DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE

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DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE
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DENTALE
IMPLANTOLOGIE                                                                 November 2019
                                                                                                  07
& PARODONTOLOGIE
                                                                                              23. Jahrgang
                                                                                           ISSN 1610-9988

      IMPLANTOLOGIE
       Cover-Dummy.indd 1         PARODONTOLOGIE             RECHT          24.10.2019 10:36:17

      Experteninterview           Wundheilungsprozesse und   Gemeinschaftspraxis
      Periimplantitis: „Ohne 		   die Möglichkeiten deren    oder MVZ?
      Biofilm passiert nichts“    Beeinflussung              Und warum eigentlich?
DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE
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ein- und zweiteilig                                                        Shuttle = Gigivaformer
Premium-Implantate                                                                   Insertionstool
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Indikationen                                                                         Abformungstool
                                                                           Doppelkonus 9,5°

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                                                                                                                            n
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                                                                                         Smart Grinder
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                                                                                         reinigtes Zahnmaterial
                                                                                         als autologes KEM! Ein

highlights
                                                                                         MUSS für jede Praxis
                                                                                         zur „Socket Preser-
                                                                                         vation“.

                                                                                                     10
     Fortbildungen minimalinvasive implantologie
                                                                                                                          Für ZahnärZte

     das mimi-verfahren in verbindung mit titan-implantaten
     bioWin! (Keramik-implantat) & smart grinder (autologes Kem)
     ZFa marketing-/assistenzkurs
                                                                                                     Fort
     Melden Sie sich online zu einem der Termine der „Future Dental Academy“                         bildungs
     im CHAMPIONS FUTURE CENTER in D-55237 Flonheim an:
                                                                                 dezember 13. /14.
                                                                                                     pu nk te
                                                                                                     pro tag
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DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE
EDITORIAL

Empathie im digitalen Workflow

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist nicht zu übersehen und zu überhö-            tailliert dargestellten, digitalen Workflows    Zur Verwendung autologen Zahnmaterials
ren. Die Digitalisierung steht nicht mehr           einer navigierten Insertion eines einteiligen   in der lateralen Augmentation findet sich
vor der Tür. Sie beeinflusst bereits mit al-        Zirkonoxidkeramikimplantates und der            im Industrie-Report ein Beitrag, in dem Dr.
len Konsequenzen unsere Algorithmen                 anschließenden Versorgung mit einer Hyb-        Armin Nedjat seinem – sicher vielen Kol-
in einer Vielzahl von Lebensbereichen. So           ridkeramikkrone auseinander. Digital geht       leginnen und Kollegen bekannten – ver-
gehört Digitalisierung zu den program-              es weiter mit dem Artikel von Dr. Mathias       storbenen Freund und Kollegen Dr. Ernst
matischen Kernpunkten der Bundesregie-              Plöger und Zahnarzt Dirk Oliver Sättele in      Fuchs-Schaller die Ehre erweist, indem er
rung. In der Zahnheilkunde äußert sich              dem dargestellt wird, wie sich durch CAD/       das von diesem entwickelte und mittler-
dieser Trend in dem sogenannten „digita-            CAM gefräste allogene Knochenblöcke             weile bewährte Konzept des minimal-in-
len Workflow“. Er mag immer mehr dazu               in der lateralen Augmentation unter zu-         vasiven Insertionsprotokolls vorstellt. Des
beitragen, dass unseren Patienten zukünf-           sätzlicher Verwendung von autologen             Weiteren finden sich in dieser Rubrik in-
tig immer öfter unangenehme Verfahren,              Wachstumsfaktoren die Erfolgsergebnis-          teressante Informationen zur Vermeidung
wie zum Beispiel die Abformung mit mehr             se maximieren lassen. Seien Sie gespannt        periimplantärer Entzündungen unter häus-
oder minder viskösen Abformmassen un-               auf das Experteninterview, in dem Prof.         licher Nutzung eines Implantatpflegegels
terschiedlicher Geschmacksrichtungen, er-           Dr. Johannes Einwag auf die Ätiopathoge-        sowie zur Bedeutung unterschiedlicher
spart bleiben. Zudem trägt er dazu bei, die         nese und therapeutischen Möglichkeiten          Rauigkeiten auf unterschiedlichen Ab-
Übertragungsfehler, die sich aus den un-            der Periimplantitis eingeht. Dr. Alexander      schnitten der Implantatoberfläche zur Ge-
terschiedlichen Dimensionsverhalten zahn-           Müller-Busch und Dr. Frederic Kauffmann         währleistung einer optimalen Osseo- und
medizinischer Werkstoffe ergeben, zu mi-            beleuchten mit ihrem gemeinsamen Bei-           Weichgewebsintegration.
nimieren. Andererseits darf das nicht dazu          trag die Prinzipien der Wundheilung und         In den Verbands-News erfahren Sie die
führen, dass der für das vertrauensvolle            schildern prägnant Vor- und Nachteile un-       Neuigkeiten von der letzten Jahrestagung
Verhältnis zwischen Patienten und ihren             terschiedlicher autologer, xenogener und        der DG Paro in Darmstadt sowie einen Hin-
Zahnärztinnen und Zahnärzten wichtige               rekombinanter Biomaterialien in den Mög-        weis auf den DGI-Kongress in Hamburg
persönliche empathische Kontakt verloren            lichkeiten zur positiven Beeinflussung der      und das nächste Wintersymposium der
geht. Die Beiträge dieser Ausgabe zeigen,           Heilungsprozesse. Das Autorenteam Prof.         DGOI mit dem grundlegenden Thema der
dass die Digitalisierung in der Implantolo-         Dr. Peter Hahner, Dentalhygienikerin Lena       Biologie in der Implantologie.
gie mit ihren anhängigen Verfahren der              Walter B.Sc. und Prof. Dr. Georg Gaßmann        Im Namen des gesamten Teams der DI
Insertion, der Augmentation und der Ver-            werfen mit ihrem Artikel die provokante         DENTALE IMPLANTOLOGIE & PARODON-
sorgung mit Suprakonstruktionen zu einer            Frage auf, welches Verfahren im subgin-         TOLOGIE darf ich Ihnen Freude und Er-
Verringerung der Patientenbelastung und             givalen Debridement effektiver sei; die         bauung in der Lektüre dieser interessanten
zu einer Optimierung der Vorhersagbarkeit           Instrumentation mit Hand- oder Ultraschall-     Ausgabe wünschen und dass bei aller Di-
der Behandlungsergebnisse führen kann               instrumenten.                                   gitalisierung der empathische Kontakt zu
und dass dabei der empathische Kontakt              Zum Thema Recht gibt Frau RA Nadine             Ihren Patienten im Vordergrund bleibt.
zum Patienten nicht verloren geht.                  Ettling interessante und aktuelle Einblicke
Wenn der Zahnarzt selbst zum zahnmedi-              in verschiedene Organisationsformen der         Es grüßt Sie herzlich
zinischen Patienten wird – mit dieser spezi-        zahnärztlichen Praxis mit Blick auf die Ge-
ellen Situation setzt sich der Beitrag von Dr.      meinschaftspraxis, die Praxisgemeinschaft
Dr. Rainer S.R. Buch und Zahnarzt Tomás             und das Zahnmedizinische Versorgungs-
Gaßmann vor dem Hintergrund des de-                 zentrum (ZMVZ).                                 Prof. Dr. Georg Gaßmann

DENTALE IMPLANTOLOGIE       |   Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019   |   419                                                            419
DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE
INHALT   |   NOVEMBER 2019

                               IMPLANTOLOGIE                                     INDUSTRIE-REPORT
                             422 Therapie- und Implantat-                    461 Implantatpflegegel – ein Plus für
                                 entscheidung: Wenn der                          die Prävention
                                 Zahnarzt zum Patienten wird
                                 Tomás Gaßmann, Rainer S.R. Buch             462 Forum Markt & Strategie 2.0
                                                                                 Carmen Bornfleth
                             432 Präimplantologische horizontale
                                 Alveolarkammaugmentation im                 464 Das MIMI II-Verfahren bei

   422                           Unterkieferseitenzahnbereich
                                 mittels CAD/CAM gefräster
                                 allogener Knochenblöcke
                                 Mathias Plöger, Dirk Oliver Sättele,
                                                                                 schmalen Kieferkämmen von
                                                                                 Dr. Ernst-Fuchs Schaller
                                                                                 Armin Nedjat

