DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...

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DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...
März 2019

Informationen des Amts für Wald beider Basel, des Försterverbands beider Basel und von WaldBeiderBasel

DER WALD ALS REFUGIUM                                                                      INHALT

FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN                                                                      3 Der Feuersalamander
                                                                                                mag den Wald
Es muss Anfang der Siebzigerjahre gewesen sein, als ich nahe von Zu-
hause eine bunte Eidechse sah. Ich fing sie, legte sie in einen Schuhkar-                     4 Liegendes Totholz
ton und die Primarlehrerin bestimmte sie als Smaragdeidechse. Als ich                           wird von Amphibien
das Reptil am Fundort wieder frei liess, verschwand es sofort zwischen                          geschätzt
Steinen und Gestrüpp. Es war das letzte Mal, dass ich in der Region
Basel eine Smaragdeidechse sah.
Durch die intensive Nutzung des Offenlandes mit Siedlungs- und Ver-
     kehrsflächen sowie der intensiven Landwirtschaft ist die Zahl der für
         Reptilien und Amphibien geeigneten Habitate stetig gesunken.
            Entsprechend nimmt die Bedeutung des Waldes als Lebens-
                     raum für bedrohte Arten zu. Der Wald ist heute eine                      6 Allschwils Ziegeleiareal
                       der wenigen naturnahen Flächen und der einzige                           als Biotop
                       Lebensraum, in dem die Zahl der Arten stabil ist
                         oder gar zunimmt. Eine der augenfälligsten ist der                   7 Sissach punktet mit
                         Feuersalamander.                                                       vernetzten Weihern
                         Doch es braucht menschliche Eingriffe, um den
                        Wald an geeigneten Orten aufzulichten, stufige                        8. Zu Gast: Annemarie
Waldränder zu schaffen, Licht und Wärme zuzulassen und mit Astmateri-                            Pieper, emeritierte
al, Steinen oder der Baggerschaufel Kleinstrukturen für sonnenhungrige                           Professorin für
Reptilien und wasserliebende Amphibien zu schaffen. Auch grossflächige                           Philosophie
Total- und Sonderwaldreservate gehören dazu. Aber einige der Massnah-
men widersprechen dem Wunsch der Bevölkerung nach einem ungestör-                             10 Amt für Wald beider
ten Waldbild oder gar Urwald. Diese Vorstellung ignoriert, dass unsere                           Basel
Natur seit 4000 Jahren das ist, was eine sehr anpassungsfähige Flora
und Fauna aus unserer Landschaftskultivierung gemacht hat. So ist die                         11 Försterverband beider
heutige Landschaft mit ihrer Verteilung von Wald und Offenland durch                             Basel
grossflächige Rodungen im frühen Mittelalter entstanden.
Die extensive Landwirtschaft mit Dornhecken, Lesesteinhaufen und                              12 WaldBeiderBasel
Trockensteinmauern förderte die Reptilien und Amphibien. Viele Arten
dürften zudem von der starken Brenn- und Bauholznutzung profitiert                            13 Personelles
haben. So waren die durchschnittlichen Holzvorräte in den Wäldern der
Region Basel Anfang des 20. Jahrhunderts drei bis vier Mal kleiner als                        14 Vermischtes
heute. Doch seit einigen Jahrzehnten treiben wir die Landschaftsver-
änderungen derart schnell voran, dass die Tier- und Pflanzenwelt über-
fordert ist. Gerade darum ist die Trägheit des Ökosystems Wald zugleich
Chance der Natur und Verantwortung der Waldbranche.

                      UELI MEIER                                                              15 Internationaler Tag
                      Leiter Amt für Wald beider Basel                                           des Waldes
                      ueli.meier @ bl.ch
                                                                                              16 Termine
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EDITORIAL / IMPRESSUM

        EDITORIAL                                                                   Amphibien rund ums Haus
                                                                                    Von den heute rund 20 in der Schweiz lebenden
        Amphibien – der grosse Rückzug                                              Amphibienarten gelten 14 als unterschiedlich
        Gelegentlich kann ein Rückzug auch positiv sein.                            stark gefährdet. Bereits ausgestorben ist die
        Ein Beispiel dafür sind die Amphibien, die im Wald                          Wechselkröte. Einige Amphibienarten leben
        einen Ersatzlebensraum finden, der im Offenland                             auch im Siedlungsgebiet. Mit verschiedenen
        zunehmend verloren gegangen ist. Während Jahr-                              Massnahmen kann ihnen geholfen werden, sich
        zehnten wurden Bachläufe eingedolt, wertvolle                               trotz Verkehr, Hauskatzen und verhängnisvollen
        Feuchtgebiete entwässert und Auenwälder gerodet.                            Lichtschächten zu behaupten. Ein spezieller
        Die Siedlungsfläche wuchs, Kulturland ging verloren.                        Akzent liegt darauf, den Zugang zu fatale Fallen
        Und vor allem folgte eine bis dahin in der Geschichte                       zu entschärfen oder den Tieren mit Rampen zu
        der Landwirtschaft noch nie dagewesene Intensivie-                          ermöglichen, wieder in die Freiheit zu gelangen.
        rung – mit Dünger, Pestiziden und einem mehrfachen                          Ein Faltblatt von Pro Natura gibt Tipps zum Vor-
        Grasschnitt pro Jahr.                                                       gehen und präsentiert alle 20 Lurcharten mit
        Nicht von ungefähr ist der Kiebitz – der Vogel des                          einem Farbfoto.
        Jahres 2019 – Bewohner genau dieser fast völlig                             Bezug: mailbox@pronatura.ch
        verschwundenen feuchten Lebensräume, die früher
        vorwiegend im Offenland zu finden waren. Anders
        als bei den auf Feuchtgebiete spezialisierten Vö-
        geln sieht es glücklicherweise bei den Amphibien                          Impressum
        und Reptilien aus. Sie haben heute im Wald einen                          «Waldnachrichten» ist die Zeitschrift des Amts
        sicheren Zufluchtsort gefunden. Waldeigentümer und                        für Wald beider Basel (AfW), des Försterverbands
        Forstbetriebe mit ihren geschulten Mitarbeitenden                         beider Basel (FVB) und von WaldBeiderBasel.
        bemühen sich, die Ansprüche dieser Arten mittels                          Erscheinungsweise: März, August, November
        gezielten Eingriffen im Wald zu verbessern. Einen                         Redaktionsschluss 2-2019: 15. Mai 2019
        wichtigen Beitrag leistet dazu auch die Totholzförde-                     Redaktionskommission: Milena Conzetti (AfW),
        rung, wie sie etwa in der Totholz-Charta von 2006                         Raphael Häner (WaldBeiderBasel),
        verabschiedet wurde. Seit mehreren Jahren wird                            Markus Lack (FVB)
        auf den grossen Nutzen von Totholz aufmerksam                             Redaktor: Pieter Poldervaart, Pressebüro Kohlenberg
        gemacht. Entsprechende Massnahmen werten den                              Gestaltung: spooo design, Urs Bösswetter
        Lebensraum von zahlreichen Amphibien im Wald
        zusätzlich auf. Naturschutz im Wald ist aktuell eine                      Auflage: 1400 Exemplare
        Erfolgsgeschichte. Vielleicht strahlt sie in Zukunft                      Druck: Schul- und Büromaterialverwaltung
        auch aufs Offenland aus?                                                  Kanton Basel-Landschaft
                                                                                  Papier: Cocoon 100% Recycling mit Blauem Engel
                                                                                  Die Zeitschrift «Waldnachrichten» kann kostenlos
                                   BEAT FEIGENWINTER                              abonniert werden. Abonnementsbestellungen und
                                   Kreisforstingenieur Kreis 3 (Jura)             Adressänderungen:
                                   beat.feigenwinter@bl.ch                        Amt für Wald beider Basel, 061 552 56 59,
                                                                                  afw @ bl.ch

                                                                                  Bildnachweise: AfW: S. 7; Susanne Bossy: S. 12;
                                                                                  Andres Dill: S. 5, 6; Fagus: S. 14; Michael Gasser:
                                                                                  S. 9; Christian Kleiber: S. 11; leagredig.ch: S. 10;
                                Kiebitz – Vogel des Jahres 2019                   Andreas Meyer: S. 1; Pixabay: S. 3, Benedikt R.
                                    Der Kiebitz bewohnt Feucht- und Riedwie-      Schmidt: S. 4; zvg: S. 2, 12, 13, 14
                                     sen. Der Vogel leidet unter der intensiven
                                      Bewirtschaftung durch Maschinen und
                                        Pestizide. Nach Entwässerungspro-
                                        jekten wich er auf genutzte Flächen
                                        aus. 1975 wurden noch mindestens
                                        1000 Brutpaare gezählt, 2005 waren          Neben den gedruckten «Waldnachrichten»
                                       es nur noch 83. Dank einer scho-
                                      nenden Bewirtschaftung wuchs der
                                                                                    wird unser Newsletter drei bis vier Mal jährlich
                                     Bestand bis 2018 wieder auf 206.               versendet. Bitte melden Sie sich gleich an:
                                  Weitere Infos und einen Kurzfilm zum                  bl.ch  / waldnachrichten
                               Kiebitz finden Sie unter birdlife.ch.

