N - sozial politisch wachsam
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OrdensNachrichten 2/2019 N ISSN 2310-2454 sozial politisch wachsam Foto: Stefan Zamisch www.ordensgemeinschaften.at #EinfachGemeinsamWach
Was mich bewegt... Sr. Beatrix Mayrhofer Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs Ein kleines Kind fällt in ein Erdloch. Fast zwei Wochen lang haben wir den dramatischen Versuch der Helfer mitverfolgt, die den zweijährigen Julen Foto: Magdalena Schauer bergen wollten. Sie haben einen parallelen Stollen gegraben, dann noch einen Quergang, in dem sie sich kniend oder liegend vorgekämpft haben. „Wir gehen hier nicht weg, bevor wir den kleinen Julen nicht haben“, sagte einer dieser tapferen freiwilligen Helfer. Über 300 Personen haben gegraben, gestemmt, ihr eigenes Leben riskiert. Julen konnten sie schließ- lich bergen, aber nicht retten. Ganz Spanien trauert mit den verzweifelten Eltern. Julen ist tot, in ein Erdloch gefallen, ein illegal gegrabenes, wie es jetzt heißt. Und illegal sind viele solche Löcher in Spanien, sagt man. Mehr als eine Million solcher Löcher, schätzt Greenpeace, soll es in Spanien geben. In dem unter einer extremen Hitze stöhnenden Land sind die Brunnen versiegt, die Quellen vertrocknet. Menschen haben überall im Land auf eigene Faust in die Erde gebohrt, Wasser gesucht. Ein ganzes Land ist durchsiebt von den Bohrlöchern. Eines ist dem kleinen Julen zum Verhängnis geworden – und sein Tod wird für uns alle zur Mahnung. Die Klimaveränderung, die Erder- wärmung, bedroht uns. Wir alle, jede und jeder von uns muss überlegen, was sie, was er ganz persönlich beitragen kann zum Schutz unserer Erde. Aber es ist auch eine Aufgabe, die geistige, die soziale Klimaveränderung wahrzunehmen. Im übertragenen Sinn könnte man sagen: In unserer Gesellschaft nehmen die Verhärtungen zu, die Sprache wird gewalttätiger, Im Portrait: Töchter des Herzens Jesu die Wertschätzung konzentriert sich nur mehr auf die, die zu meiner Gruppe, zu meiner Partei Sie haben einen hohen Anspruch, die Töch- keit und Zurückgezogenheit, das Schweigen Fünf Schwestern bilden gehören. Die Erosion des gemeinsamen Fundamentes unseres demokratischen Gesellschafts- ter des Herzens Jesu im Herz-Jesu Kloster und die Stille für die Ordensfrauen eine große zurzeit die Gemein- raumes schreitet voran. Auf der Suche nach der Quelle des Lebens, nach seinem Sinn und Hall in Tirol. „Wir wollen dazu beitragen, die Hilfe. So suchen sie den beständigen Dialog schaft der Töchter des Herzens Jesu im Klos- Ziel, bohren Menschen in einem spirituell austrocknenden Lebensraum ihre je eigenen Löcher. Welt von innen heraus zu erneuern“, schrei- mit Gott und die persönliche Bindung an ihn. ter Hall in Tirol. Foto: Christen könnten von einem nie versiegenden Brunnen erzählen, Ordenschristen könnten den ben die Ordensfrauen auf ihrer Website. Für Die Klausur ist auch eine Hilfe, um „weltweite Gerhard Flatscher. Dienst der Wasserträger übernehmen und den verkünden, der uns allen lebendiges Wasser diese Erneuerung leben sie abgeschieden in Menschen zu werden, die mit leidenschaftli- Nähere Informationen verheißt. ( Joh 4,14) Klausur, sie haben keine Aufgaben außerhalb chem Herzen und von apostolischem Geist er- unter www.herzjesu- des Klosters, sie engagieren sich nicht in der füllt, für alle Menschen gleichermaßen da sein kloster-hall.at Pastoral oder in der sozialen Arbeit. Um dazu wollen durch das Gebet und die Hingabe ih- beizutragen, die Welt zu erneuern, setzen sie res Lebens - auch stellvertretend“. Das Mitei- ganz auf das Gebet, „die größte Macht auf nander in Zeiten gemeinsamer Erholung und Erden“. Ihr Leben ist geprägt, ihr Tagesablauf beim gemeinsamen Bibelaustausch ist für die OrdensNachrichten 02/2019 durchdrungen vom fortwährenden Gebet. In ihr Beten nehmen die Schwestern die ganze Schwestern kostbar. Die Haltung der Anbetung Welt mit hinein. soll unser ganzes Sein 02 Was mich bewegt 14 l 15 Alles ist hoch politisch „Jesus, sanft und demütig von Herzen - bilde durchdringen. von Sr. Beatrix Mayrhofer Porträt Julianna Fehlinger unser Herz nach deinem Herzen“, heißt es in der Litanei zum heiligsten Herzen Jesu. Das ist Magdalena Holztrattner 03 Im Porträt 16 l 17 Endlich daheim das Ziel, nach dem die Töchter des Herzens Gegründet wurde die Gemeinschaft der Töch- ist die Leiterin der Die Töchter des Herzens Jesu Das Vinzi-Dorf Wien Jesu ihr Leben ausrichten. Deshalb ist die Eu- ter des Herzens Jesu 1873 von Marie Deluil- Katholischen Sozial- charistie ihr Lebensmittelpunkt. Sie sehen die Martiny (Maria von Jesus) in Antwerpen in akademie Österreichs 04 l 05 Wach? Das bedeutet für mich... 18 l 19 Was junge Menschen heute Anbetung des Allerheiligsten, das den ganzen Belgien. Im Laufe weniger Jahre vergrößerte (ksoe). Foto: Stefan lernen sollen Tag über ausgesetzt ist, als ihren Auftrag und sich die kleine Ordensfamilie und es kam zu Zamisch 06 Demokratie braucht Diskussion Ergebnisse der IMAS-Studie möchten so Zeugnis geben von der Liebe und Neugründungen. Heute gibt es Ordenshäu- Gegenwart Christi in der Eucharistie. „Diese ser in Rom, Venedig, der Schweiz, in Marseille 07 l 09 Kompass und nicht Kochrezept: 20 Solidarisch #wache Initiativen Haltung der Anbetung soll allmählich unser und in Kroatien. Das Kloster in Hall in Tirol ist Christliche Sozialethik ganzes Sein durchdringen und unseren gan- das einzige Haus in Österreich und Deutsch- 21 Videos zen Tag bestimmen.“ Im recht streng geregel- land. Maria von Jesus wurde 1989 seligge- 10 l 11 Wir brauchen mehr Solidarität viel. mehr. weniger. ten klösterlichen Alltag wechseln sich Arbeit sprochen. In der sogenannten „Ehrenwache“, z. B. in Kirche und Sakristei, Küche, Garten, einer weltweiten Gebetsgemeinschaft sind Wohin der Schnee so fällt. 12 l 13 Spiritualität 22 Termine und Gedenktage Nähen … und Gebet ab und gehen ineinan- Beter mit den Schwestern und mit der ganzen Foto: Ferdinand Kaineder der über. Um wirklich ganz auf Gott ausge- Welt verbunden. 23 Personalia, Impressum richtet zu sein, sind die Klausur, die Einsam- [hwinkler] N 24 Karikatur & wachgerüttelt 2 3