                                 Thomas Blaschke                             467 Wie rau ist rau? – Die Rolle der
                                                                                 Implantatoberfläche
                             440 Experteninterview Periimplantitis:
                                 „Ohne Biofilm passiert nichts“              470 Höchste Primärstabilität –
                                 Johannes Einwag                                 jetzt auch mit konisch-paralleler
                                                                                 Verbindung

                               PARODONTOLOGIE
   440                       444 Wundheilungsprozesse und
                                 die Möglichkeiten deren
                                                                                 FORTBILDUNG
                                                                             471 5. Geistlich Konferenz
                                 Beeinflussung
                                 Alexander Müller-Busch,                     472 1. Europäischer Keramikkongress
                                 Frederic Kauffmann                              am Zürichsee

                             450 Hand- oder Ultraschall-                     475 Zirkonimplantate & digitaler
                                 instrumentation –                               Workflow – einfach erklärt!
                                 was ist effektiver?
                                 Peter Hahner, Lena Walter,
                                                                                 VERBANDS-NEWS

   444
                                 Georg Gaßmann

                                                                             477 DGI-Kongress 2019:
                               PRAXISFÜHRUNG                                     Konzepte im Wettstreit

                             456 Gemeinschaftspraxis oder MVZ?               478 DG PARO: Professorin an der
                                 Und warum eigentlich?                           Spitze des Verbandes
                                 Nadine Ettling
                                                                             480 DGOI: ImpAct Zürs Austria zum
                                                                                 Thema „Biologie in der
                                  HERSTELLER-			                                 Implantologie“
                                  INFORMATIONEN
                             458 Neuprodukte                                     RUBRIKEN
                                                                             419 Editorial

                                                                             481 Rezension: Vertical limits
                                                                                 von Dr. Istvan Urban

                                                                             482 Vorschau / Impressum

420	                                    DENTALE IMPLANTOLOGIE     |    Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019   |   420
DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE
Individualisierte Knochenregeneration
Innovative Lösungen für komplexe Knochendefekte
                                                                                                                 Yxoss CBR®
                                                                                                                   hergestellt von
                                                                                                                      ReOss®

Yxoss CBR®
Backward                                                                                           3D animiertes
Implantation mit                                                                                  Chirurgie-Video
Orientierungshilfe

Kombinierte 3D Implantat-
und Augmentatplanung

Einbringen von Augmentationsmaterial,                                             Bitte senden Sie mir:
wahlweise vor oder nach der Fixierung                                                Geistlich Biomaterials Produktkatalog
                                                                                     Informationsmaterial YXOSS CBR®
                                                   Dentale Implantologie 7/2019

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DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE
IMPLANTOLOGIE

   Therapie- und Implantatentscheidung:
   Wenn der Zahnarzt zum Patienten wird

   Was, wenn ein Zahnarzt selbst mit einem Implantat versorgt werden muss? Für welches Behandlungsprotokoll, für
   welches Implantat und für welche prothetische Versorgung würde er sich nach seinen Erfahrungen und Kenntnissen
   dann entscheiden? Wie sich der Zahnarzt als Patient im vorliegenden Fall entschieden hat und wie dabei die navigier-
   te Implantation vonstattengeht, zeigen die Autoren im folgenden Fachbeitrag.

   T
         itandioxidimplantate haben sich im Laufe vieler Jahre als             Dentaler Werkstoff Zirkondioxid
         Goldstandard etabliert und sind klinisch erfolgreich. Al-             Die Verwendung von Zirkondioxid für Gerüststrukturen, Kro-
         lerdings rückt die Biokorrosion, die mit einem veränder-              nen, Brücken und Abutments auf Titanimplantaten hat sich
   ten Zellstoffwechsel einhergeht, immer mehr in den Fokus [1].               bereits etabliert. Die voreingefärbten beziehungsweise indi-
   Im Blut von Patienten mit Titanhüftimplantaten wurde bereits                viduell einfärbbaren und polychromatischen Materialvarian-
   eine erhöhte Titankonzentration nachgewiesen [2]. Welche                    ten erleichtern es mittlerweile auch, ästhetisch ansprechende
   Auswirkungen das auf den Gesamtorganismus hat und bei                       Versorgungen zu realisieren. Behandlungsergebnisse und kli-
   welchen Patientengruppen deswegen womöglich hinsicht-                       nische Studien zeigen mittlerweile, dass auch Implantate aus
   lich des Werkstoffs Titan Vorsicht geboten ist, ist noch For-               Zirkondioxid eine echte, biokompatible Alternative zu Titanim-
   schungsgegenstand. Studien zeigen bisher nur, dass bei Pa-                  plantaten sind. Die Osseointegration von Zirkondioxidimplan-
   tienten mit multiplen Allergien bei Knie- oder Hüftprothesen                taten zeigt im Vergleich zu den gängigen Titanvarianten keine
   aus Metall eine erhöhte Komplikationsrate aufgetreten ist [3].              signifikanten Unterschiede [4]. Die Einteiligkeit entpuppt sich

   Abb. 1: Ausgangsituation mit Schaltlücke zwischen 45 und 47.                Abb. 2: Die hülsenlose, additiv hergestellte Bohrschablone auf dem Modell.

422	                                                             DENTALE IMPLANTOLOGIE     |   Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019     |   422 – 430
DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE
IMPLANTOLOGIE

dabei klinisch immer mehr als Vorteil. Der fehlende Spaltraum                    Bohrschablonen, was intraoperative und prothetische Sicher-
zwischen Implantatkörper und verschraubter Suprakonstruk-                        heit gibt [7]. Auf Grundlage der empirischen Erfahrungen des
tion minimiert das Risiko einer pathogenen Keimbesiedelung.                      zahnärztlichen Patienten und der evidenzbasierten Datenlage
Technische Komplikationen durch Schraubenbrüche sind aus-                        wurde beschlossen, die Schaltlücke zwischen 47 und 45 navi-
geschlossen. Die Gewebefreundlichkeit von Zirkondioxid un-                       giert mit einem einteiligen ceramic.implant zu versorgen.
terstützt zusätzlich das Weichgewebsmanagement [5]. Nach
einem konsequenten prothetisch-chirurgischen Backward                            Planung
Planning reduziert sich der Aufwand bei der postoperativen                       Das Knochenangebot war ausreichend, um die navigierte Im-
Versorgung und damit die Anzahl der nötigen Sitzungen. Wa-                       plantation ohne augmentative Maßnahmen vorzunehmen.
rum sich Zahnarzt Tomás Gaßmann als Patient für das ein-                         Ober- und Unterkiefer wurden dafür initial mit Impregum
teilige ceramic.implant aus Yttrium-stabilisiertem Zirkondioxid                  (3M, Seefeld, Deutschland) abgeformt und auf dieser Basis
mit einer hybridkeramischen Versorgung entschied und wie                         Situationsmodelle hergestellt. Das Unterkiefermodell wurde
dabei die navigierte Implantation vonstattengeht, zeigen die                     im Labor gescannt und die Daten an die Firma 2ingis gesandt.
beiden Autoren, die gleichzeitig Patient und Behandler sind,                     Um die anatomischen Gegebenheiten berücksichtigen zu
in folgendem Beitrag.                                                            können, wurde ein DVT angefertigt. Die DICOM-Daten des
                                                                                 DVT und die STL-Daten des Modellscans wurden in die Pla-
Ausgangssituation                                                                nungssoftware smop (swissmeda, CH-Zürich) importiert. Mit
So wie in diesem Fall geschehen, ist auch ein Zahnarzt vor                       Hilfe dieser Planungssoftware wurden die Länge, Größe und
einem Zahnverlust nicht gefeit. Der zahnärztliche Patient ist                    Position des Implantates bestimmt. Die Firma 2ingis in Belgien
52 Jahre alt, Nichtraucher und allgemeinmedizinisch gesund.                      stellte anhand dieser virtuellen Implantation eine skelettierte
Er ist selbst implantologisch tätig und kann hier auf jahrelange                 Bohrschablone her (Abb. 2 und 3).
Erfahrung zurückblicken. Zahn 46 ging verloren, woraus eine
Schaltlücke zwischen 47 und 45 resultierte (Abb. 1). Zur im-                     Implantation
plantologischen Versorgung entschied sich der Zahnarzt zum                       Unter lokaler Anästhesie wurde zur besseren Übersicht ein
Kollegen seines Vertrauens, Dr. Dr. Rainer Buch, zu gehen. Bei                   Lappen in regio 46 gebildet (Abb. 4). Ein transgingivales
der dortigen Befundaufnahme zeigten sich in der Vertikalen                       Vorgehen mittels einer Gingivastanze wäre aufgrund des na-
günstige Knochenverhältnisse. Allerdings war der krestale Al-                    vigierten Vorgehens ebenfalls möglich gewesen. Die Form
veolarfortsatz spitz zulaufend und schmal. Die Erfahrungen                       der Bohrschablone mit dental abgestützten Halteklammern
als Implantologe führten zu dem Entschluss, auch als Patient                     gewährleistet einen spielfreien Sitz, der sich aufgrund der
das in der eigenen Praxis seit 2016 erfolgreich eingesetzte                      eingearbeiteten Friktion durch ein deutliches Einrasten der
ceramic.implant (vitaclinical, Bad Säckingen, Deutschland) zu                    Bohrschablone zeigt (Abb. 5). Durch zwei Führungsstifte am
verwenden. Aber nicht nur die eigenen praktischen und kli-                       chirurgischen Winkelstück und zwei Führungsösen in regio 36
nischen Erfahrungen führten zu dem Entschluss. Auch eine                         an der Bohrschablone, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip
prospektive klinische Studie an den Universitäten Zürich und                     ineinander passen, ist die präzise vertikale Führung und damit
Freiburg dokumentiert den klinischen Erfolg bereits über fünf                    die sichere Aufbereitung des Implantatbettes bis in die Tie-
Jahre und bietet so Praktikern und Patienten die nötige Si-                      fe gesichert (Abb. 6). Eine gute intraoperative Übersicht und
cherheit [6]. Gerade bei einteiligen keramischen Implantaten                     ausreichende Kühlung der Aufbereitungsinstrumente sind
ist ein konsequentes Backward Planning unerlässlich, um den                      durch das offene Bohrschablonendesign ebenfalls gegeben.
Knochen bestmöglich auszunutzen und gleichzeitig eine ide-                       Die Aufbereitung des Implantatbettes erfolgte dem Bohr-
ale prothetische Positionierung in allen Raumdimensionen zu                      protokoll folgend mit dem pilot.drill, profile.drill und thread.
gewährleisten. Das ceramic.implant zeigte in einer Studie mit                    cutter (Abb. 7-13). Das Implantat wurde daraufhin maschi-
einer rein additiv gefertigten, hülsenlosen Bohrschablone (2in-                  nell eingebracht (Abb. 14-19). Die finale Positionierung des
gis S.A., Brüssel, Belgien) einen präziseren klinischen Transfer                 Implantates erfolgte mit der Handratsche. Hierbei zeigte
der virtuellen Implantatposition als gängige, hülsengeführte                     sich eine Primärstabilität von 25 Ncm (Abb. 20). Im Rahmen

