Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
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1•2022 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 76. Jahrgang des „Helfer“ Zwei Jahre Corona. „Eine Spezies ist verantwortlich für Covid-19: der Mensch.“ DIE AWO IN Stimmen aus der Praxis. UNTERFRANKEN AWO Unterfranken mischt die Karten neu. Unser Führungsleitbild. Ein Bachelor für Christoph Unsere etwas andere Erfolgsgeschichte.
WIR IN BAYERN WIR – DIE AWO IN UNTERFRANKEN Aus der AWO 3 Editorial 11 AWO übernimmt Vorsitz der FW Bayern + Bayerische Was Corona uns lehrt 14 Ampel-Gespräche + Compliance + Entwicklungs- AWO Leben 17 partnerschaften + Neue Doppelspitze des LJW + Bezirksjugendwerk 20 Aktuelles aus dem Demokratieprojekt AWO Impulse 23 Unser Thema: Zwei Jahre Corona 6 Menschen 25 Stimmen aus der Praxis + Interview: „Eine Spezies Service 29 ist verantwortlich für Covid-19: der Mensch.“ + Frauen und Corona Kreuzworträtsel 34 Liebe Leser*innen, liebe Freund*innen der AWO, zwei Jahre Corona – ein Jubiläum, das sicher kein Grund zum Feiern ist. Wie bestimmt vie- le von Euch haben wir die Nase gestrichen voll von dieser Pandemie, die unser aller Leben schon viel zu lange bestimmt und einschränkt. Eigentlich können wir das Wort Corona nicht mehr hören. Dennoch haben wir uns dazu entschieden, diese Ausgabe noch einmal dem Virus zu widmen. Denn wir finden, dass einige Aspekte bisher unterbelichtet sind, obwohl es seit zwei Jahren kaum ein anderes Thema gibt. Da wären erstens die Menschen in den „systemrelevanten“ Bereichen, neuerdings „kriti- sche Infrastruktur“ genannt. Gedankt wurde ihnen. Applaudiert auch. Und sogar Boni ha- ben einige erhalten. Aber sie selbst kommen nur selten zu Wort. Wir freuen uns, dass vier Kolleg*innen aus der Pflege, dem Kitabereich, der Sozialpsychiatrie und einem Frauenhaus von ihrem Alltag mit Corona berichten. Ein weiterer Punkt, der in der Diskussion um Corona häufig zu kurz kommt, ist der Zusammenhang zwischen unserer Art des Wirtschaftens und der Entstehung von Pandemien. Darüber haben wir mit dem Agrarökologen Professor Settele gesprochen. Und schließlich wollen wir im Frauenmonat März den Blick auf die Gruppe richten, die von den Corona-Belastungen besonders betroffen ist: Frauen arbeiten überproportional häufig in sozialen Berufen und übernehmen in der Regel die zusätzlichen Aufgaben in der Pandemie wie das Homeschooling. Wir wünschen Euch eine interessante Lektüre und hoffen mit Euch gemeinsam, dass dieses Jahr endlich die Wende in der Pandemie bringt. Eure Nicole Schley Stefan Wolfshörndl
Bayerische Ampel- Gespräche AWO übernimmt Vorsitz Foto: BayernSPD-Landtagsfraktion In der Freien Wohlfahrtspflege Bayern arbeiten die sechs Spitzenverbände zusammen: AWO, BRK, AUS DER AWO Caritas, Diakonie, Israelitische Kultusgemein den und Paritätischer. Einer von ihnen über nimmt rotierend für ein Jahr den Vorsitz. 2022 ist die Arbeiterwohlfahrt Bayern an der Reihe. Welche Schwerpunkte wird die AWO setzen? „An Corona kommen wir auch dieses Jahr nicht vorbei. Wir werden die Staatsregierung mit dem geballten Fachwissen der Wohlfahrtsver bände darin unterstützen, die Pandemie zu bewältigen“, meint AWO-Co-Landesvorsitzen der Stefan Wolfshörndl. „Wir richten den Blick Foto: AWO Bayern vor allem auf die sozialen Folgen der Pande mie. Zwei Jahre Einschränkungen, gerade was Kontakt mit anderen angeht, macht was mit Menschen. Das ist klar. Und auch die Situation in den sozialen Einrichtungen und Diensten ist angespannt. Das Personal leistet Unglaubliches und ist zunehmend überlastet. Wir brauchen Lösungen, damit Menschen weiter und gerne in ihrem Beruf arbeiten können“, ergänzt AWO- Co-Landesvorsitzende Nicole Schley. Infos unter freie-wohlfahrtspflege-bayern.de Foto: Andreas Gregor Innovationspreis Ehrenamt 2022 Alle zwei Jahre würdigt das bayerische Sozialministerium innovative Projekte und Ideen, die ehrenamtliches Engagement vor anbringen. Eine Jury wählte am 24. Januar 2022 elf Preisträger*innen aus. An der Entscheidung war auch AWO-Co-Landes vorsitzende Nicole Schley beteiligt: „Super, was die Leute sich einfallen lassen! Ich hätte mir nur gewünscht, dass sich mehr Die AWO-Landesvorsitzenden Nicole Schley und AWO-Projekte beteiligt hätten. Aber Stefan Wolfshörndl setzen ihre politischen Gespräche vielleicht ja in zwei Jahren." fort. Jüngst mit bayerischen Vertreter*innen der Ampel-Parteien: Mit Fraktions- und Parteichef Infos unter: ehrenamt.bayern.de/ Florian von Brunn, MdL, und der Vorsitzenden des engagement-anerkennen/innovation/ Sozialausschusses Doris Rauscher, MdL, von der SPD, mit FDP-Fraktions- und Parteichef Martin Hagen, MdL, sowie mit Grünen-Parteichefin Eva Lettenbauer, MdL (von oben nach unten). WIR • Das Magazin der AWO Bayern 3
DIE „WIR-REDAKTION“ Foto: AWO Bayern Sie haben Anregungen, Lob oder Kritik? Ihre Anmerkungen zum aktuellen Heft nehmen wir gerne auf. Sie erreichen uns hier: AUS DER AWO Arbeiterwohlfahrt „Die Entwicklungspartnerschaften Landesverband Bayern e.V. schaffen Vertrauen und Ehrlich- Edelsbergstraße 10, 80686 München keit innerhalb des Verbandes und ???????? Telefon 089 546754–0 redaktion@awo-bayern.de damit die besten Voraussetzun- gen für eine bayerische AWO, die mit dem Blick auf ihre Inte- grität stärker und selbstbewusster nach außen auftreten kann." Verantwortungsvoll führen Andreas Czerny, Landesgeschäftsführer AWO Bayern Die Arbeiterwohlfahrt setzt sich selbstlos für das Gemein wohl ein und unterstützt hilfsbedürftige Menschen. Doch was ist selbstlos? Selbstlos bedeutet nicht, für seine Arbeitsleistung kein Entgelt zu erhalten. Mitarbeiter*innen Sich gemeinsam dürfen aber keine unangemessenen persönlichen Vor weiterentwickeln teile aus ihrer Tätigkeit ziehen. Um klarzustellen, was als unangemessen anzusehen ist, sowie Transparenz und Offenheit, Transparenz, Vertrauen: Das ist Kontrolle zu sichern, hat der AWO-Bundesverband im die beste Art, um voneinander zu lernen Jahr 2020 einen neuen Governance-Kodex eingeführt, und Probleme zu lösen oder gar nicht erst der für alle Gliederungen verbindlich gilt. Es geht nicht entstehen zu lassen. Diese Erfahrung machten um einen generellen Misstrauensantrag, sondern um die Führungen der fünf bayerischen Bezirks Aufklärung und Rechtssicherheit für alle ehrenamtlich verbände ebenso wie der Landesgeschäfts und hauptamtlich Engagierten. Bei Fragen stehen die führer der bayerischen AWO, Andreas Czerny. Landesvorsitzenden und der Landesgeschäftsführer Im Rahmen der vom Bundesverband initi ebenso zur