CAMPUS:REPORT 01 | 2004 - FUSION ALS MANAGEMENT VON DIFFERENZ WISSENSCHAFTLER IM WÜSTENSAND - UNI DUE

Die Seite wird erstellt Romy Behrendt
 
WEITER LESEN
42033_Campus_Report.qxd   26.02.2004   08:11   Seite 1

         CAMPUS:REPORT
          01 | 2004
          WISSENSCHAFTLER IM WÜSTENSAND
          FUSION ALS MANAGEMENT VON DIFFERENZ
          IM RICHTIGEN RHYTHMUS (TITELFOTO)

     ISSN 1612-054X
42033_Campus_Report.qxd   26.02.2004   08:11   Seite 2

                                                                                                                                                                                            CAMPUS:REPORT 01 | 04

               04-05 UNI-DE
                          Bilder | Studierendenausweise
                                                                                                                      AUF DEM WEG ZU DEN STERNEN?
                                                                                                                      Spitze sind – abgesehen von der Berliner „Humboldt“ – nur Universitäten in Süddeutschland,
               06-07 AMTSEINFÜHRUNG                                                                                   brachte jüngst das Gütersloher Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) das Ergebnis seiner
                          Ein Management von Differenz bringt Uni auf den Weg zum Erfolg                              Evaluation der Forschungsleistungen deutscher Hochschulen auf einen kurzen Nenner. Für dreizehn
                                                                                                                      Fächer hatte das Centrum die Zahl der vorgelegten Publikationen und der Promotionen sowie die
               08-09 HOCHSCHULPOLITIK                                                                                 Höhe der eingeworbenen Drittmittel untersucht und danach eine Ranking-Liste aufgestellt. Die
                          Goodbye, Kanzler | Geschlossen an die Arbeit                                                fusionierte Universität Duisburg-Essen erreichte dabei in keinem Fach die Spitzengruppe.

               10-11 FORSCHUNG                                                                                        Der Forschungs-Prorektor der Hochschule, der Chemiker Eckart Hasselbrink, hat sich genauer mit
                          Saubere Energie: Unabhängig vom Stromnetz                                                   den Bewertungskriterien des Rankings und den Schlussfolgerungen befasst. Er sieht die eigene
                                                                                                                      Universität statt in der deprimierenden Rolle eines der Schlusslichter vielmehr in einer aussichts-
               12-13 INTERNATIONALES                                                                                  reichen Position, um in der Zukunft als „rising star“ in der Forschungslandschaft zu glänzen.
                          Stipendiaten erforschten Strukturwandel im Ruhrgebiet
                                                                                                                      Physik und Chemie in Duisburg-Essen verfehlen nach Hasselbrink nur knapp einen Spitzenplatz.
               14-17 MAGAZIN                                                                                          Auch in den anderen untersuchten Fächer hat die Uni Stärken vorzuweisen.
                          Starker Beirat, starkes Institut | Spende: Yi-Kinder dürfen lernen | Italien und die EU |
                          Leere Konten, volle Konten | Umstrittene AStA-Wahl – Nachspiel hat begonnen |               Dass die Hochschule sich gerade mit ihren naturwissenschaftlichen Disziplinen so gut behaupten
                          Schöne neue Nano-Welt | Blicke auf Religion und Gewalt |                                    konnte, ist für Hasselbrink keine Überraschung. Schließlich fördert die Deutsche
                          Poetenbilder aus Essener Sicht | Sichtwerke doppelt im Angebot                              Forschungsgemeinschaft (DFG) hier gleich fünf Sonderforschungsbereiche. Damit sind fast zehn
                                                                                                                      Prozent der so geförderten Exzellenzzentren der physikalischen und chemischen Forschung in
               18-19 GÄSTEBUCH                                                                                        Deutschland an der vereinigten Universität angesiedelt. Im gerade veröffentlichten
                          Die Innenseiten der Geschichte | Kompromiss nach langer Nacht                               „Förderranking“ der DFG belegen Mathematik und Physik jeweils Rang zwölf bzw. elf.

               20-21 FORSCHUNG                                                                                        Der Prorektor gibt eine zuversichtliche Prognose: „Wenn wir in Duisburg und Essen die
                          Auf den Spuren alter Kulturen: Wissenschaftler im Wüstensand                                Anfangsschwierigkeiten der Fusion überwunden haben und unsere Chancen richtig nutzen, werden
                                                                                                                      wir das nächste Mal in einigen Fächern in der Spitzengruppe zu finden sein.“
               22-25 MAGAZIN
                          Energieforschung im Netz | Harte Währung für Gründer |
                          Überhaupt nicht fett und faul | Per TRAIN in die Selbständigkeit |
                          Färben im Schongang | PAN hält Kontakt |Schwarze Zahlen

               26-27 MEDIZIN
                          Ministerin erkannte: Mangel verhindert Erfolge nicht

               28-29 FORSCHUNG
                          Rasen schadet Ihrer Gesundheit | Physik des Curlings

               30-37 NAMEN UND NOTIZEN
                          Personalnachrichten | Impressum

               38-39 HOCHSCHULMUSIK
                          Im richtigen Rhythmus

                   4O SCHLUSSPUNKT
                          Gesundheitsreformer
42033_Campus_Report.qxd   26.02.2004   08:11   Seite 4

         UNI-DE                                                             CAMPUS:REPORT 01 | 04

     Papier in Duisburg, Plastik in Essen. Was besser ist (weil Zellulose sich selbst entsorgt oder – um-
     gekehrt – Kunststoff für ein ganzes Studentenleben reicht), fragen wir nicht. Wir stellen aber fest,
     dass die unterschiedlichen Ausweise ihren Inhabern auch unterschiedliche Rechte verschaffen. Die
     Essener „universale“ öffnet unter anderem die Tür zu allen Niederlassungen der Hochschulbiblio-
     thek; das Duisburger Papier muss weiterhin durch einen Bibliotheksausweis ergänzt werden.

     4                                                                                                      5
42033_Campus_Report.qxd   26.02.2004   08:11   Seite 6

                                                                                                                                                                                                                 FOTOS: EICKERSHOFF/WAZ (1), ANDRE ZELCK (5)
         AMTSEINFÜHRUNG                                                     CAMPUS:REPORT 01 | 04

                                                                                                                                                 Ein Festtag für die

     EIN MANAGEMENT                                                                                                                       Universität: Ehrenbürger
                                                                                                                                     Berthold Beitz (Foto rechts),
                                                                                                                                                der Vorsitzende der

     VON DIFFERENZ                                                                                                                                      Hochschul-
                                                                                                                                                rektorenkonferenz,
                                                                                                                                                   Peter Gaehtgens

     BRINGT UNI AUF
                                                                                                                                     und Wissenschaftsministerin
                                                                                                                                     Hannelore Kraft gratulierten
                                                                                                                                        dem Gründungsrektor zur
                                                                                                                                     offiziellen Amtsübernahme –

     DEN WEG ZUM ERFOLG                                                                                                                       neben vielen anderen
                                                                                                                                         Gästen und den Musikern
                                                                                                                                        der Folkwang Hochschule.

     Für die Universität war es der lange erwartete Festtag in einem anstrengenden Jahr der Neuorien-       „Chancen in der Zusammenführung“ erkannte auch der Vorsitzende der Hochschulrektorenkonfe-
     tierung: Sie begrüßte am 19. November offiziell und im stilvollen Rahmen der Inaugurationsfeier        renz, Professor Dr. Peter Gaehtgens. Der Mann aus Berlin wusste aber auch, dass solche Unterneh-
     ihren Gründungsrektor. Der konnte sich nicht nur über das vielfache Echo freuen, das seine Amts-       men „nicht immer ein Erfolg sind“. Denn: „Da gibt es die Furcht vor dem Verlust der eigenen Iden-
     einführung fand, sondern auch – besondere Aufmerksamkeit der Programmmacher – über die für             tität, vor dem Verlust der Möglichkeiten, selbst etwas gestalten zu können.“ Lothar Zechlin sieht
     ihn maßgeschneiderte Begleitmusik. Eine Jazz-Formation der Folkwang Hochschule stieg dafür auf         das wohl ähnlich. Zwar unterstrich er, was er bei früheren Gelegenheiten schon angekündigt hatte:
     die Bühne; das Solo-Instrument war ein Saxophon – gelegentlich spielt Lothar Zechlin es auch.          die Fächerallokation im Frühjahr im Rektorat verbindlich festzulegen, ansonsten aber setzt Zechlin
                                                                                                            auf Geduld, auf die „Gewinnchancen der Langsamkeit“ und auf ein „Management von Differenz“.
     Viel Prominenz aus der Region hatte sich im Audimax in Duisburg zu den Hochschulmitgliedern ge-        Nicht die Detailsteuerung sondern die Schaffung eines zentralen Entwicklungsrahmens mit Qua-
     sellt, als der Vorsitzende des Gründungssenats, der Essener Anglist Elmar Lehmann, zur Einstim-        litätssicherung, strategischem Controlling und Budgetsteuerung sei Sache der zentralen Leitung.
     mung auf Bevorstehendes das schwere Amt des Rektors beschrieb: aus zwei gebrauchten Kleinwa-           Jeder Campus solle dann in innerer Autonomie sein eigenes Profil festlegen und seine eigene Ent-
     gen einen Kraftwagen für schweres Gelände zu machen. Auf den Erfolg sind nicht nur Lehrende und        wicklung nehmen, versprach Zechlin. Schließlich: Die Universität Duisburg-Essen solle in Form ei-
     Lernende in Duisburg und Essen angewiesen, Politik und Wirtschaft in der Umgebung der Hoch-            ner Campus-Universität fähig sein, die lokalen Anbindungen mit den jeweiligen spezifischen Duis-
     schule brauchen ihn auch und bezeugten das durch ihre Präsenz.                                         burger oder Essener Eigenheiten beizubehalten. Zieling und Reiniger werden es gern gehört haben.