Abb. 3: Die skelettierte Bohrschablone sorgt dank Halteklammern für einen op-    Abb. 4: Nach krestaler und sulkulärer Schnittführung wurde der Knochen frei-
timalen Sitz.                                                                    gelegt.

DENTALE IMPLANTOLOGIE          |   Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019   |   422 – 430                                                                 423
DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE
IMPLANTOLOGIE

   Abb. 5: Das reduzierte Design der Bohrschablone bietet intraoperative Übersicht.   Abb. 6: Die Führungsstifte auf dem Winkelstück.

   Abb. 7: Der erste pilot.drill vor der initialen, geführten Bohrung.                Abb. 8: Führungsösen und -stifte sorgen für eine navigierte Aufbereitung.

   Abb. 9: Die Einschubrichtung nach der ersten Pilotbohrung.                         Abb. 10: Mit den insgesamt drei pilot.drills wurde das Knochenbett sukzessive
                                                                                      aufbereitet.

   Abb. 11: Mit dem profile.drill wurde die Bohrung auf den gewählten Implantat-      Abb. 12: Mit dem Gewindeschneider thread.cutter wurde das Bohrprotokoll fi-
   durchmesser von 4 mm gebracht.                                                     nalisiert.

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» Sie wissen, was das ist.«
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   Abb. 13: Auch der Gewindeschnitt erfolgte mit der Bohrschablone auf Anschlag.   Abb. 14: Das ceramic.implant wurde mit der Eindrehhilfe aufgenommen.

   Abb. 15: Auch die Insertion des keramischen Implantats erfolgte navigiert auf   Abb. 16: Das Implantat wurde erst maschinell eingedreht.
   Anschlag.

   Abb. 17: Das fast auf Anschlag eingedrehte ceramic.implant.                     Abb. 18: Die Finalisierung des Implantatsitzes erfolgte ohne Bohrschablone.

   Abb. 19: Die abschließende Position des ceramic.implant von okklusal.           Abb. 20: Mit der Handratsche wurde abschließend die Primärstabilität geprüft.

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» Das ist
                                                                                                    »

» Der Procone-Implantatanschluss ist kompatibel
                                                                                                             TiKA Imp
                                                                                                                 ®
   zur Tube-in-Tube® Implantat-Abutment-

                                                                                                            1
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   Verbindung von Camlog*.
                                                                                                     MED

                                                                                                                       lan
» Hohe Primärstabilität und knochenerhaltend                                                                              tate
                                                                                                           Jahre
                                                                                                    * Qu

   durch ein progressives High-Profile-Gewinde                                                                         *
                                                                                                     ali

                                                                                                                        y

                                                                                                        tm
   und ein krestales Mikrogewinde.
                                                                                                                      an
                                                                                                      tä

                                                                                                             ade in Ger m

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IMPLANTOLOGIE

   des Wundverschlusses diente temp.cap als Provisorium, eine                 plantates macht einen zweiten Eingriff zur Freilegung und
   Kunststoffkappe, die durch Einrasten präzise mit dem Implan-               Gestaltung des periimplantären Weichgewebes überflüssig.
   tathals abschließt und so als Healing Abutment dient (Abb.                 Der Implantatkopf konnte aufgrund der präzisen Planung und
   21-24). Das DVT zum Abschluss zeigt die Positionierung des                 Umsetzung ohne Beschleifen abgeformt werden. Dazu wur-
   Implantates entsprechend der Planung unter optimaler Nut-                  de der impression.transfer als Abformkappe auf dem Implan-
   zung des Knochenangebotes (Abb. 25-27).                                    tatkopf positioniert. Auch hier zeigte das deutliche Einrasten
                                                                              eine präzise Positionierung. Anschließend wurde die geschlos-
   Prothetische Versorgung                                                    sene Fixationsabformung mithilfe eines individuellen Löffels
   Im Unterkiefer konnte die Versorgung des Implantates nach                  und Impregum vorgenommen. Für die Einzelzahnversorgung
   acht Wochen vorgenommen werden [8]. Die keratinisierte                     wurde die biomimetische Hybridkeramik VITA ENAMIC (VITA
   periimplantäre Mukosa hatte sich im Rahmen der Einheilung                  Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) ausgewählt. Ein
   optimal an den polierten Implantathals und die provisorische               porös vorgesinterter Feldspatkeramikblock (86 Gew.%) wird
   Kappe angelegt (Abb. 28-30). Das einteilige Design des Im-                 bei diesem weltweit einzigartigen Material für den digitalen

   Abb. 21: Die mobilen Lappen ermöglichten einen einfachen Verschluss.       Abb. 22: Das ceramic.implant wurde mit dem temp.cap versorgt.

   Abb. 23: Der Operationsbereich beim Verschluss mit Einzelknopfnähten.      Abb. 24: Die Schleimhaut wurde um den Implantatkopf adaptiert.

   Abb. 25: Die Implantatposition im CT von sagittal.                         Abb. 26: Die Implantatposition im CT von okklusal.

