Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden - DFS ...

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Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden - DFS ...
Ausgabe 1 – 2014

                   Gemeinsam stark
                   Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die
                   DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über
                   die Zusammenarbeit mit Partnern und
                   Kunden.
Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden - DFS ...
Editorial

             Liebe Leserinnen und Leser,

             in diesem Heft dreht sich alles um die Zusammen-         und militärischen Nutzern um das in Deutschland
             arbeit der DFS mit unseren Partnern und Kunden.          so knappe Gut Luftraum ist groß. Es gehört zu den
             Als moderner und privatwirtschaftlich organisierter      besonderen Herausforderungen unseres Unterneh-
             Dienstleister ist uns Kundenorientierung ein zentra-     mens, beide Kundengruppen zufriedenzustellen. Die
             les Anliegen. Wir sorgen mit hoch motivierten Mit-       DFS hat schon vor Jahren die flexible Nutzung mili-
             arbeitern und führender Technologie Tag für Tag          tärischer Lufträume verwirklicht. Auch in der euro-
             für einen sicheren und pünktlichen Luftverkehr,          päischen Zusammenarbeit gibt es viele Neuerun-
             der kosteneffizient und umweltverträglich abgewi-        gen, die den zivilen und militärischen Interessen
             ckelt wird. Und all das im verkehrsreichsten Land        noch besser gerecht werden.
             Europas. Diese schwierige Aufgabe kann und will
             die DFS nicht im Alleingang bewältigen. Wir sind in      In einer Situation, in der es um die wirtschaftli-
             einem ständigen und engen Dialog mit Partnern und        chen Rahmenbedingungen der Luftfahrtbranche in
             Kunden und berücksichtigen bei unseren Entschei-         Deutschland nicht zum Besten bestellt ist, kommt
             dungen deren Anforderungen und Bedürfnisse und           der Zusammenarbeit mit unseren Partnern und Kun-
             suchen gemeinsam nach den besten Lösungen für            den eine weitere wichtige Bedeutung zu. Gemein-
             Luftverkehr, Umwelt und Unternehmen.                     sam arbeiten wir daran, dass den Luftverkehrsunter-
                                                                      nehmen besseres Gehör in Politik und Gesellschaft
             Doch Flugsicherung ist eben nicht nur eine wich-         geschenkt wird. Deshalb engagiert sich die DFS im
             tige wirtschaftliche Dienstleistung, sondern auch        Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft. Denn
             eine hoheitliche Aufgabe. Das darf nicht vergessen       nur, wenn alle in der Branche an einem Strang zie-
             werden, wenn von der DFS Deutsche Flugsiche-             hen, können wir etwas bewegen. Wie stark die
             rung GmbH gesprochen wird. Die DFS nimmt als ein         Arbeit der DFS mit Partnern und Kunden verwoben
             Unternehmen, das zu 100 Prozent der Bundesrepu-          ist, zeigen Verkehrsentwicklung und Sicherheitszah-
             blik Deutschland gehört, in der Luftfahrtbranche         len. Deshalb liegt auch dieser transmission wieder
             eine Sonderstellung ein. Wir sind keine bloßen Liefe­    unser jährlicher Mobilitätsbericht bei.
             ranten einer Dienstleistung, sondern haben an ers-
             ter Stelle unseren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen.     Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
             In unserem Unternehmen gibt es in fast allen Berei-
             chen Schnittstellen zu unseren Partnern und Kun-
             den. Auch zu unserer Aufsichtsbehörde, dem Bun-
             desaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF), pflegen
             wir einen professionellen und kooperativen Kontakt.
             Diese enge Vernetzung macht es möglich, dass alle
             vom Know-how der anderen profitieren und gemein-
             same Lösungen erarbeiten können. In den vergan-
             genen Jahren war diese Zusammenarbeit in vielen
             Bereichen bereits sehr erfolgreich, etwa bei inno-
             vativen lärmmindernden Anflugverfahren oder der
             Einführung der Präzisionsanflüge mit GBAS am Flug-
             hafen Bremen und bald auch in Frankfurt.

             Eine besondere Art der Zusammenarbeit besteht
             zum drittgrößten Kunden der DFS – der Bundes-
             wehr. Seit zwanzig Jahren gibt es in Deutschland
             die zivil-militärische Integration. Das bedeutet, dass                          Prof. Klaus-Dieter Scheurle
             die DFS in Friedenszeiten auch militärischen Ver-                               Vorsitzender der
             kehr kontrolliert. Die Konkurrenz zwischen zivilen                             ­DFS-Geschäftsführung

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Inhalt

                                   Beziehungen
                                   4   Das Ohr direkt am ­Kunden

                                   7   Bestwerte beim Kundenkontakt

                                   8   Kompetenz hoch vier mit Insiderwissen

                                   11 Gemeinsam stark
Das Ohr direkt am
Kunden                     S. 4
                                   Partner im Porträt
                                   12 Der Hüter der Zeiten

                                   14 „Gleiche Regeln für alle Wettbewerber“

                                   17 Alles nach Plan

                                   20 Ohne Wissenschaft geht es nicht

                                   22	­Strippenzieher hinter den K
                                                                 ­ ulissen

                                   24 Forschen für Flug­sicherung von morgen

                                   Kollaboration
„Gleiche Regeln für alle           26 Partnerschaftliche ­Kontrolle
Wettbewerber“              S. 14   28 Sprit sparen im Anflug

                                   30 Die Roll-­Revolution

                                   32 „Die Sicherheitskultur ist entscheidend“

                                   DFS intern
                                   34 DFS-Nachrichten

Forschen für Flug­
sicherung von morgen       S. 24

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Beziehungen

Das Ohr direkt am
­Kunden
Der Bereich Kundenbeziehungen ist die Schnittstelle zwischen den operativen Bereichen der
DFS und den Airlines. Sein professionelles Customer Relations Management hilft, das gegen-
seitige Verständnis zwischen der DFS und ihren Kunden zu verbessern.

