DER LETZTE MACHT DAS LICHT AUS? - SCHWERPUNKT Aus dem Krieg in ein sicheres Zuhause - vdw Sachsen
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1.2022 DER LETZTE MACHT DAS LICHT AUS? SCHWERPUNKT IM DIALOG Aus dem Krieg in ein Sächsischer Staatsminister sicheres Zuhause Thomas Schmidt (CDU)
Krisen und Katastrophen sind zwei ziemlich inflationär be- nutzte Begriffe. Im Kampf um die mediale Aufmerksam- keit müssen es wohl kräftige, angstmachende Formu- lierungen sein, um die Menschen aufzurütteln. Und da wird der „Größte Anzunehmende Unfall”, der GAU, schnell auch mal zum Super-GAU, obwohl der Superlativ längst aus- geschöpft ist. Aber vielleicht kommt demnächst trotzdem auch noch der Mega-Super-GAU. Das Problem, was sich dahinter verbirgt, ist, dass diese Überreizung die Wahrnehmung trübt und die Menschen gleichgültiger macht. Denn jetzt, wo die Krise wirklich da ist, sind sich viele der Tragweite und Dramatik überhaupt noch nicht bewusst. Wir haben Krieg in Europa, nur ein einziges Land ist noch zwischen uns und dem tödlichen Konflikt. Die Folgen spüren aber auch wir schon massiv und die Wohnungswirtschaft insbesondere. Wieder suchen Geflüchtete Unterkünfte, und die Un- sicherheit, wie lange der Konflikt noch andauert, wie er endet oder ob er sich noch aus- weitet, ist enorm. Die negativen Entwicklungen, die sich schon davor abzeichneten, haben sich nun beschleu- nigt und nehmen eine existenzielle Dimension an. Die Verwerfungen im Energiesektor, vor allem bei der Gasversorgung, führen zu Preissteigerungen, die nicht nur von den Menschen kaum getragen werden können, sondern auch für immer mehr Unternehmen zum Damokles- schwert werden. Die Wohnungsunternehmen sind davon gleich doppelt betroffen. Zum ei- nen, weil auch für sie alles teurer wird, zum anderen, weil sie für ihre Mieter in Vorkasse ge- hen und überhaupt nicht klar ist, ob und wie sie die Kosten in gleicher Höhe zurückbekommen. Begleitet werden diese düsteren Aussichten von den Problemen, die es vorher schon gab und die sich nun ebenfalls in einem nie dagewesenen Ausmaß präsentieren. Inzwischen ist es fast so, dass man zynisch meinen könnte, dass die explodierenden Baukosten gar nicht mehr die wirkliche Schwierigkeit sind. Denn selbst wenn man die Projekte noch bezahlen kann oder könnte, findet man keinen, der sie auch ausführt. Hat man das Glück, noch Firmen und Handwerker zu finden und zu binden, dann bringt man am besten die Baustoffe und das Material gleich selbst mit. Gejammert wurde immer und Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. Doch das, was jetzt da ist, ist eine echte Krise, das sind fundamentale Herausforderungen. Wir aber geben nicht auf, denn wir spüren trotz aller Hindernisse den Willen und die Kraft unserer Mitgliedsunternehmen, auch diese Hürden zu meistern, auch dieses Tal zu durchschreiten. Wir als Verband stehen ihnen dabei zur Seite. Außerdem gibt es immer auch die positiven und schönen Beispiele, die zeigen, warum Wohnungswirtschaft Leidenschaft ist. Dies alles finden Sie hier in diesem Magazin. Viel Spaß beim Blättern und Lesen dieses Magazins. Ihr Rainer Seifert Verbandsdirektor
2 EDITORIAL vdw AKTUELL Das vdw Sachsen Magazin 3 INHALT/IMPRESSUM Herausgeber: 4 TITELTHEMA vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Der Letzte macht das Licht aus? Immobilienwirtschaft e. V. 12 IM DIALOG Am Brauhaus 8, 01099 Dresden Sächsischer Staatsminister Thomas Schmidt über Landesrückbauprogramm, neue Bauordnung, Tel.: 0351 49177- 0 Fax: 0351 49177-11 Altschulden, die Lage im Bausektor und die Zukunft der sozialen Wohnraumförderung Mail: info@vdw-sachsen.de 16 SCHWERPUNKT Web: www.vdw-sachsen.de • Streitthema Mietpreisbremse Verantwortlich für den Inhalt (i. S. d. P.): • Gemeinschaftliche Wohnformen: Runder Tisch in Dresden Rainer Seifert, Verbandsdirektor Ansprechpartner: 18 SCHWERPUNKT Alexander Müller, vdw Sachsen Aus dem Krieg in ein sicheres Zuhause Tel.: 0351 49177-21 Fax: 0351 49177-11 22 SCHWERPUNKT Mail: amueller@vdw-sachsen.de Neue Schnapsideen aus der Berliner Wohnungspolitik Konzept, Texte und grafische Umsetzung: 24 STATISTIK 2021 my:uniquate GmbH Zahlen, bitte! Arno-Loose-Villa Horst-Menzel-Straße 12 – 09112 Chemnitz 30 VERBANDSGESCHEHEN unter redaktioneller Mitarbeit des • Rückblicke: Management Forum & Mitteldeutsche Multimediatagung vdw Sachsen • 3 x 30 Jahre: Wir gratulieren Anzeigen: • Neu im Team: Susan Gossner scharfe media GmbH • Vor Ort & nah dran: Die Regionalkonferenzen 2022 Freiberger Straße 114 – 01159 Dresden • Kapitulation vor der Natur? Keine Option. Tel.: 0351 4244 7010 Mail: info@scharfe-media.de • Parlamentarischer Abend in bewegten Zeiten Druck: 36 ENGAGEMENT Druckerei Willy Gröer GmbH & Co. KG – Chemnitz Bad Elster: Ein Novum genau zur richtigen Zeit Fotos und Illustrationen: freshcare/shutterstock, Wohnungsgesellschaft Adorf/Vogtl. mbH, 38 ENGAGEMENT Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Altenberg mbH, Wohnbau Chemnitz: Die „Schulmacher” starten durch Radeberg Kommunale Wohnungsbaugesellschaft mbH, BMWK/ Dominik Butzmann, Bundesregierung/Jesco Denzel, beboy/ 40 ENGAGEMENT shutterstock, Foto-Atelier Klemm, ImageFlow/shutterstock, Stadt Schneeberg: Neues Leben in der „Alten Post” Dresden, Wohnbaugesellschaft Zittau mbH ,Imagesines/iStock,Woh- nungsgesellschaft Riesa mbH, Christoph Kadur/shutterstock, 42 ENGAGEMENT sivVector/shutterstock, metamorworks/iStock, Andrey Suslov/ shutterstock, Städtische Wohnungsgesellschaft Pirna mbH, Ople Leipzig: 1: 0 für gesunde Ernährung Witsanu/shutterstock, Berents/shutterstock, Susan Gossner, Art Kovalenco/shutterstock, Wohnungsbaugesellschaft mbH Bad Elster, 44 SPEZIAL GGG - Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft mbH, DaLiu/ Berater Dr. Frank Winkler im Gespräch iStock, Wohnungsbaugesellschaft Bergstadt Schneeberg mbH, ex_ar- tist/shutterstock,M.Stasy/shutterstock,clu/iStock, Ralf Rangnick 46 FÖORDERMITGLIEDER Stiftung/GEPA pictures,Winning7799/shutterstock, Oksana Mizina/ Auf Wachstumskurs: vdw Sachsen begrüßt neue Fördermitglieder shutterstock, Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH, Finanz- u. Wirtschaftsberatung Dr. Winkler GmbH, BELFOR Deutschland GmbH, 48 WELT UND WOHNEN Antoha713/shutterstock, wavebreakmedia/shutterstock, Diki Viper/ shutterstock, Simon Menges,Taurus106/shutterstock, vdw Sachsen, •Ö sterreich: Leerstandsabgabe auf dem Vormarsch my:uniquate GmbH • BGH-Urteil zu Betriebskosten: Rauchmelder nicht umlagefähig Produktionsjahr: 2022 • Städtevergleich: Relativ viele Quadratmeter für gleiche Miete in Dresden und Leipzig Copyright by: • Paris: Prestige-Projekt eingeweiht vdw Sachsen und my:uniquate GmbH 50 BILDUNG Nächster Redaktions- und Anzeigenschluss: Das neue Magazin „Bildung AKTUELL” ist da 21.10.2022 Der vdw Sachsen ist Mitglied im GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V.
