken. Steigern konnte er auch die auf den Kopf stellen. Angesichts der Kostenersparnisse Compliance sowie die Häufigkeit und Intensität in der Kom- und anderer Vorteile, die jene 51 Prozent der befragten munikation zwischen den einzelnen Stakeholdern (TM, As- Unternehmen erzielen konnten, die Änderungen an ihrem sistenten, Hotel; siehe Grafik). Hotel-Sourcing-Prozess vorgenommen hatten, sollten die Nun ist Continuous Sourcing noch ein relativ neues Konzept verbleibenden 49 Prozent, so der Appell der ACTE, »einen im Bereich Hoteleinkauf; nur eine Handvoll Travel Manager Wechsel in Betracht ziehen, da die finanzielle Performance (rund ein Zehntel) wendet es derzeit überhaupt an. ACTE- und die Zufriedenheit der Reisenden immer wichtiger wer- Executive-Director Greely Koch ist jedoch sicher, dass es sich den«. durchsetzen wird: »Da das Konzept des Continuous Sourcing Hotelkosten senkt, die Zufriedenheit bei den Reisenden ver- bessert und die Programmflexibilität erhöht, sollten Reiseve- rantwortliche diese Vorteile nutzen«, appelliert er. Oder wie sonst ließen sich schwankende Hotelraten bes- ser im Blick behalten als durch kontinuierliche Ausschrei- 13
TRAVEL MANAGEMENT TEXT: JÜRGEN BALTES Volle Transparenz bei Meetings Seit 2017 bucht die Deutsche Post DHL Group Veranstaltungen über die Onlinelösung HRS Meetings Solutions. Das hat nicht nur zu neuer Effizienz und Datentransparenz geführt. Durch begleitende Trainings und Kommunikation erfährt die Lösung auch hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern. M eetings und Events werden in te Supplier sind hier integriert worden, gungsräumen und Hotelzimmern auch der Regel von eigenen Mitar- sodass sie einfach und richtlinienkon- Leistungen wie etwa Technik, Cate- beitern geplant und organi- form buchen können. ring, Transfers und weitere Veranstal- siert. Verschiedene Abteilun- tungs-Locations direkt gebucht werden gen und Verantwortliche organisieren und Integration in Cytric können. »Dies ist ein neuer Industrie- buchen über unterschiedlichste Kanäle – Verbunden mit maßgeschneiderten Trai- standard«, betont Claudia Elke-Uzarek, kein Wunder, dass in vielen, auch großen nings und Kommunikationsmaßnahmen MICE-Expertin bei Procurement Marke- Unternehmen Tagungen und Events nach hat die Integration in das vertraute Cy- ting and Media EMEA. wie vor eine Art Blackbox sind. Hier ei- tric-System schnell für eine hohe Ak- Damit das neue Buchungstool den An- nen konsolidierten Überblick zu bekom- zeptanz unter den Nutzern gesorgt. forderungen des Unternehmens genügt, men fällt naturgemäß schwer. »Die intensive Zusammenarbeit mit wurden in mehreren Workshops indivi- Das hat auch die Deutsche Post DHL HRS führte zu einer erfolgreichen Im- duelle Anpassungen durchgesprochen Group erkannt und sich zum Ziel gesetzt, plementierung«, betont Simone Langer, und eingearbeitet. Dazu gehören etwa nicht nur die Transparenz bei ihren Ta- Team Lead Procurement Marketing and die Integration des firmeneigenen Ge- gungsausgaben zu erhöhen, sondern Media EMEA bei der DPDHL Group. Für nehmigungsprozesses oder eine vor- auch, ihren Nutzern eine komfortable die Veranstaltungsplaner des Unterneh- gegebene Struktur mit verpflichtender Buchungslösung an die Hand zu geben mens sei die Nutzung des Tools sehr Eingabe von Kostenstelle und Rech- – und auf diese Weise auch die indirek- komfortabel. nungsadresse. ten Kosten zu senken. Der neue Buchungsweg für Meetings Im Ergebnis