DER KÜNSTLER UND SEINE STADT - Tango am Rheinufer Fahrdienst zum Impfbüro Unvergessen: Aloys Odenthal - Düsseldorfer Jonges
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Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 05 • 2021 • 87. Jahrgang Ta n g o a m R h e i n u f e r • F a h r d i e n s t z u m I m p f b ü ro • U nve r g e s s e n : A l oy s O d e n t h a l DER KÜNSTLER UND SEINE STADT
Stark in die Zukunft. Restrukturierung | Sanierung | Insolvenz Begegnen Sie aktuellen Herausforderungen gemeinsam mit uns – als Ihr starker, vertrauensvoller Partner. Veränderungen sind nicht automatisch eine Bedrohung, sondern eine Chance, den Weg für eine erfolgreiche Zukunft zu ebnen. Unser Erfolgskonzept: langjährige Erfahrung, qualitative Exzellenz und moderne Verfahrensarten. Um so jederzeit ein starker, souveräner Begleiter an Ihrer Seite zu sein – auch und gerade dann, wenn es mal stürmisch wird. heidemann-kuethe.de Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB
Auf Liebe Heimatfreunde, seit 2021 beträgt der Mitgliedsbeitrag auf Foto: M. Luigs Beschluss der Mitgliederversammlung 2020 jährlich 65,00 Euro. Die Heimatfreunde, die nicht am Lastschriftverfahren teilnehmen, ein berücksichtigen dies bitte bei zukünftigen Daueraufträgen und Überweisungen. Weiterhin sind im Lastschriftverfahren viele Lastschriften wegen Kontolöschung, falscher IBAN-Nummer und aus sonstigen Gründen nicht eingelöst Wort worden. Wir bitten die Heimatfreunde um Korrektur. Leider fehlen noch von 75 Heimat- freunden die Mitgliedsbeiträge. Vielen Dank, Euer Vorstand Leeve Jonges, Inhalt wer das Selbstverständliche auf den Weg bringt, rechnet mit einer Autobahn Erinnerung an Joseph Beuys........................... 4 und nicht mit Kopfsteinpflaster.Wenn der Weg aber durchs politische Gestrüpp Mack-Ausstellung im Kunstpalast................... 6 führt, dann liegt das Tempo noch weit unter 30 km/h. Beispiel: Straßen, die Stadtstrand jetzt auch an der Oberkasseler nach Frauen benannt sind. Brücke.............................................................. 7 1991 erschien bereits eine Broschüre mit dem Titel „Düsseldorfer Frau- Fahrdienst zum Impfbüro................................. 8 en auf den Spuren – Wege durch die Geschichte der Stadt.“ Das Werk ist in- Netzwerken hilft............................................... 8 zwischen vom Gilb erfasst. Kaffee mit dem Baas: Uwe Kessel................... 9 Seitdem hat immerhin die Erkenntnis, dass Frauen an der Geschichte Gastkommentar: Dr. Michael Meyer............... 10 der Landeshauptstadt kräftig mitgeschrieben haben, Raum gewonnen. Doch Ich bin ein Jong: Tobias Snitzelaar................ 10 an der Datenlage hat sich nicht allzu viel geändert: Knapp ein Drittel der Stra- Porträt: Dirk Kemmer..................................... 11 ßen und Plätze sind nach Personen benannt. Aber lediglich drei Prozent nach Däm Jong sinn Weit: Christina Begale........... 12 einer Frau. Wollte man diesen Anteil auf 50 Prozent bringen, und damit eine Jonges-Unternehmen: Ingo Kabutz............... 13 Art selbstverständliche Geschlechtergerechtigkeit herstellen, dann würde das Jahrzehnte dauern. Tod eines Mauerkünstlers.............................. 14 Das Thema ist lange politisch zermahlen worden. Irgendwer war im- Unvergessen: Aloys Odenthal........................ 15 mer dagegen. Gleichwohl sind wir ein Stück weiter. Über Facebook hat die Buchtipp: 125 Jahre Fortuna.......................... 16 Gleichstellungsstelle im Vorjahr gehörigen Druck aufgebaut. Unter dem Titel Dr. Reinhold Hahlhege wurde 70.................... 16 „mutig-weiblich-unvergessen“ hat die Mahn- und Gedenkstätte eine beachte- Kommentar von Dr. Oliver Klöck.................... 17 te Ausstellung kreiert.Vereinzelt sind inzwischen politisch verfolgte Frauen auf VierNull: Neues Online-Magazin.................... 18 Straßenschildern verewigt worden. Wohin geht es mit dem Carlsplatz?............... 19 Aktuell sollen zwölf Straßen umbenannt werden. Dazu gibt es zwar Vor- Wechsel im Jonges-Vorstand........................ 19 schläge, aber leider keine Entscheidung. Ich selbst habe auch eine Namensliste. TG Reserve mit modernster Technik.............. 20 Auf der geht die Rechtsmedizinerin Prof. Elisabeth Trube-Becker vorneweg. Hilfe für die Altstadt-Armenküche................. 20 Ihr folgt die vermutlich in Weißrussland umgekommene Ärztin Hedwig Jung- Nachrichtenticker........................................... 21 Danielewicz. Sie war eine der ersten jungen Frauen, die in Deutschland ihr Veranstaltungen............................................. 22 Medizinstudium abgeschlossen haben. Wir dürfen, so meine ich, Clara Schu- Geburtstage.................................................... 23 mann, Betty van Geldern (Mutter von Henrich Heine), Jakobe von Baden, Verstorbene.................................................... 23 Anna Maria Luise de Medici, Stephanie von Hohenzollern oder Hulda Pan- kok und Elisabeth Selbert nicht vergessen. Dem Vorschlag, Mutter Teresa zu Neuaufnahmen............................................... 23 ehren, würde ich gern zustimmen. Und die Malerinnen Herma Körding sowie Impressum..................................................... 23 Catharina Treu? Auch die habe ich im Kopf. Die Bezirksvertretungen haben das Bestimmungsrecht. „Jetzt macht mal Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 05 • 2021 • 87. Jahrgang voran!“, möchte ich ihnen zurufen. Auch mit dem Selbstverständlichen kann Ta n g o a m R h e i n u f e r • F a h r d i e n s t z u m I m p f b ü ro • U nve r g e s s e n : A l oy s O d e n t h a l DER man nämlich ein Zeichen setzen. KÜNSTLER UND SEINE Euer Baas STADT Titelfoto: W. Rolshoven H.A. Schult
REFERENZ AN DEN MANN Mit zwei Gedenktafeln erinnern die Jonges MIT DEM an Joseph Beuys, den Überkünstler FILZHUT Bunt war „in“. Und Anderssein auch. Debattenkultur Fehlanzeige. Jeder durfte so lange und so oft reden wie er wollte. Blödsinniges inklusive. Die ersten Sit- zungen der 1979 gegründeten Grünen in Düsseldorf offenbarten das Gleichheits- prinzip. Mitten unter ihnen ihr Vordenker Joseph Beuys, der Mann mit dem Filzhut. Geduldig arbeitete er an Themen, die den bunten Polit-Neulingen wichtig erschie- nen, mit. Es waren lange Abende. Heute, 40 Jahre später, ist der international geachtete und berühmt gewordene Kunstprofessor für viele Au- toren noch immer ein Thema. Und auch noch immer auch ein Rätsel. Ungebro- chen ist der Eifer, sich mit diesem Mann zu befassen und seine Arbeiten zu deuten. Viele rechnen sich hingebungsvoll zu sei- nen Jüngern, als ob sie den leibhaftigen Heiland vor sich hätten. Eine beachtli- che Zahl von Beobachtern steht jedoch durchaus entschieden fernab und zitiert den Niederrheiner mit eigenen Worten. „Ich bin der Narr, der Idiot mit dem T I T E L GE S C H I C H T E 04 das tor 05 | 2021
