CHEFSACHE - Gothaer Versicherungen
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CHEFSACHE LÖSUNGEN FÜR UNTERNEHMER Ausgabe 02/2021 H O M EOFFICE VS . P R Ä SE NZ So sieht die Arbeit der Zukunft aus Corona hat die Arbeitswelt verändert. Präsenz im Büro war gestern, Homeoffice ist die Zukunft – aber auch nicht nur. Was nun? MACHER IM GESPRÄCH TV-Produzent Markus Heidemanns über Führungskultur 113146 - 10.2021 DIE FOLGEN DER FLUT Wie zwei Firmen alles verloren haben – und nun wieder nach vorne schauen können
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CHEFSACHE 18 4 E D ITORIAL IN HALT Wer? Wie? Was? Wo? Das Magazin in der „Chefsache“. GUT VERSI CH ERT 7 Und dann Chef-Kolumne kam Bernd Wie Unternehmen Die Flutkatastrophe Homeoffice und Remote und ihre Folgen: zwei Work absichern. Unternehmer erzählen. 8 Macher im Gespräch 21 „Bei guten Quoten gibt es Pizza TV-Produzent „Solche Zerstörung und Sushi für alle. Und wenn Markus Heidemanns habe ich noch nicht etwas gut gelaufen ist, schreibe über Führungskultur. erlebt“ ich eine persönliche Mail. 10 Klaus Schröder ist Markus Heidemanns, TV-Produzent Schadenregulierer bei der Gothaer – nach der Flut war er vor allem Helfer. T IT E LSTORY Crashkurs in Sachen 22 Flexibilität Die beste Idee meines Lebens Die Präsenzpflicht Liebe Leserinnen, liebe Leser, am Arbeitsplatz ist Fußball mit Dach über Geschichte – aber darf dem Kopf: Axel Ritter wie wir in Zukunft arbeiten werden, ist eine der künftig jeder arbeiten, über seine Soccerhalle großen Fragen unserer Zeit. Fest steht, dass die Struk- wie er will? in Hamburg. turen, in denen wir uns vor Corona bewegt haben, nicht mehr gelten. Aber wie die neue Welt der Arbeit Zoom-Call oder tatsächlich aussehen wird, wissen wir so genau auch agiler Workshop im Büro? Die Titelstory noch nicht. der „Chefsache“ Für Unternehmerinnen und Unternehmer, deren untersucht die Zukunft der Arbeit. Aufgabe es ist, Arbeit zu organisieren, ist daher das Gebot der Stunde, offen zu sein für neue Formen des betrieblichen Zusammenlebens. „Crashkurs in Titel: iStock.com/AscentXmedia Fotos: iStock.com/BraunS, Markus Heidemanns Sachen Flexibilität“ heißt deshalb die Titelstory dieser Ausgabe (S.10). Besonders gefordert sind dabei die Chefinnen und Chefs, denn auch das Thema „Füh- rung“ wird sich verändern. Dazu finden Sie in dieser Impressum Ausgabe interessante Aussagen: Nathalie Leroy, Che- „Chefsache“: Exklusives Magazin für Unternehmerkunden der Gothaer Versicherung. fin des Münchner Flughafens, wirbt dafür, sich mehr Herausgeber: Gothaer Allgemeine Versicherung AG, um Motivation und Wohlergehen der Mitarbeitenden Arnoldiplatz 1, 50969 Köln. zu kümmern (S.4), TV-Produzent Markus Heidemanns Verantwortlich für den Herausgeber: Marcel Boßham- fordert Wertschätzung, Transparenz und Ehrlichkeit im mer, Astrid Hemmerbach-Mathen, Bogna Stöckner. Konzept und Umsetzung: AEMEDIA Miteinander (S.8) und Führungskräfte-Coach Sandra Chefredaktion: Astrid Hemmersbach-Mathen (Gothaer Guhlke empfiehlt, wieder mehr „sozialen Schmier- Unternehmenskommunikation), Andreas Eckhoff (AEMEDIA). stoff“ anzurühren (S.15). Redaktion: Andreas Eckhoff, Oliver Hardt (Foto), Stephan Kuhlmann (Gestaltung), Malte Säger, Achim Schneider, Alexander Siebert, Peter Wenig. Druck: Barz & Beienburg GmbH, Köln. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Ihr „Chefsache“-Team W W W. G O T H A E R . D E 03
CHEFSACHE MAGAZIN Was ist bei M AG AZIN Ihnen absolut Chefsache? Nathalie Leroy, 49, ist seit 1. Oktober Geschäftsführerin Finanzen und Infra- struktur des Münchner Flughafens. Zuvor war sie Geschäftsführerin von Hamburg Wasser und den Filmstudios Babelsberg. „War for Talent“ „Für mich sind zwei Dinge Chefsache: eine strate- heißt der Kampf, gische Linie vorzugeben, aber dann auch dafür zu den kleine und mitt- sorgen, dass die Mannschaft in der Lage ist, die lere Unternehmen damit verbundenen Ziele zu erreichen. Motivation derzeit führen, um spielt dabei eine große Rolle. Denn Menschen Fachkräfte zu finden machen nur gute Arbeit, wenn sie das Gefühl ha- und zu halten. In ben, hinter den Zielen stehen zu können, die man Nathalie Leroy im Interview. Seit 1996 lebt der KMU-Studie die Französin in Deutschland, bislang in vorgibt. Nach Corona ist das besonders wichtig, der Gothaer Ver- Berlin und Hamburg. Jetzt ist sie mit ihrem weil viele Beziehungen auf der Arbeitsebene ein Mann und den zwei Kindern nach München sicherungen 2021 bisschen auseinandergebrochen sind.“ gezogen. bestätigten dies 40 Prozent der befrag- ten KMUs (2020: 39%). Dabei tun die Hilfe durch neuen Corona-Lotsen Unternehmen viel für die Attraktivität ihrer Arbeitsplätze: Wer eine Corona-Infektion über- Einzelfällen möglich. Deshalb bietet 43 Prozent bieten standen hat, leidet nicht selten an die Gothaer jetzt einen neuen passge- flexible Arbeits- den Folgen. Zehn bis 20 Prozent der nauen Service: den „Corona-Lotsen“ zeiten, 39 Prozent Infizierten haben mit Long-Covid- – die professionelle Betreuung und Gleitzeit und 47 Symptomen zu kämpfen. Neben Beratung zu Long-Covid-Symptomen. Prozent machen ein Teilzeit-Angebot. gesundheitlichen Problemen belasten Kostenlos können Kundinnen und Und seit der Pan- häufig auch soziale, psychische und Kunden der Gothaer Krankenversiche- demie gehört auch finanzielle Herausforderungen die rung über verschiedene Kanäle diese das Homeoffice (48 Kranken. Weil die Infektion mit Corona Dienstleistung wahrnehmen, etwa bei Prozent), besonders neu und relativ unerforscht ist, sind der Vermittlung von Facharztterminen hilfreich für Famili- Hilfsangebote oftmals schwierig zu oder Therapiemöglichkeiten. en, zum alltäglichen finden und auch Therapien nur in www.gothaer.de/coronalotse Angebot der KMUs. „Ich liebe Entschei- dungen. Und ich liebe auch, sehr schnell zu ent- scheiden. Diese Entscheidung hat mich zehn Minuten gekostet.“ Gründerin Fränzi Kühne, 38, über ihren Entschluss, bei Freenet Aufsichtsrätin zu werden 04 Ausgabe 02/2021
