Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde

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Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Der Ackermann

                                                                         B 20027 F
                Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde
               69. Jahrgang | München                    2018 | Heft 1

Weißer Berg mit neuem Klang
Im Fokus:            Zur Diskussion:            Auf dem Weg:
Nationale            Dialog                     Wallfahrt nach
Minderheiten         unverzichtbar              Altwasser
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                    www.ackermann-gemeinde.de
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Inhalt

                                                               In dieser Ausgabe:
                                                                3      Nationale Minderheiten in Europa
„Beispiel gelungenen Dialogs schuldig“
                                                                5      Gedenkstein für Deutsche
                           Bei     ihrer   Frühjahrsvollver-
                           sammlung Ende Februar in             6      Dialog mit Ungarn
                           Ingolstadt widmeten die deut-
                           schen Bischöfe ihren Studien-        8      Standpunkte: Ohne Minderheiten
                           tag den „Verständnisgrundla-
                           gen des Dialogs mit den Kir-         9      Nach der Präsidentenwahl
                           chen in Mittel- und Osteuropa“.
Kardinal Reinhard Marx Unter den Referenten waren              10      Ort der Begegnung: Altwasser
(Foto: ag)                 Prof. Dr. Tomáš Halík aus Prag
                           und Prof. Dr. András Máté-          12      Sozialwerk
Tóth. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz Dr. Rein-
hard Kardinal Marx hob folgende Punkte als Schlussfol-         13      Junge Aktion
gerung hervor:
  „Zwischen der Kirche in Deutschland und der Kirche in        14      Aktuelles
den mittelosteuropäischen Ländern gibt es einen histo-
risch gewachsenen und weiterhin sehr lebendigen Aus-           16      Literatur
tausch. Er betrifft die Ebene der Bischöfe und ebenso
viele Laienorganisationen. Nicht zuletzt kommt Renovabis       19      Aus unserer Gemeinschaft
seit nunmehr 25 Jahren eine herausragende Bedeutung
für die Begegnung der Ortskirchen in Europa zu. Dieses         26      Familiennachrichten
Erbe erfüllt uns mit Dankbarkeit. Es stellt zugleich eine
Verpflichtung für die Zukunft dar.                             28      Termine
  Der Dialog zwischen der Kirche im Osten und im Wes-
ten Europas bedarf heute neuer Impulse. Gerade wenn
es bei manchen Fragen unterschiedliche Auffassungen
gibt, ist das intensive Gespräch geboten. Dabei ist kei-
                                                                    Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann-
neswegs eine möglichst vollständige Übereinstimmung                 Gemeinde München, 69. Jahrgang, Heft 1-2018;
oder gar eine Uniformität des Denkens angestrebt. Statt-            Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V.
dessen kommt es auf die ehrliche Absicht an, einander               Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D.
besser zu verstehen und die gemeinsamen Grundlagen                  Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del
zu klären und zu stärken. In einem solchen Dialog sind              Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber.
alle Lehrende und Lernende zugleich.
                                                                    Heßstraße 24, 80799 München,
  Dabei würde es viel zu kurz greifen, Differenzen im               Postfach 340161, 80098 München;
kirchlichen Raum zu verallgemeinern und einseitig einem             Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40;
kulturellen Ost-West-Gegensatz zuzuschreiben. So gibt               E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de;
es, um nur ein Beispiel zu nennen, Sorgen wegen des                 Internet: www.ackermann-gemeinde.de;
Zuzugs von Flüchtlingen und Migranten (und auch regel-              Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe):
rechte Abwehrreflexe) nicht nur in den östlichen Ländern,           redaktion(at)ackermann-gemeinde.de.
                                                                    Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München,
sondern auch in Deutschland – und zwar bis in die Kir-              Luisenstr. 18, 80333 München,
chengemeinden hinein.                                               BIC GENODEF1M05.
  Die Kirche schuldet Europa das Beispiel des gelingen-             Ackermann-Gemeinde e.V. München:
den Dialogs. Sie ist überall auf unserem Kontinent behei-                     IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44;
matet. Gerade deshalb kann ihr Ringen um die Wahrheit               Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.:
die gemeinsame Zivilisation Europas beleben.“                                 IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00;
                                                                    Stiftung Ackermann-Gemeinde:
                                                                              IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09.

                                                                    Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt
                                                                    der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs-
Titelbild:                                                          preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.
Schwestern des Benediktinerinnenklosters auf dem Wei-
                                                                    Erscheinungsweise: 4 x im Jahr.
ßen Berg in Prag beim Chorgebet (Foto: Benediktinerin-
                                                                    Redaktionsschluss für Heft 2-2018: 22.05.2018
nen vom Weißen Berg)                                                                                            Beilage

 2 | Der Ackermann 1-2018
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht

 Sie setzten sich für die Rechte
 nationaler Minderheiten ein:
 Vertreter in der Föderalisti-
 schen Union Europäischer
 Nationalitäten (FUEN) im Juni
 2013 in Brixen (Foto: FUEN)

 Nationale Minderheiten: Europäischer Normalfall
Die Jahre nach dem Ende des Ersten         vertrieben, in die Emigration gezwun-   Ausgeklammert sei an dieser Stelle
Weltkrieges, 1918-1923, stehen für         gen oder durch Zwangsmaßnahmen          jedoch die Roma-Thematik. Nur weni-
eine bereits im 19. Jahrhundert ein-       aufgrund ihrer „unpassenden“ Identi-    ge Staaten wie die Schweiz, Belgien
setzende Neuformierung der europäi-        tät, Religion und Muttersprache assi-   oder Bosnien-Herzegowina betrach-
schen Staatenwelt hin zu zentralis-        miliert oder diskriminiert.             ten sich nicht als Nationalstaat.
tisch strukturierten Gemeinwesen             Nur in wenigen Staaten des heuti-       Folgende Schlüsselfragen zum The-
samt eines im Ideal national homoge-       gen Europa leben keine autochtho-       ma „alteingessene nationale, ethni-
nen Staatsvolkes nach französischem        nen nationalen Minderheiten. In eini-   sche und religiöse Minderheiten in
Vorbild. Die Ausformulierung und           gen weiteren Staaten wie Schweden       Europa um 2018“ sollten beleuchtet
Durchsetzung dieser uniformistischen       oder Dänemark ist der zahlenmäßige      werden: Welche Funktion haben ge-
Vorstellungen von Volk und Staat           Anteil dieser Gruppen verschwindend     wachsene Regionen in Europa 2018?
besonders durch eine konsequent            gering. Eine weitere Staatengruppe      Welche Zukunft haben die in räumli-
durchgesetzte Sprach- und Schulpoli-       kann als Folge von Grenzverschie-       chen Diasporasituationen lebenden
tik löste im Verlauf weniger Jahrzehn-     bungen, massiven ethnischen Säube-      kleinen autochthonen Bevölkerungs-
te alteuropäische Identitätsformungen      rungen und einer auf die zwangswei-     gruppen? Dies betrifft insgesamt die
ab, die auf Religions- und/oder Stan-      se ethnische Homogenisierung der        Mehrzahl der Volksgruppen. Bei fast
deszugehörigkeit mit häufig zusätz-        Gesellschaft abzielenden Politik im     allen sind in den letzten zwei Jahr-
lich starken regionalen Bezügen und        19. und 20. Jahrhundert de facto als    zehnten ein rascher Rückgang des
zusätzlich teilweise im Rahmen einer       „Nationalstaat“ betrachtet werden.      Gebrauchs von Muttersprache und
übernationalen imperialen Ordnung          Ungarn, Polen, Tschechien, Slove-       eine Akkulturation an die Mehrheits-
basierten.                                 nien, Kosovo, aber auch Deutschland     gesellschaften feststellbar.
   Der Traum von einem homogenen           und Österreich gehören etwa in diese      Wie sollen Lösungen für die Regio-
Nationalstaat sollte sich aus heutiger     Gruppe. Hier beträgt der Anteil der     nen aussehen, in denen separatisti-
Sicht als vielfach fatal für die Gesell-   Menschen, die sich zu einer aner-       sche Bewegungen eine relevante
schaften erweisen, der Millionen           kannten nationalen und ethnischen       Stärke besitzen? Die Aktualität dieser
Menschen das Leben kostete. Viele          Minorität bekennen, meist deutlich
weitere Millionen Menschen wurden          weniger als 5% der Bevölkerung.         > Seite 4

                                                                                          Der Ackermann 1-2018 |        3
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht / Aus dem Bundesvorstand

