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Zeitschrift für amtliche Statistik 2 ⌜ 22 statistik Berlin Brandenburg ⌜ GEOREFERENZIERUNG Überwiegende Anzahl der Wohnungen pro fertiggestelltem Wohngebäude 201 … … in Berlin im 1-km-Raster … und in Brandenburg im 5-km-Raster Anzahl der Wohnungen in einem Gebäude 1 2 bis 5 6 bis 15 mehr als 15 keine neuen Wohngebäude Anzahl der Wohnungen in einem Gebäude 1 2 bis 5 mehr als 5 keine oder weniger als 3 neue Wohngebäude Weitere Themen: ⌜Amtliche Statistik und COVID-19, Zensus
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Zeitschrift für amtliche Statistik Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Impressum Berlin Brandenburg hat seinen Sitz in Potsdam und weitere 14. Jahrgang Standorte in Berlin und Cottbus. Auskunft und Beratung Herausgeber Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Steinstraße 104–106 Steinstraße 104–106 14480 Potsdam 14480 Potsdam Tel.: 0331 8173-1777 Telefon: 0331 8173-1777 Fax: 030 9028-4091 info@statistik-bbb.de Redaktion Nicole Dombrowski (Leitung), Dr. Holger Leerhoff (Verantwortlicher Redakteur i. S. d. BbgPG), Anja Malchin, Dr. Thomas Troegel, Ramona Voshage Zeichenerklärung zeitschrift@statistik-bbb.de 0 weniger als die Hälfte von 1 in der letzten besetzten Stelle, jedoch mehr als nichts Preis – nichts vorhanden Einzelheft EUR 6,00 ISSN 1864-5356 … Angabe fällt später an ( ) Aussagewert ist eingeschränkt Satz und Gestaltung / Zahlenwert nicht sicher genug Amt für Statistik Berlin-Brandenburg • Zahlenwert unbekannt oder geheim zu halten Druck x Tabellenfach gesperrt, weil TASTOMAT GmbH, Strausberg Aussage nicht sinnvoll p vorläufige Zahl © Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, 2020 Alle Ausgaben seit 2007 r berichtigte Zahl Auszugsweise Vervielfältigung und finden Sie auf Verbreitung mit Quellenangabe gestattet. www.statistik-berlin-brandenburg.de s geschätzte Zahl Abweichungen in der Summe können sich durch Schätzungen ergeben
Zeitschrift für amtliche Statistik 2 ⌜ 2020 Kurzbericht Fachbeiträge Inhaltsübersicht Gesundheitswesen ⌜ Das AfS bekommt Zensus-Standort 3 ⌜ Sterben die Menschen in Berlin und Brandenburg mit oder an Corona? 10 Entwicklungen in der amtlichen Statistik Katrin Möbius ⌜ Ein Implementierungsprozess für Geheim- Fachgespräch mit Hartmut Bömermann haltungsverfahren in vier Stufen 4 „Wie systemrelevant ist die amtliche Statistik?“ 13 Neuerscheinungen ⌜ Indikatorenbericht der UGRdL – Georeferenzierung aktualisierte Länderergebnisse zum Umweltstatus 9 ⌜ Regionalanalyse auf Basis simulierter Geokoordinaten Gütebeurteilung des Verfahrens am Beispiel der Wahlberechtigen in Berlin 16 ⌜ Dossier zur Corona-Pandemie in Berlin Kerstin Erfurth und Brandenburg ⌜ Geokodierung 33 mit dem RBS-Geocoder 24 ⌜ „Bildung in Deutschland 2020“ mit Renee Lin Schwerpunktthema zur Digitalisierung 49 Statistik erklärt ⌜Raumbezogene Analyse zur Wohnraumentwicklung in Berlin und Brandenburg 28 ⌜ Nowcast und Übersterblichkeit 15 Nicole Jurisch Historisches Verarbeitendes Gewerbe ⌜ Die Spanische Grippe im Deutschen Reich 50 ⌜ Reurbanisierung der Industrie Neue Chance für die Stadt? 34 Save the date ⌜ 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft Ramona Voshage, Martin Gornig für Soziologie 54 Zensus ⌜ VfS-Jahrestagung 2020 54 ⌜ Pretest zur Personenerhebung des Zensus 2021 40 ⌜ Smart Country Convention 54 Mark Hoferichter, Ralf Mädler, Natalie Lück, Laura Tomm-Demski, Ulrike Warnke, Jonas-Otto Werner
Editorial Im Fachgespräch stellen wir die In Vorbereitung des nächsten Frage nach der Systemrelevanz der Zensus in Deutschland wurde amtlichen Statistik in Krisenzeiten, zwischen November 2019 und März versuchen unter anderem darüber 2020 in Berlin und Brandenburg die aufzuklären, warum Aktualität in Personenerhebung als Probelauf in der amtlichen Statistik manchmal kleinem Rahmen, ein sogenannter schwer umzusetzen ist und wel- Pretest, durchgeführt. Über dessen che neuen Wege wir beschreiten, Ablauf sowie die ersten Ergebnisse um dieser Herausforderung zu informiert ein weiterer Beitrag. begegnen. Zu guter Letzt folgt noch ein Einen zweiten Schwerpunkt die- kleiner Hinweis auf die Statistische ser Ausgabe bildet die Georeferen- Bibliothek: Nach einem umfangrei- Liebe Leserinnen und Leser, zierung. Insgesamt drei Beiträge chen Relaunch der Website verfügt beleuchten das Thema und zeigen sie nun über ein modernes Layout. seit nunmehr vier Monaten haben Anwendungsfelder auf – etwa mit Eine erweiterte Suche macht es wir mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 der Statistik der Baufertigstellun- möglich, noch mehr Parameter einen ständigen Begleiter. Zwischen gen oder den Daten zu Wahlbe- einzubeziehen. Die gefundene der Hoffnung, dass die Beschränkungen rechtigten in Berlin. Publikation kann dann mithilfe und Hygieneregeln greifen, und dem Die vierte industrielle Revolution des neuen „Viewer“ direkt auf der Bangen, was neue Lockerungen und steht im Mittelpunkt eines Bei- Seite gelesen oder wie gewohnt als Rückreisen aus dem Sommerurlaub trages zu strukturellen Verände- PDF-Datei heruntergeladen wer- bringen, gestalten wir unseren Alltag. rungen industrieller Raummuster den. Seit dem Relaunch erreichen Auch das Amt für Statistik Berlin-Bran- aufgrund von Digitalisierung und Sie die Statistische Bibliothek unter denburg (AfS) begegnet bei der täglichen Internationalisierung. Anhand der Adresse https://www.statisti- Arbeit den Auswirkungen und Folgen eines Analysedatensatzes zum Ver- schebibliothek.de. Sie verfügt mitt- der Corona-Pandemie. Diese sind sowohl arbeitenden Gewerbe in Deutsch- lerweile über 138 000 Dokumente, im Miteinander der Beschäftigten an land untersuchen die Autoren das unter anderem alle Ausgaben unseren Standorten spürbar als auch in industrielle Gründungsgeschehen der Zeitschrift für amtliche Statistik den Zahlen ablesbar. in Stadt und Land. Berlin Brandenburg seit 2007 sowie weitere Publikationen des AfS. Auch deshalb beschäftigt sich Reinschauen lohnt sich. ein Teil der Ausgabe 2/2020 der Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg mit dem Zu- sammenhang von COVID-19 und Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre. der amtlichen Statistik. Ein Beitrag Bleiben Sie gesund! beschreibt, inwieweit sich eine Infektion mit COVID-19 auf die To- desursachenstatistik auswirkt und erklärt, woran zu erkennen ist, ob Menschen mit oder an dem Virus verstorben sind. Jörg Fidorra Vorstand des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 3 Kurzbericht ⌜Das AfS bekommt Zensus-Standort von Dirk Brenneisen und Kersten Klemm Die Senatsverwaltung Sicherheitskonzept mit einem Maßnahmenkatalog für Inneres und Sport erarbeitet und umgesetzt. Der Brandenburgische Berlin bat das Amt IT-Dienstleister ZIT-BB baute eine komplett neue für Statistik Berlin- IT-Infrastruktur für den neuen