Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden - DFS ...
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Ausgabe 1 – 2014 Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden.
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Heft dreht sich alles um die Zusammen- und militärischen Nutzern um das in Deutschland arbeit der DFS mit unseren Partnern und Kunden. so knappe Gut Luftraum ist groß. Es gehört zu den Als moderner und privatwirtschaftlich organisierter besonderen Herausforderungen unseres Unterneh- Dienstleister ist uns Kundenorientierung ein zentra- mens, beide Kundengruppen zufriedenzustellen. Die les Anliegen. Wir sorgen mit hoch motivierten Mit- DFS hat schon vor Jahren die flexible Nutzung mili- arbeitern und führender Technologie Tag für Tag tärischer Lufträume verwirklicht. Auch in der euro- für einen sicheren und pünktlichen Luftverkehr, päischen Zusammenarbeit gibt es viele Neuerun- der kosteneffizient und umweltverträglich abgewi- gen, die den zivilen und militärischen Interessen ckelt wird. Und all das im verkehrsreichsten Land noch besser gerecht werden. Europas. Diese schwierige Aufgabe kann und will die DFS nicht im Alleingang bewältigen. Wir sind in In einer Situation, in der es um die wirtschaftli- einem ständigen und engen Dialog mit Partnern und chen Rahmenbedingungen der Luftfahrtbranche in Kunden und berücksichtigen bei unseren Entschei- Deutschland nicht zum Besten bestellt ist, kommt dungen deren Anforderungen und Bedürfnisse und der Zusammenarbeit mit unseren Partnern und Kun- suchen gemeinsam nach den besten Lösungen für den eine weitere wichtige Bedeutung zu. Gemein- Luftverkehr, Umwelt und Unternehmen. sam arbeiten wir daran, dass den Luftverkehrsunter- nehmen besseres Gehör in Politik und Gesellschaft Doch Flugsicherung ist eben nicht nur eine wich- geschenkt wird. Deshalb engagiert sich die DFS im tige wirtschaftliche Dienstleistung, sondern auch Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft. Denn eine hoheitliche Aufgabe. Das darf nicht vergessen nur, wenn alle in der Branche an einem Strang zie- werden, wenn von der DFS Deutsche Flugsiche- hen, können wir etwas bewegen. Wie stark die rung GmbH gesprochen wird. Die DFS nimmt als ein Arbeit der DFS mit Partnern und Kunden verwoben Unternehmen, das zu 100 Prozent der Bundesrepu- ist, zeigen Verkehrsentwicklung und Sicherheitszah- blik Deutschland gehört, in der Luftfahrtbranche len. Deshalb liegt auch dieser transmission wieder eine Sonderstellung ein. Wir sind keine bloßen Liefe unser jährlicher Mobilitätsbericht bei. ranten einer Dienstleistung, sondern haben an ers- ter Stelle unseren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen In unserem Unternehmen gibt es in fast allen Berei- chen Schnittstellen zu unseren Partnern und Kun- den. Auch zu unserer Aufsichtsbehörde, dem Bun- desaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF), pflegen wir einen professionellen und kooperativen Kontakt. Diese enge Vernetzung macht es möglich, dass alle vom Know-how der anderen profitieren und gemein- same Lösungen erarbeiten können. In den vergan- genen Jahren war diese Zusammenarbeit in vielen Bereichen bereits sehr erfolgreich, etwa bei inno- vativen lärmmindernden Anflugverfahren oder der Einführung der Präzisionsanflüge mit GBAS am Flug- hafen Bremen und bald auch in Frankfurt. Eine besondere Art der Zusammenarbeit besteht zum drittgrößten Kunden der DFS – der Bundes- wehr. Seit zwanzig Jahren gibt es in Deutschland die zivil-militärische Integration. Das bedeutet, dass Prof. Klaus-Dieter Scheurle die DFS in Friedenszeiten auch militärischen Ver- Vorsitzender der kehr kontrolliert. Die Konkurrenz zwischen zivilen DFS-Geschäftsführung 2 transmission 1 – 2014
Inhalt Beziehungen 4 Das Ohr direkt am Kunden 7 Bestwerte beim Kundenkontakt 8 Kompetenz hoch vier mit Insiderwissen 11 Gemeinsam stark Das Ohr direkt am Kunden S. 4 Partner im Porträt 12 Der Hüter der Zeiten 14 „Gleiche Regeln für alle Wettbewerber“ 17 Alles nach Plan 20 Ohne Wissenschaft geht es nicht 22 Strippenzieher hinter den K ulissen 24 Forschen für Flugsicherung von morgen Kollaboration „Gleiche Regeln für alle 26 Partnerschaftliche Kontrolle Wettbewerber“ S. 14 28 Sprit sparen im Anflug 30 Die Roll-Revolution 32 „Die Sicherheitskultur ist entscheidend“ DFS intern 34 DFS-Nachrichten Forschen für Flug sicherung von morgen S. 24 transmission 1 – 2014 3
Beziehungen Das Ohr direkt am Kunden Der Bereich Kundenbeziehungen ist die Schnittstelle zwischen den operativen Bereichen der DFS und den Airlines. Sein professionelles Customer Relations Management hilft, das gegen- seitige Verständnis zwischen der DFS und ihren Kunden zu verbessern. 4 transmission 1 – 2014
V on außen betrachtet scheint senausgleich, sondern auch für die den Fachbereiche. In jedem Bereich das tägliche Geschäft des richtige Balance zwischen den Belan- gibt es dafür namentlich festgelegte DFS-Bereichs Kundenbezie- gen der Kunden und den Anforderun- Ansprechpartner, die auch Zugriff auf hungen ein ziemlich undankbarer Job gen an die Sicherheit. Mit seinen Bran- die Beschwerde-Datenbank haben und zu sein. Die Mitarbeiter des Bereichs chenkenntnissen hat es sich über die die weitere Bearbeitung übernehmen. müssen gegenüber den Kunden der Jahre bei den Kunden hohe Akzeptanz DFS die Arbeit einer Firma vertreten, erworben. „Unsere luftfahrtspezifi- Jede Antwort auf eine Beschwerde deren Wirken in der Öffentlichkeit schen Erfahrungen kommen bei den wird, bevor sie nach draußen geht, kaum wahrgenommen wird. Die öffent- Kunden sehr gut an“, betont Diedrich. mit den Geschäfts- und Fachberei- lichen Gesichter der Luftfahrt gehö- chen abgestimmt, wobei es nicht nur ren anderen, den Piloten im Cockpit, So verfügt neben dem Leiter auch um inhaltliche Aspekte geht, sondern den Stewardessen in der Kabine oder Dirk Pulver über einschlägige Erfah- auch auf eine korrekte Form geachtet auch den Mitarbeitern am Check-in- rungen als Flugzeugführer: Der 52-Jäh- wird. „Jede Beschwerde soll innerhalb Schalter auf dem Flughafen. Die Flug- rige absolvierte eine Pilotenausbildung von vier Wochen beantwortet sein“, sicherung rückt nur ins Bewusstsein bei der Deutschen Lufthansa, für die sagt Ralf Diedrich. Eine Ausnahme der Öffentlichkeit, wenn wieder mal er knapp zwei Jahrzehnte lang auf bilden komplexere Beschwerden, bei die Aschewolke eines isländischen Boeing- und Airbus-Flugzeugen geflo- denen in Luftraumverfahren eingegrif- Vulkans durch den europäischen Luft- gen ist. Er bildet im Team die Schnitt- fen werden muss und eine Bearbei- raum zieht und sie den Flugverkehr stelle zwischen den flugbetrieblichen tung in vier Wochen nicht machbar ist. aus Sicherheitsgründen einschrän- Belangen der DFS und den Airlines. ken muss. Oder wenn neue Flugrou- Tobias Kapitzke, der dritte Mann im Seit vier Jahren kann das Beschwer- ten für den Ausbau eines Flughafens Team, ist gelernter Fachinformatiker