MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE

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MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
April 2017

Informationen des Amts für Wald beider Basel, des Försterverbands beider Basel und von WaldBeiderBasel

MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE
WALDSCHMETTERLINGE                                                                         INHALT

Viele Waldschmetterlinge sind akut gefährdet. Seit bald 20 Jahren                              3 Refugium für
fördert deshalb der Kanton Basel-Landschaft Massnahmen, um die                                   Tagfalter
vielfältigen Sommervögel wieder zurückzuholen.
Eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Frühling – wenn aber
Aurora- und Zitronenfalter um unsere Nasen flattern, ist der Lenz schon
eher da. Mit diesen Frühlingsboten erwachen viele Pflanzen und Klein-
tiere des Waldes wieder zu neuem Leben. Besonders wärmehungrig
sind die Tagfalter. Die meisten Arten bewohnen
darum besonnte Magerwiesen. Namen wie                                                             Wo sich Wald mit
Brauner Waldvogel, Waldbrettspiel oder                                                            Offenland eng
Weisser Waldportier weisen jedoch                                                                 verzahnt, entstehen
darauf hin, dass einige Arten auch                                                                besonders wertvolle
im Wald leben oder dessen Nähe                                                                    Lebensräume für
bevorzugen. Allerdings kommen                                                                     Tagfalter.
heute etliche Waldschmetterlinge
in unseren Wäldern kaum mehr                                                                   6 Erfolgreicher
vor, weil die Raupennahrungs-                                                                    Schmetterlings-
pflanzen fehlen oder weil sich mit                                                               schutz in Allschwil
der Umwandlung der mittelalter-
lichen Wytweiden in Hochwälder                                                                 7 Projekte und Tipps
die Besonnungsverhältnisse stark                                                                 für die Tagfalterför-
verschlechtert haben.                                                                            derung
Im Baselbiet profitieren die Tagfalter von
den beiden Programmen «Biodiversitätsförde-                                                    8 Zu Gast: Ulf Küster,
rung im Landwirtschaftsgebiet» und «Naturschutz im Wald», die seit 1998                          Kurator der aktuellen
gemeinsam vom Amt für Wald sowie der Abteilung Natur und Landschaft                              «Monet»-Schau
des Landwirtschaftlichen Zentrums Ebenrain (LZE) umgesetzt werden.
Viele Waldentwicklungspläne enthalten eine Liste von Zielarten, darunter                      10 Amt für Wald beider
auch einige Tagfalterarten. Die Förderung dieser Arten hat bei der Wald-                         Basel
pflege Priorität. Bisher wurden im Kanton total 1,87 Quadratkilometer
lichter Wald neu geschaffen und 222 Kilometer Waldrand aufgewertet.                           11 «Leitbild Wild»
Beide Lebensraumtypen sind nicht nur für Schmetterlinge von grosser                              lanciert
Bedeutung, sondern auch für weitere Tierarten.
Wichtigste Partner bei der Umsetzung der Fördermassnahmen sind die                            12 Försterverband
Forstreviere und die Pro-Natura-Arbeitsgruppe Tagfalterschutz Baselland.                         beider Basel
Die ersten Erfolge können sich sehen lassen. Nun bleibt zu wünschen,
dass sich auch national prioritäre Waldschmetterlinge in den Baselbieter                      13 WaldBeiderBasel
Wäldern bald wieder heimisch fühlen.
                                                                                              14 Personelles
          PAUL IMBECK
          Leiter Biotopschutz Landwirtschaftliches Zentrum Ebenrain,                          16 Termine
          paul.imbeck@bl.ch
MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
EDITORIAL / IMPRESSUM

        EDITORIAL
        Liebe Leserinnen und Leser
        «… und war ein wunderschöner Schmetterling.»               nachrichten mit einem elektronischen Newsletter. So
        Dazu die grosse bunte Doppelseite – wer kennt              sind Sie besser über Aktualitäten, Kurse und Veran-
        sie nicht, die kleine Raupe Nimmersatt! Eric Carle         staltungen informiert.
        begeistert noch immer Millionen von Kindern (und           Die Zeitschrift mit den Schwerpunktthemen bleibt
        ihre Eltern) für die Schmetterlings-Metamorphose.          erhalten, erscheint jedoch statt vier noch drei Mal pro
        Es ist ja auch unglaublich, wie so eine unscheinbare       Jahr.
        Raupe zu einem schillernden Tagfalter wird! Doch
        der Landschaftswandel bringt es mit sich, dass viele
        Tagfalterarten gefährdet sind.                               Der Newsletter wird drei bis vier Mal jährlich ver-
        Auch sind die meisten Schmetterlingsraupen wähle-            sendet. Bitte melden Sie sich gleich jetzt unter
        rischer als die kleine Raupe Nimmersatt. Die einen           folgendem Link an:
        fressen nur frische Brennnesselblätter, die anderen          www.bl.ch/waldnachrichten
        Salweiden, dritte brauchen den Kreuzdorn. Um ge-
        eignete Lebensräume und Futterpflanzen für Tagfalter
        bereitzustellen, sind heute enorme Anstrengungen           Neu ist auch unser Redaktor: Seit Anfang Jahr unter-
        notwendig. Das sind Massnahmen, die nur dank               stützt uns Pieter Poldervaart vom Pressebüro Koh-
        Fachleuten, WaldeigentümerInnen und den Forstbe-           lenberg. Poldervaart ist freier Journalist und Redaktor
        trieben sowie der finanziellen Unterstützung des Kan-      mehrerer Zeitschriften mit Schwerpunkt Ökologie.
        tons möglich sind – und eine enge Zusammenarbeit
        aller Beteiligten erfordern. Die vielfältigen Landschaf-
        ten, die so entstehen, hat auch Claude Monet gemalt
        – lesen Sie dazu mehr auf den Seiten 8 und 9.
        Auch wenn Sie keinen Wald besitzen oder bewirt-
        schaften, können Sie dank der Tipps auf Seite 7

                                                                   IMPRESSUM
        etwas für Tagfalter tun. Es wäre ja trostlos, wenn die
        Abkömmlinge der Raupe Nimmersatt eines Tages kei-
        ne Kinder, keine Waldarbeiter, keine Waldgängerinnen
        und keine Weltbewunderer mehr erfreuen würden.             «Waldnachrichten» ist die Zeitschrift des Amts für
                                                                   Wald beider Basel, des Försterverbands beider Basel
        Wir wünschen Ihnen viele bunte Frühlingsentdeckun-         und von WaldBeiderBasel.
        gen und frisches Licht im Wald.                            Erscheinungsweise: April, August, Dezember
                                                                   Redaktionskommission: Milena Conzetti (AfW),
        Für die Waldnachrichten:                                   Markus Lack (FVB), Raphael Häner (WBB)
                                                                   Redaktor: Pieter Poldervaart, Pressebüro Kohlenberg,
                        MILENA CONZETTI                            Kohlenberggasse 21, 4001 Basel,
                        (Amt für Wald beider Basel)                poldervaart@kohlenberg.ch
                                                                   Gestaltung: spooo design, Urs Bösswetter,
                        RAPHAEL HÄNER                              www.spooodesign.net
                        (WaldBeiderBasel)
                                                                   Auflage: 1500 Exemplare
                        MARKUS LACK                                Druck: Schul- und Büromaterialverwaltung Baselland
                        (Försterverband beider Basel)              Papier: Cocoon 100% Recycling mit Blauem Engel
                                                                   Abonnementbestellungen und Adressänderungen:
                                                                   Amt für Wald beider Basel, T 061 552 56 59,
                                                                   afw@bl.ch
        Mehr Informationen – weniger Papier
        Sie werden es gemerkt haben: Die Waldnachrichten           Bildnachweise:
        erscheinen in einem aufgefrischten Kleid, das              AfW (Seite 15,16), J. Aspinall (11), BAFU (15), R. Bay-
        Urs Bösswetter von spooo design für uns genäht hat.        er (8, 9), Ch. Bühler (5), P. Imbeck (1), M. Lack (6,12),
        Das ist nicht die einzige Neuerung. Um Sie zeitnäher       M. Plattner (5), B. Schaffner (1, 6), T. Stalling (3, 4),
        zu informieren, ergänzen wir die gedruckten Wald-          zvg (7,  14,15,16)

2       WALDNACHRICHTEN 1-17
MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
SCHWERPUNKT

DER WALD: REFUGIUM FÜR SCHMETTERLINGE
Im intensiv genutzten und dicht bevölkerten Baselbiet hat neben mageren Wiesen und Weiden auch der
Wald den Tagfaltern als Lebensraum viel zu bieten. Hier leben besonders grosse und schöne Sommervö-
gel wie Schillerfalter, Eisvogel und Kaisermantel. Und wo sich Wald und Offenland eng verzahnen, ist die
Vielfalt noch markant höher.