     Ehrenbürger und Ehrensenatoren waren gekommen: der Vorsitzende des Kuratoriums der Alfried             NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft sah die neue Hochschule nach den aufreibenden
     Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Professor Dr. Berthold Beitz, der frühere NRW-Kultusminis-      Auseinandersetzungen im Fusionsprozess mittlerweile bei „konstruktiver Aufbauarbeit“ und betonte
     ter Professor Dr. Fritz Holthoff, der Duisburger Alt-Oberbürgermeister Josef Krings. Natürlich waren   die Bedeutung „einer der größten Universitäten des Landes“ für dessen wirtschaftliche Entwicklung.
     auch Duisburgs amtierende Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling und ihr Esssener Amtskollege              Die Inauguration des Gründungsrektors war für Kraft „ein Festtag und das Happyend nach einer
     Dr. Wolfgang Reiniger dabei, beide als offizielle Gratulanten. Blickwinkel und Aktionsradius zweier    schweren Phase“. Jetzt sei es wichtig zu zeigen, dass der eingeschlagene Weg ein erfolgreicher Weg
     Rathaustürme dürften der Entfaltung der gemeinsamen Hochschule keine Grenzen setzen, mahnte            sein werde. Die Landesregierung, versprach die Ministerin, werde den anstehenden Umstrukturie-
     Zieling. Mit Reiniger war sie sich einig: Die Fusion sei „eine große Chance für beide Städte“.         rungsprozess fördern. Das wiederum hat man in der Hochschule gern gehört.
     6                                                                                                                                                                                                       7
42033_Campus_Report.qxd        26.02.2004     08:12     Seite 8

         HOCHSCHULPOLITIK                                                                                                                                                                                                                                    CAMPUS:REPORT 01 | 04

     GOODBYE, KANZLER                                                                                                                                                             GESCHLOSSEN AN DIE ARBEIT
     Viel Prominenz aus der Region hatte Gastgeber Rektor Zechlin zu begrüßen, als sich die Universität                                                                           In beeindruckender Geschlossenheit hat der Gründungssenat der Universität Duisburg-Essen im
     am 14. Januar mit einem Empfang von ihren beiden Kanzlern, Dr. Elmar Lengers und Carl-Friedrich                                                                              November die vom Rektor vorgeschlagenen Kandidaten in die vier Prorektoren-Ämter gewählt. Bei
     Neuhaus, verabschiedete. Seit dem 1. Januar befinden sie sich im einstweiligen Ruhestand.                                                                                    14 abgegebenen Stimmen gab es kein „Nein“ und nur jeweils eine bzw. zwei Enthaltungen.

     Das Gesetz zur Errichtung der Univer-                  Mit einem heiter-ironischen „Mär-              um innegehabt hatte. 1995 kam Carl-                                    Der Rektor also konnte sich freuen                                     trale der Commerzbank AG, Frankfurt,
     sität Duisburg-Essen eröffnete Wissen-             chen von der Allianz“, das die bewegte             Friedrich Neuhaus als Verwaltungschef                                  über einen gegenüber seinen Personal-                                  wurde Professor für Betriebswirtschafts-
     schaftsministerin Kraft diese Möglich-             Fusionsgeschichte nacherzählt und das              an die Universität Duisburg. Zuvor hat-                                vorschlägen aufgeschlossenen Grün-                                     lehre in Greifswald und schließlich 1999
     keit. Nach der Hochschulgründung vor               von der Personalratsvorsitzenden Gabi              te er an der Universität Düsseldorf das                                dungssenat. Möglichen Einwänden be-                                    Professor für Industriebetriebslehre/
     einem Jahr hatten beide Kanzler das                Schulte vorgetragen wurde, verab-                  Baudezernat geleitet und war Kanzler-                                  gegnete Zechlin bereits, bevor sie in                                  Produktionswirtschaft, insbesondere
     Amt gemeinsam wahrgenommen und                     schiedeten sich die zahlreich vertrete-            vertreter. Zu den Herausforderungen                                    eine lange Diskussion gerieten. Die                                    Management und Controlling der Pro-
     waren deshalb auch Hauptansprech-                  nen weiteren Beschäftigten beider                  während der Amtszeiten gehörten die                                    Zusammensetzung ihres Leitungsor-                                      duktion in Duisburg. Forschungsarbei-
                                                                                                                                                                                                                                  Eckart, Hasselbrink,
     partner für Ministerialdirigent Heiner             Campi von ihren Dienstvorgesetzten.                Durchsetzung wichtiger Bauvorhaben,                                    gans spiegelt nicht die Fächer- oder            Fachbereich Chemie,    ten sind der Koordination in mehrstufi-
     Kleffner, der in der ersten Phase Grün-            Der Vorsitzende des Gründungssenats                etwa das Audimax, das Forschungsge-                                    Fakultätenstruktur der neuen Hoch-              Essen –                gen Planungssystemen sowie der ver-
                                                                                                                                                                                                                                  Prorektor mit dem
     dungsbeauftragter der Universität war.             und Altrektor Elmar Lehmann griff in               bäude oder das Wirtschaftsinforma-                                     schule – die Geisteswissenschaften              Aufgabengebiet         teilten Entscheidungsfindung und
     Im Namen der Ministerin sprach er den              seiner Ansprache auch auf die Mär-                 tikgebäude in Essen sowie in Duisburg                                  und die Medizin „kommen nicht vor“.             Forschung,             Produktionslogistik gewidmet.
                                                                                                                                                                                                                                  wissenschaftlicher
     Kanzlern Dank und Anerkennung für                  chenwelt zurück, als er das Verhältnis             der Bau des Zentrums für Halbleiter-                                   Auch die Frauen „kommen nicht vor“.             Nachwuchs, Transfer.   WOLFGANG M. RUESS: In Bonn wurde
                                                                                                                                                                                      25 Gespräche mit möglichen Kandi-                                  er 1971 zum Dr. rer. nat. promoviert,

                                                                                                                                                         FOTOS (3): ANDRE ZELCK
                                                                                                                                                                                  daten und Kandidatinnen habe er ge-                                    und dort habilitierte er sich 1977 für
                                                                                                                                                                                  führt, eine Kandidatin schließlich nicht                               das Fach Mathematik. Rueß (geb.1944)
                                                                                                                                                                                  gewinnen können, sagte Zechlin, und                                    startete seine wissenschaftliche Karrie-
                                                                                                                                                                                  den Anhängern von mehr Proporz in                                      re 1969 am Institut für Angewandte
                                                                                                                                                                                  anderer Hinsicht versprach er: „Die                                    Mathematik in Bonn, wo er auch Mit-
                                                                                                                                                                                  Belange der nicht vertretenen Fächer                                   glied im Sonderforschungsbereich 72
                                                                                                                                                                                  werden nicht vernachlässigt.“ Das               Rainer Leisten,        „Approximation und Optimierung einer
                                                                                                                                                                                  genügte für klare Vertrauensbeweise             Fakultät für           anwendungsbezogenen Mathematik“
                                                                                                                                                                                                                                  Wirtschafts-
                                                                                                                                                                                  an Eckart Hasselbrink, Rainer Leisten,          wissenschaften,        war. Als Dozent kam er 1979 nach Es-
                                                                                                                                                                                  Wolfgang M. Rueß und Klaus Solbach.             Duisburg –             sen; hier wurde er 1981 zum außer-
                                                                                                                                                                                                                                  Prorektor für
                                                                                                                                                                                  ECKART HASSELBRINK: Nach der Pro-               Studium und Lehre.     planmäßigen Professor für Mathematik
                                                                                                                                                                                  motion zum Dr. rer. nat. am Max-Planck-                                ernannt. Das Langzeitverhalten von
                                                                                                                                                                                  Institut für Strömungsforschung, Göt-                                  zeitlich veränderlichen Prozessen in
                                                                                                                                                                                  tingen, habilitierte er sich 1993 an der                               Physik und Biologie gehören zu seinen
                                                                                                                                                                                  Freien Universität Berlin für Physikali-                               Forschungsschwerpunkten.
                                                                                                                                                                                  sche Chemie. Hasselbrink (geb. 1956)                                   KLAUS SOLBACH: Studium in Aachen,
                                                                                                                                                                                  profilierte sich als Postdoctoral Fellow                               Promotion zum Dr.-Ing. 1979 in Duis-
     Abschiedsempfang im Essener Glaspavillon für zwei Chefs: Dr. Elmar Lengers und Carl Friedrich Neuhaus zogen sich von ihren Amtsgeschäften zurück.                            an der Stanford University, als Mitar-                                 burg. Solbach (geb. 1951) nahm im
                                                                                                                                                                                                                                  Wolfgang M. Rueß,
                                                                                                                                                                                  beiter am Franz-Haber-Institut der              Fachbereich            selben Jahr seine Tätigkeit als Entwi-
     die geleistete Arbeit vor und nach der             zwischen Rektor und Kanzler mit je-                technik und Optoelektronik, der Ver-                                   Max-Planck-Gesellschaft Berlin und als          Mathematik,            cklungsingenieur in der Industrie auf.
                                                                                                                                                                                                                                  Essen –
     Fusion aus. Die Entscheidung zur Ver-              nem zwischen Hase und Igel verglich.               waltungsneubau oder auch das Inter-                                    Lektor für Physik an der Odense Uni-            Prorektor für          Er beschäftigte sich mit Mikrowellensys-
     setzung in den Ruhestand bedeute kei-              Der Igel – Kanzler – sei immer schon               nationale Gästehaus.                                                   versitet. 1998 wurde er Professor für           Entwicklunbgsplanung   temen sowie Antennen für Radar- und
                                                                                                                                                                                                                                  mit dem Schwerpunkt
     nen Mangel an Wertschätzung, beruhe                da, weil er als Budgetverantwortlicher                 Rektor Zechlin würdigte in seiner                                  Physikalische Chemie in Essen. Die Dy-          Campus Essen.          Kommunikation. Er bearbeitete viele
     jedoch auf der Einsicht, dass die Hoch-            andere Zusagen geben könne als der                 Ansprache auch die Leistungen beider                                   namik an Grenzflächen, Surface Photo-                                  große, auch internationale Projekte,
     schule gerade auf dieser Schaltstellen-            Hase – Rektor –, der stets an die Ver-             Kanzler bei der Modernisierung und                                     chemistry, Funktionale Molekulare Mo-                                  zuletzt bei DaimlerChrysler Aerospace
     position die Chance zu einem echten                nunft appellieren müsse.                           Umstrukturierung der Verwaltungen                                      noschichten, Nanostrukturierung und                                    (jetzt EADS), bevor er 1997 den Ruf
     Neuanfang haben müsse. Dass die                        Dr. Elmar Lengers war seit 1992                und die konsequente Nutzung aller                                      Epitaxie nennt er als seine Forschungs-                                auf die Professur für Hochfrequenz-
     Hochschulkanzler des Landes diese                  Kanzler der Universität Essen, nach-               Möglichkeiten zu einer flexibilisierten                                schwerpunkte.                                                          technik in Duisburg annahm. Sys-
     Haltung nicht teilen und stattdessen               dem er zuvor verschiedene leitende                 Haushaltsführung. Beide Hochschulen                                    RAINER LEISTEN: 1984 wurde Leisten                                     temtechnische Fragen der Hochfre-
     die Weiterbeschäftigung zumindest ei-              Tätigkeiten im Wissenschaftsministeri-             gehörten zu den ersten, die landesweit                                 (geb. 1957) in Köln zum Dr. rer. pol. pro-                             quenztechnik, Konzepte höchstfre-
     nes der beiden erfahrenen Amtsinha-                                                                   die Kosten- und Leistungsrechnung                                      moviert; 1995 habilitierte er sich – un-        Klaus Solbach,         quenter Übertragungssysteme sowie
                                                                                                                                                                                                                                  Fakultät für
     ber befürwortet hätten, stellte ihr                                                                   eingeführt und die sich daraus erge-                                   terstützt durch ein Stipendium der              Ingenieur-             Radar- und Radiometer-Sensoren mit
     Sprecher Ulf Pallme König in den Mit-                                                                 benden Steuerungsmöglichkeiten ge-                                     Deutschen Forschungsgemeinschaft –              wissenschaften,        abbildenden Eigenschaften und die Un-
                                                                                                                                                                                                                                  Duisburg –
     telpunkt seiner Ansprache. Das Verfah-                                                                nutzt hätten.                                                          in Heidelberg für Betriebswirtschafts-          Prorektor für          tersuchung von Antennen mit elektro-
     ren koste das Land viel Geld, und eine                                                                                                                                       lehre. Er unterbrach die Uni-Laufbahn           Entwicklungsplanung    nischer Strahlsteuerung nennt er als
                                                                                                                                                                                                                                  mit dem Schwerpunkt
     Neubesetzung dauere ihre Zeit.                                                                                                                                               für drei Jahre als Controller in der Zen-       Campus Duisburg.       seine Forschungsschwerpunkte.
     8                                                                                                                                                                                                                                                                                          9
42033_Campus_Report.qxd   26.02.2004   08:12   Seite 10