demanagement der DFS auch von den vorgestellt werden. Dann hagelt es oft und studierter Ökonom für Marketing- fliegenden Verbänden der Bundeswehr Unverständnis, Ärger, Kritik von vielen kommunikation. „Mit seinem berufli- genutzt werden. Geregelt wird dies Seiten. chen Profil und seinen analytischen durch eine besondere Vereinbarung Fähigkeiten ist er unser Spezialist für zwischen der DFS und dem Amt für Dann sind die Experten für Kunden- die Auswertung von Daten und Kun- Flugsicherung der Bundeswehr. Diese beziehungen mit ihrem Fachwissen, denbefragungen“, sagt Diedrich. ermöglicht es militärischen Luftraum- ihren internen und externen Kontak- nutzern, sich mit Beschwerden direkt ten und ihren Qualitäten als Moderator Jede Beschwerde wird im an die DFS zu wenden, ohne dabei gefragt. „Die Bedürfnisse der Kunden, erst den offiziellen militärischen gleich welcher Art, werden von uns Regelfall innerhalb von Beschwerdeweg gehen zu müssen. generell ernst genommen und seriös Der DFS-Bereich Militärisches Kom- bearbeitet, wenn sie bei uns landen“, vier Wochen bearbeitet. petenzzentrum (siehe Seite 8) prüft sagt Ralf Diedrich, Leiter des Bereichs die Beschwerden auf Sicherheitsre- Kundenbeziehungen. „Wir jagen nicht Für die zentrale Aufgabe des levanz und leitet sie an den Bereich jeder Kleinigkeit hinterher, aber wenn Beschwerdemanagements hat der Kundenbeziehungen weiter, der sie es Dinge sind, die für den Kunden Bereich Kundenbeziehungen vor eini- gemeinsam mit den Militär-Fachleu- wichtig sind, dann sehen wir uns das gen Jahren einen eigenen Prozess ent- ten bearbeitet. Ralf Diedrich hält vor gemeinsam an und versuchen, die wickelt und etabliert, der heute im gan- allem den direkten Weg für das große Dinge zu optimieren.“ Der gelernte zen Unternehmen fest verankert und Plus des Verfahrens: „Der Beschwer- Verkehrsflugzeugführer und ehemalige für alle Niederlassungen und Berei- deführer kann sich direkt artikulieren Pilot in der Ambulanz-, Geschäfts- und che bindend ist. Jede Beschwerde, und erhält auch direkt von der DFS Frachtluftfahrt sieht bei diesen Wor- welche Airlines und Allgemeine Luft- eine Antwort“, sagt der Abteilungs- ten nicht so aus, als ob seine Arbeit fahrt an die DFS adressieren, wird von leiter, für den die Bearbeitung von eine undankbare wäre. Sein Bereich den Spezialisten erfasst und in eine Beschwerden beiden Seiten Vorteile ist die offizielle Beschwerdestelle Datenbank eingespeist. Dann schauen bringt: „Beschwerdemanagement ist der DFS für alle Airline-Themen. Das sie, welcher Bereich im Unternehmen kostenloses Consulting.“ kleine dreiköpfige Team sorgt mit sei- für die inhaltliche Bearbeitung zustän- ner Arbeit nicht nur für einen Interes- dig ist und informieren die betreffen- transmission 1 – 2014 5
Beziehungen Neben dem Beschwerdemanage- des Anflugwinkels, der direkte Kon- ist es, Berührungsängste der Privat- ment gehören die Organisation von takt zwischen den Chef-Piloten und flieger gegenüber der Flugsicherung gemeinsamen Veranstaltungen mit den DFS-Spezialisten hilft auch beim abzubauen und sie mit den Dienstleis- den Kunden und regelmäßige Kunden- Ausräumen von Missverständnissen. tungen der DFS vertraut zu machen. befragungen zu den Hauptaufgaben „Viele wissen oft gar nicht: Wie funk- des Bereichs. Veranstaltungen wie Ebenfalls einmal im Jahr findet das tioniert der Flight Information Service das Verkehrsleitertreffen, der Chief operationelle Safety Meeting statt, FIS? Welche unterstützenden Leistun- Pilot Round Table und das Safety bei dem das Team die Safety-Pilo- gen bietet die DFS auch für Privatflie- Meeting haben sich als Foren für den ten der größten deutschen Airlines ger an?“ erklärt Dirk Pulver. Erfahrungsaustausch mit Airlines seit mit den Safety-Spezialisten der DFS- vielen Jahren bewährt und werden von Geschäftsbereiche Center und Tower Übergreifendes Ziel aller Aktionen Kundenseite stark frequentiert. zusammenbringt. Im Vordergrund ste- ist es, das gegenseitige Verständ- hen operative Sicherheitsthemen wie nis füreinander zu verbessern. Die- Das Verkehrsleitertreffen findet Safety-Standards im Flugbetrieb, das sem Ziel dienen auch die verschiede- zwei Mal im Jahr statt, im Frühjahr Meldewesen oder das Vermeiden von nen Arten der Kundenbefragungen, und im Herbst. Teilnehmer sind die Sprechfunk-Missverständnissen. mit denen die Kundenspezialisten Verkehrsleiter der großen deutsch- die Zufriedenheit der Nutzer mit den sprachigen Airlines aus der Bundes- Das jüngste Kind der Kundenspe- Flugsicherungsdienstleistungen der republik, der Schweiz und Österreich, zialisten ist der Pilotentag, der 2011 DFS messen (siehe Seite 7). Dass die besprochen werden vor allem opera- zum ersten Mal stattfand – ein Forum Arbeit des Bereichs Früchte trägt, tive Themen. Die DFS stellt dabei ihre für die Allgemeine Luftfahrt, das sich zeigt sich an der rückläufigen Zahl der aktuellen Programme und Projekte vor seitdem zu einem echten Renner ent- Beschwerden. Für Ralf Diedrich hat und informiert die Verkehrsleiter über wickelt hat und jedes Jahr mit 600 sich das Verhältnis zwischen der DFS die Einführung neuer Systeme. „Grö- Besuchern ausgebucht ist. „Die Pri- und ihren Kunden in den vergangenen ßere Projekte erfordern immer einen vatflieger sind zwar keine direkt zah- Jahren kontinuierlich verbessert: „Die intensiven Austausch“, erklärt Diedrich lenden Kunden, aber sie benutzen Polemik ist weniger, der Umgang mit- und nennt als Beispiele die Verlage- auch Lufträume, in denen kontrol- einander professioneller geworden.“ rung des Frankfurter Towers vom heu- lierter Verkehr stattfindet“, sagt Ralf tigen Tower Süd in den Neubau nörd- Diedrich. Anspruch der Veranstaltung Holger Matthies lich der beiden Parallelbahnen im Juni 2011. „Wir informieren in so einem Fall darüber, wann und wo während einer Einführungsphase mit Kapazitätsbe- schränkungen und Verspätungssitua- tionen gerechnet werden muss.“ Zum Chief Pilot Round Table, der einmal jährlich stattfindet, werden die Chefpiloten der großen Airlines einge- laden, die den Flughafen Frankfurt/ Main anfliegen, der Verteiler umfasst rund 50 Airlines. Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung einst von Supervisor Stefan Frenz vom Tower Frankfurt, heute ist sie ein gemeinsa- mes Projekt der Bereiche Tower Frank- furt und Kundenbeziehungen. Bei dem internationalen Meeting geht es nicht nur um Themen wie das Nachtflugver- Ralf Diedrich, Leiter des Bereichs Kundenbeziehungen (rechts) mit seinem Kollegen bot am Flughafen oder die Änderung Tobias Kapitzke am zentralen Info-Stand beim DFS-Pilotentag 2012. Foto: H. Matthies 6 transmission 1 – 2014