Beuys und der damaligen Landes- minister Reimut Jochimsen pflanzen eine Eiche vor dem Ministerium. Tor-Redakteur Joachim Umbach als wissen will, wie und wo, dem drückt der nicht Fragen, die die Düsseldorfer Jonges junger Journalist im Gespräch mit Droste-Verlag ein reich bebildertes Büch- bewegen. Mit der Installation von Denk- Beuys. Straßenbenennung am Rhein- lein in die Hand. Im Detail (1. Straße mälern oder Erinnerungstafeln schreiben uferufer mit der damaligen Oberbür- rechts, 2. Straße links) setzt uns der Stadt- sie unabhängig am Geschichtsbuch der germeisterin Marlies Smeets. führer (und Jong) Dietmar Schönhoff auf Stadt seit langem mit. Jetzt wieder am die Spuren des Kunstprofessors, der – wie Mittwoch, 12. Mai 2021. er selbst sagt – eher zufällig in Krefeld geboren wurde und 1986 in der Landes- hauptstadt gestorben ist. Jonges enthüllen In diesem Büchlein bewahrt sich zwei Gedenktafeln Schönhoff glücklicherweise vor dem Ver- dacht, selbst ein Jünger des Meisters zu Feierlich wollen die Jonges im Beisein von sein. Schnörkellos, wie ein Notar, rückt Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller Filzhut.“ Ein Narr, ein rätselhafter Narr. er Lebensstationen ins Licht und lässt zwei Beuys-Gedenktafeln aus der Kunst- Mehrere hundert Bücher liegen heute zu den Leser nachempfinden, warum sich gießerei Schmäke enthüllen. Die erste an dem Phänomen Beuys zur Lektüre aus. Düsseldorf Kunststadt nennt. Schönhoff dem Haus Drakeplatz 4 in Oberkassel, wo setzt uns quasi mit in jenen Einbaum, Beuys ab 1961 mit seiner Familie bis zu- den Anatol für seinen Lehrer Beuys für letzt gewohnt und auch in einem Atelier Gefeiert als eine symbolträchtige Rheinüberquerung gearbeitet hat. Eine zweite findet ihren Überlebenskünstler geschaffen hatte (1973). Er lässt uns bild- Platz an der Haroldstraße 4. Dort, wo eine lich auch teilhaben an der lautstarken Eiche steht, die 1982 zur Documenta 7 in 100 Jahre alt wäre der mitunter als Über- Auseinandersetzung mit dem damaligen Kassel zu 7000 dort gepflanzten Bäumen künstler gefeierte Beuys in diesem Jahr Wissenschaftsminister Johannes Rau, der gehörte. Die Aktion hatte einen klang- geworden. Zum Geburtstag überschlagen den aufmüpfigen Professor Anfang der vollen Namen „7000 Eichen – Stadt- sich die Kultur-Engagierten mit Ausstel- 70iger (zu Unrecht) feuerte, weil Beuys verwaldung statt Stadtverwaltung.“ Ein lungen (unter anderem im Düsseldorfer eigenmächtig mehr als 50 abgelehnte Stu- Mahnmal, 1983 dem damaligen NRW- Kunstmuseum), Würdigungen und Inter- dienbewerber immatrikuliert hatte. Und Wirtschaftsminister Reimut Jochimsen pretationen. Aber sie streuen auch Zwei- schließlich hält Schönhoff auch Zitate von geschenkt. Von der Westdeutschen Lan- fel. War der Utopist Beuys vielleicht gar bekannten Zeitzeugen vor, die mit Beuys desbank. kein Grüner, sondern ein rechter Denker, nur beschränkt etwas anfangen können. Viel Tiefsinniges ist über Beuys der heute der AFD nahestände? Lag un- Der Nobelpreisträger und ehemalige niedergeschrieben worden. Dabei ist er ter dem grünen Anstrich gar eine braune Kunststudent Günter Grass beispielsweise sicher auch populär gewesen. Sonst würde Grundfarbe? Gibt es da sogar völkische hat die philosophischen Betrachtungen er sich nicht auf dem Weihnachtsmarkt der Gesinnung zu entdecken? Damit be- des Meisters schlichtweg Stuss genannt. Altstadt als Figur oben auf der Glühwein- schäftigen sich gleichzeitig ZEIT und Fragen von Weltanschauung, Phi- pyramide drehen. Übrigens zusammen mit SPIEGEL. losophie, der Übermacht des Geldes, nach Mutter Ey, Heinrich Heine, Jan Wellem. Beuys war zwar kein Düsseldor- dem Fett in der Badewanne oder etwa der Und Heino. Autor: Ludolf Schulte Fotos: Archiv, Rolf Purpar fer, aber er hat hier am Rhein gelebt. Wer „Sehnsucht nach dem wahren Sein“ sind das tor 05 | 2021 05 T I T ELGES CH I CH TE
Der Meister des Lichts wieder da, wo es begann Das Museum Kunstpalast feiert den 90. Geburtstag von Heinz Mack Mit 21 kam der junge Hesse nach Düsseldorf, um Sie sind Bestandteil in 140 öffentlichen Sammlungen, wie so viele später bekannte und berühmte Maler darunter auch im Museum Kunstpalast. und Bildhauer an der Kunstakademie zu studieren. Viele deutsche Städte schmückten sich an ex- Mit Otto Piene bezog er 1955 ein Atelier im Stadt- ponierten Stellen mit Macks Werken. Natürlich auch teil Unterbilk. Außerdem studierte er in Köln Philo- Düsseldorf: Vor der Bundesbank-Niederlassung steht sophie. Heinz Mack experimentierte mit Licht und ein Brunnen aus drei Edelstahl-Scheiben. „Segel- Bewegung, fügte dynamische Strukturen in seine Bil- brunnen“ nennen ihn viele. Der Name des Platzes der und schuf viele Skulpuren, darunter vibrierende verrät allerdings schon zwei Jahre vor dem Mauerfall die Motivation des Jungen aus dem hessischen Zo- nenrandgebiet: Der Platz der deutschen Einheit. Die drei Segel symbolisieren BRD, DDR und Berlin. Die Ausstellung im Kunstpalast zeigt bis 30. Mai mit 100 teils raumgreifenden Arbeiten aus institutionellen und privaten Leihgaben schwerpunktmäßig sein Früh- werk aus den 1950er Jahren. Die Gemälde, Skulptu- ren und lichtkinetische Installationen ebenso wie Fo- tografien, Film, Bühnenbild und Architekturvorhaben, unterstreichen den „revolutionären Geist“ von Heinz Mack. Parallel zu Mack läuft auf einer benachbarten Etage des Museums Kunbstpalast weiter die Ausstel- lung zu C.D. Friedrich, über die wir bereits vor dem Lockdown berichteten. Weiteren Infos: www. kunstpalast.de Autor: Wolfgang Frings Foto: Manfred Blasczyk Lichtreliefs, monumentale Stelen oder reflektierende Kuben, dann Rotoren, bei denen Elemente mittels Motoren bewegt werden. Mit Piene begann er im Atelier an der Glad- bacher Straße 69 eine Ausstellungsreihe. Daraus ging 1957 die berühmte ZERO-Gruppe hervor, der sich dann auch Günter Uecker anschloss. Die Karriere nahm Fahrt auf, die Welt wurde Macks zweiter Ar- Kompetenz nutzen MAKLER beitsraum. Mit dem „Sahara-Projekt“ installierte er ab 1962/63 mehrfach in den Wüsten Afrikas seinen ist einfach. Nr. 1 „Jardin artificiel“ mit Sandreliefs, Spiegeln, Flügelre- S liefs, Segeln, Fahnen oder riesigen Lichtstelen. Dort S - Finanzgruppe zusammen mit der LBSi NordWest It. Zeitschrift Immobilienmanager 2020. beteiligte er sich schließlich an einem Film über seine Kunst. Auch in der Arktis setzte er Objekte in Szene, arbeitet mit Eis und Feuer. Wenn man seine Immobilie Heinz Mack zeigte seine Werke und präsen- mit der Nr. 1 verkauft. tierte ZERO auf der Kasseler Documenta, der Bi- ennale in Venedig, im New Yorker Guggenheim- Museum, dem Berliner Gropius-Bau, dem Stedelijk Museum Amsterdam oder im Istanbuler Sakip Saban- ImmobilienService der ci vor fast 700.000 Besuchern. Licht war und ist sein zentrales Thema. In rund 400 Einzel- und viele Grup- kskd.de/immobilien 0211 / 873-17220 Im Auftrag der LBS Immobilien GmbH NordWest penausstellungen wurden seine Arbeiten zugänglich. M A C K- A U S S T E L L U N G 06 das tor 05 | 2021