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V
         on außen betrachtet scheint      senausgleich, sondern auch für die         den Fachbereiche. In jedem Bereich
         das tägliche Geschäft des        richtige Balance zwischen den Belan-       gibt es dafür namentlich festgelegte
         DFS-Bereichs Kundenbezie-        gen der Kunden und den Anforderun-         Ansprechpartner, die auch Zugriff auf
hungen ein ziemlich undankbarer Job       gen an die Sicherheit. Mit seinen Bran-    die Beschwerde-Datenbank haben und
zu sein. Die Mitarbeiter des Bereichs     chenkenntnissen hat es sich über die       die weitere Bearbeitung übernehmen.
müssen gegenüber den Kunden der           Jahre bei den Kunden hohe Akzeptanz
DFS die Arbeit einer Firma vertreten,     erworben. „Unsere luftfahrtspezifi-           Jede Antwort auf eine Beschwerde
deren Wirken in der Öffentlichkeit        schen Erfahrungen kommen bei den           wird, bevor sie nach draußen geht,
kaum wahrgenommen wird. Die öffent-       Kunden sehr gut an“, betont Diedrich.      mit den Geschäfts- und Fachberei-
lichen Gesichter der Luftfahrt gehö-                                                 chen abgestimmt, wobei es nicht nur
ren anderen, den Piloten im Cockpit,         So verfügt neben dem Leiter auch        um inhaltliche Aspekte geht, sondern
den Stewardessen in der Kabine oder       Dirk Pulver über einschlägige Erfah-       auch auf eine korrekte Form geachtet
auch den Mitarbeitern am Check-in-        rungen als Flugzeugführer: Der 52-Jäh-     wird. „Jede Beschwerde soll innerhalb
Schalter auf dem Flughafen. Die Flug-     rige absolvierte eine Pilotenausbildung    von vier Wochen beantwortet sein“,
sicherung rückt nur ins Bewusstsein       bei der Deutschen Lufthansa, für die       sagt Ralf Diedrich. Eine Ausnahme
der Öffentlichkeit, wenn wieder mal       er knapp zwei Jahrzehnte lang auf          bilden komplexere Beschwerden, bei
die Aschewolke eines isländischen         Boeing- und Airbus-Flugzeugen geflo-       denen in Luftraumverfahren eingegrif-
Vulkans durch den europäischen Luft-      gen ist. Er bildet im Team die Schnitt-    fen werden muss und eine Bearbei-
raum zieht und sie den Flugverkehr        stelle zwischen den flugbetrieblichen      tung in vier Wochen nicht machbar ist.
aus Sicherheitsgründen einschrän-         Belangen der DFS und den Airlines.
ken muss. Oder wenn neue Flugrou-         Tobias Kapitzke, der dritte Mann im            Seit vier Jahren kann das Beschwer-
ten für den Ausbau eines Flughafens       Team, ist gelernter Fachinformatiker       demanagement der DFS auch von den
vorgestellt werden. Dann hagelt es oft    und studierter Ökonom für Marketing-       fliegenden Verbänden der Bundeswehr
Unverständnis, Ärger, Kritik von vielen   kommunikation. „Mit seinem berufli-        genutzt werden. Geregelt wird dies
Seiten.                                   chen Profil und seinen analytischen        durch eine besondere Vereinbarung
                                          Fähigkeiten ist er unser Spezialist für    zwischen der DFS und dem Amt für
   Dann sind die Experten für Kunden-     die Auswertung von Daten und Kun-          Flugsicherung der Bundeswehr. Diese
beziehungen mit ihrem Fachwissen,         denbefragungen“, sagt Diedrich.            ermöglicht es militärischen Luftraum-
ihren internen und externen Kontak-                                                  nutzern, sich mit Beschwerden direkt
ten und ihren Qualitäten als Moderator    Jede Beschwerde wird im                    an die DFS zu wenden, ohne dabei
gefragt. „Die Bedürfnisse der Kunden,                                                erst den offiziellen militärischen
gleich welcher Art, werden von uns        Regelfall innerhalb von                    Beschwerdeweg gehen zu müssen.
generell ernst genommen und seriös                                                   Der DFS-Bereich Militärisches Kom-
bearbeitet, wenn sie bei uns landen“,     vier Wochen bearbeitet.                    petenzzentrum (siehe Seite 8) prüft
sagt Ralf Diedrich, Leiter des Bereichs                                              die Beschwerden auf Sicherheitsre-
Kundenbeziehungen. „Wir jagen nicht          Für die zentrale Aufgabe des            levanz und leitet sie an den Bereich
jeder Kleinigkeit hinterher, aber wenn    Beschwerdemanagements hat der              Kundenbeziehungen weiter, der sie
es Dinge sind, die für den Kunden         Bereich Kundenbeziehungen vor eini-        gemeinsam mit den Militär-Fachleu-
wichtig sind, dann sehen wir uns das      gen Jahren einen eigenen Prozess ent-      ten bearbeitet. Ralf Diedrich hält vor
gemeinsam an und versuchen, die           wickelt und etabliert, der heute im gan-   allem den direkten Weg für das große
Dinge zu optimieren.“ Der gelernte        zen Unternehmen fest verankert und         Plus des Verfahrens: „Der Beschwer-
Verkehrsflugzeugführer und ehemalige      für alle Niederlassungen und Berei-        deführer kann sich direkt artikulieren
Pilot in der Ambulanz-, Geschäfts- und    che bindend ist. Jede Beschwerde,          und erhält auch direkt von der DFS
Frachtluftfahrt sieht bei diesen Wor-     welche Airlines und Allgemeine Luft-       eine Antwort“, sagt der Abteilungs-
ten nicht so aus, als ob seine Arbeit     fahrt an die DFS adressieren, wird von     leiter, für den die Bearbeitung von
eine undankbare wäre. Sein Bereich        den Spezialisten erfasst und in eine       Beschwerden beiden Seiten Vorteile
ist die offizielle Beschwerdestelle       Datenbank eingespeist. Dann schauen        bringt: „Beschwerdemanagement ist
der DFS für alle Airline-Themen. Das      sie, welcher Bereich im Unternehmen        kostenloses Consulting.“
kleine dreiköpfige Team sorgt mit sei-    für die inhaltliche Bearbeitung zustän-
ner Arbeit nicht nur für einen Interes-   dig ist und informieren die betreffen-

                                                                                        transmission   1 – 2014           5
Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden - DFS ...
Beziehungen

   Neben dem Beschwerdemanage-            des Anflugwinkels, der direkte Kon-        ist es, Berührungsängste der Privat-
ment gehören die Organisation von         takt zwischen den Chef-Piloten und         flieger gegenüber der Flugsicherung
gemeinsamen Veranstaltungen mit           den DFS-Spezialisten hilft auch beim       abzubauen und sie mit den Dienstleis-
den Kunden und regelmäßige Kunden-        Ausräumen von Missverständnissen.          tungen der DFS vertraut zu machen.
befragungen zu den Hauptaufgaben                                                     „Viele wissen oft gar nicht: Wie funk-
des Bereichs. Veranstaltungen wie            Ebenfalls einmal im Jahr findet das     tioniert der Flight Information Service
das Verkehrsleitertreffen, der Chief      operationelle Safety Meeting statt,        FIS? Welche unterstützenden Leistun-
Pilot Round Table und das Safety          bei dem das Team die Safety-Pilo-          gen bietet die DFS auch für Privatflie-
Meeting haben sich als Foren für den      ten der größten deutschen Airlines         ger an?“ erklärt Dirk Pulver.
Erfahrungsaustausch mit Airlines seit     mit den Safety-Spezialisten der DFS-
vielen Jahren bewährt und werden von      Geschäftsbereiche Center und Tower            Übergreifendes Ziel aller Aktionen
Kundenseite stark frequentiert.           zusammenbringt. Im Vordergrund ste-        ist es, das gegenseitige Verständ-
                                          hen operative Sicherheitsthemen wie        nis füreinander zu verbessern. Die-
   Das Verkehrsleitertreffen findet       Safety-Standards im Flugbetrieb, das       sem Ziel dienen auch die verschiede-
zwei Mal im Jahr statt, im Frühjahr       Meldewesen oder das Vermeiden von          nen Arten der Kundenbefragungen,
und im Herbst. Teilnehmer sind die        Sprechfunk-Missverständnissen.             mit denen die Kundenspezialisten
Verkehrsleiter der großen deutsch-                                                   die Zufriedenheit der Nutzer mit den
sprachigen Airlines aus der Bundes-          Das jüngste Kind der Kundenspe-         Flugsicherungsdienstleistungen der
republik, der Schweiz und Österreich,     zialisten ist der Pilotentag, der 2011     DFS messen (siehe Seite 7). Dass die
besprochen werden vor allem opera-        zum ersten Mal stattfand – ein Forum       Arbeit des Bereichs Früchte trägt,
tive Themen. Die DFS stellt dabei ihre    für die Allgemeine Luftfahrt, das sich     zeigt sich an der rückläufigen Zahl der
aktuellen Programme und Projekte vor      seitdem zu einem echten Renner ent-        Beschwerden. Für Ralf Diedrich hat
und informiert die Verkehrsleiter über    wickelt hat und jedes Jahr mit 600         sich das Verhältnis zwischen der DFS
die Einführung neuer Systeme. „Grö-       Besuchern ausgebucht ist. „Die Pri-        und ihren Kunden in den vergangenen
ßere Projekte erfordern immer einen       vatflieger sind zwar keine direkt zah-     Jahren kontinuierlich verbessert: „Die
intensiven Austausch“, erklärt Diedrich   lenden Kunden, aber sie benutzen           Polemik ist weniger, der Umgang mit-
und nennt als Beispiele die Verlage-      auch Lufträume, in denen kontrol-          einander professioneller geworden.“
rung des Frankfurter Towers vom heu-      lierter Verkehr stattfindet“, sagt Ralf
tigen Tower Süd in den Neubau nörd-       Diedrich. Anspruch der Veranstaltung                            Holger Matthies
lich der beiden Parallelbahnen im Juni
2011. „Wir informieren in so einem Fall
darüber, wann und wo während einer
Einführungsphase mit Kapazitätsbe-
schränkungen und Verspätungssitua-
tionen gerechnet werden muss.“

   Zum Chief Pilot Round Table, der
einmal jährlich stattfindet, werden die
Chefpiloten der großen Airlines einge-
laden, die den Flughafen Frankfurt/
Main anfliegen, der Verteiler umfasst
rund 50 Airlines. Ins Leben gerufen
wurde die Veranstaltung einst von
Supervisor Stefan Frenz vom Tower
Frankfurt, heute ist sie ein gemeinsa-
mes Projekt der Bereiche Tower Frank-
furt und Kundenbeziehungen. Bei dem
internationalen Meeting geht es nicht
nur um Themen wie das Nachtflugver-       Ralf Diedrich, Leiter des Bereichs Kundenbeziehungen (rechts) mit seinem Kollegen
bot am Flughafen oder die Änderung        Tobias Kapitzke am zentralen Info-Stand beim DFS-Pilotentag 2012. Foto: H. Matthies

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Bestwerte beim
                                                                                     102 Airlines befragt, 40 davon sand-
                                                                                     ten die an sie verschickten Fragebö-
                                                                                     gen ausgefüllt zurück. Der mögliche

Kundenkontakt
                                                                                     CSI-Bestwert betrug 5, der niedrigste
                                                                                     mögliche Wert lag bei 1. Gemessen
                                                                                     wurde auf den Gebieten Sicherheit,
                                                                                     Pünktlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Fle-
                                                                                     xibilität, Planungssicherheit, Freizü-
Mit Hilfe von Kundenbefragungen messen die Kundenspe-                                gigkeit und Kundenorientierung.
zialisten, wie zufrieden die Airlines mit den Leistungen der
­Flugsicherung sind.                                                                    Die generelle Kundenzufrieden-
                                                                                     heit für die FABEC-ANSPs lag bei