konnten der strukturierte Im Frühjahr 2017 hat das MICE-Team der hat dem Unternehmen zudem weitere Prozess und der direkte Zugang zu wei- DPDHL Group HRS Meetings Solutions Vorteile gebracht: Gegenüber dem tra- teren Dienstleistungen die Prozesskosten zur Onlinebuchung von Veranstaltun- ditionellen Offline-RFP-Prozess sparen signifikant senken und eine neue finan- gen eingeführt. Dem vorausgegangen Onlineanfrage und -buchung deutlich zielle Transparenz in das Tagungs- und war eine intensive Pilotierungsphase. Zeit. Gleichzeitig hat sich die Transpa- Gruppensegment bringen. »Wir verfü- Die angepasste Lösung, intern »myMee- renz durch die konsolidierte Buchung gen nun über ein hohes Maß an Effizi- Bild: Adobe Stock ting« genannt, ist im Online-Buchungs über eine einzige Lösung erheblich ver- enz und Datentransparenz, das wir ohne system Cytric integriert, über das bessert. Durch ein »One Stop Shopping« HRS Meetings Solutions nicht erreicht DPDHL-Group-Mitarbeiter bereits für konnten nicht zuletzt zusätzliche Syn- hätten«, sagt Christian Heid, VP Corpo- ihre Geschäftsreisen buchen. Bevorzug- ergien gehoben werden, da neben Ta- rate Sourcing Manager Marketing, Travel 14
Online-RFP-Prozess Die konsolidierte Buchung über eine einzige Plattform spart deutlich Zeit und verbessert die Transparenz. and Consulting bei der DPDHL Christian Heid, DPDHL Group: Mehr Effizienz und Group. Und das Unternehmen Datentransparenz profitiert noch in einem weiteren Punkt: Für eine Angebotsabgabe müs- sen Anbieter die von der DPDHL Group einheitlich vorgegebenen Zahlungs- und Stornierungsbedin- Die Implementierung von HRS Meetings Solutions gungen sowie den Code of Herausforderung: Offlinebuchungen verhinderten Transparenz im Segment einfa- Conduct akzeptieren. Das un- cher Veranstaltungen. Relevante Daten und Dienstleistungen waren nicht in einem »One Stop Shop« verfügbar. terstützt die Einhaltung der CSR- Strategie: In Workshops wurde die HRS Lösung auf die spezifischen Bedürfnisse der DPDHL Richtlinien. Group zugeschnitten. Die Implementierung wurde durch Nutzer-Workshops vor Ort, Video anleitungen und weiteres Schulungsmaterial unterstützt. End-to-End-Prozess als Ziel Ergebnis: Die Datentransparenz wurde wesentlich erhöht. Durch einen effizienteren Prozess Im nächsten Schritt wollen DPDHL Group werden indirekte Kosten eingespart. und HRS die Tagungslösung in weiteren Märkten einführen. Zudem sollen weite- Die Deutsche Post DHL Group re Services und Zusatzleistungen online Die Deutsche Post DHL Group ist der weltweit führende Anbieter für Logistik und Brief- buchbar werden, etwa zusätzliches Per- kommunikation. Der Konzern verbindet Menschen und Märkte und ermöglicht den globalen sonal, Redner, Unterhaltungsangebote Handel. Er verfolgt das strategische Ziele, weltweit erste Wahl für Kunden, Arbeitnehmer und oder auch Equipment für Events. Investoren zu sein. Mit verantwortungsvollem unternehmerischen Handeln sowie dem Engage- Für einen tatsächlichen End-to-End-Pro- ment für Gesellschaft und Umwelt leistet der Konzern einen positiven Beitrag für die Welt. Bis zess müssen nun allerdings noch die Ver- 2050 strebt die Deutsche Post DHL Group die Null-Emissionen-Logistik an. Der Konzern vereint zwei starke Marken: Die Deutsche Post ist Europas führender Postdienst- anstaltungsbuchungen in die etablierten leister, während DHL ein umfangreiches Serviceportfolio aus internationalem Expressversand, Zahlungs- und Abrechnungsprozesse der Frachttransport, Supply-Chain-Management und E-Commerce-Lösungen bietet. Zusammen DPDHL Group integriert werden. Dieses beschäftigen sie rund 520.000 Mitarbeiter in über 220 Ländern und Territorien der Welt. Im fehlende Puzzlestück soll planungsge- Jahr 2017 hat der Konzern einen Umsatz von mehr als sechzig Milliarden Euro erzielt. mäß 2018 angegangen werden. Die Post für Deutschland. The logistics company for the world. 15