30 SO GEHT KLIMANEUTRALE ZUKUNFT Die Gothaer macht es vor: Nach der Baumarten Hauptverwaltung in Köln sind nun auch untersuchte das Forschungsprojekt die Standorte in Berlin und Göttingen „Stadtgrün 21“, um die besten Klimabäu- CO2-neutral. Damit setzt das Unterneh- me zu finden. Sieger: die Ulme men seine Strategie fort, Emissionen zu erfassen, nachhaltig zu senken und Restemissionen durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten auszuglei- chen. Der Konzern bilanziert seit 2018 seine Emissionen nach dem anerkann- klimaneutral produzierte Produkte oder ten Greenhouse Gas Protocol. umweltbewusste Dienstleistungen. Zum Any.do Eine klimaneutrale Zukunft wird für Un- anderen kostet Firmen die Emission von Die App fürs Projektmanagement: Mit ternehmen immer wichtiger. Zum einen Schadstoffen schon bald richtig viel Geld: Any.do werden Aufgaben übersicht- fürs Image, denn immer mehr Kundinnen So soll der Preis für eine Tonne CO2 bis lich erfasst, priorisiert und abgehakt. und Kunden legen zum Beispiel Wert auf 2025 bereits 55 Euro betragen. Fotos: any.do, Finanzbuch Verlag, Heyne Verlag, iStock.com/acguesta, iStock.com/Jirsak, iStock.com/RomoloTavani, iStock.com/TommL, Ivo von Renner, Kiepenheuer & Witsch Zum Feierabend LESETIPPS Jamie, sechs Jahre alt, kann mit den Toten reden. Seine Mutter will daraus ein Geschäft ma- chen. Herrlich gruselig vom Grusel-König. Stephen King: „Später“. Heyne Verlag. 22 Euro Zum Nachdenken Handeln in der Klimakrise: Dieser Schätzing-Thriller ist real, Leserinnen und Leser und der Autor sind Protagonisten. Frank Schätzing: „Was, wenn wir einfach Farbe gegen den Herbst-Blues die Welt retten?“ Kiepenheuer&Witsch. 20 Euro. Eine neue globale Studie ergab: In Ländern mit wenig Sonnenschein vermitteln Farben Freude. Dazu passt gut ein Blick auf diesen bunten Farbenreigen bei diesem Fesselballon – hilft gegen graue Herbsttage! Zum Business Nichts wird so bleiben, wie es ist oder war. Der Welt steht ein Zyk- WAS DE R „ G E N ERATI O N Z“ I M JO B W I CHTIG IST lenwechsel Das Portal Zenjobs hat 2.000 „Millenials“ Prozent. Digitalisierung ist 34,2 Prozent der bevor. gefragt, worauf es ihnen im Job ankommt. Männer und 17 Prozent der Frauen wichtig. Knapp 75 Prozent der Frauen legen beson- Beim Gehalt ist der Unterschied noch größer: Marc Friedrich: „Die größte Chance aller deren Wert auf Vereinbarkeit von Beruf und 70,5 Prozent der Männer achten sehr darauf, Zeiten“. FinanzBuch Privatleben. Bei den Männern sind es 60 bei den Frauen sind es nur 25 Prozent. Verlag. 22 Euro W W W. G O T H A E R . D E 05
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CHEFSACHE D ass Homeoffice spätestens seit und kann nachweisen, dass die Arbeit im C HE F-KOLUM N E Ausbruch der Corona-Pandemie Homeoffice der Grund dafür ist, hat die Per- boomt, habe ich gerade persönlich son unter Umständen Ansprüche auf Scha- zu spüren bekommen. Nicht nur, weil ich denersatz. Und die sind meistens höher als selbst hin und wieder von zu Hause aus die einmalige Ergonomie-Investition. arbeite, sondern auch, weil ich verstärkt Beim mobilen Arbeiten fallen diese Punkte beruflich damit zu tun habe. Einer unserer weg. Wie und wo die Angestellten dann ar- Mandanten etwa will alle Bürostandorte beiten, bleibt ihnen überlassen. Hier lauern auflösen – 1.500 Menschen sollen in allerdings andere Gefahren. Wichtigstes Zukunft nur noch von zu Hause aus arbei- Thema: der Datenschutz. Wer mit dem ten. Wir verhandeln darüber jetzt seit fast Dienstrechner im WLAN eines Cafés surft, einem Jahr mit den Betriebsräten. ist lange nicht so gut geschützt wie hinter Ein Jahr lang Zeit für Vorbereitung, Pla- der firmeneigenen Firewall. Deshalb gilt in nung, Organisation. Das zeigt: Arbeiten diesem Fall, zum einen die Geräte selbst außerhalb des Büros will gut geregelt sein. als auch die möglichen Gefahren durch Denn für Firmen, die ihren Mitarbeiterinnen Hackerangriffe abzusichern – etwa durch und Mitarbeitern mobiles Arbeiten bzw. eine gute Cyber-Versicherung. Homeoffice ermöglichen wollen und einen Zusätzliche Versicherungen sind sowohl Betriebsrat haben, ist eine Betriebsver- fürs mobile Arbeiten wie auch fürs Arbeiten einbarung verpflichtend. Die Realität sieht im Homeoffice nützlich. Denn außerhalb aber noch immer anders aus: Als im März der Firma ist es mit dem Schutz durch die 2020 der plötzliche Lockdown kam, haben gesetzliche Unfallversicherung schnell viele Firmen ihre Angestellten von heute vorbei. Ein Beispiel: Wer im Büro eine Pau- R ECHTSTIP P auf morgen ins Homeoffice oder mobil se einlegt, sich Tee kocht und am Wasser Arbeiten geschickt. Da blieb nicht viel Zeit Homeoffice? verbrüht, ist durch die gesetzliche Versiche- für Regularien, denn der Betrieb musste rung geschützt. Wenn das Gleiche zu Hause am Laufen gehalten werden. Viele Unter- Aber sicher! passiert, besteht kein Schutz. Eine Lösung nehmen sind über diesen Status bis heute für diesen Fall bietet eine zusätzliche Grup- nicht hinausgekommen. Sie denken, weil penunfallversicherung, die Arbeitgeberin- es die vergangenen eineinhalb Jahre gut An dieser Stelle schreiben nen und Arbeitgeber für ihre Angestellten funktioniert hat, könne man es einfach so Führungskräfte über Recht, abschließen können. Damit wären auch weiter laufen lassen. Das ist eine gefährli- Steuern und Finanzen. Dieses Unfälle, die im Privaten passieren, über die che Haltung, denn bei mobilem Arbeiten Mal: Marcus Kamp, Anwalt, Firma abgesichert. Ähnlich verhält es sich lauern mittlerweile viele rechtliche Risiken. Arbeitsrechtler und Partner mit Sachschäden. Wenn der Dienstlaptop Schon die Begrifflichkeit ist ein Stolper- der Wirtschaftskanzlei zu Hause für einen Kurzschluss sorgt, ist stein. Homeoffice und mobiles Arbeiten Fieldfisher, über Absicherung das ein Haftpflichtschaden. Besser und – für viele Chefinnen und Chefs und ihre im Homeoffice. klarer geregelt ist es jedoch, wenn die Belegschaft gibt es da keinen Unterschied. Geräte über das Unternehmen versichert Arbeitsrechtlich liegen zwischen diesen sind, etwa durch eine Zusatzversicherung beiden Begriffen Welten. Während mobiles für Sachschäden. Arbeiten immer und überall geschehen Einfluss. Hier sind ihre Pflichten deshalb Wenn Angestellte länger im Homeoffice kann – im Café, am Strand, auf dem Segel- auch weniger groß. Im Homeoffice sieht oder mobil arbeiten, besteht durchaus auch boot – ist das Homeoffice an einem festen das anders aus. Weil dieser Platz fest die Gefahr der Entfremdung der Belegschaft Ort eingerichtet: üblicherweise zuhause. eingerichtet ist, sind hier die Regeln härter von der Firma. Da kann es helfen, wenn Folglich gelten hier und dort jeweils andere und die Gefahren größer. das Unternehmen seinen Mitarbeitenden Regeln. Auf den mobilen Arbeitsplatz Zum Beispiel beim Thema Arbeitsschutz. zeigt, dass sie wichtig sind und der Betrieb zum Beispiel haben Unternehmen wenig Was viele Unternehmen nicht wissen: sich um sie kümmert; beispielsweise beim Fürs Homeoffice als festen Arbeitsplatz Thema Gesundheit. Mit dem Angebot einer gilt wie für den Schreibtisch im Büro die ergänzenden betrieblichen Krankenver- sogenannte Arbeitsstättenverordnung. sicherung etwa schlägt man zwei Fliegen Diese verlangt einen Arbeitsplatz von acht mit einer Klappe. Denn davon profitieren Illustration: Stephan Kuhlmann ZWISCHEN DEN BEGRIFFEN Quadratmetern, und diesen muss die Firma und Belegschaft gleichermaßen. Für Firma einrichten. Das kann so weit gehen, die Firma können sich die Fehlzeiten redu- HOMEOFFICE UND MOBILEM dass die Firma einen ergonomischen Stuhl zieren, und die Angestellten spüren, dass ARBEITEN LIEGEN und einen höhenverstellbaren Schreibtisch sich der Arbeitgeber um sie kümmert. Das ARBEITSRECHTLICH WELTEN. bereitstellen muss. Ist nämlich der Arbeits- ist ein gutes Gefühl, wenn man über einen platz nicht arbeitssicher, die Mitarbeiterin langen Zeitraum wenig Kontakt zu seinem oder der Mitarbeiter wird rückenkrank Unternehmen und dem Kollegium hat. W W W. G O T H A E R . D E 07