Lebenslust in Hochsee- Containern verstaut Demnächst auch Tango am Rheinufer – Es gibt aber auch Kritik Andreas Knapp, ein Architekt und Unternehmer, ist gen bei drohendem Hochwasser abgebaut überzeugt: „Die Menschen werden das neue Rheinu- werden können. So entstand die Idee mit fer liebgewinnen.“ Was der 56jährige mit „neu“ den Hochsee-Containern. Von denen gibt meint, sind alle Veränderungen, die das Projekt „Stadt- es jetzt einige am Ufer – einschließlich To- strand“ mit sich gebracht hat. Begeistert spricht er iletten-Wagen. von der „Elfenrheinküste“ und lässt gleich auch einen Diese Optik stößt auf Kritik. „Die Hauspoeten ran. Der Tag plätschere mit dem Rhein Dinger am KIT und hier oben bei mir am im Duett, formuliert der noch unbekannte Schwär- Robert-Lehr-Ufer sind abgrundtief häss- mer. lich und billig aussehend. Wenn ich den Andreas Knapp Das Stück Düsseldorf, das sich gerade in Containerturm sehe, bekomme ich Schnappatmung“, Richtung Lebenslust verändert, ruft allerdings nicht schreibt eine Anwohnerin. Bei der Stadt und übrigens nur Begeisterung hervor. Zu den Skeptikern des neu- auch bei den Jonges sind mehrere solcher Briefe ein- en Strandlebens zwischen drei Rheinbrücken rechnet gegangen. Auch im KIT (Kunst im Tunnel) rümpft sich auch Baas Wolfgang Rolshoven: „Den Container- man die Nase. Die FDP-Ratsfrau Monika Lehmhaus Turm an der Oberkasseler Brücke finde nicht nur ich spricht gar von einer Fressmeile. Auch der Baas hält hässlich.“ den Standort am Mannesufer für nicht geeignet. Die Knapp spricht nicht gerade bescheiden vom Container verschandeln die Rheinfront an dieser Stel- „Düsseldorf-Turm“. Wer nah genug rangeht, zählt le. vier mit Stadtmotiven bemalte und aufeinander ge- Unterschiedliche Sichtweisen findet Knapp stellte Container, die alle nutzbar sind – unter ande- ganz normal. Er weiß aber nicht nur die Mehrheit rem mit einer Bar.Wenn er wollte, könnte der Unter- des Stadtrates hinter sich, sondern auch 100 000 Men- nehmer dort auch noch aufstocken. Die Stadt habe bis schen, die sich vom Standstrand in 2020 angezogen zu sechs Container genehmigt, sagt er. gefühlt haben. Behutsam, so verspricht er, soll das An- Freizeit für den gehobenen Anspruch ver- gebot erweitert werden. Tangotanzen am Ufer? Auch spricht der 56jährige durch den Stadtstrand, der kein das soll möglich werden. Ballermann sein will und an dem es gesittet zugehen Mag auch sein, dass am Rheinufer Künstli- soll. Kein Müll und auch kein Lärm. Aber auch nicht ches und Kunst bald zusammenfinden. In den Sozi- so ruhig wie in einem anderen Projekt, das er gerade alen Medien ist „Frauenkunst“ abgebildet. Sie zeigt vorantreibt. In der aufgegebenen evangelischen Kir- sich an den wuchtigen Mauern, die Kasematten hei- che Duisburg-Homberg baut er gerade ein Kolumba- ßen. Noch sind es Einzelbilder, die dort eher wie Pro- rium für 3.500 Urnen ein. visorien wirken. Bei Knapp ist jedoch die Neugier Mit dem Verschwinden der Uferstraße in ei- bereits geweckt. Neues will er wagen, mit Verände- nem Tunnel hat sich die Stadt optisch dem Rhein ge- rung Denkanstöße initiieren. Dabei setzt er nicht zu- nähert. Der Blick von der Kniebrücke in Richtung letzt auf Toleranz. Autor und Foto: Ludolf Schulte Norden „hat was“. Dort, wo das Grün sprießt, pick- nicken Familien. Tausende nutzen das gastronomische Angebot im Bereich der Pegeluhr. In dem Bestreben, das Freizeitleben am Ufer zu ordnen und ein Ange- 19 9 4 bot zu schaffen, veranstaltete die Stadt auf Beschluss IE D S E IT M ITG L des Rates einen Wettbewerb, aus dem Knapp mit sei- nem Projekt „Stadtstrand“ als Sieger hervorging. Der HÖREN Architekt hatte mit seiner Präsentation in den Frakti- VERSTEHEN onen überzeugt und dargelegt, dass es ihm um eine at- HANDELN mende und junge familienfreundliche Stadt gehe. 1,2 Millionen Euro will er in der Vertrags- laufzeit von fünf Jahren investieren. Die Stadt hat ihm ziemlich harte Auflagen gemacht: Sand darf er nicht T E L . : 0 2 11 / 1 7 3 4 5 0 INFO@HOERGERAETE-AUMANN.DE schütten. Und was er aufbaut, muss binnen drei Ta- W W W. H O E R G E R A E T E - A U M A N N . D E das tor 05 | 2021 07 R H EI N U FER
Corona: Jonges im Fahrdienst Versprochen, gehalten: Das Angebot des Jonges-Vor- standes, älteren Semestern beim Impftermin - wenn gewünscht - organisatorische Hilfe zu leisten, ist bei den Mitgliedern gut angekommen. Karl Heinz Krieg- leder (84) von der Tischgemeinschaft „Jan Wellen“ war der erste, der sich gemeldet hat. Geschäftsführer Jochen Büchsenschütz stand mit Fahrzeug pünktlich vor der Tür. Er hatte sich eigens noch testen lassen. Im Impfzentrum begegnete das Ehepaar Kriegleder ausnahmslos freundlichen Menschen. Die Mitarbeiter erkennen offenbar schnell, ob jemand nervös ist. Bei Ausgabe der Unterlagen fragten gleich zwei Mitarbeiter übrigens nach den Jonges und de- ren Selbstverständnis. Man kommt eben ins Gespräch. Büchsenschütz: „Ich habe beiden meine Visitenkarte in die Hand gedrückt.“ Auch der impfende Arzt kannte sich aus mit nervösen Kunden. Die Kriegleders waren erleichtert. Nach einer vorsichtshalber eingebauten Beobach- tungszeit, die man in Anspruch nehmen kann, aber nicht muss, ging’s schon wieder heim. Mit einem Dankeschön auf den Lippen. (en) Netzwerken und Freude schenken Unter dem Motto „Netzwerken und Freude schenken“ hat Jongesbaas Wolfgang Rolshoven das neue Taschenlabel mit Sitz im Düsseldorfer Medienhafen, LES VISI- ONNAIRES, mit der Frauenberatungs- stelle Düsseldorf e.V. zusammengebracht. LES VISIONNAIRES hat für Frauen, die dort Hilfe suchen, über 100 Handtaschen gespendet um Frauen – gerade zu der jet- zigen Zeit - eine kleine Freude zu berei- ten. Die Leiterinnen Eva Inderfurth und Etta Hallenga haben diese dankbar entge- gengenommen. Das Foto zeigt von links: Etta Hallenga, Eva Inderfurth, Aliki Tzourm- bakis von LES VISIONNAIRES und Wolfgang Rolshoven. A US DE M J O N G E S H A U S 08 das tor 05 | 2021