Bestwerte beim 102 Airlines befragt, 40 davon sand- ten die an sie verschickten Fragebö- gen ausgefüllt zurück. Der mögliche Kundenkontakt CSI-Bestwert betrug 5, der niedrigste mögliche Wert lag bei 1. Gemessen wurde auf den Gebieten Sicherheit, Pünktlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Fle- xibilität, Planungssicherheit, Freizü- Mit Hilfe von Kundenbefragungen messen die Kundenspe- gigkeit und Kundenorientierung. zialisten, wie zufrieden die Airlines mit den Leistungen der Flugsicherung sind. Die generelle Kundenzufrieden- heit für die FABEC-ANSPs lag bei J edes Unternehmen wünscht den, wenn er etwas schlecht bewer- einem CSI von 3,7, der von der DFS sich zufriedene Kunden. Auch tet“, sagt Abteilungsleiter Ralf Died- erreichte Wert entsprach genau die- die DFS möchte wissen, wie rich. „Wir sehen uns genau an, was der sem Durchschnitt. Die Kontrollzen- die Kunden die Qualität ihrer Leistun- Kunde bemängelt hat und ob wir Maß- trale von EUROCONTROL in Maast- gen bewerten. Um hierüber aussage- nahmen ergreifen müssen.“ Ist dies richt erreichte in jedem Teilbereich kräftige Daten zu erhalten, nutzen die der Fall, zum Beispiel wenn mehrere den besten Wert. Erfreulich für die Spezialisten des Bereichs Kundenbe- Airlines die Anflugverfahren an einem DFS war die gute Bewertung auf dem ziehungen das Instrument der Kunden- Platz bemängeln, setzen sich die Kun- Gebiet Safety, hier erreichte sie mit befragung, das sie seit zehn Jahren denspezialisten mit dem Qualitäts- 4,1 den zweitbesten CSI-Wert hinter fest im Unternehmen etabliert haben. management und dem betreffenden Maastricht (4,3). „Generell lässt sich Bereich in Verbindung und besprechen sagen, dass die Kunden mit unserer Für die Kunden haben sie verschie- mögliche Verbesserungsmaßnahmen. Safety-Qualität sehr zufrieden sind, dene Arten der Befragung entwickelt: „Wir liefern die Infos, umsetzen müs- mit der Kosteneffizienz aber noch eine allgemeine Befragung für die sen die Bereiche die Maßnahmen sel- nicht“, sagt Diedrich, dessen Team Zivilluftfahrt mit den nationalen und ber“, sagt Diedrich. sich besonders über die Bewertung internationalen Airlines und der Busi- der Kundenorientierung freuen durfte: ness Aviation, eine Befragung für die Die DFS-Kundenbefragung für die Hier erreichte die DFS gemeinsam mit militärischen Luftraumnutzer mit den Zivilluftfahrt ist mittlerweile in einer Maastricht mit 3,6 den besten Wert Verbänden der Bundeswehr und der Befragung aufgegangen, welche die (siehe Grafik), der FABEC-Durchschnitt NATO sowie eine Befragung gemein- DFS gemeinsam mit ihren Partnern lag bei 3,4. Ein Beweis dafür, dass die sam mit den Tower-Niederlassungen im internationalen Luftraumblock DFS einen intensiven Kontakt mit ihren für Kunden, die an den Flugplätzen der FABEC durchführt. Im vergangenen Kunden pflegt. betreffenden Tower eine besondere Jahr wurden die Ergebnisse der ersten Bedeutung haben. Dazu zählen Flug- Umfrage veröffentlicht. Dafür wurden Holger Matthies schulen, Polizeihubschrauberstaffeln und Ambulanzflieger. Jede Befragung hat zwei wesentliche Ziele: die Analyse der Kundenzufriedenheit und mögliche Maßnahmen zur Prozessverbesserung. Die Kundenzufriedenheit lässt sich durch den Customer Satisfaction Index (CSI) darstellen, der mit spezi- ellen Algorithmen aus den erhobenen Daten errechnet wird. Maßnahmen zur Prozessverbesserung sind ange- wandtes Qualitätsmanagement. „Wir fordern den Kunden auf, zu begrün- transmission 1 – 2014 7
Beziehungen Kompetenz hoch vier mit Insiderwissen Das Militärische Kompetenzzentrum der DFS betreut den drittgrößten Kunden des Unternehmens – die Bundeswehr. Die vier Mitarbeiter dort kennen die Bedürfnisse des Militärs sehr genau: Sie sind beurlaubte oder ehemalige Soldaten. „B ei einem Kampfflugzeug als Zivilist bei der deutschen Flug So gesehen, sind alle Mitarbeiter geht es nicht darum, von sicherung an. „Das war natürlich ein des Bereichs Glücksfälle: Alle Kolle- A nach B zu fliegen. Das Glücksfall für uns“, sagt sein Vorge- gen blicken auf eine langjährige und sind fliegende Waffensysteme“, sagt setzter, Thomas Klein, Leiter des vielschichtige Erfahrung bei der Bun- Volker Görldt. Und deshalb sind die DFS-Bereichs Militärisches Kompe- deswehr zurück. Dass die intensive Anforderungen an die Flugsicherung tenzzentrum und selbst beurlaubter Betreuung der militärischen Kunden auch ganz andere als bei der zivilen Oberstleutnant mit rund drei Jahr- überhaupt nötig und möglich ist, liegt Luftfahrt. Görldt muss es wissen, zehnten Flugsicherungserfahrung. „Ein an einer Besonderheit der Flugsiche- denn der Oberstleutnant der Reserve ehemaliger Kampfpilot kann die Sicht- rung in Deutschland: der zivil-militäri- war selbst viele Jahre lang Tornado- weise aus dem Cockpit hervorragend schen Integration. Sie ist beispielge- Pilot. Als er 2008 den aktiven Dienst in die Arbeit unseres Bereichs einbrin- bend für Europa und findet weltweit bei der Luftwaffe quittierte, fing er gen“, sagt Klein. Anerkennung. Seit 1993 ist die DFS Das Team vom Kompetenzzentrum: Sven Lorenz, Thomas Klein, Volker Görldt und Bachelor-Absolvent Helge Fünderich (von rechts). Foto: H.-J. Koch 8 transmission 1 – 2014
Das Team: Leiter Thomas Klein, beurlaubter Oberstleutnant, war unter anderem militärischer Fluglotse in Memmin- gen und Spangdahlem und bei der DFS Leiter Betriebsdurchführung des Geschäftsbereichs Center. Volker Görldt, Oberstleutnant der Reserve, flog als Tornado-Pilot am Luftwaffenstützpunkt Büchel und tat auch für mehrere Jahre als Fluglehrer in den USA Dienst, bevor er sich im Amt für Flugsicherung der Bundeswehr (AFSBw) inten- Besondere Anforderungen an die Flugsicherung: Eurofighter im Formationsflug. siv mit ATM-Themen auseinander- Foto: Luftwaffe/Ingo Bicker setzte. nicht nur für die Kontrolle des zivilen deshalb wichtige Themen für das Mili- Sein Kollege Sven Lorenz, eben- Flugverkehrs zuständig, sondern auch tärische Kompetenzzentrum der DFS. falls beurlaubter Oberstleutnant, für die des überörtlichen militärischen So liefert der ehemalige Strahlluftfahr- war jahrelang als Jägerleitoffi- Luftverkehrs in Friedenszeiten. Dazu zeugführer Görldt regelmäßig Unter- zier für die taktische Kontrolle von gehört, dass es keine unflexible Ein- richtsbeiträge für die Aus- und Wei- Luftfahrzeugen verantwortlich. Als teilung in militärische und zivile Luft- terbildung der zivilen Lotsen. Beim Austauschoffizier bei der Royal Air räume mehr gibt, sondern Lufträume Thema Formationsflug konnte er bei- Force lebte er mehrere Jahre in je nach Bedarf genutzt werden. „Die spielsweise ein Missverständnis auf- Großbritannien. Außerdem war er DFS hat gemeinsam mit den Streit- klären. Es ging um die Frage, welches AWACS-Besatzungsmitglied. kräften bei der Umsetzung und Wei- Flugzeug der Formation den Transpon- terentwicklung des Konzepts Flexible dercode abstrahlt und damit als ein- Berthold Taffner, beurlaubter Use of Airspace innovative Impulse in ziges auf der Radardarstellung des Oberstabsfeldwebel, war Flugda- und für Europa setzen können“, sagt Lotsen mit den entsprechenden Infor- tenbearbeiter in Maastricht und Klein. mationen erscheint. „Offensichtlich im Center Langen und bei der DFS herrschte bislang die Meinung vor, auch als Verfahrensplaner