> von Seite 3                            haben mit wohl negativen Folgen für         Autonomiemodelle wie das Südtiro-
                                         die Betroffenen autochthonen Grup-        ler bieten sich auf den ersten Blick in
Thematik kann man etwa an den ge-        pen. Und schließlich ist nach der Rol-    einigen Fällen an. Allerdings zeigt
genwärtigen Vorgängen in Kataloni-       le der EU-Institutionen zu diesen The-    sich bei näherer Betrachtung der ge-
en/Spanien sehen, die nebenbei be-       menfeldern zu fragen: Was gehört          sellschaftlichen und sozioökonomi-
merkt auch das geringe Wissen der        möglicherweise in den Kompetenzbe-        schen Bedingungen in den einzelnen
führenden Medien rund um dieses          reich Brüssels, was in den der jeweili-   Regionen und einzelnen Bevölke-
Thema geradezu peinlich enthüllt.        gen Einzelstaaten oder zwischen-          rungsgruppen, dass eine Übertragung
  Sind die für einige Regionen bzw.      staatlicher Abkommen wie zwischen         dieses Modells unrealistisch ist und
Volksgruppen mühsam ausgehandel-         Österreich und Italien rund um die        wenig an den Kernproblemen der
ten und angewandten Autonomiemo-         Südtiroler Autonomie.                     Betroffenen ändern würde. Die For-
delle wie etwa Südtirol, Aland Inseln,      Nahezu 30 Jahre nach der Wende         mel „Mehrwert durch Minderheiten“
Nordirland oder Sardinien ein zu-        von 1989 lassen sich einige zentrale      hat sicher ihre Gültigkeit im kulturellen
kunftsweisendes Modell auch für an-      und schwerwiegende Punkte hinsicht-       Bereich, sie gilt aber nur im Einzelfall
dere Konfliktfälle etwa in Mazedonien,   lich der Situation nationaler Minder-     für den Faktor Wirtschaft im weitesten
Rumänien, Slowakei oder der Ukrai-       heiten im östlichen Europa formulie-      Sinne.
ne? Wie sieht es mit dem Akzeptanz-      ren: Migration in die Städte und ins        Ein letzter Aspekt ist die Frage nach
verständnis der betroffenen Mehr-        Ausland sowie der demographische          dem Wandel von Identitätsformen,
heitsgesellschaften zu derartigen Fra-   Wandel haben zu einer flächende-          also nach gegenwärtigen Assimilati-
gen aus?                                 ckenden Entvölkerung des ländlichen       ons- und Akkulturationsprozessen
  Zusätzlich müssen die in den letz-     Raumes in weiten Teilen des östli-        und den daraus folgenden Schlüssen.
ten Jahrzehnten feststellbaren Bezü-     chen und südöstlichen Europa ge-            Deutlich ist: Minderheiten bedürfen
ge zu den neueingewanderten Bevöl-       führt. Betroffen sind auch sämtliche      eines besonderen Schutzes und einer
kerungsgruppen (allochthone Bevöl-       Siedlungsgebiete der nationalen Min-      Förderung. In diese Richtung zielt
kerung) gleichfalls einbezogen wer-      derheiten mit erkennbar einschnei-        auch die Europäische Bürgerinitiative
den. Dieser Punkt wird in Zukunft        denden Folgen in allen Lebensberei-       „Minority SafePack“.
eine immense Bedeutung beim Um-          chen. Was könnte diesen Prozess                                   Dr. Meinolf Arens
gang mit dem Thema nationale und         aufhalten?                                      Vorsitzender des Internationalen
ethnische Minderheiten in Europa                                                            Instituts für Nationalitätenrecht
                                                                                                    und Regionalismus e.V.

                Gemeinsame Sitzung
Zum Jahresauftakt stand in Prag eine     deutsch- wie der tschechischsprachi-
gemeinsame Sitzung der Vorstände         gen Version der Ausstellung „Zeugen
von Ackermann-Gemeinde und Sdru-         für Menschlichkeit“ über den christli-
žení Ackermann-Gemeinde auf dem          chen Sudetendeutschen Widerstand
Programm (Foto: ag). Es war ein in-      1938-1945. Diese wurde im Jahr
tensiver Austausch über die anste-       2017 an 16 verschiedenen Orten ge-        Bürgerinitiative unterstützen
henden gemeinsamen Aktivitäten im        zeigt. „Gemeinsam wollen wir weiter
Jahr 2018, wie beim Katholikentag in     als Christen die deutsch-tschechische     Die     Europäische      Bürgerinitiative
Münster oder beim Festival „Meeting      Nachbarschaft mitgestalten“, bekräf-      „Minority SafePack“ hat sich das Ziel
Brno“ in Brünn. Erfreut zeigten sich     tigten die beiden Vorsitzenden Martin     gesetzt, den Schutz von Angehörigen
die beiden Vorstände auch über den       Kastler und Daniel Herman.                nationaler Minderheiten oder von
guten Verlauf der Präsentationen der                                        ag     Sprachminderheiten zu verbessern
                                                                                   sowie die kulturelle und sprachliche
                                                                                   Vielfalt in der Union zu stärken und im
                                                                                   Gemeinschaftsrecht festzuschreiben.
                                                                                   Die Initiatoren verweisen darauf, dass
                                                                                   jeder siebte Bürger Europas einer
                                                                                   traditionell ansässigen Volksgruppe
                                                                                   angehört.
                                                                                     Schließen Sie sich diesen Forderun-
                                                                                   gen an! Unterstützen können Sie die
                                                                                   Forderung noch bis zum 3. April 2018
                                                                                   im Internet unter:
                                                                                         www.minority-safepack.eu

 4 | Der Ackermann 1-2018
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Aus dem Bundesvorstand

                                                  Rund 100 Personen nahmen
                                                       an dem Gedenken teil.         Herman Grußworte. Herwig Steinitz
                                                                  (Foto: ag)         schilderte als Angehöriger der Erleb-
                                                                                     nisgeneration seine Erinnerung und
                                                                                     seinen Weg zur Versöhnung. Er
                                                                                     schloss dabei: „Ich als gläubiger
                                                                                     Mensch freue mich darauf, dass wir
                                                                                     uns als Täter und Opfer einmal vor
                                                                                     Gottes Angesicht treffen werden und
                                                                                     an einem Tisch im Königreich des
                                                                                     Friedens und der Liebe ohne Leiden-
                                                                                     schaft und Hass miteinander reden
                                                                                     können.“
                                                                                       An immer mehr Orten in Tschechi-

Gedenkstein für Deutsche                                                             en wird der deutschen Opfer der Ver-
                                                                                     treibung gedacht. Msgr. Dieter Ol-
                                                                                     brich, Geistlicher Beirat der AG, hier-
„An dieser Stelle wurden am 6.5.1945      ken vor dem Friedhof nahmen auf            zu: „Dies ist ermutigend und bringt
vier im Schlossgarten gefundene, un-      Einladung von Bürgermeister Franti-        uns auf dem Weg der Versöhnung
bekannte deutsche Leichname beer-         šek Švarc auch die Vorstände von           immer weiter voran.“                ag
digt.“ So lautet die Aufschrift auf       AG und SAG sowie eine Delegation
einem Gedenkstein im Prager Stadt-        der AG Würzburg teil.
teil Vinoř, welcher Anfang Januar           Bei der anschließenden Begegnung
feierlich enthülllt wurde. Ein daneben    im nahegelegenen Centrum Mariapoli
angebrachter       Auszug    aus   der    sprachen Martin Kastler und Daniel
Ortschronik von jenem Tag schildert
die Umstände, wie die Deutschen           H. Steinitz, M. Kastler und D. Herman
nach Kriegsende durch Gewalt zu             (v.l.) verknoten gemeinsam mit den
Tode kamen. Eines von vielen                   Teilnehmern der anschließenden
Ereignissen im Zuge der sogenannten       Begegnung im Centrum Mariapoli ein
wilden Vertreibung. An dem Geden-             Band der Freundschaft (Foto: ag)