CHEFSACHE MACHER IM GESPRÄCH ZU R P E R SO N Markus Heidemanns, 57, arbeitete nach dem Zivildienst als freier Mitarbeiter für die Westfalenpost, dann als Redakteur bei Bild am Sonntag. Er war Redaktions- leiter der „Harald- Schmidt-Show“, produzierte Sendun- gen für Johannes B. Kerner. 2009 gründete er das Unternehmen „Fernsehmacher“. „Quereinsteiger finde ich spannend“ Er ist einer der renommiertesten Fernsehproduzenten Deutschlands, Chef, Macher, Antreiber. Markus Heidemanns über das Funktionieren von Teams, Führungskultur und warum ihn bei Bewerbern Zeugnisse kaum und Biografien sehr interessieren. 08 Ausgabe 02/2021
M it Sendungen wie „Lanz“ und „Küchenschlacht“ zählt das Zeugnisse interessieren mich kaum. Viel wichtiger ist für mich die Biogra- Hamburger Unternehmen „Fernsehmacher“ zu den renom- fie. Hat die Person sich beruflich in unterschiedlichen Welten und Hier- miertesten TV-Produktionsfirmen in Deutschland. Jedes Jahr archien bewegt? Gab es längere und spannende Reisen? Quereinsteiger werden auf einem ehemaligen Fabrikgelände hunderte Sendungen finde ich spannend. In den Bewerbungssprächen frage ich dann nach kre- aufgezeichnet. Jüngst erhielt die Sendung „Lanz“ den Deutschen Fern- ativen Ideen. Was wäre Ihr Thema in dieser Woche bei ‚Lanz‘ gewesen? sehpreis als beste Informationssendung. Was würden Sie am Format der ‚Küchenschlacht‘ ändern wollen? Wie ausgeprägt ist die Fehlerkultur bei den „Fernsehmachern“? Wie Herr Heidemanns, auch Ihre Branche ist von den Corona-Auflagen reagieren Sie auf Pannen? hart gebeutelt. Vor der Pandemie haben Sie Sendungen wie „Lanz“ Fehlerkultur ist für uns sehr wichtig. Wenn jemand einen Fehler macht, oder „Küchenschlacht“ in Studios mit vielen Gästen, Mitarbeitenden ist das kein Problem, sofern man ihn zugibt. Wenn jemand einen Feh- und Zuschauern produziert. ler allerdings nicht eingesteht, hat die- oder derjenige ein Problem mit Markus Heidemanns: In der Tat hat uns vor allem der erste Lockdown mir. Wenn jemand einen Fehler sogar auf andere schiebt, haben wir ein vor immense Herausforderungen gestellt. Quasi von einem Tag auf sehr großes Problem. Und wenn jemand den Fehler auf andere schiebt den anderen durften wir etwa bei ‚Lanz‘ wegen der Abstandsregeln im und mir dann noch sagt: ‚Du machst ja auch Fehler‘, ist es Zeit, sich zu Studio nur noch drei Gäste einladen. Und wir mussten auf Zuschauer trennen. verzichten. Sie sind mit allen Kolleginnen und Kollegen per Du. Sind Sie dennoch Wie sehr haben Ihnen die Zuschauer gefehlt? ein strenger Chef? Markus Lanz hat das neulich treffend formuliert, als er sagte, die Ja, ich duze jeden. Und ich bin dennoch streng, weil ich bei jeder Sen- Sendung sei ohne Publikum noch intensiver dung bis zur letzten Sekunde versuche, das geworden. Genauso sehe ich es auch. Wer zu Beste rauszuholen. Wir haben neulich eine uns in die Sendung kommt, darf nicht mehr Pilotsendung für die ARD gemacht. Am Pro- auf Applaus oder Lacher mit populistischen duktionstag habe ich den kompletten Einstieg Sprüchen hoffen. Und es gibt keine Beifall- für die ersten zehn Minuten umgeworfen. Das Pausen mehr, auf die sich ein Gast einrichten bedeutete für alle sehr viel Mehrarbeit. Ich for- FÜ NF TIP PS FÜ R kann. dere sehr viel, aber deshalb bringe ich auch F Ü HR U NGS KR Ä FTE Bei der „Küchenschlacht“, bei der sechs genauso viel ein. Strenge ist bei uns nicht ne- Hobby-Köchinnen und Hobby-Köche gegen- 1 gativ belegt. einander kochen, waren die Herausforderun- Wie belohnen Sie besonderes Engagement? gen durch die Corona-Auflagen wohl noch Wertschätzung: Dazu gehört Bei guten Quoten gibt es schon mal Pizza oder größer. auch, den Namen jeder Rei- Sushi für alle. Wir machen auch ab und an Als der Lockdown kam, war mein erster Im- nigungskraft zu kennen. Klausurtagungen an interessanten Orten. Aber puls, dass wir dieses Format stoppen müs- viel wichtiger ist die direkte Wertschätzung. 2 sen. Sechs Köchinnen oder Köche, die vor Pu- Wenn etwas gut gelaufen ist, schreibe ich eine blikum direkt nebeneinander arbeiten, dazu Transparenz: Ich rede im- persönliche Mail oder bitte die Kollegin oder eine Moderatorin oder Moderator, die von mer offen über die Lage der den Kollegen zu mir ins Büro. Als FDP-General- Kochstation zu Kochstation gehen, wie sollte Firma. Im Gegenzug erwarte sekretär Volker Wissing neulich bei ‚Lanz‘ sag- das funktionieren? Dann habe ich überlegt, te, eine Studie habe gezeigt, dass die FDP das ich, dass nichts den Raum ob es nicht doch einen Weg gibt. Schließlich beste Klimaprogramm habe, hat eine Kollegin verlässt. Enttäuscht worden hängt an dieser Sendung auch ein großes sofort recherchiert und gelesen, dass die FDP Produktionsvolumen für unsere Firma. Also bin ich noch nie. diese Studie selbst in Auftrag gegeben hat. habe ich mir mit meinem Team in zwei Mi- 3 Die Information habe ich aus der Regie Mar- nuten die ‚Profi-Küchenschlacht‘ als neues kus Lanz aufs Ohr gegeben, er konnte sofort Format ausgedacht. Sterne-Köchinnen und Engagement vorleben: Ich nachhaken. Das war sehr gut, dafür habe ich -Köche, die sich einen Wettstreit liefern, das fordere viel. Aber wer hier die Kollegin am nächsten Tag vor der gesam- gab es noch nie im Fernsehen. Entsprechend arbeitet, weiß, dass der ten Mannschaft gelobt. gut waren die Quoten. Chef auch alles gibt. Legen Sie Wert auf Anwesenheit in der Re- Die TV-Branche gilt als hart umkämpft. Ma- daktion? Oder ist Homeoffice für Sie auch ein chen Sie als Unternehmer nur Zeitverträge 4 gutes Modell? mit Ihren Mitarbeitenden, um personell re- Ich bin durch Corona ein Fan von Zoom-Konfe- agieren zu können, wenn eine Sendung ein- Ehrlichkeit: Probleme sofort renzen geworden. Du siehst jedem ins Gesicht, gestellt wird? und klar ansprechen. niemand arbeitet nebenbei am Computer wie 90 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen oft bei Konferenzen im Großraum. Entspre- Fotos: Markus Heidemanns haben unbefristete Verträge. Nur bei neuen 5 chend fokussiert reden wir. Zudem blühen Formaten sind die Verträge zunächst an die eher stille Kolleginnen und Kollegen plötzlich Sicherheit geben: Mög- Laufzeit der Formate gebunden. auf. Daher wird auch nach der Pandemie die lichst mit unbefristeten Worauf legen Sie bei Bewerbungen wert? Möglichkeit bestehen, aus dem Homeoffice Schauen Sie sich Zeugnisse und Lebensläufe Verträgen arbeiten. zu arbeiten. Wer aber lieber ins Büro kommt, genau an? kann das natürlich machen. W W W. G O T H A E R . D E 09
Mehr Flexibilität: Corona hat gezeigt, dass man überall arbeiten kann – im Café, am Strand, im Wald – und natürlich Zuhause.