  J
        edes Unternehmen wünscht          den, wenn er etwas schlecht bewer-         einem CSI von 3,7, der von der DFS
        sich zufriedene Kunden. Auch      tet“, sagt Abteilungsleiter Ralf Died-     erreichte Wert entsprach genau die-
        die DFS möchte wissen, wie        rich. „Wir sehen uns genau an, was der     sem Durchschnitt. Die Kontrollzen-
die Kunden die Qualität ihrer Leistun-    Kunde bemängelt hat und ob wir Maß-        trale von EUROCONTROL in Maast-
gen bewerten. Um hierüber aussage-        nahmen ergreifen müssen.“ Ist dies         richt erreichte in jedem Teilbereich
kräftige Daten zu erhalten, nutzen die    der Fall, zum Beispiel wenn mehrere        den besten Wert. Erfreulich für die
Spezialisten des Bereichs Kundenbe-       Airlines die Anflugverfahren an einem      DFS war die gute Bewertung auf dem
ziehungen das Instrument der Kunden-      Platz bemängeln, setzen sich die Kun-      Gebiet Safety, hier erreichte sie mit
befragung, das sie seit zehn Jahren       denspezialisten mit dem Qualitäts-         4,1 den zweitbesten CSI-Wert hinter
fest im Unternehmen etabliert haben.      management und dem betreffenden            Maastricht (4,3). „Generell lässt sich
                                          Bereich in Verbindung und besprechen       sagen, dass die Kunden mit unserer
   Für die Kunden haben sie verschie-     mögliche Verbesserungsmaßnahmen.           Safety-Qualität sehr zufrieden sind,
dene Arten der Befragung entwickelt:      „Wir liefern die Infos, umsetzen müs-      mit der Kosteneffizienz aber noch
eine allgemeine Befragung für die         sen die Bereiche die Maßnahmen sel-        nicht“, sagt Diedrich, dessen Team
Zivilluftfahrt mit den nationalen und     ber“, sagt Diedrich.                       sich besonders über die Bewertung
internationalen Airlines und der Busi-                                               der Kundenorientierung freuen durfte:
ness Aviation, eine Befragung für die         Die DFS-Kundenbefragung für die        Hier erreichte die DFS gemeinsam mit
militärischen Luftraumnutzer mit den      Zivilluftfahrt ist mittlerweile in einer   Maastricht mit 3,6 den besten Wert
Verbänden der Bundeswehr und der          Befragung aufgegangen, welche die          (siehe Grafik), der FABEC-Durchschnitt
NATO sowie eine Befragung gemein-         DFS gemeinsam mit ihren Partnern           lag bei 3,4. Ein Beweis dafür, dass die
sam mit den Tower-Niederlassungen         im internationalen Luftraumblock           DFS einen intensiven Kontakt mit ihren
für Kunden, die an den Flugplätzen der    FABEC durchführt. Im vergangenen           Kunden pflegt.
betreffenden Tower eine besondere         Jahr wurden die Ergebnisse der ersten
Bedeutung haben. Dazu zählen Flug-        Umfrage veröffentlicht. Dafür wurden                             Holger Matthies
schulen, Polizeihubschrauberstaffeln
und Ambulanzflieger. Jede Befragung
hat zwei wesentliche Ziele: die Analyse
der Kundenzufriedenheit und mögliche
Maßnahmen zur Prozessverbesserung.

   Die Kundenzufriedenheit lässt sich
durch den Customer Satisfaction
Index (CSI) darstellen, der mit spezi-
ellen Algorithmen aus den erhobenen
Daten errechnet wird. Maßnahmen
zur Prozessverbesserung sind ange-
wandtes Qualitätsmanagement. „Wir
fordern den Kunden auf, zu begrün-

                                                                                        transmission   1 – 2014              7
Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden - DFS ...
Beziehungen

Kompetenz hoch vier mit
Insiderwissen
Das Militärische Kompetenzzentrum der DFS betreut den drittgrößten Kunden des Unternehmens –
die Bundeswehr. Die vier Mitarbeiter dort kennen die Bedürfnisse des Militärs sehr genau: Sie sind
beurlaubte oder ehemalige Soldaten.

    „B
             ei einem Kampfflugzeug        als Zivilist bei der deutschen Flug­          So gesehen, sind alle Mitarbeiter
             geht es nicht darum, von      sicherung an. „Das war natürlich ein       des Bereichs Glücksfälle: Alle Kolle-
             A nach B zu fliegen. Das      Glücksfall für uns“, sagt sein Vorge-      gen blicken auf eine langjährige und
sind fliegende Waffensysteme“, sagt        setzter, Thomas Klein, Leiter des          vielschichtige Erfahrung bei der Bun-
Volker Görldt. Und deshalb sind die        DFS-Bereichs Militärisches Kompe-          deswehr zurück. Dass die intensive
Anforderungen an die Flugsicherung         tenzzentrum und selbst beurlaubter         Betreuung der militärischen Kunden
auch ganz andere als bei der zivilen       Oberstleutnant mit rund drei Jahr-         überhaupt nötig und möglich ist, liegt
Luftfahrt. Görldt muss es wissen,          zehnten Flugsicherungserfahrung. „Ein      an einer Besonderheit der Flugsiche-
denn der Oberstleutnant der Reserve        ehemaliger Kampfpilot kann die Sicht-      rung in Deutschland: der zivil-militäri-
war selbst viele Jahre lang Tornado-       weise aus dem Cockpit hervorragend         schen Integration. Sie ist beispielge-
Pilot. Als er 2008 den aktiven Dienst      in die Arbeit unseres Bereichs einbrin-    bend für Europa und findet weltweit
bei der Luftwaffe quittierte, fing er      gen“, sagt Klein.                          Anerkennung. Seit 1993 ist die DFS

Das Team vom Kompetenzzentrum: Sven Lorenz, Thomas Klein, Volker Görldt und Bachelor-Absolvent Helge Fünderich ­(von rechts).
Foto: H.-J. Koch

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Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden - DFS ...
Das Team:
                                                                                       Leiter Thomas Klein, beurlaubter
                                                                                       Oberstleutnant, war unter anderem
                                                                                       militärischer Fluglotse in Memmin-
                                                                                       gen und Spangdahlem und bei der
                                                                                       DFS Leiter Betriebsdurchführung
                                                                                       des Geschäftsbereichs ­Center. ­

                                                                                       Volker Görldt, Oberstleutnant
                                                                                       der Reserve, flog als Tornado-Pilot
                                                                                       am Luftwaffenstützpunkt Büchel
                                                                                       und tat auch für mehrere Jahre als
                                                                                       ­Fluglehrer in den USA Dienst, bevor
                                                                                        er sich im Amt für Flug­sicherung
                                                                                        der Bundeswehr (AFSBw) inten-
Besondere Anforderungen an die Flugsicherung: Eurofighter im Formationsflug.            siv mit ATM-Themen auseinander-
Foto: Luftwaffe/Ingo Bicker                                                             setzte.

nicht nur für die Kontrolle des zivilen    deshalb wichtige Themen für das Mili-       Sein Kollege Sven Lorenz, eben-
Flugverkehrs zuständig, sondern auch       tärische Kompetenzzentrum der DFS.          falls beurlaubter Oberstleutnant,
für die des überörtlichen militärischen    So liefert der ehemalige Strahlluftfahr-    war jahrelang als Jägerleitoffi-
Luftverkehrs in Friedenszeiten. Dazu       zeugführer Görldt regelmäßig Unter-         zier für die taktische Kontrolle von
gehört, dass es keine unflexible Ein-      richtsbeiträge für die Aus- und Wei-        Luftfahrzeugen verantwortlich. Als
teilung in militärische und zivile Luft-   terbildung der zivilen Lotsen. Beim         Austauschoffizier bei der Royal Air
räume mehr gibt, sondern Lufträume         Thema Formationsflug konnte er bei-         Force lebte er mehrere Jahre in
je nach Bedarf genutzt werden. „Die        spielsweise ein Missverständnis auf-        Großbritannien. Außerdem war er
DFS hat gemeinsam mit den Streit-          klären. Es ging um die Frage, welches       AWACS-Besatzungsmitglied. ­
kräften bei der Umsetzung und Wei-         Flugzeug der Formation den Transpon-
terentwicklung des Konzepts Flexible       dercode abstrahlt und damit als ein-        Berthold Taffner, beurlaubter
Use of Airspace innovative Impulse in      ziges auf der Radardarstellung des          Oberstabsfeldwebel, war Flugda-
und für Europa setzen können“, sagt        Lotsen mit den entsprechenden Infor-        tenbearbeiter in Maastricht und
Klein.                                     mationen erscheint. „Offensichtlich         im Center Langen und bei der DFS
                                           herrschte bislang die Meinung vor,          auch als Verfahrensplaner tätig.
   Zur zivil-militärischen Integration     dass immer das Führungsflugzeug
                                                                                       Regelmäßig bekommt das Team
gehört auch, dass zivile Fluglotsen        den Transponder an hat“, sagt Görldt.
                                                                                       Unterstützung von Studen-
entsprechend geschult sind, um Ein-        Er stellte dann klar, dass sich die Posi-
                                                                                       ten der Bundeswehr-Universitä-
sätze des Militärs zu unterstützen.        tion des „Transponderflugzeugs“ inner-
                                                                                       ten. Im vergangenen Jahr half
Die technische Infrastruktur der unter-    halb einer Formation durchaus ändern
                                                                                       Helge ­Fünderich, Student der
schiedlichen Air-Traffic-Management-       kann. „Die Luftfahrzeugbesatzungen
                                                                                       Bundeswehruniversität in München,
Systeme sowie die Kommunikations-,         und DFS-Lotsen hatten dadurch unter-
                                                                                       im Bereich aus und schrieb dort
Navigations- und Überwachungstech-         schiedliche Definitionspunkte für die
                                                                                       seine Bachelor-Arbeit.
nik ist weitestgehend aufeinander          Einhaltung der Kriterien einer Stan-
abgestimmt. Die Umsetzung von euro-        dard-Formation und für die Einhaltung
päischen Anforderungen im ­     Single     der Staffelungswerte ist das natür-
European Sky erfordert eine weitere        lich eine wichtige Information“, sagt       bei denen sie sich mit den Militärs aus-
Verzahnung.                                Görldt.                                     tauschen. Dabei kann es auch schon
                                                                                       mal zu kritischen Diskussionen kom-
   Luftraumnutzung, Schulung, ATM-           Das Team um Leiter Thomas Klein           men. Denn im viel beflogenen Luft-
Infrastruktur und Datenaustausch sind      veranstaltet regelmäßig Kundenforen,        raum über Deutschland sehen die