Standort auf. Es wur- Brandenburg (AfS) den die technischen Voraussetzungen geschaffen, seine Planungen so um das Gebäude an die Landesnetze Brandenburgs auszurichten, dass im und Berlins anzubinden und den Mitarbeiterinnen Projekt Zensus 2021 und Mitarbeitern die Kommunikation mit den Kol- auch die Erhebungs- leginnen und Kollegen an den anderen Standorten stelle Berlin örtlich, des AfS in gewohnter Weise zu ermöglichen. Dazu personell und organi- zählten neue Server, eine moderne Telefonanlage satorisch im AfS integriert ist. Aufgrund des damit und die Ausstattung der PC-Arbeitsplätze. verbundenen personellen Umfangs erfolgte in 2019 Die Anbindung an die Landesnetze war zum unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Suche 5. März 2020 abgeschlossen. Hiermit wurde sicher- nach einem geeigneten Dienstgebäude in Berlin. gestellt, dass die Beschäftigten in den einzelnen Teil- Ein Mietvertrag konnte Ende Juli 2019 für ein Büro- projekten mit ihren Fachanwendungen, die für die gebäude in der Alten Rhinstraße 8 in Berlin-Mar- tägliche Arbeit benötigt werden, arbeiten können. zahn unterzeichnet werden; die Objektübernahme In einer überaus kurzen Zeit gelang es dem ZIT-BB erfolgte am 16. September 2019. gemeinsam mit der Unterstützung des Ministeriums Eine Vielzahl von vorbereitenden Tätigkeiten, für Inneres und Kommunales Brandenburg unter sowohl technisch als auch baulich, waren erforder- Zurückstellung vieler anderer Aufgabenstellungen, lich, bevor der Umzug Anfang März 2020 erfolgen das neue Dienstgebäude bezugsfähig zu machen. konnte: Neben der Berücksichtigung aller Vorga- Am neuen Zensus-Standort haben nun alle ben bezüglich Arbeits- und Brandschutz musste jetzigen und zukünftigen Projektbeschäftigten beispielsweise das vorhandene Schließsystem aus ausreichend Platz. Durch die gute Ausstattung der Sicherheitsgründen komplett ausgetauscht werden. Arbeitsplätze sind die Kolleginnen und Kollegen Der Zensus 2021 arbeitet in einer abgeschotteten auch während der derzeit herrschenden Corona- Umgebung, das heißt unabhängig von den IT-Struk- Pandemie weitestgehend turen des AfS. Dafür wurde ein entsprechendes arbeitsfähig. Dirk Brenneisen ist IT-Referent im Projekt Zensus 2021 des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. Kersten Klemmleitet das Projekt Zensus 2021 im Amt für Statistik Berlin- Brandenburg. Fotos: Sara Imam
4 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 Entwicklungen in der amtlichen Statistik ⌜Ein Implementierungsprozess für Geheimhaltungsverfahren in vier Stufen von Sarah Gießing, Julia Höninger, Arijana Amina Ramic und Johannes Rohde Einleitung Während die ersten drei Stufen (Bedarfsprüfung, Der Schutz von Einzelangaben bei der Verarbeitung Methodenwahl, Konzeptentwicklung) die eigent- und Veröffentlichung statistischer Ergebnisse hat liche Planungsphase umfassen, verfolgt die vierte für die amtliche Statistik einen hohen Stellenwert. Stufe (Digitalisierung) das Ziel der praktischen Die Gewährleistung der Geheimhaltung hat daher Umsetzung und gegebenenfalls der Automatisie- Eingang in den Verhaltenskodex für europäische rung des entwickelten Geheimhaltungsprozesses. Statistiken [1] gefunden und ist national im Bun- Mit Digitalisierung ist eine möglichst weitgehend desstatistikgesetz (§ 16 Abs. 1 BStatG¹) geregelt. Ent- automatisierte Umsetzung gemeint. Theoretisch scheidungen hinsichtlich der konkreten Ausgestal- durchläuft jede Statistik alle vier Stufen und tritt tung der Geheimhaltung obliegen den jeweiligen jeweils nach Abschluss einer Stufe in die darauf Fachbereichen. Im verbundinternen „Handbuch zur folgende ein. Statistischen Geheimhaltung“ [2] sind die Metho- Um eine Entwicklungsstufe abzuschließen und den der statistischen Geheimhaltung ausführlich damit in die folgende Entwicklungsstufe aufzurü- dargelegt. cken, müssen bestimmte Stufenziele erreicht sein. Wird eine Statistik beziehungsweise ihre statis- Im Folgenden werden die einzelnen Stufen und tischen Produkte erstmals konzipiert oder wird deren Ziele detailliert dargelegt. das Auswertungskonzept überarbeitet, müssen Falls in einer amtlichen Statistik ein Geheimhal- zu den Erfordernissen der Fachstatistik passende tungskonzept aktuell konzipiert oder überarbeitet Methoden zur Geheimhaltung und Regulierung wird, können Stufenziele (zum Beispiel Stufe I oder des Zugangs zu vertraulichen Ergebnissen und Stufe II) bereits erreicht sein. Geheimhaltungskon- Produkten konzipiert und eingeführt werden. Die zepte sind regelmäßig oder im Bedarfsfall (zum Sicherstellung der Geheimhaltung sollte dabei ein Beispiel bei der Neukonzeption einer Statistik oder einheitlicher Prozess im Statistischen Verbund sein Überarbeitung eines Auswertungskonzepts) zu und zwischen allen Anwendungsbereichen abge- überprüfen. stimmt werden. In diesem Beitrag wird ein Prozess dargestellt, der schrittweise zur Entwicklung eines einheitli- Stufe I: Prüfung des Geheimhaltungsbedarfs chen Geheimhaltungsverfahrens mit möglichst Gemäß § 16 BStatG besteht für Einzelangaben über automatisierter Umsetzung führt. Dieser Prozess persönliche und sachliche Verhältnisse, die für eine wurde durch die Expertengruppe für Statistische Bundesstatistik gemacht werden, die Pflicht zur Geheimhaltung im Statistischen Verbund innerhalb Geheimhaltung durch die amtlichen Statistikstel- des Vorgehenskonzepts „Einheitliche Geheimhal- len, soweit durch eine besondere Rechtsvorschrift tung in allen Statistiken mit Geheimhaltungsbedarf“ nichts anderes bestimmt ist. Daraus ergibt sich, vorgeschlagen. Die zuständigen übergeordneten dass grundsätzlich alle Veröffentlichungen, die Er- Gremien der deutschen amtlichen Statistik haben gebnisse einer Bundesstatistik enthalten, auf mögli- diesem Vorschlag im Oktober 2019 zugestimmt, che Aufdeckungsrisiken zu prüfen sind. In Ausnah- sodass das Vorgehenskonzept seit Anfang 2020 mefällen enthalten die fachstatistischen Gesetze in allen Fachbereichen im Statistischen Verbund Ausnahmeregelungen oder die nachgewiesenen Anwendung findet. Sachverhalte bedürfen keiner Geheimhaltung (zum Dieser Prozess kann als ein Standardprozess im Beispiel komplexe Verrechnungen, aus denen kein Statistischen Verbund aufgefasst werden und glie- Rückschluss auf Einzelangaben gezogen werden dert sich in vier aufeinander aufbauende Stufen, die kann). in Abbildung a veranschaulicht sind: a|D arstellung des Geheimhaltungs- prozesses in vier Entwicklungsstufen 1 Gesetz über die Statistik für Bundeszwecke (Bundesstatis- Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 tikgesetz – BStatG) in der Fas- Geheimhaltungs- Methode Konzept Automatisierung/ sung der Bekanntmachung bedarf klären bestimmen entwickeln Digitalisierung vom 20. Oktober 2016 (BGBl. I S. 2394), das zuletzt durch Arti- kel 10 Absatz 5 des Gesetzes vom 30. Oktober 2017 (BGBl. I S. 3618) geändert worden ist.
