Leichtes Gepäck für Klinikpatienten - G+G Digital

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Leichtes Gepäck für Klinikpatienten - G+G Digital
Das AOK-Forum für Politik, Praxis und Wissenschaft
                               			                     Ausgabe 6/2016, 19. Jahrgang

                                                                         INTERVIEW
                                                           Warum sich der Morbi-RSA
                                                                        bewährt hat

                                                                          ANALYSE
                                                    Was die Gesundheitsweisen beim
                                                          Krankengeld ändern wollen

        Leichtes Gepäck
       für Klinikpatienten
                  Wie das Entlassmanagement
                  den Weg nach Hause ebnet

DIE SUCHMASCHINE ZUR GESUNDHEITSPOLITIK: www.aok-reformdatenbank.de
Leichtes Gepäck für Klinikpatienten - G+G Digital
Die Pressestellen der AOK

    Gesundheit ist unser
    Thema!  www.aok-presse.de                                              Unter
                                                                           ■
                                                                               zur gesetzlichen Krankenversicherung,
                                                                                                                                    bieten wir Ihnen:
                                                                               aktuelle Infos und Nachrichten sowie Zahlen und Fakten

                                                                           ■   den AOK-Medienservice (ams) mit gesundheitspolitischen
                                                                               und verbraucherorientierten Informationen.

A O K- B U N D E S V E R B A N D                                                      Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin                Tel. 0 30/3 46 46-2309
Pressesprecher: Dr. Kai Behrens                                                       kai.behrens@bv.aok.de                                   0 30/3 46 46-2312
Stellvertretende Pressesprecherin: Gabriele Hauser-Allgaier                           gabriele.hauser-allgaier@bv.aok.de                      0 30/3 46 46-2655
Pressereferent: Michael Bernatek                                                      michael.bernatek@bv.aok.de                              0 30/3 46 46-2298
Pressereferentin: Christine Göpner-Reinecke                                           christine.goepner-reinecke@bv.aok.de                    030/3 46 46-2467
Pressereferent: Peter Willenborg                                                      peter.willenborg@bv.aok.de                         Fax: 0 30/3 46 46-2507

AOK BADEN-WÜRT TEMBERG
                                                                                      Presselstraße 19, 70191 Stuttgart                  Tel. 07 11/25 93-231
Hauptverwaltung
                                                                                      presse@bw.aok.de                                   Fax: 07 11/25 93-100
Pressesprecher: Kurt Wesselsky

A O K B AY E R N – D I E G E S U N D H E I T S K A S S E
                                                                                      Carl-Wery-Straße 28, 81739 München                 Tel. 0 89/6 27 30-226
Zentrale
                                                                                      presse@by.aok.de                                   Fax: 0 89/6 27 30-650099
Pressesprecher: Michael Leonhart

AOK BREMEN/BREMERHAVEN                                                                Bürgermeister-Smidt-Straße 95, 28195 Bremen        Tel. 04 21/17 61-549
Pressesprecher: Jörn Hons                                                             joern.hons@hb.aok.de                               Fax: 04 21/17 61-91540

AOK – DIE GESUNDHEITSKASSE IN HESSEN
                                                                                      Basler Straße 2, 61352 Bad Homburg v.d.H.          Tel. 0 61 72/2 72-161
Direktion
                                                                                      ralf.metzger@he.aok.de                             Fax: 0 61 72/2 72-139
Pressesprecher: Ralf Metzger

AOK – DIE GESUNDHEITSKASSE FÜR NIEDERSACHSEN
                                                                                      Hildesheimer Straße 273, 30519 Hannover            Tel. 05 11/87 01-10123
Direktion
                                                                                      carsten.sievers@nds.aok.de                         Fax: 05 11/2 85-331 0123
Pressesprecher: Carsten Sievers

AOK NORDOST – DIE GESUNDHEITSKASSE                                                    Wilhelmstraße 1                                    Tel. 0800/265 080-22202
Pressesprecherin: Gabriele Rähse                                                      10963 Berlin                                       Fax: 0800/265 080-22926
                                                                                      presse@nordost.aok.de

                                                                                      Kopenhagener Straße 1, 44269 Dortmund              Tel. 02 31/41 93-10145
                                                                                      presse@nw.aok.de
AOK NORDWEST – DIE GESUNDHEITSKASSE
Pressesprecher: Jens Kuschel
                                                                                      Edisonstraße 70, 24145 Kiel                        Tel. 04 31/6 05-211 71
                                                                                      presse@nw.aok.de

                                                                                      Kasernenstraße 61, 40123 Düsseldorf                Tel. 02 11/87 91-1011
                                                                                      antje.meyer@rh.aok.de
AOK RHEINLAND/HAMBURG – DIE GESUNDHEITSKASSE
Pressesprecherin: Antje Meyer
                                                                                      Pappelallee 22–26, 22089 Hamburg                   Tel. 0 40/20 23-1401
                                                                                      antje.meyer@rh.aok.de

AOK RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND – DIE GESUNDHEITSKASSE                                   Virchowstraße 30, 67304 Eisenberg/Pfalz            Tel. 0 63 51/4 03-419
Pressereferent: Jan Rößler                                                            jan.roessler@rps.aok.de                            Fax: 0 63 51/4 03-701

                                                                                      Sternplatz 7, 01067 Dresden                        Tel. 0800/1 05 90-1 1144
AOK PLUS – DIE GESUNDHEITSKASSE FÜR SACHSEN UND THÜRINGEN
                                                                                      presse.sac@plus.aok.de                             Fax: 0800/1 05 90 02-104
Pressesprecherin: Hannelore Strobel
                                                                                      presse.thr@aok.de

                                                                                      Lüneburger Straße 4, 39106 Magdeburg
A O K S A C H S E N - A N H A LT – D I E G E S U N D H E I T S K A S S E                                                                 Tel. 03 91/28 78-44426
                                                                                      presse@san.aok.de
Pressesprecherin: Anna-Kristina Mahler                                                                                                   Fax: 03 91/28 78-44576
                                                                                      anna-kristina.mahler@san.aok.de

                                                                                    www.aok-presse.de
Leichtes Gepäck für Klinikpatienten - G+G Digital
Einwurf
                        Keine Tiere auf den Teller
                        Immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch und Wurst oder sogar
                        ganz auf tierische Lebensmittel. Warum eine pflanzenbasierte Ernährung
                        mehr als ein Modetrend ist, erläutert Barbara Rütting.

                        Wie es bei mir als Normalesserin zur Umkehr kam: Unsere Ernährung ist also keine Privatsache, mit
                        1969 bin ich auf einen Bauernhof gezogen und Messer und Gabel trägt jede und jeder Einzelne von
                        konnte mir die Tiere, die ich nun hautnah kennen- uns dazu bei, ob unsere schöne Erde zugrunde geht
                        lernte, nicht mehr gesotten und gebraten auf dem oder doch überlebt.
                        Teller vorstellen: Mein Zwerghuhnpärchen Herrn         Mit der Umstellung des Essens verändert sich oft
                        und Frau Nebbich am Spieß, Nachbar Gustls das ganze Leben, man wird achtsamer auch im Bezug
                        Lämmchen als Osterbraten – unmöglich! Hinzu auf den Konsum insgesamt. Vielen Menschen wird
                        kam, dass ich bereits mit dreißig Jahren die ersten so plötzlich bewusst, dass sie zwar kleine, aber wich-
                        Zeichen einer von meiner Mutter geerbten Rheu- tige Zellen eines großen Organismus sind und für
                        maerkrankung spürte und instinktiv fühlte, dass dessen Gesundheit mitverantwortlich. Die Umstel-
                        ich meine Ernährung auf vegetarisch umstellen lung der Ernährung auf eine rein pflanzliche Kost
                        musste. Das tat ich und aß fort-                                          könnte also zu einer wirklichen
                        an nichts mehr vom toten Tier,                                            Kehrtwende in der gesundheit-
                        wohl aber noch vom lebenden,         Der vegetarische Bazillus lichen Prävention führen. Mit
                        also Milchprodukte, wie But-          hat drei Generationen zu            der „Chinastudie“ zeigten der
                        ter, Sahne und Eier, und fand
                        das auch ganz in Ordnung.
                                                            mehr Gesundheit verholfen. amerikanische                Biochemiker
                                                                                                  Prof. T. Colin Campbell und
                        1976 schrieb ich mein erstes                                              sein Sohn Thomas M. Camp-
                        vegetarisches Kochbuch. Außer mir glaubte nie- bell bereits in den 1970er und 1980er Jahren Zusam-
                        mand an einen Erfolg – keine Fleisch-, keine Fisch- menhänge zwischen dem Verzehr von tierischem
                        rezepte, wer würde denn so ein Buch kaufen? Es Eiweiß und zahlreichen Zivilisationskrankheiten auf.
                        wurde ein Bestseller. Um meine laienhaften Kennt-      Konsequenterweise landet fast jeder Vegetarier
                        nisse wissenschaftlich zu untermauern, ließ ich mich und jede Vegetarierin irgendwann beim Veganismus.       Barbara Rütting, geboren 1927,
                        bei Dr. Max Otto Bruker, einem der ersten Vertre- Denn für die Gewinnung von Milch und Milch-                ist Schauspielerin, Autorin und
                        ter der Vollwerternährung, zur Gesundheitsberate- produkten werden Kühen die Kälbchen entrissen,             Politikerin. Seit 1980 Mitglied von
                        rin ausbilden. Meine vielen darauf folgenden Bücher in der Eierproduktion werden männliche Küken             Bündnis 90/Die Grünen wurde
                        und Vorträge haben sicher erheblich zur Verbreitung vernichtet. Dass eine pflanzenbasierte Ernährung         Barbara Rütting 2003 und 2008
                        pflanzlicher Kost beigetragen. Der vegetarische immer beliebter wird, beweist die steigende Anzahl           in den Bayerischen Landtag ge-
                        Bazillus hat inzwischen drei Generationen zu mehr der Veganer und Vegetarier in der Bevölkerung. Der         wählt. Am 2. April 2009 gab sie
                        Gesundheit und Lebensqualität verholfen. Das Vegetarierbund Deutschland ging im Januar 2015                  ihr Landtagsmandat zurück und
                        macht mich sehr glücklich.                           von rund 7,8 Millionen Vegetariern (rund zehn           trat im September 2009 aus der
                            Vegetarisch boomt, vegetarisch ist in – inzwi- Prozent der Bevölkerung) und 900.000 Veganern             Partei aus. Ihre Schauspielkarrie-
                        schen sogar die vegane Kostform. Ich meine, es (1,1 Prozent) in Deutschland aus. Das Institut für            re begann Barbara Rütting 1952,
                        handelt sich dabei nicht um einen vorübergehenden Demoskopie Allensbach und das Markt- und Mei-              sie spielte Hauptrollen in 45 Fil-
                        Trend. Selbst namhafte Wissenschaftler erklären, nungsforschungsinstitut YouGov bestätigen diese             men, darunter „Die letzte Brücke“
                        der Fleischverzehr muss reduziert, besser noch ab- Entwicklung. Heute machen Veganer geradezu                und „Die Geierwally“. Barbara
                        geschafft werden – der eigenen Gesundheit, den Furore als Bodybuilder, Marathonläufer oder ande-             Rütting veröffentlichte zahlreiche
                        Tieren und der Umwelt zuliebe, und kommen zu re muskelstrotzende Athleten, Veganerinnen als                  Bücher, jüngst kam „Durchs
                        dem Schluss: Die Zukunft wird vegan sein – oder knackige bildhübsche Models, Sängerinnen und                 Leben getobt: Autobiografie“ auf
                        sie wird nicht sein. Denn die Massentierhaltung hat Schauspielerinnen. Vielleicht hat der ehemalige          den Markt.
Foto: Manuela Liebler