2       WALDNACHRICHTEN 1-19
DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...
SCHWERPUNKT

Der Feuersalamander lebt gerne in feuchten Wäldern. Eine Gefahr stellt der Verkehr dar.

DER FEUERSALAMANDER MAG DEN WALD
Der Wald bietet vielen Lurchen einen optimalen Lebensraum. Ein besonders prominenter Bewohner
unserer Wälder ist der Feuersalamander. Zu schaffen machen ihm und anderen Amphibien neben
schwindenden Habitaten vor allem der Verkehr.

Viele Amphibien halten sich gerne im Wald auf. Hier                            werden, weil sie die Larven fressen. Die Ufer weisen
bieten sich häufig Verstecke unter Wurzeln, Laubhau-                           idealerweise ruhigere Buchten oder Vertiefungen
fen und Erdlöchern, die Lichteinstrahlung ist gering                           auf. Hier verstecken sich die Larven unter Laub und
und die Luftfeuchtigkeit erhöht. Frösche, Molche und                           jagen ihrerseits nach Larven von Eintagsfliegen und
Salamander laufen hier nicht Gefahr auszutrocknen,                             Ähnlichem. Neben den Gewässern zeichnen sich
und sie finden genügend Nahrung. Es gibt aber nur                              die Lebensräume von Salamandern zusätzlich durch
wenige Amphibienarten, die ausgesprochene Wald-                                strukturreiche Laub- oder Laubmischwälder aus.
tiere sind. Eine davon ist der Feuersalamander. Die                            Dabei spielt liegendes Totholz eine wichtige Rolle als
auffällig gelben Markierungen auf der sonst schwar-                            Versteck und Futterlieferant.
zen Haut signalisieren seinen Fressfeinden, dass er
ungeniessbar ist. Durch dieses einzigartige Aussehen                           Strassen sicherer machen
ist er auch den Menschen gut bekannt, obwohl er ein                            Die Baselbieter Wälder sind reich an Lebensräumen
heimliches Leben führt und selten beobachtet wer-                              für Salamander. Solange der naturnahe Waldbau und
den kann. Seine Verbreitung deckt sich auffällig mit                           die Larvengewässer erhalten bleiben, geht die gröss-
dem Vorkommen von Buchenwäldern. Ausserhalb                                    te Gefahr von den Strassen aus: Salamander können
des Waldes kommt der Feuersalamander an schatti-                               das ganze Jahr über wandern. Die Massnahmen an
gen und feuchten Orten im Siedlungsraum vor.                                   den Strassen zum Schutz der Amphibien sind jedoch
                                                                               meist auf die Wanderzeit der Frösche und Kröten
Auf Fischbesatz verzichten                                                     befristet und helfen deshalb dem Feuersalamander
Der Feuer- und der mit ihm verwandte Alpensala-                                wenig. Die Abteilung Natur und Landschaft des Kan-
mander sind lebendgebärend: Sie legen keinen Laich                             tons Basel-Landschaft setzt sich für intakte Gewäs-
ab; die Entwicklung vom Ei bis zur Larve läuft im                              ser und für kleintiersichere Strassen ein und versucht
Mutterleib ab. Erst die überlebensfähigen Larven                               so, auch die Lebensräume der Feuersalamander zu
werden in ein geeignetes Gewässer deponiert. Die                               erhalten.
Larvengewässer zeichnen sich durch kühles und
nährstoffreiches Wasser aus. Häufig handelt es sich
dabei um unverbaute Fliessgewässer. Stimmt die                                                     PHILIPP FRANKE
Wasserqualität, werden aber auch stehende Ge-                                                      Abteilung Natur und Landschaft
wässer angenommen. Meist handelt es sich dann                                                      am Ebenrain-Zentrum für Land-
um Quellwasser. In diesen Fliessgewässern sollte                                                   wirtschaft, Natur und Ernährung
deshalb auf einen Besatz mit Jungfischen verzichtet                                                philipp.franke@bl.ch

                                                                                                                     WALDNACHRICHTEN 1-19    3
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SCHWERPUNKT

      DER WALD ALS LEBENSRAUM FÜR AMPHIBIEN
       Amphibien bringt man üblicherweise mit Weihern in Verbindung. Doch die meisten Arten verbringen
       den grössten Teil ihres Lebens an Land. Dabei spielt der Wald als Lebensraum eine zentrale Rolle.

       Amphibien sind unauffällige Waldbewohner. Zwar             Das Mikroklima ist zentral
       trifft man ab und zu auf einen Frosch oder eine            Der Feuersalamander mag dichte, alte Wälder. Dass
       Kröte – und manchmal einen überfahrenen Feuer-             in den letzten Jahrzehnten der Holzvorrat zugenom-
       salamander auf einer Waldstrasse. Dennoch kom-             men hat, kam ihm deshalb entgegen. Was er hin-
       men Amphibien im Wald häufiger vor als allgemein           gegen nicht mag, sind grosse Kahlschläge, er ist ein
       vermutet. Die Bedeutung des Walds für Lurche zeigt         Freund des Dauerwaldes. Studien bei nordamerikani-
       sich an der Biomasse der im Wald lebenden Amphi-           schen Salamandern haben gezeigt, dass die Amphi-
       bien: Diese kann höher sein als diejenige der weit-        bien nach dem Eingriff die Kahlschläge verlassen.
       aus auffälligeren Vögel und Säugetiere. Amphibien          Diejenigen, die bleiben, haben eine höhere Mortali-
       findet man eben schlecht, denn sie sind nachts und         tät. Der Grund dafür sind Trockenheit und die höhere
       bei Regen aktiv. Der Wald ist für die Amphibien ein        Temperatur, denn Salamander mögen es eher kühl.
       wichtiger Lebensraum. Einerseits wird die landwirt-        Nach einem Kahlschlag braucht es Jahrzehnte, bis
       schaftlich genutzte Fläche immer monotoner und             sich die Population des Salamanders vom Eingriff er-
       damit unattraktiv als Habitat. Anderseits verbringen       holt hat. Eine Studie aus den USA fand heraus, dass
       die meisten Arten den grössten Teil ihres Lebens           die Zahl der Salamander anstieg, je älter der Baum-
       an Land und nicht, wie gemeinhin angenommen, in            bestand war. Dies galt sogar noch bei Beständen, die
       Teichen, Tümpeln und Weihern.                              mehr als 100 Jahre alt waren. Verkürzte Umtriebs-
                                                                              zeiten dürften sich also negativ auf den
       Einfache Massnahmen helfen                                                   Feuersalamander auswirken.
       Doch wie muss der Wald gestaltet sein,
       damit er sich optimal als Lebens-                                                 Altholzinseln
       raum für Amphibien eignet? Die                                                      und Bäche
       Ansprüche der Amphibien an                                                              Um die Auswirkungen von
       ihren Lebensraum sind je nach                                                            grossflächigen Holzschlä-
       Art unterschiedlich. Artenviel-                                                           gen auf Salamander ab-
       falt braucht Lebensraumviel-                                                              zuschwächen, empfiehlt
       falt, was manchmal zu einer                                                               es sich, die Holzschlä-
       Vielzahl von Wünschen bei der                                                             ge möglichst klein zu
       Förderung der Biodiversität im                                                            halten. In den Schlägen
       Wald führen kann. Die Amphi-                                                             selbst sollte man dann
       bien sind da nicht anders: Der                                                          möglichst viele Erntereste
       im Tessin, im Welschland und in                                                      liegen lassen. Gerade grobes
       Teilen der Ostschweiz vorkommende                                                 Holz ist für Feuersalamander
       Springfrosch etwa bevorzugt lichte                                             ein ideales Versteck, da darunter
       und warme Wälder. Die meisten            Der                               Temperatur und Feuchtigkeit im opti-
                                                Laubwald mit
       anderen Arten jedoch favorisieren        Bach und viel
                                                                          malen Bereich bleiben. Die Ausscheidung von
       kühle, feuchte Wälder. Bei uns in der    grobem Totholz    Waldnaturschutzgebieten und Altholzinseln stellt den
                                                ist ein idealer
       Nordwestschweiz kann der Feuer-          Lebensraum für
                                                                  Feuersalamandern Flächen zur Verfügung, in denen
       salamander als Leitart für die Förde-    Amphibien.        sich die Bestände ungestört entwickeln können.
       rung der Amphibien im Wald dienen.                         Ideal sind Altholzinseln mit Bächen, da so auch die
       Dieser Lurch eignet sich auch deshalb gut als Leitart,     empfindlichen und vom Wasser abhängigen Jungtie-
       weil er in der Bevölkerung populär ist und sich viele      re geschützt werden.
       unterstützende Massnahmen einfach umsetzen                 Mit Nadelhölzern können Amphibien wenig anfan-
       lassen. Andere Arten können und sollen aber ebenso         gen. Dies unter anderem, weil die Streuschicht aus
       gefördert werden, zum Beispiel die Geburtshelfer-          Nadeln den Amphibien weniger Schutz bietet und
       kröte mit Weihern in Mergelgruben im Wald oder die         trockener ist als Laub. Der Feuersalamander be-
       rare Gelbbauchunke im Leimen- und Laufental durch          vorzugt deshalb, wie viele andere Amphibienarten,
       das Anlegen kleiner Pfützen.                               Laubwälder und ist in zahlreichen Gebieten Europas
                                                                  eine typische Lurchart der Buchenwälder. Nicht

