CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen

Die Seite wird erstellt Sam Rothe
 
WEITER LESEN
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
CHEFSACHE
                   LÖSUNGEN FÜR UNTERNEHMER
                                                                                        Ausgabe 02/2021

                                                       H O M EOFFICE VS . P R Ä SE NZ

                                         So sieht die Arbeit
                                          der Zukunft aus
                                           Corona hat die Arbeitswelt verändert.
                                        Präsenz im Büro war gestern, Homeoffice ist
                                        die Zukunft – aber auch nicht nur. Was nun?

                    MACHER IM GESPRÄCH
                    TV-Produzent Markus Heidemanns
                    über Führungskultur
113146 - 10.2021

                    DIE FOLGEN DER FLUT
                    Wie zwei Firmen alles verloren haben – und
                    nun wieder nach vorne schauen können
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
Ich werde
unsere vielfältigen Risiken mit
umfassendem Schutz absichern.

 In der Gothaer Gemeinschaft genießen
 Sie bei Personen-, Sach- und Vermögens-
 schäden einen Top-Deckungsumfang.

                       NEU:
                    Kosten für
                   Krisenberater
                    abgedeckt

              Gothaer
              Industrie-Haftpflichtversicherung

              Mehr auf gothaer.de oder beim
              Gothaer Berater in Ihrer Nähe.
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
CHEFSACHE

                                                                                                                          18
                                                                                                         4

                                                                                                                                                  E D ITORIAL
                                                                             IN HALT
                                                                                       Wer? Wie? Was? Wo?
                                                                                       Das Magazin in der
                                                                                          „Chefsache“.             GUT VERSI CH ERT
                                                                                                         7         Und dann
                                                                                          Chef-Kolumne             kam Bernd
                                                                                         Wie Unternehmen      Die Flutkatastrophe
                                                                                       Homeoffice und Remote und  ihre Folgen: zwei
                                                                                          Work absichern.        Unternehmer
                                                                                                                    erzählen.
                                                                                                         8
                                                                                       Macher im Gespräch                     21                                       „Bei guten Quoten gibt es Pizza
                                                                                          TV-Produzent            „Solche Zerstörung                                    und Sushi für alle. Und wenn
                                                                                       Markus Heidemanns          habe ich noch nicht                                  etwas gut gelaufen ist, schreibe
                                                                                       über Führungskultur.               erlebt“                                         ich eine persönliche Mail.

                                                                                                10
                                                                                                                    Klaus Schröder ist                                     Markus Heidemanns, TV-Produzent
                                                                                                                  Schadenregulierer bei
                                                                                                                   der Gothaer – nach
                                                                                                                    der Flut war er vor
                                                                                                                       allem Helfer.
                                                                                           T IT E LSTORY
                                                                                        Crashkurs in Sachen                  22
                                                                                             Flexibilität            Die beste Idee
                                                                                                                     meines Lebens
                                                                                         Die Präsenzpflicht                                                     Liebe Leserinnen, liebe Leser,
                                                                                         am Arbeitsplatz ist      Fußball mit Dach über
                                                                                       Geschichte – aber darf      dem Kopf: Axel Ritter                        wie wir in Zukunft arbeiten werden, ist eine der
                                                                                       künftig jeder arbeiten,    über seine Soccerhalle                        großen Fragen unserer Zeit. Fest steht, dass die Struk-
                                                                                             wie er will?              in Hamburg.                              turen, in denen wir uns vor Corona bewegt haben,
                                                                                                                                                                nicht mehr gelten. Aber wie die neue Welt der Arbeit
                                                                                                                           Zoom-Call oder
                                                                                                                                                                tatsächlich aussehen wird, wissen wir so genau auch
                                                                                                                           agiler Workshop im
                                                                                                                           Büro? Die Titelstory                 noch nicht.
                                                                                                                           der „Chefsache“                      Für Unternehmerinnen und Unternehmer, deren
                                                                                                                           untersucht die
                                                                                                                           Zukunft der Arbeit.                  Aufgabe es ist, Arbeit zu organisieren, ist daher das
                                                                                                                                                                Gebot der Stunde, offen zu sein für neue Formen
                                                                                                                                                                des betrieblichen Zusammenlebens. „Crashkurs in
Titel: iStock.com/AscentXmedia Fotos: iStock.com/BraunS, Markus Heidemanns

                                                                                                                                                                Sachen Flexibilität“ heißt deshalb die Titelstory dieser
                                                                                                                                                                Ausgabe (S.10). Besonders gefordert sind dabei die
                                                                                                                                                                Chefinnen und Chefs, denn auch das Thema „Füh-
                                                                                                                                                                rung“ wird sich verändern. Dazu finden Sie in dieser
                                                                                     Impressum                                                                  Ausgabe interessante Aussagen: Nathalie Leroy, Che-
                                                                                     „Chefsache“: Exklusives Magazin für Unternehmerkunden
                                                                                     der Gothaer Versicherung.
                                                                                                                                                                fin des Münchner Flughafens, wirbt dafür, sich mehr
                                                                                     Herausgeber: Gothaer Allgemeine Versicherung AG,                           um Motivation und Wohlergehen der Mitarbeitenden
                                                                                     Arnoldiplatz 1, 50969 Köln.                                                zu kümmern (S.4), TV-Produzent Markus Heidemanns
                                                                                     Verantwortlich für den Herausgeber: Marcel Boßham-                         fordert Wertschätzung, Transparenz und Ehrlichkeit im
                                                                                     mer, Astrid Hemmerbach-Mathen, Bogna Stöckner.
                                                                                     Konzept und Umsetzung: AEMEDIA                                             Miteinander (S.8) und Führungskräfte-Coach Sandra
                                                                                     Chefredaktion: Astrid Hemmersbach-Mathen (Gothaer                          Guhlke empfiehlt, wieder mehr „sozialen Schmier-
                                                                                     Unternehmenskommunikation), Andreas Eckhoff (AEMEDIA).                     stoff“ anzurühren (S.15).
                                                                                     Redaktion: Andreas Eckhoff, Oliver Hardt (Foto), Stephan
                                                                                     Kuhlmann (Gestaltung), Malte Säger, Achim Schneider,
                                                                                     Alexander Siebert, Peter Wenig.
                                                                                     Druck: Barz & Beienburg GmbH, Köln.                                              Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
                                                                                                                                                                               Ihr „Chefsache“-Team

                                                                                W W W. G O T H A E R . D E                                                                                                            03
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
CHEFSACHE MAGAZIN

            Was ist bei
M AG AZIN

            Ihnen absolut
            Chefsache?
            Nathalie Leroy, 49, ist seit 1. Oktober
            Geschäftsführerin Finanzen und Infra-
            struktur des Münchner Flughafens. Zuvor
            war sie Geschäftsführerin von Hamburg
            Wasser und den Filmstudios Babelsberg.
                                                                                                                 „War for Talent“
            „Für mich sind zwei Dinge Chefsache: eine strate-                                                    heißt der Kampf,
            gische Linie vorzugeben, aber dann auch dafür zu                                                     den kleine und mitt-
            sorgen, dass die Mannschaft in der Lage ist, die                                                     lere Unternehmen
            damit verbundenen Ziele zu erreichen. Motivation                                                     derzeit führen, um
            spielt dabei eine große Rolle. Denn Menschen                                                         Fachkräfte zu finden
            machen nur gute Arbeit, wenn sie das Gefühl ha-                                                      und zu halten. In
            ben, hinter den Zielen stehen zu können, die man       Nathalie Leroy im Interview. Seit 1996 lebt   der KMU-Studie
                                                                   die Französin in Deutschland, bislang in
            vorgibt. Nach Corona ist das besonders wichtig,                                                      der Gothaer Ver-
                                                                   Berlin und Hamburg. Jetzt ist sie mit ihrem
            weil viele Beziehungen auf der Arbeitsebene ein        Mann und den zwei Kindern nach München        sicherungen 2021
            bisschen auseinandergebrochen sind.“                   gezogen.                                      bestätigten dies 40
                                                                                                                 Prozent der befrag-
                                                                                                                 ten KMUs (2020:
                                                                                                                 39%). Dabei tun die

            Hilfe durch neuen Corona-Lotsen
                                                                                                                 Unternehmen viel
                                                                                                                 für die Attraktivität
                                                                                                                 ihrer Arbeitsplätze:
            Wer eine Corona-Infektion über-                     Einzelfällen möglich. Deshalb bietet             43 Prozent bieten
            standen hat, leidet nicht selten an                 die Gothaer jetzt einen neuen passge-            flexible Arbeits-
            den Folgen. Zehn bis 20 Prozent der                 nauen Service: den „Corona-Lotsen“               zeiten, 39 Prozent
            Infizierten haben mit Long-Covid-                   – die professionelle Betreuung und               Gleitzeit und 47
            Symptomen zu kämpfen. Neben                         Beratung zu Long-Covid-Symptomen.                Prozent machen ein
                                                                                                                 Teilzeit-Angebot.
            gesundheitlichen Problemen belasten                 Kostenlos können Kundinnen und
                                                                                                                 Und seit der Pan-
            häufig auch soziale, psychische und                 Kunden der Gothaer Krankenversiche-              demie gehört auch
            finanzielle Herausforderungen die                   rung über verschiedene Kanäle diese              das Homeoffice (48
            Kranken. Weil die Infektion mit Corona              Dienstleistung wahrnehmen, etwa bei              Prozent), besonders
            neu und relativ unerforscht ist, sind               der Vermittlung von Facharztterminen             hilfreich für Famili-
            Hilfsangebote oftmals schwierig zu                  oder Therapiemöglichkeiten.                      en, zum alltäglichen
            finden und auch Therapien nur in                    www.gothaer.de/coronalotse                       Angebot der KMUs.