VDW AKTUELL TITELTHEMA Seite : 4 DER LETZTE MACHT DAS LICHT AUS? EXPLODIERENDE BAU- UND ENERGIEPREISE, FACHKRÄFTE- UND MATERIALMANGEL, STEIGENDE BAUZINSEN, GALOP- PIERENDE INFLATION UND FÖRDERCHAOS: ES SIND KEINE GUTEN ZEITEN FÜR INVESTITIONEN IN WOHNGEBÄUDE, DIE ANGESICHTS DER KLIMAZIELE UND EINER DROHENDEN ENERGIEKRISE ABER DRINGEND NOTWENDIG WÄREN. LÄSST SICH EIN INVESTITIONSKOLLAPS NOCH VERHINDERN? Es wirkt recht unscheinbar, das kleine „Das Haus stand vor ei- Mehrfamilienhaus am Remtengrüner ner ungewissen Zukunft”, Weg 31 in Adorf im Vogtland. Baujahr erklärt Kay Burmeister, Ge- 1963, 270 Quadratmeter beheizte schäftsführer der WG Adorf, Wohnfläche, hübscher Ausblick auf ei- bei einem Rundgang. „Aber nen benachbarten Biohof. Doch schaut dann haben wir festgestellt, dass man hinter die Mauern, zum Beispiel sich das Gebäude perfekt eignen wür- in den Keller, offenbart sich schnell: de als Modellprojekt, um auszuloten, Dieses Haus steckt voller Innovatio- was in Sachen Klimaschutz und Ener- nen. Gemeinsam mit namhaften Part- gieeffizienz im Bestand so alles mög- nern wie dem Fraunhofer-Institut ISE, lich ist.” So entwickelte sich die Idee Bosch oder dem Fassadenhersteller des Forschungsprojekts – und heute Beck+Heun hat die Wohnungsgesell- steht in Adorf ein Klimaschutz-Vorzei- schaft Adorf/Vogtl. mbH (WG Adorf) gehaus, für das sich jüngst sogar der hier ein besonderes Projekt umge- Großvermieter NEUE HEIMAT TIROL in- setzt, das in Sachen Energieeffizienz, teressierte und mit einer Delegation Klimaschutz und modernes Heizen nach Adorf kam. „Auch vom Umweltde- neue Standards setzen könnte. Geför- zernat der Stadt München hatten wir dert vom Bundeswirtschaftsministe- schon eine Anfrage.” rium und unterstützt vom Forschungs- zentrum Jülich wird in Adorf am leben- Kernstück ist eine neu eingebaute den Objekt geforscht: Das Gebäude Hybridanlage zum Heizen mit Außen- wurde in bewohntem Zustand saniert luft-Wasser-Wärmepumpe und Gas- und mit neuester Technik, die zum Teil Brennwertkessel, die über eine neu- noch gar nicht am Markt ist, so umge- artige Feinregeltechnik verfügt. Sie baut, dass Energieverbrauch und CO2- wird dafür sorgen, dass der Heizwär- Ausstoß deutlich gesenkt werden. mebedarf sinkt, die Heizkreistempe-
TITELTHEMA VDW AKTUELL Seite : 5 ratur reduziert werden kann und so- dieser Entwicklungen ist der Ansatz, langfristiger Zusatzförderung mach- wohl Deckungsanteil als auch Effizienz den wir gemeinsam mit den Partnern bare Aufgabe. Im Zuge der Energie- der Wärmepumpe steigen. Kombiniert verfolgen, aktueller denn je.” markt-Turbulenzen und des Ukraine- ist die Anlage mit einem neuen Lüf- Krieges sind zudem ganz neue Fragen tungskonzept, das auf einer dezen- ERSTE ERKENNTNISSE SIND der Versorgungssicherheit hinzuge- VIELVERSPRECHEND, ABER tralen raumweisen Lüftung mit fassa- ES BLEIBT EIN PFERDEFUSS kommen, die die Sache weiter ver- denintegrierten Luftkanälen und Lüf- Das Klimaschutz-Vorzeige- komplizieren. Um tungsgeräten im Sockel basiert. Die haus in Adorf hat bereits unabhängiger von Sanierung des Gebäudes umfasste un- viel Aufmerksamkeit be- fossilen Brennstof- ter anderem den Einbau von Ver- kommen. Auch erste Er- bundfenstern sowie eine doppelte kenntnisse nach der Fer- Dämmung des Daches und der Au- tigstellung sind vielver- DIE KLIMA- ßenwand. Ein weiterer zentraler Be- sprechend: „Die Mieter SCHUTZZIELE standteil des Projekts ist die einge- haben uns eine deut- ERREICHEN WIR baute Messtechnik, die in den kom- liche Verbesserung NICHT IM NEUBAU, menden Jahren genaue Erkenntnisse der Wärmeerhaltung SONDERN NUR MIT INTELLIGENTEN darüber liefern soll, welche Effekte die und des Raumklimas LÖSUNGEN FÜR neue Anlage und die Sanierungsmaß- bestätigt”, so Kay DEN BESTAND. nahmen bringen. „Ziel ist nicht nur, Burmeister. „Bis zu die Forschung voranzubringen, son- 20 Prozent Einspa- dern auch eine gewisse Marktreife rung bei den Nebenkosten versprechen zu entwickeln, denn die Klima- wir uns, Genaueres müssen nun die fen zu werden, müsste alles noch schutzziele erreichen wir nicht im Zahlen zeigen, die erhoben werden.” schneller gehen, was den Druck auf den Neubau, sondern nur Ein Pferdefuß, der einer Marktreife Markt weiter erhöht und die Preise mit intelligen- derzeit noch im Weg steht, bleibt noch mehr in die Höhe schnellen lässt. ten Lösun- allerdings: die Kosten. „Wir haben ein Gleichzeitig sollen nach dem Wunsch gen für baugleiches weiteres Objekt, bei dem der Politik aber die Mieten nicht stei- den wir die Sanierung wiederholen könn- gen: In den Metropolen Dresden und ten, aber dafür braucht es eine deut- Leipzig, die im Bundesvergleich der lich bessere und vor allem ver- Großstädte in Sachen Mietpreise ei- lässlichere Förderung, als gentlich sehr gut abschneiden und ge- wir sie im Moment se- rade in Größenordnungen neue Sozial- hen, nicht zuletzt vor wohnungen bekommen, wurde soe- dem Hintergrund ben die Mietpreisbremse eingeführt. der stark gestie- Dass bei der Bezahlbarkeit des Woh- genen Bauko- nens überhaupt nicht die Kaltmieten, sten.” Und hier sondern die Nebenkosten zum massi- beginnt das ven Problem mit erheblicher Spreng- Problem. kraft geworden sind, wird noch wenig registriert. Und in der Förderpolitik Um in Sachen herrscht seit dem plötzlichen Förder- klimaneutraler stopp Anfang des Jahres ein selten Bestand”, Gebäudebestand dagewesenes Chaos, das die langfris- sagt Ge- bis 2045 spürbar vo- tige Planung von großen Vorhaben schäftsführer ranzukommen, sind in enorm erschwert. Mehr noch: Mit Kay Burmeister. den kommenden Jahren er- verschärften Auflagen treibt die Poli- „Als wir mit dem hebliche Investitionen notwendig. tik die Kosten sogar noch weiter in Projekt gestartet sind, war an die Selbst ohne den Fachkräftemangel am die Höhe. Man muss nicht Finanzma- Turbulenzen auf den Energiemärkten Bau und die exorbitanten Baukosten- thematik oder Immobilienökonomie und den Krieg in der Ukraine noch steigerungen, die gerade um sich grei- studiert haben, um festzustellen, dass nicht zu denken. Auch angesichts fen, wäre das eine nur mit erheblicher hier etwas gehörig schiefläuft.