Verfügung wie die Verantwortlichen in den ierten Entwicklungspartnerschaften tausch Bezirksverbänden. ten sie sich in intensiven Gesprächen aus. Dabei drehte es sich um alles, was die AWO Weitere Infos unter awo.org/ so umtreibt: Sozialpolitik, Mitglieder und awo-governance-kodex-20 Verbandsleben, Personal- und Unternehmens- entwicklung und wirtschaftliche Lage. Der Gesprächsleitfaden, der für Gespräche von Bundesverband mit Landes- und Bezirks „Wir als AWO Bayern nehmen verbänden konzipiert ist, wurde gemeinsam das Thema Compliance sehr auf die bayerische Situation angepasst. In einem nächsten Schritt sollen nach und nach ernst und kehren nichts Gespräche zwischen Bezirks- und Kreisver unter den Tisch." bänden stattfinden. Der enge Austausch zwi schen Landesverband und Bezirksverbän Stefan Wolfshörndl, den wird ebenfalls bestehen bleiben. Co-Landesvorsitzender AWO Bayern Foto: AWO Bayern 4 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Landesjugendwerk: Aktuelles aus unserem Demokratieprojekt Doppelte Frauenpower Gemeinsam mit unserem Projekt AWO l(i)ebt Demokratie können Sie weiterhin in der bayerischen Fragen: Christa Landsberger Arbeiterwohlfahrt Demokratie stär ken. Jeden Monat finden die be AUS DER AWO Warum engagieren Sie sich ausgerech- liebten Demokratiewerkstätten statt: net im Jugendwerk der AWO? Singen Sie im Demokratiechor, dis Roxana Pilz: Das Jugendwerk der AWO kutieren Sie im digitalen Buchclub ???????? hat mich damals vor allem deswegen mit und nehmen Sie an (Online-) überzeugt, weil hier Angebote für alle Veranstaltungen aus den Themen geschaffen werden. Ich konnte mich bereichen Antidiskriminierung, von Anfang an mit den Werten iden Umwelt/Nachhaltigkeit oder Erinne tifizieren und war begeistert von der rungskultur teil. Sie können jeder Freiheit, die man in diesem Verband zeit neu einsteigen oder auch nur hat. Das Jugendwerk hat mir viel Halt, einmalig dabei sein – ganz wie Freundschaften und das Gefühl von Sie möchten! Angekommensein geschenkt. Dies möchte ich gerne an andere Menschen Auch in diesem Jahr sind gemein weitergeben. same Ausflüge, Aktionen und Spaziergänge (beispielsweise zu Die neuen Vorsitzenden des Landes- Anna Biebl: Während meines Studi „50 Jahre Olympia-Attentat Mün Foto: Landesjugendwerk der AWO Bayern jugendwerks der AWO Bayern: Roxana ums in Würzburg wurde ich von einem chen 72“) geplant, für die Sie sich Pilz, 26 Jahre, Kinderpflegerin, und Kommilitonen gefragt, ob ich nicht kostenlos anmelden können. Anna Biebl, 24 Jahre, Sozialpäda- eine Ferienfreizeit beim Bezirksju gogin, beide aus Regensburg (v.l.). gendwerk der AWO Unterfranken Sie möchten gerne mit dem AWO betreuen möchte. Ab da war es quasi l(i)ebt Demokratie-Projektteam um mich geschehen. Die Offenheit, eine Veranstaltung in Ihrer Gliede- Sie wurden am 13.11.2021 zur neuen der Zusammenhalt und die starke rung oder Einrichtung umsetzen? Doppelspitze des Landesjugendwerks Verbundenheit mit den Werten im Melden Sie sich gerne bei unserem gewählt. Herzlichen Glückwunsch Jugendwerk haben mich immer mehr Aktionsbüro Demokratie per Mail dazu! Doppelspitzen bestehen ja übli- gepackt und mittlerweile ist das Ju an demokratie@awo-bayern.de cherweise aus einem Mann und einer gendwerk nicht mehr aus meinem oder telefonisch: Frau. Warum ist das bei Ihnen anders? Leben wegzudenken. Ich habe tolle 089 / 54 67 54 140. Anna Biebl: Erstmal vielen Dank für die Menschen aus ganz Deutschland Glückwünsche! Ich freue mich wahn kennengelernt, neue Impulse und sinnig auf die Aufgaben und darauf, Sichtweisen erfahren und vor allem diese als Doppelspitze anzugehen. mich selbst weiterentwickelt. Als wir uns dafür im letzten Vorstand entschieden haben, stand für uns vor Sie wurden erstmal für zwei Jahre als allem die Aufgabenverteilung und Vorsitzende gewählt. Was haben Sie die Arbeitserleichterung im Vorder in dieser Zeit vor? grund. Auch war das Mitgehen mit Roxana Pilz: Natürlich haben wir der Zeit ein wichtiger Aspekt für uns! uns im Vorfeld Gedanken gemacht. Zusammenarbeit mit der AWO sehr Selbstverständlich haben auch wir mit Bayern ist ein großes Bundesland wichtig. Die beiden Verbände können einer paritätischen Besetzung geplant. mit vielen Gliederungen. Einige davon in einem hohen Maß voneinander Bei der Wahl konnten wir dieses Ziel sind sehr aktiv, in anderen schlum profitieren, wenn der Austausch und aufgrund eines Kandidat*innen- mert noch unheimlich viel Potential. das beidseitige Interesse vorhanden Mangels jedoch nicht erfüllen. Wir In den nächsten zwei Jahre wollen sind. Auch uns hat die Pandemie sind davon überzeugt, dass wir den wir es schaffen, dass die Gliederun stark getroffen. In den nächsten zwei Aufgaben und Pflichten gerecht wer gen stärker zusammenarbeiten und Jahren möchten wir tolle Angebote den und freuen uns auf die nächsten das Landesjugendwerk als Vernet schaffen, in denen wir neue enga zwei Jahre voller spannender Auf zungsmittelpunkt agiert und ange gierte Ehrenamtliche finden und an gaben und neuer Bekanntschaften. sehen wird. Außerdem ist uns die uns binden können. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 5
Foto: privat Zwei Jahre Corona ZWEI JAHRE CORONA Stimmen Markus Gaßner, Leiter Beschäftigungs- und Trainingszentrum (Besondere Wohnform mit aus der ???????? Tagesstrukturierung), AWO Augsburg Praxis „Ich hoffe auf zeitnahe Impfpflicht für alle.“ Als Leiter der Tagesstruktur im Rahmen von besonderen Wohnformen der AWO Augsburg stelle ich fest: Mit der Was waren und sind die Herausforderungen während Pandemie hat sich vieles verändert! In meinem Bereich der Pandemie? Gibt es auch positive Erkenntnisse? erhalten psychisch kranke Menschen Tagesstrukturierung Vier AWO-Mitarbeiter*innen berichten aus ihren in Form von Beschäftigung. Fachbereichen. Meine Mitarbeitenden und ich verbringen einen guten Protokolle: Markus Gaßner, Ulrike Hahn, Teil unserer Arbeitszeit damit, die Einhaltung der diversen Manuela Billing, Nicola Kaufmann Regeln hinsichtlich Corona umzusetzen. Wir mussten unter anderem die Anwesenheitszeiten der einzelnen Personen reduzieren, da weniger Betreute als zuvor gleich zeitig in einem Raum sein dürfen. Daraus resultiert für die Klient*innen zeitlicher Leerlauf, der in der Regel für die psychische Stabilität kontraproduktiv ist. Daraus ent steht mangelnde Motivation der Klientel zu einer regel mäßigen Teilnahme. Ein Teufelskreis für Klient*innen und Mitarbeitende! Hinzu kommen sich nahezu täglich verändernde ministe rielle Vorschriften in Sachen Corona, die sofort umge setzt werden sollen. Das bindet wertvolle Energien und kostet Zeit, die eigentlich für die direkte Betreuung vorgesehen ist. Eine Zeitlang ist eine solche besondere Situation handhabbar. Auf Dauer aber werden sowohl die psychisch kranken Menschen als auch die Mitar beitenden unzufrieden. Mindestens. Wir müssen die Pandemie schnell in den Griff bekommen, um größeren gesellschaftlichen Schaden abzuwenden. Daher hoffe ich auf eine baldige Veränderung der Lage, zum Beispiel durch die zeitnahe Einführung der Impf pflicht für alle und die Vernunft von uns allen bezüglich der Anzahl der persönlichen Kontakte. Foto: Adobe Stock 6 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
