Winter 2017 Visit - Lichtvolles Ende Menschen berichten von ihren Nahtoderfahrungen: Was passiert mit uns, wenn wir sterben? - Pro Senectute ...
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Visit Winter 2017 Magazin von Pro Senectute Kanton Zürich www.pszh.ch Lichtvolles Ende Menschen berichten von ihren Nahtoderfahrungen: Was passiert mit uns, wenn wir sterben?
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inhalt Liebe Leserin, lieber Leser Der Tod ereilt früher oder später jede und jeden. Für viele kommt er überraschend, für manche erwartet, für einige sogar ersehnt. Das Sterben, der Tod – ist es das Ende? Oder ein neuer Anfang? Der Übergang vom Leben in den Tod ist eines der grössten Rätsel der Menschheit. Was passiert mit uns, mit unserer Seele, wenn wir sterben? Ist diese letzte Reise beängsti- gend, traurig oder schön? Wir hoffen und glauben dies oder jenes, aber wir wissen es nicht. Gewiss ist nur eines: 4 Der Tod gehört unabdingbar zum Leben wie Mit der Vorstellung eines Jenseits verbindet sich die Suche nach dem Sinn das Fallen der Blätter im Herbst. Er ist unaus- des Lebens. Menschen mit Nahtoderfahrungen berichten. weichlicher Teil der Natur. Und je älter der Mensch wird, desto eher fragt er sich: Wie lange lebe ich noch? Wie wird mein Ende 16 20 sein? Und was bleibt von mir in dieser Welt? Pro Senectute Kanton Zürich steht im Alter von 100 Jahren. Unsere über 300 Mitarbeiten- den und gegen 4000 Freiwilligen engagieren sich tagtäglich dafür, dass alle Menschen in unserem Kanton bis ins hohe Alter möglichst Im Gespräch mit Palliativmediziner Arbeit und Bescheidenheit haben selbstbestimmt, mit so wenig Sorgen wie nur Roland Kunz über die Erwartungen das Leben der 100-jährigen möglich und zufrieden leben können. von Sterbenden. Elisabeth Meier geprägt. Dazu zählt auch die Bereitschaft, sich den grossen finalen Fragen zu stellen, fachliche lebensraum 28 Tipps zum Thema 30 Heidi Fischer: Die Netzweberin Hilfeleistung und mentale Unterstützung 4 Die Sehnsucht nach dem am Fusse des Pfannenstiels zu bieten für die letzten Vorkehrungen und Jenseits 11 «... umgab mich ein herrlich Stunden. Wertvolle Arbeit leisten hierbei etwa lebenslust blauer Himmel»: Jacob Albert unsere Besuchsdienste, die ältere Menschen Heim, Pionier der Nahtod 32 Die Geister sind los – liebevoll umsorgen und begleiten. forschung «Ghost Walk» in Zürich Denn losgelöst von der Frage, was nach 13 Von der Totenstadt zum 34 Leseraktionen Paradies 38 Grenzerfahrung im Rafzerfeld: Foto Titelseite : Daniel Rihs ; Seite 3 : Daniel Rihs / Christian Roth / zVg dem Tod kommt: «Gutes» Leben und «gutes» 16 «Wir sterben heute anders als Visit begleitet die Wander Sterben sind eng miteinander verknüpft. Das früher»: Gespräch mit Palliativ gruppe Niederhasli glauben wir nicht nur. Wir dürfen es immer mediziner Roland Kunz 41 Hotel Kirchbühl in Grindelwald wieder erleben. 42 Rätsel lebensart 44 Marktplatz 45 Impressum 20 Die Duldsame: Elisabeth Meier 46 Goldene Zeiten: (100) hat ein arbeitsames Der Mann im Mond Leben hinter sich 24 Der «Hexenklub» Beilage AKTIV Agenda mit Veranstaltungen Franjo Ambroz und Kursen von Pro Senectute Vorsitzender der Geschäftsleitung Auf dem Titelbild: Nicole Züllig (Seite 7) Kanton Zürich Visit Winter 2017 3
lebensraum Die Sehnsucht nach einem Jenseits Der Tod als Grenze und endgültiger Abschied fordert heraus und macht Angst. Mit der Vorstellung eines Jenseits verbindet sich die Suche nach einem Sinn des Lebens. Eine Erkundung der Frage, wie Menschen den Tod erfahren. Text: Rita Torcasso Fotos: Daniel Rihs Jetzt in der Weihnachtszeit fliegen sie der Pension leitender Angestellter wirklich für kurze Zeit tot gewesen zu wieder: die Engel als Friedensverkün- beim Kanton war, interessiert sich seit sein. Und das Erlebte hatte für sie auch der und Jenseitsboten. Doch laut der vier Jahrzehnten für das Jenseits. Er Jahrzehnte danach noch immer eine Europäischen Wertestudie von 2008 sagt: «Ich bin von einem Leben nach tiefe emotionale Bedeutung. glauben in der Schweiz heute nur noch dem Tode überzeugt. Jeder wird dort Seit langem versucht die Wissen- 43 Prozent der Erwachsenen an einen von verstorbenen Angehörigen be- schaft, Nachweise im Gehirn für solche Himmel oder ein Paradies nach christ- grüsst, und er wird in die dort herr- Nahtoderlebnisse zu finden. «Aus mei- licher Lehre. Gleichzeitig nimmt die schende Gemeinschaft eingereiht.» ner Sicht gibt es (noch) keine Messin- nichtreligiös begründete Überzeugung strumente, die wirklich einen zweifels- zu, dass es eine ausserkörperliche Sterben als grösstes Geheimnis freien Beweis liefern können, dass es Existenz gibt. Interessiert an solchen Nahtoderfah- nach dem Tod eine nichtkörperliche Ein Bereich, der auf grosses Interes- rungen ist heute auch die Forschung. Existenz gibt», sagt Nadile dazu. Und se stösst, sind Nahtoderfahrungen. Wer Der Religionswissenschaftler Stefan fügt an: «Mich interessiert an diesem im Internet das Wort eingibt, erhält Nadile schreibt an der Universität Bern Thema vor allem, wie Menschen mit 145 000 Ergebnisse. Vier Frauen erzäh- eine Dissertation darüber, wie Nahtod der Gewissheit ihrer eigenen Sterblich- len in dieser Ausgabe von Visit, was sie erfahrungen Menschen prägen. Er keit umgehen.» angesichts des Todes erlebt haben. Alle schaltete die Webseite www.nahtod.ch Der Physiker Albert Einstein schrieb: vier sprechen von einem Licht (siehe auf, die sich eingehend damit ausein- «Es gibt nur zwei Arten, sein Leben zu Porträts ab Seite 7). Franz Dschulnigg andersetzt. Als eine Art roter Faden leben: Entweder so, als gäbe es keine hielt über 80 solcher Erzählungen in zeigte sich für den Forscher, dass alle Wunder, oder so, als wäre alles ein Wun- Kurzfilmen fest. Der 63-Jährige, der vor von ihm Befragten überzeugt waren, der.» Mit seiner Relativitätstheorie 4 Visit Winter 2017