wach? Das bedeutet für mich... Michael Heinisch Gelegenheiten Sr. Gabriele Schachinger Sehen, was Klaus Heidegger Den Raum der Leiter der Arbeitsgemeinschaft der voraussehen Provinzoberin der Barmherzigen Sache ist Privates ORG Volders St. Karl Stille nutzen Ordensspitäler Österreichs und Ge- Schwestern vom heiligen Kreuz, schäftsführer der Vinzenz-Gruppe Wach? Das bedeutet für mich … Provinz Europa Mitte Wach sein heißt für mich erst mal Was bedeutet für mich ein waches … Werte und Bedürfnisse zu erken- schlafen, dann wach werden und da Leben... nen und danach zu handeln. In Fol- sein, wirklich ganz da sein in der Situ- mit sich selbst sorgsam, eigenver- ge bedeutet das für mich, Gelegen- ation, wie sie jetzt ist, und losgehen. antwortlich, behutsam, reflektiert heiten vorauszusehen und Wache Menschen in unserer Gesell- sein, den Raum der Stille nutzen, zu ergreifen und engagiert die eige- schaft sind häufig die, die als schrä- verbunden sein mit Himmel und nen Möglichkeiten zum Wohle Vieler ge Vögel gelten. Ich weiß manchmal Erde, daraus schöpfen und es in den einzusetzen. nicht, ob nicht mancher Punker wa- Alltag bringen, etwas bewirken in ... die Erfahrungen vieler Jahrhun- cher ist als wir. Ob nicht manche Ar- der Welt. derte als Maßstab zu nehmen. men, die kleine Schritte gehen, um Im Vertrauen an die göttliche Kraft Schriftliche, bildliche und dingliche aus ihrer Misere rauszukommen, uns mit den Mitmenschen in Lebendig- Zeugnisse stehen uns als Erkenntnis- nicht viel mehr sagen können als die keit, Offenheit und Mitgefühl sein. quellen zur Verfügung. hohen Herren in Politik und Kirche. Wache Zwischen den Zeilen lesen, hören ... der sprechenden Stille von Bü- Wenn ich an wache Menschen den- SchülerInnen und unterschiedlichste Sichtweisen Den Dingen auf den chern zu lauschen. Die historischen Lösungen ke, denke ich an Menschen, die ich beleuchten. Grund gehen Speicherräume der österreichischen anbieten prophetisch empfinde. Das sind nicht Am Ende eines Schultages schließe Zusammenhänge erkennen, kritisch, Klöster sind solche Klangorte. In ih- nur die alten Propheten. Propheti- ich gerne die Augen und sehe Schü- informiert, vielseitig kreativ den Fast kein Tag vergeht ohne Fake News, nen verhallt das Alltägliche und fügt Wach sein hat für mich ganz viel mit sche Menschen gibt es auch heute. lerinnen und Schüler vor mir, die Menschen und der Welt begegnen. ohne dass jemand einer öffentlichen sich das Leitmotiv der Gegenwart in präsent sein zu tun, ganz da zu sein Das sind Menschen, die den Mund ich als ganz wach erfahren durfte. Der Begegnung Raum geben ohne Lüge oder Täuschung bezichtigt wird. zeitenumspannende Harmonie ein. im Jetzt, mit geistiger Frische. Ich aufmachen, die sehen, was Sache ist, Ich schreibe hier also nicht von ei- schon die Lösung zu wissen, es ent- Das führt immer mehr zu einer ge- An welchen Personen wird WACH bin einerseits gesammelt in mir und die mitbekommen, wie es anderen ner bestimmten Person, die für mich wickeln lassen. sellschaftlichen Stimmung, in der für mich erfahrbar? In den vergange- andererseits ganz aufmerksam, acht- Menschen geht, die sich für sie ein- dieses Wachsein verkörpert – sei es immer weniger jenen getraut wird, nen zwölf Jahren durfte ich mit einer sam für das, was um mich herum setzen und sich die Hände schmutzig aktuell Greta Thunberg oder eben wach die Verantwortung in unserer Ge- Vordenkerin zusammenarbeiten. Ei- geschieht. Wach sein ist ein inten- machen, die das hinkriegen, aus ei- eine spezifische Schülerin aus dem lebendig sellschaft tragen. Das macht mir ner Visionärin, die entschlossen für sives Beziehungsgeschehen mit mir ner Vergangenheit zu leben, die eine Unterrichtsalltag. Vielmehr sind es wach große Sorgen, denn ohne Vertrau- ihre Überzeugungen lebt und ande- selbst, mit dem Umfeld / der Um- Zukunft ermöglicht. bestimmte Eigenschaften, die in den achtsam en wird eine Gesellschaft unmensch- re auf ihrem Weg mitnimmt: Helga welt und natürlich mit Gott. Jugendlichen lebendig werden. Für lebendig lich, dann regieren nur mehr Geset- Penz hat erkannt, dass die Aufforde- Ich denke da an Personen, die offen dieses Wachsein gibt es viele Syno- wach ze und Macht. Wach sein heißt für rung, sich der Schwachen anzuneh- sind für das, was um sie herum ge- nyme. Es ist die Neugierde, die sich LEBEN mich, den Dingen auf den Grund ge- men (1 Thess 5,14), nicht nur Men- schieht und darauf auch reagieren, in Fragen während eines Unterrichts- hen. Habe Muth, dich deines eige- schen gilt. Sie lässt sich auch auf aktiv werden, Fehler aufzeigen und geschehens kristallisiert. Es ist der Wache Menschen sind für mich: nen Verstandes zu bedienen! Dieser gefährdete Kulturgüter übertragen, Lösungen anbieten. Konkret fallen Wille, Neues kennenzulernen, der Greta Thunberg, Umweltaktivistin Wahlspruch von Immanuel Kant aus die jeder Generation auf’s Neue et- mir dazu natürlich zuerst unsere Or- zum Lernen und Forschen antreibt. Papst Franziskus dem Jahr 1783 ist aktueller denn je. was zu sagen haben. densgründer ein, die ganz wach wa- Es ist die Rücksichtnahme, mit der Wir brauchen wache Gemeinschaf- ren für die Nöte in ihrer Zeit, darin ein Mitschüler einem anderen hilft. ten, die sich den Werten der Wahr- den Willen Gottes gesehen haben Es ist die Achtsamkeit im Umgang haftigkeit verpflichtet fühlen und sie und konkret auf unterschiedliche Art mit den Ressourcen. Es ist die Auf- als Schatz pflegen. „Aufrichtigkeit in und Weise versucht haben, diese merksamkeit, die nicht von außen Wort und Tat ist die Grundlage für Not zu lindern. Sr. Katharina Kluitmann mit Notendruck und Prüfungsangst gute Zusammenarbeit. (…) Ehrlich- Wache Menschen sind für mich Per- Vorsitzende der Deutschen erzwungen werden kann, sondern so keit und Verbindlichkeit fördern ge- sonen wie z. B. Bischof Kräutler, die Ordensobernkonferenz ganz aus der Freiwilligkeit geboren gen-seitiges Vertrauen und helfen, den Mut haben, gegen Ungerech- wird. Es ist die Leidenschaft, mit der mit Stärken und Schwächen in rech- tigkeiten, Diskriminierungen aufzu- an einer Sache gearbeitet wird. Es ter Weise umzugehen.“ (Aus den 5 stehen, Verstöße gegen Menschen- sind Meditation und Gebet, um die Werten der Barmherzigen Schwes- rechte, Menschenhandel aufzeigen, innere Stimme wahrzunehmen, in tern vom hl. Vinzenz von Paul). Und sich für den Schutz des Lebens und der auch Gott hörbar werden kann. Gertraud Strieder wir brauchen gläubige Menschen, Gerald Hirtner der Schöpfung einsetzen. Koordinatorin der Union der die auf Gott vertrauen und mit die- Archivar der Erzabtei St. Peter in Salz- Dominikanerinnen, Bregenz ser Sicherheit andere anstecken. burg und Vorsitzender der Arbeitsge- Nicht primär durch ihre Worte, son- meinschaft Ordensarchive Österreichs dern durch die Art, wie sie leben. [hwinkler] N Fotonachweis: Vinzenz-Gruppe, Michael Riess, Kreuzschwestern, Magdalena Schauer, privat 4 5