                                                                                          transmission   1 – 2014             9
Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden - DFS ...
Beziehungen

Piloten der Teilstreitkräfte ihre Inter-   kann er sich darüber direkt mit uns in
essen nicht immer gebührend berück-        Verbindung setzen“, sagt Klein.             Einsatzführungsdienst der
sichtigt. Das Militärische Kompetenz-                                                  Luftwaffe:
zentrum muss dann vermitteln und              Sein Team sieht sich allerdings          Der Einsatzführungsdienst der
mit anderen Bereichen der DFS nach         nicht nur in einer Kunden-­Dienstleister-   Luftwaffe hat unter anderem den
Lösungen suchen.                           Rolle. „Wichtig ist auch unsere Bezie-      Auftrag, den Luftraum über der
                                           hung zu den Partnern des militäri-          Bundesrepublik Deutschland im
   Zugute kommt den DFS-Experten           schen Taktischen Kontrolldienstes“,         Dauerbetrieb, das heißt 24 Stun-
dabei, dass es inzwischen staaten-         sagt Sven Lorenz. Es gehe beispiels-        den täglich und 365 Tage im Jahr,
übergreifende Regelungen gibt. Im          weise darum, in Bereichen wie Luft-         zu überwachen, Flugziele zu identi-
Functional Airspace Block Europe           raumnutzung oder Ortung, Funk und           fizieren, an vorgesetzte NATO- und
Central (FABEC), in dem sechs Staa-        Navigation Synergien zu schaffen und        nationale Dienststellen zu melden
ten zusammenarbeiten, wurde schon          die Systeme zu harmonisieren. Ent-          und die Integrität des Luftraumes
einiges in der Luftraumnutzung ver-        scheidend sei auch, eine gemeinsame         sowie die Sicherheit im Luftraum zu
bessert. So richten zum Beispiel           Haltung zu definieren. „Wenn wir als        gewährleisten.
Deutschland und die Niederlande            Deutsche mit einer gemeinsam abge-
                                           stimmten Meinung auftreten, stärken
                                           wir auch unsere Position in der inter-      zuentwickeln und, wo nötig, neu zu
                                           nationalen Zusammenarbeit, etwa im          beschreiben. „Alle Regelungen in
                                           Single European Sky“, sagt Lorenz.          diesem Zusammenhang stammen
                                                                                       von Anfang der 90er Jahre des ver-
                                              Das Team vom Militärischen Kom-          gangenen Jahrhunderts“, sagt Klein.
                                           petenzzentrum arbeitet in verschie-         Damals, vor den Anschlägen des 11.
                                           denen nationalen und internationalen        September 2001, sei die Welt noch
                                           Gruppen mit, beispielsweise bei der         eine andere gewesen. Kleins Anspruch
                                           Arbeitsgruppe „Interop“, die sich mit       ist es, die Regelungen der Gegenwart
                                           den technischen Schnittstellen zwi-         anzupassen. Das wird ihn noch einige
                                           schen DFS und Einsatzführungsdienst         Zeit beschäftigen.
                                           der Luftwaffe befasst, oder im Auf-
                                           trag des Bundesverkehrsministeriums                             Sandra Ciupka
                                           beim NATO ATM Committee. Da alle
                                           im Team das System Bundeswehr von
                                           innen kennen, verfügen sie neben her-
                                           vorragendem Wissen über Aufgaben
Berthold Taffner. Foto: H.-J. Koch
                                           und Organisation der Dienststellen
                                           auch über persönliche Kontakte auf
                                           allen Ebenen, die das Zusammenar-
einen grenzüberschreitenden, militä-       beiten erleichtern. „Wir handeln effek-
rischen Übungsluftraum zur gemein-         tiv und schnell, bei uns läuft vieles
samen Nutzung ein, sodass der zivile       nicht so bürokratisch ab“, sagt Klein.
Verkehr profitiert und der militärische    „Da wir eine längere Verwendung in
Verkehr ebenfalls genügend Luftraum        der jeweiligen Funktion haben als die
zur Verfügung hat.                         meisten unserer militärischen Coun-
                                           terparts, sind wir eine wichtige Kons-
   Zur Aufgabe von Kleins Bereich          tante in der zivil-militärischen Zusam-
gehören auch regelmäßige Befragun-         menarbeit.“
gen der militärischen Kunden und ein
Beschwerdemanagement. Seit kur-               Eine entscheidende Aufgabe der
zem gibt es sogar ein Beschwerdete-        kommenden Jahre wird es sein, die
lefon. „Wenn ein Pilot ein Problem hat,    zivil-militärische Integration weiter-

10              transmission   1 – 2014
Gemeinsam stark
                                                                                     lieren, ob das operative Geschäft allen
                                                                                     Regularien und Ansprüchen gerecht
                                                                                     wird. Deshalb wurde das Bundesauf-
                                                                                     sichtsamt für Flugsicherung (BAF)
Die DFS steht als Flugsicherungsdienstleister in einem engen                         geschaffen. Die Zusammenarbeit mit
­Dialog mit Kunden und Partnern. Dieser Austausch hat Rück­                          dem BAF nimmt seither eine wichtige
 wirkungen auf viele Entscheidungen des Unternehmens.                                Stellung im Unternehmen ein.

  D
           ie DFS kontrolliert rund drei      Die DFS ist Mitglied im Bundesver-         Ein besonderes Augenmerk der
           Millionen Flüge im Jahr. An     band der Deutschen Luftverkehrswirt-      DFS liegt in der Beziehung zu den
           den großen deutschen Hub-       schaft. Dort setzt sie sich mit ihren     Kunden – den Airlines. Die Deutsche
Flughäfen starten und landen stünd-        Partnern dafür ein, dass die Interes-     Flugsicherung bieten ihnen Kapazität,
lich um die 100 Flugzeuge. Diese hohe      sen der Luftfahrtbranche gewahrt          Pünktlichkeit und vor allem Sicher-
Kapazität wird nur erreicht, wenn alle     werden. Eine Branche, in der rund         heit – und dies so umweltverträglich
beteiligten Partner an einem Strang        325.000 Menschen in Deutschland           wie möglich. Die Herausforderung
ziehen. Beispiele für eine effektive       beschäftigt sind. Und die für den Wirt-   dabei ist, dass sich die Ziele wech-
Zusammenarbeit zwischen Flughä-            schaftsstandort Deutschland bedeu-        selweise beeinflussen und zum Teil
fen, Airlines und Flugsicherung gibt       tend ist. Sie gewährleistet die Mobili-   im Widerspruch zueinander stehen.
es viele. Mit dem Projekt Airport Col-     tät von Personen und Waren und damit      Was umweltschonend wäre, ist nicht
laborative Decision-Making (Airport        auch einen Komfort, auf den die meis-     immer sicher. Was Kapazität schaf-
CDM) etwa werden alle Abläufe zwi-         ten Bürger nicht verzichten möchten.      fen könnte, muss nicht kosteneffi­zient
schen Landung und nächstem Start                                                     sein. Um Kapazität, Umweltfreund-
des Flugzeugs so optimiert, dass              Als Unternehmen, das zu 100 Pro-       lichkeit, Pünktlichkeit und Sicherheit
kaum noch Staus und Wartezeiten am         zent der Bundesrepublik Deutschland       ständig zu verbessern, muss die DFS
Boden vorkommen. Auch im Bereich           gehört, nimmt die DFS eine Sonder-        gemeinsam mit den Kunden und Part-
Lärmreduzierung arbeiten Flugsiche-        stellung im Kreis der Partner ein. Zwar   nern nach neuen Lösungen suchen.
rung, Airlines und Flughäfen intensiv      ist die deutsche Flugsicherung seit       Ein aktuelles Beispiel dafür ist die
zusammen. Flugrouten beispielsweise        21 Jahren organisationsprivatisiert,      Initiative Flight Efficiency. Mit ihr soll
kann die DFS nicht einfach festlegen       doch sie nimmt im Auftrag des Bun-        die vertikale Streckeneffizienz weiter
– es bedarf eines intensiven Austau-       des hoheitliche Aufgaben war. Mit den     optimiert werden, was zu einer Treib-
sches mit allen Beteiligten und Betrof-    Single-European-Sky-Verordnungen          stoffeinsparung von mehr als 50 Kilo-
fenen. Wie etwa im Forum Flughafen         hat die Europäische Union die regula-     gramm pro Flug führen kann.
und Region Frankfurt: In dem Forum         tive und die operative Flugsicherung
sind nicht nur Repräsentanten der          getrennt. Das heißt, eine übergeord-                             Sandra Ciupka
Flugsicherung, der Airlines und des        nete Aufsichtsbehörde muss kontrol-
Flughafens vertreten, sondern auch
Politiker, Gewerkschafter und Reprä-
sentanten von Kirchen und Verbänden.