                        mehr Schuld an der Klimazerstörung als der gesam- Generaldirektor von Nestlé, Helmut Maucher,
                        te Verkehr. Bis ein Kilo Rindfleisch auf dem Teller Recht, wenn er sagt: „Der Trend ins Vegetarische         Kontakt:
                        liegt, werden 15.000 Liter Wasser verbraucht, für ist unaufhaltsam. Vielleicht isst in 100 Jahren kein       www.barbara-ruetting.de
                        ein Kilo Kartoffeln hingegen gerade mal 250 Liter. Mensch mehr Fleisch.“ √

                        Ausgabe 6/16, 19. Jahrgang                                                                                                            3
Leichtes Gepäck für Klinikpatienten - G+G Digital
Editorial
Lücken in der Kette                                                           M AGAZI N

                                                                              14   ARZNEI-COCKTAIL GEHT NUR MIT PLAN
                        Wer gesundheitspolitischen Visionären                      Patienten, die mindestens drei Arzneimittel verordnet
                         im Berliner Veranstaltungszirkus lauscht,                 bekommen, erhalten künftig einen Medikationsplan.
                         hört oft von hehren Zielen: Integriert                    Das kann die Therapiesicherheit erhöhen.
                         sollte die Versorgung der Patienten sein,                 Von Helmut Schröder und Katrin Schüssel
                         ohne Lücken in der Behandlungskette
                         und natürlich elektronisch vernetzt.                 16   PILLEN MIT GEWISSEM RESTRISIKO
                         Der Alltag sieht leider häufig anders                     Unerwünschten Wechselwirkungen von Arzneimitteln
                         aus. So muss die Schwester einer Kol-                     vorbeugen – die Priscus-Liste hilft Ärzten, die Pharma-
H.-B. Henkel-Hoving,                                                               kotherapie sicher zu machen, so eine aktuelle Studie.
Chefredakteur
                         legin nach einer Fuß-OP auf den Roll-
                         stuhl für zu Hause warten; nach einem                     Von Thomas Hommel

Schlaganfall ist für die Mutter eines Bekannten kein Platz
in der Rehaklinik frei; ein Hausarzt aus Brandenburg und
                                                                              17   SCHÖNE NEUE MEDIZINWELT
                                                                                   Der Markt mit Gesundheits-Apps boomt. Welche
ein Chefarzt aus Berlin klagen bei einem Symposium öffent-                         Chancen und Risiken die Digitalisierung mit sich
lich darüber, dass der eine freitags zu viele Entlassbriefe                        bringt, diskutierten Experten auf einem Kongress.
schreiben muss und der an-                                                         Von Ines Körver
dere diese für die weitere
Behandlung so wichtigen                                                       18   MISSTÖNE IM PFLEGE-DREIKLANG
Dokumente montags nicht                                                            Mit dem dritten Pflegestärkungsgesetz will die
im Briefkasten findet – un-                                                        Politik die Rolle der Kommunen stärken. Doch der
glaublich!                                                                         erste Aufschlag sorgt für einiges Kopfschütteln.
    Keine Frage: Das Thema                                                         Von Ralf Breitgoff
„Krankenhaus-Entlassma-
nagement“ ist nicht sexy, in           Wie geht’s weiter mit dem Morbi-RSA?   19   „PFLEGE BIETET GUTE KARRIERECHANCEN“
                                       Im G+G-Interview ab Seite 30 be­            Pflegeeinrichtungen suchen oft vergeblich Nachwuchs.
den Salons der gesundheits-
                                       antwortet der Chef des Bundesver­           Mit Kursen zur Berufsorientierung an Schulen lassen
politischen Republik lassen            sicherungsamtes, Frank Plate (li.),         sich Jugendliche für die Pflegeausbildung begeistern,
sich damit keine Meriten               die Fragen von Bernhard Hoffmann.           sagt Jessica Hernández vom Projekt care4future.
erwerben – zu viele Details,
zu wenig Vision. Doch wo, wenn nicht beim Übergang von
der Klinik in die Nachsorge, sollten die Mauern zwischen
den Sektorengrenzen, zwischen ambulant und stationär                          RUB RI KEN
fallen? Vor allem die Angehörigen von Millionen älterer
Patienten wären froh, wenn sie aller Orten auf ein kompe-                      9 Rundruf Am Ende eine Lex Doktor?
tentes Entlassmanagement bauen könnten.
    So wie im Marienhospital in Bottrop. Meine Kollegin                       13 Kommentar Mehr Schub für Innovationen
Dr. Silke Heller-Jung hat dort dem Entlass-Team um Beate                      42 Recht Amalgam-Klage abgewiesen
Schönhaus über die Schultern geschaut und macht in ihrer
Reportage ab Seite 26 deutlich: Es geht schon heute! Um so                    44 AOK-Notizen Aktuelles aus Bund und Ländern
besser, dass die Politik die Möglichkeiten des Entlassmanage-                 46 Service Bücher, Termine und mehr
ments jetzt erweitert hat – Kliniken, Ärzte und Kassen
sollten die Chance nutzen.                                                    48 Debatte Die Klinik in der kleinen Stadt
                                                                              49 Nachlese Briefe an die Redaktion
In diesem Sinne Ihr
                                                                              49 Impressum Wer steckt hinter G+G?
                                                                              50 Letzte Seite BECKs Betrachtungen

                  henkelhoving@kompart.de
Leichtes Gepäck für Klinikpatienten - G+G Digital
20                                                                26
                                                                                                   Während Kliniken, Kassen und Ärzte in Berlin noch um einen
                                                                                                   neuen Rahmen fürs Entlassmanagement ringen …

                                                                                                                                                                     … sorgt Beate Schönhaus im Bottroper
                                                                                                   TIT EL                                                            Marienhospital schon heute für einen nahtlosen
                                                                                                                                                                     Übergang in die ambulante Versorgung.
                                                                                                   20    GUT AUFGEHOBEN IM GESUNDHEITSDICKICHT
                                                                                                         Patienten nach der Klinikbehandlung nicht allein
                                                                                                         lassen – dafür ist ein gutes Entlassmanagement gefragt,
                                                                                                         bei dem Hospitäler, Ärzte und Kassen kooperieren.
                                                                                                         Von Thomas Müller

                                                                                                                                                                      34
                                                                                                   26    KEIN AUFBRUCH INS UNGEWISSE
                                                                                                         Die Frage, wie es nach der Klinikbehandlung weiter-
                                                                                                         geht, treibt viele Patienten um. Das Marienhospital in
                                                                                                         Bottrop organisiert in jedem Fall die Nachversorgung.
                                                                                                         Von Silke Heller-Jung (Text) und Jürgen Schulzki (Fotos)

                                                                                                   THEM EN                                                           Die Reformvorschläge der Gesundheitsweisen fürs
                                                                                                                                                                     Krankengeld treffen nicht überall auf Gegenliebe …
                                                                                                   30    „DER MORBI-RSA HAT SICH BEWÄHRT“
Titel: iStockphoto; Fotos: Jürgen Schulzki, iStockphoto, Bert Harzer; Illustration: Oliver Weiss

                                                                                                         Der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich
                                                                                                         steht lautstark in der Kritik. Frank Plate, Präsident des
                                                                                                         Bundesversicherungsamtes jedoch warnt davor, den
                                                                                                         Ausgleich übereilt zu ändern.