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 5 Im Vorfeld der Verbreitung der Ergebnisse einer dass auch künftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Statistik ist zu klären, ob für diese Statistik eine ge- der betreffenden Statistik nachvollziehen können, setzlich geregelte Pflicht zur Geheimhaltung beach- weshalb keine Geheimhaltung notwendig ist. tet werden muss. Das für die Statistik zuständige Anschließend sind keine weiteren Maßnahmen Gremium im Statistischen Verbund muss entweder erforderlich. Wenn aufgrund von Vergröberungen kurz begründen, warum eine Geheimhaltung nicht oder eines fest definierten sehr kleinen Tabellen- erforderlich ist, oder ein Vorgehen für die Geheim- programms kein Geheimhaltungsbedarf besteht, haltung festlegen, mit dem der gesetzlichen Pflicht dürfen keine davon abweichenden tieferen zur Gewährleistung der Geheimhaltung für die Auswertungen veröffentlicht werden. Sind weitere betreffende Statistik nachgekommen werden kann. Auswertungen von Seiten des Fachbereichs, durch Dieses Vorgehen sollte gelegentlich oder anlassbe- Sonderauswertungen oder durch ein Angebot der zogen überprüft werden. Mikrodaten in den Forschungsdatenzentren der Insgesamt ist zu Beginn des Prozesses zur Imple- Statistischen Ämter des Bundes und der Länder mentierung eines Geheimhaltungsverfahrens zu- angedacht, müssen die entsprechenden Anforde- nächst dessen Relevanz für die Fachstatistik anhand rungen und Bedarfe im Geheimhaltungsprozess folgender Punkte zu prüfen: berücksichtigt werden. 1. Es ist zu klären, ob bestimmte Merkmale oder Das für die Statistik zuständige Gremium kann den Veröffentlichungen von der Pflicht zur Geheim- Geheimhaltungsbedarf jederzeit erneut prüfen. haltung ausgenommen sind. Dazu sind auch die rechtlichen Grundlagen, die die Durchführung der betreffenden Statistik anordnen, zu beachten Stufe II: Bestimmung und ggf. Expertinnen und Experten aus den Be- der Geheimhaltungsmethode reichen „Recht“ und „Geheimhaltungsmethodik“ In dieser Stufe sind verschiedene Geheimhaltungs- zur Beratung hinzuzuziehen. verfahren auf ihre Eignung zum Einsatz bei der 2. Falls eine Änderung der einzelgesetzlichen betrachteten Statistik unter Berücksichtigung der Rechtsgrundlage angestrebt wird (beispielsweise Kriterien für die Auswahl eines Geheimhaltungs- hinsichtlich weiterer von der Geheimhaltungs- verfahrens [3] zu prüfen. Zur Sicherstellung der pflicht ausgenommener Merkmale), müssen statistischen Geheimhaltung in Tabellen kann ein konkrete Schritte bis hin zur Novellierung des informationsreduzierendes Verfahren (z. B. Zellsper- betreffenden Gesetzes definiert werden (zum rung oder Vergröberung) oder ein datenverändern- Beispiel: Zustimmung betroffener Erhebungsein- des Geheimhaltungsverfahren (z. B. die stochasti- heiten beziehungsweise Stakeholder einholen, sche Überlagerung, Record Swapping, Rundungen Ausarbeitung eines Zeitplans zur Gesetzesän- oder SAFE) eingesetzt werden. Die vorgeschlagene derung). Gegebenenfalls muss eine Übergangs- Methode wird durch das entsprechend zuständige lösung zur Sicherstellung der Geheimhaltung Gremium beschlossen. Im Rahmen von Stufe II sind bis zum Inkrafttreten der Gesetzesnovellierung folgende Aspekte zu beachten: entwickelt werden. 1. Das zuständige Gremium nimmt sich entweder 3. Auch wenn eine Veröffentlichung von Ergebnis- selbst der Verfahrensauswahl an oder setzt eine sen einer Statistik nicht von allen Statistischen Projektgruppe „Geheimhaltung“ ein. Die in Frage Ämtern erfolgt (zum Beispiel aufgrund zu kommenden Geheimhaltungsverfahren werden geringer Fallzahlen in einem Land), sollte ein im gegebenenfalls unter der Hinzuziehung von Statistischen Verbund abgestimmtes Geheim- Geheimhaltungsmethodikern geprüft. haltungskonzept vorliegen, da eine zukünftige 2. Den Rahmen der Prüfung bilden die „Entschei- Veröffentlichung in den Ländern, die bisher keine dungskriterien für die Auswahl eines Geheim- Auswertungen veröffentlichen, nicht ausge- haltungsverfahrens“ [3], welche verschiedene schlossen werden kann. Geheimhaltungsverfahren anhand von Qualitäts- Das Ziel der Entwicklungsstufe I ist erreicht, wenn kriterien (hinsichtlich Schutz vor Aufdeckung, durch Beschluss des für die Statistik zuständigen Qualität, Praktikabilität, Wirtschaftlichkeit) verglei- Gremiums geklärt ist, ob und inwiefern für eine chen. Statistik Geheimhaltungsbedarf besteht. Ergibt die 3. Im Rahmen der Prüfung ist zudem zu beachten: Prüfung, dass Geheimhaltungsbedarf besteht, er- • Die Forschungsdatenzentren der Statistischen folgt eine Neueinordnung der Statistik in Entwick- Ämter des Bundes und der Länder sind in die lungsstufe II. Diskussion bei der Auswahl und Weiterentwick- Auch im Falle einer im einzelstatistischen Gesetz lung eines Geheimhaltungsverfahrens einzube- geregelten Befreiung von der Pflicht zur Geheim- ziehen. haltung sollte ein (formaler) Beschluss gefasst wer- • Bei der Erstellung oder Bearbeitung fachsta- den. Falls der Beschluss des zuständigen Gremiums tistischer Geheimhaltungskonzepte sind die klarstellt, dass keine Geheimhaltung erforderlich geheimhaltungsrelevanten Aspekte und Beson- ist, muss dies möglichst detailliert begründet (zum derheiten von Auswertungen auf Basis georefe- Beispiel: Hinweis auf die betreffende gesetzliche renzierter Daten zu berücksichtigen. Bestimmung oder fachlich begründete starke Ag- • Bei der Neueinführung eines datenverändern- gregation in den Veröffentlichungen) und in Form den Geheimhaltungsverfahrens müssen im eines kurzen Geheimhaltungsleitfadens dokumen- Vorfeld die relevanten Nutzergruppen einbezo- tiert werden. Dieses Vorgehen soll sicherstellen, gen werden.
