UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel

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UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
UBS impulse
                                                                            #2 / 2017

für Unternehmer

   Aufgefallen
   Der Teephilosoph

Schwerpunkt: Familienunternehmen und Unternehmerfamilien • Energiewende: Chancen
für Schweizer Unternehmer • Wissen: Start-up-Finanzierungen

ab
UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
UBS impulse

Immer weniger Unternehmerkinder wollen den elterlichen Betrieb übernehmen.
Der Nachfolgeexperte Frank Halter weiss, warum – und zeigt Alternativen auf, Seite 4

                                                                                             Fotos: Dominik Hodel; Jos Schmid; Cédric Widmer

Diskussion über Umsetzungen der                Spitzentechnologie in der Blechverarbeitung
­Energiestrategie 2050, Seite 14               dank unbürokratischem Leasing, Seite 20

2   Inhalt / Editorial
UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
4 Bleibt alles in der Familie?
    Was eine Generation mit viel Herzblut                                              Energiewende:
                                                                                       ­Chancen packen
    aufgebaut hat, soll auch in eine
    sichere Zukunft überführt werden.

8 Ziel: Unternehmerfamilie
    Der Abschied vom Lebenswerk
    hat Folgen für die Familie und das                                                                              Im Mai 2017 hat das
    Unternehmen.
                                                                                                                    Volk beschlossen, bei
12 Tückische Konstellationen                                                                                        der Neuausrichtung in
    Die Bedürfnisse der Unternehmer­
                                                                                                                    der Energieversorgung
    familie sind früh zu thematisieren.
                                                                                                                    eine Vorbildfunktion
14 Energiewende 2050                                                                                                einzunehmen. Seit dieser
    Die Energiewende wird die Wirtschaft
    nachhaltig verändern – darin sind sich
                                                                                                                    Abstimmung gehört
    Peter Schildknecht, Rolf Wüstenhagen                                                                            die effiziente Energie­
    und Christine Novakovic einig.                                                                                  nutzung in der Schweiz
18 Treibstoff für die Expansion                                                                                     definitiv zur Kunst
    Start-ups können ihr Wachstum oft                                                                               ­erfolgreicher Unter­
    noch nicht aus eigener Kraft                                                       nehmensführung. Die Massnahmen dafür reichen
    ­finanzieren. Sie brauchen den Zugang
     zu externen Kapitalgebern.
                                                                                       von Investitionen in wirksamere Maschinen über
                                                                                       intelligente Energiesteuerungsinstrumente bis hin
20 Wenn jede Stunde zählt                                                              zur Selbstversorgung mit erneuerbaren Energien.
    UBS Leasing mit Industriebonus
    ermöglichte einem KMU, seinen                                                           International ausgerichtete Schweizer KMU
    Maschinenpark schnell zu ergänzen.                                                 konnten sich in der Vergangenheit trotz permanent
                                                                                       starkem Franken erfolgreich gegen die globale
22 Der Teephilosoph
    Seit Jahrzehnten steht der Grüntee                                                 ­Konkurrenz durchsetzen. Das gelang dank stetiger
    im Zentrum von Peter Oppligers                                                      Innovationskraft und ständiger Effizienzsteigerung.
    Leben und Karriere als Unternehmer.
                                                                                        Seit der Energiewende führt kein Weg am Spitzen-
26 In Kürze                                                                             Know-how in der Umsetzung klimafreundlicher
–	Bereit für den Zahlungsverkehr?                                                     Massnahmen vorbei – und das notabene zu
–	E-Dokumente sind effizienter
–	Liquidität stets im Griff
                                                                                        ­Marktbedingungen. Stellen wir uns den veränderten
–	UBS ist wieder Best Cash Manager                                                     Marktbedingungen, nutzen wir die neuen
–	Digitalisierung: Chance oder Gefahr?                                                  Chancen – ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei.
    Impressum: UBS impulse richtet sich an die Unternehmenskunden von
    UBS in der Schweiz / Herausgeber: UBS Switzerland AG, Postfach,
    8098 Zürich / ­E-Mail: redaktion-ubs-impulse@ubs.com / Redaktionsrat:
    ­Christine N    ­ ovakovic, Patrick Forte, Thomas Sommerhalder, Oliver Kaiser,
     Markus Suter, Sava Stanisic / Chefredaktion und Produktions­leitung:
     ­Swisscontent / Gestaltung und ­Produktion: ­Raffinerie AG für ­Gestaltung,
      Zürich / Bildredaktion: Maria Schönbucher, Zürich / Über­setzung:
      ­SprachWeberei AG, Zürich / Produktionsmanagement: Swisscontent,
       ­Zürich / Prepress: Detail AG, Zürich / Druck: ­Vogt-Schild Druck AG,
        Derendingen / Erscheint in deutscher, französischer und italienischer
        ­Sprache. / Nr. 80440D-1702
         Disclaimer: Die Informationen und Meinungen in dieser Publikation sind
         ausschliesslich zu Informationszwecken und zum persönlichen Gebrauch          Christine Novakovic
         bestimmt und stellen keine Empfehlung, kein Angebot, keine ­Offerte
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         den Stand per ­Redaktionsschluss (4. September 2017).
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UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
Bleibt alles
in der
­Familie?

4   Schwerpunkt
UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
Was eine Generation mit viel Herzblut
                                             aufgebaut hat, soll auch in eine sichere
                                             Zukunft überführt werden. Welcher Weg
                                             dabei eingeschlagen wird, hängt von
                                             vielen Faktoren ab.
                                             Irene M. Wrabel (Text) und Dominik Hodel (Bilder)

                                             L
                                                      ange Zeit galt: Ein solides Familienunterneh-   ment-­­Buy-in wiederum, also der Übernahme
                                                      men sichert die Existenz über Generationen      durch eine externe Führung bzw. einen Verkaufs-
                                                      hinweg. Doch die Zeiten haben sich geändert.    prozess, geht das Unternehmen in fremde Hände
                                             Früher war klar, dass die Kinder das Unternehmen         über. Letzter Ausweg ist die Liquidation.
                                             weiterführen. In der Multioptionsgesellschaft des                  «Diese Entscheidung will gut überlegt sein»,
                                             21. Jahrhunderts ist nichts mehr sicher. «Persönli-      betont Frank Halter. «Egal, welche Option zum
                                             che Verwirklichung obsiegt vielfach über familiäre       Tragen kommt: Man muss auch in der Familie das
                                             ­Tradition», sagt Frank Halter vom KMU-Institut          Bewusstsein dafür wecken, dass jede Option
                                              der Universität St. Gallen. Was schon der Vater         ­bestimmte Konsequenzen mit sich bringt. Bis der          Frank A. Halter
                                              ­gemacht hat, besitzt häufig kaum noch Vorbild­          ­Senior das Pult geräumt hat, vergehen ab dem            hat an der ­Uni­ver­sität St. Gallen
                                               funktion. Dazu kommt vor allem in der Schweiz            ­ersten Gespräch im Durchschnitt zehn bis zwölf         studiert (lic. oec. HSG) und
                                               die hervorragende Perspektive für gut qualifizierte       Jahre. Aber keiner weiss, was in fünf Jahren ist.»     in Deutschland an der European
                                               junge ­Berufsleute. Das wirkt sich auf die Struktur       Denn Pläne können sich ändern und Biografien           Business School in Oestrich-
                                               der F­ amilienunternehmen aus. «Heute bleiben nur         nehmen eben nicht immer den geraden Weg. Hier          Winkel zum Thema Unter-
                                               noch 40 Prozent der Unternehmen in der Familie,           sei es wichtig, einen Plan B und sogar C zu haben,     nehmensnachfolge promoviert
                                               für die übrigen 60 Prozent werden andere Lösun-           rät der Spezialist.                                    (Dr. rer. pol.). Heute ist er
                                               gen gesucht», erklärt Frank Halter. «Noch vor 15                                                                 ­Gründungs- und Geschäfts­
                                               Jahren war dieses Verhältnis umgekehrt.»                     Emotionen vs. Fakten                                leitungsmitglied des Center for
                                                                                                               In Familienunternehmen ist vor allem eine        Family Business der Univer­sität
                                                   KMU-Landschaft im                                   Komponente viel entscheidender als in anderen            St. Gallen (CFB-HSG) sowie
                                                   Übergang                                            Unternehmen: die der Emotionen. Die Bindung              Geschäftsleitungs­mitglied
                                                       Man schätzt, dass in den nächsten fünf          an das, was man selbst – oder die Generation vor         und­­Leiter des Bereichs Weiter-
                                             ­Jahren in der Schweiz mehr als 70 000 KMU an             ­einem – geschaffen hat, verstellt oft auch den          bildung des Schweize­rischen
                                              die nächste Generation weitergegeben werden               nüchternen Blick auf die Fakten. Man möchte             ­Instituts für Klein- und Mittel­
                                              sollen – das betrifft hierzulande jedes fünfte KMU.       ­diesen Wert erhalten und nicht in fremde Hände         unternehmen (KMU-HSG).
                                              Die Übernahme durch Familienmitglieder, das                geben – manchmal um jeden Preis. Vor der genau-        Das Thema Unternehmens­
                                              ­Family-Buy-out, ist da nur eine Möglichkeit. Eine         eren Prüfung einer oder mehrerer Optionen für die      nachfolge beschäftigt ihn vor
                                               andere ist das Management-Buy-out, das immer              Nachfolge muss sich eine Familie jedoch die Frage      ­allem in Form von ­Forschung,
Porträtillustration: Gregory Gilbert-Lodge