                                          geborene Psychoanalytiker schreibt in      Dr. Adam Sonnevend aus Rostock:
    Leserreaktionen                       seiner Einleitung: „Das Wort, ,ein         1. Ich halte es für wichtig, dass man
                                          Flüüüchtling´, gedehnt und herabset-       zwischen den Bezeichnungen „natio-
Dr. Walter Rzepka, der Ehrenvorsit-       zend ausgesprochen, trifft mich im-        nal“ und „nationalistisch“ sorgfältig ei-
zende der Ackermann-Gemeinde,             mer noch ins Mark. Ich erinnere mich       nen Unterschied macht. National be-
stellte immer wieder die kritische Fra-   sofort an das dreckig grinsende, arro-     deutet m.E. eine Erhöhung des Patri-
ge, welchen Stellenwert die Nation in     gant-überhebliche Gesicht der jeweili-     otischen, also eine gute Eigenschaft,
der Wertehierarchie eines Christen        gen Sprecherin oder des Sprechers.         während ein nationalistischer Stand-
habe dürfe. Im Ackermann 4-2017           Gehört habe ich das Wort von vielen        punkt immer zu Lasten von anderen
wurden hierzu einige Gedanken             Mitmenschen, von Lehrern, Pfarrern         Nationen geht und er deshalb zu kriti-
Rzepkas in dem Artikel „Nation als        und anderen Christen. Es bereitet den      sieren bzw. abzulehnen ist.
Denkmodell hinterfragen!“ nachge-         Menschen Wohlbefinden, überheblich           2. Wenn man „Flüchtlinge“ als ein
zeichnet. Dass diese Frage die Leser      sein zu dürfen, denn die Aussage, der      Problem der heutigen Zeit irgendwo
beschäftigt, zeigen die Reaktionen.       andere sei ein Nichts, macht ihn           erwähnt, sollte man das ergänzt im-
Zwei Leserstimmen hierzu drucken          selbst augenblicklich wertvoller: Be-      mer in dieser Reihenfolge „Migranten
wir ab:                                   kanntlich bestimmt neben dem Ge-           und Flüchtlinge“ tun. Es ist eine Tat-
                                          schlechtstrieb kein Bedürfnis das          sache, dass seit 2015 mehr Migran-
                                          Handeln des Menschen so sehr wie           ten als Flüchtlinge in unser Land
Christoph Lippert aus Erlangen:           die Sehnsucht nach moralischer             kommen konnten, deshalb ist diese
Sehr berührt hat mich der Artikel über    Überheblichkeit.“                          Reihenfolge gerechtfertigt. Wenn
die Gedanken von Walter Rzepka zur           Die Grenze von Nation als positiv       man immer nur „Flüchtlinge“ erwähnt,
Nation. Dieses Thema bewegt mich          wirkendes Identifikationsmerkmal zum       dann bekommt man eher oder später
sehr. In letzter Zeit habe ich einen      Nationalismus als Mittel zur Abgren-       den Vorwurf, im Dienste der herr-
neuen Gedanken-Anstoß dazu erhal-         zung, zur Ausgrenzung und zur mora-        schenden Politiker und der Medien,
ten durch das Buch „Flüchtlings-          lischen Überheblichkeit ist sehr fragil!   die die Meinungshoheit behalten wol-
kinder“ von Hans Hopf. Der in Teplitz                                                len, zu stehen.

                                                                                              Der Ackermann 1-2018 |        5
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Zur Diskussion

 Das ungarische Parlament
 in Budapest. (Foto: ag)

            Dialog ist unverzichtbar
 Zu einem besseren Verständnis zwischen Ungarn und Deutschland

Es droht Sprachlosigkeit mitten in    Dialog ist Risiko                        fragbare Wahrheit zu verfügen.
Europa. Besonders mit Blick auf                                                Dialog beinhaltet das Risiko, dass der
die Länder der Visegrád-Gruppe,          1. Dialog ist immer ein Risiko. In    andere Recht hat.
Polen, Ungarn, Tschechien und         einem ehrlichen Dialog legen die
Slowakei, ist nach der sogenann-      Partner sich bloß. Ein wahrhaftiges      Etikettierungen blockieren
ten „Flüchtlingskrise“ im Jahr 2015   Treffen verändert beide Partner. Ein
und nach innenpolitischen Wei-        Dialog zwischen Deutschland und            2. Das medienvermittelte Bild über
chenstellungen in diesen Ländern      Ungarn, zwischen den Christen und        Ungarn ist sehr einseitig – und das
festzustellen, dass Dialog schwie-    Kirchen aus diesen Ländern darf nicht    Bild über Deutschland in Ungarn nicht
riger ist und immer mehr gemieden     mehr als Ost-West-Dialog verstanden      weniger. Ungarn wird vor allem durch
wird. Professor Dr. András Máté-      werden, weil das die langen Schatten     die ungarische Regierungspolitik und
Tóth aus Szeged formuliert Thesen,    der politischen Zweiteilung Europas      noch mehr durch die politische Linie
wie das Verständnis zwischen          weiter verlängern würde. Es geht um      des Ministerpräsidenten dargestellt.
Ungarn und Deutschland wieder         zwei vielfältige, bunte und uneinheit-   Die Etikettierungen – er sei Natio-
verbessert werden könnte. Diese       liche Länder, mit vielschichtigen Er-    nalist (Süddeutsche), Populist (Frank-
Gedanken sind auch übertragbar        innerungen, Interessen und Heraus-       furter Rundschau), Feind der EU und
auf den Dialog, der in Europa an      forderungen. Die bedrängte Zukunft       der Demokratie (Die Zeit), Putin-
vielen Orten notwendig ist.           dieser Länder und auch Europas ist       Anhänger (Welt), korrupter Oligarch
                                      offen, die Lösungsentwürfe sind dis-     (Spiegel) usw. – weise ich ent-
                                      kussionswürdige Versuche, ohne           schieden zurück. Nicht, weil sie völlig
                                      über eine absolute und nicht hinter-     unzutreffend wären, sondern, weil sie

 6 | Der Ackermann 1-2018
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Zur Diskussion

die Probleme in Deutschland mit           Symptome anerkennen                      fähigkeit der deutsch-ungarischen
Nationalismus, Populismus, EU und                                                  Beziehungen gelegt. Diese vielfältige
so weiter ausladen und auf Ungarn            4. Ungarn erlebt zurzeit die dritte   Tradition des Gabenaustausches
aufladen.    Diese     Etikettierungen    Welle der Freiheit nach der Wende        ermöglicht einen weiteren Dialog weit
blockieren einen sinnvollen Dialog        von 1990. Die erste Welle der            über die Höflichkeitsgeste hinweg bis
und verwüsten die europäische             Freiheitsbegeisterung ging bald in die   hin zu der Betrachtung der Ver-
Landschaft, in der wir uns zu Hause       Welle der Ernüchterung über. Und         wundungen. Dieser Dialog soll vor
fühlen. Genauso weise ich die             seit der Wirtschafts- und Flüchtlings-   allem ein religiöser Dialog sein, in
tendenziösen Bezeichnungen über           krise leben wir in der Welle eines       dem die Partner sich gemeinsam vor
Deutschland und über die Kanzlerin        kollektiven Borderline-Syndroms. Lei-    ihren Gott gestellt wissen, den sie als
zurück, sie sei unverantwortlich, die     denschaftliche und vergebliche Suche     Vater der Barmherzigkeit preisen.
Willkommenskultur sei eine Kata-          nach nationaler Identität und staat-
strophe für Europa, sie arbeite für die   licher Souveränität, starke Emotions-               Prof. Dr. András Máté-Tóth
Verwirklichung eines Soros-Plans          schwankungen nach rechts und links,
usw.                                      Wutausbrüche, ständige Angst vor           Professor für Religionswissenschaft
                                          dem Verlassenwerden und paranoide                   an der Universität Szeged
Kollektive Verwundungen                   Vorstellungen über die Umwelt.
                                          Dieser gestörte Zustand schreit nach
  3. Ungarn und die weiteren Gesell-      Therapie. Eine Mentalisierung und
schaften Ost-Mittel-Europas kann          kognitive Umorientierung kann helfen,
man nicht ohne die kollektiven            wodurch die inneren Dynamiken
Verwundungen verstehen. Die Ver-          dieser lähmenden und selbstgefähr-
gangenheitsbewältigung       war     in   lichen Tendenzen aufgedeckt und
Deutschland auch eine Langzeit-           bewusstgemacht werden. Es geht nur
aufgabe, obzwar hier eine tragische       in einem Langzeitdialog, in dem der
Epoche von etwa 10 Jahren (1933-          Dialogpartner das Symptom aner-
1945) zur Diskussion stand. Für           kennt und dadurch das Verhalten des
Ungarn und für die postkommu-             Anderen handhaben kann.
nistischen Gesellschaften ist diese
Epoche 40 oder 70 Jahre lang. Der         Besondere Rolle der Christen
Historikerstreit in Deutschland brach
etwa 40 Jahre nach der Shoah aus,           5. Christen und Kirchen können         Dialog in der Mitte Europas
es ist nicht verwunderlich und Ungarn     eine besondere Rolle in dem nötigen
auch nicht vorzuwerfen, dass die          Dialog spielen. Sie wissen, was          „Europa zwischen Integration und
Akten der Vergangenheit noch offen-       Sünde und Vergebung sind, sie            Zerfall (1918/2018). Wohin steuert
stehen und die Erinnerungen und           haben spirituelle und rituelle Quellen   Ostmitteleuropa?“. So lautet der Titel
Meinungen über diese Vergangenheit        und Traditionen in der Konfliktlösung.   des XXVII. Brünner Symposiums
die Gesellschaft plagen und spalten.      Die katholische Kirche hat eine über-    „Dialog in der Mitte Europas“, wel-
Wenn die kommunistische Epoche in         nationale Tragweite bei der ehren-       ches Ende März (nach dem Re-
Ungarn als ein Ausnahmezustand in         vollen Anerkennung der regionalen        daktionsschluss) mit über 250 Teil-
der     organischen      Gesellschafts-   Kulturvielfalt. Christen und Kirchen     nehmerinnen und Teilnehmern aus
entwicklung nach dem Zweiten Welt-        sind viel mehr verbunden als             Deutschland, Tschechien, Österreich,
krieg betrachtet werden kann, dann        getrennt. Deutsche Christen und          der Slowakei, aus Ungarn und Polen
muss zur Kenntnis genommen                Kirchen haben sehr starke Be-            stattfand. Unter den Referenten war
werden, dass die tragende politische      ziehungen zu ungarischen Christen        auch Prof. Máté-Tóth. Im „Acker-
Schicht dieses Landes nie eine            und haben unzählbar viel geholfen.       mann“ 2-2018 folgt eine ausführliche
normale Zeit erlebt hat und auf keine     Renovabis, Porticus, KAAD und            Berichterstattung.
demokratischen Langzeittraditionen        andere Partnerschaften haben ein
zurückblicken kann.                       starkes Fundament für die Trag-