GESCHÄFTSREISE In zwanzig Minuten ins Gewusel: Gute Airportanbindung zum zentralen Connaught Place Boomtown Delhi: Wachstum um 400.000 Einwohner pro Jahr 16
Unterwegs in Delhi TEXT: MICHAEL BRAUN ALEXANDER · FOTOS: ABHISHEK BALI Der Boom hat erst begonnen Der Hotelmarkt in der indischen Hauptstadt Delhi, mit etwa 25 Millionen Menschen die größte Metropolregion und der führende Gastgeber des Subkontinents, wächst dynamisch. Vor allem das Segment zeitgemäßer Businesshotels hat in Neubauvierteln wie Aerocity und in der Vorstadt Gurugram inzwischen Spitzenniveau erreicht. D em Geschäftsreisenden, der in Delhi lan- se Lodhi (vormals das Aman Delhi), das soeben det, steht bei der Ankunft in einem der zum ersten »Leading Hotel« Indiens aufstieg und Spitzenhotels der Stadt ein imposantes in vielen Suiten mit Privatschwimmbädern auf- Willkommen bevor: Er wird am Eingang wartet. mit großer Wahrscheinlichkeit von Herrn Singh Das Taj Mansingh wiederum, auch als Taj Mahal begrüßt. Singh ist ein hochgewachsener Sikh mit bekannt und eine altehrwürdige Hotelikone der farbenfrohem Turban auf dem Kopf, einer prunk- Taj-Mutter Indian Hotels Company (IHCL), erlebt vollen Uniform am Leib und einem sorgfältig ge- eine Phase kreativer Zerstörung. Die Mansingh- zwirbelten Schnurrbart. Das ist ansehnlich und ge- Immobilie wird von der Stadtverwaltung gera- hört in der indischen Hauptstadt stilistisch einfach de meistbietend versteigert – in einem zähen, zum Protokoll. Die überwiegend aus dem nord- intransparenten, durchbürokratisierten Prozess, westlich von Delhi gelegenen Punjab stammenden den längst niemand mehr versteht; Ausgang of- Sikhs blicken auf eine lange Kämpfer- und Militär- fen. Die aktuelle Hierarchie der Tophotellerie sei tradition zurück und wachen noch heute traditi- indes klar, glaubt der aus Innsbruck stammende onell über den Empfangsbereich und die Sicher- Louis Sailer, der zuvor lange für Raffles tätig war heit am Hotelportal. Sie alle führen aus religiösen und seit knapp fünf Jahren das Leela Palace im Gründen »Singh« im Namen, Löwe. Diplomatenviertel Chanakyapuri als General Ma- nager führt. »Es gibt nur drei echte Spitzenhotels Neuaufstellung im Topsegment in Delhi: das Imperial, uns, Oberoi.« Ein Triumvirat. Der Hotelmarkt in Delhi, gemessen an der Zim- merzahl der größte in Indien, erlebt zurzeit eine Boom der Businesshotellerie dynamische Erneuerung. Das 1965 an den Start Noch größere Dynamik als die Spitzengruppe gegangene Oberoi, am grünen Rand des Delhi weist das boomende Segment der Businesshotels Golf Clubs und in Sichtweite des weltberühm- auf. »In den vergangenen Jahren gab es bei den ten Grabmahls des Mogulherrschers Humayun, Hotels in Delhi eine komplette Revolution«, sagt hat seine Pforten Anfang dieses Jahres nach Michael Wekezer, als Büroleiter der internationa- zwanzigmonatiger Modernisierung wieder geöff- len Steuerberatung Rödl & Partner in Delhi ein net. Gegenüber liegt das nicht weniger luxuriö- Kenner der Business-Community in der Stadt. 17