                                                                                                   34    NEUE PERSPEKTIVEN FÜRS KRANKENGELD
                                                                                                         Die Kassenausgaben für das Krankengeld steigen seit
                                                                                                         Jahren an. Die Gesundheitsweisen haben nach den

                                                                                                                                                                      40
                                                                                                         Gründen gesucht und ihre Schlüsse daraus gezogen.
                                                                                                         Von Thomas Topf, Jens Weßling und Anja Hohmann

                                                                                                   40    „WIR LASSEN NIEMANDEN IM REGEN STEHEN“
                                                                                                         An der Seite von Krankengeld-Beziehern: Beraterinnen
                                                                                                         wie Anett Hauschild von der Gesundheitskasse helfen
                                                                                                         bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz.                       … die Arbeit von Krankengeld-Fallmanagerin Anett
                                                                                                         Von Ulrich P. Schäfer                                       Hauschild wissen ihre Kunden dagegen zu schätzen.
Leichtes Gepäck für Klinikpatienten - G+G Digital
Spektrum
           STUDIE                                                                                                      RESISTENZEN
           Mozart ist                                                                                                  Grüne kritisieren
           gut fürs Herz                                                                                               Antibiotika-Einsatz
           Kompositionen von Wolfgang                                                                                  Die Deutsche Anibiotika­
           Amadeus Mozart sind gut für                                                                                 resistenzstrategie (DART) ist
           den Blutdruck und senken                                                                                    Gegenstand einer Anfrage der
           die Herzfrequenz. Zu diesem                                                                                 Bundestagsfraktion Bündnis
           Ergebnis kommt eine Studie                                                                                  90/Die Grünen. Die globale
           von Medizinern der Ruhr-                                                                                    Zunahme von Antibiotika­
           Universität Bochum, die das                                                                                 resistenzen gehöre laut WHO
           „Deutsche Ärzteblatt“                                                                                       zu den größten Gefahren für
           ­veröffentlicht hat. An 60 Pro-                                                                             die menschliche Gesundheit
           banden testeten die Forscher                                                                                und habe dramatische Konse-
           die Wirkung von Mozarts                                                                                     quenzen für die Behandlung
           Symphonie Nr. 40, nicht nä-                                                                                 von Infektionskrankheiten, so
           her bezeichnete Tänze von                                                                                   die Abgeordneten. Dies resul-
           Johann Strauß sowie Songs                                                                                   tiere vor allem aus einem zu
           der Popband ABBA. Bei                                                                                       großen und oft unsachge­
            ­Musik von Strauß und ganz                                                                                 mäßen Antibiotikaverbrauch.
             besonders bei der von Mozart                                                                              Die Grünen wollen von der
             reagierten Blutdruck und                                                                                  Bundesregierung nun wissen,
             Herzfrequenz der Testper­                                                                                 wie sich der Antibiotikaver-
             sonen ausgesprochen positiv.    Ruhig wirkt beruhigend: Klassische Musik senkt offenbar                   brauch und die Antibiotika­
             Fazit der Wissenschaftler:      die Herzfrequenz, so eine aktuelle Studie.                                resistenzen in der Human-
             Ruhige Musik, angenehme                                                                                   und Veterinärmedizin bun-
             Tonart, wenig Lautstärken-                                                                                des- und europaweit in den
             oder Rhythmusveränderun-          beitslosigkeit und schwanken-   stadt gebe es keinen Bedarf             vergangenen fünf Jahren ent­
             gen sowie das Fehlen von          de Ausgaben für das Gesund-     für zusätzliche Klinikbetten.           wickelt haben. In den USA
             Texten können als „günstig“       heitswesen die Krebssterb-      Es sei nicht Aufgabe der                war erst kürzlich bei einer
             für das Herz-Kreislauf-Sys-     lichkeit ­beeinflussten. Die      Kassen, „Überversorgung zu              49-jährigen Frau aus dem
             tem angesehen werden. √         Forscher beobachteten, dass       subventionieren“. Die Pläne             Bundesstaat Pennsylvania bei
                                             jeder Anstieg der Erwerbs­        für die neue Fachklinik                 einem Harnwegsinfekt ein
                                             losigkeit einen Anstieg der       stammen von einem privaten              E.-coli-Bakterium gefunden
           FORSCHUNG                         Krebstoten nach sich zog. Die     Träger, der seinen Antrag mit           worden, das gegen 15 Anti-
           Mehr Krebstote nach               Zahl der zusätzlichen Krebs-      Bevölkerungswachstum im                 biotika resistent war. Exper-
                                             opfer in den Mitgliedsländern     Großraum München begrün-                ten sprechen in solchen Fällen
           Wirtschaftskrise                  der O ­ rganisation für Wirt-     det. Die ARGE weist dies                von einem „Super-Erreger“. √
           Die globale Wirtschaftskrise      schaftliche Entwicklung und       ­zurück. In den Bedarfsplänen
           zwischen 2008 und 2010 hat        ­Zusammenarbeit (OECD)             sei die Zunahme chronischer              MEHR INFOS:
           laut einer Studie weltweit         schätzen die Forscher auf         und alters­bedingter Krank-              Bundestagsdrucksache
           zum Tod von zusätzlich einer       260.000. R ­ echne man die        heiten längst eingerechnet. √            18/8538
           halben Million Menschen            Zahl hoch, sei weltweit von
           durch Krebs beigetragen.           rund 500.000 zusätzlichen
           ­Viele der Patienten hätten        ­Todesopfern auszugehen. √
            nicht mehr angemessen                                               kurz & bündig
            ­behandelt werden können,
             weil sie arbeitslos geworden    BAYERN                             +++ WELTNICHTRAUCHERTAG: Jedes Jahr sterben in Deutschland rund
                                                                                121.000 Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums. Nahezu jeder
             seien oder es Einschnitte im    Kassen gegen neue                  siebte Todesfall (13,5 Prozent) ist demnach auf das Rauchen zurückzu-
             Gesundheitswesen gegeben
             habe, heißt es in der im Ma-
                                             Klinik bei München                 führen. Dies teilte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene
                                                                                Mortler, anlässlich des Weltnichtrauchertages 2016 mit. Die CSU-Politikerin
             gazin „Lancet“ veröffentlich-   Die Arbeitsgemeinschaft der
                                                                                bekräftigte ihre Forderung nach einem Verbot von Tabakwerbung auf
             ten Untersuchung des Londo-     Kassenverbände in Bayern
                                                                                Plakatwänden. +++ GEBURTSHILFE: Im Jahr 2014 leisteten insgesamt
             ner Imperial College. Die       (ARGE) hat sich gegen ein
                                                                                10.766 Hebammen und Entbindungspfleger Geburtshilfe in deutschen
             Forscher werteten Statistiken   geplantes Klinikprojekt in         Kliniken. Davon waren 8.864 festangestellte Kräfte (8.861 Hebammen
                                                                                                                                                                Foto: istockphoto

             der WHO und der Weltbank        Kirchheim bei München aus-         und drei Entbindungshelfer) sowie 1.902 Belegkräfte, wie das Statistische
             von 1990 bis 2010 aus. Sie      gesprochen. Im Großraum            Bundesamt zum Internationalen Hebammentag mitteilte.
             wollten wissen, inwieweit Ar-   der bayerischen Landeshaupt-

       6                                                                                                                           Ausgabe 6/16, 19. Jahrgang
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  1/16

                                                                                                                                                                                                                                                          Blickpunkt
                                                                                                                                                                   Ausgabe 5/2016, 19. Jahrgang

       up-to-date sein? Sie schätzen die                                                                                                                                                                       Gesundheit und Gesellschaft                Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der AOK                                                           01/2016
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Wissenschaft
       prägnante Meldung ebenso wie                                                                                                                                                                              INHALT                               ■    Nach Beitragserhöhungen: Über die Länder                                                              Zur PerSoN I
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   GGW – Das Wissenschaftsforum in Gesundheit und Gesellschaft

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   N OTIZ EN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Januar 2016, 16. Jahrgang

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Liebe Leserinnen und Leser,

       die engagierte Reportage und den                                                                                                     HEALTH LITERACY
                                                                                                                                                                                                                 Deutscher
                                                                                                                                                                                                                 Pflegetag 2016:
                                                                                                                                                                                                                 Mehr als gefragt
                                                                                                                                                                                                                                                           zurück zur paritätischen Finanzierung
                                                                                                                                                                                                                                                      Wenn es nach Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Ham-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Zeitschriftenschau
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   von Thomas Engel, Institut für Soziologie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           „Zwang ist die These, Freiheit die Antithese und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Ordnung die Synthese.“ So dozierte mein Vater
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           gerne am Mittagstisch, als ich zehn oder elf Jahre