Demokratie braucht Diskussion Kompass und nicht Kochrezept - Christoph Konrath ist Jurist in der Parlamentsdirektion und Vortragender an der Universität Wien und Bratislava. Christliche Sozialethik Er ist Autor eines Buches für Jugendliche mit dem Titel „Was macht eigentlich das Parlament?“ Ein Kompass gibt die Richtung vor, beschreibt aber nicht, welche Schritte uns zum Ziel führ- en. Er hilft uns beim Orientieren, wenn wir nicht weiter wissen, erfordert aber dennoch, unseren Weg selbst zu planen. Die Christliche Sozialethik – oder auch Soziallehre der Kirche - fungiert auf ähnliche Weise. Sie ist kein Kochrezept, das Punkt für Punkt und ohne Abwei- chungen vorgibt, wie das gute Zusammenleben aller gelingen kann. Man kann sie auch als Ethik der Gesellschaft bezeichnen, da sie darüber reflektiert, welche sozialen Strukturen eine Gesellschaft braucht, damit alle Menschen gut in ihr leben können. Strukturen können gerecht, aber auch ungerecht sein. Die Sozialethik reflektiert deshalb auf die gegebene gesellschaftliche Praxis mit der Frage, ob das, was IST auch so sein SOLL. Soziale Strukturen sind Regelwerke, die das Zusammenleben vieler Menschen über lange Zeit beeinflussen (z.B. Menschenrechte, Wahlrecht für Männer und Frauen oder die Bestim- mung von Trinkwasser als Allgemeingut). Im Laufe der letzten 130 Jahre kirchlicher Sozialverkündigung haben sich 6 Prinzipien her- auskristallisiert, die als verlässliche Bezugspunkte der sozialethischen Reflexion dienen. [mschauer] Führung & Partizipation, soziale Gerechtigkeit Interessieren sich Jugendliche Wir machen jährlich eine Untersuchung zu Erstwählern, und da merkt und alternatives Wirtschaften sind die Themen, überhaupt für Politik? man schon das Interesse. Das sind sehr valide Zahlen. Das eigentlich mit denen sich die Katholische Sozialakademie Spannende ist aber, dass mich viele Erwachsene kontaktieren und Österreichs (ksoe) beschäftigt. Sie will mit ihren sagen: Ich habe Ihr Buch gelesen, und jetzt verstehe ich endlich, was Angeboten Menschen und Organisationen im Parlament passiert unterstützen, die den gesellschaftlichen Wandel aktiv mitgestalten. In vielfältigen Kooperationen arbeitet die ksoe an einem guten Leben für alle. Und, was passiert im Parlament? Die Frage ist, wie man die Aufgabe des Parlaments sieht. Spontan Geleitet wird sie von Magdalena Holztrattner. Geschieht hier wirklich sinnvolle würde man sagen, es soll unsere Interessen vertreten und Gesetze Foto: Stefan Zamisch und nachhaltige Arbeit? beschließen. Doch es könnte viel mehr machen. Es wird im Moment sehr wenig diskutiert im Parlament. Es finden wenige Sitzungen in den Ausschüssen statt. Gerade bei Projekten mit großer Bedeutung für die österreichische Gesellschaft, z.B. der EU-Eintritt, gab es immer Unterausschüsse, wo sich die Abgeordneten die unterschiedlichsten Meinungen anhörten. Das passiert jetzt wenig bis gar nicht. Was pas- Personalität siert, ist, dass es an einem Tag Enqueten gibt, wo 20 oder 30 Leute reden. Aber das ist keine Diskussion. Was jetzt nicht heißt, dass im Parlament nichts geschieht; es gibt dort sehr viele engagierte Leute. Subsidiarität Gemeinwohl Fehlt der Wille zum konstrukti- Diesen Willen gibt es schon. Doch die Frage ist, wieviel man dem ven Arbeiten? Parlamentarischen überhaupt Raum gibt. Ein Hauptkritikpunkt der Oppositionsparteien ist: Ihre Vorschläge werden meistens gleich ver- tagt und kommen nicht ins Plenum. Das ist frustrierend. Zudem fragen sich viele Abgeordnete, ob sie überhaupt im Parlament diskutieren können. Denn es ist schon sehr schwer, intern einen Kompromiss zu finden, dann soll dieser in der öffentlichen Debatte nicht gefährdet werden. Da spielt viel Angst mit. Diese Diskussion, wo man Argumen- Nachhaltigkeit Solidarität te austauscht und Begründungen gibt, fehlt ein wenig. Das ist aber, was Demokratie braucht. N [rsonnleitner] 6 7 Option für die Armen
Personalität Gemeinwohl Solidarität Subsidiarität Nachhaltigkeit Option für die Die Würde eines Menschen Gemeinwohl hat das persön- Weil alles mit allem verbun- Solange die kleinere Einheit Nachhaltigkeit fragt danach, Armen ist unteilbar und ohne liche Wohl von Einzelnen in den ist, sind alle füreinander sich selbst helfen kann, darf ob der heutige Wohlstand Vorleistungen zu gewähren. einer Gesellschaft in Gegen- verantwortlich. der Staat Hilfe nur anbieten auf Kosten der sozialen und Die Gerechtigkeit einer Ge- wart und Zukunft zum Ziel. (Nichteinmischungsprinzip). ökologischen Existenzbedin- sellschaft zeigt sich daran, wie Wenn die Kräfte enden, muss gungen anderer Menschen sie mit den Schwächsten ihrer In der Personalität gründet sich das Solidarisch zu sein ist dem Men- die je größere Einheit aber aufgebaut ist. Mitglieder umgeht. zentrale Prinzip der Soziallehre: Die Das Gemeinwohlprinzip hat das schen von Natur aus angelegt: der unterstützend eingreifen Würde des Menschen als Person ist Wohlergehen der ganzen Gemein- Mensch ist ein Beziehungswesen (Hilfsprinzip). unantastbar. Sie ist nicht verdient, schaft zum Ziel, das über das Be- und darauf angewiesen, sich in der Hinterlassen wir zukünftigen Gene- Wenn man eine Gesellschaft „von kann nicht verhandelt oder verkauft finden einzelner Menschen hinaus- Beziehung zu einem Gegenüber zu rationen eine Gesellschaft und eine unten“ betrachtet, zeigen sich werden. Man kann sie auch als geht. Das erstrebte größtmögliche entfalten und zu wachsen. Das sozi- Subsidiarität bedeutet, erst Hilfe an- Erde, die lebenswert sind? Bauen meistens die Bruchlinien und Kanten normativen Nordpol sehen, aus dem Glück der Einzelnen hat damit alethische Prinzip könnte umschrie- zubieten, wenn die Kräfte Einzelner wir unseren heutigen Wohlstand auf dessen, was gerne als schön und gut sich alle anderen Prinzipien ableiten. seine Begrenzung im Gemeinwohl. ben werden mit der Formel “Eine/r oder kleinerer Gemeinschaften nicht Kosten der sozialen und ökologi- dargestellt wird. Die Gerechtigkeit Der Mensch als Person hat immer Gemeinwohl ist dem Einzelwohl für alle – alle für eine/n!