GESCHÄFTSREISE Günstig, aber lang- sam: Per Taxi durch die Metropole Noch vor wenigen Jahren habe es lediglich traditi- Guards tragen keine Turbane, sondern praktische onelle Luxushotels wie das Imperial am Connaught dunkelblaue Uniformen. Place oder das Maidens in Civil Lines gegeben – Vor allem die Lage besticht. Zum einen befin- oder einfache Gasthäuser für wenig Geld und mit den sich die Flughafenterminals quasi vor der viel Schmuddel. »Vor fünf Jahren gab es in Indi- Tür. Zum anderen erreichen Gäste mit dem Air- en kein Segment in der Mitte.« Puneet Chhatwal, port Express, einem Schnellzug, vom Aerocity- ehemaliger Steigenberger-CEO und heute Chef von Bahnhof aus in etwa zwanzig Minuten Connaught IHCL mit insgesamt rund 17.000 Zimmern in In- Place im Zentrum von Neu-Delhi und die New dien, beschrieb Mitte Februar in der »Economic Delhi Train Station, den Hauptbahnhof. Mit Taxi Times«, dass das dynamischste Wachstum in In- oder Hotellimousine kann der Transit zur Rush- dien zurzeit im mittleren und im Budgetbereich hour dagegen eineinhalb Stunden dauern. »Da stattfinde, also unterhalb des zuvor lange domi- gehen jetzt viele Firmen raus«, sagt Sailer. »Vom nierenden Luxussegments. Flughafen ist man da gleich im Büro. Schnell rein, schnell raus, das ist deren Geschäftsmodell.« Die Entscheidend: Airport-Anbindung Zimmerpreise in Aerocity liegen typischerwei- Ein Paradebeispiel für diesen Trend ist Aerocity, se in der Spanne zwischen 70 und 130 Euro. Sie ein direkt am Indira Gandhi International Air- sind im Geschäftsjahr 2016/2017 um 15,4 Pro- port (IGI) gelegener Hotelkomplex, für Wekezer zent gestiegen, mehr als irgendwo sonst in Delhi, »ein Zeichen, dass es jetzt einen richtigen Markt ein Indiz für den Erfolg des Konzepts. für Businesshotels in Delhi gibt«. Die Aerocity, gut einen Quadratkilometer groß, ist ein in den Die Vorstadt Gurugram wächst weiter vergangenen Jahren aus dem Boden gestampfter Neben Aerocity gibt es weitere, über das gesamte Hotelcluster, in dem inzwischen rund ein Dutzend Stadtgebiet verteilte Hotelcluster. Dank der guten Häuser eröffnet haben, darunter Andaz, Holiday Anbindung an den Flughafen ist das Diplomaten- Inn, Ibis, JW Marriott, Novotel und Pullman so- viertel Chanakyapuri (Tscha-nack-ja-pu-ri aus- wie ein »Premier«-Haus der stark wachsenden, im gesprochen) ein zweiter für Geschäftsreisende April an die Börse gegangenen indischen Hotel- wichtiger Standort. Hier befinden sich zahlreiche gruppe Lemon Tree. Hier geht es effizient, modern Botschaften, darunter die der D-A-CH-Länder, und weniger pompös zu als in der Luxuskategorie; das Leela Palace und das Taj-Hotel Diplomatic 18
Unterwegs in Delhi Hausgemacht: Reiseumsatz zu 88 Prozent von einheimischen Reisenden »Vom Flughafen ist man gleich im Büro. Schnell rein, schnell raus, das ist das Geschäftsmodell.« »2020 unter den Top 6« In Indien ist HRS mit drei Niederlassungen vertreten: in Neu-Delhi, Mumbai und Bangalo- re. Als Managing Director leitet Santosh Kumar das Indien-Geschäft von HRS. Enclave, das bis vor Kurzem Taj Palace hieß. Von zunehmender Bedeutung ist darüber hinaus die Sie haben das neue HRS Büro in Delhi am Flughafen Satellitenstadt Gurugram (bis 2016 Gurgaon) süd- in Aerocity eröffnet. Warum dort? lich des Flughafens, inzwischen selbst eine Mil- Aerocity ist dank der idealen Lage so erfolgreich: sehr lionenmetropole mit zahlreichen Firmensitzen nah an den Flughafenterminals und über den National internationaler