6 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 4. Dem zuständigen Gremium legt die Projekt- 5. Eine Abstimmung zum Umgang mit der Ge- gruppe „Geheimhaltung“ einen Vorschlag für ein heimhaltung unterhalb der Landesebene wird Geheimhaltungsverfahren vor, der sich durch vorgenommen: das Ergebnis der Prüfung auf Basis der Entschei- • Verbundeinheitliches Veröffentlichungspro- dungskriterien zur Auswahl eines Geheimhal- gramm, zum Beispiel RegioStat tungsverfahrens begründen lässt. Ggfs. kann das • Regional unterschiedliches Veröffentlichungs- zuständige Gremium einen solchen Vorschlag programm aufgrund von Länderspezifika auch selbst erarbeiten. 6. Anforderungen bezüglich einer möglichen Das Ziel der Entwicklungsstufe II ist erreicht, wenn maschinellen Umsetzung von Zellsperrungen ein Verfahren zur Sicherstellung der Geheimhal- werden definiert. tung durch einen Beschluss des für die Statistik 7. Es erfolgt die Erstellung eines Arbeits- und Zeit- zuständigen Gremiums ausgewählt wurde. Es plans zur Umsetzung. erfolgt sodann die Neueinordnung der Statistik in die Entwicklungsstufe III. Datenveränderung Bei einer Entscheidung für ein datenveränderndes Geheimhaltungsverfahren (zum Beispiel determi- Stufe III: Erstellung eines abgestimmten nistische Rundung, stochastische Überlagerung Geheimhaltungskonzepts oder Mikroaggregation) sind in der Entwicklung Die grundsätzliche Aufgabe der Entwicklungsstu- des Geheimhaltungskonzepts folgende Aspekte zu fe III besteht in der Entwicklung und Abstimmung berücksichtigen bzw. festzulegen: eines statistikspezifischen Fachkonzepts für eine im 1. Die Parameter des betreffenden Verfahrens Statistischen Verbund einheitliche, abgestimmte werden durch Beschluss des für die Statistik Geheimhaltung durch das zuständige Gremium zuständigen Gremiums festgelegt. oder eine eingesetzte Projektgruppe. Zur Doku- 2. Weitere methodische Festlegungen (zum Bei- mentation der Fachkonzepte bzw. der Geheim- spiel Umgang mit Verhältniszahlen, Mittelwerten haltungsmethoden und der gewählten Parameter etc.) werden durch das zuständige Gremium wurde das Format des statistikspezifischen Geheim- beschlossen. haltungsleitfadens entwickelt. 3. Bei der Einführung der stochastischen Überla- Abhängig von der Entscheidung des zuständigen gerung auf Basis der Cell-Key-Methode gilt: Die Gremiums für ein informationsreduzierendes oder Vorgehensweise der Umsetzung wird durch ein datenveränderndes Verfahren in Stufe II sind un- einen Beschluss des zuständigen Gremiums terschiedliche Punkte zu beachten. festgelegt, das heißt Verwendung/Neuprogram- mierung eines entsprechenden Auswertungs- Informationsreduktion tools, Veröffentlichung der Ergebnisse in einer Bei einer Entscheidung für ein informationsreduzie- Auswertungs-/Veröffentlichungsdatenbank oder rendes Verfahren, wie beispielsweise Zellsperrung in einem anderen Auswertungssystem. oder Vergröberung, sind folgende Aspekte zu 4. Ein detailliertes, gegebenenfalls vorläufiges berücksichtigen beziehungsweise festzulegen: Kommunikationskonzept wird erstellt, welches 1. Einheitliche Regeln für die primäre Geheimhal- Kommunikationsmaßnahmen gegenüber allen tung werden durch Beschluss des zuständigen relevanten Nutzergruppen enthält. Dabei ist Gremiums definiert. auch eine Abstimmung mit dem Arbeitskreis 2. Das Verbreitungsprogramm im Statistischen „Presse, Publikationen, Marketing“ des Statisti- Verbund wird abgestimmt. schen Verbunds hinsichtlich der statistikübergrei- 3. Es erfolgt eine Koordinierung von ggfs. erforder- fenden Vereinheitlichung der Kommunikation lichen Sekundärsperrungen im abgestimmten erforderlich. Verbreitungsprogramm, wenn: 5. Es werden Anforderungen bezüglich einer ma- • Ergebnisse regelmäßig (als Standardauswertun- schinellen Umsetzung der datenverändernden gen) sowohl für den Bund als auch auf Landese- Geheimhaltung ausgearbeitet. bene publiziert werden und 6. Es erfolgt die Erstellung eines Arbeits- und Zeit- • zur sekundären Geheimhaltung darin regelmä- plans bis zum ersten Einsatz des Verfahrens. ßig Tabellenfelder auf der Landesebene (oder Das Ziel der Entwicklungsstufe III ist erreicht, wenn ansonsten auf Bundesebene) gesperrt werden ein Fachkonzept zur einheitlichen Sicherstellung müssen. der Geheimhaltung inklusive eines Zeitplans zur Das Konzept muss zudem berücksichtigen, dass die Umsetzung entwickelt und in einem Geheimhal- Ergebnisse von Ländern, die gegebenenfalls keine tungsleitfaden dokumentiert wurde sowie das für Veröffentlichungen tätigen, nicht automatisch zur die Statistik zuständige Gremium dem Fachkonzept sekundären Geheimhaltung herangezogen werden beziehungsweise Geheimhaltungsleitfaden zuge- können, weil entsprechende Merkmalskombinati- stimmt hat. Es erfolgt sodann die Neueinordnung onen in diesen Ländern mitunter gar nicht oder zu der Statistik in die Entwicklungsstufe IV. schwach besetzt sein können. 4. Bei Anwendung der Zellsperrung werden die Methodik zur Umsetzung der koordinierten Sekundärsperrungen und die dafür genutzten Werkzeuge festgelegt.