“ Auch in mehr ausreichen. Das subsidiäre schen Existenzbedingungen anderer einer Gesellschaft zeigt sich also Vorrang vor allem anderen und ist vorgeordnet. Laudato si schreibt Papst Franziskus, Hilfsangebot hat zum Ziel, dass die und zukünftiger Menschenleben daran, wie sie mit ihren schwächsten in seiner Würde stets zu achten, zu dass alles mit allem verbunden ist. kleinere Einheit wieder selbständig auf? Mitgliedern umgeht. Ausgehend schützen und zu fördern. Ein gutes Beispiel ist Wasser als Obwohl man von konzentrischen ins Handeln kommt. Subsidiarität ist Christliche Sozialethik befragt mit von der Verpflichtung, soziale Ge- Als Individuum lebt jeder Mensch Allgemeingut: Damit alle Menschen Kreisen der Solidarität sprechen damit „Hilfe zur Selbsthilfe“. dem Prinzip der Nachhaltigkeit die rechtigkeit und gleiche Lebenschan- aber dennoch in sozialen Zusam- Zugang zu sauberem, leistbarem kann, da die Solidarität mit der eige- langfristigen Konsequenzen von cen für alle zu ermöglichen, stellt menhängen, jeder Mensch ist von Trinkwasser haben, braucht es sozia- nen Familie vordringlicher ist als die Erfahrbar wird Subsidiarität bei- Entscheidungen auf struktureller sich die Kirche an die Seite der Ar- anderen abhängig, hat aber die le Bedingungen. Hier können unter- mit Unbekannten, darf sich Solidari- spielsweise in der Bildung und Ebene. Dafür ist es wichtig, verschie- men, Benachteiligten und Abgewer- Freiheit, diese Zusammenhänge und schiedliche Interessen von einzelnen tät niemals nur auf eine geschlosse- Erziehung von Kindern und Jugend- dene gesellschaftliche Wirkbereiche teten. Soziale Gerechtigkeit zielt auf Abhängigkeiten verantwortungs- Personen und Gruppen aufeinander- ne Gruppe reduzieren. Sonst verliert lichen. Grundsätzlich fällt diese in zu verknüpfen, die gerne als vonein- gesellschaftliche Bedingungen, die voll zu gestalten - sich selbst und prallen. Beispielsweise wollen Besit- sie ihre Qualität und verkommt zum den Verantwortungsbereich der ander unabhängig beurteilt werden: – im Sinne auch vom Gemeinwohl anderen gegenüber. Personalität ist zer von Unternehmen Quellwasser Gruppenegoismus oder Nationalis- Eltern. Aber selten jemand kann Wirtschaft, Wissenschaft, Technik – allen Menschen die ganzheitliche eine dynamische Dimension, die in in Plastikflaschen verkaufen. Dieses mus. die Verantwortung der schulischen und Politik. Entfaltung ihrer Person ermögli- der Spannung zwischen Gelingen Interesse von Einzelnen steht dem Solidarität überschreitet die Grenzen Bildung von Kindern gänzlich auf chen. Damit folgt die Soziallehre der und Scheitern menschlichen Lebens Interesse der Allgemeinheit, dem des „Eigenen“ auf „Andere“ und sich allein gestellt erfüllen. Nicht alle #Aufbruchbewegt langen biblischen Tradition: Kirche gelebt und entfaltet wird. Gemeinwohl entgegen – dazwischen „Fremde“ hin. Eltern beispielsweise können Latein als Gemeinschaft der Gläubigen, die zu vermitteln ist Aufgabe der Politik. Sich solidarisieren heißt dann, sich vermitteln. Dort, wo die Kräfte der sich an Jesus von Nazareth orientie- #Erfahrungbildet Die Frage nach Gerechtigkeit ist eng bewusst in die Lage anderer, Frem- kleineren Einheit – in diesem Fall die ren, identifiziert sich mit den Verges- mit dem Prinzip des Gemeinwohls der zu versetzen – „ein paar Tage Familie - zu Ende kommen, ist es senen und an den Rand Gedrängten verknüpft. Das Eintreten für Gerech- in ihren Mokassins zu gehen“ – und also Aufgabe des Staates, Unter- einer Gesellschaft und setzt sich ein tigkeit gehört wesentlich zu christlich sich für Fremde auch einzusetzen. stützung anzubieten. Es ist damit für Gerechtigkeit, Anerkennung und motiviertem politischen Handeln – Solidarisch leben bedeutet, sich der die subsidiäre Aufgabe des Staates, Würde – für das gute Leben aller. denn es geht um das Gemeinwohl, gemeinsamen Menschheitsfamilie zu Schulen zu bauen, Lehrpersonal um das gute Leben aller in einer erinnern – weil alle auf dem gleichen auszubilden und zu bezahlen und #Gerechtigkeitgeht Gesellschaft. Gerechtigkeit muss Planeten Erde leben und vonein- Lehrpläne sinnvoll zu gestalten. jedoch immer neu erstritten werden ander abhängig und für einander Dass es dabei - mit Unterstützung In sechs einzelnen Erklär-Videos werden hier die und darf nie verabsolutiert werden. verantwortlich sind. ihrer Eltern - immer auch Aufgabe sechs Prinzipen christlicher Sozialethik erklärt: Die Frage nach Gerechtigkeit impli- der Kinder und Jugendlichen ist, www.ordensgemeinschaften.at/video ziert immer die kritische Frage nach #Fremdesbereichert sich diese Lerninhalte anzueignen Strukturen, die – im Normalfall - den und regelmäßig in die Schule zu ge- politisch und wirtschaftlich Mächti- hen, versteht sich von selbst, da das gen einer Gesellschaft Privilegien Prinzip der Subsidiarität immer vom sichern. Ob eine Gesellschaft ge- tätigen und eigenverantwortlichen recht ist, erweist sich erst, wenn man Subjekt ausgeht. sie mit der Brille der gesellschaftlich Ausgeschlossenen, der Benach- #Vielfaltstärkt teiligten und sozial Abgewerteten beurteilt. #Gemeinschafthält N Kompass und nicht Kochrezept - 6 Prinzipien christlicher Sozialethik #EinfachGemeinsamWach
Wir brauchen mehr Solidarität Die Wiener Sozialwissenschaftlerin Barbara Prainsack ist überzeugt: Im Juli 2018 veröffentlichte die Universität Oxford eine Untersuchung*, die belegte, dass Mit ein bisschen mehr es eine Wechselwirkung zwischen dem Verlust von Arbeitsplätzen durch Automatisierungs- Solidarität können wir prozesse und der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gab. alle gesellschaftlichen Mit jedem Job, bei dem ein Mensch von einem Roboter verdrängt wurde, stieg in der Ge- Herausforderungen sellschaft die Angst vor der Zukunft. Der Tenor lautet: Früher war alles besser; da gab es zumindest noch Vollbeschäftigung. Doch wer hat Schuld an dieser Misere? Die PolitikerIn- des 21. Jahrhunderts nen? Die Maschinen? Oder gar man selbst? Rechtspopulisten wie Trump haben darauf eine lösen. bestechend einfache Antwort parat: Als Sündenböcke müssen Flüchtlinge, Migranten und andere Minderheiten herhalten. Politik der strategischen Ignoranz Gesellschaft im Umgestaltungsprozess „Persönliche Solidarität kann oft von Gemein- Denn dass immer mehr Menschen nicht mehr *Carl Benedikt Frey, Dazu kommt: Wir sind, was Form und Rolle der betrachtet – aber dieses ist bedroht, weil das samkeiten motiviert sein“, doziert Barbara von ihrer Arbeit leben können, sei weniger Chinchih Chen, Thor Arbeit in unserer Gesellschaft betrifft, mitten Solidaritätsgefühl in vielen Bereichen kontinu- Prainsack. Die 44jährige Klagenfurterin ist auf die aktuelle Flüchtlingssituation als auf Berger: drin in einem Umgestaltungsprozess. Doch ierlich zurückgeht. Professorin für Vergleichende Politikfeldanaly- eine Politik zurückzuführen, die es möglich Politican Machinery: welche Entwicklung dieser Prozess nimmt und se an der Fakultät für Sozialwissenschaften an macht, dass Löhne nicht mit der steigenden Did Robots Swing the wohin der Weg führen wird, dahinter steht „Baustellen“ gäbe es laut der Politologin zur der Universität Wien und beschäftigt sich in Produktivität mithalten. Hand in Hand gehe 2016 U.S.Presidential noch ein großes Fragezeichen – und der Folge Genüge. Ein wesentliches Element men- ihrer Forschung mit dem