                                                                                                                Vom Bauchgefühl
                                                                                                                                                                                                                                                      burg geht, sollen künftig Versicherte und Arbeitgeber den Krankenkassen-                                                                     an der Friedrich-Schiller-Universität Jena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           alt war – wie ich gestehen muss, tendenziell zu
                                                                                                                                                                                                                                                      beitrag wieder zu gleichen Teilen zahlen. Die vier SPD-geführten Bundesländer                                                                                                                                                                                                        meinem Ärger. Ich hatte zwar schon damals ein
                                                                                                                                                                                                                 Klinikreform:                                                                                                                                                                     Drei Fragen an
                                                                                                                                                                                                                                                      haben eine entsprechende Bundesratsinitiative angekündigt. Beitragserhöhun-                                                                                                                                                                                                          gewisses Faible für Fremdwörter und die Welt

       wissenschaftlichen Fachaufsatz?
                                                                                                                                                                                                                 Ärzte-Präsident                                                                                                                                                                   Florian Steger, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
                                                                                                                                                                                                                                                      gen zum hatten zum Jahreswechsel die Diskussion ausgelöst. 59 von 88 Kassen                                                                                                                                                                                                          gedanklicher Konstrukte (der Ausdruck Philo-
                                                                                                                                                                                                                 erinnert                                                                                                                                                                          an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

                                                                                                                 zum Besser-Wissen
                                                                                                                                                                                                                 Bundesänder an                       haben die Zusatzbeiträge angehoben. Diese Erhöhung tragen die Mitglieder                                   ■ Tom Ackermann                                                                                                                                                           sophie fehlte noch in meinem Vokabular), doch
                                                                                                                                                                                                                 Investitionspflichten                allein. Über Jahre betrachtet würden damit die Arbeitnehmer sehr einseitig                                 hat zum 1. Januar 2016 die        Buchtipps                                                                                                                               ich fand solche Einlassungen unfair gegenüber
                                                                                                                                                                                                                                                      belastet, sagte bereits zum Jahreswechsel Bundessozialministerin Andrea                                    Nachfolge von Martin Litsch       von Ines Behn-Künzel, Fachbereich Wirtschaft,                                                                                           meiner Mutter. Zum einen beschränkte die ihre
                                                                                                                                                                                                                 Termin-Servicestellen                Nahles (SPD). Finanzstaatssekretär Jens Spahn (CDU) lehnt den Plan ab: „Wir                                als Vorstandsvorsitzender         Jade Hochschule Wilhelmshaven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4                 Vorträge auf ihre Hochschultätigkeit, zum ande-
                                                                                                                                                                                                                 Start am 23. Januar                  haben vereinbart, dass der Arbeitgeberbeitrag für diese Legislatur festgeschrie-                           der AOK NORDWEST angetreten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           ren lenkten solche Äußerungen unnötig ab von

       Dann sind Sie bei Gesundheit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           den in der Regel köstlichen Mahlzeiten, die sie
                                                                                                    Warum die Deutschen                                                                                                                               ben bleibt“, sagte er dem Magazin „Focus“. Das schaffe Planungssicherheit für                              Litsch war mit dem Jahres­        WIDO                                                                                                                                    uns vorzusetzen pflegte. Über Hegel & Co. wurde
                                                                                                                                                                                                                 Pflege:                              neue und bestehende Jobs. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks                                       wechsel als Vorstands­
                                                                                              mehr Gesundheitskompetenz                                                                                          Ausbildungsreform                    (ZDH) schlug vor, gesamtgesellschaftliche Aufgaben der GKV aus Steuern zu                                  vorsitzender zum AOK­Bundes­      Versorgungs-Report 2015/2016
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           bei uns manche Suppe kalt.

                                                                                                               brauchen                                                                                          und gerechtere
                                                                                                                                                                                                                 Bezahlung
                                                                                                                                                                                                                                                      finanzieren. Das gelte vor allem für die beitragsfreie Mitversicherung von                                 verband nach in Berlin ge­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 wechselt. Als stellvertretende
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Bei einer Mandel-OP entscheidet auch der Wohnort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5                                        Warum ich das alles erzähle? Nun, vier Jahrzehn-
                                                                                                                                                                                                                                                      Ehepartnern und Kindern, sagte ZDH-Präsident Peter Wollseifer, der „Passauer                                                                                                                                                                                                         te später, stelle ich eine GGW zusammen, in der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Vorstandsvorsitzende der          Heilmittelbericht 2015
                                                                                                                                                                                                                                                      Neuen Presse“. Auch der Verband der Ersatzkassen (vdek) forderte eine Finanz-                                                                                                                                                                                                        es um Zwang und Freiheit geht. Vor zwanzig

       und Gesellschaft (G+G) richtig.
                                                                                                                                                                                                                 Teure Arzneimittel:                                                                                                                             AOK NORDWEST wurde                Ältere Menschen nutzen oft Physiotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
                                                                                                                                                                                                                                                      reform. „Wir hoffen, dass die Große Koalition das jetzt noch aufgreift“, er-                                                                                                                                                                                                         Jahren traten nämlich wesentliche Neuerungen
                                                                                                                                                                                                                 Ärzte plädieren für                                                                                                                             Dr. Martina Niemeyer in
                                                                                                                                                                                                                                                      klärte die Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. Die Arbeitgeber sollten wieder                                                                                                                                                                                                        des Gesundheitsstrukturgesetzes in Kraft: Die
                                                                                                                                                                                                                 verantwortlichere                                                                                                                               ihrem Amt bestätigt.
                                                                                                                                                                                                                                                      an den Kostensteigerungen beteiligt werden. Auch die Dienstleistungsgewerk-                                                                                                                                                                                                          Krankenkassen wurden damals angehalten, ihre
                                                                                                                                                                                                                 Preispolitik                                                                                                                                                                        AN ALY SEN
                                                                                                                                                                                                                                                      schaft Verdi wirbt für eine Rückkehr zur paritätischen Finanzierung. „Die                                                                                                                                                                                                            Organisationen zu reformieren, und auch für die
                                                                                                                                                                                                                                                      Beitragssteigerungen bei den großen Krankenkassen zeigen, wie falsch die                                                                       Schwerpunkt: GSG-Reformen und ihre Folgen                                                                                             Versicherten änderte sich einiges. Sie durften
                                                                                                                                                                                                                 Sterbehilfe-Verein
                                                                                                                                                                                                                                                      Entscheidung war, den Arbeitgeberbeitrag einzufrieren“, so Verdi-Chef Frank                                                                    20 Jahre GKV-Organisationsreform:                                                                                                     zum Beispiel nun ihre Kasse frei wählen. Wir
                                                                                                                                                                                                                 scheitert mit

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Was sich bei den Krankenkassen geändert hat                                                                                           wollten anlässlich des Reform-Jubiläums von
                                                                                                                                                                                                                 eilantrag in Karlsruhe               Bsirske.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Wilfried Boroch mit Blick auf die Kassen und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Wilfried Boroch, FOM Hochschule Essen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Bernard Braun mit Fokus auf den Versicherten
                                                                                                                                                                                                                 organspende:                         Infos: www.rlp.de
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     20 Jahre freie Kassenwahl:                                                                                                            wissen, wie diese Maßnahmen die gesetzliche
                                                                                                                                                                                                                 Spenderzahl legt um
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Was sich für die Versicherten geändert hat                                                                                            Krankenversicherung verändert haben. Was ist
                                                                                                                                                                                                                 gut 3,5 Prozent zu                                                                                                                              ■ Detlef Lamm,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Bernard Braun, Universität Bremen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15                    nun das Fazit? Kam in der Summe ein optimales
                                                                                                                                                                                                                                                      ■    Knapp sechs Milliarden für Heilmittel –                                                               ist neuer Vorstandsvorsit­                                                                                                                                                Maß an Ordnung ins System? Müssen Freiheit

       zusätzlich den elektronischen
                                                                                                                                                                                                                 Blickpunkt                                                                                                                                      zender der AOK Hessen. Der          Die Krankenversicherung von Selbstständigen:
                                                                                                                                                                                                                 Hintergrund:                              Senioren profitieren besonders                                                                        bisherige stellvertretende Vor­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           und Zwang anders austariert werden? Bilden Sie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Reformbedarf unübersehbar                                                                                                             sich Ihr eigenes Urteil. Das gilt selbstverständlich
                                                                                                                                                                                                                 Heilmittel-Bericht                   Ärzte haben 2014 über 37 Millionen Heilmittel-Rezepte geschrieben. Dabei                                   standsvorsitzende übernahm          Dietmar Haun und Klaus Jacobs, Wissenschaftliches Institut                                                                            auch für unseren dritten Beitrag. In dem geht es
                                                                                                                                                                                                                 des Wido                             erhalten pflegebedürftige Menschen ab 60 Jahren etwa dreimal so viele Heil-                                das Amt von Fritz Müller, der       der AOK (WIdO), Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22   um die Krankenversicherung von Selbstständi-
                                                                                                                                                                                                                                                      mitteltherapien wie Nicht-Pflegebedürftige. Das zeigen die Auswertungen                                    Ende 2015 in den Ruhestand                                                                                                                                                gen. Dietmar Haun und Klaus Jacobs machen
                                                                                                                                                                                                                                                      des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im Heilmittelbericht 2015.                                 ging. Lamm arbeitet seit 1984                                                                                                                                             hier gleich zweifachen Reformbedarf aus. Wie

