DER WALD ALS REFUGIUM FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN - Kanton Basel ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
März 2019 Informationen des Amts für Wald beider Basel, des Försterverbands beider Basel und von WaldBeiderBasel DER WALD ALS REFUGIUM INHALT FÜR GEFÄHRDETE TIERARTEN 3 Der Feuersalamander mag den Wald Es muss Anfang der Siebzigerjahre gewesen sein, als ich nahe von Zu- hause eine bunte Eidechse sah. Ich fing sie, legte sie in einen Schuhkar- 4 Liegendes Totholz ton und die Primarlehrerin bestimmte sie als Smaragdeidechse. Als ich wird von Amphibien das Reptil am Fundort wieder frei liess, verschwand es sofort zwischen geschätzt Steinen und Gestrüpp. Es war das letzte Mal, dass ich in der Region Basel eine Smaragdeidechse sah. Durch die intensive Nutzung des Offenlandes mit Siedlungs- und Ver- kehrsflächen sowie der intensiven Landwirtschaft ist die Zahl der für Reptilien und Amphibien geeigneten Habitate stetig gesunken. Entsprechend nimmt die Bedeutung des Waldes als Lebens- raum für bedrohte Arten zu. Der Wald ist heute eine 6 Allschwils Ziegeleiareal der wenigen naturnahen Flächen und der einzige als Biotop Lebensraum, in dem die Zahl der Arten stabil ist oder gar zunimmt. Eine der augenfälligsten ist der 7 Sissach punktet mit Feuersalamander. vernetzten Weihern Doch es braucht menschliche Eingriffe, um den Wald an geeigneten Orten aufzulichten, stufige 8. Zu Gast: Annemarie Waldränder zu schaffen, Licht und Wärme zuzulassen und mit Astmateri- Pieper, emeritierte al, Steinen oder der Baggerschaufel Kleinstrukturen für sonnenhungrige Professorin für Reptilien und wasserliebende Amphibien zu schaffen. Auch grossflächige Philosophie Total- und Sonderwaldreservate gehören dazu. Aber einige der Massnah- men widersprechen dem Wunsch der Bevölkerung nach einem ungestör- 10 Amt für Wald beider ten Waldbild oder gar Urwald. Diese Vorstellung ignoriert, dass unsere Basel Natur seit 4000 Jahren das ist, was eine sehr anpassungsfähige Flora und Fauna aus unserer Landschaftskultivierung gemacht hat. So ist die 11 Försterverband beider heutige Landschaft mit ihrer Verteilung von Wald und Offenland durch Basel grossflächige Rodungen im frühen Mittelalter entstanden. Die extensive Landwirtschaft mit Dornhecken, Lesesteinhaufen und 12 WaldBeiderBasel Trockensteinmauern förderte die Reptilien und Amphibien. Viele Arten dürften zudem von der starken Brenn- und Bauholznutzung profitiert 13 Personelles haben. So waren die durchschnittlichen Holzvorräte in den Wäldern der Region Basel Anfang des 20. Jahrhunderts drei bis vier Mal kleiner als 14 Vermischtes heute. Doch seit einigen Jahrzehnten treiben wir die Landschaftsver- änderungen derart schnell voran, dass die Tier- und Pflanzenwelt über- fordert ist. Gerade darum ist die Trägheit des Ökosystems Wald zugleich Chance der Natur und Verantwortung der Waldbranche. UELI MEIER 15 Internationaler Tag Leiter Amt für Wald beider Basel des Waldes ueli.meier @ bl.ch 16 Termine
EDITORIAL / IMPRESSUM EDITORIAL Amphibien rund ums Haus Von den heute rund 20 in der Schweiz lebenden Amphibien – der grosse Rückzug Amphibienarten gelten 14 als unterschiedlich Gelegentlich kann ein Rückzug auch positiv sein. stark gefährdet. Bereits ausgestorben ist die Ein Beispiel dafür sind die Amphibien, die im Wald Wechselkröte. Einige Amphibienarten leben einen Ersatzlebensraum finden, der im Offenland auch im Siedlungsgebiet. Mit verschiedenen zunehmend verloren gegangen ist. Während Jahr- Massnahmen kann ihnen geholfen werden, sich zehnten wurden Bachläufe eingedolt, wertvolle trotz Verkehr, Hauskatzen und verhängnisvollen Feuchtgebiete entwässert und Auenwälder gerodet. Lichtschächten zu behaupten. Ein spezieller Die Siedlungsfläche wuchs, Kulturland ging verloren. Akzent liegt darauf, den Zugang zu fatale Fallen Und vor allem folgte eine bis dahin in der Geschichte zu entschärfen oder den Tieren mit Rampen zu der Landwirtschaft noch nie dagewesene Intensivie- ermöglichen, wieder in die Freiheit zu gelangen. rung – mit Dünger, Pestiziden und einem mehrfachen Ein Faltblatt von Pro Natura gibt Tipps zum Vor- Grasschnitt pro Jahr. gehen und präsentiert alle 20 Lurcharten mit Nicht von ungefähr ist der Kiebitz – der Vogel des einem Farbfoto. Jahres 2019 – Bewohner genau dieser fast völlig Bezug: mailbox@pronatura.ch verschwundenen feuchten Lebensräume, die früher vorwiegend im Offenland zu finden waren. Anders als bei den auf Feuchtgebiete spezialisierten Vö- geln sieht es glücklicherweise bei den Amphibien Impressum und Reptilien aus. Sie haben heute im Wald einen «Waldnachrichten» ist die Zeitschrift des Amts sicheren Zufluchtsort gefunden. Waldeigentümer und für Wald beider Basel (AfW), des Försterverbands Forstbetriebe mit ihren geschulten Mitarbeitenden beider Basel (FVB) und von WaldBeiderBasel. bemühen sich, die Ansprüche dieser Arten mittels Erscheinungsweise: März, August, November gezielten Eingriffen im Wald zu verbessern. Einen Redaktionsschluss 2-2019: 15. Mai 2019 wichtigen Beitrag leistet dazu auch die Totholzförde- Redaktionskommission: Milena Conzetti (AfW), rung, wie sie etwa in der Totholz-Charta von 2006 Raphael Häner (WaldBeiderBasel), verabschiedet wurde. Seit mehreren Jahren wird Markus Lack (FVB) auf den grossen Nutzen von Totholz aufmerksam Redaktor: Pieter Poldervaart, Pressebüro Kohlenberg gemacht. Entsprechende Massnahmen werten den Gestaltung: spooo design, Urs Bösswetter Lebensraum von zahlreichen Amphibien im Wald zusätzlich auf. Naturschutz im Wald ist aktuell eine Auflage: 1400 Exemplare Erfolgsgeschichte. Vielleicht strahlt sie in Zukunft Druck: Schul- und Büromaterialverwaltung auch aufs Offenland aus? Kanton Basel-Landschaft Papier: Cocoon 100% Recycling mit Blauem Engel Die Zeitschrift «Waldnachrichten» kann kostenlos BEAT FEIGENWINTER abonniert werden. Abonnementsbestellungen und Kreisforstingenieur Kreis 3 (Jura) Adressänderungen: beat.feigenwinter@bl.ch Amt für Wald beider Basel, 061 552 56 59, afw @ bl.ch Bildnachweise: AfW: S. 7; Susanne Bossy: S. 12; Andres Dill: S. 5, 6; Fagus: S. 14; Michael Gasser: S. 9; Christian Kleiber: S. 11; leagredig.ch: S. 10; Kiebitz – Vogel des Jahres 2019 Andreas Meyer: S. 1; Pixabay: S. 3, Benedikt R. Der Kiebitz bewohnt Feucht- und Riedwie- Schmidt: S. 4; zvg: S. 2, 12, 13, 14 sen. Der Vogel leidet unter der intensiven Bewirtschaftung durch Maschinen und Pestizide. Nach Entwässerungspro- jekten wich er auf genutzte Flächen aus. 1975 wurden noch mindestens 1000 Brutpaare gezählt, 2005 waren Neben den gedruckten «Waldnachrichten» es nur noch 83. Dank einer scho- nenden Bewirtschaftung wuchs der wird unser Newsletter drei bis vier Mal jährlich Bestand bis 2018 wieder auf 206. versendet. Bitte melden Sie sich gleich an: Weitere Infos und einen Kurzfilm zum bl.ch / waldnachrichten Kiebitz finden Sie unter birdlife.ch. 2 WALDNACHRICHTEN 1-19