tätig. Zur zivil-militärischen Integration dass immer das Führungsflugzeug Regelmäßig bekommt das Team gehört auch, dass zivile Fluglotsen den Transponder an hat“, sagt Görldt. Unterstützung von Studen- entsprechend geschult sind, um Ein- Er stellte dann klar, dass sich die Posi- ten der Bundeswehr-Universitä- sätze des Militärs zu unterstützen. tion des „Transponderflugzeugs“ inner- ten. Im vergangenen Jahr half Die technische Infrastruktur der unter- halb einer Formation durchaus ändern Helge Fünderich, Student der schiedlichen Air-Traffic-Management- kann. „Die Luftfahrzeugbesatzungen Bundeswehruniversität in München, Systeme sowie die Kommunikations-, und DFS-Lotsen hatten dadurch unter- im Bereich aus und schrieb dort Navigations- und Überwachungstech- schiedliche Definitionspunkte für die seine Bachelor-Arbeit. nik ist weitestgehend aufeinander Einhaltung der Kriterien einer Stan- abgestimmt. Die Umsetzung von euro- dard-Formation und für die Einhaltung päischen Anforderungen im Single der Staffelungswerte ist das natür- European Sky erfordert eine weitere lich eine wichtige Information“, sagt bei denen sie sich mit den Militärs aus- Verzahnung. Görldt. tauschen. Dabei kann es auch schon mal zu kritischen Diskussionen kom- Luftraumnutzung, Schulung, ATM- Das Team um Leiter Thomas Klein men. Denn im viel beflogenen Luft- Infrastruktur und Datenaustausch sind veranstaltet regelmäßig Kundenforen, raum über Deutschland sehen die transmission 1 – 2014 9
Beziehungen Piloten der Teilstreitkräfte ihre Inter- kann er sich darüber direkt mit uns in essen nicht immer gebührend berück- Verbindung setzen“, sagt Klein. Einsatzführungsdienst der sichtigt. Das Militärische Kompetenz- Luftwaffe: zentrum muss dann vermitteln und Sein Team sieht sich allerdings Der Einsatzführungsdienst der mit anderen Bereichen der DFS nach nicht nur in einer Kunden-Dienstleister- Luftwaffe hat unter anderem den Lösungen suchen. Rolle. „Wichtig ist auch unsere Bezie- Auftrag, den Luftraum über der hung zu den Partnern des militäri- Bundesrepublik Deutschland im Zugute kommt den DFS-Experten schen Taktischen Kontrolldienstes“, Dauerbetrieb, das heißt 24 Stun- dabei, dass es inzwischen staaten- sagt Sven Lorenz. Es gehe beispiels- den täglich und 365 Tage im Jahr, übergreifende Regelungen gibt. Im weise darum, in Bereichen wie Luft- zu überwachen, Flugziele zu identi- Functional Airspace Block Europe raumnutzung oder Ortung, Funk und fizieren, an vorgesetzte NATO- und Central (FABEC), in dem sechs Staa- Navigation Synergien zu schaffen und nationale Dienststellen zu melden ten zusammenarbeiten, wurde schon die Systeme zu harmonisieren. Ent- und die Integrität des Luftraumes einiges in der Luftraumnutzung ver- scheidend sei auch, eine gemeinsame sowie die Sicherheit im Luftraum zu bessert. So richten zum Beispiel Haltung zu definieren. „Wenn wir als gewährleisten. Deutschland und die Niederlande Deutsche mit einer gemeinsam abge- stimmten Meinung auftreten, stärken wir auch unsere Position in der inter- zuentwickeln und, wo nötig, neu zu nationalen Zusammenarbeit, etwa im beschreiben. „Alle Regelungen in Single European Sky“, sagt Lorenz. diesem Zusammenhang stammen von Anfang der 90er Jahre des ver- Das Team vom Militärischen Kom- gangenen Jahrhunderts“, sagt Klein. petenzzentrum arbeitet in verschie- Damals, vor den Anschlägen des 11. denen nationalen und internationalen September 2001, sei die Welt noch Gruppen mit, beispielsweise bei der eine andere gewesen. Kleins Anspruch Arbeitsgruppe „Interop“, die sich mit ist es, die Regelungen der Gegenwart den technischen Schnittstellen zwi- anzupassen. Das wird ihn noch einige schen DFS und Einsatzführungsdienst Zeit beschäftigen. der Luftwaffe befasst, oder im Auf- trag des Bundesverkehrsministeriums Sandra Ciupka beim NATO ATM Committee. Da alle im Team das System Bundeswehr von innen kennen, verfügen sie neben her- vorragendem Wissen über Aufgaben Berthold Taffner. Foto: H.-J. Koch und Organisation der Dienststellen auch über persönliche Kontakte auf allen Ebenen, die das Zusammenar- einen grenzüberschreitenden, militä- beiten erleichtern. „Wir handeln effek- rischen Übungsluftraum zur gemein- tiv und schnell, bei uns läuft vieles samen Nutzung ein, sodass der zivile nicht so bürokratisch ab“, sagt Klein. Verkehr profitiert und der militärische „Da wir eine längere Verwendung in Verkehr ebenfalls genügend Luftraum der jeweiligen Funktion haben als die zur Verfügung hat. meisten unserer militärischen Coun- terparts, sind wir eine wichtige Kons- Zur Aufgabe von Kleins Bereich tante in der zivil-militärischen Zusam- gehören auch regelmäßige Befragun- menarbeit.“ gen der militärischen Kunden und ein Beschwerdemanagement. Seit kur- Eine entscheidende Aufgabe der zem gibt es sogar ein Beschwerdete- kommenden Jahre wird es sein, die lefon. „Wenn ein Pilot ein Problem hat, zivil-militärische Integration weiter- 10 transmission 1 – 2014
Gemeinsam stark lieren, ob das operative Geschäft allen Regularien und Ansprüchen gerecht wird. Deshalb wurde das Bundesauf- sichtsamt für Flugsicherung (BAF) Die DFS steht als Flugsicherungsdienstleister in einem engen geschaffen. Die Zusammenarbeit mit Dialog mit Kunden und Partnern. Dieser Austausch hat Rück dem BAF nimmt seither eine wichtige wirkungen auf viele Entscheidungen des Unternehmens. Stellung im Unternehmen ein. D ie DFS kontrolliert rund drei Die DFS ist Mitglied im Bundesver- Ein besonderes Augenmerk der Millionen Flüge im Jahr. An band der Deutschen Luftverkehrswirt- DFS liegt in der Beziehung zu den den großen deutschen Hub- schaft. Dort setzt sie sich mit ihren Kunden – den Airlines. Die Deutsche Flughäfen starten und landen stünd- Partnern dafür ein, dass die Interes- Flugsicherung bieten ihnen Kapazität, lich um die 100 Flugzeuge. Diese hohe sen der Luftfahrtbranche gewahrt Pünktlichkeit und vor allem Sicher- Kapazität wird nur erreicht, wenn alle werden. Eine Branche, in der rund heit – und dies so umweltverträglich beteiligten Partner an einem Strang 325.000 Menschen in Deutschland wie möglich. Die Herausforderung ziehen. Beispiele für eine effektive beschäftigt sind. Und die für den Wirt- dabei ist, dass sich die Ziele wech- Zusammenarbeit zwischen Flughä- schaftsstandort Deutschland bedeu- selweise beeinflussen und zum Teil fen, Airlines und Flugsicherung gibt tend ist. Sie gewährleistet die Mobili- im Widerspruch zueinander stehen. es viele. Mit dem Projekt Airport Col- tät von Personen und Waren und damit Was umweltschonend wäre, ist nicht laborative Decision-Making (Airport auch einen Komfort, auf den die meis- immer sicher. Was Kapazität schaf- CDM) etwa werden alle Abläufe zwi- ten Bürger nicht verzichten möchten. fen könnte, muss nicht kosteneffizient schen Landung und nächstem Start sein. Um Kapazität, Umweltfreund- des Flugzeugs so optimiert, dass Als Unternehmen, das zu 100 Pro- lichkeit, Pünktlichkeit und Sicherheit kaum noch Staus und