    SAUBERE ENERGIE:                                                                                                                      FORSCHUNG                                                                         CAMPUS:REPORT 01 | 04

    UNABHÄNGIG VOM STROMNETZ
     Gleich zwei Ministerien waren hochrangig vertreten, als am 17. Oktober das Zentrum für Brenn-
     stoffzellenTechnik (ZBT) nach nur einjähriger Bauzeit auf dem Duisburger Uni-Campus offiziell
     eröffnet wurde. Das labortechnische Vorzeigeobjekt strahlt Helligkeit und Weite aus.
     Von Beate H. Kostka (Text) und Andre Zelck (Fotos)

                                                                                              Architektonisch gelungen ist das
                                                                                              neue Institutsgebäude, das in seiner
                                                                                              klaren Formensprache Funktionalität
                                                                                              mit Eleganz verbindet. Institutsleite-
                                                                                              rin Professorin Dr. Angelika Heinzel
                                                                                              (rechts): „Das Gebäude bietet uns
                                                                                              den richtigen Rahmen für die zahlrei-
                                                                                              chen Praxisprojekte, für die eine
                                                                                              vielseitige und flexible Büro- und La-
                                                                                              borinfrastruktur Voraussetzung ist.“

     Mehr als 300 Gäste waren der Einladung von Ins-                      liegen des neuen An-Instituts der Universität,                   Das Funktionsprinzip der Brennstoffzelle ist                       Eine zügige Markteinführung von Brennstoff-
     titutsleiterin Professorin Dr. Angelika Heinzel ge-                  das mit 15,4 Millionen Euro aus Landes- und EU-              mit einem kleinen Kraftwerk zu vergleichen: In                     zellensystemen erwartet Professorin Heinzel im
     folgt und besichtigten den lichtdurchfluteten qua-                   Mitteln gefördert wurde.                                     einem chemischen Prozess werden Wasserstoff                        Bereich der kleinen, autarken Stromversorgungs-
     dratischen Gebäudekomplex. Der 5,5 Millionen                             Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft ver-             und Sauerstoff in Wasser umgewandelt. Dabei                        einheiten, zum Beispiel als tragbare Aggregate,
     Euro teure Neubau verbindet modernste Labor-                         wies in ihrem Grußwort darauf, dass „zur Etablie-            wird mit einem vergleichsweise hohen Wirkungs-                     als fest installierte Notstrom-Einrichtungen oder
     technologie mit vielseitig nutzbarer Büro- und Ta-                   rung der Brennstoffzellentechnik in den verschie-            grad die im Wasserstoff gespeicherte elektrische                   als Bord-Stromversorgung in Fahrzeugen. Aber
     gungsinfrastruktur und bietet daher gute Voraus-                     denen Anwendungsfeldern als kommerzielles                    Energie freigesetzt, und es entsteht auch nutzba-                  auch im Bereich der Hausenergieversorgung wird
     setzungen für die Weiterentwicklung einer Zu-                        Massenprodukt noch umfangreiche Forschungs-                  re Wärme. In Zeiten zunehmender Blackouts                          intensiv geforscht. Zu den Hauptfragen gehört
     kunftstechnologie, mit der sich weit reichende                       und Entwicklungsarbeiten notwendig sind, bei-                werden Brennstoffzellen immer wichtiger, da sie                    dabei, wie sichergestellt werden kann, dass der
     Erwartungen verknüpfen.                                              spielsweise bei der Entwicklung leistungsfähiger             die nötige elektrische Energie umweltschonend                      Energieträger Wasserstoff in ausreichender Men-
         In seiner Ansprache würdigte Energieminister      SAUERSTOFF     und langlebiger Materialien”. Dass das ZBT auch              direkt vor Ort erzeugen. Einsatzfelder sind unter     AUTARKES     ge zur Verfügung steht.
     Dr. Axel Horstmann den besonderen Stellenwert         UND            für Stadt und Region den größten Stellenwert ha-             anderem Fahrzeugantriebe, Hausheizungen und           STROMNETZ        Dazu wird vor allem wasserstoffreiches
     des neuen Instituts: „Das ZBT macht Nordrhein-        WASSERSTOFF    be, unterstrich Oberbürgermeisterin Bärbel Zie-              Großkraftwerke mit mehreren Megawatt Leis-            FÜR DIE      Brenngas benötigt, das über dezentral umgewan-
     Westfalen zusammen mit den innovativen Unter-         REAGIEREN      ling in ihrem Grußwort: „Nun kann um das ZBT                 tung – das Spektrum reicht bis hin zum Bereich        VESORGUNG    delte Kohlenwasserstoffe wie Erdgas, Flüssiggas
     nehmen und Forschungseinrichtungen des Lan-           MITEINANDER,   als Kern sukzessive ein Kompetenzzentrum ent-                der Kleinstanwendungen wie Handys oder mobile         IM NOTFALL   oder Benzin und Diesel gewonnen werden kann.
     des bundesweit zum Spitzenstandort für diese          SO DASS        stehen, in dem die Erarbeitung wissenschaftli-               Computer.                                             ODER AUF     Hier kommen Dampfreformer zum Zuge, die das
     zukunftsorientierte Energietechnologie.“ Die Lan-     WASSER UND     cher Grundlagen mit der wirtschaftlichen Nut-                    In ihrer Ansprache erläuterte Institutsleiterin   HOHER SEE    ZBT bereits erfolgreich in unterschiedlichen
     desregierung unterstütze die Entwicklung, Pro-        STROM          zung der Brennstoffzelle Hand in Hand geht.“                 Professorin Dr. Angelika Heinzel, dass das ZBT                     Größenordnungen für etliche Projektpartner aus
     duktion und Anwendung von Brennstoffzellen-           ENTSTEHEN      Rektor Professor Dr. Lothar Zechlin gab seiner               Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie                         dem In- und Ausland herstellt.
     technik, so Horstmann, weil man sich von ihr                         Freude darüber Ausdruck, dass zu seinen ersten               Dienstleistungen im Bereich der Brennstoffzellen-                  Mehr Informationen: www.brennstoffzelle-nrw.de,
     nicht nur einen Impuls für den Arbeitsmarkt ver-                     Amtshandlungen die Eröffnung dieses wegwei-                  technologie durchführen wird. Der Transfer von                     www.zbt-duisburg.de
     spricht, sondern auch einen eigenständigen Bei-                      senden Forschungszentrums gehöre.                            Technologie und Know-how in die Region zur
     trag zur Sicherung der Energieversorgung sowie                           Viele Experten gehen davon aus, dass die                 nachhaltigen Verbesserung der Wettbewerbs-
     zum aktiven Klima- und Umweltschutz. Mit den                         Brennstoffzellentechnologie die Welt der Energie-            fähigkeit sei dabei eine zentrale Aufgabe. Profes-
     hocheffizienten, schadstoff- und geräuscharmen                       technik gründlich verändern kann. Sie gilt als die           sorin Heinzel: “Brennstoffzellensysteme in den
     Energiewandlern werde ein qualifizierter Zugang                      Alternative zur Treibhausgas fördernden Energie-             verschiedensten Anwendungen marktfähig zu
     zu neuen Märkten ermöglicht.                                         erzeugung aus fossilen Brennstoffen.                         machen – das ist die spannende Aufgabe der
         Einen Beitrag zum nötigen Brückenschlag                                                                                       nächsten Jahre, die wir am ZBT in Zusammenar-
     zwischen Forschung und unternehmerischer                                                                                          beit mit der Industrie angehen möchten.”
     Nutzanwendung zu leisten ist eines der Hauptan-