CHEFSACHE TITEL Crashkurs in Sachen Flexibilität Corona hat den Wandel der Arbeitswelt massiv beschleunigt. Die Präsenzpflicht im Büro ist Geschichte, Homeoffice auf einmal eine Chance. Und wie geht es jetzt weiter? Ein Report. F Homeoffice jedoch eine Revolution im Eilver- Bitkom-Berechnungen wird jeder Dritte seinen fahren. Während vor der Pandemie laut einer Arbeitsort künftig flexibel wählen. Dreiviertel Studie der Hans-Böckler-Stiftung in Deutsch- der Befragten findet sogar, dass Homeoffice land vier Prozent der Beschäftigten im Home- noch viel stärker genutzt werden sollte. office gearbeitet hatten, waren es während Corona hat die Arbeitswelt verändert. Daran der Pandemie zeitweise bis zu 27 Prozent, die besteht kein Zweifel. Und während wenige Un- ihren Arbeitsplatz komplett in die eigenen vier ternehmen schon vor der Pandemie Methoden Wände verlegt hatten. Eine Steigerung beinahe der neuen Arbeitswelt erprobt haben, sind sie um das Siebenfache. Der IT-Branchenverband jetzt dazu gezwungen, denn viele Beschäftigte Für David Cummins fand die neue Arbeitswelt Bitkom zählt seit Beginn der Corona-Zeit ins- wollen die Flexibilität im Job nicht mehr missen. ein plötzliches Ende, als im März 2020 von heu- gesamt 10,5 Millionen Menschen, die gänzlich „Wir sehen hier ganz stark, dass Corona einen te auf morgen der Lockdown kam. „Gerade erst und weitere 8,3 Millionen, die zumindest teil- Paradigmenwechsel und ein rasches Umden- hatte ich mir abgewöhnt, jeden Tag am selben weise von zu Hause arbeiten. Das sind fast 20 ken – um nicht zu sagen einen Crashkurs in Platz zu arbeiten“, sagt er. Immer mal wieder Millionen Berufstätige und damit insgesamt Sachen Flexibilität – in der Arbeitswelt bewirkt den Arbeitsplatz wechseln, neue Eindrücke ge- fast 45 Prozent aller Beschäftigten in Deutsch- hat“, sagt Sabrina Zeplin, die Geschäftsführerin winnen, eine andere Perspektive einnehmen, land. Viele von ihnen werden auch nach der von XING. Auch das digitale Businessnetzwerk dabei gerne auch mal von zu Hause arbeiten: Pandemie weiter remote arbeiten wollen. Laut hat seine Mitglieder befragt: Für mehr als jeden Bei der Ministry Group, bei der Cummins einer zweiten Nutzer gilt die Tatsache, dass Betriebe von vier Geschäftsführern ist, hatte diese New erstmals, beziehungsweise mehr Homeoffice Work-Methode bereits Einzug gehalten. „Dann erlaubt haben, als prägendste Konsequenz der kam Corona, und seit anderthalb Jahren sitze Krise im Arbeitsalltag. ich wieder an ein und demselben Schreibtisch – Aber was wird aus dieser Konsequenz, im Homeoffice.“ wenn die Pandemie vorbei ist? Wie gehen die Seit Corona sind Für Cummins fühlte sich das zunächst an Angestellten, aber auch die 20 Millionen Fotos: iStock.com/Eva-Katalin, Philip Erpenbeck wie ein Rückschritt. Als Ministry-Geschäftsfüh- rer beschäftigt er sich schon seit vielen Jahren Menschen mit der Arbeitswelt von morgen. Die Agentur- ins Homeoffice gruppe lebt den Wandel nicht nur selbst, son- gewechselt. dern begleitet auch ihre Kunden unter anderem „HOMEOFFICE bei der Einführung neuer Arbeitsmethoden. Re- ODER PRÄSENZ? mote Work, flexibles Arbeiten von überall, eine Jeder dritte Deutsche will BEIDES SOLLTE der neuen Arbeitsweisen, war für ihn längst die Regel, nicht die Ausnahme. seinen Arbeits- MÖGLICH SEIN.“ David Cummins, Geschäftsführer Für die Mehrheit der Unternehmen in platz künftig Ministry Group. Deutschland war der plötzliche Umzug ins flexibel wählen. W W W. G O T H A E R . D E 11
CHEFSACHE TITEL W er seinen Job bei der eyeo GmbH an- HINTE R GR U ND tritt, kann sich zunächst auf die Post freuen. Jedes neue Teammitglied bekommt einen eigenen Laptop. Der wird Homeoffice vs. in der Kölner Firmenzentrale eingerichtet Präsenz – was ist und dann versendet; in die ganze Welt. Mehr als 250 Menschen arbeiten für das besser? Tech-Unternehmen. Aber nicht nur in der Zwei Unternehmen, zwei Kölner Zentrale oder in den Büros in Berlin und in Malmö, sondern rund um den Glo- Philosophien: Bei der Firma bus. Mehr als einen Laptop brauchen sie eyeo arbeitet die Belegschaft dafür in der Regel nicht. „Durch mobiles von überall auf der Welt; Arbeiten können wir die besten Talente design for human nature Werkstatt -Atmosphäre bei design for human nature. weltweit rekrutieren“, sagt Frank Müller, dagegen will mit Menschen vor der bei eyeo das Team der Agile Coaches Ort arbeiten. leitet. „Die meisten sehen sich zwei- bis Balance aus Teambuilding und Arbeitsinhal- ten stehe dabei im Mittelpunkt. Arne Schultchen dagegen hat sein Team am liebsten die ganze Zeit um sich versam- melt – vor Ort im ehemaligen Kontorhaus auf DURCH MOBILES ARBEITEN dem Hamburger Großmarkt. „Früher war hier ein Auktions-, heute ist es ein Aktionssaal“, DIE BESTEN TALENTE DER WELT sagt der Mitgründer von design for human FINDEN – ODER WERKSTATT- nature. Sein Design Studio erforscht und FEELING VOR ORT ERLEBEN gestaltet Räume, Produkte und Marken. Am Computer werden sie gezeichnet, in der Werkstatt nebenan gebaut und erprobt. „Wir arbeiten kreativ, dafür brauchen wir den di- rekten Austausch“, sagt Schultchen. Designs viermal im Jahr, manche auch häufiger“, erstellen, ausdrucken, angucken, darüber sagt Müller. Als Corona kam, habe es daher diskutieren: das gehe zwar remote, sei aber weniger Umstellungen gegeben als in vielen nicht so effektiv. „Wir bauen Prototypen und anderen Unternehmen. Und wenn die Krise machen so unsere Entwürfe erlebbar. Erst vorbei ist? „Es gibt ein paar Workshops, die dann sehen wir, ob die Ideen wirklich gut machen wir vor Ort“, sagt Müller. Eine gute sind“, sagt der Designer. „Das Werkstatt- Erlebnis gibt es nur live vor Ort.“ Erlebbar werden vor Ort auch die Projekte. Überall in den Räumen hängen Poster an den Wänden, stehen Pinnwände, kleben Post-it-Zettel an den Türen. „So schaffen wir eine Atmosphäre des direkten Austausches, die im Homeoffice so nicht möglich wäre“, sagt Schultchen. Auch während der Pande- mie wurde, wann immer möglich, vor Ort gearbeitet. Und es war häufig möglich: 20 Menschen teilen sich bei design for human nature 1.000 Quadratmeter. Einige der „Wir arbeiten Mitarbeiter nutzen die Werkstatt auch privat. kreativ, dafür „Die kommen dann sogar am Wochenende Zoom-Calls und Videoschalten bei der eyeo GmbH. brauchen wir den hierher“, sagt der Chef. direkten Austausch“ Arne Schultchen, Mitgründer der Agentur design for human nature 12 Ausgabe 02/2021