                                                                                           Der Ackermann 1-2018 |       7
Standpunkte

Nationale Minderheiten gibt es in allen EU-Staaten.
Sie zu schützen und damit zu erhalten, trägt dazu
bei, den besonderen Charakter Europas zu bewah-
                                                           „Was würde ohne nationale
ren, denn vielerorts ist ihre Existent gefährdet. „Der
Ackermann“ stellt daher die Frage:
                                                             Minderheiten fehlen?“
                     Dotschy Rein-        hend von Verfolgung, Vernichtung,          sen und Dänen, dem Schutz des Min-
                     hardt, deut-         Ausgrenzung und Ablehnung geprägt.         derheitenrechtes, welches vorsieht,
                     sche Jazz-           Noch immer bestimmen Vorurteile            die reiche Kultur aller Gruppen zu
                     Musikerin,           und Nichtwissen das öffentliche Bild       bewahren und zu fördern.
                     Schriftstellerin     von Angehörigen der größten ethni-           Sinti und Roma haben schon immer
                     und Menschen-        schen Minderheit Europas. Ungeach-         mit ihrem Handwerk als Geigenbauer,
                     rechtlerin aus       tet dessen, dass viele Roma und Sinti      Schmied oder Einzelhändler oder
                     der Volksgrup-       in ihren Ländern gut integriert sind       ihrer Kunst als Musiker das Land wirt-
                     pe der Sinti:        und sich in ihrer Lebensweise kaum         schaftlich und kulturell mitgeprägt.
                                          von der Mehrheitsgesellschaft unter-         Die Rechtsstaatlichkeit eines Lan-
                     Die ersten Sinti     scheiden, wird vielen ihre Herkunft        des wird auch daran gemessen, wie
in Deutschland wurden bereits 1407        zum Stigma. Viele Sinti und Roma           mit den autochthonen Minderheiten
als „Tartaren“ in der Hildesheimer        ziehen sich mit ihrer Herkunft in die      umgegangen wird. Es ist ein guter
Weinamtsrechnung aufgeführt, in der       Anonymität zurück.                         Parameter, der immer geprüft werden
steht, der Stadtrat habe den Neuan-         Dabei handelt es sich bei den deut-      sollte und aus bürgerrechtlicher Sicht
kömmlingen Getränke gereicht. Diese       schen Sinti und Roma um eine aner-         zur Demokratiewahrung beiträgt.
Freundlichkeit trügt, denn die Ge-        kannte Minderheit. Diese Gruppen
schichte dieser Minderheit ist weitge-    unterstehen, neben den Sorben, Frie-

                      Martin Dzin-        gen. Diese Eigenschaften kann man          durch ihre Sprache und auch durch
                      gel, Präsident      lernen, vor allem in der Familie und       religiöse Traditionen. Jeder Angehöri-
                      der Landes-         der Schule. Als ausgebildeter Lehrer       ge der Mehrheitsgesellschaft, der das
                      versammlung         bin ich davon überzeugt, dass das          Glück hat, mit einer oder mehreren
                      der Deutschen       effektivste Erlernen aus dem Ver-          nationalen Minderheiten und deren
                      in der Tsche-       gleich mit eigenen Erfahrungswerten        Kulturen ungezwungen und ganz na-
                      chischen Re-        entsteht. Nur so kann man mögliche         türlich in Berührung zu kommen, ver-
                      publik:             Vorurteile abbauen und Großzügig-          tieft für sich automatisch jene Eigen-
                                          keit lernen. Das ist übrigens eine vier-   schaften, die eine funktionierende
                       In einer Gesell-   te, meines Erachtens ebenfalls wichti-     Gesellschaft ausmachen.
                       schaft, die auf    ge Eigenschaft, derer eine gesunde           Um die Frage aphoristisch zu be-
demokratisch-christlichen Werten fußt,    Gesellschaft nicht entbehren darf.         antworten, möchte ich ein weises
sollten vor allem Toleranz, Respekt         Jede Minderheit wird durch spezifi-      Sprichwort paraphrasieren: Je mehr
und Ehrfurcht in den zwischen-            sche     Merkmale      gekennzeichnet;     andere Kulturen du kennenlernst,
menschlichen Beziehungen überwie-         durch eigene Bräuche und Sitten,           desto mehr Mensch bist du!

                      Dorothea            Blüte, die durch Ergänzungen ande-           Durch verschiedene Minderheiten in
                      Schroth, Ver-       rer Elemente (grün, andere Blüten)         einem Staat wird die Vielfalt der Men-
                      treterin der        ihre Pracht entfaltet.                     schen demonstriert und die Mehrheit
                      Ackermann-            Ähnlich tragen Minderheiten in ei-       ist genötigt, sich mit den Bedürfnissen
                      Gemeinde            nem System zu einem bunten Strauß          der verschiedenen Gruppen aus-
                      im Landesko-        von Eindrücken bei, helfen uns, unse-      einanderzusetzen und sich nicht zu
                      mitee der           re Maßstäbe zu hinterfragen, acht-         einer Gleichmacherei hinreißen zu
                      Katholiken          sam zu bleiben mit dem Blick auf un-       lassen. Die Dynamik einer Gesell-
                      in Bayern:          sere Gewissheiten. Es ist durch ihre       schaft wird gefördert, sie lernt mit
                                          Existenz auch eher möglich, nicht in       Unterschieden zu leben und diese als
                     Was macht ei-        einer „Echokammer“ zu verharren, in        Gewinn zu schätzen.
nen hübschen Blumenstrauß aus?            der man sich seinen Blick auf die
Doch die Kombination aus verschie-        Welt gegenseitig bestätigt!
denen Blüten oder eine dominierende

 8 | Der Ackermann 1-2018
Nachbarschaft

                                          Nach der                                  Kurzmeldungen:

                                          Wahl                                      Weltjugendtag 2022 in Prag?
                                                                                    Prag soll 2022, geht es nach der
                                                                                    Tschechischen       Bischofskonferenz,
                                          in Prag                                   der Austragungsort des katholischen
                                                                                    Weltjugendtages sein. Bereits vergan-
                                                                                    genen Mai unterbreitete Kardinal Do-
                                                                                    minik Duka im Vatikan ein entspre-
                                          Pavel Polák versuchte Herman eine         chendes Angebot. Ende 2017 folgte
                                          Erklärung für den Wahlausgang.            eine Delegationsreise nach Rom, die
                                          Zeman sei als „ein Mann von uns, für      Werbung in dieser Sache machte. Ein
Deutete in Berlin den                     uns, für die einfachen Menschen“          Prager Weltjugendtag wäre „eine gro-
Ausgang der Wahl:                         wahrgenommen worden. Drahoš               ße Ermutigung für unsere Kirche“, so
Daniel Herman (Foto: ag)                  dagegen habe vielleicht ein wenig         Anna Brabcová, die in der Bischofs-
                                          abgehoben gewirkt. Polák beklagte         konferenz für die Jugendarbeit ver-
Am 27. Januar stand es fest. Miloš        die Entscheidung zur Einführung der       antwortlich ist. Tschechien ist bislang
Zeman bleibt fünf weitere Jahre Prä-      Direktwahl des Präsidenten zum Jahr       der einzige Bewerber. Allerdings en-
sident der Tschechischen Republik.        2013. Zugleich verwies er auf den         det die Anmeldefrist erst Ende des
In der Stichwahl setzte er sich gegen     Rückgang der Bindungskraft der tra-       Jahres.
seinen Herausforderer, den ehemali-       ditionellen Parteien in seinem Land.                                           ag
gen Präsidenten der Akademie der          Damit sei zu erklären, warum Andrej
Wissenschaften Jiří Drahoš mit 51,36      Babiš von der Bewegung ANO trotz          Renovabis wird 25 Jahre alt
zu 48,63% durch.                          aller Korruptionsvorwürfe die Parla-      Die Solidaritätsaktion der deutschen
  Bereits am Montag nach der Wahl         mentswahlen im Herbst deutlich            Katholiken mit Mittel- und Osteuropa,
lud die Ackermann-Gemeinde ge-            gewonnen habe. Dennoch sieht              Renovabis, wurde am 3. März vor 25
meinsam mit der Katholischen Aka-         Herman „eine tiefe demokratische          Jahren gegründet. Als jüngstes der
demie in Berlin zu einer Diskussion       Tradition“, die bis in den Parlamen-      katholischen Hilfswerke entstand es
ein, um nach Tschechiens Platz in         tarismus der 1860er Jahre zurück-         nach dem Fall des Eisernen Vor-
Europa zu fragen. Daniel Herman, bis      reiche. Andererseits wirken aber auch     hangs auf Initiative katholischer
Dezember       Kulturminister     und     verschiedene Gehirnwäschen von            Laien. Solidarität sei unteilbar und
zugleich Vorsitzender der Sdružení        fast 50 Jahren, nationalsozialistisch,    Nord-Süd dürfe nicht gegen Ost-West
Ackermann-Gemeinde, machte in             nationalistisch und kommunistisch,        ausgespielt werden, hieß es damals.
seiner Einführung anhand der Ge-          nach, die die Menschen teilweise          Im Herbst 1993 zog Renovabis auf
schichte deutlich, dass der Platz in      noch prägten. Polák erinnerte auch        den Domberg nach Freising, wo es
der Mitte Europas mit engen Verbin-       an die „tschechische Seele“, die nicht    bis heute seinen Sitz hat. Das Jubilä-
dungen nach Westen ist. Böhmen,           so genau wisse, ob sie nach Ost oder      um schlägt sich auch im Motto der
Mähren und Schlesien hätten schon         West gehöre. Der Reflex, in der           diesjährigen Pfingstaktion nieder:
immer eine Brückenfunktion in Euro-       Habsburger Monarchie „untergebut-         „miteinander. versöhnt. leben“. Zu-
pa gehabt.                                tert“ zu werden, habe sich auf Brüssel    dem sind weitere Aktivitäten im Jubi-
  In der anschließenden Diskussion        übertragen, wo man sich als ebenso        läumsjahr, wie ein Festakt Ende Sep-
mit dem Deutschlandkorresponden-          klein und unbedeutend wahrnehme.          tember in Berlin, geplant.
ten des Tschechischen Rundfunks                                              ag                                        ag

                 Kardinal Beran auf dem Weg von Rom nach Prag
Der frühere Prager Erzbischof (ab         de, litt unter beiden totalitären Regi-   setzen (u.a. im kommenden Acker-
Dezember 1946), Dr. Josef Kardinal        men des 20. Jahrhunderts, war 1942-       mann 2-2018). Nach Dörr gilt zu klä-
Beran, wird am 21. April im Veitsdom      1945 im KZ Dachau eingesperrt und         ren: „Was ist daran nach aktuellem
beigesetzt. Damit wird der letzte Wille   durch die Kommunisten mehr als ein        Forschungsstand historisch haltbar
des im Jahr 1969 im Exil in Rom ver-      Jahrzehnt interniert.                     und was beruht letztlich auf Fehlinfor-
storbenen Geistlichen erfüllt. Seine        „Beran wird in sudetendeutschen         mationen?“ Seit seinem römischen
bisherige Grablege war in der Krypta      Kreisen oft ein kritisches Verhältnis     Exil bestanden von Seiten der Acker-
des Petersdoms, in der ansonsten          zu den Deutschen nachgesagt“, so          mann-Gemeinde rege Kontakte zum
nur Päpste beigesetzt sind.               AG-Bundesgeschäftsführer Matthias         Prager Oberhirten. Unter anderem
  Beran, für den im Jahr 2000 der         Dörr. Damit wolle sich der Bundesvor-     kam es zu Begegnungen bei dessen
Seligsprechungsprozess eröffnet wur-      stand in nächster Zeit auseinander-       München-Besuch im Mai 1965.         ag

                                                                                             Der Ackermann 1-2018 |       9
Nachbarschaft

Ein aktiver Beitrag zur Völkerverstän-
digung und Versöhnung ist das zen-
trale Anliegen der traditionellen
„Deutsch-Tschechischen St. Anna-Wall-                                Die Wallfahrtskirche St. Anna in Altwasser/Stará Voda
fahrt“. Die 42 Kilometer lange Fußwall-                                                                (Foto: U. Broßmann)
fahrt startet im nordmährischen Kuh-
ländchen/Kravařsko in Bölten/Bělotín
bei Mährisch Weißkirchen/Hranice. Das     Deutsche – an der bisher größten St.       meine christlichen Wurzeln verankert
Endziel ist die im Bärner Ländchen        Anna-Wallfahrt teil.                       sind, ich erlebe die freundschaftliche
gelegene St. Anna-Wallfahrtskirche in        Bewegende Momente: Zum Auftakt          Begegnung zwischen den teilneh-
Altwasser/Stará Voda.                     das Singen der Nationalhymnen vor          menden Wallfahrern, aber es geht
  Der Baubeginn der Wallfahrtskirche      der Böltener Kirche mit der abschlie-      heute weit mehr – neben der versöh-
ist datiert mit 1683. Da die Vollendung   ßenden Europa-Hymne, bei der sich          nenden Begegnung zwischen den
1688 erfolgte, wird 2018 das 330-         alle die Hände reichen, aber auch die      Völkern in Europa – auch um das
jährige Bestehen gefeiert. Die nach       kurze Andacht auf dem Friedhof mit         friedvolle Miteinander.
1968 verwüstete St. Anna-Kirche be-       Gebeten und Gedenken an die ver-
findet sich mitten im militärischen       storbenen deutschen und tschechi-                              Martina E. Büchel
Sperrgebiet „Liebau/Libavá“. Dort lie-    schen Bewohner, die hier in der glei-
gen mit Altwasser insgesamt 24 ver-       chen Erde ruhen. An den Bildstöcken
schwundene Orte. Die Wallfahrtskir-       wird gebetet, der Toten, der Vertrie-      Die diesjährige Jubiläumswallfahrt
che gehört seit vielen Jahren zu den      benen und der Neusiedler gedacht. In       startet am 21. Juli und endet am
von der UNESCO aufgenommenen              einigen Kirchen, in die die Wallfahrer-    22. Juli 2018 mit dem feierlichen
Bauten. Die barocke Kirche ist durch      prozessionen einziehen, läuten die         Jubiläumsgottesdienst um 15.00 h.
einen Förderverein inzwischen zwar        Glocken und die Orgel spielt.              Es wird auch eine Busfahrt ange-
weitgehend renoviert, aber das Innere        Bereits seit vielen Jahren wird jähr-   boten. Weitere Informationen unter
ist nach wie vor stark ruinös.            lich am Anna-Fest in der Wallfahrts-       www.belotin-staravoda.cz und über
  Mit rund 300 Gläubigen fand die         kirche von Altwasser ein deutsch-          Karl Heinz Keiner (per Mail: Karl-
historische Wallfahrt zuletzt im Juli     tschechischer Gottesdienst abgehal-        HeinrichKeiner(at)hotmail.com).
1944 statt. Danach wurde sie erst-        ten. An ihm nehmen jedes Mal zahl-
mals im Jahr 2005 von einer kleinen       reiche Pilger teil, die eigens zu die-
deutsch-tschechischen Pilgergruppe        sem Anlass mit Bus oder Auto von
(3 Erwachsene, 3 Kinder) wieder ge-       weit her kommen. Sowohl die ehema-
laufen. Seitdem hat die Fußwallfahrt      ligen deutschen Bewohner der Regi-
großen Zulauf gefunden. 2017 nah-         on sind dabei stark vertreten, als
men insgesamt 65 Gläubige – Tsche-        auch tschechische Wallfahrer. Der
chen, Slowaken, Polen, Ungarn und 7       feierliche Einzug der Pilgerschaar in
                                          die Wallfahrtskirche mit dem Te De-
                                          um „Großer Gott, wir loben Dich“ –
Die Reihe „Ort der Begegnung“ stellt      wechselweise in deutsch und tsche-
seit Heft 1-2014 Ortschaften und Ereig-   chisch gesungen – und die Ehrung
nisse vor, die bezeugen, wo und wie       der langjährigen Wallfahrer, bewegt.        In der Wallfahrtskirche St. Anna in
deutsch-tschechische      Nachbarschaft      Was berührt eine Nachgeborene                   Altwasser/Stará Voda
ganz konkret gelebt wird.                 wie mich heute noch? Ich spüre, wo                 (Foto: zonerama.com)

10 | Der Ackermann 1-2018
Kirche und Gesellschaft

In Münster dabei
„Suche Frieden“. So lautet das Motto des 101.
Deutschen Katholikentages. Vom 9. bis 13. Mai
kommen hierzu mehrere Zehntausend nach
Münster, in die Stadt des Westfälischen Friedens.
Die Ackermann-Gemeinde bringt sich mit einem
Großpodium ein, beteiligt sich an einem
Gottesdienst, lädt zu einem biographischen
Gespräch ein, präsentiert eine Ausstellung und ihre
Nachbarschaftsarbeit. Zudem wird die Junge Aktion
die Ergebnisse ihres Radprojektes präsentieren.