Konzerne und mehr als 5000 Ho- Highway gut zu erreichen. Das verkürzt die Reisezei- telzimmern. ten entscheidend. Die Hotellerie boomt praktisch überall südlich des Himalajas, wobei Delhi als Hauptstadt eine Auch Gurugram und Noida haben sich im Um- besondere Rolle sowie eine Trendsetter-Funktion land von Delhi als Firmenstandorte etabliert. Wel- zukommt. Von den etwa 120.000 Zimmern des che Rolle spielen die Satellitenstädte heute für Markensegments in Gesamtindien entfallen ak- Geschäftsreisende? tuell deutlich mehr als 20.000 auf den Großraum Beide, Gurugram wie Noida, sind inzwischen boomen- Delhi, ein gutes Sechstel also. Weitere 4500 Zim- de Städte, die im Verbund mit Delhi das wichtigste mer sind nach Schätzung der Unternehmensbera- Reiseziel in Indien bilden. tung HVS in Planung. Treibende Kraft dieses hohen Wachstums sind In dreißig Jahren soll der Großraum Delhi an die allerdings in erster Linie nicht ausländische Gäs- 36 Millionen Einwohner zählen. Wie wirkt sich das te. Das World Travel & Tourism Council (WTTC) in auf die Hotellerie aus? London schätzt, dass 88 Prozent des Gesamtum- Wir erwarten, dass sich Indiens Reiseboom – getrie- satzes der Reisebranche in Indien auf die mehr ben von der wachsenden Mittelschicht und den ver- als 1,3 Milliarden Inder selbst entfallen, die pro besserten Städteverbindungen – in den nächsten Jahr um die 1,6 Milliarden (meist kürzere) Reisen Jahren fortsetzen wird. Indien ist heute schon der antreten, mehr als dreimal so viele wie noch vor zehntgrößte Geschäftsreisemarkt der Welt und wird zehn Jahren. Dagegen waren im Jahr 2016 ledig- 2020 dank der Wachstumsraten von jährlich elf Pro- lich neun Millionen Ausländer nach Indien gekom- zent unter den Top 6 sein. Das sind gute Rahmenbe- men. Das waren zwar deutlich mehr als im Vorjahr. dingungen für den Hospitality-Markt. Allerdings kam allein Deutschland, an Fläche und Bevölkerung nicht viel größer als der indische 19
GESCHÄFTSREISE Florierende Vorstadt: Hotelboom dank Zuzug globaler Firmen Herzliches Willkommen: Singh, Wächer des Empfangsbereichs Bundesstaat Rajasthan, auf etwa viermal so vie- ist jedoch Delhis geografische Pfannenlage, die all- le internationale Besucher. jährlich in den Wintermonaten Smog verursacht. Etwa von Anfang November bis Ende Januar liegt Delhis Image im Ausland relativ kalte Luft über der Stadt, die von wärme- Einer der Gründe für das relativ schwache Ge- ren Atmosphärenschichten zugedeckt wird, so- schäft mit ausländischen Gästen ist Indiens dass kaum Zirkulation stattfindet. Da im Winter wenig Niederschlag fällt, wird Feinstaub zudem nicht »ausgewaschen«. »In den vergangenen Jahren Getrieben von Protesten der Bevölkerung geht die Stadtverwaltung das Problem an, indem sie gab es bei den Hotels in Delhi beispielsweise selektive Fahrverbote ausspricht und den öffentlichen Personennahverkehr mas- eine komplette Revolution.« siv ausbaut. Auch die Hotellerie der Stadt ist sich der Atemnot bewusst. Einige Spitzenhäuser – da- runter das Oberoi – sowie mehrere Botschaften roblemimage. »Die Presse im Ausland ist brutal P haben inzwischen Filteranlagen installiert, die im zu Indien«, sagt Leila-GM Sailer. Das Medienbild Gebäudeinneren reine Luft für das Wohlbefinden ist oft geprägt von Schlagzeilen über Umweltver- der Gäste zur Verfügung stellen. schmutzung und Kriminalität. Insbesondere Delhi Trotz dieses Mankos deutet alles darauf hin, dass gilt dank seiner schlechten Luft