Wartezeiten am zent der Bundesrepublik Deutschland ständig zu verbessern, muss die DFS Boden vorkommen. Auch im Bereich gehört, nimmt die DFS eine Sonder- gemeinsam mit den Kunden und Part- Lärmreduzierung arbeiten Flugsiche- stellung im Kreis der Partner ein. Zwar nern nach neuen Lösungen suchen. rung, Airlines und Flughäfen intensiv ist die deutsche Flugsicherung seit Ein aktuelles Beispiel dafür ist die zusammen. Flugrouten beispielsweise 21 Jahren organisationsprivatisiert, Initiative Flight Efficiency. Mit ihr soll kann die DFS nicht einfach festlegen doch sie nimmt im Auftrag des Bun- die vertikale Streckeneffizienz weiter – es bedarf eines intensiven Austau- des hoheitliche Aufgaben war. Mit den optimiert werden, was zu einer Treib- sches mit allen Beteiligten und Betrof- Single-European-Sky-Verordnungen stoffeinsparung von mehr als 50 Kilo- fenen. Wie etwa im Forum Flughafen hat die Europäische Union die regula- gramm pro Flug führen kann. und Region Frankfurt: In dem Forum tive und die operative Flugsicherung sind nicht nur Repräsentanten der getrennt. Das heißt, eine übergeord- Sandra Ciupka Flugsicherung, der Airlines und des nete Aufsichtsbehörde muss kontrol- Flughafens vertreten, sondern auch Politiker, Gewerkschafter und Reprä- sentanten von Kirchen und Verbänden. „Die DFS hat mit ihren Unterneh- mensentscheidungen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Luft- verkehrswirtschaft in Deutschland und Entscheidungen ihrer Partner beein- flussen wiederum das Handeln der Flugsicherung“, sagt DFS-Chef Prof. Klaus-Dieter Scheurle. „Deshalb ist für uns ein partnerschaftliches, von inten- sivem Dialog geprägtes Verhältnis zu Kunden und Partnern unabdingbar.“ transmission 1 – 2014 11
Partner im Porträt Der Hüter der Zeiten Start- und Landezeiten an den großen Flughäfen sind rar – und deshalb heiß begehrt. Ob und wann eine Fluggesellschaft starten und landen darf, darüber entscheidet die Flughafenkoordination. Dabei gelten für alle Airlines dieselben Regeln. A rmin Obert ist von Flugzeu- und Landeslots. Besonders groß ist ten oder landen wollen, müssen bis gen umgeben. Lufthansa die Nachfrage an den Flughäfen Frank- zu einem von der IATA festgelegten und Condor, Emirates und furt, München, Düsseldorf, Stuttgart, Stichtag – im Mai für den Winterflug- Etihad, Air France und Alitalia, Delta Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld, plan und im Oktober für den Som- Airlines und FedEx: In seinem Büro am sie sind deshalb voll koordiniert. „Das merflugplan – ihre Flugplanwünsche Frankfurter Flughafen drängen sich bedeutet: Ohne Slot, also ohne ein anmelden. Dabei gilt ein Prinzip: Wer viele hundert Modelle – im Regal, auf bestätigtes Zeitfenster für Start oder einmal einen Slot hat, der darf ihn in Schränken, auf Fensterbrettern, sogar Landung, darf dort kein Flug statt- der nächsten Flugplanperiode behal- auf dem Schreibtisch. Das passt zu finden“, sagt Obert. An den übrigen ten – vorausgesetzt, er macht davon Oberts Job: Als Flughafenkoordina- Flughäfen greift die Flughafenkoordi- Gebrauch. Sobald eine Airline ihren tor der Bundesrepublik Deutschland nation nur ein, wenn Engpässe abseh- Slot zu mindestens 80 Prozent so ist der 47-Jährige dafür verantwort- bar sind. nutzt wie koordiniert, genießt sie in lich, das Gedränge an den Flughä- der Folgesaison historische Priorität. fen in geordnete Bahnen zu lenken. Die Vergabe der Slots erfolgt nach Unterstützt von elf Mitarbeitern ver- einem festen Schema. Airlines, die „Neu vergeben werden nur dieje- teilt er die heiß umkämpften Start- an den koordinierten Flughäfen star- nigen Slots, die frei werden oder die Armin Obert arbeitet seit 1990 bei der Flughafenkoordination. Seit 2011 ist er Flughafenkoordinator der Bundesrepublik Deutschland. Foto: M. Bauer 12 transmission 1 – 2014
dern eher weniger Wettbewerb zur ten Slots halten. Dazu erhält sie von Herausforderung Folge. „Davon würden vor allem große, der DFS und den Flughäfen die tat- Nachtflugverbot finanzstarke Airlines profitieren“, sagt sächlichen Flugdaten und vergleicht Die Entscheidung des Bundesver- er. „Dadurch, dass die Slots nach fest- diese mit den vergebenen Zeitfens- waltungsgerichts zum Nachtflugver- gelegten Regeln vergeben werden, tern. Stellt sich heraus, dass eine bot am Frankfurter Flughafen war sind alle Airlines gleichberechtigt.“ Fluggesellschaft ihre Slots systema- für die Flugplankoordination eine tisch falsch nutzt, meldet die Flugha- besondere Herausforderung. Zum Nach dem Stichtag für die Flugplan- fenkoordination dies an das Bundes- einen fiel die Entscheidung der Air- wünsche haben die Flughafenkoordi- aufsichtsamt für Flugsicherung. Das lines, gegen das Urteil nicht in Revi- natoren weltweit dann drei Wochen kann dann ein Ordnungswidrigkeits- sion zu gehen, erst kurz vor Beginn Zeit, um die Slots zu koordinieren und verfahren einleiten. Theoretisch sind des Winterflugplans im Oktober zuzuteilen. Dabei sind nicht nur Regu- pro falsch durchgeführtem Flug bis – die Flughafenkoordination hatte larien wie beispielsweise Nachtflugbe- zu 50.000 Euro Strafe möglich, die also nur zwei Wochen Zeit, um die schränkungen, sondern auch die vor- höchste bislang verhängte Strafe lag Flüge neu zu koordinieren. Zum handenen Kapazitäten zu beachten. bei 25.000 Euro. Das wirkt. „Bei so anderen gibt es – anders als bei Weitere zwei Wochen später kommen einer Strafe ist der Flug für die Airline anderen Flughäfen – in Frankfurt dann rund 100 Koordinatoren und Ver- nicht mehr wirtschaftlich“, sagt Obert. zwar eine Verspätungsregelung für treter von etwa 300 Fluggesellschaf- Anflüge, nicht aber für Abflüge. Ein ten sowie 250 Flughäfen zu einer inter- Christopher Belz Flugzeug, dass nicht um kurz vor nationalen Konferenz zusammen. Hier 23 Uhr in der Luft ist oder eine Aus- stimmen sie die Slotvergabe unterei- nahmegenehmigung der Luftauf- nander ab und passen die Start- und sicht hat, muss am Boden bleiben. Landezeiten bei Bedarf an. Zum Bei- Flughafenkoordination Im Schnitt bleiben pro Monat zwi- spiel, wenn eine Fluggesellschaft Flughafenkoordinatoren gibt es schen fünf und zehn Maschinen ste- von Frankfurt nach Singapur fliegen auf der ganzen Welt. Sie sind für hen, Crew und Passagiere müssen möchte, zu ihrem Startslot in Frank- die Vergabe der Start- und Lande- in Frankfurt übernachten. Dadurch furt aber keinen passenden Landeslot rechte an den koordinierten Flughä- verschieben sich alle Umläufe die- in Singapur bekommen hat. fen ihres Landes verantwortlich. In ses Flugzeugs, und die Start- und Deutschland sind das Berlin-Tegel Landeslots müssen komplett neu Die Flughafenkoordination ist aber und Berlin-Schönefeld, Frankfurt, koordiniert werden. nicht nur dann aktiv, wenn ein neuer München, Düsseldorf und Stuttgart. Flugplan erstellt werden soll. Die Mit- arbeiter der Flughafenkoordination Die Position eines zentralen Flug- neu hinzukommen – zum Beispiel, haben das ganze Jahr über alle