VDW AKTUELL TITELTHEMA Seite : 6 tischen Komplexsanierung entstehen nen FÖRDERSTOPP: GROSSES LOS ODER NIETE für rund 4,9 Millionen Euro insgesamt und Mit- Der KfW-Förderstopp Anfang des Jah- 34 Wohnungen unterschiedlicher Grö- arbeitern inklusi- res hat die Branche kalt erwischt. ße, mit Aufzug, Balkon und neuen Ak- ve Geschäftsführerin ist die Quasi nach dem Zufallsprinzip konn- zenten in Sachen Energie und Klima- Komplexsanierung nicht nur finan- ten von langer Hand geplante Inves- schutz. „Mit Photovoltaik auf dem Dach ziell ein gewaltiger Kraftakt. „Deshalb titionen in gutes, bezahlbares, kli- setzen wir auf dezentrale Energieer- ist es umso ärgerlicher, dass uns im mafreundliches Wohnen der Zukunft zeugung aus erneuerbaren Quel- Moment von stattfinden – oder auch nicht. Der len in Form eines Mieterstrom- der Politik so Zeitpunkt der beabsichtigten Antrag- modells gemeinsam mit ei- viele Steine in stellung entpuppte sich wie an einer nem Energieversorger”, er- den Weg gelegt Jahrmarktbude entweder als großes klärt Sophia Mäschker. „Das werden”, sagt Los oder als Niete. Glück gehabt hat hatte auch größere Auswir- man bei der Wohnungsbau- und Ver- kungen auf die Bauplanung, wir sind weg vom Schiefer- AN EIN WEITERES waltungsgesellschaft Altenberg mbH SANIERUNGS- (WVG). „Aber es war sehr, sehr dach hin zu einem Dach PROJEKT DIESER knapp”, schildert WVG-Geschäftsfüh- aus Metall gegangen.” GRÖSSEN- rerin Sophia Mäschker. „An einem Wärmepumpen wären ORDNUNG IST nicht möglich gewesen, DERZEIT NICHT Freitag wurde der Antrag für unser ZU DENKEN. größtes Sanierungsvorhaben der letz- da sich der Wohnblock ten Jahre scharfgeschalten, direkt am in einem Fernwärmesat- darauffolgenden Montag erhielten wir zungsgebiet befindet. „Die Fernwärme einen Anruf, dass die Förderung ge- wird aber klimafreundlich mit Biogas- die WVG-Chefin. „Allein die neuen mo- stoppt ist. Um ein Haar wäre also die Anteil produziert.” natlichen Informationspflichten aus gesamte Vorbereitung umsonst ge- der Heizkostenverordnung, die Grund- GEWALTIGER KRAFTAKT FÜR KLEINE wesen – oder wir hätten das Projekt WOHNUNGSUNTERNEHMEN steuerreform, der CO2-Preis und der kostspielig umplanen müssen mit un- Für ein kleines Wohnungsunterneh- Zensus bringen einen riesigen büro- gewissem Ausgang.” Das blieb der men mit rund 1.000 bewirtschafteten kratischen Extraaufwand für unser WVG glücklicherweise erspart, der Bau- Wohnungen und neun Mitarbeiterin- kleines Team mit sich. Daneben sind beginn wenige Wochen später konnte wir als kommunales Wohnungsunter- planmäßig stattfinden: Im nehmen immer auch ein Stück weit Rahmen einer energe- Sozialamt, Berater und Seelsorger für unsere Mieter – zum Beispiel in Trennungssituationen oder bei Fra- gen rund um das Wohngeld. Und nebenher wird auch die Finanzierung von Baupro- jekten gerade für kleine Unternehmen im länd- lichen Raum immer schwieriger und kos- tet in der Vorbe- reitung immer mehr Ressour- cen.” Mitten in diese Gemen- gelage kommt
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VDW AKTUELL TITELTHEMA Seite : 8 nun neben der Bau- und Energieko- nachgefragt und im Neubau lässt sich dern muss sie auch ausreichend mitfi- stenexplosion auch noch die wach- auch in Sachen Energieeffizienz, Kli- nanzieren, damit Klimaschutz am Ende sende Unsicherheit zur künftigen För- maschutz und aktueller Wohnwün- für alle bezahlbar bleibt”, fordert Sven derung. „Die Wohnungen, die wir ge- sche vieles besser umsetzen als im Lauter. „Vor allem aber braucht es Ver- rade komplex sanieren, werden wir Bestand.” Mit Förderung hätte es das lässlichkeit, damit eine langfristig den- für 8 Euro pro Quadratmeter anbieten, Unternehmen geschafft, trotz enorm kende Branche wie die Wohnungswirt- was für Altenberger Verhältnisse sehr hoher Baukosten die Mieten deutlich schaft sinnvoll planen kann.” Vor die- viel, angesichts der Baukosten aber unter 10 Euro pro Quadratmeter zu sem Hintergrund sieht er nicht nur ak- eher niedrig angesetzt ist”, sagt Sophia halten. Doch als das Unternehmen tuell diskutierte Pläne wie eine Solar- Mäschker. „Wir hätten weitere ähn- mitten in der Vorplanung war, machte dachpflicht im Bestand kritisch, son- liche Objekte, aber an ein weiteres plötzlich der KfW-Förderstopp einen dern auch die gerade beschlossene Sanierungsprojekt dieser Größenord- dicken Strich durch die Rechnung. „Wir Aufteilung des CO2-Preises zwischen nung ist derzeit nicht zu denken. haben eine Vergleichsrechnung ge- Vermieter und Mieter. „Wir finanzieren macht, ob das Projekt auch mit den jetzt de facto die Heizkosten der Mie- neuen, deutlich schlechteren Förder- ter mit”, konstatiert der Chef der Wohn- bedingungen umsetzbar wäre”, er- bau Radeberg. „Auch das erschwert klärt Sven Lauter. künftige Investitionen.” Der Kompro- „Das hat viel Zeit miss, auf den sich Wirtschafts-, Bau- AM ENDE HÄTTEN und Geld gekostet und Justizministerium geeinigt haben, WIR ENTWEDER und am Ende ha- sieht statt einer pauschalen 50/50- VERGLEICHSWEISE ben wir uns dage- Aufteilung jetzt ein Stufenmodell vor, HOHE MIETEN VERLANGEN gen entschieden. Al- das auch den Gebäudezustand einbe- MÜSSEN ODER DAS lein der Schwenk vom zieht. „Vermieter erhalten einen Anreiz, PROJEKT HÄTTE EH55- auf den EH40- um in energetische Sanierungen zu in- SICH ABSOLUT Standard hätte noch- vestieren”, findet Bundesbauministe- NICHT GERECHNET. mals rund 10 Prozent rin Klara Geywitz (SPD). „Mieter bleiben Mehrkosten mit sich ge- motiviert, den Energieverbrauch zu Ohnehin wird es bracht, neue Anforderun- senken.” Auch Bundeswirtschafts- und schwer, bei den aktuellen