       Newsletter „G+G-Blickpunkt“
                                                                                                                                                                                                                                                      Insgesamt hat jeder Dritte über 60-jährige AOK-Versicherte eine Heilmittel-                                in verschiedenen Funktionen       STUDIE IM FOKUS                                                                                                                         intensiv auch immer Sie das diskutieren wollen,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 für die AOK in Hessen. Neuer                                                                                                                                              als inzwischen passionierte Hobbyköchin habe
                                                                                                                                                                                                                                                      therapie in Anspruch genommen. Die Kosten für die Heilmittelversorgung in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 stellvertretender Vorstands­      Stadt-Land-Unterschiede bei hausärztlicher Lebensstilberatung . . . . . . . . . 31                                                      ich eine Bitte an Sie: Lassen Sie darüber Ihre
                                                                                                                                                                                                                                                      der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erreichten 2014 – auf alle Alters-
                                                                                             STUDIE: Wo Menschen mit Demenz gute Pflege bekommen                                                                 Redaktionsschluss                                                                                                                               vorsitzender ist Dr. Michael                                                                                                                                              Suppe nicht kalt werden!
                                                                                                                                                                                                                                                      gruppen verteilt – einen Gesamtumsatz von 5,77 Milliarden Euro. Weitere
                                                                                             INTERVIEW: Was Medizinische Versorgungszentren heute leisten                                                        dieser Ausgabe:
                                                                                                                                                                                                                                                      Analysen auch im Blickpunkt-Hintergrund ab Seite 7.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Karner. Neue Bevollmächtigte      SER VIC E
                                                                                                                                                                                                                 13. Janaur 2016                                                                                                                                 des Vorstandes ist                                                                                                                                                        Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Dr. Isabella Erb­Herrmann.        Köpfe, Kongresse, Kontakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

       und die Wissenschaftsbeilage
                                                                                                                                                                                                                                                      Infos: www.wido.de

                                                                                                                                  EXTRA: G+G-Spezial                                                             Herausgeber: AOK-Bundesverband, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin, verantwortlich: Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender
                                                                                                                                                                                                                 Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin, verantwortliche Redakteur: Ralf Breitgoff, Telefon: 030 / 22011-210, Grafik: Kerstin Conradi

                                                                                       GG_5_16_c.indd 1                                                                                       19.05.16 14:12

       „G+G-Wissenschaft“ – drei                                                      G+G                                                                                                                      Der elektronische Newsletter:                                                                                                                                                       Viermal im Jahr:
       Produkte zu einem Preis!                                                       Gesundheit und Gesellschaft                                                                                              für G+G-Leser im Abo enthalten                                                                                                                                                      G+G-Wissenschaft

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Spektrum
           MEDIZIN                                                                                                                INKLUSION
           Zahl der Ärzte                                 Zitat des Monats                                                        5.000 Athleten bei
           steigt und steigt                                                                                                      Special Olympics
           Die Zahl der berufstätigen                         Der Arzt braucht gleich viel Wissen-                                Anfang Juni fanden in Han-
           Mediziner in Deutschland ist                       schaft zum Nichtverschreiben wie zum                                nover die Special Olympics
           seit 2006 stetig gestiegen – in                    Verschreiben, und oft besteht die Kunst                             2016 – die „Nationalen Spiele
           den vergangenen zehn Jahren                                                                                            für Menschen mit geistiger
           um knapp 20 Prozent. Ende                          gerade in Nichtanwendung der Mittel.                                Behinderung“ – statt. Rund
           2015 verzeichnete der Berufs-                      Balthasar Gracián y Morales, spanischer Schriftsteller              5.000 Athletinnen und Ath-
           stand in Weiß eine neue Re-                                                                                            leten gingen in 18 Sportarten
           kordmarke, wie Daten der                                                                                               sowie beim wettbewerbsfreien
           Bundesärztekammer zeigen.                                                                                              Teil der Spiele an den Start.
           Die Zahl ambulant tätiger                    REFORM                               krankenpflege stößt jedoch           Mit Unterstützung von mehr
           Ärzte stieg demnach in den                   Fachleute streiten                   auch auf Kritik, wie eine            als 300 ehrenamtlich tätigen
           vergangenen zehn Jahren um                                                        ­Expertenanhörung im Bun-            Ärzten, Zahnärzten, Physio-
           gut zehn Prozent auf rund
                                                        über Pflegelehre                       destag deutlich machte. Vor        therapeuten, Optometristen,
           150.100. Das Plus bei den                    Die von der Bundesregierung            allem Vertreter der Kinder-        Hörgeräteakustikern, medizi-
           Klinikärzten war knapp drei-                 geplante Ausbildungsreform            krankenpflege ­befürchten ein       nischem Fachpersonal und
           mal so hoch (27,9 Prozent).                  in der Pflege wird von Fach-          Verlust an Fachkompetenz.           Studenten fanden während
           Ihre Zahl lag bei 189.600                    leuten grundsätzlich unter-           Viele Verbände halten eine          der vier Veranstaltungstage
           Medizinerinnen und Medizi-                   stützt und als Chance für die         fundierte Bewertung der             zugleich etwa 4.000 Untersu-
           nern. Ende 2015 wurden                       Branche gesehen. Die Zusam-           ­geplanten Reform für unmög-        chungen und Beratungen in
           ­insgesamt 371.200 berufs­                   menführung der getrennten              lich, solange die konkrete         sechs verschiedenen Gesund-
            tätige Ärzte in Deutschland                 Ausbildungen zur Altenpfle-            Aus­bildungs- und Prüfungs-        heitsbereichen statt. √
            gezählt (siehe Grafik). √                   ge, Kranken- und Kinder-               verordnung nicht vorliegt. So
                                                                                               erklärte die Bundesärzte­
                                                                                               kammer, erst wenn die Ver-         INNOVATIONSFONDS
                   Mehr Doctores in Praxis und Klinik                                          ordnung vorliege, ließe sich       Projekte in
                                                                                               seriös prüfen, ob die generalis-
                        Anzahl der berufstätigen Ärzte in Deutschland                          tische Ausbildung Pflege­
                                                                                                                                  der Auswahl
                                               (in Tausend)                                    profis ­besser auf neue Anfor-     Rund 300 Projektskizzen zu
           400                                                                                 derungen vorbereite. √             Forschungsvorhaben sind
                                                                                                                                  beim Innovationsausschuss
                                                                                              MEHR INFOS:                         eingegangen, der beim
           350                                                                                Bundestagsdrucksache                ­Gemeinsamen Bundesaus-
                                                                                              18/7823                             schuss angesiedelt ist und
                                                                                                                                  über die Mittel aus dem neu-
           300                                                                                                                    en Innovationsfonds entschei-
                                                                                             VERSORGUNG                           det. Die meisten Anträge be-
                                          berufstätige Ärzte                                 Hausarzt soll um die                 ziehen sich auf den Bereich
                                                                                                                                   der Q  ­ ualitäts- und Patienten­
           250                            stationär tätig                                    Ecke praktizieren                     sicherheit, gefolgt von Einsatz
                                          ambulant tätig
                                                                                             Für 91 Prozent aller Bundes-          und Verknüpfung von
                                                                                             bürger ist es wichtig, den            ­Routinedaten, Bedarfsgerech-
           200
                                                                                             Hausarzt in der Nähe zu                  tigkeit und Wirtschaftlichkeit
                                                                                             ­haben. Dies ist das Ergebnis            in der gesetzlichen Kranken-
                                                                                              einer Umfrage des forsa-Insti-          versicherung sowie auf
           150                                                                                tuts im Auftrag des Deut-             ­Instrumente zur Messung von
                                                                                              schen Hausärzteverbandes.              Lebens­qualität. Mit dem
                                                                                              88 Prozent stufen die Rolle            ­Innovationsfonds will die
           100                                                                                des Hausarztes als entschei-            Bundesregierung neue und
                 2006     2007   2008   2009     2010    2011    2012   2013   2014   2015
                                                                                              dend ein. 60 Prozent der über           vor allem sektorenüber­
                                                                                              60-Jährigen sagen, bei einem            greifende Versorgungsformen
            Zuwachs in beiden Sektoren: Die Zahl der ambulant und stationär tä-
            tigen Mediziner ist in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren                 Termin bei ihrem Hausarzt               fördern. √
            kontinuierlich gestiegen – von rund 300.000 im Jahr 2006 auf zuletzt              schon einmal m ­ ehrere
            mehr als 371.000.                   Quelle: Bundesärztekammer, Mai 2016          ­Beschwerden gleichzeitig            MEHR INFOS:
                                                                                               ­besprochen zu haben. √             www.g-ba.de > Presse