Führungskräfte mit der neuge- wonnenen Flexibilität um? Was wird aus Re- mote Work, wenn Inzidenz und Impfquote DO’S & DONT’S IM HOMEOFFICE – wieder einen bedenkenlosen Büroalltag er- WAS GEHT UND WAS NICHT GEHT möglichen? Und wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft eigentlich aus, die letztendlich auch DO’S DONT’S durch die Corona-Pandemie geformt wurde? Fragen, die Martin Permantier schon eine ganze Weile beschäftigen. Er ist Unter- Recherchearbeiten oder das Diskussionen – egal ob zwischen- nehmer, führt eine Markenagentur in Berlin, short cuts, mit 27 Mitarbeitenden und ist Ex- Einlesen in Fachthemen menschlich oder projektbezogen perte für New Work. Er sagt: „Corona war eine Fortbildungsmaßnahme für Führungskräfte zum Thema Vertrauen.“ Viele Unternehmen Planungen, Auswertungen, Kennenlernen – persönlicher hätten erkannt, dass ihre Angestellten auch Präsentationen erstellen, Kontakt zu neuen Mitgliedern ist dann gute Arbeit liefern, wenn sie nicht per- Konzepte verfassen unersetzlich manent unter Beobachtung stehen und kon- trolliert werden können. „Wir sind weg von der alten Erzählung: Der Chef muss rumlau- fen und allen auf die Finger gucken, hin zu: Online-Weiterbildungen wie Mitarbeitergespräche und Feed- Mensch, die können ja eigenverantwortlich Tutorials, Podcasts oder Webinare back – Körpersprache verstehen arbeiten“, sagt Permantier. Und das sei ein großer Gewinn. Bei short cuts setzt der Chef schon lange Rein informeller Austausch über Kreative Zusammenarbeit – auf die Eigenverantwortung seiner Angestell- ten. Die Teams organisieren sich selbststän- aktuelle Projekte geht digital, ist vor Ort fruchtbarer dig. Einmal am Tag wird sich ausgetauscht. Vor Corona passierte das entweder im Büro oder digital, seit Corona findet der Austausch aber fast nur noch online statt – und es funk- arbeitet, arbeitet der andere lieber spät am langfristig. „Führung wird weniger Kontroll- tioniert. Genau diese Erfahrung hätten auch Abend. „Aber die Ergebnisse kommen“, sagt mechanismen haben, dafür aber agiler und viele andere Führungskräfte gemacht, sagt Permantier. verteilter sein“, sagt Permantier. Mitarbeite- Permantier: „Homeoffice? Wow, das geht ja. Corona werde daher nicht nur die Arbeits- rinnen und Mitarbeiter würden sich stärker Zwar macht jeder, was er will, aber es geht.“ welt, sondern allen voran und grundsätzlich selbst führen, dafür läuft die Kommunikati- Denn während etwa der eine früh morgens das Thema Führung verändern – und zwar on dann weniger hierarchisch – Fotos: design for human nature, eyeo GmbH, iStock.com/pixelfit, iStock.com/svetikd Flexible Zukunft: In der neuen Welt der Arbeit ist (fast) alles möglich: die Zoom-Konferenz am heimisch Schreibtisch (l.) genauso wie das agile Meeting im Büro (r.). W W W. G O T H A E R . D E 13
CHEFSACHE TITEL Folgen. So geht es nach der Meinung des Ex- in Zukunft viel mehr als Begegnungsstätte perten nicht um die grundsätzliche Frage: wichtig, während die konzentrierte Arbeit im Homeoffice oder Präsenz? Sondern vielmehr Homeoffice erledigt wird. darum, wo welche Arbeit am besten erledigt Dass dieses Prinzip Erfolge mit sich bringt, werden kann. „Und dann sollte letztendlich ist bereits bewiesen. So haben etwa die For- immer beides möglich sein“, sagt Cummins. schungsinstitute IGES und Forsa im Auftrag Für seine Einschätzung hat der Experte ein der DAK herausgefunden, dass 63 Prozent der einfaches Beispiel: Wenn etwa ein Entwick- ler im Büro nur 30 Prozent von dem Pensum schafft, das er am heimischen Schreibtisch er- ledigen kann, weil er dort in Ruhe und konzen- triert arbeiten kann – warum sollte er dann „DER SOZIALE Vorteil Homeoffice: heimelige Atmosphäre mit Kaffee. nicht immer zu Hause arbeiten? Will aber bei- SCHMIERSTOFF spielsweise ein Team Ideen entwickeln und IN DER FIRMA hält dafür das persönliche Miteinander für kre- nicht zwischen Vorgesetzten ativer – warum sollte dann das Büro nicht zum FEHLT VIELEN“ Sandra Guhlke, Arbeits- und Organsations- und Angestellten, sondern in den Teams. Treffpunkt fürs Meeting werden? Hier kommt psychologin sowie Führungskräfte-Coach. „Dafür braucht es eine neue Vertrauenskul- außerdem ein weiterer, nicht zu unterschät- tur“, sagt Permantier. Corona könnte der ers- zender Aspekt zum Tragen: der soziale Aus- te Schritt dorthin gewesen sein. tausch. „Wer sich auch mal über andere Dinge Das glaubt auch David Cummins, der Mi- als den Job unterhält, wird schnell feststellen, nistry-Chef. „Corona hat uns zwei Dinge ge- dass er auf Ideen kommt, die ihm nie eingefal- Angestellten hierzulande in 2021 zu Hause zeigt“, sagt er. „Erstens: Führungskräfte kön- len wären, wenn er stumpf seine Agenda ab- produktiver arbeiten als im Büro. Aber nicht nen ihren Angestellten viel mehr vertrauen als gearbeitet hätte“, sagt Cummins. Diese „Kaf- nur die Produktivität steigt, sondern auch die sie immer glaubten. Und zweitens: Homeoffice feeküchengespräche“ seien zwar auch digital Zufriedenheit. Das liegt an der zunehmenden ist für viel mehr Jobs machbar, als wir dach- möglich, aber für viele längst nicht so frucht- Flexibilität im Homeoffice. Und auch die Unter- ten.“ Für die Zukunft der Arbeit nach Corona bar wie eine persönliche Unterhaltung von nehmen profitieren von Remote Work: Sie kön- haben Erkenntnisse wie diese weitreichende Angesicht zu Angesicht. Das Büro wird daher nen zum Beispiel Büroflächen verkleinern oder Jeder wie er will? Nicht ganz! Für kreative Prozesse treffen sich die meisten Teams dann doch lieber im Büro. 14 Ausgabe 02/2021
Digitales Neuland – Portal macht Verwaltung von bAV und bKV kinderleicht Die Gothaer hat gemeinsam mit dem Dienstleister ePension als erster Versicherer ein Verwaltungsportal für die betriebliche Altersversorgung und betriebliche Krankenversicherung entwickelt. O b Beschäftigtenwechsel, Heirat, innovatives Instrument, das bereits unmit- nen und Kunden durch effiziente Prozesse Scheidung, Namens- und Bei- telbar nach Installation den Alltag nachhaltig und schlanke Verwaltung mehr bieten als tragsänderung, Elternzeit oder erleichtert. Das Portal bietet eine intuitive nur Versicherungsschutz und sie optimal neue Gesetze: Für Personalabteilungen Bedienung und bedarf keiner Einarbeitungs- unterstützen“, erklärt Oliver Brüß, Ver- sind mit Verträgen der betrieblichen Al- zeit. Die papierlose Verwaltung optimiert die triebsvorstand der Gothaer Versicherung. tersversorgung (bAV) und Krankenversi- bAV- und bKV-Welt. Informationen zu Verträ- cherung (bKV) regelmäßig eine ganze Rei- gen sind rund um die Uhr abrufbar, Änderun- he von Änderungen verbunden. Da ver- gen können jederzeit digital angestoßen wer- wundert es kaum, dass der bürokratische den. Das Suchen von Formularen und Aufwand vor allem kleinere und mittlere Versenden des unterschriebenen Dokuments Unternehmen abschreckt. Doch das muss per Post gehört der Vergangenheit an. nicht so sein: Onlineplattformen erleich- Personalabteilungen können direkt aus der tern das Einrichten von Employer Benefits Lohnbuchhaltung heraus entgeltfreie Zeiten wie bAV und bKV und helfen Unternehmen oder Zuschüsse anpassen. Viele Änderungen so, für ihre Belegschaft attraktiver zu wer- erfolgen im Rahmen der Gesetze sogar unter- den – auch indem sie die Verwaltung lau- schriftenfrei oder per digitaler Signatur. fender Verträge effizienter gestalten. Das neue Angebot ist ein weiterer Beleg dafür, Mit dem Firmenportal ePension betritt die dass die Gothaer ihren Fokus auf Mittelstand Gothaer digitales Neuland. Firmen und ihr und Gewerbe legt und weiter ausbaut. „Wir Alles im Blick mit nur einem Klick: bKV und bAV- Personalmanagement erhalten damit ein möchten unseren mittelständischen Kundin- Angelegenheit in nur einem Portal organisieren. Geld für Dienstreisen sparen und damit ihre Schmierstoff, der eine Firma zusammenhält“, anzurühren, empfiehlt die Psychologin, Raum Betriebskosten insgesamt um fast ein Viertel sagt Guhlke dazu. Um diese Menschen wieder für emotionalen Austausch zu schaffen. Das senken. abzuholen, den sozialen Schmierstoff wieder heißt auch, gemeinsame Erlebnisse zu kre- Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. ieren, etwa das Kaffeekränzchen am Morgen Auf der anderen hat der coronabedingte oder das Feierabendbier. Umzug ins Homeoffice auch Sorgen verur- Dass Führungskräfte um diese Themen he- sacht. Zum Beispiel spüren 42 Prozent der rumkommen, glaubt die 51-Jährige nicht. „Mo- Deutschen im heimischen Büro Druck, bewei- DARÜBER LOHNT ES SICH, biles Arbeiten hat durch Corona noch mehr Ein- sen zu müssen, dass sie auch wirklich arbei- MIT IHREM BERATER/IHRER zug erhalten, ist etabliert und wird nicht mehr ten. Das führt immer wieder dazu, dass diese BERATERIN ZU SPRECHEN verschwinden“, ist sie sicher. Dazu passt auch Menschen im Homeoffice mehr arbeiten, als ihre Beobachtung, dass sowohl Arbeitgeber als sie müssten. 