Spaziergängerinnen und Spaziergänger erleben den Wald nicht als Eldorado für Tagfalter: Nur wenige Arten fühlen
sich unter einem dichten Blätterdach wohl. Die diesbezüglich vielleicht genügsamste Art ist das Waldbrettspiel. Ein
                                                       paar Flecken mit Sonnenlicht und etwas Grasbewuchs auf dem Wald-
                                                       boden reichen ihm als Lebensraum aus. Weitere Arten entwickeln sich
                                                       im geschlossenen Laubwald auf Bäumen: der Ulmen-Zipfelfalter auf
                                                       Ulmen, der Blaue Eichen-Zipfelfalter auf Eichen und der Grosse Schil-
                                                       lerfalter auf der Salweide.
                                                       Wo hingegen mehr Licht auf den Waldboden fällt und sich eine ent-
                                                       sprechend üppigere Krautvegetation einstellt, namentlich entlang von
                                                       Waldwegen sowie auf Schlagflächen und Lichtungen, kommen bedeu-
                                                       tend mehr Arten vor. Beispiele sind der Kaisermantel, das Landkärt-
                                                       chen und der Zitronenfalter. Insgesamt sind es rund 15 Arten, die im
                                                       normal bewirtschafteten Wald einen Lebensraum finden.
                                                       Bei guten Voraussetzungen und an Spezialstandorten können im
Waldbrettspiel: Ein echter Waldschmetterling, der fast Wald und an Waldrändern noch weitere spezialisierte Tagfalter leben,
in jedem Wald vorkommt.
                                                       darunter zahlreiche seltene und gefährdete Arten. In den folgenden
                                                       Abschnitten werden die vier für den Tagfalterschutz im Wald beson-
ders wichtigen Lebensräume vorgestellt und Massnahmen präsentiert, mit denen diese Kostbarkeiten gefördert
werden können.

Karg, aber wertvoll: Felsen und Felsköpfe
Felsen und Felsköpfe beherbergen eine aussergewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt.
Auf den flachgründigen, oft heissen und trockenen Standorten ist das Wachstum
der Bäume gehemmt. Neben vegetationsfreien Felsen können sich wärmelieben-
de Sträucher und eine reiche Krautschicht mit typischen Fels- und Rasenpflanzen
entwickeln. Viele Felsstandorte sind in den letzten Jahrzehnten zugewachsen oder
wurden vom angrenzenden Wald beschattet, was ihre Qualität als Lebensraum für
Tagfalter beeinträchtigt.
Eine charakteristische Tagfalterart der Felsgebiete ist der Walliser Waldportier. Die               Der Felslebensraum an der Baflue
                                                                                                    (Wahlen/Grindel) punktet mit einem
Art fliegt im Spätsommer und sitzt gerne gut getarnt auf Felsen oder Baumstäm-                      Mosaik aus Felsrasen, trockenwarmen
men. Die Raupen entwickeln sich an Gräsern. Im Baselbiet ist die Art nur sehr lokal                 Gebüschen und offenem Fels.
verbreitet, vor allem in den Felsgebieten des Laufentals. Der Kreuzdorn-Zipfelfalter
lebt an Standorten, wo der Kreuzdorn vorkommt, an denen seine Raupen fressen.                       Tipps für die Praxis
Die Falter besuchen im Frühsommer gerne die blütenreiche Saumvegetation. Die                        -- Freistellen besonnter Fels-
Art kommt lokal in den grossen Felsgebieten des ganzen Kantonsgebiets vor.                             standorte durch selektives
Felsen und Felsköpfe sind zudem ein wichtiger Lebensraum vieler weiterer, spe-                         Entfernen v.a. der schnell
                                                    zialisierter Tier- und Pflanzenarten wie           wachsenden Gehölze;
                                                    beispielsweise der Grenobler Nelke und          -- Schonen der beiden Kreuz-
                                                    der Aspisviper. All diese Arten können             dornarten zugunsten des
                                                    durch das Auflichten von Baumbestän-               Kreuzdorn-Zipfelfalters.
                                                    den gefördert werden, wobei auf den
                                                    kargen Standorten schon ein beschei-
                                                    dener Unterhalt genügt. Die Felsen, die früher durch Beweidung oder
                                                    andere Nutzungen viel offener waren, erhalten dadurch wieder Licht
                                                    und Wärme.
                                                    Ein Beispiel einer sehr erfolgreichen Aufwertung durch die Forstdiens-
Der Walliser Waldportier ist auf offene Felspartien te findet sich an der Richtifluh. Hier wurde im Rahmen grossflächiger
angewiesen.

                                                                                                                WALDNACHRICHTEN 1-17      3
MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
SCHWERPUNKT

       Auflichtungen der vorhandene Kreuzdorn bewusst geschont. Zudem entwickelte
       sich auf den freigestellten Flächen eine blütenreiche Krautvegetation. So konnte der
       Lebensraum für die Raupen und die Falter des Kreuzdorn-Zipfelfalters aufgewertet
       werden. Im solothurnisch-basellandschaftlichen Grenzgebiet an der Baflue (Wahlen/
       Grindel) profitiert auch der Walliser Waldportier vom Freistellen der Felsen.

       Lichter Wald – Blumenwiese unter dem Kronendach
       Lichte Wälder mit offenem Kronendach und grasigem oder krautigem Unterwuchs                           Lichter Wald im Gebiet Esel (Wal-
                                                                                                             denburg): Von der regelmässigen
       und stellenweise besonntem Boden beherbergen ein reiches Spektrum an Tagfalter-                       Pflege-Mahd profitieren neben Tag-
       arten. Besonders interessant sind trockenwarme Standorte sowie feuchte Flächen                        faltern auch Pflanzenarten wie der
                                                                                                             Fransenenzian.
                                                        mit Pfeifengras. Aufgelichtete Wälder, die di-
                                                        rekt an Magerwiesen angrenzen, sind speziell
                                                        wertvoll; sie ergänzen diese optimal.                Tipps für die Praxis
                                                        Lichte Wälder waren früher weit verbreitet.          -- lichte Baumbestände
                                                        Sie sind inzwischen aufgrund der veränderten            mit reicher Krautschicht
                                                        Waldnutzung (Verbot der Waldweide, Aufgabe              schaffen beziehungsweise
                                                        der Mittelwaldbewirtschaftung, Aufkommen                offenhalten;
                                                        des geschlossenen Hochwaldes) fast voll-             -- Eingriffsflächen optimal
                                                        ständig aus dem Waldbild unserer Region                 auswählen: wenig wüch-
                                                        verschwunden. Seit einigen Jahren werden                sige, flachgründige oder
                                                        solche Lebensräume im Rahmen der kantona-               wechselfeuchte Standorte;
       Der Veilchen-Perlmuttfalter lebt in lichten Wäl- len Programme aber wieder gezielt geschaf-              idealerweise angrenzend
       dern mit krautiger Vegetation. Seine Raupe
       lebt an Veilchen-Arten.
                                                        fen. Um   die Eingriffsflächen langfristig offen zu     an Magerwiesen und
                                                        halten, ist nach dem forstlichen Eingriff eine          -weiden;
                                                        geregelte Nachpflege nötig.                          -- auch kleine Flächen an
                                                        Arten wie der Veilchen-Perlmutterfalter haben           Waldwegen und Wegkreu-
                                                        sich trotz einer Verschlechterung ihres Lebens-         zungen nutzen;
                                                        raums halten können und profitieren von den          -- sorgfältige Nachpflege nach
                                                        aktuellen Naturschutzbemühungen im Wald.                Eingriffen in den Baumbe-
                                                        Mehrere typische Waldarten sind dagegen im              stand, damit sich Problem-
                                                        Lauf des letzten Jahrhunderts im Baselbiet              pflanzen wie Brombeeren,
                                                        ausgestorben, darunter die bis in die Fünfzi-           Hasel oder Adlerfarn nicht
          Wenn aufkommende Weichhölzer                  gerjahre noch weit verbreiteten Arten Weiss-            ausbreiten;
          wie hier Espen in Allschwil geduldet
          werden, profitiert die Artenvielfalt stark.
                                                        bindiges Wiesenvögelchen und Blauschwarzer           -- Pflegeregime wählen,
                                                        Eisvogel.                                               welches das Verbuschen
          Tipps für die Praxis                          Inzwischen gibt es mehrere sehr erfolgreiche            der Krautschicht verhin-
          -- Espen und Salweiden scho-                  Lichtwald-Projekte. In Liesberg beispielsweise          dert: Mahd oder geregelte
             nen, sowohl Gebüsche wie                   wurden vor einigen Jahren grosse Flächen                Beweidung (in Naturschutz-
             auch Bäume, sowohl an                      aufgewertet; seither werden die Flächen durch           gebieten).
             trocken-warmen als auch                    Mahd offengehalten. Unterdessen haben sich
             an feucht-kühlen Standor-                  zahlreiche Pflanzenarten der Magerwiesen
             ten;                                       etabliert. Und zunehmend wandern auch die anspruchsvolleren Tagfalterarten
          -- an Waldwegen, Wegkreu-                     wie der Himmelblaue Bläuling aus den angrenzenden Magerrasen ein.
             zungen und auf Schlag-
             flächen aufkommende                        Weichhölzer machen Wirtschaftswald vielfältiger
             Jungpflanzen selektiv                      Salweide, Espe und weitere Weichhölzer bieten Lebensraum für eine Vielzahl
             herauspflegen oder neu                     bedrohter Waldschmetterlinge. Die Weichhölzer sind wirtschaftlich kaum
             pflanzen;                                  interessant und wurden daher früher oft nicht geduldet. Sie beanspruchen
          -- alte Bäume stehen lassen                   jedoch wenig Platz und können die Artenvielfalt im Wald stark erhöhen. Da
             und Naturverjüngung                        sie Licht benötigen, wachsen sie insbesondere an offenen Waldstandorten
             zulassen;                                  sowie entlang von Waldwegen und an Waldrändern. Ihre Förderung ist mit
          -- Waldrandaufwertungen ge-                   wenig Aufwand möglich.
             zielt nutzen, um lokal gros-               Auch wenn man ihn nur selten zu Gesicht bekommt, ist der prächtige
             se Bestände von Weiden                     Grosse Schillerfalter im ganzen Kanton weit verbreitet. Seine Raupen leben
             und Espen zu ermöglichen.                  auf schattig oder halbschattig stehenden Salweiden. Die Falter sitzen gerne
                                                        auf Waldwegen und nehmen dabei Mineralstoffe auf. Der Grosse Eisvogel