ist Verhängnis und zugleich Glück des Menschen.» Denn wir wollen uns mit dem Bestehenden nicht zufriedenge- ben, sondern über uns selber hinaus- wachsen können. In Bezug auf den Tod hiess das seit Tausenden von Jahren auch, dass der Kontakt mit Toten ge- sucht wurde. Wohin geht die Seele? Neurowissenschaftler gehen hingegen davon aus, dass das Verhalten des M enschen von rein physikalisch- chemischen Prozessen im Gehirn gesteuert wird. Gegen eine solche «Verwissenschaftlichung» unserer Er- lebniswelt protestiert der Psychiater Daniel Hell. In seinem Buch «Die Wie- derkehr der Seele» beschreibt er die Seele als «Ausdruck für ein Erleben, das mit den äusseren Augen nicht ein- zufangen ist, aber für den Menschen und seine Selbstentwicklung so wich- tig ist wie Brot und Wasser für den Körper». Für Hell ist klar: «Das Seelische be- freit den Menschen aus seiner Selbst- bezogenheit und öffnet ihn für den andern.» Aus seiner Erfahrung als Lei- ter von psychiatrischen Kliniken leiden viele Menschen an einer Form von «Seelenhunger», weil sie ihre gemüt- Was passiert mit uns, mit unserer Seele, wenn wir sterben? Die meisten Menschen hafte Verankerung im Leben verloren beschäftigt solche und ähnliche Fragen. haben. Ohne eine solche Verankerung verliert das Leben an Sinn. Der Dichter Angelus Silesius um- wurde Unvorstellbares messbar. Doch Für Renz ist klar: «Der auf sein Sterben schrieb seine Vorstellung vom Tod so: je mehr wir wissen, desto klarer er- zugehende Mensch taucht ein in Zu- «Wenn ich in Gott vergeh’, so komm ich scheinen offensichtlich auch die Gren- sammenhänge und Wahrnehmungen wieder hin, wo ich in Ewigkeiten vor zen unseres Denkens. von ganz anderer, ganzheitlicher Art.» mir gewesen bin.» Noch für unsere El- Sterben ist eines der letzten grossen Bei allen Menschen, ob sie nun an tern und Grosseltern war der Tod ein Geheimnisse geblieben. Die Schweizer ein Jenseits glauben oder nicht, bleibt selbstverständlicher Teil des Lebens. Sterbeforscherin Monika Renz schrieb beim Tod eines geliebten Menschen Über ihr Leben und die Vorstellung über ihre Erfahrungen mit über 600 eine zeitlose Bindung ausserhalb der vom Sterben erzählen über 80-Jährige Sterbenden das Buch «Hinübergehen». körperlichen Präsenz bestehen. Der im Buch «Das volle Leben». Darin hält sie fest, dass sich im Ster- Soziologe Peter Gross schrieb 2015 das Die Schauspielerin Stephanie Glaser ben selber eine Wandlung vollziehe, Buch «Ich muss sterben» über den Tod sagte mit 87 Jahren: «Vom Tod habe ich unabhängig davon, ob nach dem Tod seiner Frau. Darin wendet er sich an keine Vorstellung oder eine romanti- noch etwas komme: «Sterbende verlas- die Verstorbene mit den Worten: «Das sche. Dass ich, also meine Seele, aus sen schon vor ihrem Tod unser Emp- Abwesende ist übermächtig. Du bist dem Fenster fliege. Ich finde es eine finden in Raum und Zeit, in ‹Ich› und nicht mehr anwesend und gleichzeitig schöne Idee, das Fenster einen Spalt ‹Du›, und sie tauchen immer wieder in stärker und schmerzlicher gegenwär- offen zu lassen, damit die Seele hinaus- eine gänzlich andere Erlebnisweise tig denn je.» Damit drückt er aus, dass fliegen kann. Ich sehe mich tot eher ein. Wo sie sich bei diesem Übergang Gefühle genauso bedeutsam sein kön- herumfliegen als neben einem stren- noch äussern konnten, beschrieben sie nen wie die Realität. Gross formuliert gen Herrgott sitzen.» eine auffallend friedliche Atmosphäre, es so: «Dass das Abwesende immer Diese Generation wurde in der Kind- und erzählten von Liebe und Licht.» wichtiger ist als das Anwesende, das heit noch mit Bildern eines strafenden >> Visit Winter 2017 5
lebensraum >> Gottes konfrontiert, der nach dem Tod erste Gedanke Gottes war ein Engel. Gericht über die Sünder hält. Gegen Das erste Wort Gottes war ein Mensch.» Weitere Infos zum Thema solche Vorstellungen wehrte sich die In der Schweiz glauben heute zwei Monika Renz, «Hinübergehen. Kinderschwester Monica Suter: «Längst Drittel an Geistwesen und Magie, be- Was beim Sterben geschieht», Verlag ist mir klar geworden: Was gegen die sonders viele an Engel (siehe Grafik). Herder 2016 Liebe ist, ist Sünde; mit einer Todsünde Der Künstler Paul Klee, der sich selbst Gross Peter, «Ich muss sterben», auf dem Herzen ist man tot. Hölle als «nicht religiös» bezeichnet hat, Verlag Herder 2015 heisst, man ist tot, verschüttet, vergra- schuf rund 80 Engelsbilder, viele in den Hell Daniel, «Die Wiederkehr der Seele. ben; Himmel heisst, man ist leicht und letzten Monaten vor seinem Tod. Es Wir sind mehr als Gehirn und Geist», frei. Du richtest dir das im Leben selber scheint, als hätte er den geflügelten Verlag Herder 2010 ein.» Wesen auch diese Sätze gewidmet, die Daniel Hell, «Seelenhunger. Vom Sinn noch heute auf seinem Grabstein zu der Gefühle», Verlag Herder 2009 Engel im Diesseits erkennen lesen sind: «Diesseits bin ich gar nicht Susanna Schwager, «Das volle Leben, Ein schönes Bild ihres Jenseitsglau- fassbar. Denn ich wohne grad so gut bei Frauen über achtzig erzählen», bens hat die Hebamme Marie Zürcher: den Toten wie bei den Ungeborenen. Wörterseh Verlag 2007 «Vielleicht ist der Tod nur eine umge- Etwas näher dem Herzen der Schöp- Denise Battaglia, Ruth Hölzle- kehrte Geburt. Gar am Ende steht da fung als üblich. Und noch nicht nahe Baumann, «Gutes Leben – gutes auf der anderen Seite eine gute Heb- genug.» Sterben», Schulthess Verlag 2013 amme und hilft einem hinaus in etwas Klees Engel treten nicht als vergeis- Boris Friedewald, «Die Engel von Neues.» Die Sterbeforschung weiss tigte Wesen auf, sondern als sehr irdi- Paul Klee», Dumont Verlag 2011 heute: Was das Leben als lebenswert sche und alltagstaugliche. Er zeichnete Dokumentarfilm: Edwin Beeler, erscheinen liess, macht auch den Tod einen vergesslichen, einen zweifeln- «Die weisse Arche»; ein Film über erträglicher; gutes Leben und gutes den, einen weinenden Engel, aber auch den Umgang mit Sterben und Tod, Sterben sind eng miteinander ver- einen blinden und gestürzten, einen Calypso Film AG 2016 knüpft. wütenden und einen hässlichen. Ein Sammlung und Erforschung von Als eine Konstante in allen Kulturen Spruch aus der jüdischen Überliefe- Nahtoderlebnissen: www.nahtod.ch stellten sich Menschen vor, dass Engel rung sagt: «Einen Engel erkennt man und www.swiss-iands.ch sie über den Tod hinaus begleiten wer- immer erst, wenn er vorübergegangen den. Im Arabischen sagt man: «Der ist.» Viele glauben an Geistwesen und Magie Gott, Gottheit, etwas göttliches 42 Engel 24 Wunder 20 Telepathie 17 Wiedergeburt 14 Astrologie 13 Gute, schlechte Vorzeichen (Omen) 10 Geistheilung 10 Kontakt mit Toten 9 Geister und Spuk 9 Magie 6 Dämonen, Teufel 6 Amulett, Talisman 4 Wahrsagen 4 Anderes 2 An gar keine 37 0% 10% 20% 30% 40% 50% Vier von zehn Menschen glauben an eine Gottheit oder an etwas Göttliches. Doch der Anteil der Menschen, die an nichts dergleichen glaubt, wächst. Umfrage Link-Institut von 2014, 1250 Personen zwischen 15 und 75. 6 Visit Winter 2017
