CAMPUS:REPORT 01 | 2004 - FUSION ALS MANAGEMENT VON DIFFERENZ WISSENSCHAFTLER IM WÜSTENSAND - UNI DUE
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42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:11 Seite 1 CAMPUS:REPORT 01 | 2004 WISSENSCHAFTLER IM WÜSTENSAND FUSION ALS MANAGEMENT VON DIFFERENZ IM RICHTIGEN RHYTHMUS (TITELFOTO) ISSN 1612-054X
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:11 Seite 2 CAMPUS:REPORT 01 | 04 04-05 UNI-DE Bilder | Studierendenausweise AUF DEM WEG ZU DEN STERNEN? Spitze sind – abgesehen von der Berliner „Humboldt“ – nur Universitäten in Süddeutschland, 06-07 AMTSEINFÜHRUNG brachte jüngst das Gütersloher Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) das Ergebnis seiner Ein Management von Differenz bringt Uni auf den Weg zum Erfolg Evaluation der Forschungsleistungen deutscher Hochschulen auf einen kurzen Nenner. Für dreizehn Fächer hatte das Centrum die Zahl der vorgelegten Publikationen und der Promotionen sowie die 08-09 HOCHSCHULPOLITIK Höhe der eingeworbenen Drittmittel untersucht und danach eine Ranking-Liste aufgestellt. Die Goodbye, Kanzler | Geschlossen an die Arbeit fusionierte Universität Duisburg-Essen erreichte dabei in keinem Fach die Spitzengruppe. 10-11 FORSCHUNG Der Forschungs-Prorektor der Hochschule, der Chemiker Eckart Hasselbrink, hat sich genauer mit Saubere Energie: Unabhängig vom Stromnetz den Bewertungskriterien des Rankings und den Schlussfolgerungen befasst. Er sieht die eigene Universität statt in der deprimierenden Rolle eines der Schlusslichter vielmehr in einer aussichts- 12-13 INTERNATIONALES reichen Position, um in der Zukunft als „rising star“ in der Forschungslandschaft zu glänzen. Stipendiaten erforschten Strukturwandel im Ruhrgebiet Physik und Chemie in Duisburg-Essen verfehlen nach Hasselbrink nur knapp einen Spitzenplatz. 14-17 MAGAZIN Auch in den anderen untersuchten Fächer hat die Uni Stärken vorzuweisen. Starker Beirat, starkes Institut | Spende: Yi-Kinder dürfen lernen | Italien und die EU | Leere Konten, volle Konten | Umstrittene AStA-Wahl – Nachspiel hat begonnen | Dass die Hochschule sich gerade mit ihren naturwissenschaftlichen Disziplinen so gut behaupten Schöne neue Nano-Welt | Blicke auf Religion und Gewalt | konnte, ist für Hasselbrink keine Überraschung. Schließlich fördert die Deutsche Poetenbilder aus Essener Sicht | Sichtwerke doppelt im Angebot Forschungsgemeinschaft (DFG) hier gleich fünf Sonderforschungsbereiche. Damit sind fast zehn Prozent der so geförderten Exzellenzzentren der physikalischen und chemischen Forschung in 18-19 GÄSTEBUCH Deutschland an der vereinigten Universität angesiedelt. Im gerade veröffentlichten Die Innenseiten der Geschichte | Kompromiss nach langer Nacht „Förderranking“ der DFG belegen Mathematik und Physik jeweils Rang zwölf bzw. elf. 20-21 FORSCHUNG Der Prorektor gibt eine zuversichtliche Prognose: „Wenn wir in Duisburg und Essen die Auf den Spuren alter Kulturen: Wissenschaftler im Wüstensand Anfangsschwierigkeiten der Fusion überwunden haben und unsere Chancen richtig nutzen, werden wir das nächste Mal in einigen Fächern in der Spitzengruppe zu finden sein.“ 22-25 MAGAZIN Energieforschung im Netz | Harte Währung für Gründer | Überhaupt nicht fett und faul | Per TRAIN in die Selbständigkeit | Färben im Schongang | PAN hält Kontakt |Schwarze Zahlen 26-27 MEDIZIN Ministerin erkannte: Mangel verhindert Erfolge nicht 28-29 FORSCHUNG Rasen schadet Ihrer Gesundheit | Physik des Curlings 30-37 NAMEN UND NOTIZEN Personalnachrichten | Impressum 38-39 HOCHSCHULMUSIK Im richtigen Rhythmus 4O SCHLUSSPUNKT Gesundheitsreformer
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:11 Seite 4 UNI-DE CAMPUS:REPORT 01 | 04 Papier in Duisburg, Plastik in Essen. Was besser ist (weil Zellulose sich selbst entsorgt oder – um- gekehrt – Kunststoff für ein ganzes Studentenleben reicht), fragen wir nicht. Wir stellen aber fest, dass die unterschiedlichen Ausweise ihren Inhabern auch unterschiedliche Rechte verschaffen. Die Essener „universale“ öffnet unter anderem die Tür zu allen Niederlassungen der Hochschulbiblio- thek; das Duisburger Papier muss weiterhin durch einen Bibliotheksausweis ergänzt werden. 4 5
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:11 Seite 6 FOTOS: EICKERSHOFF/WAZ (1), ANDRE ZELCK (5) AMTSEINFÜHRUNG CAMPUS:REPORT 01 | 04 Ein Festtag für die EIN MANAGEMENT Universität: Ehrenbürger Berthold Beitz (Foto rechts), der Vorsitzende der VON DIFFERENZ Hochschul- rektorenkonferenz, Peter Gaehtgens BRINGT UNI AUF und Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft gratulierten dem Gründungsrektor zur offiziellen Amtsübernahme – DEN WEG ZUM ERFOLG neben vielen anderen Gästen und den Musikern der Folkwang Hochschule. Für die Universität war es der lange erwartete Festtag in einem anstrengenden Jahr der Neuorien- „Chancen in der Zusammenführung“ erkannte auch der Vorsitzende der Hochschulrektorenkonfe- tierung: Sie begrüßte am 19. November offiziell und im stilvollen Rahmen der Inaugurationsfeier renz, Professor Dr. Peter Gaehtgens. Der Mann aus Berlin wusste aber auch, dass solche Unterneh- ihren Gründungsrektor. Der konnte sich nicht nur über das vielfache Echo freuen, das seine Amts- men „nicht immer ein Erfolg sind“. Denn: „Da gibt es die Furcht vor dem Verlust der eigenen Iden- einführung fand, sondern auch – besondere Aufmerksamkeit der Programmmacher – über die für tität, vor dem Verlust der Möglichkeiten, selbst etwas gestalten zu können.“ Lothar Zechlin sieht ihn maßgeschneiderte Begleitmusik. Eine Jazz-Formation der Folkwang Hochschule stieg dafür auf das wohl ähnlich. Zwar unterstrich er, was er bei früheren Gelegenheiten schon angekündigt hatte: die Bühne; das Solo-Instrument war ein Saxophon – gelegentlich spielt Lothar Zechlin es auch. die Fächerallokation im Frühjahr im Rektorat verbindlich festzulegen, ansonsten aber setzt Zechlin auf Geduld, auf die „Gewinnchancen der Langsamkeit“ und auf ein „Management von Differenz“. Viel Prominenz aus der Region hatte sich im Audimax in Duisburg zu den Hochschulmitgliedern ge- Nicht die Detailsteuerung sondern die Schaffung eines zentralen Entwicklungsrahmens mit Qua- sellt, als der Vorsitzende des Gründungssenats, der Essener Anglist Elmar Lehmann, zur Einstim- litätssicherung, strategischem Controlling und Budgetsteuerung sei Sache der zentralen Leitung. mung auf Bevorstehendes das schwere Amt des Rektors beschrieb: aus zwei gebrauchten Kleinwa- Jeder Campus solle dann in innerer Autonomie sein eigenes Profil festlegen und seine eigene Ent- gen einen Kraftwagen für schweres Gelände zu machen. Auf den Erfolg sind nicht nur Lehrende und wicklung nehmen, versprach Zechlin. Schließlich: Die Universität Duisburg-Essen solle in Form ei- Lernende in Duisburg und Essen angewiesen, Politik und Wirtschaft in der Umgebung der Hoch- ner Campus-Universität fähig sein, die lokalen Anbindungen mit den jeweiligen spezifischen Duis- schule brauchen ihn auch und bezeugten das durch ihre Präsenz. burger