4      WALDNACHRICHTEN 1-19
DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...
SCHWERPUNKT

bekannt ist, wie der Feuersalamander und andere                  lediglich als Untergrenze für den amphibienfreund-
Amphibien reagieren werden, wenn das Klima tro-                  lichen Wald gelten, zumal dieser Wert bekanntlich
ckener und wärmer wird und die Buchen zunehmend                  sowohl liegendes wie auch stehendes Totholz um-
aus unserer Region verschwinden werden.                          fasst. Liegendes Totholz ist für die Feuersalamander
                                                                 besonders in der Nähe von Waldbächen ideal.
Möglichst viel liegendes Totholz                                 Beim liegenden Totholz spielt die Holzart kaum eine
Für Amphibien ist Totholz auf dem Waldboden                      Rolle. Hingegen sind Menge und Grösse wichtig: Ast-
essenziell. Es ist ein ideales Tagesversteck und                 haufen sind nützlich, doch Amphibien brauchen eher
gleichzeitig auch Brutstätte für wirbellose Tiere,               grobes Totholz – idealerweise gleich ganze Baum-
                                                                 stämme. Bäume, die während Stürmen umgestürzt
                                                                 sind, kann man beispielsweise einfach liegen lassen.

                                                                 Rinnsale für die Larven
                                                                 Wasser darf im Wald nicht fehlen, denn auch wenn
                                                                 der Wald vor allem als Landlebensraum für Amphi-
                                                                 bien wichtig ist, so sind Wasser und Feuchtigkeit für
                                                                 sie essenziell; vernässte Stellen im Wald sollten des-
                                                                 halb belassen werden. Die Wiedervernässung drai-
                                                                 nierter Bereiche ist für Amphibien vorteilhaft. Quellen
                                                                 und Bäche sind gerade für den Feuersalamander von
                                                                 grosser Bedeutung, denn er nutzt sie als Lebens-
                                                                 raum für seine Larven – deshalb soll der Fischbesatz,
                                                                 auch mit Sömmerlingen, unterlassen werden. Die
                                                                 Salamanderlarven können auch in erstaunlich kleinen
                                                                 Rinnsalen leben. Somit geht mit jeder Quelle, die
                                                                 gefasst wird, Lebensraum für den Feuersalamander
                                                                 verloren. Im Umkehrschluss gilt, dass es vorteilhaft
Neu geschaffene Kleingewässer helfen auch dem «Glögglifrosch».   ist, wenn man kleine Bäche wieder frei fliessen lässt.

die dem Feuersalamander als Futter dienen. Nicht                 Neue Gewässer schaffen
bekannt ist, welches Volumen an liegendem Tot-                   An vernässten Stellen und an Wegrändern lassen
holz der Feuersalamander braucht. Studien an                     sich mit wenig Aufwand kleine Gewässer anlegen.
nordamerikanischen Waldsalamandern der Gattung                   Diese werden schnell von Grasfröschen, Bergmol-
Ensatina zeigen aber, dass auch bei mehreren 100                 chen oder Feuersalamandern besiedelt. Sie sind aber
Kubikmetern Totholz pro Hektare noch keine Ober-                 auch für die Gelbbauchunke ein wichtiger Lebens-
grenze erreicht ist. Der in der Schweiz oft gehörte              raum. In Mergelgruben können einfach kleine Weiher
Richtwert von 20 Kubikmetern pro Hektare darf also               angelegt werden, die selteneren Arten wie etwa der
                                                                 Geburtshelferkröte, dem «Glögglifrosch», als Le-
                                                                 bensraum dienen können. Solche Weiher brauchen
Koordinationsstelle hilft weiter                                 meist eine Abdichtung mit einer Folie und sollten gut
Die Koordinationsstelle für Amphibien- und Repti-                besonnt sein. Je mehr für den Feuersalamander, die
lienschutz in der Schweiz (info fauna karch) hilft bei           Amphibien und die Biodiversität generell im Wald
Fragen gerne weiter: karch.ch bietet viel Wissens-               gemacht werden kann, desto besser. Es lohnt sich,
wertes über Amphibien und Reptilien und wie diese                mit kleinen, leicht zu realisierenden Massnahmen
Arten im Wald gefördert werden können. Auch                      anzufangen. Jede Umsetzung ist ein Gewinn für die
waldwissen.net ist eine gute Informationsquelle.                 Natur.

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Thomas Reich hat die Ansprüche der Amphibien                                         BENEDIKT R. SCHMIDT
an den Lebensraum Wald in der Zeitschrift «Wald                                      Mitarbeiter Fachbereich
und Holz» in einem Artikel mit dem Titel «Man-                                       Amphibien bei info fauna karch,
che mögens feucht» beschrieben. Ein PDF dieses                                       benedikt.schmidt@unine.ch
Artikels ist bei Benedikt R. Schmidt erhältlich.

                                                                                                        WALDNACHRICHTEN 1-19    5
DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...
SCHWERPUNKT

       ALTE ZIEGELEI BLEIBT EIN BIOTOP
       Wo einst Ziegel hergestellt wurden, wohnen heute über 1000 Menschen. Aussergewöhnlich am einsti-
       gen Ziegeleiareal in Allschwil ist, dass dank geschickter Planung und viel Engagement der Gemeinde
       zahlreiche Amphibien bis heute im Wohnquartier einen intakten Lebensraum vorfinden.

       Es ist nur ein schmaler Streifen Wald, der das Gewer-         und Reptilienarten profitiert. In diesem vielfältigen
       begebiet vom Wohnquartier Ziegelei trennt. Auf der            Lebensraum gedeihen Vierfleck-Libelle, Königslibelle,
       einen Seite stehen alte Fabrikhallen und Gewerbe-             Azurjungfer, Italienische Schönschrecke, Ödland-
       betriebe; dort dominiert der Verkehrslärm. Auf der            schrecke, Wildbienen, Gottesanbeterin, Mauer- und
       anderen Seite laden Wege, bunte Wiesen, Hecken                Zauneidechse, Blindschleiche, Schwalbenschwanz
       und zahlreiche Weiher zum Spaziergang ein; man                sowie zahlreiche andere Schmetterlinge und Vogel-
       hört Unkenrufe und Vogelgezwitscher.                          arten wie der Schilfrohrsänger.