                                         Großpodium                              Biographisches Gespräch
                                         der Ackermann-Gemeinde in Zusam-        „Wie geht eine Revolution auch fried-
                                         menarbeit mit dem Bonifatiuswerk        lich?“
                                         e.V.                                    mit dem Prager Weihbischof Václav
                                         „Meinen Frieden finden. Glauben         Malý; Moderation: Rainer Karlitschek
                                         und Zweifeln nach persönlichen          Samstag, 12. Mai, 16.30-18.00h
                                         Krisen“                                 Fürstenberghaus, EG, F3, Domplatz
                                         Persönliche Zeugnisse: Gisela Mayer     20-22
                                         (Aktionsbündnis Amoklauf Winnen-
                                         den, Winnenden), Dr. Thomas Mid-        Ausstellung
                                         delhoff (Ex-Manager, Stuttgart), Erz-   „Zeugen      für     Menschlichkeit.
                                         bischof em. Dr. Robert Zollitsch        Christlicher sudetendeutscher Wi-
                                         (Vertriebener, Freiburg)                derstand 1938-1945“
                                         Statement: P. Dr. Anselm Grün OSB       Donnerstag, Freitag, Samstag jeweils
                                         (Münsterschwarzach)                     14.00h
  Europa als Schwerpunkt                 Gespräch: P. Dr. Anselm Grün OSB        Führungen durch Eva Engelhardt
                                         (Münsterschwarzach), Maike van den      (Prag) und Prof. Dr. Barbara Krause
Am Samstag, 12. Mai, setzt der Ka-       Boom (Autorin, Hamburg)                 (Aachen)
tholikentag einen Schwerpunkt auf        Moderation: Prof. Dr. Barbara Krause    Gesamtschule Münster Mitte, Neu-
Europa. Am „Europatag“ wird es eine      (Ackermann-Gemeinde, Aachen)            bau, 1. OG, Lerninsel, Jüdefelder Str.
Reihe von Tischgesprächen mit Ex-        Freitag, 11. Mai, 14.00-15.30h          10
pertinnen und Experten und Abgeord-      Hörsaalgebäude WWU, Schlossplatz
neten im Europacafé über aktuelle        46, EG Hörsaal H1                       Kirchenmeile
Fragen der EU geben. Den Auftakt                                                 Stand von Ackermann-Gemeinde,
des Europatages bildet der Biblische     Gottesdienst                            Sdružení Ackermann-Gemeinde und
Impuls mit Reinhard Kardinal Marx        der Ackermann-Gemeinde in Zusam-        Jungen Aktion mit Präsentation der
und Landesbischof Heinrich Bedford-      menarbeit mit der Arbeitsgemein-        deutsch-tschechischen Versöhnungs-
Strohm. Von 14.00 bis 15.30 Uhr          schaft katholischer Verbände Mittel-    und Nachbarschaftsarbeit
steht ein Großpodium mit dem Titel       und Osteuropa (AKVMOE)                  Schlossplatz Süd, Stand VB-23
„Zurück in das Eigene und Heimische.     „Friede lebt, wenn Versöhnung
Gesunder Patriotismus oder neue          geschieht“. Mittel- und Osteuropa-      Fahrradprojekt der Jungen Aktion
Nationalismen in Europa?“ im MCC         gottesdienst                            Suche Frieden. Mit dem Rad von
Halle Münsterland, Eingang Forum         mit Weihbischof Dr. Reinhard Hauke      Prag nach Münster (28.04. bis
Nord, EG, Messehalle Mitte, Alberslo-    und Weihbischof Václav Malý sowie       07.05.2018). Von der Stadt des Pra-
her Weg 32 auf dem Programm. Die         den Präsides der Verbände               ger Fenstersturzes (1618) zur Stadt
Moderation des Podiums liegt beim        Musikalische     Gestaltung:   KaPři,   des Westfälischen Friedens (1648).
AG-Bundesvorsitzenden Martin Kast-       Příchovice                              Mit Präsentation der Ergebnisse auf
ler, der zugleich Sprecher des ZdK-      Samstag, 12. Mai , 8.00-9.00h           dem Katholikentag in Münster
Sachbereiches Europäisches Zusam-        Kirche St. Erpho, Ostmarkstraße 20 /    Bezirksregierung, EG, Bürgerhalle,
menarbeit ist.                           Erphokirchplatz (Bushaltestelle: Er-    Domplatz 1-3
                                         phokirche; Linie 4)

                                                                                         Der Ackermann 1-2018 | 11
Sozialwerk

                                                                                  Rückkehr
                                                                                  und neuer
                                                                                  Anfang

                                                                                  tesdiensten und – inzwischen Fix-
                                                                                  punkt im Jahresablauf – ein großer,
  Die Benediktinerinnen am Weißen Berg                                            ökumenischer Gottesdienst am Tag
                                                                                  der Schlacht am Weißen Berg. Belas-
                                                                                  tend waren auch ein Klosteraustritt,
Sozialwerk. Der Weiße Berg in Prag        war, mussten sie doch tagsüber im       der Tod einer Mitschwester und der
– ein historisch vorbelasteter Ort,       weltlichen Beruf ihren Lebensunter-     Wechsel einer Mitschwester ins Haus
Schauplatz einer Schlacht, die die        halt selbst verdienen oder sich ihrem   Venio in München. All das ging nicht
Historie des 17. Jahrhunderts völlig      Studium widmen, bevor sie abends        ohne Krisen und Reibereien vonstat-
umgeschrieben hatte. Seit 973 lebten      in ihr Kloster heimkehrten. Die Auf-    ten, in denen aber die Münchner Mit-
dort Benediktinerinnen, bis ihr Kloster   gabenverteilung in der Gemeinschaft     schwestern der 2013 zur Abtei erho-
1782 von Josef II. aufgehoben wurde.      gestaltete sich schwierig, denn große   benen Kommunität Venio stets ver-
  Durch die politische Wende 1989         Herausforderungen waren zu bewäl-       mittelnd, beratend und begleitend zur
wurde öffentliches religiöses Leben in    tigen: Das gesamte Areal war in ei-     Seite standen.
Tschechien wieder möglich. Seit 1992      nem desolaten Zustand und musste          „Voll großer Dankbarkeit schauen
hegten die Benediktinerinnen den          nach und nach angepackt werden:         wir auf die bewegten, intensiven zehn
Wunsch nach der Gründung eines            Ein Neubau mit Schwesternzimmern,       Jahre unseres Lebens hier auf dem
Frauenklosters in Tschechien. Ein         die Sanierung des Gästehauses und       Weißen Berg zurück“, bekräftigen die
langer Weg begann, der zunächst           seine Ausstattung, die Restaurierung    Schwestern heute und danken „für
nach Polen (Przemysl) und dann            der Chorkapelle, die Reparaturen        alles freundschaftliche Mitgehen mit
2003 nach Deutschland in die Kom-         von Kuppel, Dach, Fassade und           uns“.
munität Venio in München führte.          Fenstern der Wallfahrtskirche, die        Heute verläuft das Leben der
2007 nahmen die Wünsche und Hoff-         Wiederherstellung des Außenareals       Schwestern in zumindest ein wenig
nungen konkrete Gestalt an: Die Be-       mit dem Dientzenhofer-Portal, dane-     geregelteren Bahnen, so dass eine
nediktinerinnen kehrten nach Tsche-       ben die Spendenakquise, Buchhal-        der Mitschwestern, Sr. Francesca,
chien zurück, um auf dem Weißen           tung, Finanzverwaltung, Organisati-     Zeit fand, sich mehr und mehr in die
Berg in Prag ein neues Kloster zu         on von „Tagen im Kloster“ für Besin-    Arbeit der Sdružení Ackermann-
gründen. „Die Benediktiner der Abtei      nung suchende Gäste, die Kontakt-       Gemeinde einzubringen. Inzwischen
Břevnov in Prag haben uns das ihnen       pflege zu anderen Ordensgemein-         ist sie in deren Vorstand gewählt wor-
gehörende ehemalige Pfarrhaus bei         schaften mit Besuchen und Gegen-        den.
der Wallfahrtskirche ‚Maria de Victo-     besuchen, die Gestaltung von Got-                                          sw
ria‘ auf dem Weißen Berg zur Verfü-
gung gestellt“, berichtet eine der vier
Gründungsschwestern, drei Tsche-
chinnen und eine Deutsche. Die Wall-
fahrtskirche selbst gehört zur Pfarrei
Břevnov, einer kleinen, aber sehr akti-
ven und lebendigen Gemeinde, und
wird von dort aus betreut.
  Es war kein leichtes Vorhaben, dem         Noch einiges ist zu tun,
sich die Schwestern vor einem Jahr-          aber auch viel ist schon
zehnt verschrieben haben. Zunächst           erreicht: das Kloster am
mussten sie sich selbst erst kennen-                    Weißen Berg.
lernen und eine monastische Grund-         (Fotos: Benediktinerinnen
                                                   vom Weißen Berg)
ordnung etablieren, was nicht einfach