Rahmen- gen an die Nachhaltigkeit hätten es Klimaschutzminister Robert Habeck bedingungen überhaupt neue Inves- noch weiter verkompliziert. Am Ende (Die Grünen) zeigt sich zufrieden: „Wir titionen auf den Weg zu bringen.” Die hätten wir entweder vergleichsweise haben eine Lösung gefunden, die sozial aktuelle Großinvestition wäre, wenn hohe Mieten verlangen müssen oder gerecht ist”, sagt er und schiebt fast der Projektstart erst heute wäre, sehr das Projekt hätte sich absolut nicht beiläufig noch diesen Satz hinterher: wahrscheinlich so nicht umsetzbar ge- gerechnet. Beides wäre für uns als „Angesichts der Heterogenität von wesen. kommunales Wohnungsunternehmen Nichtwohngebäuden werden wir zu- keine Option gewesen.” Nun hat die nächst keine 50/50-Aufteilung an- FÖRDERUNG? APRIL, APRIL! Wohnbau Radeberg das Neubau- wenden.” Das heißt: Es ist nicht ganz Wie es sich anfühlt, wenn man ein projekt im ursprünglich angedachten unwahrscheinlich, dass man bei Wohn- ambitioniertes Neubauprojekt in Pla- EH55-Standard neu geplant – ohne gebäuden vielleicht doch noch zur nung hat und plötzlich die fest ein- die Förderung, die auch im Sinne der ursprünglich geplanten pauschalen kalkulierte Förderung wegbricht, weiß künftigen Mieter gewesen wäre. Bau- 50/50-Aufteilung zurückgeht, die für Sven Lauter. „In unserem ersten Neu- start soll 2023 sein, für das Jahr 2025 Vermieter noch mehr Kosten mit sich bau seit Ende der 90er Jahre sollten ist die Fertigstellung anvisiert. Klar ist bringen würde als das Stufenmodell, 40 Wohnungen entstehen, davon 32 aber: Es wird deutlich teurer. das auch schon seine Tücken hat. „Die große Vier- und Fünfraumwohnun- Werte, die zugrunde gelegt werden, „WIR FINANZIEREN JETZT DE FACTO gen für Familien”, schildert der Ge- DIE HEIZKOSTEN DER MIETER MIT” sind sehr ambitioniert: Die Mehrzahl schäftsführer der Wohnbau Radeberg Auf künftige Investitionen blickt man der Objekte liegt deutlich über dem Kommunale Wohnungsbaugesell- in Radeberg – ähnlich wie in Adorf und Median”, analysiert der Berater Dr. schaft mbH. „Große Wohnungen sind Altenberg – mit großer Sorge. „Die Po- Frank Winkler. „Tendenziell werden im Speckgürtel von Dresden stark litik darf nicht nur Ziele setzen, son- die Vermieter also einen deutlich hö-
TITELTHEMA VDW AKTUELL Seite : 9 heren Anteil zu tragen haben als die NEUER FÖRDERTOPF Mieter.” INNERHALB WENIGER STUNDEN AUFGEBRAUCHT EINE LENKUNGSABGABE, Und was ist mit der Forde- DIE NICHT LENKT? Ob der erhoffte Effekt eintreten wird, rung nach verlässlicher Förde- darüber gehen die Meinungen und Pro- rung, die auch den explodierenden gnosen weit auseinander. „Wir sorgen Baukosten und den Planungsvorläu- fen in der Branche endlich gerecht wird? Ein kurzer Blick auf die An- schlussförderung nach dem abrupten KfW-Förderstopp spricht Bände. Als am 20. April die Antragstellung für siegel Nachhalti- die neue Neubauför- ges Gebäude” mög- derung startete, war lich. Heißt im Klartext: ANGESICHTS DER die zur Verfügung Stufe 1 war von vorn- HETEROGENITÄT gestellte Summe von herein nur ein Feigenblatt, VON NICHT- 1 Milliarde Euro, die Stufe 2 verschärft die Förder- WOHNGEBÄUDEN WERDEN WIR sowohl für Wohn- als bedingungen massiv zulasten der ZUNÄCHST KEINE auch Nichtwohngebäu- Baukosten – und das ist noch längst 50/50-AUFTEILUNG de reichen sollte, inner- nicht das Ende der Fahnenstange, ANWENDEN. halb weniger Stunden denn Stufe 2 gilt nur bis Ende des aufgebraucht. Bereits im Jahres. „Als dritter und finaler Schritt dafür, dass der Vorfeld „wurde damit ge- der Neuausrichtung der Neubauför- CO2-Preis sei- rechnet, dass diese Summe sehr derung ist ab Januar 2023 ein neues ne beabsichtigte klimapolitische Len- schnell verbraucht sein würde”, sagte umfassendes Programm mit dem kungswirkung im Gebäudesektor ent- ein Sprecher aus Robert Habecks Titel ‚Klimafreundliches Bauen‘ vor- falten kann”, ist Bundesbauministerin Ministerium noch am selben Tag. „Da- gesehen”, so das Ministerium. Es wird Klara Geywitz überzeugt. In der Woh- her war von Anfang an geplant, direkt also nochmals verschärft und ver- nungswirtschaft zweifelt man daran. im Anschluss Stufe 2 zu starten.” Da- teuert, wie auch ein Blick auf die „Die finanziellen Mittel, die den Woh- nungsunternehmen durch den CO2- Preis genommen werden, fehlen für 10-STUFEN-MODELL ZUR C02-PREIS-VERTEILUNG notwendige Investitionen”, gibt Rainer 10 % Seifert, Verbandsdirektor des vdw 20 % 30 % Sachsen, zu bedenken. „Auf Seiten der 40 % 50 % Mieter sollte das Instrument durch 60 % 70 % eine Verteuerung von Energie eine 80 % 90 % 100 % Lenkungswirkung entfalten, die aber 90 % durch die aktuelle Preisexplosion auf 80 % 70 % den Energiemärkten auch obsolet ist.” 60 % vdw Sachsen 2022 50 % In dieser Situation sei der CO2-Preis 40 % 30 % sogar kontraproduktiv, weil die Politik 20 % 10 % damit die ohnehin schon teure Ener- % 0 kWh/m2/a 80 kWh/m2/a 110 kWh/m2/a 130 kWh/m2/a 160 kWh/m2/a 180 kWh/m2/a 210 kWh/m2/a 230 kWh/m2/a 260 kWh/m2/a >260 kWh/m2/a gie zusätzlich und vermeidbar noch < Emissionsarme Gebäude Eigentümer Mieter Emissionsreiche Gebäude > teurer macht. Die Forderung der Woh- nungswirtschaft, den CO2-Preis be- rin wird die Neubauförderung „naht- geplante Novelle des Gebäudeener- fristet auszusetzen, um die Preisex- los, aber mit anspruchsvolleren Kon- giegesetzes (GEG) zeigt. Darin soll un- plosion bei den Nebenkosten zumin- ditionen fortgeführt” und ist „nur noch ter anderem der EH55-Standard als dest etwas abzumildern, stößt in der in Kombination mit dem Qualitäts- gesetzliche Untergrenze zementiert Regierung allerdings auf taube Ohren.
