"Der mit dem Jaguar tanzte " - Rhino Resource Center

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"Der mit dem Jaguar tanzte " - Rhino Resource Center
Abb. 1: Als größte Katze der neuen Welt kommt der Jaguar (Panthera onca) von Arizona bis Argentinien vor.
The jaguar is the largest cat in the Americas, occurring from Arizona to Argentina.                                                 (Foto: A. Sliwa)

                                            „Der mit dem Jaguar tanzte …“
                            Gleich drei Jahrestage erinnern 2016 an den zweiten Kölner Zoodirektor Nicolas Funck

                                                                           Ralf Becker

„Der Jaguar ist ein tückisches und fal-                      wir Nicolas Funck (FUNCK, 1875a), von       Architekt Karriere gemacht und unter
 sches, von den Einwohnern sehr gefürch-                     1870 bis 1886 zweiter Direktor des Kölner   anderem 1929 das Richmodis-Haus am
 tetes Tier. […] Mir wurde einst ein junger                  Zoos. Vor 200 Jahren, am 10. Februar        Kölner Neumarkt neu erbaut (inklusive
 Jaguar gebracht, […] den ich auf das sorg-                  1816, wurde Nicolas Funck als Sohn einer    des Turms mit den beiden Pferdeköpfen,
 fältigste pflegte. Der kleine Zögling lief                  alteingesessenen Handwerkerfamilie in       die aus einem Fenster hervorschauen!).
 frei in meinem Zimmer umher. […] All-                       Luxemburg geboren. Er hatte so viele Ge-
 mählich aber wurde der Geselle wilder                       schwister, dass er sich mit einem seiner    Das Archiv des Kölner Zoos ist mit
 und tückischer. Eines Tages wurde ich                       Brüder angeblich sogar den Vornamen         Materialien über Nicolas Funck nicht ge-
 durch einen heftigen Schmerz an der                         teilte (HÄSSLIN, 1960). Seit dem Wiener     rade überreich bestückt. In der Tat ist die
 linken Seite des Kopfes aus dem Schlaf                      Kongress im Jahr zuvor war das Großher-     Mappe seiner personenbezogenen Doku-
 geweckt und traf meinen Zögling im                          zogtum Luxemburg ein Bundesstaat des        mente die dünnste aller Bestände frü-
 Begriff, mir das Ohr zu zerfetzen. Nur                      neu gegründeten Deutschen Bundes und        herer Direktoren. Häufig stehen nur
 mit Mühe, und nicht ohne eine Anzahl                        gleichzeitig über eine Personalunion mit    Sekundärquellen (wie Zeitungsberichte,
 schmerzhafter Klauenhiebe zu empfan-                        dem Königreich der Vereinigten Nieder-      Publikationen etc.) zur Verfügung. Die
 gen, gelang es mir, des Missetäters hab-                    lande verbunden. Nach dem Besuch des        Rekonstruktion des zeitgenössischen
 haft zu werden.“                                            Athenäums in Luxemburg studierte Nicolas    Tierbestandes stellt sich vor allem schwie-
                                                             Funck in Brüssel Architektur. Der Hang      rig dar. Zwar ist aus Protokollen überlie-
 Diese anschauliche Schilderung einer                        zum „Bauwesen“ scheint sich in der Fami-    fert, dass es „Tier-Inventur-Bücher“ gege-
„hautnahen“ Begegnung mit dem König                          lie vererbt zu haben, denn sein Großneffe   ben haben muss, diese haben allerdings
 der südamerikanischen Wälder verdanken                      Paul Bonatz (1877 − 1956) hat später als    die Zeiten anscheinend nicht überdauert.

Zeitschrift des Kölner Zoos · Heft 2 / 2016 · 59. Jahrgang                                                                                       87
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1985; PAGEL, RECKEWITZ & SPIE,               Zwei weitere Reisen unternahm Nicolas
                                                2010) dem zweiten Kölner Zoodirektor          Funck nach Südamerika − von 1841 bis
                                                eigene Kapitel gewidmet.                      1843 nach Venezuela und Kolumbien und
                                                                                              von 1845 bis 1846 nochmals nach Vene-
                                                 Eine Übersicht der im Kölner Zoo erst-       zuela. Dort besuchte er auf Empfehlung
                                                 malig gehaltenen und nachgezüchteten         Alexander von Humboldts die nach ihren
                                                 Vogel- und Säugetierarten, die auch die      Bewohnern benannte Höhle „Cueva del
                                                 Ära Funck abdeckt, findet sich bei Pagel &   Guacharo“ in der Nähe von Caripe in der
                                                 Spieß (2011). Informationen auch zu ehe-     Provinz Cumana, um den von Humboldt
                                                 maligen Haltungen sind bei den jeweili-      und Aimé Bonpland 1799 dort entdeck-
                                                 gen Tierarten in der Internet-Datenbank      ten, von Humboldt 1817 wissenschaftlich
                                                „Zootierliste“ (http://www.zootierliste.de)   beschriebenen Fettschwalm (Steatornis
                                                 hinterlegt. Den Administratoren, für die     caripensis) − auch als „Guacharo“ be-
                                                 ich stellvertretend Jirka Schmidt nennen     zeichnet − zu beobachten. Es wird berich-
                                                 möchte, danke ich für viele wertvolle        tet, dass Jungvögel kurz vor dem Flügge-
                                                 Hinweise zu früheren Kölner Haltungen.       werden von Einheimischen aus den
                                                                                              Nistplätzen in der Höhle aufgesammelt
                                                Der vorliegende Beitrag soll ohne An-         würden, um aus ihnen durch stunden-
                                                spruch auf Vollständigkeit oder gar bio-      langes Kochen Öl zu gewinnen, worauf
                                                grafische Würdigung einige Stationen          der englische Name „oilbird“ basiert. In
                                                im Leben und Schaffen Nicolas Funcks          mehreren Publikationen beschreibt
Abb. 2: Nicolas Funck − von 1870 bis 1886       nachzeichnen. Wichtige Ereignisse aus         Funck die Biologie und Morphologie der
zweiter Direktor des Kölner Zoos.               seiner Kölner Zeit wie neue Bauten oder       Fettschwalme, wobei ihm auffiel, dass
Nicolas Funck − second director of Cologne      die begonnene Zooerweiterung sollen           diese Art sich im Unterschied zu allen
Zoo from 1870 until 1886.                       aufgezeigt und die Haltung und Zucht          übrigen insektenfressenden Schwalm-
                 (Foto: Arendt Porträtgalerie   von bemerkenswerten Tierarten beleuch-        artigen (Caprimulgiformes) ausschließ-
                         S. 158 reprint 1972)   tet werden, von denen einige auch später      lich frugivor ernährt. Anhand unverdau-
                                                im Kölner Zoo eine Rolle spielten.            ter aufgesammelter Kerne konnten
                                                                                              deren Futterpflanzen bestimmt werden
Lediglich erhaltene Protokolle von Sit-         Auf Humboldts Spuren                          (ENGLÄNDER, 1985).
zungen des Verwaltungsrates oder seiner
Kommissionen (solche gab es u. a. für           Nicolas Funck blieb nach seinem Studi-        In der gleichen Gegend fand Nicolas
Tierbewegungen und das Bauwesen) las-           um zunächst einmal Belgien verbunden          Funck weiterhin eine bis dahin unbe-
sen gelegentlich Rückschlüsse auf gehal-        (vielleicht hat man ihn deshalb später        kannte Landschneckenart, die 1843 von
tene und gezüchtete Tierarten zu. Auch          fälschlich und oft ein wenig despektier-      Pierre Henri Nyst als neue Art beschrie-
der Bestand an zeitgenössischen Weg-            lich zuweilen den „Belgier“ genannt).         ben und Funck zu Ehren Bulimus (heute
führern durch den Zoo ist überschaubar.         Noch nicht einmal 20 Jahre alt, bekam er      Dryptus) funckii genannt wurde (HÄSS-
Der älteste aus der Ära Funck erhaltene         die Gelegenheit, im Auftrag der bel-          LIN & NOGGE, 1985; BREURE, 2011
Zooführer datiert aus 1875 (ANONY-              gischen Regierung als Zeichner − auf          [vgl. dort Fig. 5]).
MUS, 1875). Es handelt sich dabei in            den Spuren Alexander von Humboldts −
erster Linie um eine Aufzählung der             an mehrjährigen naturwissenschaft-            Nicolas Funck hat leider sehr wenig über
regelmäßig vorhandenen Tierarten in             lichen Forschungsreisen nach Süd- und         seine Reisen publiziert. Vieles erschien
Reihenfolge des Rundweges ohne be-              Mittelamerika teilzunehmen, um für            erst später in populärwissenschaftlichen
schreibende Texte. Dafür sind neben den         das naturhistorische Museum in Brüssel        Beiträgen oder gar erst lange nach seinem
deutschen und lateinischen Namen auch           Pf lanzen und Tiere zu sammeln. Ge-           Tod als eine Serie von Reise-Berichten in
die Bezeichnungen der Tiere in englischer       meinsam mit seinen Reisegefährten Jean        der luxemburgischen Zeitschrift „Ons
und französischer Sprache abgedruckt            Jules Linden und Auguste Boniface             Hémecht“ (MARSON, 2014). Zuweilen
(siehe beispielhaft Abb. 16). Offenbar hat-     Ghiesbreght bereiste er von 1835 bis 1837     nutzte er die Gelegenheit, anlässlich einer
te man also hier bereits die nach Köln          Mittel- und Südamerika und von 1837 bis       besonderen Neuerwerbung für den Köl-
kommenden Touristen im Blick − und              1840 Kuba und Mexiko (MARSON,                 ner Zoo seine Erinnerungen an die „wil-
einen fremdsprachigen Direktor im               2014). So hat sich denn auch die eingangs     den Verwandten“ des Neuankömmlings
Haus! Weiterhin liegt die Kopie eines           geschilderte Szene mit dem „Ohren ab-         mitzuteilen. So war die Ankunft eines
nicht datierten (möglicherweise älteren)        kauenden“ Jaguar keineswegs im Kölner         Nacktkehl-Glockenvogels (Procnias nu-
Wegführers vor, die Lothar Schlawe in           Zoo, sondern in Mexiko zugetragen.            dicollis) im Kölner Zoo für ihn der Anlass,
den Anfangsjahren dem Kölner Zoo-               Dort wagten sich die drei Reisenden in        1875 in der Zeitschrift „Die Garten-
Archiv zur Verfügung stellte, wofür ihm         Begleitung des Franzosen Henri Galeotti       laube“ seine Begegnungen mit − und vor
auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei.     aber nicht nur an wilde Tiere, sondern        allem die akustischen Eindrücke von −
Eine genauere Datierung war bisher noch         1839 auch an die − vermutliche − Erst-        Glockenvögeln in Südamerika unter dem
nicht möglich.                                  besteigung des höchsten mexikanischen         Titel „Glockengeläute im Walde“ sehr
                                                Berges (und höchsten Vulkans Nordame-         anschaulich und lebhaft zu schildern
In der Vergangenheit haben insbesonde-          rikas), des über 5.600 m hohen Citlalté-      (FUNCK, 1875b).
re anlässlich runder Zoojubiläen die Au-        petl, der auch unter dem Namen Pico de
toren der jeweiligen Jubiläumsbücher            Orizaba bekannt ist (HÄSSLIN, 1960;           Zurück in Europa wurde Nicolas Funck
(HÄSSLIN, 1960; HÄSSLIN & NOGGE,                DIAGRE, 2014).                                1848 zum Professor für Naturgeschichte