SCHWERPUNKT Der Feuersalamander lebt gerne in feuchten Wäldern. Eine Gefahr stellt der Verkehr dar. DER FEUERSALAMANDER MAG DEN WALD Der Wald bietet vielen Lurchen einen optimalen Lebensraum. Ein besonders prominenter Bewohner unserer Wälder ist der Feuersalamander. Zu schaffen machen ihm und anderen Amphibien neben schwindenden Habitaten vor allem der Verkehr. Viele Amphibien halten sich gerne im Wald auf. Hier werden, weil sie die Larven fressen. Die Ufer weisen bieten sich häufig Verstecke unter Wurzeln, Laubhau- idealerweise ruhigere Buchten oder Vertiefungen fen und Erdlöchern, die Lichteinstrahlung ist gering auf. Hier verstecken sich die Larven unter Laub und und die Luftfeuchtigkeit erhöht. Frösche, Molche und jagen ihrerseits nach Larven von Eintagsfliegen und Salamander laufen hier nicht Gefahr auszutrocknen, Ähnlichem. Neben den Gewässern zeichnen sich und sie finden genügend Nahrung. Es gibt aber nur die Lebensräume von Salamandern zusätzlich durch wenige Amphibienarten, die ausgesprochene Wald- strukturreiche Laub- oder Laubmischwälder aus. tiere sind. Eine davon ist der Feuersalamander. Die Dabei spielt liegendes Totholz eine wichtige Rolle als auffällig gelben Markierungen auf der sonst schwar- Versteck und Futterlieferant. zen Haut signalisieren seinen Fressfeinden, dass er ungeniessbar ist. Durch dieses einzigartige Aussehen Strassen sicherer machen ist er auch den Menschen gut bekannt, obwohl er ein Die Baselbieter Wälder sind reich an Lebensräumen heimliches Leben führt und selten beobachtet wer- für Salamander. Solange der naturnahe Waldbau und den kann. Seine Verbreitung deckt sich auffällig mit die Larvengewässer erhalten bleiben, geht die gröss- dem Vorkommen von Buchenwäldern. Ausserhalb te Gefahr von den Strassen aus: Salamander können des Waldes kommt der Feuersalamander an schatti- das ganze Jahr über wandern. Die Massnahmen an gen und feuchten Orten im Siedlungsraum vor. den Strassen zum Schutz der Amphibien sind jedoch meist auf die Wanderzeit der Frösche und Kröten Auf Fischbesatz verzichten befristet und helfen deshalb dem Feuersalamander Der Feuer- und der mit ihm verwandte Alpensala- wenig. Die Abteilung Natur und Landschaft des Kan- mander sind lebendgebärend: Sie legen keinen Laich tons Basel-Landschaft setzt sich für intakte Gewäs- ab; die Entwicklung vom Ei bis zur Larve läuft im ser und für kleintiersichere Strassen ein und versucht Mutterleib ab. Erst die überlebensfähigen Larven so, auch die Lebensräume der Feuersalamander zu werden in ein geeignetes Gewässer deponiert. Die erhalten. Larvengewässer zeichnen sich durch kühles und nährstoffreiches Wasser aus. Häufig handelt es sich dabei um unverbaute Fliessgewässer. Stimmt die PHILIPP FRANKE Wasserqualität, werden aber auch stehende Ge- Abteilung Natur und Landschaft wässer angenommen. Meist handelt es sich dann am Ebenrain-Zentrum für Land- um Quellwasser. In diesen Fliessgewässern sollte wirtschaft, Natur und Ernährung deshalb auf einen Besatz mit Jungfischen verzichtet philipp.franke@bl.ch WALDNACHRICHTEN 1-19 3
SCHWERPUNKT DER WALD ALS LEBENSRAUM FÜR AMPHIBIEN Amphibien bringt man üblicherweise mit Weihern in Verbindung. Doch die meisten Arten verbringen den grössten Teil ihres Lebens an Land. Dabei spielt der Wald als Lebensraum eine zentrale Rolle. Amphibien sind unauffällige Waldbewohner. Zwar Das Mikroklima ist zentral trifft man ab und zu auf einen Frosch oder eine Der Feuersalamander mag dichte, alte Wälder. Dass Kröte – und manchmal einen überfahrenen Feuer- in den letzten Jahrzehnten der Holzvorrat zugenom- salamander auf einer Waldstrasse. Dennoch kom- men hat, kam ihm deshalb entgegen. Was er hin- men Amphibien im Wald häufiger vor als allgemein gegen nicht mag, sind grosse Kahlschläge, er ist ein vermutet. Die Bedeutung des Walds für Lurche zeigt Freund des Dauerwaldes. Studien bei nordamerikani- sich an der Biomasse der im Wald lebenden Amphi- schen Salamandern haben gezeigt, dass die Amphi- bien: Diese kann höher sein als diejenige der weit- bien nach dem Eingriff die Kahlschläge verlassen. aus auffälligeren Vögel und Säugetiere. Amphibien Diejenigen, die bleiben, haben eine höhere Mortali- findet man eben schlecht, denn sie sind nachts und tät. Der Grund dafür sind Trockenheit und die höhere bei Regen aktiv. Der Wald ist für die Amphibien ein Temperatur, denn Salamander mögen es eher kühl. wichtiger Lebensraum. Einerseits wird die landwirt- Nach einem Kahlschlag braucht es Jahrzehnte, bis schaftlich genutzte Fläche immer monotoner und sich die Population des Salamanders vom Eingriff er- damit unattraktiv als Habitat. Anderseits verbringen holt hat. Eine Studie aus den USA fand heraus, dass die meisten Arten den grössten Teil ihres Lebens die Zahl der Salamander anstieg, je älter der Baum- an Land und nicht, wie gemeinhin angenommen, in bestand war. Dies galt sogar noch bei Beständen, die Teichen, Tümpeln und Weihern. mehr als 100 Jahre alt waren. Verkürzte Umtriebs- zeiten dürften sich also negativ auf den Einfache Massnahmen helfen Feuersalamander auswirken. Doch wie muss der Wald gestaltet sein, damit er sich optimal als Lebens- Altholzinseln raum für Amphibien eignet? Die und Bäche Ansprüche der Amphibien an Um die Auswirkungen von ihren Lebensraum sind je nach grossflächigen Holzschlä- Art unterschiedlich. Artenviel- gen auf Salamander ab- falt braucht Lebensraumviel- zuschwächen, empfiehlt falt, was manchmal zu einer es sich, die Holzschlä- Vielzahl von Wünschen bei der ge möglichst klein zu Förderung der Biodiversität im halten. In den Schlägen Wald führen kann. Die Amphi- selbst sollte man dann bien sind da nicht anders: Der möglichst viele Erntereste im Tessin, im Welschland und in liegen lassen. Gerade grobes Teilen der Ostschweiz vorkommende Holz ist für Feuersalamander Springfrosch etwa bevorzugt lichte ein ideales Versteck, da darunter und warme Wälder. Die meisten Der Temperatur und Feuchtigkeit im opti- Laubwald mit anderen Arten jedoch favorisieren Bach und viel malen Bereich bleiben. Die Ausscheidung von kühle, feuchte Wälder. Bei uns in der grobem Totholz Waldnaturschutzgebieten und Altholzinseln stellt den ist ein idealer Nordwestschweiz kann der Feuer- Lebensraum für Feuersalamandern Flächen zur Verfügung, in denen salamander als Leitart für die Förde- Amphibien. sich die Bestände ungestört entwickeln können. rung der Amphibien im Wald dienen. Ideal sind Altholzinseln mit Bächen, da so auch die Dieser Lurch eignet sich auch deshalb gut als Leitart, empfindlichen und vom Wasser abhängigen Jungtie- weil er in der Bevölkerung populär ist und sich viele re geschützt werden. unterstützende Massnahmen einfach umsetzen Mit Nadelhölzern können Amphibien wenig anfan- lassen. Andere Arten können und sollen aber ebenso gen. Dies unter anderem, weil die Streuschicht aus gefördert werden, zum Beispiel die Geburtshelfer- Nadeln den Amphibien weniger Schutz bietet und kröte mit Weihern in Mergelgruben im Wald oder die trockener ist als Laub. Der Feuersalamander be- rare Gelbbauchunke im Leimen- und Laufental durch vorzugt deshalb, wie viele andere Amphibienarten, das Anlegen kleiner Pfützen. Laubwälder und ist in zahlreichen Gebieten Europas eine typische Lurchart der Buchenwälder. Nicht 4 WALDNACHRICHTEN 1-19