VDW AKTUELL TITELTHEMA Seite : 10 Hoffnungen in das selhaft. Es bräuchte eine effektive Bau- „Bündnis bezahlba- preisbremse, die sich nur mit weniger rer Wohnraum”, das Auflagen umsetzen ließe. Doch diese WIR HABEN KEINE sie wiederbelebt hat. Baupreisbremse ist nicht in Sicht. ZEIT ZU VERLIEREN. Eines der wichtigsten DIE NÄCHSTEN JAHRE MUSS ES Ziele: eine „Bau-, In- WO BLEIBT DIE ENERGIEPREISBREMSE? EINEN DEUTLICHEN vestitions- und Innova- Eine weitere Bremse, die es dringend SCHUB NACH tionsoffensive”. Dafür bräuchte, wäre eine Energiepreisbrem- VORNE AUF DEM WOHNUNGSMARKT sollen Planungsprozesse se. „Die extreme Sprengkraft der Preis- GEBEN. beschleunigt, notwendi- explosion bei den Nebenkosten wird werden, der schon ges Bauland mobilisiert immer noch völlig unterschätzt, weil jetzt zu einem re- und Baukosten begrenzt die Menschen sie – anders als zum gelrechten Neu- werden. Letzterer Punkt ist Beispiel beim Tanken – noch nicht di- baustopp in der der aktuell wohl drängendste ange- rekt spüren”, warnt Rainer Seifert, Branche geführt hat. Nach einer ak- sichts der starken Preissteigerungen, Verbandsdirektor des vdw Sachsen. tuellen Umfrage des Spitzenverbands die man sowohl bundesweit als auch „Mit der zeitversetzten Betriebsko- der Wohnungswirtschaft GdW muss- heruntergebrochen auf Sachsen kon- stenabrechnung im kommenden Jahr ten zwei Drittel der sozial orien- statieren muss. Bis Herbst soll das wird es bei vielen Haushalten quer tier-ten Wohnungsunternehmen in Bündnis erste Ergebnisse liefern. „Wir durch alle Bevölkerungsschichten ein Deutschland Neubauprojekte zurück- haben keine Zeit zu verlieren”, mahnt böses Erwachen geben. Daran ändern stellen, knapp ein Viertel sah sich die Ministerin zur Eile. „Die nächsten auch Einmalzahlungen wenig. Im Be- gezwungen, den geplan- reich Gebäudeener- ten Neubau von Mehr- BAUPREISENTWICKLUNG AM BEISPIEL DER gie muss die Po- familienhäusern kom- INSTANDHALTUNG VON WOHNGEBÄUDEN litik viel, viel mehr plett aufzugeben. Auch tun – und zwar bei Modernisierungs- Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten +26,3 % schnell.” Rainer projekten ist die Lage Seifert sieht dabei dramatisch: Etwas mehr Gerüstarbeiten +12,9 % neben der Sicher- als zwei Drittel der Un- Wärmedämm-Verbundsysteme +21,0 % stellung der Versor- ternehmen müssen ge- gungssicherheit vor plante Umbauprojekte Heiz- und zentrale Wassererwärmungsanlagen +20,2 % allem drei Punkte: hin zu klimaschonen- Gebäudeautomation +12,5 % „Schritt 1: Alles, was den und altersgerech- lokale, dezentrale ten Wohnungen auf Eis Dämm- und Brandschutzarbeiten an techn. Anlagen +32,5 % Energieerzeugung legen, rund 13 Prozent Vergleich Februar 2022 zu Februar 2021. Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen vor Ort im Quartier geben die geplanten behindert, muss Maßnahmen ganz auf. Jahre muss es einen deutlichen Schub auf den Prüfstand. Das beginnt bei Es droht ein Investitionskollaps. nach vorne auf dem Wohnungsmarkt Steuern und Abgaben und geht bis hin „BÜNDNIS BEZAHLBARER geben. Gemeinsam sind Politik, Wirt- zur Vereinfachung der Bürokratie bei WOHNRAUM”: ERSTE ERGEBNISSE IM HERBST schaft und Verbände in der Verant- Mieterstrommodellen. Schritt 2: Der Um den völligen Stillstand bei Neu- wortung.” Wie die Politik insbesondere CO2-Preis als künstlich geschaffener bau und Sanierung noch zu verhindern die horrenden Baukosten in den Griff Kostentreiber für Energie muss vorü- und ihr ausgerufenes Ziel von 400.000 bekommen möchte, während die Bun- bergehend ausgesetzt werden, bis sich neuen Wohnungen pro Jahr wenigs- desregierung gerade die Auflagen ver- die Märkte wieder etwas beruhigt ha- tens teilweise zu erreichen, setzt Bun- schärft und somit das Bauen noch ben. Schritt 3: Alles, was Investitionen desbauministerin Klara Geywitz große weiter verteuert, bleibt zunächst rät- in erneuerbare Energien für Mietshäu-
TITELTHEMA VDW AKTUELL Seite : 11 ser erleichtert, muss sofort geprüft liches werden. Dazu zählt vor allem eine hat die Politik Ein- clever ausgestaltete Neuauflage der Dabei fluss. „Statt Scheinförderprogrammen, Altschuldenhilfe für die Wohnungsun- müsse auch be- die finanziell so schlecht ausgestattet ternehmen im Osten. Wenn die Ent- rücksichtigt werden, dass Investi- sind, dass alle Töpfe schon nach einem lastung von DDR-Altschulden dabei tionen betriebswirtschaftlich sinnvoll Tag leer sind, muss die Politik mit aller- an neue Investitionen in den Klima- umsetzbar bleiben. „Wer meint, bei höchster Priorität schutz gekoppelt wird, lie- ohnehin schon stark steigenden zu einer langfristig ßen sich in Sachsen allein Baupreisen, Fachkräftemangel, Mate- verlässlichen För- damit sofort mehr als 400 rialengpässen und steigenden Zin- Millionen Euro für energe- sen auch noch die Anforderungen an tische Maßnahmen mo- energetische Sanierungen und Neu- DIE EXTREME SOZIALE bilisieren.” SPRENGKRAFT DER bau weiter verschärfen zu müssen, PREISEXPLOSION BEI was Bauen noch teurer macht, dem Der vdw Sachsen wird DEN NEBENKOSTEN muss klar sein, dass dann entweder WIRD IMMER NOCH den Prozess der Ener- VÖLLIG UNTER- die Mieten stark steigen oder geplante giewende im Gebäu- SCHÄTZT. EINMAL- Maßnahmen ganz abgesagt werden debereich aktiv be- ZAHLUNGEN ÄN- müssen. Und wenn dann auch noch gleiten und hat dafür DERN WENIG, DIE POLITIK MUSS IM eine Mietpreisbremse obendrauf ge- das Energieforum BEREICH GEBÄUDE- legt wird, darf sich niemand wundern, „Plan E” ins Leben gerufen. „Mit die- ENERGIE VIEL, VIEL wenn in Sachen Investitionen tat- sem neuen Angebot möchten wir den MEHR TUN. sächlich irgendwann der Letzte das Wohnungsunternehmen Orientierung, Licht ausmacht. Das wäre weder im Inspiration und Handlungsempfeh- Sinne der Mieter noch im Interesse lungen geben, wie sie die großen der Vermieter – und es kann auch derpolitik zurückkehren”, fordert Rainer Herausforderungen erfolgreich meis- nicht Wille der Politik sein.” Seifert. „Millioneninvestitionen in Kli- tern können”, umreißt Rainer Seifert maschutz, möglichst effiziente Gebäu- die Ausrichtung. „Praxisnahes Exper- de, neue Energielösungen und bezahl- tenwissen, enger Erfahrungsaustausch, bares Wohnen von morgen brauchen intelligente Vernetzung mit Partnern langfristige Planungssicherheit, sonst der Wohnungswirtschaft und vielfäl- finden sie schlicht nicht statt.” tige Best-Practice-Beispiele stehen dabei besonders im Fokus.” MILLIONENINVESTITIONEN BRAUCHEN PLANUNGSSICHERHEIT Investitionen in Wohngebäude wer- den angesichts der großen Heraus- forderungen im Energiebereich drin- gend gebraucht. Zugleich sind aber die Rahmenbedingungen für sol- che Investitionen so schlecht wie lange nicht mehr. Nicht auf alles, aber auf viel Wesent-