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 7 Stufe IV: Aufbau und Optimierung eines auto- an einen automatisierten und medienbruchfreien matisierten und medienbruchfreien Ablaufs der Prozess erhoben und dokumentiert. Das für die Geheimhaltung („Digitalisierung“) Statistik zuständige Gremium hat den erfolgreichen Diese Entwicklungsstufe verfolgt das Ziel der Einsatz des neuen Instruments mit den gewählten technischen Umsetzung des in den Stufen I bis III Parametern und für das festgelegte Set an Auswer- geplanten Geheimhaltungsprozesses. Dabei lässt tungen abgenommen. Für Geheimhaltung in über sich Stufe IV in zwei Phasen unterteilen: Zunächst diesen Standard hinausgehenden Auswertungen erfolgt eine Prüfung durch das für die Statistik zu- sind im Geheimhaltungsleitfaden aus Stufe III die ständige Gremium (oder eine eingesetzte Projekt- Parameter festgelegt oder es ist ggfs. auch dafür gruppe), ob für eine Statistik Bedarf hinsichtlich das Instrument aus Stufe IV nutzbar. einer Automatisierung der Geheimhaltung besteht. Falls kein Bedarf zur technischen Automatisie- Datenveränderung rung beziehungsweise Optimierung festgestellt Bei der Entscheidung für ein datenveränderndes wird, ist dies durch das zuständige Statistikgre- Verfahren sind folgende Aspekte zu berücksichti- mium zu beschließen. Im statistikspezifischen gen: Geheimhaltungsleitfaden ist dann entsprechend 1. Es erfolgt eine Nutzung beziehungsweise zu erläutern, weshalb kein Bedarf hinsichtlich einer (Weiter-)Entwicklung von praxistauglichen Aus- maschinellen/automatisierten Umsetzung besteht wertungswerkzeugen mit integrierter Geheim- (zum Beispiel, weil der Bedarf im Rahmen einer haltung gemäß dem in Stufe III entwickelten gegebenenfalls geplanten Auswertungsdatenbank Fachkonzept (insbesondere bei Anwendung abgedeckt wird oder es wird dargelegt, welche der stochastischen Überlagerung auf Basis der organisatorischen Maßnahmen zur manuellen Um- Cell-Key-Methode). setzung der sekundären Geheimhaltung festgelegt 2. Eine integrierte Kennzeichnung von Ergebnissen werden). In diesem Fall entfallen die im Folgenden mit großen Abweichungen zum Originalwert ist dargelegten Stufen der zweiten Phase und Stufe IV insbesondere bei Anwendung prätabularer Ver- ist abgeschlossen. fahren, falls im Fachkonzept aus Stufe III vorgese- Falls weiterer Bedarf hinsichtlich einer techni- hen, technisch umgesetzt. schen Automatisierung beziehungsweise Optimie- 3. Falls Statistiken eine deterministische Rundung rung festgestellt wird, tritt die Statistik in die zwei- einsetzen: Bei Bedarf kann eine Prüfung erfolgen, te Phase der Stufe IV ein: Dabei sind die weiteren ob die Voraussetzungen für einen Umstieg auf zu berücksichtigenden Aspekte bei der Umsetzung die stochastische Überlagerung auf Basis der und Implementierung einer technischen Lösung Cell-Key-Methode gegeben sind (siehe [3] zu Vor- wiederum von der Wahl eines informationsreduzie- und Nachteilen beider Verfahren). renden oder eines datenverändernden Verfahrens 4. Gegebenenfalls sind Anforderungen an die Wei- abhängig. terentwicklung von Auswertungswerkzeugen zur Gewährleistung eines automatisierten und Informationsreduktion medienbruchfreien Geheimhaltungsprozesses zu Bei der Entscheidung für ein informationsredu- beschreiben. Das Ziel der Entwicklungsstufe IV zierendes Verfahren (dies betrifft insbesondere bei Einsatz eines datenverändernden Verfahrens die Wahl eines Zellsperrverfahrens) sind folgende ist erreicht, wenn die im in Stufe III erstellten Aspekte zu berücksichtigen: Fachkonzept beschriebene Methode anwen- 1. Die maschinelle Umsetzung der primären Ge- dungsreif implementiert ist. Gegebenenfalls heimhaltung gemäß dem in Stufe III entwickel- wurde darüber hinaus ein automatisierter und ten Fachkonzept wird implementiert. medienbruchfreier Prozess ausgearbeitet und 2. Die maschinelle Umsetzung der sekundären Ge- dokumentiert. Das für die Statistik zuständige heimhaltung gemäß dem Anforderungskonzept Gremium hat die Implementierung als erfolg- aus Stufe III wird implementiert und gegebe- reich bestätigt, dem Konzept eines automa- nenfalls optimiert. tisierten und medienbruchfreien Prozesses 3. Die maschinelle Übernahme der Sperrmuster in zugestimmt und dieses an die übergeordneten das Veröffentlichungsprogramm erfolgt gemäß zuständigen Gremien weitergegeben. dem Anforderungskonzept aus Stufe III. Es erfolgt eine Optimierung der Automatisierung, insbesondere bezüglich einer medienbruchfrei- Abschluss und Dokumentation en Übernahme gesetzter Sperrungen. des Prozesses 4. Das automatisierte Befüllen von Auskunfts- Nach Abschluss der Entwicklungsstufe IV sind alle datenbanken (zum Beispiel RegioStat) wird Entwicklungsstufen durchlaufen und der Prozess implementiert. zur Erstellung und Implementierung eines Geheim- Das Ziel der Entwicklungsstufe IV ist bei Einsatz haltungskonzepts für eine Statistik ist abgeschlos- eines Zellsperrverfahrens erreicht, wenn das Vor- sen. Bei Bedarf kann das für die Statistik zuständige gehen zur maschinellen Umsetzung der Zellsper- Gremium bestimmte Stufen jederzeit erneut rung gemäß dem in Stufe III entwickelten Fachkon- durchlaufen. Für jede Statistik dokumentiert ein zept anwendungsreif implementiert ist. Eventuell statistikspezifischer Geheimhaltungsleitfaden den sind Anforderungen an die Weiterentwicklung der erarbeiteten, im Verbund abgestimmten, einheitli- Geheimhaltungsinstrumente beziehungsweise chen und (soweit sinnvoll möglich) automatisierten
8 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 Geheimhaltungsprozess. Bei Statistiken, bei denen aufgrund einzelgesetzlicher Sonderregelung kein Geheimhaltungsbedarf festgestellt wurde, gibt es einen Beschluss, der die Entscheidung begründet. Spätestens beim Eintritt einer Statistik in Stufe IV müssen die statistikspezifischen Geheimhaltungs- leitfäden aktualisiert und finalisiert werden. Sarah Gießing leitet das Referat Julia Höninger leitet das Referat Arijana Amina Ramic ist Referentin Dr. Johannes Rohde ist Referent Statistische Geheimhaltung des Gesamtrechnungen, Forschungs- im Stabsreferat Standardisierung der im Referat Forschung, Entwicklung, Statistischen Bundesamtes. datenzentrum des Amtes für Statistik fachstatistischen Prozesse des Statisti- FDZ der statistischen Landesämter Berlin-Brandenburg. schen Bundesamtes. des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen. Literaturverzeichnis [1] Amt für Veröffentlichungen der [3] Rohde, Johannes; Seifert, Europäischen Union (2018): Christiane; Gießing, Sarah; Setzer, Verhaltenskodex für europäische Stefanie; unter Mitarbeit von Statistiken für die nationalen Breitenfeld, Jörg; Brings, Stefan; statistischen Ämter und Eurostat Höhne, Jörg; Höninger, Julia; (statistisches Amt der EU), Rothe, Patrick; Schedding-Kleis, angenommen vom Ausschuss Ulrike (2018): Entscheidungskrite- für das Europäische Statistische rien für die Auswahl eines System am 16. November 2917. Geheimhaltungsverfahrens. [2] Gießing, Sarah; Habla, Heike; Version 1.0 vom 18.04.2018. Höninger, Julia; Hoffmeister, Rita; Internes Dokument des Merz, Franz-Josef; Richter, Statistischen Verbunds, Alexander; Scharnhorst, verfügbar im Intranet der Sebastian; Schmidtke, Kerstin; Statistischen Ämter des Bundes Spies, Lydia; Tonte, Andreas; und der Länder. Uhrich, Stefanie (2018): [4] Rohde, Johannes; Seifert, Handbuch zur Statistischen Christiane; Gießing, Sarah (2018): Geheimhaltung. Stand 12. April Entscheidungskriterien für die 2018. Internes Dokument des Auswahl eines Geheimhaltungs- Statistischen Verbunds. verfahrens, erschienen in WISTA 3/2018, Wirtschaft und Statistik des Statistischen Bundesamtes, S. 90–104.