                                               dann ­infrage kommt, wenn es innerhalb des                nach dem Selbstverständnis stellen. Daraus ergibt      Lehre und Weiterbildungs­
                                               Unter­nehmens Übernahmeinteressenten gibt. Der            sich oft schon eine Richtung, in die es gehen          aktivitäten. Er hat in den l­etzten
                                               ­Vorteil dieser Lösung: Interna müssen nicht mit          ­könnte. Es gibt drei Typisierungen von Familien mit   Jahren ­regelmässig ­Familien
                                                ­externen Personen geteilt werden. Die Eigentümer     ­Unternehmen:                                             im ­Rahmen ihrer Nachfolge­­
                                                 können so ­darauf zählen, dass das Unternehmen                Beim ersten Typus wird das Familienleben         prozesse b
                                                                                                                                                                         ­ egleitet und ist
                                                 kompetent weitergeführt werden kann und das              um das Unternehmen herum aufgebaut (siehe             in v­ erschiedenen Verwaltungs­
                                                 Know-how erhalten bleibt. Bei einem Manage­              Box). Die Bedürfnisse der Familie werden den          räten tätig.

                                                                                                                                                                                                    5
UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
I­n­teressen des Unternehmens untergeordnet – bis          i­hren Beitrag geleistet haben, haben sich auch
 hin zur Stornierung der Ferien wegen einer S­ itzung       weiterentwickelt», unterstreicht Halter.
 («Business First»).                                              Wohin geht die Reise für Familienunter­
           Beim zweiten Typus und am anderen Ende           nehmen, die ja letztlich alle irgendwann einmal vor
 des Spektrums steht die Familie im Fokus ­(«Family         der schwierigen Frage der Zukunftsentwicklung
 First»). Die Krux bei diesem Typus besteht darin,          stehen? Fest steht nur, dass es keine komplette
 dass die Performance nachrangig ist – Hauptsache,          Abkehr von den Familienunternehmen geben wird.
 das Unternehmen ernährt die Familie irgendwie.             «Die Schweiz hat ihre unternehmerische Kraft, die
 «Da gibt es oft ganz tragische Fälle», meint Frank         in dieser Unternehmensform steckt, schon sehr
 Halter. «Manche halten bis zum bitteren Ende               oft bewiesen.» Solch eine Kraft resultiert ­sicher
 am Unternehmen fest und verpassen einfach den              auch aus der Anpassungsfähigkeit – eine der wert­
 ­Zeitpunkt, zu dem sie das Unternehmen hätten              vollsten Eigenschaften der Schweizer Wirtschaft.
  ­abgeben sollen.» Übrig bleibt hier meist nicht viel      «Was den Begriff Familie angeht, so ist dieser heu-
   mehr als ein Berg Schulden – und häufig auch eine        te ­ohnehin einem Wandel unterworfen», erklärt
   in ihren Grundfesten erschütterte Familie.               Halter. «Viele Unternehmen werden heute unter
           Der dritte Typus, die unternehmerische Fami-     Freunden gegründet. Die Logik dieser Firmen folgt
   lie, ist von einem unternehmerischen Engagement          jener der Familienunternehmen.»
   aus innerer Überzeugung heraus geprägt und nicht
   primär von ökonomischen Erwägungen g       ­ etrieben         Die richtige Lösung
   («Die unternehmerische Familie»). Förderung des               braucht Zeit
   Wirtschaftsstandorts, Schaffung von Arbeitsplät-               Das «St. Galler Nachfolge-Modell», ein
   zen, Verantwortung übernehmen – auch d         ­ arum   ­ ahmenkonzept für ganzheitliche Unternehmens-
                                                           R
   geht es der unternehmerischen Familie. Durch die        nachfolge, hilft, alle Faktoren im Blick zu behal-
   Flexibilität in Bezug auf die Branchen h
                                          ­ aben solche    ten. «Wir berücksichtigen bei der Suche nach der
   Familien gute Voraussetzungen für die Zukunft.          bestmöglichen Lösung auch andere Elemente
   Die nachfolgende Generation kann, anders als in         als die der reinen Transaktionslogik.» Im Fall von
   traditionellen Familienbetrieben, eigene Geschäfts­     ­Familien sind diese eben sehr oft im emotionalen
   ideen entsprechend ihren Neigungen und Qualifi-          und strukturellen Bereich angesiedelt. Deshalb
   kationen vorantreiben.                                   ist das auch der zeitintensivste Prozess, der sich
                                                            über Jahre hinziehen kann. Die Abwicklung selbst
      Erfolgsmodell                                         verläuft dann nach einem straffen Zeitplan.
      Unternehmerfamilie?                                   «Wenn die Lösung erst einmal gefunden ist, geht
         Nüchtern betrachtet, ist die unternehmeri-         der Prozess in die Transaktionsphase über. Diese
sche Familie also für die Herausforderungen der             Aufgabe übernehmen dann die Banken, Anwälte
Zukunft wohl am besten gerüstet. Doch wie wird              und Treuhänder.»   •
aus einem Familienunternehmen eine Unter­
nehmerfamilie? Generell beantworten lässt sich
das nicht. Die Grösse des Unternehmens spielt
­dabei ebenso eine Rolle wie die Branche, in der
 es tätig ist. Es braucht Flexibilität und Offenheit
 ­gegenüber neuen Lösungen – und schlussendlich
  auch die Bereitschaft aller Beteiligten, eine Lösung
  zu suchen, die alle mittragen können. «Einfach
  ­weiterführen und verwalten – ein Modus, in den
   viele geraten – ist tödlich. Diejenigen aber, die

Drei Typen von Familien mit Unternehmen

Business First                                    Family First                                  Die unternehmerische
Die Familie ist für das Unter­nehmen              In solchen Fällen ­verhält es sich genau      ­Familie
da, das g
        ­ esamte Leben wird darauf                umgekehrt zum Typ ­Business First.            Hier steht die unternehmerische
­aus­gerichtet.                                   Das ­Unternehmen steht im Dienst              ­Tätigkeit im Vordergrund, die
                                                  der Familie. ­Jedes Familien­mitglied         Branche beispielsweise ist ­weniger
                                                  hat ­Anspruch auf einen Job, auf              ­entscheidend.
                                                  ­Mitsprache und auf ­seinen Anteil.

6     Schwerpunkt
UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
«Viele Unternehmen
werden ­heute unter
Freunden gegründet.
Die Logik dieser
­Firmen folgt ­jener
 der Familien­
 unternehmen.»
Frank Halter

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UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
«In den letzten
    ­Jahren gaben wir
     ­jeweils 80 bis
      100 Innovationen
      in Auftrag.»
    Patrick Wyss

8   Schwerpunkt
UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
Auf dem Weg zur
­Unternehmerfamilie
Abschied vom Lebenswerk und
­bereit für den Neubeginn.
Leo Hug (Text), Dominik Hodel (Bilder) und Ben Grib (Illustrationen)