4      WALDNACHRICHTEN 1-17
MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
SCHWERPUNKT

                                                                         seinerseits ist an die Espe gebunden, kommt aber nur
                                                                         selten und sehr lokal vor. Aktuell ist die Art im Kanton
                                                                         Basel-Landschaft nur an der Nordseite des Blauen
                                                                         bekannt. Da der Grosse Eisvogel kühlfeuchte Lagen
                                                                         bevorzugt, dürfte er aber auch in den höheren Lagen des
                                                                         Faltenjuras noch vereinzelt vorkommen. Weitere Tagfal-
                                                                         terarten der Weichhölzer sind unter anderem der Kleine
                                                                         Schillerfalter, der Grosse Fuchs und der Trauermantel.
                                                                         Zudem leben zahlreiche weitere Insektenarten an Weich-
                                                                         hölzern.
                                                                         Beispiele gelungener Aufwertungsmassnahmen gibt
                                                                         es etwa im Leimental. Hier wurde der Lebensraum des
                                                                         Kleinen Schillerfalters durch die Förderung von Espen
                                                                         aufgewertet. Um zwei Schillerfalter-Vorkommen mitein-
                                                                         ander zu verbinden, wurden durch Espenpflanzungen im
Der seltene Pflaumen-Zipfelfalter ist auf Waldränder mit viel Schlehen   Rahmen von Waldrandaufwertungen Trittstein-Lebensräu-
angewiesen.
                                                                         me geschaffen.

Strukturreiche Waldränder – ein Segen für Wald und Kulturland
Der Übergang zwischen Wald und Freiland ist auch für die Tagfalter von grosser Bedeutung. Da in unserer Land-
schaft die natürliche Dynamik etwa von wilden Flussauen weitgehend fehlt, muss der Förster nachhelfen, damit
ökologisch wertvolle Waldränder entstehen können. Im Baselbiet sind die Erfolge solcher Waldrandaufwertungen
dank eines kantonalen Förderungsprogramms allgegenwärtig. Vor allem die Arten des Gebüschmantels profitieren
stark davon. Dazu gehört unter den Tagfaltern der schöne Nierenfleck-Zipfelfalter. Wo die Schlehe gefördert wird,
siedelt er sich fast immer an. Viel seltener ist der Pflaumen-Zipfelfalter.
Auch seine Raupe ernährt sich von den Blättern des Schwarzdorns.
Noch viel reicher an Tagfaltern und anderen Insekten sind Waldränder,
wenn sich Buchten mit blumenreichen Wiesen und Saumvegetation
eng mit Waldzungen, Einzelbäumen und Gebüschen verzahnen. Hier
finden Arten des Waldes und des angrenzenden Kulturlands zusam-
men. Im Waldsaum fühlt sich etwa der Waldteufel wohl, ein seltener
Vertreter der sogenannten Mohrenfalter. Aber auch die Zauneidechse
und die Gemeine Sichelschrecke finden hier neuen Lebensraum.
Die Pflege dieses Lebensraummosaiks verlangt dem Förster einiges
an Mehraufwand ab, denn Wiesenbuchten wie Krautsäume müssen
regelmässig gemäht werden, damit sie nicht verbuschen. Aufwer-
tungsprojekte an verschiedenen Stellen wie etwa in Liesberg, Lau-            Der für Tagfalter und andere Insekten optimal strukturierte
                                                                             Waldrand kann auch in einem relativ schmalen Streifen
wil und Eptingen zeigen aber, dass sich der Aufwand aus Sicht der            umgesetzt werden.
Artenvielfalt lohnt. Und wenn es bei der Finanzierung harzt, so gilt
auch hier: Weniger ist oft mehr. Es ist besser, nur einen Abschnitt          Tipps für die Praxis
eines Waldrands aufzuwerten, dafür aber umfassend. An geeigneten             -- regelmässig gemähte Wiesenbuchten
Objekten, um dem für Insekten attraktiven Waldrand noch stärker zum             und Saumstreifen etablieren, die nicht
Durchbruch zu verhelfen, mangelt es jedenfalls nicht.                           verbuschen;
                                                                             -- Waldzungen und Einzelbäume stehen
          STEFAN BIRRER                                                         lassen;
          Projektleiter Hintermann & Weber AG,                               -- Wertvolle Dornsträucher, vor allem die
          Koordinator Tagfalterschutz Baselland,                                Schlehe, selektiv herauspflegen und sie
          birrer@hintermannweber.ch                                             so stärken;
                                                                             -- liegendes und stehendes Totholz im
          THOMAS STALLING                                                       Waldrand belassen.
          wissenschaftlicher Mitarbeiter Hintermann & Weber AG,
          stalling@hintermannweber.ch

Mitarbeit: Christoph Bühler, Markus Fluri und Matthias Plattner

                                                                                                                 WALDNACHRICHTEN 1-17      5
MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
SCHWERPUNKT

       TAGFALTERFÖRDERUNG IM MÜLIBACHTAL
       Das Mülibachtal in Allschwil ist eingebettet in abwechslungsreiche und vielfältig strukturierte Landschaf-
       ten mit Wald und Flur. Davon profitieren insbesondere seltene Arten wie der Schillerfalter.

       Der Allschwiler Wald mit seinen eichenreichen Laub-            einer Flügelspannweite bis sieben Zentimeter.
       mischwäldern bietet eine ideale Grundlage für arten-           Der Erfolg der umfangreichen Förderungsmassnahmen
       reiche Lebensräume auch ausserhalb des Waldes. Die             zeigt sich in einigen Beobachtungen des Kleinen Schiller-
       stufigen Waldränder und die Naturwiesen etwa sind              falters in den Jahren 2008 bis 2011. Der Fund einer Raupe
       wichtige Habitate für viele Tagfalterarten. In den letzten     des Kleinen Schillerfalters
       Jahren wurde zugunsten von seltenen Waldschmetter-             auf einem Aspenblatt
       lingen viel unternommen und erreicht. Der Forstbetrieb         beweist zudem, dass sich
       Allschwil/vorderes Leimental etwa hat in Zusammenar-           diese Art im Mülibachtal
       beit mit dem Amt für Wald beider Basel, der Abteilung          fortpflanzt. Der Kleine
       Natur und Landschaft und dem Landwirtschaftlichen              Schillerfalter wurde 2011
       Zentrum Ebenrain etliche Massnahmen umgesetzt.                 im Mülibachtal auf einem
                                             Nebst einem natur-       Waldweg beobachtet
                                             nahen Waldbau mit        und fotografiert. Diese       Ein fliegendes Juwel – das Männchen des
                                                                                                    Kleinen Schillerfalters
                                             langfristiger Eichen-    Meldung ist deswegen
                                             förderung und der stu-   erwähnenswert, weil sich
                                             figen Gestaltung von     diese Art für uns Menschen sehr unauffällig bewegt: Die
                                             Waldrändern wurden       Falter ruhen meistens auf Eichen sitzend mehrere Meter
                                             seit zirka 20 Jahren     über dem Boden, wobei die Weibchen gern im Kronen-
                                             gezielt Weichhölzer      bereich fliegen und deswegen nur selten am Boden zu
       Die neu gepflanzten Aspen an südex-   wie Aspen (Zitter-       sehen sind.
       ponierten Lagen dienen dem Kleinen
                                             pappeln) und Salwei-     Um den Wert dieser Lebensräume auch künftig zu si-
       Schillerfalter als Futterpflanze.
                                             den im Bereich der       chern, sind wiederkehrende Pflegemassnahmen notwen-
       Ufergehölze und Waldränder gefördert. Insbesondere             dig. Auf den nährstoffreichen und üppigen Lösslehmbö-
       Salweiden und Aspen wurden in mehreren Aktionen ge-            den entwickelt sich eine Vielzahl verschiedener Pflanzen,
       zielt gepflanzt und entsprechend gepflegt. Inzwischen          die für Aspen und Salweiden sehr konkurrenzstark sind.
       verjüngen sie sich stellenweise bereits natürlich. Die         Ohne gezielte Eingriffe zugunsten der genannten Arten
       beiden Weichholzarten sind als Raupenfutterpflanzen            würde die Artenvielfalt sinken. Für das Forstpersonal
       für die beiden Schillerfalterarten und weitere Schmet-         bieten solche Pflegemassnahmen eine willkommene
       terlinge sehr bedeutend. Dank diesen Massnahmen                Abwechslung zu den übrigen Forstarbeiten.
       konnten insbesondere für den Kleinen Schillerfalter
       und für den Grossen Schillerfalter ideale Lebensräume                    MARKUS LACK
       gezielt aufgewertet werden. Der Grosse Schillerfalter ist                Revierförster Allschwil/vorderes Leimental
       ein wunderschöner Falter von respektabler Grösse mit                     markus.lack@forst-revier.ch