«In diesem Licht zu sein, war das Beste, was ich je erlebt habe.» Nicole Züllig (67), Psychologin und Traumatherapeutin, Zürich Im Arbeitsraum von Nicole Züllig hängt ein grosses Bild mit einem Lichtkreis. «Das habe ich aus der Erinnerung gemalt», sagt sie. Mit 16 Jahren wurde sie in Mailand mit Asthma ins Spital eingeliefert. Sie erzählt: «Ich bin aus meinem Körper herausgetreten und begann zu schweben, dann wurde ich wie mag- netisch von einem Licht angezogen.» Die Rückkehr erlebte sie als seelisch sehr schmerzhaft und verdrängte das Erlebte über 17 Jahre lang. Doch es bestimmte ihre Berufswahl mit. «Ich habe danach immer versucht, Antworten zu finden», sagt sie. Nach dem Psychologiestudium machte sie Weiterbildungen in Fami- lientherapie. In den USA hörte sie dann erstmals von Nahtoderfahrun- gen. «Das erklärte endlich mein Er- lebnis und veränderte mein Leben.» Fortan setzte sich die Psychologin zum Ziel, die beiden Ebenen des Ausserkörperlichen und des Körper lichen zusammenzubringen. Sie begann sich mit Traumatherapie zu beschäftigen. «Nahtoderfahrungen federn ja ein traumatisches Erleben ab, wenden es in etwas Positives», erklärt sie. «Dieses Wissen ist unge- mein tröstlich für uns Menschen, weil die m eisten grosse Angst vor dem Tod haben.» Nicole Züllig leitete jahrelang in den USA eine Gruppe der Internationalen Gesellschaft für N ahtodstudien (IANDS) und gründete 2014 mit Kollegen eine Schweizer Sektion. Sie habe auf viele Lebensfragen Ant- worten erhalten, sagt sie: «In dieses Licht hineingezogen zu werden, war eine riesige Freude und das Beste, was ich je erlebt habe.» www.nicole-zuellig.ch / www.swiss-iands.ch Visit Winter 2017 7
lebensraum «Ich kann Sterbenden jetzt Zuversicht vermitteln» Monika Dreier (63), Pflegefachfrau Akutgeriatrie, Zug Vor elf Jahren wurde Monika Dreier auf einer Skitour von ei- verändert; nach und nach konnte sie das Jenseits ins Dies- ner Lawine verschüttet. «Ich hatte fürchterliche Todesangst», seits integrieren. «Vorher war ich eine Suchende, heute ist erinnert sie sich. «Dann öffnete sich mir ein Blick ins Jen- da eine Gewissheit, dass alles gut wird», erklärt die Gross seits.» In ihrem Buch «Die Lawine» beschrieb sie das Erleb- mutter von sechs Enkelkindern. Verschwunden war ihre te: Sie konnte von lieben Menschen Abschied nehmen und Todesangst, von der sie sagt: «Sie war seit meiner Kindheit sah auf ihr Leben zurück. «Alles fügte sich zu einem Sinn», manchmal so stark, dass sie mich am Leben hinderte.» Die erklärt sie heute. Sie wurde von einer Gestalt aus Licht in Veränderungen prägten auch ihre Arbeit als Pflegefachfrau einen Zustand von Geborgenheit, Liebe, Zufriedenheit und in der Akutpflege für Menschen mit Demenz. «Ich kann Glück begleitet.» Nach einer halben Stunde kam die Rettung. Sterbende und Angehörige jetzt aus eigener Erfahrung Monika Dreier trug Verletzungen davon, und eine Folge war, durch die verschiedenen Phasen des Sterbeprozesses dass sie bis vor einem Jahr fast täglich unter starken Kopf- begleiten und ihnen Zuversicht vermitteln.» Über diese schmerzen litt. Erfahrungen schrieb sie ihr zweites Buch: «Aber Sterben «Anfangs war ich nicht froh über die Rettung», sagt sie werde ich gut». heute. Doch das Nahtoderlebnis habe ihr Leben vollständig www.wartmann-natuerlich.ch 8 Visit Winter 2017
«Geblieben ist das starke Gefühl, dass wir Menschen gehalten sind» Samira Henning (52), Yogalehrerin, Zürich Das lichtdurchflutete Yoga-Studio von Samira Henning ist heute ein Abbild ihres Leben. Mit 20 Jahren, kurz vor Beginn ihrer Ausbildung als Tänzerin, wurde sie von einem Auto angefahren. Sie erzählt: «Zuerst schwebte ich über der Unfallstelle, dann zog es mich mit aller Macht zu einer Art lebendigem Licht hin.» Doch dann sei sie von einem Geist- wesen aufgehalten worden. «Wir flogen über eine Stadt und mein Begleiter zeigte mir, dass die Men- schen dieses Licht in sich tragen.» Nach dem Unfall verschwieg Samira Henning das Erlebte. Heute sagt sie: «Nie habe ich den Blick über den Tod als etwas erlebt, das mit Gott im Sin- ne von Religion zu tun hat. Ich bin in einem Pfarrhaushalt aufgewachsen mit Bildern von Sünde und Gericht.» Nach der Rückkehr ins Leben habe sie anfangs immer wieder Todes- sehnsucht verspürt. Sie musste das Tanzen wegen Schmerzen aufgeben. Auf einer Reise nach Indien entdeck- te sie dann Yoga als ihre Berufung. Noch heute leidet die Mutter von zwei erwachsenen Kindern hin und wieder an Spätfolgen des Unfalls. Sie sagt: «Die Rückenschmerzen halten präsent und zwingen dazu, mich weiterzuentwickeln.» Vom Nahtoderlebnis blieb ihr das starke Gefühl, dass wir Menschen gehalten sind. «Es hatte für mich etwas unglaublich Befreiendes.» 2016 veröffentlichte sie das Buch «Die Seele will atmen» über ihre Erfahrungen und die heilende Wir- kung von Yoga. Sie sagt: «Nach mehr als 30 Jahren machte ich darin meine Nahtoderfahrung öffentlich.» www.premayoga.ch Visit Winter 2017 9