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IMPLANTOLOGIE

Workflow mit einem Polymer infiltriert (14 Gew.%) [9]. Da-                        der dominanten Feldspatkeramik sorgt außerdem für eine
raus ergibt sich ein dentinähnlicher Biegemodul, wodurch                          sichere volladhäsive Zementierung, was die Bruchfestigkeit
das Material in der Lage ist, Kaukräfte zu absorbieren [10].                      der hybridkeramischen Restauration weiter erhöht [13]. Die
Das ist gerade hinsichtlich des starr im Knochen verankerten                      monolithische Krone wurde für einen optimalen Halt deswe-
Implantats ein funktioneller Vorteil. Denn die Einleitung von                     gen mit dem volladhäsiven Befestigungssystem VITA ADIVA
Belastungsspitzen auf das Implantat und in den periimplan-                        FULL-ADHESIVE definitiv eingegliedert [14] (Abb. 31 und 32).
tären Knochen kann so vermieden werden [11]. Zusätzlich                           Der zahnärztliche Patient berichtete nach der Eingliederung
ergibt sich aus dem dualen, ineinandergreifenden Netzwerk                         von einem angenehmen, störungsfreien Kaugefühl.
eine Riss-Stopp-Funktion. Mikrorisse im keramischen Anteil
werden an den Grenzflächen zum Polymer gestoppt [12]. Das                         Fazit
sorgt gerade hinsichtlich der Chippingproblematik von metall-                     Das einteilige Zirkondioxidimplantat ceramic.implant erwies
oder vollkeramischen Versorgungen für langlebige klinische                        sich im navigierten Zusammenspiel als praktikable und sichere
Ergebnisse. Die bewährte Flusssäureätzung und Silanisierung                       Therapie, was sowohl die wissenschaftliche Evidenz als auch

Abb. 27: Die Implantatposition im CT von lateral.                                 Abb. 28: Das ceramic.implant mit temp.cap nach acht Wochen Einheilzeit.

Abb. 29: Die Ansicht von vestibulär zeigt die ausgeformte Gingivagirlande.        Abb. 30: Die ausgeformte und entzündungsfreie Gingiva von okklusal.

Abb. 31: Die Kronenversorgung aus der Hybridkeramik VITA ENAMIC von ves-          Abb. 32: Die kaukraftabsorbierende Versorgung aus Hybridkeramik von okklusal.
tibulär.

DENTALE IMPLANTOLOGIE           |   Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019   |   422 – 430                                                                  429
IMPLANTOLOGIE

                                                                                 ZA Tomás Gaßmann

                                                                                 1996              Staatsexamen an der Humboldt
                                                                                                   Universität Berlin
                                                                                 1996 - 1998       Assistenzzahnarzt in Berlin
                                                                                 1998 - 2002       Privatzahnärztliche Tätigkeit in
                                                                                                   der Schweiz
                                                                                 Seit 2003         Niedergelassener Zahnarzt in
                                                                                                   Bonn

                                                                                 Dr. Dr. med. Rainer S.R. Buch

                                                                                 Studium Medizin und Zahnmedizin Mainz
             Abb. 33: Der zahnärztliche Patient (links) und sein Behandler.
                                                                                 2000-2004 Facharztweiterbildung bei Prof. Dr.
                                                                                 		             Dr. W. Wagner, Mainz
                                                                                 2004           Facharzt für MKG-Chirurgie,
              die empirischen Erfahrungen des zahnärztlichen Patienten be-       		             Fachzahnarzt für Oralchirurgie
              stätigte. Das konsequente Backward Planning im Vorfeld und         2004-2006 Ltd. Oberarzt der Poliklinik und
              die Einteiligkeit verminderten den Behandlungsaufwand, da          		             Leiter der Spezialsprechstunde
              eine weitere Freilegung nicht notwendig war. Das Weichge-          		             “Implantologie” und “Dysgnathie” bei Prof. Dr. Dr.
              webe wurde während der sensiblen Einheilphase nicht unnö-          		             T. E. Reichert, Regensburg
              tig irritiert. Durch die Anwendung der additiv hergestellten       2006           Zusatzbezeichnung “Plastische Operationen”
              Bohrschablone konnten augmentative Maßnahmen vermie-               2006-2018      Partner der Berufsausübungsgemeinschaft für
              den werden, was den operativen Aufwand und die Belastung           		             Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische
              für den Patienten verringerte. Zum Zeitpunkt der Abformung         		             Operationen in der Burgstraße in Wiesbaden
                                                                                 Seit 2012      Partner in der Berufsausübungsgemeinschaft für
              zeigte sich das Gewebe um das Implantat stabil und entzün-
                                                                                 		             Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische
              dungsfrei, was die Realisierung einer ansprechenden rot-wei-       		             Operationen Neue Mitte in Ingelheim
              ßen Ästhetik erleichterte. Die Versorgung mit biomimetischer       Seit 2018      Partner in der Praxis GesichtsPunkt Mainz ZMVZ in
              Hybridkeramik lässt eine nachhaltige funktionelle Versorgung       		             Mainz
              erwarten. Das ceramic.implant ist biokompatibel, was die Bio-      Tätigkeitsschwerpunkte: Implantologie, Parodontologie, Digitale
              korrosion und ihre ungeklärten Folgen generell verhindert.         Volumentomographie (DVT), Oralchirurgie, Plastische Operationen
                                                                                 3-jährige Weiterbildungsermächtigung für Oralchirurgie;
              Literaturverzeichnis unter                                         Ermächtigung der DGI für Hospitationen und Supervisionen im
              www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten                           Rahmen des Curriculums Implantologie;
                                                                                 Referent Konsensuskonferenz Implantologie von BDZI, DGMKG,
                                                                                 BDO, DGI, DGZI
              Bilder, soweit nicht anders deklariert: © vitaclinical

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              Zahnarzt Tomás Manuel Gaßmann                                   Dr. Dr. med. Rainer S.R. Buch
              Kölnstr. 433                                                    GesichtsPunkt Mainz ZMVZ
              53117 Bonn                                                      Dagobertstraße 1a
              Tel. 0228 670169                                                55116 Mainz
              zahnarztgassmann@googlemail.com                                 www.gesichtspunkt.de
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IMPLANTOLOGIE

   Präimplantologische horizontale Alveolar-
   kammaugmentation im Unterkieferseitenzahn-
   bereich mittels CAD/CAM gefräster allogener
   Knochenblöcke

   Die dentale Implantologie hat in den letzten drei Jahrzehnten innerhalb der Zahnheilkunde hohe Zuwachsraten ver-
   zeichnen können. Im Rahmen der minimalinvasiven Implantologie gewinnt nicht nur die „Guided Surgery“ mithilfe
   von digital erstellten Bohrschablonen immer mehr an Bedeutung, sondern es kommen auch allogene Knochentrans-
   plantate aufgrund ihrer geringeren Invasivität verstärkt zum Einsatz. Allogene Knochentransplantate stammen von
   einem Individuum derselben Spezies, es handelt sich somit um humanen Spenderknochen.

   W
               ährend in der Vergangenheit autologe Blocktrans-    derknochens besitzen sie jedoch keine osteoinduktiven oder
               plantate (extra- oder enoraler Herkunft) und die    osteogenen Fähigkeiten, welche ausschließlich bei autologen
               Schalentechnik nach Professor Khoury als „Gold-     Transplantaten oder Stammzellen zu finden sind. Deren re-
   standard“ zur Rekonstruktion dreidimensionaler Alveolar-        generatives Potenzial schwankt jedoch von Patient zu Patient
   kammdefekte galten, sind in den letzten Jahren zahlreiche       und wird mit höherem Alter schwächer. Berggren et al. bewie-
   Veröffentlichungen über allogene Knochenblöcke zur Rehabi-      sen bereits 1982, dass autologe Knochentransplantate bereits
   litation atropher Alveolarkämme in der Fachliteratur erschie-   nach einer Ischämiezeit von 24 Stunden aus abgestorbenen
   nen.                                                            Osteozyten mit einer lediglich dünnen Oberflächenschicht aus
   Allogene Materialien sind im Gegensatz zu autologen Mate-       peripheren vitalen Zellen bestehen, die durch Diffusion über-
   rialien quasi unlimitiert und in größeren Volumen verfügbar.    leben, da die Revaskularisierung zu langsam voranschreitet,
   Für den Implantatpatienten entfallen der Entnahme-Eingriff      um die Nekrose der Osteozyten zu verhindern.
   und die entnahmebedingen Komplikationen und Risiken (z.         Bei längerer Zahnlosigkeit im Unterkiefer stellen sich aufgrund
   B. Entnahmemorbidität, Verletzungsrisiko submentaler und        der physiologischen Inaktivitätsatrophie ein horizontaler und/
   sublingualer Arterien, Zahn- und Nervenschäden). Die Ope-       oder vertikaler Volumenverlust sowie eine Verschiebung der
   rationszeiten sind verkürzt und die Anästhesiemengen sind       mukogingivalen Grenze nach koronal ein. Wenn das verfüg-
   reduziert.                                                      bare Knochenangebot in horizontaler und/oder vertikaler Di-
   Humane Allotransplantate dienen als dreidimensionale os-        mension keine sofortige Implantation mehr zulässt, dann sind
   teokonduktive Leitstruktur für die Migration von knochenbil-    präimplantologisch augmentative Maßnahmen indiziert, um
   denden Vorläuferzellen. Die enthaltenen kollagenen Anteile      den Anforderungen an eine optimale Implantatposition ge-
   erlauben eine Schraubenfixierung von Allotransplantaten und     recht zu werden.
   folglich eine lagestabile Fixation außerhalb der Kieferkamm-    In der Praxis des Autors werden seit 2005 Allotransplantate
   kontur. Durch die nötige Prozessierung des humanen Spen-        erfolgreich in der Augmentationschirurgie eingesetzt.