SCHWERPUNKT bekannt ist, wie der Feuersalamander und andere lediglich als Untergrenze für den amphibienfreund- Amphibien reagieren werden, wenn das Klima tro- lichen Wald gelten, zumal dieser Wert bekanntlich ckener und wärmer wird und die Buchen zunehmend sowohl liegendes wie auch stehendes Totholz um- aus unserer Region verschwinden werden. fasst. Liegendes Totholz ist für die Feuersalamander besonders in der Nähe von Waldbächen ideal. Möglichst viel liegendes Totholz Beim liegenden Totholz spielt die Holzart kaum eine Für Amphibien ist Totholz auf dem Waldboden Rolle. Hingegen sind Menge und Grösse wichtig: Ast- essenziell. Es ist ein ideales Tagesversteck und haufen sind nützlich, doch Amphibien brauchen eher gleichzeitig auch Brutstätte für wirbellose Tiere, grobes Totholz – idealerweise gleich ganze Baum- stämme. Bäume, die während Stürmen umgestürzt sind, kann man beispielsweise einfach liegen lassen. Rinnsale für die Larven Wasser darf im Wald nicht fehlen, denn auch wenn der Wald vor allem als Landlebensraum für Amphi- bien wichtig ist, so sind Wasser und Feuchtigkeit für sie essenziell; vernässte Stellen im Wald sollten des- halb belassen werden. Die Wiedervernässung drai- nierter Bereiche ist für Amphibien vorteilhaft. Quellen und Bäche sind gerade für den Feuersalamander von grosser Bedeutung, denn er nutzt sie als Lebens- raum für seine Larven – deshalb soll der Fischbesatz, auch mit Sömmerlingen, unterlassen werden. Die Salamanderlarven können auch in erstaunlich kleinen Rinnsalen leben. Somit geht mit jeder Quelle, die gefasst wird, Lebensraum für den Feuersalamander verloren. Im Umkehrschluss gilt, dass es vorteilhaft Neu geschaffene Kleingewässer helfen auch dem «Glögglifrosch». ist, wenn man kleine Bäche wieder frei fliessen lässt. die dem Feuersalamander als Futter dienen. Nicht Neue Gewässer schaffen bekannt ist, welches Volumen an liegendem Tot- An vernässten Stellen und an Wegrändern lassen holz der Feuersalamander braucht. Studien an sich mit wenig Aufwand kleine Gewässer anlegen. nordamerikanischen Waldsalamandern der Gattung Diese werden schnell von Grasfröschen, Bergmol- Ensatina zeigen aber, dass auch bei mehreren 100 chen oder Feuersalamandern besiedelt. Sie sind aber Kubikmetern Totholz pro Hektare noch keine Ober- auch für die Gelbbauchunke ein wichtiger Lebens- grenze erreicht ist. Der in der Schweiz oft gehörte raum. In Mergelgruben können einfach kleine Weiher Richtwert von 20 Kubikmetern pro Hektare darf also angelegt werden, die selteneren Arten wie etwa der Geburtshelferkröte, dem «Glögglifrosch», als Le- bensraum dienen können. Solche Weiher brauchen Koordinationsstelle hilft weiter meist eine Abdichtung mit einer Folie und sollten gut Die Koordinationsstelle für Amphibien- und Repti- besonnt sein. Je mehr für den Feuersalamander, die lienschutz in der Schweiz (info fauna karch) hilft bei Amphibien und die Biodiversität generell im Wald Fragen gerne weiter: karch.ch bietet viel Wissens- gemacht werden kann, desto besser. Es lohnt sich, wertes über Amphibien und Reptilien und wie diese mit kleinen, leicht zu realisierenden Massnahmen Arten im Wald gefördert werden können. Auch anzufangen. Jede Umsetzung ist ein Gewinn für die waldwissen.net ist eine gute Informationsquelle. Natur. Mehr Infos Thomas Reich hat die Ansprüche der Amphibien BENEDIKT R. SCHMIDT an den Lebensraum Wald in der Zeitschrift «Wald Mitarbeiter Fachbereich und Holz» in einem Artikel mit dem Titel «Man- Amphibien bei info fauna karch, che mögens feucht» beschrieben. Ein PDF dieses benedikt.schmidt@unine.ch Artikels ist bei Benedikt R. Schmidt erhältlich. WALDNACHRICHTEN 1-19 5
SCHWERPUNKT ALTE ZIEGELEI BLEIBT EIN BIOTOP Wo einst Ziegel hergestellt wurden, wohnen heute über 1000 Menschen. Aussergewöhnlich am einsti- gen Ziegeleiareal in Allschwil ist, dass dank geschickter Planung und viel Engagement der Gemeinde zahlreiche Amphibien bis heute im Wohnquartier einen intakten Lebensraum vorfinden. Es ist nur ein schmaler Streifen Wald, der das Gewer- und Reptilienarten profitiert. In diesem vielfältigen begebiet vom Wohnquartier Ziegelei trennt. Auf der Lebensraum gedeihen Vierfleck-Libelle, Königslibelle, einen Seite stehen alte Fabrikhallen und Gewerbe- Azurjungfer, Italienische Schönschrecke, Ödland- betriebe; dort dominiert der Verkehrslärm. Auf der schrecke, Wildbienen, Gottesanbeterin, Mauer- und anderen Seite laden Wege, bunte Wiesen, Hecken Zauneidechse, Blindschleiche, Schwalbenschwanz und zahlreiche Weiher zum Spaziergang ein; man sowie zahlreiche andere Schmetterlinge und Vogel- hört Unkenrufe und Vogelgezwitscher. arten wie der Schilfrohrsänger. Amphibien sollen bleiben Schafe und Ziegen als Gärtner Jahrzehntelang fanden während des Tonabbaus ein Mit dem Erhalt ist es jedoch noch nicht getan. Um halbes Dutzend Amphibienarten in den zahlreichen die natürliche Dynamik dieses Naturschutzgebiets zu Pfützen und Tümpeln der lenken und die Vielfalt an Lebensräu- Ziegeleigrube ideale Lebens- men und Arten zu erhalten, braucht bedingungen vor. Nach der es eine regelmässige und gezielte Einstellung des Betriebs 1975 Pflege. Ein Teil der Grünflächen wurde die Grube aufgefüllt; wird zweimal pro Jahr gemäht. Auf es bestanden Pläne, das gewissen Flächen kommen Schafe gesamte Gebiet zu überbau- und Ziegen zum Einsatz. Dies fördert en. Dies hätte das Ende für einen lückigen Bewuchs und damit die Amphibien bedeutet, doch lichtbedürftige Pflanzenarten. Die zum Glück kam es anders. stehengelassenen Pflanzenstengel Um das Überleben der Am- bieten Verstecke und willkommene phibien zu sichern, wurde nur Überwinterungsmöglichkeiten für ein Drittel des Ziegeleiareals diverse Insekten. überbaut. Der Rest ist heute Wald und Grünfläche. Diese Neophytenbekämpfung Fläche