       VERSIEGEN DIE NEKTARQUELLEN?
       Inwiefern wirkt sich ein erhöhter CO2-Gehalt in der            wie die Partnersuche und Vermehrung negativ beein-
       Atmosphäre auf unsere Schmetterlinge aus? Mit                  flusst.
       dieser Fragestellung befasste sich ein Forscherteam            Aber nicht nur das macht den Schmetterlingen zu
       des Instituts für Natur-, Landschafts- und Umwelt-             schaffen: Die unnatürlich hohen Stickstoffeinträge aus
       schutz (NLU) der Universität Basel. Was die Forscher           der Landwirtschaft führen dazu, dass viele Schmetter-
       dabei feststellten, ist alarmierend: Wichtige Nektar-          lingspflanzen, sowohl Futter- als auch Nektarpflanzen,
       pflanzen wie zum Beispiel die Skabiose, der Rotklee,           verschwinden und damit die Schmetterlinge ihrer
       die Wiesenflockenblume und der Wiesenschoten-                  Nahrungs- und Existenzgrundlage beraubt werden.
       klee verringern ihre Nektarproduktion bei erhöhten
       Kohlendioxidwerten um bis zu 50 Prozent. Als Folge             BEAT FEIGENWINTER
       davon müssen die Schmetterlinge mehr Zeit mit der              Kreisforstingenieur Amt für Wald beider Basel,
       Nahrungssuche verbringen, was andere Aktivitäten               beat.feigenwinter@bl.ch

6      WALDNACHRICHTEN 1-17
MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
SCHWERPUNKT

ARBEITSGRUPPE SCHÜTZT TAGFALTER
In der Schweiz leben gegen 3600 verschiedene Schmetterlingsarten. 192 davon gehören zu den Tagfaltern,
den wohl bekanntesten und beliebtesten Insekten überhaupt. Das Projekt «Tagfalterschutz Baselland» will
diese Tiere schützen und setzt sich insbesondere für die Erhaltung ihres Lebensraums ein.

Unter der Leitung von Marcel Goverde bildete sich                     lichen Zentrum Ebenrain und dem Amt für Wald Bei-
das Projekt «Tagfalterschutz Baselland» und wurde                     der Basel deutlich aufgewertet werden. Dies betraf
2007 zu einer Arbeitsgruppe der Sektion Pro Natura                    insbesondere die wertvollen Flächen in den Gemein-
Baselland. Ziel ist es, die Tagfal-                                                          den Liesberg und Rothenfluh,
tervielfalt im Kanton langfristig                                                            ausserdem Hotspots in Walden-
zu sichern und Gebiete mit einer                                                             burg, Eptingen und Oberdorf.
hohen Artenvielfalt gezielt zu                                                               2014 konnte der Tagfalterschutz
fördern. In einer ersten Phase                                                               dank der Unterstützung von Pro
erstellte die Arbeitsgruppe ein                                                              Natura und weiteren Stiftungen
Konzept mit 27 ausserordentlich                                                              die zweite Umsetzungsphase
wertvollen Vorranggebieten. Für                                                              in Angriff nehmen. Bei neun be-
jedes Gebiet wurden Schutz-                                                                  sonders bedrohten Tagfalterarten
ziele und Fördermassnahmen                                                                   hat sich gezeigt, dass sehr rasch
definiert. Zusätzlich wurden für                                                             gehandelt werden muss, um ihr
einige besonders bedrohte Tagfal-     Die Arbeitsgruppe Tagfalterschutz auf ihrem Ausflug in Aussterben im Kanton verhindern
                                      die Dittinger Weide 2014.
terarten spezielle Schutzprojekte                                                            zu können.
ausgearbeitet.                                                                               Für unsere Projekte sind
2007 startete die erste Umsetzungsphase. Dank                         weitere freiwillige Helfer willkommen (Kontakt:
grosszügiger Unterstützung des Swisslos-Fonds und                     pronatura-bl@pronatura.ch). Weitere Informationen
von Pro Natura Schweiz konnten von sieben prioritä-                   zum Projekt unter www.tagfalter.net
ren Projekten sechs mit grossem Erfolg abgeschlos-
sen werden. Davon profitierten beispielsweise der                     ANDREAS ERHARDT
Violette Silberfalter und das Bergkronwicken-Widder-                  emeritierter Professor an der Universität Basel und
chen. Ferner konnten zahlreiche Tagfalter-Hotspots                    seit 2014 Leiter der Arbeitsgruppe Tagfalterschutz,
dank guter Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaft-                     andreas.erhardt@unibas.ch

WIE FÖRDERE ICH SCHMETTERLINGE
IM EIGENEN GARTEN?
Tagfalter brauchen viel Sonne, bestimmte Raupen-                     drei Mal jährlich mähen)
nahrungspflanzen, ein reiches Blütenangebot,                      -- Förderung beliebter Nektarpflanzen wie Lavendel,
vielfältige Struktur und Lebensraum sowie geeig-                     Dost, Thymian, Feld-Witwenblume, Klee-Arten
nete Eiablageplätze. Falterweibchen legen ihre Eier               -- Förderung von Raupennahrungspflanzen wie:
nur dann an eine Nahrungspflanze, wenn auch das                      Fenchel und Dill (Schwalbenschwanz), Stockrosen
Mikroklima stimmt. Für die Eiablage werden daher oft                 (Malven-Dickkopffalter), Bauernsenf (Karst-Weiss-
kümmerliche Pflanzen an lückig bewachsenen Stellen                   ling), Gemeiner Hornklee (Blutströpfchen), Roter
oder an Rändern von Kulturen bevorzugt. Wer einen                    Wiesenklee (Bläulinge), Brennnessel (Kleiner Fuchs,
schmetterlingsfreundlichen Garten pflegen will, kann                 Tagpfauenauge, Admiral, C-Falter)
auf diese Vorlieben achten.                                       -- Einheimische Sträucher wählen wie Schwarzdorn
                                                                     (Nierenfleck), Liguster (Nektarpflanze)
Folgende Massnahmen sind empfehlenswert:                          -- Im Spätsommer bewusst einzelne Früchte hängen
-- Kies oder Mergel anstelle von Hartbelag                           lassen (Apfel, Birne, Feige); wegen der Kirschessig-
-- Nicht alle Flächen regelmässig bearbeiten, Ruhepau-               fliege aber keine Beeren und Kirschen
   sen und zeitweise «vergessene Plätze» zulassen
-- Im Beet und Rasen einen spontanen Wildkrautauf-                PAUL IMBECK
   wuchs zulassen (nicht klinisch sauber halten)                  Leiter Biotopschutz Landwirtschaftliches Zentrum
-- Blumenreiche, extensive Wiesen fördern (zwei bis               Ebenrain, paul.imbeck@bl.ch
                                                                                                            WALDNACHRICHTEN 1-17    7
MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
ZU GAST

          «MONET WOLLTE TEIL DER NATUR WERDEN»
          Ulf Küster, Kurator an der Fondation Beyeler, ist aus beruflichen Gründen häufig in Städten unterwegs.
          In seiner Freizeit zieht es den gebürtigen Stuttgarter, der auch für die aktuelle «Monet»-Ausstellung am
          Riehener Museum verantwortlich zeichnet, jedoch häufig in die freie Natur.