Hände plankoordinators in Deutschland wenn wie in Frankfurt eine neue Lan- voll zu tun. Die Gründe sind vielfältig: wurde nach dem Fluglotsenstreik debahn gebaut wird und deshalb die Mal tauscht eine Airline Flugzeuge 1971 geschaffen. Sie war bei der Kapazität steigt“, erklärt Obert. Auch auf Routen aus und benötigt wegen damals noch staatlichen Lufthansa für sie gelten feste Regeln. So geht der unterschiedlichen Leistungsda- angesiedelt. Inzwischen handelt es die Hälfte dieser Slots an so genannte ten neue Start- und Landezeiten, mal sich um eine eigenständige Institu- „New Entrants“. Das sind Airlines, die werfen Krisen wie der Bürgerkrieg in tion, die dem Bundesministerium weniger als vier Slots an einem Flug- Syrien, Bombenanschläge in Ägypten für Verkehr und digitale Infrastruk- hafen haben beziehungsweise weni- oder der Aufstand in der Ukraine die tur untersteht. ger als fünf Prozent des Verkehrs stel- Flugpläne über den Haufen. „Pro Tag len, aber eine neue Strecke anbieten. gibt es zwischen 500 und 800 Ände- Sitz der Flughafenkoordination ist Damit will die EU für mehr Wettbewerb rungen an bestehenden Flugplänen“, der Flughafen Frankfurt. Elf Mitar- sorgen. Doch nicht mit allen Vorhaben sagt Obert. beiter sind für die 16 internationa- der EU-Kommission ist Obert einver- len Airports und rund 300 Airlines standen. Ihre Pläne, in Europa den Darüber hinaus überwacht die Flug- zuständig. Pro Jahr vergeben sie Handel mit Slots einzuführen, lehnt er hafenkoordination, dass sich die Air- 2,1 Millionen Slots. ab – denn das hätte nicht mehr, son- lines auch tatsächlich an die zugeteil- transmission 1 – 2014 13
Partner im Porträt „Gleiche Regeln für alle Wettbewerber“ Klaus-Peter Siegloch ist seit Juni 2011 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft verkehrswirtschaft (BDL). Sein Ziel ist, dass die deutsche Luftverkehrsbranche nach außen geschlossener in Erscheinung tritt als bisher. Herr Siegloch, Sie waren mehr als für mich keine Erfüllung ist, den gan- SIEGLOCH: Unterschiedlich. Ich drei Jahrzehnte lang Reporter, Mode- zen Tag Golf zu spielen oder um die glaube aber, dass meine neue Auf- rator und Auslandskorrespondent bei Alster zu radeln, war mir immer klar. gabe manches mit dem Journalismus ZDF und ARD. Jetzt sind Sie Präsident Zumal ich gar nicht Golf spielen kann. gemeinsam hat. Es geht darum, Kom- des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehr konnte ich mir gut vorstel- munikation zu ermöglichen. Und zwar Luftverkehrswirtschaft. Wie wird man len, denn in meinem Beruf als Korres- in zwei Richtungen. Wir als Verband vom Journalisten zum Lobbyisten? pondent bin ich gerne und viel in alle wollen Themen der Luftfahrt in die KLAUS-PETER SIEGLOCH: Ich bin Welt geflogen. Gesellschaft kommunizieren, gleich- beim ZDF pensioniert worden. Kurz zeitig aber auch gesellschaftliche vor meinem Abschied aus New York Wie haben Ihre ehemaligen Journa- Entwicklungen in die Luftverkehrswirt- rief mich ein Headhunter an. Dass es listenkollegen reagiert? schaft hineintragen. 14 transmission 1 – 2014
Wozu braucht es in Deutschland Was sollen die inhaltlichen Schwer- SIEGLOCH: Früher hätten Sie damit einen Verband der Luftverkehrswirt- punkte dieses Konzeptes sein? Recht gehabt. Aber heute haben wir schaft? SIEGLOCH: Man muss zunächst wis- im Luftverkehr Marktwirtschaft. Jeder SIEGLOCH: Ich glaube, es war ein sen, wie sich der Luftverkehr in den Carrier mit einer Zulassung für Europa Fehler, dass es einen solchen Ver- nächsten zehn Jahren entwickeln wird. kann jede Strecke in Europa fliegen. band nicht früher gab. Vorher haben Ein Unternehmen, das ein Produkt auf Ein irischer Low-Cost-Carrier wie Ryan die Beteiligten im Luftverkehr jeder für den Markt bringt, macht dafür eine air kann innerdeutschen Verkehr flie- sich in der Öffentlichkeit kommuniziert Marktanalyse. Für den Luftverkehr gen. Das ist ein sehr harter Wettbe- – Airports, Airlines, Flugsicherung. in Deutschland gibt es eine solche werb. Für die Passagiere ist beim Und dort oft unterschiedliche Positi- Marktanalyse nicht. Ebensowenig gibt Buchen eines Fluges der Preis der onen vertreten. Das Bild des Luftver- es eine Analyse, wie sich der Wettbe- entscheidende Faktor. Bei deutschen kehrs war das einer Branche, die sich werb entwickeln wird. Airlines starten die meisten Abflüge in wichtigen Dingen nicht einig ist. in Deutschland. Und dort muss für Das Luftverkehrskonzept soll diese jeden Passagier die Luftverkehrsteuer Die Mitglieder im BDL haben teil- Markt- und Wettbewerbsanalyse ent- gezahlt werden. Die zahlt jedoch nicht weise gegensätzliche Interessen. Wo halten? der Passagier, sondern die Airline. Ob sehen Sie da Ihre Aufgabe als Präsi- SIEGLOCH: Ja, das ist etwas, was diese die Abgabe im Ticketpreis rea- dent? die Politik ohne viele Umstände auf lisieren kann, entscheidet der Markt. SIEGLOCH: Natürlich gibt es The- den Weg bringen kann. Wir selbst men, bei denen unsere Mitglieder machen das Konzept ja nicht, wir Aber Ryanair muss diese Abgabe unterschiedliche Interessen vertre- geben lediglich Empfehlungen, wie in Deutschland doch auch zahlen … ten. Doch Auseinandersetzungen in die Politik unserer Meinung nach vor- SIEGLOCH: Das stimmt, nur schlägt der Öffentlichkeit helfen keinem wei- gehen sollte. Das Konzept erarbeiten die Steuer bei Ryanair für das Gesamt- ter. Wir wollen nach außen die Themen Bund und Länder gemeinsam, so steht geschäft weit weniger zu Buche als kommunizieren, bei denen wir uns es im Koalitionsvertrag. für eine deutsche Airline. Denn Ryan- einig sind, das sind sehr viele Themen. air macht nur etwa zehn Prozent ihres Bei Themen hingegen, wo wir ver- Wann soll dieses Konzept vorliegen? Verkehrs in Deutschland, den Rest schiedene Ansichten vertreten, setzen SIEGLOCH: Das sollte bis Mitte machen sie in Ländern, in denen es wir uns hinter verschlossenen Türen der Legislaturperiode geschehen. Die keine Luftverkehrsteuer gibt. zusammen, um gemeinsam zu disku- Markt und Wettbewerbsanalyse brau- tieren, wie wir uns einigen k önnen. chen wir auch, um zu entscheiden, Gibt es Anzeichen, dass deutsche wie sich die Flughafenlandschaft ent- Flughäfen wegen der Luftverkehr Ein Ziel des Verbandes ist ein ein- wickeln soll. Das Wettbewerbsumfeld steuer Passagiere verloren haben? heitliches Luftverkehrskonzept für hat sich enorm verändert, die Bedin- SIEGLOCH: Ja, die gibt es. Seit Ein- Deutschland. Warum gibt es bis heute gungen für die deutschen und euro- führung der Luftverkehrsteuer kön- kein solches Konzept? päischen Carrier sind schwieriger nen wir das besonders bei grenzna- SIEGLOCH: Das habe ich mich auch geworden. So lange alle nach gleichen hen Flughäfen beobachten. Von 2010 gefragt, als ich zum Verband kam. Es Regeln spielen, ist daran auch nichts bis 2013 haben die grenznahen aus- gibt in Deutschland vom Bund mit auszusetzen. ländischen Flughäfen einen Verkehrs- den Ländern erstellte Verkehrspläne zuwachs von 35,9 Prozent verzeich- für den Straßen- und den Schienen- Tun sie das nicht? net, während die deutschen Flughäfen verkehr. Nur für den Luftverkehr gibt SIEGLOCH: Nicht mehr, denn der in Grenznähe 0,4 Prozent Passagiere es weder eine zentrale Planung noch deutsche Luftverkehr wird durch verloren haben. Die Luftverkehrsteuer eine Planung für die Vernetzung mit staatliche Eingriffe gegenüber auslän- wirkt als Konjunkturprogramm für aus- Schiene und Straße. Unser Vorschlag dischen Wettbewerbern benachteiligt. ländische Flughäfen. ist es, dass Bund und Länder gemein- sam ein Konzept für den Luftverkehr Sie meinen die Luftverkehrsteuer, Wie sieht es an den großen Hubs aus? erarbeiten, das zugleich mit dem die Sie heftig kritisieren. Die Steuer SIEGLOCH: Selbst dort beobach- Verkehr auf Straße und Schiene ver- ist doch eine Ticketabgabe, sie wird ten wir Verlagerungen. Wenn Sie heute netzt ist. de facto von den Passagieren bezahlt. einen Transatlantik-Flug nach New transmission 1 – 2014 15