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Leichtes Gepäck für Klinikpatienten - G+G Digital
FILMPREMIERE                          Nacht ist der A  ­ nfang vom
                                                                                                                                                             Rundruf
                                                                                  Depressiv Erkrankte                   Tag“. Über ein Jahr
                                                                                                                        ­begleiteten die Filmemacher
                                                                                  nicht stigmatisieren
                                                                                  Mit Blick auf die Erkrankung
                                                                                                                         Michaela Kirst und Axel
                                                                                                                         Schmidt depressiv ­erkrankte
                                                                                                                                                            Am Ende eine Lex Doktor?
                                                                                  Depression grassieren in               Menschen – darunter eine           Grünes Licht für das Anti-Korruptionsgesetz. Apotheker aber
                                                                                  Deutschland nach Ansicht               ­Familie, in der M­ utter, Vater   sind nur betroffen, wenn sie Ärzte oder andere Leistungserbringer
                                                                                  von Ä ­ rzten, Krankenkassen            und alle drei Töchter depres-     aktiv bestechen. Eine nachvollziehbare Ausnahme?
                                                                                  und Patienten noch immer                siv erkrankt sind. Die Mutter,
                                                                                  viele Vor­urteile und Irrtümer.         die als Pastorin arbeitet, be-                       PROFESSOR DR. EDGAR FRANKE, Vorsitzender des Gesund­
                                                                                  Depression sei kein persönli-           richtet, wie die Krankheit ihr                       heitsausschusses des Deutschen Bundestages: Die SPD hat sich
                                                                                  ches Versagen, „sondern eine            phasenweise den Glauben an                           sechs Jahre intensiv für ein Anti-Korruptionsgesetz im Ge-
                                                                                  Krankheit, die jeden von uns            Gott nimmt. Eine der Töch-                           sundheitswesen eingesetzt. Es war ein Gesetz geplant, dass
                                                                                  treffen kann und behandelbar            ter lässt die Zuschauer über                         alle Heilberufe gleichermaßen erfassen sollte. Deshalb ist
                                                                                  ist“, sagte Professor Dr. Ulrich        Videotage­bücher an ihrem                            es bedauerlich, dass die Bestimmungen für Apotheker jetzt
                                                                                  ­Hegerl, Vorstandsvorsitzender          Weg in einen neuen Lebens-                           weitgehend leer laufen. Doch das heißt nicht, dass alles
                                                                                   der Stiftung Deutsche                  abschnitt mit Aus­bildung und                        erlaubt ist, was strafrechtlich nicht verboten ist. Die Preis-
                                                                                                                                                            und Erstattungsregelungen sowie die berufsrechtlichen Vorschriften der Apo-
                                                                                                                                                            theker und Ärzte und die umfangreichen sozialrechtlichen Sanktionen müssen
                                                                                                                                                            weiterhin eingehalten werden.

                                                                                                                                                            KATRIN VOGLER, gesundheitspolitische Sprecherin der Bundes­
                                                                                                                                                            tagsfraktion Die Linke: Ich bin überhaupt nicht zufrieden
                                                                                                                                                            mit dem jetzigen Zustand des Antikorruptionsgesetzes. Die
                                                                                                                                                            in letzter Sekunde von der Koalition eingebrachten Entschär­
                                                                                                                                                            fungen machen aus dem Gesetz einen zahnlosen Tiger. Und
                                                                                                                                                            dass Apotheker nur noch aktiv bestechen, aber nicht mehr
                                                                                                                                                            bestochen werden können, macht aus einem einheitlichen
                                                                                                                                                            Tatbestand für alle Gesundheitsberufe im Nachhinein doch
                                                                                                                                                            noch eine Lex Doktor. Das sollte es aber aus guten Gründen nicht sein. Die
                                                                                                                                                            Abgabe von Arzneimitteln und Hilfsmitteln ist wegen der großen Summen, die
                                                                                                                                                            hierfür aufgewendet werden, höchst anfällig für Korruption. Das zeigt schon
                                                                                                                                                            der jüngste Skandal um sogenannte „Luftrezepte“.

                                                                                                                                                                              DR. MATTI ZAHN, Referent für Berufs- und Wettbewerbsrecht bei
                                                                                  ­ epressionshilfe, bei der
                                                                                  D                                     Auszug aus dem Elternhaus                             der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA):
                                                                                  ­Premiere ­eines Dokumentar-          teilhaben. Der ­Vater erzählt,                        Apotheker sind vom Gesetz keineswegs ausgenommen.
                                                                                   films über Depressionen in           wie er neue Kraft in ­einer                           Verhaltensweisen, die bisher schon berufsrechtlich verboten
                                                                                   Berlin. Obwohl die Zahl der          Männergruppe findet.                                  sind, können künftig auch strafbar sein. Das betrifft etwa
                                                                                   Menschen mit Depression              ­Ergänzend zum Dokumentar-                            unzulässige Vereinbarungen zwischen Ärzten und Apothe-
                                                                                   ­steige, werde die Krankheit          film will das A  ­ utorenteam in                     kern. Nur der Bezug und die Abgabe von Medikamenten
                                                                                    noch i­mmer stigmatisiert. Die       ­Kooperation mit der S­ tiftung                      sind weitgehend vom Strafrecht ausgenommen. Das ist die
                                                                                    Folge sei, dass sich Betroffene       Deutsche Depressionshilfe im      logische Konsequenz, wenn Staat und Gesellschaft den Apotheker als Heil­
Fotos: SPD-Bundestagsfraktion; Bundestagsfraktion DIE LINKE; Privat; AOK Bayern

                                                                                    nicht trauten, professionelle         Herbst einen Informations-        berufler und Kaufmann definieren. Wer gerade im Selbstmedikationsbereich
                                                                                    ­Behand­lung in Anspruch zu           film zur Depression veröffent­    marktgerecht einkaufen und Preisvorteile an Kunden weitergeben soll, braucht
                                                                                     nehmen. Der Vorstandschef            lichen. Zudem e­ ntsteht mit      eben Entscheidungsspielräume.
                                                                                     des AOK-Bundesverbandes,             finanzieller ­Unterstützung der
                                                                                     ­Martin Litsch, sagte, für Pati-     AOK PLUS eine ­inter­a ktive      DR. HELMUT PLATZER, Vorstandsvorsitzender der AOK ­Bayern:
                                                                                      enten wie deren Familien und        ­Webseite. Ab ­November 2016      Nein, natürlich nicht. Genauso wenig wie die anderen Lücken,
                                                                                      Freunde sei der Umgang mit           sollen beide Filme auf DVD       die nach Intervention im Gesetzgebungsverfahren produziert
                                                                                      der Depression nicht einfach.        erhältlich sein. Zeitgleich      wurden oder von Beginn an vorhanden waren. Handlungs-
                                                                                      „Wir h ­ offen, dass der Film        ­startet eine deutschlandweite   bedarf besteht: Die AOK Bayern hat derzeit acht Verfahren
                                                                                      hilft, Vorurteile a­ bzubauen         ­Filmtournee. √                 gegen Apotheken anhängig. Da geht es vor allem um die
                                                                                      und die Depression nicht                                              Abrechnung von nicht abgegebenen Arzneimitteln sowie
                                                                                      mehr als Stigma zu sehen.“         MEHR INFOS:                        um Manipulation und Doppelabrechnungen. Der Schutz
                                                                                      Der AOK-Bundes­verband ist         www.deutsche-                      vor Korruption sollte nicht zur politischen Handelsware degradiert werden.
                                                                                      Hauptförderer des Films mit        depressionshilfe.de                Im Übrigen wundern wir uns, dass unser Hinweis, die Pflegethematik mitauf-
                                                                                      dem Titel „Die Mitte der           > Filmprojekt                      zunehmen, trotz aktueller Skandale nicht verfängt.

                                                                                  Ausgabe 6/16, 19. Jahrgang                                                                                                                       9
Leichtes Gepäck für Klinikpatienten - G+G Digital
Köpfe und Karrieren
Spektrum
            AUSBILDUNG
            Neue Anforderungen                                    +++ SABINE BÄTZING-LICHTENTHÄLER, 41, verantwortet in der neuen rhein-
                                                                  land-pfälzischen Landesregierung weiterhin das Gesundheits- und Sozial-
            an Hörakustiker                                       ressort. Das Ministeramt übernahm die Sozialdemokratin erstmals 2014.
            Das Bundesinstitut für                                Zuvor gehörte sie zwölf Jahre lang dem Bundestag an und war von 2005
            ­Berufsbildung (BIBB) in                              bis 2009 Drogenbeauftragte der Bundesregierung. In die SPD trat die
             Bonn hat die Ausbildung                              Diplom-Verwaltungswirtin (FH) 1994 ein. Im Präsidium der SPD Rhein-
             zum/zur Hörakustiker/-in                             land-Pfalz sitzt sie seit 2006. Bevor sie in die Politik ging, arbeitete sie von
             ­gemeinsam mit den Sozial-                           1997 bis 2002 als Verwaltungsbeamtin bei der Verbandsgemeinde Alten-
            partnern und Sachverständi-         kirchen und war dort für die EDV-Organisation zuständig.
            gen aus der betrieblichen Pra-
              xis im Auftrag der Bundes­        +++ PETER DABROCK, 52, hat für vier Jahre den Vorsitz des Deutschen
              regierung auf den neuesten        Ethikrates übernommen. Der evangelische Theologe und Professor für
              Stand gebracht. ­Viele Neue-      Systematische Theologie mit dem Schwerpunkt Ethik an der Universität
            rungen rund um moderne              Erlangen-Nürnberg gehört dem 26-köpfigen Rat seit dem Jahr 2012 an.
            Messverfahren, audiologische        Stellvertretende Vorsitzende sind die Düsseldorfer Neurowissenschaftlerin
            Befunde, dreidimensionale           und Hirnforscherin Professorin Katrin Amunts, der Heidelberger Psycho-
              Abbilder des ­Ohres und tech-     loge und Gerontologe Professor Andreas Kruse und die Göttinger Medizin­
            nisch hochsensible Hörsyste-        ethikerin Professorin Claudia Wiesemann. Der Deutsche Ethikrat ist ein
            me führten dazu, dass sich          interdisziplinär zusammengesetztes, unabhängiges Beratungsgremium. Er setzt sich mit ethischen,
            das nötige Fachwissen und           gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen sowie den
            die Anforderungen an eine           voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft auseinander, die sich im Zusam-
            bestmögliche Beratung von           menhang mit der Forschung und den Entwicklungen insbesondere auf dem Gebiet der Lebens-