                                                                                                                 „Ich liebe Entschei-
                                                                                                                 dungen. Und ich
                                                                                                                 liebe auch, sehr
                                                                                                                 schnell zu ent-
                                                                                                                 scheiden. Diese
                                                                                                                 Entscheidung hat
                                                                                                                 mich zehn Minuten
                                                                                                                 gekostet.“
                                                                                                                 Gründerin Fränzi Kühne, 38,
                                                                                                                 über ihren Entschluss, bei
                                                                                                                 Freenet Aufsichtsrätin zu
                                                                                                                 werden

04                                                                                                                      Ausgabe 02/2021
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
30                        SO GEHT KLIMANEUTRALE ZUKUNFT
                                                                                                                                                                                                                        Die Gothaer macht es vor: Nach der
                                                                                                                                                                                          Baumarten                     Hauptverwaltung in Köln sind nun auch
                                                                                                                                                                             untersuchte das Forschungsprojekt          die Standorte in Berlin und Göttingen
                                                                                                                                                                          „Stadtgrün 21“, um die besten Klimabäu-       CO2-neutral. Damit setzt das Unterneh-
                                                                                                                                                                               me zu finden. Sieger: die Ulme           men seine Strategie fort, Emissionen
                                                                                                                                                                                                                        zu erfassen, nachhaltig zu senken und
                                                                                                                                                                                                                        Restemissionen durch die Unterstützung
                                                                                                                                                                                                                        von Klimaschutzprojekten auszuglei-
                                                                                                                                                                                                                        chen. Der Konzern bilanziert seit 2018
                                                                                                                                                                                                                        seine Emissionen nach dem anerkann-            klimaneutral produzierte Produkte oder
                                                                                                                                                                                                                        ten Greenhouse Gas Protocol.                   umweltbewusste Dienstleistungen. Zum
                                                                                                                                                                                            Any.do                      Eine klimaneutrale Zukunft wird für Un-        anderen kostet Firmen die Emission von
                                                                                                                                                                           Die App fürs Projektmanagement: Mit          ternehmen immer wichtiger. Zum einen           Schadstoffen schon bald richtig viel Geld:
                                                                                                                                                                            Any.do werden Aufgaben übersicht-           fürs Image, denn immer mehr Kundinnen          So soll der Preis für eine Tonne CO2 bis
                                                                                                                                                                           lich erfasst, priorisiert und abgehakt.      und Kunden legen zum Beispiel Wert auf         2025 bereits 55 Euro betragen.
Fotos: any.do, Finanzbuch Verlag, Heyne Verlag, iStock.com/acguesta, iStock.com/Jirsak, iStock.com/RomoloTavani, iStock.com/TommL, Ivo von Renner, Kiepenheuer & Witsch

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Zum Feierabend

                                                                                                                                                                                                                                                                       LESETIPPS
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Jamie, sechs Jahre alt,
                                                                                                                                                                                                                                                                                   kann mit den Toten
                                                                                                                                                                                                                                                                                   reden. Seine Mutter will
                                                                                                                                                                                                                                                                                   daraus ein Geschäft ma-
                                                                                                                                                                                                                                                                                   chen. Herrlich
                                                                                                                                                                                                                                                                                   gruselig vom
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Grusel-König.
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Stephen King:
                                                                                                                                                                                                                                                                                   „Später“. Heyne
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Verlag. 22 Euro

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Zum Nachdenken
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Handeln in der Klimakrise:
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Dieser Schätzing-Thriller
                                                                                                                                                                                                                                                                                   ist real, Leserinnen und
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Leser und der Autor sind
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Protagonisten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Frank Schätzing: „Was,
                                                                                                                                                                                                                                                                                   wenn wir einfach

                                                                                                                                                                          Farbe gegen den Herbst-Blues                                                                             die Welt retten?“
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Kiepenheuer&Witsch.
                                                                                                                                                                                                                                                                                   20 Euro.
                                                                                                                                                                          Eine neue globale Studie ergab: In Ländern mit wenig Sonnenschein
                                                                                                                                                                          vermitteln Farben Freude. Dazu passt gut ein Blick auf diesen bunten
                                                                                                                                                                          Farbenreigen bei diesem Fesselballon – hilft gegen graue Herbsttage!                                     Zum Business
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Nichts wird so bleiben,
                                                                                                                                                                                                                                                                                   wie es ist oder war.
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Der Welt steht ein Zyk-
                                                                                                                                                                          WAS DE R „ G E N ERATI O N Z“ I M JO B W I CHTIG IST
                                                                                                                                                                                                                                                                                   lenwechsel
                                                                                                                                                                          Das Portal Zenjobs hat 2.000 „Millenials“    Prozent. Digitalisierung ist 34,2 Prozent der               bevor.
                                                                                                                                                                          gefragt, worauf es ihnen im Job ankommt.     Männer und 17 Prozent der Frauen wichtig.
                                                                                                                                                                          Knapp 75 Prozent der Frauen legen beson-     Beim Gehalt ist der Unterschied noch größer:                Marc Friedrich: „Die
                                                                                                                                                                                                                                                                                   größte Chance aller
                                                                                                                                                                          deren Wert auf Vereinbarkeit von Beruf und   70,5 Prozent der Männer achten sehr darauf,                 Zeiten“. FinanzBuch
                                                                                                                                                                          Privatleben. Bei den Männern sind es 60      bei den Frauen sind es nur 25 Prozent.                      Verlag. 22 Euro

                                                                                                                                                                          W W W. G O T H A E R . D E                                                                                                                05
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
Das Hideaway für Ihre                                         vom Alltag

Ankommen, abschalten – und einfach wohlfühlen. Das ist
Hofgut Georgenthal. Ein mit Tradition und Liebe geführtes          Golf-Auszeit im Georgenthal
Hotel samt Spa, feinste regionale Küche in zwei Restaurants,       Soll es die kurze Alltagsflucht oder die
ein meisterlicher Golfplatz und Idylle inmitten unberührter        große Golf-Reise werden? Bei unserer
Natur machen diesen Ort zu einer Insel der Ruhe – weit weg         Golf-Auszeit “Stay & Play” haben Sie
und trotzdem schnell zu erreichen. Egal ob Ausflugs- oder           die Wahl – von drei Tagen bis zu einer
Urlaubsziel: Hofgut Georgenthal ist der ideale Ort zum Erholen     Woche.
– das Hideaway für Ihre Auszeit vom Alltag.

                           Hofgut Georgenthal Georgenthal 1 – 65329 Hohenstein
                Telefon 06128 / 943-0 www.hofgut-georgenthal.de info@hofgut-georgenthal.de
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
CHEFSACHE

                                                    D
                                                             ass Homeoffice spätestens seit                                                         und kann nachweisen, dass die Arbeit im
                                 C HE F-KOLUM N E
                                                             Ausbruch der Corona-Pandemie                                                           Homeoffice der Grund dafür ist, hat die Per-
                                                             boomt, habe ich gerade persönlich                                                      son unter Umständen Ansprüche auf Scha-
                                                    zu spüren bekommen. Nicht nur, weil ich                                                         denersatz. Und die sind meistens höher als
                                                    selbst hin und wieder von zu Hause aus                                                          die einmalige Ergonomie-Investition.
                                                    arbeite, sondern auch, weil ich verstärkt                                                       Beim mobilen Arbeiten fallen diese Punkte
                                                    beruflich damit zu tun habe. Einer unserer                                                      weg. Wie und wo die Angestellten dann ar-
                                                    Mandanten etwa will alle Bürostandorte                                                          beiten, bleibt ihnen überlassen. Hier lauern
                                                    auflösen – 1.500 Menschen sollen in                                                             allerdings andere Gefahren. Wichtigstes
                                                    Zukunft nur noch von zu Hause aus arbei-                                                        Thema: der Datenschutz. Wer mit dem
                                                    ten. Wir verhandeln darüber jetzt seit fast                                                     Dienstrechner im WLAN eines Cafés surft,
                                                    einem Jahr mit den Betriebsräten.                                                               ist lange nicht so gut geschützt wie hinter
                                                    Ein Jahr lang Zeit für Vorbereitung, Pla-                                                       der firmeneigenen Firewall. Deshalb gilt in
                                                    nung, Organisation. Das zeigt: Arbeiten                                                         diesem Fall, zum einen die Geräte selbst
                                                    außerhalb des Büros will gut geregelt sein.                                                     als auch die möglichen Gefahren durch
                                                    Denn für Firmen, die ihren Mitarbeiterinnen                                                     Hackerangriffe abzusichern – etwa durch
                                                    und Mitarbeitern mobiles Arbeiten bzw.                                                          eine gute Cyber-Versicherung.
                                                    Homeoffice ermöglichen wollen und einen                                                         Zusätzliche Versicherungen sind sowohl
                                                    Betriebsrat haben, ist eine Betriebsver-                                                        fürs mobile Arbeiten wie auch fürs Arbeiten
                                                    einbarung verpflichtend. Die Realität sieht                                                     im Homeoffice nützlich. Denn außerhalb
                                                    aber noch immer anders aus: Als im März                                                         der Firma ist es mit dem Schutz durch die
                                                    2020 der plötzliche Lockdown kam, haben                                                         gesetzliche Unfallversicherung schnell
                                                    viele Firmen ihre Angestellten von heute                                                        vorbei. Ein Beispiel: Wer im Büro eine Pau-
                                                                                                                R ECHTSTIP P
                                                    auf morgen ins Homeoffice oder mobil                                                            se einlegt, sich Tee kocht und am Wasser
                                                    Arbeiten geschickt. Da blieb nicht viel Zeit             Homeoffice?                            verbrüht, ist durch die gesetzliche Versiche-
                                                    für Regularien, denn der Betrieb musste                                                         rung geschützt. Wenn das Gleiche zu Hause
                                                    am Laufen gehalten werden. Viele Unter-                  Aber sicher!                           passiert, besteht kein Schutz. Eine Lösung
                                                    nehmen sind über diesen Status bis heute                                                        für diesen Fall bietet eine zusätzliche Grup-
                                                    nicht hinausgekommen. Sie denken, weil                                                          penunfallversicherung, die Arbeitgeberin-
                                                    es die vergangenen eineinhalb Jahre gut
                                                                                                        An dieser Stelle schreiben                  nen und Arbeitgeber für ihre Angestellten
                                                    funktioniert hat, könne man es einfach so          Führungskräfte über Recht,                   abschließen können. Damit wären auch
                                                    weiter laufen lassen. Das ist eine gefährli-      Steuern und Finanzen. Dieses                  Unfälle, die im Privaten passieren, über die
                                                    che Haltung, denn bei mobilem Arbeiten             Mal: Marcus Kamp, Anwalt,                    Firma abgesichert. Ähnlich verhält es sich
                                                    lauern mittlerweile viele rechtliche Risiken.      Arbeitsrechtler und Partner                  mit Sachschäden. Wenn der Dienstlaptop
                                                    Schon die Begrifflichkeit ist ein Stolper-            der Wirtschaftskanzlei                    zu Hause für einen Kurzschluss sorgt, ist
                                                    stein. Homeoffice und mobiles Arbeiten            Fieldfisher, über Absicherung                 das ein Haftpflichtschaden. Besser und
                                                    – für viele Chefinnen und Chefs und ihre                  im Homeoffice.                        klarer geregelt ist es jedoch, wenn die
                                                    Belegschaft gibt es da keinen Unterschied.                                                      Geräte über das Unternehmen versichert
                                                    Arbeitsrechtlich liegen zwischen diesen                                                         sind, etwa durch eine Zusatzversicherung
                                                    beiden Begriffen Welten. Während mobiles                                                        für Sachschäden.
                                                    Arbeiten immer und überall geschehen            Einfluss. Hier sind ihre Pflichten deshalb      Wenn Angestellte länger im Homeoffice
                                                    kann – im Café, am Strand, auf dem Segel-       auch weniger groß. Im Homeoffice sieht          oder mobil arbeiten, besteht durchaus auch
                                                    boot – ist das Homeoffice an einem festen       das anders aus. Weil dieser Platz fest          die Gefahr der Entfremdung der Belegschaft
                                                    Ort eingerichtet: üblicherweise zuhause.        eingerichtet ist, sind hier die Regeln härter   von der Firma. Da kann es helfen, wenn
                                                    Folglich gelten hier und dort jeweils andere    und die Gefahren größer.                        das Unternehmen seinen Mitarbeitenden
                                                    Regeln. Auf den mobilen Arbeitsplatz            Zum Beispiel beim Thema Arbeitsschutz.          zeigt, dass sie wichtig sind und der Betrieb
                                                    zum Beispiel haben Unternehmen wenig            Was viele Unternehmen nicht wissen:             sich um sie kümmert; beispielsweise beim
                                                                                                    Fürs Homeoffice als festen Arbeitsplatz         Thema Gesundheit. Mit dem Angebot einer
                                                                                                    gilt wie für den Schreibtisch im Büro die       ergänzenden betrieblichen Krankenver-
                                                                                                    sogenannte Arbeitsstättenverordnung.            sicherung etwa schlägt man zwei Fliegen
                                                                                                    Diese verlangt einen Arbeitsplatz von acht      mit einer Klappe. Denn davon profitieren
Illustration: Stephan Kuhlmann