unter Europäern Delhi eine große Zukunft hat und weiterwachsen und Amerikanern als Gesundheitsrisiko. Nach An- wird. Noch vor hundert Jahren lebten hier gera- gaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) de einmal 400.000 Menschen – was ziemlich ge- hat Delhi unter allen Megastädten der Welt die nau die Einwohnerzahl ist, um die die Stadt zurzeit mit Abstand giftigste, es atmet sich hier schlech- Jahr für Jahr wächst. Schon im Jahr 2050 werden ter als in Shanghai, São Paulo, Mumbai oder Kal- es nach seriösen Schätzungen 36 Millionen sein, kutta. Verantwortlich dafür sind in erster Linie der 2100 dann um die 57 Millionen, und alle müssen Straßenverkehr und das Abbrennen abgeernteter irgendwo schlafen. Delhis Bettenboom hat gera- Felder in den umliegenden fruchtbaren Ebenen. Es de erst begonnen. 20
Unterwegs in Delhi Daten und Fakten Reisen nach Delhi Sicherheit: Delhi gilt innerindisch als relativ unsicher, Rei- Indira Gandhi International (IGI), der größte Flughafen Indi- sende sind im internationalen Vergleich aber nicht gefähr- ens, liegt etwa 15 Kilometer südwestlich des Stadtzentrums deter als in urbanen Großräumen anderer Schwellenländer. (circa eine Stunde Fahrzeit). Um vom Flughafen in die Stadt Größtes Risiko ist der für Europäer gewöhnungsbedürftige, zu kommen, sind Prepaid-Taxis praktisch und preisgünstig unübersichtliche Straßenverkehr (Linksverkehr). Insbeson- (Schalter in den Terminals, etwa fünf bis zehn Euro). Alterna- dere nach Einbruch der Dunkelheit sollte man Umsicht und tiv: mit dem modernen Airport-Express-Zug in zwanzig Mi- gesunden Menschenverstand walten lassen. Frauen sollten nuten in die Innenstadt (ein Euro one-way). dann nicht ohne Begleitung Taxi fahren. Vor Ort Visum Verkehr: Delhi verfügt über ein relativ gutes öffentliches Geschäftsreisende benötigen für die Einreise nach Indien in Nahverkehrsnetz und eine moderne U-Bahn. Hotels können der Regel ein Business Visa (Onlineantrag, umfangreiche Do- Transfers aller Art arrangieren. Straßentaxis sind billig und kumentation erforderlich), Gebühr circa 120 bis 240 Euro, überall verfügbar. Vor Fahrtantritt sollte man sich vergewis- abhängig von der Geltungsdauer (www.indianembassy.de). sern, dass das Taxameter funktioniert, oder einen Festpreis Indische Konsularbehörden sind nicht für ihre Geschmei- vereinbaren. Viele Taxifahrer sprechen kaum Englisch. App- digkeit oder Geschwindigkeit bekannt. basierte Fahrdienste wie Ola und Uber funktionieren gut. Jahreszeiten: Mit Temperaturen zwischen zehn und 25 Grad ist der niederschlagsarme Winter (Oktober bis Februar) eine Blackout-Dates angenehme Jahreszeit und Hochsaison der Hotellerie, aller- Im März feiert Delhi Holi, das ausgelassen-farbenfrohe dings zugleich die Phase mit der schlechtesten Luftqualität. Frühlingsfest. Das Datum variiert von Jahr zu Jahr (2019: Auf einen kurzen, milden Frühling (März) folgt der Sommer 20./21. März). Das gegen Winteranfang zelebrierte Lichter- (bis Juni) mit körperlich belastenden Höchsttemperaturen fest Diwali ist ein Großereignis, das viele indische Familien deutlich über vierzig Grad. Etwas kühler und angenehmer in großem Stil inszenieren, vergleichbar etwa mit Weihnach- ist es im Monsun (Juni bis September), der Hauptregenzeit. ten (2018: 7. November). Gesundheit: Größtes Risiko für Geschäftsreisende sind Ma- gen-Darm-Unverträglichkeiten. Besucher sollten nur Mi- neralwasser trinken, sich bei unbehandelten Speisen, Straßenküchen