Der Westpreuße unser danzig - PAŁAC KŁANINO Auf den Spuren der Familie von Graß ALFRED ARNDT
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Der Westpreuße Begegnungen mit einer unser europäischen Kulturregion danzig 70. Jahrgang Heft 2 März 2018 € 6 (D) 25 zł (PL) PAŁAC KŁANINO Auf den Spuren der Familie von Graß ALFRED ARNDT Ein Bauhaus-Meister aus Westpreußen Der Westpreuße 2/2018 (März /April) 1
Aus dem Inhalt VORSPANN 3 vorab 4 Damals war's 5 Auf ein Wort 5 Programm der Frühjahrstagung 2018 PANORAMA 6 6 Ein alter Holzhangar in Praust 9 Reanimierung eines regionalen „Praust – Vor dem Verkehrsknotenpunkts Vergessen bewahren“ 10 Notizen aus der Dreistadt, aus Elbing, Marienburg und Thorn 15 20 14 Kultur-Informationen aus dem »Land am Meer« REISEN UND ERKUNDEN 15 »Pałac Kłanino« in der Nordkaschubei AUSSTELLEN UND ERFORSCHEN 19 Einladung zu Sonderausstellungen 20 Herrmann Rauschning : Politiker – und Musikspezialist GESCHICHTE UND KULTUR Ein traditionsreiches Haus Neuauflage 21 Alfred Arndt aus Elbing – in der Nordkaschubei nach 86 Jahren Architekt und Künstler 26 In den Blick genommen : Die entschlossene 21 AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN Generation von Joachim Süss 27 hörens-, sehens- und wissenswert DARF DIESE ABBILDUNG 28 Das Schicksal der Danziger Paramente IM INTERNET LEIDER NICHT GEZEIGT WERDEN. POLITIK UND GESELLSCHAFT 32 Fünf Fragen an General a. D. Schneiderhan 33 Buchvorstellung : Hartmut Koszyk, Heimat –Identität – Glaube FOTO: BAUHAUSHOTEL PROBSTZELLA 34 Nachrichten RUBRIKEN Alfred Arndt – Zeugnisse 3 »Der Westpreuße« ? seines vielfältigen Schaffens 35 Impressum / Autorinnen und Autoren 35 Auflösung des Preis-Rätsels 28 32 36 Zum guten Schluss TITELBILD Vorfrühling an der Drewenz : Von den alten Hochwasserdämmen aus, die in der Nähe des Strasburger Stadtwäldchens ver- laufen, geht der Blick über den Fluss in Rich- tung des am anderen Ufer liegenden Stadtteils Michelau (Michałowo). Foto : Rafał Grosch PASSWÖRTER für die digitalen Fassungen der letzten drei Westpreußen-Ausgaben Dezember 2017 : heft-12-2017-ktd Januar / Februar 2018 : heft-1-2018-eee Getrennte Der Gemeinsame von Geschichte – Paramenten-Schatz St. MarienErinnerung in Danzig 20 Der Erste Weltkrieg und die heutige Welt März / April 2018 : heft-2-2018-ebm GENERAL WOLFGANG SCHNEIDERHAN (2005) / F O T O : S TA F F S E R G E A N T D . M Y L E S C U L L E N , U S A I R F O R C E 2 Der Westpreuße 2/2018 (März /April)
VORSPANN vorab Dabei empfinden wir es als ermutigend, dass uns viele von Ihnen geschrieben und sich vielerlei inhaltliche und technische Pro- bleme, die in den ersten Wochen des neuen die neue Erscheinungsweise sowie die noch- Jahres ebenfalls bewältigt werden mussten. mals deutlich verbesserte Ausstattung aus- Vielleicht haben Sie Lust, den aktualisierten Liebe Leserinnen, liebe Leser, drücklich begrüßt haben. Da es vielleicht Internet-Auftritt einmal zu besuchen ? in Gustav Schwabs Ballade Der Reiter und der ein wenig eitel gewirkt hätte, Proben die- Die Einführung einer zweimonatlichen Bodensee geht die Geschichte nicht gut aus : ser Schreiben eigens abzudrucken, verzich- Erscheinungsfolge vermittelt uns nicht Nachträglich erschreckt die Größe der über- ten wir diesmal auf die Rubrik L eserpost und zuletzt auch noch eine weitere, bislang wundenen Gefahr den Reiter derart heftig, beschränken uns hier auf einen allgemeinen ungewohnte Erfahrung. Wir müssen unserer dass er besinnungslos wird – und dann tot von Dank. Zeit nun gedanklich erheblich weiter voraus seinem Pferd herabsinkt. Angesichts dieser Die Struktur einer Zeitung „im Galopp“ sein : Während beim Schreiben dieser Zeilen schicksalhaften Wendung wollen wir sicher- zu verändern, ist freilich noch mit anderen noch nicht einmal die Fastenzeit begonnen heitshalber auf jeden pathetischen Vergleich Aufgaben verbunden. Unsere schon sehr hat, wünschen wir Ihnen bereits jetzt ein fro- mit Motiven aus der Dichtung des 19. Jahrhun- mächtige Homepage bedurfte einer grund- hes Osterfest ! Zum Glück können wir diese derts verzichten, sondern nur schlicht feststel- sätzlichen Überarbeitung, denn von der Situation noch einige Male üben, bevor wir len, dass die Redaktion froh ist, den Übergang modifizierten Aufteilung in Leit-Rubriken im goldenden Spätherbst dann das Heft mit von der Dezember-Nummer des letzten Jahr- über die Abbildung der neuen Abonne- dem Weihnachtsteil in den Druck geben … gangs bis zu dieser zweiten Ausgabe des West- mentszuschnitte (und Bezugspreise) bis zur Ihre DW-Redaktion preußen gut überstanden zu haben. Organisation der archivierten Artikel stellten »Der Westpreuße« ? rer Beschäftigung mit dem kulturellen Erbe und der gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichte einen wichtigen Orientierungsraum. Nicht zu vergessen sind überdies die vielen Familienforscher Wenn das »größte Magazin« einer Stadt den Namen Der Ham- und kulturhistorisch Interessierten, die auf unterschiedlichen We- burger trägt, leuchtet diese Benennung sofort ein, und auch gen mit dieser Region in Kontakt kommen und sich vertiefend mit dass eine Zeitung Der Nordschleswiger heißt, wird niemanden deren Geschichte und Gegenwart beschäftigen wollen ; schließ- befremden – aber : Der Westpreuße ? lich bilden Danzig und das Land an der unteren Weichsel – mit den »Westpreußen« weckt sehr unterschiedliche historische Assoziatio- UNESCO-Welterbestätten Marienburg und Thorn – höchst beliebte nen – an die preußische Provinz, die Friedrich II. 1772 bei der Ersten Reiseziele, so dass nicht zuletzt auch etliche Touristen, gleichviel ob Teilung Polens erwarb und der er ein Jahr später diesen Namen gab, sie zunächst nur erste Eindrücke haben sammeln können oder ob sie oder an das Kerngebiet des Territoriums, das im Mittelalter vom Deut- schon zum wiederholten Male kommen, an soliden Hintergrundin- schen Orden beherrscht wurde, aber auch an das »Königliche Preu- formationen über »Westpreußen« interessiert sind. ßen« (»Prusy Królewskie«), das für Putzig P regel mehr als 300 Jahre mit der Polni- Königsberg schen Krone verbunden war. Neustadt/ Wpr. Zugleich erinnert »Westpreu- N N ßen« an die einschneidenden Ver- Danzig E R Karthaus änderungen, die das Deutsche S E Elbing S Reich nach dem Ende des Ersten Berent Dirschau U M E We Weltkrieges hinnehmen musste, Marienburg R ichsel M Preußisch T P W E Stargard Stuhm O S aber auch an den »Reichsgau Dan- S T O P R Marienwerder Allenstein E zig-Westpreußen«, der die Regi- P U Rosenberg Schlochau Konitz S S on von 1939 bis 1945 nochmals zu Tuchel E N einer Verwaltungseinheit zusam- ow Schwetz Graudenz Neumark dd menzwang. Strasburg Brahe Kü Deutsch Flatow Kulm Briesen Krone In der Gegenwart ist »West- - Gollub D z Wirsitz N en E N w preußen« vor allem eine Erinne- D Schneidemühl Bromberg Thorn re A A N D Netze L rungslandschaft für Menschen, die B R S von dort stammen und für deren R G P S B U O S E N Familien dieses Land oft jahrhun- U Die Provinz Westpreußen 1878–1920 kreisfreie Stadt dertelang Heimat war. Zugleich er- R Kreisstadt Grenzen der zum 1.1.1999 eingerichteten öffnet es als historische Kategorie 0 10 20 30 40 50 km Woiwodschaften den heutigen Bewohnern bei ih- © stefan walter Der Westpreuße 2/2018 (März / April) 3