                                                      ZWISCHEN DEN BEGRIFFEN                        Quadratmetern, und diesen muss die              Firma und Belegschaft gleichermaßen. Für
                                                                                                    Firma einrichten. Das kann so weit gehen,       die Firma können sich die Fehlzeiten redu-
                                                     HOMEOFFICE UND MOBILEM                         dass die Firma einen ergonomischen Stuhl        zieren, und die Angestellten spüren, dass
                                                          ARBEITEN LIEGEN                           und einen höhenverstellbaren Schreibtisch       sich der Arbeitgeber um sie kümmert. Das
                                                     ARBEITSRECHTLICH WELTEN.                       bereitstellen muss. Ist nämlich der Arbeits-    ist ein gutes Gefühl, wenn man über einen
                                                                                                    platz nicht arbeitssicher, die Mitarbeiterin    langen Zeitraum wenig Kontakt zu seinem
                                                                                                    oder der Mitarbeiter wird rückenkrank           Unternehmen und dem Kollegium hat.

                                        W W W. G O T H A E R . D E                                                                                                                              07
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
CHEFSACHE MACHER IM GESPRÄCH

                                                                        ZU R P E R SO N

                                                                        Markus Heidemanns,
                                                                        57, arbeitete nach
                                                                        dem Zivildienst als
                                                                        freier Mitarbeiter für
                                                                        die Westfalenpost,
                                                                        dann als Redakteur
                                                                        bei Bild am Sonntag.
                                                                        Er war Redaktions-
                                                                        leiter der „Harald-
                                                                        Schmidt-Show“,
                                                                        produzierte Sendun-
                                                                        gen für Johannes B.
                                                                        Kerner. 2009 gründete
                                                                        er das Unternehmen
                                                                        „Fernsehmacher“.

                   „Quereinsteiger
                finde ich spannend“
      Er ist einer der renommiertesten Fernsehproduzenten Deutschlands, Chef, Macher,
     Antreiber. Markus Heidemanns über das Funktionieren von Teams, Führungskultur und
         warum ihn bei Bewerbern Zeugnisse kaum und Biografien sehr interessieren.

08                                                                          Ausgabe 02/2021
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
M
                                   it Sendungen wie „Lanz“ und „Küchenschlacht“ zählt das        Zeugnisse interessieren mich kaum. Viel wichtiger ist für mich die Biogra-
                                   Hamburger Unternehmen „Fernsehmacher“ zu den renom-           fie. Hat die Person sich beruflich in unterschiedlichen Welten und Hier-
                                   miertesten TV-Produktionsfirmen in Deutschland. Jedes Jahr    archien bewegt? Gab es längere und spannende Reisen? Quereinsteiger
                           werden auf einem ehemaligen Fabrikgelände hunderte Sendungen          finde ich spannend. In den Bewerbungssprächen frage ich dann nach kre-
                           aufgezeichnet. Jüngst erhielt die Sendung „Lanz“ den Deutschen Fern-  ativen Ideen. Was wäre Ihr Thema in dieser Woche bei ‚Lanz‘ gewesen?
                           sehpreis als beste Informationssendung.                               Was würden Sie am Format der ‚Küchenschlacht‘ ändern wollen?
                                                                                                 Wie ausgeprägt ist die Fehlerkultur bei den „Fernsehmachern“? Wie
                           Herr Heidemanns, auch Ihre Branche ist von den Corona-Auflagen reagieren Sie auf Pannen?
                           hart gebeutelt. Vor der Pandemie haben Sie Sendungen wie „Lanz“ Fehlerkultur ist für uns sehr wichtig. Wenn jemand einen Fehler macht,
                           oder „Küchenschlacht“ in Studios mit vielen Gästen, Mitarbeitenden ist das kein Problem, sofern man ihn zugibt. Wenn jemand einen Feh-
                           und Zuschauern produziert.                                            ler allerdings nicht eingesteht, hat die- oder derjenige ein Problem mit
                           Markus Heidemanns: In der Tat hat uns vor allem der erste Lockdown mir. Wenn jemand einen Fehler sogar auf andere schiebt, haben wir ein
                           vor immense Herausforderungen gestellt. Quasi von einem Tag auf sehr großes Problem. Und wenn jemand den Fehler auf andere schiebt
                           den anderen durften wir etwa bei ‚Lanz‘ wegen der Abstandsregeln im und mir dann noch sagt: ‚Du machst ja auch Fehler‘, ist es Zeit, sich zu
                           Studio nur noch drei Gäste einladen. Und wir mussten auf Zuschauer trennen.
                           verzichten.                                                           Sie sind mit allen Kolleginnen und Kollegen per Du. Sind Sie dennoch
                           Wie sehr haben Ihnen die Zuschauer gefehlt?                           ein strenger Chef?
                           Markus Lanz hat das neulich treffend formuliert, als er sagte, die Ja, ich duze jeden. Und ich bin dennoch streng, weil ich bei jeder Sen-
                           Sendung sei ohne Publikum noch intensiver                                                       dung bis zur letzten Sekunde versuche, das
                           geworden. Genauso sehe ich es auch. Wer zu                                                      Beste rauszuholen. Wir haben neulich eine
                           uns in die Sendung kommt, darf nicht mehr                                                       Pilotsendung für die ARD gemacht. Am Pro-
                           auf Applaus oder Lacher mit populistischen                                                      duktionstag habe ich den kompletten Einstieg
                           Sprüchen hoffen. Und es gibt keine Beifall-                                                     für die ersten zehn Minuten umgeworfen. Das
                           Pausen mehr, auf die sich ein Gast einrichten                                                   bedeutete für alle sehr viel Mehrarbeit. Ich for-
                                                                                      FÜ NF TIP PS FÜ R
                           kann.                                                                                           dere sehr viel, aber deshalb bringe ich auch
                                                                                    F Ü HR U NGS KR Ä FTE
                           Bei der „Küchenschlacht“, bei der sechs                                                         genauso viel ein. Strenge ist bei uns nicht ne-
                           Hobby-Köchinnen und Hobby-Köche gegen-                              1                           gativ belegt.
                           einander kochen, waren die Herausforderun-                                                      Wie belohnen Sie besonderes Engagement?
                           gen durch die Corona-Auflagen wohl noch              Wertschätzung: Dazu gehört                 Bei guten Quoten gibt es schon mal Pizza oder
                           größer.                                              auch, den Namen jeder Rei-                 Sushi für alle. Wir machen auch ab und an
                           Als der Lockdown kam, war mein erster Im-               nigungskraft zu kennen.                 Klausurtagungen an interessanten Orten. Aber
                           puls, dass wir dieses Format stoppen müs-                                                       viel wichtiger ist die direkte Wertschätzung.
                                                                                               2
                           sen. Sechs Köchinnen oder Köche, die vor Pu-                                                    Wenn etwas gut gelaufen ist, schreibe ich eine
                           blikum direkt nebeneinander arbeiten, dazu             Transparenz: Ich rede im-                persönliche Mail oder bitte die Kollegin oder
                           eine Moderatorin oder Moderator, die von             mer offen über die Lage der                den Kollegen zu mir ins Büro. Als FDP-General-
                           Kochstation zu Kochstation gehen, wie sollte         Firma. Im Gegenzug erwarte                 sekretär Volker Wissing neulich bei ‚Lanz‘ sag-
                           das funktionieren? Dann habe ich überlegt,                                                      te, eine Studie habe gezeigt, dass die FDP das
                                                                                 ich, dass nichts den Raum
                           ob es nicht doch einen Weg gibt. Schließlich                                                    beste Klimaprogramm habe, hat eine Kollegin
                                                                                verlässt. Enttäuscht worden
                           hängt an dieser Sendung auch ein großes                                                         sofort recherchiert und gelesen, dass die FDP
                           Produktionsvolumen für unsere Firma. Also
                                                                                       bin ich noch nie.                   diese Studie selbst in Auftrag gegeben hat.
                           habe ich mir mit meinem Team in zwei Mi-                            3                           Die Information habe ich aus der Regie Mar-
                           nuten die ‚Profi-Küchenschlacht‘ als neues                                                      kus Lanz aufs Ohr gegeben, er konnte sofort
                           Format ausgedacht. Sterne-Köchinnen und               Engagement vorleben: Ich                  nachhaken. Das war sehr gut, dafür habe ich
                           -Köche, die sich einen Wettstreit liefern, das        fordere viel. Aber wer hier               die Kollegin am nächsten Tag vor der gesam-
                           gab es noch nie im Fernsehen. Entsprechend              arbeitet, weiß, dass der                ten Mannschaft gelobt.
                           gut waren die Quoten.                                     Chef auch alles gibt.                 Legen Sie Wert auf Anwesenheit in der Re-
                           Die TV-Branche gilt als hart umkämpft. Ma-                                                      daktion? Oder ist Homeoffice für Sie auch ein
                           chen Sie als Unternehmer nur Zeitverträge                           4                           gutes Modell?
                           mit Ihren Mitarbeitenden, um personell re-                                                      Ich bin durch Corona ein Fan von Zoom-Konfe-
                           agieren zu können, wenn eine Sendung ein-            Ehrlichkeit: Probleme sofort               renzen geworden. Du siehst jedem ins Gesicht,
                           gestellt wird?                                            und klar ansprechen.                  niemand arbeitet nebenbei am Computer wie
                           90 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen                                                     oft bei Konferenzen im Großraum. Entspre-
Fotos: Markus Heidemanns