M
             it 22 Jahren machte sich Patrick Wyss        Stange eingekauft, sondern nach unseren Ideen
             selbstständig und richtete sich in einem     produzieren lassen. In den letzten Jahren gaben
             Keller in Ebmatingen (ZH) ein. 38 Jahre      wir jeweils 80 bis 100 Innovationen in Auftrag. Wir
­danach teilte er seinen 84 Mitarbeitern mit, dass        waren Trendsetter und wurden auch durch nam-
 sein Lebenswerk in neue Hände übergegangen               hafte Marken kopiert», erzählt Wyss. Die Liebe
 ist. Die meisten Angestellten waren überrascht,          zum Werkzeug gehörte bei ihm von Beginn an
 dass sich ihr Patron schon mit knapp 60 Jahren           zum Erfolgsrezept. Der Verkauf erfolgte aus-
 ­zurückzog. Der neue Besitzer stammt selbst aus          schliesslich über den Fachhandel, der geprägt ist
  ­einer Schweizer Unternehmerfamilie und ist ent-        von Kompetenz bis zum Endkunden.
   schlossen, die bestehenden Standorte weiterzu-
   entwickeln.                                                  Das Kraftwerk brummt
          Wyss entwickelte schon früh ein Interesse                Wyss führte sein Unternehmen als Familien-
   für Werkzeuge. Er wuchs in einer Familie auf, die      betrieb. Die Firma baute er zusammen mit seiner
   in ­Altendorf (SZ) ein Geschäft mit Carrosserie- und   Frau Luciana auf. Sie war bis zum Verkauf stell­
   Auto­zubehör betrieb. Nach dem Abschluss der           vertretende Geschäftsführerin und verantwortete
   Handelsdiplomausbildung an der Kantonsschule           ­daneben eigene Aufgaben innerhalb der Firma. Sie
   und dem Erwerb des Führerscheins wurde Wyss             war es auch, die sich 1993 um den kompletten
   auf «die Piste» zu den Kunden geschickt. «Dadurch       Umbau der frisch erworbenen Liegenschaft in
   habe ich früh mitbekommen, worauf es bei pro­           Mönchaltorf (ZH) kümmerte und sich besonders
   fessionellen Werkzeugen ankommt. Ich bin an das         beim Interieur einbrachte. Mönchaltorf ist bis
   entscheidende Know-how herangekommen. Das               ­heute der Hauptsitz der Kraftwerk-Tools-Gruppe.
   prägte meine weitere Karriere», erinnert er sich.        In der Europäischen Union ist das Unternehmen
                                                            mit drei Niederlassungen etabliert. Die Inspiration
      Trendsetter für Werkzeuge                             für den Firmennamen Kraftwerk stammt von der
       1977 nahm Wyss eine Stelle ausserhalb des            deutschen Band mit gleichem Namen.
Familienbetriebs in der Branche an. Regelmässig                    Nach der Jahrtausendwende erlebte die
stand er dort in Kontakt mit einem amerikanischen           Kraftwerk-Gruppe ein beachtliches Wachstum.
und einem japanischen Lieferanten. Dabei merkte             Der Umsatz vervierfachte sich bis 2015 auf über 30
er, dass er besonders gerne mit asiatischen Part-           Millionen Franken. Das Unternehmen hatte schon
nern zusammenarbeitete, und entwickelte eine                2012 eine Dimension erreicht, die eine Reorgani­
­Leidenschaft für den Fernen Osten. In seinem spä-          sation absehbar machte. Die Gründe: Das Poten­
 teren Unternehmen unterhielt er zu Lieferanten aus         zial der bestehenden Räumlichkeiten war fast
 dieser Region enge Beziehungen – manche hielten            ­erschöpft, das Agentennetz in Deutschland hätte
 gar über 30 Jahre. Seine Faszination für den F­ ernen       durch eigenes Verkaufspersonal ersetzt werden
 Osten hält sich bis heute. So ziert ein chinesischer        müssen und nicht zuletzt brauchte die Gruppe
 Drache seine Visitenkarte. «Meine Frau ist im               eine andere Organisations- und Führungsstruktur.
 ­Zeichen des Drachens geboren – er bringt Glück.»           Wyss sah sich mit deutlich grösserem administra­
       Eine weitere Passion von Wyss ist die Ent-            tivem Aufwand konfrontiert – und seine Leiden-
  wicklung und Kreation von neuen Werkzeugen.                schaft lag eher im Einkauf und in der Kreation von
  «In unserem Unternehmen haben wir kaum ab                  Werkzeugen.

                                                                                                                  9
UBS impulse#2 / 2017 Aufgefallen Der Teephilosoph - für Unternehmer - UB Basel
Verantwortung und                                          Die Zukunft vor Augen
      Eigeninteressen                                                  Nach dem Ausscheiden aus dem Unter­
             Wie weiter? Die Unternehmerfamilie nahm       nehmen hat Wyss eine Auszeit für sich und seine
diese Situation zum Anlass, ernsthaft über die             ­Familie genommen. Er verwaltet das Familien-­
Nachfolge zu sprechen. Infrage kam eine Weiter-             finanzvermögen und seine Immobilien in Spanien.
gabe an den Sohn. In diesem Fall hätte Wyss das             Für die Realisierung neuer Projekte will er sich
Unternehmen selbst noch umstrukturiert und wei-             Zeit lassen. Konkrete Projekte hat er noch nicht
tergeführt, bis Ausbildung und Wanderjahre des              an­gepackt, ist aber offen für Neues. Einen zweiten
Sprösslings abgeschlossen gewesen wären. Relativ            Start als Unternehmer durch den Kauf einer Firma
schnell wurde aber klar, dass der Sohn a­ ndere Z­ iele     schliesst er nicht aus. «Es müsste aber schon eine
verfolgte. «Er wollte näher bei den Menschen sein           Herausforderung sein», fügt er hinzu. Zu seinen
und fühlte sich in meinem Bereich des Handels               Optionen zählt auch die Weitergabe seiner All-
­weniger zu Hause», resümiert Wyss.                         roundererfahrungen als Consultant oder ein Ver-
             So entschied sich der Firmengründer, die       waltungsratsmandat – zum Beispiel im Import und
 ­anstehende Umstrukturierung nicht mehr selbst             Export, im Handel mit Asien oder im Speditions­
  durchzuführen. Für ihn war klar: Sein Lebenswerk          wesen. Einzig im Handwerkzeugbereich ist er auf
  sollte an jemanden verkauft werden, der in die            absehbare Zeit durch Firmenverkauf-Vertrags­
  ­Firma investieren und sie in seinem Sinne weiter-        klauseln eingeschränkt.
   führen würde. Nicht zur Debatte stand ein Ver-                      Nicht auszuschliessen ist, dass der Sohn der
   kauf an einen Finanzinvestor. 2013 gelangte er           Familie Wyss sich selbstständig machen möchte.
   auf Empfehlung seines Anwalts an UBS. Die Bank           ­Inzwischen hat er sein Studium in Marketing und
   ­wickelte gemeinsam mit Wyss den Verkauf in               Öffentlichkeitswerbung abgeschlossen. «Vielleicht
    knapp drei Jahren engagiert ab.                          will er einmal ein Werbebüro eröffnen», sinniert
             In der Verkaufsphase nabelte sich Wyss          Wyss. Für diesen Fall hätte er mit einer Aktien­
    ­diskret von seinem Lebenswerk ab. Nur seine             gesellschaft vorgesorgt, die sich seit Jahren in
     ­Kadermitarbeiter waren informiert. Am 19. April        ­Privatbesitz befindet. «Vorläufig soll sich mein
      2016 teilte er der Belegschaft mit, dass Kraftwerk      Sohn die S   ­ poren verdienen. Falls er – oder auch
      ­Europe AG an Alexander Pieper verkauft wurde.          ich – ein neues Unternehmen auf die Beine stellen
       Im Unternehmen war die Überraschung darüber            will, e­ rsparen wir uns mit der vorhandenen AG Zeit
       gross. P­ieper stammt aus der gleichnamigen            und Aufwand für die Firmengründung.»      •
       Schweizer Unternehmerfamilie, der unter anderem
       die Franke-Gruppe gehört.