Begriff der Solida- damit einher, dass durch atypische Beschäf- Election? große Unsicherheit. „Die Menschen haben schenwürdigen Lebens sei leistbarer Wohnen. rität. „Musste ich zum Beispiel selbst einmal tigungsverhältnisse der Schutz arbeitender Oxford Review of Angst“, ist Prainsack überzeugt. Weil Wohnraum zum Spekulationsobjekt flüchten oder habe ich Familienmitglieder Menschen vermindert wird und dass durch Economic Policy: mutiert ist, können sich viele Menschen die oder Freunde, die einst selber Flüchtlinge die „Flexibilisierung“ des Wohnungsmarkts Juli 2018. Am Wiener Institut für Politikwissenschaft hat Miete nicht mehr leisten; Mietregulierungen waren, werde ich für Menschen in der glei- die Mieten steigen. die Sozialwissenschaftlerin deshalb eine neue sind daher notwendige Bedingungen. Die chen Situation sehr wahrscheinlich Solidarität Forschungsgruppe ins Leben gerufen, die hohen Wohnkosten könnten in der Folge entwickeln. Ich erkenne eine Gemeinsamkeit, Offensichtlich mangelt es unserer Gesell- „Zeitgenössischen Solidaritätsstudien“. Mit auch zu einer Bedrohung zentraler Funktio- und diese wird handlungsleitend.“ Doch die- schaft an Solidarität. Doch gerade sie wäre ihrem Team nimmt sie Fragen der Solidarität nen des Zusammenlebens führen, weil das se persönliche Erfahrung ist nur ein Aspekt; nach Ansicht von Barbara Prainsack Grundvo- genau unter die Lupe mit dem Ziel, Konzepte Geld für Krankenhäuser und Schulen fehlt. was man als „Gemeinsamkeit“ (an)erkennt, raussetzung, um die wichtigsten gesellschaft- zu kreieren, die als konkrete Anleitungen für Schon werden Stimmen laut, die das Gesund- wird auch von der Gestaltungsmacht der Po- lichen Herausforderungen des 21. Jahr- Politikgestaltung, vor allem in den Bereichen heitswesen privatisieren oder Raucher, stark litik und des öffentlichen Diskurses geprägt. hunderts zu lösen. Denn die reichen und Gesundheit, Medizin oder Technologie, die- übergewichtige Menschen etc. von bestimm- „Gemeinsamkeiten sind in den meistens alternden Gesellschaften in Europa sind in nen können. „Aufgabe des Staates muss sein, ten Gesundheitsleistungen ausschließen Fällen nicht objektiv definiert“, gibt die Poli- immer größerem Ausmaß an Solidaritätsleis- darauf zu schauen, dass alle Menschen ein wollen. Eine weitere wesentliche Herausfor- tikwissenschaftlerin zu bedenken. „Es ist ein tungen jüngeren Menschen abhängig, die menschenwürdiges Leben führen“, zeigt sich derung betrifft die Frage, welche Fähigkeiten Unterschied, ob man von offizieller Seite sagt: Pflegeleistungen erbringen und in Sozialver- Prainsack überzeugt. „Dafür muss er öffent- und Kenntnisse am Arbeitsmarkt der Zukunft Das ist ein Mensch wie du und ich. Oder: Das sicherungssysteme einzahlen müssen. Dieses liche Infrastrukturen schaffen. Und zusätzlich tatsächlich notwendig sind. Sie ist vor dem ist ein Fremder aus einem anderen Kultur- Problem kann weder mit der Anhebung des noch die Ressourcen gerecht verteilen. Wenn Hintergrund einer dringenden notwendigen, kreis. Der öffentliche Diskurs in Österreich Pensionsalters noch mit der Ausgrenzung von wir diesem Grundsatz abschwören, dann sind von politischer Ideologie befreiter Reform fragmentiert derzeit sehr stark. Das wird Migranten und Flüchtlingen gelöst werden. wir kein Staat mehr, sondern eine Firma“. von Schul- und Ausbildung von Bedeutung. von manchen politischen Kreisen in Öster- „Wenn wir in einer Solidargemeinschaft leben Barbara Prainsack: „Wenn Staaten nicht mehr reich sehr bewusst betrieben.“ Prainsack wollen, dann müssen wir akzeptieren, dass Die Definition, was gerecht ist, komme aller- darum konkurrieren, wer mit den besten Steu- spricht in diesem Zusammenhang von einer manche Leute etwas rausnehmen, obwohl sie dings von der Politik. Zwar sei die institutio- erzuckerln die Großkonzerne locken kann, „Politik der strategischen Ignoranz“, durch noch nicht eingezahlt haben, weil sie es zum nelle Solidarität, die in staatlichen Normen sondern darum, wer am meisten in seine die die Menschen von den tatsächlichen Her- Beispiel erst tun werden – oder auf andere wie Gesundheitssystem, progressiven Steu- Bürger und Bürgerinnen und in öffentliche ausforderungen abgelenkt würden. Weise etwas beitragen“, sagt Prainsack. ersätzen oder umfassenden Sozialsystem Infrastruktur investiert, dann haben wir einen verankert ist, in Österreich noch relativ stark. großen Teil der Herausforderung um die Institutionelle Solidarität wird als Auffangnetz Zukunft der Arbeit gelöst.“ N [rsonnleitner] 10 11
Julianna Fehlinger hat Soziale Ökologie Mehr soziale Teilhabe in Wien studiert, ist Geschäftsführerin der Es braucht heute nicht ein Mehr an Gütern und schon gedrängt, ausgeschlossen, werden kriminalisiert oder Österreichischen Berg- gar nicht ein „unendliches Wachstum an materiellen als ganze Gruppen diffamiert.“ Diese „soziale Spaltung“ und Kleinbäuer_innen- vereinigung (ÖBV), hat Gütern, die unseren Planeten zerstören.“ Was es braucht, wird uns in Zukunft noch unglaublich viele Probleme selber drei Jahre einen ist ein „Wachstum an sozialen Beziehungen, eine tiefe machen. Die Gesellschaft schafft es nicht, den essen- Bauernhof bewirtschaf- Achtsamkeit und sozialen Zusammenhalt. Es braucht ein tiellen Fragen nachzugehen, sie zu stellen. „Wir sind tet und war mehrere Mehr an sozialer Teilhabe“. Und genau hier gilt es zu irgendwie gelähmt von der Angst vor Veränderung, vor Jahre im Vorstand von lernen, „wie es ein Mehr an gemeinsamem, einfacherem Verlust. Diese Angst wird bewusst vergrößert, bewirt- ATTAC Österreich. Sie wurde medial Leben und Respekt voreinander geben kann“. Aktu- schaftet. Menschen machen zu. Scheuen das Fremde.“ bekannt als „Dirndl- ell sieht sie in der Politik der Regierung das Gegenteil vor Verlust. Diese Angst wird bewusst vergrößert, bewirt- Aktivistin“ gegen den von „sozialer Teilhabe“. Hinausdrängen, Ausgrenzen schaftet. Menschen machen zu. Scheuen das Fremde.“ 12-Stunden-Tag bei und Beschuldigen stehen im Vordergrund: „Ganz viele der PR-Wanderung Menschen unser Gesellschaft werden derzeit in die Armut von Sebastian Kurz. Foto: fkaineder Auf dem Teller politisieren Fehlinger erzählt von ihrer „inneren Wut“ diesen Um- Szenenwechsel hin zum Esstisch. Der ganz kleine per- ständen gegenüber. Sie erzählt im selben Atemzug von sönliche Bereich: „Essen ist immer ein ganz persönli- der befreienden Wirkung ihrer „konkreten Aktion beim cher Zugang. Wir tun es mehrmals täglich und kaum „Alles ist hoch politisch“ Kurz-Wandertag, wo es ihr gelungen ist, die PR-Show zu zerstören. Noch nie bin ich mir so wirkungsvoll vor- gekommen.