                           haben unbefristete Verträge. Nur bei neuen
                                                                                               5                           chend fokussiert reden wir. Zudem blühen
                           Formaten sind die Verträge zunächst an die                                                      eher stille Kolleginnen und Kollegen plötzlich
                                                                                   Sicherheit geben: Mög-
                           Laufzeit der Formate gebunden.                                                                  auf. Daher wird auch nach der Pandemie die
                                                                                   lichst mit unbefristeten
                           Worauf legen Sie bei Bewerbungen wert?                                                          Möglichkeit bestehen, aus dem Homeoffice
                           Schauen Sie sich Zeugnisse und Lebensläufe
                                                                                      Verträgen arbeiten.                  zu arbeiten. Wer aber lieber ins Büro kommt,
                           genau an?                                                                                       kann das natürlich machen.

                              W W W. G O T H A E R . D E                                                                                                                 09
CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
Mehr Flexibilität: Corona hat gezeigt, dass
man überall arbeiten kann – im Café, am
Strand, im Wald – und natürlich Zuhause.
CHEFSACHE TITEL

                                                        Crashkurs in Sachen
                                                            Flexibilität
                                                   Corona hat den Wandel der Arbeitswelt massiv beschleunigt. Die Präsenzpflicht im Büro ist
                                                    Geschichte, Homeoffice auf einmal eine Chance. Und wie geht es jetzt weiter? Ein Report.

                                                                    F
                                                                                                     Homeoffice jedoch eine Revolution im Eilver-      Bitkom-Berechnungen wird jeder Dritte seinen
                                                                                                     fahren. Während vor der Pandemie laut einer       Arbeitsort künftig flexibel wählen. Dreiviertel
                                                                                                     Studie der Hans-Böckler-Stiftung in Deutsch-      der Befragten findet sogar, dass Homeoffice
                                                                                                     land vier Prozent der Beschäftigten im Home-      noch viel stärker genutzt werden sollte.
                                                                                                     office gearbeitet hatten, waren es während            Corona hat die Arbeitswelt verändert. Daran
                                                                                                     der Pandemie zeitweise bis zu 27 Prozent, die     besteht kein Zweifel. Und während wenige Un-
                                                                                                     ihren Arbeitsplatz komplett in die eigenen vier   ternehmen schon vor der Pandemie Methoden
                                                                                                     Wände verlegt hatten. Eine Steigerung beinahe     der neuen Arbeitswelt erprobt haben, sind sie
                                                                                                     um das Siebenfache. Der IT-Branchenverband        jetzt dazu gezwungen, denn viele Beschäftigte
                                                  Für David Cummins fand die neue Arbeitswelt        Bitkom zählt seit Beginn der Corona-Zeit ins-     wollen die Flexibilität im Job nicht mehr missen.
                                                  ein plötzliches Ende, als im März 2020 von heu-    gesamt 10,5 Millionen Menschen, die gänzlich      „Wir sehen hier ganz stark, dass Corona einen
                                                  te auf morgen der Lockdown kam. „Gerade erst       und weitere 8,3 Millionen, die zumindest teil-    Paradigmenwechsel und ein rasches Umden-
                                                  hatte ich mir abgewöhnt, jeden Tag am selben       weise von zu Hause arbeiten. Das sind fast 20     ken – um nicht zu sagen einen Crashkurs in
                                                  Platz zu arbeiten“, sagt er. Immer mal wieder      Millionen Berufstätige und damit insgesamt        Sachen Flexibilität – in der Arbeitswelt bewirkt
                                                  den Arbeitsplatz wechseln, neue Eindrücke ge-      fast 45 Prozent aller Beschäftigten in Deutsch-   hat“, sagt Sabrina Zeplin, die Geschäftsführerin
                                                  winnen, eine andere Perspektive einnehmen,         land. Viele von ihnen werden auch nach der        von XING. Auch das digitale Businessnetzwerk
                                                  dabei gerne auch mal von zu Hause arbeiten:        Pandemie weiter remote arbeiten wollen. Laut      hat seine Mitglieder befragt: Für mehr als jeden
                                                  Bei der Ministry Group, bei der Cummins einer                                                        zweiten Nutzer gilt die Tatsache, dass Betriebe
                                                  von vier Geschäftsführern ist, hatte diese New                                                       erstmals, beziehungsweise mehr Homeoffice
                                                  Work-Methode bereits Einzug gehalten. „Dann                                                          erlaubt haben, als prägendste Konsequenz der
                                                  kam Corona, und seit anderthalb Jahren sitze                                                         Krise im Arbeitsalltag.
                                                  ich wieder an ein und demselben Schreibtisch –                                                           Aber was wird aus dieser Konsequenz,
                                                  im Homeoffice.“                                                                                      wenn die Pandemie vorbei ist? Wie gehen die
                                                                                                                 Seit Corona sind
                                                      Für Cummins fühlte sich das zunächst an                                                          Angestellten, aber auch die
                                                                                                                   20 Millionen
Fotos: iStock.com/Eva-Katalin, Philip Erpenbeck

                                                  wie ein Rückschritt. Als Ministry-Geschäftsfüh-
                                                  rer beschäftigt er sich schon seit vielen Jahren                   Menschen
                                                  mit der Arbeitswelt von morgen. Die Agentur-                    ins Homeoffice
                                                  gruppe lebt den Wandel nicht nur selbst, son-                     gewechselt.
                                                  dern begleitet auch ihre Kunden unter anderem                                                                        „HOMEOFFICE
                                                  bei der Einführung neuer Arbeitsmethoden. Re-                                                                        ODER PRÄSENZ?
                                                  mote Work, flexibles Arbeiten von überall, eine                   Jeder dritte
                                                                                                                   Deutsche will                                       BEIDES SOLLTE
                                                  der neuen Arbeitsweisen, war für ihn längst die
                                                  Regel, nicht die Ausnahme.                                     seinen Arbeits-                                       MÖGLICH SEIN.“
                                                                                                                                                       David Cummins, Geschäftsführer
                                                      Für die Mehrheit der Unternehmen in                          platz künftig                       Ministry Group.
                                                  Deutschland war der plötzliche Umzug ins                       flexibel wählen.

                                                     W W W. G O T H A E R . D E                                                                                                                      11
CHEFSACHE TITEL

W
         er seinen Job bei der eyeo GmbH an-            HINTE R GR U ND
         tritt, kann sich zunächst auf die Post
         freuen. Jedes neue Teammitglied
bekommt einen eigenen Laptop. Der wird
                                                   Homeoffice vs.
in der Kölner Firmenzentrale eingerichtet         Präsenz – was ist
und dann versendet; in die ganze Welt.
Mehr als 250 Menschen arbeiten für das                besser?
Tech-Unternehmen. Aber nicht nur in der
                                                     Zwei Unternehmen, zwei
Kölner Zentrale oder in den Büros in Berlin
und in Malmö, sondern rund um den Glo-
                                                   Philosophien: Bei der Firma
bus. Mehr als einen Laptop brauchen sie            eyeo arbeitet die Belegschaft
dafür in der Regel nicht. „Durch mobiles             von überall auf der Welt;
Arbeiten können wir die besten Talente               design for human nature          Werkstatt -Atmosphäre bei design for human nature.
weltweit rekrutieren“, sagt Frank Müller,         dagegen will mit Menschen vor
der bei eyeo das Team der Agile Coaches                    Ort arbeiten.
leitet. „Die meisten sehen sich zwei- bis                                             Balance aus Teambuilding und Arbeitsinhal-
                                                                                      ten stehe dabei im Mittelpunkt.
                                                                                         Arne Schultchen dagegen hat sein Team
                                                                                      am liebsten die ganze Zeit um sich versam-
                                                                                      melt – vor Ort im ehemaligen Kontorhaus auf
    DURCH MOBILES ARBEITEN                                                            dem Hamburger Großmarkt. „Früher war hier
                                                                                      ein Auktions-, heute ist es ein Aktionssaal“,
  DIE BESTEN TALENTE DER WELT                                                         sagt der Mitgründer von design for human
   FINDEN – ODER WERKSTATT-                                                           nature. Sein Design Studio erforscht und
    FEELING VOR ORT ERLEBEN                                                           gestaltet Räume, Produkte und Marken.
                                                                                      Am Computer werden sie gezeichnet, in der
                                                                                      Werkstatt nebenan gebaut und erprobt. „Wir
                                                                                      arbeiten kreativ, dafür brauchen wir den di-
                                                                                      rekten Austausch“, sagt Schultchen. Designs
viermal im Jahr, manche auch häufiger“,                                               erstellen, ausdrucken, angucken, darüber
sagt Müller. Als Corona kam, habe es daher                                            diskutieren: das gehe zwar remote, sei aber
weniger Umstellungen gegeben als in vielen                                            nicht so effektiv. „Wir bauen Prototypen und
anderen Unternehmen. Und wenn die Krise                                               machen so unsere Entwürfe erlebbar. Erst
vorbei ist? „Es gibt ein paar Workshops, die                                          dann sehen wir, ob die Ideen wirklich gut
machen wir vor Ort“, sagt Müller. Eine gute                                           sind“, sagt der Designer. „Das Werkstatt-
                                                                                      Erlebnis gibt es nur live vor Ort.“
                                                                                         Erlebbar werden vor Ort auch die Projekte.
                                                                                      Überall in den Räumen hängen Poster an
                                                                                      den Wänden, stehen Pinnwände, kleben
                                                                                      Post-it-Zettel an den Türen. „So schaffen wir
                                                                                      eine Atmosphäre des direkten Austausches,
                                                                                      die im Homeoffice so nicht möglich wäre“,
                                                                                      sagt Schultchen. Auch während der Pande-
                                                                                      mie wurde, wann immer möglich, vor Ort
                                                                                      gearbeitet. Und es war häufig möglich: 20
                                                                                      Menschen teilen sich bei design for human
                                                                                      nature 1.000 Quadratmeter. Einige der
                                                          „Wir arbeiten               Mitarbeiter nutzen die Werkstatt auch privat.
                                                          kreativ, dafür              „Die kommen dann sogar am Wochenende
Zoom-Calls und Videoschalten bei der eyeo GmbH.        brauchen wir den               hierher“, sagt der Chef.
                                                      direkten Austausch“
                                                    Arne Schultchen, Mitgründer der
                                                    Agentur design for human nature