Partner im Porträt York buchen, können Sie über Mün- gen bewusst machen und darauf hin- fen haben große Bedeutung für die chen und Frankfurt oder über Ams- wirken, dass sie uns in diesem Wett- einheimische Wirtschaft. Das sind terdam und Paris fliegen. Wenn Sie bewerb keine Ketten anlegt, während starke Exportindustrien, die brauchen über Paris-Charles-de-Gaulle fliegen, andere gedopt antreten. Zugang zum Weltmarkt und sind auf dann können Sie das Ticket splitten. die regionalen Flughäfen als Zubrin- Dann zahlen Sie die Steuer nur von Was gehört dabei aus Ihrer Sicht zu ger zu den großen Drehkreuzen ange- Berlin nach Paris, das sind 7,50 Euro den Aufgaben der Politik? wiesen. Manche regionale Flughäfen statt der 42,18 Euro Ticketsteuer pro SIEGLOCH: Dazu gehört die haben jedoch die Zuschüsse genutzt, Person, die für den Flug von Frankfurt Abschaffung der Luftverkehrsteuer. um die Gebühren für Fluggesellschaf- nach New York anfallen würden. Dazu gehört, dass der Emissions- ten zu reduzieren. Jetzt hat die EU auf handel nicht nur die Europäer belas- diese Praktiken einen Deckel gesetzt. Schwer vorstellbar, dass der deut- tet. Dazu gehört ein fairer Ausgleich Beihilfen für den Betrieb gibt es nur sche Staat eine Steuer, die er einmal bei Passagierrechten zwischen den noch für eine Anlaufzeit von zehn Jah- erhoben hat, wieder abschafft … Airlines und den Interessen der Pas- ren, danach ist Schluss. Das ist in mei- SIEGLOCH: Bei den Koalitions- sagiere. Zudem sollten die Betriebs- nen Augen ein vernünftiger Ansatz. verhandlungen stand bis zur letz- zeiten an deutschen Flughäfen so ten Runde in den Papieren der Wirt- gestaltet werden, dass bei Bedarf an Stichwort Single European Sky: Die schafts- und Verkehrspolitiker, dass ausgewählten Standorten auch nachts EU verlangt von den Flugsicherungsan- die Steuer weg soll. Der Bundesrat geflogen werden kann. All diese Dinge bietern, mehr Kapazität zu bewältigen, hat mit Mehrheit ihre Abschaffung kann die Politik regeln. bessere Systeme zu entwickeln – und beschlossen, die Verkehrs- und die das alles für weniger Geld. Wie posi- Wirtschaftsminister der Länder for- Von anderen Branchen gibt es an tioniert sich der BDL in dieser Frage? dern das Gleiche. Es gibt auf vielen den Luftverkehr oft den Vorwurf der SIEGLOCH: Das Ideal wäre eine ein- Ebenen einen politischen Willen, die Subventionierung, weil es in Deutsch- heitliche Flugsicherung für ein gemein- Steuer abzuschaffen. land keine Mehrwertsteuer für interna- sames Europa. Wir meinen, dass man tionale Flüge gibt ... bei den Flugsicherungen zu größeren Die Politik darf den SIEGLOCH: Die Staaten haben früh Einheiten kommen muss, dies ist wirt- erkannt, dass die Finanzierung des schaftlich am vernünftigsten. Die Län- Fluggesellschaften Luftverkehrs über Steuern zu einem der mit kleineren Flugsicherungen leis- Dumpingwettbewerb führt. Dann wür- ten dort Widerstand, deshalb sollten keine Ketten a nlegen. den einzelne Länder versuchen, mit ANSPs, die Aufgaben verlieren, Kom- geringen Steuersätzen Flugverkehr pensationen erhalten. Es ist aber nicht Ernsthafte Konkurrenz erwächst anzuziehen und ihre Fluggesellschaf- nur eine wirtschaftliche, sondern auch dem europäischen Luftverkehr im ten zu fördern. Deshalb haben die eine politische Entscheidung. Nahen Osten, wo die Golfstaaten rie- Luftfahrtnationen im Jahre 1944 das sige Airports aus dem Wüstensand Chikagoer Abkommen unterzeichnet Was kann die DFS als Mitglied vom stampfen. Auf Umweltschutz und und darin vereinbart, dass der interna- BDL erwarten? Arbeitnehmerrechte muss man dort tionale Luftverkehr von einer Kerosin SIEGLOCH: Wie die anderen Mitglie- kaum Rücksicht nehmen. Was kann steuer und anderen Steuerbelastun- der auch: Der BDL vertritt die gemein- Deutschland diesen ungleichen Bedin- gen ausgenommen wird. samen Interessen der deutschen Luft- gungen entgegensetzen? fahrt in der Öffentlichkeit und bietet SIEGLOCH: Wir wollen nicht, dass Die EU erlaubt für zehn Jahre finan- sich bei unterschiedlichen Interessen die sozialen Standards in Europa zielle Beihilfen für Regionalflughäfen. als Plattform für interne Gespräche an abgebaut werden. Andererseits wer- Müsste man angesichts der wachsen- – egal ob es um die Verwirklichung den wir keinen Scheich davon überzeu- den Konkurrenz in Nahost nicht eher des Single European Sky geht oder gen, dass er Streiks zulässt und seine die großen Hub-Flughäfen stärken? um Grundlagen für Gebühren. Arbeiter vernünftig krankenversichert. SIEGLOCH: Wir wollen starke Hubs, Was wir tun können ist, der Politik die die im Weltmaßstab konkurrieren Die Fragen stellte Holger Matthies. unterschiedlichen Rahmenbedingun- können. Aber die regionalen Flughä- 16 transmission 1 – 2014
Alles nach Plan ren 64.000 Flüge nach Instrumenten- flugregeln und rund 11.200 VFR-Flüge – mit Berlin-Schönefeld, Leipzig/Halle und Nürnberg bildet Hannover damit Eng verknüpft sind die Abläufe an einem Flughafen: vom Check- die Gruppe der mittelgroßen internati- in bis zum Boarding, von der Gepäckabfertigung bis zum Start. onalen Verkehrsflughäfen. „Grundlage für jede neue ab HAJ angebotene Ver- Flughafenbetrieb und Flugbetrieb halten dieses Räderwerk am bindung sind umfangreiche Strecken- Laufen – im Zusammenspiel mit der DFS. In Hannover begegnet analysen, die wir für potenzielle Air- man sich auf gleicher Höhe. lines erheben“, schildert Büsing den Beginn einer Akquisition. Zahlen kön- D ie Welt der Luftfahrt, sie fen Hannover-Langenhagen GmbH. nen dabei zu überzeugenden Argu- ist dort zu Hause, wo man Einige Jahre lang hatte man diese Kli- menten werden – wie im Falle von Aer sie nicht unbedingt vermu- entel vernachlässigt, bis im Jahr 2000 Lingus. „Wir konnten darlegen, wie ten würde. Rapsfelder säumen den ein Umdenken einsetzte. Schritt für viele Reisende von Hannover aus über Weg dahin, ebenso Pferdekoppeln, Schritt konnten die luftfahrttechni- Frankfurt, Amsterdam oder andere auf denen Hannoveraner in der war- schen Betriebe, die Flugschulen und Hubs nach Dublin fliegen – dass also men Frühlingssonne grasen. Unweit Fliegerclubs zu einer Rückkehr bewo- eine Direktverbindung auf entspre- davon erhebt sich die kühle, funk- gen werden. Ihre Fluggeräte füllen chende Nachfrage stoßen würde.