oder Essener Eigenheiten beizubehalten. Zieling und Reiniger werden es gern gehört haben. Ehrenbürger und Ehrensenatoren waren gekommen: der Vorsitzende des Kuratoriums der Alfried NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft sah die neue Hochschule nach den aufreibenden Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Professor Dr. Berthold Beitz, der frühere NRW-Kultusminis- Auseinandersetzungen im Fusionsprozess mittlerweile bei „konstruktiver Aufbauarbeit“ und betonte ter Professor Dr. Fritz Holthoff, der Duisburger Alt-Oberbürgermeister Josef Krings. Natürlich waren die Bedeutung „einer der größten Universitäten des Landes“ für dessen wirtschaftliche Entwicklung. auch Duisburgs amtierende Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling und ihr Esssener Amtskollege Die Inauguration des Gründungsrektors war für Kraft „ein Festtag und das Happyend nach einer Dr. Wolfgang Reiniger dabei, beide als offizielle Gratulanten. Blickwinkel und Aktionsradius zweier schweren Phase“. Jetzt sei es wichtig zu zeigen, dass der eingeschlagene Weg ein erfolgreicher Weg Rathaustürme dürften der Entfaltung der gemeinsamen Hochschule keine Grenzen setzen, mahnte sein werde. Die Landesregierung, versprach die Ministerin, werde den anstehenden Umstrukturie- Zieling. Mit Reiniger war sie sich einig: Die Fusion sei „eine große Chance für beide Städte“. rungsprozess fördern. Das wiederum hat man in der Hochschule gern gehört. 6 7
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:12 Seite 8 HOCHSCHULPOLITIK CAMPUS:REPORT 01 | 04 GOODBYE, KANZLER GESCHLOSSEN AN DIE ARBEIT Viel Prominenz aus der Region hatte Gastgeber Rektor Zechlin zu begrüßen, als sich die Universität In beeindruckender Geschlossenheit hat der Gründungssenat der Universität Duisburg-Essen im am 14. Januar mit einem Empfang von ihren beiden Kanzlern, Dr. Elmar Lengers und Carl-Friedrich November die vom Rektor vorgeschlagenen Kandidaten in die vier Prorektoren-Ämter gewählt. Bei Neuhaus, verabschiedete. Seit dem 1. Januar befinden sie sich im einstweiligen Ruhestand. 14 abgegebenen Stimmen gab es kein „Nein“ und nur jeweils eine bzw. zwei Enthaltungen. Das Gesetz zur Errichtung der Univer- Mit einem heiter-ironischen „Mär- um innegehabt hatte. 1995 kam Carl- Der Rektor also konnte sich freuen trale der Commerzbank AG, Frankfurt, sität Duisburg-Essen eröffnete Wissen- chen von der Allianz“, das die bewegte Friedrich Neuhaus als Verwaltungschef über einen gegenüber seinen Personal- wurde Professor für Betriebswirtschafts- schaftsministerin Kraft diese Möglich- Fusionsgeschichte nacherzählt und das an die Universität Duisburg. Zuvor hat- vorschlägen aufgeschlossenen Grün- lehre in Greifswald und schließlich 1999 keit. Nach der Hochschulgründung vor von der Personalratsvorsitzenden Gabi te er an der Universität Düsseldorf das dungssenat. Möglichen Einwänden be- Professor für Industriebetriebslehre/ einem Jahr hatten beide Kanzler das Schulte vorgetragen wurde, verab- Baudezernat geleitet und war Kanzler- gegnete Zechlin bereits, bevor sie in Produktionswirtschaft, insbesondere Amt gemeinsam wahrgenommen und schiedeten sich die zahlreich vertrete- vertreter. Zu den Herausforderungen eine lange Diskussion gerieten. Die Management und Controlling der Pro- waren deshalb auch Hauptansprech- nen weiteren Beschäftigten beider während der Amtszeiten gehörten die Zusammensetzung ihres Leitungsor- duktion in Duisburg. Forschungsarbei- Eckart, Hasselbrink, partner für Ministerialdirigent Heiner Campi von ihren Dienstvorgesetzten. Durchsetzung wichtiger Bauvorhaben, gans spiegelt nicht die Fächer- oder Fachbereich Chemie, ten sind der Koordination in mehrstufi- Kleffner, der in der ersten Phase Grün- Der Vorsitzende des Gründungssenats etwa das Audimax, das Forschungsge- Fakultätenstruktur der neuen Hoch- Essen – gen Planungssystemen sowie der ver- Prorektor mit dem dungsbeauftragter der Universität war. und Altrektor Elmar Lehmann griff in bäude oder das Wirtschaftsinforma- schule – die Geisteswissenschaften Aufgabengebiet teilten Entscheidungsfindung und Im Namen der Ministerin sprach er den seiner Ansprache auch auf die Mär- tikgebäude in Essen sowie in Duisburg und die Medizin „kommen nicht vor“. Forschung, Produktionslogistik gewidmet. wissenschaftlicher Kanzlern Dank und Anerkennung für chenwelt zurück, als er das Verhältnis der Bau des Zentrums für Halbleiter- Auch die Frauen „kommen nicht vor“. Nachwuchs, Transfer. WOLFGANG M. RUESS: In Bonn wurde 25 Gespräche mit möglichen Kandi- er 1971 zum Dr. rer. nat. promoviert, FOTOS (3): ANDRE ZELCK daten und Kandidatinnen habe er ge- und dort habilitierte er sich 1977 für führt, eine Kandidatin schließlich nicht das Fach Mathematik. Rueß (geb.1944) gewinnen können, sagte Zechlin, und startete seine wissenschaftliche Karrie- den Anhängern von mehr Proporz in re 1969 am Institut für Angewandte anderer Hinsicht versprach er: „Die Mathematik in Bonn, wo er auch Mit- Belange der nicht vertretenen Fächer glied im Sonderforschungsbereich 72 werden nicht vernachlässigt.“ Das Rainer Leisten, „Approximation und Optimierung einer genügte für klare Vertrauensbeweise Fakultät für anwendungsbezogenen Mathematik“ Wirtschafts- an Eckart Hasselbrink, Rainer Leisten, wissenschaften, war. Als Dozent kam er 1979 nach Es- Wolfgang M. Rueß und Klaus Solbach. Duisburg – sen; hier wurde er 1981 zum außer- Prorektor für ECKART HASSELBRINK: Nach der Pro- Studium und Lehre. planmäßigen Professor für Mathematik motion zum Dr. rer. nat. am Max-Planck- ernannt. Das Langzeitverhalten von Institut für Strömungsforschung, Göt- zeitlich veränderlichen Prozessen in tingen, habilitierte er sich 1993 an der Physik und Biologie gehören zu seinen Freien Universität Berlin für Physikali- Forschungsschwerpunkten. sche Chemie. Hasselbrink (geb. 1956) KLAUS SOLBACH: Studium in Aachen, profilierte sich als Postdoctoral Fellow Promotion zum Dr.-Ing. 1979 in Duis- Abschiedsempfang im Essener Glaspavillon für zwei Chefs: Dr. Elmar Lengers und Carl Friedrich Neuhaus zogen sich von ihren Amtsgeschäften zurück. an der Stanford University, als Mitar- burg. Solbach (geb. 1951) nahm im Wolfgang M. Rueß, beiter am Franz-Haber-Institut der Fachbereich selben Jahr seine Tätigkeit als Entwi- die geleistete Arbeit vor und nach der zwischen Rektor und Kanzler mit je- technik und Optoelektronik, der Ver- Max-Planck-Gesellschaft Berlin und als Mathematik, cklungsingenieur in der Industrie auf. Essen – Fusion aus. Die Entscheidung zur Ver- nem zwischen Hase und Igel verglich. waltungsneubau oder auch das Inter- Lektor für Physik an der Odense Uni- Prorektor für Er beschäftigte sich mit Mikrowellensys- setzung in den Ruhestand bedeute kei- Der Igel – Kanzler – sei immer schon nationale Gästehaus. versitet. 