„Wir können uns auf eigene Foto: Adobe Stock Mitarbeiter*innen verlassen." Zu Beginn der Pandemie im Februar 2020 war ich zunächst ZWEI JAHRE CORONA sehr verwundert über die Ignoranz, mit der manche politische Entscheider*innen sowie Behörden und Kliniken unseren Argumenten und Vorschlägen aus der Praxis, wie unsere Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen vor dem Virus am besten geschützt werden könnten, begegneten. Unzählige Telefonate mit Gesundheitsämtern, Kranken häusern und Rettungsdiensten sowie Absprachen mit Kolleg*innen anderer Verbände waren in diesen ersten Monaten, auch an den Wochenenden, mein Tagesgeschäft. Eindringliche Appelle an die Krisenstäbe der Landkreise, nicht nur an die Patient*innen in den Kliniken zu denken, sondern auch die besonders vulnerablen Bewohner*innen unserer Pflegeeinrichtungen zu schützen, blieben zu Beginn ungehört. Die unterschiedlichen Regelungen und Vorgehensweisen eines jeden Landkreises und einer jeden Stadt machten es äußerst schwierig, den Überblick über die vielen Vor gaben und Maßnahmen zu behalten. Manche waren aus unserer Perspektive wenig sinnvoll und nicht praktikabel. der Eingliederungshilfe oder Kinder-, Jugend- und Fami Letzteres, weil uns einerseits die dazu notwendigen per lienhilfe sind bei Vakanz eingesprungen, wenn es irgend sonellen Ressourcen fehlten und andererseits zu Beginn wo besonders „brannte“. Kolleg*innen aus anderen das Schutzmaterial nicht zur Verfügung stand. Zugesagte Häusern oder Familienangehörige von Mitarbeiter*innen Lieferungen von Masken und Desinfektionsmitteln blieben sprangen ebenfalls mit ein, halfen in der Hauswirtschaft, aus. Zusätzliches, unterstützendes Personal der FüGK brachten Kuchen und Plätzchen für Bewohner*innen (Führungsgruppe Katastrophenschutz) oder der Bundes und Mitarbeitende. Andere Kolleg*innen organisierten wehr war nicht zu bekommen. In der Regel wurden frei zu Beginn der Pandemie bei Friseur*innen, Physiothera tagnachmittags die neuen Verordnungen bekannt, so dass peut*innen und über „Ebay Kleinanzeigen“ Handschuhe die Kolleg*innen aus der Verwaltung sowie die Führungs und Masken für die Einrichtungen. kräfte in den Pflegeheimen auch an den Wochenenden arbeiteten, um Mitarbeiter*innen, Bewohner*innen und In der Pandemie hat sich gerächt, dass die Langzeit Angehörige über die Auswirkungen zu informieren. pflege seit Jahrzehnten „auf Kante genäht ist“. Die Kolleg*innen in den Einrichtungen, ob als Führungs- Aus den Erfahrungen habe ich gelernt, dass wir uns als kraft oder in der direkten Pflege tätig, vermissen Verband vor allem auf unsere eigenen Mitarbeiter*innen schmerzlich die Wertschätzung der Gesellschaft. Es ist verlassen können. Diese haben die Einrichtungen perso dringend von Nöten, dass neben einer angemessenen nell unterstützt, Mitarbeiter*innen aus der Hauptverwal Bezahlung vor allem die vorhandene fachliche Kompe- tung haben für die Kolleg*innen draußen die Weihnachts tenz der Kolleg*innen in den Einrichtungen anerkannt dekoration übernommen, Kolleg*innen aus den Bereichen wird. Dass diese Kompetenz vorhanden ist, wurde jetzt in der Pandemie besonders deutlich. Eine Erkenntnis aus den Erfahrungen der letzten beiden Jahre in der Corona-Pandemie ist, dass die Expertise über den rich tigen Umgang mit dem Virus vor allem in unseren Foto: privat Ulrike Hahn, Bereichs- Häusern vor Ort vorhanden ist. leitung Senioren und Rehabilitation, Ich hoffe, dass das Fachwissen, die Kompetenz und die AWO-Bezirksverband hohe Flexibilität in Krisenzeiten unseren Führungskräften Unterfranken und unseren Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen das Selbstbewusstsein gibt, sich für ihre Überzeugungen auch nach der Pandemie einzusetzen. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 7
„Wichtig, auch digital optimal ausgestattet zu sein.” Auch für unsere Arbeit im Frauenhaus Dachau bedeutet ZWEI JAHRE CORONA Foto: privat die Corona-Pandemie gravierende Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Vor allem stellen die Schul- und Kitaschließungen für die Kinder im Haus eine schwierige Situation dar. Hier sind besonders die Schulkinder her Nicola Kaufmann, Leiterin vorzuheben, die immer wieder während eines Lockdowns Frauenhaus, AWO Dachau oder in Quarantäne online ihre Schulaufgaben bewältigen müssen. Das Frauenhaus ist aufgrund der beengten Platz ???????? verhältnisse nicht für dauerhaftes Homeschooling aus gelegt. Denn der Distanzunterricht kann nur in Zimmern stattfinden, die auch von anderen Personen mitbenutzt werden, und die Kinder können während des Unterrichts „Belastet von sehr kurzfristig nie durchgehend ungestört und in Ruhe lernen. angekündigten Anweisungen.” Erfreulicherweise wurden die Kinder von der Schule mit Während kreative Pädagog*innen auch in der Pandemie geliehenen Tablets ausgestattet, so dass das Homeschooling den Fokus auf gelungene Momente für die Kinder im keine zusätzliche finanzielle Belastung für die Frauen Alltag legen, holt sie der Wahnsinn von Corona ein. darstellt. Trotzdem haben auch die Mütter im Frauenhaus, Neben der bereits seit Jahren gehegten Hoffnung und wie viele alleinerziehende Eltern, mit der Mehrfachbelas dringenden Notwendigkeit auf grundsätzliche Entlastung tung durch Kinderbetreuung, Unterstützung beim Distanz für ihren Beruf, tragen die Pädagog*innen in diesen lernen, Lohnarbeit und Haushaltsführung zu kämpfen. Zeiten noch mehr Last. Jedoch können wir dem vergangenen Jahr auch einiges Dringend anstehende Veränderungen wie die Verkleine Positives abgewinnen. Gerade in der Zeit des Lockdowns rungen der Gruppen werden nun erst recht zerschlagen war es ein großes Glück, dass im Frauenhaus viele Kinder und zwingen die Pädagog*innen durch Pandemiemaßnah zusammenleben, so dass immer Spielkamerad*innen men zur völligen Umstrukturierung ihrer pädagogischen gefunden werden konnten und