12 | Der Ackermann 1-2018
Junge Aktion

 Jahreswechsel in Rohr

                                                                                     Kontakte in Budapest
                                                                                     Junge Aktion. Ein erklärtes Ziel des
                                                                                     neuen JA-Bundessprecherteams ist
                                                                                     es, die Kontakte über Tschechien und
                                                                                     die Slowakei hinaus auch nach
                                                                                     Ungarn auszubauen. Die Silvesterbe-
                                                                                     gegnung in diesem Jahr soll daher mit
                                                             (Foto: ja)              vier Nationen in Budapest stattfinden.
                                                                                     Nun wird das Vorhaben konkret.
Junge Aktion. Silvester im Kloster        mir viel Spaß, wie z.B. die Überset-       Hierfür reiste eine Delegation der
Rohr. Für die Junge Ackermann-            zung der Schuhsohle aus dem Chine-         Jungen Aktion nach Ungarn (oben,
Gemeinde ist es seit vielen Jahren        sischen ins Deutsche“, erinnert sich       Foto: ja). Auf dem Programm standen
Tradition. Doch diesmal schloss sich      die Teilnehmerin Klára Zelínková.          u.a. Gespräche mit Levente Bárka
die Junge Aktion mit ihrer deutsch-         Am Silvestertag konnten sich die         vom Sankt-Ignatius-Fachkollegium und
tschechischen      Silvesterbegegnung     Sportlichen beim Silvesterlauf in der      Loretta Wagner (u.l.) von der Gemein-
an, so dass die Klostermauern weit        nahegelegenen Stadt Abensberg              schaft junger Ungarndeutscher (GJU)
über 100 Personen beherbergen durf-       beim 10-Kilometer-Lauf beweisen.             Der Rückweg führte über die
ten.                                        Das alte Jahr wurde mit einem Got-       Slowakei. Dort trafen die JAler am
  Die Begegnung stand unter dem           tesdienst und am Abend mit einer           kirchlichen Gymnasium in Levoča/
Thema „Massenmedien in der heuti-         Party verabschiedet. „Ich habe noch        Leutschau auf alte Bekannte und war-
gen Zeit. Chance und Gefahren“. In        niemals erlebt, wie sich so viele Men-     ben für die kommenden Begegnun-
den Arbeitskreisen ging es um die         schen ein ,,Frohes Neues!´ oder            gen.                                ja
Frage des richtigen Umgangs mit den       ein ,Šťastný nový rok´ wünschen“, so
heutigen Medien. Intensiv bis heftig      die tschechische Schülerin Klára. Und
wurde diskutiert. Ein Ausflug führte zu   was natürlich nicht fehlen durfte, war
einem Medium des 19. Jahrhunderts,        ein Feuerwerk.
das der Nationenbildung diente: die         So startet die Junge Aktion ins Jahr
Walhalla in Donaustauf.                   2018, das erneut viele Begegnungen
  Neben den thematischen Arbeits-         und ein volles Programm, und viel-
kreisen gab es auch kreative, wie         leicht die ein oder andere Überra-
Improvisationstheater, Grafikdesign       schung bereit hält.
und eine Musikband. „Ich war bei der                                          ja
Theaterimprovisation und es machte
                                                                                        Die Junge Aktion dankt herzlich
                                                                                       der Stiftung Ackermann-Gemeinde
                                                                                         Stuttgart für die Unterstützung
            Auftakt am Weißen Berg                                                              der Jugendarbeit!

                                                          Junge Aktion. Am 28. April startet eine deutsch-tschechische
                                                          Gruppe mit ihren Fahrrädern in Prag und macht sich unter dem
                                                          Motto „Suche Frieden“ auf den Weg zum Katholikentag nach
                                                          Münster. Unterwegs werden sie bis zum 9. Mai verschiedene
                                                          Orte besuchen, die für Unfrieden und die Sehnsucht nach Frie-
                                                          den stehen. „Um 11 Uhr wird Erzabt Prokop aus Břevnov unsere
                                                          Gruppe am Weißem Berg segnen“, berichtet Matthias Melcher
                                                          (2. v.l., Foto: ja), der die Radgruppe leitet. Zur Vorbereitung des
                                                          Auftaktes, zu dem alle herzlich eingeladen sind, traf er sich in
                                                          Prag mit Sr. Francesca (Mitte). Als Prolog werden die
                                                          „Friedenssucher“ auf der Burg den Ort des Prager Fensterstur-
                                                          zes von 1618 aufsuchen.                                          ja

                                                                                              Der Ackermann 1-2018 | 13
Aktuelles

                                                                                   Bundestagspräsident a.D.
                                                                                   Prof. N. Lammert (5. v.l.) mit
                                                                                   Ehrengästen der Konferenz der
                                                                                   Sdružení Ackermann-Gemeinde
                                                                                   (Foto: ag)

                                                                                   Die Antwort
                                                                                   auf die
                                                                                   unruhige
                                                                                   Zeit ist
 Jahreskonferenz der Sdružení Ackermann-Gemeinde
                                                                                   Europa
„Die Europäische Union ist die intelli-   Wort. Ihn beunruhige die verlorenge-     eine gefährliche Floskel. Er warnte
gente Antwort auf die Veränderungen       gangene Attraktivität der demokrati-     vor Gleichgültigkeit gegenüber den
des 21. Jahrhunderts“. Dies machte        schen Parteien. „Uns gehen langsam       gesellschaftlichen      Entwicklungen.
Ex-Bundestagspräsident Prof. Nor-         die demokratischen Strukturen verlo-     „Unser Hauptinteresse ist es, nicht
bert Lammert bei der Jahreskonfe-         ren“, konstatierte Schwarzenberg.        isoliert zu sein. Dies wäre für Tsche-
renz der Sdružení Ackermann-                Die Wendemomente der tschechi-         chien wirtschaftlich wie kulturell fatal“,
Gemeinde in Prag deutlich. Rund 120       schen Geschichte des 20. Jahrhun-        macht Halík deutlich. Es gehe um
Teilnehmer aus Tschechien und             derts aus heutiger Perspektive stan-     „eine Therapie der Angst“. Der deut-
Deutschland kamen hierzu Anfang           den am zweiten Tag der Konferenz         sche Botschafter in Prag, Dr. Chris-
Februar unter dem Titel „Eine politi-     im Fokus. Der Historiker Dr. Petr Kou-   toph Israng, wies in der anschließen-
sche (Un)ruhe in Europa? Deutsche         ra, Direktor des Collegium Bohemi-       den Diskussion darauf hin, dass es
und tschechische Wahrnehmung“             cums in Aussig/Ústí n.L., blickte auf    auch in Deutschland „krisenhafte
zusammen. Die globalisierte digitali-     den Oktober 1918, den September          Phänomene der liberalen Demokra-
sierte Welt führe zunehmend dazu,         1938, den Februar 1948 und den Au-       tie“ gebe. Zugleich ermutigte er je-
dass die Nationalstaaten immer weni-      gust 1968. Dabei zeichnete er nach,      doch, gerade als Christen den Opti-
ger „Herr ihrer eigenen Angelegen-        wie diese Daten für die Einheit bezie-   mismus und die Hoffnung nicht zu
heit“ seien, so Lammert. Er plädiert      hungsweise die Spaltung der Gesell-      verlieren. Dr. Jaroslav Šebek blickte
dafür, Souveränität zu teilen, um         schaft standen und stehen. Anschlie-     auf den zurückliegenden Wahlkampf
durch gemeinsames Vorgehen mög-           ßend diskutierten über den Zusam-        um das Präsidentenamt in Tschechi-
lichst viel an Einfluss auf das Weltge-   menhalt in Europa und in den einzel-     en, bei dem er zum Wahlkampfteam
schehen nehmen zu können. Der             nen Gesellschaften der langjährige       von Professor Jiří Drahoš gehörte. Im
neue Vorsitzende der Konrad-              ZDF-Korrespondet Klaus Prömpers,         Wahlkampf habe er eine starke positi-
Adenauer-Stiftung (KAS) hielt den         der die Gefahr sieht, dass die Stim-     ve Energie der Zivilgesellschaft ge-
Eröffnungsvortrag der dreitägigen         mung für Europa kippen könnte, und       spürt. Der Generalsekretär der
deutsch-tschechischen Konferenz. Es       die ehemalige tschechische Abgeord-      Tschechischen Bischofskonferenz P.
war Lammerts erste Auslandsreise in       nete Nina Nováková. Sie beunruhige,      Dr. Stanislav Přibyl sieht wenig, wo-
seiner Funktion als KAS-Vorsitzen-        dass heute die Jugend in Tschechien      rauf sich die Menschen heute stützen
der. Matthias Barner, Leiter des KAS-     sich bereits ein Leben außerhalb der     könnten. Dies sei seiner Ansicht nach
Büros in Prag sieht darin eine Wert-      EU vorstellen könne. „Dies führt dazu,   die Ursache für zunehmende Angst.
schätzung des östlichen Nachbarlan-       dass sie sich oft dafür nicht mehr en-     Im deutsch-tschechischen Gottes-
des. Das 21. Jahrhundert sei das          gagieren und nichts mehr hierfür in-     dienst in der Kirche St. Johannes
„Jahrhundert der Globalisierung“, so      vestieren.“                              Nepomuk auf dem Felsen formulierte
Lammert. Nie sei die Welt so groß           Professor Tomáš Halík, Präsident       er aus christlicher Sicht: „Der Weg
und zugleich nie so klein gewesen.        der Tschechischen Christlichen Aka-      Europas ist der Mensch.“ Am Sams-
Dies mache Grenzen irrelevant. Die        demie, war Hauptreferent des dritten     tagnachmittag stand der Besuch von
Antwort darauf lautet für den ehemali-    Konferenztages. Mit Blick auf den        verschiedenen Orten in Prag auf dem
gen Bundestagspräsidenten: „Euro-         Populismus und die Entwicklungen in      Programm, die für die Schlüsselmo-
pa“. In der anschließenden Debatte        Polen und Ungarn machte er deutlich,     mente in der jüngeren böhmischen
ergriff Karel Schwarzenberg, ehemali-     dass die Bürger nicht ruhig bleiben      Geschichte stehen.
ger Außenminister Tschechiens, das        dürften. Im Aufruf zur Ruhe sehe er                                            ag