1998 wurde er Professor für Entwicklunbgsplanung temen sowie Antennen für Radar- und mit dem Schwerpunkt nen Mangel an Wertschätzung, beruhe da, weil er als Budgetverantwortlicher Rektor Zechlin würdigte in seiner Physikalische Chemie in Essen. Die Dy- Campus Essen. Kommunikation. Er bearbeitete viele jedoch auf der Einsicht, dass die Hoch- andere Zusagen geben könne als der Ansprache auch die Leistungen beider namik an Grenzflächen, Surface Photo- große, auch internationale Projekte, schule gerade auf dieser Schaltstellen- Hase – Rektor –, der stets an die Ver- Kanzler bei der Modernisierung und chemistry, Funktionale Molekulare Mo- zuletzt bei DaimlerChrysler Aerospace position die Chance zu einem echten nunft appellieren müsse. Umstrukturierung der Verwaltungen noschichten, Nanostrukturierung und (jetzt EADS), bevor er 1997 den Ruf Neuanfang haben müsse. Dass die Dr. Elmar Lengers war seit 1992 und die konsequente Nutzung aller Epitaxie nennt er als seine Forschungs- auf die Professur für Hochfrequenz- Hochschulkanzler des Landes diese Kanzler der Universität Essen, nach- Möglichkeiten zu einer flexibilisierten schwerpunkte. technik in Duisburg annahm. Sys- Haltung nicht teilen und stattdessen dem er zuvor verschiedene leitende Haushaltsführung. Beide Hochschulen RAINER LEISTEN: 1984 wurde Leisten temtechnische Fragen der Hochfre- die Weiterbeschäftigung zumindest ei- Tätigkeiten im Wissenschaftsministeri- gehörten zu den ersten, die landesweit (geb. 1957) in Köln zum Dr. rer. pol. pro- quenztechnik, Konzepte höchstfre- nes der beiden erfahrenen Amtsinha- die Kosten- und Leistungsrechnung moviert; 1995 habilitierte er sich – un- Klaus Solbach, quenter Übertragungssysteme sowie Fakultät für ber befürwortet hätten, stellte ihr eingeführt und die sich daraus erge- terstützt durch ein Stipendium der Ingenieur- Radar- und Radiometer-Sensoren mit Sprecher Ulf Pallme König in den Mit- benden Steuerungsmöglichkeiten ge- Deutschen Forschungsgemeinschaft – wissenschaften, abbildenden Eigenschaften und die Un- Duisburg – telpunkt seiner Ansprache. Das Verfah- nutzt hätten. in Heidelberg für Betriebswirtschafts- Prorektor für tersuchung von Antennen mit elektro- ren koste das Land viel Geld, und eine lehre. Er unterbrach die Uni-Laufbahn Entwicklungsplanung nischer Strahlsteuerung nennt er als mit dem Schwerpunkt Neubesetzung dauere ihre Zeit. für drei Jahre als Controller in der Zen- Campus Duisburg. seine Forschungsschwerpunkte. 8 9
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:12 Seite 10 SAUBERE ENERGIE: FORSCHUNG CAMPUS:REPORT 01 | 04 UNABHÄNGIG VOM STROMNETZ Gleich zwei Ministerien waren hochrangig vertreten, als am 17. Oktober das Zentrum für Brenn- stoffzellenTechnik (ZBT) nach nur einjähriger Bauzeit auf dem Duisburger Uni-Campus offiziell eröffnet wurde. Das labortechnische Vorzeigeobjekt strahlt Helligkeit und Weite aus. Von Beate H. Kostka (Text) und Andre Zelck (Fotos) Architektonisch gelungen ist das neue Institutsgebäude, das in seiner klaren Formensprache Funktionalität mit Eleganz verbindet. Institutsleite- rin Professorin Dr. Angelika Heinzel (rechts): „Das Gebäude bietet uns den richtigen Rahmen für die zahlrei- chen Praxisprojekte, für die eine vielseitige und flexible Büro- und La- borinfrastruktur Voraussetzung ist.“ Mehr als 300 Gäste waren der Einladung von Ins- liegen des neuen An-Instituts der Universität, Das Funktionsprinzip der Brennstoffzelle ist Eine zügige Markteinführung von Brennstoff- titutsleiterin Professorin Dr. Angelika Heinzel ge- das mit 15,4 Millionen Euro aus Landes- und EU- mit einem kleinen Kraftwerk zu vergleichen: In zellensystemen erwartet Professorin Heinzel im folgt und besichtigten den lichtdurchfluteten qua- Mitteln gefördert wurde. einem chemischen Prozess werden Wasserstoff Bereich der kleinen, autarken Stromversorgungs- dratischen Gebäudekomplex. Der 5,5 Millionen Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft ver- und Sauerstoff in Wasser umgewandelt. Dabei einheiten, zum Beispiel als tragbare Aggregate, Euro teure Neubau verbindet modernste Labor- wies in ihrem Grußwort darauf, dass „zur Etablie- wird mit einem vergleichsweise hohen Wirkungs- als fest installierte Notstrom-Einrichtungen oder technologie mit vielseitig nutzbarer Büro- und Ta- rung der Brennstoffzellentechnik in den verschie- grad die im Wasserstoff gespeicherte elektrische als Bord-Stromversorgung in Fahrzeugen. Aber gungsinfrastruktur und bietet daher gute Voraus- denen Anwendungsfeldern als kommerzielles Energie freigesetzt, und es entsteht auch nutzba- auch im Bereich der Hausenergieversorgung wird setzungen für die Weiterentwicklung einer Zu- Massenprodukt noch umfangreiche Forschungs- re Wärme. In Zeiten zunehmender Blackouts intensiv geforscht. Zu den Hauptfragen gehört kunftstechnologie, mit der sich weit reichende und Entwicklungsarbeiten notwendig sind, bei- werden Brennstoffzellen immer wichtiger, da sie dabei, wie sichergestellt werden kann, dass der Erwartungen verknüpfen. spielsweise bei der Entwicklung leistungsfähiger die nötige elektrische Energie umweltschonend Energieträger Wasserstoff in ausreichender Men- In seiner Ansprache würdigte Energieminister SAUERSTOFF und langlebiger Materialien”. Dass das ZBT auch direkt vor Ort erzeugen. Einsatzfelder sind unter AUTARKES ge zur Verfügung steht. Dr. Axel Horstmann den besonderen Stellenwert UND für Stadt und Region den größten Stellenwert ha- anderem Fahrzeugantriebe, Hausheizungen und STROMNETZ Dazu wird vor allem wasserstoffreiches des neuen Instituts: „Das ZBT macht Nordrhein- WASSERSTOFF be, unterstrich Oberbürgermeisterin Bärbel Zie- Großkraftwerke mit mehreren Megawatt Leis- FÜR DIE Brenngas benötigt, das über dezentral umgewan- Westfalen zusammen mit den innovativen Unter- REAGIEREN ling in ihrem Grußwort: „Nun kann um das ZBT tung – das Spektrum reicht bis hin zum Bereich VESORGUNG delte Kohlenwasserstoffe wie Erdgas, Flüssiggas nehmen und Forschungseinrichtungen des Lan- MITEINANDER, als Kern sukzessive ein Kompetenzzentrum ent- der Kleinstanwendungen wie Handys oder mobile IM NOTFALL oder Benzin und Diesel gewonnen werden kann. des bundesweit zum Spitzenstandort für diese SO DASS stehen, in dem die Erarbeitung wissenschaftli- Computer. ODER AUF Hier kommen Dampfreformer zum Zuge, die das zukunftsorientierte Energietechnologie.“ Die Lan- WASSER UND cher Grundlagen mit der wirtschaftlichen Nut- In ihrer Ansprache erläuterte Institutsleiterin HOHER SEE ZBT bereits erfolgreich in unterschiedlichen desregierung unterstütze die Entwicklung, Pro- STROM zung der Brennstoffzelle Hand in Hand geht.“ Professorin Dr. Angelika Heinzel, dass das ZBT Größenordnungen für etliche Projektpartner aus duktion und Anwendung von Brennstoffzellen- ENTSTEHEN Rektor Professor Dr. Lothar Zechlin gab seiner Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie dem In- und Ausland herstellt. technik, so Horstmann, weil man sich von ihr Freude darüber Ausdruck, dass zu seinen ersten Dienstleistungen im Bereich der Brennstoffzellen- Mehr Informationen: www.brennstoffzelle-nrw.de, nicht nur einen Impuls für den Arbeitsmarkt ver- Amtshandlungen die Eröffnung dieses wegwei- technologie durchführen wird. Der Transfer von www.zbt-duisburg.de spricht, sondern auch einen eigenständigen Bei- senden Forschungszentrums gehöre. Technologie und Know-how in die Region zur trag zur Sicherung der Energieversorgung sowie Viele Experten gehen davon aus, dass die nachhaltigen Verbesserung der Wettbewerbs- zum aktiven Klima- und Umweltschutz. Mit den Brennstoffzellentechnologie die Welt der Energie- fähigkeit sei dabei eine zentrale Aufgabe. Profes- hocheffizienten, schadstoff- und geräuscharmen technik gründlich verändern kann. Sie gilt als die sorin Heinzel: “Brennstoffzellensysteme in den Energiewandlern werde ein qualifizierter Zugang Alternative zur Treibhausgas fördernden Energie- verschiedensten Anwendungen marktfähig zu zu neuen Märkten ermöglicht. erzeugung aus fossilen Brennstoffen. machen – das ist die spannende Aufgabe der Einen Beitrag zum nötigen Brückenschlag nächsten Jahre, die wir am ZBT in Zusammenar- zwischen Forschung und unternehmerischer beit mit der Industrie angehen möchten.” Nutzanwendung zu leisten ist eines der Hauptan- 10 11