     10                                                                                                                                                                                                                                                     11
42033_Campus_Report.qxd   26.02.2004      08:12   Seite 12

     STIPENDIATEN ERFORSCHTEN                                                                                                               INTERNATIONALES                                                                             CAMPUS:REPORT 01 | 04

     STRUKTURWANDEL IM RUHRGEBIET
     Auf Einladung des Initiativkreises Ruhrgebiet erforschten junge Wissenschaftler aus aller Welt neun
     Monate lang den Strukturwandel im Ruhrgebiet, vier von ihnen an der Uni Duisburg-Essen. Der Re-
     gionalforscher Hans-Heinrich Blotevogel, Duisburg, und der Geograph Hans-Werner Wehling be-
     treuten sie. Im Folgenden berichten sie über ihre Eindrücke. Die Fotos machte Andre Zelck.

                                                             Ich heiße Anna Ostrega und ich bin Doktorandin an der Akademie für         Ich bin Pim Quist und komme von der Partneruniversität Nijmegen.
                                                             Bergbau und Hüttenkunde in Krakow. Ich habe als Fellow des Ini-            In den Niederlanden gibt es viele falsche Vorstellungen über das
                                                             tiativkreises Ruhrgebiet an dem Projekt „The Role of Flagship Projects     Ruhrgebiet, deshalb hat es mich gereizt, diese Region und ihre Ent-
                                                             in Regional Restructuring and Urban Regeneration“ gearbeitet.              wicklungsmöglichkeiten genauer zu erforschen.
                                                                  Während meines Aufenthalts im Ruhrgebiet wurde ich von Profes-            Mit Unterstützung von Professor Hans-Heinrich Blotevogel habe
                                                             sor Hans-Werner Wehling in Essen betreut. Hier sein zu können gab          ich mich mit den Bahnhöfen des Reviers auseinandergesetzt und wie
                                                             mir die Möglichkeit, Wissenschaftler und Studenten zu treffen und          sie wieder attraktiver gestaltet werden können. Waren sie früher be-
                          In Essen die Zechen-               Erfahrungen auszutauschen. Im Rahmen des Programms musste je-              wunderte Verkehrskathedralen und repräsentative städtische Ein-                                     Tour durch die
                          landschaft erkundet:                                                                                                                                                                                         Bahnhöfe im Revier:
                          Anna Ostrega.                      der von uns Fellows ein Flagship Project übernehmen. Ich habe mei-         gangstore, so ist der Reisende heute darauf bedacht, sie möglichst                                      Pim Quist.
                                                             nen Schwerpunkt in den Nord-Osten von Essen gelegt. In dieser Regi-        schnell hinter sich zu lassen. Ich habe mir vor allem die Projekte ge-
                                                             on gibt es stillgelegte historische Zechen, die zum Teil bereits in kul-   nauer angesehen, wo versucht wird, den Bahnhof mit kulturellen Ele-
                                                             turelle oder wirtschaftliche Institutionen umgewandelt worden sind.        menten lebendiger zu gestalten, also zum Beispiel mit Galerien oder
                                                             Die Grundidee meines Projektes ist, Verbindungen zwischen bereits          Ateliers für Künstler.
                                                             genutzten Objekten und solchen, die noch keine neue Funktion auf               Im Bahnhof von Hamm wurden beispielsweise in einer ehemali-
                                                             den Zechengeländen gefunden haben, zu schaffen. Es ist wichtig,            gen Poststation und in einem alten Eisenbahnwaggon kleine Theater
                                                             dass der besondere Charakter der Region beibehalten wird und die           eingerichtet. Es zeigte sich, dass diese kulturellen Aktivitäten einen
                                                             Anwohner mit in die Umgestaltung einbezogen werden. Die Popula-            großen Einfluss auf die Ausstrahlung der Bahnhöfe als Visitenkarte
                                                             rität der Zeche Zollverein kann dabei genutzt werden, um für eine          der Ruhrstädte haben. Es ist gut, auch auf diese Weise die Kultur
                                                             Verbindung von Zechenvergangenheit und Unternehmen der Zukunft             näher an die Gesellschaft heranzuführen und Bahnhöfe wieder zu
                                                             zu werben. Um auf die Nutzungsmöglichkeiten bestimmter Objekte             dem zu machen, was sie einmal waren: Plätze der Begegnung und
                                                             einzugehen, war es notwendig, die charakteristischen Merkmale der          des Austausches. Auf diese Weise können auch Bahnhöfe einen guten
                                                             Region aufzulisten und dabei auch die Wünsche der derzeitigen Besit-       Beitrag für die Region leisten, einmal Kulturhauptstadt Europas zu
                                                             zer und Nutzer der Gebäude zu berücksichtigen.                             werden.

                                                             Mein Name ist Elisabetta Ferrante. Ich komme aus Apulien im Süden          Ich heiße Ileana Apostol, komme aus Rumänien und forsche zur Zeit
                                                             Italiens und studiere an der Polittecnico di Bari-sede di Taranto Um-      an der University of Southern California. In unserem gemeinsamen
                                                             welt-Ingenieurwesen. Mein Schwerpunkt liegt dabei im Städtebau.            Forschungsprojekt hat mich in Duisburg Professor Blotevogel wissen-
                                                             Dank eines Stipendiums des Initiativkreises Ruhrgebiet konnte ich bis      schaftlich betreut.
                                                             Ende November im Ruhrgebiet forschen. Mein Studium dauert in Itali-            Ich habe mich konkret mit dem geplanten Industriekulturzug be-
                                                             en fünf Jahre. Wenn ich aus Deutschland zurückkehre, werde ich mei-        fasst, der als regionsspezifische Besonderheit einheimischen Interes-
                                                             nen Master machen. Während meines Aufenthalts in Essen wurde ich           sierten und auswärtigen Touristen Eisenbahnrundfahrten auf alten In-
                                                             von Professor Wehling betreut.                                             dustrie-Zugtrassen bieten soll. Ich habe vor allem untersucht, welche
                                                                  Während meiner Zeit im Ruhrgebiet habe ich mich mit dem Stadt-        Bedeutung dieses Projekt für die fragmentierte Ruhrregion haben
                          Katernberg genauer                 teil Katernberg im Norden Essens beschäftigt. Mein Ziel war es, in         kann. Auf bislang kaum für die Öffentlichkeit erschlossenen Routen                            Im Industriekulturzug
                          betrachtet:                                                                                                                                                                                                           unterwegs:
                          Elisabetta Ferrante.               diesem Bereich ein sogenanntes Flagship Project zu schaffen: Ich ha-       verbindet es interaktiv die traditionellen industriekulturellen Sehens-                             Ileana Apostol.
                                                             be damit begonnen, die städtebaulichen Aspekte Katernbergs aufzulis-       würdigkeiten mit den modernen City-Centern und Freizeitanlagen. Ich
                                                             ten und zu analysieren. Das Projekt soll dazu führen, das internatio-      bin der Überzeugung, dass das Projekt durch seinen historischen
                                                             nale Ansehen des Ruhrgebiets zu verändern, indem ich den Wandel            Brückenschlag zwischen dem 19. und dem 21. Jahrhundert das Po-
                                                             eines Stadtteils verfolge und beschreibe.                                  tenzial hat, zum Erfolgsmodell für andere Regionen mit Strukturwan-
                                                                  Nach Abschluss meines Aufenthalts im Ruhrgebiet hoffe ich, viele      delproblemen zu werden.
                                                             Erfahrungen im kulturellen Bereich gesammelt zu haben und einiges              Wenn der Industriekulturzug wettbewerbsorientiert in öffentlich-
                                                             über die Organisation von langfristigeren Projekten gelernt zu haben.      privater Trägerschaft betrieben wird, kann er eine Katalysatorfunktion
                                                             Neben dem Forschungsaspekt bedeutet es mir auch sehr viel, dass ich        für die städtische Wiederbelebung entwickeln und einen Identität stif-
                                                             im Rahmen meines Stipendiums Studentinnen und Studenten aus vie-           tenden Beitrag zur Verbesserung der regionalen Vernetzung leisten.
                                                             len Teilen der Welt kennenlernen konnte und sich gute Freundschaften       Außerdem wird von ihm eine nicht zu unterschätzende touristische
                                                             entwickelt haben. Die Arbeit in der Gruppe war sehr anregend, denn         überregionale Sogwirkung ausgehen, der für die weitere Strukturent-
                                                             alle brachten sich mit ihren Themen auf hohem Niveau in die Diskus-        wicklung der Region bedeutsam ist.
                                                             sionen ein. Wir respektieren einander, denn uns verbindet die Liebe            Anmerkung der Redaktion: Inzwischen ist das Programm des Initiativkreises beendet. Die
                                                             zu unserer Arbeit – wir forschen aus Leidenschaft.                         Stipendiatinnen haben ihre Abschlussarbeiten vorgelegt; sie wurden bewertet und prämi-
                                                                                                                                        iert. Zwei der vier vergebenen Preise gingen an die beiden Stipendiatinnen, die sich in Es-
                                                                                                                                        sen bei Hans-Werner Wehling aufgehalten hatten.