und Ähnlichem zurückhalten und sich so oft wie möglich die Hände mit Seife oder Desinfektionsmittel (hand sanitizer) waschen. Die Luftverschmutzung in Delhi kann schon nach kurzer Zeit zu Reizungen der Atemwege oder der Augen führen. Zum Schutz vor Infektionskrank- heiten sollten Besucher sich insbesondere vor Mückensti- chen schützen (hautbedeckende Kleidung, Insektenmittel aller Art). Denguefieber tritt in Delhi vor allem im Winter auf. Malaria ist ein Risikofaktor, spielt für Geschäftsreisen- de indes so gut wie keine Rolle. 21
TRAVEL MANAGEMENT INTERVIEW: ANKE PEDERSEN · FOTOS: THOMAS DASHUBER »Der Gesamtprozess steht im Vordergrund, nicht nur der Preis« Travel 4.0 heißt das System, das die Reisenden bei Siemens ins Zeitalter der Digitalisierung katapultieren soll. Mehr noch: Indem seine Initiatoren Thorsten Eicke und Albert Eduard Küng den Reisenden ins Zentrum stellen, brechen sie mit dem im Travel Management vorherrschenden Primat des Preises. Wir haben nachgefragt. Herr Eicke, Siemens hat 377.000 Mitarbeiter, siert, und zeigen, welches der Mehrwert für den von denen mehr als die Hälfte regelmäßig reist. Reisenden ist. Was erwartet die im Rahmen Ihres neuen Travel- Programms? Zum Beispiel? Thorsten Eicke, Vice President Global Category Unser Direct-Connect-Vertrag mit der Lufthan- Mobility Services: Bei uns steht nicht mehr allein sa. Dieser Vertrag, mit dem Siemens und die der Preis im Mittelpunkt, sondern der Reisende. Lufthansa direkt miteinander verbunden sind, Dadurch möchten wir einerseits die Belastun- ist einzigartig. Strategisch arbeiten wir auch mit gen, die eine Reise in der Regel mit sich bringt, Emirates, Etihad und anderen zusammen. Dazu für unsere Mitarbeiter reduzieren, andererseits entschlossen haben wir uns nicht nur wegen der sein Verhalten positiv beeinflussen. Natürlich ge- Preise. Stichwort »Global-Distribution-Systeme«. währleisten wir auch weiterhin, dass das Busi- Wir haben uns gefragt: Was ist dadurch noch ness mit besten Konditionen unterstützt wird. möglich? Stichwort Leakage? Und? Korrekt. Entscheidend ist aber: Der Preis ist bei Seit August 2017 können alle Siemensianer die uns nicht mehr der große Hub. Lounges bei einigen Airlines nutzen, auch wenn sie lediglich Economy fliegen. Zudem haben Damit sprechen Sie von nichts Geringerem als sie das Recht auf Priority Boarding und kön- einem Paradigmenwechsel. Welche Rolle spielt nen die Fast Lane nutzen. Bei einigen Partnern dabei die Digitalisierung? reicht sogar der Siemens-Ausweis als Identifi- kationskriterium aus. Der Ausweis ist mit einem Siemens ist in vielen Geschäftsfeldern ein Vor- Chip ausgestattet, mit dem sich ein Reisender reiter in der Digitalisierung, bei Mobility Services vollelektronisch als Mitarbeiter identifizie- nennen wir es Travel 4.0. Damit treiben wir Di- ren kann. Bisher ist das Feedback zu dieser gitalisierung und machen das unseren Mitarbei- Art von Customer Care sehr gut; es erhöht die tern erlebbar. Wir machen anfassbar, was pas- P roduktivität. 22