10     Schwerpunkt
Eigentümerstrukturen in Familienunternehmen

 Heraus­forderungen                                                                 Heraus­forderungen
 –– Machtmissbrauch                                                                 –– Klärung der Eigentums­
 –– Abhängigkeit                                                                       verhältnisse
    vom                                                                                und Aufgabenstellung
    ­Alleininhaber                                                                  –– Rolle von nicht operativ
 –– Fehlende externe                                                                   tätigen ­Geschwistern
    Sicht                                                                           –– Kapitalrivalität ­unter
                                                                                       ­Geschwistern

                                                Alleineigentümer
                                              Kontrolle und Besitz bei
                                              einem ­Familienmitglied                                                           Geschwistern­
                                                                                                                                 gesellschaft
                                                                                                                               Mehrheit bei einer
                                                                                                                             ­Geschwister­generation
                              Heraus­forderungen
                                  –– Identifikation mit ­Unternehmen und
                                     ­Investorenrolle
                                  –– Entscheidungsfindung in Familie,                                     Heraus­forderungen
                                     ­Rollen und Qualifikationen                                          –– Komplexität durch ­Diversität
                                  –– Gemeinsame Identität, Zusammenhalt                                   –– Identifikation mit Unter­
                                     und Komplexität                                                         nehmen und Investorenrolle

                                     Unternehmerfamilie und                                                       Cousinkonsortium
                                        Familiendynastie                                                  Mix aus operativ ­tätigen und nicht
                    Familie als unternehmerischer und ­geduldiger                                                  operativ t­ätigen
               ­Investor, der Firmen im ­Verbund aufbaut und verkauft                                          ­Familiengesellschaftern

 Zeiträume bei der Unternehmensübergabe

 MBI
 Management-Buy-in                        1,6 Jahre                                58     42                                         2,7 Jahre

 MBO
 Management-Buy-out                       3,3 Jahre                                59     40                                         3,5 Jahre

 FBO
 Family-Buy-out                           6,5 Jahre                                64     36                                         6,5 Jahre

                                          Ø-Dauer                          Ø-Alter                         Ø-Dauer
                                          der gedanklichen Auseinander-    bei Verantwortungsübergabe      des Verbleibs des Vorgängers in
                                          setzung des Vorgängers bis zur   Vorgänger / Nachfolger          der Firma ab Übergabe
                                          Übergabe

 Quelle: Halter, Schröder 2017.                                                                                                                        11
«Wir müssen unbequeme
Fragen stellen.»
Patrick Forte über konfliktträchtige
Familienkonstellationen
­                        und Fallstricke
bei der Unternehmensnachfolge.
Adrian Roost (Interview) und Dominik Hodel (Bilder)

Herr Forte, viele Unternehmer halten eine              Forte: Sinnvoll erscheint mir ein Verkauf an
­familieninterne Regelung für die einfachste           j­enes Kind, das die Führung übernehmen will.
 Lösung einer Unternehmensnachfolge. Es                 Oder noch besser: Der oder die Nachfolgekandi-
 bleibt ja alles in der Familie …                       daten sollen einen Vorschlag einbringen, wie sie
 Patrick Forte: Einfache Nachfolgerege­                 das Unternehmen ausrichten und führen möch-
 lungen gibt es nicht, es gilt immer, den Einzelfall    ten. Hier stellt sich dann immer noch die Frage, ob
 ­genau zu prüfen. Und die Annahme, dass eine           das Kader den oder die Nachfolger als Vorgesetzte
  Regelung in der Familie die einfachste Form der       akzeptieren wird. Der Verkaufserlös könnte beim
  Übergabe sei, halte ich für falsch und gefährlich.    Erbgang auf alle Berechtigten aufgeteilt werden,      Patrick Forte
                                                        wobei die aus der Nachfolgeregelung ausgeschie-       stammt selbst aus einer
 Warum?                                                 denen Kinder auf den Erbgang warten müssen,           ­Unternehmerfamilie. Bei UBS
 Forte: Jeder Unternehmer mit einer Familie             bis sie Zugriff auf ihren Anteil bekommen.            ist er Leiter Unternehmens­
 ­befindet sich in einer Doppelrolle: Als Firmenchef                                                          kunden in der ­Zentralschweiz
  trägt er die Verantwortung für sein Unternehmen          Welche anderen Möglichkeiten hat ein               und führt seit 2011 den Bereich
  und seine Mitarbeitenden. Als Vater muss er              ­Familienunternehmer?                              KMU Advisory. Seit 2017
  für sich, seine Partnerin und ­seine Kinder eine          Forte: Eine weitere interne Lösung ist der        ist er zudem in der Verkäufer­-
  Lösung finden, um die eigene Vorsorge zu sichern     ­Verkauf an ein Kadermitglied. Dies erfordert          aus­bildung von UBS tätig.
  und das Familienerbe ­bestmöglich weiterzu­           ­einen langjährigen Aufbau entsprechender
  geben. Hier eine allseits ­faire Lösung zu finden,     ­Strukturen. Eine andere Option besteht in dem
  ist definitiv nicht einfach und birgt einiges           Verkauf an ­einen Aussenstehenden – sei es
­Konfliktpotenzial.                                       ein Unternehmer oder ein Investor. In diesem
                                                          Fall erhält die Familie eventuell einen höheren
Aber die familiäre Vertrautheit ist doch ein              Verkaufserlös. Sie ­verliert aber auch jeden
Vorteil bei der Lösung solcher Konflikte.                 ­Einfluss auf das Unternehmen und es droht ein
Forte: Erfolgreiche Unternehmer sind oft                   Schwund an gesellschaftlichem Ansehen.
­gekennzeichnet durch einen gewissen Eigensinn,
 durch Risikobereitschaft und eine feste Meinung.      Wie kann UBS Unternehmern bei der
 Manch einer geht von einer familieninternen           ­Nachfolgeregelung helfen?
 Nachfolge aus, ohne dass dies in der Familie           Forte: Uns kommt die Aufgabe zu, einem
 ­offen diskutiert worden wäre. In der Praxis zeigt     ­Unternehmer auch unbequeme Fragen zu stellen
  sich dann, dass keines der Kinder auf die              wie: Ist dem auserkorenen Nachfolger klar, dass
  ­Übernahme des Betriebs vorbereitet ist. Und die       er die Firma übernehmen soll? Hat er wirklich
   ­Aktien am Familienunternehmen einfach zu             das Zeug dazu? Falls ein Unternehmer dreimal
    ­gleichen Teilen an die Kinder zu verkaufen          verheiratet war: Sind die Ansprüche aller Famili-
                                                                                                                                                Porträtillustration: Gregory Gilbert-Lodge

     oder gar zu verschenken, ist unternehmerisch        enmitglieder geregelt? Kommen die Strukturen
     ­gefährlich. Es gibt in so einem Fall weder         eines Unternehmens – vom Know-how über die
      ­Mehrheiten noch einen Anreiz, das eingesetzte     Entscheidungswege bis hin zur Kapitalausstat-
       Kapital möglichst produktiv einzusetzen.          tung – für eine externe Nachfolgeregelung infra-
                                                         ge? Die Beantwortung solcher Fragen erfordert
Wie sieht denn eine sinnvolle Lösung für                 Zeit und auch Mut. Sind sie einmal geklärt, geht
das Unternehmen und die Familie aus?                     die eigentliche Transaktion meist zügig voran. •

12     Schwerpunkt
«Manch ein Unternehmer
geht von e­ iner familien-
internen Nachfolge aus,
ohne dass dies in der ­
Familie offen d­ iskutiert ­
worden wäre.»
Patrick Forte

                               13
«Politik darf ­ 
U
­  nternehmen nicht
  alleinlassen.»
Die Energiewende wird die Schweizer
­Wirtschaft nachhaltig verändern – darin sind
 sich Peter Schildknecht, Rolf Wüstenhagen
 und Christine Novakovic einig.
Sandra Willmeroth (Interview) und Jos Schmid (Bilder)