Sogar in Turnschuhen Auf einen Kaffee mit dem Baas Der Rotonda Business Club versammelt in einem Netzwerk Gründer,Vordenker und Macher Junge Leute, die von Clubs reden, bewe- neten Thomas Jarzombek. gen sich im Nachtleben. Von dieser Art Präsenz war gestern, digital ist Clubs unterscheidet sich Uwe Kessel ge- heute - wegen der Corona-Auflagen. Hier waltig. Er vertritt als Geschäftsführer des steht Rotonda vor ähnlichen Problemen „Rotonda Business Club“ ganz andere In- wie auch der Jonges-Vorstand. Auf wel- teressen. Kessel versammelt – deutschland- chen Wegen erreiche ich meine Mitglie- weit – Businessleute. O-Ton des Club- der, um den Kontakt zu wahren? Mehr als Managements: „Wir bringen Menschen eine halbe Stunde ging es zwischen Kes- zusammen, die für ihre Aufgaben, Ideen sel und Baas Wolfgang Rolshoven hin und und Visionen brennen – als Geschäftsfüh- her. Rotonda nutzt die digitale Schie- rer, Gründer und Investoren, als Vordenker, ne durch Veranstaltungen in Video- und Macher und Entscheider.“ Das Ganze fin- Audio-Formaten. 30 Minuten setzen das det in einem Haus nahe dem Kaiserteich, Richtmaß. Es geht nicht etwa um Vorträ- am Fürstenwall, statt. ge, sondern um moderierte Botschaften Kessel kam auf einen „Kaffee von wichtigen Leuten. Uwe Kessel beim Baas“ ins Ratinger Tor. Ein Kauf- Weltweit, so scheint es, ist das Ohr mann, 43 Jahre alt. Einer, der sich selbst in den Fokus der Kommunikation gerückt. Inszwischen ist Rolshoven un- davor bewahrt, mal so richtig auf den Putz Wissenschaftler wollen herausgefunden ter dem Titel „Der Baas trifft“ zu hören. zu hauen. Irgendwie zielt er auf Eliten, haben, dass im Kopf besonders lange hält, Die Präsenz einer Stimme, so die Wis- doch ohne das Wort in den Mund zu neh- was über das Ohr hineinkommt. Wie Pil- senschaft, schaffe Verbindungen, ja sogar men. ze aus dem Boden schießen jetzt plötzlich Nähe. Nicht falsch in Zeiten, wo Heimat- Er spricht auch nicht über die Podcasts, also Audiobeiträge, die unabhän- abende nicht möglich sind. Konkurrenz, die Industrieclub oder Wirt- gig von Orten jederzeit abrufbar sind. Autor/Foto: Ludolf Schulte schaftsclub heißt. Oder gar über Abwer- bung von Mitgliedern. Rotonda, 1999 in Köln gegründet und mittlerweile in acht deutschen Großstädten etabliert, BRORS Gold- & Silberwaren Handels- & Auktionshaus GmbH GOLD ANKAUF tritt selbstbewusst auf, wenn es um Ak- quise geht. Kessel setzt nicht allein auf die sogenannte erste Reihe, sondern aus- drücklich auch auf den Nachwuchs, auf Firmengründer, auf Startups. Auch Jung- Aktueller Kurs unter 0211 - 371900 Manager mit Turnschuhen. Sie alle sollen Wir kaufen: Gold · Silber · Platin zu einem Netzwerk zusammenfinden. In Goldschmuck ausgewählten Großstädten stellt Roton- Designerschmuck da seinen etwa 2000 ausgesuchten Mit- Zahngold (auch mit Zähnen) Altgold in jeder Form gliedern nicht nur Gesprächsräume zur ( Uhren (Rolex, Breitling usw.) Verfügung, sondern wirbt auch mit erst- Brillantschmuck klassigen Veranstaltungen und als Kontakt- lose Brillanten · Diamanten Industriegold/Silber börse. Das hat natürlich seinen Preis. Mit Münzen knapp 2000 Euro Jahresbeitrag ist man da- Tafelsilber bei. Und: Man braucht einen Bürgen oder GERN AUCH FAMILIEN HAUSBESUCHE B R O R S UNTERNEHMEN eine Empfehlung. Die lokale IHK sei in Düsseldorf an Bord, auch die Stadt mit ihrem Wirt- 1 9 8 2 schaftsförderungsamt, sagt Kessel. Im Netz findet man tatsächlich Werbefiguren wie Ö f f n u n g s ze i t e n : Fürstenwall 214 (Eckein 40215 Cor neliusstraße) Düsseldorf 0211 - 371900 die Uni-Rektorin Prof. Dr. Anja Stein- M o - Fr : 0 9 : 3 0 - 1 8 : 0 0 U h r Sa: 09:30 - 14:00 Uhr www.brors-schmuck.de beck und den CDU-Bundestagsabgeord- das tor 05 | 2021 09 KAFFE EG ES PR ÄCH
Gastkommentar Düsseldorfer Jonges - da bin ich dabei! Echte Fründe » stonn Ich bin ein zesamme Jong, weil Karneval, oder das, was davon in diesem Jahr übrigblieb, ist zwar lange vorbei, aber hin und wieder laufen einem Melodien mit guten Textpassagen hinterher ich mich für – sogar dann, wenn Text und Musik südlich von Hellerhof entstanden sind. Ich hatte „Echte Fründe stonn zesamme“ auf den Lippen, als ich mich hingesetzt Düsseldorf habe, um zu überlegen, was mir zum Thema „für einander da sein – trotz Coro- na“ einfällt. Und damit war der Text eigentlich schon fertig. interessiere Ich denke, jeder von uns kennt ein paar Geschichten, wie man sich in der Fa- milie oder im Freundeskreis auch auf Distanz auf die Sprünge geholfen hat. Die und Weinprobe mit guten Gesprächen am IPad, endlose Mutmach-Telefonate, ein offenes Ohr für Nöte, Angst und konkrete Hilfe, wenn es nötig war. Dabei wa- deshalb ren meine Freunde,Verwandte sowie Bekannte sagenhaft kreativ und haben im- mer möglich gemacht, was ging. Davon war ich begeistert- echte Fründe stonn für die Stadt zesamme – gut so! Gefallen hat mir auch, dass viele Menschen diesen Geist mit in ihre Un- ternehmen getragen haben. Möglichmacher, Aufrechterhalter, Mutmacher, Im- was tun provisierer, Helfer in der Not... Wie oft habe ich Menschen für ihren Einfalls- möchte. « reichtum bewundert. Auch bei uns in der Stadtsparkasse ging es „hoch her“, um die Wirtschaft in dieser Pandemie in Schwung zu halten. Geld ist sowas wie „der Blutkreislauf der Wirtschaft“ und damit sehen wir uns für das Überleben in ganz besonderer Verantwortung. Zwei/drei Beispiele mögen zeigen, wie wir uns für diesen Kreislauf und das „zesamme stonn“ eingesetzt haben: Bargeld und Zahlungsverkehr? Dürf- te bei uns in Düsseldorf und in Monheim kein Thema gewesen sein! Die Fili- alen waren geöffnet, über 150 Geldautomaten standen parat und unser online- Banking brummte wie nie. Die gute alte ec-Karte (die schon lange nicht mehr so heißt) entwickelte sich dank kontaktloser Bezahlmöglichkeiten zum neuen Lieblingskärtchen in der Geldbörse. Wer es noch moderner erledigen wollte, zahlte mit dem Handy oder der Uhr. Das konservativere Publikum erteilte Zah- lungsaufträge via Telefon oder schaute mal an einer unserer Sparkassenbus-Hal- testellen vorbei. Bei Unternehmern und Unternehmen haben wir in Windeseile Sofort- hilfe oder Kredite (nach 99 Stunden hatten die ersten frisches Geld auf dem Konto!) auf den Weg gebracht, Tilgungen ausgesetzt und immer wieder den Hö- rer in die Hand genommen, um zu hören, ob der Schuh drückt und wie wir helfen können. Das haben übrigens unsere Kollegen südlich von Hellerhof und Monheim auch gemacht. Aber auch die nördlich von Kaiserswerth. Mer stonn zesamme? Von Herzen gern! Tobias Snitzelaar Euer Michael einer von uns seit 7. Oktober 2014 Dr. Michael Meyer Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Düsseldorf G A S TKOM M E N TA R 10