12                                                                                                               Ausgabe 02/2021
Führungskräfte mit der neuge-
                                                                                     wonnenen Flexibilität um? Was wird aus Re-
                                                                                     mote Work, wenn Inzidenz und Impfquote                                                 DO’S & DONT’S IM HOMEOFFICE –
                                                                                     wieder einen bedenkenlosen Büroalltag er-
                                                                                                                                                                            WAS GEHT UND WAS NICHT GEHT
                                                                                     möglichen? Und wie sieht die Arbeitswelt der
                                                                                     Zukunft eigentlich aus, die letztendlich auch                                      DO’S                                                     DONT’S
                                                                                     durch die Corona-Pandemie geformt wurde?
                                                                                         Fragen, die Martin Permantier schon
                                                                                     eine ganze Weile beschäftigen. Er ist Unter-
                                                                                                                                                      Recherchearbeiten oder das                              Diskussionen – egal ob zwischen-
                                                                                     nehmer, führt eine Markenagentur in Berlin,
                                                                                     short cuts, mit 27 Mitarbeitenden und ist Ex-
                                                                                                                                                        Einlesen in Fachthemen                                menschlich oder projektbezogen
                                                                                     perte für New Work. Er sagt: „Corona war eine
                                                                                     Fortbildungsmaßnahme für Führungskräfte
                                                                                     zum Thema Vertrauen.“ Viele Unternehmen                           Planungen, Auswertungen,                                Kennenlernen – persönlicher
                                                                                     hätten erkannt, dass ihre Angestellten auch                        Präsentationen erstellen,                             Kontakt zu neuen Mitgliedern ist
                                                                                     dann gute Arbeit liefern, wenn sie nicht per-                         Konzepte verfassen                                           unersetzlich
                                                                                     manent unter Beobachtung stehen und kon-
                                                                                     trolliert werden können. „Wir sind weg von
                                                                                     der alten Erzählung: Der Chef muss rumlau-
                                                                                     fen und allen auf die Finger gucken, hin zu:                    Online-Weiterbildungen wie                                Mitarbeitergespräche und Feed-
                                                                                     Mensch, die können ja eigenverantwortlich                    Tutorials, Podcasts oder Webinare                            back – Körpersprache verstehen
                                                                                     arbeiten“, sagt Permantier. Und das sei ein
                                                                                     großer Gewinn.
                                                                                         Bei short cuts setzt der Chef schon lange
                                                                                                                                                   Rein informeller Austausch über                               Kreative Zusammenarbeit –
                                                                                     auf die Eigenverantwortung seiner Angestell-
                                                                                     ten. Die Teams organisieren sich selbststän-
                                                                                                                                                           aktuelle Projekte                                  geht digital, ist vor Ort fruchtbarer
                                                                                     dig. Einmal am Tag wird sich ausgetauscht.
                                                                                     Vor Corona passierte das entweder im Büro
                                                                                     oder digital, seit Corona findet der Austausch
                                                                                     aber fast nur noch online statt – und es funk-             arbeitet, arbeitet der andere lieber spät am                langfristig. „Führung wird weniger Kontroll-
                                                                                     tioniert. Genau diese Erfahrung hätten auch                Abend. „Aber die Ergebnisse kommen“, sagt                   mechanismen haben, dafür aber agiler und
                                                                                     viele andere Führungskräfte gemacht, sagt                  Permantier.                                                 verteilter sein“, sagt Permantier. Mitarbeite-
                                                                                     Permantier: „Homeoffice? Wow, das geht ja.                    Corona werde daher nicht nur die Arbeits-                rinnen und Mitarbeiter würden sich stärker
                                                                                     Zwar macht jeder, was er will, aber es geht.“              welt, sondern allen voran und grundsätzlich                 selbst führen, dafür läuft die Kommunikati-
                                                                                     Denn während etwa der eine früh morgens                    das Thema Führung verändern – und zwar                      on dann weniger hierarchisch –
Fotos: design for human nature, eyeo GmbH, iStock.com/pixelfit, iStock.com/svetikd

                                                                                     Flexible Zukunft: In der neuen Welt der Arbeit ist (fast) alles möglich: die Zoom-Konferenz am heimisch Schreibtisch (l.) genauso wie das agile Meeting im Büro (r.).

                                                                                         W W W. G O T H A E R . D E                                                                                                                                          13
CHEFSACHE TITEL

                                                           Folgen. So geht es nach der Meinung des Ex-          in Zukunft viel mehr als Begegnungsstätte
                                                           perten nicht um die grundsätzliche Frage:            wichtig, während die konzentrierte Arbeit im
                                                           Homeoffice oder Präsenz? Sondern vielmehr            Homeoffice erledigt wird.
                                                           darum, wo welche Arbeit am besten erledigt               Dass dieses Prinzip Erfolge mit sich bringt,
                                                           werden kann. „Und dann sollte letztendlich           ist bereits bewiesen. So haben etwa die For-
                                                           immer beides möglich sein“, sagt Cummins.            schungsinstitute IGES und Forsa im Auftrag
                                                               Für seine Einschätzung hat der Experte ein       der DAK herausgefunden, dass 63 Prozent der
                                                           einfaches Beispiel: Wenn etwa ein Entwick-
                                                           ler im Büro nur 30 Prozent von dem Pensum
                                                           schafft, das er am heimischen Schreibtisch er-
                                                           ledigen kann, weil er dort in Ruhe und konzen-
                                                           triert arbeiten kann – warum sollte er dann                         „DER SOZIALE
Vorteil Homeoffice: heimelige Atmosphäre mit Kaffee.       nicht immer zu Hause arbeiten? Will aber bei-                       SCHMIERSTOFF
                                                           spielsweise ein Team Ideen entwickeln und                           IN DER FIRMA
                                                           hält dafür das persönliche Miteinander für kre-
               nicht zwischen Vorgesetzten                 ativer – warum sollte dann das Büro nicht zum
                                                                                                                               FEHLT VIELEN“
                                                                                                                Sandra Guhlke, Arbeits- und Organsations-
und Angestellten, sondern in den Teams.                    Treffpunkt fürs Meeting werden? Hier kommt           psychologin sowie Führungskräfte-Coach.
„Dafür braucht es eine neue Vertrauenskul-                 außerdem ein weiterer, nicht zu unterschät-
tur“, sagt Permantier. Corona könnte der ers-              zender Aspekt zum Tragen: der soziale Aus-
te Schritt dorthin gewesen sein.                           tausch. „Wer sich auch mal über andere Dinge
    Das glaubt auch David Cummins, der Mi-                 als den Job unterhält, wird schnell feststellen,
nistry-Chef. „Corona hat uns zwei Dinge ge-                dass er auf Ideen kommt, die ihm nie eingefal-       Angestellten hierzulande in 2021 zu Hause
zeigt“, sagt er. „Erstens: Führungskräfte kön-             len wären, wenn er stumpf seine Agenda ab-           produktiver arbeiten als im Büro. Aber nicht
nen ihren Angestellten viel mehr vertrauen als             gearbeitet hätte“, sagt Cummins. Diese „Kaf-         nur die Produktivität steigt, sondern auch die
sie immer glaubten. Und zweitens: Homeoffice               feeküchengespräche“ seien zwar auch digital          Zufriedenheit. Das liegt an der zunehmenden
ist für viel mehr Jobs machbar, als wir dach-              möglich, aber für viele längst nicht so frucht-      Flexibilität im Homeoffice. Und auch die Unter-
ten.“ Für die Zukunft der Arbeit nach Corona               bar wie eine persönliche Unterhaltung von            nehmen profitieren von Remote Work: Sie kön-
haben Erkenntnisse wie diese weitreichende                 Angesicht zu Angesicht. Das Büro wird daher          nen zum Beispiel Büroflächen verkleinern oder

Jeder wie er will? Nicht ganz! Für kreative Prozesse treffen sich die meisten Teams dann doch lieber im Büro.

14                                                                                                                                       Ausgabe 02/2021
Digitales Neuland – Portal macht Verwaltung von bAV und bKV kinderleicht
                                                                                     Die Gothaer hat gemeinsam mit dem Dienstleister ePension als erster Versicherer ein Verwaltungsportal
                                                                                             für die betriebliche Altersversorgung und betriebliche Krankenversicherung entwickelt.