Damals war's Liebe Leserinnen und Leser, wie war das damals vor 60 oder 50 Jahren ? Bei einigen von Ihnen werden Erinnerungen an die 1950er und 1960er Jahre wach – für andere, jüngere eröffnet der Blick in die Vergangenheit neue Perspektiven. Daher haben wir seit Januar 2016 an dieser Stelle exemplarische Artikel aus dem Westpreußen – und ab 2017 auch aus Unser Danzig – vor 60 Jahren wiedergegeben. Lesen Sie hier in diesem Monat somit einen im März 1958 in Unser Danzig erschienenen Beitrag. S eit 2015 findet sich der »Rheinische Karneval« im Verzeichnis des Imma- teriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission. Im »Europäischen Kulturerbejahr« 2018, das unter dem Motto »Sharing Heritage« steht, lohnt es sich je- doch, darauf hinzuweisen, dass es sich auch beim Karnevals- und Fastnachtsbrauchtum um ein ›geteiltes Kulturerbe‹ handelt, an dem das historische Ostdeutschland eben- so einen – wenn auch weniger ausgepräg- ten – Anteil hat wie die am Rhein gelegenen ter und Komponist Willi Ostermann (1876– Wär ich einmal der Herrgott heut, Kulturregionen. Diese Tradition hat DW be- 1936) bereits der Geschichte an. Auch wenn dann wüsste ich nur eens : reits im Februar 2017 am Karneval in Preu- seine Lieder bis heute gesungen werden – Ich nähm’ in meine Arme weit ßisch Friedland verdeutlicht ; und sie tritt in den 1950er und 1960er Jahren prägten mein arm’ zertrümmert’ Meenz. auch in den hier wiedergegebenen Artikeln andere Gesichter den Karneval : In Köln Und streichel es ganz sanft und lind hervor, die vor 60 Jahren an den Danziger etwa Jupp Schmitz und Günter Eilemann, in und sag’ »Hab’ nur Geduld ! Karneval erinnerten bzw. über die karneva- Mainz der »Singende Dachdeckermeister« Ich bau Dich widder auf geschwind ! listische Traditionspflege der heimatvertrie- Ernst Neger. In einem seiner stilleren Lieder Ja, Du warst doch gar net schuld. benen Zoppoter berichteten. trug er (ursprünglich von Martin Mundo for- Ich mach dich widder wunnerschee, Dabei kann der Artikel nicht nur als Aus- mulierte und komponierte) Trost-Worte vor, Du kannst, Du derfst net unnergehn.« druck der Selbstbehauptung gegenüber die das Publikum noch heute anrühren. Sie dem rheinischen Brauchtum gelesen wer- enden in den allseits bekannten Refrain ein : Vor dem Hintergrund der anhaltend den, sondern erst recht auch als Versuch, spürbaren Kriegsfolgen reflektierten die Heile, heile Gänsje, s’ist bald widder gut. durch den Hinweis auf die Gemeinsamkei- Melodien und Texte der Nachkriegsjahre so- Kätzje hot e Schwänzje, s’ist bald widder gut. ten die kulturelle Verbundenheit zwischen mit im Rheinland die gleichen Sorgen und Heile, heile Mausespeck, westdeutschen Einheimischen und ost- die Sehnsüchte nach Geborgenheit und ei- In hunnert Jahr is alles weg ! deutschen Vertriebenen hervorzuheben. ner heilen Welt, die auch die heimatlos ge- Immerhin waren Karneval und Fastnacht Es ist gerade das »Heile, heile Gänsje«, wordenen Menschen aus dem Osten um- – spätestens seit den ersten Fernsehsitzun- an dem sich exemplarisch zeigen lässt, dass trieben : Die Karnevalisten aus West und Ost gen wie ab 1955 »Mainz wie es singt und Danziger, Kölner und Mainzer sich nicht nur fanden nicht zuletzt im Empfinden schwe- lacht« – zu einem wesentlichen Bestandteil in einem verwandten Brauchtum verbun- rer Verluste sowie in einem ungebrochenen der allgemeinen westdeutschen Popular- den fühlen konnten. 1952 ergänzte Ernst Willen zusammen, auch übermächtig schei- kultur geworden. Neger sein Lied um Verse, die Georg Zim- nende Probleme gemeinsam zu überwin- Zu diesem Zeitpunkt gehörte der in mer-Emden hinzugedichtet hatte. Eine die- den. ■ dem Artikel genannte Kölner Mundartdich- ser Strophen lautet : 4 Der Westpreuße 2/2018 (März /April)
VORSPANN Auf ein Wort Neben unseren eigenen Anstrengungen bedarf es für die Zu- kunft unserer Arbeit jedoch auch der partnerschaftlichen Unterstüt- zung aus der Bundesrepublik Deutschland : sowohl seitens der Bun- Bernard Gaida, Vorsitzender des Verbandes der deutschen sozial- desregierung als auch durch die einzelnen Vertriebenenverbände. kulturellen Gesellschaften in Polen (VDG) sowie Sprecher Daher hat mich die Veröffentlichung des Koalitionsvertrages der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten sehr erleichtert : Er ist geprägt vom Willen, die deutschen Volks- Ebenso wie die Vertriebenenverbände in Deutschland gruppen und Minderheiten weiter zu fördern und zu unterstützen. muss in Polen der VdG auf die Herausforderungen der Zukunft Zuvor hatten wir in den Wahlprogrammen der wichtigsten deut- reagieren. Es ist klar, dass wir unsere Strukturen durch Intensi- schen Parteien darüber kein Wort finden können. Ich erwarte von vierung der Jugendarbeit verjüngen müssen. Hierzu hat der VdG der Bundesregierung nun eine weitere Verbesserung der Förder- unlängst das Amt einer eigenen Jungendbeauftragten geschaffen. programme unter Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sie soll nicht nur den Bund der Jugend der Deutschen Minder- Minderheiten und der einzelnen Verbände. Wichtig ist es, die Pro- heit unterstützen, sondern auch weitere Jugendgruppen der deut- fessionalisierung der Organisationen zu fördern und besonders schen Volksgruppe aktivieren. Darüber hinaus gilt es auch bei uns, die neuen Wege im Bereich des Schulwesens für die deutschen die verbandsinterne Kommunikation zu intensivieren. Dem die- Volksgruppen zu unterstützen. nen jährlich zwei Informationstreffen der Verbände und Vereine. Die Landsmannschaft Westpreußen ist im Vergleich zu man- Das erste Treffen fand letztes Jahr in Thorn statt und war erfolg- chen anderen Landsmannschaften mit den Deutschen in der Hei- reich. Wir sehen, wie sehr sich die Lage der Deutschen in Ober- mat sehr gut verbunden. Ein