Als Schrauber war der „Jung“ viel zu schade Dirk Kemmer: Automann, Karnevalsprinz und Chef der Prinzengarde Dirk Kemmer • D irk Kemmer ist 1964 in Düsseldorf geboren. Er ist verhei- ratet, hat drei Kinder und wohnt in Stockum. • S eit 2015 ist er CEO der Kaltenbachgruppe, einem freien BMW-Händler mit 23 Niederlassungen. • S eine Ausbildung hat er bei BMW Stapelmann in Düs- seldorf begonnen. Bei BMW hat er im Verkauf Karriere gemacht und war bereits 2009 für den Neuwagen-Verkauf in NRW verantwortlich. •V on 2012-2015 war er Chef von Maserati für Deutschland, Österreich und die Schweiz. • K emmer und seine spätere Frau Janine waren 2010 das Prinzenpaar der Landeshauptstadt. Geheiratet haben sie am 11.11.2011. • A ktuell ist er Vorsitzender und Präsident der Prinzengarde der Stadt Düsseldorf Leibgarde des Prinzen Karneval e.V. • Seit 2010 ist er ein Düsseldorfer Jong. Nach einem Manager, der von der Pike Zu Fortuna, dem Fußballclub, Die BMW-Werbung reklamiert auf gelernt, nie in einem Hörsaal geses- hat Kemmer ein inniges Verhältnis, aber die Leidenschaft für sich. Kemmer inklu- sen hat und dennoch ganz nach oben dem Segen der Göttin allein hat er nicht sive. Längst ist der vernetzte Manager an gekommen ist, muss man heute lange alles zu verdanken. BMW fördert intern seinem Sehnsuchtsort Rheinland zurück suchen. Dirk Kemmer ist einer. An der nur die nachgewiesen Besten. Dafür gibt – BMW natürlich im Gepäck. Er sitzt in Spitze etabliert, gut konditioniert und es Rankings, dafür gibt es Aufgaben, die der Holding-Geschäftsführung der Kal- glücklich. Fast möchte man sagen: Die- jeder als undankbar empfinden würde. tenbach-Gruppe. Das große Familienun- ser Mann gehört in einen Ausstellungs- In München hat man sehr wohl mit- ternehmen aus Engelskirchen verkauft an raum. Oder vielleicht auch ins Karne- bekommen, dass da einer ist, der Struk- 23 Standorten die gesamte BMW-Pro- valsmuseum. Kemmer war nämlich mal turen umkrempeln kann und erfolg- duktpalette. Und das erfolgreich. Prinz. Und Schützenkönig war er auch reich ist. Siehe Essen: Die Niederlassung Stichwort vernetzt: An der Uni mal. Im Linksrheinischen. dort stand ihm Bundesvergleich ziem- lernt man das nicht. Immer folgte Kem- Glanz umgab ihn schon als Jun- lich weit hinten und erschien unter dem mer Neigung und Begabung. In der lan- gen. Als der Vater den „Jung“ mit 15 Jah- Regisseur Kemmer plötzlich mit an der gen Reihe der Düsseldorfer Karneval- ren zu BMW Stapelmann in die Lehre Spitze. sprinzen hat er einen Sonderplatz. 2010 als Kfz-Mechaniker schickte, hatte er es BMW hat in den Mann ohne Uni verliebte er sich in seine Venetia Janine, schon mit Nobelkarossen zu tun. Ob er viel investiert, ihn vom zahlenvernarrten bis heute eine eloquente Botschafterin sich je eine würde leisten können, wuss- Verkäufer zum Betriebswirt entwickelt der Narrenzünfte. Der Boulevard hatte te er damals nicht. Auch dass es bestän- und ihn am Ende sogar nach München damals sein Traumpaar, das nicht nur die dig aufwärts gehen würde, mochte nie- geholt. Sicher sei das eine schöne Stadt, bunten Blätter ernährte. Aus dem Lie- mand ahnen. Irgendwie, so scheint es, so formuliert Kemmer heute diploma- bespaar wurde ein Ehepaar mit drei Kin- war oft jemand zur Stelle, der ihn inner- tisch, „aber nicht für mich“. Die Bemü- dern aus ersten Ehen. halb des Konzerns nach oben schubste hungen seiner Sekretärin damals, ihn in Das doppelte K, Kemmer und und erkannte: Der Dirk ist als Schrauber einen ortsangepassten Janker zu zwängen, Karneval, hat auch aktuell Konjunktur. zu schade, der muss in den Verkauf. Von blieben erfolglos. Auch als er dann für Als Vorsitzender und Präsident steht der einem Tag auf den anderen tauschte er ein paar Jahre die Farben von Maserati in Automann an der Spitze der Prinzengar- den weißen Servicekittel gegen Anzug Deutschland, Österreich und der Schweiz de der Stadt Düsseldorf, Leibgarde des mit blütenweißem Hemd und Krawat- vertrat, konnte er allenfalls auf Italienisch Prinzen Karneval e.V. Autor: Ludolf Schulte Foto: privat te. schimpfen, mehr aber auch nicht. das tor 04 | 2021 11 PO RTR ÄT
Sich schnell unentbehrlich machen! Däm Jong sinn Weit Christina Begale (50) geht gerne den direkten Weg Sie wuchs in Oberhausen auf und wollte Worten meines Vaters: „Mach Dich schnell als Kind mal Ärztin oder Richterin werden. unentbehrlich und beweise, was Du kannst!“ Aber der Vater riet ihr nach dem Abi zu ei- 2006 übernahm Begale im Nebenamt die ner Banklehre. „Nach dem Abschluss fühlte Geschäftsführung der „sportAgentur Düs- ich mich ziemlich orientierungslos, wollte seldorf“, einer städtischen Tochter und ver- mehr vom Leben.“ Irgendwann erzählte ihr antwortete bis März 2012 Markenführung eine bei Mannesmann-Demag in Duisburg und events der Sportstadt Düsseldorf. . beschäftigte Freundin, dort biete man für Brasilien ein Praktikum an. Sie schickte so- fort einfach eine Bewerbung. Die Reaktion „Mitleid kriegt man bei der Vorstellung: „Wat wollen Sie als Frau geschenkt, Neid muss man in Brasilien. Ist doch eher was für Männer?“ sich hart erarbeiten“ Christina Begale Antwort Begale: „Dann ist Zeit, dass Frauen sowas machen!“ gress und Messewesen sowie in der Mit- Nach der Rückkehr aus Brasilien Christinas kampfeslustige und loyale Bin- gliedervertreterversammlung der Gothaer Job bei der Unternehmensberatung Ro- dung mit Jochen Erwin, und sie Konflik- Versicherung land Berger und Studium in Heidelberg te so wenig scheute wie er, waren Anlass mit Abschluss bei der Deutschen Gesell- für persönliche Spitzen gegen sie. Es ging schaft für Public Relations in politischer manchmal weit darüber hinaus, dass, wer Eine Anhängerin Kommunikation. Für die Examensarbeitet austeilt, auch einstecken müsse. „Ich habe der klaren Sprache wies ihr Professor auf den interessanten neu- gelernt auszuhalten. Mitleid kriegt man ge- en Oberbürgermeister von Düsseldorf hin. schenkt. Missgunst und Neid muss man sich Die Mutter einer 12 Jahre alten Tochter lebt Also schrieb sie: „100 Tage Jochen Erwin – hart erarbeiten.“ Seit rund zehn Jahren be- seit vier Jahren mit dem Bankier und Jong Politiker als Marke.“ Sie schickte diesem das rät sie selbstständig international agierende Hanspeter Sauter zusammen, mag Famili- Manuskript zu und bekam umgehend nicht Konzerne sowie Unternehmen im öffentli- enreisen, den Garten und ihre vier Hasen. nur einen Termin, sondern gleich eine Prak- chen Sektor zu politischer und strategischer Natürlich auch Düsseldorf. Warum? „Es ist tikantenstelle in Erwins Büro für Europa- Kommunikation . Zu den Kunden der Düs- die Stadt der kurzen Wege, sehr internati- und regionale Zusammenarbeiten. Schon seldorfer Agentur „begale communications“ onal aber gleichzeitig auch überschaubare 2002 wurde sie auch Koordinatorin der gehören u.a. Lidl, Gauselmann AG, Scheren Heimat der rheinischen Lebensfreude. „Ich Olympia Bewerbung „Düsseldorf Rhein- Logistik. mag Zuverlässigkeit, Kalkulierbarkeit und Ruhr 2012“ und steuerte als Referentin im Christina untersucht das gesellschaftliche Loyalität. Ich bin direkt, eine Anhängerin Rathaus die Entwicklung Düsseldorfs zur und politische Umfeld der Unternehmen der deutlichen Sprache.“ Mit umständli- Sportstadt. Zudem erhielt Christina Begale und entwickelt Lösungsstrategien, politi- chen und „falschen“ Menschen hat sie Pro- die Leitung des Büros des Stadtoberhauptes sche PR-Kampagnen und bietet sich an als bleme……, die allerdings auch mit ihr. Mit bis zu dessen Tod 2008. Wie gelang diese Moderatorin und Mediatorin beim Dialog Joachim Erwins Familie verbindet sie weiter schnelle Karriere? „Weil Joachim Erwin mit Politikern, Behörden und NGO’s . Sie eine enge Freundschaft. Angela Erwin ist die ein Macher war, der klare Ansagen und Ent- ist unter anderem Vollversammlungsmitglied Patin ihrer Tochter Allegra. scheidungen pflegte und sich meiner Loya- der IHK Düsseldorf, sitzt im deren Aus- lität sicher war. Aber ich folgte auch den schüssen für Mittelstand, Tourismus, Kon- Autor: Wolfgang Frings Foto: privat DIE NATUR IST UNBERECHENBAR! „Ich möchte mich sicher fühlen. Versichern Sie jetzt Ihr Hab und Gut mit unserem Vor allem Zuhause.“ Basis-Paket „StarkregenPlus“ gegen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Rückstau durch Starkregen. Geschäftsstellenleiterin Doris Greinert Neusser Str. 82 · 40219 Düsseldorf · Telefon 0211 3006600 doris.greinert@gs.provinzial.com Sie finden uns unter: facebook.com/Provinzial Rheinland Doris Greinert GÖLZNER – RICHTIG GESICHERT – Mehr auf www.goelzner.de oder unter 0211/86 66 10 DÄM JON G S IN N W E IT 12 das tor 05 | 2021