   „Die DFS hat mit ihren Unterneh-
mensentscheidungen einen nicht zu
unterschätzenden Einfluss auf die Luft-
verkehrswirtschaft in Deutschland und
Entscheidungen ihrer Partner beein-
flussen wiederum das Handeln der
Flugsicherung“, sagt DFS-Chef Prof.
Klaus-Dieter Scheurle. „Deshalb ist für
uns ein partnerschaftliches, von inten-
sivem Dialog geprägtes ­Verhältnis zu
Kunden und Partnern unab­dingbar.“

                                                                                        transmission   1 – 2014            11
Partner im Porträt

Der Hüter der Zeiten
Start- und Landezeiten an den großen Flughäfen sind rar – und deshalb heiß begehrt. Ob und wann
eine Fluggesellschaft starten und landen darf, darüber entscheidet die Flughafen­koordination.
Dabei gelten für alle Airlines dieselben Regeln.

  A
          rmin Obert ist von Flugzeu-        und Landeslots. Besonders groß ist           ten oder landen wollen, müssen bis
          gen umgeben. Lufthansa             die Nachfrage an den Flughäfen Frank-        zu einem von der IATA festgelegten
          und Condor, Emirates und           furt, München, Düsseldorf, Stuttgart,        Stichtag – im Mai für den Winterflug-
Etihad, Air France und Alitalia, Delta       Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld,          plan und im Oktober für den Som-
Airlines und FedEx: In seinem Büro am        sie sind deshalb voll koordiniert. „Das      merflugplan – ihre Flugplanwünsche
Frankfurter Flughafen drängen sich           bedeutet: Ohne Slot, also ohne ein           anmelden. Dabei gilt ein Prinzip: Wer
viele hundert Modelle – im Regal, auf        bestätigtes Zeitfenster für Start oder       einmal einen Slot hat, der darf ihn in
Schränken, auf Fensterbrettern, sogar        Landung, darf dort kein Flug statt-          der nächsten Flugplanperiode behal-
auf dem Schreibtisch. Das passt zu           finden“, sagt Obert. An den übrigen          ten – vorausgesetzt, er macht davon
Oberts Job: Als Flughafenkoordina-           Flughäfen greift die Flughafenkoordi-        Gebrauch. Sobald eine Airline ihren
tor der Bundesrepublik Deutschland           nation nur ein, wenn Engpässe abseh-         Slot zu mindestens 80 Prozent so
ist der 47-Jährige dafür verantwort-         bar sind.                                    nutzt wie koordiniert, genießt sie in
lich, das Gedränge an den Flughä-                                                         der Folgesaison historische Priorität.
fen in geordnete Bahnen zu lenken.              Die Vergabe der Slots erfolgt nach
Unterstützt von elf Mitarbeitern ver-        einem festen Schema. Airlines, die              „Neu vergeben werden nur dieje-
teilt er die heiß umkämpften Start-          an den koordinierten Flughäfen star-         nigen Slots, die frei werden oder die

Armin Obert arbeitet seit 1990 bei der Flughafenkoordination. Seit 2011 ist er Flughafenkoordinator der Bundesrepublik Deutschland.
Foto: M. Bauer

12              transmission   1 – 2014
dern eher weniger Wettbewerb zur           ten Slots halten. Dazu erhält sie von
 Herausforderung                          Folge. „Davon würden vor allem große,      der DFS und den Flughäfen die tat-
­Nachtflugverbot                          finanzstarke Airlines profitieren“, sagt   sächlichen Flugdaten und vergleicht
Die Entscheidung des Bundesver-           er. „Dadurch, dass die Slots nach fest-    diese mit den vergebenen Zeitfens-
waltungsgerichts zum Nachtflugver-        gelegten Regeln vergeben werden,           tern. Stellt sich heraus, dass eine
bot am Frankfurter Flughafen war          sind alle Airlines gleichberechtigt.“      Fluggesellschaft ihre Slots systema-
für die Flugplankoordination eine                                                    tisch falsch nutzt, meldet die Flugha-
besondere Herausforderung. Zum               Nach dem Stichtag für die Flugplan-     fenkoordination dies an das Bundes-
einen fiel die Entscheidung der Air-      wünsche haben die Flughafenkoordi-         aufsichtsamt für Flugsicherung. Das
lines, gegen das Urteil nicht in Revi-    natoren weltweit dann drei Wochen          kann dann ein Ordnungswidrigkeits-
sion zu gehen, erst kurz vor Beginn       Zeit, um die Slots zu koordinieren und     verfahren einleiten. Theoretisch sind
des Winterflugplans im Oktober            zuzuteilen. Dabei sind nicht nur Regu-     pro falsch durchgeführtem Flug bis
– die Flughafenkoordination hatte         larien wie beispielsweise Nachtflugbe-     zu 50.000 Euro Strafe möglich, die
also nur zwei Wochen Zeit, um die         schränkungen, sondern auch die vor-        höchste bislang verhängte Strafe lag
Flüge neu zu koordinieren. Zum            handenen Kapazitäten zu beachten.          bei 25.000 Euro. Das wirkt. „Bei so
anderen gibt es – anders als bei          Weitere zwei Wochen später kommen          einer Strafe ist der Flug für die Airline
anderen Flughäfen – in Frankfurt          dann rund 100 Koordinatoren und Ver-       nicht mehr wirtschaftlich“, sagt Obert.
zwar eine Verspätungsregelung für         treter von etwa 300 Fluggesellschaf-
Anflüge, nicht aber für Abflüge. Ein      ten sowie 250 Flughäfen zu einer inter-                         Christopher Belz
Flugzeug, dass nicht um kurz vor          nationalen Konferenz zusammen. Hier
23 Uhr in der Luft ist oder eine Aus-     stimmen sie die Slotvergabe unterei-
nahmegenehmigung der Luftauf-             nander ab und passen die Start- und
sicht hat, muss am Boden bleiben.         Landezeiten bei Bedarf an. Zum Bei-        Flughafenkoordination
Im Schnitt bleiben pro Monat zwi-         spiel, wenn eine Fluggesellschaft
                                                                                     Flughafenkoordinatoren gibt es
schen fünf und zehn Maschinen ste-        von Frankfurt nach Singapur fliegen
                                                                                     auf der ganzen Welt. Sie sind für
hen, Crew und Passagiere müssen           möchte, zu ihrem Startslot in Frank-
                                                                                     die Vergabe der Start- und Lande-
in Frankfurt übernachten. Dadurch         furt aber keinen passenden Landeslot
                                                                                     rechte an den koordinierten Flughä-
verschieben sich alle Umläufe die-        in Singapur bekommen hat.
                                                                                     fen ihres Landes verantwortlich. In
ses Flugzeugs, und die Start- und                                                    Deutschland sind das Berlin-Tegel
Landeslots müssen komplett neu               Die Flughafenkoordination ist aber
                                                                                     und Berlin-Schönefeld, Frankfurt,
koordiniert werden.                       nicht nur dann aktiv, wenn ein neuer
                                                                                     München, Düsseldorf und Stuttgart.
                                          Flugplan erstellt werden soll. Die Mit-
                                          arbeiter der Flughafenkoordination         Die Position eines zentralen Flug-
neu hinzukommen – zum Beispiel,           haben das ganze Jahr über alle Hände       plankoordinators in Deutschland
wenn wie in Frankfurt eine neue Lan-      voll zu tun. Die Gründe sind vielfältig:   wurde nach dem Fluglotsenstreik
debahn gebaut wird und deshalb die        Mal tauscht eine Airline Flugzeuge         1971 geschaffen. Sie war bei der
Kapazität steigt“, erklärt Obert. Auch    auf Routen aus und benötigt wegen          damals noch staatlichen Lufthansa
für sie gelten feste Regeln. So geht      der unterschiedlichen Leistungsda-         angesiedelt. Inzwischen handelt es
die Hälfte dieser Slots an so genannte    ten neue Start- und Landezeiten, mal       sich um eine eigenständige Institu-
„New Entrants“. Das sind Airlines, die    werfen Krisen wie der Bürgerkrieg in       tion, die dem Bundesministerium
weniger als vier Slots an einem Flug-     Syrien, Bombenanschläge in Ägypten         für Verkehr und digitale Infrastruk-
hafen haben beziehungsweise weni-         oder der Aufstand in der Ukraine die       tur untersteht.
ger als fünf Prozent des Verkehrs stel-   Flugpläne über den Haufen. „Pro Tag
len, aber eine neue Strecke anbieten.     gibt es zwischen 500 und 800 Ände-         Sitz der Flughafenkoordination ist
Damit will die EU für mehr Wettbewerb     rungen an bestehenden Flugplänen“,         der Flughafen Frankfurt. Elf Mitar-
sorgen. Doch nicht mit allen Vorhaben     sagt Obert.                                beiter sind für die 16 internationa-
der EU-Kommission ist Obert einver-                                                  len Airports und rund 300 Airlines
standen. Ihre Pläne, in Europa den           Darüber hinaus überwacht die Flug-      zuständig. Pro Jahr vergeben sie
Handel mit Slots einzuführen, lehnt er    hafenkoordination, dass sich die Air-      2,1 Millionen Slots.
ab – denn das hätte nicht mehr, son-      lines auch tatsächlich an die zugeteil-