wenig Langeweile aufkam. Ansätze. Belastet von teils sehr kurzfristig angekündigten Durch das enge Zusammenleben waren unsere Frauen Anweisungen und dem Unmut mancher Eltern, die selbst und Kinder nie vollständig isoliert und einsam. Auch sind an der Belastungsgrenze angekommen sind, geben Kita- wir sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung durch leitungen und ihre Teams jeden Tag ihr Bestes. Der nicht verschiedene Corona-Förderungen, mit denen wir unsere aufzuhaltende Fachkräftemangel wirft generell größte Pro digitale Ausrüstung erweitern konnten. Da die weitere Ent bleme auf und führt nicht selten zu reduzierten Öffnungs wicklung und die langfristigen Auswirkungen der Corona- zeiten. Dass sich die Lage in der Pandemie noch mehr Pandemie derzeit nicht absehbar sind, ist es wichtig für zuspitzt, ist nicht verwunderlich. Gründe dafür sind zusätz unsere Arbeit im Frauenhaus auch digital optimal aus lich fehlendes Personal durch Quarantäneverordnungen, gestattet zu sein, damit den Frauen und ihren Kindern nicht zu vergessen die üblichen Erkrankungen, die zum auch in Zukunft adäquater Schutz, Zuflucht und Beratung Beispiel auch die Jahreszeit mit sich bringt, und die Belas geboten werden können. tung durch das Maskentragen. Zudem ist der tägliche Umgang mit geimpftem und ungeimpftem Personal eine Herausforderung, die auch Dienstplangestaltung und den Personaleinsatz für Träger, Leitungen und die Teams Manuela Billing, schwierig macht. Fachberatung Kinder- und Jugendhilfe, Trotz Hürden und Stolpersteinen erfreuen wir uns am AWO-Bezirksverband schnellen Voranschreiten der Digitalisierung in den Ein Schwaben richtungen. Die Möglichkeit, sich unkompliziert in Zoom- Sitzungen zu treffen oder die Eltern mit einem Klick per Kita-App zu informieren, sind Highlights inmitten der Pandemie. Die vielen kreativen Ideen im Umgang mit den Medien und diese sinnvoll zu nutzen, wird uns sicherlich auch weiter begleiten. Foto: privat 8 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Prof. Dr. Josef Settele leitet das Foto: André Künzelmann, UFZ Department Naturschutzforschung INTERVIEW am Helmholtz-Zentrum für Umwelt „Eine Spezies ist forschung in Halle. Der Agrarökologe ist Mitglied des Sachverständigen rats für Umweltfragen der Bundes verantwortlich für regierung und war Co-Vorsitzen ZWEI JAHRE CORONA der des Globalen Berichtes des Weltbiodiversitätsrats. Covid-19: der Mensch.” Interview: Christa Landsberger ???????? Teile der Wissenschaft warnen schon Nimmt die Gefahr von Pandemien zu? längere Zeit vor Pandemien, auch Sie, Wenn ja, warum? Herr Professor Settele. Hat Sie Corona Ja, sie nimmt zu. Das liegt am gestie also nicht überrascht? genen Tempo, in dem wir Lebensraum Corona als Pandemie hat mich nicht zerstören und um die Welt Handel überrascht. Es ist natürlich ein speziel treiben und reisen. Wir haben Natur ler Fall, den man nie so genau vor immer ausgebeutet, aber in früheren zu kalkulieren. Ökoprodukte könnten hersagen kann. Aber prinzipiell ist Zeiten konnte sie sich noch anpassen. dann billiger sein als Produkte aus eine Pandemie zu erwarten gewesen. Jetzt zerstören wir große Flächen auf der konventionellen Landwirtschaft, Es war nur eine Frage der Zeit, einmal. Bestimmte Tierarten vermeh da sie viele Kosten, die für die Gesell wann es passiert. ren sich rasant und werden domi schaft entstehen, wie Luft- und Was nant, und so die Krankheitserreger, serreinigung gar nicht verursachen. Woran liegt das? Wodurch entstehen die sie in sich tragen. Pandemien? Was kann jede*r einzelne von uns tun? Es läuft folgendermaßen ab: Krank Sie sprechen in Ihrem aktuellen Buch Wir müssen unser Bewusstsein für heitserreger können sich besonders von einer Triple-Krise aus Klimawan- Natur schärfen. Ganz wichtig ist un gut vermehren, wenn viele Tiere del, Artensterben und Pandemien. ser Konsumverhalten. Zum Beispiel derselben Art eng aufeinander leben. Wie hängen diese Krisen miteinander Fleischessen. Ich esse auch gerne Das wiederum passiert, wenn der zusammen? mal ein Steak. Aber es ist eine Frage Mensch Lebensraum zerstört, zum Alle drei sind Symptome unserer Wirt von Klasse statt Masse. Lebensmittel Beispiel durch Waldroden. Einige schaftsweise. Unseres Umgangs mit konzerne und Landwirte produzieren wenige Tierarten bleiben übrig und der Natur. Die Wechselwirkungen das, wofür eine Nachfrage besteht. breiten sich immer mehr aus. Unter erkläre ich am besten an einem Bei Wenn ich ein System habe, das weni diesen Umständen haben Bakterien spiel: Folgen des Klimawandels, wie ger Fleischproduktion verlangt, habe und Viren viele Möglichkeiten, sich mehr Waldbrände, zerstören Lebens ich schon viel erreicht. Denn ich brau auf der Masse an verfügbaren Wir raum. Der Verlust an Vielfalt von che weniger Fläche. Dadurch habe ten zu entwickeln und zu verändern. Lebensräumen kann die bereits be ich mehr Spielraum für Artenvielfalt. Das Eindringen des Menschen in schriebene Kette in Gang setzen: Weniger Fleischkonsum bedeutet we die Lebensräume der Tiere erhöht Artensterben, dominante Tierarten niger Massentierhaltung. Das senkt das Risiko sogenannter Zoonosen. auf engem Raum, leichteres Verbreiten das Risiko, dass Krankheiten sich aus Das sind Krankheiten, die von Tieren von Krankheitserregern. Der Weg zur breiten. Die Landwirtschaft produziert auf Menschen oder andersrum Pandemie ist dann nicht mehr weit. hierzulande 60 Prozent Tierfutter. Sie übertragen werden können. Mehr könnte eigentlich auch direkt mehr als 70 Prozent aller neu auftreten Was sollten wir an unserer Wirt- „Menschenfutter“ produzieren. den Krankheiten bei Menschen schaftsweise ändern? haben ihren Ursprung in wilden Wir sollten mehr auf lokale und Ich kann mich natürlich auch fragen, oder domestizierten Tieren. Wenn regionale Produkte setzen, ohne uns ob ich das superschicke Handy brauche, sich die lokale Epidemie bedingt abzuschotten. Wichtig ist es auch, das viel mehr kann, als ich eigentlich durch den Waren- und Reisever- den Energieverbrauch zu senken und benötige. Oder den SUV. Bei all dem kehr ausbreitet, entsteht eine möglichst lokale, vor allem erneuer- geht es nicht um absoluten Verzicht. Pandemie. Im Grund ist also eine bare Energiequellen zu nutzen. Aber es geht um die Balance. Sich ab Spezies verantwortlich für Covid-19: Ideal wäre es, Produktpreise unter und zu eine Ausnahme zu gönnen, der Mensch. Berücksichtigung von damit ver ist absolut in Ordnung. Wichtig ist, was bundenen Kosten für die Gesellschaft die Ausnahme und was die Regel ist. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 9