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:12 Seite 12 STIPENDIATEN ERFORSCHTEN INTERNATIONALES CAMPUS:REPORT 01 | 04 STRUKTURWANDEL IM RUHRGEBIET Auf Einladung des Initiativkreises Ruhrgebiet erforschten junge Wissenschaftler aus aller Welt neun Monate lang den Strukturwandel im Ruhrgebiet, vier von ihnen an der Uni Duisburg-Essen. Der Re- gionalforscher Hans-Heinrich Blotevogel, Duisburg, und der Geograph Hans-Werner Wehling be- treuten sie. Im Folgenden berichten sie über ihre Eindrücke. Die Fotos machte Andre Zelck. Ich heiße Anna Ostrega und ich bin Doktorandin an der Akademie für Ich bin Pim Quist und komme von der Partneruniversität Nijmegen. Bergbau und Hüttenkunde in Krakow. Ich habe als Fellow des Ini- In den Niederlanden gibt es viele falsche Vorstellungen über das tiativkreises Ruhrgebiet an dem Projekt „The Role of Flagship Projects Ruhrgebiet, deshalb hat es mich gereizt, diese Region und ihre Ent- in Regional Restructuring and Urban Regeneration“ gearbeitet. wicklungsmöglichkeiten genauer zu erforschen. Während meines Aufenthalts im Ruhrgebiet wurde ich von Profes- Mit Unterstützung von Professor Hans-Heinrich Blotevogel habe sor Hans-Werner Wehling in Essen betreut. Hier sein zu können gab ich mich mit den Bahnhöfen des Reviers auseinandergesetzt und wie mir die Möglichkeit, Wissenschaftler und Studenten zu treffen und sie wieder attraktiver gestaltet werden können. Waren sie früher be- In Essen die Zechen- Erfahrungen auszutauschen. Im Rahmen des Programms musste je- wunderte Verkehrskathedralen und repräsentative städtische Ein- Tour durch die landschaft erkundet: Bahnhöfe im Revier: Anna Ostrega. der von uns Fellows ein Flagship Project übernehmen. Ich habe mei- gangstore, so ist der Reisende heute darauf bedacht, sie möglichst Pim Quist. nen Schwerpunkt in den Nord-Osten von Essen gelegt. In dieser Regi- schnell hinter sich zu lassen. Ich habe mir vor allem die Projekte ge- on gibt es stillgelegte historische Zechen, die zum Teil bereits in kul- nauer angesehen, wo versucht wird, den Bahnhof mit kulturellen Ele- turelle oder wirtschaftliche Institutionen umgewandelt worden sind. menten lebendiger zu gestalten, also zum Beispiel mit Galerien oder Die Grundidee meines Projektes ist, Verbindungen zwischen bereits Ateliers für Künstler. genutzten Objekten und solchen, die noch keine neue Funktion auf Im Bahnhof von Hamm wurden beispielsweise in einer ehemali- den Zechengeländen gefunden haben, zu schaffen. Es ist wichtig, gen Poststation und in einem alten Eisenbahnwaggon kleine Theater dass der besondere Charakter der Region beibehalten wird und die eingerichtet. Es zeigte sich, dass diese kulturellen Aktivitäten einen Anwohner mit in die Umgestaltung einbezogen werden. Die Popula- großen Einfluss auf die Ausstrahlung der Bahnhöfe als Visitenkarte rität der Zeche Zollverein kann dabei genutzt werden, um für eine der Ruhrstädte haben. Es ist gut, auch auf diese Weise die Kultur Verbindung von Zechenvergangenheit und Unternehmen der Zukunft näher an die Gesellschaft heranzuführen und Bahnhöfe wieder zu zu werben. Um auf die Nutzungsmöglichkeiten bestimmter Objekte dem zu machen, was sie einmal waren: Plätze der Begegnung und einzugehen, war es notwendig, die charakteristischen Merkmale der des Austausches. Auf diese Weise können auch Bahnhöfe einen guten Region aufzulisten und dabei auch die Wünsche der derzeitigen Besit- Beitrag für die Region leisten, einmal Kulturhauptstadt Europas zu zer und Nutzer der Gebäude zu berücksichtigen. werden. Mein Name ist Elisabetta Ferrante. Ich komme aus Apulien im Süden Ich heiße Ileana Apostol, komme aus Rumänien und forsche zur Zeit Italiens und studiere an der Polittecnico di Bari-sede di Taranto Um- an der University of Southern California. In unserem gemeinsamen welt-Ingenieurwesen. Mein Schwerpunkt liegt dabei im Städtebau. Forschungsprojekt hat mich in Duisburg Professor Blotevogel wissen- Dank eines Stipendiums des Initiativkreises Ruhrgebiet konnte ich bis schaftlich betreut. Ende November im Ruhrgebiet forschen. Mein Studium dauert in Itali- Ich habe mich konkret mit dem geplanten Industriekulturzug be- en fünf Jahre. Wenn ich aus Deutschland zurückkehre, werde ich mei- fasst, der als regionsspezifische Besonderheit einheimischen Interes- nen Master machen. Während meines Aufenthalts in Essen wurde ich sierten und auswärtigen Touristen Eisenbahnrundfahrten auf alten In- von Professor Wehling betreut. dustrie-Zugtrassen bieten soll. Ich habe vor allem untersucht, welche Während meiner Zeit im Ruhrgebiet habe ich mich mit dem Stadt- Bedeutung dieses Projekt für die fragmentierte Ruhrregion haben Katernberg genauer teil Katernberg im Norden Essens beschäftigt. Mein Ziel war es, in kann. Auf bislang kaum für die Öffentlichkeit erschlossenen Routen Im Industriekulturzug betrachtet: unterwegs: Elisabetta Ferrante. diesem Bereich ein sogenanntes Flagship Project zu schaffen: Ich ha- verbindet es interaktiv die traditionellen industriekulturellen Sehens- Ileana Apostol. be damit begonnen, die städtebaulichen Aspekte Katernbergs aufzulis- würdigkeiten mit den modernen City-Centern und Freizeitanlagen. Ich ten und zu analysieren. Das Projekt soll dazu führen, das internatio- bin der Überzeugung, dass das Projekt durch seinen historischen nale Ansehen des Ruhrgebiets zu verändern, indem ich den Wandel Brückenschlag zwischen dem 19. und dem 21. Jahrhundert das Po- eines Stadtteils verfolge und beschreibe. tenzial hat, zum Erfolgsmodell für andere Regionen mit Strukturwan- Nach Abschluss meines Aufenthalts im Ruhrgebiet hoffe ich, viele delproblemen zu werden. Erfahrungen im kulturellen Bereich gesammelt zu haben und einiges Wenn der Industriekulturzug wettbewerbsorientiert in öffentlich- über die Organisation von langfristigeren Projekten gelernt zu haben. privater Trägerschaft betrieben wird, kann er eine Katalysatorfunktion Neben dem Forschungsaspekt bedeutet es mir auch sehr viel, dass ich für die städtische Wiederbelebung entwickeln und einen Identität stif- im Rahmen meines Stipendiums Studentinnen und Studenten aus vie- tenden Beitrag zur Verbesserung der regionalen Vernetzung leisten. len Teilen der Welt kennenlernen konnte und sich gute Freundschaften Außerdem wird von ihm eine nicht zu unterschätzende touristische entwickelt haben. Die Arbeit in der Gruppe war sehr anregend, denn überregionale Sogwirkung ausgehen, der für die weitere Strukturent- alle brachten sich mit ihren Themen auf hohem Niveau in die Diskus- wicklung der Region bedeutsam ist. sionen ein. Wir respektieren einander, denn uns verbindet die Liebe Anmerkung der Redaktion: Inzwischen ist das Programm des Initiativkreises beendet. Die zu unserer Arbeit – wir forschen aus Leidenschaft. Stipendiatinnen haben ihre Abschlussarbeiten vorgelegt; sie wurden bewertet und prämi- iert. Zwei der vier vergebenen Preise gingen an die beiden Stipendiatinnen, die sich in Es- sen bei Hans-Werner Wehling aufgehalten hatten. 12 13