Peter Schildknecht, Christine Novakovic, Rolf Wüstenhagen

14    Im Gespräch
Die angestrebte Energiewende sehen viele             Strom pro Jahr. K  ­ ostet die Kilowattstunde       Dr. Peter Schildknecht
als Chance für die Schweizer KMU – viele             einen Rappen mehr, steigen die Energiekosten        leitet seit 2009 die Geschäfte
aber auch als Risiko. Wo liegen die Chancen?         im Papiergeschäft demzufolge um 6,3 Millionen       der international tätigen CPH
Rolf Wüstenhagen: Ich sehe die Energie-              Franken pro Jahr. Für einen Haushalt entspricht     Chemie + Papier Holding AG.
wende als gesellschaftliches Aufbruchssignal,        der Rappen vielleicht 40 oder 50 Franken            Das Unternehmen hat mehrere
das den Weg für Innovation und Wandel                ­jährlichen Mehrkosten. Bei diesen Grössen­         Geschäfts­bereiche und pro­
ebnet. Meine Hoffnung ist, dass daraus weitere        unterschieden liegt es auf der Hand, dass wir      duziert unter ­ande­rem auch
Beispiele von Unternehmen entstehen, die              uns geringe Energiebeschaffungspreise und          ­Zeitungs- und ­Magazinpapier.
sich erfolgreich transformieren und im Bereich        eine ­effiziente Energienutzung zum Ziel
Cleantech positionieren wie beispielsweise            gesetzt haben. Eine grosse Anzahl Massnahmen       Prof. Rolf Wüstenhagen
­Stadler Rail oder Gurit. Beide sind produzierende    konnten wir bereits erfolgreich umsetzen.          ist führender Experte der
 Unternehmen, die sich sehr stark auf neue            Dafür brauchen wir aber keinen Staat, der mit      Schweiz für alle Fragen zur
 Geschäftsfelder fokussierten und heute weltweit      ­Subventionen in den Markt eingreift.              Ener­giewende. Der Direktor
 führend und profitabel sind.                                                                            des Instituts für Wirtschaft und
 Christine Novakovic: Wir haben jetzt die             Halten Sie Subventionen für ein probates           Ökologie an der Universität
 Chance, First Mover zu werden. Das erfordert         Mittel, um die Energiewende einzuleiten?           St. Gallen (IWÖ-HSG) vertrat die
 eine Politik, die versteht, dass man die Unter­      Novakovic: Ja und nein. Einerseits sollten         Schweiz von 2008 bis 2011 im
 nehmen nicht alleinlassen darf und ihnen helfen      Subventionen nur eingesetzt werden, um             Autorenteam des Weltklimarats
 muss. Es braucht ein Volk, das zum Mitmachen        ­Ver­haltensänderungen herbeizuführen. Sie          (IPCC). Von 2011 bis 2015
 bereit ist und wie die Unternehmen einen effizi-     sollen die Gesellschaft in eine andere Richtung    war er Mitglied des Beirats zur
 enten Umgang mit Energie lernt. Es gibt aber         lenken und es ihr insgesamt erleichtern,           Energiestrategie 2050.
 kaum ein Thema, das auf ein funktionierendes         andere Wege einzuschlagen. Aber es darf
 Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik und            nicht lang­fristig etwas unterstützt werden, was   Christine ­Novakovic
 Gesellschaft so sehr angewiesen ist wie die Ener-    nicht wettbewerbsfähig ist.                        unterstützt und begleitet ihre
 giewende. Und die Schweiz war immer extrem           Wüstenhagen: Subventionen sind nicht               ­Kunden als Leiterin des Firmen­
 stark darin, solche Ziele im Dialog zu erreichen.    das eleganteste, aber ein wirksames Mittel zur     kunden­geschäfts von UBS
 Peter Schildknecht: Was die Energie­                 Anschubfinanzierung einer neuen Technologie        Schweiz auf ­ihrem Weg durch
 effizienz betrifft, sind die energieintensiven       und vor allem zur Korrektur von externen           die Energiewende. 2018 hat
 Betriebe bereits First Mover. Ihr ureigenes          Kosten. Davon haben wir im Energiebereich          sie sich zum Ziel gesetzt, ihre
 ­Interesse sind niedrige Produktionskosten. Das      immer noch zu viel, besonders bei der Kern-        Kunden vom papierlosen Büro
  gilt ­insbesondere für mein Unternehmen,            energie und dem CO2-Ausstoss, denn der             zu überzeugen. Pro 50 Kunden,
  zu ­welchem auch die Perlen Papier AG gehört.       ­Klimawandel wird uns langfristig hohe Kosten      bei denen ihr das gelingt,
  Wir brauchen dort etwa 630 Gigawattstunden           bescheren. Finanzielle Anreize für erneuerbare    will sie einen Baum pflanzen.

           «Wir haben
           jetzt die C
                     ­ hance,
           First Mover
           zu werden.»
           Christine ­Novakovic

                                                                                                                                           15
Energien sind der i­ndirekte Weg, diese externen     weiter in die Höhe treibt. Am Schluss müssen        Energiestrategie 2050
Kosten zu inter­nalisieren. Insofern ist der Tag,    das immer die Konsumenten oder die Unter­
an dem die ­externen Kosten des CO2-Ausstosses       nehmen berappen. Als energieintensives              Die Schweiz hat sich mit
vollständig internalisiert sind, auch der Tag, an    und als ­einziges verbleibendes Unternehmen in      der Energiestrategie 2050
dem man mit der F­ örderung der erneuerbaren         der Schweiz, ­welches Pressepapiere herstellt,      ehrgei­zige Ziele gesetzt – allen
Energien ­aufhören kann.                             können wir keine höheren Energiekosten              voran den Ausstieg aus der
Schildknecht: Nachhaltigen Wandel                    tragen als unsere direkten Konkurrenten im          Atomenergie. Dafür soll die
erreicht man nicht durch Subventionen, sondern       benach­barten Ausland. Dies wäre ein weiterer       heutige Produktion von
durch Innovation und Unternehmertum. Sobald          Wettbewerbs­nachteil im internationalen Markt.      knapp 3000 GWh Strom aus
der Staat mit Subventionen in einen Markt            Novakovic: Die höheren Kosten müssen mit            ­erneuerbaren Energien bis
­eingreift, verzerrt er den Wettbewerb. In           Effizienzsteigerungen in den Produktionszyklen      zum Jahr 2035 auf 11 400 GWh
 Deutschland haben wir gesehen, wie die starke       und -prozessen kompensiert werden. Dort             ­ausgebaut werden. Dies
 Subven­tionierung der alternativen Energie­         besteht die Hebelwirkung – ähnlich wie bei UBS.     auch, um die Abhängigkeit
 formen zu massiven Überkapazitäten führte.          Wir können die Energieeffizienz unserer             von ­importierter und fossiler
 Als Folge sind die Strompreise unter ihre           Gebäude noch so sehr verbessern: Es ändert          ­Energie zu senken. Die kosten-
 ­Entstehungskosten gefallen. Nun diskutieren        nichts daran, dass die Bank die meiste Energie in   deckende Einspeisevergütung
  wir heute in der Schweiz, ob wir die Wasserkraft   den Rechenzentren verbraucht. Also müssen           (KEV) soll dabei die nötigen
  ­subventionieren sollen, um sie am Leben zu        wir für die Senkung des Energieverbrauchs dort      Anreize zur Förderung der
   erhalten. Einmal gesprochen, jagt eine Subven-    investieren.                                        Strom­produktion aus erneuer-
   tion die nächste. Deswegen sollte sich der        Wüstenhagen: Einverstanden, für die                 baren Energien schaffen.
   Staat m­ öglichst weit heraushalten und sich      Unternehmen geht es darum, die Produktion           Sie garantiert den Produzenten
   ­darauf beschränken, einen offenen Wettbewerb     kosten- und energieeffizient zu gestalten.          von erneuer­barem Strom
    mit gleich langen Spiessen sicherzustellen.      Man muss sich aber auch darüber Gedanken            einen Preis, der ihren Produk­
                                                     machen, wie wir mit gewissen Risiken umgehen,       tions­kosten entspricht.
Die Energiewende wird höhere Energie­                die im Moment noch schlummern, aber die             Das Schweizer Stimmvolk hat
kosten zur Folge haben. Wie können die               ­stärker w
                                                              ­ erden. Naturkatastrophen werden auf-     im Mai 2017 das revidierte
­Unternehmen diese kompensieren?                      grund des Klimawandels tendenziell zunehmen.       ­Energiegesetz mit 58 Prozent
 Schildknecht: Die Energiewende kostet                Diese Risiken muss man mit einrechnen. Vor         angenommen.
 viel, weil mit hohen Subventionen eingegriffen       allem muss man etwas dagegen unternehmen.
 wird. Zudem bedingt der Ausbau der erneuer­
 baren Energien auch die Anpassung der               Welche Massnahmen zur Steigerung der
 ­Netz­infrastruktur. Das kostet ebenfalls mehrere   Energieeffizienz werden die Schweizer
  ­Milliarden Franken, was die Energiekosten         ­Wirtschaft am meisten verändern?

                                                                                  «Die Energie­wende
                                                                                  kostet viel, weil mit
                                                                                  ­hohen Subventionen
                                                                                   eingegriffen wird.»
                                                                                   Peter ­Schildknecht