Situation von Frauen Corona: Frauen sind besonders belastet in Bayern verbessern Sorgearbeit ist nach wie vor Frauen- sache – egal, ob bezahlt oder unbe- ZWEI JAHRE CORONA zahlt. Die Pandemie hat das noch ver- Der Bayerische Landesfrauenrat wählte am 27. Oktober 2021 die stärkt, aber auch gezeigt, dass wir in Co-Landesvorsitzende der AWO Bayern Nicole Schley in seinen Haupt puncto Gleichstellung noch nicht so ausschuss. Damit setzt Schley gemeinsam mit sieben Vertreterinnen weit sind, wie wir vielleicht dachten. weiterer Verbände in den nächsten vier Jahren in die Tat um, was die Vollversammlung des Landesfrauenrats als Arbeitsprogramm beschließt. Frauenanteile in „system- relevanten“ Berufen ???????? Im Bayerischen Landesfrauenrat setzen sich 54 Verbände für gleiche Pflegeberufe Chancen und Rechte für Frauen ein. Der Zusammenschluss berät die Erziehungs- und Sozialberufe Politik in allen Fragen, die gleichstellungspolitisch relevant sind, und Verkaufsberufe macht in der Öffentlichkeit auf die Belange von Frauen aufmerksam. Reinigungsberufe AWO-Co-Landesvorsitzende Nicole Schley und die stellvertretende AWO- Landesvorsitzende Brigitte Protschka vertreten die AWO Bayern im Landesfrauenrat. Ersatzdelegierte sind Mona Frommelt, Vorstands 84 83 82 82 vorsitzende der Hans-Weinberger-Akademie, und Gertrud Mehrl, % % % % Beisitzerin im Landesvorstand der AWO Bayern. Weitere Infos unter lfr.bayern.de Quelle: DGB Index Gute Arbeit Kompakt 1/2020 Wer kümmert sich um die Kinder „In Sachen Gleichstellung haben wir bei geschlossenen Schulen und Kitas? noch viel Luft nach oben. Gerade in Frau Bayern, wo die Lohnlücke zwischen Mann den Geschlechtern besonders groß beide gleich und Altersarmut vor allem für Frauen Aus Sicht Aus Sicht ein Problem ist. Deswegen mache der Frauen: der Männer: ich mich gerne auch im Landes frauenrat für Frauenrechte stark.” 27% 34% 66 % 59 % Nicole Schley, Co-Landesvorsitzende 7% AWO Bayern 7% Foto: AWO Bayern Quelle: Böckler Impuls 01/2021 „Ich möchte die Frauen in der AWO noch stärker vernetzen, damit wir uns gemeinsam mit aller Kraft weiter enga- gieren können. Und der Blick auf unsere Role Models bei der Arbeiterwohlfahrt macht anderen Frauen Mut, sich auch in Führungspositionen zu engagieren.” Brigitte Protschka, stellvertretende Landesvorsitzende und Gleichstellungsbeauftragte AWO Bayern Foto: AWO Schwaben 10 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
WIR Inhalt 12 AWO Leben IN UNTERFRANKEN Wussten sie schon, dass… • Auszeichnung fürs Parkwohnstift EDITORIAL / INHALT Liebe Leser*innen, 14 Schwerpunkt-Thema Die Krise hat uns gezeigt, wie gut wir tatsächlich sind zweifellos nervt Corona uns alle. Masken- Tragen, nicht wirklich größere Events planen zu können, auf manch lieb ge- wordene Aktivitäten verzichten zu müssen und die ständige Angst man selbst oder jemand, der einem lieb ist, könnte even- tuell schwerer erkranken oder gar sterben an diesem Virus. Das ist alles wenig erbau- lich. Und trotzdem: Pascal Mader vom AWO Stadtjugendwerk trifft mit seinem State ment auf Seite 16 den Nagel auf den Kopf: 14 Corona hat uns sehr deutlich gemacht, was Corona hat uns vorangebracht, sagt Geschäftsführer und wer wirklich wichtig ist – für uns per- Martin Ulses sönlich, aber auch für das Funktionieren unseres Gemeinwesens. „Corona hat uns 17 AWO Leben gezeigt, wie gut wir wirklich sind.“ Das Lob OV Repperndorf: Großer Zuspruch • AWO Internetcafé • OV Ebern: Frische Kost für Essen auf Rädern • Bezirks von Bezirksgeschäftsführer Martin Ulses ist jugendwerk eigentlich nichts anderes als der schönste Beleg dafür, dass die Werte der AWO offen- 21 AWO Impulse bar noch genauso aktuell, gut und wichtig AWO Ideen anderswo • Führungsleitbild: Wir mischen sind, wie vor mehr als 100 Jahren. die Karten neu • Die AWO schließt eine Lücke am Unter- Das ist doch eine wunderbare Grundlage, main um weiterzumachen und weiter zu bau- en an einer Welt, die Platz, Chancen und 25 Menschen Mitgliederehrungen • Christoph hat den Bachelor • Möglichkeiten für alle bietet. Über Ideen, Wir trauern • Ehrenplakette für Susan Bryant • Impulse und Vorhaben hierzu berichten Karin Vogels Idee wir in an dieser Stelle gerne immer wieder. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe der WIR ist am 15. April 2022. Herzlichst Ihre Traudl Baumeister Redakteurin Kontakt: Mobil: 0172 6049202 (Montag bis Freitag, 26 10–16 Uhr) Die etwas andere Erfolgsgeschichte E-Mail: redaktion@ awo-unterfranken.de 29 Service Ein attraktives Angebot für alle Gliederungen • Gewinn- spiel • MainLit Karten gewinnen • Mitgliedervorteile • Rechtstipp WIR • Das Magazin der AWO Bayern 11
Wussten Sie schon, dass ... … unsere Seniorenresidenz Park- wohnstift in Bad Kissingen den dritten Platz aller Premium Resi- denzen in der Kategorie Ambiente AWO LEBEN belegt? Einrichtungsleiter Wolf- gang Hilleprandt und sein Team freuen sich riesig über diese tolle Foto: ??????????????? Auszeichnung. … der Sozialpsychiatrische Dienst und die nötigen Einlasskontrollen Miltenberg Glück hatte? Unterstützt gestaltete das Team so unauffällig, von Aktion Mensch konnten die dass sich die Gäste herzlich will- Miltenberger die Gunst der Stunde kommen fühlten. nutzen und kurz vor dem erneuten Aus (Lockdown) für Weihnachts- … der AWO Ortsverein Kreuzwert- märkte in Bayern Ende November heim-Hasloch auch im Dezember 2021 zum mittlerweile schon tradi- 2021 wieder 15 Familien und Al- tionellen Wintermarkt einladen. Das leinstehende aus Kreuzwertheim inklusive Team aus Mitarbeitenden und Hasloch mit einem Einkaufs- und Betreuten verwöhnte die Gäste gutschein überraschte? Der Vorsit- mit Angeboten vom Grill, Kuchen zende Jürgen Vöge wollte gerade und Waffeln. In den Marktbuden bedürftigen Menschen, die von der gab es allerlei Handwerkliches und Corona-Pandemie oftmals beson- Handarbeitliches zum Bestaunen ders hart getroffen wurden, mit den und Kaufen. Dank der aufgestellten Gutscheinen im Gesamtwert von Heizpilze musste niemand frieren rund 700 Euro eine kleine Weih- nachtsfreude Freude bereiten. Aber … die Leiterin des AWO-Seniorenclubs Ochsenfurt, Renate Schmitt- auch die Mitglieder des Ortsvereins, ner, und ihre Stellvertreterin Ruth Drescher im vergangenen Jahr gleich die bereits zum zweiten Mal wegen zweimal, in Sachen Seniorentreff, außerhalb der vier Wände des Treffs Corona auf die geliebte Weihnachts- unterwegs waren? Schon zu Ostern überraschten sie ihre sonstigen Gäste feier verzichten mussten, gingen wegen des Lockdowns zuhause mit einem süßen Gruß. Leider war vor nicht leer aus, sondern erhielten Weihnachten die Situation wieder an- – Corona-konform – ein kleines gespannt und der Treff musste erneut Weihnachtsgeschenk, mit guten schließen – nach fast regulärem Be- Wünschen des Vorstan- trieb von Juni bis November. Damit des und der Hoffnung die Wehmut bei den Gästen nicht Foto: Ruth Drescher 2022 wieder zur Nor- ganz so groß wurde, überraschten malität zurückkeh- die engagierten Frauen diesmal ren zu können. Treffmitglie- der mit Niko- lauspäckchen. Natürlich ebenso wie bei den Besuchen zu run- den Geburtstagen unter Einhalten strenger Hygieneregeln. 