       Amphibien sollen bleiben                                      Schafe und Ziegen als Gärtner
       Jahrzehntelang fanden während des Tonabbaus ein               Mit dem Erhalt ist es jedoch noch nicht getan. Um
       halbes Dutzend Amphibienarten in den zahlreichen              die natürliche Dynamik dieses Naturschutzgebiets zu
       Pfützen und Tümpeln der                                                        lenken und die Vielfalt an Lebensräu-
       Ziegeleigrube ideale Lebens-                                                   men und Arten zu erhalten, braucht
       bedingungen vor. Nach der                                                      es eine regelmässige und gezielte
       Einstellung des Betriebs 1975                                                  Pflege. Ein Teil der Grünflächen
       wurde die Grube aufgefüllt;                                                    wird zweimal pro Jahr gemäht. Auf
       es bestanden Pläne, das                                                        gewissen Flächen kommen Schafe
       gesamte Gebiet zu überbau-                                                     und Ziegen zum Einsatz. Dies fördert
       en. Dies hätte das Ende für                                                    einen lückigen Bewuchs und damit
       die Amphibien bedeutet, doch                                                   lichtbedürftige Pflanzenarten. Die
       zum Glück kam es anders.                                                       stehengelassenen Pflanzenstengel
       Um das Überleben der Am-                                                       bieten Verstecke und willkommene
       phibien zu sichern, wurde nur                                                  Überwinterungsmöglichkeiten für
       ein Drittel des Ziegeleiareals                                                 diverse Insekten.
       überbaut. Der Rest ist heute
       Wald und Grünfläche. Diese                                                    Neophytenbekämpfung
       Fläche dient als Lebensraum                                                   braucht Zeit
       und Vernetzungskorridor und                                                    Ein besonderes Augenmerk gilt
       sorgt für die nötige Anbin-                                                    den invasiven Neophyten, die in
       dung an andere Biotope im                                                      der einstigen Grube hervorragende
       Umland. Die Wohnhäuser          Zwei Drittel des Ziege-                        Voraussetzungen vorfanden, um
                                       leiareals in Allschwil sind
       stehen inselartig im Areal.     heute Wald, Feuchtge-
                                                                     sich anzusiedeln und auszubreiten. Der Aufwand
       Damit sich die Amphibien nicht biete und Grünflächen.         zur Bekämpfung von Sommerflieder, Japanknöte-
       in die Wohnsiedlung verirren                                  rich und Goldrute ist gross. Eine schwere Hypothek
       und dort verenden, sind die Wohnfelder komplett               stellen die Robinien dar, die einst zur Sicherung
       mit einer 50 Zentimeter hohen Mauer umgeben. Die              der Böschung angepflanzt wurden. Zusammen mit
       Zufahrtsstrassen wurden mit Unterführungen aus-               dem Forstteam der Bürgergemeinde Allschwil ist
       gestattet, damit die Amphibien und andere Kleintiere          die Gemeinde deshalb daran, den Robinienwald zu
       die Strassen nicht überqueren müssen.                         durchforsten, um ihn in einen standortgerechten
                                                                     Wald umzuwandeln. Dies wird noch etliche Jahre in
       Ein Plus auch für Insekten                                    Anspruch nehmen.
       Heute, über 40 Jahre nach der Schliessung der
       Ziegelei, entwickeln sich die Populationen der selte-
       nen Geburtshelferkröte, der Gelbbauchunke sowie                                   ANDREAS DILL
       Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch und Fadenmolch                                    Umweltbeauftragter
       noch immer gut. Auch die Kreuzkröte streift noch                                  Gemeinde Allschwil
       durchs Areal. Von den zahlreichen Massnahmen zum                                  andreas.dill@allschwil.ch
       Schutz der Amphibien haben auch etliche Insekten-

6      WALDNACHRICHTEN 1-19
DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...
SCHWERPUNKT

GUTE PLANUNG FÜR NEUE WALDWEIHER
Wie lege ich einen Weiher im Wald an und was ist die gesetzliche Grundlage? Welche Beteiligten müs-
sen informiert und involviert werden? Wer entscheidet, wo der Weiher gebaut wird – und wer bezahlt
den Unterhalt? Der Bau eines Weihers sollte gut vorbereitet sein.

Weiher haben für viele Menschen etwas Mystisches.         Lützelschwab hat das Erbe übernommen und will es
Sagenumwobene Geschichten ranken sich um diese            weiterführen; derzeit sind weitere Weiher in Planung.
kleinen ökologischen Wunderwelten. Libellen tanzen        In der Regel brauchen Weiher eine nicht-forstliche
im Sonnenlicht über die Wasseroberfläche, Kaulquap-       Kleinbauten-Bewilligung. Diese wird durch den Ge-
pen zappeln im seichten Wasser, hier und da verliert      meinderat der Standortgemeinde verfügt und ergeht
sich die Spur eines Tiers im Unterholz. Die meisten       im Einvernehmen mit dem Amt für Wald beider Ba-
Waldweiher sind jedoch künstlich angelegt, als öko-       sel. Wer für Unterhalt und Haftung zuständig ist, wird
logische Ersatzmassnahme nach einer Rodung oder           vorgängig geklärt
als Naturschutzprojekt.                                   und schriftlich
                                                          festgehalten. Es
Waldrand und Gruben sind ideal                            ist üblich, vor
Der Standort entscheidet oft über den Erfolg des Pro-     Gesucheingabe
jekts und legt die Grundlage für den Pflegeaufwand.       eine Begehung
Im Rahmen der Planung sollten bestimmte Punkte            mit allen Betei-
beachtet werden, um optimale Voraussetzungen              ligten vor Ort zu
für das Ökosystem zu schaffen. Idealerweise plant         machen. Zu den
man den Weiher in einem Naturschutzgebiet, in dem         Beteiligten ge-
ohnehin Flächen ausgemäht werden müssen. Grosse           hören die Grund-
Laubbäume in unmittelbarer Nähe nehmen zu viel            eigentümerin, die Ein künstlich angelegter Weiher – hier ein
                                                                              Biotop, das 2010 von der Arbeitsgemein-
Licht weg und die Blätter müssen jährlich aufwendig       Gesuchstellerin     schaft Natur- und Heimatschutz Sissach
vom Teichboden entfernt werden. Auch die Nähe             respektive der      erstellt wurde – erfüllt neben ökologi-
                                                                              schen auch pädagogische Zwecke.
zu einem losen Hang ist heikel, weil herabrollende        Gesuchsteller,
Steine ins Gewässer gelangen können. Geeignet             der Revierförs-
sind Orte, die ohnehin schon feucht sind: Ehemalige       ter sowie die Einwohnergemeinde und das Amt für
Gruben, Waldrandgebiete oder Niederhalteflächen           Wald beider Basel. Sie alle müssen ihre Zustimmung
unter Hochspannungsleitungen haben sich als gute          geben.
Standorte bewährt. Weiter ist genügend Sonnen-
licht auf der Wasseroberfläche und am Ufer wichtig.       Information weckt Verständnis
Trockene Stellen, Südlage und Karst hingegen sollten      Auch aus Sicht des Menschen bringt ein Gewäs-
gemieden werden. Ein Abflussrohr vereinfacht die          ser viel Positives mit sich: Kinder spielen gerne am
Unterhaltsarbeiten, muss aber nicht sein. Tümpel          Ufer, man kann Tiere und Pflanzen beobachten und
mit wechselnden Wasserständen können ökologisch           die Gemeinde profitiert von einem spannenden
sehr wertvoll sein. Ein Zufluss ist nicht zwingend, je    Naherholungsgebiet. Doch um den Artenschutz zu
nach Grösse und Tiefe des Weihers reicht Regen-           gewährleisten, sollten Hunde nicht ins Wasser und
wasser.                                                   der Zugang für Besucher sollte auf eine kleine Fläche
                                                          begrenzt werden. Die Besucherlenkung gelingt,
Fachleute einbeziehen                                     wenn gezielt Sträucher gepflanzt oder ein für Wildtie-
Damit sich ein Weiher gut entwickeln kann, sollte         re passierbarer Holzzaun errichtet wird. Auf Feuer-
man von Anfang an interessierte Revierförster als         stellen und Rastplätze in Weihernähe sollte verzichtet
Vertreter der Grundeigentümer, als Betriebsleiter         werden. Eine Infotafel dagegen eignet sich gut, um
und als Fachperson einbeziehen. Auch eine Begleit-        der Bevölkerung Naturschutzthemen näherzubringen.
person mit grossem biologischen Wissen ist hilf-
reich. Ein gutes Beispiel ist Sissach, wo der frühere
Revierförster Peter Schmid mit seiner Arbeit einen                              NOEMI MÖRI
wichtigen Beitrag leistete. Mit seiner Vision von einer                         Vorstudienpraktikantin beim
Vernetzung der Lebensräume legte er den Grund-                                  Amt für Wald beider Basel
stein für die vielen ökologisch hochwertigen Weiher                             noemi.moeri@bl.ch
und Feuchtgebiete im Revier. Sein Nachfolger Pascal

                                                                                                    WALDNACHRICHTEN 1-19    7
DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...
ZU GAST

          «DIE NATUR IST DER INBEGRIFF
          VON LEBENDIGKEIT»
          Ursprünglich wollte Annemarie Pieper Schriftstellerin werden. Doch während ihres Studiums entdeckte
          sie ihre Liebe zur Philosophie. Während 20 Jahren wirkte sie als Professorin für Philosophie an der Uni-
          versität Basel. Obschon emeritiert zeigt sich Pieper nach wie vor vom logischen Denken in ihrer Diszi-
          plin fasziniert.