1 auch ihre Angestellten deutlich mehr Vorteile Wie also sollten Führungskräfte jetzt am darin sehen würden als Nachteile. „Wie Unter- Für Unternehmen gibt es Fotos: ePension, iStock.com/Geber86, iStock.com/jacoblund, Sandra Guhlke besten mit ihren Angestellten umgehen, die nehmen diese Vorteile jetzt aber für sich nut- sie gut anderthalb Jahre fast nur im Video-Chat zahlreiche Möglichkeiten, sich zen, hängt allein von ihnen ab“, sagt Guhlke. gesehen haben und die langsam aber sicher attraktiver zu positionieren und Denn sie rät Verantwortlichen in den Chefeta- in die Büros zurückkehren? Sandra Guhlke hat gleichzeitig ihren Mitarbeitenden gen dazu, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf eine einfache Antwort: „Viel reden.“ einige Sorgen zu nehmen. bei der Gestaltung der Arbeitswelt nach Corona Guhlke ist Arbeits- und Organisationspsycho- 2 einzubeziehen: „Alle sollten gemeinsam ent- login und als solche in erster Linie Coach für scheiden, wie sie zusammenarbeiten wollen.“ Führungskräfte. Ihnen rät sie, sensibel mit Eine betriebliche Krankenversi- Dieser Meinung ist auch Franz Kühmayer. den Angestellten umzugehen. In Ruhe zu be- cherung (bKV) ist eine optimale Er ist Trendforscher am Zukunftsinstitut in Wien sprechen, was gut lief im letzten Jahr und was Lösung, gute Mitarbeitende zu und Experte für die Arbeitswelt von morgen. Er nicht – und woran sie ganz persönlich in Zu- binden und Fachkräfte zu locken. sagt: „Corona war ein Evolutionsschub.“ Das Er- kunft gerne festhalten würden. „Man muss gebnis allerdings steht noch aus. Die Frage ist, bedenken: Homeoffice hat nicht jedem gut- 3 wie Unternehmen den Schwung in die Zukunft getan“, sagt Guhlke. „Es gibt auch die Men- mitnehmen? „Die Aufgabe ist, eine hybride Ar- Vorteil für Kleinbetriebe: Bereits schen, die den direkten Kontakt zu Vorge- beitswelt zu gestalten, in der sowohl remote als setzten brauchen und klare Führung vor Ort.“ ab fünf Personen ist eine Absi- auch vor Ort gearbeitet wird“, sagt Kühmayer. Anderen wiederum habe vor allem der persön- cherung mit einer bKV möglich. Für Ministry-Chef Cummins wäre das der liche Austausch im Büro gefehlt. „Der soziale Weg zurück in die Zukunft. W W W. G O T H A E R . D E 15
CHEFSACHE TITEL „Mitarbeitende wollen Herr Schleburg, die Beziehungen zwischen Unternehmen und Beleg- schaften haben sich während Corona durch die Distanz im Homeoffice teilweise verschlechtert. Wie gehen Sie in Ihrer Firma mit Distanz um? beflügelt werden“ Jörg Schleburg: Wir sind ein kleines Team mit sieben Leuten. Jeder kennt jeden, da arbeitet man automatisch eng zusammen – von wo aus auch immer. Eine Person aus unserem wissenschaftlichen Beirat Jörg Schleburg, Experte für Employer kommt beispielsweise aus Berlin, die habe ich persönlich noch nie ge- Branding, über die Wirkung von Firmen auf troffen. Trotzdem ist die Zusammenarbeit prima. In großen Firmen mit mehreren tausend Mitarbeitenden ist das schwieriger. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Viele Unternehmen haben nach eineinhalb Jahren Pandemie und Home- office mit einer emotional gewachsenen Distanz ihrer Belegschaft zu kämpfen. Corporate Distancing nennen Fachleute dieses Phänomen. Was hat es damit auf sich? Corona hat zwei Extreme offenbart. Unternehmen mit einer vertrauens- basierten Kultur hatten im Homeoffice wenig Probleme mit sozialer Dis- tanz. Die haben gesagt: Arbeite, wann Du willst, wie Du willst und von wo Du willst. Das hat die Motivation sogar gesteigert. Wo allerdings we- nig Vertrauen gelebt wurde, wo der Chef die ganze Zeit kontrolliert hat, ob zu Hause wirklich gearbeitet wurde oder nicht, war die Entfremdung besonders groß. Woran merke ich als Führungskraft, dass sich meine Angestellten im Homeoffice von mir und dem Unternehmen emotional entfernen? Es gibt verschiedene Indikatoren. Einer kann die Leistung sein. Es gibt Mitarbeitende, die tauchen eine Woche lang ab und können dann auch keine Ergebnisse vorweisen. Auch das äußere Erscheinungsbild kann Hinweise liefern, dass etwas schief läuft. Ist eine Person ungewaschen, unrasiert oder kommt häufig zu spät in den Chat? Bringt sie sich in kei- ne Diskussionen mehr ein oder hat regelmäßig die Kamera ausgeschal- tet? Spätestens dann muss man fragen, ob noch alles in Ordnung ist. Reden hilft? Eindeutig ja. Und das ist durch das Homeoffice nicht einfacher gewor- den, weil gerade die nonverbale Kommunikation, die Hinweise auf den emotionalen Zustand eines Menschen liefert, auf der Strecke bleibt. Gerade deshalb muss ich noch intensiver kommunizieren. Ist das Problem Corporate Distancing auch eine Typ-Frage? Ja, sicherlich. Extrovertierte Menschen haben es leichter. Sie finden im- mer eine Möglichkeit zu kommunizieren. Introvertierte Menschen da- gegen müssen von der Führungskraft im Meeting auch mal direkt ange- sprochen werden. Aber es kommen auch andere Faktoren hinzu, wenn sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihrer Firma distanzieren. Ei- ner ist die Rolle der Person im Unternehmen: Die Fachkraft, die schon lange in der Firma arbeitet, muss nicht groß geführt werden. Wer aber junge Mitarbeitende, die vielleicht gerade erst von der Uni kommen und sich erst zurechtfinden müssen, nicht führt, wird sie ganz schnell ver- lieren. Das ist gefährlich, denn diese Menschen sind die Zukunft des Unternehmens. Wenn Angestellte jetzt wieder zurückkommen ins Büro: Wie kann man sie wieder neu für das Unternehmen begeistern? Das gelingt auf zwei Ebenen: auf der beruflichen und auf der privaten. Beruflich ist es ja so: Die einen freuen sich, wieder zurück ins Büro zu- rückzukommen. Das sind meist diejenigen, die sich stark über den Job definieren und eine sehr emotionale Beziehung zu ihrer Arbeit haben. Die anderen wollen es erstmal ruhiger angehen lassen. Vielleicht sind sie unsicher, was sich verändert hat. Beide Charaktere müssen einge- Foto: vonvorteil bunden werden, damit am Ende alles wieder funktioniert. Und auf der Jörg Schleburg beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit Employer Branding. privaten Ebene? Wie wäre es mit einer kleinen Welcome-back-Party? Er ist Gründer und Inhaber der Agentur VonVorteil & Employer Branding. Schließlich haben wir uns alle sehr lange nicht gesehen. 16 Ausgabe 02/2021
möbel die mitdenken – seit 1896 Ihr Partner für ganzheitlichen Gestaltungsanspruch mauser einrichtungssysteme ist einer der führenden Hersteller von Stahlmöbeln für Büro, Archiv, Betriebs- und Sozialeinrichtungen. mauser Möbel schaffen Raum- struktur, Ambiente, Ordnung und Sicherheit. Sie sind nachhaltig, funktional durch- dacht, mit hohem Designanspruch bis ins Detail perfekt verarbeitet. Durch seine Einrichtungskompetenz hat sich mauser einen hervorragenden Ruf bei Kunden und Partnern erarbeitet. Diese Reputation wurde durch ein Qualitätssiegel bestätigt. mauser gehört zur Auswahl „Deutschlands Beste Büromöbel 2018“. mauser einrichtungssysteme GmbH & Co. KG • Korbach • Beverungen • www.mauser-moebel.de www.element-x.de • Ein Unternehmen der VAUTH-SAGEL Gruppe
Ein Bild der Verwüstung: In Altenahr räumen Helfer die Straßen von Trümmern frei. Hier im rheinland-pfälzischen Ahrtal waren Flut und Hochwasser besonders verheerend. 133 Menschen kamen ums Leben.