14 | Der Ackermann 1-2018
Aktuelles

                                          Überbrachten die besten                  Kurzmeldungen
                                          Segenswünsche an den
                                          neuen Erzabt: Msgr. Anton
                                                                                   Seltenes Jubiläum
                                          Otte und Marie Smolková.
                                          (Foto: ag)                               Im Oktober durfte der sudetendeut-
                                                                                   sche Weihbischof em. Dr. h.c. Ger-
                                                                                   hard Pieschl in Limburg sein 40-
                                          und zehn Jahren im kommunistischen       jähriges Jubiläum der Bischofsweihe
                                          Gefängnis nach der Niederschlagung       feiern. Der gebürtige Schönhengst-
                                          des Prager Frühlings 1969 ins west-      gauer war seit 1983 „Vertriebenen-
                                          liche Exil und lebte bis zur Wende im    bischof“ und brachte so deren Anlie-
                                          Kloster Rohr in Niederbayern. Opasek     gen in die Bischofskonferenz ein. Der
                                          war nicht nur für die tschechischen      stellvertretende   Bundesvorsitzende
                                          christlichen Exilanten wichtig. Er       Herwig Steinitz überbrachte im Na-
                                          setzte sich, insbesondere gemeinsam      men der Ackermann-Gemeinde die
                                          mit der Ackermann-Gemeinde, für die      Glück- und Segenswünsche und den
  Der 61. Abt                             Aussöhnung von Tschechen und
                                          Deutschen ein und erwarb sich mit
                                                                                   Dank für dessen langjährigen Einsatz.
                                                                                                                      ag
                                          dem Wiederaufbau des Kloster
   Prokop Siostrzonek in
                                          Břevnov nach der Wende höchste           Förderpreis an Dr. Kovačková
    Břevnov eingeführt                    Verdienste.                              Die aus Pilsen stammende Dr. Kateři-
                                             Im Jahre 1993 wurde die Abtei in      na Kovačková wurde im Januar mit
Der 14. Januar 2018 war ein beson-        Břevnov von Papst Johannes Paul II.,     dem Förderpreis der Sudetendeut-
derer Tag im Benediktinerkloster          der 1997 das Kloster während seiner      schen Landsmannschaft für Literatur
Břevnov in Prag. Es wurde nicht nur       Tschechien-Reise besuchte, zur Erz-      und Publizistik ausgezeichnet. Dank
der 1025. Jahrestag der Gründung          abtei erhoben. Erzabt Siostrzonek,       vieler Lesungen und Referate ist sie
des Klosters durch den Heiligen Adal-     1957 in Tschechisch Teschen/Český        weit über die Ackermann-Gemeinde,
bert im Jahr 993 begangen, sondern        Těšín geboren und 1983 in Olmütz         für die sie 2016-2017 in der Münch-
mit dem bisherigen Prior Prokop           zum Priester geweiht, trat geheim        ner Diözesangeschäftsstelle tätig war,
Siostrzonek OSB wurde auch der 61.        bereits in kommunistischer Zeit in den   hinaus bekannt. 2017 erschien das
Abt eingeführt. Hierzu kamen der          Benediktinerorden ein und stand nach     von ihr bearbeitete Buch „Böhmi-
Prager Erzbischof Dominik Kardinal        dem Tod von Opasek 1999 als Prior-       sches. Allzu Böhmisches? Verwischte
Duka OP sowie weitere zahlreiche          Administrator der Erzabtei vor. „Prod-   Lebensbilder im Südwesten“, welches
Bischöfe, Priester, Ordensleute und       esse magis quam praeesse“ (Mehr          auf ein Projekt der AG in den Diöze-
Gläubige zu einem festlichen Gottes-      nützen als herrschen) lautet der         sen Freiburg und Stuttgart zurück-
dienst in die Abteikirche St. Marga-      Leitspruch von Erzabt Siostrzonek.       geht.                              ag
reta. Bei der Abtsbenediktion im          Dazu wünschte Kardinal Duka ihm
Rahmen der Messe handelte es sich         Gottes reichen Segen und Gottes          Ota Filip verstorben
nicht um eine Weihe, sondern um           Führung für seinen Dienst. Zu den        Am 2. März ist der tschechischspra-
eine Segnung. Dabei wurde der neue        Gratulanten gehörte auch der Prager      chige Schriftsteller Ota Filip im Alter
Abt symbolisch auf den Platz des          Philosoph Prof. Jan Sokol, der bereits   von 87 Jahren verstorben. Seit seiner
Abtes im Chorgestühl der Kirche           vor 70 Jahren als Ministrant Erzabt      Ausbürgerung 1974 aus der Tsche-
geführt. Nach 70 Jahren ist Prior         Opásek als neuen Abt begrüßte.           choslowakei lebte er in Deutschland
Siostrzonek OSB erst der zweite           Unter den Mitfeiernden befanden sich     und schrieb auch auf Deutsch. Er galt
Erzabt in der Geschichte dieses           auch zahlreiche Gäste aus Deutsch-       als eine bedeutende Persönlichkeit
Stiftes. Im Amt des Erzabtes folgt er     land, wie Mitbrüder aus der Abtei        der tschechischen Exilliteratur. Viele
auf Anastáz Opasek OSB (1913-             Rohr und Vertreter der Ackermann-        Jahre war er regelmäßig Gast und
1999). Dieser ging nach Verfolgung        Gemeinde.             Marie Smolková     Referent    bei     der   Ackermann-
                                                                                   Gemeinde.                           ag

                  Franz Herzog geht in den (Un-)Ruhestand                          „Daheim in der Fremde“
„Sachkenntnis, Geduld und Empathie“ bescheinigt Herwig Steinitz, der Sprecher      Die multimediale Plattform im Internet
der AKVMOE, Franz Herzog, der Ende Februar 2018 in den Ruhestand ging. 30          www.daheiminderfremde.de präsen-
Jahre lang war der studierte Theologe und Psychologe im Sekretariat der Deut-      tiert eine Sammlung von Interviews
schen Bischofskonferenz tätig und leitete seit 2004 die Arbeitsstelle Vertriebe-   mit Zeitzeugen, die im Zuge der
nen- und Aussiedlerseelsorge. Der gebürtige Donauschwabe kündigte bei einem        Vertreibung oder als Gastarbeiter zu
Mittagessen anlässlich seiner Verabschiedung in Bonn an, dass er weiterhin im      „Neubürgern“ in Baden-Württemberg
DBK-Sekretariat mit einigen Wochenstunden aktiv sein, sowie seine Erfahrun-        wurden. Ergänzt werden diese durch
gen und sein Wissen einbringen wird. Für diese Bereitschaft dankten ihm DBK-       historische Aufnahmen und Tondo-
Sekretär P. Dr. Hans Langendörfer und Weihbischof Dr. Reinhard Hauke.        ag    kumente.                           ag

                                                                                           Der Ackermann 1-2018 | 15
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