          Frau Pieper, Ihre erste Begegnung mit der Philo-          fand ich unverschämt. Von einem Mann will man nie
          sophie war keine Liebe auf den ersten Blick.              wissen, wie viele Kinder er noch zu zeugen beab-
          Wenn man wie ich von der Literatur herkommt, ist          sichtigt. Heute gibt es tatsächlich Philosophinnen auf
          das verständlich. Im Vergleich zu dieser ist der philo-   Lehrstühlen. Ausserdem hat die ganze Gender-The-
          sophische Jargon merklich strenger. Das hat mich          matik dazu geführt, dass man auch von männlicher
          zunächst gestört. Was mich bis heute jedoch an der        Seite her knurrend zur Kenntnis genommen hat, dass
          Philosophie fasziniert, ist das logische Denken.          es da noch ein anderes Geschlecht gibt … Für Frauen
                                                                    ist die Situation mittlerweile besser, aber weiterhin
          1981 wurden Sie als ordentliche Professorin für           schwierig.
          Philosophie an die Universität Basel berufen.
          Was ist Ihnen aus dieser Zeit ganz besonders in           Hat sich Ihr Blick auf die Philosophie seit Ihrer
          Erinnerung geblieben?                                     Emeritierung 2001 verändert?
          Ich war froh, als es vorbei war. Als ich gegangen bin,    Sehr. Statt Fachphilosophie zu betreiben, beschrän-
          fand die Umstrukturierung der Universitäten und der       ke ich mich auf Vorträge für ein nichtakademisches
          Studienpläne im Rahmen der Bologna-Reform statt.          Publikum. Ich schreibe Zeitungskolumnen und habe
          Der Ansatz passte nicht zur Philosophie, bei der man      mich an Romanen versucht.
          seine Schwerpunkte frei wählen können muss. Und
          die ewigen Sitzungen wollte ich mir ebenfalls nicht       Muss man Philosophie studiert haben, um sich
          mehr antun. Deshalb bin ich im Alter von 60 Jahren        von ihr anstecken zu lassen?
          gegangen. Immer Freude bereitet hat es mir hin-           Nein – deshalb gibt es auch so viele Bücher darüber:
          gegen, mit den Studierenden zu diskutieren.               Jede Bank hat heute ihre «Philosophie». Der Be-
                                                                    griff wird inflationär verwendet. Dennoch sind viele
          Sie sagen, frühere Berufungen seien an Ihrem              Menschen an den Grundfragen der Philosophie inte-
          Geschlecht gescheitert.                                   ressiert. Das wird deutlich, wenn man sie beispiels-
          Ich bin in so vielen Berufungskommissionen geses-         weise fragt, was sie unter Lust verstehen. Weil sie
          sen und eine der ersten Fragen bei Bewerberinnen          es nicht gewohnt sind, Dinge abstrakt zu formulieren,
          war immer: Ist die noch im gebärfähigen Alter? Das        sind sie zunächst verdutzt. Aber das gibt sich und an-
                                                                    schliessend denken sie grundsätzlicher nach.

                                                                    Hängen Natur und Philosophie zusammen?
                                  Die gebürtige Deutsche            Mit Natur verbinde ich immer etwas Sinnliches und
                                  Annemarie Pieper (*1941)          Griffiges. Deshalb habe ich so gern die Werke von Al-
                                  studierte zunächst Fremd-         bert Camus gelesen. Bei ihm ist das Meer die grosse
                                  sprachen, später Anglistik,       Metapher, doch man spürt bei ihm auch eine Erdver-
                                  Germanistik und Philosophie.      bundenheit. Letztlich war die Natur nie eine zentrale
                                  Als zweite Frau habilitierte      Metapher in der Philosophie – ausser in antiken
                                  sie sich 1972 für Philosophie     Zeiten, wo die Mythen noch überaus lebendig waren.
                                  an der Ludwig-Maximi-
          lians-Universität München. Neun Jahre später wurde        Welche Rolle spielt der Wald für Sie?
          sie zur ordentlichen Professorin für Philosophie          Ich nehme traurig zur Kenntnis, wenn irgendwo
          an die Universität Basel berufen, wo sie bis 2001         etwas abgeholzt wird, sei es im Regenwald oder in
          wirkte. Ihre Schwerpunkte sind Ethik, feministi-          der Umgebung von Rheinfelden. Ich stamme aus der
          sche Philosophie und Existenzphilosophie. Anne-           Nähe von Düsseldorf. Als Kind spielten wir den gan-
          marie Pieper lebt im aargauischen Rheinfelden.            zen Tag im Wald – weit weg von den Erwachsenen.

8         WALDNACHRICHTEN 1-19
DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...
ZU GAST

«Die Natur enthält die Wurzeln, durch die auch wir existieren», sagt die Philosophin Annemarie Pieper.

Wir haben auch Bäume umarmt: Man fühlt mit den                                  Gibt es eine Begegnung mit der Natur, die Sie
Sinnen, dass da etwas Lebendiges drin ist.                                      persönlich bewegt hat?
                                                                                Was mich immer berührt, sind die Unwetter auf Sylt.
Haben Sie auch Erinnerungen an Waldtiere?                                       Sie sind mir nach wie vor unheimlich. Die meisten
Eigentlich kann ich mich nur an die Vögel erinnern.                             Blitze gehen ins Meer, doch selbst das rumst enorm.
Als Kind hätte ich gerne Flügel gehabt. Weil wir frü-                           Wo die Natur gewaltig ist, verspüre ich riesigen Res-
her immer einen Hund dabeihatten, kam ich fast nie                              pekt. Das gilt auch für Bergstürze in der Schweiz. Da
in Kontakt mit Waldtieren. Rehe habe ich auch später                            erkennt man, dass die Natur viel mächtiger ist als wir.
ganz selten entdeckt, im Gegensatz zu den Hasen,
die man eher mal herumhoppeln sah.                                              Warum sollte sich der Mensch aus philosophi-
                                                                                scher Sicht unbedingt für die Natur und insbe-
Sind Sie heute regelmässig in der Natur respek-                                 sondere den Wald interessieren?
tive im Wald anzutreffen?                                                       Weil die Natur jener Teil unserer Lebenswelt ist, der
Ich habe noch ein kleines Standbein auf Sylt. An der                            die Wurzeln enthält, durch die auch wir existieren.
Nordsee geniesse ich es, zu beobachten, wie die                                 Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Gerade
Möwen selbst bei Sturm starten. An meinem Haupt-                                deshalb finde ich diese Dystopien schrecklich, wo es
wohnort Rheinfelden liebe ich es insbesondere, zum                              nichts Gewachsenes mehr gibt. Für mich bleibt die
Biotop «Gwild» zu spazieren. Die Renaturierung beim                             Natur der Inbegriff von Lebendigkeit.
neuen Kraftwerk ist sehr gelungen. Da führt jetzt
ein wunderschöner Weg entlang, von dem aus sich                                 Interview:
etwa Fische beobachten lassen. Auf deutscher Seite                              MICHAEL GASSER
kann man dem Rhein folgen und geht dabei stets                                  Freier Journalist Pressebüro Kohlenberg, Basel
unter Bäumen – herrlich. Wo es keine Gewässer gibt,
könnte ich nicht leben, aber der Wald gehört für mich
ebenfalls dazu.