“ tionsbetonte 50er-Jahre-Fassade inzwischen wieder sechs Hallen. Die Argumente fielen auf fruchtbaren des Flughafens Hannover – der „die Boden: Seit Ende März heben die Flug- Welt der Luftfahrt“ seit nunmehr fünf Büsings Job ist es, den reibungs- zeuge mit dem Kleeblatt in Hannover Jahren beherbergt. Die interaktive losen Betrieb im und am Flughafen viermal wöchentlich ab und Irland-Fans Erlebnisausstellung macht Luftfahrt- sicherzustellen. In den Terminals wie erreichen Dublin ganz ohne Umwege. geschichte lebendig: an Flugsimula- auf dem Vorfeld, für die Passagiere Mehr Wachstum versprechen auch die toren und Spielstationen, mit Ausstel- wie für die fliegende Kundschaft. 2013 neu in den Flugplan aufgenommenen lungsstücken wie dem imposanten waren das auf der einen Seite rund 5,2 Ziele von SunExpress, der russischen Fahrwerk einer Boeing 747 oder dem Millionen Fluggäste und auf der ande- Orenair und TAP Portugal. „Für diesen originalen Nachbau eines „Jatho- Drachens“. Letzteres Exponat macht deutlich, weshalb es durchaus seine Berechtigung hat, der Welt der Luft- fahrt ausgerechnet hier ein Zuhause zu geben. Denn der hannoversche Bürger Karl Jatho war es, der am 18. August 1903, noch wenige Monate vor den Gebrüdern Wright, den ersten Motorflug unternommen haben soll. Zwischen damals und heute liegen Welten. Allein von der 780-Meter-Piste aus entschweben jährlich mehr als 11.000 Sport-, Privat- und Geschäfts- flieger. Hinter Stuttgart und Münster/ Osnabrück ist der Flughafen Hanno- ver in der vergangenen Dekade zum drittgrößten Flughafen für die General Aviation aufgestiegen. „Das war nicht immer so“, berichtet Michael Büsing, Verkehrsleiter des Betreibers Flugha- Alles im Blick: Mathias Roskos (stehend), Leiter Flugbetriebsflächen. Fotos: Norbert Knoll transmission 1 – 2014 17
Partner im Porträt Sommer haben wir ganz gut Verkehr cher Höhe zusammenarbeit. In kei- dort oben den startenden, landenden akquiriert“, fasst Büsing die Erfolge nem anderen Tower Deutschlands ist und rollenden Verkehr, koordinieren der Vertriebsmannschaft in den ver- die räumliche Schnittstelle zur Flugsi- bis zu 60 Bewegungen pro Stunde: gangenen Monaten zusammen. cherung so unmittelbar gegeben wie ein Towerlotse, ein Ground-Lotse, hier. An vielen Flughäfen sind üblicher- zeitweise ein Flugdatenbearbeiter Diese Erfolge werden für ihn und weise zwei Tower zu sehen, die Außen- und zwei Mitarbeiter der Vorfeldkont- seine Kollegen unmittelbar sichtbar: stehende auch gern einmal verwech- rolle des Flughafens. Formal regelt die bei der Aufbereitung der Flugplan- seln. In dem einen überwachen die „Betriebsabsprache zwischen DFS und daten. Im Gegensatz zu vollkoordi- Fluglotsen der DFS den Flugverkehr Flughafen“ die Zuständigkeiten, prak- nierten Flughäfen wie Frankfurt oder am Flughafen; in dem anderen, meist tisch umgesetzt wird sie per Ellbo- München ist der Flughafen Hanno- genkoordination. „Das Unschätzbare ver flugplanvermittelt. Das bedeutet: daran ist: Wir wissen voneinander“, Hier ist noch Platz und Airlines müs- bringt Mathias Roskos, Leiter Flugbe- sen nicht fürchten, bei der Bewer- triebsflächen der Flughafen-GmbH, die bung um heiß umkämpfte Start- und Vorteile auf den Punkt. Wo andernorts Landeslots leer auszugehen. Ganz im die Koordination per Telefon geschieht Gegenteil: Auch wenn sie ihre Flug- oder Eingaben per Monitor erfolgen, planwünsche zunächst beim Flugha- ist hier jeder Lotse allein durchs Mithö- fenkoordinator für Deutschland (siehe ren über die Tätigkeiten der anderen Seite 12) einreichen müssen, können im Bilde. Nach der DFS-Freigabe zum sie davon ausgehen, dass sie erfüllt Triebwerk-Anlassen kann per Zuruf die werden. Von ihm beziehen Büsing und Push-Back-Freigabe koordiniert wer- Kollegen die für Hannover relevanten den. Eine Ellbogengesellschaft in 74 Flugplandaten, auf denen sie ihre Ver- Meter Höhe – mit hohem praktischen kehrsplanung aufbauen. Mit den Sys- Nutzen für die tägliche Arbeit. temen einzelner Fluggesellschaften Stellt den reibungslosen Betrieb im und wie der Deutschen Lufthansa existie- am Flughafen Hannover sicher: Verkehrs- Roskos ist seit 2009 für die Ver- ren zwar Datenschnittstellen, für die leiter Michael Büsing. kehrsleitung, die Vorfeldkontrolle und meisten anderen Airlines müssen die -aufsicht verantwortlich. Beruf und Änderungen aber manuell vorgenom- kleineren, koordinieren die Vorfeld- Privates vermag er nur schwerlich zu men werden. Drei Mitarbeiter sorgen lotsen des Flughafens den Roll- und trennen – dafür sind Hobby und beruf- dafür, den geplanten Flügen die Stand- Fahrzeugverkehr. Nicht so in Hanno- liche Tätigkeit zu eng miteinander ver- plätze und die Gates zuzuteilen. Dar- ver: Dort wurde aus zweien einer. Im knüpft. Seit dem Erwerb der PPL (A)- aus leitet sich dann ab, an welchen Herbst 1999 riefen Flughafen und DFS Lizenz wird jede freie Stunde genutzt, Schaltern die Passagiere einzuche- das Projekt „APCON 2000“ ins Leben in einer Cessna oder Piper die (ver- cken haben, in welchen Wartehallen mit dem Ziel, die Kommunikation zwi- meintliche) Freiheit über den Wolken sie Platz nehmen, über welche Wege schen Vorfeld- und Flugverkehrskon- zu genießen. Vom Cockpit aus kann sowohl Passagiere als auch Gepäck in trolle zu verbessern. Der gerade neu er dann selbst in Augenschein neh- die Flieger finden. All diese Informatio- gebaute DFS-Turm bot die Möglich- men, was er beruflich verantwortet: nen müssen dann auch den Bodenver- keit, dass sowohl Towerlotsen wie die funktionsfähige Vorfeldbeleuch- kehrsdiensten zur Verfügung gestellt auch Vorfeldlotsen den Flughafen aus tung, das eindeutige Leitsystem, den werden. Der Bundespolizei. Oder der derselben Höhe im Blick haben. Seite ordnungsgemäßen Zustand der Roll- Luftsicherheit. Ergebnis dieser Vorpla- an Seite. Nach der EXPO 2000 wurde wege, die intakte Befeuerung des Bah- nung: ein zweimal wöchentlich veröf- das dann umgesetzt. „Zu Beginn nensystems – also das Vorhalten einer fentlichter „Arbeitsflugplan“, der für erwies sich das ungewohnte ‚Miteinan- zuverlässigen, störungsfreien Infra- alle Flughafenpartner Grundlage ihrer der‘ als sehr schwierig. Später jedoch struktur, die nötig ist, um ein Flug- Ablauf- und Personalplanung ist. gestanden selbst Kritiker ein, dass der zeug sicher vom Gate bis zur Start- gemeinsame Ort für die Arbeit optimal bahn zu leiten. Und umgekehrt von Wie auch für den Partner DFS, ist“, blickt DFS-Supervisor Frank Her- der Landebahn zum Gate. Den großen mit dem man in Hannover auf glei- gesell zurück. Zu viert regeln sie von Vorteil eines mittelgroßen Flughafens 18 transmission 1 – 2014
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