Beispiel hierfür sind die alljährli- schlesien von derjenigen der Deutschen in Pommern und West- che Treffen in Thorn und Danzig mit Vertretern aller deutschen preußen unterscheidet, wo sie in einer wirklichen Diaspora le- Vereine aus ganz Westpreußen. Diese Partnerschaft hat Ausbau- ben. Die Vereine sind kleiner, sie liegen sehr weit voneinander potenzial – etwa mit Blick auf die Kulturarbeit nach § 96 BVFG. entfernt, und oft scheinen sie ohne Nachwuchs zu sein. Deswe- Die Richtlinien ermöglichen nämlich den Vertriebenen und ih- gen haben wir entschieden, eine Regionalkoordination zu beru- ren Kulturinstitutionen, im Rahmen der Kulturpflege und For- fen. Diese Aufgabe versieht seit November 2017 Dr. Magdalena schung auch Projekte in den Heimatgebieten umzusetzen. Hier Lemańczyk. Sie hat vor allem die Aufgabe, alle Organisationen gäbe es viel zu tun. Besonders die Nachkriegsgeschichte und das der Deutschen Minderheit bei der Beantragung von Fördermit- Schicksal der Heimatverbliebenen müssen erforscht und veröf- teln und der Abrechnung von Projekten zu unterstützen, sowie die fentlicht werden. kulturelle Arbeit zu koordinieren, die Informationsübermittlung Eine weitere wichtige Unterstützung, die jeder und jede von zwischen den Vereinen zu verbessern und Kontakte zwischen den Ihnen leisten kann, wäre schließlich die Beteiligung an der Euro- Minderheitenorganisationen im Norden und anderen Vereinen päischen Bürgerinitiative Minority-Safepack, die die Umsetzung in Polen sowie dem VdG, dem Konsulat sowie den Verwaltungs- der Minderheitenrechte in der EU verbessern soll. Ich möchte Sie behörden zu erleichtern. In dem großen Gebiet von Stettin bis deshalb persönlich bitten, diese Initiative mit Ihrer Unterschrift Thorn initiiert und koordiniert sie ferner überregionale Projekte. auf www.minority-safepack.eu zu stärken. ■ FRÜHJAHRSTAGUNG 2018 DER LANDSMANNSCHAFT WESTPREUSSEN Westpreußen im „kollektiven Gedächtnis“ von Eine zentrale „Bibliothek des deutschen Ostens“ – SONNTAG – Workshop Deutschen und Polen – Verständigungspolitische und die verstreuten Archive einzelner Landsmann- Archiv-Baukästen des kommunikativen Gedächtnisses Dimensionen bilateraler Geschichtspolitik und schaften Dr. Hans-Jakob Tebarth, Direktor im Web 2.0 Leitung : Björn Müller-Bohlen M. A., Bonn generationenübergreifende Formen des Erinnerns der Martin-Opitz-Bibliothek, Herne Abschlussdiskussion und Verabschiedung 13. bis 15. April 2018 in Warendorf Workshop PROGR AMM Das kommunikative Gedächtnis der deutschen Ein detailliertes Programm finden Sie ab dem 15. März FREITAG – Eröffnung des Kongresses Minderheit im unteren Weichselland : Zur Sammlung, auf der Internetseite der Landsmannschaft Westpreußen: und Einführung in die Thematik Erschließung und Bewahrung von Dokumenten www.westpreussen-online.de – Im März werden zu- und „Geschichten“ Leitung : Prof. Dr. Erik Fischer dem auch noch Einladungen per Post verschickt. Völkerverständigung und Bewahrung des Kulturerbes – aktuelle Herausforderungen Workshop Bei allen Rückfragen wenden Sie sich bitte an die für die deutsche Vertriebenenpolitik Die zukünftigen Orte der landsmannschaftlichen Archive Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft West Egon Primas MdB, Bundesvorsitzender der Ost- und Mit- Impulsreferate : Karin Kaiser-Damrau, Wehr, und Han- preußen, Mühlendamm 1, 48167 Münster-Wolbeck, teldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU/CSU [angefragt] no Schacht, Berlin, sowie Dr. Justyna Liguz, Kwidzyn Telefon 0 25 06 / 30 57-50, Fax -61, E-Mail : Leitung : Tilman A. Fischer, Berlin landsmannschaft-westpreussen@ t-online.de SAMSTAG – „Kommunikatives“, „kulturelles“ und „kollektives Gedächtnis“ – Kulturwissenschaftliche „Neue Medien“ : Die Zukunftsversprechen des Die Tagung findet in der DEULA Westfalen-Lippe GmbH Grundbegriffe und ihre Bedeutung für verständi- Digitalen – sowie Risiken und Nebenwirkungen statt. Er wird vom Bundesministerium des Innern sowie gungspolitische Zugänge zur Geschichtspolitik Björn Müller-Bohlen M. A., Bonn vom Kulturreferat für Westpreußen, Posener Land, Mit- Alexander Kleinschrodt M. A., Bonn telpolen, Wolhynien und Galizien gefördert. Der Westpreuße 2/2018 (März /April) 5
PANORAMA 01 praust.blog.pl/2015/09/27/ocalic-od-zapomnienia-pruszcz-gdanski-i-okolice ☞ Vor einem Jahr erhielt die DW- Redaktion ein Schreiben von einem Blogger aus Praust, der frühere Bewohner der Stadt suchte und sie um Materialien und Zeitzeugenb erichte bitten wollte. Seinerzeit haben wir seine Bitte um einen entsprechenden Aufruf gerne erfüllt – und ihn nun unsererseits gebeten, den Lesern des Westpreu- ßen zu schildern, auf welchem Wege er seinen beeindruckenden, umfangreichen Weblog zur Ge- schichte von Praust entwickelt hat. Die URL des Blogs, der naturgemäß nur in einer – der polnischen – Sprache verfügbar ist, lautet : praust.blog.pl Ein alter Holzhangar Mein Interesse an dem Hangar galt allerdings nicht nur seiner Zukunft. Ich mit weitreichenden Folgen begann mich auch für seine Vergangen- heit zu interessieren. Ich habe Briefe an Luftfahrtspezialisten auf der ganzen Welt geschickt. Eine Menge wertvoller Infor- Der Weg zu einem stadt- und regional- mationen hat mir dankenswerter Weise geschichtlichen Internet-Journal Herr Jürgen Zapf, ein Experte auf dem Gebiet der Luftwaffen-Geschichte, mit- geteilt. Das erworbene Wissen habe ich Von Marcin Swierczynski auf Facebook und einem Blog veröf- fentlicht. Gleichzeitig entstand die Idee, D ie Internetseite Ocalic od zapom eine Baufirma verpachtet war und als eine Stiftung ins Leben zu rufen, deren nienia – Pruszcz Gdański [Vor dem Lagerhaus diente, ahnte niemand, dass Hauptziel die Erneuerung des Hangars Vergessen bewahren – Praust] ist der Hangar eine historische Bedeutung und die Vorbereitung der entsprechen- eigentlich eher durch Zufall entstanden. hat. Als im Sommer 2015 die Baufirma den kulturellen Aktivitäten sein sollten. Ich bin kein Historiker, und Geschichte den Hangar verließ und es seitens der Die Stiftung wurde Ende 2015 tatsächlich war zuvor nie mein Interessenbereich. Es Stadt keine Signale gab, diese Fläche auf gegründet, und Anfang 2016 fand eine stellte sich für mich jedoch heraus, dass eine interessante Art und Weise zu nut- Vorstandssitzung mit dem Bürgermeister es spannend sein kann, die Vergangen- zen, dachte ich mir, ob man die Sache von Praust statt. Leider hatte die Stadt in- heit der Stadt und der Region, in der ich nicht in die eigenen Hände nehmen soll- zwischen andere