Vom Bleisatz zur Markenpflege Ingo Kabutz setzt auf Zuhören, Empathie und Autentität „Wie war Dein Weg?“ frage ich den Di- plom-Sozialwissenschaftler, Markenbe- rater und Publizisten Ingo Kabutz ”Un- übersichtlich und kurvig. Mir war nicht bewusst, wieweit ich komme. Liebevol- les Elternhaus aber Karriereplanung im porter, Cutter und Sprecher bearbeitet er Selbstversuch“. Sein Grundsatz „Un- Themen aus Wirtschaft, Kultur und Ak- ser Kopf ist rund, damit das Denken die tuellem. Nebenher erlernt Ingo professi- Richtung wechseln kann“ (Francis Pica- onelles Fotografieren. Wie gesagt: Immer bia), Ingo Kabutz entscheidet sich früh weiter! immer für Neues. Das ihm heute Wich- tigste wagt er erst spät: Nach Jahrzehn- ten in der Region Dortmund mit seiner Agentur statt Anstellung ersten Frau und Tochter treffen sich Ingo und seine neue große Liebe. Vor dreiein- Ingo gründet 1989 seine eigene Marken- halb Jahren zieht er mit ihr in Düsseldorf agentur. Kunden: WDR, Private Radio- zusammen. Nun glücklich am Rhein ge- stationen, Flughafen Dortmund, Bertels- lingt es ihm, das Hamsterrad eines vielbe- mann, dm, das Land NRW, Bahn, VRR. schäftigten Markenberaters zumindest et- Nach erfolgreichen Kampagnen – An- was zu verlangsamen. fang der 2000er - spezialisiert sich der Pionier für digitale Herstellung von Wer- bemitteln mit seinem „Team Kabutz“ auf Immer weiter Arbeit für Gebäudetechnologie, Messe- und Maschinenbau. Unter den Kunden Ende der 1960iger geht der Sohn eines z.B. Schüco und Grohe. Seine Aufgaben: Stahlarbeiters aus Unna zunächst den vor- Strategische Markenentwicklung und Ingo Kabutz gezeichneten Weg: Mit 14 Lehre als Schrift- digitale Kommunikation. Er lernt vom setzer bei einem renommierten Verlag. Der wachsenden Kundenkreis und kooperiert Gutenberg-Jünger erkennt die Strahlkraft mit bekannten Agenturen wie Grey. Steu- brächten dazu nicht viel. Besser taugten von Marken, damals noch in Blei. Bereits erberatungs- und Anwaltskanzleien sowie Tiefeninterviews. Aber: „Finger weg vom als Geselle berät Ingo gestandene Unter- größere Privatarztpraxen beauftragen ihn. Markenkern! Wer das Logo ändern will, nehmer, gestaltet Firmenbroschüren, bleibt Die Agentur heißt mittlerweile „Stella“. hat große Chancen, den Auftrag zu ver- hungrig. Erst bis zum Design-Fachabi- Zusätzlich publiziert Kabutz den Mar- lieren.“ tur. Dann mit Kulturpädagogik-Studium ken-Blog „pure-lebenslust“ sowie Kun- an der FH Dortmund. Nach dem Dip- denzeitschriften, verlegt Bücher, organi- lom startet er endgültig in seinen Traum, siert Events und Festivals. Mach nur, was Du kannst studiert an der Ruhr-Uni Bochum Wirt- „In Zukunft wird alles digital schafts- und Sozialwissenschaften. Schwer- durchschaubar. Niemand kann sich mehr Alles glatt gelaufen also? Nein. 1976 er- punkte: Marketingforschung, Psychologie, verstecken. Empathie und Authentizi- leidet Ingo in Paris beim Campen einen Philosophie. Sein Abschluss: Diplom-Sozi- tät spielen eine immer größere Rolle.“ Unfall mit 65 Prozent Hautverbrennun- alwissenschaftler. Der Glaube, man sei als Chef der Größ- gen. „Meine Nahtoderfahrung wirkte si- Stets ist Ingo fixiert auf seine Lei- te, wisse alles, sei ein Irrtum. Ein Chef sei cher auf spätere Lebensentscheidungen.“ denschaft: Marke und Markt, Analysen und nur dazu da, „Leitplanken“ für seine Leu- Rezepte für seine Beratertätigkeit? „Ma- Zukunftsstrategien. Das Studium finanziert te zu bauen, damit die nach dem Gespür che nur, was Du kannst. Biete nur an, was er mit einer Teilzeit-Planstelle beim Kul- für die Bedürfnisse von Kunden agieren, Du beherrschst!“ Und wie kam der West- turamt Schwerte. Parallel erarbeitet sich meint er. Professionelles Arbeiten reiche fale zu den Jonges? „Über die Jahre lernte Kabutz sein journalistisches Handwerks- nicht mehr. „Der, dem die Kunden am ich viele Jonges kennen. Wenn Du dann zeug, berichtet in Dortmund und Unna meisten vertrauen, gewinnt. Der Kunde Rolshoven begegnest, geht es nicht mehr als „Fester Freier“ bei WAZ und WDR fragt: „Welcher Marke können ich und darum ob Du Mitglied wirst, sondern nur und lernt: „Wer fragt und zuhört, führt meine Abnehmer am meisten oder bes- noch wann!“ Autor: Wolfgang Frings Foto: privat die Debatte“. Als Autor, Redakteur, Re- ser: blind vertrauen?“ Massenumfragen das tor 05 | 2021 13 UN T ERN EHMEN VO N J O N G ES
Der stille Tod eines Mauerkünstlers Christophe Emmanuel Bouchet wurde international gefeiert Die Kunstszene trägt Trauer. Nicht nur Mauer bemalen lassen. Mit farbenfro- in Düsseldorf, sondern auch jenseits der hen Bildern haben dort die beiden Fran- Grenzen. zosen Bouchet und Thierry Noir ihre Christophe Emmanuel Bou- Handschrift hinterlassen. Nicht jeder chet ist tot. Er, den sie den Mauerkünst- wird gewusst haben, dass Kunstwerke ler nannten, starb in seinem Atelier an der des vollbärtigen Bouchet in Museen und Ackerstraße in Flingern. Ganz still. Der Sammlungen auf der ganzen Welt hängen. Franzose nannte sich selbst einen Kos- Der fast gehörlose Bouchet wird mopoliten und Freigeist. Ab und an be- international als Mauerkünstler gefeiert. zeichnete er sich auch als Revolutionär. Street Art, so nennt man die Art und Weise, Eingrenzend einen „Revolutionär mit mit der er sich gegen den „Antifaschisti- Farbe“. Nein, ein Düsseldorfer Jong war schen Schutzwall“ des Arbeiter- und Bau- er nicht. Und doch ist er plötzlich Thema. ernstaates DDR auflehnte. Kein Zwei- Kunstsammler und Autor Andreas Junge fel: Als er die Mauer mehrfach anbohrte von der 63 Mitglieder zählenden Tischge- und dort u.a. ein Waschbecken, eine Tür meinschaft „Braseler“ denkt in Richtung und ein Pissoir als Hommage an Marcel Vereinsvorstand laut und regt einen Erin- Duchamp anbrachte, hatte er die lebens- nerungsort für den nur 61 Jahre alt gewor- bedrohliche Aufmerksamkeit der Gren- denen Franzosen an. zer für sich. Bouchet übermalte das Grau Den gibt es bereits – allerdings der Mauer. Kunstsammler und langjähri- nicht über eine Beschriftung wahrnehm- ger Freund Andreas Junge über Bouchet bar. Die ambitionierte katholische