432	                                                DENTALE IMPLANTOLOGIE    |   Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019   |   432 – 439
IMPLANTOLOGIE

Bei einer Alveolarkammbreite von unter 4 mm hat sich die An-                         Die Augmentation erfolgte ambulant in lokaler Leitungs- und
lagerungsosteoplastik mit zweizeitiger Implantation bewährt.                         Infiltrationsanästhesie (Ultracain®D-S forte, Sanofi-Aventis).
                                                                                     Nach krestaler Schnittführung auf Kieferkammmitte und
Falldarstellung                                                                      zwei Entlastungsinzisionen in regio 47 und 43 wurde unter
Der vorliegende Fallbericht zeigt die erfolgreiche Kompen-                           Erhaltung der Papillen ein Mukoperiostlappen zur Darstellung
sation eines horizontalen Alveolarkammdefizits im rechten                            des OP-Gebietes und des Foramen mentale präpariert. Nach
Unterkieferseitenzahnbereich mittels CAD/CAM gefräster pa-                           Elevation des Mukoperiostlappens und Periostschlitzung prä-
tientenindividueller allogener Knochenblöcke zur Schaffung                           sentierte sich ein reizloses Transplantatlager mit ausgeprägter
eines suffizienten implantationsfähigen Knochenlagers.                               lateraler Alveolarkammatrophie bei gänzlich erhaltener verti-
Eine 55-jährige Patientin wurde vom Hauszahnarzt an unsere                           kaler Knochenhöhe (Abb. 4).
Praxis mit dem Wunsch nach einer festsitzenden implantat-
prothetischen Versorgung bei reduziertem Knochenangebot
im Unterkiefer überwiesen.
Die allgemeine Anamnese ergab keine relevanten patienten-
bezogenen Risikofaktoren (wie z. B. Rauchen, Diabetes mel-
litus, Osteoporose, Therapie mit antiresorptiven Medikamen-
ten, Z.n. Radiatio).
Klinisch imponierte eine Schaltlücke von regio 46 bis 44 mit
spitzem Kammprofil und ausgeprägter Alveolarkammatrophie
in horizontaler Dimension (Abb. 2 und 3), während radiolo-
gisch (OPG) eine für implantologische Zwecke adäquate verti-
kale Dimension vorhanden war (Abb. 1).
Da konventionelle prothetische Konzepte (z. B. herausnehm-
barer Zahnersatz) die Erwartungen der Patientin nicht zu
erfüllen vermochten, wurden der Patientin im Rahmen des
Aufklärungsgesprächs die Möglichkeiten augmentativer Ver-
fahren im Bereich des Kieferfortsatzes erläutert.
Weder ein Bone-Splitting noch eine Implantation mit simulta-
ner lateraler Augmentation (GBR) waren im vorliegenden Fall
bei einer Restknochenbreite von unter 3 mm möglich.
Als alternative Augmentationsverfahren standen daher Anla-
gerungsosteoplastiken mit autologem oder allogenem Kno-
chen zur Verfügung.
Weil die Patientin die extraorale und intraorale Knochenent-
nahme explizit ablehnte, entschied sie sich für das minimalin-
vasivere Verfahren der Allotransplantate.
Nach umfassender Aufklärung über das eingesetzte allogene
Material, über potentielle Risiken, Komplikationen und Kosten
der geplanten Therapie mit entsprechender Dokumentation
erfolgte die schriftliche Einwilligung der Patientin.

Der augmentative Eingriff
                                                                                     Abb. 2 und 3: Klinische Ausgangssituation regio 46-44: ausgeprägte horizontale
Einen Tag präoperativ sowie 7 Tage postoperativ wurde die                            Alveolarkammatrophie bei gänzlich erhaltener vertikaler Alveolarkammhöhe.
Patientin gemäß Standardprotokoll bei größeren Augmentati-
onen mit einer Gabe von Amoxicillin 1.000 mg und Arilin 500
mg, jeweils dreimal täglich antibiotisch abgeschirmt.
Des Weiteren spülte die Patientin direkt präoperativ 3 Minu-
ten mit Chlorhexidin-Lösung 0,2% zur Reduktion fakultativ
pathogener Keime in der Mundhöhle.

Abb. 1: Die rekonstruierte Panoramaschichtaufnahme zeigt ein ausreichendes           Abb. 4: Darstellung des Transplantatlagers nach Mobilisation des Mukoperiost-
vertikales Knochenangebot.                                                           lappens.

DENTALE IMPLANTOLOGIE          |   Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019   |    432 – 439                                                                      433
IMPLANTOLOGIE

   Das knöcherne Transplantatlager wurde sorgfältig kürettiert                  regio 44 und 45-46 formkongruent auf dem Empfängerbett
   und anschließend multiple Blutungspunkte präpariert, aus                     positioniert und mit einer respektive zwei Osteosynthese-
   denen die Revaskularisation des avitalen allogenen Knochen-                  schrauben (Mondeal-Schrauben 11 mm) nach dem Prinzip der
   blocks erfolgen sollte (Abb. 5). Nach Prüfung der Passge-                    Zugschraubenosteosynthese ohne Spalträume zum Lagerkno-
   nauigkeit der präoperativ durch ZTM Thomas Blaschke (Fa.                     chen absolut lage- und rotationsstabil fixiert (Abb. 8).
   ProDent, Detmold) CAD/CAM gefertigten patientenindividu-                     Das hier verwendete Material (Osteograft® Block tricortical
   ellen Knochenblöcke (Abb. 6 und 7) wurden zwei Blöcke in                     40x20 mm, Fa. Argon Dental) ist in unterschiedlichen Größen

   Abb. 5: Blutungspunkte für die Ernährung des allogenen Knochenblocks.        Abb. 6: Parallelfräsgerät zur präoperativen 3D-Blockfräsung: auf der einen Seite
                                                                                wird die auf DVT-Basis entworfene Form des Blockaugmentats abgetastet, auf der
                                                                                anderen Seite wird dann der patientenindividuelle Knochenblock gefräst.

   Abb. 7: Patientenindividueller Knochenblock.                                 Abb. 8: Lage- und rotationsstabile Fixierung der allogenen Knochenblöcke auf
                                                                                dem Empfängerbett mit Osteosyntheseschrauben.

   Abb. 9: Abdeckung des Augmentats mit einer A-PRF-Fibrinmatrix.               Abb. 10: Spannungsfreier und speicheldichter Wundverschluss mit Einzelknopf-
                                                                                und fortlaufenden Nähten.