“ Es gilt, die Ohnmacht abzulegen und jemand fragt nach was wir essen und von wem es wie hergestellt wird. Das alles, was sich auf unseren Tellern abspielt, ist hochpolitisch. Auf unseren Tellern können kreativ Interventionen zu setzen. „Und der Humor und wir verfolgen, was sich gesamtgesellschaftlich verän- das Schmunzeln dürfen nicht fehlen.“ Das Foto mit ihrer dert. Die Lebensmittel werden immer gleichförmiger. „Treiber für die wachsende Ungleichheit ist die Wirtschaft selber und die jetzige Regierungs- gehobenen Schürze mit den durchgestrichenen 12h ist Vielfalt stirbt, der Geschmack schwindet. Das geht politik. Der Wert der grenzenlosen Nächstenliebe steht dem Mechanismus der gezielten über Österreich hinaus medial bekannt geworden. „Die einher mit einer unglaublichen Machtkonzentration PR-Inszenierung war entlarvt. Es war eine Medienaktion im Lebensmittelbereich, ähnlich dem Öl- und Banken- Ausgrenzung entgegen. Die Erhöhung des Drucks in der Arbeitswelt steht gegen tragende wie die Wanderung selber. Und der 12-Stundentag geht sektor.“ Fehlinger ist wichtig: „Ich will aber nicht mo- soziale Beziehungen, gegen das achtsame gemeinschaftliche Leben und nimmt gemeinsamen unter die Haut.“ Aber nachdenklich: „Die PR-Show der ralisieren, sondern Zusammenhänge sichtbar machen, Entscheidungsprozessen den Boden - die Zeit.“ Julianna Fehlinger hat schon als Schülerin Regierung scheint zu funktionieren.“ damit ich selber entscheiden kann. Essen ist ein großes Ausgrenzung miterlebt und war enttäuscht, dass es wenig Unterstützung gab und die wach- Thema, in jedem Fall ein politisches Statement.“ sende Ungleichheit im Klassenzimmer wie in der Gesellschaft kaum thematisiert wurde: „Das Jeder ist Experte, jede eine Expertin hat mich politisiert. Später habe ich bei ATTAC meinen Aktionsrahmen gefunden.“ Angesprochen auf die Enzyklika „Laudato si“ und den nung der Welt in der achtsamen Haltung eine ganz tiefe Paradigmenwechsel vom technokratischen hin auf das Motivation ist. „Jeder und jede ist Experte und Expertin „ATTAC holt die wirtschaftlichen Ungleichheiten vor den etwas tun, um den Konzerninteressen und der Politik, die sozial-ökologisch-spirituelle Welt- und Menschenbild: für den eigenen Lebensbereich. Genau deshalb braucht Vorhang und will eine Vorstellung, ein Bild davon vermit- diese unterstützt nicht ausgeliefert zu sein. Wir wollen „Das Spirituelle verbinde ich mit Sinn, Lebenssinn. Und es die Demokratisierung aller Lebensbereiche, damit teln, was dazu führt. Mit unserer Bildungsarbeit wollen wir die Interessen der Bevölkerung zusammenschließen und das richtet mich auf, gibt mir die Hoffnung auf Verände- keine Expertise verloren geht. Um aus dem Schlamas- Handwerkszeug vermitteln, wie wir uns aktiv wehren und zeigen, dass ein gutes Leben für alle möglich ist. Hier rung, ist ein extrem wichtiger Antrieb. Ohne spirituelle sel (Klimawandel, soziale Ungleichheit, Ausgrenzungen) dagegen stellen können. Entgegen einem allgemeinen setzt unser Tun an, um konkret in diese Vision zu kom- Dimension finden wir nicht die Kraft uns für ein gutes herauszukommen, gilt es nicht einem ‚Heilsversprecher‘ Unwohl-Sein wollen wir verstehen, wie beispielsweise men.“ So erklärt die ATTAC-Aktivistin die Zielsetzung, um Leben einzusetzen. Es ist wie das Öffnen der inneren nachzulaufen, sondern Beteiligungsprozesse zu ermög- das Bankenwesen oder Machtverhältnisse im Agrarsektor gleich anzuhängen: „Und jede und jeder kann sich aktiv Türen. Das ist der tiefste Antrieb des Menschen.“ Fehlin- lichen, das Beteiligen anzuregen und zuzulassen.“ funktionieren. Es ist eine Selbstermächtigung, um nicht beteiligen. Dafür gibt es die vielen Regionalgruppen.“ ger lässt keinen Zweifel, dass die Freude an der Aneig- [fkaineder] in Verschwörungstheorien abzugleiten. Kurz: Wir können Sie selber ist Mitglied in der Wiener Gruppe. Vielfalt und gegen Ausgrenzung www.attac.at (ATTAC) Auch in der Österreichischen Bergbauernvereinigung, in traditionelle Bilder passen.“ Gerade die Ausgren- www.viacampesina.at (ÖBV) die über eintausend Mitglieder zählt, ist soziale und zungsmechanismen waren Geschäftsführerin Fehlinger ökologische Vielfalt das Thema: „Wir wollen Vielfalt immer eine besondere Herausforderung, „weil das stärken, dörfliche Strukturen und regionale Wirtschafts- auch gegen das religiöse Verständnis von Nächsten- kreisläufe etablieren, Produzenten und Konsumenten liebe steht. Menschen sind vielfältig und dürfen das nachhaltig zusammenführen. Das braucht genauso auch sein. Da darf niemand ausgegrenzt werden.“ eine Offenheit jenen Menschen gegenüber, die nicht N 14 15
Endlich daheim bis sie sterben. Der Ort wird zu ihrem letzten Zuhause.“ Das VinziDorf bestreitet damit eine hat, dann bastelt man sich eigene Vorstel- lungen zusammen. Und fürchtet sich vor seinem eigenen Schatten.“ Jahrelang suchte Vorreiterrolle in der Betreuung obdachloser Das im Dezember 2018 eröffnete VinziDorf Wien in Hetzendorf ist für alkoholkranker Personen. das Team den Kontakt mit den Anrainern, versuchte ihre Bedenken zu zerstreuen und viele alkoholkranke Langzeitobdachlose Heimat und Hoffnung zugleich. Die Bewohner lebten oft jahrelang auf der alle Gegenargumente zu wiederlegen. „Aber Straße; das ist auch der Grund, warum sie wir mussten, wir würden erst alle Ressenti- sich manchmal sehr schwer tun, in eigenen ments loswerden, wenn dieses Haus gebaut vier Wände zu leben und unter Leute zu und mit Leben erfüllt ist“, erinnert sich Nora sein. „Deshalb war es uns wichtig, dass hier Tödtling-Musenbichler. Und tatsächlich, heute jeder seine eigenen Räumlichkeiten und sind viele ehemalige Widersacher ehrenamt- auch seinen eigenen Sanitärbereich, sprich liche MitarbeiterInnen im VinziDorf. „Viele Privatsphäre hat“, erzählt Nora Tödtling- Nachbarn haben erkannt, die Dorfbewohner Musenbichler. „Es sind Leute, die sich auch sind gar keine bösen Menschen. Oft sind sie sehr schwer mit Regeln tun und sich auch nur nicht einmal als Obdachlose, als Alkoholiker schwer anpassen. Deshalb verlangen wir das erkennbar … und auf einmal entsteht Bezie- nicht, und wir stellen auch keine Regeln auf. hung.“ Wir reichen ihnen die Hand, und wenn sie sie nicht annehmen, dann ziehen wir sie trotzdem Aufgeben war für das Team nie eine Option. nicht weg, sondern begleiten diese Men- „Da gibt es einen klaren Satz von unserem schen achtsam weiter.“ Oft ist das der Beginn Gründer Pfarrer Pucher: Geht nicht gibt’s einer Einstellungsveränderung; viele fangen nicht“, sagt Regine Gaber. „Wir lassen uns irgendwann an, freiwillig im Haus mitzuhel- nicht abbringen. Unser oberstes Ziel ist, Men- fen. Was woanders als Zwang erlebt wird, schen in Nöten zu helfen, und da können wir geschieht im VinziDorf aus einem Verbunden- sehr kreativ werden.