lebensraum «Ich möchte Menschen helfen, ihr eigenes Potenzial auszuschöpfen» Maya Muraro (57), Begleiterin für Licht-, Bewusstseins- und Seelenarbeit, Stäfa In der Wohnung fallen als Erstes die farbigen Lichtsäulen nen. «Doch dann erkannte ich, dass ich die beiden Welten auf. Maya Muraro lag 2003 als Folge einer schweren Lungen- zusammenbringen und das Bewusstsein für das göttliche entzündung fast drei Wochen im künstlichen Koma. Sie Licht und die Liebe weitergeben konnte», erklärt sie. Sie hatte ausserkörperliche Wahrnehmungen von dem, was um begann Lichtsäulen und Lichtbilder zu gestalten und Licht- sie herum geschah, und erinnerte sich später an Besucher meditationen anzubieten. Nach mehreren Aus- und Weiter- und an Gespräche der Ärzte. Sie sah aber auch die eigenen bildungen, unter anderem auch in Traumaverarbeitung, Fehler im bisherigen Leben. «Dann schwebte ich in die Höhe bietet sie heute Einzel- und Gruppenarbeit zu verschiedenen einem unvergleichlich schönen Licht entgegen, das jede Bewusstseinsthemen an. «Es geht mir darum, Menschen Zelle durchdrang und Liebe, Frieden und Freude verström- zu helfen, ihr eigenes Potenzial auszuschöpfen und frei zu te», erzählt sie. Und fügt an: «Zurückgezogen ins Leben leben.» haben mich die tiefe Liebe zu meinen drei Kindern und der Der Blick ins Jenseits nahm Maya Muraro die Todesangst. Wunsch, mitzuerleben, wie sie sich weiterentwickeln.» «Tod bedeutet für mich, wieder in dieses Licht hineinzu Die Rückkehr war aber nicht einfach, und sie wünschte sich gehen und ein Teil des ewigen Bewusstseins zu sein.» mehrmals, einfach wieder in dieses Licht eintauchen zu kön- www.lichtregenbogen.com 10 Visit Winter 2017
lebensraum «Es umgab mich ein herrlich blauer Himmel» ETH-Professor Jacob Albert Heim (1849–1937) erfasste systematisch Berichte von Nahtoderlebnissen. 1898 berichtet er in einem SAC-Jahrbuch darüber. Pionier der Nahtodforschung: Text: Robert Bösiger Jacob Albert Heim (1849–1937). Foto: Sammlung ETH Zürich «Wir sind zum Resultat gelangt, dass der Tod men von Menschen, die dem Tod ins Angesicht durch Absturz subjektiv ein schöner Tod ist. Ohne geblickt haben: Kriegsverwundete, von Dächern vorangegangene Krankheit erfolgt er bei klarem und Gerüsten Gestürzte, von Unfallopfern, von Bewusstsein, bei gesteigerter Sinnes- und Gedan- Bergsturz- und Lawinenopfern und von «Älplern, kentätigkeit ohne Angst und ohne Pein.» Dies die abgestürzt sind, ohne das Leben zu verlieren». schreibt Prof. Dr. Jacob Albert Heim (1849–1937) Darüber hinaus konnte er auf eigene Erfahrun- im Rahmen eines Aufsatzes, erschienen im Jahr- gen bauen: 1871 stürzte er selber am Säntis ab. buch 27 des Schweizer Alpen-Clubs SAC aus dem Diese Erfahrung und Berichte von Clubgenossen Jahre 1898. führten Heim zur Erkenntnis, dass ein Sturz ent- Heim, Geologe an der ETH Zürich und begeis- gegen der landläufigen Meinung nicht mit einem terter Alpinist, folgerte aus seinen Untersuchun- beängstigenden Gefühl verbunden ist und mit gen und Recherchen: «Unsere im Gebirge todge- Schmerz. stürzten Freunde haben im letzten Momente ihre Heim berichtet: «Während dem Fall stellte sich eigene Vergangenheit in Verklärung geschaut. Sie die Gedankenflut ein. (…) Alles war wie verklärt haben der Ihrigen noch liebend gedacht, sie wa- von einem himmlischen Lichte und Alles war ren schon erhaben über körperlichen Schmerz. schön und ohne Schmerz, ohne Angst, ohne Pein. Reine, grosse Gedanken, himmlische Musik, das Auch die Erinnerung an sehr traurige Erlebnisse Gefühl des Friedens und der Versöhnung be- war klar, aber dennoch nicht traurig. (…) und eine herrschte sie, sie fielen in einen blauen und rosi- göttliche Ruhe zog wie herrliche Musik durch gen, herrlichen Himmel hinein so sanft, so weich, meine Seele. Mehr und mehr umgab mich ein so selig – und dann war plötzlich alles still.» herrlich blauer Himmel mit rosigen und beson- Jacob Albert Heim gilt als einer der Ersten, die ders mit zart violetten Wölklein. (…) Dann hörte systematisch Nahtoderscheinungen gesammelt ich mein dumpfes Aufschlagen, und mein Sturz haben. Er trug Berichte und Schilderungen zusam- war zu Ende.» Visit Winter 2017 11
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lebensraum Das Dreitafelbild «Der Garten der Lüste» ist ein Triptychon des niederländischen Malers Hieronymus Bosch (um 1450–1516). Bilder: zVg Von der Totenstadt zum Paradies Ist das Leben auf Erden nur eine Art Generalprobe? Und wenn ja, was erwartet Menschen im Jenseits? Seit Tausenden von Jahren beschäftigt sich die Menschheit mit solchen Fragen. Text: Rita Torcasso Mit dem Wort Jenseits sind viele Vor- Bereichen weiter: auf der Erde, in der ohne Sorgen und Leiden zu leben. Oder stellungen verbunden. Erst ging es vor Unterwelt und im Himmel. Für sie er- es warteten die ewige Verdammnis und allem um das Totenreich, in das der baute man Häuser aus Stein für die die Vernichtung von Körper und Seele. Mensch nach dem Tod eintritt. Erst Ewigkeit, während die Lebenden in Ganz anders als die Ägypter glaubten das Christentum und später der Islam Lehmbauten wohnten. Man gab ihnen die alten Griechen, dass sich die Seele machten das Paradies zum Ort aller Gaben wie Stühle, Brot, Schmuck und vom Körper löst. Die Toten wurden vom Sehnsucht. Salben mit sowie Dolche, um sich ge- Fährmann Charon über den Fluss Lethe Das Paradies beflügelt bis heute die gen Dämonen verteidigen zu können. in den Hades, einen düsteren und Fantasie der Menschen – oft nicht mehr Nach dem Tod traten sie eine lange freudlosen Ort, gebracht. Überquert im religiösen Sinn, sondern als Gegen- Wanderung an. wurde der Fluss des Vergessens, da- bild zum Alltag und als Ausdruck eines Das ägyptische Totenbuch, das zwei nach kannten sie weder Zukunft noch existenziellen Mangels. Jahrtausende vor Christus entstand, Vergangenheit, sondern nur noch die enthält an die 200 Anweisungen, um ewige Gegenwart. Weiterleben in der Unterwelt den Weg und die Anhörung vor dem Das überlieferte Bild wurde später Eine besonders aufwendige Vorberei- Totengericht zu bestehen. Dort wurde in Frage gestellt. Euripides schrieb tung auf das Jenseits betrieben die al- das Herz gewogen. Entweder kehrte der im 5. Jahrhundert vor Christus: «Wer ten Ägypter. Die Toten lebten in drei Tote dann in seinen Körper zurück, um weiss, ob nicht das Leben nur ein Ster- >> Visit Winter 2017 13