Und dann kam Bernd Zerstörte Produktionsstätten, verschrotteter Fuhrpark, vernichtete Ware: Die Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat auch Unternehmen hart getroffen. Zwei von ihnen erzählen hier ihre Geschichte. W enn es noch eines Beweises bedurf- ab einer Million Euro bei einzelnen Versi- Ruhr in der Eifel, über die Ufer. Zwischen- te, dass aufgrund des Klimawan- cherten. „Wir gehen aktuell von rund 400 zeitlich lag der Pegel rund vier Meter über dels Extremwetterereignisse noch Großschäden mit einer Gesamtsumme von dem Normalstand. „Da haben wir dann auch extremer werden – Unwetter Bernd hat ihn 1,3 Milliarden Euro aus“, sagt Jörg Asmus- endlich verstanden, warum unsere Straße geliefert. Ganze Dörfer wurden Mitte Juli in sen, GDV-Hauptgeschäftsführer. „Das sind ‚An der Wasserwiese‘ heißt“, lacht Umbach, Eifel und Ahrtal überspült, Menschen er- viermal so viele wie beim Hochwasser 2002 der sich seinen rheinischen Optimismus be- tranken in den eigenen Häusern, zahlreiche an Elbe und Donau.“ wahrt hat. Jetzt sitzt er in seinem aktuellen Angehörige suchten über Tage nach Vermiss- Büro, einem umfunktionierten Baucontai- ten. Inmitten dieser Schicksale: unzählige ner. Das eigentliche Verwaltungshaus muss Sachschäden. Familien, die alles verloren aufwendig saniert werden. „Das wird be- haben. Selbst Felder sind noch Wochen spä- stimmt noch fünf oder sechs Monate so ge- ter so sehr mit Schutt bedeckt, dass es Land- DIE GESAMTSUMME DER hen“, sagt Umbach. Beschweren mag er sich wirtschaftsbetrieben unmöglich sein wird, dennoch nicht. „Da hat es andere bestimmt sie abzuernten. Ein Problem, das auch lang- GROSSSCHÄDEN IST noch schlimmer erwischt – die Fernsehbil- fristige Folgen haben kann: Die Kontamina- VIERMAL SO HOCH WIE der aus dem Ahrtal vergisst man so schnell tion durch Öl und Chemikalien im Wasser ist BEIM HOCHWASSER 2002 nicht. Unsere eigene Produktion war zum bislang noch unklar. Glück nicht direkt betroffen. Bei uns stand Was viele nicht auf dem Schirm haben: Ne- der Betrieb keinen Tag still – auch dank der ben Privathaushalten sind auch zahlreiche Gothaer.“ In Umbachs Unternehmerpolice kleine und mittelständische Unternehmen ist auch Schutz bei Betriebsunterbrechun- stark betroffen. Handwerksbetriebe haben Einen dieser Großschäden hat die Umbach gen und Elementarschäden enthalten – die ihre Fahrzeuge und Werkzeuge verloren. GmbH in Eschweiler zu beklagen. Das Un- jetzt für die Ersatzräumlichkeiten im Contai- Büros sind zerstört, ebenso wie Dokumente ternehmen produziert und handelt mit Ver- nerformat leistet. Überhaupt zeigt sich Um- und Unterlagen. Ganze Lagerbestände sind packungen. Ob zweiwellige Faltschachteln, bach zufrieden mit der Abwicklung seitens vernichtet. Nach einer aktuellen Umfrage Luftpolsterfolien oder mit eigenem Logo seiner Versicherung: „Die Gothaer und ich unter deutschen Versicherungen und Rück- bedrucktes Klebeband: Wer Verpackungs- stehen fast im täglichen Austausch, ob alles versicherungen liegt die Höhe der durch material sucht, wird bei Umbach fündig. passt.“ Bernd verursachten, versicherten Schäden Normalerweise. Als das Hochwasser kam, Dass enger Kontakt zwischen Versicherer bei rund 8,2 Milliarden Euro. Es handelt sich erwischte es neben dem Verwaltungsgebäu- und Unternehmen wichtig ist, weiß auch Fotos: IMAGO/Future Image damit um die verheerendste Naturkatastro- de auch das Hauptlager, über 80 Tonnen Umbachs Berater. „Schon früh hat sich un- phe in Deutschland seit Beginn der Wetter- Rohmaterial waren verloren. „Corona hatte ser Büro auf KMU spezialisiert, wobei für aufzeichnungen. schon vor dem Unwetter für Lieferengpässe uns eine ganzheitliche Beratung mit indivi- Eine Ursache dafür sind die Großschäden, an allen Ecken und Enden gesorgt. Und dann dueller Risikoanalyse an erster Stelle steht“, die in den betroffenen Gebieten verursacht kam Bernd“, sagt Inhaber Martin Umbach. sagt Gothaer Bezirksdirektor Robert Braun. wurden. Darunter versteht der GDV Schäden Am 14. Juli trat die Inde, ein Nebenfluss der „Dazu gehört natürlich auch, W W W. G O T H A E R . D E 19
CHEFSACHE GUT VERSICHERT dass wir uns mit unseren Kun- rungsschutz noch dem Risiko entspricht Schlimm erwischt hat es auch die Firma Druck den in einem steten persönlichen Austausch – die Notwendigkeit für eine Elementarde- Kogel in Stolberg, ebenfalls Kunde der Go- befinden, um zu prüfen, ob der Versiche- ckung haben wir dabei immer frühzeitig the- thaer. Das Traditionsunternehmen liefert seit matisiert.“ mehr als 125 Jahren über die Stadtgrenzen Wenn der Schaden dann eintritt, kommt hinaus Druckerzeugnisse jeder Art. Bis Bernd Günther Leufen, Regulierungsbevollmäch- den Betrieb komplett unterbrochen hat. tigter der Gothaer mit knapp drei Jahrzehn- „Bei uns ist eigentlich alles zerstört worden. DARÜBER LOHNT ES SICH, ten Berufserfahrung, ins Spiel. Bei Fällen wie Papier, Farben, Mobiliar – natürlich das Ge- MIT IHREM BERATER/IHRER dem der Firma Umbach bringt er die passen- bäude“, erklärt Inhaber Michael Kogel. „Das BERATERIN ZU SPRECHEN den Experten gleich Schlimmste sind mit. „Da muss die aber die Schäden an 1 Hilfe direkt anlau- den Druckmaschi- fen, auch wenn wir nen. Und zwar an Die Gothaer bietet mit dieses Jahr sicher- IM VERGLEICH ZU AKTUELLEN allen.“ Deren Elek- GewerbeProtect eine individuell lich am Anschlag tronik sitzt meist im anpassbare Produktwelt aus frei arbeiten“, sagt er. SCHÄDEN ERSCHEINEN unteren Drittel – und kombinierbaren Bausteinen. „Im Vergleich zu den FRÜHERE EXTREMWETTER- sei nach dem Bad 2 jetzigen Schäden er- EREIGNISSE WIE TESTLÄUFE nicht mehr zu repa- scheinen die früheren rieren. Das nennt Die Ertragsausfallversicherung Extremwetterereig- man dann Totalscha- der GewerbeProtect bietet Schutz nisse wie Testläufe. den. „Das ist kein vor den finanziellen Folgen eines Deshalb muss jetzt Trinkwasser, was da versicherten Sachschadens. schnell gehandelt werden. Neben Sachverstän- bei uns ankam. Das Wasser musste erst ein- digen für die Schadenermittlung an Gebäuden, mal durch fünf Fabriken, die oberhalb von 3 Maschinen, Inhalt, Waren und der Betriebs- uns an der Straße liegen. Schwer zu sagen, unterbrechung bieten wir Unterstützung was da alles mitgenommen wurde.