Pläne entwickelt – und lebe, kennenzulernen – und dass es sehr te. Da ich mich aktiv mit Musik beschäf- bald wurden dann sämtliche Überlegun- befriedigend ist, dieses Wissen mit ande- tige, war meine Idee für diesen Ort mit gen und Hoffnungen zunichte gemacht : ren Menschen teilen zu können. diesem Bereich verbunden. Aus meiner im April 2016 brach in dem Hangar ein Alles begann mit einem alten Holz- Sicht hätte der Hangar nach einer Reno- Feuer aus, und er brannte vollständig hangar, der in Praust an der Powstańców vierung als Konzertsaal dienen können : nieder. Warszawy-Straße stand. Viele Jahre lang ein neuer Ort auf der kulturellen Land- Damit hatte die Stiftungstätigkeit kei- hatten die städtischen Behörden kein karte der Stadt. Das Ganze sollte durch nen Sinn mehr, aber die Leidenschaft Konzept, wie sie das Potenzial dieses ein Design ergänzt werden, das sich auf für die Entdeckung der Geschichte blieb Objekts nutzen könnten, und da es an die Flugtraditionen von Praust bezieht. bestehen. Auf Facebook und dem Blog 6 Der Westpreuße 2/2018 (März /April)
PANORAMA 06 05 Der alte Hangar an der Powstańców Warszawy-Straße Ein Bilddokument des ehemaligen Flugbetriebs, dessen Spuren inzwischen gänzlich verwischt sind. 07 gab es systematisch immer mehr Ein- März 1945 hatte ein deutscher Pilot eine Luftfahrt. Trotz intensiver Suche konnte träge, und jede nachfolgende Geschich- Notlandung in der Nähe der Stadt vor- man die genaue Stelle der Notlandung te, die beschrieben wurde, ermutigte zu nehmen müssen. Daraufhin wurde der bis heute nicht bestimmen. Es gibt in der weiteren Nachforschungen und detail- Hubschrauber Focke-Achgelis Fa 223 Schilderung der Vorgänge viele Unge- lierteren Perspektiven. Die ersten ver- »Drache« zum Rettungseinsatz beor- nauigkeiten, aber ich hoffe, dass sich die- öffentlichten Einträge bezogen sich na- dert, der durch schlechte Wetterbedin- ser Ort eines Tages identifizieren lassen türlich auf den Hangar selbst und den gungen und laufende Militäroperationen wird. Dabei habe ich zum einen versucht, Flughafen, auf dem er errichtet worden erschwert wurde, aber trotzdem erfolg- Kontakt zur Familie von Hans-Helmut war. Dies wiederum führte zur Entde- reich verlief – und dies war zugleich die Gerstenhauer aufzunehmen ; zum an- ckung einer schwierigen und schmerz- erste Rettungsmission eines Hubschrau- deren wurde ich von Ryszard Witkowski, haften Geschichte, über die gesprochen bers in der Geschichte der europäischen einem polnischen Piloten und Experten werden musste und die auch nicht ver- gessen werden darf. Ich denke, dass nur wenige Bewohner von Praust sich des- sen bewusst sind, dass es während des Weltkrieges in der Stadt Arbeitslager gab und der Flughafen, der bis heute (als Mi- litärflughafen) in Betrieb ist, durch die Zwangsarbeit von Gefangenen entstan- den ist. Die Suche führte mich unter an- derem zu den »National Archives«, die mir eine bisher nirgends veröffentlichte Luftaufnahme eines Alliierten-Flugzeugs verfügbar machten, aufgrund derer sich feststellen ließ, wo sich das Arbeitslager befunden hat. Zudem gelang es mir, Ge- heim-Dokumente über die Verteilung der deutschen Streitkräfte in Praust zu erhalten. Eines der besonders interessanten Themen, mit denen ich mich befassen konnte, war der Flug des von Hans-Hel- Das Ende aller Planungen: Der völlig niedergebrannte Holzhangar mut Gerstenhauer gesteuerten Hub- schraubers am Himmel von Praust. Im Der Westpreuße 2/2018 (März /April) 7
Luftbild, aufgenommen von einem Aufklärungsflugzeug der Alliierten : Auf dem Foto ist die Topographie des Kriegsgefangenenlagers gut erkennbar. für die Hubschrauber-Entwicklung im schienen mannigfache Artikel, in denen gung zu stellen. Sehr beliebt sind inzwi- nationalsozialistischen Deutschland, so- die Erträge dieser Reisen zusammenge- schen die Foto-Kombinationen, bei de- wie von dem US-amerikanischen Hub- fasst sind. nen ich alte Aufnahmen von einzelnen schrauber-Spezialisten Steven Coates »Vor dem Vergessen bewahren – Orten und zeitgenössische Fotos vom nachdrücklich unterstützt. Praust« ist schließlich auch eine Seite, heutigen Zustand miteinander verknüp- Mit der Zeit habe ich meine Interes- auf der nicht nur die Geschichte geboten fe. Diese Arbeit wird von den Bürgern sen auch auf die Geschichte der umlie- wird, die wir aus Lehrbüchern kennen. der Stadt insgesamt geschätzt und geför- genden Städte und der gesamten Regi- Mich interessiert vor allem auch, wie sich dert, und schon seit einiger Zeit sind vie- on ausgeweitet. Auch hier bin ich auf unsere Stadt im Laufe der Jahre in ihren le Bewohner von Praust an diesem Pro- äußerst spannende Informationen ge- Einzelheiten verändert hat ebenso wie jekt beteiligt. Sie gestalten die Seite aktiv stoßen, über die die heutigen Bewohner die Geschichte der einfachen Menschen. mit, indem sie Fotos aus ihren privaten meist wenig wissen. Zum Beispiel war es Ich sammle und veröffentliche deshalb Archiven senden und mir von ihren Er- möglich, den früheren Radiosender in aufschlussreiche historische Informa- innerungen erzählen. Diese Aktivitäten Zipplau (Cieplewo), einer zu Praust be- tionen sowie alte Postkarten und Fotos. ermutigen wieder andere – auch aus den nachbarten Ortschaft, zu lokalisieren. Ich Dazu suche ich in Archiven und befrage umliegenden Ortschaften –, und so ist zu bin durch die Gegend gereist, um inter- die älteren Bürgerinnen und Bürger ; erst erwarten, dass die schon sehr mächtige essante Orte zu sehen und mich persön- recht spreche ich die damaligen deut- Seite in Zukunft wohl noch erheblich an- lich mit den Zeitzeugen zu treffen. Auf schen Bewohner und deren Familien an wachsen wird. ■ dem Blog und auf der Facebook-Seite er- und bitte sie, mir Materialien zur Verfü- WEITERE BEISPIELE AUS DER FOTOSERIE „PRAUST – DAMALS UND HEUTE“ Eingangstreppe des Pfarrhauses an der Würfelstraße (heute Öffentliche Bibliothek an der Wojska Polskiego) Das Hotel „Prauster Hof“ Brücke über die Radaune 8 Der Westpreuße 2/2018 (März /April)