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Abb. 3: Wegführer von 1875. Titel und Zahlen zum Tierbestand auf Seite 32.
Guide book from 1875. Frontispiece and animal inventory on page 32.                                       (Quelle: Archiv Kölner Zoo)

                                                und Geographie am Luxemburger Athe-         das Ganze sähe aus, „als ob der Ban-
                                                näum ernannt. Ein Jahr später (1849) hei-   kerott vor der Thür wäre“ (FRIEDEL,
                                                ratete er Katharina Reuter, die Tochter     1873).
                                                eines bekannten Luxemburger Gastwirts,
                                                deren Schwester Anna Reuter seit 1845       Zunächst als stellvertretender und ab
                                                mit seinem vormaligen Reisegefährten        1861 dann als Direktor (HÄSSLIN, 1960;
                                                Jean Linden verheiratet war (KÜRTEN,        MARSON, 2014) begann Funck eine
                                                nicht datierte Korrespondenz).              Neugestaltung des auch flächenmäßig
                                                                                            vergrößerten Geländes. Damit folgte er
                                                Im Frühjahr 1857 ging er an den Zoo-        gewissermaßen erneut Alexander von
                                                logisch-Botanischen Garten nach Brüs-       Humboldt nach, der ab etwa 1840 in die
                                                sel, der 1851 von der „Société Royale de    Vorbereitungen zur Gründung des ersten
                                                Zoologie, d’Horticulture et d’Agrement      deutschen Zoologischen Gartens in Ber-
                                                de la Ville de Bruxelles“ als Tierpark im   lin involviert gewesen war (KLÖS et al.,
                                                englischen Gartenstil mit einer Eisbahn,    1994).
Abb. 4: Der Nacktkehl-Glockenvogel (Proc-       exotischen Tieren und Gewächshäusern
nias nudicollis) sorgt für das „Glockengeläut   errichtet worden war. Dort wartete viel     Der in den folgenden Jahren gelungene
im Walde“. Zeichnung von Ludwig Beck-           Arbeit auf ihn, denn nach dem Urteil        Neustart, zu dem auch „die Gartenkunst
mann.                                           eines Besuchers im Oktober 1856 machte      […] nicht wenig beigetragen“ habe, hatte
The bare-throated bellbird produces loud        der Brüsseler Garten der Hauptstadt         schließlich „durch entsprechende Anla-
calls like a “bell in the jungle”. Drawing by   offenbar wenig Ehre. Von leeren             gen auch den Brüsseler Zoologischen
Ludwig Beckmann.                                schmutzigen Käfigen und einer „bettel-      Garten zu einem der glänzendsten ge-
                  (Quelle: Archiv Kölner Zoo)   haften Unordnung“ war die Rede, und         macht“ (FRIEDEL, 1873).

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Jahr        Säugetiere                      Vögel                           Reptilien                       Gesamt
             Arten           Individuen      Arten           Individuen      Arten           Individuen      Arten            Individuen
 1871        120             286             330             1.390             2               7             452              1.683
 1875        139             294             329             1.098             5             12              473              1.404
 1877        146             320             332             1.080           20              77              498              1.477
 1878        125             261             341             1.227             8             20              474              1.508
 1883        107             249             300              966              6               8             413              1.223
Tabelle 1: Entwicklung des Tierbestandes (Anzahl Arten und Individuen) in ausgewählten Jahren.
Animal inventory (number of species and individuals) during selected years.
                                                                     (Quellen: Zool. Garten, Gefiederte Welt, Köln. Zeitung, Isis, Zooführer)