Im alten Ägypten gab es etwa 200 Anweisungen, um den Weg und die Anhörung vor dem Totengericht Osiris zu bestehen. >> ben ist und was wir Sterben nennen, ben im Diesseits wurde zu einem Über- mit dem Garten Eden, dem Paradies drunten Leben heisst.» Und Platon gang in eine bessere Welt. und der Hölle. schuf eine ewige Weltseele, die sich In der Offenbarung von Johannes Ganz anders erscheint das Jenseits selber und alles bewegt und deshalb steht: «Siehe da, die Hütte Gottes bei in der Lehre Buddhas. Nach ihr ist der auch die Seele des Einzelnen unsterb- den Menschen! Und er wird bei ihnen Mensch Teil einer universalen Weltord- lich macht. wohnen, und sie werden sein Volk sein, nung. Der Tod bedeutet das Erlöschen und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr des Individuums, das jedoch im ewigen Der Himmel als Ort der Erlösung Gott sein; und Gott wird abwischen alle Kreislauf alles Lebendigen wieder Viele Vorstellungen aus der vorchrist- Tränen von ihren Augen, und der Tod geboren wird. Am Ende des Geburten- lichen Zeit flossen in die Weltreligio- wird nicht mehr sein, noch Leid noch kreislaufs steht das Nirwana. nen ein. Im Alten Testament glaubte Geschrei noch Schmerz wird mehr Mit dem Erkennen des wahren man noch nicht an Gott in der Hoffnung sein.» Wer ins Himmelreich einging, Wesens wird alles Diesseitige bedeu- auf ein Jenseits. Erst mit der Auferste- genoss ein unbeschwertes Dasein mit tungslos. Für das Nirwana gibt es hung Christi entstand die Vorstellung irdischen Genüssen. Um 1500 malte deshalb keine Begriffe, es ist das der Erlösung im Himmelreich. Das Le- Hieronymus Bosch eine Gesamtschau Nichts und das Alles in einem. Im Hinduismus, in dem viele religiöse Strömungen zusammenkommen, stellt Brahma «das alles durchdringende, Paradies, Nirwana, Himmel selbstexistierende kosmische Abso Jenseitsvorstellungen der Weltreligionen: lute» dar, in dem die Seele nach dem Joel Suter: «Erlösungsgedanken in vier Weltreligionen», 2004, Tod aufgeht. Download auf www.igw.edu Das Jenseits aus sozialpolitischer Sicht: Man erntet, was man im Diesseits Birgit Heller: «Beziehungen zwischen Diesseits und Jenseits», 2017, gesät hat Download auf www.sozialpolitik.ch Allen Weltreligionen gemeinsam ist, Michael von Brück: «Ewiges Leben oder Wiedergeburt?», Herder, 2012 dass sich der Mensch das Jenseits Dante Alighieri, «Göttliche Komödie», Diogenes Verlag verdienen muss: Er erntet, was er im Film: «Becoming Who I Was – Werden, der ich war», Kinostart Oktober 2017 Diesseits gesät hat. Besonders dras- tisch schildern das Christentum und 14 Visit Winter 2017
lebensraum später der Islam die Höllenstrafen. s tärker sind als die Liebe, muss er sie dung durch Wissen, Aberglaube durch Ein Zeugnis davon gibt die «Göttliche zurücklassen. Verstand zu besiegen (siehe Bericht ab Komödie» von Dante Alighieri. Zwi- Die Toten unterstützen aber auch Seite 4). schen Paradies und Hölle steht das die Lebenden je nach Religion als Hei- Der Dichter Friedrich Nietzsche Purgatorium, in dem die Menschen lige, Sufi, Wunderrabbi. Im Mittelalter erklärte vor 150 Jahren Gott als tot. so lange verharren müssen, bis sie gab es die Verehrung der 14 Nothelfer, Ersetzt wurde der christliche Jenseits- gerichtet werden. Auch die Reinkar Heilige für Notsituationen wie Krank- glaube seither durch Vorstellungen, nation im Buddhismus hatte zum heit, Geburt, Sterben. Im Buddhismus dass der Mensch Teil eines kosmischen Zweck, die Lebensführung zu belohnen kehren Geläuterte als Lehrer zu den Ganzen ist. Oder aber durch eine be- oder zu bestrafen. Für alle vier Weltre- Lebenden zurück. wusste Begrenzung auf den natür ligionen galt die goldene Regel der gu- Der im Oktober erstmals in der lichen Lebenslauf von Werden und Ver- ten Lebensführung: die Aufforderung, Schweiz gezeigte Film «Werden, der ich gehen. mit den anderen so umzugehen, wie war» erzählt von einer solchen «Rück- Nietzsche schrieb damals: «Gesetzt, man selber auch behandelt werden kehr». Er zeigt auf eindrückliche Weise, wir sagen ja zu einem einzigen Augen- möchte. wie schwierig es ist, in unserer moder- blick, so haben wir damit nicht nur zu Von jeher bestand ein enges Bezie- nen Welt der Zweifel und menschen uns selbst, sondern zu allem Dasein ja hungsnetz zwischen den Lebenden und gemachter Grenzen einer göttlichen gesagt. Denn es steht nichts für sich, den Toten. Immer wieder in der langen Bestimmung gerecht zu werden. weder in uns selbst noch in den Din- Geschichte der Jenseitsvorstellungen gen: Und wenn nur ein einziges Mal konnten Lebende ins Totenreich hinab- Das Jenseits ins Diesseits zurückholen unsere Seele wie eine Saite vor Glück steigen. Der wohl bekannteste Mythos Im 18. Jahrhundert begannen die gezittert und getönt hat, so waren alle ist jener von Orpheus und Eurydike. Jenseitsvorstellungen vielfältiger und Ewigkeiten nötig, um dies eine Gesche- Der Dichter und Sänger Orpheus erhält gleichzeitig beliebiger zu werden. Die hen zu bedingen – und alle Ewigkeit von den Göttern die Erlaubnis, seine Aufklärung setzte sich zum Ziel, Men- war in diesem einzigen Augenblick un- geliebte Ehefrau aus der Unterwelt schen aus Unwissenheit, Furcht und seres Jasagens gutgeheissen, erlöst, zurückzuholen. Weil seine Zweifel Abhängigkeit zu befreien und Einbil- gerechtfertigt und bejaht.» Inserat Sonnmatt tut gut. Gesund werden, gesund bleiben, gelassen altern. Sie erreichen uns telefonisch unter 041 375 32 32. www.sonnmatt.ch Visit Winter 2017 15