“ heitsgefühl, mehr noch, aus einem Heimatge- Was noch benötigt wird? „Finanzielle Un- fühl heraus freiwillig. terstützung und Sachspenden in Form von Lebensmittel können wir natürlich immer Geboten werden zudem Kleidung und warme gut gebrauchen“, sagt Koordinatorin Nora Über 15 Jahre hat es Das Erste, was einem in der Hetzendorferstra- besitzen einen eigenen Sanitärbereich. Ein Mahlzeiten, Unterstützung bei Amtswegen, Tödtling-Musenbichler. „Aber vor allem gedauert, bis am 15. ße 117, an der Ecke zur Boergasse in Wien großes Haus beherbergt im Erdgeschoss die finanziellen Belangen und im Gesundheitsbe- suchen wir noch ehrenamtliche Mitarbeite- November 2018 Wiens reich sowie Beschäftigungs- und Gesprächs- rinnen und Mitarbeiter für Tag-, Nacht- und erste „Heimat für Hetzendorf, schon von weitem auffällt, ist die Gemeinschaftsküche, den Speisesaal, die ge- Heimatlose“ end- alte Klosterkirche der Lazaristen. Der neugoti- meinsamen Aufenthaltsräume, Waschküche. möglichkeiten durch haupt- und ehrenamtli- Kochdienst. Das VinziDorf kann nur dank des lich eröffnet werden sche Bau strahlt, komplett mit schlichten dun- Nasszellen und die Büros der KoordinatorIn- che MitarbeiterInnen. Der Startschuss für das unglaublichen Engagements von freiwilligen konnte. Fotos: Robert kelroten Rohziegeln ausgeführt, eine stille, nen bzw. der ehrenamtlichen MitarbeiterIn- Wiener VinziDorf erfolgte bereits 2002, doch Helferinnen und Helfern bestehen.“ Sonnleitner unaufdringliche Würde aus. Aus demselben nen. Im ersten Stock befinden sich weitere dann dauerte es rund 16 Jahre, bis VinziWerk- Material zieht sich eine windschiefe Mauer Zimmer für Obdachlose. Einzige Vorausset- Gründer Pfarrer Wolfgang Pucher im Dezem- [rsonnleitner] die Seitengasse entlang; geht man ihr nach, zung, um hier im VinziDorf aufgenommen zu ber 2018 zur Eröffnungsfeier laden durfte. führt sie den Suchenden direkt zum VinziDorf werden, ist der Besitz einer österreichischen „Wir hatten mit vehementen Widerständen Wien. Tritt man durch das Einfahrtstor, fällt Staatsbürgerschaft bzw. einer hierzulande gül- seitens Anrainer und Behörden zu kämpfen“, einem als Zweites die idyllische Stille auf, die tigen Anspruchsberechtigung. Ansonsten gibt erinnert sich Nora Tödtling-Musenbichler. auf dem Pflastersteinplatz vor dem Eingang es keinerlei Vorgaben. „Das hatten wir schon in Graz erlebt. Als wir vorherrscht. Davor lädt eine große Wiese mit dort vor 25 Jahren das VinziDorf eröffneten, Bäumen zum Verweilen ein. „Ist es hier nicht „Wenn du einen Alkoholiker fragst, ob er die war überall zu hören: Wir finden das groß- herrlich?“, fragt Regine Gaber, Koordinatorin Flasche oder das Bett nimmt, dann entschei- artig, was ihr macht, aber bitte macht es wo der Wiener VinziWerke Wien. „Aber genau det er sich immer für die Flasche“, zitiert anders.“ das war unser Ziel: Einen schönen Platz zu Nora Tödtling-Musenbichler, Koordinatorin schaffen für Menschen, die in ihrem Leben der VinziWerke Österreich, VinziWerk-Grün- In Wien konnte der Trägerverein lange Zeit nur mehr wenig Schönes zu erwarten haben.“ der Pfarrer Wolfgang Pucher. „Bei uns gibt keinen geeigneten Platz finden; schließlich es kein Alkoholverbot. Und unsere Bewohner stellte der Lazaristen-Orden das Grundstück Heimat für Heimatlose müssen auch nicht so wie in vielen anderen in Hetzendorf zur Verfügung. Aber auch hier Unter dem Motto „Heimat für Heimatlose“ Einrichtungen einen Entzug machen. Wir wehrten sich die Nachbarn erbittert mit allen bietet das VinziDorf Wien Langzeitobdach- nehmen die Leute so wie sie sind. Einfach juristischen Mitteln gegen den Bau des mit losen mit chronischer Alkoholkrankheit ein nur, damit sie endlich einen Ort haben, wo sie Geld- und Sachspenden errichteten Obdach- neues Zuhause. 24 dauerhafte Wohneinheiten ankommen können.“ losendorfes. „Es geht vielen Einrichtungen stehen zur Verfügung; die ersten Bewohner so“, sagt Regine Gaber. „Was fremd ist, was hatten bereits Anfang Dezember 2018 ihr Einmal aufgenommen, können die Menschen man nicht kennt, macht Angst. Man hört Quartier bezogen. Alle Häuschen bestehen so lange bleiben wie sie wollen. „Es gibt die Worte Langzeitobdachlose, Alkoholiker, aus einem Zimmer mit einer Durchschnitts- keine zeitliche Begrenzung“, ergänzt Regine Kranke. Und wenn man selbst keine Berüh- größe von achteinhalb Quadratmeter und Gaber. „Die Bewohner können hier bleiben rungspunkte, sondern nur irgendwelche N Bilder aus Medien oder Fernsehen im Kopf 16 17
Was junge Menschen heute lernen sollen Wenn du die „Wichtigkeiten“ oder Werthaltung von Erwachsenen erfahren willst, musst du Durchschnitt. Auch hier kann der HAK- Aufgabe einer Ordensschule Direktor nur bestätigen: „Gemeinschaft ist Was heißt sozial politisch wachsam handeln sie danach fragen, was junge Menschen heute lernen sollen. Das hat IMAS für die Ordens- im Schulumfeld? „Unser Ziel ist es, politische jungen Menschen nach wie vor sehr wichtig.“ gemeinschaften im Juli 2018 gemacht. Ein Ergebnischart kommt damit genauer unter die Um daran teilnehmen zu können, sind wieder Bildung im Sinne einer sozial-politischen Lupe. Den über 1.000 Personen wurde im Face-to-Face-Interview eine Liste vorgelegt, in Geld oder wie in Lambach manchmal ein Wachsamkeit und Verantwortung zu vermit- der sie die Wichtigkeit einordnen konnten. #wach, #einfach und #gemeinsam kam so Moped für die Erweiterung des persönlichen teln. Beispielhaft lernen Schülerinnen und Aktionsradius entscheidend. Leitner ist mit Schüler bei uns in Firmen, bei Projekten und indirekt auf den Prüfstand. schulbezogenen Veranstaltungen, Ungerech- dem Blick auf die neuen Schülerinnen und Schüler noch nicht ganz klar, welche Rolle tigkeiten aufzudecken und sich selbst aktiv Social Media hier tatsächlich spielen: „So- dagegen zu engagieren. Wirtschaft ist selbst cial Media erleben Junge nicht unbedingt eingebettet in ökologische Herausforderun- Bedeutung von Lerninhalten für junge Menschen gleich als tragende Gemeinschaft. Zu schnell gen und hat das gemeinsam erwirtschaftete Basis: Österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre wird ein ‚Unlike‘ gesetzt. Sie sind zwar über Geld nicht einfach zum reinen Selbstzweck die digitalen Medien verbunden, aber als zur Verfügung. Da steckt immer eine soziale Frage 13: "Ich lese Ihnen nun eine Liste mit unterschiedlichen Aspekten rund um Lerninhalte vor, die junge Menschen in Österreich erlernen können. Welche davon tragende Gemeinschaft erleben sie das dann Dimension mittendrinnen. Das zu vermitteln, sind Ihrer Meinung nach sehr wichtig, einigermaßen wichtig, eher nicht so wichtig oder überhaupt nicht wichtig?" doch wieder nicht.