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:13 Seite 14 MAGAZIN CAMPUS:REPORT 01 | 04 STARKER BEIRAT, STARKES INSTITUT LEERE KONTEN, VOLLE KONTEN Die Kooperation zwischen Praxis und Wissenschaft in den Ostasienwissenschaften wird stärker Das Studienkonten- und -finanzierungsgesetz bereitet auch den Studierendensekretariaten Probleme „Das Institut für Ostasienwissenschaf- dessen mehr als 25-jähriger Asiener- Ab diesem Sommersemester müssen für die Landesregierung als Blitzableiter terte eine Zahlungsaufforderung über FOTO: MANFRED EHRICH ten ist ein Juwel, dessen Kompetenzen fahrung den Vorsitz zu übertragen, hieß die „älteren Semester“ zahlen: Studie- gefrusteter „Zahlstudenten“ herhalten. 650 Euro zusätzlich ins Haus. „Rund es in die Öffentlichkeit zu bringen gilt.“ es von Seiten des Instituts. Da passt rende, die das 1,5-fache der Regelstu- Schon im Dezember liefen die Com- 10 000 Gebührenbescheide haben wir Mit diesen Worten hatte Professor es gut, dass Rohkamm nun außerdem dienzeit überschritten haben, jene mit puter des Essener Studierendensekre- verschickt“, sagt Ludwig Ciesielski, Lei- Dr. Eckhard Rohkamm, scheidender den traditionsreichen und einflussrei- bereits abgeschlossenem berufsqualifi- tariats, das die Gebührenerhebung für ter des Studierendensekretariats in Es- Top-Manager der ThyssenKrupp AG, chen Ostasiatischen Verein führt, der zierenden Studium, die nicht unter ei- beide Campi abwickelt, heiß. Denn sen. Ungezählt sind dagegen die vielen seine Unterstützung für den ohnehin deutsche Unternehmen beim Auf- und ne Sonderregelung fallen, und Senioren zunächst wurden die über 36 000 Stu- Anrufe und E-Mails verunsicherter, Rat schon prominent besetzten Instituts- Ausbau von Geschäftsbeziehungen zur ab 60 Jahren. Die Studierendensekre- dierenden um Abgleich der Stammda- suchender und erboster Studierender. beirat begründet. Nun wurde der Asien-Pazifik-Region unterstützt. tariate müssen den hohen verwaltungs- ten wie Fächer und Semesterzahl ge- Durch ein Versehen wurden in „Wunschkandidat“ auch zum Sprecher Im Gegenzug stellt das Univer- technischen und Beratungsaufwand zu- beten, die für die Berechnung der Stu- Duisburg teilweise fehlerhafte Beschei- und Vorsitzenden dieses beratenden sitäts-Institut der Wirtschaftspraxis sätzlich zu ihrer normalen Arbeit stem- diengebühren als Grundlage dienten. de versendet; die Studierenden mus- Gremiums gewählt. seine sozial- und wirtschaftswissen- men – und nicht selten stellvertretend Wer kein Studienkonto erhielt, dem flat- sten nachträglich informiert werden. Mit ihren sechs Fachgebieten sowie schaftliche Asienkompetenz zur Verfü- Ludwig Ciesielski macht sich auf FOTO: ANDRE ZELCK den beiden Sprachabteilungen für Ja- gung. So organisierte das Institut für zahlreiche Einsprüche gefasst: „Hun- panisch und Chinesisch sind die Duis- Ostasienwissenschaften in Kooperation RANG UND NAMEN derte waren Ende Januar schon einge- burger Ostasienwissenschaften das mit dem Deutschen Institut für Japan- Institut wie Beirat wurden 1994 ge- gangen.“ Natürlich würden die so zügig größte Ostasieninstitut, das es im studien und der Niederrheinischen In- gründet. Zum Beirat zählen neben Pro- wie möglich bearbeitet, dennoch hat deutschsprachigen Raum für gegen- dustrie- und Handelskammer im Janu- fessor Rohkamm unter anderem Jörg der Widerspruch keine aufschiebende wartsbezogene, sozial- und wirtschafts- ar beispielsweise ein gemeinsames Bickenbach, Staatssekretär im NRW- Wirkung. Die 650 Euro müssen erst wissenschaftliche Forschung und Lehre Symposium, auf dem Experten aus Wirtschaftsministerium, Matthias Naß, einmal berappt werden, um ordentlich gibt. Um die ohnehin anwendungsbe- Wissenschaft und Wirtschaftspraxis stellvertretender Chefredakteur von zurückgemeldet zu sein. Bis spätestens zogene Wissenschaft noch enger an neue Entwicklungen in der Autoindus- „Die Zeit“, Dr. Ruprecht Vondran, lang- Ende April will Ciesielski die strittigen die Praxis zu binden, lässt man sich in trie Japans und Chinas mit ihren stra- jähriger Bundestagsabgeordneter und Fälle geklärt haben. Im besten, aber vo- seiner Arbeit von hochrangigen Vertre- tegischen Implikationen für die deut- Vorsitzender des Deutsch-Japanischen raussichtlich seltenen Fall bekommt tern aus Wirtschaft, Medien, Politik sche Autoindustrie diskutierten. Wirtschaftskreises, sowie Dr. Werner der Studierende dann sein Geld zurück. und Wissenschaft beraten. Deshalb sei Mehr Informationen: oawiss@uni-duisburg.de, Draguhn, Direktor des Instituts für Asi- Mehr Informationen: www.die-universale.de; es auch konsequent, Rohkamm mit Helmut Demes, T. (0203) 379-4191 enkunde. www.wissenschaft.nrw.de SPENDE:YI-KINDER DÜRFEN LERNEN ITALIEN UND DIE EU UMSTRITTENE ASTA-WAHL – NACHSPIEL HAT BEGONNEN Duisburg ist in Meigu ein Begriff. In dem ohne Geld? Nachdem Heberer mit Hilfe Studierende der Sozialwissenschaften Sitzungen des Studierendenparla- zeit geplanten Weltreise – demnächst abgelegenen Gebirgskreis der bitterar- der Essener Stiftung Mercator, des und Romanistik gleichermaßen nutzten ments (StuPa) seien berüchtigt für ihre wieder vermehrt seinem Studium wid- men chinesischen Region Liangshan in Landes NRW und der Gesellschaft für Ende November die Gelegenheit, sich Dauer und Ergebnislosigkeit, spottete men will. Südwestchina leben fast ausschließlich Technische Zusammenarbeit rund aus erster Hand über die italienische die NRZ. Da jedoch während der neun- Ob der neue Vorsitzende sein Kon- Yi, eine der großen ethnischen Minder- 125 000 Euro zusammentragen konn- Sicht auf die Zukunft Europas zu infor- stündigen Marathonsitzung in der zept eines schlanken, handlungsfähi- heiten. Zur Schule zu gehen ist hier te, besitzt Meigu seit dem letzten mieren. Zum Ablauf der Ratspräsident- Nacht vom 20. auf den 21. Januar mit gen AStAs sowie der klaren Trennung Luxus, die Ausstattung und Lernbedin- Sommer eine richtige Schule – mit ei- schaft Italiens referierte der politische Gerrit Kremer (Jusos) ein neuer AStA- von organisatorischen und politischen gungen sind allerdings