     12                                                                                                                                                                                                                                                         13
42033_Campus_Report.qxd    26.02.2004    08:13    Seite 14

          MAGAZIN                                                                                                                                                                                                                                                                  CAMPUS:REPORT 01 | 04

     STARKER BEIRAT, STARKES INSTITUT                                                                                                                               LEERE KONTEN, VOLLE KONTEN
     Die Kooperation zwischen Praxis und Wissenschaft in den Ostasienwissenschaften wird stärker                                                                    Das Studienkonten- und -finanzierungsgesetz bereitet auch den Studierendensekretariaten Probleme
     „Das Institut für Ostasienwissenschaf-       dessen mehr als 25-jähriger Asiener-                                                                              Ab diesem Sommersemester müssen           für die Landesregierung als Blitzableiter                       terte eine Zahlungsaufforderung über

                                                                                                                                             FOTO: MANFRED EHRICH
     ten ist ein Juwel, dessen Kompetenzen        fahrung den Vorsitz zu übertragen, hieß                                                                           die „älteren Semester“ zahlen: Studie-    gefrusteter „Zahlstudenten“ herhalten.                          650 Euro zusätzlich ins Haus. „Rund
     es in die Öffentlichkeit zu bringen gilt.“   es von Seiten des Instituts. Da passt                                                                             rende, die das 1,5-fache der Regelstu-        Schon im Dezember liefen die Com-                           10 000 Gebührenbescheide haben wir
     Mit diesen Worten hatte Professor            es gut, dass Rohkamm nun außerdem                                                                                 dienzeit überschritten haben, jene mit    puter des Essener Studierendensekre-                            verschickt“, sagt Ludwig Ciesielski, Lei-
     Dr. Eckhard Rohkamm, scheidender             den traditionsreichen und einflussrei-                                                                            bereits abgeschlossenem berufsqualifi-    tariats, das die Gebührenerhebung für                           ter des Studierendensekretariats in Es-
     Top-Manager der ThyssenKrupp AG,             chen Ostasiatischen Verein führt, der                                                                             zierenden Studium, die nicht unter ei-    beide Campi abwickelt, heiß. Denn                               sen. Ungezählt sind dagegen die vielen
     seine Unterstützung für den ohnehin          deutsche Unternehmen beim Auf- und                                                                                ne Sonderregelung fallen, und Senioren    zunächst wurden die über 36 000 Stu-                            Anrufe und E-Mails verunsicherter, Rat
     schon prominent besetzten Instituts-         Ausbau von Geschäftsbeziehungen zur                                                                               ab 60 Jahren. Die Studierendensekre-      dierenden um Abgleich der Stammda-                              suchender und erboster Studierender.
     beirat begründet. Nun wurde der              Asien-Pazifik-Region unterstützt.                                                                                 tariate müssen den hohen verwaltungs-     ten wie Fächer und Semesterzahl ge-                                 Durch ein Versehen wurden in
     „Wunschkandidat“ auch zum Sprecher                Im Gegenzug stellt das Univer-                                                                               technischen und Beratungsaufwand zu-      beten, die für die Berechnung der Stu-                          Duisburg teilweise fehlerhafte Beschei-
     und Vorsitzenden dieses beratenden           sitäts-Institut der Wirtschaftspraxis                                                                             sätzlich zu ihrer normalen Arbeit stem-   diengebühren als Grundlage dienten.                             de versendet; die Studierenden mus-
     Gremiums gewählt.                            seine sozial- und wirtschaftswissen-                                                                              men – und nicht selten stellvertretend    Wer kein Studienkonto erhielt, dem flat-                        sten nachträglich informiert werden.
         Mit ihren sechs Fachgebieten sowie       schaftliche Asienkompetenz zur Verfü-                                                                                                                                                                                           Ludwig Ciesielski macht sich auf

                                                                                                                                                                                                                                                          FOTO: ANDRE ZELCK
     den beiden Sprachabteilungen für Ja-         gung. So organisierte das Institut für                                                                                                                                                                                      zahlreiche Einsprüche gefasst: „Hun-
     panisch und Chinesisch sind die Duis-        Ostasienwissenschaften in Kooperation          RANG UND NAMEN                                                                                                                                                               derte waren Ende Januar schon einge-
     burger Ostasienwissenschaften das            mit dem Deutschen Institut für Japan-          Institut wie Beirat wurden 1994 ge-                                                                                                                                          gangen.“ Natürlich würden die so zügig
     größte Ostasieninstitut, das es im           studien und der Niederrheinischen In-          gründet. Zum Beirat zählen neben Pro-                                                                                                                                        wie möglich bearbeitet, dennoch hat
     deutschsprachigen Raum für gegen-            dustrie- und Handelskammer im Janu-            fessor Rohkamm unter anderem Jörg                                                                                                                                            der Widerspruch keine aufschiebende
     wartsbezogene, sozial- und wirtschafts-      ar beispielsweise ein gemeinsames              Bickenbach, Staatssekretär im NRW-                                                                                                                                           Wirkung. Die 650 Euro müssen erst
     wissenschaftliche Forschung und Lehre        Symposium, auf dem Experten aus                Wirtschaftsministerium, Matthias Naß,                                                                                                                                        einmal berappt werden, um ordentlich
     gibt. Um die ohnehin anwendungsbe-           Wissenschaft und Wirtschaftspraxis             stellvertretender Chefredakteur von                                                                                                                                          zurückgemeldet zu sein. Bis spätestens
     zogene Wissenschaft noch enger an            neue Entwicklungen in der Autoindus-           „Die Zeit“, Dr. Ruprecht Vondran, lang-                                                                                                                                      Ende April will Ciesielski die strittigen
     die Praxis zu binden, lässt man sich in      trie Japans und Chinas mit ihren stra-         jähriger Bundestagsabgeordneter und                                                                                                                                          Fälle geklärt haben. Im besten, aber vo-
     seiner Arbeit von hochrangigen Vertre-       tegischen Implikationen für die deut-          Vorsitzender des Deutsch-Japanischen                                                                                                                                         raussichtlich seltenen Fall bekommt
     tern aus Wirtschaft, Medien, Politik         sche Autoindustrie diskutierten.               Wirtschaftskreises, sowie Dr. Werner                                                                                                                                         der Studierende dann sein Geld zurück.
     und Wissenschaft beraten. Deshalb sei        Mehr Informationen: oawiss@uni-duisburg.de,    Draguhn, Direktor des Instituts für Asi-                                                                                                                                     Mehr Informationen: www.die-universale.de;
     es auch konsequent, Rohkamm mit              Helmut Demes, T. (0203) 379-4191               enkunde.                                                                                                                                                                     www.wissenschaft.nrw.de