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 9 Neuerscheinung ⌜ Indikatorenbericht der UGRdL – aktualisierte Länderergebnisse zum Umweltstatus Seit mehr als 20 Jahren liefern die Umweltökonomischen Gesamtrech- Wie viel Primärenergie verbrauchen die Wirtschaft und die privaten Haus- nungen der Länder (UGRdL) statistische Informationen zu umwelt- und halte? Wie viel Erholungsfläche steht nachhaltigkeitsrelevanten Themen wie Abfall, Energie, Fläche und Raum, der Bevölkerung in einem Bundes- Treibhausgase, Rohstoffe, Umweltschutz, Verkehr und Umwelt oder land durchschnittlich zur Verfügung? Wasser. Sie stellen im Rahmen der amtlichen Statistik die Grundlage für Wie haben sich die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 verändert? umweltrelevante Diskussionen und Entscheidungen in Form von Daten Diese und weitere Kennzahlen der und Berechnungen zur Beschreibung der Wechselwirkungen zwischen Umwelt wurden vom Arbeitskreis Um- Wirtschaft, privaten Haushalten und Umwelt bereit. Genutzt werden die weltökonomische Gesamtrechnungen Daten der UGRdL unter anderem in den Umwelt- und Nachhaltigkeits- der Länder in einem Indikatorenbe- richt zusammengestellt. Der Bericht berichten der Länder sowie dem Klimafolgenmonitoring. enthält Daten zu allen Bundesländern Der aktuell veröffentlichte Bericht enthält 17 ausgewählte Umwelt- und umfasst ein breites Themens- indikatoren. Bei der Auswahl der Indikatoren standen die globalen pektrum von A wie Abfall bis W wie Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen im Fokus. Die Wasser. Ergänzend dazu wird die Ent- wicklung ausgewählter Umwelt- und Zuordnung der Indikatoren zu den Zielen wurde entsprechend mit Icons Nachhaltigkeitsindikatoren in einer visualisiert. Jeder Indikator wurde darüber hinaus grafisch aufbereitet, auf statistischen Methoden basieren- beschrieben und seine aktuelle Entwicklung kurz erläutert. den Trendanalyse dargestellt. Mit der Trendanalyse bieten die UGRdL darüber hinaus eine Methode für objektive und statistisch fundierte Aussagen zur Entwicklung von Umweltindikatoren. Im betrachteten Zeitraum zeigen beispielsweise der Wirtschaftsindikator „Bruttoinlandsprodukt je Einwohnerin und Einwohner“ sowie die Umweltindikatoren Umweltökonomische „Pro-Kopf-Aufkommen an Gesamtrechnungen der Länder Haus- und Sperrmüll“ und „Anteil erneuerbarer Energien Indikatorenbericht am Primärenergieverbrauch“ Ausgabe 2020 in fast allen Bundesländern eine positive Entwicklung. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Primär- und Endenergie blieb dagegen meist konstant. Der Indikatorenbericht ist als kostenloser Download unter http://www.statistikportal.de/de/ugrdl verfügbar. Über den QR-Code gelangen Sie direkt dahin.
10 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 Gesundheitswesen ⌜ Sterben die Menschen in Berlin und Brandenburg mit oder an Corona? von Katrin Möbius In Zeiten der COVID-19-Pandemie werden unterschiedliche, teilweise kreative Theorien zu verschie- densten Lebenssachverhalten verbreitet. Eine davon lautet, dass COVID-19 als Todesursache überpro- portional häufig und teilweise nicht regelkonform in der amtlichen Todesursachenstatistik Verwendung findet. Der folgende Beitrag erläutert die Vorgehensweise bei der Ermittlung der Todesursache im Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (AfS) und soll dazu beitragen, dieser Behauptung durch die transparente Darlegung der verwendeten einheitlichen Verfahren entgegenzuwirken. Die Todesursachenstatistik wird auf Grundlage der Ausschlaggebend für die Belastbarkeit der Todes- §§ 1 Absatz 1 Nr. 1c und 2 Absatz 6 Bevölkerungsstatis- ursachenstatistik ist vor allem die inhaltliche Qua- tikgesetz¹ erhoben. Sie basiert auf der Auswertung lität des der Statistik zugrunde liegenden Leichen- der Leichenschauscheine, welche dem zuständigen schauscheins. Er listet alle Krankheiten auf, die zum Referat des AfS spätestens am 15. des dem Sterbe- Tode geführt haben. Dabei wird zwischen gesund- monat folgenden Monats von den 18 Gesundheits- heitlichen Beeinträchtigungen, die unmittelbar oder ämtern des Landes Brandenburg beziehungsweise mittelbar zum Tode geführt haben, und der Krank- dem Zentralarchiv für Leichenschauscheine (ZfL) heit, die alle anderen bedingt und als sogenanntes der Gesundheitsämter Berlins übermittelt werden. Grundleiden und damit als die offizielle Todesursa- Seit 2013 besteht zudem, auch auf Grundlage des che in die Todesursachenstatistik einfließt, unter- § 11a Absatz 1 Bundesstatistikgesetz², eine gesetz- schieden. liche Verpflichtung zur elektronischen Datenliefe- Die Mitarbeitenden im Bereich Todesursachen- rung (Abbildung a). statistik sind somit zwingend auf qualitativ hoch- wertige, regelkonform ausgefüllte Todesbescheini- gungen sowie deren vollständige Übermittlung auf a | Datenfluss in der Todesursachenstatistik elektronischem Wege angewiesen, um das korrekte Grundleiden ermitteln zu können. Auch deshalb ver- Papierbasierte Übermittlung pflichten die einschlägigen Bestattungsgesetze der vertrauliche Angaben Elektronische Übermittlung Länder Berlin und Brandenburg die zuständige Amt- Arzt/Ärztin särztin/den zuständigen Amtsarzt vor Übermittlung nicht der Leichenschauscheine an das AfS zur Prüfung ih- vertrauliche Standesamt res Inhalts (vgl. beispielsweise § 2 Absatz 7 DVO-Be- Angaben Daten für stattungsgesetz³ des Landes Berlin). Todesursachen- Nach deren Eingang wird das Grundleiden und statistik damit die Todesursache anhand der Internationa- Gesundheitsamt len statistischen Klassifikation der Krankheiten und Statistisches verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10 WHO)4 Daten für Landesamt ermittelt. Die Vorgaben der ICD-10 WHO sind kom- Quelle: Statistisches Bundesamt Bevölkerungsstatistik plex und erfordern zu ihrer Anwendung fundiertes (Destatis) medizinisches Wissen. Um dem gerecht zu werden, wird im AfS seit 2017 ausschließlich das internati- onale elektronische Kodiersystem IRIS verwendet. 1 Gesetz über die Statistik der 2 Gesetz über die Statistik für 3 Verordnung zur Durchführung Bevölkerungsbewegung und Bundeszwecke (Bundesstatis- des Bestattungsgesetzes Dieses vom Statistischen Bundesamt in Kooperation die Fortschreibung des Bevöl- tikgesetz – BStatG) in der Fas- (DVO-Bestattungsgesetz) vom mit dem Deutschen Institut für Medizinische Do- kerungsstandes (Bevölkerungs- sung der Bekanntmachung 22. Oktober 1980, § 5 geändert, kumentation und Information (DIMDI) entwickelte statistikgesetz – BevStatG) vom vom 20. Oktober 2016 (BGBl. I Anlagen 1 und 2 neu gefasst 20. April 2013 (BGBl. I S. 826), das S. 2394), das zuletzt durch Arti- durch Verordnung vom Verfahren zur automatischen Kodierung von textli- zuletzt durch Artikel 9 des Ge- kel 10 Absatz 5 des Gesetzes 12.01. 2016 (GVBl. S. 12). chen Ausdrücken auf Todesbescheinigungen wertet setzes vom 18. Dezember 2018 vom 30. Oktober 2017 (BGBl. I 4 siehe https://www.dimdi.de/sta- (BGBl. I S. 2639) geändert wor- S. 3618) geändert worden ist. tic/de/klassifikationen/icd/icd- diese in standardisierter Weise nach den Regeln der den ist. 10-gm/kode-suche/htmlgm2020/ ICD-10 WHO aus und verhindert somit neben fach-