lebensraum «Wir sterben heute anders als früher» Die Menschen haben ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Jenseits. Palliativmediziner Roland Kunz über die Erwartungen von Sterbenden und über die Lebensqualität im letzten Lebensabschnitt. Interview: Robert Bösiger Visit: Herr Kunz, wie stellen Sie sich persönlich ist. Ich würde also nicht wetten wollen, dass ich das Jenseits vor? es in einer solchen Situation nicht plötzlich auch Roland Kunz: Ich habe keine konkrete Vorstel- mit der Angst zu tun bekommen würde. lung. Ich denke aber, da ist eine andere Dimension von Existenz, die wir uns mit unserem menschli- Es gibt eine stattliche Anzahl von Menschen, chen Hirn gar nicht vorstellen können. die von Nahtoderlebnissen berichten. Wie ernst soll oder darf man solche Schilderungen neh Als Palliativmediziner haben Sie schon viele men? Menschen bis in den Tod begleitet. Glauben Es gibt tatsächlich sehr viele diesbezügliche Schil- Sterbende an eine Form des Jenseits oder eher derungen. Deshalb darf man davon ausgehen, an ein Nichts? dass es sich nicht um etwas Erfundenes handelt. Das ist so individuell wie die Menschen selbst. Für mich, der mit Todkranken zu tun hat, heisst Die Leute haben ganz unterschiedliche Vorstel- das: Ein Mensch, der immer weiter weg scheint, lungen. Der Anteil derer aber, die der Ansicht lebt vielleicht in einer Zwischenwelt und erlebt sind, nach dem Tod komme nichts, der steigt. Ich intensive Erlebnisse, die wir von unserer Warte frage viel bei Gesprächen mit Patienten, ob und aus nicht erkennen können. Ich habe schon Men- welche Vorstellungen sie haben, wie es nach dem schen gehabt, die ich begleitet habe und die früher Tod weitergehen könnte. Jene Menschen, die schon Nahtoderlebnisse hatten. Diese Menschen Vorstellungen haben, können mit dem Übergang vermutlich besser umgehen. Vielleicht macht ein Jenseits (das man sich «Ein Mensch, der immer vorstellt) auch weniger Angst als ein Nichts? weiter weg scheint, lebt viel- Ja, das ist mein Eindruck. leicht in einer Zwischenwelt Könnte man deshalb vermuten, dass Menschen, und erlebt intensive Erlebnisse, die an ein Jenseits glauben (wie auch immer dieses sein mag), es einfacher haben loszulas die wir von unserer Warte aus sen als solche, die an ein Nichts glauben? nicht erkennen können.» Ja. Allerdings gibt es viele Menschen, die sehr rational damit umgehen können, dass mit dem Tod Schluss ist, dass das in der Natur der Sache liegt. hatten dann genau wegen dieser Erlebnisse weni- ger Angst vor dem richtigen Sterben – weil sie den Haben Sie persönlich Angst vor dem Tod? Tod eher als etwas Schönes erlebt haben. Wenn Sie mich das heute fragen, würde ich mit Nein antworten. Aus Gesprächen mit Patienten Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Sie vom hingegen weiss ich, dass es, wenn der Tod sich Arzt, der primär Leben retten will, zu einem abzeichnet, bei vielen Menschen wieder anders Palliativmediziner gemacht hat? 16 Visit Winter 2017
Zur Person Roland Kunz (62) ist Chefarzt der universitären Klinik für Akutgeriatrie am Stadtspital Waid in Zürich. Der Facharzt FMH für allgemeine innere Medizin, für Geriatrie und für Palliativmedizin hatte zuvor einige leitende Stellungen inne; unter anderem baute er die Palliativstation «Villa Sonnenberg» auf. Als Mit- glied und Präsident der schweizerischen Gesellschaft für palliative Medizin half er bei der Erarbeitung der nationalen Strategie Pallia tive Care mit. Im Jahre 2010 wurde ihm der erste schwei- zerische «Palliative Care- Preis» verliehen. Kunz ist verheiratet und Vater dreier erwachsenen Kinder. Er lebt in der Region Zürich. Zum Ende meines Medizinstudiums erkrankte Das beobachte ich auch. In der heutigen Zeit de- mein Vater an Krebs. Ich realisierte, wie hilflos finieren sich die meisten Menschen über Leis- die Medizin im Grunde ist, wie dürftig die Ge- tung. Der Tod ist traditionellerweise das, was ein- sprächskultur ist, wie wenig man auf die Schmer- fach irgendwann ins Leben hineinbricht. Das zen meines Vaters einging. Das hat mich dazu macht Angst, weil man denkt: Alles andere kann gebracht, dass ich mich vermehrt dieses Themas ich mit meiner Leistung, mit meiner Arbeit unter angenommen habe. Später bei meiner Arbeit als Kontrolle haben – den Tod nicht. Und wir haben Geriater hatte ich viel mit Menschen am Le- alle Dinge, die uns an den Tod erinnern – die «Me- bensende zu tun. Ich erkannte, wie wichtig es ist, mento Mori» –, aus unserer Gesellschaft ver- die Arbeit als Arzt nicht (nur) auf die Bekämpfung drängt. Früher kleideten sich die Leute in Schwarz der Krankheit auszurichten, sondern diese Men- und man wusste, da ist jemand gestorben. Heute schen zu begleiten. gibt es das kaum noch. Der Tod gehört zu Ihrem Berufsalltag, zur Wieso, Herr Kunz, spricht in letzter Zeit alles Routine. Heisst das, dass der Tod Sie mittler über Palliative Care? weile kaltlässt, dass Sie quasi abgebrüht Das hängt einerseits damit zusammen, dass die sind? Menschen zunehmend Angst bekommen vor ei- Nein. Das Begleiten eines Menschen in seiner nem Lebensende, das von Apparaten dominiert letzten Lebensphase ist immer einmalig. Jeder wird, andererseits, dass wir auf Bundesebene Mensch hat ein anderes gelebtes Leben. Und stirbt die «Nationale Strategie Palliative Care» haben. In dieser Mensch dann, berührt es mich jedes Mal. der Schweiz haben wir dazu noch eine spezielle Situation, weil wir aktive Bewegungen haben für Für die meisten Menschen sind der Tod und den assistierten Suizid – namentlich durch Exit das Sterben etwas Fremdes, mit dem man am und Dignitas. Das hat dazu geführt, dass in den liebsten nichts zu tun hat. letzten Jahren immer wieder politische Vorstösse >> Visit Winter 2017 17
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lebensraum >> gemacht wurden. Die Antwort war aber immer Wenn mir aber ein Patient nachvollziehbar auf sinngemäss: Wir wollen nicht den assistierten zeigen kann, dass der Suizid der richtige Weg für Suizid fördern, sondern Palliative Care. ihn ist, dann stehe ich sicher nicht im Weg, gebe Aus meiner Sicht ist es übrigens ein Nachteil, ihm auch die entsprechenden Adressen, um sich dass – gerade durch die Debatte um die Sterbe beraten zu lassen. Aber ich werde nicht der sein, hilfeorganisationen – die Palliative Care stark der dem Patienten dann auch noch das tödliche mit dem Sterben verknüpft wird. Für uns setzt Medikament reicht. Palliative Care viel früher ein. Wie wichtig ist es trotz allem, den Menschen Die Menschen werden immer älter. Heisst reinen Wein einzuschenken, was ihre Über das, dass Palliative Care in der Tendenz an lebenschancen anbelangt? Bedeutung zunimmt und dass es immer mehr Das