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IMPLANTOLOGIE

   und Formen erhältlich. Grundsätzlich sind die steril verpack-                      zwischen den Allografts mit partikulärem allogenem Knochen-
   ten allogenen Knochenblöcke strikt nach Herstellerangaben                          ersatzmaterial aufgefüllt (Osteograft® Spongiosa Granulat,
   vorzubereiten (Entlüftung, Rehydratation). Weitere Hersteller                      Fa. Argon Dental).
   von allogenen Blocktransplantaten sind in Tabelle 1 zusam-                         Die Augmentate wurden anschließend zur simultanen Weich-
   mengefasst.                                                                        gewebsoptimierung und Verbesserung der Wundheilung mit
   Zur Reduktion des Risikos der Augmentatinfektion ist ausrei-                       einer bioaktiven autologen A-PRF-Fibrinmatrix abgedeckt
   chend Distanz zum Sulcus der Nachbarzähne einzuhalten.                             (Abb. 9). Sodann erfolgte ein absolut spannungsfreier und
   Scharfe Kanten der Allografts wurden anschließend sorgfältig                       speicheldichter Wundverschluss mit Einzelknopf- und fortlau-
   mit rotierenden Instrumenten abgerundet und die Spalträume                         fenden Nähten (Prolene 5-0, Fa. Ethicon) (Abb. 10), um mög-
                                                                                      lichen Wunddehiszenzen sowie einem Teil- oder Komplettver-
                                                                                      lust des Augmentats vorzubeugen.
                                                                                      Als adjuvante antiseptische Therapie wurde eine Spülung mit
                                                                                      Chlorhexidin-Lösung 0,2% dreimal täglich für eine Dauer von
                                                                                      7 Tagen empfohlen.
                                                                                      Post operationem wurde die Patientin angewiesen im Wund-
                                                                                      gebiet möglichst wenig Kaudruck und mechanische Manipu-
                                                                                      lationen auszuüben (Mundhygiene, Ertasten der Wundregion,
                                                                                      Mimik).
                                                                                      Der Verzicht auf ein herausnehmbares schleimhautgetragenes
                                                                                      Provisorium diente der Vermeidung eines frühzeitigen Misser-
                                                                                      folgs in der Einheilungsphase.
                                                                                      Nach radiologischer und klinischer Verlaufskontrolle erfolgte
                                                                                      am 10. postoperativen Tag die Nahtentfernung bei klinisch
                                                                                      reizlosen Wundverhältnissen.
                                                                                      Nach vier Monaten komplikationsfreier geschlossener Einheil-
                                                                                      zeit wurde eine DVT-Aufnahme zur weiteren prothetisch ori-
   Abb. 11a: Re-entry nach vier Monaten: stabiles, ausreichend dimensioniertes und    entierten Implantatplanung angefertigt.
   gut vaskularisiertes Augmentat mit geringfügiger Resorption im Bereich der mitt-
   leren Osteosyntheseschraube.

   Abb. 11b: Intraoperativer Situs nach Entfernung der Osteosyntheseschrauben.        Abb. 12: Implantation im allogenen Augmentationsgebiet.

   Abb. 13: Abdeckung der Implantate mit einer A-PRF-Fibrinmatrix.                    Abb. 14: Panorama-Röntgenkontrolle unmittelbar nach Implantatinsertion.

436	                                                                DENTALE IMPLANTOLOGIE         |   Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019   |   432 – 439
IMPLANTOLOGIE

Die Eröffnung des augmentierten Areals erfolgte in Lokal-                           Dass prozessierte Allotransplantate vergleichbare Ergebnisse
anästhesie über eine identische Schnittführung. Nach Entfer-                        wie autologes Material liefern können, zeigten Chiapasco et
nung der bei der Augmentation verwendeten Osteosynthese-                            al. Nach dieser Studie ist von einer Implantatverlustrate von
schrauben imponierte ein ausreichend dimensioniertes, sta-                          8,5 Prozent auszugehen [2].
biles, gut vaskularisiertes und entzündungsfreies Augmentat                         Nissan und Chaushu berichten bei allogenen Blockaugmen-
(Abb. 11).                                                                          tationen über Erfolgsquoten von 92 Prozent und Implantat-
Aufgrund des nun suffizienten horizontalen Knochenange-                             verlustraten von 4,4 Prozent sowie über Block- und Implan-
bots konnten zwei MIS-V3-Implantate der Größe D4,30/L13                             tatüberlebensraten von über 90 Prozent in der anterioren
nach prothetischen Vorgaben mit entsprechendem Drehmo-                              Maxilla bzw. Blocküberlebensraten von 79 Prozent in der at-
ment von 35 Ncm primärstabil in regio 46 und 44 inseriert                           rophen lateralen Mandibula [3-6].
werden (Abb. 12 und 14).                                                            Auch Keith et al. (2006) fanden ein deutliches Überwiegen
                                                                                    der Transplantatverluste für den Unterkieferseitenzahnbe-
Es wurde wiederum eine bioaktive autologe A-PRF-Fibrinmat-                          reich [7].
rix zur Verbesserung der Wundheilung und Weichgewebsver-                            Plöger et al. (2018) ermittelten im Unterkiefer ebenfalls ge-
dickung auf dem Kieferkamm platziert (Abb. 13) und es fand                          ringere Erfolgsraten als im Oberkiefer (89,19 % versus 95,42
konsektiv ein speicheldichter Wundverschluss statt.                                 %) [8].
Die Implantate wurden nach zehnwöchiger Osseointegrati-                             Mögliche Ursachen für die deutlich höhere Komplikationsra-
onszeit (Abb. 15) mittels eines apikalen Verschiebelappens                          te im Unterkiefer sind u.a. die schlechtere Nutrition der Al-
freigelegt und mit entsprechenden Gingivaformern versehen.                          lografts im kompakteren Unterkieferknochen, die dünneren
Sie stellten sich stabil und osseointegriert dar (Periotest® -Wer-                  Weichgewebsverhältnisse und die stärkeren Muskelzüge von
te von -7,2 bzw. -6,4).                                                             Zunge und Wange im Unterkiefer sowie die Beweglichkeit der
Zwei Wochen nach Implantatfreilegung wurde die protheti-                            Mandibula.
sche Suprakonstruktion von der Firma ProDent GmbH in Det-
mold gefertigt.                                                                     Die Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse der DIZ-Studie – die Verlust-
                                                                                    raten der allogenen Transplantate im Betrachtungszeitraum
Diskussion                                                                          2006 bis 2018 für den Oberkiefer und den Unterkiefer mit
Ohne Knochenblockaugmentation wäre im vorgestellten Fall                            anatomisch bedingten unterschiedlichen Werten sowie die
eine festsitzende kaufunktionelle Rehabilitation undenkbar                          Notwendigkeit von zusätzlichen weichgewebschirurgischen
gewesen. Die Transplantation allogener Knochenblöcke hat                            Maßnahmen wie FST, BGT, apikaler Verschiebelappen, Roll-
den Entnahme-Eingriff aus extra- und intraoralen Donorstel-                         lappentechniken etc.
len und somit die entnahmebedingte Morbidität vermieden.
Insbesondere bei den schwierigeren und technisch anspruchs-                         Fazit und Ausblick
volleren vertikalen Kammaugmentationen bietet der Einsatz                           Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sowohl der
allogener Knochenblöcke die Möglichkeit, das deutlich erhöh-                        Einsatz humaner allogener Knochenblöcke wie auch der Ein-
te Operationsrisiko alternativer Verfahren (Distraktionsosteo-                      satz autologer Knochenblöcke zuverlässige Augmentationen
genese und Interpositionsplastiken) zu reduzieren.                                  vergleichbarer Größe ermöglichen.
                                                                                    Während Professor Khoury et al. mit der Schalentechnik und
Wie Al-Nawas und Schiegnitz in einer Metaanalyse feststellten,                      autologen Knochenblöcken aus dem Ramus mandibulae her-
gibt es keine Evidenz dafür, dass autologer Knochen besser als                      vorragende Ergebnisse erzielen [9], wird heute in der Praxis
Knochenersatzmaterial ist. Allerdings schränkte Al-Nawas ein,                       des Autors nach eingehender Aufklärung der Behandlungs-
dass die Schlussfolgerungen limitiert sind, da der Einfluss der                     optionen (autolog vs. allogen) in über 95 Prozent der Behand-
Defektgröße des augmentierten Volumens und der regenerati-                          lungsfälle die minimalinvasivere Behandlungsmethode bevor-
ven Kapazität in der Metaanalyse nicht berücksichtigt wurde [1].                    zugt.

Abb. 15: Klinische Situation 10 Wochen nach Implantatinsertion: erfolgreiche        Abb. 16: Prothetische Rehabilitation durch ZTM Thomas Blaschke.
horizontale Alveolarkammaugmentation.