PANORAMA Genutzt werden heute nur noch der FOTOS : M. FRITSCHE Hausbahnsteig mit Gleis 1 und der Bahn- steig 2 mit den Gleisen 2 und 3. Der Bahn- steig 3 diente früher den Zügen nach Schöneck. Heute halten etwa zehn Regi- onalzugpaare sowie (saisonabhängig) ein TLK-Zugpaar am Bahnhof. (Die Zuggat- tung TLK = Twoje Linie Kolejowe [Deine Bahnlinien] entspricht in etwa dem Inter regio der Deutschen Bahn.) Dass der alte Bahnhof bald in neuem Das entkernte Bahnhofsgebäude von der Straßenseite Glanz erstrahlen kann, hat allerdings auch seinen Preis. Ein umfassendes Programm Reanimierung eines nisiert werden müssen, zeigt sich daran, dass die mechanischen Zugsicherungs- zum Ausbau von Verkehrsknotenpunk- ten, das neben Preußisch Stargard auch regionalenVerkehrs einrichtungen teilweise noch aus der Zeit der Deutschen Reichsbahn stammen ; nur Marienburg und Marienwerder mit ein- schließt, hat insgesamt ein Volumen von knotenpunkts die Einfahrtssignale der Hauptstrecke sind beleuchtet ; die mechanischen Ausfahrts- 73 Mio. Złoty. Davon entfallen auf das Ge- samtpaket für Preußisch Stargard immer- signale hingegen, die mit Kar- Seit einigen Wochen finden am Bahnhof bidlampen ausgestattet werden von Preußisch Stargard (Starogard könnten, bleiben selbst bei Dun- Gdański) umfangreiche Bauarbeiten kelheit unbeleuchtet. statt. Dabei soll die Station besser Die Geschichte der Eisenbahn an den öffentlichen Personenverkehr der in Preußisch Stargard reicht bis Stadt und des Kreises angebunden zum 16. Januar 1871 zurück, als und insgesamt erheblich attraktiver die Bahnstrecke von Dirschau gemacht werden. (Tczew) nach Preußisch Stargard Im Rahmen der umfangreichen Maß- eröffnet wurde, die mit den zwei nahme wird zunächst das gesamte, stark Jahre später in Betrieb genom- vernachlässigte und teilweise schon seit menen Verlängerungen bis nach Jahren nicht mehr vollständig genutzte Küstrin-Kietz ein Kernstück der Bahnhofsgebäude nach seiner komplet- Preußischen Ostbahn bildete. ten Entkernung wiederaufgebaut. Neben An die Zeiten des Dampf lokbe- der gründlichen Sanierung einiger Stra- triebs erinnert übrigens ein Was- ßen im Umfeld steht zudem die Einrich- serturm, der – ungenutzt – im- tung von Parkplätzen und Parkbuchten für mer noch vorhanden ist. die Bereiche »Kiss & Ride«, »Bike & Ride« In Preußisch Stargard tra- sowie »Park & Ride« auf dem Programm. fen sich drei Strecken. Neben Hinzu kommen in unmittelbarer Nähe des der Ostbahn von Dirschau nach Bahnhofs ein neuer Busbahnhof, ein Park- Küstrin-Kietz, auf der heute noch haus, Fahrradständer und Fahrgast-Infor- Personen- und Güterzüge ver- mationssysteme. Auch der Kauf von elf kehren, die am 14. Juni 1903 eröff- gleichartigen neuen Niederflurbussen mit nete Verbindung von Preußisch Oben : Die Bahnanlage von der Gleisseite im Jahre 1915 Einrichtungen für Behinderte ist zur Ver- Stargard nach Skurz (Skórcz), Unten : Das Bahnhofsgebäude und das Hausgleis im Jahre 2017 besserung des städtischen Verkehrs mit auf der 1997 der Personenver- eingeplant. Schließlich wird ein Teil des kehr eingestellt wurde und der Güterver- hin 42,5 Mio. Złoty, von denen die EU – Straßensystems zurückgebaut : Die in der kehr seit 2004 noch bis zum Bahnhof Groß die damit Vorhaben zur Verbesserung der preußischen Zeit von der Stadt zum Bahn- Jablau (Jabłowo) betrieben wird, sowie die Qualität, der Attraktivität und der Öko- hof führende Allee, die heutige al. Wojska am 1. Mai 1905 in Betrieb genommene Li- Effizienz des öffentlichen Verkehrs als Al- Polskiego, soll als älteste Promenade der nie von Preußisch Stargard nach Schöneck ternative zum privaten Pkw-Verkehr för- Stadt umfassend rekonstruiert werden. in Westpr. (Skarszewy), die 1989 für den dert – 33,6 Mio. Złoty beisteuert. Wie dringend nicht zuletzt auch die Güter- und 1991 für den Personenverkehr ■ Manfred E. Fritsche bahntechnischen Einrichtungen moder- stillgelegt und 1998 abgebaut wurde. Der Westpreuße 2/2018 (März /April) 9
Notizen aus … Museum des II. Weltkrieges geschlossen hatte. Dieses Dokument war zuvor e igens von Beamten des Staatschutzes CBA im Wettbewerben – in Zürich, Wales und Argentinien – teil, belegte jeweils den zweiten Platz und erklomm mit den dabei Danzig Rathaus sichergestellt worden. Auch die- ser Vorgang hat einen politischen Hinter- grund : Er steht offenbar im unmittelba- erreichten 14.679 Punkten die Spitze der Weltrangliste. Zugleich schaffte er dadurch die ersehnte Qualifikation für die Triath- ren Zusammenhang mit dem Streit um die lon-Weltmeisterschaft, die am 13. Oktober AUCH IN DANZIG inhaltliche Ausrichtung des Museums, den 2018 in Kailua-Kono auf Hawaii stattfinden die Regierung gegenüber der Opposition wird. Dafür trainiert er täglich – zuweilen F OTO : D I E G O D E L S O, D E L S O.P H OTO, L I C E N S E CC - BY - S A schon lange vor der Eröffnung des Muse- sogar nachts – mehrere Stunden, und ums entfacht hat und der auch weiterhin bewältigt dieses Programm als reiner mit kaum verminderter Heftigkeit tobt. Amateur ohne irgendeine Sponsoren-Un- terstützung. Allein für die Teilnahme am MANN AUS EISEN Triathlon von Hawaii muss er privat 30.000 Złoty aufbringen. Von Beruf ist „Iron Dario“ Kapitän auf großer Fahrt und komman- diert Spezialschiffe, die zur Versorgung von FOTO: GRZEGORZ MEHRING / GDANSK.PL Ebenso wie in Preußisch Stargard oder Ma- Ölbohrplattformen eingesetzt werden. rienwerder werden am Danziger Haupt- bahnhof umfangreiche Umbau- und Reno VERKEHRSENTLASTUNG Eine weite- vierungsmaßnahmen durchgeführt. Sie lau- re große Baustelle wollen die polnischen fen schon seit Ende September des letzten Staatsbahnen PKP demnächst in Danzig- Jahres und betreffen die Bahnsteige № 1 Dariusz Drapella mit seinen bis 2017 errungenen Ohra einrichten. Hier sollen zwei Bahn- und 2, die vornehmlich für den Fernverkehr Medaillen beim Stadtpräsidenten Paweł Adamowicz übergänge, an denen Straßen die Haupt- genutzt werden, die Zugangstunnel mit den Der 60-jährige Danziger Dariusz Drapella verbindungsstrecke zwischen Danzig und Ladenzeilen sowie den Bahnhofsvorplatz, ist zurzeit der weltbeste Ironman-Triathlet dem Süden Polens höhengleich kreuzen, vor allem die Bushaltestellen. Die Investi- in der Altersgruppe von 60 bis 64 Jahren, durch Untertunnelungen ersetzt wer- tionskosten belaufen sich auf 62 Mio. Zło- in der gegenwärtig weltweit mehr als 3.500 den. Diese Strecke ist mittlerweile derart ty, und es wird mit einer Gesamt-Bauzeit Athleten registriert sind. In dieser Sportart frequentiert, dass die häufig geschlosse- von etwa zwei Jahren gerechnet. Nach Ab- müssen die Wettkämpfer in unmittelbarer nen Schrankenanlagen zu erheblichen schluss dieser Arbeiten soll dann das histori- Folge 3,8 km schwimmen, 180 km Rad Verkehrsstauungen führen. Die Ausschrei- sche Bahnhofsgebäude selbst einer gründli- fahren und schließlich einen Marathonlauf bung für dieses Projekt ist inzwischen er- chen Renovierung unterzogen werden. (42,195 km) absolvieren. Drapella, der „Iron folgt ; eine Mitfinanzierung hat die EU