Travel 4.0 bei Siemens Welche Mehrwerte bietet Travel 4.0 reisenden Deutschland erfolgreich vorantreiben zu können, Siemens-Mitarbeitern noch? brauchen wir zuvor standardisierte Prozesse, End-to-End-Prozesse von der Reisewelt bis hin Unsere End-to-End-Strategie verbindet Buchung zur Ausgabenwelt. Unter Reisewelt subsumieren und Reisekosten. Für dieses Projekt mit dem Na- wir alle Prozesse ab dem Moment, in dem wir sa- men E2E Travel@Siemens wurde der Dienst- gen: Jetzt möchte ich eine Reise unternehmen. leister SAP/Concur gewonnen. Die Lösung bie- Danach erfolgt alles, was zur Erstattung der Kos- tet viele neue Digitalisierungsmöglichkeiten. So ten beim Mitarbeiter führt. unterstützt eine App die gesamte Geschäftsrei- Illustration: Kirsten Semmler | Vektordaten: Adobe Stock.com se. Auch die Quittungen vom »Italiener« kön- Ein solches Projekt verantwortet das Travel Ma- nen erfasst werden und Kreditkartendaten au- nagement doch sicher nicht im Alleingang? tomatisch miteinfließen. Der Reisekostenbericht schreibt sich damit von selbst. Für diesen Ansatz Wir machen das in einer Doppelspitze mit Human haben wir unsere Policy-Struktur harmonisiert. Resources. E2E Travel@Siemens ist ein Light- Grund dafür waren in der Vergangenheit unter- house-Projekt, das nur mit besonderer Stakehol- schiedliche Reisebuchungs- und Reisekostenab- der-Beteiligung funktionieren kann. rechnungsseiten in den jeweiligen Ländern. Während des letztjährigen Corporate Travel Fo- Demnach führen Sie die App weltweit ein? rums in Berlin sprachen Sie davon, dass Sie mit dieser Bewusstseinsveränderung von einer »ge- Wir haben es als globales Projekt aufgesetzt, wissen Bevormundung« des Reisenden abrü- und der Pilot läuft seit Herbst 2017. Um es in cken. Stichwort: »Ownership Culture«. 23
TRAVEL MANAGEMENT »Der Mitarbeiter weiß Sie erzählen uns, um wie viel leichter und schnel- ler der Prozess jetzt ist. Seit dem ersten Halb- am besten, wann er jahr 2018 folgen die USA und Kanada, danach Deutschland. wohin muss. Deshalb Ist es nicht eigentlich unmöglich, eine einzige Lö- hat er auch die Hoheit sung für so viele verschiedene Länder mit ihren jeweiligen gesetzlichen Eigenheiten zu realisieren? mitzuentscheiden.« Eicke: Wir orientieren uns immer an den gesetz- lichen Vorgaben im jeweiligen Land, und unsere Albert Eduard Küng, Head of Global Travel Lieferanten unterstützen uns dabei. Dabei fragen Management: Die Digitalisierung dient uns nur als wir uns grundsätzlich: Wo haben wir die ein oder Vehikel. Tatsächlich ist das Empowerment, also die andere Sonderlocke, die wir abschneiden kön- Befähigung des Reisenden, gewisse Dinge selbst nen? In diesem Punkt müssen wir mutig und ent- zu entscheiden, Grundvorrausetzung bei diesem schlossen vorgehen, um den Prozess tatsächlich Ansatz. Zukünftig wird der Reisende sagen kön- durchgängig standardisieren zu können. nen, was ihm wichtig ist, anschließend wird er durch das System geführt. Damit befreien wir In Berlin sagten Sie, dass dem einzelnen Reisen- ihn von der bisherigen Komplexität der Prozes- den mehr persönliche Verantwortung für seine se. Selbst die Vorabgenehmigung seines Vorge- Entscheidungen übertragen werden könnte, so- setzten braucht der Mitarbeiter nicht mehr. Pre- bald sich dessen operativer Aufwand verringert trip Approvals haben wir komplett abgeschafft. habe. Was genau haben Sie damit gemeint? Wir sind überzeugt davon, dass der Mitarbeiter das Richtige tun will; wir müssen es ihm lediglich Küng: Der Reisende weiß sehr wohl, was das Bes- einfach machen, das Richtige zu tun. te ist. Wir müssen das System nur so intelligent Im Vereinigten Königreich, in Irland und in Bra- gestalten, dass es sämtliche Möglichkeiten inte silien ist das Programm übrigens schon live ge- griert, virtuelle Konferenzen als Alternative zu gangen, und unsere Mitarbeiter sind begeistert. einer Reise beispielsweise. 24
Sie können auch lesen