Die erzielten Fortschritte müssen indes-        Tönen: „Die Resultate, welche Herr In der Tat kann man heute noch einigen
sen wohl nicht von Dauer gewesen sein,          Goffarth an den seiner alleinigen Pflege „Zeitzeugen“ begegnen, die er pflanzen
denn wegen mangelnder Rentabilität              anvertrauten, jetzt etwa 150, Vögelchen      ließ, so z. B. die Riesen- oder Bergmam-
wurde der Zoo 1878 aufgegeben. Das Ge-          erzielt, sind wirklich erstaunlich und ste- mutbäume (Sequoiadendron giganteum)
lände fiel an die Stadt Brüssel und bildet      hen, wenigstens in zoologischen Gärten, an den heutigen Bären-Freianlagen. Aber
heute den Parc Léopold.                         einzig da“ (PAGENSTECHER, 1874a). man würde Funck nicht gerecht, wenn
                                               Als Beispiel erwähnte er eine Bachstelze      man ihn nur auf den geschickten „Bota-
Zoodirektor in Köln                             (Motacilla alba), die 11 Jahre lang gehal- niker“ reduzierte.
                                                ten worden sei.
Am 1. Januar 1870 trat Nicolas Funck sein                                                    Auf seiner ersten General-Versammlung
Amt als zweiter Kölner Zoodirektor an.          Über den pädagogischen Wert einer sol- der Aktionäre (die einer heutigen Haupt-
Er war allerdings nicht der zweite Leiter       chen Vogelhaltung und die mangelhafte versammlung entspricht) am 24. Mai
des Zoos! Da sein Vorgänger Bodinus be-         Repräsentanz der Biologie im zeitgenös- 1870 stellte sich Nicolas Funck den Akti-
reits am 30. September 1869 nach Berlin         sischen Schulunterricht bemerkte er onären gleich einmal mit einer detaillier-
wechselte, „übernahm der Sekretär des           noch, „dass eine Stunde in dieser leben- ten Bestandsaufnahme vor. Die etwa
Instituts, Herr Redicker, interimistisch        digen Gesellschaft verbracht, mehr leis- 1.300 Tiere der letzten Inventur stellten
die Geschäfte der Direction und führte          ten kann als ein halbes Jahr solcher Lehre“ einen zu Handelspreisen angenommenen
dieselben zu voller Zufriedenheit […], so       (PAGENSTECHER, 1874a).                       Wert von 38 − 40.000 Taler dar. Dies wür-
daß trotz des langen Winters keine                                                           de einem heutigen Kaufkraftäquivalent
Thierverluste eintraten“ (ANONYMUS,             Später wurde Nicolas Funck vor allem für von rund 1 Million € entsprechen (BUN-
1870).                                          die gärtnerische Gestaltung des Kölner DESBANK, 2016). Besondere Stärken der
                                                Zoos gelobt. Die ursprüngliche Konzep- Sammlung sah Funck bei den Raubtieren,
Schon in frühen Jahren zeichnete sich der       tion von 1859 des mit der Planung und den Hirschen sowie den Raub-, Stelz-
Kölner Zoo durch einen großen Tier-            Ausführung beauftragten Kölner Garten- und Schwimmvögeln. Ausbaufähig seien
bestand aus (siehe Tabelle 1). Der Jahres-      direktors Anton Strauß sah eine durch dagegen die Haltungen der Antilopen,
bericht für 1871 erwähnte insgesamt             mehrfach gewundene Wege unterglie- Fasane, Papageien und Ziervögel. Zu-
1.683 Tiere in 452 verschiedenen Arten.         derte Grünanlage im Landschaftsstil vor, sammenfassend sah er den erst 10 Jahre
Insbesondere die Haltung von Vögeln             die dem Besucher immer wieder abwech- zuvor gegründeten Kölner Zoologischen
(1.390 Individuen in 330 Arten), darunter       selnde Parkeindrücke bieten sollte Garten in einer Rangfolge (heute würde
zahlreiche Gänsevögel (Anseriformes)            (MEYNEN & PAGEL, 2012). Wesent- man wohl von einem „Ranking“ spre-
auf den vielen Teichen, aber auch Hühner-       liche Aufgabe des neuen Direktors Funck chen) unmittelbar hinter den mehr als
und Taubenrassen, gehörte schon traditi-        sei es gewesen, „diese auf der gewonne- dreißig Jahre älteren und damals führen-
onell zum Erbe des „Geflügelzüchters“           nen Höhe zu erhalten“ (WUNDERLICH, den Tiergärten von London, Amsterdam
Bodinus.                                        1884a). Sein späterer Nachfolger Wun- und Antwerpen. Für dieses Ergebnis sei
                                                derlich führte weiter aus:                  „der umsichtigen Verwaltung und tüchti-
Hinzu kam jetzt noch die Pflege aufge-                                                       gen Leitung des früheren Directors zu
fundener heimischer Singvögel. Heute           „Die eigentliche Sorge des Herrn Direktor danken“. Gleichzeitig äußerte er die Er-
würde man vielleicht von einer Auf-             Funk [sic] richtete sich auf den Garten als wartung, dass durch eine weitere Ent-
fangstation sprechen. Wie der Jahresbe-         Park und man kann wohl sagen, daß kein wicklung des Gartens ein Stillstand ver-
richt 1874 meldete, „… hat unsere Samm-         zweiter deutscher Garten dem Cölner an mieden werde (ANONYMUS, 1870).
lung der inländischen Vögel […] unter           Pracht und Sauberkeit gleichkommt. Be-
der speciellen Aufsicht unseres Cassirers,      sonders die Pflege der Teppichbeete hat er Um es an dieser Stelle schon vorwegzu-
Herrn Goffarth […] sich einen wohlver-          stark kultiviert und dadurch dem Garten nehmen − die von seinem Nachfolger
dienten Ruf erworben“ (PEILL & FUNCK,           einen äußerst freundlichen und gewinnen- einige Jahre später vorgenommene
1875).                                          den Anstrich gegeben. Auch ist die Mehr- Einschätzung war eindeutig weniger
                                                zahl der Sträucher mit ihrem wissen- schmeichelhaft:
Der Heidelberger Zoologe Professor              schaftlichen Namen bezeichnet und so
Heinrich Alexander Pagenstecher lobte           eine Verbindung von zoologischem und „Funck war ein alter Belgier, ein kleines
den Kölner Kassierer in den höchsten            botanischem Garten hier angestrebt.“         grauschrumpliges Männchen, das man

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"Der mit dem Jaguar tanzte " - Rhino Resource Center
nie ohne einen zerkauten Zigarren-
stummel im Mundwinkel sah. Er war
zwar mindestens fünfzehn Jahre in Köln,
trotzdem aber so wenig deutsch gewor-
den, daß er noch am Tage seines Austritts
[…], wenn er etwas richtig ausdrücken
wollte, das nur so fertig brachte: ‚auf
Französisch sagt man …‘ […] Der Teufel
mag wissen, wie die Kölner Verwaltung
auf diesen Ausländer abgekommen ist.“
(HECK, 1940).

 Nun, Erinnerungen können zwar heiter
 und ernst − aber manchmal eben auch
 falsch sein! Um aber die (rhetorische)
 Frage Hecks zu beantworten, wie die Köl-
 ner Verwaltung (gemeint ist hier nicht
 etwa die städtische Verwaltung, sondern
 der Verwaltungsrat der Aktiengesell-
 schaft, der einem heutigen Aufsichtsrat Abb. 5: Restaurationsgebäude von 1871/72 mit Orchesterpavillon (links). Rechts der Konzert-
 entspricht) auf den luxemburgischen saal von 1895.
 Zoodirektor eines belgischen Zoos als Restaurant from 1871/72 with orchestra pavilion (left). Concert hall from 1895 on the right.
 Nachfolger für Bodinus gekommen ist:                                                                   (Quelle: Archiv Kölner Zoo)
 Es ist davon auszugehen, dass sich Bodi-
 nus und Funck persönlich kannten, sei es
 von den Antwerpener Tierversteigerun- erwähnten ersten General-Versammlung Bereits im Jahresbericht für 1871 sprach
 gen oder noch früher von Besuchen in im Beisein Funcks,                               Funck (ANONYMUS, 1872a) von „dem
 Belgien bei der Vorbereitung der Kölner                                               neuen Restaurations-Gebäude, welches
 Zoogründung. Vielleicht waren sie auch „… daß die Staats-Regierung die wegen in einem grossartigen Style angelegt wor-
 befreundet, und es gibt Hinweise darauf, Erbauung eines neuen Restaurations- den ist und an 600 Personen aufnehmen
 dass Funck als Leiter des Brüsseler Zoos Locals beantragte Actien-Emission (an- kann“. Aus einer im Zoo-Archiv ver-
 vielleicht sogar den Geflügelzüchter Bo- dere Quellen berichten von einer Emis- wahrten Notiz des Bankhauses Oppen-
 dinus aus Greifswald als Direktor des neu sion von Prioritäts-Obligationen) aus       heim geht hervor, dass der Bau des neuen
 zu gründenden Kölner Zoologischen         formellen Gründen nicht genehmigt ha- Restaurations-Gebäudes 1870 begonnen
 Gartens vorgeschlagen hat (ANONY- be, daß eine solche aber auch entbehrlich und 1872 eingeweiht wurde. Die Kosten
 MUS, 1959). So ergab sich vielleicht 1869 geworden sei, [da] die günstige Finanz- betrugen 54.500 Taler und lagen damit
 die Gelegenheit, einen Gefallen zu erwi- lage des Unternehmens die Bestreitung nur geringfügig über dem ursprüng-
 dern, indem Bodinus wahrscheinlich sei- der Baukosten aus eigenen Mitteln ge- lichen Budget von 50.000 Talern. Und
 nerseits Nicolas Funck als seinen Nach- statte“ (ANONYMUS, 1870).                     zwei Jahre später konnte Professor
 folger vorschlug (ENGLÄNDER, 1985).                                                   Pagenstecher nach einem Besuch im
 Ob sich die spätere Schließung des Brüs- Doch zunächst drohte noch ganz anderes Oktober 1873 in Köln resümieren:
 seler Gartens bereits zu diesem Zeitpunkt Unheil. Mit der Kriegserklärung Napole-
 abzeichnete und einen Wechsel Funcks      ons III. an Preußen am 19. Juli 1870 be-     „All dem Unstern gegenüber mag der
 zusätzlich beförderte, bleibt allerdings  gann der Deutsch-Französische Krieg, neue Director, Herr Dr. Funck, aus dem
 Spekulation.                              der zwar die Festungsstadt Köln nicht landschaftlich reizenden, idyllischen
                                           unmittelbar betreffen sollte, aber den Brüsseler Garten übergesiedelt, Anfangs
„Die leiblichen Bedürfnisse                Verantwortlichen wohl doch einige Sor- manche schwere Stunde durchlebt, man-
 der Kölner Herren …“ –                    gen bereitet haben dürfte − schließlich chen Kampf durchkämpft und den
 Die neue Restauration                     lag der Zoo ja im Festungsrayon der Stadt Wechsel eher beklagt haben. Aber die
                                           und damit im Schussfeld der Kanonen Wacht am Rhein ging zu Ende, Köln
 Nicolas Funck befand sich bei seinem von Fort X. Rein vorsorglich hatte man           schöpfte Athem, […] die Verwaltung, die
Amtsantritt als Direktor in einer Situati- beim Vorstand des zoologisch-botani- ihrerseits der Kölner Herren leiblichem
 on, die neuen Chefs zuweilen bekannt schen Gartens in Den Haag schon einmal Bedürfniss vor Allem gerecht werden
 sein dürfte. Wichtige und wesentliche     angefragt, ob dort eventuell die Tiere des  musste, schuf ein brillantes und geräumi-
 Bauvorhaben waren durch seinen Vor- Kölner Gartens Unterkunft finden könn- ges Restaurationshaus und siehe da,
 gänger, vor allem aber wohl durch den ten. Die niederländischen Kollegen lehn- wenn man jetzt die Bilanz zieht, hat sich
 die Richtung eigentlich vorgebenden ten jedoch aus Mangel an Platz und Geld der Waisenknabe zu einem stattlichen
Verwaltungsrat, bereits getroffen. Seit ab (ANONYMUS, 1871). Der Vorfriede vielversprechenden Jünglinge entwickelt“
1865 war der Bedarf an einem neuen, re- von Versailles nach dem Fall von Paris im (PAGENSTECHER, 1874a).
 präsentativen Gebäude für die Restaura- Februar 1871 sowie vor allem der durch
 tion immer wieder artikuliert und den Frieden von Frankfurt am 10. Mai Mit den „Kölner Herren“, um deren „leib-
 schließlich 1869 auch positiv entschieden 1871 offiziell beendete Krieg dürften       liche Bedürfnisse“ sich der Zoo vor allem
 worden. So berichtete der Vorsitzende     daher für Erleichterung in Köln gesorgt zu kümmern hatte, sind in erster Linie
 des Gremiums, Robert Peill, auf der haben.                                            natürlich die Aktionäre gemeint, die