be- Dario“ genannt wird, nahm 2017 an drei reits zugesagt. Peter Neumann FAHRRAD-INITIATIVE Im Großraum der Dreistadt Danzig, Zoppot und Gdingen sol- DREHORT DANZIG Miłość jest len an entsprechenden Stationen über 3.000 wszystkim [Die Liebe bedeutet Leih-Fahrräder zur Verfügung gestellt wer- alles] – so lautet der Titel einer den. 10 % der Räder sollen mit einem elek- turbulenten romantischen Ko- trischen Antrieb angeboten werden ; sie mödie, die gerade – vom Regis- lassen sich an 22 Stationen wieder aufladen. seur Maichał Kwieciński farben- F O T O : K A R O L I N A M I S Z TA L Eine erheblich größere Anzahl der Räder er- prächtig und fantasievoll insze- hält einen Navi, und alle werden mit einem niert – in der winterlichen Kulisse elektronischen Absicherungssystem ausge- Danzigs aufgenommen worden stattet. Das ehrgeizige Projekt soll spätes- ist. Dieser Film ist in einer Kopro- tens bis zum Herbst 2018 realisiert werden. duktion des Akson Studios und Über die Nutzungsentgelte sind bislang des polnischen Senders TVN ent- noch keine Angaben gemacht worden. standen. Die Stadt hat zur Rea- lisierung des Streifens 500.000 ES HÖRT NICHT AUF Stadtpräsident Pa- Złoty beigesteuert, weil sie er- F O T O : © A G E N C J A G A Z E TA weł Adamowicz wurde von der Staatsan- wartet, dass der Film Danzig zu waltschaft neuerlich zu einem Gespräch ein- noch größerer Bekanntheit und bestellt. Diesmal ging es um die vertragliche Attraktivität verhilft. Vereinbarung, die die Stadt Danzig mit dem 10 Der Westpreuße 2/2018 (März /April)
PANORAMA Elbing zeichnung entgegen. Er wertete sie auch als Erfolgsnachweis für die verschiedenen Projekte, die von seiner Abteilung gemein- Pfarrhaus von Groß Montau einrichten – an jenem Ort, aus dem die berühmte Inklusin des unteren Weichsellandes, die Hl. Doro- sam mit dem Museum Stutthof und der thea, stammt. Ihren Unterhalt will sie durch KREIS ELBING AUSGEZEICHNET Vom Danziger Sektion des Instituts für Nationa- Ikonenmalerei und die Herstellung von Spitzenverband der polnischen Kreise wird les Gedenken durchgeführt werden. Rosenkränzen verdienen. Dann wird sie zu ein jährliches Ranking vorgenommen. Da- den gut zehn Einsiedlern und Einsiedlerin- bei wird nach statistischen Verfahren pro- SPÄTE „ZUSTELLUNG“ nen gehören, die derzeit in Polen leben. zentual gemessen, in welchem Maße die einzelnen kommunalen Verwaltungen vor- WARN-APP Die Stadtverwaltung hat eine gegebene Leistungskriterien erfüllt haben. Mobile App erworben, über die Warnungen In der Rangliste für 2017 nimmt der Kreis vor Unwetter oder vor Katastrophen eben- Elbing in der Klasse der Kreise bis zu 60.000 so wie Informationen über Unfälle oder Ver- Einwohnern – gleichauf mit dem Kreis kehrsstaus verfügbar gemacht werden. Die Przasnysz in der Woiwodschaft Masowien – Einwohner können diese App nun kosten- den Spitzenplatz ein. los herunterladen. OLYMPIONIKEN Nachdem der Eisschnel- RUBBEL-MILLIONÄR Ein (namentlich läufer Sebastian Kłosiński vom Elbinger nicht bekannter) Elbinger hat in einer der Klub Orzeł [Adler] bereits für die Strecken Lottoannahmestellen ein Rubbel-Los der ab 1.000 m als Teilnehmer der Winterolym- Lotterie Giga Życie gekauft – und eine piade feststand, ist ein Klubkamerad, der Mio. Złoty (etwa 250.000 Euro) gewonnen. 25-jährige Adrian Wielgat, für die Distanz Der Glückspilz wird das Geld auf Raten von 5.000 m ebenfalls nominiert worden. FOTOS: SZYMON GDZIERYGA beziehen : Nach einer Sofortzahlung von Mit sechs anderen Sportlern gehören sie da- 16.000 Złoty wird er zwei Jahre lang monat- mit dem achtköpfigen Eisschnellauf-Team lich jeweils 10.000 Złoty erhalten. an, das innerhalb der polnischen Olympia- Joanna Szkolnicka mannschaft im südkoreanischen Pyeong Marienburg chang um Medaillen kämpft. In Neukrug (Piaski), unmittelbar vor der pol- nisch-russischen Grenze auf der Frischen PREISTRÄGER Zum dritten Mal wurde Nehrung gelegen, fand ein Fischer eine Fla- der historische Wettbewerb zum „Polnisch- schenpost. Der Absender, Helmut Milbrodt, Bolschewistischen Krieg 1919–1920“ durch- bittet den Finder, Kontakt mit ihm aufzu- BRÜCKEN-TAUFE Die neue Nogat-Brücke geführt, der sich an Schüler (darunter auch nehmen. Er schreibt, er sei Elbinger und soll einen Namen erhalten. Zu diesem Schüler aus den von der polnischen Min- wohne dort in der Marie[n]burger St[raße] Zweck wurden sieben Ratsherren in eine derheit im Ausland betriebenen Schu- 15. Datiert ist dieses – ausdrücklich als „Fla- Kommission berufen, die aus vier verbindli- len) und an Insassen von Untersuchungs schenpost” gekennzeichnete – Blatt auf den chen Vorgaben eine passende Benennung gefängnissen richtete. Er soll dem Ziel 26. 6. 1931. Über so viele Jahrzehnte hinweg auswählen soll. Diese Alternativen lau- dienen, das patriotische Bewusstsein zu wird, was ursprünglich wohl nur als jugend- ten : „Brücke der Einheit“, „Werderbrücke“, schärfen, Respekt vor den nationalen Tra- lich-unbefangenes Spiel gemeint war, dank „Weichselland-Brücke“ und „Pilecki-Brücke“. ditionen zu vermitteln und ein angemes- der unbestimmten Laufzeit solch einer Rittmeister Witold Pilecki war ein Freiheits- senes soziales Verhalten zu fördern. Den „Post” zu einem kleinen wertvollen histori- kämpfer, wurde in Auschwitz interniert Hauptpreis in der Kategorie der Untersu- schen Dokument. Lech Słodownik und 1946 von den Kommunisten ermordet. chungshäftlinge gewann diesmal ein in Die Entscheidung des Gremiums wird mit Elbing einsitzender Mann, Daniel mit Na- EREMITIN Eine Karmeliterin, die bisher Spannung erwartet. men. Zwei seiner Gemälde mit Kriegssze- dem Kloster ihrer Elbinger Kongregation nen hatten die Jury beeindruckt. „Ich habe zugehört hatte, legte vor kurzem das Ge- BEDROHLICHES DEFIZIT Ende letzten mich“, erklärte der Maler, „schon von früh lübde ab, zukünftig als Einsiedlerin leben Jahres wurde bei der Beratung des städ- an für Geschichte interessiert. Mein Groß- zu wollen. Damit ist sie die erste Eremitin tischen Haushalts offenbar, dass dort für vater war ein Partisan, und meine Nachbarn der Elbinger Diözese. Auf das Leben in Ab- 2018 eine Unterdeckung von 47,5 Mio. Zło- versteckten einen Untergrundkämpfer in geschiedenheit bereitete sich die Nonne 15 ty – und somit der höchste Fehlbetrag in ihrem Haus“. Im Namen von Daniel nahm Jahre lang vor und brachte auch schon zur der jüngeren Stadtgeschichte – eingeplant Major Krzysztof Maroszek, der Leiter der Probe ein ganzes Jahr an ihrem Rückzugs- worden ist. Unter dieser Voraussetzungen Abteilung für Kultur und Bildung, die Aus- ort zu. Nun wird sie sich im ehemaligen dürften sich wichtige Vorhaben wie die Der Westpreuße 2/2018 (März /April) 11