          Als sich Ernst Beyeler in den frühen Achtziger-                       damals. Unter ihnen befindet sich auch einer, den
          jahren dazu entschloss, für seine Sammlung ein                        der 2004 verstorbene Schauspieler und Schriftsteller
          Museum zu bauen, suchte er dafür in seinem                            Peter Ustinov angepflanzt hatte. Toll präsentieren
          Heimatort Riehen ein Grundstück mit Bezug zur                         sich zudem eine Linde und ein Ginkgobaum, die über
          Natur. Warum war ihm dieser so wichtig?                               die Jahre zusammengewachsen sind und nun stark
          Ernst Beyeler war ein Naturschützer. Er war auch im                   aufeinander reagieren.
          übertragenen Sinn ein Wanderer und Spaziergänger.
          Und nicht zuletzt zeigte er sich zeitlebens ökologisch                Der 2010 verstorbene Ernst Beyeler war auch
          interessiert.                                                         Initiator der Stiftung «Kunst für den Tropenwald»,
                                                                                die etwa dazu beitrug, das südamerikanische
          Im Riehener Berower Park fand der Galerist den                        Pantanal-Feuchtgebiet vor Brandrodungen zu
          passenden Ort für seine Kunstsammlung. Der Bau                        schützen. Sind Fondation Beyeler und Stiftung
          des italienischen Architekten Renzo Piano musste                      weiterhin miteinander verbunden?
          die Auflage erfüllen, die Kunst möglichst har-                        Ernst Beyeler hatte die Stiftung 2002 gegründet, um
          monisch auf die Natur treffen zu lassen. Wie hat                      mit finanziellen Mitteln, die dem Kunstbetrieb ent-
          Piano dies erreicht?                                                  stammen, den Tropenwald zu schützen. Heute hat die
          Ernst Beyeler und Renzo Piano setzten sich früh                       Fondation Beyeler keinen Sitz mehr im Stiftungsrat.
          zusammen und arbeiteten gemeinsam an einer Vision                     Die Stiftung ist aber nach wie vor aktiv.
          für das Museum. Dieses
          sollte die Besuchenden                                                                            Anlässlich ihres 20. Ge-
          unmittelbar empfangen                                                                             burtstags widmet sich
          und ohne Treppen erleb-                                                                           die Fondation Beyeler
          bar sein. In der Fondation                                                                        nach 2002 erneut dem
          Beyeler gilt die Natur bis                                                                        Schaffen von Claude
          heute als Prüfstein für                                                                           Monet. In der aktuellen
          die Kunst. Das lässt sich                                                                         Ausstellung sind sowohl
          etwa daran ablesen, dass                                                                          wilde Atlantikküsten als
          der vor dem Museum                                                                                auch Blumenwiesen und
          angelegte Seerosenteich                                                                           Seerosen zu sehen. Wel-
          nur durch eine Glasschei-                                                                         che Bedeutung nimmt
          be von Claude Monets                                                                              die Natur in den Bildern
          Triptychon «Le bassin                                                                             des französischen Im-
          aux nymphéas» getrennt                                                                            pressionisten ein?
          bleibt. Dabei spiegelt                                                                            Claude Monet ist der
          sich die Wasserfläche im                                                                          Naturmaler schlechthin.
          Werk des französischen                                                                            Es war sein Anliegen, die
          Impressionisten wider                                                                             sich verändernde Natur
          und bildet einen sanften                                                                          festzuhalten. Mittels Spie-
          Übergang zwischen innen      Spiegelungen und Schatten waren Claude Monet wichtig, wie hier in    gelungen und Schattendar-
                                       «Seerosen», 1916 - 1919.
          und aussen.                                                                                       stellungen ist es ihm ge-
                                                                                                            lungen, die Möglichkeiten
          1997 wurde die Fondation Beyeler eröffnet. Wie                        des Bildes auszuloten. Es gibt Hinweise darauf, dass
          hat sich die Natur rund um das Museum seither                         Monet sich nicht nur der Natur annähern, sondern als
          verändert?                                                            Maler gar Teil von ihr werden wollte.
          Der Park muss kontinuierlich gepflegt werden. Hin
          und wieder wurde ein kranker Baum gefällt, aber die                   Für seinen Garten in Giverny, wo Monet seit 1883
          Bepflanzung unterscheidet sich kaum von derjeni-                      ein Haus hatte, kaufte er auch exotische Pflanzen.
          gen von 1997. Natürlich sind die Bäume grösser als                    Dies, um das Farbzusammenspiel der Blüten zu

8         WALDNACHRICHTEN 1-17
MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
ZU GAST

komponieren. Gleichwohl war
es für ihn alles andere als wich-
tig, realitätsgetreu zu malen.
Warum?
Monet interessierte sich für die
Atmosphäre aus Luft und Licht
sowie das Zusammenspiel der
Pflanzen. Es war ihm wichtig,
das grosse Ganze zu zeigen. Das
hatte für ihn weit mehr Belang
als realitätsgetreues Abbilden.

Als Kurator sind Sie viel unter-
wegs, oft in Städten. Inwiefern
gelingt Ihnen der Naturgenuss?
Ich stamme aus dem Schwarz-
wald und somit bin ich mit der
Natur vertraut aufgewachsen.
Jetzt lebe ich in Riehen, gut 300
Meter vom Wald entfernt. Es              Claude Monet, «Blick auf Bordighera», 1884: Claude Monet wollte als Maler Teil der Natur werden.
stimmt zwar, dass ich viel auf
Reisen bin. Aber wenn immer
möglich versuche ich, den Sonntag auch unter freiem
Himmel zu verbringen. Mit meiner Frau und den                         Ulf Küster (*1966) ist in
beiden Söhnen spazieren wir dann nach Bettingen                       Stuttgart geboren und
oder bis zur Chrischona hinauf. Das empfinde ich als                  studierte in Freiburg im
wunderbar.                                                            Breisgau, Berlin und
                                                                      London Kunstgeschichte.
Gibt es eine Begegnung mit der Natur rund um                          Nach seiner Promotion
die Fondation Beyeler, die Sie persönlich beson-                      assistierte er bis 1999 am
ders berührt hat?                                                     Museum der bildenden
Im Berower Park begegne ich Libellen und Schmet-                      Künste in Leipzig. Anschliessend arbeitete er als
terlingen, es stehen dort auch zwei Bienenstöcke                      freier Kunsthistoriker und Ausstellungskurator.
und im Sommer quaken die Frösche. Und zwar so                         Seit 2004 fungiert er als Kurator an der Fondation
laut, dass die Anwohnerinnen und Anwohner kaum                        Beyeler. Im Rahmen dieser Tätigkeit kuratierte er
schlafen können. Sicher einmalig ist, dass ich von                    am Riehener Museum Ausstellungen wie «Pierre
meinem Büro aus nicht nur die Werke von Monet                         Bonnard», «Ferdinand Hodler», «Kandinsky, Marc
oder Picasso, sondern auch die Natur und weidende                     & Der Blaue Reiter» und nun auch «Monet».
Kühe betrachten kann.                                                 Zu ihrem 20. Geburtstag präsentiert die Fon-
                                                                      dation Beyeler mit Claude Monet einen der
Interview: Michael Gasser                                             bedeutendsten und beliebtesten Künstler. Die
                                                                      Ausstellung ist ein Fest des Lichts, der Farben
                                                                      und der Natur. Sie beleuchtet die künstlerische
                                                                      Entwicklung des französischen Malers von der
                                                                      Zeit des Impressionismus bis zum berühmten
                                                                      Spätwerk. Die insgesamt 62 Meisterwerke, die
                                                                      aus privaten Sammlungen und Museen wie dem
                                                                      Pariser Musée d’Orsay stammen, sind bis zum
                                                                      28. Mai 2017 in Riehen zu sehen.