                                                                             O
                                                                                      b Beschäftigtenwechsel, Heirat,          innovatives Instrument, das bereits unmit-       nen und Kunden durch effiziente Prozesse
                                                                                      Scheidung, Namens- und Bei-              telbar nach Installation den Alltag nachhaltig   und schlanke Verwaltung mehr bieten als
                                                                                      tragsänderung, Elternzeit oder           erleichtert. Das Portal bietet eine intuitive    nur Versicherungsschutz und sie optimal
                                                                             neue Gesetze: Für Personalabteilungen             Bedienung und bedarf keiner Einarbeitungs-       unterstützen“, erklärt Oliver Brüß, Ver-
                                                                             sind mit Verträgen der betrieblichen Al-          zeit. Die papierlose Verwaltung optimiert die    triebsvorstand der Gothaer Versicherung.
                                                                             tersversorgung (bAV) und Krankenversi-            bAV- und bKV-Welt. Informationen zu Verträ-
                                                                             cherung (bKV) regelmäßig eine ganze Rei-          gen sind rund um die Uhr abrufbar, Änderun-
                                                                             he von Änderungen verbunden. Da ver-              gen können jederzeit digital angestoßen wer-
                                                                             wundert es kaum, dass der bürokratische           den. Das Suchen von Formularen und
                                                                             Aufwand vor allem kleinere und mittlere           Versenden des unterschriebenen Dokuments
                                                                             Unternehmen abschreckt. Doch das muss             per Post gehört der Vergangenheit an.
                                                                             nicht so sein: Onlineplattformen erleich-         Personalabteilungen können direkt aus der
                                                                             tern das Einrichten von Employer Benefits         Lohnbuchhaltung heraus entgeltfreie Zeiten
                                                                             wie bAV und bKV und helfen Unternehmen            oder Zuschüsse anpassen. Viele Änderungen
                                                                             so, für ihre Belegschaft attraktiver zu wer-      erfolgen im Rahmen der Gesetze sogar unter-
                                                                             den – auch indem sie die Verwaltung lau-          schriftenfrei oder per digitaler Signatur.
                                                                             fender Verträge effizienter gestalten.            Das neue Angebot ist ein weiterer Beleg dafür,
                                                                             Mit dem Firmenportal ePension betritt die         dass die Gothaer ihren Fokus auf Mittelstand
                                                                             Gothaer digitales Neuland. Firmen und ihr         und Gewerbe legt und weiter ausbaut. „Wir        Alles im Blick mit nur einem Klick: bKV und bAV-
                                                                             Personalmanagement erhalten damit ein             möchten unseren mittelständischen Kundin-        Angelegenheit in nur einem Portal organisieren.

                                                                           Geld für Dienstreisen sparen und damit ihre         Schmierstoff, der eine Firma zusammenhält“,      anzurühren, empfiehlt die Psychologin, Raum
                                                                           Betriebskosten insgesamt um fast ein Viertel        sagt Guhlke dazu. Um diese Menschen wieder       für emotionalen Austausch zu schaffen. Das
                                                                           senken.                                             abzuholen, den sozialen Schmierstoff wieder      heißt auch, gemeinsame Erlebnisse zu kre-
                                                                               Aber das ist nur die eine Seite der Medaille.                                                    ieren, etwa das Kaffeekränzchen am Morgen
                                                                           Auf der anderen hat der coronabedingte                                                               oder das Feierabendbier.
                                                                           Umzug ins Homeoffice auch Sorgen verur-                                                                  Dass Führungskräfte um diese Themen he-
                                                                           sacht. Zum Beispiel spüren 42 Prozent der                                                            rumkommen, glaubt die 51-Jährige nicht. „Mo-
                                                                           Deutschen im heimischen Büro Druck, bewei-             DARÜBER LOHNT ES SICH,                        biles Arbeiten hat durch Corona noch mehr Ein-
                                                                           sen zu müssen, dass sie auch wirklich arbei-           MIT IHREM BERATER/IHRER                       zug erhalten, ist etabliert und wird nicht mehr
                                                                           ten. Das führt immer wieder dazu, dass diese            BERATERIN ZU SPRECHEN                        verschwinden“, ist sie sicher. Dazu passt auch
                                                                           Menschen im Homeoffice mehr arbeiten, als                                                            ihre Beobachtung, dass sowohl Arbeitgeber als
                                                                           sie müssten.                                                      1                                  auch ihre Angestellten deutlich mehr Vorteile
                                                                               Wie also sollten Führungskräfte jetzt am                                                         darin sehen würden als Nachteile. „Wie Unter-
                                                                                                                                     Für Unternehmen gibt es
Fotos: ePension, iStock.com/Geber86, iStock.com/jacoblund, Sandra Guhlke

                                                                           besten mit ihren Angestellten umgehen, die                                                           nehmen diese Vorteile jetzt aber für sich nut-
                                                                           sie gut anderthalb Jahre fast nur im Video-Chat
                                                                                                                                  zahlreiche Möglichkeiten, sich                zen, hängt allein von ihnen ab“, sagt Guhlke.
                                                                           gesehen haben und die langsam aber sicher             attraktiver zu positionieren und               Denn sie rät Verantwortlichen in den Chefeta-
                                                                           in die Büros zurückkehren? Sandra Guhlke hat         gleichzeitig ihren Mitarbeitenden               gen dazu, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                                                                           darauf eine einfache Antwort: „Viel reden.“              einige Sorgen zu nehmen.                    bei der Gestaltung der Arbeitswelt nach Corona
                                                                           Guhlke ist Arbeits- und Organisationspsycho-                              2                          einzubeziehen: „Alle sollten gemeinsam ent-
                                                                           login und als solche in erster Linie Coach für                                                       scheiden, wie sie zusammenarbeiten wollen.“
                                                                           Führungskräfte. Ihnen rät sie, sensibel mit            Eine betriebliche Krankenversi-                   Dieser Meinung ist auch Franz Kühmayer.
                                                                           den Angestellten umzugehen. In Ruhe zu be-             cherung (bKV) ist eine optimale               Er ist Trendforscher am Zukunftsinstitut in Wien
                                                                           sprechen, was gut lief im letzten Jahr und was          Lösung, gute Mitarbeitende zu                und Experte für die Arbeitswelt von morgen. Er
                                                                           nicht – und woran sie ganz persönlich in Zu-          binden und Fachkräfte zu locken.               sagt: „Corona war ein Evolutionsschub.“ Das Er-
                                                                           kunft gerne festhalten würden. „Man muss                                                             gebnis allerdings steht noch aus. Die Frage ist,
                                                                           bedenken: Homeoffice hat nicht jedem gut-                                 3                          wie Unternehmen den Schwung in die Zukunft
                                                                           getan“, sagt Guhlke. „Es gibt auch die Men-                                                          mitnehmen? „Die Aufgabe ist, eine hybride Ar-
                                                                                                                                 Vorteil für Kleinbetriebe: Bereits
                                                                           schen, die den direkten Kontakt zu Vorge-                                                            beitswelt zu gestalten, in der sowohl remote als
                                                                           setzten brauchen und klare Führung vor Ort.“
                                                                                                                                  ab fünf Personen ist eine Absi-               auch vor Ort gearbeitet wird“, sagt Kühmayer.
                                                                           Anderen wiederum habe vor allem der persön-           cherung mit einer bKV möglich.                     Für Ministry-Chef Cummins wäre das der
                                                                           liche Austausch im Büro gefehlt. „Der soziale                                                        Weg zurück in die Zukunft.

                                                                               W W W. G O T H A E R . D E                                                                                                                          15
CHEFSACHE TITEL

„Mitarbeitende wollen
                                                                                   Herr Schleburg, die Beziehungen zwischen Unternehmen und Beleg-
                                                                                   schaften haben sich während Corona durch die Distanz im Homeoffice
                                                                                   teilweise verschlechtert. Wie gehen Sie in Ihrer Firma mit Distanz um?