16    Im Gespräch
Wüstenhagen: Der grösste Umbruch,                     k­ önnen. Deshalb werden wir künftig eine         Top-10-Energieeffizienz-
der uns bevorsteht, ist die Elektromobilität.          noch grössere Auslandsabhängigkeit haben, weil   massnahmen nach
Etwa ein Drittel der CO2-Emissionen entsteht im        wir mehr Strom importieren müssen.               ­Amortisationszeit
Verkehr und bezüglich des Energieverbrauchs
sind wir hier praktisch komplett abhängig vom         Wie unterstützt UBS ihre Kunden dabei,            Intelligente Strommessung
Ausland. Zudem hat ein Verbrennungsmotor              die Herausforderungen der Energiewende                                      1 – 2 M.
einen Wirkungsgrad von 15 bis 20 Prozent.             zu meistern?                                      Stromsparende Lampen
Derjenige eines Elektromotors liegt bei 80 bis        Novakovic: Wenn Kunden ihre Energie­                                    1 – 12 M.
90 Prozent – ist also um das Drei- bis Vier-          effizienz verbessern wollen, unterstützen wir     Variable Antriebe
fache höher. Hier liegt ­enormes Potenzial,           ­entsprechende Investitionen mit vergünstigten                          3 – 12 M.
­besonders wenn man Elektroautos mit                   Finanzierunglösungen. Ich möchte unsere          Hocheffiziente Motoren
 ­erneuerbaren Energien betreibt.                      Kunden aber auch in anderen Bereichen zum                              3 – 12 M.
  Novakovic: 87 Prozent der Bestandteile               Umdenken bewegen und sie etwa vom papier­        Gebäudesteuerung
  des ersten in Massenproduktion gefertigten           losen Büro überzeugen. Deshalb verschicken wir                         3 – 48 M.
  ameri­kanischen Elektroautos stammen                 ab 2018 alle Dokumente nur noch digital. Für     Intelligente Lichtsteuerung
  von der Firma LG. Wir kennen die Marke LG            jeweils 50 Kunden, die wir konvertieren, werde                              1 – 4 J.
  von F­ ernsehern und Monitoren, aber nicht           ich einen Baum pflanzen. Es geht vor allem       Höhere Fabrik- und
  aus der Automobilindustrie. Das heisst:              darum, dass man ­darüber spricht und sich        Prozess­automatisierung
  Die Elektro­mobilität wird einen starken Einfluss    Gedanken macht – nicht nur um das eigene                                    1 – 4 J.
  auf die Auto- und Zulieferindustrie haben            Unternehmen, sondern um etwas, was darüber       Strommanagementlösungen
  und grosse strukturelle Verschiebungen mit           hinausgeht.•                                                                1 – 4 J.
  sich bringen. Das bietet ebenfalls ein enormes                                                        Versorgungsspannungs-
  Potenzial.                                                                                            ­optimierung
  Schildknecht: Die zunehmende Elektro­                                                                                            2 – 5 J.
  mobilität wird grosse Veränderungen in der                                                            Kraft-Wärme-Kopplung
  ­ganzen Wertschöpfungskette auslösen. Aller-                                                                                     2 – 7 J.
   dings bedeutet ein Ausbau der Elektromobilität
   auch einen steigenden Stromverbrauch. Die                                                            Quelle: Siemens

   Energiestrategie 2050 geht aber davon aus, dass
   unser Stromkonsum bis 2035 um 13 Prozent
   ­sinken wird. Dennoch werden die erneuerbaren
    ­Energien den fehlenden Strom aus der Kernkraft
     bis dahin nicht in vollem Umfang ersetzen

                                                                                                                                        17
Treibstoff für
die Expansion
Start-ups können ihr Wachstum oft noch nicht
aus eigener Kraft finanzieren. Sie brauchen
den Zugang zu externen ­Kapitalgebern.
Verena Kaiser (Text) und Ben Grib (Illustrationen)

                                                                               Porträtillustration: Gregory Gilbert-Lodge

                 UBS bringt zum einen die Erfahrung in der Ansprache von
                 ­Investoren mit. Zum anderen behalten wir für interessierte
                  ­Kapitalgeber die Start-up-Szene im Auge.

18    Wissen
W
            enn es darum geht, Wachstum zu finan-      bereits über eine gute Marktpräsenz verfügen, ers-
            zieren, setzen etablierte KMU in der       te Umsätze mit einer diversifizierten Kundenbasis
            Schweiz traditionell Mittel ein, die sie   erzielt haben und einen klar formulierten Business-
durch eigene Leistung erwirtschaftet haben. An-        plan besitzen. Was so einfach aussieht, erweist sich
ders ist es bei Jungunternehmen: Ihre finanziellen     oft als Stolperstein. Nicht selten sind Business­pläne
Ressourcen reichen in der Regel noch nicht aus,        unklar formuliert oder unvollständig doku­mentiert.
um eine Erweiterung ihrer Produktpalette oder          Ganz wichtig ist, dass die Annahmen im Business-
eine Marktexpansion aus eigener Kraft zu finan-        plan auch im Finanzplan nachvollzogen werden
zieren. Gleichzeitig lassen die Bewertungskriterien    können. Manchmal empfiehlt es sich auch, die Ex-           Verena Kaiser
zu d
   ­ iesem Zeitpunkt oft noch keine oder eine nicht    pansion in kleineren Schritten zu planen. Sie lassen       war ab ­November 2014 am
ausreichende Bankfinanzierung zu.                      sich realistischer kalkulieren als grosse Sprünge.         ­Aufbau der ­UBS-Dienstleistung
                                                                                                                  Direct ­Investments beteiligt.
      Für den Werkplatz Schweiz                                Netzwerke knüpfen                                  Seit dem 1. Juli 2017 ist sie
       Eine wichtige Rolle übernehmen hier Wachs-               Für Jungunternehmen stellt es meist eine          Head of Direct Investments bei
tumsinitiativen wie SEF4KMU und externe Kapital-       grosse Herausforderung dar, Kapitalgeber zu                UBS Switzerland AG.
geber, die direkt in die wachstumsorientierten Ge-     ­finden. Umgekehrt bedeutet es für interessierte
schäftsmodelle investieren. Oft waren oder sind sie     Investoren einen erheblichen Aufwand, den Über-
selbst als Unternehmer oder im obersten Manage-         blick über das Feld der Unternehmensgründer
ment von Unternehmen tätig, sind vermögende             zu behalten. Beim Brückenschlag zwischen den
Privatpersonen oder vertreten Family Offices. Sie       ­beiden Seiten leisten wir von UBS wertvolle Unter-
alle wollen einen Beitrag zum Werkplatz Schweiz          stützung. Wir bringen zum einen die Erfahrung in
leisten. Über das finanzielle Engagement hinaus          der professionellen Ansprache von Investoren mit,
bringen sie meist auch ihre Erfahrungen und ihr          die den Jungunternehmen meist noch fehlt. Zum
Netzwerk in die kapitalsuchenden Firmen ein. Und         anderen behalten wir für interessierte Kapital­
so mancher frühere Unternehmer fühlt sich dabei          geber die Start-up-Szene im Auge. Ein Gremium
in seine eigene Gründerzeit zurückversetzt.              aus unabhängigen Experten und Vertretern von
                                                         UBS prüft jährlich über 200 Geschäftsmodelle, von
      Die Expansion realistisch                          ­denen es rund 30 aktiv verfolgt. Aus diesem Kreis
      kalkulieren                                         bekommen 15 bis 20 Jungfirmen Gelegenheit,
     Worauf achten externe Kapitalgeber bei der           sich dem bankeigenen Private Investor Circle zu
Finanzierung von Jungunternehmen? Diese sollten                      •
                                                          präsentieren.

Mit verschiedenen Initiativen engagiert sich UBS als Vermittlerin zwischen
kapitalsuchenden Firmen und externen Kapitalgebern

SEF4KMU                                          Auslandsexpansion mit SERV                        UBS Private Investor Circle
Die 2012 von UBS und dem Swiss Economic          Wer ins Ausland expandieren will, benötigt        Das bankeigene Netzwerk vereint ver­­-
­Forum gegründete Wachstumsinitiative            unter Umständen eine Vorfinanzierung der          mö­gende Privatkunden, die sich direkt an
­richtet sich an Schweizer KMU und Jungunter-    Produktion. Werden die Waren dann geliefert       ­kapital­suchenden Jungunternehmen
nehmen mit Ausbauplänen, die Kredit- oder        oder die Dienstleistungen erbracht, muss          ­beteiligen möchten. UBS stellt die Plattform
Eigenkapitalfinanzierung suchen. Bislang         das Unternehmen darauf vertrauen können,          zur ­Ver­fügung, auf der sich ausgewählte
­wurden 39 Firmen mit einem Wachstums­           dass die Käufer im Ausland diese auch             Jung­unternehmen den Investoren präsen­
kapital von 100 Mio. CHF unterstützt. Im         ­bezahlen. UBS hat zusammen mit der               tieren können. Sie begleitet die Mitglieder
­Evaluationsprozess wird den Bewerbern auch      ­Schweizerischen Exportrisikoversicherung         ­dabei, eigen­verantwortlich ein ausge­-
Expertise bei der Strategieentwicklung und       (SERV) ­Lösungen dazu entwickelt.                 wogenes ­Portfolio an Direktbeteiligungen
der Erstellung der Businesspläne vermittelt.     serv-ch.com                                       auf­zubauen, und ­vermittelt ihnen das

sef4kmu.ch                                                                                         ­entsprechende ­Wissen.