                                                                                        transmission   1 – 2014           13
Partner im Porträt

„Gleiche Regeln für alle
Wettbewerber“
Klaus-Peter Siegloch ist seit Juni 2011 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft­
verkehrswirtschaft (BDL). Sein Ziel ist, dass die deutsche Luftverkehrsbranche nach außen
geschlossener in Erscheinung tritt als bisher.

   Herr Siegloch, Sie waren mehr als    für mich keine Erfüllung ist, den gan-       SIEGLOCH: Unterschiedlich. Ich
drei Jahrzehnte lang Reporter, Mode-    zen Tag Golf zu spielen oder um die       glaube aber, dass meine neue Auf-
rator und Auslandskorrespondent bei     Alster zu radeln, war mir immer klar.     gabe manches mit dem Journalismus
ZDF und ARD. Jetzt sind Sie Präsident   Zumal ich gar nicht Golf spielen kann.    gemeinsam hat. Es geht darum, Kom-
des Bundesverbandes der Deutschen       Luftverkehr konnte ich mir gut vorstel-   munikation zu ermöglichen. Und zwar
Luftverkehrswirtschaft. Wie wird man    len, denn in meinem Beruf als Korres-     in zwei Richtungen. Wir als Verband
vom Journalisten zum Lobbyisten?        pondent bin ich gerne und viel in alle    wollen Themen der Luftfahrt in die
   KLAUS-PETER SIEGLOCH: Ich bin        Welt geflogen.                            Gesellschaft kommunizieren, gleich-
beim ZDF pensioniert worden. Kurz                                                 zeitig aber auch gesellschaftliche
vor meinem Abschied aus New York            Wie haben Ihre ehemaligen Journa-     Entwicklungen in die Luftverkehrswirt-
rief mich ein Headhunter an. Dass es    listenkollegen reagiert?                  schaft hineintragen.

14            transmission   1 – 2014
Wozu braucht es in Deutschland             Was sollen die inhaltlichen Schwer-       SIEGLOCH: Früher hätten Sie damit
einen Verband der Luftverkehrswirt-        punkte dieses Konzeptes sein?            Recht gehabt. Aber heute haben wir
schaft?                                       SIEGLOCH: Man muss zunächst wis-      im Luftverkehr Marktwirtschaft. Jeder
   SIEGLOCH: Ich glaube, es war ein        sen, wie sich der Luftverkehr in den     Carrier mit einer Zulassung für Europa
Fehler, dass es einen solchen Ver-         nächsten zehn Jahren entwickeln wird.    kann jede Strecke in Europa fliegen.
band nicht früher gab. Vorher haben        Ein Unternehmen, das ein Produkt auf     Ein irischer Low-Cost-Carrier wie Ryan­
die Beteiligten im Luftverkehr jeder für   den Markt bringt, macht dafür eine       air kann innerdeutschen Verkehr flie-
sich in der Öffentlichkeit kommuniziert    Marktanalyse. Für den Luftverkehr        gen. Das ist ein sehr harter Wettbe-
– Airports, Airlines, Flugsicherung.       in Deutschland gibt es eine solche       werb. Für die Passagiere ist beim
Und dort oft unterschiedliche Positi-      Marktanalyse nicht. Ebensowenig gibt     Buchen eines Fluges der Preis der
onen vertreten. Das Bild des Luftver-      es eine Analyse, wie sich der Wettbe-    entscheidende Faktor. Bei deutschen
kehrs war das einer Branche, die sich      werb entwickeln wird.                    Airlines starten die meisten Abflüge
in wichtigen Dingen nicht einig ist.                                                in Deutschland. Und dort muss für
                                              Das Luftverkehrskonzept soll diese    jeden Passagier die Luftverkehrsteuer
  Die Mitglieder im BDL haben teil-        Markt- und Wettbewerbsanalyse ent-       gezahlt werden. Die zahlt jedoch nicht
weise gegensätzliche Interessen. Wo        halten?                                  der Passagier, sondern die Airline. Ob
sehen Sie da Ihre Aufgabe als Präsi-          SIEGLOCH: Ja, das ist etwas, was      diese die Abgabe im Ticketpreis rea-
dent?                                      die Politik ohne viele Umstände auf      lisieren kann, entscheidet der Markt.
   SIEGLOCH: Natürlich gibt es The-        den Weg bringen kann. Wir selbst
men, bei denen unsere Mitglieder           machen das Konzept ja nicht, wir            Aber Ryanair muss diese Abgabe
unterschiedliche Interessen vertre-        geben lediglich Empfehlungen, wie        in Deutschland doch auch zahlen …
ten. Doch Auseinandersetzungen in          die Politik unserer Meinung nach vor-       SIEGLOCH: Das stimmt, nur schlägt
der Öffentlichkeit helfen keinem wei-      gehen sollte. Das Konzept erarbeiten     die Steuer bei Ryanair für das Gesamt-
ter. Wir wollen nach außen die Themen      Bund und Länder gemeinsam, so steht      geschäft weit weniger zu Buche als
kommunizieren, bei denen wir uns           es im Koalitionsvertrag.                 für eine deutsche Airline. Denn Ryan-
einig sind, das sind sehr viele Themen.                                             air macht nur etwa zehn Prozent ihres
Bei Themen hingegen, wo wir ver-             Wann soll dieses Konzept ­vorliegen?   Verkehrs in Deutschland, den Rest
schiedene Ansichten vertreten, setzen        SIEGLOCH: Das sollte bis Mitte         machen sie in Ländern, in denen es
wir uns hinter verschlossenen Türen        der Legislaturperiode geschehen. Die     keine Luftverkehrsteuer gibt.
zusammen, um gemeinsam zu disku-           Markt und Wettbewerbsanalyse brau-
tieren, wie wir uns einigen k­ önnen.      chen wir auch, um zu entscheiden,           Gibt es Anzeichen, dass deutsche
                                           wie sich die Flughafenlandschaft ent-    Flughäfen wegen der Luftverkehr­
   Ein Ziel des Verbandes ist ein ein-     wickeln soll. Das Wettbewerbsumfeld      steuer Passagiere verloren haben?
heitliches Luftverkehrskonzept für         hat sich enorm verändert, die Bedin-        SIEGLOCH: Ja, die gibt es. Seit Ein-
Deutschland. Warum gibt es bis heute       gungen für die deutschen und euro-       führung der Luftverkehrsteuer kön-
kein solches Konzept?                      päischen Carrier sind schwieriger        nen wir das besonders bei grenzna-
    SIEGLOCH: Das habe ich mich auch       geworden. So lange alle nach gleichen    hen Flughäfen beobachten. Von 2010
gefragt, als ich zum Verband kam. Es       Regeln spielen, ist daran auch nichts    bis 2013 haben die grenznahen aus-
gibt in Deutschland vom Bund mit           auszusetzen.                             ländischen Flughäfen einen Verkehrs-
den Ländern erstellte Verkehrspläne                                                 zuwachs von 35,9 Prozent verzeich-
für den Straßen- und den Schienen-           Tun sie das nicht?                     net, während die deutschen Flughäfen
verkehr. Nur für den Luftverkehr gibt         SIEGLOCH: Nicht mehr, denn der        in Grenznähe 0,4 Prozent Passagiere
es weder eine zentrale Planung noch        deutsche Luftverkehr wird durch          verloren haben. Die Luftverkehrsteuer
eine Planung für die Vernetzung mit        staatliche Eingriffe gegenüber auslän-   wirkt als Konjunkturprogramm für aus-
Schiene und Straße. Unser Vorschlag        dischen Wettbewerbern benachteiligt.     ländische Flughäfen.
ist es, dass Bund und Länder gemein-
sam ein Konzept für den Luftverkehr           Sie meinen die Luftverkehrsteuer,       Wie sieht es an den großen Hubs aus?
erarbeiten, das zugleich mit dem           die Sie heftig kritisieren. Die Steuer      SIEGLOCH: Selbst dort beobach-
­Verkehr auf Straße und Schiene ver-       ist doch eine Ticketabgabe, sie wird     ten wir Verlagerungen. Wenn Sie heute
 netzt ist.                                de facto von den Passagieren bezahlt.    einen Transatlantik-Flug nach New