     SPENDE:YI-KINDER DÜRFEN LERNEN                                                              ITALIEN UND DIE EU                                                 UMSTRITTENE ASTA-WAHL – NACHSPIEL HAT BEGONNEN
     Duisburg ist in Meigu ein Begriff. In dem    ohne Geld? Nachdem Heberer mit Hilfe           Studierende der Sozialwissenschaften                               Sitzungen des Studierendenparla-                                                                          zeit geplanten Weltreise – demnächst
     abgelegenen Gebirgskreis der bitterar-       der Essener Stiftung Mercator, des             und Romanistik gleichermaßen nutzten                               ments (StuPa) seien berüchtigt für ihre                                                                   wieder vermehrt seinem Studium wid-
     men chinesischen Region Liangshan in         Landes NRW und der Gesellschaft für            Ende November die Gelegenheit, sich                                Dauer und Ergebnislosigkeit, spottete                                                                     men will.
     Südwestchina leben fast ausschließlich       Technische Zusammenarbeit rund                 aus erster Hand über die italienische                              die NRZ. Da jedoch während der neun-                                                                           Ob der neue Vorsitzende sein Kon-
     Yi, eine der großen ethnischen Minder-       125 000 Euro zusammentragen konn-              Sicht auf die Zukunft Europas zu infor-                            stündigen Marathonsitzung in der                                                                          zept eines schlanken, handlungsfähi-
     heiten. Zur Schule zu gehen ist hier         te, besitzt Meigu seit dem letzten             mieren. Zum Ablauf der Ratspräsident-                              Nacht vom 20. auf den 21. Januar mit                                                                      gen AStAs sowie der klaren Trennung
     Luxus, die Ausstattung und Lernbedin-        Sommer eine richtige Schule – mit ei-          schaft Italiens referierte der politische                          Gerrit Kremer (Jusos) ein neuer AStA-                                                                     von organisatorischen und politischen
     gungen sind allerdings katastrophal.         nem Wohnheim für Schüler und Schü-             Botschaftsrat in Berlin, Piero Benassi,                            Vorsitzender gewählt worden sei, hät-                                                                     Aufgaben durchsetzen kann, steht je-
          Dass sich das zumindest in Meigu        lerinnen, mit Badehaus, Bibliothek und         auf dem Campus Duisburg über die                                   ten sich die 37 Parlamentarier die Zeit                                                                   doch derzeit noch in Frage. In der lan-
     geändert hat, geht auf eine Initiative       sogar mit Computern. Sechs Jahre               Haltung seines Landes zur geplanten                                wenigstens nicht umsonst um die Oh-                                                                       gen Geschichte umstrittener StuPa-
     des Sinologen und Politikwissenschaft-       dürfen die Kinder hier lernen.                 EU-Verfassung. Dass die Schaffung ei-                              ren geschlagen, meinte die Redaktion                                                                      Sitzungen wurde diesmal ein neuer
     lers Professor Dr. Thomas Heberer zu-             Bei seinem letzten Besuch in Meigu        nes gemeinsamen Verfassungstextes                                  weiter. Kremer, Lehramtsstudent der                                                                       Höhepunkt erreicht: Vor allem die laxe
     rück. Als Heberer für ein Projekt im Li-     nahm Heberer stellvertretend für die           für die Menschen in Europa eine große,                             Fächer Sport und Sozialwissenschaften                                                                     Handhabung der Vertretungsregel von
     angshan-Bezirk forschte, baten ihn die       finanzierenden Institutionen den Dank          aber auch schwierige Herausforderung                               im 5. Semester, soll Bora Sahin folgen,                                                                   Parlamentariern, die bewusst das Ple-
     Menschen dort um Hilfe: Eine Schule          der Schüler, Lehrer und der lokalen            sei, unterstrich Benassi in seinen Aus-                            der sich nach 14 Monaten im Amt –                                                                         num verlassen hatten, sowie ein un-
     für Mädchen und Jungen aus armen             Regierung entgegen. Eine Tafel an der          führungen. Von ihrem Gelingen hänge                                und nach der Rückkehr von einer der-      Gewählt und angefochten: Gerrit Kremer.                         klares formales Vorgehen bei der
     Yi-Familien wolle man bauen, doch wie        Schule weist in Chinesisch, Yi und             es aber ab, „wie groß künftig das Ver-                                                                                                                                       AStA-Bildung sorgte bei der Opposition
                                                  Englisch auf die Geld gebenden Insti-          trauen der Bürger in ein gemeinsames                                                                                                                                         für erhitzte Gemüter – und eine
                                                  tutionen und den Initiator hin.                Europa sein wird“.                                                                                                                                                           prompte Wahlanfechtung. Deren Prü-
                                                  Mehr Informationen: heberer@uni-duisburg.de,                                                                                                                                                                                fung durch die Hochschulleitung wird
                                                  T. (0203) 379-3727                                                                                                                                                                                                          einige Zeit in Anspruch nehmen.
     14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    15
42033_Campus_Report.qxd    26.02.2004     08:13   Seite 16

          MAGAZIN                                                                                                                                                                                                                                                  CAMPUS:REPORT 01 | 04

     SCHÖNE NEUE NANO-WELT                                                                                                                                        POETENBILDER AUS ESSENER SICHT
     Im neuen FORUM FORSCHUNG dreht sich alles um eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien                                                                      Junge Kunst im Bundesumweltministerium: Zwischen Hommage und Karrikatur
     Eine Reise in kleinste Dimen-                                                                                                technologie für unseren All-    Jürgen Trittin kauft Kunst       hat die Studierenden bei ih-

                                                                                                           FOTO: MANFRED EHRICH
     sionen bietet die neue Aus-                                                                                                  tag einmal bedeuten könnte.     „made in Essen“: Einmal pro      rer Arbeit betreut. Unter sei-
     gabe des Wissenschaftsma-                                                                                                    In den Beiträgen geht es        Jahr besucht der Bundesum-       ner Anleitung ist ein alterna-
     gazins FORUM FORSCHUNG.                                                                                                      unter anderem um neuarti-       weltminister mit einer haus-     tives Literaturlexikon ent-
     Das 100 Seiten starke kos-                                                                                                   ge Beschichtungen, Partikel-    eigenen Kunstkommission          standen, in dem auch
     tenlose Heft ist der Nano-                                                                                                   herstellung, Nanoma-            die deutschen Kunsthoch-         literarische Größen wie Tho-
     technologie gewidmet. Sie                                                                                                    terialien, Mikrochips und       schulen, um Bilder für sein      mas Mann, Friedrich Dürren-
     zählt zu den herausragenden                                                                                                  Halbleiter, Mikroskopie, Bio-   Ministerium zu kaufen und        matt, Astrid Lindgren und
     Schlüsseltechnologien des                                                                                                    chips, um künstliche Atome      Nachwuchskünstler zu för-        Antoine de Saint-Exupéry
     21. Jahrhunderts, sie verfügt                                                                                                und winzigste Magnete, Na-      dern. Diesmal hat Trittin in     nicht fehlen. „Natürlich han-
     über riesige Entwicklungspo-                                                                                                 nokapseln, Prozessortechnik     den Essener Künstler-Nach-       delt es sich dabei um ein
     tenziale und gilt als Wachs-                                                                                                 sowie um synthetische           wuchs investiert: 14 Design-     „Open-End-Projekt“, denn
     tumsmotor.                                                                                                                   Werkstoffe.                     studenten der Universität        angesichts der Fülle von be-
         Bei der Erforschung win-                                                                                                     Auch aus dem Sonder-        konnten ihren Zyklus „Lite-      deutenden Literaten können
     zigster Systeme und Struk-                                                                                                   forschungsbereich mit dem       rarische Köpfe des 20. Jahr-     wir keinen Anspruch auf
     turen ist die Uni Duisburg-                                                                                                  stärksten Nano-Bezug, „Na-      hunderts“ an die Bundesre-       Vollständigkeit erheben“,
     Essen ganz groß. Sie verfügt                                                                                                 no-Partikel aus der Gaspha-     publik verkaufen.                sagt Vogel zur Sammlung.
     über exzellente Wissen-                                                                                                      se: Entstehung, Struktur,           Im Sommer 2003 wur-               Das Geld, das die Künst-
     schaftler, die interdisziplinär                                                                                              Eigenschaften“, wird berich-    den die dreißig Bilder im Bon-   ler vom Bundesumweltminis-
     unter anderem in vier Son-                                                                                                   tet. Zwei Gastautoren aus       ner Umweltministerium ge-        ter bekommen haben, wurde
     derforschungsbereichen und                                                                                                   der Industrie befassen sich     zeigt, im Herbst waren sie in    übrigens unmittelbar in ein
     zwei Graduiertenkollegs ar-                                                                                                  zudem mit der Nanotechno-       Berlin zu sehen. „Bei den Ar-    schönes Projekt investiert:
     beiten.                                                                                                                      logie als Wirtschaftsfaktor.    beiten handelt es sich um ei-    Unter dem Titel „Unsterb-
         Im neuen FORUM FOR-                                                                                                          Das Magazin kann über       nen Versuch, Schriftsteller      lichkeit ist nicht jedermanns
     SCHUNG stellen 29 Duisbur-                                                                                                   die Transferstelle in Duis-     des 20. Jahrhunderts aus         Sache“ ist im Druck-Verlag
     ger und Essener Autoren aus                                                                                                  burg bezogen werden: Tele-      der Perspektive ihrer jeweili-   Kettler, Bönen, ein Buch er-
     Chemie, Physik, Medizin,                                                                                                     fon (0203) 379-2751, trans-     gen Literatur zu porträtie-      schienen, in dem die Inter-
     Elektrotechnik und Maschi-                                                                                                   ferstelle@uni-duisburg.de.      ren“, erklärt Manfred Vogel,     pretationen der Studieren-
     nenbau ihre Entwicklungen                                                                                                    Als PDF-Dokument ist das        Professor für Kommunikati-       den – zwischen Hommage
     und Forschungsbereiche vor                                                                                                   Heft auch im Internet zu fin-   onsdesign mit Schwerpunkt        und liebevoller Karikatur –
     und werfen einen visionären                                                                                                  den. Die Adresse:               Zeichnerische Darstellung        vorgestellt werden.
     Blick auf das, was die Nano-      Eine rundum staubfreie Atmosphäre: Nanoforschung im Reinraum.                              www.forum-forschung.de.         und Gestaltung in Essen. Er      ISBN 3-935019-80-7               So sieht Wolfgang Weidler den Schriftsteller Michel Houellebecq.