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in „ihrem“ zoologischen Garten einen
Ort des gesellschaftlichen Lebens sahen,
einen „Centralpunct des Vergnügens“,
wie ihn Caspar Garthe in seinem „Aufruf
zur Gründung eines zoologischen Gartens
in Köln“ 1857 bezeichnet hatte. Dabei er-
schien ein standesgemäßes Restaurant
mit guter Küche (und einem gut gefüllten
Keller) fast ebenso wichtig zu sein wie ein
schöner Park mit netten Tieren.

„König Nero“ … und mysteriöse
 Todesfälle – Das Raubtierhaus

Nicolas Funck hatte in der Bestands -
auf nahme zu Beginn seiner Amtszeit
insbesondere die Sammlung an Raub-
tieren gewürdigt, die mit 78 von 271 vor-
handenen Säugetieren immerhin 29 %
des Bestandes darstellten. Er konnte im
Raubtierhaus nahtlos an bestehende
Zuchterfolge anknüpfen, wie Professor
Pagenstecher im Oktober 1873 bestätigte:
                                              Abb. 6: Weiblicher Jaguar (Panthera onca) mit Jungen. Zeichnung von Ludwig Beckmann 1875.
„Die Zucht junger Thiere ist in diesem        Female jaguar with cubs. Drawing by Ludwig Beckmann 1875.
 Hause auch unter dem jetzigen Director                                                                       (Quelle: Archiv Kölner Zoo)
 eine sehr glückliche gewesen, man hatte
 in den wenigen Jahren 10 Löwen, 6 Jagu-
 are und 5 Leoparden, ausser dem Hause        Der Bericht zeigt, dass schon zu einem Eine lange Haltungsdauer konnte man
 4 Bären, einige Waschbären und Nasen-        frühen Zeitpunkt in der Geschichte der auch bei einer anderen Großkatze, dem
 bären“ (PAGENSTECHER, 1874b).                zoologischen Gärten eine lange Hal- Löwen (Panthera leo) verzeichnen. In der
                                              tungsdauer und regelmäßige Zuchterfol- Zeitschrift „Isis“ findet sich 1878 folgen-
Eine „durchgreifende Vergrösserung des        ge einschließlich natürlicher Aufzucht de Meldung:
Raubthierhauses“ stand dennoch auf der        der Jungen − zumindest bei einigen Tier-
Wunschliste (PEILL & FUNCK, 1875).            arten − durchaus erzielt wurden. Die „Nero, der König der Thiere in unserm
                                              nicht aufgehende Addition der Zahl der Zoologischen Garten, ist verendet. Wer
Auch sein „Tanzpartner“ aus Mexiko            Jungtiere ist dabei sicher kein Indiz für seit 17 Jahren denselben besuchte, erin-
wurde im Kölner Zoo nicht nur gehalten,       die mathematischen Fähigkeiten des Au- nert sich des majestätischen schwarz-
sondern auch erfolgreich gezüchtet. In        tors, sondern wohl dem „Druckfehler- mähnigen Löwen mit dem mächtigen
einem Beitrag mit dem Titel „Der Jaguar“      teufel“ geschuldet.                       Kopfe und dem stolzen Blicke, den
für die „Leipziger Illustrirte Zeitung“,
dem eine Zeichnung von Ludwig Beck-
mann beigefügt war (siehe Abb. 6),
schrieb Funck:

„Der mit drei seiner Sprößlinge auf unse-
 rer umstehenden Illustration abgebildete
 weibliche Jaguar hat elf Jahre im Zoolo-
 gischen Garten zu Köln gelebt und wäh-
 rend dieses Zeitraums 18 Junge zur Welt
 gebracht. Von dieser Zucht sind 14 Stück
 verkauft worden, 3 sind gestorben und 2
 noch lebend im Garten vorhanden [sic].
 Das Thier hat sich stets als gute Mutter
 bewährt, indem es seine Jungen mit der
 größten Zärtlichkeit behandelte, was bei
 seinesgleichen nicht immer der Fall ist.
 Im vergangenen Sommer war es wieder
 trächtig, wurde jedoch, als die Wurfzeit
 heranrückte, von Tag zu Tag schwächer,
 verschmähte die Nahrung und verendete,       Abb. 7: Männlicher Löwe (Panthera leo) im Grottenbärenzwinger? Nicht datierte Aufnahme
 bevor es geworfen hatte. Die Obduction       (Beginn des 20. Jahrhunderts?).
 ergab Bauchwassersucht“ (FUNCK,              Male lion in the bear grotto? Undated photograph (early 20th century?).
 1875a).                                                                                                      (Quelle: Archiv Kölner Zoo)