                                                                                                                       WALDNACHRICHTEN 1-19       9
DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...
AMT FÜR WALD BEIDER BASEL

                                                                Die Trockenheit 2018 hat Folgen
        Ebenrainweg 25, 4450 Sissach                            Noch ist es zu früh, die Auswirkungen des trockenen
        wald-basel.ch                                           Sommers 2018 abschliessend zu beurteilen. Die
                                                                nächsten Wochen werden zeigen, welche Bäume
                                                                wieder austreiben und welche abgestorben sind.
        4. Basler Holzbaufachtag                                Auf jeden Fall stellen die erwarteten klimatischen
        In Zusammenarbeit mit dem Amt für Wald beider           Veränderungen für den Wald in der
        Basel organisierte erstmals die neu gegründete          Region Basel eine besondere
        Lignum Region Basel den 4. Basler Holzbaufachtag        Herausforderung dar. Es geht
        in Reinach. Rund 80 Fachleute – vom Bereich Wald        dabei nicht um die Existenz
        über die Politik bis hin zur Architektur – kamen am     des Ökosystems Wald an sich,
        7. Februar 2019 ins Leyhuus.                            sondern um die Sicherstellung der
        Holzbauingenieur Moritz Eggen zeigte, wie Schall        von der Bevölkerung erwarte-
        in Holzgebäuden effizient gedämmt wird. Urs Frei,       ten Waldleistungen. Um
        Präsident der Zürcher Baugenossenschaft Zurlinden,      diese sicherzustellen, sind
        berichtete, wie in nur vier Monaten am Sihlbogen        Massnahmen notwendig.
        ein 100 Meter langes, siebenstöckiges Gebäude           Dazu gehört, den Wald,
        aus Holz mit 220 Wohnungen hochgezogen wurde.           die Waldbäume, aber auch
        Mit Holz, erklärte er, sei die 2000-Watt-Gesellschaft   weitere Lebewesen des
        problemlos erreichbar.                                  Ökosystems darin zu unterstüt-
        Als dritter Referent legte Bundesverwaltungsrichter     zen, sich dem für sie zu raschen
        Marc Steiner dar, wie sich im Rahmen der laufenden      Klimawandel anzupassen.                   Der Speier-
                                                                                                          ling ist einer der
        Revision des Bundesgesetzes über die öffentliche        Die Bedeutung einiger wichtiger           Baumarten, die
        Beschaffung der Preiskampf zum Qualitätswettbe-         Baumarten wie Buche, Fichte oder          in Zukunft in
                                                                                                          der Nordwest-
        werb wandeln könnte. Der Spe-                                   Bergahorn wird abnehmen.          schweiz häufiger
        zialist wies im Hinblick auf                                         Dafür werden bereits         vorkommen
                                                                                                          dürften.
        den Einsatz von Holz auf die                                           vorhandene Baum-
        Inhouse-Beschaffung hin:                                                arten wie Stieleiche,
        Kantone oder Gemeinden                                                  Linde, Feldahorn, Nussbaum, Vogelkir-
        könnten bei der Ausschreibung                                          sche, Flaum- und Zerr-Eiche, Elsbeere,
        von Gebäuden das Holz aus                                            Mehlbeere oder Speierling wichtiger. Zu
        dem eigenen Wald zur Ver-                                            deren Förderung wird es vermehrt Pflan-
        fügung stellen. Der Kanton                                          zungen brauchen, denn sie sind heute zu
        Bern geht derzeit beim Bau                                         wenig stark verbreitet, um sich über die
        des Campus für die Berner                                 natürliche Verjüngung im notwendigen Ausmass zu
        Fachhochschule in Biel so vor. Um                       etablieren. Zu prüfen wird zudem sein, ob Gastbaum-
        Holz aus hiesigen Wäldern zu begünstigen, könnte        arten wie Baumhasel, Blumenesche, Steineiche und
        jeder Kanton nach dem Vorbild von Artikel 34b des       Douglasie in beschränktem Umfang einen Beitrag für
        Schweizer Waldgesetzes eine Bestimmung in sein          die Zukunftsfähigkeit der Wälder leisten können und
        eigenes Waldgesetz aufnehmen, wonach Holz und           sollen.
        Holzprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu be-
        schaffen seien, so Steiner: «Wenn Sie das wollen, ist   Das Amt für Wald beider Basel (AfW) sieht unter
        es in fünf Jahren geschafft.»                           anderem folgende Massnahmen vor:
                                                                -- Sobald das Ausmass der Trockenheitsschäden vom
        Film mit Marc Steiner:                                     letzten Sommer sichtbar ist, kann über mögliche
            youtube.com/watch?v=s_ytdcMTRzE                        Wiederherstellungsmassnahmen diskutiert werden.
                                                                -- Im Juni findet ein Weiterbildungskurs für Revierförs-
                                                                   ter zum Wald im Klimawandel statt (siehe S. 16).
                                                                -- Für die Waldtage 2019 und andere publikumsinten-
                                                                   sive Anlässe lassen das AfW und weitere Partner
                                                                   ein Spiel zum Thema Wald im Klimawandel ent-
                                                                   wickeln. Das Spiel richtet sich vor allem an Jugend-
                                                                   liche und Erwachsene.

10      WALDNACHRICHTEN 1-19
FÖRSTERVERBAND BEIDER BASEL

          Försterverband beider Basel
          Christian Kleiber, Präsident
          Burenweg 100, 4127 Birsfelden
          christian.kleiber @ buergergemeindebasel.ch
          foersterverband.ch

GEMEINSAM FÜR EINEN GESUNDEN WALD
Dem Wald machen Hitze und Trockenheit zu schaffen, die Zusammensetzung der Baumarten
wird sich in den nächsten Jahrzehnten deutlich ändern, was das Forstpersonal herausfordert.
Eine Medienkonferenz des Försterverbands beider Basel zeigte, dass es das Zusammengehen von
Politik, Waldwirtschaft und Bevölkerung braucht, um den gesunden Wald langfristig zu erhalten.

Auf über 41,8 Prozent des Kantons Basel-Landschaft        Provenienzversuche. Dabei will man Arten finden,
steht Wald. Während der Wald bis vor einigen Jahr-        die wärme- und trockenheitstoleranter sind und mit
zehnten vor allem als Rohstoffquelle und allenfalls als
Schutz vor Naturgefahren wahrgenommen wurde,
dient er heute zusätzlich der Erholung, dem Training
von Freizeitsportlern oder als attraktives Umfeld
für Umweltbildung. Doch der Wald verändert sich
dramatisch: Die immer häufigeren Hitzesommer und
die zunehmende Trockenheit führen dazu, dass tra-
ditionelle Arten wie Nadelbäume oder Buchen unter
Druck kommen.

Anspruchsvolles Fällen
Eine besondere Herausforderung ist dieser Arten-
wandel für das Forstpersonal, machte die Medien-
konferenz des Försterverbands beider Basel am
21. Februar deutlich. Denn es muss die Sicherheit         Ein Teil der Buchenbestände im Hardwald haben den
                                                          Stress des letzten Sommers nicht überlebt.
der Waldbesucherinnen und -besucher gewährleis-
ten und neuralgische Stellen wie Picknickplätze vor
herunterfallenden Ästen und umkippenden Bäumen            den Bedingungen des Klimawandels besser zurecht-
schützen. Weiter muss es herausfinden, welche             kommen.
Baumarten langfristig mit den veränderten Klima-          Neben der Politik sowie der Wald- und Forstwirt-
bedingungen zurechtkommen. Und schliesslich gilt          schaft soll auch die Bevölkerung über die Verän-
es, die abgestorbenen Bäume sicher aus dem Wald           derungen in diesem wichtigen Erholungs-, Wirt-
zu holen. «Geschwächte Bäume verhalten sich beim          schafts- und Lebensraum informiert werden. Der
Fällprozess anders als gesunde Pflanzen. Die Fäll-        Försterverband beider Basel führt deshalb vom 19.
arbeiten sind deshalb besonders anspruchsvoll und         bis 22. September die traditionellen Waldtage durch;
mit erhöhtem Risiko für das Forstpersonal verbun-         die bereits 8. Auflage findet in Rünenberg zum
den», so Christian Kleiber, Präsident des Försterver-     Thema «Ressource Wald» statt. Wie alle vier Jahre
bands beider Basel.                                       wird an einem Rundgang durch den Wald an zahlrei-
                                                          chen Posten über die Waldarbeit informiert. An den
Angepasste Arten gesucht                                  ersten zwei Tagen sind Schulklassen eingeladen, den
Die Politik unterstütze die Waldbranche im schwieri-      Parcours zu besuchen. Zum Anlass werden 20'000
gen Transformationsprozess, erklärte Thomas Weber,        Besucherinnen und Besucher erwartet. OK-Präsident
Vorsteher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdi-        Samuel Bürgin: «Wir sind überzeugt, dass es uns
rektion des Kantons Basel-Landschaft. So helfe man        wie in der Vergangenheit gelingen wird, der interes-
mit finanziellen Mitteln, dass Wälder, die von Stür-      sierten Bevölkerung den Lebensraum Wald näherzu-
men wie Burglind zerstört wurden, wieder bestockt         bringen.»
werden können. Unterstützung gibt es auch für die
Jungwaldpflege. Ausserdem laufen seit fünf Jahren             www.waldtage.ch