     BLICKE AUF RELIGION UND GEWALT                                                                                                                               SICHTWERKE DOPPELT IM ANGEBOT
     Dem Thema „Religion und           dass Religion offenbar zum          kommen. Die Frage nach                                 Gewalt gegen Frauen, der        Zum vierten Mal öffnete das      führten, während das Cam-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        FOTOS (2): ANDRE ZELCK
     Gewalt“ ist die 21. Ausgabe       Frieden wie zum Unfrieden           Gottes- oder Menschenbil-                              Missbrauch von Kindern und      „Sichtwerk“ Mitte Oktober        pusgelände den Arbeiten der
     des Wissenschaftsmagazins         zu motivieren vermöge. Die          dern – vor allem auf die jü-                           Verstöße gegen die christli-    seine Tore. Auch in diesem       jüngeren Semester vorbe-
     ESSENER UNIKATE gewidmet.         Ambivalenz des Verhältnis-          disch-christliche Tradition                            che Tradition des Kinder-       Jahr stellten Studierende        halten war. Ein Highlight für
     Federführender Autor ist der      ses von Religion und Gewalt         bezogen – spielt in diesem                             schutzes, die Beziehungen       des Fachbereichs Gestaltung      alle Teilnehmer war sicher-
     Theologe und Kirchenhisto-        nimmt das UNIKATE-Heft              Zusammenhang ebenso eine                               zwischen Religion, Nation       und Kunsterziehung in Essen      lich das Salongespräch mit
     riker Hubertus Lutterbach.        nicht abstrakt in den Blick,        Rolle wie die Ausrichtung der                          und Politik im ehemaligen Ju-   ein beeindruckendes Pro-         Lehrstuhlvertreterin Jette
          New York als Ort des re-     sondern nähert sich ihr viel-       Ethik, das Mühen um Tole-                              goslawien oder auch die Le-     gramm auf die Beine. So          Joop. Nach drei anstrengen-
     ligiös bedingten Friedens         mehr aus unterschiedlichen,         ranz oder die Berücksichti-                            gitimation von Gewalt durch     wurden auf Zollverein ausge-     den Tagen bewerteten Besu-
     und als Ort der religiös moti-    jeweils konkreten gesell-           gung nationaler Traditionen.                           das Schaffen von Sünden-        wählte Diplomarbeiten prä-       cher und Aussteller „sicht-
     vierten Gewalt – das ist nach     schaftlichen Kontexten und              Thematisiert werden un-                            böcken.                         sentiert, die dem Besucher       werk04“ als vollen Erfolg.
     Lutterbach „eine brennpunkt-      Weltanschauungen, wie sie           ter anderem die sexuelle Ge-                               Die ESSENER UNIKATE         die Vielschichtigkeit des
     artige Umschreibung“ dafür,       in philosophischen Traktaten        walt im Alten Testament, die                           (ISSN 0944-6060) sind im        Fachbereichs vor Augen
                                       und heiligen Schriften, in Li-                                                             Buchhandel zum Preis von
                                       teratur und politischen Ver-                                                               7,50 Euro zu bekommen.
                                       einbarungen zur Sprache
     16                                                                                                                                                                                                                                                                                                17
42033_Campus_Report.qxd    26.02.2004   08:13    Seite 18

          GÄSTEBUCH                                                                                                                                                                                                                                                 CAMPUS:REPORT 01 | 04

    DIE INNENSEITEN DER GESCHICHTE                                                                                                                                      KOMPROMISS NACH LANGER NACHT
     Mit allen Zutaten des Wenderomans: Brigitte Burmeister war „poet in residence“                                                                                     Europäischer Einigungsprozess mit hohen Hürden: Alfred Grosser war „scientist in residence“
     Große Gesten liegen Brigitte Burmeis-                                                                                 zusammen. Schließlich ist die gelernte

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     FOTOS (2): SVEN SIMON
                                                                                                  FOTOS (3): GISELA KERN
     ter nicht. Was sie interessiert, ist die                                                                              Romanistin Burmeister eine Spezialis-
     sprachliche Konstruktion von Erinne-                                                                                  tin in Sachen französische Avantgarde.
     rungen. Statt richtungweisende Reden                                                                                  Über Alain Robbe-Grillet hat sie ge-
     über die Zukunft der Literatur zu hal-                                                                                schrieben und den Nobelpreisträger
     ten, interpretierte Burmeister ihre Rol-                                                                              Claude Simon übersetzt. Eine feste
     le als „poet in residence“ bei den Esse-                                                                              Größe in der nunmehr vereinten deut-
     ner Germanisten bescheiden als Leite-                                                                                 schen Literatur ist Brigitte Burmeister
     rin einer Lese- und Diskussionsrunde.                                                                                 allerdings erst Mitte der neunziger Jah-
     Um „Geschichte in Geschichten“ ging                                                                                   re geworden. „Unter dem Namen Nor-
     es. Die Teilnehmer sollten sich mit                                                                                   ma“ von 1994 vereinte alle Ingredien-
     Büchern auseinandersetzen, in denen                                                                                   zen des so genannten „Wenderomans“.
     historische Ereignisse in Literatur über-                                                                             Es geht um ost-westdeutsches Befrem-
     führt sind. Eigenes war dabei, aber                                                                                   den und darum, wie man den falschen
     auch Texte von Christa Wolf, Erich Loest                                                                              Bildern vom Anderen gründlich auf den
     und F. C. Delius, dem Essener Poetik-                                                                                 Leim gegangen ist. Wenn die Argu-
     Dozenten aus dem Sommersemester             „poet in residence“ 2003: Brigitte Burmeister.                            mente der neudeutschen Querelen auf
     2003. Vor allem aber sollten die Stu-                                                                                 ihre Herkunft hin untersucht werden,
     dierenden „ihre Reaktion auf diese                                                                                    erweist sich, dass das Problem in der
     Texte“ beobachten. Am Ende wurde                                                                                      Erinnerung selbst liegt, in dieser „ver-
     natürlich auch geschrieben. Zunächst                                                                                  trackten Mischung“, die sich so schwer
     aber kam es „mehr auf die Gedanken                                                                                    in „etwas Eindeutiges“ auflösen lässt.
     an als auf erzählerische Qualität“.                                                                                   Ganz ähnlich stemmten sich die Erzäh-
         Dabei ist die 1940 geborene ost-                                                                                  lungen des Bandes „Herbstfeste“
     deutsche Schriftstellerin eine wahre                                                                                  (1995) gegen den Beschleunigungs-
     Wortakrobatin. Als 1987 ihr Debüt                                                                                     rausch der Nachwendezeit. 1999 folgte
     „Anders oder Vom Aufenthalt in der                                                                                    der Roman „Pollok und die Attentäte-
     Fremde“ erschien, herrschte große                                                                                     rin“. Hier verbarg sich hinter der voll-     Ein Gast, wie man ihn sich wünscht:        mahnte er. Stattdessen verlangten die
     Verwirrung in den Feuilletons. Brigitte                                                                               mundig angekündigten Action ein litera-      temperamentvoll, nimmermüde. Aber          beiden großen von kleineren Nachbar-
     Burmeister hatte den wahrscheinlich                                                                                   risches Kabinettstückchen über die Su-       die Botschaften, die Alfred Grosser als    ländern, was sie selbst zu leisten nicht
     avantgardistischsten Roman geschrie-                                                                                  che nach der Wahrheit einer Geschichte,      „scientist in residence“ auf dem Esse-     bereit oder nicht imstande seien.
     ben, der je in der DDR erschienen ist.                                                                                die sich nur schreibend erfinden lässt –     ner Uni-Campus verbreitete, enthielten     „Heuchelei“ nannte Grosser das.
     Sein Protagonist arbeitet in einer ano-     Mit dem Essener Germanisten Hannes Krauss.                                das nennt man eine „Titelfalle“.             viel Kritisches. „Die Stimmung in bei-         Gibt es eine europäische Identifi-
     nymen Dienststelle und ist damit be-                                                                                       Danach war es lange still um die        den Ländern ist schlecht“, beschrieb       kation? „Ja“, sagt Grosser, „aber nicht
     schäftigt, seine Wahrnehmungen zu                                                                                     Autorin. Private Probleme, erzählt sie,      der angesehene Politikwissenschaftler      eine Identifikation als Bürger, sondern
     protokollieren. Manch einer wollte da                                                                                 hätten sie „schreibunfähig“ gemacht.         und Publizist die französische und deut-   eine als Zahnarzt, Rechtsanwalt oder
     eine Stasi-Geschichte gelesen haben.                                                                                  Inzwischen aber hat sie sich wieder          sche Gemütslage beim Ringen um eine        Gewerkschafter“. Und könne es Grund-
                                                                                                                                                                                                                                                               Im Hörsaal sichtlich zu Hause: „scientist“ Alfred
     Dabei hatte Burmeister eher ein subti-                                                                                „aufgerappelt“. Im nächsten Jahr soll        Europäische Verfassung und wusste:         werte für Europa geben? „Ja“, sagt          Grosser mit (kleines Bild) Gastgeber Wilfried Loth.
     les Psychogramm der ostdeutschen                                                                                      endlich der neue Roman herauskom-            „Es wird eine lange Nacht, an deren        Grosser, „die Moral der Menschenwür-
     Endzeit gezeichnet: zwischen dem Be-                                                                                  men. Eine Liebesgeschichte wird es           Ende man Kompromisse macht.“               de, das Mitgefühl für das Ausmaß des        die harte, verbrecherische Seite des
     harren auf einem gesellschaftlichen Sta-                                                                              sein, natürlich eine „sehr problemati-           „Deutschland, Frankreich, Europa:      Leidens der anderen.“                       Islam. „Mehr liberale Muslime müssten
     tus quo und dem Bedürfnis nach Verän-                                                                                 sche, wo viel Vergangenheit dran             Was nun?“ hieß der öffentliche Vortrag,        Der Beitritt der Türkei? „Ich glaube    aufstehen!“
     derung, zwischen dem „sicheren Boden                                                                                  hängt und unterschiedliche gesell-           den Grosser am 24. November im Au-         nicht, dass die Türkei jetzt in die Union       Neben seinem Vortrag bot der
     des Tatsachenberichts“ und der „ver-                                                                                  schaftliche Erfahrungen“. Hier ist Bur-      dimax an der Essener Segerothstraße        gehört“, sagt Grosser und begründet:        „scientist“ auch zwei Seminare für
     wirrenden Region möglicher Welten“.                                                                                   meister ganz in ihrem Element.               hielt. Mit faszinierender Leichtigkeit     „Wenn der größte Staat ein islamischer      Hochschulmitglieder und -gäste an.
         Dass der „Anders“-Roman ein                                                                                       Schließlich geht es um jene „Innensei-       durchstreifte Grosser die politische       Staat ist, schafft das Probleme.“ Als       Seinen Besuch hatte durch ihr Sponso-
     Fremdkörper im vermeintlichen Lese-                                                                                   te historischer Ereignisse“, die sie ge-     Landschaft in der Union, im ferneren       Folge des Irak-Krieges verbreite sich       ring die Sparkasse Essen ermöglicht.
     land DDR blieb, hing vor allem mit sei-                                                                               rade eben mit den Essener Studieren-         Europa, in Amerika.                                                                    Gastgeber waren die Hochschulleitung
     nen Anleihen beim Nouveau Roman             Neuer Roman im nächsten Jahr.                                             den diskutiert hat.        Steffen Richter       Frankreich und Deutschland müss-                                                   und das Graduiertenkolleg „Europäi-
                                                                                                                                                                        ten im Einigungsprozess endlich wie-                                                   sche Gesellschaft“ mit seinem Spre-
                                                                                                                                                                        der die Vorreiterrolle übernehmen,                                                     cher, dem Historiker Wilfried Loth.