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gelangte die Art zum ersten Mal in den
                                                                                              Kölner Zoo. Dem Jahresbericht ist zu
                                                                                              entnehmen: „Angekauft wurden […] drei
                                                                                              Hyänenhunde (zur Zeit noch die Einzi-
                                                                                              gen auf dem Kontinent)“ (ANONYMUS,
                                                                                              1872). Im Jahr darauf schrieb Funck in
                                                                                              einem Beitrag für die „Leipziger Illustrir-
                                                                                              te Zeitung“: „Die drei Exemplare […] ha-
                                                                                              ben sich durch ihr munteres Wesen
                                                                                              längst den Beifall aller Besucher erwor-
                                                                                              ben“ (FUNCK, 1873a). Neben Beobach-
                                                                                              tungen zum Fressverhalten („Die Gier
                                                                                              dieser Tiere übertrifft die aller bekannten
                                                                                              Säugetiere.“) stellte er insbesondere zwei
                                                                                             Aspekte heraus. Zum einen beschrieb er
                                                                                              die Besonderheiten der Stimme, die er
                                                                                             „mit den kreischenden Tönen vergleich[t],
                                                                                              die durch Räder auf ungeschmierten höl-
                                                                                              zernen Achsen hervorgebracht werden“.
                                                                                              Zum anderen bemerkte er „die Anhäng-
                                                                                              lichkeit, die sie gegenseitig füreinander
                                                                                              haben. Der natürliche Trieb zum gesell-
Abb. 8: Die ersten Afrikanischen Wildhunde (Lycaon pictus) 1871 im Zoologischen Garten        schaftlichen Leben ist bei ihnen so ausge-
Köln. Zeichnung von Ludwig Beckmann.                                                          bildet, daß Isolirung für sie gefährlich
The first African wild dogs 1871 at Cologne Zoo. Drawing by Ludwig Beckmann.                  sein würde“. Dementsprechend vergesell-
                                                               (Quelle: Archiv Kölner Zoo)    schaftete Funck ein überzähliges Männ-
                                                                                              chen denn auch mit einer Bluthündin
                                                                                              (Haushundrasse), die sogar „Herrin im
der Herr Graf von Fürstenberg-Stamm-          Interessant erscheint im Zusammenhang           Haus“ geworden sei.
heim im Jahre 1861 dem Garten als Ge-         mit „Neros Todesanzeige“ die in dem Bei-
schenk überwies. Da er damals 5 Jahre alt     trag geäußerte Annahme, dass Löwen im          Funck schloss seinen Bericht mit einem
war, so hat er, was beim Löwen in der         Freiland deutlich älter werden als in          Hinweis auf vorangegangene Haltungen
Gefangenschaft zu den Seltenheiten zählt,     Menschenhand − und dann auch noch              in Hamburg („ein Paar vor sechs bis sie-
ein Alter von 22 Jahren erreicht; in der      gleich 30 Jahre. Dieses Alter dürfte kaum      ben Jahren, von denen das Weibchen
Freiheit bringt er es auf 30 Jahre. Mit       je ein Löwe in Afrika erreicht haben. Für      zwölf Junge warf“), London („ein einzel-
Nero und 2 Löwinnen wurden im gan-            Haltungen in Menschenhand gibt Weigl           nes Männchen vor drei Jahren“) und Ber-
zen 40 Junge gezogen“ (ANONYMUS,              (2005) ein Höchstalter von 26 Jahren und       lin („hat kürzlich ein Männchen und
1878).                                        10 Monaten an. Ein männlicher Löwe, der        zwei Weibchen erworben“).
                                              1959 ausgewachsen in den Kölner Zoo
 Im ersten Wegführer durch den Kölner         kam, hatte nach einer nachweislichen           Die Haltungsdauer dieser ersten Kölner
 Zoo erwähnte Bodinus (1864b) ein             Haltung von 24 Jahren und 3 Monaten            Wildhunde bleibt indessen vage. Bereits
„prächtiges Löwenpaar aus dem nörd-           bei seinem Tod am 7. März 1984 ein ge-         im Jahresbericht für 1872 wird der Ab-
 lichen Africa“, das als „wahrhaft fürst-     schätztes Alter von 27 Jahren (NOGGE,          gang durch Tod von zwei „Hyänen-Hun-
 liches Geschenk“ nach Köln gekommen          1985; WEIGL, 2005).                            den“ gemeldet (FUNCK, 1873b). Es muss
 sei. Es liegt nahe, dass Nero einer dieser                                                  aber − mindestens − einen nicht doku-
„Löwen der Berberei“ war, wie man den         Zu Funcks Zeiten war der Afrikanische          mentierten Zugang in den folgenden Jah-
 Berberlöwen (Panthera leo leo) damals        Wildhund oder Hyänenhund (Lycaon               ren gegeben haben, denn im März 1881
 nannte. Die Unterart unterscheidet sich      pictus) wohl noch über weite Teile Afri-       erwähnte Gronen eine Nachzucht dieser
 von den Löwen südlich der Sahara und         kas südlich der Sahara (mit Ausnahme           Art für den Kölner Zoo, auch wenn diese
 gilt seit der Mitte des 20. Jahrhunderts     der tropischen Wälder) verbreitet. Seit-       letztendlich nicht erfolgreich war, denn
 als ausgestorben. Bei Nero scheint die       her haben Lebensraumfragmentierung,            er schrieb: „Die vier jungen Hyänenhun-
 Herkunft aus dem nördlichen Afrika           Mensch-Tier-Konflikte und Infektions-          de haben nur kurze Zeit ihr Dasein
 wahrscheinlich, wenngleich durch Quel-       krankheiten für eine stetige und teilweise     geniessen können; sie wurden bereits
 len nicht belegt ist, woher der Graf von     dramatische Abnahme der Bestände ge-           am Abend ihres Geburtstages von ihrer
 Für stenberg-Stammheim das Löwen-            sorgt. Die IUCN schätzt die aktuelle Po-       leiblichen Mutter verspeist“ (GRONEN,
 paar tatsächlich bezogen hat. Bei ande-      pulation auf etwa 6.600 Individuen, ver-       1881).
 ren in den Zoologischen Gärten und           teilt auf mehrere Subpopulationen
 Menagerien des 19. und 20. Jahrhunderts      (WOODROFFE & SILLERO-ZUBIRI,             Dieser erste (Teil-)Erfolg bei der Zucht
 gezeigten „Berberlöwen“ dürfte der           2012).                                   Afrikanischer Wildhunde im Kölner Zoo
 Name oft eher als Marketinginstrument                                                 sollte nicht der letzte bleiben. Jahre später
 für einen imposanten Phänotyp denn           Bereits 1871 − und damit deutlich früher wurde die Art wieder gehalten − und
 als gesicherter Herkunftsnachweis ver-       als bei Marsden et al. (2013) angegeben, diesmal mit größerem Erfolg. So schrieb
 wandt worden sein (BLACK et al.,             die eine erstmalige Haltung in Deutsch- der damalige Assistent Friedrich Zeller:
 2010).                                       land für das Jahr 1902 erwähnen − „Die Aufzucht junger Hyänenhunde

                                                                                                                                     93
"Der mit dem Jaguar tanzte " - Rhino Resource Center
gelang in zoologischen Gärten bisher           Über die zunächst beobachteten Sympto-          dürfte allerdings retrospektiv nur schwer
sieben Mal, davon vier Mal im Kölner           me und den weiteren Verlauf der Krank-          zu bestätigen sein.
Zoo. Insgesamt wurden hier in vier             heit, die eingeleiteten Maßnahmen und
Jahren 63 (!) Hyänenhunde geboren …“           schließlich den Versuch, durch Inokula-         Acht Jahre später, im Mai 1879, kam es
(ZELLER, 1959), die in der Regel von           tion (Einimpfung) infektiösen Materials         noch einmal zu einer Reihe ungeklärter
Haushundammen aufgezogen wurden                der erkrankten Löwin auf ein Pony die           Todesfälle im Raubtierhaus. „Im Laufe
(ZELLER, 1958).                                Rotzkrankheit nachzuweisen, berichtete          einer einzigen Woche verendeten zwei
                                               Nicolas Funck sehr ausführlich in einem         Gepards, ein Puma, ein Leopard und ein
Die Raubtierhaltung blieb jedoch auch          Beitrag für die Zeitschrift „Der Zoo-           prachtvoller Königstiger …“ (BÖLSCHE,
von Rückschlägen nicht verschont. Wie          logische Garten“ (FUNCK, 1872). Zu-             1879a). Bei den meisten Tieren wurden
der Jahresbericht für 1871 meldete, „wur-      sammenfassend bemerkte er: „Dieser              Krämpfe und bei dem Tiger eine „eigent-
de das Raubthierhaus von einer gefährli-       Impfversuch setzte demnach […] das              hümliche Geschwulst“ beobachtet. Man
chen Seuche heimgesucht. Derselben er-         Vorhandensein der Rotzkrankheit […]             vermutete damals eine absichtliche Ver-
lagen in wenigen Tagen die beiden jungen       ausser Zweifel und ist in wissenschaft-         giftung und setzte eine Belohnung von
Löwen, der alte Königstiger und bald           licher Beziehung insofern von Interesse,        300 Mark für sachdienliche Hinweise aus,
darauf die alte Löwin“ (ANONYMUS,              als er darthut, dass das Rotz-Contagium         wenngleich nach dem Bericht Bölsches
1872b). Als Ursache wurde der Rotz (Mal-       durch Uebertragung auf das Katzen-              auch „zur Fütterung verwandtes, irgendwie
leus) vermutet, eine bakterielle Infek-        geschlecht nichts von seinem Character          krankes Fleisch“ als mögliche Todesursa-
tionskrankheit, die durch den Erreger          und seiner Intensität verliert und zur wei-     che nicht ausgeschlossen werden konnte.
Burkholderia mallei verursacht wird und        teren Fortpflanzung wohl geeignet ist.“
primär Equiden befällt. Während die                                                            Epilog für eine „Dame“ …
Krankheit in Westeuropa heute nicht            Funck sah sich wahrscheinlich zu dieser         und Funcks „tanzende Marie“ −
mehr beobachtet wird, zitiert Behlert je-      detaillierten Darstellung auch deshalb          Das Elefantenhaus
doch einen Bericht von 1973 über das           veranlasst, weil nach seiner Aussage „die-
Auftreten einer Rotzenzootie bei Löwen         se Krankheit bisher nur unter Einhufern         Im Jahr 1871 hatte der Kölner Zoo einen
in einem Zoo in Italien, verursacht durch      bemerkt worden ist“ (FUNCK, 1872). Es           weiteren schweren Verlust zu verzeich-
eingeführtes Pferdefleisch (BEHLERT,           gibt jedoch frühere Hinweise auf Rotzin-        nen. Dieser betraf den ersten Kölner
1985). Ob als Vektor der 1871 ausgebro-        fektionen bei Großkatzen. „1832 verlor          Elefanten, der seit 1864 im Garten gelebt
chenen Krankheit das Fleisch rotziger          Hermann van Aken in Pilsen fast seinen          und durch seinen Auftritt beim Kölner
Pferde oder eine sonstige Ansteckung           ganzen Raubtierbestand durch Rotz“              Abgeordneten-Fest 1865 auch für politische
verantwortlich war, blieb offen und war        (RIEKE-MÜLLER & DITTRICH, 1999),                Schlagzeilen gesorgt hatte (HÄSSLIN &
nicht mehr zu ermitteln (FUNCK, 1872).         und Pagenstecher erwähnte im Zusam-             NOGGE, 1985). Es gibt allerdings − außer
Da das Fleisch rotzkranker Pferde von          menhang mit der Kölner Rotzinfektion,           dem zeitlichen Zusammentreffen − keinen
dem der gesunden Tiere nicht zu unter-         dass diese „Krankheit 1865 den Stolz der        Hinweis darauf, dass er an der im gleichen
scheiden sei, sah Funck in eigenen             Menagerie Kreuzberg [sic − hiermit dürf-        Jahr bei den Großkatzen aufgetretenen
Schlachtereien ein mögliches Mittel, sich      te er die Wandermenagerie von Gottlieb          Rotzkrankheit gestorben war, wie gele-
vor Ansteckungen zu schützen. Spätere          Christian Kreutzberg meinen], [unter            gentlich vermutet wurde (vgl. PAGEL,
Lieferverträge mit Pferdemetzgern (vgl.        anderem] sechs Löwen […] wegraffte“             RECKEWITZ & SPIE, 2010).
Protokoll Verwaltungsrat 5. Dezember           (PAGENSTECHER, 1874a; vgl. auch
1883) lassen eine Umsetzung dieser Emp-        EYRICH, 1872). Ob in allen genannten            Über dieses Tier und die mögliche Todes-
fehlung in Köln jedoch bezweifeln.             Fällen der Befund Rotz korrekt war,             ursache berichtete Pagenstecher Anfang