dient als Lebensraum braucht Zeit und Vernetzungskorridor und Ein besonderes Augenmerk gilt sorgt für die nötige Anbin- den invasiven Neophyten, die in dung an andere Biotope im der einstigen Grube hervorragende Umland. Die Wohnhäuser Zwei Drittel des Ziege- Voraussetzungen vorfanden, um leiareals in Allschwil sind stehen inselartig im Areal. heute Wald, Feuchtge- sich anzusiedeln und auszubreiten. Der Aufwand Damit sich die Amphibien nicht biete und Grünflächen. zur Bekämpfung von Sommerflieder, Japanknöte- in die Wohnsiedlung verirren rich und Goldrute ist gross. Eine schwere Hypothek und dort verenden, sind die Wohnfelder komplett stellen die Robinien dar, die einst zur Sicherung mit einer 50 Zentimeter hohen Mauer umgeben. Die der Böschung angepflanzt wurden. Zusammen mit Zufahrtsstrassen wurden mit Unterführungen aus- dem Forstteam der Bürgergemeinde Allschwil ist gestattet, damit die Amphibien und andere Kleintiere die Gemeinde deshalb daran, den Robinienwald zu die Strassen nicht überqueren müssen. durchforsten, um ihn in einen standortgerechten Wald umzuwandeln. Dies wird noch etliche Jahre in Ein Plus auch für Insekten Anspruch nehmen. Heute, über 40 Jahre nach der Schliessung der Ziegelei, entwickeln sich die Populationen der selte- nen Geburtshelferkröte, der Gelbbauchunke sowie ANDREAS DILL Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch und Fadenmolch Umweltbeauftragter noch immer gut. Auch die Kreuzkröte streift noch Gemeinde Allschwil durchs Areal. Von den zahlreichen Massnahmen zum andreas.dill@allschwil.ch Schutz der Amphibien haben auch etliche Insekten- 6 WALDNACHRICHTEN 1-19
SCHWERPUNKT GUTE PLANUNG FÜR NEUE WALDWEIHER Wie lege ich einen Weiher im Wald an und was ist die gesetzliche Grundlage? Welche Beteiligten müs- sen informiert und involviert werden? Wer entscheidet, wo der Weiher gebaut wird – und wer bezahlt den Unterhalt? Der Bau eines Weihers sollte gut vorbereitet sein. Weiher haben für viele Menschen etwas Mystisches. Lützelschwab hat das Erbe übernommen und will es Sagenumwobene Geschichten ranken sich um diese weiterführen; derzeit sind weitere Weiher in Planung. kleinen ökologischen Wunderwelten. Libellen tanzen In der Regel brauchen Weiher eine nicht-forstliche im Sonnenlicht über die Wasseroberfläche, Kaulquap- Kleinbauten-Bewilligung. Diese wird durch den Ge- pen zappeln im seichten Wasser, hier und da verliert meinderat der Standortgemeinde verfügt und ergeht sich die Spur eines Tiers im Unterholz. Die meisten im Einvernehmen mit dem Amt für Wald beider Ba- Waldweiher sind jedoch künstlich angelegt, als öko- sel. Wer für Unterhalt und Haftung zuständig ist, wird logische Ersatzmassnahme nach einer Rodung oder vorgängig geklärt als Naturschutzprojekt. und schriftlich festgehalten. Es Waldrand und Gruben sind ideal ist üblich, vor Der Standort entscheidet oft über den Erfolg des Pro- Gesucheingabe jekts und legt die Grundlage für den Pflegeaufwand. eine Begehung Im Rahmen der Planung sollten bestimmte Punkte mit allen Betei- beachtet werden, um optimale Voraussetzungen ligten vor Ort zu für das Ökosystem zu schaffen. Idealerweise plant machen. Zu den man den Weiher in einem Naturschutzgebiet, in dem Beteiligten ge- ohnehin Flächen ausgemäht werden müssen. Grosse hören die Grund- Laubbäume in unmittelbarer Nähe nehmen zu viel eigentümerin, die Ein künstlich angelegter Weiher – hier ein Biotop, das 2010 von der Arbeitsgemein- Licht weg und die Blätter müssen jährlich aufwendig Gesuchstellerin schaft Natur- und Heimatschutz Sissach vom Teichboden entfernt werden. Auch die Nähe respektive der erstellt wurde – erfüllt neben ökologi- schen auch pädagogische Zwecke. zu einem losen Hang ist heikel, weil herabrollende Gesuchsteller, Steine ins Gewässer gelangen können. Geeignet der Revierförs- sind Orte, die ohnehin schon feucht sind: Ehemalige ter sowie die Einwohnergemeinde und das Amt für Gruben, Waldrandgebiete oder Niederhalteflächen Wald beider Basel. Sie alle müssen ihre Zustimmung unter Hochspannungsleitungen haben sich als gute geben. Standorte bewährt. Weiter ist genügend Sonnen- licht auf der Wasseroberfläche und am Ufer wichtig. Information weckt Verständnis Trockene Stellen, Südlage und Karst hingegen sollten Auch aus Sicht des Menschen bringt ein Gewäs- gemieden werden. Ein Abflussrohr vereinfacht die ser viel Positives mit sich: Kinder spielen gerne am Unterhaltsarbeiten, muss aber nicht sein. Tümpel Ufer, man kann Tiere und Pflanzen beobachten und mit wechselnden Wasserständen können ökologisch die Gemeinde profitiert von einem spannenden sehr wertvoll sein. Ein Zufluss ist nicht zwingend, je Naherholungsgebiet. Doch um den Artenschutz zu nach Grösse und Tiefe des Weihers reicht Regen- gewährleisten, sollten Hunde nicht ins Wasser und wasser. der Zugang für Besucher sollte auf eine kleine Fläche begrenzt werden. Die Besucherlenkung gelingt, Fachleute einbeziehen wenn gezielt Sträucher gepflanzt oder ein für Wildtie- Damit sich ein Weiher gut entwickeln kann, sollte re passierbarer Holzzaun errichtet wird. Auf Feuer- man von Anfang an interessierte Revierförster als stellen und Rastplätze in Weihernähe sollte verzichtet Vertreter der Grundeigentümer, als Betriebsleiter werden. Eine Infotafel dagegen eignet sich gut, um und als Fachperson einbeziehen. Auch eine Begleit- der Bevölkerung Naturschutzthemen näherzubringen. person mit grossem biologischen Wissen ist hilf- reich. Ein gutes Beispiel ist Sissach, wo der frühere Revierförster Peter Schmid mit seiner Arbeit einen NOEMI MÖRI wichtigen Beitrag leistete. Mit seiner Vision von einer Vorstudienpraktikantin beim Vernetzung der Lebensräume legte er den Grund- Amt für Wald beider Basel stein für die vielen ökologisch hochwertigen Weiher noemi.moeri@bl.ch und Feuchtgebiete im Revier. Sein Nachfolger Pascal WALDNACHRICHTEN 1-19 7