                                                                                                        WALDNACHRICHTEN 1-19    11
WALDBEIDERBASEL

                                                               Abschluss Holzmobilisierung
                                                               Das von den Swisslos Fonds der Kantone Baselland
                                                               und Basel-Stadt finanzierte Projekt zur Holzmobilisie-
       Raphael Häner, Geschäftsstelle                          rung im Privatwald wurde Ende 2018 abgeschlossen.
       Drosselweg 12, 4242 Laufen                              Wir konnten damit verschiedene Modelle zur Holz-
       info @ waldbeiderbasel.ch                               mobilisierung in der Praxis testen: Holzmobilisierung
       waldbeiderbasel.ch                                      mit dem Revierförster, Holzlogistik über die Raurica
                                                               Wald AG. Die direkte Mobili-
                                                               sierung von Privatwaldeigen-
       Imagefilm: Holzernte ist Waldpflege                     tümern aber war erfolglos und
       WaldBeiderBasel hat einen Imagefilm zur Waldbe-         wurde 2016 abgebrochen. Die
       wirtschaftung gedreht. Der Film soll Emotionen we-      Verpflichtung eines eigenen
       cken und dem Publikum zeigen, dass Holzernte auch       Privatwaldförsters wurde mit
       Waldpflege ist. Wir möchten damit ein möglichst         den Beteiligten intensiv disku-
       breites Publikum erreichen. Der zweiminütige Film       tiert, jedoch von einer prakti-
       läuft beispielsweise zwei Monate lang im Kino Palace    schen Umsetzung abgesehen.
       in Sissach (BL) im Vorspann. Er eignet sich auch für    WaldBeiderBasel wird sich
       Bürgergemeinde- und Gemeindeversammlungen und           weiter dafür einsetzen, dass
       kann direkt ab Youtube abgespielt werden:               diese Aufgabe der Hoheitsförs-
                                                               ter leistungsorientiert abgegol-
            youtube.com/watch?v=tK6T8ph92SA                    ten wird. Die Arbeitsgruppe        Der Baselbieter Wald birgt
                                                                                                  viel Holz, das noch besser
                                                               Privatwald bleibt bestehen.        für Bau- und Energiezwe-
                                                               WaldBeiderBasel bedankt sich cke genutzt werden kann.
       Verbandsausflug geht nach Zürich                        bei den Swisslos Fonds der
       WaldBeiderBasel möchte Ihnen als Waldeigentümer         Kantone Baselland und Basel-Stadt für ihre finanzielle
       oder als Vertreter einer politischen Gemeinden am       Unterstützung. Den involvierten Revierförstern und
       Verbandsausflug die Chancen der naturnahen Wald-        der Raurica Wald AG danken wir für ihre aktive Mit-
       bewirtschaftung zeigen.                                 arbeit und ihre fachlichen Inputs.
       Am Vormittag erhalten Sie einen Einblick in das         Mehr Informationen, insbesondere auch zum Holz-
       Waldlabor Zürich von WaldZürich. Das Waldlabor          nutzungspotenzial in Ihrer Gemeinde, finden Sie auf
       zeigt und erklärt auf kleinem Raum, wie sich der Kul-   unserer Webseite unter Projekte:
       turwald – also der vom Menschen gepflegte und be-
       wirtschaftete Wald – vom Naturwald unterscheidet.          waldbeiderbasel.ch/page.asp?DH=24
       Am Nachmittag besuchen wir den Badener Wald –
       das grüne Herz von Baden, das mehr als die Hälfte
       des Gemeindegebiets bedeckt. Natürlich ist auch für     Unterstützung für Wärmeverbünde
       Ihr leibliches Wohl gesorgt.                            Die Stiftung KliK unterstützt Betreiber von Wärme-
       Reservieren Sie sich schon jetzt den Donnerstag,        verbünden, die Energieträger aus erneuerbaren
       27. Juni 2019.                                          Quellen einsetzen. Das Antragsverfahren ist ein-
                                                               fach, die Vorprüfung erfolgt rasch und ist für den
            100waldzuerich.ch/programm/                        Antragssteller kostenlos. Auch kleinere und mittlere
            das-waldlabor-zuerich                              Wärmeverbünde können vom Programm profitieren:
                                                               Bereits bei einer jährlichen Einsparung von 100'000
                                                               Kubikmeter Erdgas erhalten Sie bis Ende 2030 eine
                                                               jährliche Förderung von 20'000 Franken.
                                                               WaldBeiderBasel unterstützt solche Wärmeverbünde
                                                               und setzt sich auch auf politischer Ebene dafür ein.
                                                               Unsere Waldeigentümer stehen als Waldbewirtschaf-
                                                               ter am Anfang der Wertschöpfungskette. Unterstüt-
                                                               zen auch Sie entsprechende Bestrebungen in Ihrer
                                                               Gemeinde oder werden Sie selbst aktiv. Das Datum
                                                               eines Kurses zu diesem Thema wird demnächst ver-
                                                               öffentlicht.

                                                                  waermeverbuende.klik.ch/de/Programm.2.html

12     WALDNACHRICHTEN 1-19
PERSONELLES

PERSONELLES

Paul Imbeck pensioniert                                                            Nachruf: Friedrich
Mehr als 30 Jahre hat sich Paul Imbeck mit Weit-                                   Häring-Reinhart
blick und einem unglaublichen Fachwissen beruflich                                 Friedrich Häring war von 2002
für den Waldnaturschutz in der Region eingesetzt.                                  bis 2017 als Vertreter der Privat-
Paul Imbeck gelangte Ende der Achtzigerjahre durch                                waldeigentümer im Vorstand
              seine Publikationen «Natur aktuell» und                           von WaldBeiderBasel. Als Unter-
                  «Natur konkret» zu einer kleinen                           nehmer mit einem Flair für Zahlen war
                    Berühmtheit und erntete viel Lob         er immer wesentlich beteiligt bei der Finanzierung
                      und Zusprache. So lenkte er die        und Organisation des Verbandes. Weiter war Frieder
                      allgemeine Aufmerksamkeit              einer der treibenden Kräfte bei der Organisation der
                      auf die Bedürfnisse der Natur          Raurica Wald AG. So war Frieder Verwaltungsrats-
                      und auf die der Menschen, die          präsident der Holzvermarktungszentrale Nordwest-
                     sie pflegen. Durch das von ihm          schweiz (HZN AG) von der Gründung 2004 bis zur
                   geweckte öffentliche Interesse            Übernahme durch die Raurica Waldholz AG im Jahr
               wurde im Baselbiet viel für die Um-           2012. Frieders absolute Stärke war das grosse Netz-
welt getan. Paul Imbecks Taten zeugen von grosser            werk innerhalb und ausserhalb der Holzbranche, was
Überzeugung, Hartnäckigkeit und Geduld. Wir dan-             insbesondere in der Aufbauphase der Unternehmen
ken ihm herzlich dafür und wünschen ihm weiterhin            enorm nützlich war. Wir werden Frieder in bester Er-
alles Gute, Gesundheit und Erfolg.                           innerung bewahren.

Neuer Praktikant beim Amt                                    Paul Kümin verstorben
für Wald beider Basel                                        Am 9. Januar 2019 durfte Paul Kümin, von 1973 bis
Seit November 2018 arbeitet Pascal Schweizer (27)            2009 Kreisförster im Laufental, nach langer, gedul-
als Praktikant in der Fachstelle Jagd und Fischerei                        dig ertragener Krankheit zu Hause in
beim Amt für Wald beider Basel. Mit diesem Prak-                               Laufen friedlich einschlafen. Mit
tikum schliesst Schweizer seinen Master in Um-                                    seinem Tod verlieren wir einen
weltwissenschaften mit Vertiefung Ökologie und                                     offenen und grosszügigen
Evolution an der ETH ab. Nach dem Praktikum                                         Menschen, für den seine Mit-
                wird er die letzten Monate seiner                                   menschen, der Wald und die
                    Zivildienstzeit beim Forstbetrieb                              Natur immer im Vordergrund
                      Pratteln bei Markus Eichenber-                              standen und für die er sich Zeit
                        ger leisten. Da er zeitgleich mit                       seines Lebens einsetzte. Leider
                         dem Praktikum auch die Jagd-                       war es ihm nicht vergönnt, die Zeit
                         ausbildung angefangen hat,          nach seiner Pensionierung so aktiv zu gestalten und
                         freut er sich auf viele Einblicke   zu geniessen, wie er sich das vorgestellt hatte.
                       in Jagdthemen, welche die Aus-
                    bildung ergänzen. Zudem hofft er,
                 möglichst viel gelerntes Wissen aus         Nachruf: Peter Dössegger
seinem Bachelorstudium in Biologie und Masterstu-            Peter Dössegger war 1999 bis 2003 Präsident von
dium in Umweltwissenschaften in die Arbeit einbrin-          WaldBeiderBasel. Peter hat sich in seiner Amtszeit
gen und praktisch anwenden zu können. Sein Ziel ist          mit grossem Engagement für den Wald und seine
es, später in einem natur- und umweltschützenden             Eigentümer eingesetzt. Wir behalten ihn als kolle-
Bereich zu arbeiten. Umso motivierter ist er, die            gialen und menschlichen Teil der «Waldfamilie» in
ersten praktischen Erfahrungen in diesen Bereichen           Erinnerung.
beim Amt für Wald beider Basel sammeln zu dürfen.