                                                                                       transmission   1 – 2014         15
Partner im Porträt

York buchen, können Sie über Mün-         gen bewusst machen und darauf hin-        fen haben große Bedeutung für die
chen und Frankfurt oder über Ams-         wirken, dass sie uns in diesem Wett-      einheimische Wirtschaft. Das sind
terdam und Paris fliegen. Wenn Sie        bewerb keine Ketten anlegt, während       starke Exportindustrien, die brauchen
über Paris-Charles-de-Gaulle fliegen,     andere gedopt antreten.                   Zugang zum Weltmarkt und sind auf
dann können Sie das Ticket splitten.                                                die regionalen Flughäfen als Zubrin-
Dann zahlen Sie die Steuer nur von          Was gehört dabei aus Ihrer Sicht zu     ger zu den großen Drehkreuzen ange-
Berlin nach Paris, das sind 7,50 Euro     den Aufgaben der Politik?                 wiesen. Manche regionale Flughäfen
statt der 42,18 Euro Ticketsteuer pro        SIEGLOCH: Dazu gehört die              haben jedoch die Zuschüsse genutzt,
Person, die für den Flug von Frankfurt    Abschaffung der Luftverkehrsteuer.        um die Gebühren für Fluggesellschaf-
nach New York anfallen würden.            Dazu gehört, dass der Emissions-          ten zu reduzieren. Jetzt hat die EU auf
                                          handel nicht nur die Europäer belas-      diese Praktiken einen Deckel gesetzt.
   Schwer vorstellbar, dass der deut-     tet. Dazu gehört ein fairer Ausgleich     Beihilfen für den Betrieb gibt es nur
sche Staat eine Steuer, die er einmal     bei Passagierrechten zwischen den         noch für eine Anlaufzeit von zehn Jah-
erhoben hat, wieder abschafft …           Airlines und den Interessen der Pas-      ren, danach ist Schluss. Das ist in mei-
   SIEGLOCH: Bei den Koalitions-          sagiere. Zudem sollten die Betriebs-      nen Augen ein vernünftiger Ansatz.
verhandlungen stand bis zur letz-         zeiten an deutschen Flughäfen so
ten Runde in den Papieren der Wirt-       gestaltet werden, dass bei Bedarf an         Stichwort Single European Sky: Die
schafts- und Verkehrspolitiker, dass      ausgewählten Standorten auch nachts       EU verlangt von den Flugsicherungsan-
die Steuer weg soll. Der Bundesrat        geflogen werden kann. All diese Dinge     bietern, mehr Kapazität zu bewältigen,
hat mit Mehrheit ihre Abschaffung         kann die Politik regeln.                  bessere Systeme zu entwickeln – und
beschlossen, die Verkehrs- und die                                                  das alles für weniger Geld. Wie posi-
Wirtschaftsminister der Länder for-          Von anderen Branchen gibt es an        tioniert sich der BDL in dieser Frage?
dern das Gleiche. Es gibt auf vielen      den Luftverkehr oft den Vorwurf der          SIEGLOCH: Das Ideal wäre eine ein-
Ebenen einen politischen Willen, die      Subventionierung, weil es in Deutsch-     heitliche Flugsicherung für ein gemein-
Steuer abzuschaffen.                      land keine Mehrwertsteuer für interna-    sames Europa. Wir meinen, dass man
                                          tionale Flüge gibt ...                    bei den Flugsicherungen zu größeren
Die Politik darf den                         SIEGLOCH: Die Staaten haben früh       Einheiten kommen muss, dies ist wirt-
                                          erkannt, dass die Finanzierung des        schaftlich am vernünftigsten. Die Län-
Fluggesellschaften                        Luftverkehrs über Steuern zu einem        der mit kleineren Flugsicherungen leis-
                                          Dumpingwettbewerb führt. Dann wür-        ten dort Widerstand, deshalb sollten
keine Ketten ­a nlegen.                   den einzelne Länder versuchen, mit        ANSPs, die Aufgaben verlieren, Kom-
                                          geringen Steuersätzen Flugverkehr         pensationen erhalten. Es ist aber nicht
   Ernsthafte Konkurrenz erwächst         anzuziehen und ihre Fluggesellschaf-      nur eine wirtschaftliche, sondern auch
dem europäischen Luftverkehr im           ten zu fördern. Deshalb haben die         eine politische Entscheidung.
Nahen Osten, wo die Golfstaaten rie-      Luftfahrtnationen im Jahre 1944 das
sige Airports aus dem Wüstensand          Chikagoer Abkommen unterzeichnet            Was kann die DFS als Mitglied vom
stampfen. Auf Umweltschutz und            und darin vereinbart, dass der interna-   BDL erwarten?
Arbeitnehmerrechte muss man dort          tionale Luftverkehr von einer Kerosin­       SIEGLOCH: Wie die anderen Mitglie-
kaum Rücksicht nehmen. Was kann           steuer und anderen Steuerbelastun-        der auch: Der BDL vertritt die gemein-
Deutschland diesen ungleichen Bedin-      gen ausgenommen wird.                     samen Interessen der deutschen Luft-
gungen entgegensetzen?                                                              fahrt in der Öffentlichkeit und bietet
   SIEGLOCH: Wir wollen nicht, dass          Die EU erlaubt für zehn Jahre finan-   sich bei unterschiedlichen Interessen
die sozialen Standards in Europa          zielle Beihilfen für Regionalflughäfen.   als Plattform für interne Gespräche an
abgebaut werden. Andererseits wer-        Müsste man angesichts der wachsen-        – egal ob es um die Verwirklichung
den wir keinen Scheich davon überzeu-     den Konkurrenz in Nahost nicht eher       des Single European Sky geht oder
gen, dass er Streiks zulässt und seine    die großen Hub-Flughäfen stärken?         um Grundlagen für Gebühren.
Arbeiter vernünftig krankenversichert.       SIEGLOCH: Wir wollen starke Hubs,
Was wir tun können ist, der Politik die   die im Weltmaßstab konkurrieren              Die Fragen stellte Holger Matthies.
unterschiedlichen Rahmenbedingun-         können. Aber die regionalen Flughä-

16             transmission   1 – 2014
Alles nach Plan
                                                                                       ren 64.000 Flüge nach Instrumenten-
                                                                                       flugregeln und rund 11.200 VFR-Flüge
                                                                                       – mit Berlin-Schönefeld, Leipzig/Halle
                                                                                       und Nürnberg bildet Hannover damit
Eng verknüpft sind die Abläufe an einem Flughafen: vom Check-                          die Gruppe der mittelgroßen internati-
in bis zum Boarding, von der Gepäckabfertigung bis zum Start.                          onalen Verkehrsflughäfen. „Grundlage
                                                                                       für jede neue ab HAJ angebotene Ver-
Flughafenbetrieb und Flugbetrieb halten dieses Räderwerk am
                                                                                       bindung sind umfangreiche Strecken-
Laufen – im Zusammenspiel mit der DFS. In Hannover begegnet
                                                                                       analysen, die wir für potenzielle Air-
man sich auf gleicher Höhe.                                                            lines erheben“, schildert Büsing den
                                                                                       Beginn einer Akquisition. Zahlen kön-