                                                                                                                                                      Fotos: Gesundheits- und Soziaministerium Rheinland-Pfalz/Martina Pipprich; Deutscher Ethikrat/Reiner Zensen; Klaus Barthel/Susie Knoll; AOK Rheinland-Pfalz/Saarland; Paritätischer Gesamtverband
              Patienten und ­Kunden rasant      wissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen ergeben. Er soll die Diskussion in der
              verändert h
                        ­ ätten, hieß es. Die   Gesellschaft fördern, Stellungnahmen und Empfehlungen für politisches und gesetzgeberisches
              modernisierte Ausbildungs-        Handeln erarbeiten sowie mit nationalen Ethikräten und vergleichbaren Einrichtungen ande-
              ordnung des Handwerks­            rer Staaten und internationaler Organisationen zusammenarbeiten.
              berufes soll zum 1. August
              2016 in Kraft treten. √                                +++ KLAUS BARTHEL, 60, führt weiterhin als Bundesvorsitzender die Ar-
                                                                     beitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD (AfA). Der SPD-
                                                                     Bundestagsabgeordnete und Gewerkschaftssekretär steht seit 2012 an der
            GESUNDHEITSPREIS                                         AfA-Spitze. In den Bundestag zog er erstmals 1994 ein und stand mehreren
            Niedersachsen                                            Parlamentsausschüssen vor. Stellvertretende AfA-Vorsitzende sind Anne
                                                                     Hansen (Berlin), Kornelia Keune (Sachsen-Anhalt), Wolfgang Lorenz
            sucht Innovationen                                       (Nordrhein-Westfalen) und Udo Lutz (Baden-Württemberg). In der AfA
            Die Ministerien für Soziales,                            engagieren sich politisch interessierte Arbeitnehmer, aktive Gewerkschafter,
            Gesundheit und Gleichstel-          Betriebs- und Personalräte, Jugend- und Auszubildendenvertreter, gewerkschaftliche Vertrauens­
            lung sowie für Wirtschaft,          leute und Vertreter sozialpolitischer Interessenorganisationen, aber auch Nicht-SPD-Mitglieder.
            Arbeit und Verkehr in Nieder-
            sachsen, die AOK Niedersach-        +++ UDO HOFFMANN, 53, ist vom Verwaltungsrat der AOK Rheinland-Pfalz/
            sen, die Kassenärztliche            Saarland zum Beauftragten des Vorstandes der Gesundheitskasse gewählt
            ­Vereinigung sowie die Apo-         worden. Er übernimmt das Amt ab 1. Oktober und führt dann zusammen
            thekerkammer schreiben zum          mit der Vorstandsvorsitzenden Dr. Irmgard Stippler und der Bevollmäch-
            sechsten Mal ihren Gesund-          tigten des Vorstandes, Christiane Firk, die Gesundheitskasse. Jupp Weis-
            heitspreis aus. Gesucht wer-        müller geht nach rund 15 Jahren als stellvertretender Vorstandsvorsitzender
            den innovative Lösungen für         am 30. September in den Ruhestand. Udo Hoffmann leitete bislang die
            die Ermittlung geschlechter-        Stabsabteilung Strate­gische Unternehmensentwicklung und war Gesamt-
            spezifischer Bedarfe in der         personalratsvorsitzender der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland.
            Gesundheitsversorgung, eine
            bessere Betreuung chronisch                              +++ ROLF ROSENBROCK, 71, steht für weitere vier Jahre als Präsident an der
            kranker Menschen sowie un-                               Spitze des Paritätischen Gesamtverbandes. Zudem amtiert er seit 2015 als
            terstützende Informations-                               Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege. Der
            technologien. Bewerbungs-                                habilitierte Gesundheitswissenschaftler gehörte von 1999 bis 2009 dem
            schluss: 5. August 2016. √                               Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheits-
                                                                     wesen an. Bis 2012 arbeitete er am Wissenschaftszentrum Berlin für So­
             MEHR INFOS:                                             zialforschung und leitete dort die Forschungsgruppe Public Health. Seit
             www.gesundheitspreis-                                   2010 gehört er der Zentralen Ethikkommission der Bundesärzte­k ammer
             niedersachsen.de                   an. Stellvertretende Vorsitzende des Paritätischen Gesamtverbandes sind Josef Schädle von der
                                                Deutschen Gesellschaft für soziale Psychiatrie sowie Cord Wellhausen vom Paritätischen Wohl-
       10                                       fahrtsverband Nordrhein-Westfalen.                                       Ausgabe 6/16, 19. Jahrgang
Ausgabe 6/16, 19. Jahrgang   11
Spektrum
                   LEBENSMITTEL                                                                                             GESELLSCHAFT
                   Broschüre gegen                                                                                          Schuldenfalle
                   Verschwendung                                                                                            ­Krankheit
                   Mit einer neuen Informati-                                                                               Gesundheitliche Probleme
                   onsbroschüre und einer extra                                                                             sind häufig der Auslöser für
                   eingerichteten Webseite will                                                                             eine private Überschuldung.
                   das Bundesministerium für                                                                                2015 waren Krankheit, Sucht
                   Ernährung und Landwirt-                                                                                  oder Unfallfolgen für jeden
                   schaft der Verschwendung                                                                                 siebten Klienten einer Bera-
                   von Lebensmitteln Einhalt                                                                                tungsstelle Grund für seine
                   gebieten. Rund 34 Prozent                                                                                akuten Finanzprobleme, wie
                   der in deutschen Restaurants,                                                                            das Statistische Bundesamt
                   Kantinen und beim Event­                                                                                 mitteilte. Die Statistiker leg-
                   catering produzierten Lebens-                                                                            ten ihre Zahlen anlässlich der
                   mittel würden von den                                                                                    Aktionswoche Schuldnerbe-
                                                     Augen größer als der Appetit: Was auf dem Teller übrig bleibt,
                   ­Verbrauchern vorzeitig weg-      ­landet anschließend in der Mülltonne.                                 ratung Anfang Juni vor. Aus
                   geworfen. Die Folgen dieser                                                                              dem vorläufigen Ergebnis der
                   Verschwendung seien global.                                                                              Überschuldungsstatistik 2015
                    „Wenn wir ­L ebensmittel weg-    ZWISCHENBILANZ                    Laumann. Es gebe ein ver­            geht hervor, dass bei Arbeits-
                    werfen, v­ erschwenden wir       Patientenberatung                 bessertes Beratungsangebot,          losen oft gesundheitliche
                    auch Ressourcen, die für ihre                                      ­längere telefonische Erreich-       Gründe für die Überschul-
                    Herstellung benötigt wur-
                                                     auf gutem Weg                     barkeitszeiten, und statt 21         dung auftreten (16,6 Prozent
                    den“, heißt es in der Broschü-   Der Patientenbeauftragte der       seien nun 30 ­Beratungsstellen      der Fälle). Wie hoch der An-
                    re. Etwa 700 Liter Wassser       Bundesregierung, Karl-Josef        vor Ort unterstützend tätig.        teil der Arbeitslosen ist, die
                    würden etwa für die Erzeu-       Laumann (CDU), hat eine            UPD-Geschäftsführer                 wegen Erkrankung ihren Job
                    gung von einem Kilogramm         positive Bilanz der ersten vier    ­Thorben Krumwiede sagte,           verloren haben, lasse sich an-
                    Äpfel benötigt. Bei einem        Monate Unabhängiger Pati-           bei der t­ elefonischen Erreich-   hand der Daten jedoch nicht
                    Kilogramm Fleisch seien es       entenberatung (UPD) unter         barkeit zeige sich, dass             sagen. Für Erwerbstätige
                    sogar 15.500 Liter. √            dem neuen Betreiber Sanvar-         ­besonders in den Abend­­          ­seien hingegen nur in 7,6 Pro-
                                                     tis gezogen. „Ich bin sehr           stunden und am Wochenende           zent der Fälle Krankheiten
                     MEHR INFOS:                     zufrieden mit der bisherigen         Menschen mit schwierigen            die Hauptursache für die
                     www.zugutfuerdietonne.de        ­A rbeit der neuen UPD“, sagte       Fällen anriefen. √                 ­Verschuldung gewesen. √

       SELBSTVERWALTUNG IM GESPRÄCH
           „Fingierte Rezepte und Behandlungen sind keine Bagatellen“
           Fehlverhalten im Gesundheitswesen kostet die Solidargemeinschaft viel Geld. Dies belegt auch ein Bericht der
           AOK Nordost. Dazu Fragen an den alternierenden Verwaltungsratsvorsitzenden der Kasse, Rainer Knerler.