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 11 lichen Fehleinschätzungen aufgrund mangelnder Hinsichtlich der Krankheit COVID-19 wird somit klar medizinischer Kenntnisse auch die Gefahr eines unterschieden, ob die Person an der Todesursache ungewollten, subjektiven Einflusses der Mitarbei- COVID-19 verstorben ist oder eine andere Krankheit tenden auf die Ergebnisse. IRIS berücksichtigt durch zum Tode führte und COVID-19 nur zum Tod beige- laufende Aktualisierungen immer die aktuell gül- tragen hat.5 tigen Regeln der WHO und unterstützt bei der Er- In Teil I ist von der/dem leichenschauenden Ärz- mittlung der zum Tode führenden Erkrankung. Ziel tin/Arzt die Kausalkette einzutragen, die von der des Einsatzes ist darüber hinaus die verbesserte Grunderkrankung zur unmittelbaren Todesursache Konsistenz und Vergleichbarkeit der Todesursachen- führte, dabei ist in der untersten Zeile (1 c) die Grund- statistik auf nationaler und internationaler Ebene erkrankung zu benennen. Von dort aus folgt nach und die Einführung einer multikausalen Todesursa- oben die Ereigniskette, die schließlich in der obers- chenstatistik in absehbarer Zukunft. Im AfS werden ten Zeile (1 a) mit der direkt zum Tode führenden derzeit maximal 60 % der in IRIS verarbeiteten Fälle Krankheit endet. automatisch kodiert. Nicht automatisch kodierbare Als Beispiel dient im Folgenden ein fiktiver Todes- Fälle, beispielsweise durch Inkonsistenzen der Anga- fall, bei dem COVID-19 an unterschiedlichen Positi- ben auf dem Leichenschauschein, werden manuell onen des Leichenschauscheines und somit in IRIS nachkodiert. Jede nicht eindeutig bestimmbare To- verzeichnet ist (Abbildungen b bis d). Der Leichen- desursache wird beim zuständigen Gesundheitsamt schauschein besteht aus zwei Abschnitten, in die nachgefragt, um eine größtmögliche Qualität der entsprechende Angaben zu Krankheiten und Todes- Statistik sicherzustellen. ursachen einzutragen sind. Diese werden kongruent b|F iktiver Fall – COVID-19 eingetragen in … … Teil I Zeile a ermittelte offizielle Todesursache: Akuter Myokardinfarkt, nicht näher bezeichnet c | … Teil I Zeile c ermittelte offizielle Todesursache: COVID-19, Virus nachgewiesen d | … Teil II 5 Im Rahmen der aktuellen amt- lichen Todesursachenstatistik, die eine monokausale Todesur- sache ausweist, werden ledig- lich die Fälle, in denen eine Per- son an COVID-19 verstorben ist, ausgewiesen. Mit der mittelfris- tig geplanten Umstellung auf ermittelte offizielle Todesursache: eine multikausale Statistik wä- Akuter Myokardinfarkt, ren später auch zusätzliche nicht näher bezeichnet Analysen möglich, die auch die Fälle, die mit COVID-19 verstor- ben sind, ausweisen könnten.
12 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 in die Anwendung IRIS übernommen. In Teil II des Die Todesursachenstatistik bildet für unterschied- Leichenschauscheins werden weitere wesentliche liche nationale und internationale Organisationen Krankheiten eingetragen, die nicht unmittelbar Teil das Fundament einer Todesursachenforschung und der zum Tode führenden Kausalkette sind. damit die Entscheidungsgrundlage für verschiede- Abschließend soll an einem extremen fiktiven Fall, ne präventive und medizinisch-kurative Maßnah- der die eingangs erwähnte Theorie ursprünglich un- men und Strategien. Ihre hohe Qualität und inter- termauern sollte, deren Unrichtigkeit verdeutlicht nationale Vergleichbarkeit – gerade in schwierigen werden: Erleidet eine Person, die mit COVID-19 infi- Situationen wie dem aktuellen Pandemie-Gesche- ziert ist, einen Verkehrsunfall mit tödlichen Folgen, hen – ist von hoher Bedeutung. Die zuständigen wird keinesfalls die COVID-19-Infektion, sondern die Mitarbeitenden des AfS sind sich dieser hohen Ver- tödliche Verletzung aufgrund des Unfalls als Todes- antwortung stets bewusst. ursache festgelegt (Abbildungen e und f ). Katrin Möbius leitet das Referat Bildung, Gesundheitswesen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. e | Fiktiver Verkehrsunfall – COVID-19 eingetragen in … … Teil II ermittelte offizielle Todesursache: Verletzung des Kopfes, Fahrer eines Motorrades bei Zusammenstoß mit feststehen- f | … Teil I Zeile c dem Gegenstand bei Verkehrs- unfall verletzt
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 13 Fachgespräch mit Hartmut Bömermann ⌜„Wie systemrelevant ist die amtliche Statistik?“ Leben erschließen, damit sie diese für unverzichtbar. Und – wie wir heute die Zeit der Krise mittragen können. sehen – gilt dies auch für den gesell- Gelingt dies nicht, schlägt die Stunde schaftlichen Zusammenhalt, für den der Populisten, die ihre eigene einfa- eine verlässliche und vertrauenswür- che, aber vermeintlich sinnstiftende dige Informationsbasis grundlegend (Verschwörungs-)Erzählung mitbrin- ist. Gleichermaßen trifft dies auch Foto: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg gen und mit Fake-News scheinbar für die Europäische Union zu, in der Hartmut Bömermann ist Vertreter des belegen. Eurostat im Zusammenspiel mit den Vorstandes und Leiter der Abteilung Statistischen Ämtern diese Aufgabe Bevölkerung und Soziales im Amt für Statis- Die Epidemiologie ist hier besonders wahrnimmt. tik Berlin-Brandenburg. gefragt, um das Virus, seine Gefähr- lichkeit und seine Verbreitungswege Während der gesamten Dauer der möglichst gut zu begreifen. Dies institutionalisierten Statistik hat es betrifft das Pandemiegeschehen eine ständige Weiterentwicklung in einem engeren Sinn. Die sich durch eine Differenzierung der anschließenden Fragen zum Nachfrage nach belegbaren Fakten Sterbefallgeschehen, zu den sozialen und durch Impulse aus der Wissen- Lieferketten brechen ab, Unternehmen und wirtschaftlichen Folgen, wie schaft, durch neue Erhebungsme- schicken ihre Belegschaft in Kurzarbeit, Kinder können nicht mehr regulär in beispielsweise Preisveränderungen, thoden und Datenquellen sowie Kitas und Schulen gehen, Freiheitsrechte Kurzarbeit und Zahl der von Kita- durch technische Innovationen – als werden eingeschränkt – die Ungewiss- und Schulschließungen Betroffenen, eine weitere wesentliche treibende heit ist überall präsent. Wie wichtig fallen in den Beobachtungsbereich Kraft – gegeben. ist die amtliche Statistik in Zeiten der der amtlichen Statistik. Corona-Krise? Verlässliche, neutrale und objek- | Derzeit durchleben wir eine Krise, Die amtliche Statistik zeichnet sich nicht tive Informationen für Parlamen- deren Ende wir noch nicht abschät- zuletzt durch das breite Spektrum der te, Ministerien, Forschung und von ihr produzierten Daten aus. Welche zen können. Die