ZU GAST «DIE NATUR IST DER INBEGRIFF VON LEBENDIGKEIT» Ursprünglich wollte Annemarie Pieper Schriftstellerin werden. Doch während ihres Studiums entdeckte sie ihre Liebe zur Philosophie. Während 20 Jahren wirkte sie als Professorin für Philosophie an der Uni- versität Basel. Obschon emeritiert zeigt sich Pieper nach wie vor vom logischen Denken in ihrer Diszi- plin fasziniert. Frau Pieper, Ihre erste Begegnung mit der Philo- fand ich unverschämt. Von einem Mann will man nie sophie war keine Liebe auf den ersten Blick. wissen, wie viele Kinder er noch zu zeugen beab- Wenn man wie ich von der Literatur herkommt, ist sichtigt. Heute gibt es tatsächlich Philosophinnen auf das verständlich. Im Vergleich zu dieser ist der philo- Lehrstühlen. Ausserdem hat die ganze Gender-The- sophische Jargon merklich strenger. Das hat mich matik dazu geführt, dass man auch von männlicher zunächst gestört. Was mich bis heute jedoch an der Seite her knurrend zur Kenntnis genommen hat, dass Philosophie fasziniert, ist das logische Denken. es da noch ein anderes Geschlecht gibt … Für Frauen ist die Situation mittlerweile besser, aber weiterhin 1981 wurden Sie als ordentliche Professorin für schwierig. Philosophie an die Universität Basel berufen. Was ist Ihnen aus dieser Zeit ganz besonders in Hat sich Ihr Blick auf die Philosophie seit Ihrer Erinnerung geblieben? Emeritierung 2001 verändert? Ich war froh, als es vorbei war. Als ich gegangen bin, Sehr. Statt Fachphilosophie zu betreiben, beschrän- fand die Umstrukturierung der Universitäten und der ke ich mich auf Vorträge für ein nichtakademisches Studienpläne im Rahmen der Bologna-Reform statt. Publikum. Ich schreibe Zeitungskolumnen und habe Der Ansatz passte nicht zur Philosophie, bei der man mich an Romanen versucht. seine Schwerpunkte frei wählen können muss. Und die ewigen Sitzungen wollte ich mir ebenfalls nicht Muss man Philosophie studiert haben, um sich mehr antun. Deshalb bin ich im Alter von 60 Jahren von ihr anstecken zu lassen? gegangen. Immer Freude bereitet hat es mir hin- Nein – deshalb gibt es auch so viele Bücher darüber: gegen, mit den Studierenden zu diskutieren. Jede Bank hat heute ihre «Philosophie». Der Be- griff wird inflationär verwendet. Dennoch sind viele Sie sagen, frühere Berufungen seien an Ihrem Menschen an den Grundfragen der Philosophie inte- Geschlecht gescheitert. ressiert. Das wird deutlich, wenn man sie beispiels- Ich bin in so vielen Berufungskommissionen geses- weise fragt, was sie unter Lust verstehen. Weil sie sen und eine der ersten Fragen bei Bewerberinnen es nicht gewohnt sind, Dinge abstrakt zu formulieren, war immer: Ist die noch im gebärfähigen Alter? Das sind sie zunächst verdutzt. Aber das gibt sich und an- schliessend denken sie grundsätzlicher nach. Hängen Natur und Philosophie zusammen? Die gebürtige Deutsche Mit Natur verbinde ich immer etwas Sinnliches und Annemarie Pieper (*1941) Griffiges. Deshalb habe ich so gern die Werke von Al- studierte zunächst Fremd- bert Camus gelesen. Bei ihm ist das Meer die grosse sprachen, später Anglistik, Metapher, doch man spürt bei ihm auch eine Erdver- Germanistik und Philosophie. bundenheit. Letztlich war die Natur nie eine zentrale Als zweite Frau habilitierte Metapher in der Philosophie – ausser in antiken sie sich 1972 für Philosophie Zeiten, wo die Mythen noch überaus lebendig waren. an der Ludwig-Maximi- lians-Universität München. Neun Jahre später wurde Welche Rolle spielt der Wald für Sie? sie zur ordentlichen Professorin für Philosophie Ich nehme traurig zur Kenntnis, wenn irgendwo an die Universität Basel berufen, wo sie bis 2001 etwas abgeholzt wird, sei es im Regenwald oder in wirkte. Ihre Schwerpunkte sind Ethik, feministi- der Umgebung von Rheinfelden. Ich stamme aus der sche Philosophie und Existenzphilosophie. Anne- Nähe von Düsseldorf. Als Kind spielten wir den gan- marie Pieper lebt im aargauischen Rheinfelden. zen Tag im Wald – weit weg von den Erwachsenen. 8 WALDNACHRICHTEN 1-19
ZU GAST «Die Natur enthält die Wurzeln, durch die auch wir existieren», sagt die Philosophin Annemarie Pieper. Wir haben auch Bäume umarmt: Man fühlt mit den Gibt es eine Begegnung mit der Natur, die Sie Sinnen, dass da etwas Lebendiges drin ist. persönlich bewegt hat? Was mich immer berührt, sind die Unwetter auf Sylt. Haben Sie auch Erinnerungen an Waldtiere? Sie sind mir nach wie vor unheimlich. Die meisten Eigentlich kann ich mich nur an die Vögel erinnern. Blitze gehen ins Meer, doch selbst das rumst enorm. Als Kind hätte ich gerne Flügel gehabt. Weil wir frü- Wo die Natur gewaltig ist, verspüre ich riesigen Res- her immer einen Hund dabeihatten, kam ich fast nie pekt. Das gilt auch für Bergstürze in der Schweiz. Da in Kontakt mit Waldtieren. Rehe habe ich auch später erkennt man, dass die Natur viel mächtiger ist als wir. ganz selten entdeckt, im Gegensatz zu den Hasen, die man eher mal herumhoppeln sah. Warum sollte sich der Mensch aus philosophi- scher Sicht unbedingt für die Natur und insbe- Sind Sie heute regelmässig in der Natur respek- sondere den Wald interessieren? tive im Wald anzutreffen? Weil die Natur jener Teil unserer Lebenswelt ist, der Ich habe noch ein kleines Standbein auf Sylt. An der die Wurzeln enthält, durch die auch wir existieren. Nordsee geniesse ich es, zu beobachten, wie die Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Gerade Möwen selbst bei Sturm starten. An meinem Haupt- deshalb finde ich diese Dystopien schrecklich, wo es wohnort Rheinfelden liebe ich es insbesondere, zum nichts Gewachsenes mehr gibt. Für mich bleibt die Biotop «Gwild» zu spazieren. Die Renaturierung beim Natur der Inbegriff von Lebendigkeit. neuen Kraftwerk ist sehr gelungen. Da führt jetzt ein wunderschöner Weg entlang, von dem aus sich Interview: etwa Fische beobachten lassen. Auf deutscher Seite MICHAEL GASSER kann man dem Rhein folgen und geht dabei stets Freier Journalist Pressebüro Kohlenberg, Basel unter Bäumen – herrlich. Wo es keine Gewässer gibt, könnte ich nicht leben, aber der Wald gehört für mich ebenfalls dazu. WALDNACHRICHTEN 1-19 9
AMT FÜR WALD BEIDER BASEL Die Trockenheit 2018 hat Folgen Ebenrainweg 25, 4450 Sissach Noch ist es zu früh, die Auswirkungen des trockenen wald-basel.ch Sommers 2018 abschliessend zu beurteilen. Die nächsten Wochen werden zeigen, welche Bäume wieder austreiben und welche abgestorben sind. 4. Basler Holzbaufachtag Auf jeden Fall stellen die erwarteten klimatischen In Zusammenarbeit mit dem Amt für Wald beider Veränderungen für den Wald in der Basel organisierte erstmals die neu gegründete Region Basel eine besondere Lignum Region Basel den 4. Basler Holzbaufachtag Herausforderung dar. Es geht in Reinach. Rund 80 Fachleute – vom Bereich Wald dabei nicht um die Existenz über die Politik bis hin zur Architektur – kamen am des Ökosystems Wald an sich, 7. Februar 2019 ins Leyhuus. sondern um die Sicherstellung der Holzbauingenieur Moritz Eggen zeigte, wie Schall von der Bevölkerung erwarte- in Holzgebäuden effizient gedämmt wird. Urs Frei, ten Waldleistungen. Um Präsident der Zürcher Baugenossenschaft Zurlinden, diese sicherzustellen, sind berichtete, wie in nur vier Monaten am Sihlbogen Massnahmen notwendig. ein 100 Meter langes, siebenstöckiges Gebäude Dazu gehört, den Wald, aus Holz mit 220 Wohnungen hochgezogen wurde. die Waldbäume, aber auch Mit Holz, erklärte er, sei die 2000-Watt-Gesellschaft weitere Lebewesen des problemlos