ist extrem wichtig! Da hat man lange Zeit ge- Palliativpatienten gibt? sündigt. Meine Erfahrung ist, wenn man mit den Das ist das eine. Das andere ist, dass wir heute Patienten spricht und ihnen die Wahrheit nicht anders sterben. Früher kannten wir vor allem den verschweigt, so bedanken sie sich nachher häufig. unerwarteten Tod – Herzinfarkt zum Beispiel. Denn die Menschen realisieren ja oft selber, dass Heute ist es so, dass wir die meisten Krankheiten es ihnen schlechter geht, sie spüren das nahende behandeln können. Das bringt es mit sich, dass Ende. Wenn der Arzt ihnen dann immer noch viel mehr Leute die Zeit vor dem Sterben länger Honig um den Mund schmiert, hilft das nieman- erleben – auch solche mit unheilbaren Krankhei- dem, auch den Angehörigen nicht. Die Patienten ten. haben häufig den Wunsch, mit den Angehörigen über das Ende zu sprechen. Sie unterrichten an der Medizinischen Fakultät der Uni Zürich. Wie gross ist das Interesse der Was raten Sie generell älteren Menschen, Studierenden? die realisieren, dass das Lebensende naht? Erstaunlich gross. Dieser Kurs ist immer als Ers- Ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen ter voll. Die angehenden Mediziner sind heute in Ruhe damit auseinandersetzen, was ihnen kritisch genug, um zu sehen, dass es Palliative wichtig ist für ihr Lebensende. Dass sie eine Care als Ergänzung zu den stets wachsenden Patientenverfügung ausfüllen und dass sie mit neuen Behandlungsmöglichkeiten braucht. ihren Angehörigen darüber sprechen. Wer wie Sie Sterbende begleitet, muss sich auch mit Sterbehilfe auseinandersetzen. Welche Haltung haben Sie dazu? Grundsätzlich ist es das Recht jedes Menschen, zu sagen, dass er von dieser Welt gehen möchte. Viele, mit denen ich gesprochen habe und die Palliative Care gleichzeitig Mitglied von Sterbehilfeorganisatio- Palliative Care ist ein interdisziplinärer Ansatz, nen w aren, hatten Angst vor dem Sterben und der Hilfe und Unterstützung bei der Auseinan- betrachteten die Mitgliedschaft als eine Art «Ver- dersetzung mit dem Lebensende bietet. Pallia sicherungspolice», die besagt: Ich habe da noch tive Care will nicht mehr die unheilbare Krank- eine andere Möglichkeit, falls es nicht mehr an- heit bekämpfen, sondern setzt sich für eine ders geht. Redet man dann aber mit solchen Men- möglichst gute Lebensqualität bis zuletzt ein. schen und sagt ihnen, dass sie mit Palliative Care Dazu gehören die Linderung von belastenden nicht Angst haben müssen, eines Tages zu er körperlichen Beschwerden wie Schmerzen, sticken oder schreckliche Schmerzen zu erleiden, Übelkeit oder Atemnot und die Hilfe bei psychi- dann verliert sich diese Angst häufig. Und dann schen Belastungen wie Angst oder Depression. gibt es natürlich noch einen kleinen Teil von Men- Sie unterstützt und begleitet nicht nur die schen, die Exit wählen weniger aus Angst, sondern Patienten, sondern auch ihre Angehörigen. weil sie primär selbst bestimmen möchten, wann In der Zusammenarbeit verschiedener Berufs- sie gehen möchten – und nicht das Schicksal. gruppen wird eine umfassende Behandlung und Betreuung möglich. Was, wenn jemand partout nicht mehr leben Palliative Care kann zu Hause, im Spital oder im möchte? Würden Sie ihm dabei helfen, sich das Pflegeheim in Anspruch genommen werden. Leben zu nehmen? Unter www.palliative.ch können regionale Ich habe meine Überzeugung, dass wir mit Pal Angebote abgerufen werden. liative Care sehr viel lindern und helfen können. Visit Winter 2017 19
lebensart Die Duldsame Arbeit und Bescheidenheit haben das Leben der 100-jährigen Elisabeth Meier geprägt. Sie war nie auf Rosen gebettet. Doch die Winterthurerin ist zufrieden und dankbar. 20 Visit Winter 2017
lebensart Text: Robert Bösiger Foto: Christian Roth Als an diesem Samstag, 2. Juni 1917, e ngagiert sie sich im Hoffnungsbund, kurz vor 10 Uhr das Mädchen Elisabeth der Jugendorganisation des Blauen («Bethli») zur Welt kommt, treffen sich Kreuzes. im neutralen Stockholm gerade die Teilnehmer der sozialistischen Frie- Der Mann fürs Leben denskonferenz. Mitten im Ersten Welt- Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs krieg wollen sie dort den Weg zu einem kommt es erneut zu einem Umbruch in sicheren Frieden ebnen … Elisabeth Kindhausers Leben: Sie mel- Das Kind ist die älteste Tochter der det sich zum Frauenhilfsdienst und Bauersleute Edwin und Elisabeth Kind- wird zur Pflege kranker Soldaten einge- hauser-Kägi. Die Familie ist arm, die teilt. In der Militärsanitätsanstalt lernt Lebensmittelrationierung und die stei- sie Ernst Meier aus Lenzburg kennen genden Preise verschlimmern die Situa – und lieben. Bereits Am 15. Mai 1942 tion. Elisabeth ist erst fünf Jahre jung, geben sich die beiden in der Stadtkirche als die Mutter überraschend und viel von Lenzburg das Jawort. Als Hochzeits- zu früh stirbt. Zunächst versucht der reise gehen sie (es ist mitten im Zwei- Vater mit einer Hilfskraft, die Familie ten Weltkrieg) mit dem Zug nach Bein- zusammenzuhalten. Doch es klappt wil am See und fahren dort mit dem nicht. So bleibt ihm nichts anderes üb- Ruderboot auf dem Hallwilersee. rig, als seine vier Kinder zu «verteilen». Neben seiner Arbeit in der Holz warenfabrik Wisa Gloria amtet Ernst Jugend in Steckborn Meier als nebenamtlicher Sigrist der Mit dem Velo bringt der Vater «Bethli» reformierten Stadtkirche Lenzburg. zur Bauernfamilie der Gotte Elise nach Rasch wird klar, dass die Sigristen- Steckborn am Bodensee. Dort wird sie Ehefrau kräftig mit anpacken muss: Sie die nächsten fünf Jahre leben und zur muss während der Woche für Beerdi- Schule gehen. Daneben hütet sie den gungen die Glocken läuten und die jüngeren Sohn der Familie und hilft auf Kirche reinigen. Daneben pflegt sie dem Hof mit. Dort, am Bodensee, habe den Garten und unterhält zwei weitere sie es «recht gehabt», sagt Elisabeth Schrebergärten. Gewaschen wird in Meier rückblickend. einem grossen Waschzuber und mit Die Frau, die am 2. Juni dieses Jah- dem Waschbrett. res ihren 100. Geburtstag feiern konn- Als schöne Momente in Erinnerung