12 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Stadtverband Würzburg 4000 Euro für das Bistro Belvedere Nach der Mitgliederehrung nutzte der Stadtverband Würzburg auch für die diesjährige Mitgliederversamm- lung gerne das Bistro Belvedere am AWO LEBEN Hubland. „Die Atmosphäre in dem AWO-Café, einem Inklusionsbetrieb, ist einfach einzigartig“, lobt Jutta Henzler, Vorsitzende des AWO Stadt- verbandes, das noch junge Angebot des AWO Bezirksverbandes im ehema- ligen Gartenschaugelände. „Die Mitarbeitenden geben sich unglaublich viel Mühe, man fühlt sich als Gast wirklich willkommen“. Als Anerkennung für das Geschaf- fene und Motivation für die Zu- kunft überreichte Henzler am Ende der Mitgliederversammlung einen Scheck über 4000 Euro für das Jutta Henzler (links) überreicht den Scheck an Martin Ulses. Bistro Belvedere an den Geschäfts- Foto: Alfred Söhlmann führer des AWO Bezirksverbandes und ihre Kreativität. Wegen des Arbeiten dort ermöglicht, ist das Martin Ulses. Gleichzeitig dankte sie inklusiven Ansatzes, der auch Men- Belvedere auch auf Unterstützung Karla Amore, der Verantwortlichen schen mit Einschränkungen das durch Spenden angewiesen. fürs Belvedere, für ihr Engagement KV Miltenberg OV Estenfeld AWO-Heim wurde für drei Tage Impfzentrum Spende statt Karten Groß war die Freude bei Tanja Kurzentschlossen zeigte sich jüngst Draudt, Einrichtungsleiterin des AWO die AWO Estenfeld: Nach der Anfrage Frauen- und Kinderschutzhauses einer Estenfelder Ärztin hatte sich Bayrischer Untermain in Aschaffen- der OV sofort bereit erklärt, seine burg, über die Weihnachtsgabe des Räume für eine Impfaktion zur Ver- AWO KV Miltenberg. Julia Endres, fügung zu stellen. An drei Tagen Gleichstellungsbeauftragte des KV, wurden im AWO-Heim Erst-, Zweit- überreichte Draudt 300 Euro für und Booster-Impfungen an über das Frauenhaus. Der KV, so Endres, 250 Personen verabreicht, berichtet habe 2021 keine Weihnachtsgrü- der Vorsitzende Werner Köhler. ße verschickt und sich stattdessen Das Angebot wurde sehr gut an- entschieden, den hilfesuchenden genommen – bei weitem nicht Frauen und Kindern eine Freude zu nur von Estenfeldern. Schon über bereiten. Das ist offenbar geglückt. eine Stunde vor Beginn standen Die Spende sei eine sehr willkom- die Ersten vor der Türe an, um sich mene Hilfe, so Draudt. Denn gerade Foto: ????????????????? ihre Dosis abholen zu können. „Wir in der Pandemie sei es besonders sind sehr froh darüber, mit dieser schwer für die Frauen und Kinder spontanen Aktion einen Beitrag zur im Frauenhaus, die in ihrem jungen Bekämpfung der Pandemie geleistet Leben sowieso schon viel mitge- zu haben“, so Köhler. macht hätten. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 13
AWO SCHWERPUNKT Mit Zusammenhalt, Solidarität, Toleranz und Kreativität ist es gelungen, die großen Herausforderungen durch Corona zu bewältigen. Foto: CSM „Die Krise hat uns gezeigt, wie gut wir tatsächlich sind“ Zwei Jahre Corona haben Spuren hinterlassen. Die Pan- wichtig, dass wir als AWO politisch antreiben und immer demie hat schon vorher bekannte Defizite überdeutlich wieder nachhaken. aufgezeigt: die dünne Personaldecke und der Fachkräf- Wie sieht es mit den negativen und positiven Folgen temangel in allen Pflege- und Bildungsberufen, das rein der COVID-19-Pandemie in unserem Bezirksverband wirtschaftlich ausgerichtete Gesundheitswesen, die zuneh- aus? Dominik Roth, Personalleiter der AWO Unterfran- mende Polarisierung in der Gesellschaft, mangelhafte Digi- ken, kann den vergangenen Monaten durchaus positive talisierung, unsoziale Lohn-und Gehaltsstrukturen. Aspekte abgewinnen, wie er dem Magazin Healthcare Autorin: Traudl Baumeister Computing verriet. Dank Corona werden die oben angesprochenen The- Zwar habe sich auch für die Personalabteilung (HR = men endlich wirklich wahrgenommen, stehen auf der Human Resource) das Arbeitsleben durch die Corona- To-Do-Liste der Regierung. Damit das so bleibt, ist es Pandemie grundlegend verändert. Zugute kam der AWO Dankbarkeit und Solidarität Ich bin 1950 in Deutschland geboren. Mir wurde ein Leben in Frieden und Freiheit er- möglicht, mit einem hohen Maß an sozialer Sicherheit. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Die Corona-Pandemie mit ihrem enormen weltweiten Gefährdungspotential hat mir das einzigartige Glück meiner Generation vor Augen geführt. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie zerbrechlich manche Freiheitsrechte sind, die ich bisher selbstverständlich in Anspruch genommen habe. Damit meine ich z. B. die Bewegungs- und Reisefreiheit. Erstmals wurde ich mit Kontakt- und Reisebeschränkungen konfrontiert, die weit über meine bisherigen Erfahrungen - Hindernisse im Reiseverkehr mit der DDR - hinausgingen. Besonders getroffen hat mich der Ausfall von Familienfeiern bezogen auf einmalige Lebensereignisse. Was habe ich aus diesen Erfahrungen gelernt? Wie stark und von welcher Dauer die Einschränkungen in solch einer Notlage sein müssen, hängt maßgeblich davon ab wie solidarisch eine Gesellschaft ist! Je höher die Solidarität bei der Einhaltung der Regeln, je schneller können die Freiheitsrechte wieder erlangt werden. Gelernt habe ich auch: Diese Solidarität darf und muss eine Gesellschaft von allen, die impffähig sind, einfordern. Notfalls auch durch eine Impfpflicht. In einer Pandemie reicht es jedoch nicht aus, Solidarität auf nationaler Ebene zu praktizieren. Interna- tionale Solidarität in der Bereitstellung von Impfstoff bietet die Chance für eine neue weltweite Friedenspolitik! Gerhard Hartmann, Vorsitzender AWO-Ortsverein Reichenberg 14 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Unterfranken allerdings, dass sie Effekt der Pandemie ist auch, dass wir in der HR uns die Digitalisierung bereits zuvor wieder stärker auf unser eigentliches Wesen besonnen konsequent vorangetrieben hatte. haben: unsere Fürsorgerolle für die Beschäftigten“, Software und Anwendungen sind resümiert Roth. „Es geht darum, Mitarbeiter*innen zu cloudbasiert, können also über schützen, sie stärker einzubinden und proaktiv bei ih- AWO SCHWERPUNKT eine Internetverbindung genutzt ren Vorhaben zu unterstützen.