    beflügelt werden“                                                              Jörg Schleburg: Wir sind ein kleines Team mit sieben Leuten. Jeder
                                                                                   kennt jeden, da arbeitet man automatisch eng zusammen – von wo
                                                                                   aus auch immer. Eine Person aus unserem wissenschaftlichen Beirat
      Jörg Schleburg, Experte für Employer                                         kommt beispielsweise aus Berlin, die habe ich persönlich noch nie ge-
 Branding, über die Wirkung von Firmen auf                                         troffen. Trotzdem ist die Zusammenarbeit prima. In großen Firmen mit
                                                                                   mehreren tausend Mitarbeitenden ist das schwieriger.
         Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.                                         Viele Unternehmen haben nach eineinhalb Jahren Pandemie und Home-
                                                                                   office mit einer emotional gewachsenen Distanz ihrer Belegschaft zu
                                                                                   kämpfen. Corporate Distancing nennen Fachleute dieses Phänomen.
                                                                                   Was hat es damit auf sich?
                                                                                   Corona hat zwei Extreme offenbart. Unternehmen mit einer vertrauens-
                                                                                   basierten Kultur hatten im Homeoffice wenig Probleme mit sozialer Dis-
                                                                                   tanz. Die haben gesagt: Arbeite, wann Du willst, wie Du willst und von
                                                                                   wo Du willst. Das hat die Motivation sogar gesteigert. Wo allerdings we-
                                                                                   nig Vertrauen gelebt wurde, wo der Chef die ganze Zeit kontrolliert hat,
                                                                                   ob zu Hause wirklich gearbeitet wurde oder nicht, war die Entfremdung
                                                                                   besonders groß.
                                                                                   Woran merke ich als Führungskraft, dass sich meine Angestellten im
                                                                                   Homeoffice von mir und dem Unternehmen emotional entfernen?
                                                                                   Es gibt verschiedene Indikatoren. Einer kann die Leistung sein. Es gibt
                                                                                   Mitarbeitende, die tauchen eine Woche lang ab und können dann auch
                                                                                   keine Ergebnisse vorweisen. Auch das äußere Erscheinungsbild kann
                                                                                   Hinweise liefern, dass etwas schief läuft. Ist eine Person ungewaschen,
                                                                                   unrasiert oder kommt häufig zu spät in den Chat? Bringt sie sich in kei-
                                                                                   ne Diskussionen mehr ein oder hat regelmäßig die Kamera ausgeschal-
                                                                                   tet? Spätestens dann muss man fragen, ob noch alles in Ordnung ist.
                                                                                   Reden hilft?
                                                                                   Eindeutig ja. Und das ist durch das Homeoffice nicht einfacher gewor-
                                                                                   den, weil gerade die nonverbale Kommunikation, die Hinweise auf den
                                                                                   emotionalen Zustand eines Menschen liefert, auf der Strecke bleibt.
                                                                                   Gerade deshalb muss ich noch intensiver kommunizieren.
                                                                                   Ist das Problem Corporate Distancing auch eine Typ-Frage?
                                                                                   Ja, sicherlich. Extrovertierte Menschen haben es leichter. Sie finden im-
                                                                                   mer eine Möglichkeit zu kommunizieren. Introvertierte Menschen da-
                                                                                   gegen müssen von der Führungskraft im Meeting auch mal direkt ange-
                                                                                   sprochen werden. Aber es kommen auch andere Faktoren hinzu, wenn
                                                                                   sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihrer Firma distanzieren. Ei-
                                                                                   ner ist die Rolle der Person im Unternehmen: Die Fachkraft, die schon
                                                                                   lange in der Firma arbeitet, muss nicht groß geführt werden. Wer aber
                                                                                   junge Mitarbeitende, die vielleicht gerade erst von der Uni kommen und
                                                                                   sich erst zurechtfinden müssen, nicht führt, wird sie ganz schnell ver-
                                                                                   lieren. Das ist gefährlich, denn diese Menschen sind die Zukunft des
                                                                                   Unternehmens.
                                                                                   Wenn Angestellte jetzt wieder zurückkommen ins Büro: Wie kann man
                                                                                   sie wieder neu für das Unternehmen begeistern?
                                                                                   Das gelingt auf zwei Ebenen: auf der beruflichen und auf der privaten.
                                                                                   Beruflich ist es ja so: Die einen freuen sich, wieder zurück ins Büro zu-
                                                                                   rückzukommen. Das sind meist diejenigen, die sich stark über den Job
                                                                                   definieren und eine sehr emotionale Beziehung zu ihrer Arbeit haben.
                                                                                   Die anderen wollen es erstmal ruhiger angehen lassen. Vielleicht sind
                                                                                   sie unsicher, was sich verändert hat. Beide Charaktere müssen einge-
                                                                                                                                                               Foto: vonvorteil

                                                                                   bunden werden, damit am Ende alles wieder funktioniert. Und auf der
Jörg Schleburg beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit Employer Branding.   privaten Ebene? Wie wäre es mit einer kleinen Welcome-back-Party?
Er ist Gründer und Inhaber der Agentur VonVorteil & Employer Branding.             Schließlich haben wir uns alle sehr lange nicht gesehen.

16                                                                                                                                   Ausgabe 02/2021
möbel die mitdenken – seit 1896

Ihr Partner für ganzheitlichen Gestaltungsanspruch

mauser einrichtungssysteme ist einer der führenden Hersteller von Stahlmöbeln
für Büro, Archiv, Betriebs- und Sozialeinrichtungen. mauser Möbel schaffen Raum-
struktur, Ambiente, Ordnung und Sicherheit. Sie sind nachhaltig, funktional durch-
dacht, mit hohem Designanspruch bis ins Detail perfekt verarbeitet. Durch seine
Einrichtungskompetenz hat sich mauser einen hervorragenden Ruf bei Kunden und
Partnern erarbeitet. Diese Reputation wurde durch ein Qualitätssiegel bestätigt.
mauser gehört zur Auswahl „Deutschlands Beste Büromöbel 2018“.

mauser einrichtungssysteme GmbH & Co. KG • Korbach • Beverungen • www.mauser-moebel.de
                www.element-x.de • Ein Unternehmen der VAUTH-SAGEL Gruppe
Ein Bild der Verwüstung: In Altenahr räumen
Helfer die Straßen von Trümmern frei. Hier
im rheinland-pfälzischen Ahrtal waren Flut
und Hochwasser besonders verheerend.
133 Menschen kamen ums Leben.
Und dann kam Bernd
                                  Zerstörte Produktionsstätten, verschrotteter Fuhrpark, vernichtete Ware: Die
                             Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat auch Unternehmen
                                          hart getroffen. Zwei von ihnen erzählen hier ihre Geschichte.

                            W
                                      enn es noch eines Beweises bedurf-    ab einer Million Euro bei einzelnen Versi-      Ruhr in der Eifel, über die Ufer. Zwischen-
                                      te, dass aufgrund des Klimawan-       cherten. „Wir gehen aktuell von rund 400        zeitlich lag der Pegel rund vier Meter über
                                      dels Extremwetterereignisse noch      Großschäden mit einer Gesamtsumme von           dem Normalstand. „Da haben wir dann auch
                            extremer werden – Unwetter Bernd hat ihn        1,3 Milliarden Euro aus“, sagt Jörg Asmus-      endlich verstanden, warum unsere Straße
                            geliefert. Ganze Dörfer wurden Mitte Juli in    sen, GDV-Hauptgeschäftsführer. „Das sind        ‚An der Wasserwiese‘ heißt“, lacht Umbach,
                            Eifel und Ahrtal überspült, Menschen er-        viermal so viele wie beim Hochwasser 2002       der sich seinen rheinischen Optimismus be-
                            tranken in den eigenen Häusern, zahlreiche      an Elbe und Donau.“                             wahrt hat. Jetzt sitzt er in seinem aktuellen
                            Angehörige suchten über Tage nach Vermiss-                                                      Büro, einem umfunktionierten Baucontai-
                            ten. Inmitten dieser Schicksale: unzählige                                                      ner. Das eigentliche Verwaltungshaus muss
                            Sachschäden. Familien, die alles verloren                                                       aufwendig saniert werden. „Das wird be-
                            haben. Selbst Felder sind noch Wochen spä-                                                      stimmt noch fünf oder sechs Monate so ge-
                            ter so sehr mit Schutt bedeckt, dass es Land-       DIE GESAMTSUMME DER                         hen“, sagt Umbach. Beschweren mag er sich
                            wirtschaftsbetrieben unmöglich sein wird,                                                       dennoch nicht. „Da hat es andere bestimmt
                            sie abzuernten. Ein Problem, das auch lang-
                                                                                  GROSSSCHÄDEN IST                          noch schlimmer erwischt – die Fernsehbil-
                            fristige Folgen haben kann: Die Kontamina-           VIERMAL SO HOCH WIE                        der aus dem Ahrtal vergisst man so schnell
                            tion durch Öl und Chemikalien im Wasser ist         BEIM HOCHWASSER 2002                        nicht. Unsere eigene Produktion war zum
                            bislang noch unklar.                                                                            Glück nicht direkt betroffen. Bei uns stand
                            Was viele nicht auf dem Schirm haben: Ne-                                                       der Betrieb keinen Tag still – auch dank der
                            ben Privathaushalten sind auch zahlreiche                                                       Gothaer.“ In Umbachs Unternehmerpolice
                            kleine und mittelständische Unternehmen                                                         ist auch Schutz bei Betriebsunterbrechun-
                            stark betroffen. Handwerksbetriebe haben        Einen dieser Großschäden hat die Umbach         gen und Elementarschäden enthalten – die
                            ihre Fahrzeuge und Werkzeuge verloren.          GmbH in Eschweiler zu beklagen. Das Un-         jetzt für die Ersatzräumlichkeiten im Contai-
                            Büros sind zerstört, ebenso wie Dokumente       ternehmen produziert und handelt mit Ver-       nerformat leistet. Überhaupt zeigt sich Um-
                            und Unterlagen. Ganze Lagerbestände sind        packungen. Ob zweiwellige Faltschachteln,       bach zufrieden mit der Abwicklung seitens
                            vernichtet. Nach einer aktuellen Umfrage        Luftpolsterfolien oder mit eigenem Logo         seiner Versicherung: „Die Gothaer und ich
                            unter deutschen Versicherungen und Rück-        bedrucktes Klebeband: Wer Verpackungs-          stehen fast im täglichen Austausch, ob alles
                            versicherungen liegt die Höhe der durch         material sucht, wird bei Umbach fündig.         passt.“
                            Bernd verursachten, versicherten Schäden        Normalerweise. Als das Hochwasser kam,          Dass enger Kontakt zwischen Versicherer
                            bei rund 8,2 Milliarden Euro. Es handelt sich   erwischte es neben dem Verwaltungsgebäu-        und Unternehmen wichtig ist, weiß auch
Fotos: IMAGO/Future Image

                            damit um die verheerendste Naturkatastro-       de auch das Hauptlager, über 80 Tonnen          Umbachs Berater. „Schon früh hat sich un-
                            phe in Deutschland seit Beginn der Wetter-      Rohmaterial waren verloren. „Corona hatte       ser Büro auf KMU spezialisiert, wobei für
                            aufzeichnungen.                                 schon vor dem Unwetter für Lieferengpässe       uns eine ganzheitliche Beratung mit indivi-
                            Eine Ursache dafür sind die Großschäden,        an allen Ecken und Enden gesorgt. Und dann      dueller Risikoanalyse an erster Stelle steht“,
                            die in den betroffenen Gebieten verursacht      kam Bernd“, sagt Inhaber Martin Umbach.         sagt Gothaer Bezirksdirektor Robert Braun.
                            wurden. Darunter versteht der GDV Schäden       Am 14. Juli trat die Inde, ein Nebenfluss der   „Dazu gehört natürlich auch,