                                                                                                                                                   19
Wenn jede
­Stunde zählt
UBS Leasing mit Industriebonus
­ermöglichte einem Blechverarbeiter,
 seinen Maschinenpark in kurzer
 Zeit zu ergänzen.
Corin Ballhaus (Text), Cédric Widmer (Bilder) und Ben Grib (Illustration)

W
             er am Ball bleiben will, muss techno­
             logisch vorn dabei sein», lautet die
             ­feste Überzeugung von Jan Schlumpf.
Er ist Inhaber und Geschäfts­leiter der ­Sibatec AG
im Zürcher Oberland. Seinem Grundsatz ist der
­innovative Blechverarbeiter und Apparatebauer
 treu geblieben, seit er vor 30 Jahren zusammen mit
 seiner Frau die Firma gründete.

     Vorsprung durch Technologie
       Schlumpf startete seinen Kleinbetrieb mit
­iner englischen Stanzmaschine und einer
e
­Schweizer Abkantpresse. Bereits wenige Jahre
 später stiess Sibatec in eine neue Dimension vor.
 Damals liess sich der Firmengründer an der Leit-
                                                       Firmengründer Jan Schlumpf (links) und
 messe der Blechbearbeiter in Essen vom aller­         sein Sohn David Schlumpf, Qualitätsmanager
 ersten 3-D-Laserschneider in den Bann ziehen.         bei ­Sibatec AG.
 Dieser wurde dort vom deutschen Maschinen­
 hersteller Trumpf präsentiert. Als der engagierte
 Unternehmer erfuhr, dass der Pionier in diesem
 B ereich noch keine e
 ­                       ­inzige Maschine in die
 Schweiz verkauft hatte, stand für ihn fest, dass
 die erste bei Sibatec stehen sollte.
       «Bedarf an einem 3-D-Laserschneider hatte
 ich damals noch nicht, aber dessen Möglichkeiten
 faszinierten mich», erinnert sich Schlumpf. Auch            Mut macht sich bezahlt
 fehlte ihm zunächst eine passende Lokalität für              «Dieser Schritt hat mir zwar die eine oder
 die Maschine. Als einige Monate später die geeig-     andere schlaflose Nacht bereitet. Unser Mut hat
 nete Liegenschaft gefunden und die Finanzierung       sich aber bezahlt gemacht», erzählt Schlumpf.
 sichergestellt war, stand der B ­ eschaffung nichts   «Inzwischen setzen auch andere Blechbearbeiter
 mehr im Weg. Der 3-D-Laserschneider verschaff-        in der Schweiz 3-D-Lasertechnologie ein. Doch
 te Sibatec auf einen Schlag ­einen erheblichen Vor-   den Erfahrungsvorsprung kann mir niemand
 sprung gegenüber dem Markt. So wurde aus dem          ­nehmen.» Heute verarbeitet Sibatec auf e­ iner
 Kleinbetrieb mit vier bis sechs Angestellten bald      ­Produktionsfläche von 4000 Quadratmetern im
 ein 50-Personen-­Unternehmen.                           Schicht­b etrieb jährlich bis 800 Tonnen Stahl,

20     UBS Industriebonus
Chromstahl, Aluminium, Messing und Kupfer.               UBS Leasing mit
                                                      Stanzen, Schneiden und Abkanten erfolgen aus            ­Industriebonus: doppelt
                                                      ­einer Hand. Trumpf, nach wie vor der wichtigste         profitieren
                                                       Maschinen­lieferant von Sibatec, ist vor vielen Jah-
                                                       ren zudem Kunde geworden. Schlumpf ist stolz,
                                                       die strengen Bewertungskriterien als Premium­
                                                       lieferant von Trumpf zu erfüllen.

                                                            Neue Maschine – neue Bank
                                                              Sibatec darf sich über einen gut ausgelaste-
                                                      ten Maschinenpark freuen. Fällt aber eine Maschi-       Die Nachteile des starken
                                                      ne aus, wird die Auslastung rasch zur Belastung,        Schweizer Frankens können
                                                      wie Schlumpf kürzlich erleben musste. Rasches           KMU auch durch kontinuier­
                                                      Handeln war gefragt – drohten doch ansonsten            liche Investitionen in ihre Pro-
                                                      Produktionsverzögerungen. Schnell entschied er          duktionsanlagen ausgleichen.
                                                      sich gegen eine teure Reparatur des ausgefallenen       Betriebe, die mit der Moder­
                                                      Laserschneiders. Stattdessen wollte er die Gele-        nisierung des Maschinenparks
                                                      genheit nutzen, sich mit der Anschaffung einer          ihre Wettbewerbsfähigkeit
                                                      neuen Maschine technologisch aufzurüsten. Die           ­verbessern wollen, profitieren
                                                      Zeit drängte. Darum holte Schlumpf parallel zur         bei UBS Leasing zusätzlich von
                                                      Offerte seiner Hausbank eine zweite von UBS             einem Industriebonus. UBS gibt
                                                      ein. Die Finanzierungszusicherung der Grossbank         so die Rückvergütung der
                                                      ­erfolgte innert zwei Tagen. Die schnelle und unbü-     ­CO2-Lenkungsabgabe zweck­
                                                       rokratische Behandlung seines Antrags kam bei          gebunden an Unternehmen
                                                       Schlumpf in dieser kritischen Situation sehr gut       weiter. Denn neue Maschinen
                                                       an. Da zudem die Konditionen stimmten – nicht          produzieren effizienter und
                                                       zuletzt dank des Industriebonus –, fiel sein Ent-      umweltschonender. Der Bonus
                                                       scheid rasch zugunsten der UBS. Inzwischen ist         gilt für Leasingverträge von
                                                       die neue Maschine in Betrieb und Sibatec hat mit       mindestens 100 000 Franken
                                                       UBS bereits zwei weitere Leasingfinanzierungen         mit einer Laufzeit von mehr als
                                                       aufgegleist: eine für ein ERP-System und eine für      drei Jahren und beträgt je
                                                       ­einen weiteren Laserschneider. Entscheidend im        nach Kaufpreis der neuen Ferti-
Ein Mitarbeiter überwacht vom Monitor aus den           Kontakt zur Bank ist für Schlumpf, dass das           gungsanlage zwischen 1500
­Laserschneider, dessen Kopf in einem geschlossenen     ­Zwischenmenschliche stimmt. «Attraktive Kondi-       und 4500 Franken. Die Unter-
 «Container» bewegt wird.                                tionen und eine unkomplizierte Abwicklung allein     nehmen können pro Kalender-
                                                         können den Faktor Mensch bei mir nicht wett­         jahr zwei Verträge für den
                                                         machen», betont er.                                  ­Industriebonus anmelden und
                                                                                                              so die betreffenden Leasing­
                                                            Innovation mit Fortsetzung                        kosten um bis zu 9000 Franken
                                                            Die Zukunft sieht Schlumpf insbesondere im        reduzieren.
                                                      3-D-Laserschweissen. Der Anteil der Aufträge in         Mehr Informationen unter
                                                      diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren kon-      ubs.com/industriebonus
                                                      tinuierlich auf mittlerweile 50 Prozent erhöht. «Der
                                                      Vorteil dieser Methode ist die geringe Wärmeein-
                                                      wirkung. Das erlaubt die Bearbeitung selbst sehr
                                                      dünner Bleche», erklärt er. Die Zukunft des Unter-
                                                      nehmens trägt auch der Sohn des Firmengründers
                                                      mit. David Schlumpf arbeitet seit einigen Jahren als
                                                      Qualitätsmanager im Betrieb mit und verantwortet
                                                      die Optimierung der Abläufe und Prozesse. Seit
                                                      Sommer 2016 verfügt Sibatec über die Zertifizie-
                                                      rung nach ISO 9001-2015. So fi     ­ nden innovative
                                                      Technologie, hohe Qualität und grosses Know-
                                                      how im Schoss der Familie eine Fort­setzung.   •

                                                                                                                                             21
Der
Teephiloso

22   Aufgefallen: Peter ­O ppliger
oph

  Vom ersten Besuch in Indien bis
  zur e­ igenen Teeplantage auf dem
  Monte Verità: Seit Jahrzehnten
  steht der ­Grüntee im Zentrum von
  Peter ­Oppligers Leben und Karriere.
  Lara Surber (Text) und Dominik Hodel (Bilder)

                                                  23
Peter Oppliger in seiner
ersten Teeplantage auf
den Brissago-Inseln.

     Teezeremonie: vollendeter Genuss von Grüntee. Aus den Blättern
     der Camellia ­sinensis ­werden Grün- und Schwarztee hergestellt.