                                                                       Abb. 10: Giraffen- und Antilopenhaus von 1863 mit dem Anbau
                                                                       (rechts) für Elefanten, Nashörner und Giraffen von 1874. Aufnahme
                                                                       aus dem Jahr 1959 mit Elenantilopen (Taurotragus oryx) und Asia-
Abb. 9: Ein weibliches Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) kam 1872   tischen Elefanten (Elephas maximus) auf den Freianlagen.
in den Kölner Zoo. Zeichnung von Ludwig Beckmann.                      Giraffe and antelope house from 1863 with the annex for elephants,
A female Indian rhinoceros arrived at Cologne Zoo in 1872. Drawing     rhinos and giraffes completed in 1874. The photograph taken in 1959
by Ludwig Beckmann.                                                    depicts eland antelopes and Asian elephants on the moated enclosures.
                                        (Quelle: Archiv Kölner Zoo)                 (Foto: Werner Stangenberg − Quelle: Archiv Kölner Zoo)

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"Der mit dem Jaguar tanzte " - Rhino Resource Center
Oktober 1873 anlässlich seines Besuches       Mit den „indischen Geschwistern“ sind
in Köln:                                      die am 26. April 1872 von Jamrach in
                                              London erworbenen Asiatischen Elefan-
„Dann lief auch des Elephanten, des allge-    ten (Elephas maximus) Bella, die bis zum
 meinen Lieblings, Uhr ab, ein schmerz-       Dezember 1910 im Kölner Zoo lebte, so-
 lich empfundner, wenn auch nicht unvor-      wie ein bis heute namenlos gebliebenes
 hergesehener Fall, denn zu seiner Höhe       Tier, über dessen Tod in der „Kölnischen
 von 8½ Fuss war er nicht gekommen,           Zeitung“ anlässlich des Jahresberichtes
 ohne dass seine Tage hoch wurden und         1881 eine kurze Meldung erschien, ge-
 jetzt kaute er so ziemlich auf den letzten   meint.
 Zähnen. Seine ausgestopfte Haut und
 sein Gebein, sorgsam präparirt, schmü-       Im gleichen Jahr, und zwar ebenfalls am
 cken unser Heidelberger Museum und           26. April, konnte Nicolas Funck sogar −
 erhalten sein Andenken. Jener ist auch       zum ersten Mal in der Geschichte des
 stiller Theilnehmer an einer Fortschritts-   Kölner Zoos − ein Nashorn erwerben,
 medaille der Wiener Ausstellung [hier ist    wiederum bei Jamrach in London. Es
 die Wiener Weltausstellung von 1873 ge-      handelte sich um ein junges weibliches
 meint], wo er in Photographie vertreten      Panzernashorn (Rhinoceros unicornis).
 war; auch das Herz, dessen Verfettung
 das Thier getödtet, ist nunmehr entfettet    Für diese Neuerwerbungen wurde das            Abb. 11: Afrikanischer Steppenelefant (Loxo-
 und sammt dem geräumigen Magen               Antilopen- und Giraffenhaus 1874 um           donta africana) während des Hochwassers
 und andern Theilen sauber aufgestellt“       einen Anbau erweitert (und in Elefanten-      1882 im Elefantenhaus. Zeichnung in der
 (PAGENSTECHER, 1874a).                       haus umbenannt). Hierüber berichtete          „Leipziger Illustrirten Zeitung“.
                                              der Vorsitzende des Verwaltungsrates Peill:   African elephant in the elephant house during
 Wenn die von Pagenstecher getroffenen                                                      the flood 1882. Newspaper illustration.
 Feststellungen über die „letzten Zähne“ „Die Arbeiten, welche wir im vergangenen                             (Quelle: Archiv Kölner Zoo)
 und die „hohen Tage“ nicht bloße Speku- Jahre vorgenommen haben, waren von
 lationen sind, würden sie bei einem ange- ziemlicher Bedeutung und sind zum
 nommenen Wechsel zum letzten Backen- Theil noch in der Vollendung begriffen.               überraschenden Eindruck auf mich ge-
 zahn (M3) mit 35 bis 40 Jahren auf ein Unter diesen erwähnen wir vorzugsweise              macht hat, wie jener Hirscheber zu Rot-
 beachtliches Alter des Kölner Elefanten den Anbau des Giraffenhauses, welcher              terdam“ (FUNCK, 1882).
 hindeuten, wozu denn auch die Angaben nebst den äussern Umzäunungen und
 zu Größe und Gewicht passten. Da das Wasser-Bassins einen Kostenaufwand                    Bei den Tieren, die 1876 aus Amsterdam
 Tier aber „nur“ sieben Jahre in Köln lebte, von circa 16- bis 17,000 Thlr. erfordert“      angeboten worden waren und die Funck
 wurde anscheinend ein ausgewachsener (PEILL & FUNCK, 1875).                                sofort kaufte, könnte es sich im Hinblick
 Elefant 1864 aus Ceylon importiert. Da                                                     auf die angegebene Herkunft („Celebes-
 üblicherweise junge oder jungerwach- Ein Jahr später, nach einem vorhandenen               Inseln“) um Sulawesi-Hirscheber (Baby-
 sene Elefanten zu dieser Zeit nach Euro- Tierbestandblatt aus Wunderlichs Amts-            rousa celebensis) gehandelt haben. Nach
 pa gelangten, mag dies zwar ungewöhn- zeit im Mai 1875, zog auch der erste Afri-           Aussage des Verkäufers, eines Schiffs-
 lich, gleichwohl aber nicht unmöglich        kanische Elefant (Loxodonta africana) in      kapitäns, der offenbar über Ortskennt-
 sein.                                        dieses Haus ein, von dem Heck später          nisse verfügte, seien „die Hirscheber auf
                                              sagte, er sei „wohl das grösste und schöns-   gewissen Inseln etwas größer […] als auf
 Im zweiten Teil seines Besuchsberichtes      te Exemplar seiner Art, das jetzt noch        anderen“ (FUNCK, 1882). Diese Beob-
 gab Pagenstecher auch einen Hinweis auf in einem Zoologischen Garten existirt“             achtung ist vor dem Hintergrund der
 das Geschlecht dieses ersten Kölner Ele- (HECK, 1888).                                     heute vorgenommenen Unterteilung der
 fanten, das bei früheren Berichten wohl                                                    Hirscheber in (mindestens) drei Arten
 meist im Dunkeln geblieben war:             „Einer der eigenthümlichsten Reprä-            interessant (GROVES & GRUBB, 2011;
                                              sentanten des Schweinegeschlechtes“           MEIJAARD, D’HUART & OLIVER,
„Im Elephantenhause wachsen die vor zwei (FUNCK, 1882) gelangte 1876 nach Köln.             2011).
 Jahren erworbenen indischen Geschwis- In einem Brief an den Herausgeber des
 ter wacker heran, sie haben die halbe Höhe „Zoologischen Gartens“ vom 29. Oktober          Seit 1866 lebten auch Zebras im Kölner
 der verstorbenen Dame erreicht, jedoch 1876 teilte Funck mit, „dass unser Gar-             Zoo (Tierbestandsblatt), die ebenfalls im
 noch einen ziemlichen Weg zu deren Ge- ten kürzlich in den Besitz eines Paares             Elefantenhaus untergebracht waren. Die
 wicht von 8000 Pfunden. Wir wissen da- Hirscheber, Babirussa, gekommen ist,                ersten beiden Kölner Zebras kamen je-
 von zu erzählen, welch‘ schweres Stück die aus den Celebes-Inseln stammen.                 doch nicht etwa aus Afrika, sondern vom
Arbeit sie nach dem Tode starken Man- Seit 16 Jahren ist kein Repräsentant die-             Main an den Rhein. Der Hengst wurde
 nesarmen, Hebebäumen und Flaschen- ses Genus in den Zoologischen Gärten                    am 30. Mai 1866 (als vermutliche deut-
 zügen bot“ (PAGENSTECHER, 1874b).            vertreten gewesen“ (FUNCK, 1876).             sche Erstzucht) und die Stute rund ein
                                                                                            Jahr später im Zoologischen Garten
Damit ist es auch fraglich, ob die Abbil-     Funck hatte wohl 1860 in Rotterdam            Frankfurt geboren (SCHMIDT, 1866;
dung eines stoßzahntragenden Elefanten        zum ersten Mal einen Hirscheber gese-         1867). In den zeitgenössischen Wegfüh-
bei Pagel, Reckewitz & Spieß (2010) wirk-     hen und schilderte diese Begegnung spä-       rern (vgl. Abb. 16) wurden sie als Burchell-
lich diese erste Kölner Elefantenkuh dar-     ter so: „Ich gestehe, daß außer dem Nil-      Zebra oder Dauw (Equus quagga burchel-
stellt.                                       pferd nie irgend ein Thier einen ähnlich      lii) bezeichnet. Eine bei diesen Zebras