                                                                            www.fondationbeyeler.ch

                                                                                                                        WALDNACHRICHTEN 1-17       9
MEHR SCHUTZ FÜR UNSERE WALDSCHMETTERLINGE
AMT FÜR WALD BEIDER BASEL

        Ebenrainweg 25, 4450 Sissach                              Nationales Waldgesetz
        www.wald-basel.ch                                         per 1. Januar 2017 revidiert
                                                                  Seit Anfang Jahr sind verschiedene Änderungen im
                                                                  nationalen Waldgesetz in Kraft getreten. Die wich-
        Wald und Klimawandel – was die                            tigsten Neuerungen betreffen die Bereiche Holzför-
        Revierförster vom Amt erwarten                            derung, Anpassungen an den Klimawandel sowie
        Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass der            Prävention und Bekämpfung von biotischen Gefahren.
        Wald in unserer Region in den nächsten Jahrzehnten        Holzförderung: Der Bund erhält eine bessere
        stark vom Klimawandel betroffen sein wird (siehe          Grundlage, um Absatz und Verwertung von nachhaltig
        Waldnachrichten 4/16). Zwar gibt es keinen Anlass zu      produziertem Holz zu fördern; dies gilt etwa bei der
        Hektik oder Panik. Allerdings spricht viel dafür, jetzt   Errichtung und dem Betrieb von Bundesbauten.
        langfristig ausgerichtete Massnahmen zu lancieren,        Anpassung an den Klimawandel: Mit der Förderung
        um den Wald fit für das Klima in 100 Jahren zu ma-        der Waldverjüngung sollen die Waldbestände für
        chen.                                                     die erwarteten Klimaänderungen widerstands- und
        Anlässlich des Försterrapports im Januar hatten die       anpassungsfähiger werden.
        Revierförster Gelegenheit, ihre Anliegen und Bedürf-      Prävention und Bekämpfung von biotischen
        nisse im Umgang mit dem Thema «Wald im Klima-             Gefahren: Schadorganismen wie beispielsweise der
        wandel» zu formulieren. Eine Zusammenfassung der          Asiatische Laubholzbockkäfer müssen zum Schutz
        Ergebnisse:                                               des Waldes auch ausserhalb des Waldareales über-
                                                                  wacht, vernichtet oder eingedämmt werden.
        Kommunikation: Gewünscht werden eine regions-             Am Försterrapport vom 25. Januar wurden die Re-
        spezifische Aufarbeitung des aktuellen Stands des         vierförster über diese Änderungen informiert.
        Wissens und eine zügige, adressatengerechte
        Vermittlung für Waldeigentümer, kommunale und
        kantonale politische Entscheidungsträger sowie die        Arbeitsgruppe Sport und Natur
        Bevölkerung durch das AfW.                                Seit Anfang Jahr existiert die neue Arbeitsgruppe
        Grundlagen: Neben Empfehlungen für die zukünftige         «Sport und Natur» der Volkswirtschafts- und Gesund-
        Wahl der Baumarten werden zusätzliche Informati-          heitsdirektion. Landrat Dominik Straumann (Kontakt:
        onen zur Standortsansprache (Risikoeinschätzung)          dominik.straumann@gmx.ch) leitet das Gremium als
        erwartet. Als notwendig erachtet werden zudem             externer Präsident. Die Arbeitsgruppe ist ein nie-
        waldbauliche Empfehlungen und eine gezielte wald-         derschwelliges Angebot für alle Beteiligten aus den
        bauliche Beratung.                                        Bereichen Sport und Natur. Dazu gehören Behörden-
        Ausbildung: Als zentral eingeschätzt wird die Inte-       mitglieder sowie Sportverbände. Ueli Meier vertritt
        gration des Themas in die Ausbildung (überbetrieb-        das Amt für Wald beider Basel in der Arbeitsgruppe.
        liche Kurse, Schulunterricht). Gewünscht wird auch        Die Arbeitsgruppe ermöglicht es Sportverbänden,
        ein spezifisches Weiterbildungsprogramm auf allen         Themen frühzeitig einzubringen, zu besprechen und
        Stufen des Forstpersonals, unter anderem als Basis        sich untereinander auszutauschen. Die Verwaltung
        für eine kohärente Kommunikation.                         kann beratend und erklärend tätig sein, schon bevor
        Beiträge: Erwartet wird die Anpassung und Erwei-          sich allfällige Konflikte anbahnen. Ein Beispiel ist das
        terung des aktuellen Jungwaldpflegeprogramms zur          Klettern an Felsen, wo es darum geht, gemeinsame
        Bewältigung der Folgen und zur Anpassung an die           Lösungen zwischen Vogelschutz, KletterInnen und
        Zukunft. Dazu gehören insbesondere die finanzielle        WaldeigentümerInnen zu finden.
        Unterstützung von Pflanzarbeiten, wenn ein Wechsel        Die neue Arbeitsgruppe löst den runden Tisch «Sport
        der Baumarten nötig wird, beziehungsweise Beiträge        und Naturschutz» ab.
        bei einem allfällig nötigen vorzeitigen Abtrieb.

10      WALDNACHRICHTEN 1-17
AMT FÜR WALD BEIDER BASEL

DAS LEITBILD WILD IST DA
Im Januar 2017 hat der verantwortliche Steuerungs-          finden. In der Einleitung zum Leitbild wird dies mit
ausschuss das Leitbild Wild verabschiedet. Darin            folgenden Worten festgehalten:
Einsitz hatten die Regierungsräte Thomas Weber,             «Die verschiedenen Lebensräume der Wildtiere
Baschi Dürr und Christoph Brutschin sowie Amtsleiter        sind zugleich Lebensräume einer Vielzahl weiterer
Ueli Meier. Somit hat die Region erstmals ein von           Tier- und Pflanzenarten. Für uns Menschen sind diese
den verschiedenen Akteuren im Bereich Wildtiere und         Lebensräume häufig Freizeit-, Wirtschafts-, Verkehrs-
Jagd gemeinsam erarbeitetes Grundlagenpapier, das           und Siedlungsraum. Durch die unterschiedlichen, sich
folgende Stakeholder betrifft: Einwohner- und Bürger-       teilweise überlagernden Bedürfnisse kommt es zu
gemeinden, Jagd, Forst, Naturschutz, Landwirtschaft,        Konflikten. Mit diesem Leitbild soll aufgezeigt wer-
Wildtierbiologie, Sportverbände und Hundesport. Das         den, wie den verschiedenen Interessen Rechnung
Amt für Wald beider Basel hat den partizipativen Pro-       getragen werden kann, so dass wir für die Zukunft
zess zur Erarbeitung des Leitbilds initiiert und geleitet   vielfältige und gesunde Wildtierbestände erhalten
(siehe Waldnachrichten 4/16). Das
Leitbild Wild bildet die Grundlage für
die Gesetzesrevision, die nun in An-
griff genommen wird. Die Broschüre
finden Sie als Beilage zu diesen
Waldnachrichten.
Die ganze Arbeit, das Ringen um
Ausdrücke und die Diskussionen um
ein gemeinsames Verständnis haben
sich gelohnt. Hinter dem Leitbild
Wild können nun alle stehen, die im
Prozess dabei waren. Das ist keineswegs selbstver-          können. Dabei leiten uns ökologische Ansprüche,
ständlich. Es galt, einige Gräben zu überwinden und         insbesondere jene der Wildtiere, sowie die verschie-
Missverständnisse aufzuklären, ein gemeinsames              denen gesellschaftlichen und ökonomischen Interes-
Ziel zu suchen und eine gemeinsame Sprache zu               sen.(…)»
                                                            Das Leitbild Wild greift verschiedene Aspekte zum
                                                            Thema Wildtiere auf. Dazu gehören Lebensräume
                                                            und Biodiversität ebenso wie Wildtiermanagement
  Umwelttage Basel                                          und Jagd. Besondere Herausforderungen betreffen
  An den Umwelttagen in Basel vom 9. bis 11. Juni           das Siedlungsgebiet. Das Leitbild baut auf den Dialog
  2017 präsentiert das Amt für Wald das Leitbild            zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen.
  Wild. Am Freitag können Schulklassen an einem             Diese Themen sind in acht Leitsätzen aufgeführt, in
  Postenlauf heimische Wildtiere und ihre Lebens-           der jeweils eine erläuternde Ergänzung steht:
  räume kennenlernen. Am Samstag ist die breite
  Öffentlichkeit dazu eingeladen, sich mit dem              1.   Wir erhalten, entwickeln und vernetzen die Le-
  Thema auseinanderzusetzen. Kommen Sie beim                     bensräume der Wildtiere.
  Kleinen Klingental/Unterer Rheinweg vorbei und            2.   Wir fördern die heimischen Wildtiere und leisten
  lassen Sie sich überraschen (Umwelttage-Route                  damit einen Beitrag zur Artenvielfalt.
  Kleinbasel «Alltag im Wandel»). Am Sonntag                3.   Wir sorgen für vitale, den Lebensräumen ange-
  nimmt Sie der Jagdverwalter Walo Stiegeler mit                 passte Wildtierbestände.
  auf eine spannende Wildtier-Exkursion. Weitere            4.   Wir etablieren ein breit gefächertes Wildtierma-
  Informationen: www.umwelttage-basel.ch                         nagement.
                                                            5.   Wir betrachten die Jagd als eine Säule des
  Auch der Waldpavillon in den Langen Erlen wird                 Wildtiermanagements und entwickeln sie als Teil
  sich ab Mitte Juni den Themen Wildtiere, Wildtier-             unserer Kultur weiter.
  management und Leitbild Wild widmen. Am 3.                6.   Wir erleben das Wild in seinen Lebensräumen,
  September 2017 präsentieren wir das Thema am                   indem wir gesetzte Grenzen respektieren.
  Ebenraintag. Für Jägerinnen und Jäger plant das           7.   Wir meistern die Herausforderungen im Sied-
  AfW einen halbtägigen Kurs, bei dem es um den                  lungsraum.
  Wald als Lebensraum des Wildes gehen wird.                8.   Wildtiere gehen uns alle etwas an! Dazu nehmen
                                                                 alle ihre Rolle wahr. Wir sind im Dialog.

                                                                                                  WALDNACHRICHTEN 1-17    11
FÖRSTERVERBAND BEIDER BASEL

                      Försterverband beider Basel
                      Christian Kleiber, Präsident
                      Burenweg 100, 4127 Birsfelden
                      christian.kleiber@buergergemeindebasel.ch      Projekt «GAV-Forst Schweiz»
                      www.foersterverband.ch                         startet im Frühjahr
                                                                     Die Delegiertenversammlung des Verbands
                                                                     Schweizer Forstpersonal (VSF) diskutierte die
        Kantonale Holzhauereimeisterschaften                         Machbarkeit eines schweizerischen Gesamtar-
        2017 in Wisen/SO                                             beitsvertrags für das Forstpersonal (GAV-Forst
        Der Verband Forstpersonal Solothurn und der Förster-         Schweiz). Ein Etappenziel ist, die Mitgliederzahlen
        verband beider Basel führen in diesem Jahr wieder            stark zu erhöhen.
        gemeinsam die kantonalen Holzhauereimeister-                 Die Vorabklärungen, die in Zusammenarbeit mit den
        schaften durch. Der Wettkampf findet am Samstag,             Partnerverbänden Forstunternehmer Schweiz (FUS)
                                                                     und WaldSchweiz stattgefunden hatten, zeigen
                                                                     auf, dass eine Mehrheit der Arbeitnehmenden und
                                                                     Arbeitgebenden innerhalb der Forstbranche in einem
                                                                     GAV-Forst Schweiz vereinigt werden können. Unter
                                                                     Federführung des VSF  - Vorstands wurde ein Projekt
                                                                     «GAV-Forst Schweiz» vorbereitet, das in diesem Früh-
                                                                     jahr starten soll.
                                                                     Damit der Gesamtarbeitsvertrag (GAV) dereinst Wirk-
                                                                     lichkeit wird, werden die Partnerverbände eng zusam-
                                                                     menarbeiten müssen. Das Projekt sieht ein kontinu-
                                                                     ierliches, gut koordiniertes Vorgehen vor, damit das
                                                                     hochgesteckte Ziel eines gültigen, allgemeinverbindli-
                                                                     chen GAV Schritt für Schritt erreicht werden kann.