24     Aufgefallen: Peter ­O ppliger
O
          hne Peter Oppliger gäbe es kein Rivella         haben sich damals wieder vermehrt für Natur­             Zahlen & Fakten
          Grün. Sein Buch «Der Grüne Tee» hat den         heilkunde interessiert.» Mit seinem Mitarbeiter

                                                                                                                   1=1
          damaligen Rivella-CEO Franz Rieder vor          Willy B ­ ühlmann gründet er 1976 für die Import-
rund 20 Jahren auf die Idee zum neuen Getränk             produkte seiner Drogerie eine eigene Firma – die
gebracht. «Er rief an und fragte mich, ob sich ein        Herboristeria. Der Tee verkauft sich gut und ist das
Grüntee-Rivella umsetzen liesse», erinnert sich           wichtigste Produkt im Sortiment.
der gelernte Drogist Oppliger. Heute bezeichnet                  Nach dem Brand des Luzerner Bahnhofs              Grün- und Schwarztee
er sich selbst als «Teephilosophen». So betitelt der      ­eröffnet Oppliger dort eine weitere Apotheke, die       ­werden beide aus derselben
­ja­panische Kunstwissenschafter Kakuzo Okakura            heute die grösste Apotheke der Innerschweiz ist.        Pflanze, der Camellia sinensis,
 Menschen, die sich leidenschaftlich dem Tee               Neben seinen florierenden Geschäften ist O­ ppliger     ­her­gestellt. Den Unterschied
 ­widmen. Oppliger bejahte Rieders Frage und un-           Dozent für Naturheilkunde, hält Vorträge, veran-        macht die Verarbeitung:
  terstützte Rivella beim Tüfteln mit verschiedenen        staltet Weiterbildungsseminare und Studienreisen        Der Grüntee wird im Gegen-
  Rezepturen. Auf die Frage, ob sich seine Beteili-        und richtet auf dem Ballenberg zwei historische         satz zum Schwarztee nicht
  gung an der Entwicklung finanziell gelohnt habe,         Drogerien und einen Heilpflanzengarten ein.             ­fermentiert.
  meint Oppliger: «Die finanzielle Rendite als solche
                                                                Geschäft und Leidenschaft
  hat mich nie interessiert. Ich habe in meinem L­ eben
  einen Haufen Sachen gemacht. Zum Teil habe ich                    Oppligers Kundenkreis wächst. Mit seiner       600 – 700 t
  viel Geld verdient und zum Teil viel ver­loren.» Die    F­ irma Peter Oppliger AG verkauft er seine eigene       Die meisten Importe kommen
  Entwicklung des Tafelgetränks ist – g ­ enau wie sein    Linie für Beuteltee, H&O, online an rund 750 Privat­    aus dem Vereinigten König-
  erstes Teebuch – nur ein Teil der langen «Grüntee-       kunden. Dazu kommen zahlreiche Wiederverkäu-            reich, den Niederlanden
  Geschichte» von Peter Oppliger.                          fer des H&O-Tees und knapp 20 sorgfältig aus­           und Deutschland. Nur 600 bis
                                                           gewählte Reseller des Offentees der Peter Oppliger      700 Tonnen werden direkt
      Die aufgehende Sonne                                 Green Tea Selection. Kurz vor Erreichen des Pen­        aus den Ursprungsländern des
        Oppligers Liebe zum Grüntee erwacht 1964,          sionsalters verkauft Oppliger seine Geschäfte und       Tees importiert.
als sich der heute 77-Jährige auf der Suche nach           erfüllt sich einen Traum: Im botanischen Garten

                                                                                                                   6000 t
Wahrheit in einem alten Chevrolet nach Indien              auf den Brissago-Inseln richtet er 2003 eine kleine
aufmacht. Gefunden hat er dort seine Leiden-               ­Testplantage mit der Teesorte Camellia sinensis ein.
schaft für den Tee. Oppliger ist sofort begeistert          Er will testen, ob der Tee auch im Tessin wachsen
von der Pflanze und ihrer Wirkung. Als Spezialist           ­würde. Das subtropische Mikroklima des Lago           Die Schweiz importiert jedes
für Natur- und Pflanzenheilkunde und Ernährung               Maggiore bekommt der Pflanze bestens und so           Jahr im Schnitt knapp 6000
beginnt er sich für die Teepflanze mit all ihren             fragt der Kanton Tessin 2004 bei ihm an, ob er        Tonnen Tee. Davon sind
­Facetten zu interessieren: therapeutisch, kulturell         ­etwas Ähnliches auf dem Monte Verità realisieren     ­lediglich 8 Prozent Grüntee –
 und spirituell. Dabei kommt er in Kontakt mit dem            wolle. Oppliger überlegt nicht lange und gestaltet   der Rest ist Schwarztee.
 japanischen Mediziner und Krebsforscher Prof. Dr.            mit über 1300 Teepflanzen eine Kleinplantage

                                                                                                                   23 l
 Hirota Fujiki, der die Wirkung von Grüntee auf den           nach japanischem Vorbild – samt stilgerechtem
 Körper erforscht. Er unterstützt Oppliger, als d
                                                ­ ieser       Eingangstor, Sitzpavillon, Zen-Garten und einem
 in Japan nach passenden Plantagen für den Import             Teehaus für Zeremonien. Jedes Jahr besuchen über
 des Tees in die Schweiz sucht. Kein leichtes Unter-          5000 Personen die Anlage.
 fangen. «Qualität stand bei mir immer an erster                                                                   23 Liter vom Tee der Camellia
 Stelle. Und damals war es noch schwierig, in Japan             Pionier auf Lebenszeit                             sinensis trinkt jede Schwei­zerin
 biologische Ware zu bekommen.» Hinzu kommt,                    Aus Altersgründen hat Oppliger Anfang              und jeder Schweizer im Durch-
 dass die meisten Produzenten keine Exportlizenz          2017 die Verantwortung für die Plantage in ande-         schnitt jährlich. Das zeigt
 haben. Also arbeitet Oppliger mit einem Tee-­            re Hände gelegt. Seine Teegeschichte ist mit der         eine Übersicht des Deutschen
 Exportverband zusammen, was auch bei der                 Nachfolge aber nicht zu Ende. Er unterstützt wei-        Teeverbands e. V. Damit liegt
 ­Verständigung mit den Produzenten hilft. Einige         terhin die Herboristeria, die heute Willy Bühlmanns      die Schweiz weltweit auf Platz
  Monate später nimmt er Grüntee ins Sortiment            Sohn Daniel leitet, bei der Auswahl des Tees für         43 der fleissigsten Teetrinker.
  seiner Drogerie in der Luzerner Innenstadt auf.         die weiterbestehende H&O-Linie. Dasselbe macht           Am meisten Tee wird in­Ost-
                                                          Oppliger für Hogapharm. Das Unternehmen wur-             friesland getrunken: durch-
      Den Trend erkannt                                   de von einem von Oppligers Teeseminarteil­               schnittlich 300 Liter pro Person
       Um den Tee und seine Wirkung bekannt zu            nehmern gegründet und importiert unter anderem           und Jahr.
machen, veranstaltet der Tee-Enthusiast mit Unter­        den offenen Grüntee von Oppligers Linie. So stellt       Quelle: Deutscher Teeverband

stützung von Fujiki Seminare für Fachleute. Viele         Oppliger sicher, dass seine ehemaligen Kunden            H&O-Tee können Sie unter
der ­teilnehmenden Apotheker und Drogisten neh-           auch in Zukunft Grüntee von gleichbleibend hoher         ­h erboristeria.ch bestellen. Alles zur
men Oppligers Tee in ihr Sortiment auf. Mitte der         Qualität bestellen können. Daneben tüftelt er an          Teeplantage auf dem Monte Verità
                                                                                                                    finden Sie auf casa-del-te.ch.
­80er-Jahre schreibt Oppliger sein erstes Buch über       Anti-Aging-Produkten auf Grünteebasis, lässt im
                                                                                                                   Peter Oppligers Buch ­« Grüner Tee,
 den grünen Tee. Mit rund 300 000 verkauften              Maggia-Delta einen Grünteedigestif produzieren
                                                                                                                   Kultur – Genuss – Gesundheit» ist
 ­Exemplaren wird «Der Grüne Tee» im deutsch­             und unterstützt das Projekt einer Teeplantage in         2010 im AT Verlag erschienen (ISBN
  sprachigen Raum zum Bestseller und verleiht dem         Portugal bei seinem Freund Dirk Niepoort. Und er         978-3-03800-540-7). Im Mai 2018
                                                                                                                   begleitet Oppliger eine Studien­r eise
  Absatz von Oppligers Tee noch mehr Schub. «Es           schreibt erneut an einem Buch. Arbeitstitel: «Erin-      zum Thema Teekultur in Japan
  war der richtige Moment für Grüntee. Die Leute          nerungen und Gedanken beim Tee».        •                (mehr auf japanferien.ch).

                                                                                                                                                      25
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