“ Hier ist sieht Leitner ist Aufgabe einer Ordensschule, so wie wir einen neuerlichen Wandel, der sich gerade das sind.“ Leitner gibt auch die Linien an, % Sehr Einigermaßen Eher nicht Überhaupt Weiß wahrnehmbar vollzieht. Schulanfänger mit entlang deren sich diese Verantwortung wichtig wichtig å wichtig nicht wichtig å nicht vierzehn Jahren kommen heute „unbefange- entwickeln muss und kann: „Es geht immer ner und bringen Ideen sowie neue Lebens- darum, den Blick auf die Schöpfung als Sinnerfassend lesen zu können 73 23 95 4 0 4 0 konzepte in die Schule mit“. Leitner sieht Ganze nicht zu verlieren. Dann braucht es Guten Umgang mit Geld zu lernen 69 26 95 4 1 5 0 aber, „dass Regeln und das Gespür für das die Verbundenheit mit allen Menschen heute Selbstständig zu sein und Eigenverantwortung zu übernehmen 69 26 95 4 0 5 0 Gemeinsame neu trainiert werden müssen. auf dieser Weltkugel und es geht darum, Klare Regeln zu kennen 63 30 93 6 1 6 0 Das Digitale hat in der haptischen Welt oft Ungerechtigkeiten aufzudecken und sich für Konflikte gut lösen zu können 60 33 94 4 1 5 1 eine grenzenlose Wirkung. Die Schülerinnen ein gutes Leben aller zu engagieren. Diese Mag. Stefan Leitner Mit Ausdauer u. Durchhaltevermögen an Aufgaben heranzugehen 94 5 0 und Schüler machen einen ‚abwesenderen‘ besondere sozial-politische Wachsamkeit zu 60 34 5 1 Eindruck auf die Mitwelt.“ schüren, einzuüben ist Teil unseres Bildungs- Seit 18 Jahren im Gut rechnen zu können 59 32 91 8 1 9 0 auftrages.“ Schuldienst (Mathema- Jemandem aufmerksam zuzuhören 57 35 92 7 1 8 1 Zarte Fäden der Zusammengehörigkeit tik, Physik, Tele- Ein waches und achtsames Leben zu führen 53 40 93 6 0 6 1 Mitgefühl und Zuhören sind keine Selbstver- Einfach wird nicht einfach kommunikation und Gut mit anderen Kindern umzugehen und zu spielen 52 37 88 8 2 10 1 ständlichkeit. In der Studie liegen sie auch Beim Pressegespräch zur Präsentation der Multimedia) Ein gemeinschaftliches Leben mit anderen zu führen 51 39 90 8 1 9 1 unter 50%. „Es sind oft ganz zarte Fäden, IMAS-Studie wurde der Wert des „Ein ein- Seit 5 Jahren Schullei- Sich mit Computer, Handy und Internet gut auszukennen 47 39 86 11 3 14 1 die virtuell geknüpft werden, es aber nicht faches Leben führen“ in besonderer Weise ter der HAK Lambach Mitgefühl zu zeigen und sich in andere hineinzuversetzen 90 9 1 in den haptisch-analogen Schulraum, hin angesprochen. 33% finden es sehr wichtig (vorher 7 Jahre Admi- 47 43 8 2 zu den realen Personen schaffen.“ Leitner und 43% einigermaßen wichtig. Genau nistrator) Gut hochdeutsch sprechen zu können 41 39 80 14 5 19 1 fragt sich oft, von wem die Jugend heute genommen heißt es, dass nur ein Drittel der mehr als 10 Jahre Ein einfaches Leben zu führen 33 43 76 19 4 22 2 ein gutes Maß im Umgang mit den digita- Bevölkerung das „einfache Leben“ hoch hält. lang im Bereich der Tolerant gegenüber anderen Kulturen zu sein 32 45 77 13 6 19 4 len Geräten lernen kann. „Von wem sollen Generalsekretär Peter Bohynik: „Das einfa- Katholischen Jungs- Eine Sportart gut zu betreiben 25 36 61 29 8 37 1 heute junge Menschen das Zuhören, die che Lebensmodell der Ordensleute ist ein char in Leitungsfunk- Achtsamkeit oder Wachheit lernen, wenn bewusstes Gegenmodell zu einer Gesell- tion (Vorsitzender der „Überrascht hat mich, dass „Sinnerfassend te auf einmal in der Schule sagen, sie wollen beispielsweise der Vater selber dauernd in schaft, wo wir viel zu viel verbrauchen und so KJSÖ) und im Bereich n=1.019, lesen“ und „Guter Österreichische Umgang Bevölkerung mitJuni/Juli ab 16 Jahre, Geld“ nicht so Archiv-Nr.018061 2018, mehr lernen, sondern Geld verdienen: 5 den Laptop starrt und kein Ohr für ein Ge- bewusster mit Ressourcen umgehen lernen der Ausbildung von weit vorne liegen. Beides macht allerdings „Sie sagen: Ich will Geld verdienen, selbstän- spräch hat? Das achtsame, wachsame Leben müssen.“ Der Studienleiter Paul Eiselsberg Gruppenleiter/innen den jungen Menschen heute fähig, eigen- dig sein.“ Sie machen eine Lehre und hören ist durch die digitale Steuerung etwas außer formulierte: „Es macht Sinn, sich zu fokus- tätig; aktuell noch im verantwortlich und selbständig zu sein. Kann mit der Schule auf. Lehrbetriebe ziehen Kraft gesetzt worden.“ Das trifft genauso die sieren und ein Thema auch zu penetrieren, diözesanen Arbeits- und hat er beides nicht, ist das mit Benach- Jugendliche mit Geld und Benefits an, weil Erwachsenen. Aus der Schulerfahrung weiß immer wieder und felsenfest einzubringen. kreis der Dreikönigs- teiligung verbunden.“ Der Vater und Ordens- es auch heute weniger Nachwuchs gibt. 69% Leitner, dass genau hier Eltern oft ausfallen. So können die Ordensgemeinschaften eine aktion in der Diözese schul-Leiter der HAK-Lambach Stefan Leitner bzw. 59% der Bevölkerung raten sozusagen Er sieht allerdings eine positive Entwicklung Orientierung nach innen und außen geben.“ Linz aktiv sieht im Geld ein wichtiges Mittel für Lebens- zu diesem Schritt im Umgang mit dem Geld. auf uns zukommen: „Immer öfter begegnen Klar ist allerdings, dass das einfache Leben Vizepräsident der KA souveränität: „Bei uns in der Schule ist Geld mir junge und erwachsene Menschen, die nicht einfach wird. „Da sind wir zusammen OÖ von 2011 bis 2014; verwalten immer ein Thema. Uns ist es wich- Gemeinschaft zieht nach wie vor bewusst aus der digitalen Dauererreich- mit anderen gesellschaftlichen Initiativen im ehem. gewähltes Mit- tig, dass die Schülerinnen und Schüler einen In der Befragung rangieren „aufmerksam barkeit aussteigen und das Handy einfach Missionsgebiet.“ glied im Präsidium der nachhaltigen Umgang lernen. Eine unserer zuhören“ oder „ein waches und achtsames irgendwo liegen lassen. Sie verzichten auf Katholischen Aktion Botschaften ist, dass man sich mit Geld nicht Leben führen“ im oberen Mittelfeld. Knapp diese virtuellen Verbindungen zugunsten tat- [fkaineder] Österreichs freikaufen kann von Verantwortung. Es geht unter 60% halten das für sehr wichtig. Fast sächlicher Begegnung und Verbundenheit.“ 40 Jahre alt darum, das Geld gut einzusetzen.“ Leitner gleichauf liegt das „gemeinschaftliche Das ungestörte und nicht „abgelenkte“ Verheiratet, Vater einer weiß aus eigener Erfahrung, dass junge Leu- Leben“ mit 51% „sehr wichtig“ über dem Gespräch ist wieder im Vormarsch. Tochter (1,5 Jahre) N 18 19
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