     18                                                                                                                                                                                                                                                                                                        19
42033_Campus_Report.qxd   26.02.2004     08:13    Seite 20

    AUF DEN SPUREN ALTER KULTUREN:                                                                                                                             FORSCHUNG                                                                                               CAMPUS:REPORT 01 | 04

    WISSENSCHAFTLER IM WÜSTENSAND
     Wissenschaftler im Wüstensand: Die angehenden Essener Vermessungsingenieure Stephan Brock-
     haus und Sebastian Greve reisten gemeinsam mit ihrem Lehrer, Professor Peter Mesenburg, nach
     Peru, um dort im Rahmen ihrer Diplomarbeit eine formativzeitliche Kultstätte aufzumessen.
     Von Daniela Endrulat (Text), Stephan Brockhaus und Sebastian Greve (Fotos)

     Etwa 370 Kilometer nördlich                                            gens zu flimmern – eine si-            gar keine Informationen vor,
     von Lima, Peru, mündet der                                             chere Messung war unter                so dass dort die Rekonstruk-
     Casma-Fluss in den Pazifik.                                            diesen Bedingungen nicht               tion in Analogie zu den vor-
     Karg ist das Land, nur in un-                                          möglich. So musste die Ar-             handenen Gebäudeteilen frei
     mittelbarer Umgebung des                                               beit auf die frühen Morgen-            gestaltet werden musste“,
     Flussbettes konnten grüne                                              und die frühen Abendstun-              sagt Mesenburg. Insofern
     Oasen entstehen und Leben,                                             den verteilt werden.                   sei die Rekonstruktion der
     das aus dem Fluss gespeist                                                 Auf der Grundlage von              Anlage bis zu einem gewis-
     wird. Zwischen 1800 und                                                rund 3 300 örtlich aufge-              sen Grad auch ein Wagnis,
     800 v. Chr. entstanden in                                              nommenen Punkten ent-                  bei dem keine Garantie
     diesem unwirtlichen Gebiet                                             wickelten Brockhaus und                dafür übernommen werden
     mehrere Monumentalbau-                                                 Greve zunächst ein digitales           könne, dass alle Einzelheiten
     ten. Einer davon ist die An-                                           Geländemodell, das eine                tatsächlich auch im Detail
     lage Sechin Bajo. Seit 1992                                            dreidimensionale Wiederga-             genau so ausgesehen hät-
     haben deutsche Archäologen                                             be des Grabungshügels er-              ten, wie sie modelliert wor-
     Teile der Anlage im Wüsten-      AM FRÜHEN MORGEN                      möglichte. Bei der anschlie-           den seien.
     gebiet freigelegt.               ODER ABENDS:                          ßenden Rekonstruktion der                   Um eine Vorstellung zu
         Die Anlage dehnt sich        SONST GAB ES                          Anlage berücksichtigten die            bekommen, wie sich die An-
     mit allen Bauten auf einer       KEINE EXAKTEN                         Studenten insbesondere die             lage in das Gelände einge-
     Fläche von 150 mal 125 Me-       MESSUNGEN.                            Funde in den Grabungs-                 fügt hat, überlagerten die
     tern aus und besteht im we-                                            schnitten, wie beispielsweise          Ingenieure die Rekonstruk-
     sentlichen aus vier anstei-                                            Fußböden oder Mauerreste,              tion der Kultstätte mit dem
     genden Höfen, die von seitli-                                          sowie die an der Oberfläche            digitalen Geländemodell. „Das
     cher Umbauung eingegrenzt                                              erkennbaren Mauerreste.                Modell zeigt die verschütteten
     sind. Hinzu kommt ein An-
     bau (Annex), der sich an die
     Zentralanlage anschließt.
         Die Archäologen Dr. Pe-
     ter Fuchs und Renate
     Patzschke vom Lateinameri-
     ka-Institut der Freien Univer-
     sität Berlin waren bereits
     1992 und 2000 vor Ort, um
     Grabungskampagnen zu be-
     treuen. Als für die Grabun-
                                      Touristenattraktion: Eine Mumie bewacht eine viel besuchte Grabungsstätte. Stephan Brockhaus (im Bild links) und   Schicht für Schicht legen die Archäologen die Überreste der Monumentalbauten frei – die Essener Ingenieure zeigten ihnen, wo sie graben müssen. Sichere
     gen in diesem Jahr Vermes-       Sebastian Greve ließen sich nicht vertreiben. Sie halfen bei der Rekonstruktion der Anlage Sechin Bajo.            Messungen waren jedoch nur in den frühen Morgenstunden und am Abend möglich. In der Mittagshitze mussten die Wissenschaftler das Feld räumen.
     sungsingenieure für die ex-
     akte Aufnahme des Gebietes           In der Wüste nahmen               Darüber hinaus wurden auch             Bereiche der Anlage – und             interessante Erfahrung.                                                      Feuerstellen, kein Keramik-            Mitglied der Gemeinschaft
     benötigt wurden, nahmen          die Ingenieure zunächst das           die Grabungsergebnisse aus             kann so als Grabungshilfe             „Natürlich ist es eine tolle                                                 schutt oder ähnliche Dinge,            bei religiösen Anlässen zu-
     die Berliner Kontakt zu dem      Gelände und die bereits von           den früheren Kampagnen in              dienen“, erklärt Mesenburg.           Sache, im Rahmen der Di-                                                     die auf eine alltägliche Nut-          gänglich war, während die
     Kartographen Professor Pe-       den Archäologen freigeleg-            die Rekonstruktion einbezo-            „Wir können den Archäolo-             plomarbeit nach Südamerika                                                   zung der Gebäude als Le-               inneren Höfe nur noch Pries-
     ter Mesenburg im Essener         ten Mauerreste, Fußböden              gen. Da außerhalb der Gra-             gen am Modell zeigen, wo              zu reisen und dort gemein-            ARCHÄOLOGEN                            bensraum hingewiesen hät-              tern oder anderen Würden-
     Fachbereich Vermessungs-         und Treppen nach Lage und             bungsschnitte nur wenige               genau sie graben müssen,              sam mit Archäologen, Geo-             ÜBERPRÜFEN                             ten, gefunden worden waren.            trägern offen standen.“
     wesen auf. Und Mesenburg         Höhe auf. „Ein Problem für            eindeutig der Kultstätte zu-           um auf weitere Mauern oder            physikern und Restauratoren           ZWEI THEORIEN:                         „Deshalb gehen die Archäo-                 Neben den anderen Wis-
     flog mit seinen Studenten        uns war die enorme Hitze,             zuordnende Mauerreste ge-              Ähnliches zu stoßen – aller-          zu arbeiten“, freut sich noch         KULTSTÄTTE ODER                        logen davon aus, dass es               senschaftlern lernten die Es-
     Brockhaus und Greve im Fe-       die nicht nur uns, sondern            funden wurden, ließen sich             dings unter dem Vorbehalt,            im Nachhinein Sebastian               TEMPELANLAGE?                          sich um eine Kultstätte oder           sener auch Peruaner ken-
     bruar nach Peru, um beide        auch den Vermessungsgerä-             große Teile der Anlage nur             dass Teilbereiche der Anlage          Greve über die vielen Ge-                                                    um eine Tempelanlage han-              nen. Sie waren von den Ar-
     dort beim praktischen Teil ih-   ten zu schaffen machte“, er-          über Symmetrieannahmen,                nicht sicher rekonstruiert            spräche mit den Vertretern                                                   delt“, erklärt Sebastian Gre-          chäologen für die Grabungs-
     rer Diplomarbeit zu betreu-      innert sich Sebastian Greve.          durch Vergleiche mit ande-             werden konnten.“                      der anderen Disziplinen. So                                                  ve. Für diese noch nicht be-           arbeiten angeheuert wor-
     en. Finanziert wurde das in-     Bei durchschnittlich 40 Grad          ren Monumentalbauten der                   Für die Essener Wissen-           erfuhren die Ingenieure von                                                  wiesene Theorie spricht, dass          den. Die Ausgrabungsstätte
     terdisziplinäre Projekt von      Celsius im Schatten begann            Region und über eine Analy-            schaftler war der dreiwöchi-          den Archäologen, dass bei                                                    die Höfe von Osten her im-             zieht die Einheimischen ma-
     der Deutschen Forschungs-        die Luft ab neun Uhr mor-             se der Geländemorphologie              ge Aufenthalt in Peru eine            den Ausgrabungen keine                                                       mer kleiner werden. „Im Os-            gisch an. „Zum Teil kamen
     gemeinschaft (DFG) und aus                                             modellieren. „In einigen we-                                                                                                                              ten befand sich der Haupt-             auch Kinder, die helfen woll-
     Mitteln des Fachbereichs.                                              nigen Teilbereichen lagen                                                                                                                                 eingang“, weiß Greve und               ten. Meistens haben wir eine
                                                                                                                                                                                                                                      fügt hinzu: „Es ist denkbar,           Beschäftigung für sie gefun-
                                                                                                                                                                                                                                      dass der erste Hof jedem               den“, sagt Mesenburg.
     20                                                                                                                                                                                                                                                                                                        21
Sie können auch lesen