te, hatte ein bewegtes Leben oder – um bleiben ihr die jeweils im Juli stattfin- es mit ihren eigenen Worten zu sagen denden Jugendfeste in Lenzburg. Da – «ein Durcheinander». Das mag über- aus diesem Grunde jeweils die Stadt- trieben sein, Tatsache aber ist: Schon kirche mit Kränzen aus Moos und Blu- im Frühjahr 1927 muss sich Elisabeth men geschmückt wird, muss diese an- wieder umgewöhnen, denn der Vater schliessend in tagelanger Arbeit hat erneut geheiratet. Deshalb holt er (damals auf den Knien) wieder gerei- seine Kinder zurück nach Winterthur. nigt werden. Dem jungen Paar werden Er ist nun beim Strassenreinigungs- die Kinder Elisabeth Regula und dienst der Stadt Winterthur angestellt, Hans-Rudolf geschenkt. die finanziellen Verhältnisse bleiben 1965 zieht die Familie nach Bir- sehr bescheiden. mensdorf um, wo Ernst Meier als Nach der ordentlichen Schulzeit tritt Schulhausabwart eingestellt wird. Die 2017 feiern wir Jubiläum: Elisabeth in die örtliche Schneiderei dortige Stelle hält ihn aber nicht lange, 100 Jahre Pro Senectute Kanton Zürich Th. Heeck ein. Sie besucht zwar die Be- und er lässt sich als vollamtlicher Aus diesem Anlass porträtiert rufsschule, ein Berufsabschluss aber Sigrist an die neu erbaute Kirche Visit in jeder Ausgabe einen wird ihr verwehrt, weil sie nicht die R osenberg in Winterthur-Veltheim hundertjährigen Menschen. Sekundarschule besucht hat. So tritt wählen. Auch hier ist die Mitarbeit der sie die Stelle als Dienstmädchen bei Ehefrau im Amt «inbegriffen». Neben einer Winterthurer Kaufmannsfamilie der Putzarbeit hilft sie bei allen Aktivi- mit vier Kindern an. In der Freizeit täten in der Kirche mit. Im Winter ist >> Visit Winter 2017 21
Zum Leben gut, zum Wohnen schön Wohnheim Mühlehalde, Zürich • für Seniorinnen und Senioren mit und ohne Sehbehinderung • Alters- und Pflegeheim, perfekte Infrastruktur für blinde und sehbehinderte Menschen • Abwechslungsreiche Alltagsgestaltung • Auch für Ferien/Rekonvaleszenz empfohlen Ihr Kontakt: Irene Gerzner Leiterin Stiftung Mühlehalde Wohnheim Witikonerstr. 100, 8032 Zürich 044 421 11 11 wohnheim@muehlehalde.ch www.muehlehalde.ch MH_Anzeige_Visit.indd 1 21.09.17 1 «Da sind wir uns einig.» „Jetzt ist das Baden für mich wieder ein sicheres Vergnügen.“ Rotkreuz-Notruf Broschüre gratis: 0800-808018 Meine Mutter will ihre Unabhängigkeit, ich ihre Ihr neuer 24 Std., Anruf Badewannenlift gebührenfrei Sicherheit. Die Lösung: Der Rotkreuz-Notruf. Im Notfall wird schnell geholfen. Ich bin beruhigt – und sie kann weiterhin zuhause wohnen. Informationen unter Telefon 044 388 25 35 Mehr Informationen unter www.idumo.ch, info@idumo.net IDU-17-070_ANZ_CH_Visit_91x122+0_RZ.indd 1 12.10.17 12:54
lebensart Bild links: Die zwei Schwestern «Bethli» und Margrith, damals 7 und 3 Jahre jung. Bild rechts: Elisabeth und Ernst 1943 als frisch verheiratetes Paar in Lenzburg. >> bei der Schneeräumung oft die ganze Elisabeth Meier ins Alterszentrum Ro- und fünf Tage vor Dean Martin (gestor- Familie gefordert. sental. Hier, sagt sie, fühle sie sich wohl ben 1995) hat Elisabeth Meier im Som- und gut aufgehoben. Besonders schätzt mer ihren 100. Geburtstag im Alters- Einmal ans Meer sie es, dass sie noch oft spazieren ge- heim und im Kreise ihrer Familie feiern Freizeit nach heutigem Verständnis hen kann, gestützt auf beiden Seiten, können. Sogar der Stadtpräsident Mi- gibt es im Leben der Elisabeth Meier da sie unsicher geworden ist. So kann chael Künzle machte ihr die Aufwar- wenig. So kommt es, dass sie die Frage sie sich an den Gärten der Umgebung tung. nach einer Freizeitbeschäftigung be- freuen. Besuche von Angehörigen, Be- Welches Rezept haben Sie befolgt, antwortet mit «die Gärten besorgen und kannten und Sigristenkollegen bringen um so alt zu werden, Frau Meier? Bei lesen». Ferien werden in der Schweiz ebenso Abwechslung wie die verschie- dieser Frage ist sie bescheiden und verbracht (im Münstertal, im Wallis, im denen Anlässe im Heim selber. Kürz- sagt: «Ich hatte Freude an der Arbeit Berner Oberland). Ein einziges Mal rei- lich, mit 98 Jahren, ist sie sogar noch und am Garten. Und statt Alkohol habe sen sie und ihr Mann nach Italien ans Urgrossmutter geworden. Drei Tage ich viel Lindenblüten- und Pfefferminz- Meer in die Cinque Terre, zusammen nach John F. Kennedy (gestorben 1963) tee getrunken.» mit der jüngsten Schwester und ihrem Ehemann zum Wandern. Wäre sie gerne einmal weit weg geflogen, zum Beispiel nach Amerika? «Nein», sagt sie ent- Alterszentrum Rosental schlossen: «Ich hatte es nicht, und habe Das Alterszentrum Rosental liegt idyllisch am Waldrand in der Stadt Winterthur es deshalb auch nicht vermisst.» und verfügt über einen grossen Garten mit Weiher und Terrasse. Trotzdem sind In den letzten gemeinsamen Ehejah- es nur drei Busstationen bis in die Altstadt. Das Haus bietet 107 Bewohnenden ren muss Bethli ihren herzkranken ein «Zuhause». Die nach Osten und Westen ausgerichteten Einzelzimmer mit Mann pflegen. Im Jahr 2002 stirbt Ernst Balkon und eigener Nasszelle sind hell und sehr gemütlich. Meier. Die Witwe intensiviert die Kon- Gemäss Gisela Heim, Leiterin des Alterszentrums, ist das «Rosental» im Quartier takte zu Verwandten und Bekannten, bestens integriert und geniesst einen guten Ruf, sodass die Zimmer immer macht Besuche in Alters- und Pflegehei- schnell wieder belegt sind. Die Bewohnenden können in der Regel bis zum Tod im men (als Frau des Sigristen kennt sie «Rosental» bleiben. Die rund 90 Mitarbeitenden sorgen für eine fürsorgliche viele Gemeindeglieder), besorgt ihren Pflege, feines Essen und Räumlichkeiten, in denen man sich wohlfühlt. Viel Wert Garten und geht mit Verwandten und wird auf ein vielfältiges, kulturelles und aktivierendes Angebot gelegt. Singen, Bekannten auf Reisen in der Schweiz. Gedächtnistraining, Konzerte, Ausflüge und vieles mehr sorgen für Abwechslung Vor vier Jahren, im September 2013, im Alltag und bringen Menschen zusammen. im Alter von 96 Jahren, übersiedelt Visit Winter 2017 23
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