“ Kogel Auch die Elementarversicherung durch Sanierungsfachfirmen an.“ Und auch und Gothaer Schadenregulierer Leufen mit für die Folgen extremer finanziell ging’s schnell: „Es hat nur zwei seinen Sachverständigen gehen davon aus, Naturereignisse ist Teil des Tage gedauert und wir haben einen mittle- dass es bis ins Frühjahr 2022 dauern wird, Bausteinsystems. ren sechsstelligen Betrag als Vorabzahlung bis er den Normalbetrieb wieder aufnehmen erhalten“, erzählt Umbach. kann. „Beide Kunden profitieren natürlich Dank einer unbürokratischen Vorauszahlung der Gothaer konnte Unternehmer Michael Kogel schnell neue Maschinen kaufen. Die Flut hatte alle Geräte beschädigt. 20 Ausgabe 02/2021
Vorauszahlung dafür sorgte, dass Michael Kogel direkt neue Druckanlagen in Auftrag ge- BEIDE UNTERNEHMEN ben konnte. „Allein die Bauzeit unserer neu- en Maschinen liegt bei zwölf bis 16 Wochen PROFITIERTEN BESONDERS – wenn alles gutgeht.“ Eine der neuen Ma- VON IHREM SCHUTZ GEGEN schinen konnte Kogel bereits im September ELEMENTARSCHÄDEN auf einer Messe in Empfang nehmen. „Fehlt nur, dass wir auch wieder einen überdachten Platz für das neue Schätzchen haben.“ Insge- samt weiß Kogel, dass er gleich in mehrfacher Hinsicht Glück hatte. Zum einen deckt seine extrem davon, dass sie von ihrem Berater gut Gothaer GewerbeProtect-Police auch die Kos- beraten und auch gegen Elementarschäden ten der monatelangen Betriebsunterbrechung abgesichert worden sind. Dass außerdem und die damit verbundenen Einschränkungen an Betriebsunterbrechungsschäden gedacht ab. Und zum anderen kann er sich auf Men- wurde, zeigt, dass der Vermittler seinen Job schen in der Region verlassen, die eigentlich richtig gemacht hat“, so Leufen. seine Konkurrenz sind. „Die Solidarität macht Auch bei diesem Betrieb schickte die Gothaer schon manchmal sprachlos“, so Kogel. „Ich ein Team mit Expertenwissen, das sämtliche habe die Möglichkeit, bei Mitbewerbern mei- Schäden am Inhalt und Gebäude aufnahm, ne Kundenaufträge zu erfüllen, darf deren erste Einschätzungen zur Betriebsunterbre- Technik und Räumlichkeiten nutzen. Das ist Das Lager der Firma Umbach in Eschweiler stand chung abgab und mit einer unbürokratischen alles andere als selbstverständlich.“ unter Wasser. 80 Tonnen Material waren verloren. „Dieses Ausmaß an Zerstörung habe ich noch nicht erlebt.“ Er hat die Schäden für die Gothaer vor Ort reguliert. Im Interview spricht Klaus Schröder über seine Eindrücke. Klaus Schröder ist einer der Regulierungsbeauftragten, die die Gothaer meiner ersten Abreise zu den Besichtigungen in der Eifel sogar ein nach der Flutkatastrophe in die am stärksten betroffenen Gebiete ent- Bautrocknungsgerät für die Menschen im Krisengebiet mitgegeben. sandt hatte. Ursprünglich selbstständiger Handwerksmeister, arbeitet Ich weiß auch nach fast acht Wochen, wo es aktuell ist. Schröder seit mittlerweile sechs Jahren als Schadenregulierer. Und wie schätzen Sie die Lage vor Ort in den ‚Krisengebieten‘ ein? Auch hier macht die große Solidarität unter den Menschen Hoffnung. Für den einzelnen Kunden sind Versicherungsschäden immer ein- Der Zusammenhalt ist spürbar. So treffen sich Anwohner und Helfen- schneidende Erlebnisse, für Sie sind sie alltäglicher Job. de zur Mittagszeit an zentralen Plätzen. Darunter auch Also normalerweise … Fremde, die extra zur Unterstützung bei den Aufräumar- Fotos: Klaus Schröder/Gothaer, Druck-Kogel, Umbach Verpackungen GmbH Klaus Schröder: Schäden sind gleichzeitig auch immer beiten angereist kommen. Die Menschen vor Ort tragen ihr mit persönlichem Leid verbunden, das geht auch ‚nor- Schicksal mit großer Fassung. Allerdings wird der nächste malerweise‘ nicht spurlos an einem selbst vorbei. Mein Winter eine Herausforderung. Job ist natürlich dennoch, die Situation und entstande- Worauf kommt es bei Ihrem Job jetzt vor allem an? ne Schäden sachlich zu bewerten und danach meine Die Kunden erwarten und verdienen schnelle und unkom- Entscheidungen zu treffen. Was bei den Bernd-Schäden plizierte Hilfe. Gleichzeitig muss ein Versicherer auch in anders ist als sonst, ist die schiere Dimension und An- dieser Situation sorgfältig arbeiten und unterscheiden zahl der Schäden. Dieses Ausmaß an Zerstörung habe ich können, welche Schäden wirklich zu erstatten sind und noch nicht erlebt. welche nicht, um so die Kosten fürs Kollektiv auf einem Früher Handwerkmeister, Wie ist Ihr Eindruck: Kommen die Betroffenen einigerma- jetzt Schadenregulierer: gerechten Level zu halten. Im Vorfeld meines Besuchs ist ßen mit der Situation zurecht? Klaus Schröder. bereits der Versicherungsschutz der Betroffenen analy- Was mich schon beeindruckt hat, war das Verständnis siert worden. Als Ansprechpartner für die Regulierung und der Kunden, wenn es wegen Bernd zu Verzögerungen in der Regulie- alle weiteren Maßnahmen erkläre ich den Kunden dann das weitere rung kommt. Sehen Sie: Es gibt ja weiterhin auch Schäden außerhalb Vorgehen und lege dar, was versichert ist und wie hoch zum Beispiel der direkt betroffenen Gebiete, die begutachtet werden müssen. Ich eine Selbstbeteiligung ist. Auf dieser Basis erstelle ich eine erste selbst bin zum Beispiel sonst im Münsterland als Regulierer unter- Schätzung der Schadenhöhe und stoße grundsätzlich die Zahlung ei- wegs. Immens ist auch die Hilfsbereitschaft: Ein Bauer hat mir vor ner Soforthilfe an die Flutopfer an. W W W. G O T H A E R . D E 21
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