Renovierung von Altbau- und Sozialwoh- nungen, der Bau von Radwegen oder die Erneuerung der überalterten Stadtbeleuch- tung nur realisieren lassen, wenn die EU in größerem Maße Zuschüsse gewährt. WACHABLÖSUNG Dr. Janusz Trupinda mit Kulturminister Piotr Gliński und dessen Stellvertreter Jarosław Sellin (v. r. n. l.) Der bisherige Schlossdirektor Mariusz Mierzwiński ist mit Ablauf des letzten Jahres in den Ruhestand verabschiedet worden. Dr. Janusz Trupinda wurde – und zwar zunächst bis zum 31. Dezember 2018 – vom polnischen Kulturminister Piotr Gliński in Warschau zum Nachfolger F O T O S : T. S U L K O W S K I ernannt. Trupinda ist ein ausgezeichneter Impressionen von den Dreharbeiten auf der Marienburg Kenner der Geschichte des Deutschen LEBENDIGES MITTELALTER Im Rahmen einer Produktion für das polnische Fernsehen Ordens und vor allem in diesem themati- laufen in der Marienburg Dreharbeiten für einen Historien-Film, der den Titel Die Krone schen Umfeld als Autor und Mitautor der Könige trägt und bereits im April zum ersten Mal gesendet werden soll. Im Mittel- zahlreicher wissenschaftlicher Publikatio- punkt der Geschichte, die im Jahre 1335 spielt, stehen die Könige von Böhmen, Ungarn nen hervorgetreten. In den Jahren von und Polen. Die Marienburg diente bei Dreharbeiten schon des Öfteren als Kulisse. So 2000 bis 2011 war er im Burgmuseum entstanden dort beispielsweise Aleksander Fords Sienkiewicz-Adaptation Krzyżacy [Die zunächst als Leiter der Historischen Kreuzritter] (1960) sowie Der Unhold (1996), Volker Schlöndorffs Verfilmung von Michel Abteilung sowie als stellvertretender Tourniers Roman Der Erlkönig. Bei der Besetzung der Statisten-Rollen konnte das Film- Direktor für Wissenschaft und Konservie- team auf zahlreiche Laienschauspieler aus der Stadt zurückgreifen, die aufgrund ihrer rung tätig. Er war Koordinator des Projekts Mitwirkung bei den jährlich stattfindenden Burgfestspielen bereits eine Fülle von ein- Das Jahr von Tannenberg 1410 in der schlägigen Erfahrungen gesammelt haben. Marienburg und darüber hinaus auch als Direktor des Museums der polnischen Post Aufgaben, Haushaltsmittel für die bauliche den Bürgerinnen und Bürgern entgegenge- in Danzig tätig. Grundinstandsetzung des Alten Rathauses, bracht wird. dem zukünftigen Standort des Museums, DIENSTBEGINN Nach einem ordnungsge- einzuwerben. Die zweite, für eine Mitarbei- EHRENVOLLE NOMINIERUNG Der Vorsit- mäßen Besetzungs- terin bzw. einen Mitarbeiter gedachte Stel- zende des Stadtrats, Arkadiusz Mroczkow- verfahren ist Dorota le innerhalb des Hauses soll erst zu einem ski, hat seinen Kolleginnen und Kollegen Raczkowska zur ersten späteren Zeitpunkt besetzt werden. vorgeschlagen, den Monheimer Bürger- Direktorin des neuen meister Daniel Zimmermann aufgrund sei- Stadtmuseums er- PHILATELISTISCHER LECKERBISSEN Jer- ner großen Verdienste um die intensiv ge- nannt worden und hat zy Zimicki, der Vorsitzende des Marienbur- pflegte Partnerschaft zwischen den beiden F O T O : T. S U L K O W S K I am 2. Januar ihre Ar- ger Philatelisten-Verbandes, hat angekün- Städten zum Ehrenbürger zu ernennen. Die Direktorin des beit in der Villa Flatau- digt, dass zur feierlichen Eröffnung des Sofern der Stadtrat diesem Vorschlag zu- Stadtmuseums, er aufgenommen. Ne- Stadtmuseums am 8. Juni ein Sonderpost- stimmt, würde der Monheimer Bürgermeis- Dorota Raczkowska ben der Entwicklung wertzeichen herausgegeben wird. Auch ter die 21. Person sein, der diese Würde zu- der Ausstellungskonzeption und dem Auf- dieser Plan dokumentiert die große Wert- teil wird. Bodo Rückert bau der Sammlung gehört es auch zu ihren schätzung, die dieser Neueinrichtung von 12 Der Westpreuße 2/2018 (März /April)
PANORAMA T horn Eine Zeitzeugin schildert die Situation F O T O : K R Z Y S Z T O F M AT U S I E W I C Z von 1945 FOTOS: DARIA FRANKIEWICZ WEIHNACHTSHILFE Am Sonntag, dem 14. Januar, fand zum 26. Male das Finale des Besucher der Ausstellung „Großen Orchesters der Weihnachtshilfe“, des WOŚP (Wielka Orkiestra Światecznej von Waffen und Uniformen Pomocy), statt. Bis in die späten Abendstunden dieses Tages hinein hatten in ganz teil. Zudem wurde eine höchst aufschlussrei- Polen und bei den polnischen Minderheiten im Ausland hilfsbereite, gutwillige Men- che polnische Wochenschau vorgeführt, die schen für sozial Bedürftige oder auch für die Verbesserung der apparativen medizini- kurz nach der Einnahme der Stadt gedreht schen Ausstattung von Kliniken einen Betrag von 81.423.542 Złoty gespendet. Am Er- worden war. Sie zeigt die Straßen der Stadt folg dieser von Jerzy (Jurek) Owsiak initiierten und geleiteten Aktion waren tausen- und die Thorner Bürger im Februar 1945. Er- de Freiwillige beteiligt. An jedem Ort der Woiwodschaft Kujawien-Pommern wurden gänzt wurde diese Veranstaltung durch eine Konzerte, Versteigerungen oder andere Veranstaltungen durchgeführt, und über Ausstellung von Ausrüstungsgegenständen Thorn wurde ein prächtiges Feuerwerk abgebrannt. der deutschen und der sowjetischen Armee. ZWIESPÄLTIGER GEDENKTAG FOTO: PIOTR OLECKI Der 1. Februar 2018, an dem sich die Be- endigung der deutschen Besatzung zum 73. Male jährte, wurde diesmal mit einiger Zurückhaltung begangen. Noch vor zwei cker bestäub- Jahren hieß der Gedenktag „Befreiung von te Faworki bzw. Thorn“, während man inzwischen in aller Chruściki (Muzen Offenheit davon spricht, dass am 1. Februar oder Raderku- 1945 zwar die Herrschaft der Nationalsozia- chen), durch- listen aufhörte, zugleich aber durch die So- gesetzt. Alle wjets eine neue Okkupation begann : Kurz „TŁUSTY CZWARTEK“ Am letzten Konditoreien bereiten sich sorgfältig auf nach diesem Datum wurden 700 Bewohner Schlacht- und Backtag vor der Fastenzeit, diesen Tag vor, und die Auswahl von Pącz- der Stadt nach Sibirien verschleppt, von de- dem Donnerstag vor der Karnevalszeit, ki scheint mit jedem Jahr immer größer nen 233 nicht zurückkamen. Aus ganz Pom- durften die Menschen noch einmal nach zu werden. Sie werden nicht nur – wie merellen mussten 1945 etwa 18.000 Einwoh- Herzenslust speisen. Dies war der „Tłusty noch vor 30 Jahren – mit Marmelade, son- ner Deportationszüge nach Russland be- czwartek”, der „Fettige Donnerstag“, der dern auch mit Pflaumenmus, Schokola- steigen. – Am Morgen des Tages wurden in in den strenger katholisch geprägten Ge- den-Creme, Toffee oder Mandeln gefüllt. Anwesenheit des Stadtpräsidenten sowie genden des Südwestens von Deutsch- An diesem „fettigen“ Tage wird solches von Veteranen und Soldaten der Garnison land ebenfalls als „schmotzig“ (= fettig) Gebäck in fast allen Lebenslagen genos- Thorn Blumen am Denkmal für die im Zwei- bezeichnet wird. Während man früher das sen. Immerhin heißt es in Polen schon seit ten Weltkrieg Gefallenen niedergelegt. Am Gebäck mit Speck oder Fleisch füllte und langem : Wer am „Fettigen Donnerstag“ Nachmittag veranstaltete das Militär-His- Wodka nachtrank, hat sich demgegenüber keinen einzigen Berliner verzehrt, wird im torische Museum eine Konferenz zum The- seit langer Zeit süßes und fettiges Gebäck, weiteren Leben Pech haben ! ma „Thorn 1945“. An der Diskussion nahmen die Pączki (Berliner) oder mit Puderzu- Piotr Olecki auch ältere Stadtbewohner als Zeitzeugen Der Westpreuße 2/2018 (März /April) 13