“ Hier schließt sich der werden. Der Zugriff ist damit orts- Kreis zum neuen Führungskräfteleitbild (siehe Seite unabhängig möglich. 22/23). Seit 2018, so Roth weiter, komme zudem eine digitale, Pluspunkt als Arbeitgeber zentral gespeicherte Personalakte zum Einsatz. Durch diese Voraussetzungen war die Abteilung auf die neuen „Für uns ist es eine tolle Visitenkarte, wenn wir Bewer- Arbeitsbedingungen gut vorbereitet, wie Homeoffice bern schon durch digitale HR-Prozesse zeigen können, und Wechselbetrieb. Mobile Endgeräte ermöglichten Zu- was für ein moderner Arbeitgeber wir sind. Es drückt hause wie gewohnt zu arbeiten. ja auch Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden aus, dass man ihnen bestmögliche Hilfsmittel zur Seite „Der Mensch ist Dreh- und Angelpunkt der Geschäftsprozesse.“ stellt. Viele Bewerber sind sehr überrascht, mit welch modernen digitalen Instrumentarien wir arbeiten“, be- Auch bei Corona-bedingten Personalausfällen und den richtet Roth. Anträgen auf die Entschädigung für die Entgeltfort- zahlung war das hilfreich. „Die digitale Personalakte Schäden in der Ehrenamtsstruktur erleichterte den großen Verwaltungsaufwand“, erläutert Roth. Eine Herausforderung sind zahlreiche Krank- und Nicht ganz so positiv liest sich das Fazit, das Lisa Quarantänemeldungen gleichzeitig. Auch hier hilft die Kriesinger zieht, Referentin für Ehrenamts- und Ver- digitale Akte. Führungskräfte können so jederzeit auf bandsangelegenheiten: „20 Monate Corona haben in die Personaldaten der Mitarbeiter zugreifen und flexibel unseren ehrenamtlichen Strukturen schon Schaden an- den Personalplan ändern. gerichtet. Die Verbote und strengen Besuchsregeln ha- ben es Freiwilligen in unseren Einrichtungen beispiels- „Wir haben zudem gute Erfahrungen mit der Arbeit im weise unmöglich gemacht, regelmäßig zu kommen und Homeoffice gemacht“, bestätigt Roth. „Ein positiver 3 Fragen an Bezirksgeschäftsführer Martin Ulses kräftig beschleunigt. Insbesondere das Angebot von Homeoffice und Gab es für den AWO Bezirksverband Unterfranken als Ar- das Durchführen von Sitzungen beitgeber ein großes Problem zu Beginn der Corona-Pan- über Online-Video-Schalten hat demie, das jetzt keines mehr wäre, weil man eine Lehre sehr viel Fahrt aufgenommen. Das gezogen und Entscheidendes geändert hat? wollen wir auf jeden Fall auch künftig beibehalten. Neben den Ja, mehrere sogar. Zum einen die ausreichende Bevor- Faktoren Zeit und Nachhaltigkeit (Mobilität!) sehe ich ratung von Schutzkleidung, die Existenz von umfas- durch die mögliche, engere Taktung des Online-Aus- senden Notfallplänen, die wir im Bedarfsfall jetzt nur tauschs deutlich mehr Transparenz. Das ist gut für uns noch aus der Schublade holen müssen und unser neuer alle. Krisenstab. Dieser tagt derzeit wöchentlich, es gab aber in den vergangenen Monaten auch Zeiten, in denen er Man sagt, an Krisen wächst man. Inwiefern trifft das auf den täglich zusammenkam. Wir sind also gewappnet und AWO BV Unterfranken bezüglich der Corona-Pandemie zu? vor allem das Thema Hygiene hat noch einmal einen Da würde ich noch mal auf meine Antwort bei der ers- ganz anderen Stellenwert in unserem Arbeitsalltag be- ten Frage zurückkommen. Gerade in dieser Situation kommen. Was sich aber schon zu Beginn der Pandemie konnten wir ganz besonders auf Solidarität, Teamgeist zeigte, war der große Zusammenhalt und die Solidarität und Zusammenhalt bauen und darin weiter wachsen. im Team – auch fächer- und bereichsübergreifend. Da Ich würde es eher so ausdrücken wollen: Die Krise hat hat einfach jeder da mit angepackt, wo er gebraucht uns gezeigt, wie gut wir tatsächlich schon sind. Nicht wurde. Insofern konnten wir auch die größten Heraus- zuletzt haben wir uns, beispielsweise mit unseren Ent- forderungen gemeinsam gut bewältigen. scheidungen im Krisenstab, nicht selten weitsichtiger Wie hat sich durch Corona die Arbeit in der Geschäftsstelle gezeigt als manche Verantwortliche in der Politik. Dass verändert und was wollen Sie zukünftig beibehalten? unsere Mitarbeiter*innen bereit sind, mehr als vollen Einsatz zu zeigen für das Wohl der von uns betreuten Wir hatten zuvor schon begonnen, die Digitalisierung Menschen, ist ein sehr gutes Gefühl. unserer Arbeit voranzutreiben. Das hat die Pandemie WIR • Das Magazin der AWO Bayern 15
den Kontakt zu den Pflegebedürfti- gen zu halten.“ Auch beim Ehren- Zwei Jahre Corona – was wir aus der amt in den Gremien ist die Situati- Pandemie lernen sollten on ähnlich. „Die Verantwortlichen Uns alle bewegt kaum ein an- für unsere 52 Ortsvereine, zehn AWO SCHWERPUNKT deres Thema derzeit so wie Kreisverbände und dem Stadtver- Corona. Als Ehrenamtlicher und band Würzburg hatten eine lange persönlich habe ich trotz der Pause“, so Kriesinger. Oft selbst zur Risikogruppe gehö- schweren Zeit Vieles gelernt – rend, haben viele erst mit zunehmendem Impfschutz manches durch Anwendung, die Arbeit wieder aufgenommen. Allerdings haben sie manches weil es mir fehlte, alles dann große Kreativität bewiesen um die Organisation aus pragmatischer Notwendigkeit. Z.B. praktische der zuvor bestehenden Angebote an die neue Situation Skills (Fähigkeiten), wie etwa jedes Videokonfe- anzupassen – und sogar neue Formate – wie digitale renztool intuitiv zu meistern. Die Neustrukturierung Gesprächsrunden, telefonische Kontaktepflege oder von Inhalten und Treffen in einem völlig ungewohn- Hausbesuche nach Corona-Regeln etc.- zu kreieren. ten Medium. Die Beschränkungen, aber auch vielfäl- Dass die AWO Treffs immer wieder schließen mussten, tigen Möglichkeiten im digitalen Raum. Erfindergeist soziale Kontakte fehlten, darunter haben auch die Gäste für kreative Lösungen einst einfacher Probleme. sehr gelitten. Positiv ausgedrückt: Während früher viele Daneben haben wir entdeckt, wer eigentlich die die mit großem ehramtlichen Engagement betriebenen Menschen sind, die unsere Gesellschaft tragen. Wir Angebote für selbstverständlich hielten, erfahren die haben uns bewusst gemacht, wer unsere wichtigsten Treffs heute eine ganz neue Wertschätzung. Darauf lässt Menschen sind und wie sehr sie uns fehlen können. sich aufbauen – beispielsweise beim Gewinnen von Wir haben als Gesellschaft zu einer generationen- Helfer*innen. übergreifenden Solidarität gefunden. Und wir haben internationale Kooperationen gebildet, die einer Große Sorgen im Frauenhaus globalen Gesundheitskrise trotzen können. In die- Große Sorgen machen die Folgen sem Sinne möchte ich animieren, auch in (diesen) der Pandemie Brita Richl, der Lei- schwierigen Zeiten die Augen für Lernerfahrungen terin unseres AWO Frauenhauses. offen zu halten. Denn schon Sokrates wusste „Der Die einschränkenden Maßnahmen Dumme weiß alles besser, der Normale lernt aus in Folge der Pandemie führen zu Fehlern, der Kluge aber lernt von allem und von je- einem Anstieg der häuslichen Ge- dem.