erreichbar. Ökosystems darin zu unterstüt- Als dritter Referent legte Bundesverwaltungsrichter zen, sich dem für sie zu raschen Marc Steiner dar, wie sich im Rahmen der laufenden Klimawandel anzupassen. Der Speier- ling ist einer der Revision des Bundesgesetzes über die öffentliche Die Bedeutung einiger wichtiger Baumarten, die Beschaffung der Preiskampf zum Qualitätswettbe- Baumarten wie Buche, Fichte oder in Zukunft in der Nordwest- werb wandeln könnte. Der Spe- Bergahorn wird abnehmen. schweiz häufiger zialist wies im Hinblick auf Dafür werden bereits vorkommen dürften. den Einsatz von Holz auf die vorhandene Baum- Inhouse-Beschaffung hin: arten wie Stieleiche, Kantone oder Gemeinden Linde, Feldahorn, Nussbaum, Vogelkir- könnten bei der Ausschreibung sche, Flaum- und Zerr-Eiche, Elsbeere, von Gebäuden das Holz aus Mehlbeere oder Speierling wichtiger. Zu dem eigenen Wald zur Ver- deren Förderung wird es vermehrt Pflan- fügung stellen. Der Kanton zungen brauchen, denn sie sind heute zu Bern geht derzeit beim Bau wenig stark verbreitet, um sich über die des Campus für die Berner natürliche Verjüngung im notwendigen Ausmass zu Fachhochschule in Biel so vor. Um etablieren. Zu prüfen wird zudem sein, ob Gastbaum- Holz aus hiesigen Wäldern zu begünstigen, könnte arten wie Baumhasel, Blumenesche, Steineiche und jeder Kanton nach dem Vorbild von Artikel 34b des Douglasie in beschränktem Umfang einen Beitrag für Schweizer Waldgesetzes eine Bestimmung in sein die Zukunftsfähigkeit der Wälder leisten können und eigenes Waldgesetz aufnehmen, wonach Holz und sollen. Holzprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu be- schaffen seien, so Steiner: «Wenn Sie das wollen, ist Das Amt für Wald beider Basel (AfW) sieht unter es in fünf Jahren geschafft.» anderem folgende Massnahmen vor: -- Sobald das Ausmass der Trockenheitsschäden vom Film mit Marc Steiner: letzten Sommer sichtbar ist, kann über mögliche youtube.com/watch?v=s_ytdcMTRzE Wiederherstellungsmassnahmen diskutiert werden. -- Im Juni findet ein Weiterbildungskurs für Revierförs- ter zum Wald im Klimawandel statt (siehe S. 16). -- Für die Waldtage 2019 und andere publikumsinten- sive Anlässe lassen das AfW und weitere Partner ein Spiel zum Thema Wald im Klimawandel ent- wickeln. Das Spiel richtet sich vor allem an Jugend- liche und Erwachsene. 10 WALDNACHRICHTEN 1-19
FÖRSTERVERBAND BEIDER BASEL Försterverband beider Basel Christian Kleiber, Präsident Burenweg 100, 4127 Birsfelden christian.kleiber @ buergergemeindebasel.ch foersterverband.ch GEMEINSAM FÜR EINEN GESUNDEN WALD Dem Wald machen Hitze und Trockenheit zu schaffen, die Zusammensetzung der Baumarten wird sich in den nächsten Jahrzehnten deutlich ändern, was das Forstpersonal herausfordert. Eine Medienkonferenz des Försterverbands beider Basel zeigte, dass es das Zusammengehen von Politik, Waldwirtschaft und Bevölkerung braucht, um den gesunden Wald langfristig zu erhalten. Auf über 41,8 Prozent des Kantons Basel-Landschaft Provenienzversuche. Dabei will man Arten finden, steht Wald. Während der Wald bis vor einigen Jahr- die wärme- und trockenheitstoleranter sind und mit zehnten vor allem als Rohstoffquelle und allenfalls als Schutz vor Naturgefahren wahrgenommen wurde, dient er heute zusätzlich der Erholung, dem Training von Freizeitsportlern oder als attraktives Umfeld für Umweltbildung. Doch der Wald verändert sich dramatisch: Die immer häufigeren Hitzesommer und die zunehmende Trockenheit führen dazu, dass tra- ditionelle Arten wie Nadelbäume oder Buchen unter Druck kommen. Anspruchsvolles Fällen Eine besondere Herausforderung ist dieser Arten- wandel für das Forstpersonal, machte die Medien- konferenz des Försterverbands beider Basel am 21. Februar deutlich. Denn es muss die Sicherheit Ein Teil der Buchenbestände im Hardwald haben den Stress des letzten Sommers nicht überlebt. der Waldbesucherinnen und -besucher gewährleis- ten und neuralgische Stellen wie Picknickplätze vor herunterfallenden Ästen und umkippenden Bäumen den Bedingungen des Klimawandels besser zurecht- schützen. Weiter muss es herausfinden, welche kommen. Baumarten langfristig mit den veränderten Klima- Neben der Politik sowie der Wald- und Forstwirt- bedingungen zurechtkommen. Und schliesslich gilt schaft soll auch die Bevölkerung über die Verän- es, die abgestorbenen Bäume sicher aus dem Wald derungen in diesem wichtigen Erholungs-, Wirt- zu holen. «Geschwächte Bäume verhalten sich beim schafts- und Lebensraum informiert werden. Der Fällprozess anders als gesunde Pflanzen. Die Fäll- Försterverband beider Basel führt deshalb vom 19. arbeiten sind deshalb besonders anspruchsvoll und bis 22. September die traditionellen Waldtage durch; mit erhöhtem Risiko für das Forstpersonal verbun- die bereits 8. Auflage findet in Rünenberg zum den», so Christian Kleiber, Präsident des Försterver- Thema «Ressource Wald» statt. Wie alle vier Jahre bands beider Basel. wird an einem Rundgang durch den Wald an zahlrei- chen Posten über die Waldarbeit informiert. An den Angepasste Arten gesucht ersten zwei Tagen sind Schulklassen eingeladen, den Die Politik unterstütze die Waldbranche im schwieri- Parcours zu besuchen. Zum Anlass werden 20'000 gen Transformationsprozess, erklärte Thomas Weber, Besucherinnen und Besucher erwartet. OK-Präsident Vorsteher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdi- Samuel Bürgin: «Wir sind überzeugt, dass es uns rektion des Kantons Basel-Landschaft. So helfe man wie in der Vergangenheit gelingen wird, der interes- mit finanziellen Mitteln, dass Wälder, die von Stür- sierten Bevölkerung den Lebensraum Wald näherzu- men wie Burglind zerstört wurden, wieder bestockt bringen.» werden können. Unterstützung gibt es auch für die Jungwaldpflege. Ausserdem laufen seit fünf Jahren www.waldtage.ch WALDNACHRICHTEN 1-19 11