VDW AKTUELL IM DIALOG Seite : 12 „DER BAUSEKTOR MUSS SICH SCHNELL WEITERENTWICKELN” SEIT DEZEMBER 2019 IST THOMAS im Jahr 2022 mit insgesamt 3 Millionen Euro auszu- SCHMIDT (CDU) ALS STAATSMINISTER statten. Von diesem Betrag wurden aufgrund der hohen FÜR REGIONALENTWICKLUNG AUCH Nachfrage im letzten Jahr bereits 900.000 Euro über Ver- pflichtungsermächtigungen gebunden. Die verbleibenden ERSTER ANSPRECHPARTNER DER WOH- 2,1 Millionen Euro stehen in diesem Jahr für Bewilligungen NUNGSWIRTSCHAFT IN DER LANDES- zur Verfügung. Die Inanspruchnahme durch Kommunen REGIERUNG. „VDW AKTUELL” HAT MIT bzw. Wohnungsunternehmen ist aber leider sehr verhal- IHM ÜBER DAS LANDESRÜCKBAUPRO- ten. Im Januar haben wir dieses Programm ausgeschrieben GRAMM, DIE NEUE BAUORDNUNG, DAS NOCH IMMER und parallel die wohnungswirtschaftlichen Verbände so- UNGELÖSTE ALTSCHULDENPROBLEM, DIE LAGE IM wie den Städte- und Gemeindetag hierüber informiert. Die BAUSEKTOR UND DIE ZUKUNFT DER SOZIALEN WOHN- Antragstellung verlief aber bislang sehr schleppend. Des- RAUMFÖRDERUNG GESPROCHEN. halb sind wir im April nochmals an die wohnungswirt- schaftlichen Verbände herangetreten. Zurzeit sind noch Mittel in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro verfügbar. Von Mit dem Landesrückbauprogramm möchte der Frei- Seiten der Wohnungswirtschaft - auch vom vdw - wurde staat auch in diesem Jahr Wohnungsunternehmen dabei unserem Ministerium und vielen Abgeordneten des Säch- unterstützen, dem Leerstand im ländlichen Raum wir- sischen Landtags stets vermittelt, wie dringend das Lan- kungsvoll zu begegnen. Wie wird das Programm bisher desrückbauprogramm benötigt würde. Mit Blick darauf und genutzt und wie zufrieden sind Sie mit der Resonanz? angesichts der bestehenden Leerstände hätte ich schon eine größere Zahl Anträge erwartet. Das Programm zielt In diesem Jahr bin ich mit der Resonanz leider nicht zufrie- im Übrigen nicht ausschließlich auf den ländlichen Raum den. Es war uns gelungen, das Landesrückbauprogramm ab. Gefördert wird der Rückbau außerhalb von städtebauli-
IM DIALOG VDW AKTUELL Seite : 13 chen Gesamtmaßnahmen der Programme der Städtebau- solche Lösung durch Beteiligung des Bundes kann es aus förderung. Somit sind alle Städte in Sachsen antragsbe- meiner Sicht nur geben, wenn parallel dazu auch das rechtigt. Thema der Altschulden ostdeutscher Wohnungsunter- nehmen und Wohnungsgenossenschaften angepackt wird. Das wäre einer reinen Landeslösung wie in Mecklenburg- Der Fördersatz wurde bei 50 Euro pro Quadratmeter Vorpommern vorzuziehen. belassen, während die Bau- und Entsorgungskosten je- doch stark gestiegen sind. Im vergleichbaren Programm der Städtebauförderung sind es 110 Euro pro Quadrat- Mit Spannung hat die sächsische Wohnungswirtschaft meter. Kann die sächsische Wohnungswirtschaft in nächs- die neue Bauordnung erwartet, die unter anderem beim ter Zeit mit einer Anpassung des Fördersatzes rechnen? Thema Rauchwarnmelder neue Rechtssicherheit bringen Vor allem für kleinere Unternehmen im ländlichen Raum soll. Die Übergangsfrist bei Bestandsgebäuden wurde wäre das eine große Unterstützung. darin auf Ende 2023 vorgezogen – ein Jahr früher als im Kabinettsentwurf der Bauordnung, mit dem viele Woh- Hierzu muss man zunächst eins klarstellen: Der Fördersatz nungsunternehmen bereits geplant haben. Das verkleinerte in der Städtebauförderung ist ein hypothetischer Wert. Zeitfenster wird den Marktdruck deutlich erhöhen und an- Die 110 Euro pro Quadratmeter sind die Obergrenze, die gesichts der Material- und Fachkräfteengpässe zu deutlich der Bund vorgibt. Wenn der Rückbau weniger kostet, ist höheren Preisen führen. Warum ist die Frist so kurzfristig die Förderung auch geringer. Aber zum Landesrückbau- noch vorverlegt worden ohne Einbeziehung der Woh- programm: Unser Ministerium hat sich intensiv bemüht, nungswirtschaft? den Fördersatz an den der Bundesförderung anzupassen. Das war jedoch innerhalb der Staatsregierung nicht um- In der Tat hatte das Kabinett im Regierungsentwurf eine setzbar. Mit 50 Euro pro Quadratmeter ist die Förderung um ein Jahr längere Übergangsfrist vorgeschlagen. Die in den meisten Fällen trotzdem ein wirksamer Finanzie- nun geltende Regelung ist Ergebnis der Verhandlungen rungsanteil an den Rückbaukosten. In erster Linie soll die zwischen den Koalitionsfraktionen im Landtag. Die Aus- Förderung zudem auch einen Anreiz zum Rückbau setzen. weitung der Rauchmelderpflicht auch auf Bestandsge- Denn eines möchte ich auch betonen: Die Wohnimmobi- bäude war im Jahr 2019 im Koalitionsvertrag vereinbart lieneigentümer sind grundsätzlich auch selbst für den worden, und zwar auf Druck von SPD und Grünen. Rückbau nicht mehr benötigten Wohnraums verantwort- lich und müssen hier finanziell mit in der Verantwortung bleiben. Von der sozialen Wohnraumförderung verspricht sich die Branche in Sachsen neue Impulse für dringend notwendige Investitionen – sowohl in den Metropolen als Auch das nach wie vor ungelöste Problem der Alt- auch in den kleineren Städten und im ländlichen Raum. schulden aus DDR-Zeiten belastet viele Wohnungsun- Die Verwaltungsvereinbarung mit dem Bund steht dem ternehmen und hemmt Investitionen – insbesondere im Vernehmen nach kurz vor der Unterzeichnung. Welche ländlichen Raum, der Ihnen besonders am Herzen liegt. Akzente werden darin gesetzt, um die Förderung bedarfs- Mecklenburg-Vorpommern hat ein Zeichen gesetzt und gerecht weiterzuentwickeln? einen eigenen kommunalen Entschuldungsfonds für DDR- Wohnungsbaualtschulden aufgesetzt. Das ermöglicht den Zur sozialen Wohnraumförderung wird es in diesem Jahr dortigen Unternehmen neue Investitionen. Wäre das auch zwei Verwaltungsvereinbarungen geben. Eine Verwaltungs- ein Modell für Sachsen? Wenn ja, woran scheitert es bis- vereinbarung über Bundesfinanzhilfen in Höhe von bundes- her, wenn nein, warum nicht? weit einer Milliarde Euro ist bereits abgeschlossen. Sie ent- spricht inhaltlich praktisch den Vorjahresvereinbarungen. Nach den uns vorliegenden Informationen lagen die Alt- Eine weitere Verwaltungsvereinbarung über eine zusätz- schulden der Wohnungswirtschaft im Freistaat Sachsen liche Milliarde Euro an Bundeshilfen wird derzeit zwischen zum Ende des Jahres 2021 geschätzt bei etwas mehr als Bund und Ländern abgestimmt. Diese Mittel sind für den einer Milliarde Euro. Davon entfallen 445 Millionen Euro „klimagerechten sozialen Wohnungsbau” vorgesehen, das auf die im vdw Sachsen organisierten Unternehmen, wei- heißt, der Bund stellt diese Mittel nur für Projekte zur tere 596 Millionen Euro auf die Wohnungsgenossenschaf- Verfügung, die bei Neubauten den Standard „Effizienzhaus ten. Derzeit gibt es wieder Überlegungen des Bundes, sich 55” beziehungsweise bei Modernisierungen den Standard an der Entschuldung der Kommunen zu beteiligen. Dabei „Effizienzhaus 85” erreichen. Wir wollen diese zusätzlichen hat der Bund aber zunächst die Schuldenlage der Kommu- Mittel insbesondere über unsere Förderrichtlinie zur Mo- nen in den westdeutschen Ländern wie Nordrhein-West- dernisierung von preisgünstigem Mietwohnraum aus- falen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen im Blick. Eine reichen. Diese Richtlinie soll um einen Baustein für ener-