DENTALE IMPLANTOLOGIE         |   Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019   |    432 – 439                                                        437
IMPLANTOLOGIE

    Hersteller                       Produkt                                                       Spende              Prozessing                     Vertrieb

    CT Bank,                         maxgraft® humans Knochenallograft lyophilisiert               Lebendspende        Dithylether/Ethanol            botiss medical AG,
    Austria gGmbh,                   maxgraft® bonebuilder                                                             oxidativ (H2O2)                Berlin
    A-Krems                          humanes Knochenallograft patientenindividuell,                Leichenspende
                                     lyophilisiert

    Charité-Universitätsmedizin      Demineralisierte Human-Knochen-Matrix,                        Lebendspende        Peressigsäure/Ethanol
    Berlin                           gefriergetrocknet
                                     Human-Corticalis, gefriergetrocknet                           Leichenspende
                                     Human-Spongiosa, gefriergetrocknet

    Deutsches Institut für Zell-     Demineralisierte Human-Knochen-Matrix,                        Leichenspende       Peressigsäure/Ethanol          Argon Produktions-
    und Gewebeersatz,                gefriergetrocknet, DIZG                                                                                          und Vertriebsgesell-
    DIZG Berlin                      Human-Corticalis, gefriergetrocknet, DIZG                                                                        schaft mbH&Co.KG,
                                     Human-Spongiosa, gefriergetrocknet                                                                               Bingen

    TBF Génie Tissulaire,            Phoenix humanes Knochenallograft,                             Lebendspende        γ-Sterilisation                direkt
    F-Mions                          kortikospongiöse und spongiöse Formen, Lamellen, Pulver

    Tutogen Medical GmbH,            Puros Allograft                                               Lebendspende        Tutoplastverfahren:            Zimmer Dental
    Neunkirchen am Brand             Tutoplast Spongiosa                                                               oxidativ (H2O2)                GmbH, Freiburg
                                                                                                                       Niedrig-γ-Sterilisation
   Tabelle 1: Hersteller von allogenen Blocktransplantaten [10].

   Nach Einschätzung des Autors sollte das allogene corti-                             nen Knochenblöcke einen entscheidenden Vorteil bezüglich
   co-spongiöse Transplantat als präimplantologisches Aug-                             der Revaskularisierung des Knochens und der damit verbun-
   mentationsverfahren im Vergleich zum „Goldstandard“ des                             denen höheren BIC-Rate (Bone-to-Implant-Contact).
   autologen cortico-spongiösen Transplantats als klinisch eben-                       Jedoch müssen weitere Studien folgen, um diese positiven
   bürtig und aufgrund der geringeren Invasivität sowie besse-                         Ergebnisse beim Einsatz präfabrizierter Knochenblöcke zu ve-
   ren Volumenstabilität als überlegen eingestuft werden.                              rifizieren.
   Langjährige klinische Erfahrungen belegen eine hohe Sicher-                         Die Biologisierung osteokonduktiver Knochenersatzmateria-
   heit und hohe Erfolgsquoten beim klinischen Einsatz alloge-                         lien mit regenerativen autologen Blutbestandteilen hat sich
   ner Knochenblöcke.                                                                  inzwischen in der regenerativen Zahnmedizin etabliert. Plätt-
   Allen Auf- und Anlagerungsplastiken ist gemein, dass sie in                         chenreiches Fibrin (Platelet-Rich Fibrin, Choukroun-PRF) ist ein
   der vaskulären Endstrecke liegen und der Augmentationser-                           bioaktives, autologes Blutkonzentratsystem, das „chairside“
   folg primär eine Frage der Revaskularisierung durch das da-                         mittels einmaliger Zentrifugation ohne Zugabe von Antikoa-
   runterliegende Knochengewebe ist. Die knöcherne Regene-                             gulantien und Aktivatoren aus patienteneigenem peripher-ve-
   ration findet bei osteokonduktiven Materialien in erster Linie                      nösem Blut gewonnen wird und sowohl in fester (A-PRF-) als
   appositionell vom Lagerknochen statt. Insbesondere die ex-                          auch in injizierbarer (I-PRF-) Form vorliegt.
   akte Anpassung an die Oberfläche des Transplantatlagers mit                         Es findet seinen Einsatz in der Förderung der Wundheilung
   Vielpunktkontakt ist wichtig für die vaskuläre und knöcherne                        und Geweberegeneration (Weichgewebsregeneration, Kno-
   Erschließung des Allotransplantats und somit für dessen funk-                       chenregeneration), dank der in hohen Konzentrationen ent-
   tionelle Einheilung.
   In den letzten drei Jahren ist in der Praxis des Autors ein we-
   sentlicher Fortschritt bezüglich formkongruenten Anpassun-                                                                   Oberkiefer Unterkiefer Gesamt
   gen an den Lagerknochen entstanden.
   Durch die präoperative CAD/CAM basierte 3D-Blockfräsung                              Anzahl inserierter Blöcke               480              222               702
   im Osteographen (Fa. Argon Dental) durch ZTM Thomas
   Blaschke (Fa. ProDent, Detmold) wurde eine höhere Präzision                          Verluste                                22               24                46
   und Passgenauigkeit im Vergleich zu chairside angepassten
   Knochenblöcken erreicht.                                                             Erfolgsrate                             95,42 %          89,19 %           93,45 %
   So konnte mithilfe der vorgefertigten patientenindividuellen
   allogenen Knochenblöcke gerade im komplizierteren Unter-                             Notwendigkeit von Maß-        338                        185               523
   kieferseitenzahnbereich die Erfolgsquote von 88 auf 93,8 Pro-                        nahmen (FST, BGT, apikaler    70,42 %                    83,33 %           74,50 %
   zent erhöht werden.                                                                  Verschiebelappen, Rolllappen-
   Der Autor sieht insbesondere bei komplexen Gesamtaugmen-                             techniken, etc.)
   tationen der Ober- und Unterkieferalveolarfortsätze mithilfe                        Tabelle 2: Ergebnisse der DIZ-Studie – Erfolgsraten von humanen Knochenblö-
   der CAD/CAM vorgefertigten patientenindividuellen alloge-                           cken 2006-2018.

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IMPLANTOLOGIE

haltenen Thrombozyten, Leukozyten und Wachstumsfakto-
ren (u.a. BMP-2, TGF-β1, BMP-2, IGF, VEGF, PDGF, EGF).                        ZA Dirk Oliver Sättele
Vor allem bei Risikopatienten mit eingeschränktem regenera-
tiven Potenzial sieht der Autor im Einsatz von PRF einen we-                  Geboren in Brüssel/ Belgien
sentlichen Vorteil.                                                           2007-2011 Studium der Zahnmedizin an der
                                                                              		           Philipps-Universität Marburg
Literaturverzeichnis unter                                                    2012-2014 Intensive oralchirurgische und
www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten                                      		           prothetische Assistenten-
                                                                              		           ausbildung am Euregionalen Zentrum für
                                                                              		           Zahnmedizin
Bilder, soweit nicht anders deklariert: Dr. Plöger                            seit 2014    Implantologie und Prothetik am Dental Center
                                                                              		           Gangelt

                w
        i       w
                w
                                                                              ZTM Thomas Blaschke

                                                                              1989-1993    Ausbildung zum Zahntechniker
Dr. Mathias Plöger                                                            1993-2004    Weiterbildung in der Zahntechnik /
DIZ – Deutsches Implantologie Zentrum                                         		           Randgebiete
Lemgoer Str. 20 · 32756 Detmold                                               2004         Qualifikation zum Zahntechniker-
info@zahnarztpraxis-ploeger.de · www.diz-dt.de                                		           meister
                                                                              2005-2011    Leitende Aufgaben in diversen
                                                                              		           Dentallaboren
                                                                              seit 2011    Laborleiter im Dentallabor ProDent GmbH –
   Dr. Mathias Plöger                                                                      Herstellung von aufwendiger hochwertiger
                                                                                           Implantatprothetik und implantatprothetischer
   Studium der Zahnmedizin in Hannover                                                     Gesamtrehabilitation, gesamtes Portfolio der
   1983          Staatsexamen                                                              digitalen Zahntechnik dank kompletter Zirkon-
   1985          Promotion                                                                 zahn CAD/CAM-Technik, Herstellung metallfrei-
   1984-1986     Intensive oralchirurgische und                                            er und ästhetisch anspruchsvoller Frontzahnkro-
   		            parodontologische Assistentenausbildung                                   nen sowie individuell nach DVT-Daten gefräster
   seit 1986     Oralchirurgie, Implantologie und Parodontologie in                        Knochenblockaugmentate
   		            eigener Praxis in Detmold                                    seit 2013    Fachreferent im DIZ im Bereich myozentrische
                                                                              		           Funktionstherapie
                                                                              2015-2019    Weiterbildung im Bereich CMD (Sinfomed)

          ART OF IMPLANTOLOGY
          5th BEGO Implant Systems Global Conference
         16.–17.10.2020 AMSTERDAM

                                                                 Jetzt zum Newsletter anmelden:

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IMPLANTOLOGIE

   Klinisches Bild einer Periimplantitis.