Grund- „Christophe ist weltbekannt für seinen schule in Niederkassel an der Niederkas- Mut und den Kampf gegen die Mauer. seler Straße hat unter großem Hallo der Die bemalten Mauerstücke von Thier- Kinder vor drei Jahren eine hässliche ry Noir und Christophe Bouchet befin- den sich heute in Museen auf der ganzen Welt“. Glänzend war sein Leben nicht. Trotz einer schweren Hörbehinderung konnte er an namhaften Hochschulen in Frankreich Kunst studieren, in Deutsch- ker“ sich die Schulmauer in Niederkassel land lebte er jedoch zeitweise obdachlos vornehmen konnten, verdankten sie Bü- in verlassenen Häusern und malte auf alte gers. Dessen Sohn ging dort nämlich zur Beratung · Vermietung · Verkauf Bettlaken. Dass es in den Wochen vor sei- Schule. Der Vater gehört auch zu den Bra- nem Tod noch Auseinandersetzungen um selern. Klüssendorff Immobilien GmbH die Gültigkeit einer französischen Ge- In Düsseldorf wollte Bouchet Geschäftsführer: Jan Klüssendorff (Mitglied der „Blootwoosch-Galerie“) sundheitskarte gab, passt irgendwie ins seinen Lebensabend verbringen. Junge Bild. Mit seiner Kunst erzielte Bouchet traurig: „Der Tod von Christophe ist ein Gartenstraße 48 jedoch stets ungeteilte Aufmerksam- großer Verlust, er war immer sehr groß- 40479 Düsseldorf keit. Unvergessen ist seine große Ausstel- zügig und offen zu allen Menschen.Vie- Telefon 02 11 – 5 57 99 11 lung im Greifswalder Max-Planck-Institut len ist nicht bewusst, welche Bedeu- Fax 02 11 – 5 57 99 12 (2007). In der Presse wurde beachtet, als tung er in der Kunstgeschichte hat“ der Schauspieler Roger Moore ein Ge- Der britische „Guardian“ nannte Noir info@kluessendorff.com mälde von Bouchet erwarb. und Bouchet mit Ihrer Mauerkunst im www.kluessendorff.com 2019 hat sich der Fall der Mauer Todesstreifen der DDR die „Pionie- zum 30. Mal gejährt. Im Gehry Haus am re der Streetart“ und würdigte sie in ei- Zollhof veranstaltete das Rhein Asset Ma- nem umfassenden Artikel. Das Projekt nagement mit dem Finanzberater Mark in Niederkassel ist das letzte gemeinsa- Bügers an der Spitze in diesem Jahr einen me Projekt der beiden namhaften Mau- Erinnerungsabend, zu dem auch die bei- erkünstler gewesen. Düsseldorf kann sich den Freunde Bouchet und Noir eingela- darüber glücklich schätzen. Mitglied im Ring Deutscher Makler Autor: Ludolf Schulte den waren. Dass die beiden „Streetwor- Foto: privat K UNS T 14 das tor 05 | 2021
Der Der Mann, Mann, der der die die Stadt Stadt EN • rettete rettete ESS UNVERG UNVERG ESS EN • Aloys Odenthal bewahrte Düsseldorf Aloys Odenthal: 1945 vor der totalen Zerstörung Sohn und Enkel, beide Mitglied bei Düsseldorf ist im April 1945 eine Stadt in Trümmern. den Jonges, halten Durch alliierte Luftangriffe sind seit Mai 1940 mehr ihrem Großvater in als 5.000 Zivilisten getötet worden, rund 90 Prozent Ehren. der Gebäude im Stadtzentrum sind beschädigt und die Hälfte ganz zerstört. Seit Februar 1945 ist Düsseldorf zudem Frontstadt: Teile der 83. US-Infanteriedivision haben Neuss und die linksrheinischen Stadtteile be- setzt. Reichsverteidigungskommissar Friedrich Karl raten worden. Noch in der Nacht zum 17. April wer- Florian reagiert mit dem Befehl „Verbrannte Erde“. den fünf Männer wegen Kriegsverrats verurteilt und Die Rheinbrücken werden gesprengt, bei allen Versor- erschossen – unter ihnen auch Franz Jürgens, nachdem gungseinrichtungen und Verkehrsmitteln ist das auch heute der Platz vor dem Polizeipräsidium benannt ist. geplant. Die Bevölkerung soll Düsseldorf verlassen. Wie wichtig die Rettungstat von Odenthal Um die Stadt vor dem völligen Untergang und Wiedenhofen war, haben beide erst später erfah- zu bewahren, braucht es ungeheuren Mut. Wer sich ren: Für den 17. April hatten die Alliierten um 1.10 den Befehlen der Nazis und ihren Schergen wider- Uhr einen Luftangriff mit 800 Bombern geplant. setzt, wird erschossen oder gehängt. Wer Kontakt zu Die Stadt Düsseldorf dankte Aloys Odenthal den Alliierten sucht, kann nicht sicher sein, dass diese im Jahr 1985, indem sie ihn zum Ehrenbürger mach- Annäherung richtig verstanden wird. Die weiße Fahne te. Interviews zu den Ereignissen im April 1945 fie- bietet keinen ausreichenden Schutz. len ihm immer schwer, nur vereinzelt hat er sich dazu Der damals 33jähr ige Architekt Aloys gezwungen: „Ich muss. Ich bin es meinen Freunden Odenthal, er gehört zur Widerstandsgruppe um den schuldig.“ Aus diesem Grund ging der gläubige Ka- Rechtsanwalt Karl August Wiedenhofen, riskiert im tholik auch gelegentlich in Düsseldorfer Schulen, um April 1945 sein Leben, um die völlige Zerstörung sei- Kinder und Jugendliche über die Gräuel der Nazi-Zeit ner Heimatstadt zu verhindern. Die Rettungsaktion aufzuklären. „Rheinland“ geht in die Geschichtsbücher ein. Mit Unverständnis reagierte Odenthal auf die Ausgestattet mit einem Passierschein vom Tatsache, dass die Todesurteile für seine Freunde von Kommandeur der Schutzpolizei Franz Jürgens mach- 1948 bis 1952 in vier Gerichtsverfahren und letztlich ten sich Odenthal und Wiedenhofen auf, um am 16. sogar vom Bundesgerichtshof als rechtmäßig befunden April bei Mettmann die Amerikaner zu treffen und wurden. Erst 1999 (!) wurden die Männer aufgrund mit ihnen die kampflose Übergabe der Stadt zu ver- des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Un- einbaren. Die Amerikaner lassen sich auf diesen Deal rechtsurteile juristisch rehabilitiert. ein, misstrauen dem Angebot jedoch. Odenthal und Odenthal hat bis zu seinem Tod im Jahr 2003 Wiedenhofen werden am 17. April 1945 beim Ein- als Architekt gearbeitet. „Bis acht Wochen vor seinem marsch der US-Truppen auf dem ersten Panzer plat- Tod ist er noch jeden Morgen um acht Uhr im Büro ziert. „Wenn was faul ist, seid ihr dran“, drohen die gewesen“, erinnert sich sein Sohn Benedikt – wie sein Amerikaner. Vater Mitglied der Jonges. „Natürlich wurde auch Dass die Übergabe der Stadt ohne nennens- gefeiert“, bestätigt er: „Denn er war ein lebensfroher werte Kampfhandlungen erfolgt, war nicht zu erwar- Mensch.“ Aloys Odenthal – in Düsseldorf und bei den ten. Denn die Aktion „Rheinland“ ist unmittelbar Jonges unvergessen. Autor: Joachim Umbach Fotos: Stadtarchiv Düsseldorf, nach Odenthals Aufbruch in den Osten der Stadt ver- Jonges-Archiv das tor 05 | 2021 15 UNVER G ES S EN