                                                                     Mitgliederzahl soll wachsen
                                                                     Als eine wichtige Massnahme auf dem Weg zum
                                                                     GAV soll der heutige Mitgliederbestand bei den Ver-
        Beim kombinierten Schnitt zählen Sicherheit und Präzision.   bänden FUS und VSF um je die Hälfte erhöht werden.
                                                                     Mit Hilfe von Informationsveranstaltungen, Werbeun-
        24. Juni 2017, in der Solothurner Gemeinde Wisen             terlagen und Aufklärungskampagnen sollen Neu-
        mit Unterstützung des örtlichen Turnvereins statt.           mitglieder an der Basis und innerhalb der Sektionen
        Präzision, Schnelligkeit und das Einhalten von Si-           mobilisiert werden. Eine umfassende und einheitlich
        cherheitsbestimmungen: Darauf kommt es bei den               geführte Mitgliederdatenbank ist dabei ein unabding-
        Berufswettkämpfen in der Holzhauerei an. Wer die             bares Hilfsmittel. Weiter soll das Staatssekretariat
        Säge zum Beispiel nicht am Boden oder zwischen               für Wirtschaft (Seco) früh in den Prozess eingebun-
        den Knien startet oder wer das Werkzeug nur mit              den werden; dies gewährleistet ein schlankes und
        einer Hand bei laufender Kette führt, bekommt Straf-         kosteneffizientes Vorgehen beim langwierigen Aufbau
        punkte. Der Anlass bietet Gelegenheit, einen Einblick        der Allgemeinverbindlichkeit (AVE) des GAV-Forst
        in das spektakuläre Handwerk des Forstpersonals zu           Schweiz.
        bekommen. Gegen hundert Forstleute aus den betei-            Die Forstbranche als Ganzes hat es nun in der Hand,
        ligten Kantonen duellieren sich in folgenden Diszipli-       dieses nützliche Instrument zur Regulierung des allge-
        nen: Vorbereiten der Motorsäge, Fällen, kombinierter         meinverbindlichen Grundeinkommens aller Branchen-
        Schnitt, Präzisionsschnitt und Entasten. Das Organi-         angehörigen zu erarbeiten.
        sationskomitee hat die Arbeit bereits aufgenommen,
        um den Teilnehmern faire und sichere Wettkampfbe-
        dingungen bieten zu können.

12      WALDNACHRICHTEN 1-17
WALDBEIDERBASEL

Geschäftsstelle, Raphael Häner, Drosselweg             Projekt Holznutzung im Privatwald
12, 4242 Laufen, info@waldbeiderbasel.ch               Das von Swisslos unterstützte Projekt Holzmobili-
www.waldbeiderbasel.ch                                 sierung im Privatwald wird auch 2017 weitergeführt.
                                                       Das Projekt wendet sich einerseits an Betriebsleiter
                                                       und andererseits direkt an Privatwaldbesitzer: Die
Herzlich willkommen!                                   Betriebsleiter werden für ihren zusätzlichen Planungs-
Im Jahr 2016 sind sieben Einwohnergemeinden un-        aufwand bei der Information und Sensibilisierung der
serem Verband beigetreten (siehe «Waldnachrichten»     Privatwaldeigentümer entschädigt. Die Privatwaldei-
2-16). Gerne begrüssen wir im neuen Jahr auch die      gentümer ihrerseits können mit ihren «Wald-Nach-
Einwohnergemeinde Blauen. Damit sind 31 Einwoh-        barn» bei einem Apéro ins Gespräch kommen und
nergemeinden in unserem Verband Mitglied.              Möglichkeiten diskutieren, wie der Wald gemeinsam
                                                       bewirtschaftet werden kann. WaldBeiderBasel unter-
                                                       stützt diese Initiative mit 400 Franken pro Event.

                                                       Vorschläge zur Finanzierung
                                                       Seit mehreren Jahren schreibt der Verband Wald-
Starkes Zeichen für FagusJura                          BeiderBasel rote Zahlen. Der Vorstand hat Anfang
Die Mitglieder von WaldSchweiz haben an der ausser-    Jahr verschiedene Vorschläge diskutiert und schlägt
ordentlichen Generalversammlung vom 21. Februar        nun zuhanden der Generalversammlung ein neues
2017 ein starkes Zeichen für die Wertschöpfungskette   Beitragsreglement vor. Es umfasst folgende drei
Holz und das Startup FagusJura gesetzt. Das Unter-     Kernelemente:
nehmen will mit Buchenkonstruktionsholz eine Alter-    -- Neu wird ein Leistungsbeitrag erhoben. Dem
native zu Stahlelementen auf den Markt bringen. Aus       ortsansässigen Waldbesitzer wird 0,04 Franken pro
dem Selbsthilfefonds, der durch die Waldeigentümer        Einwohner in Rechnung gestellt.
gespeist wird, werden 600’000 Franken (350’000         -- Pro Hiebsatz wird 0,85 Franken pro Kubikmeter
Franken à fonds perdu und 250’000 Franken als Darle-      erhoben.
hen) den Kantonalverbänden zweckgebunden zuguns-       -- Die Beitragserhöhung wird gestaffelt eingeführt, da-
ten von FagusJura zur Verfügung gestellt. Heute sind      mit die Gemeinden den Beitrag für 2018 ordentlich
die folgenden Kantonalverbände von WaldSchweiz            budgetieren können.
gewillt, an der Umsetzung mitzuhelfen: AI/AR, BL/BS,
AG, GL, JU, SG, SH, TG, VD, VS, ZH.
Der Vorstand von WaldBeiderBasel hat beschlossen,      Ausschreibung zum Thema Vernetzung
dass auch unser Verband mithilft, den Beschluss        Die Ausschreibung der Hermann und Elisabeth
der ausserordentlichen Delegiertenversammlung          Walder-Bachmann-Stiftung im Rahmen des Förder-
von WaldSchweiz umzusetzen. WaldSchweiz wird           programms «Vernetzung von Offenland und Wald»
unserem Verband insgesamt 100‘000 Franken über-        richtet sich unter anderem auch an alle Waldbesitzer.
weisen. Für diesen Betrag wird WaldBeiderBasel         Einreichefrist für Projektgesuche ist der 13. April 2017.
anschliessend Aktien von FagusJura zeichnen. Der als   Mehr Informationen: www.cms-basel.ch
Darlehen zur Verfügung gestellte Betrag von 40‘000
Franken muss WaldBeiderBasel nach 20 Jahren zu-
rückbezahlen. Es ist zu hoffen, dass wir damit einem   Green Dinner für GönnerInnen
innovativen Hightech-Unternehmen aus der Waldwirt-     WaldBeiderBasel zählt 55 Firmen-Gönnermitglieder
schaft den Weg zum Start ebnen konnten. Im Som-        und 13 Privat-Gönnermitglieder. Für all unsere Gönner
mer 2017 wird entschieden werden, ob FagusJura         sowie für alle Grossrätinnen und Grossräte sowie
ihre Produktionsanlage realisieren wird. Wir wün-      Landrätinnen und Landräte führen wir am Donners-
schen dem Unternehmen gutes Gelingen und eine          tag, 9. September 2017, ab 17 Uhr einen Gönneran-
hohe Nachfrage an Buchen-Konstruktionsholz.            lass durch. Reservieren Sie sich bereits das Datum
Bauen auch Sie Ihren neuen Werkhof, Ihr neues Büro-    und nehmen Sie am gemeinsamen Green Dinner teil.
gebäude oder Ihr neues Schlafzimmer in Buche.          Eine Einladung folgt.