“ walt, befürchtet sie. Eine Untersu- Pascal Mader, Vorsitzender für das Stadtjugendwerk chung der TU München, in Zusammenarbeit mit RWI aus der AWO Würzburg dem Jahr 2020, gibt ihr Recht: Isolation, Quarantäne, Kurzarbeit, Jobverlust erhöhen das Risiko für Frauen tungsangebot erweitert, vor allem um niedrigschwellige und Kinder, Opfer von häuslicher Gewalt zu werden. Angebote, wie die Online Beratung“, berichtet Richl. Aber: im Frauenhaus blieb der Anstieg der Anfragen bis- „In den letzten Jahren haben wir außerdem unsere her aus. „Wir machen uns daher große Sorgen, dass die Hilfsangebote weiter ausdifferenziert, um möglichst vie- Betroffenen nicht im Hilfesystem ankommen“, so Richl. le Gruppen gewaltbetroffener Frauen zu erreichen.“ Die Gründe, die sie dahinter vermutet, „sind tief ver- Nicht zuletzt: Bei aller Freude über die längst überfälli- wurzelt in unseren immer noch traditionellen gesell- ge Aufstockung der Plätze im Frauenhaus in Würzburg, schaftlichen Strukturen“, so Richl. „Frauen sind Krisen- braucht es weitere, ganz neue Ansätze, um das Problem managerinnen, zuständig für das Wohl der Familie. Die an der Wurzel zu lösen – auch hier legte die Pandemie Pandemie schafft neue Abhängigkeiten und verstärkt den Finger überdeutlich in die Wunde. Ängste. Wenn ich aus der Beziehung rausgehe – Von „Es braucht eine gesellschaftliche Veränderung, die was lebe ich? Kriege ich eine Wohnung? Was passiert Frauen ein unabhängiges und von starren Rollenfest- mit den Kindern? Mit diesen Überlegungen bleiben viele legungen losgelöstes Leben ermöglicht. „ Es braucht Frauen alleine und gleichzeitig sollen sie doch die Fa- ein gesellschaftliches Klima, in dem sich Frauen ohne milie in Krisenzeiten zusammenhalten.“ Scham, Angst und Schuldgefühle von einem gewaltaus- Die Corona Pandemie, so das Fazit, befördert all das, übenden Partner trennen können. Dazu gehört auch, was es Frauen auch sonst schwer macht, den gewalt- dass sie bessere Chancen auf eine Wohnung und auf tätigen Partner zu verlassen. Mehr denn je stecken eine gut bezahlte Arbeit haben und nicht mehr von den Betroffene in traditionellen Rollen fest, in denen Ge- Männern bedroht werden. Wir müssen da ansetzen, wo walt versteckt und tabuisiert wird. Um das nachhaltig die Gewalt entsteht.“ Das gilt vor, während und nach zu ändern, „haben wir in der Pandemie unser Bera- der Pandemie. 16 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
OV Repperndorf Großer Zuspruch trotz der Zwangspausen Auch im Ortsverein Repperndorf standen die vergangenen AWO LEBEN Jahre ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Erfreulich war, dass sich der AWO Treff großen Zuspruchs erfreute, trotz aller immer wieder nötigen Corona-Zwangspausen, so Anita Hof. Pausieren musste auch die Bastelgruppe von Ursula Pinkl. Die Vorsitzende Erna Riedel-Kümmel hatte die Jahreshaupt- versammlung des OV zuvor begonnen mit einer Schweige- minute für die verstorbenen Mitglieder, deren Wirken zum Wohl der Allgemeinheit für immer unvergessen bleibe. Der Vorstand der AWO Repperndorf (von links): Als einziger im Kreis Kitzingen stellte der 57 Mitglieder Erna Riedel-Kümmel, Siegfried Thomas, Rosemarie starke OV im Frühjahr 2020 eine Landessammlung auf Stürmer und Katrin Kümmel. Foto: Peter Maurer die Beine, berichtete Kümmel-Riedel weiter. Im Februar 2021 erhielten die Gäste des Seniorenclubs Präsente, Elisabeth Hertel (Beisitzerin), dankte die Vorsitzende für als kleinen Ersatz für die ausfallenden gemeinsamen die langjährige Unterstützung. Nachmittage. Zum 25. Geburtstag des Kindergarten 2022 sind neben einer Faschingsveranstaltung am Ro- Repperndorf gratulierte der OV im Oktober mit einer senmontag, ein Preisschafkopf sowie das Sommerfest Spende. Geburtstagswünsche und Geschenke gab es im Garten von Anita Hof geplant, so der stellvertretende übers Jahr verteilt auch für betagtere und erkrankte Vorsitzende Siegfried Thoma. Er wurde ebenso im Amt Mitglieder, überreicht jeweils von Inge Hornig und Mar- bestätigt wie die Vorsitzende. ga Kupfer. Geglückt ist die Unterstützung des OV-Mit- glieds Gerald Möhrlein: Bei der Bezirkskonferenz wurde Dem Vorstand gehören außerdem an: Kassiererin Rosi er erneut zum stellvertretenden Bezirksvorsitzenden ge- Stürmer, Schriftführerin Katrin Kümmel, die Beisit- wählt. Denjenigen, die nach vielen engagierten Jahren zer*innen Karola Baumann, Anita Hof, Marga Kupfer, ihr Amt beim Helfen, Sammeln und im Vorstand jetzt Peter Maurer, Gerald Möhrlein, Ursula Pinkl, Berthold niederlegten, darunter Gertraud Brixner (Revisorin) und Pinkl und Ursula Pfister sowie die Revisorin Inge Hornig. OV Estenfeld Erfreulicherweise sind alle geimpft Ein großer Ausflug in den Schwarzwald und das Elsaß, 1000 feld in den beiden vergangenen, von der Corona-Pandemie Euro für die AWO Rheinland als Spende für die dortigen geprägten Jahren. Bei der Jahreshauptversammlung im Flutopfer und die Renovierung des AWO-Heimes – das wa- November 2020 zeigte sich der Vorsitzende Werner Köhler ren die wichtigsten Ereignisse des AWO Ortsvereins Esten- in seinem Bericht erfreut darüber, dass trotz Corona der Treff Mitte des Jahres wieder öffnen konnte, wie gewohnt donnerstags im zweiwöchentlichen Rhythmus immer in den geraden Wochen, weil „erfreulicherweise alle unsere Gäste geimpft sind“. Bei den anschließenden Wahlen wurde der gesamte Vorstand im Amt bestätigt, bestes Indiz dafür, dass sich alle bewährt hätten, so Köhler, der Vorsitzender bleibt. Unterstützt wird er von seiner Stellvertreterin Marianne Schnitzbauer, Kassiererin Ingrid Theel, Schriftführerin Im Amt bestätigt wurde der Vorstand des OV Estenfeld Angelika Winzenhörlein sowie den Beisitzer*innen Pe- rund um den Vorsitzenden Werner Köhler und seine tronella Gröger, Silke Krieger und Manfred Richter. Revi- Stellvertreterin Marianne Schnitzbauer. Foto: Köhler sorinnen bleiben Ursula Böhm und Erika Schömig. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 17
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