   Experteninterview Periimplantitis
   „Ohne Biofilm passiert nichts“

   Implantate spielen eine zunehmend wichtigere Rolle hinsichtlich einer Verbesserung der Lebensqualität vor allem äl-
   terer Menschen. Oft fehlt es jedoch am notwendigen Wissen zur Pflege des Implantates. Es droht Periimplantitis. Prof.
   Dr. Johannes Einwag hat uns im Experteninterview wichtige Fragen zur Entstehung und Vorbeugung sowie zur häus-
   lichen und professionellen Behandlung beantwortet.

   DI: Oft fehlt es den Patienten am nötigen Wissen zu Pro-             und Patientenmotivation angeht?
   cedere, Pflege und Gesunderhaltung ihres Implantates. Ist            Prof. Einwag: Mir sind keine Daten zu diesem Thema bekannt.
   das richtig?                                                         Fakt ist allerdings: Viele Patienten sind der Überzeugung „Das
   Prof. Einwag: Eine der Herausforderungen der modernen Prä-           Implantat ist drin – jetzt kann nichts mehr passieren!“. Die Pa-
   vention ist in der Tat die Prophylaxe periimplantärer Entzündun-     tienten vergessen dabei völlig: Es hat einen Grund gegeben,
   gen! Das zentrale Problem: Beläge lagern sich an Implantatober-      warum der natürliche Zahn entfernt werden musste! Der Lang-
   flächen nicht nur leichter an als am natürlichen Zahn, sie sind      zeiterfolg des Implantates ist nur in zweiter Linie abhängig vom
   aufgrund der klinischen Situation auch schwerer zu entfernen!        Material des Implantates! Entscheidend ist das Fundament, das
   Diese Aussage gilt für Patienten aller Altersgruppen, besonders      heißt, die Qualität des Knochens und der umgebenden Weich-
   natürlich für Senioren, die aufgrund altersbedingter Einschrän-      gewebe! Und das bedeutet in erster Linie Entzündungsfreiheit
   kungen (Sehen, Fühlen, Feinmotorik…) nur bedingt eine häus-          – vor der Implantation und danach! Hier sind Praxisteam und
   liche Zahnreinigung in der erforderlichen Qualität durchführen       Patient gleichermaßen gefordert.
   können. Regelmäßige professionelle Unterstützung in drei- bis
   viermonatigen Abständen ist erforderlich.                            DI: Periimplantitis setzt sich als Begriff erst langsam bei
                                                                        den betroffenen Patientengruppen durch. Wie definieren
   DI: Das heißt, dass ein Implantat wirklich mehr Aufmerk-             Sie den Begriff Periimplantitis? Häufig wird eine Parallele
   samkeit und Pflege benötigt und anfälliger ist?                      zur Parodontitis gezogen. Ist diese „Vereinfachung“ ziel-
   Prof. Einwag: In der Tat: Das Implantat benötigt mehr Aufmerk-       führend?
   samkeit und Pflege! Das Material selbst ist nicht anfälliger, aber   Prof. Einwag: Bis heute gibt es keine allgemein akzeptierte De-
   die periimplantären Gewebsstrukturen unterscheiden sich vom          finition. Allein die Begrifflichkeit stößt bei vielen Kollegen und
   Parodontium des natürlichen Zahnes und sind anfälliger für Ent-      Wissenschaftlern auf Kritik – es geht ja gar nicht um eine Entzün-
   zündungen.                                                           dung des Implantates, sondern, um eine Entzündung der periim-
                                                                        plantären Gewebe (Weichgewebe und Knochen)!
   DI: Die aktive Zusammenarbeit von behandelndem Arzt                  Eine Parallele besteht allenfalls zwischen Gingivitis und Mukosi-
   und Patient ist ein entscheidender Faktor, wenn ein Im-              tis, nicht zwischen Parodontitis und Periimplantitis! Der entschei-
   plantat dauerhaft „glücklich machen“ soll. Haben hier                dende Unterschied: Ein Implantat besitzt keinen „Parodontal-
   manche Kollegen ggf. Nachholbedarf, was Wissensstand                 spalt“!

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IMPLANTOLOGIE

Die gesamte Palette der körpereigenen Abwehr, die über das                             die bis Mai 2021 gültig ist: „Die Behandlung periimplantärer
„Parodontium“ aktivitiert werden kann, fehlt beim „osseointe-                          Infektionen an Zahnimplantaten“. Sie beschreibt im Detail die
grierten“ Implantat. Das heißt, vereinfacht formuliert: Beim Im-                       aus aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand notwendige
plantat haben wir einen verstärkten Biofilmangriff bei gleichzei-                      Vorgehensweise: Sowohl nicht-chirurgische als auch chirurgi-
tig vergleichsweise reduzierter körpereigener Abwehr.                                  sche Vorgehensweise ist grundsätzlich möglich. Im Mittelpunkt
                                                                                       sowohl der nicht-chirurgischen als auch der chirurgischen Vor-
DI: Wodurch entsteht eine Periimplantitis?                                             gehensweise steht dabei die mechanische Belagsentfernung.
Prof. Einwag: Durch einen pathogenen Biofilm, der nicht ent-                           Bei der nicht-chirurgischen Therapie sollten alternative oder ad-
fernt wird.                                                                            juvante Maßnahmen zu einem manuellen Debridement ergänzt
                                                                                       werden. Evidenz liegt hier vor für die alternative Monotherapie
DI: Das klingt sehr kurz und eindeutig. Berücksichtigt die-                            mittels Er:YAG-Laser und Glycin-gestützten Air-Polishings sowie
se Zusammenfassung zum Beispiel die Rolle der Wirtsant-                                für den adjuvanten Einsatz lokaler Antibiotika mit kontrollierter
wort ausreichend?                                                                      Freisetzung (einmalige Anwendung von Doxycyclin), CHX-Chips
Prof. Einwag: Sowohl für die Parodontitis als auch die Periim-                         und antimikrobieller Photodynamischer Therapie.
plantitis gilt: Es handelt sich um biofilminduzierte Erkrankungen                      Der Behandlungserfolg und die Stabilität der erzielten klinischen
– d.h. ohne Biofilm haben wir kein Problem! Unterschiedlich ist                        Ergebnisse (> 6 Monate) sollte aber insbesondere bei initial tie-
natürlich die Reaktion des Körpers – aus diesem Grund reagiert                         fen Taschen von >7 mm als prognostisch ungünstig eingestuft
jeder Patient anders – auch in Bezug auf Gingivitis oder Parodon-                      werden.
titis. Aber grundsätzlich gilt: Nur mit Biofilm kann etwas passie-                     Welches chirurgische Protokoll zu bevorzugen ist, kann zum
ren – ohne Biofilm passiert nichts.                                                    gegenwärtigen Zeitpunkt aus der Literatur nicht abgeleitet wer-
                                                                                       den. Aber auch hier gilt: Der Dekontamination der exponierten
DI: Wie skizzieren Sie die „ideale Behandlung“ einer Peri-                             Implantatoberflächen sollte eine zentrale Bedeutung zukom-
implantitis?                                                                           men. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann die Überlegenheit
Prof. Einwag: Bis heute gibt es keine „ideale Behandlung“. So-                         einer spezifischen Reinigungsmethode nicht herausgestellt
weit sollte es gar nicht kommen! Im Mittelpunkt der „Implan-                           werden. Häufig wurden jedoch mechanische (zur Reduktion
tatbetreuung“ steht die professionelle Entfernung des Biofilms,                        des Biofilms) und chemische (zur Reduktion und Inaktivierung
bevor er pathogen wird!                                                                des Biofilms) Verfahren kombiniert. Der zusätzliche Nutzen ei-
                                                                                       ner peri- und/oder postoperativen Antibiotikagabe kann aktu-
DI: Wenn es aber doch zu einer Periimplantitis kommt, wie                              ell nicht bewertet werden. Bei allen chirurgischen Therapiean-
sieht der Behandlungsweg dann aus Ihrer Sicht aus?                                     sätzen gilt es zu beachten, dass diese grundsätzlich ein hohes
Prof. Einwag: Hier geht es nicht um meine Sichtweise zum                               Risiko für die postoperative Entstehung mukosaler Rezessionen
Thema, sondern es liegt eine S3-Leitlinie aus dem Jahr 2016 vor,                       bergen.

Klinisches Bild einer Periimplantitis.                                                 Klinisches Bild nach Periimplantitistherapie. Behandelner Zahnarzt: Dr. Dirk Heering.

DENTALE IMPLANTOLOGIE              |     Jg. 23   |   Ausgabe 07   |   November 2019    |   440 – 442                                                                         441
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