  D
          ie Welt der Luftfahrt, sie     fen ­Hannover-Langenhagen GmbH.               nen dabei zu überzeugenden Argu-
          ist dort zu Hause, wo man      Einige Jahre lang hatte man diese Kli-        menten werden – wie im Falle von Aer
          sie nicht unbedingt vermu-     entel vernachlässigt, bis im Jahr 2000        Lingus. „Wir konnten darlegen, wie
ten würde. Rapsfelder säumen den         ein Umdenken einsetzte. Schritt für           viele Reisende von Hannover aus über
Weg dahin, ebenso Pferdekoppeln,         Schritt konnten die luftfahrttechni-          Frankfurt, Amsterdam oder andere
auf denen Hannoveraner in der war-       schen Betriebe, die Flugschulen und           Hubs nach Dublin fliegen – dass also
men Frühlingssonne grasen. Unweit        Fliegerclubs zu einer Rückkehr bewo-          eine Direktverbindung auf entspre-
davon erhebt sich die kühle, funk-       gen werden. Ihre Fluggeräte füllen            chende Nachfrage stoßen würde.“
tionsbetonte      50er-Jahre-Fassade     inzwischen wieder sechs Hallen.               Die Argumente fielen auf fruchtbaren
des Flughafens Hannover – der „die                                                     Boden: Seit Ende März heben die Flug-
Welt der Luftfahrt“ seit nunmehr fünf       Büsings Job ist es, den reibungs-          zeuge mit dem Kleeblatt in Hannover
Jahren beherbergt. Die interaktive       losen Betrieb im und am Flughafen             viermal wöchentlich ab und Irland-Fans
Erlebnisausstellung macht Luftfahrt-     sicherzustellen. In den Terminals wie         erreichen Dublin ganz ohne Umwege.
geschichte lebendig: an Flugsimula-      auf dem Vorfeld, für die Passagiere           Mehr Wachstum versprechen auch die
toren und Spielstationen, mit Ausstel-   wie für die fliegende Kundschaft. 2013        neu in den Flugplan aufgenommenen
lungsstücken wie dem imposanten          waren das auf der einen Seite rund 5,2        Ziele von SunExpress, der russischen
Fahrwerk einer Boeing 747 oder dem       Millionen Fluggäste und auf der ande-         Orenair und TAP Portugal. „Für diesen
originalen Nachbau eines „Jatho-­
Drachens“. Letzteres Exponat macht
deutlich, weshalb es durchaus seine
Berechtigung hat, der Welt der Luft-
fahrt ausgerechnet hier ein Zuhause
zu geben. Denn der hannoversche
Bürger Karl Jatho war es, der am 18.
August 1903, noch wenige Monate
vor den Gebrüdern Wright, den ersten
­Motorflug unternommen haben soll.

    Zwischen damals und heute liegen
Welten. Allein von der 780-Meter-Piste
aus entschweben jährlich mehr als
11.000 Sport-, Privat- und Geschäfts-
flieger. Hinter Stuttgart und Münster/
Osnabrück ist der Flughafen Hanno-
ver in der vergangenen Dekade zum
drittgrößten Flughafen für die General
Aviation aufgestiegen. „Das war nicht
immer so“, berichtet Michael Büsing,
Verkehrsleiter des Betreibers Flugha-    Alles im Blick: Mathias Roskos (stehend), Leiter Flugbetriebsflächen. Fotos: Norbert Knoll

                                                                                           transmission   1 – 2014             17
Partner im Porträt

Sommer haben wir ganz gut Verkehr           cher Höhe zusammenarbeit. In kei-          dort oben den startenden, landenden
akquiriert“, fasst Büsing die Erfolge       nem anderen Tower Deutschlands ist         und rollenden Verkehr, koordinieren
der Vertriebsmannschaft in den ver-         die räumliche Schnittstelle zur Flugsi-    bis zu 60 Bewegungen pro Stunde:
gangenen Monaten zusammen.                  cherung so unmittelbar gegeben wie         ein Towerlotse, ein Ground-Lotse,
                                            hier. An vielen Flughäfen sind üblicher-   zeitweise ein Flugdatenbearbeiter
   Diese Erfolge werden für ihn und         weise zwei Tower zu sehen, die Außen-      und zwei Mitarbeiter der Vorfeldkont-
seine Kollegen unmittelbar sichtbar:        stehende auch gern einmal verwech-         rolle des Flughafens. Formal regelt die
bei der Aufbereitung der Flugplan-          seln. In dem einen überwachen die          „Betriebs­absprache zwischen DFS und
daten. Im Gegensatz zu vollkoordi-          Fluglotsen der DFS den Flugverkehr         Flughafen“ die Zuständigkeiten, prak-
nierten Flughäfen wie Frankfurt oder        am Flughafen; in dem anderen, meist        tisch umgesetzt wird sie per Ellbo-
München ist der Flughafen Hanno-                                                       genkoordination. „Das Unschätzbare
ver flugplanvermittelt. Das bedeutet:                                                  daran ist: Wir wissen voneinander“,
Hier ist noch Platz und Airlines müs-                                                  bringt Mathias Roskos, Leiter Flugbe-
sen nicht fürchten, bei der Bewer-                                                     triebsflächen der Flughafen-GmbH, die
bung um heiß umkämpfte Start- und                                                      Vorteile auf den Punkt. Wo andernorts
Landeslots leer auszugehen. Ganz im                                                    die Koordination per Telefon geschieht
Gegenteil: Auch wenn sie ihre Flug-                                                    oder Eingaben per Monitor erfolgen,
planwünsche zunächst beim Flugha-                                                      ist hier jeder Lotse allein durchs Mithö-
fenkoordinator für Deutschland (siehe                                                  ren über die Tätigkeiten der anderen
Seite 12) einreichen müssen, können                                                    im Bilde. Nach der DFS-Freigabe zum
sie davon ausgehen, dass sie erfüllt                                                   Triebwerk-Anlassen kann per Zuruf die
werden. Von ihm beziehen Büsing und                                                    Push-Back-Freigabe koordiniert wer-
Kollegen die für Hannover relevanten                                                   den. Eine Ellbogengesellschaft in 74
Flugplandaten, auf denen sie ihre Ver-                                                 Meter Höhe – mit hohem praktischen
kehrsplanung aufbauen. Mit den Sys-                                                    Nutzen für die tägliche Arbeit.
temen einzelner Fluggesellschaften          Stellt den reibungslosen Betrieb im und
wie der Deutschen Lufthansa existie-        am Flughafen Hannover sicher: Verkehrs-       Roskos ist seit 2009 für die Ver-
ren zwar Datenschnittstellen, für die       leiter Michael Büsing.                     kehrsleitung, die Vorfeldkontrolle und
meisten anderen Airlines müssen die                                                    -aufsicht verantwortlich. Beruf und
Änderungen aber manuell vorgenom-           kleineren, koordinieren die Vorfeld-       Privates vermag er nur schwerlich zu
men werden. Drei Mitarbeiter sorgen         lotsen des Flughafens den Roll- und        trennen – dafür sind Hobby und beruf-
dafür, den geplanten Flügen die Stand-      Fahrzeugverkehr. Nicht so in Hanno-        liche Tätigkeit zu eng miteinander ver-
plätze und die Gates zuzuteilen. Dar-       ver: Dort wurde aus zweien einer. Im       knüpft. Seit dem Erwerb der PPL (A)-
aus leitet sich dann ab, an welchen         Herbst 1999 riefen Flughafen und DFS       Lizenz wird jede freie Stunde genutzt,
Schaltern die Passagiere einzuche-          das Projekt „APCON 2000“ ins Leben         in einer Cessna oder Piper die (ver-
cken haben, in welchen Wartehallen          mit dem Ziel, die Kommunikation zwi-       meintliche) Freiheit über den Wolken
sie Platz nehmen, über welche Wege          schen Vorfeld- und Flugverkehrskon-        zu genießen. Vom Cockpit aus kann
sowohl Passagiere als auch Gepäck in        trolle zu verbessern. Der gerade neu       er dann selbst in Augenschein neh-
die Flieger finden. All diese Informatio-   gebaute DFS-Turm bot die Möglich-          men, was er beruflich verantwortet:
nen müssen dann auch den Bodenver-          keit, dass sowohl Towerlotsen wie          die funktionsfähige Vorfeldbeleuch-
kehrsdiensten zur Verfügung gestellt        auch Vorfeldlotsen den Flughafen aus       tung, das eindeutige Leitsystem, den
werden. Der Bundespolizei. Oder der         derselben Höhe im Blick haben. Seite       ordnungsgemäßen Zustand der Roll-
Luftsicherheit. Ergebnis dieser Vorpla-     an Seite. Nach der EXPO 2000 wurde         wege, die intakte Befeuerung des Bah-
nung: ein zweimal wöchentlich veröf-        das dann umgesetzt. „Zu Beginn             nensystems – also das Vorhalten einer
fentlichter „Arbeitsflugplan“, der für      erwies sich das ungewohnte ‚Miteinan-      zuverlässigen, störungsfreien Infra-
alle Flughafenpartner Grundlage ihrer       der‘ als sehr schwierig. Später jedoch     struktur, die nötig ist, um ein Flug-
Ablauf- und Personalplanung ist.            gestanden selbst Kritiker ein, dass der    zeug sicher vom Gate bis zur Start-
                                            gemeinsame Ort für die Arbeit optimal      bahn zu leiten. Und umgekehrt von
  Wie auch für den Partner DFS,             ist“, blickt DFS-Supervisor Frank Her-     der Landebahn zum Gate. Den großen
mit dem man in Hannover auf glei-           gesell zurück. Zu viert regeln sie von     Vorteil eines mittelgroßen Flughafens

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