VDW AKTUELL IM DIALOG Seite : 14 getische Sanierungen auf den Effizienzhaus-Standard 85 entwickeln, innovativ sein und neue Geschäftsfelder er- ergänzt werden. Sie wird hohe Fördersätze enthalten und schließen. Er kann dann einen ganz entscheidenden, wirt- auch in Dresden und Leipzig gelten. Allerdings muss auch schaftlich sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Ein diese Förderung mit Mietpreis- und Belegungsbindungen wachsender Bereich ist das Bauen mit Holz. Holz ist re- einhergehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit den avi- gional und nachhaltig verfügbar. Es bindet langfristig CO2 sierten Änderungen der Richtlinie der sächsischen Woh- und ermöglicht Wertschöpfung besonders im ländlichen nungswirtschaft ein attraktives Förder- Raum. Und mit Wohn- angebot machen können, das dem sozi- und Gewerbeobjekten alen Wohnungsbau im Freistaat Sachsen in Holz- und Holzhybrid- einen weiteren Impuls gibt. bauweise lässt sich Geld verdienen! Das zeigt das zunehmende Inte- Die Explosion der Energie- und Bau- resse von Investoren preise wird immer mehr zum Problem auf der Suche nach kli- für Vermieter und Mieter. Die Gründe für maneutralen, nachhal- die exorbitanten Preissprünge lassen tigen Anlagemöglich- sich allein mit Lieferengpässen, Fach- keiten. Sachsen knüpft kräftemangel, Preisentwicklungen auf an jahrhundertealte Er- den weltweiten Rohstoffmärkten und fahrungen an und stellt politischen Ereignissen wie dem Krieg in sich für den Holzbau der der Ukraine jedoch nicht zu 100 Prozent Zukunft gut auf. Wir erklären. Teilen Sie den Eindruck Ihrer haben ein sachsenweit Ministerkollegin aus NRW, dass es hier Mitnahmeeffekte tätiges Holzbau-Kompetenzzentrum ins Leben gerufen, und Preisabsprachen gegeben haben könnte und diesbe- welches die Bevölkerung sensibilisiert, Bauherren – auch züglich das Kartellamt genauer hinschauen sollte? aus der Wohnungswirtschaft – berät sowie Architekten, Ingenieure, Handwerker und die Verwaltung fortbildet. Die Entwicklung der Preise, denen die Bauunternehmen Erste Veranstaltungen, Seminare, Ausstellungen und Pilot- ausgesetzt sind, war erst beunruhigend, inzwischen ist projekte sind auf dem Weg. Wir haben die Sächsische sie für Betriebe und Bauherren aber sogar dramatisch. In Bauordnung angepasst, um den Baustoff Holz mit ande- so einer Lage erwarte ich dennoch von allen Beteiligten, ren gleichzustellen und das Bauen mit Holz zu erleichtern. dass sie sich an bestehende Regelungen und Gesetze Dabei kooperieren wir mit Vorreitern, zum Beispiel mit halten. Und natürlich ist es Aufgabe des Kartellamtes, den Partnern in Baden-Württemberg und in der Steiermark in Sektor genau in den Fokus zu nehmen. Es muss sicher- Österreich. Mit der Änderung der Sächsischen Bauordnung gestellt sein, dass sich niemand an der Not bereichert und haben wir aber auch den Weg für weitere Änderungen die Preise auch tatsächlich marktgerecht sind. freigemacht. So schafft sie die Voraussetzungen für eine Digitalisierung der Bauverwaltung, die wir mit einem Wie muss sich der Bausektor weiterentwickeln, damit Pilotprojekt vorantreiben. Mit der Einführung von Typen- die großen Herausforderungen der Zukunft im Bereich genehmigungen erleichtern wir serielles und modulares Bauen und Wohnen erfolgreich gemeistert werden können? Bauen. Die Nutzung vorgefertigter Anlagen und Bauteile Und wie gut sehen Sie Sachsen dabei aufgestellt? wird Zeit und Geld sparen und so in erster Linie den Neu- bau beschleunigen. Wir haben die Kleine Bauvorlagebe- Die große Herausforderung der Zukunft besteht darin, rechtigung eingeführt. Mit ihr können auch Handwerks- klimagerecht zu bauen und bezahlbaren Wohnraum zu meister und -meisterinnen für weniger schwierige Bau- schaffen. Klimagerecht heißt CO2-neutral und ressourcen- vorhaben die Planungen erstellen und zur Genehmigung schonend. Der Bausektor muss sich hier schnell weiter- bei den Baubehörden einreichen. ANMERKUNG DER REDAKTION Fragen zur umstrittenen Mietpreisbremse wurden im füllung dieser Vereinbarung massiv eingefordert. Interview mit dem Minister nicht beantwortet. Die Ab- Auch unter dem Eindruck der Stellungnahmen aus lehnung begründete der Pressesprecher wie folgt: der Wohnungswirtschaft zum Entwurf der Mietpreis- „Die Einführung der sogenannten Mietpreisbremse begrenzungsverordnung hat unser Haus deren Zu- war vor der Regierungsbildung im Jahr 2019 im Koali- lässigkeit juristisch prüfen lassen. Die Rechtmäßigkeit tionsvertrag auf Drängen von SPD sowie Bündnis 90/ wurde dabei bestätigt.” Die Grünen vereinbart worden. Beide haben die Er-
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VDW AKTUELL SCHWERPUNKT Seite : 16 STREITTHEMA MIETPREISBREMSE ZWEI FRAGEN AN ALBRECHT PALLAS, WOHNUNGSPOLITISCHER SPRECHER DER SPD SACHSEN Die Mietpreisbremse für Dresden und Leipzig, die jetzt beschlos- Aktuelle Statistiken der organisierten Wohnungswirtschaft sen wurde, war 2019 im Koalitionsvertrag vereinbart worden. zeigen, dass in den sächsischen Metropolen weder eine Wohn- Inzwischen hat sich die Lage für Vermieter und Mieter grundle- raumknappheit noch stark steigende Mietpreise zu beobach- gend verändert. Aktuell sind für Mieterhaushalte nicht die Kalt- ten sind. Bei den vdw-Mitgliedsunternehmen ist der Leer- mieten, sondern die Nebenkosten aufgrund der explodierenden stand in den Metropolen sogar leicht gestiegen, parallel ent- Energiepreise das massive Problem. Was entgegnen Sie der stehen in Leipzig und Dresden gerade in Größenordnungen Kritik, dass hier an der falschen Stelle herumgedoktert wird neue Sozialwohnungen, die den Markt zum Teil bereits ent- und das Instrument in der aktuellen Lage nicht zeitgemäß ist? lasten. Wie lässt sich eine Mietpreisbremse vor diesem Hintergrund begründen? Die Situation bei den Kaltmieten hat sich nicht grundlegend verändert, sonst wäre eine Mietpreisbremse, die den Anstieg Die Statistiken der Wohnungswirtschaft bilden nur einen Aus- bei Neuvermietungen abbremst, wohl kaum ein Problem. Fakt schnitt des Wohnungsmarktes ab. Die statistischen Daten ist, dass ohne regulierende Instrumente, wie Mietpreisbremse der beiden Städte Dresden und Leipzig bieten ein realisti- und Kappungsgrenze, die Mieten deutlich stärker steigen wür- scheres Bild. Demnach haben wir Leerstand vor allem in preis- den. Davon unbenommen sind die hohen Energiepreise natür- intensiveren Lagen, in denen die Mieten durch einen immer lich ein Problem. Aber es wäre geradezu absurd, wenn Ent- größeren Teil der Bevölkerung nicht mehr bezahlt werden kön- lastungen bei Energiepreisen gleich wieder durch steigende nen. Dies zeigt, dass die Bautätigkeit in den letzten Jahren Mieten aufgefressen werden. In den angespannten Wohnungs- nicht bedarfsgerecht war. Insgesamt weisen beide Städte eine märkten in Dresden und Leipzig wird es in