WALDBEIDERBASEL Abschluss Holzmobilisierung Das von den Swisslos Fonds der Kantone Baselland und Basel-Stadt finanzierte Projekt zur Holzmobilisie- Raphael Häner, Geschäftsstelle rung im Privatwald wurde Ende 2018 abgeschlossen. Drosselweg 12, 4242 Laufen Wir konnten damit verschiedene Modelle zur Holz- info @ waldbeiderbasel.ch mobilisierung in der Praxis testen: Holzmobilisierung waldbeiderbasel.ch mit dem Revierförster, Holzlogistik über die Raurica Wald AG. Die direkte Mobili- sierung von Privatwaldeigen- Imagefilm: Holzernte ist Waldpflege tümern aber war erfolglos und WaldBeiderBasel hat einen Imagefilm zur Waldbe- wurde 2016 abgebrochen. Die wirtschaftung gedreht. Der Film soll Emotionen we- Verpflichtung eines eigenen cken und dem Publikum zeigen, dass Holzernte auch Privatwaldförsters wurde mit Waldpflege ist. Wir möchten damit ein möglichst den Beteiligten intensiv disku- breites Publikum erreichen. Der zweiminütige Film tiert, jedoch von einer prakti- läuft beispielsweise zwei Monate lang im Kino Palace schen Umsetzung abgesehen. in Sissach (BL) im Vorspann. Er eignet sich auch für WaldBeiderBasel wird sich Bürgergemeinde- und Gemeindeversammlungen und weiter dafür einsetzen, dass kann direkt ab Youtube abgespielt werden: diese Aufgabe der Hoheitsförs- ter leistungsorientiert abgegol- youtube.com/watch?v=tK6T8ph92SA ten wird. Die Arbeitsgruppe Der Baselbieter Wald birgt viel Holz, das noch besser Privatwald bleibt bestehen. für Bau- und Energiezwe- WaldBeiderBasel bedankt sich cke genutzt werden kann. Verbandsausflug geht nach Zürich bei den Swisslos Fonds der WaldBeiderBasel möchte Ihnen als Waldeigentümer Kantone Baselland und Basel-Stadt für ihre finanzielle oder als Vertreter einer politischen Gemeinden am Unterstützung. Den involvierten Revierförstern und Verbandsausflug die Chancen der naturnahen Wald- der Raurica Wald AG danken wir für ihre aktive Mit- bewirtschaftung zeigen. arbeit und ihre fachlichen Inputs. Am Vormittag erhalten Sie einen Einblick in das Mehr Informationen, insbesondere auch zum Holz- Waldlabor Zürich von WaldZürich. Das Waldlabor nutzungspotenzial in Ihrer Gemeinde, finden Sie auf zeigt und erklärt auf kleinem Raum, wie sich der Kul- unserer Webseite unter Projekte: turwald – also der vom Menschen gepflegte und be- wirtschaftete Wald – vom Naturwald unterscheidet. waldbeiderbasel.ch/page.asp?DH=24 Am Nachmittag besuchen wir den Badener Wald – das grüne Herz von Baden, das mehr als die Hälfte des Gemeindegebiets bedeckt. Natürlich ist auch für Unterstützung für Wärmeverbünde Ihr leibliches Wohl gesorgt. Die Stiftung KliK unterstützt Betreiber von Wärme- Reservieren Sie sich schon jetzt den Donnerstag, verbünden, die Energieträger aus erneuerbaren 27. Juni 2019. Quellen einsetzen. Das Antragsverfahren ist ein- fach, die Vorprüfung erfolgt rasch und ist für den 100waldzuerich.ch/programm/ Antragssteller kostenlos. Auch kleinere und mittlere das-waldlabor-zuerich Wärmeverbünde können vom Programm profitieren: Bereits bei einer jährlichen Einsparung von 100'000 Kubikmeter Erdgas erhalten Sie bis Ende 2030 eine jährliche Förderung von 20'000 Franken. WaldBeiderBasel unterstützt solche Wärmeverbünde und setzt sich auch auf politischer Ebene dafür ein. Unsere Waldeigentümer stehen als Waldbewirtschaf- ter am Anfang der Wertschöpfungskette. Unterstüt- zen auch Sie entsprechende Bestrebungen in Ihrer Gemeinde oder werden Sie selbst aktiv. Das Datum eines Kurses zu diesem Thema wird demnächst ver- öffentlicht. waermeverbuende.klik.ch/de/Programm.2.html 12 WALDNACHRICHTEN 1-19
PERSONELLES PERSONELLES Paul Imbeck pensioniert Nachruf: Friedrich Mehr als 30 Jahre hat sich Paul Imbeck mit Weit- Häring-Reinhart blick und einem unglaublichen Fachwissen beruflich Friedrich Häring war von 2002 für den Waldnaturschutz in der Region eingesetzt. bis 2017 als Vertreter der Privat- Paul Imbeck gelangte Ende der Achtzigerjahre durch waldeigentümer im Vorstand seine Publikationen «Natur aktuell» und von WaldBeiderBasel. Als Unter- «Natur konkret» zu einer kleinen nehmer mit einem Flair für Zahlen war Berühmtheit und erntete viel Lob er immer wesentlich beteiligt bei der Finanzierung und Zusprache. So lenkte er die und Organisation des Verbandes. Weiter war Frieder allgemeine Aufmerksamkeit einer der treibenden Kräfte bei der Organisation der auf die Bedürfnisse der Natur Raurica Wald AG. So war Frieder Verwaltungsrats- und auf die der Menschen, die präsident der Holzvermarktungszentrale Nordwest- sie pflegen. Durch das von ihm schweiz (HZN AG) von der Gründung 2004 bis zur geweckte öffentliche Interesse Übernahme durch die Raurica Waldholz AG im Jahr wurde im Baselbiet viel für die Um- 2012. Frieders absolute Stärke war das grosse Netz- welt getan. Paul Imbecks Taten zeugen von grosser werk innerhalb und ausserhalb der Holzbranche, was Überzeugung, Hartnäckigkeit und Geduld. Wir dan- insbesondere in der Aufbauphase der Unternehmen ken ihm herzlich dafür und wünschen ihm weiterhin enorm nützlich war. Wir werden Frieder in bester Er- alles Gute, Gesundheit und Erfolg. innerung bewahren. Neuer Praktikant beim Amt Paul Kümin verstorben für Wald beider Basel Am 9. Januar 2019 durfte Paul Kümin, von 1973 bis Seit November 2018 arbeitet Pascal Schweizer (27) 2009 Kreisförster im Laufental, nach langer, gedul- als Praktikant in der Fachstelle Jagd und Fischerei dig ertragener Krankheit zu Hause in beim Amt für Wald beider Basel. Mit diesem Prak- Laufen friedlich einschlafen. Mit tikum schliesst Schweizer seinen Master in Um- seinem Tod verlieren wir einen weltwissenschaften mit Vertiefung Ökologie und offenen und grosszügigen Evolution an der ETH ab. Nach dem Praktikum Menschen, für den seine Mit- wird er die letzten Monate seiner menschen, der Wald und die Zivildienstzeit beim Forstbetrieb Natur immer im Vordergrund Pratteln bei Markus Eichenber- standen und für die er sich Zeit ger leisten. Da er zeitgleich mit seines Lebens einsetzte. Leider dem Praktikum auch die Jagd- war es ihm nicht vergönnt, die Zeit ausbildung angefangen hat, nach seiner Pensionierung so aktiv zu gestalten und freut er sich auf viele Einblicke zu geniessen, wie er sich das vorgestellt hatte. in Jagdthemen, welche die Aus- bildung ergänzen. Zudem hofft er, möglichst viel gelerntes Wissen aus Nachruf: Peter Dössegger seinem Bachelorstudium in Biologie und Masterstu- Peter Dössegger war 1999 bis 2003 Präsident von dium in Umweltwissenschaften in die Arbeit einbrin- WaldBeiderBasel. Peter hat sich in seiner Amtszeit gen und praktisch anwenden zu können. Sein Ziel ist mit grossem Engagement für den Wald und seine es, später in einem natur- und umweltschützenden Eigentümer eingesetzt. Wir behalten ihn als kolle- Bereich zu arbeiten. Umso motivierter ist er, die gialen und menschlichen Teil der «Waldfamilie» in ersten praktischen Erfahrungen in diesen Bereichen Erinnerung. beim Amt für Wald beider Basel sammeln zu dürfen. WALDNACHRICHTEN 1-19 13