gesamten Ereignisse Öffentlichkeit zur Verfügung zu Informationen sind in der aktuellen erfordern gezielte Maßnahmen, um stellen, ist Aufgabe der amtlichen Situation von besonderer Relevanz? den Verlauf des Geschehens positiv Statistik. Diesen Auftrag nehmen wir zu beeinflussen. Die politischen | Frühzeitig haben sich das fortlaufend wahr, sind in einer Krise Entscheider benötigen, um evidenz- Statistische Bundesamt und die aber besonders herausgefordert. basiert Alternativen abwägen zu Statistischen Ämter der Länder auf können, Fakten, die möglichst ak- Der französische Wissenschaftshis- ein Minimalprogramm verstän- tuell sind. Sie stützen sich dabei auf toriker Alain Desrosières hat in seiner digt, das auch in einem Notbetrieb Ergebnisse von Prognosemodellen, Geschichte der statistischen Denk- aufrechterhalten werden muss. Zu die wiederum auf Daten beruhen. weise der vergangenen 200 Jahre diesem Minimalprogramm zählen Genauso wichtig sind Fakten für die sehr nachvollziehbar dargelegt, wie verschiedene Statistiken, die es Öffentlichkeit und die Medien, da bei den Staatengründungen in ermöglichen, den wirtschaftlichen viele Menschen durch die ergriffenen Europa die Statistik eine der grund- Effekt der Corona-Pandemie zu Maßnahmen existenziell betrof- legenden Institutionen war, um erfassen und die in die Berechnung fen waren und es voraussichtlich Informationen über die Staatsange- des Bruttoinlandprodukts (BIP) als noch eine längere Zeit sein werden. legenheiten zu bekommen. Für eine einen zentralen Wirtschaftsindikator Menschen muss sich die Sinnhaf- moderne, offene, demokratische und eingehen. Zusätzlich haben wir für tigkeit von Eingriffen des Staates sozial verantwortliche Gesellschaft Berlin und Brandenburg weitere in das wirtschaftliche und soziale sind statistische Informationen Statistiken identifiziert, die nicht
14 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 2 ┏ 2020 zurückgestellt werden dürfen, um Neu ist, dass wir auch Daten der Länder methodisch einheitlich Landesaufgaben erfüllen zu können. veröffentlichen, die noch nicht arbeiten. Den Vorteil einer föderalen Dazu gehören der Kommunale den statistischen Erstellungs- und Struktur sehe ich in der Nähe zu den Finanzausgleich und der Kommu- Qualitätssicherungsprozess voll- Nachfragenden in den Ländern nale Rettungsschirm. Von Eurostat ständig durchlaufen haben, aber und zu den Auskunftgebenden. Wir wurden weitere Statistiken als nicht die auf drängende Fragen eine erste haben zur Landespolitik, der Ver- aussetzbar identifiziert, u. a. die Antwort zulassen. Von den Lese- wendungsseite der Statistiken, eine Arbeitskräfteerhebung (Labor Force rinnen und Lesern fordert das ein enge Arbeitsbeziehung. Wir handeln Survey), die in Deutschland eine höheres Maß an Statistical Literacy; aber – was ich betonen möchte – Unterstichprobe des Mikrozensus ist. eine Kompetenz, die in unserem diskriminierungsfrei: Unsere Daten Bildungssystem leider zu wenig ge- sind für alle verfügbar und werden Unsere Pandemie-Vorbereitungen fördert wird. Hier werden wir stärker veröffentlicht, sodass wir keine waren und sind darauf abgestellt, als Vermittler wirken. Informationsasymmetrie zwischen diese Erhebungen auch bei einer Exekutive, Parlament und Öffent- stärkeren Betroffenheit durch das lichkeit haben. Beim Erhebungs- Infektionsgeschehen durchzuführen. Zahlreiche amtliche Daten sind nur mit großem zeitlichem Abstand verfügbar. prozess kommen uns die räumliche Zum Beispiel stammen die neuesten Nähe und die Kenntnis regionaler Das AfS hat ein Corona-Dossier auf seiner Strukturdaten zu Krankenhäusern aus Besonderheiten zugute. Ohne Internetseite veröffentlicht. Wer ist die dem Jahr 2017. Wie kommt es dazu? vertiefte Kenntnisse der regionalen Zielgruppe? Kann das im Statistischen Verbund Besonderheiten sind Ergebnisse der | Mit der Veröffentlichung haben wir geändert werden? Statistiken oft nur schwer richtig das Ziel verfolgt, Fragen, die in der | Mit dieser Frage sprechen Sie einzuordnen. Ein großes Plus für den Öffentlichkeit gestellt werden, mit einen wichtigen Punkt an. Die Datenschutz sind die nicht in einem statistischen Fakten zu beantworten. Krankenhausstatistik ist bereits in zentralen Silo gespeicherten Daten, Wir haben also die Außensicht, den Normalzeiten planungsrelevant, in die für potenzielle Angriffe ein hoch Fragenden, den Antwort-Suchen- der jetzigen Situation könnte sie attraktives Ziel wären und die den den, den Kunden und die Kundin wichtige Strukturdaten liefern und möglichen Schaden und Vertrauens- in den Fokus genommen. Unsere auch zur Klärung der Frage beitra- verlust maximierten. Standardveröffentlichungen haben gen, ob Bettenkapazitäten zu stark Eine föderale Organisation führt zu ein konkretes Programm und feste bzw. überhaupt abgebaut wur- höheren Kommunikationsaufwän- Veröffentlichungstermine. Die sehr den. Leider gibt es keine aktuellen den, die durch digitale Formen der dynamisch verlaufende Entwicklung Daten, da es bei der Anpassung der Zusammenarbeit deutlich verein- der Pandemie hat dieses Schema Software an die erheblich erweiterte facht werden können. Hier hat die gesprengt. Wir wollen schnell sein Statistik Verzögerungen gegeben Corona-Krise bereits als Katalysator und viele erreichen, die nach Infor- hat. Eine wichtige Botschaft für uns gewirkt. mationen suchen. ist, dass solche Verzögerungen nicht akzeptabel sind und wir besser wer- Welche Daten sind in dem Dossier zu den müssen, um unserem Anspruch Inwieweit wirkt sich Corona auf die finden? gerecht zu werden. Statistikproduktion im AfS und die Arbeit im Verbund aus? | Wir sind ausgegangen von den Im Zusammenhang mit den Schutz- | Wie bereits geschildert, haben wir Fragen, die sich in der Krise stellen, maßnahmen gegen die Corona-Pan- ein Notfallprogramm unter den Sta- und haben dann die Statistiken demie wurde das föderale System in tistischen Ämtern des Bundes und durchmustert, ob sich diese Deutschland verschiedentlich – positiv der Länder abgestimmt. Vor beson- Fragen anhand unserer Statistiken wie negativ – thematisiert. Die amtliche Statistik in Deutschland ist ebenfalls dere Herausforderungen sahen sich beantworten lassen. Die Themen föderal organisiert. Welche Vorteile hat auch viele Auskunftgebende gestellt. erstrecken sich über die Bereiche die föderale Struktur in der Statistik? Wir hatten daher ein wertschätzend- Gesundheit, Gesellschaft und | Das in der Corona-Krise wie- motivierendes Schreiben versandt Wirtschaft. Um dem Anspruch der hervorgeholte Argument und die Mahnverfahren zeitweilig nach größtmöglicher Aktualität des „Flickenteppichs“ trifft für die ausgesetzt. zu entsprechen, wird das Dossier laufend aktualisiert und um aktuell amtliche Statistik nicht zu, da wir im verfügbare Informationen ergänzt. Verbund der Ämter des Bundes und
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