katastrophal. nem Wohnheim für Schüler und Schü- Botschaftsrat in Berlin, Piero Benassi, Vorsitzender gewählt worden sei, hät- Aufgaben durchsetzen kann, steht je- Dass sich das zumindest in Meigu lerinnen, mit Badehaus, Bibliothek und auf dem Campus Duisburg über die ten sich die 37 Parlamentarier die Zeit doch derzeit noch in Frage. In der lan- geändert hat, geht auf eine Initiative sogar mit Computern. Sechs Jahre Haltung seines Landes zur geplanten wenigstens nicht umsonst um die Oh- gen Geschichte umstrittener StuPa- des Sinologen und Politikwissenschaft- dürfen die Kinder hier lernen. EU-Verfassung. Dass die Schaffung ei- ren geschlagen, meinte die Redaktion Sitzungen wurde diesmal ein neuer lers Professor Dr. Thomas Heberer zu- Bei seinem letzten Besuch in Meigu nes gemeinsamen Verfassungstextes weiter. Kremer, Lehramtsstudent der Höhepunkt erreicht: Vor allem die laxe rück. Als Heberer für ein Projekt im Li- nahm Heberer stellvertretend für die für die Menschen in Europa eine große, Fächer Sport und Sozialwissenschaften Handhabung der Vertretungsregel von angshan-Bezirk forschte, baten ihn die finanzierenden Institutionen den Dank aber auch schwierige Herausforderung im 5. Semester, soll Bora Sahin folgen, Parlamentariern, die bewusst das Ple- Menschen dort um Hilfe: Eine Schule der Schüler, Lehrer und der lokalen sei, unterstrich Benassi in seinen Aus- der sich nach 14 Monaten im Amt – num verlassen hatten, sowie ein un- für Mädchen und Jungen aus armen Regierung entgegen. Eine Tafel an der führungen. Von ihrem Gelingen hänge und nach der Rückkehr von einer der- Gewählt und angefochten: Gerrit Kremer. klares formales Vorgehen bei der Yi-Familien wolle man bauen, doch wie Schule weist in Chinesisch, Yi und es aber ab, „wie groß künftig das Ver- AStA-Bildung sorgte bei der Opposition Englisch auf die Geld gebenden Insti- trauen der Bürger in ein gemeinsames für erhitzte Gemüter – und eine tutionen und den Initiator hin. Europa sein wird“. prompte Wahlanfechtung. Deren Prü- Mehr Informationen: heberer@uni-duisburg.de, fung durch die Hochschulleitung wird T. (0203) 379-3727 einige Zeit in Anspruch nehmen. 14 15
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:13 Seite 16 MAGAZIN CAMPUS:REPORT 01 | 04 SCHÖNE NEUE NANO-WELT POETENBILDER AUS ESSENER SICHT Im neuen FORUM FORSCHUNG dreht sich alles um eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien Junge Kunst im Bundesumweltministerium: Zwischen Hommage und Karrikatur Eine Reise in kleinste Dimen- technologie für unseren All- Jürgen Trittin kauft Kunst hat die Studierenden bei ih- FOTO: MANFRED EHRICH sionen bietet die neue Aus- tag einmal bedeuten könnte. „made in Essen“: Einmal pro rer Arbeit betreut. Unter sei- gabe des Wissenschaftsma- In den Beiträgen geht es Jahr besucht der Bundesum- ner Anleitung ist ein alterna- gazins FORUM FORSCHUNG. unter anderem um neuarti- weltminister mit einer haus- tives Literaturlexikon ent- Das 100 Seiten starke kos- ge Beschichtungen, Partikel- eigenen Kunstkommission standen, in dem auch tenlose Heft ist der Nano- herstellung, Nanoma- die deutschen Kunsthoch- literarische Größen wie Tho- technologie gewidmet. Sie terialien, Mikrochips und schulen, um Bilder für sein mas Mann, Friedrich Dürren- zählt zu den herausragenden Halbleiter, Mikroskopie, Bio- Ministerium zu kaufen und matt, Astrid Lindgren und Schlüsseltechnologien des chips, um künstliche Atome Nachwuchskünstler zu för- Antoine de Saint-Exupéry 21. Jahrhunderts, sie verfügt und winzigste Magnete, Na- dern. Diesmal hat Trittin in nicht fehlen. „Natürlich han- über riesige Entwicklungspo- nokapseln, Prozessortechnik den Essener Künstler-Nach- delt es sich dabei um ein tenziale und gilt als Wachs- sowie um synthetische wuchs investiert: 14 Design- „Open-End-Projekt“, denn tumsmotor. Werkstoffe. studenten der Universität angesichts der Fülle von be- Bei der Erforschung win- Auch aus dem Sonder- konnten ihren Zyklus „Lite- deutenden Literaten können zigster Systeme und Struk- forschungsbereich mit dem rarische Köpfe des 20. Jahr- wir keinen Anspruch auf turen ist die Uni Duisburg- stärksten Nano-Bezug, „Na- hunderts“ an die Bundesre- Vollständigkeit erheben“, Essen ganz groß. Sie verfügt no-Partikel aus der Gaspha- publik verkaufen. sagt Vogel zur Sammlung. über exzellente Wissen- se: Entstehung, Struktur, Im Sommer 2003 wur- Das Geld, das die Künst- schaftler, die interdisziplinär Eigenschaften“, wird berich- den die dreißig Bilder im Bon- ler vom Bundesumweltminis- unter anderem in vier Son- tet. Zwei Gastautoren aus ner Umweltministerium ge- ter bekommen haben, wurde derforschungsbereichen und der Industrie befassen sich zeigt, im Herbst waren sie in übrigens unmittelbar in ein zwei Graduiertenkollegs ar- zudem mit der Nanotechno- Berlin zu sehen. „Bei den Ar- schönes Projekt investiert: beiten. logie als Wirtschaftsfaktor. beiten handelt es sich um ei- Unter dem Titel „Unsterb- Im neuen FORUM FOR- Das Magazin kann über nen Versuch, Schriftsteller lichkeit ist nicht jedermanns SCHUNG stellen 29 Duisbur- die Transferstelle in Duis- des 20. Jahrhunderts aus Sache“ ist im Druck-Verlag ger und Essener Autoren aus burg bezogen werden: Tele- der Perspektive ihrer jeweili- Kettler, Bönen, ein Buch er- Chemie, Physik, Medizin, fon (0203) 379-2751, trans- gen Literatur zu porträtie- schienen, in dem die Inter- Elektrotechnik und Maschi- ferstelle@uni-duisburg.de. ren“, erklärt Manfred Vogel, pretationen der Studieren- nenbau ihre Entwicklungen Als PDF-Dokument ist das Professor für Kommunikati- den – zwischen Hommage und Forschungsbereiche vor Heft auch im Internet zu fin- onsdesign mit Schwerpunkt und liebevoller Karikatur – und werfen einen visionären den. Die Adresse: Zeichnerische Darstellung vorgestellt werden. Blick auf das, was die Nano- Eine rundum staubfreie Atmosphäre: Nanoforschung im Reinraum. www.forum-forschung.de. und Gestaltung in Essen. Er ISBN 3-935019-80-7 So sieht Wolfgang Weidler den Schriftsteller Michel Houellebecq. BLICKE AUF RELIGION UND GEWALT SICHTWERKE DOPPELT IM ANGEBOT Dem Thema „Religion und dass Religion offenbar zum kommen. Die Frage nach Gewalt gegen Frauen, der Zum vierten Mal öffnete das führten, während das Cam- FOTOS (2): ANDRE ZELCK Gewalt“ ist die 21. Ausgabe Frieden wie zum Unfrieden Gottes- oder Menschenbil- Missbrauch von Kindern und „Sichtwerk“ Mitte Oktober pusgelände den Arbeiten der des Wissenschaftsmagazins zu motivieren vermöge. Die dern – vor allem auf die jü- Verstöße gegen die christli- seine Tore. Auch in diesem jüngeren Semester vorbe- ESSENER UNIKATE gewidmet. Ambivalenz des Verhältnis- disch-christliche Tradition che Tradition des Kinder- Jahr stellten Studierende halten war. Ein Highlight für Federführender Autor ist der ses von Religion und Gewalt bezogen – spielt in diesem schutzes, die Beziehungen des Fachbereichs Gestaltung alle Teilnehmer war sicher- Theologe und Kirchenhisto- nimmt das UNIKATE-Heft Zusammenhang ebenso eine zwischen Religion, Nation und Kunsterziehung