VERMISCHTES VERMISCHTES Flüchtlinge lernen Sensibilisierung trägt erste Früchte den heimischen Die zunehmende Nutzung des Waldes zur Erholung Wald kennen bringt Fauna und Flora in immer grössere Bedräng- Das neuste Waldprojekt der nis. Um diesem Druck zu begegnen, wirbt der Bürgergemeinde der Stadt Basellandschaftliche Natur- und Vogelschutzverband Basel bringt jungen Flücht- (BNV) seit Jahren in verschiedenen Gremien für lingen den Wald und seine Gegenmassnahmen. Mit der Schaffung des Moduls Bedeutung in der Schweiz «Naturschutz» im OL-Schülerkurs tragen diese Be- näher. In Zusammenarbeit mühungen nun erste Früchte. Ausserdem wird sich mit dem Basler Zentrum für die vom Regierungsrat eingesetzte Arbeitsgruppe Brückenangebote startete «Sport und Natur» in Zukunft mit den Konflikten der das Pilotprojekt «Waldpäd- «24-Stunden-Freizeitaktivitäten» und dem Thema agogik und Integration» im «Sensibilisierung der Bevölkerung» vertieft auseinan- Hardwald. Eine Waldpäda- dersetzen. Junge Flüchtlinge erfahren gogin und ein Ranger leiten den Wald als Erlebnis- und Lernraum sowie als Teil die jungen Frauen und ihrer neuen Heimat. Männer an. Die Geflüch- teten aus Eritrea, Syrien, Afghanistan und der Türkei zeigen reges Interesse an einheimischen Pflanzen und Tieren und erleben den Wald als positiv besetzten Lebensraum. bgbasel.ch Waldpädagogik für Schulklassen Das Naturforum Regio Basel, ein Netzwerk von gut 40 Waldpädagoginnen und -pädagogen sowie Institu- tionen, bietet 2019 über 75 Schulklassen preisgüns- tige und erlebnisreiche Waldhalbtage an. Unterstützt werden sie vom Amt für Wald beider Basel sowie Die Fagus Suisse AG stellt unter anderem Stützen aus Buchenholz her, die eine Tragfähigkeit von 300 Tonnen haben. von Stiftungen, denen die Vermittlung von Wald- wissen am Herzen liegt. Das Naturforum würde es schätzen, vermehrt auch waldpädagogische Ange- Einzigartiges Produktionswerk bote von Forstrevieren ausführen zu können. Bitte ist auf Kurs melden Sie sich unter: Der Verwaltungsrat der Fagus Suisse AG hat im De- zember 2018 den Entscheid für eine wegweisende naturforum-regiobasel.ch Investition gefällt und damit den Startschuss für die Umsetzung der Vision «Bauen mit Buche» gegeben. Im Lauf dieses Jahres wird die in Les Breuleux (JU) Einführung Koordinationsstelle Klima ansässige Firma sieben Millionen Franken in Maschi- Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft hat nen und Anlagen investieren. Ziel ist ein europaweit im Januar 2019 der Schaffung einer Koordinations- einzigartiges Produktionswerk zur Herstellung von stelle Klima zugestimmt. Der Klimaschutz und die An- Hochleistungs-Konstruktionsholz aus Schweizer passung an den Klimawandel sind Querschnittsthe- Massivholz-Buche und anderen Laubhölzern. Zudem men, die zwischen den verschiedenen Direktionen kann das Werk dank bivalenter Technik auch sämt- und deren Fachstellen koordiniert werden müssen. liche Nadelholzarten zu Trägern oder Platten verarbei- Ausgehend von der bisherigen Zuständigkeit und ten. Die Anlagen sollen gegen Ende Jahr in Betrieb Aufgabenerfüllung wird das Lufthygieneamt beider genommen werden. Kleinere Projekte können bereits Basel (LHA) innerhalb der Bau- und Umweltschutz- heute, grössere ab Anfang 2020 bedient werden. direktion diese Aufgabe ab sofort übernehmen. Die neue Aufgabe wird mit den bestehenden personellen Mitteln bewältigt. 14 WALDNACHRICHTEN 1-19
ITW 2018 IM WALD FINDET GUTE BILDUNG STATT Der Wald ist ein genialer ausserschulischer Lernort und hat eine reiche Themenpalette zu bieten. So lassen sich mit dem Lehrplan 21 gleichzeitig forstliche und schulische Ziele erreichen. Bildung ist denn auch das Thema des diesjährigen Internationalen Tags des Waldes vom 21. März 2019. Experimentieren, beobachten, skizzieren, messen, Finanzierung uneinheitlich philosophieren, sammeln, gestalten, balancieren, In der Region Basel arbeiten mehrere Forstwarte mit den Vögeln zuhören, Feuer machen, sägen, Holz- waldpädagogischer Ausbildung sowie freie Wald- duft einatmen – der Wald ist ein äusserst reichhalti- pädagoginnen und -pädagogen. Die Finanzierung der ger und vielschichtiger Lernort. Zudem fördert das Aktivitäten ist unterschiedlich oder nicht geregelt. Die Lernen mit allen Sinnen die emotionale Verbunden- Nachfrage von Schulklassen übersteigt das Ange- heit mit dem Lebens- und bot. Dass die Angebote der Forstbetriebe und freien Wirtschaftsraum Wald. Viele Anbietenden geschätzt werden, zeigen unzählige be- forstliche Anliegen wie die geisterte Rückmeldungen von Kindern und Lehrper- nachhaltige Nutzung der sonen. Doch so lange die Finanzierung unklar und der Ressource Holz, der Klima- Besuch von Schulklassen unregelmässig ist, können wandel, Artenkenntnisse oder die Forstbetriebe diese Bildungsleistung weder fest historische Aspekte finden einplanen noch mittelfristig sichern. Angesichts der im Lehrplan 21 bestens Platz. Nachfrage würde die Region ein paar weitere mo- Learn to Love Forests! Der Lehrplan 21 gibt dem tivierte Forstwarte mit waldpädagogischer Weiter- Wald denn auch besonders bildung vertragen. Das Amt für Wald beider Basel CA2360EN/1/01.19 ©FAO, 2019 im Fachbereich Natur-Mensch-Gesellschaft (NMG) ist in Kontakt mit den Erziehungsdirektionen, den entsprechend Gewicht: «Die Verbindung von Ämtern für Volksschulen sowie den Fachverantwort- Lernen innerhalb und ausserhalb der Schule ist lichen Umweltbildung und strebt eine Lösung an. von zentraler Bedeutung.» Die Lehrplanziele und Kompetenzen im Bereich NMG sind ohne meh- rere Besuche im Wald kaum zu erreichen. Dabei MILENA CONZETTI geht es nicht nur um Fachliches, sondern auch um Öffentlichkeitsarbeit und Methoden sowie Sozial- und Eigenkompetenzen. Waldpädagogik, Amt für Wald beider Basel, milena.conzetti@bl.ch Internationaler Tag des Waldes 1971 rief die Ernährungs- und Landwirtschafts- organisation der Vereinten Nationen (FAO) den Frühlingsanfang zum Internationalen Tag des Waldes (ITW) aus. Es war eine Reaktion auf die Forstliche Waldpädagogik sichtbar machen zunehmende Zerstörung der Wälder weltweit. Der ITW 2019 will die verschiedensten Bildungs- Seither wird dem ITW jedes Jahr ein Schwer- angebote im Schweizer Wald sichtbar machen. punkt gewidmet, 2019 ist es «Wälder und Helfen Sie mit und tragen Sie Ihre Aktivitäten Bildung». In der Schweiz ist das Bundesamt für forstlicher Waldpädagogik ein. Aufgenommen Umwelt (BAFU) für den Tag des Waldes und die werden Aktivitäten, die zwischen Frühling und Themenauswahl verantwortlich. Die Trägerschaft Sommer 2019 stattfinden. Das Anmeldeformular für den ITW 2019 bilden BAFU, Kantone und finden Sie unter silviva.ch/itw. Um die Veranstal- SILVIVA. Neben einem nationalen Medienanlass ter zu unterstützen und die Organisation der Akti- in Bern am 21. März finden viele verschiedene vitäten zu vereinfachen, stellt SILVIVA kostenlos Aktivitäten in der ganzen Schweiz statt. Materialien und Informationsmittel zur Verfü- gung. Die vorgeschlagenen Aktivitäten können bafu.admin.ch → ITW an die lokalen Bedürfnisse angepasst werden. Es können auch eigene Waldbildungsangebote gemeldet werden. WALDNACHRICHTEN 1-19 15
Sie können auch lesen