den nächsten Jahren Leerstandsquote nur knapp über der Schwankungsreserve darauf ankommen, bedarfsgerecht zu bauen. Wir haben einen aus. Außerdem hinkt die Entwicklung der Haushaltseinkommen Mangel an größeren Wohnungen, die vor allem für Familien der Steigerung der Mietpreise und anderer Lebenshaltungs- wichtig sind. Auch Menschen mit niedrigem Einkommen, in kosten hinterher. Die Kriterien, nach welchen die beiden Woh- Dresden immerhin 25 Prozenz der Arbeitnehmer:innen, brau- nungsmärkte als angespannt gelten müssen, sind in der chen Unterstützung durch verfügbare und bezahlbare Woh- Begründung zur Mietpreisbegrenzungsverordnung nachvoll- nungen. Mit Blick auf die Ambitionen der Ampelkoalition in ziehbar und rechtssicher aufbereitet. Wenn die Mietpreis- Berlin und die notwendigen Anpassungen in der sächsischen bremse aus Sicht des vdw Sachsen wegen eines ausreichend Wohnraumförderung hilft die Mietpreisbremse, Zeit zu gewin- großen Angebotes nicht greifen würde, dann würde sie ins nen, bis ausreichend bezahlbare Wohnungen vorhanden sind. Leere laufen und die Kritik daran sich erübrigen. GEMEINSCHAFTLICHE WOHNFORMEN: RUNDER TISCH IN DRESDEN Mehr als 50 Teilnehmer aus Immobilienwirtschaft, Bürger- schaft, Sozialwesen, Politik und Verwaltung haben zum vierten Runden Tisch Soziales Woh- nen in Dresden die Facetten gemeinschaftlicher Wohn- formen diskutiert. „Allen Akteuren ist klar: Die Rahmenbe- dingungen müssen verbessert werden”, so Dresdens Sozial- bürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann, die zu dem Treffen eingeladen hatte. „Die größten Herausforderungen sind die Bereit- stellung geeigneter Grundstücke, die Anpassung der Förderinstru- mente auf innovative Wohnformen und die Sicherstellung der Finanzierung in der Startphase der Gemeinschaftsprojekte. In Anbetracht der rasant steigenden Baupreise braucht es schnelle Antworten.” Gemeinschaftliches Wohnen habe eine große ge- samtgesellschaftliche Bedeutung. „Das Lebensmotto ‚Alt werden in Gemeinschaft’ wird sich zunehmend auf den Wohnungsmärkten widerspiegeln.” Bei der Schaf- fung der Voraussetzungen steht der vdw Sachsen mit seiner Expertise gern beratend zur Seite.
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VDW AKTUELL SCHWERPUNKT Seite : 18 AUS DEM KRIEG IN EIN SICHERES ZUHAUSE WIE DIE WOHNUNGSWIRT- SCHAFT IN SACHSEN GEFLÜCHTETE FAMILIEN AUS DER UKRAINE UNTERSTÜTZT Der 24. Februar 2022 wird Uta-Sylke Standke noch lange im Gedächtnis bleiben. „Als uns an diesem Tag die ersten Nachrichten vom Krieg in der Ukraine erreicht haben, war mir sofort klar, dass es sehr schnell große Flüchtlingsströme geben wird”, erinnert sich die Geschäftsführerin der Wohnbau- gesellschaft Zittau mbH (WBG Zittau). „Wir haben gemeinsam mit der Stadt und vielen Partnern vor Ort sofort reagiert. Ob Feuerwehr, DRK, Drogerien oder Baumärkte - die Unterstützung ist riesig.” Die WBG Zittau setzte alle Hebel in Bewegung, um schnell Übernachtungsmöglichkeiten bereitzustellen. „Die ersten geflüchteten Familien, die in Zittau angekommen sind, konnten in Ferienwohnungen und anderen Wohnungen untergebracht werden.” Auch bei der Wohnungsge- sellschaft Riesa mbH (WGR) liefen sehr schnell die ersten Maßnahmen an. Vieles musste sofort entschieden werden: Welche Woh- nungen aus dem Leerstand kommen in Frage? Wie zeitnah können sie hergerich- tet werden? Und vor allem: Wie kann es gelingen, sie schnell zu möblieren und auch mit Haushaltsgegenständen etc. auszustatten? „Uns war klar, dass eine große Herausforderung vor uns liegt”, sagt Susan Eisenreich, Marketingchefin der WGR. „Aber ebenso klar war für uns als kommunales Wohnungsunternehmen, dass wir sofort helfen müssen.” Die große Hilfsbereitschaft, die auch in Riesa von Anfang an herrschte, zeigte sich unter anderem bei einem Spendenaufruf, den die WGR kurz darauf startete. „Gemeinsam mit dem Verein Riesa und die Welt e. V. haben wir zu Sach- und Geldspenden aufgerufen, damit die Wohnungen mit Möbeln, Haushaltsgeräten und den wichtigsten Dingen für das tägliche Leben ausgestattet werden können”, schildert WGR-Geschäftsführer Roland Ledwa. „Der Rücklauf war überwältigend. Wir haben ein eigenes Lager eingerichtet und Annahmetermine, Transporte, Auf- und Abbau der Möbel und vieles Weitere organisiert. Aufgrund des enormen Arbeitspensums für uns und unsere Tochtergesellschaften haben wir dabei auch die Unterstützung des THW Riesa und der Freiwilligen Feuerwehr Riesa in Anspruch genommen”. Auch für ein größeres städtisches Wohnungsunternehmen wie die WGR war das ein gewaltiger logistischer und personeller
SCHWERPUNKT VDW AKTUELL Seite : 19
VDW AKTUELL SCHWERPUNKT Seite : 20 Kraftakt. „Viele Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter haben in der heißen Phase Überstun- den gemacht, manche auch Familie und Freunde mitgebracht, um bestmöglich zu helfen”, ergänzt Roland Ledwa. So konnten in kürzester Zeit mehr als 50 Wohnungen bereitgestellt und übergeben werden. Die Familien, die bei der WGR in Riesa einziehen konnten, stammen nicht nur aus der Westukraine, sondern auch aus vielen umkämpften Gebieten im Osten und Süden. „Von den 130 Personen, darunter 50 Kinder, denen wir bisher ein sicheres Zuhause geben konnten, stammen auch einige aus Mariupol, Charkiw, Kramatorsk und weiteren Städten, die angegriffen und teilweise zerstört wurden”, berichtet WGR-Marketingchefin Susan Eisenreich. „Mit Hilfe unserer lokalen Netzwerkstelle konnten schnell auch ehrenamtliche Paten für viele der Familien in Riesa gefunden werden, die nun dabei helfen, den Alltag zu meistern, zum Beispiel bei Behördengängen oder Fragen rund um Kita und Schule.” Auch die Hilfsbereitschaft unter den Riesaern ist nach wie vor hoch. Allein bei einem Spendenlauf einer Riesaer Oberschule kamen über 4.000 Euro zusammen. „Besonders bewegt hat mich ein Junge, der sein Taschengeld gespendet hat”, sagt Susan Eisen- reich. „Aber auch die tiefe Dankbarkeit der ukraini- schen Familien ging uns bei der WGR sehr nahe.” Einigen der Geflüchteten konnte das städtische Unternehmen nicht nur ein sicheres Zuhause, sondern zusätzlich eine erste Job-Perspektive bieten. So wie in Riesa haben unzählige weitere Wohnungsunternehmen in ganz Sachsen Wohnungen be- reitgestellt und sich engagiert, um den Betroffenen schnell und unbürokratisch zu helfen. Mehr als 500 Wohnungen konnten be- reits Anfang März zur Verfügung gestellt werden. Nicht überall lief es in der Anfangszeit allerdings so reibungslos wie in Riesa. Es fehlte vor allem an Koordination bei der Verteilung und verbindlichen rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingun- gen durch die Politik. So kam es vielfach zur paradoxen Situation, dass in den Großstädten Dresden und Leipzig unzählige Familien in über- füllten Sammelunterkünften ausharrten, während im ländlichen Raum Wohnungen für sie bereitstanden, die nicht ge-
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