           G+G: Herr Knerler, zu welchen Ergebnissen kommt der von Ihnen          licher Gesetzesverstöße ist leider lang. Wir sprechen hier auch nicht
           kürzlich vorgelegte Bericht der AOK Nordost zur Bekämpfung von         von Bagatellen. Hier wird mit verbrecherischer Absicht nicht nur zum
           Fehlverhalten im Gesundheitswe­sen für die Jahre 2014/2015?            Schaden der Solidargemeinschaft gehandelt. Auch der Ruf der Leis­
           KNERLER: Die Ermittler der Missbrauchsbekämpfungsstelle der AOK        tungserbringer und das Vertrauen in sie wird geschädigt – und das,
           Nordost sind im genannten Zeitraum fast 1.000 Hinweisen auf Ab­        obwohl sich die meisten korrekt verhalten.
           rechnungsbetrug nachgegangen – etwa 20 Prozent mehr als im Be­
           richtszeitraum 2012 und 2013. Allein in Berlin wurden 460 Hinweise     G+G: Aktuell sorgen Nachrichten über Pflegebetrug – unter anderem
                                                                                                                                                                   Fotos: istockphoto, AOK Nordost, privat

           untersucht. Knapp drei Millionen Euro fordern die Ermittler für die    in Berlin – für Verunsicherung. Wie reagiert die AOK Nordost?
           Versichertengemeinschaft in den Jahren 2014 und 2015 zurück – Geld,    KNERLER: Im Verdachtsfall gehen die AOK-Ermittler konsequent in die
           das durch den Abrechnungsbetrug verloren zu gehen drohte.              eigenen systematischen Prüfungen, erstatten gegebenenfalls Straf­
                                                                                  anzeige und tauschen sich zudem eng mit staatlichen Behörden und
           G+G: Um welche Betrugsdelikte handelt es sich?                         Sozialhilfeträgern aus. Für besorgte Versicherte, aber auch für Pflege­
           KNERLER: Manipulierte Rechnungen, fingierte Rezepte und Behand­        kräfte haben wir zudem eine kos­tenfreie Pflegehotline eingerichtet,
           lungen, aber auch Bestechung und Bestechlichkeit – die Liste mög­      wo diese Probleme erörtern und auf Missstände hinweisen können.

       12                                                                                                                             Ausgabe 6/16, 19. Jahrgang
FLÜCHTLINGE                      scher gehen davon aus, dass
                                                                    Kommentar
Ärztetag kritisiert              sich das Vitamin C in der Au-
                                 genflüssigkeit ansammelt und
Asylpaket II                     so die Trübung der Linse ver-
Der Deutsche Ärztetag hat
Teile des Asylpakets II als
                                 hindert. Die Studie sei aber
                                 keine Aufforderung, zu Nah-
                                                                   Mehr Schub für Innovationen
Verletzung des „Rechts auf       rungsergänzungsmitteln zu         Mit dem Innovationsfonds will die Politik gute Ideen für
Leben und körperliche Un-        greifen, sagte der Präsident      die Gesundheitsversorgung voranbringen. Doch die Hürden
versehrtheit“ bezeichnet. Um     der Deutschen Ophthalmolo-        zum Fördergeld liegen zu hoch, meint Uwe Lötzerich.
dieses Recht zu garantieren,     gischen Gesellschaft (DOG)
müsse die Zugangsmöglich-        Professor Dr. Horst Helbig.                            IN DEUTSCHLANDS von Gremien, Prüf- und Kon­
keit zu einer medizinischen      „Die meisten Menschen in                               trollinstitutionen, Verbänden der Krankenversorger
Versorgung für Asylsuchende      Deutschland können sich mit                            sowie Kassen geprägtem Gesundheitswesen dauern
in jedem einzeln zu prüfen-      Vitaminen ausreichend über
                                                                                        Innovationsschübe zu lange. Effektiver und effizi-
den Fall gegeben sein, erklär-   Lebensmittel versorgen.“
                                                                                        enter als der mühsam gestaltete Innovationsfonds
te das sogenannte Ärzte­         Grauer Star ist der häufigste
parlament in Hamburg. Die        Grund für Sehbehinderungen                             wäre es gewesen, zunächst allen Kranken nachweis-
Delegierten des 119. Deut-       und Erblindung weltweit.                               lich patienten- und kassendienliche Neuerungen zu
schen Ärztetags kritisierten,    Laut DOG müssen Augen­            bescheren. Nach Versuchen zur integrierten sektorenübergreifenden
dass als Abschiebungshinder-     ärzte in Deutschland bei min-     Patientenversorgung finanzieren gesetzliche Krankenkassen und Steu-
nis nur noch lebensbedroh­       destens 800.000 Augen pro         erzahler nun einen Fonds, der weitere wissenschaftlich begleitete Tests
liche oder schwerwiegende        Jahr die getrübte Linse durch     zum Wohle schlechter versorgter Patienten fördert. 900 Millionen
Erkrankungen gälten, die         eine Kunstlinse ersetzen. √
                                                                   Euro sollen bis zum Jahr 2019 für mustergültige Praxis-Projekte von
sich durch die Abschiebung
                                                                   Ärzten, Kliniken und Kassen fließen, 300 Millionen für Forschung. Bis
wesentlich verschlechtern
würden. Über den Asylantrag      PATIENTENRECHTE                   der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss die
                                                                   Förderkriterien verkündete, verging ein halbes Jahr. Lange wurde zum
von Menschen aus sicheren        Behandlungsfehler
Herkunftsstaaten würde                                             Beispiel gestritten, wie massentauglich die gesponserten Ideentests sein
­binnen einer Woche entschie-
                                 nehmen zu                         sollten. Zudem musste noch ein neuer Beirat mit echten Experten her,
 den. Akute oder chronische      Falscher Zeh amputiert, Tup-      die den Selbstverwaltern bei Projekt-
 Erkrankungen ließen sich in     fer im Bauchraum vergessen:       bewertungen beistehen.
 derart kurzer Zeit weder        Die Zahl der Behandlungs-
                                                                       Können sich jetzt multimorbide           Hierzulande herrscht
 einwandfrei diagnostizieren     fehler in Deutschland ist
 noch ausschließen. √            gestiegen. Der Medizinische
                                                                   Alte, ganz Junge, Landbewohner,              ein Umsetzungs-,
                                 Dienst des Spitzenverbandes       Pflegebedürftige, psychisch Kranke           kein Erkenntnisdefizit.
  MEHR INFOS: www.bundes­        Bund der Krankenkassen            oder unter Fehlmedikation leidende
  aerztekammer.de > Presse       (MDS) stellte in Berlin die       Patientinnen und Patienten freuen?
                                 jüngsten Zahlen vor, wonach       Leider noch nicht, denn neue Lösungen für sie müssen erst kontrolliert
                                 die Gutachter im Jahr 2015        funktionieren. Noch höher als einst für Akteure der integrierten Ver-
AUGENLEIDEN                      insgesamt 14.828 Vorwürfen        sorgung (IV) hat die Politik die Hürden gelegt, um an Geld aus dem
Mit Vitamin C                    nachgingen. In 4.064 Fällen
                                                                   Innovationsfonds zu kommen. Ohne Krankenkasse als Partner in einem
                                 bestätigten sie den Verdacht
gegen Grauen Star                des Patienten. Das ist knapp
                                                                   Gemeinschaftsprojekt geht in der Regel nichts.
Eine gesunde Ernährung mit       jeder vierte der angezeigten          Kleiner Lichtblick: So manches dauerhaft erfolgreiche integrierte
reichlich Vitamin C kann         Fälle. Im Jahr 2014 wurden        Versorgungsprojekt nach Paragraf 140a Sozialgesetzbuch V hat es ge-
das Risiko für die Trübung       14.663 Verdachtsfälle unter-      schafft, besser vernetzt, qualitativ hochwertig und wirtschaftlich Pati-
der Augenlinse um etwa ein       sucht, 3.796 bestätigten sich.    entengruppen gesünder zu machen als andere. Erkrankte entscheiden
Drittel senken. Zu diesem Er-    Die Tendenz ist steigend, seit    mit ihrer Wahl über nützliche Innovationen in regionalen Gesundheits-
gebnis kommt eine Londoner       vor drei Jahren das Patienten­    märkten. Sinnvolle Neuerungen aus über 6.000 IV-Netzprojekten und
Zwillings-Studie, die kürzlich   rechte-Gesetz in Kraft ge­
                                                                   einigen Disease-Management-Programmen haben ihren Platz in der
im Fachblatt „Ophthalmo­         treten ist, das es Versicherten
                                                                   Regelversorgung verdient. Ein Umsetzungs-, kein Erkenntnisdefizit
logy“ erschienen ist. Die        ­erleichtert, dem Verdacht
Wissenschaftler beobachteten      auf einen ärztlichen Fehler      herrscht hierzulande bei der sektorenübergreifenden Versorgung. Wann
die Linsentrübung und die         nachgehen zu lassen. Die         findet die Politik endlich den Mut, Innovationen rascher zur Regel für
Ernährungsgewohnheiten bei        meisten Vorwürfe seien im        alle Patientinnen und Patienten zu machen? √
324 weiblichen Zwillingen         Zusammenhang mit Opera­
über einen Zeitraum von ins-      tionen erhoben worden, teilte    Uwe Lötzerich (M.A.), Tageszeitungs- und Fachredakteur,
gesamt zehn Jahren. Die For-      der MDS mit. √                   arbeitet als Autor für Print- und Onlinemedien im Gesundheitswesen.

Ausgabe 6/16, 19. Jahrgang                                                                                                               13
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