                               W W W. G O T H A E R . D E                                                                                                              19
CHEFSACHE GUT VERSICHERT

             dass wir uns mit unseren Kun-           rungsschutz noch dem Risiko entspricht Schlimm erwischt hat es auch die Firma Druck
den in einem steten persönlichen Austausch           – die Notwendigkeit für eine Elementarde- Kogel in Stolberg, ebenfalls Kunde der Go-
befinden, um zu prüfen, ob der Versiche-             ckung haben wir dabei immer frühzeitig the- thaer. Das Traditionsunternehmen liefert seit
                                                     matisiert.“                                    mehr als 125 Jahren über die Stadtgrenzen
                                                     Wenn der Schaden dann eintritt, kommt hinaus Druckerzeugnisse jeder Art. Bis Bernd
                                                     Günther Leufen, Regulierungsbevollmäch- den Betrieb komplett unterbrochen hat.
                                                     tigter der Gothaer mit knapp drei Jahrzehn- „Bei uns ist eigentlich alles zerstört worden.
     DARÜBER LOHNT ES SICH,                          ten Berufserfahrung, ins Spiel. Bei Fällen wie Papier, Farben, Mobiliar – natürlich das Ge-
     MIT IHREM BERATER/IHRER                         dem der Firma Umbach bringt er die passen- bäude“, erklärt Inhaber Michael Kogel. „Das
      BERATERIN ZU SPRECHEN                          den Experten gleich                                                   Schlimmste       sind
                                                     mit. „Da muss die                                                      aber die Schäden an
                1                                    Hilfe direkt anlau-                                                    den Druckmaschi-
                                                     fen, auch wenn wir                                                     nen. Und zwar an
      Die Gothaer bietet mit
                                                     dieses Jahr sicher-         IM VERGLEICH ZU AKTUELLEN                 allen.“  Deren Elek-
  GewerbeProtect eine individuell                    lich am Anschlag                                                      tronik sitzt meist im
  anpassbare Produktwelt aus frei                    arbeiten“, sagt er.
                                                                                     SCHÄDEN ERSCHEINEN                    unteren Drittel – und
    kombinierbaren Bausteinen.                       „Im Vergleich zu den          FRÜHERE EXTREMWETTER-                   sei nach dem Bad
                        2                            jetzigen Schäden er-         EREIGNISSE WIE TESTLÄUFE                 nicht mehr zu repa-
                                                     scheinen die früheren                                                  rieren. Das nennt
  Die Ertragsausfallversicherung                     Extremwetterereig-                                                     man dann Totalscha-
 der GewerbeProtect bietet Schutz                    nisse wie Testläufe.                                                   den. „Das ist kein
 vor den finanziellen Folgen eines                   Deshalb muss jetzt                                                    Trinkwasser, was da
   versicherten Sachschadens.                        schnell gehandelt werden. Neben Sachverstän- bei uns ankam. Das Wasser musste erst ein-
                                                     digen für die Schadenermittlung an Gebäuden, mal durch fünf Fabriken, die oberhalb von
                        3                            Maschinen, Inhalt, Waren und der Betriebs- uns an der Straße liegen. Schwer zu sagen,
                                                     unterbrechung bieten wir Unterstützung was da alles mitgenommen wurde.“ Kogel
     Auch die Elementarversicherung
                                                     durch Sanierungsfachfirmen an.“ Und auch und Gothaer Schadenregulierer Leufen mit
         für die Folgen extremer                     finanziell ging’s schnell: „Es hat nur zwei seinen Sachverständigen gehen davon aus,
       Naturereignisse ist Teil des                  Tage gedauert und wir haben einen mittle- dass es bis ins Frühjahr 2022 dauern wird,
            Bausteinsystems.                         ren sechsstelligen Betrag als Vorabzahlung bis er den Normalbetrieb wieder aufnehmen
                                                     erhalten“, erzählt Umbach.                     kann. „Beide Kunden profitieren natürlich

Dank einer unbürokratischen Vorauszahlung der Gothaer konnte Unternehmer Michael Kogel schnell neue Maschinen kaufen. Die Flut hatte alle Geräte beschädigt.

20                                                                                                                                   Ausgabe 02/2021
Vorauszahlung dafür sorgte, dass Michael
                                                                                                                       Kogel direkt neue Druckanlagen in Auftrag ge-
                                                                            BEIDE UNTERNEHMEN                          ben konnte. „Allein die Bauzeit unserer neu-
                                                                                                                       en Maschinen liegt bei zwölf bis 16 Wochen
                                                                          PROFITIERTEN BESONDERS                       – wenn alles gutgeht.“ Eine der neuen Ma-
                                                                          VON IHREM SCHUTZ GEGEN                       schinen konnte Kogel bereits im September
                                                                            ELEMENTARSCHÄDEN                           auf einer Messe in Empfang nehmen. „Fehlt
                                                                                                                       nur, dass wir auch wieder einen überdachten
                                                                                                                       Platz für das neue Schätzchen haben.“ Insge-
                                                                                                                       samt weiß Kogel, dass er gleich in mehrfacher
                                                                                                                       Hinsicht Glück hatte. Zum einen deckt seine
                                                                       extrem davon, dass sie von ihrem Berater gut    Gothaer GewerbeProtect-Police auch die Kos-
                                                                       beraten und auch gegen Elementarschäden         ten der monatelangen Betriebsunterbrechung
                                                                       abgesichert worden sind. Dass außerdem          und die damit verbundenen Einschränkungen
                                                                       an Betriebsunterbrechungsschäden gedacht        ab. Und zum anderen kann er sich auf Men-
                                                                       wurde, zeigt, dass der Vermittler seinen Job    schen in der Region verlassen, die eigentlich
                                                                       richtig gemacht hat“, so Leufen.                seine Konkurrenz sind. „Die Solidarität macht
                                                                       Auch bei diesem Betrieb schickte die Gothaer    schon manchmal sprachlos“, so Kogel. „Ich
                                                                       ein Team mit Expertenwissen, das sämtliche      habe die Möglichkeit, bei Mitbewerbern mei-
                                                                       Schäden am Inhalt und Gebäude aufnahm,          ne Kundenaufträge zu erfüllen, darf deren
                                                                       erste Einschätzungen zur Betriebsunterbre-      Technik und Räumlichkeiten nutzen. Das ist       Das Lager der Firma Umbach in Eschweiler stand
                                                                       chung abgab und mit einer unbürokratischen      alles andere als selbstverständlich.“            unter Wasser. 80 Tonnen Material waren verloren.

                                                                          „Dieses Ausmaß an Zerstörung habe ich
                                                                                    noch nicht erlebt.“
                                                                           Er hat die Schäden für die Gothaer vor Ort reguliert. Im Interview spricht Klaus Schröder über seine Eindrücke.

                                                                       Klaus Schröder ist einer der Regulierungsbeauftragten, die die Gothaer    meiner ersten Abreise zu den Besichtigungen in der Eifel sogar ein
                                                                       nach der Flutkatastrophe in die am stärksten betroffenen Gebiete ent-     Bautrocknungsgerät für die Menschen im Krisengebiet mitgegeben.
                                                                       sandt hatte. Ursprünglich selbstständiger Handwerksmeister, arbeitet      Ich weiß auch nach fast acht Wochen, wo es aktuell ist.
                                                                       Schröder seit mittlerweile sechs Jahren als Schadenregulierer.            Und wie schätzen Sie die Lage vor Ort in den ‚Krisengebieten‘ ein?
                                                                                                                                                 Auch hier macht die große Solidarität unter den Menschen Hoffnung.
                                                                       Für den einzelnen Kunden sind Versicherungsschäden immer ein- Der Zusammenhalt ist spürbar. So treffen sich Anwohner und Helfen-
                                                                       schneidende Erlebnisse, für Sie sind sie alltäglicher Job.                           de zur Mittagszeit an zentralen Plätzen. Darunter auch
                                                                       Also normalerweise …                                                                 Fremde, die extra zur Unterstützung bei den Aufräumar-
Fotos: Klaus Schröder/Gothaer, Druck-Kogel, Umbach Verpackungen GmbH

                                                                       Klaus Schröder: Schäden sind gleichzeitig auch immer                                 beiten angereist kommen. Die Menschen vor Ort tragen ihr
                                                                       mit persönlichem Leid verbunden, das geht auch ‚nor-                                 Schicksal mit großer Fassung. Allerdings wird der nächste
                                                                       malerweise‘ nicht spurlos an einem selbst vorbei. Mein                               Winter eine Herausforderung.
                                                                       Job ist natürlich dennoch, die Situation und entstande-                              Worauf kommt es bei Ihrem Job jetzt vor allem an?
                                                                       ne Schäden sachlich zu bewerten und danach meine                                     Die Kunden erwarten und verdienen schnelle und unkom-
                                                                       Entscheidungen zu treffen. Was bei den Bernd-Schäden                                 plizierte Hilfe. Gleichzeitig muss ein Versicherer auch in
                                                                       anders ist als sonst, ist die schiere Dimension und An-                              dieser Situation sorgfältig arbeiten und unterscheiden
                                                                       zahl der Schäden. Dieses Ausmaß an Zerstörung habe ich                               können, welche Schäden wirklich zu erstatten sind und
                                                                       noch nicht erlebt.                                                                   welche nicht, um so die Kosten fürs Kollektiv auf einem
                                                                                                                                  Früher Handwerkmeister,
                                                                       Wie ist Ihr Eindruck: Kommen die Betroffenen einigerma-    jetzt Schadenregulierer:
                                                                                                                                                            gerechten Level zu halten. Im Vorfeld meines Besuchs ist
                                                                       ßen mit der Situation zurecht?                             Klaus Schröder.           bereits der Versicherungsschutz der Betroffenen analy-
                                                                       Was mich schon beeindruckt hat, war das Verständnis                                  siert worden. Als Ansprechpartner für die Regulierung und
                                                                       der Kunden, wenn es wegen Bernd zu Verzögerungen in der Regulie- alle weiteren Maßnahmen erkläre ich den Kunden dann das weitere
                                                                       rung kommt. Sehen Sie: Es gibt ja weiterhin auch Schäden außerhalb Vorgehen und lege dar, was versichert ist und wie hoch zum Beispiel
                                                                       der direkt betroffenen Gebiete, die begutachtet werden müssen. Ich eine Selbstbeteiligung ist. Auf dieser Basis erstelle ich eine erste
                                                                       selbst bin zum Beispiel sonst im Münsterland als Regulierer unter- Schätzung der Schadenhöhe und stoße grundsätzlich die Zahlung ei-
                                                                       wegs. Immens ist auch die Hilfsbereitschaft: Ein Bauer hat mir vor ner Soforthilfe an die Flutopfer an.

                                                                          W W W. G O T H A E R . D E                                                                                                                       21
Sie können auch lesen