                                                                                                    WALDNACHRICHTEN 1-19   13
VERMISCHTES

       VERMISCHTES
                                  Flüchtlinge lernen             Sensibilisierung trägt erste Früchte
                                  den heimischen                 Die zunehmende Nutzung des Waldes zur Erholung
                                  Wald kennen                    bringt Fauna und Flora in immer grössere Bedräng-
                                   Das neuste Waldprojekt der    nis. Um diesem Druck zu begegnen, wirbt der
                                   Bürgergemeinde der Stadt      Basellandschaftliche Natur- und Vogelschutzverband
                                   Basel bringt jungen Flücht-   (BNV) seit Jahren in verschiedenen Gremien für
                                   lingen den Wald und seine     Gegenmassnahmen. Mit der Schaffung des Moduls
                                   Bedeutung in der Schweiz      «Naturschutz» im OL-Schülerkurs tragen diese Be-
                                   näher. In Zusammenarbeit      mühungen nun erste Früchte. Ausserdem wird sich
                                   mit dem Basler Zentrum für    die vom Regierungsrat eingesetzte Arbeitsgruppe
                                   Brückenangebote startete      «Sport und Natur» in Zukunft mit den Konflikten der
                                   das Pilotprojekt «Waldpäd-    «24-Stunden-Freizeitaktivitäten» und dem Thema
                                   agogik und Integration» im    «Sensibilisierung der Bevölkerung» vertieft auseinan-
                                   Hardwald. Eine Waldpäda-      dersetzen.
        Junge Flüchtlinge erfahren gogin und ein Ranger leiten
        den Wald als Erlebnis- und
        Lernraum sowie als Teil
                                   die jungen Frauen und
        ihrer neuen Heimat.        Männer an. Die Geflüch-
                                   teten aus Eritrea, Syrien,
        Afghanistan und der Türkei zeigen reges Interesse an
        einheimischen Pflanzen und Tieren und erleben den
        Wald als positiv besetzten Lebensraum.

              bgbasel.ch

        Waldpädagogik für Schulklassen
        Das Naturforum Regio Basel, ein Netzwerk von gut
        40 Waldpädagoginnen und -pädagogen sowie Institu-
        tionen, bietet 2019 über 75 Schulklassen preisgüns-
        tige und erlebnisreiche Waldhalbtage an. Unterstützt
        werden sie vom Amt für Wald beider Basel sowie           Die Fagus Suisse AG stellt unter anderem Stützen aus Buchenholz her,
                                                                 die eine Tragfähigkeit von 300 Tonnen haben.
        von Stiftungen, denen die Vermittlung von Wald-
        wissen am Herzen liegt. Das Naturforum würde es
        schätzen, vermehrt auch waldpädagogische Ange-           Einzigartiges Produktionswerk
        bote von Forstrevieren ausführen zu können. Bitte        ist auf Kurs
        melden Sie sich unter:                                   Der Verwaltungsrat der Fagus Suisse AG hat im De-
                                                                 zember 2018 den Entscheid für eine wegweisende
              naturforum-regiobasel.ch                           Investition gefällt und damit den Startschuss für die
                                                                 Umsetzung der Vision «Bauen mit Buche» gegeben.
                                                                 Im Lauf dieses Jahres wird die in Les Breuleux (JU)
        Einführung Koordinationsstelle Klima                     ansässige Firma sieben Millionen Franken in Maschi-
        Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft hat       nen und Anlagen investieren. Ziel ist ein europaweit
        im Januar 2019 der Schaffung einer Koordinations-        einzigartiges Produktionswerk zur Herstellung von
        stelle Klima zugestimmt. Der Klimaschutz und die An-     Hochleistungs-Konstruktionsholz aus Schweizer
        passung an den Klimawandel sind Querschnittsthe-         Massivholz-Buche und anderen Laubhölzern. Zudem
        men, die zwischen den verschiedenen Direktionen          kann das Werk dank bivalenter Technik auch sämt-
        und deren Fachstellen koordiniert werden müssen.         liche Nadelholzarten zu Trägern oder Platten verarbei-
        Ausgehend von der bisherigen Zuständigkeit und           ten. Die Anlagen sollen gegen Ende Jahr in Betrieb
        Aufgabenerfüllung wird das Lufthygieneamt beider         genommen werden. Kleinere Projekte können bereits
        Basel (LHA) innerhalb der Bau- und Umweltschutz-         heute, grössere ab Anfang 2020 bedient werden.
        direktion diese Aufgabe ab sofort übernehmen. Die
        neue Aufgabe wird mit den bestehenden personellen
        Mitteln bewältigt.

14     WALDNACHRICHTEN 1-19
ITW 2018

   IM WALD FINDET GUTE BILDUNG STATT
    Der Wald ist ein genialer ausserschulischer Lernort und hat eine reiche Themenpalette zu bieten.
    So lassen sich mit dem Lehrplan 21 gleichzeitig forstliche und schulische Ziele erreichen. Bildung
    ist denn auch das Thema des diesjährigen Internationalen Tags des Waldes vom 21. März 2019.

    Experimentieren, beobachten, skizzieren, messen,        Finanzierung uneinheitlich
    philosophieren, sammeln, gestalten, balancieren,        In der Region Basel arbeiten mehrere Forstwarte mit
    den Vögeln zuhören, Feuer machen, sägen, Holz-          waldpädagogischer Ausbildung sowie freie Wald-
    duft einatmen – der Wald ist ein äusserst reichhalti-   pädagoginnen und -pädagogen. Die Finanzierung der
    ger und vielschichtiger Lernort. Zudem fördert das      Aktivitäten ist unterschiedlich oder nicht geregelt. Die
    Lernen mit allen Sinnen die emotionale Verbunden-       Nachfrage von Schulklassen übersteigt das Ange-
                            heit mit dem Lebens- und        bot. Dass die Angebote der Forstbetriebe und freien
                            Wirtschaftsraum Wald. Viele     Anbietenden geschätzt werden, zeigen unzählige be-
                            forstliche Anliegen wie die     geisterte Rückmeldungen von Kindern und Lehrper-
                            nachhaltige Nutzung der         sonen. Doch so lange die Finanzierung unklar und der
                            Ressource Holz, der Klima-      Besuch von Schulklassen unregelmässig ist, können
                            wandel, Artenkenntnisse oder    die Forstbetriebe diese Bildungsleistung weder fest
                            historische Aspekte finden      einplanen noch mittelfristig sichern. Angesichts der
                            im Lehrplan 21 bestens Platz.   Nachfrage würde die Region ein paar weitere mo-
Learn to Love Forests!      Der Lehrplan 21 gibt dem        tivierte Forstwarte mit waldpädagogischer Weiter-
                            Wald denn auch besonders        bildung vertragen. Das Amt für Wald beider Basel
                         CA2360EN/1/01.19
                         ©FAO, 2019

    im Fachbereich Natur-Mensch-Gesellschaft (NMG)          ist in Kontakt mit den Erziehungsdirektionen, den
    entsprechend Gewicht: «Die Verbindung von               Ämtern für Volksschulen sowie den Fachverantwort-
    Lernen innerhalb und ausserhalb der Schule ist          lichen Umweltbildung und strebt eine Lösung an.
    von zentraler Bedeutung.» Die Lehrplanziele und
    Kompetenzen im Bereich NMG sind ohne meh-
    rere Besuche im Wald kaum zu erreichen. Dabei                               MILENA CONZETTI
    geht es nicht nur um Fachliches, sondern auch um                            Öffentlichkeitsarbeit und
    Methoden sowie Sozial- und Eigenkompetenzen.                                Waldpädagogik,
                                                                                Amt für Wald beider Basel,
                                                                                milena.conzetti@bl.ch

                                                              Internationaler Tag des Waldes
                                                              1971 rief die Ernährungs- und Landwirtschafts-
                                                              organisation der Vereinten Nationen (FAO) den
                                                              Frühlingsanfang zum Internationalen Tag des
                                                              Waldes (ITW) aus. Es war eine Reaktion auf die
      Forstliche Waldpädagogik sichtbar machen                zunehmende Zerstörung der Wälder weltweit.
      Der ITW 2019 will die verschiedensten Bildungs-         Seither wird dem ITW jedes Jahr ein Schwer-
      angebote im Schweizer Wald sichtbar machen.             punkt gewidmet, 2019 ist es «Wälder und
      Helfen Sie mit und tragen Sie Ihre Aktivitäten          Bildung». In der Schweiz ist das Bundesamt für
      forstlicher Waldpädagogik ein. Aufgenommen              Umwelt (BAFU) für den Tag des Waldes und die
      werden Aktivitäten, die zwischen Frühling und           Themenauswahl verantwortlich. Die Trägerschaft
      Sommer 2019 stattfinden. Das Anmeldeformular            für den ITW 2019 bilden BAFU, Kantone und
      finden Sie unter silviva.ch/itw. Um die Veranstal-      SILVIVA. Neben einem nationalen Medienanlass
      ter zu unterstützen und die Organisation der Akti-      in Bern am 21. März finden viele verschiedene
      vitäten zu vereinfachen, stellt SILVIVA kostenlos       Aktivitäten in der ganzen Schweiz statt.
      Materialien und Informationsmittel zur Verfü-
      gung. Die vorgeschlagenen Aktivitäten können               bafu.admin.ch → ITW
      an die lokalen Bedürfnisse angepasst werden.
      Es können auch eigene Waldbildungsangebote
      gemeldet werden.

                                                                                                   WALDNACHRICHTEN 1-19      15
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