in Essen lich das Salongespräch mit riker Hubertus Lutterbach. nicht abstrakt in den Blick, Rolle wie die Ausrichtung der und Politik im ehemaligen Ju- ein beeindruckendes Pro- Lehrstuhlvertreterin Jette New York als Ort des re- sondern nähert sich ihr viel- Ethik, das Mühen um Tole- goslawien oder auch die Le- gramm auf die Beine. So Joop. Nach drei anstrengen- ligiös bedingten Friedens mehr aus unterschiedlichen, ranz oder die Berücksichti- gitimation von Gewalt durch wurden auf Zollverein ausge- den Tagen bewerteten Besu- und als Ort der religiös moti- jeweils konkreten gesell- gung nationaler Traditionen. das Schaffen von Sünden- wählte Diplomarbeiten prä- cher und Aussteller „sicht- vierten Gewalt – das ist nach schaftlichen Kontexten und Thematisiert werden un- böcken. sentiert, die dem Besucher werk04“ als vollen Erfolg. Lutterbach „eine brennpunkt- Weltanschauungen, wie sie ter anderem die sexuelle Ge- Die ESSENER UNIKATE die Vielschichtigkeit des artige Umschreibung“ dafür, in philosophischen Traktaten walt im Alten Testament, die (ISSN 0944-6060) sind im Fachbereichs vor Augen und heiligen Schriften, in Li- Buchhandel zum Preis von teratur und politischen Ver- 7,50 Euro zu bekommen. einbarungen zur Sprache 16 17
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:13 Seite 18 GÄSTEBUCH CAMPUS:REPORT 01 | 04 DIE INNENSEITEN DER GESCHICHTE KOMPROMISS NACH LANGER NACHT Mit allen Zutaten des Wenderomans: Brigitte Burmeister war „poet in residence“ Europäischer Einigungsprozess mit hohen Hürden: Alfred Grosser war „scientist in residence“ Große Gesten liegen Brigitte Burmeis- zusammen. Schließlich ist die gelernte FOTOS (2): SVEN SIMON FOTOS (3): GISELA KERN ter nicht. Was sie interessiert, ist die Romanistin Burmeister eine Spezialis- sprachliche Konstruktion von Erinne- tin in Sachen französische Avantgarde. rungen. Statt richtungweisende Reden Über Alain Robbe-Grillet hat sie ge- über die Zukunft der Literatur zu hal- schrieben und den Nobelpreisträger ten, interpretierte Burmeister ihre Rol- Claude Simon übersetzt. Eine feste le als „poet in residence“ bei den Esse- Größe in der nunmehr vereinten deut- ner Germanisten bescheiden als Leite- schen Literatur ist Brigitte Burmeister rin einer Lese- und Diskussionsrunde. allerdings erst Mitte der neunziger Jah- Um „Geschichte in Geschichten“ ging re geworden. „Unter dem Namen Nor- es. Die Teilnehmer sollten sich mit ma“ von 1994 vereinte alle Ingredien- Büchern auseinandersetzen, in denen zen des so genannten „Wenderomans“. historische Ereignisse in Literatur über- Es geht um ost-westdeutsches Befrem- führt sind. Eigenes war dabei, aber den und darum, wie man den falschen auch Texte von Christa Wolf, Erich Loest Bildern vom Anderen gründlich auf den und F. C. Delius, dem Essener Poetik- Leim gegangen ist. Wenn die Argu- Dozenten aus dem Sommersemester „poet in residence“ 2003: Brigitte Burmeister. mente der neudeutschen Querelen auf 2003. Vor allem aber sollten die Stu- ihre Herkunft hin untersucht werden, dierenden „ihre Reaktion auf diese erweist sich, dass das Problem in der Texte“ beobachten. Am Ende wurde Erinnerung selbst liegt, in dieser „ver- natürlich auch geschrieben. Zunächst trackten Mischung“, die sich so schwer aber kam es „mehr auf die Gedanken in „etwas Eindeutiges“ auflösen lässt. an als auf erzählerische Qualität“. Ganz ähnlich stemmten sich die Erzäh- Dabei ist die 1940 geborene ost- lungen des Bandes „Herbstfeste“ deutsche Schriftstellerin eine wahre (1995) gegen den Beschleunigungs- Wortakrobatin. Als 1987 ihr Debüt rausch der Nachwendezeit. 1999 folgte „Anders oder Vom Aufenthalt in der der Roman „Pollok und die Attentäte- Fremde“ erschien, herrschte große rin“. Hier verbarg sich hinter der voll- Ein Gast, wie man ihn sich wünscht: mahnte er. Stattdessen verlangten die Verwirrung in den Feuilletons. Brigitte mundig angekündigten Action ein litera- temperamentvoll, nimmermüde. Aber beiden großen von kleineren Nachbar- Burmeister hatte den wahrscheinlich risches Kabinettstückchen über die Su- die Botschaften, die Alfred Grosser als ländern, was sie selbst zu leisten nicht avantgardistischsten Roman geschrie- che nach der Wahrheit einer Geschichte, „scientist in residence“ auf dem Esse- bereit oder nicht imstande seien. ben, der je in der DDR erschienen ist. die sich nur schreibend erfinden lässt – ner Uni-Campus verbreitete, enthielten „Heuchelei“ nannte Grosser das. Sein Protagonist arbeitet in einer ano- Mit dem Essener Germanisten Hannes Krauss. das nennt man eine „Titelfalle“. viel Kritisches. „Die Stimmung in bei- Gibt es eine europäische Identifi- nymen Dienststelle und ist damit be- Danach war es lange still um die den Ländern ist schlecht“, beschrieb kation? „Ja“, sagt Grosser, „aber nicht schäftigt, seine Wahrnehmungen zu Autorin. Private Probleme, erzählt sie, der angesehene Politikwissenschaftler eine Identifikation als Bürger, sondern protokollieren. Manch einer wollte da hätten sie „schreibunfähig“ gemacht. und Publizist die französische und deut- eine als Zahnarzt, Rechtsanwalt oder eine Stasi-Geschichte gelesen haben. Inzwischen aber hat sie sich wieder sche Gemütslage beim Ringen um eine Gewerkschafter“. Und könne es Grund- Im Hörsaal sichtlich zu Hause: „scientist“ Alfred Dabei hatte Burmeister eher ein subti- „aufgerappelt“. Im nächsten Jahr soll Europäische Verfassung und wusste: werte für Europa geben? „Ja“, sagt Grosser mit (kleines Bild) Gastgeber Wilfried Loth. les Psychogramm der ostdeutschen endlich der neue Roman herauskom- „Es wird eine lange Nacht, an deren Grosser, „die Moral der Menschenwür- Endzeit gezeichnet: zwischen dem Be- men. Eine Liebesgeschichte wird es Ende man Kompromisse macht.“ de, das Mitgefühl für das Ausmaß des die harte, verbrecherische Seite des harren auf einem gesellschaftlichen Sta- sein, natürlich eine „sehr problemati- „Deutschland, Frankreich, Europa: Leidens der anderen.“ Islam. „Mehr liberale Muslime müssten tus quo und dem Bedürfnis nach Verän- sche, wo viel Vergangenheit dran Was nun?“ hieß der öffentliche Vortrag, Der Beitritt der Türkei? „Ich glaube aufstehen!“ derung, zwischen dem „sicheren Boden hängt und unterschiedliche gesell- den Grosser am 24. November im Au- nicht, dass die Türkei jetzt in die Union Neben seinem Vortrag bot der des Tatsachenberichts“ und der „ver- schaftliche Erfahrungen“. Hier ist Bur- dimax an der Essener Segerothstraße gehört“, sagt Grosser und begründet: „scientist“ auch zwei Seminare für wirrenden Region möglicher Welten“. meister ganz in ihrem Element. hielt. Mit faszinierender Leichtigkeit „Wenn der größte Staat ein islamischer Hochschulmitglieder und -gäste an. Dass der „Anders“-Roman ein Schließlich geht es um jene „Innensei- durchstreifte Grosser die politische Staat ist, schafft das Probleme.“ Als Seinen Besuch hatte durch ihr Sponso- Fremdkörper im vermeintlichen Lese- te historischer Ereignisse“, die sie ge- Landschaft in der Union, im ferneren Folge des Irak-Krieges verbreite sich ring die Sparkasse Essen ermöglicht. land DDR blieb, hing vor allem mit sei- rade eben mit den Essener Studieren- Europa, in Amerika. Gastgeber waren die Hochschulleitung nen Anleihen beim Nouveau Roman Neuer Roman im nächsten Jahr. den diskutiert hat. Steffen Richter Frankreich und Deutschland müss- und das Graduiertenkolleg „Europäi- ten im Einigungsprozess endlich wie- sche Gesellschaft“ mit seinem Spre- der die Vorreiterrolle übernehmen, cher, dem Historiker Wilfried Loth. 18 19