                                                                                               WALDNACHRICHTEN 1-17   13
PERSONELLES

        PERSONELLES
                                                                Dienstjubiläen
                                                                Das Amt für Wald gratuliert drei Revierförstern im
                                Christoph Hitz                  Forstkreis Ergolz zu ihren Dienstjubiläen. Kreisforstin-
                                wechselt zum Kan-               genieur Ernst Spahr dankt den Jubilaren für ihren
                                ton Luzern                      Einsatz zugunsten des Waldes in der Region Basel
                                  Ab Juni wird Christoph Hitz   und wünscht ihnen weiterhin viel Erfüllung bei ihrer
                                  neue Aufgaben beim Kan-       Tätigkeit.
                                  ton Luzern in der Dienst-
                                  stelle Landwirtschaft und     Peter Schmid, 35 Jahre
          CHRISTOPH HITZ          Wald übernehmen. Er wird      Im Jahr 1982 nahm Peter Schmid
                                  in den Luzerner Rigi-Ge-      seine Arbeit als Gemeindeförster
          meinden sowie am Pilatus (Schwarzenberg, Mal-         von Sissach und Wintersingen auf.
          ters) als Revierförster tätig sein. Während fünf      Seit 2005 ist er als Revierförster und
          Jahren hat sich Hitz beim Amt für Wald beider         Betriebsleiter des Zweckverbands
          Basel mit viel Fachkompetenz und Engagement           Forstrevier Sissach tätig. Der Ver-
          um Waldentwicklungsplanung, Entwicklung und           band besteht aus sieben Gemeinden
          Betrieb des Waldportals sowie die Begleitung          mit insgesamt 1260 Hektar Wald.           PETER SCHMID
          von Aus- und Weiterbildungsthemen gekümmert.          Zudem ist er Geschäftsführer der
          Seine hilfsbereite, freundschaftliche und ruhige      IG Holzenergie Nordwestschweiz.
          Art werden wir ebenso vermissen wie seine
          fachliche Kompetenz. Wir wünschen Christoph an        Andreas Freivogel, 30 Jahre
          seiner neuen Stelle viel Erfüllung und Erfolg!        Als Gemeindeförster begann
                                                                Andreas Freivogel 1987 seine Tätig-
                                                                keit in Gelterkinden und Rickenbach.
                                                                Mittlerweile ist er Revierförster im
        Simon Czendlik, neu im                                  Revier Farnsberg mit sieben Ge-
        Revier Oberer Hauenstein                                meinden sowie 1400 Hektar Wald
        Im August 2016 wurde Simon Czendlik zum Nachfol-        und leitet seit zehn Jahren den Forst-
        ger des scheidenden Revierförsters Roger Maurer im      betrieb «Zweckverband Forstrevier         ANDREAS FREIVOGEL
        Revier Oberer Hauenstein gewählt. Der 31-Jährige        Farnsberg».
        absolvierte seine Lehre als Forstwart im Revier Ried-
        bach, Bubendorf. Er machte danach seinen Bachelor       Dani Wenk, 25 Jahre
        of Science in Forstwirtschaft (Forstingenieur FH) an    Auf 25 Jahre Förstertätigkeit kann
        der BFH in Zollikofen, wo er auch mehrere Jahre als     Dani Wenk zurückblicken. Er begann
        Assistent tätig war. Anschliessend leitete er im Auf-   als Förster in Bennwil, Hölstein und
        trag der Partnerhilfe-Organisation Comundo auf den      Ramlinsburg. Seit 2010 ist Dani
        Philippinen verschiedene Projekte – unter anderem       Wenk Revierförster, Betriebsleiter
        Aufforstungsprogramme, Öffentlichkeitsarbeit und        und Verwalter der Bürgergemeinde
        Sensibilisierung der Lokalbevölkerung für den Wald.     Liestal. Zudem ist er im Vorstand
        Czendlik war für den tech-                              von WaldBeiderBasel und im Ver-           DANI WENK
        nischen Wissenstransfer zu                              waltungsrat der Raurica Wald AG
        den lokalen Partnern verant-                            engagiert.
        wortlich. Daneben baute er
        zusammen mit seiner Frau auf
        den Philippinen ein Dienst-
        leistungsunternehmen im
        Bereich erneuerbare Energien
        und Baumaterialien auf.            SIMON CZENDLIK       besser zu nutzen. Czendlik ist verheiratet und wohnt
        Revierförster Czendlik pflegt                           mit seiner Frau Imelda und seinen zwei Kindern Sean
        seit seiner Wahl zum Revierförster eine Kooperation     und Chiara in Bubendorf. Wir heissen ihn im Kreis
        mit dem Revier Hohwacht von André Minnig. Die           der Revierförster herzlich willkommen und schätzen
        beiden Reviere wollen künftig noch enger zusammen-      bereits jetzt die gute Zusammenarbeit und seine
        arbeiten, um die Stärken der beiden Revierförster       positiven Impulse im Forstkreis. (AfW/feb)

14     WALDNACHRICHTEN 1-17
PERSONELLES

                       Erste Kantonsförsterin                                                 Herzlichen Dank,
                       der Schweiz                                                            Heiner!
                       Wir gratulieren Mélanie Oriet zu ihrer                              Wir danken Heiner Leut-
                       neuen Aufgabe als Kantonsförsterin                                  hardt für seine langjährige
                       in unserem Nachbarkanton Jura. Sie                                  Arbeit als Redaktor der
                       ist die erste Frau in der Schweiz mit                               Waldnachrichten. Er hat
                       dieser Funktion. Die Forstingenieu-                                 das Blatt von Anfang an
                       rin ETH hat die Leitung des Amts           HEINER LEUTHARDT         mitgedacht und mitgestal-
MÉLANIE ORIET          «Forêts et Dangers naturels» am                                     tet. Während acht Jahren
                       1. Februar 2017 übernommen.                hat Heiner Leuthardt Redaktionssitzungen gelei-
                                                                  tet, Beiträge für die Waldnachrichten organisiert,
                                                                  Texte geschrieben, Interviews geführt, Fotos
      Benjamin Scherer, Praktikant Amt für                        geschossen, das Heft gelayoutet und zum Dru-
      Wald beider Basel                                           cker befördert. Seine Sicht als Aussenstehender
      «Seit 1. Februar 2017 bin ich Praktikant bei Beat           hat dabei viele interessante Aspekte aufgezeigt.
      Feigenwinter vom Amt für Wald beider Basel. Im Sep-         Die Waldnachrichten sind zu einem wichtigen
      tember 2016 habe ich mein                                   Informationsblatt der Waldbranche in der Region
      Studium an der Hochschule                                   Basel geworden; die Zahl der Adressaten hat sich
      für Agrar-, Forst- und Lebens-                              seit Beginn beinahe verdoppelt.
      mittelwissenschaften (HAFL)
      in Zollikofen abgeschlossen.
      Meine Schwerpunkte waren                                  Persönlichkeiten aus gutem Holz
      Gebirgswald und Naturgefah-                               geschnitzt
      ren sowie Wald und Holz-                                  Im Mittelpunkt der Sensibilisierungskampagne Wood-
      wirtschaft. Während meiner         BENJAMIN SCHERER       vetia stehen 21 lebensgrosse Figuren von Schweizer
      Forstwartlehre in Riehen bei                              Persönlichkeiten. Diese werden jeweils aus einer
      Andreas Wyss habe ich wertvolle Praxiserfahrungen         Holzart hergestellt, die typisch für die Herkunftsregion
      sammeln können. Ich freue mich, nun die Wälder            der dargestellten Person ist. So wurde der in Basel
      beider Basel aus einer anderen Perspektive kennen-        geborene Ingenieur und Physiker Auguste Piccard in
      zulernen.»                                                Allschwiler Erle gefertigt, und zwar nicht einfach ge-
                                                                schnitzt, sondern CNC-gefräst. Am 2. April präsentierte
                                                                die neue Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann
      Markus Plattner wird neuer Leiter                         die Frauenrecht-
      Natur und Landschaft                                      lerin Iris von
     Per 1. Mai wird Markus Plattner neuer Leiter der           Roten, gefer-
     Abteilung Natur und Landschaft am Landwirtschaftli-        tigt aus einer
     chen Zentrum Ebenrain. Plattner ist Förster HFF, Jäger     Basler Robinie.
     und Imker. Er ist seit 16 Jahren in der Abteilung tätig    Ausgerechnet
     und verantwortlich für die Planung und Umsetzung           Robinie! Es sei
     von Naturschutzprojekten sowie für die Pflege von          dahingestellt,
                       Naturschutzgebieten in der Landwirt-     ob das zähe und
                       schaft und im Wald. Plattner enga-       sehr dauerhafte
                       giert sich mit Erfolg konzeptionell      Robinienholz ein
                       und praktisch für die Natur und ist      Hinweis darauf
                       ausgezeichnet vernetzt mit Bauern,       sein soll, dass       Ueli Meier, Kantonsforstingenieur und Präsi-
                                                                                      dent der Konferenz der Kantonsförster (KoK),
                       Förstern, Jägern, Imkern und Natur-      es Frauenanlie-       Madame Tussaud aus einer Berner Winter-
                       schutzkreisen. Er kennt deshalb die      gen in der Forst-     linde und Thomas Abt, Generalsekretär der
                                                                                      Konferenz Wald, Wild und Landschaft (KWL),
                       Anliegen und Herausforderungen der       branche schwer        beim Kampagnenstart von Woodvetia.
MARKUS PLATTNER        verschiedenen Anspruchsgruppen           haben – oder
                       bestens. Plattner leitete zahlreiche     ob diese Anliegen so unbeliebt sind wie wuchernde
     herausragende Naturschutzprojekte und erhielt für          Robinien im Wald … Die Holzfiguren können für Anläs-
     sein Engagement den Naturschutzpreis Pro Natura            se ausgeliehen werden. Mehr zum «Making of» der
     Baselland 2012.                                            Figuren siehe auch «Wald und Holz» Nr. 2/17.
                                                                www.woodvetia.ch

                                                                                                             WALDNACHRICHTEN 1-17    15
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