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"Der mit dem Jaguar tanzte " - Rhino Resource Center
Abb. 12: Weißschwanz-Gnu (Connochaetes gnou) im Zoologischen         Abb. 13: Südliches Streifengnu (Connochaetes taurinus) mit Jungtier
Garten Köln. Zeichnung von Ludwig Beckmann.                          1982 im Zoologischen Garten Köln.
Black wildebeest at Cologne Zoo. Drawing by Ludwig Beckmann.         Blue wildebeest with calf 1982 at Cologne Zoo.
                                       (Quelle: Archiv Kölner Zoo)                       (Foto: Alfred Koch − Quelle: Archiv Kölner Zoo)

beobachtete mehr oder weniger aus- „Meine Aufmerksamkeit wird sich nun-                     Diese Erwartung sollte sich gut 100 Jahre
geprägte Streifung der Beine, insbeson- mehr einigen, in unserem Garten noch                später erfüllen. Am 17./18. Mai 1978 ge-
dere bei dem am 26. April 1867 gebore- karg vertretenen Specialitäten zuwenden,             baren alle drei in Köln lebenden Weib-
nen weiblichen Tier (SCHMIDT, 1867; nämlich denen der Antilopen und aus-                    chen binnen 24 Stunden jeweils ein Jung-
WUNDERLICH, 1884c), könnte als Hin- tralischen Beutelthiere. Durch die Ver-                 tier (ZIMMERMANN, 1980).
weis auf eine andere Unterart oder aber grösserung des Elephantenhauses, wel-
lediglich als Indiz für die bei Steppen- ches seit einigen Tagen vollendet ist,             Kaum eine Antilope wird so sehr mit
zebras charakteristischen, individuell    bieten sich uns, nachdem die Elephanten,          Afrika identifiziert wie das Gnu. Jeder,
verschiedenen Streifenmuster interpre- Giraffen und das Rhinoceros in den neu-              der die Bilder aus Bernhard Grzimeks
tiert werden. Bei ihnen gab es vermutlich en Anbau hinüber gebracht worden                  Film „Serengeti darf nicht sterben“ noch
1878 zum ersten Mal in der Geschichte     sind, mehrere schöne Räume zum Unter-             vor Augen hat, mag dies bestätigen. Da-
des Kölner Zoos ein Fohlen (ANONY- bringen einiger interessanten Antilopen-                 bei gibt es „das Gnu“ nicht. Traditionell
MUS, 1879).                               Arten dar“ (PEILL & FUNCK, 1875).                 wurden zwei Arten, das Streifengnu
                                                                                            (Connochaetes taurinus) und das Weiß-
 Das bereits erwähnte Panzernashorn leb- Über eine ganz besonders bemerkens-                schwanz-Gnu (Connochaetes gnou), un-
 te 28 Jahre − bis zum 24. Oktober 1900 − werte Art, die auch später im Kölner Zoo          terschieden, wobei einige Unterarten
 in Köln und wurde unter dem Namen noch für Aufsehen sorgen sollte, berich-                 des ersteren bei Anwendung eines phy-
 Schöne Marie bekannt. Von dieser tete wiederum Pagenstecher:                               logenetischen Artkonzeptes als eigen-
„Funck’schen Marie“ wird berichtet, dass                                                    ständige Arten angesehen werden
 sie „häufig in den Nachmittagsstun- „Wir berühren von den Wiederkäuern zu-                 (GROVES & GRUBB, 2011).
 den eine Anwandlung von Tanz- und         letzt, obwohl unseren erstaunten Augen
 Springlust bekam. Diese heitere Stim- fast zuerst geboten, die, nachdem die                Es ist davon auszugehen, dass beide
 mung mündete dann stets in gymnasti- frühern Versuche in Moskau unglücklich                Arten auch in der Ära Funck noch sehr
 schen Kundgebungen“ (FUNCK, 1873c). ausgegangen waren, bisher kaum irgend                  zahlreich vorkamen, in den Zoologi-
 Tanzende „Mariechen“ haben eben in wo wieder vertreten gewesenen Saiga-                    schen Gärten dieser Zeit galten sie jedoch
 dieser Stadt eine lange − und vielgestal- Anti lopen, deren Köln jetzt drei Stück,         als ausgesprochene Seltenheiten − und
 tige − Tradition.                         einen wahren Schatz, besitzt“ (PAGEN-            sind es heute wieder, zumindest wenn
                                           STECHER, 1874b).                                 man die Situation in Deutschland zu
„Ein wahrer Schatz“ … und eine                                                              Grunde legt. Hier ist das Südliche Strei-
„vertauschte“ Oryx − Die Antilopen         Der Bericht Pagenstechers vom Oktober            fengnu (C. [t.] taurinus) nämlich aktuell
                                           1873 stellt den ersten Nachweis über die         nur noch in sieben Haltungen vertreten −
 Wenn auch das Giraffen- und Antilopen- Haltung der Saiga-Antilope (Saiga tatari-           und das Östliche Weißbartgnu (C. [t.]
 haus nach der Erweiterung in Elefanten- ca) im Kölner Zoo dar und schließt                 albojubatus) sowie das Weißschwanz-
 haus umbenannt worden war (wovon mit folgender Annahme: „Da unter den                      Gnu (C. gnou) werden überhaupt nicht
 dann später auch der steinerne Kopf ei- Thieren ein Männchen und unser Kli-                mehr gehalten (ZOOTIERLISTE, 2016).
 nes Afrikanischen Elefanten über dem ma ziemlich passend für die Thiere ist,
 Eingang zeugte), sollten die ursprüngli- werden wir nicht allein die Vollendung            Umso bemerkenswerter ist es, dass 1871
 chen Namensgeber auch weiterhin nicht der auffälligen Nasenform, die beim                  gleich beide Arten in den Kölner Zoo ge-
 zu kurz kommen. Nicolas Funck steckte Manne stärker hervortritt, sondern wohl              langten. Vom Streifengnu ist dies durch
 daher seine weiteren Ziele im Bericht für auch glückliche Nachzucht erwarten               den Jahresbericht für 1871 (ANONYMUS,
 das Jahr 1874 wie folgt ab:               dürfen.“                                         1872b) belegt, vom Weißschwanz-Gnu