42033_Campus_Report.qxd 26.02.2004 08:13 Seite 20 AUF DEN SPUREN ALTER KULTUREN: FORSCHUNG CAMPUS:REPORT 01 | 04 WISSENSCHAFTLER IM WÜSTENSAND Wissenschaftler im Wüstensand: Die angehenden Essener Vermessungsingenieure Stephan Brock- haus und Sebastian Greve reisten gemeinsam mit ihrem Lehrer, Professor Peter Mesenburg, nach Peru, um dort im Rahmen ihrer Diplomarbeit eine formativzeitliche Kultstätte aufzumessen. Von Daniela Endrulat (Text), Stephan Brockhaus und Sebastian Greve (Fotos) Etwa 370 Kilometer nördlich gens zu flimmern – eine si- gar keine Informationen vor, von Lima, Peru, mündet der chere Messung war unter so dass dort die Rekonstruk- Casma-Fluss in den Pazifik. diesen Bedingungen nicht tion in Analogie zu den vor- Karg ist das Land, nur in un- möglich. So musste die Ar- handenen Gebäudeteilen frei mittelbarer Umgebung des beit auf die frühen Morgen- gestaltet werden musste“, Flussbettes konnten grüne und die frühen Abendstun- sagt Mesenburg. Insofern Oasen entstehen und Leben, den verteilt werden. sei die Rekonstruktion der das aus dem Fluss gespeist Auf der Grundlage von Anlage bis zu einem gewis- wird. Zwischen 1800 und rund 3 300 örtlich aufge- sen Grad auch ein Wagnis, 800 v. Chr. entstanden in nommenen Punkten ent- bei dem keine Garantie diesem unwirtlichen Gebiet wickelten Brockhaus und dafür übernommen werden mehrere Monumentalbau- Greve zunächst ein digitales könne, dass alle Einzelheiten ten. Einer davon ist die An- Geländemodell, das eine tatsächlich auch im Detail lage Sechin Bajo. Seit 1992 dreidimensionale Wiederga- genau so ausgesehen hät- haben deutsche Archäologen be des Grabungshügels er- ten, wie sie modelliert wor- Teile der Anlage im Wüsten- AM FRÜHEN MORGEN möglichte. Bei der anschlie- den seien. gebiet freigelegt. ODER ABENDS: ßenden Rekonstruktion der Um eine Vorstellung zu Die Anlage dehnt sich SONST GAB ES Anlage berücksichtigten die bekommen, wie sich die An- mit allen Bauten auf einer KEINE EXAKTEN Studenten insbesondere die lage in das Gelände einge- Fläche von 150 mal 125 Me- MESSUNGEN. Funde in den Grabungs- fügt hat, überlagerten die tern aus und besteht im we- schnitten, wie beispielsweise Ingenieure die Rekonstruk- sentlichen aus vier anstei- Fußböden oder Mauerreste, tion der Kultstätte mit dem genden Höfen, die von seitli- sowie die an der Oberfläche digitalen Geländemodell. „Das cher Umbauung eingegrenzt erkennbaren Mauerreste. Modell zeigt die verschütteten sind. Hinzu kommt ein An- bau (Annex), der sich an die Zentralanlage anschließt. Die Archäologen Dr. Pe- ter Fuchs und Renate Patzschke vom Lateinameri- ka-Institut der Freien Univer- sität Berlin waren bereits 1992 und 2000 vor Ort, um Grabungskampagnen zu be- treuen. Als für die Grabun- Touristenattraktion: Eine Mumie bewacht eine viel besuchte Grabungsstätte. Stephan Brockhaus (im Bild links) und Schicht für Schicht legen die Archäologen die Überreste der Monumentalbauten frei – die Essener Ingenieure zeigten ihnen, wo sie graben müssen. Sichere gen in diesem Jahr Vermes- Sebastian Greve ließen sich nicht vertreiben. Sie halfen bei der Rekonstruktion der Anlage Sechin Bajo. Messungen waren jedoch nur in den frühen Morgenstunden und am Abend möglich. In der Mittagshitze mussten die Wissenschaftler das Feld räumen. sungsingenieure für die ex- akte Aufnahme des Gebietes In der Wüste nahmen Darüber hinaus wurden auch Bereiche der Anlage – und interessante Erfahrung. Feuerstellen, kein Keramik- Mitglied der Gemeinschaft benötigt wurden, nahmen die Ingenieure zunächst das die Grabungsergebnisse aus kann so als Grabungshilfe „Natürlich ist es eine tolle schutt oder ähnliche Dinge, bei religiösen Anlässen zu- die Berliner Kontakt zu dem Gelände und die bereits von den früheren Kampagnen in dienen“, erklärt Mesenburg. Sache, im Rahmen der Di- die auf eine alltägliche Nut- gänglich war, während die Kartographen Professor Pe- den Archäologen freigeleg- die Rekonstruktion einbezo- „Wir können den Archäolo- plomarbeit nach Südamerika zung der Gebäude als Le- inneren Höfe nur noch Pries- ter Mesenburg im Essener ten Mauerreste, Fußböden gen. Da außerhalb der Gra- gen am Modell zeigen, wo zu reisen und dort gemein- ARCHÄOLOGEN bensraum hingewiesen hät- tern oder anderen Würden- Fachbereich Vermessungs- und Treppen nach Lage und bungsschnitte nur wenige genau sie graben müssen, sam mit Archäologen, Geo- ÜBERPRÜFEN ten, gefunden worden waren. trägern offen standen.“ wesen auf. Und Mesenburg Höhe auf. „Ein Problem für eindeutig der Kultstätte zu- um auf weitere Mauern oder physikern und Restauratoren ZWEI THEORIEN: „Deshalb gehen die Archäo- Neben den anderen Wis- flog mit seinen Studenten uns war die enorme Hitze, zuordnende Mauerreste ge- Ähnliches zu stoßen – aller- zu arbeiten“, freut sich noch KULTSTÄTTE ODER logen davon aus, dass es senschaftlern lernten die Es- Brockhaus und Greve im Fe- die nicht nur uns, sondern funden wurden, ließen sich dings unter dem Vorbehalt, im Nachhinein Sebastian TEMPELANLAGE? sich um eine Kultstätte oder sener auch Peruaner ken- bruar nach Peru, um beide auch den Vermessungsgerä- große Teile der Anlage nur dass Teilbereiche der Anlage Greve über die vielen Ge- um eine Tempelanlage han- nen. Sie waren von den Ar- dort beim praktischen Teil ih- ten zu schaffen machte“, er- über Symmetrieannahmen, nicht sicher rekonstruiert spräche mit den Vertretern delt“, erklärt Sebastian Gre- chäologen für die Grabungs- rer Diplomarbeit zu betreu- innert sich Sebastian Greve. durch Vergleiche mit ande- werden konnten.“ der anderen Disziplinen. So ve. Für diese noch nicht be- arbeiten angeheuert wor- en. Finanziert wurde das in- Bei durchschnittlich 40 Grad ren Monumentalbauten der Für die Essener Wissen- erfuhren die Ingenieure von wiesene Theorie spricht, dass den. Die Ausgrabungsstätte terdisziplinäre Projekt von Celsius im Schatten begann Region und über eine Analy- schaftler war der dreiwöchi- den Archäologen, dass bei die Höfe von Osten her im- zieht die Einheimischen ma- der Deutschen Forschungs- die Luft ab neun Uhr mor- se der Geländemorphologie ge Aufenthalt in Peru eine den Ausgrabungen keine mer kleiner werden. „Im Os- gisch an. „Zum Teil kamen gemeinschaft (DFG) und aus modellieren. „In einigen we- ten befand sich der Haupt- auch Kinder, die helfen woll- Mitteln des Fachbereichs. nigen Teilbereichen lagen eingang“, weiß Greve und ten. Meistens haben wir eine fügt hinzu: „Es ist denkbar, Beschäftigung für sie gefun- dass der erste Hof jedem den“, sagt Mesenburg. 20 21
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