Mehr Fortuna geht nicht „ 1 2 5 J a h r e F 95“ von Tom Koster u.a. (Hrg. Fortuna Düsseldorf) Sie sind was für diplomierte Fortunawissen- beeindruckend auch soziale Entwicklun- schafter und für Hardcore-Fans, diese zwei gen. Bis weit nach dem 2. Weltkrieg wa- schweren Bände über das Auf und Ab des ren nur Männer auf Platz und Tribüne, dort Traditionsclubs vom Rhein, „125 Jahre F eng aneinander ohne Zaun zwischen Ra- 95“. Mehr noch: Die Vereinsgeschichte ist sen und Fans. Man durfte damals sogar un- ga. Mal ging es nach München, Kiew oder eingebunden in die Stadtgeschichte sogar gehindert auf angrenzende Bäume und in nach Basel zum Europacup-Finale, mal in seit 1193. Da wurden alle möglichen Quel- Flutlichtmasten klettern um seine Mann- die Provinz nach Bocholt und Teveren. len ausgewertet, viele Dokumente und Fo- schaft zu bewundern und anzufeuern, trug Die erfolgreichen Zeiten ließen tos abgebildet. Man erfährt z.B., dass der scheinbar moderne Frisuren. „Undercut“ wieder Spieler groß und zu Stars werden: Club in den Anfängen durch mehrere Fu- ist also keine Spielermode von heute. Toni Turek, Erich Juskowiak, Jupp Der- sionen kleinerer Vereinen entstand und zu- Oft kamen mehrere Zehntausend wall, Peter Meyer oder die Brüder Allofs. erst „Alemania“ hieß. Das vorbeifahrende Besucher zu den Spielen der Flingerer. Tolle Fotos belegen Feiern, große Auftrit- Pferdefuhrwerk einer Brotfabrik namens Zweimal sogar 100 000. In schlechten Zei- te und Reisen, ob nach Algier, New York, „Fortuna“ soll Aktive des Vereins 1912 zum ten aber oft nur wenige. Es folgten Legen- Madrid, Teheran oder Ghana. Immer mit neuen und bis heute bestehenden Vereins- den und Nationalspieler der Fortuna wie einer Menge Geschichten und Fotos. Ris- namen inspiriert haben. Ernst Albrecht und Paul Janes. Die Autoren tics Pattex-Stuhl, Helge Achenbachs Präsi- Und schon sind wir beim Wesent- lassen die Zeit des Nationalsozialismus und dentschaft und viele Aufstiegspartys. Eine lichen. Natürlich liest man auch viele Zah- auch die Entnazifizierungsverfahren nicht Kapitelüberschrift könnte die beide Bän- len und Tabellen, aber das wichtigste sind aus, widmen dem viele Seiten, belegt mit de bestens betiteln: „Sage als Fortune nie, es die Spielerportraits mit einer Menge sehr Dokumenten. Ergebnis: Es dominierten ginge nicht schlimmer“. Aber ehrlich: Hät- persönlicher und oft amüsanter Geschich- die Mitläufer, so wie bei anderen Vereinen te es sonst auch so viel Jubel und glanzvolle ten. Über die Stadt-, Bezirks- zur deutschen auch. Nach dem 2.Weltkrieg dann das Rauf Wiederauferstehungen gegeben? Meisterschaft 1933, über viele spektakuläre und Runter, sogar mal bis in die Oberliga, Autor: Wolfgang Frings Pokalschlachten. Die Fotos dokumentieren aber immer wieder zurück in die Bundesli- Gratulation: Hahlhege wurde 70 Vizebaas Dr. Reinhold Hahlhege ist 70 Jahre alt geworden. Ein Grund zum Feiern sicherlich. Aber nicht in Corona-Zeiten. So ist´s denn ein Fest im engsten Familienkreis geworden. Die Öffentlichkeit nimmt diesen runden Geburtstag nicht etwa als Fußnote wahr. Denn mit seiner „Gesellschaft für Pro- jektsteuerung & Controlling“ übernimmt Hahlhege an der Front wichtige Funktionen für Bauherren: Er tritt auf die Kostenbremse, wenn das Preisgefüge zu bersten droht. Zuletzt, sorgsam von der Öffentlichkeit beobachtet, bei der Dach- und Fassadensanierung des Schauspielhauses. Und auch bei den Überlegungen zur Zukunft der Oper spielt Hahlhege eine zentrale Rolle. Um Projekte kümmert sich der leidenschaftliche Golfer bei den Jonges schon seit 2012. Da wurde er – zwei Jahre nach Eintritt in den Verein – zum 1. Mal in den Vorstand als Vizebaas gewählt. Seitdem organisiert er nicht nur große Feste/Jubiläen und den Charity-Abend, sondern verantwortet auch die Vergabe von drei Förderpreisen (Musik, Handwerk, Wissenschaft). Für das wohl schwierigste aktuelle Projekt ist er ebenfalls der Steuermann: Wenn eben möglich, soll die Installation „Wateregg“ (Jröne Jong im Hof- garten) bald wieder funktionieren ... Autor: ls B UC HTI P P / H A H L H E G E W U R D E 70 16 das tor 05 | 2021
„Wenn Corona irgendwann vorbei ist …“ Ein Kommentar von Dr. Oliver Klöck Webex Session, Home Office, Homeschoo- haben. „Wenn Corona irgendwann vorbei Im September wählen wir einen ling, Social Distancing – seit einem Jahr ist“, werden wir bestimmt alles tun, um zur neuen Bundestag. Bis dahin werden die leben wir alle im Ausnahmezustand. Wir Normalität zurückzukehren.Wir Menschen meisten, die es wollen, geimpft sein, verläss- haben neue Begriffe lernen müssen, wir sind nicht gemacht für Ausnahmezustand. liche Corona-Tests werden vermutlich zum erleben Tag für Tag, dass das bisher Selbst- Wir brauchen Klarheit, Sicherheit, Routine. Alltag gehören.Wir sollten die Diskussionen verständliche nicht mehr selbstverständlich Und unsere Gesellschaft braucht im nun beginnenden Wahlkampf nicht zur ist.Virologen bestimmen die öffentliche De- Zusammenhalt. Unser Verein, unser Stadtteil, Abrechnung mit Fehlern nutzen, von denen batte, jeder hat inzwischen seinen Lieblings- unser Düsseldorf, unser Land – wir dürfen in diesen Zeiten der Unsicherheit vermut- Epidemiologen. Wir haben uns mehr oder uns nicht auseinanderdividieren lassen. Die lich manche unvermeidlich waren.Wir soll- weniger in dieser Pandemie eingerichtet. Politik, aber auch wir alle werden uns dafür ten erst recht nicht den Verschwörungstheo- Einige haben liebe Angehörige verloren, vie- einsetzen müssen, Kinder und Jugendliche retikern auf den Leim gehen, die längst dabei le haben Angst um ihre Jobs, Selbstständige zu unterstützen, ihre Lernrückstände aufzu- sind, diese schwierige Zeit für ihr Ziel der sehen ihr Lebenswerk bedroht, Unterneh- holen, ihre biografischen Brüche zu über- Entsolidarisierung und die Suche nach Sün- mer quälen sich durch Förderanträge. Kin- winden und wieder an die Zukunft zu glau- denböcken zu missbrauchen. Sondern uns der vermissen ihre Kumpels, Eltern werden ben. In die Krise geratene Firmen, arbeitslos daran erinnern, was unsere Gesellschaft im aufgerieben zwischen Videokonferenzen, gewordene Arbeitnehmer und Selbstständige Innersten zusammenhält: Gemeinsinn.Wenn Hausaufgabenhilfe und Lego … brauchen Hilfe, um neu Fuß zu fassen. Und dieser etwas altmodische Begriff den Neu- Soziologen und Psychologen wer- wir alle werden lernen müssen, das – auch beginn nach der Krise bestimmt, können den noch jahrzehntelang darüber forschen, ohne Pandemie – komplizierte Verhältnis wir später sagen: „Wir haben es gemeinsam welchen Einschnitt diese Pandemie für uns zwischen Nähe und Distanz neu auszulo- geschafft, und wir haben dabei niemanden alle bedeutet. Vermutlich werden sie fest- ten und in einer pluralistischen und offenen zurückgelassen.“ Das wäre nicht die schlech- stellen, dass wir Menschen ein Talent für Gesellschaft ein neues Gemeinschaftsgefühl teste Bilanz – und ganz sicher eine Lehre für und ein Grundbedürfnis nach Normalität zu entwickeln. künftige Krisen … Medientechnik. Beratung. Detaillierte Planung. Montage. Einrichtung. Individuelle Programmierung. Anwenderschulung. Dokumentation. Kontakt +49 211 5377-120 oder kauf@sigma-av.tv Technik & Zukunft SIGMA System Audio-Visuell GmbH Professionelle Präsentationstechnik Verkauf : Vermietung : Service Schiessstraße 53 : 40549 Düsseldorf www.sigma-av.tv Düsseldorf : Berlin : München
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