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kann aus einem Beitrag in der „Leipziger und nach 24 Stunden seinen Leiden erle- Sein Vergleich mit der „Steppenkuh“
 Illustrirten Zeitung“ vom 5. Juli 1873 ge- gen“ (PEILL & FUNCK, 1875). Bei der oder der „Leucoryx“ bedarf vielleicht in-
 schlossen werden, dass die Tiere seit min- Sektion wurden eine Nähnadel im Peri- sofern der Erläuterung, als dass sich hin-
 destens zwei Jahren im Zoo gehalten cardium sowie drei verrostete Nägel ter diesen Namen die Säbelantilope (Oryx
 wurden. Dort findet sich auch eine recht in den Eingeweiden gefunden. Ob eine dammah) verbirgt − und nicht etwa die
 anschauliche Beschreibung dieses Tieres: „Frevelthat“ die Ursache war, konnte nicht Arabische Oryx (Oryx leucoryx). Über die
                                            ermittelt werden.                            uneinheitliche Verwendung des Namens
„Beim ersten Anblick scheint es, als wäre                                                leucoryx und die daraus entstehende
 dieses Wesen aus verschiedenen Theilen Nicolas Funck konnte noch mit einer wei- Verwirrung um die korrekte Zuordnung
 anderer Thiere zusammengesetzt. Der teren Antilopenart aufwarten, die offen- ist an anderer Stelle berichtet worden
 Rumpf und Hals eines kleinen Pferdes, bar nur selten in den Handel kam. Es (DOLAN, 1976). Zum Verständnis sei
 der Schwanz eines Maulthiers mit lan- handelte sich um eine männliche Men- daher hier nur angeführt, dass Peter Simon
 gen weißen Haaren besetzt, schöne auf- desantilope oder Addax (Addax nasoma- Pallas den Namen „Antilope leucoryx“ der
 rechtstehende Mähne, die Beine eines culatus) „von der Größe eines kleinen von ihm „entdeckten“ Arabischen oder
 Hirsches, der Kopf eines Ebers und die     Esels“, die etwa um 1871/72 „direct aus Weißen Oryx gab (PALLAS, 1771), wäh-
 Hörner des Kapbüffels bilden die einzel- Senegambien“ in den Kölner Zoo gelangte        rend die Säbelantilope zuerst von Philipp
 nen Theile dieses merkwürdigen Quod- (FUNCK, 1873c). In einem Beitrag für Jakob Cretzschmar als „Antilope Dam-
 libets“ (ANONYMUS, 1873).                  die „Leipziger Illustrirte Zeitung“ be- mah der Araber“ in einer (40 Wörter um-
                                            schrieb er diese Antilope wie folgt:         fassenden) Fußnote seiner Einleitung
 Die beiden Kölner Exemplare müssen                                                     „Säugethiere“ zu Eduard Rüppells „Atlas
 sehr publikumsattraktiv gewesen sein „Wie Brehm richtig bemerkt, schließt sich          zu der Reise im Nördlichen Afrika, Erste
 und wurden zeitweise selbst im Winter diese Gattung am nächsten der Oryx- Abtheilung Zoologie“ beschrieben wurde
 lediglich in einem ungeheizten Holzge- gruppe an, deren Hauptrepräsentant die (CRETZSCHMAR, 1826). Irgendwie −
 bäude gehalten. Wenn man damals vom        bekanntere Steppenkuh (Oryx leucoryx) vermutlich, weil man die beiden Arten
„gemeinen“ Gnu sprach, so war in der Re- ist, unterscheidet sich aber von dieser für identisch hielt und in diesem Fall
 gel diese Art gemeint, die auch unter dem durch ihre plumpere, massivere Gestalt der ältere Name Priorität hätte − wurde
 wissenschaftlichen Namen Catoblepas        sowie durch ihre dreimal schraubenartig Pallas‘ Name auf die Säbelantilope über-
 (auch Catablepas) gnu bekannt war. Sie     gewundenen und kürzern, nicht so weit tragen (LICHTENSTEIN, 1826), die
 dürfte seinerzeit auch häufiger aus Süd- nach hinten gezogenen Hörner, die mehr schließlich oft auch lediglich als „die Leu-
 afrika importiert worden sein, bis die Aehnlichkeit mit denen der Kuduantilo- coryx“ bezeichnet wurde (vgl. hierzu
 Bestände aufgrund der starken Bejagung     pe (Strepsiceros Capensis) und der Indi- auch die frühen Bände des „Zoologi-
 zusammenbrachen. Erst später wurde         schen Antilope (Ant. cervicapra) haben“ schen Gartens“).
 das „gestreifte“ oder „blaue“ Gnu, damals (FUNCK, 1873c).
 als Catoblepas gorgon bezeichnet, die im                                                Für den Kölner Zoo wird die Haltung ei-
 Tierhandel häufiger auftretende (sprich Funck schloss seinen Bericht mit einer ner Säbelantilope erstmals im Wegführer
„gemeinere“) Art.                           Bemerkung zum damaligen „Handling“ von 1866 erwähnt: „Die Säbel-Antilope,
                                            des Tieres: „Wie die Leucoryx, ist auch die Antilope leucoryx, zeichnet sich durch
 Das „schöne und seltene blaue Gnu“ ist Addaxantilope bösartiger Natur, und kein ihre langen säbelförmig gebogenen Hör-
 dann im Oktober 1874 „plötzlich erkrankt Wärter wagt es, ihr zu nahe zu kommen.“ ner aus und bewohnt das östliche mittlere

Abb. 14: Eine männliche Mendesantilope (Addax nasomaculatus) kam
1871/72 direkt aus Senegambien in den Kölner Zoo. Nach der Natur     Abb. 15: Die letzte männliche Säbelantilope (Oryx dammah) 1965 im
gezeichnet von Ludwig Beckmann.                                      Zoologischen Garten Köln.
A male Addax arrived 1871/72 directly from Senegambia at Cologne     The last male scimitar-horned oryx 1965 at Cologne Zoo.
Zoo. Drawing by Ludwig Beckmann.       (Quelle: Archiv Kölner Zoo)                                            (Quelle: Archiv Kölner Zoo)

                                                                                                                                      97
Abb. 16: Auszug (Seiten 18 − 19) aus dem Wegführer von 1875.
Extract (pages 18 − 19) from the guide book of 1875.                                                     (Quelle: Archiv Kölner Zoo)

 Africa. Unser Thier hat leider seinen         Nach den vorliegenden Quellen gibt es     „Unter den verschiedenen Känguruarten,
 Hauptschmuck, die langen Hörner, bei          dagegen keinen Hinweis darauf, dass die    welche der Zoologische Garten [Köln]
 seinem früheren Eigenthümer, einem            eigentliche Arabische oder Weiße Oryx      seit seiner Entstehung besaß, hat sich na-
 Menageriebesitzer, verloren“ (BODINUS,        (Oryx leucoryx) überhaupt jemals im        mentlich das Benetti’sche Känguru (Hal-
 1866). Im Wegführer von 1875 findet sich      Kölner Zoo gehalten wurde.                 maturus Benetti) wiederholt und regel-
 als Besatz des „Elephanten- und Antilo-                                                  mäßig fortgepf lanzt“ (BECKMANN,
 penhauses (Nro. 18)“ folgender Eintrag:       Dem „Teufel“ einen „Bären“                 1864). Durch die Abschaffung der Hunde
„Säbel- oder Leucoryx-Antilope − Antilope      aufgebunden …?                             stand immerhin ein günstiger Platz für
 Leucoryx − Afrika“ (ANONYMUS, 1875).                                                     einen neuen Känguru-Park zur Verfü-
                                               Zu den vernachlässigten Spezialitäten im   gung (PEILL & FUNCK, 1875).
Über erste Zuchterfolge in den Jahren          Kölner Zoo zählte Funck (siehe oben)
1877 und 1881 berichtete Wilhelm Böl-          auch die Beuteltiere. Der Wegführer von Im Wegführer von 1875 taucht unter den
sche (BÖLSCHE, 1877a; 1881) in der             1875 (siehe Abb. 3) listet gerade einmal Bewohnern des Kleinen Raubtierhauses
Zeitschrift „Isis“. Der am 1. März 1881        sechs Exemplare in fünf Arten. Zumin- (Nro. 16) als letzter Eintrag eine „Bären-
geborene männliche Nachwuchs blieb             dest bei den Kängurus (Familie Macro- Beutelratte, Dasyurus Ursinus […] −
später als neuer Zuchtbock bis zu seinem       podidae) konnte sein Vorgänger aber Australien“ auf. Der deutsche Name mag
Tod am 25. September 1895 im Kölner            schon frühe Haltungs- und Zuchterfolge    auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich
Zoo und wurde hier Vater von mindes-           verzeichnen (BODINUS, 1861; 1864a). In    klingen, aber wie so oft hilft die latei-
tens acht Jungtieren (Tierbestandsblatt).      der „Leipziger Illustrirten Zeitung“ nische Bezeichnung weiter. Die Gattung
Aus den regelmäßigen Nachzuchten stan-         Nr. 1114 vom 5. November 1864 erschien Dasyurus bezeichnet in der Familie der
den auch in der Folgezeit immer wieder         eine Zeichnung des Malers Ludwig Beck- Raubbeutler (Dasyuridae) die Beutelmar-
Tiere auf der Verkaufsliste, die in jenen      mann, die eine Bennett-Känguru-Mutter der, während das Epitheton specificum
Jahren zu den „stattlichsten unter den         (Notamacropus r. rufogriseus) mit ihrem „ursinus“ mit Sicherheit auf etwas „bären-
deutschen Gärten gehörte“ (HECK, 1888).        Beuteljungen darstellte. Dazu schrieb er: artiges“ hinweist, allerdings in keiner

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