PANORAMA Kultur-Informationen Bilddokumente im Netz aus dem »Land am Meer« Das Danziger National- museum konnte ein Vorhaben abschließen, Neuer Schlossherr das darauf zielte, Foto- Das Ordensschloss in glasplatten aus den Stuhm ist nun endgül- Sammlungen des vor tig zu einer Abteilung 1945 tätigen Stadtmu- des Schlossmuseums seums zu digitalisieren. Marienburg geworden. Auf den Negativen sind F OTO: S C H LO S S M U S E U M MA R I E N B U R G Viele Jahre lang hatte die z. B. Sammlungstücke, Silberne Sonnenuhr von Johann Hevelius (1638); Anlage das Stuhmer Kul- darunter auch die im digitalisiertes fotografisches Dokument eines im turzentrum beherbergt ; Krieg verloren gegange- Kriege verloren gegangenen Sammlungsstücks danach hielt die Stadt- nen Gegenstände und verwaltung vergeblich Kunstwerke, sowie Danziger Ansichten, Innenräume der Danziger Szene aus der mittelalterlichen kriegerischen nach einem Käufer – und Kirchen und architektonische Skizzen festgehalten. Die Ergebnisse Vergangenheit der Burg zugleich Investor – Aus- dieser Arbeiten sind unter szklanenegatywy-mng.pl zu betrachten. schau. Da diese Bemü- Die Digitalisierung wurde im Rahmen des vom Ministerium für Kul- hungen scheiterten, wurde das Schloss vom Staat übernommen, tur und Nationales Erbe finanzierten Projekts zur »Erforschung der und schließlich traf das Ministerium für Kultur und nationales Erbe polnischen Kriegsverluste« durchgeführt. In naher Zukunft plant das die Entscheidung, das Schloss dem Marienburger Museum zu über- Museum, Klischees aus der Vorkriegszeit, die sich in seinen Sammlun- geben (DW 1/2017). Nach dem Abschluss aller Vorklärungen fand am gen befinden, ebenfalls zu digitalisieren und zugänglich zu machen. 7. Januar eine feierliche Übergabe statt, der der Stellvertretende Kul- turminister Jarosław Sellin, der Stuhmer Bürgermeister Leszek Tabor Pfahlgalerie und der neue Direktor des Marienburger Schlossmuseums, Janusz Nach zweijährigen Restaurierungsarbeiten wurde in Danzig am Trupinda, beiwohnten. Auf dem Schlosshof wurde eine historische 18. Januar die Galeria Palowa [Pfahlgalerie] eröffnet. Die ehemalige Szene aus der Geschichte der Burg nachgespielt, und danach bekam Pfahlkammer ist der älteste Teil des altstädtischen Rathauses ; in der Direktor symbolische Schlüssel zum Schloss überreicht. ihren Kellern wurden auch die ältesten Siedlungspuren der Stadt gefunden, die auf die Zeit um 930 datieren. Bevor das Historische Erweiterte Konzeption Museum der Stadt Danzig die Räume erwarb, beherbergten sie ein Das Museum der Pol- Restaurant. Jetzt sollen hier Sonderausstellungen zur Geschichte und nischen Post in Danzig zum Kulturerbe von Danzig präsentiert werden. Bei den Arbeiten plant Veränderungen wurden auch Elemente der mittelalterlichen Architektur und Aus- seiner Dauerausstellung. stattung – Geheimgänge, Türen, Fenster und Wandmalereien – ent- Das entsprechende Kon- deckt bzw. geborgen. zept wurde am 11. Januar im Museum vorgestellt Neutöner FOTO: MUSEUM DER POLNISCHEN POST und erläutert. Einen Vom 18. bis zum 21. Januar fan- Kernpunkt der Veran- den in Danzig zum 8. Male die staltung bildete die Prä- »Tage der Neuen Musik« statt. sentation von Gegen- Diese Veranstaltung bietet ständen des täglichen avantgardistische Auseinan- Blick in den Sortierraum Gebrauchs, die im Mas- dersetzungen mit traditionel- der Polnischen Post sengrab der von den len musikalischen Formen, Gat- Nationalsozialisten hin- tungen und Instrumenten. Im gerichteten Verteidiger der Danziger Post entdeckt und anschlie- Programm dieses Jahres wur- ßend restauriert worden waren : Brillen, kleine Medaillen, Taschen- den beispielsweise unkonven- kämme oder ein Uniformknopf mit einem Schussloch. Sie sollen tionelle Spielweisen der Elekt- zukünftig in die modernisierte Dauerausstellung einbezogen wer- rogitarre erkundet, das Trio Bastarda bot eigene Neubearbeitungen den. Darüber hinaus können dann auch Partien des Postgebäudes, von Liedern und Motetten des mittelalterlichen Komponisten Petrus die – wie der Sortierraum – bisher nicht zugänglich waren, besich- Wilhelmi de Grudencz, und das Berliner Ensemble Zeitkratzer adap- tigt werden. Die neue Dauerausstellung soll 2019 eröffnet werden. tierte und interpretierte Songs aus den Alben »Kraftwerk« und »Kraft werk 2« der gleichnamigen Band. ❧ Joanna Szkolnicka 14 Der Westpreuße 2/2018 (März / April)
REISEN UND ERKUNDEN »PAŁAC KŁANINO« IN DER NORDKASCHUBEI Ein Hotel lädt zur Lektüre seiner Geschichte ein Von Joanna Szkolnicka W er bei Celbau, südwestlich von Putzig, die Woiwod- die Gäste bei der Rezeption auch noch schaftsstraße 213 nimmt und in Richtung Stolp fährt, eine Vitrine, in der sich in einer pol- kommt wenige Kilometer vor Krockow an einem auf- nischen Übersetzung Exemplare der fälligen, turmbewehrten Gutshaus vorbei, auf das von »Wspomnienia«, der »Erinnerungen«, der Straße aus eine schnurgerade Allee zuläuft. Während man das von Gerhard Behrend von Graß be- Gebäude und den Park für lange Zeit nur durch das Gartengitter finden. Wenn hier die Memoiren des betrachten konnte, ist das Tor jetzt geöffnet : Seit kürzerem laden letzten deutschen Besitzers von Kla- dort ein Hotel und ein Restaurant, die beide höheren Ansprüchen nin erworben werden können, sieht genügen können, zum Verweilen ein (http : //klanino.pl). das Management somit offenbar selbst Neben vielen Attraktionen, zu denen auch Möglichkeiten zu das Hotel in der langen Tradition des Ausritten sowie ein luxuriöser Wellness-Bereich zählen, finden Hauses und fordert ausdrücklich dazu Der Westpreuße 2/2018 (März / April) 15
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