Didaktik der Physik Frühjahrstagung - virtuell 2021 - PhyDid
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Didaktik der Physik Frühjahrstagung – virtuell 2021 Selbstgesteuertes Lernen mit digital erweiterten Workbooks Susanne Heinicke*, Stefan Heusler* *Institut für Didaktik der Physik, Westfälische Wilhelms-Universität Münster Wilhelm Klemm Str. 10, 49159 Münster susanne.heinicke@uni-muenster.de Kurzfassung Die Zeit des Distanzlernens hat die Digitalisierung schulischen Lernens auch im Physikunterricht weiter vorangebracht. Gleichzeitig wird offenkundig welche sozialen, persönlichen und individuel- len Aspekte des unterrichtlichen Lernens durch das vornehmlich digitale Format nicht ersetzt wer- den können. Es heißt also, Lehren aus den Erfahrungen der vergangenen Monate zu ziehen und digitale Elemente gewinnbringend unter Beachtung der Lernförderlichkeit in den Unterricht zu in- tegrieren. Auf Basis forschungsseitiger Erkenntnisse (Einzelstudien und Metastudien wie z.B. Hattie 2013, Herzig 2014), theoretischer Überlegungen und einer empirischen Fallstudie leiten wir Emp- fehlungen für die inhaltliche Auswahl und Strukturierung von digital erweitertem Lehr-Lernmaterial ab. Grundlagen, Studienergebnisse sowie Erfahrungen aus der prototypischen Realisierung solchen Lehr-Lernmaterials an der Universität Münster stellen wir in diesem Beitrag vor. 1. Einleitung: Lernmaterialien, Arbeitsblätter und zusätzliche Texte, Videos, Bilder, Simulationen, Ex- Workbooks perimentier-Apps usw.. Im Physikunterricht werden als Lernmaterial häufig Im Folgenden stellen wir die theoretischen Grundla- Arbeitsblätter eingesetzt. Schüler und Schülerinnen gen, gestalterischen Grundlinien, erste empirische erhalten über diese Arbeitsblätter zum einen Informa- Evaluationsergebnisse und die zukünftigen Weiter- tionen und Arbeitsanweisungen und fertigen zum an- entwicklungen vor. Die typographische Ausgestal- deren an dafür vorgesehenen Stellen auf dem Arbeits- tung beschreiben wir in (Heinen & Heinicke, 2021). blatt beispielsweise Notizen an, dokumentieren Er- gebnisse, führen Berechnungen durch und schreiben 2. Theoretische Grundlagen: Schriftliche Notizen bzw. ergänzen Texte. Die Bereitstellung ersterer un- im Unterricht: wie und wozu? terstützt eine handlungsbezogene Autonomie der Ler- nenden, da die zur geforderten Handlung notwendi- Welche Funktionen können schriftliche Dokumente gen Informationen von der Lehrkraft in die Hand der und Dokumentationen im Unterricht übernehmen? Lernenden gegeben werden. Die Lehrkraft kann dabei Wozu beziehen wir sie als Lernmittel in den Unter- anders als ein Schulbuch die Anweisungen individu- richt ein? ell auf die Lerngruppe und differenzierend sogar für 2.1. Prozess- und produktbezogene Funktion einzelne Lernende anpassen. Der Einbezug der inter- Es lassen sich hier im Wesentlichen zwei Kategorien aktiven Elemente andererseits führt den Rahmen des von Funktionen unterscheiden: Die prozessbezogene Unterrichtsgeschehens mit individuellen Handlungen und die produktbezogene Funktion. und Ergebnissen zusammen und überführt dadurch - ebenfalls anders als das Schulbuch – das Arbeitsblatt Prozessbezogene Funktion: Schriftliche Dokumenta- in ein Dokument des persönlichen Lernens. tionen während der aktiven Erarbeitungsphase för- dern die Verarbeitung und Speicherung von Infor- Eine konsistente und gerahmte Zusammenführung mationen (Bligh, 2000 und Kiewra et al., 1991). von Arbeitsblättern über ein Themengebiet hinweg führt außerdem die sonst oft fragmentarisch zerstreu- Sie sorgen für: ten Einzelnotizen im Heft oder auf einer Einzelseite • eine gemeinsame, bzw. individuelle Sicherung mit einzelnen Arbeitsblättern oder weiteren Zetteln und Ordnung von (Zwischen-) Ergebnissen mit Experimentieranleitungen und Sicherheitshin- • als „externer Speicher“ für eine kognitive Entlas- weisen zusammen. Dies leisten die an der Universität tung Münster entwickelten Workbooks. Wir orientieren • und durch den Zeitaufwand und Taktung des Do- uns hier zum einen an bekannten Formaten konsisten- kumentierens für eine Entschleunigung und ter Arbeitsbücher des Mathematik- und Fremdspra- Strukturierung von Unterricht chenunterrichts und erweitern dies aber 1) in Bezug auf die spezifischen Anforderungen des naturwissen- Dabei ist allerdings zu beachten, dass diese Effekte schaftlichen Kontextes, 2) durch inhaltliche Rahmun- nach Studien von Kiewra et al. (1991) und Sweller gen zur Dokumentation des Lernfortschritts und 3) (1994) dann zum Zuge kommen, wenn der Lernkon- um digitale Lernbausteine wie digital ausgelagerte text nicht kognitiv zu belastend ist. 265
Heinicke, Heusler Produktbezogene Funktion 2.3. Beispiele und Auswirkungen auf Lernmateri- Schriftlichen Dokumentationen kommt auch als Aus- alien im Unterricht druck des Lernprozesses eine Bedeutung nach der je- In Bezug auf die Konzeption von Lernsituationen weiligen Unterrichtsstunde zu. Sie werden nachhaltig lässt sich auf Basis der CLT die Forderung ableiten, • zu einem Ausdruck des gemeinsamen / geteilten die extrinische Belastung zugunsten der intrinsi- Kenntnisstandes und dienen entsprechend der schen und lernbezogenen möglichst niedrig zu hal- Konservierung und Transparenz der zurückgeleg- ten. Formuliert die Lehrkraft die zu dokumentieren- ten Lernetappen den Ergebnisse nur mündlich oder schreibt sie sie an eine Tafel, die sich in Format und Vorstrukturierung • zu einem externen Speicher zur Wiederholung von den zur Dokumentation vorgesehenen Arbeits- für den weiteren Unterricht und Lernkontrollen blättern der Lernenden unterscheidet, dann tauchen • zur Dokumentation und Visualisierung des Lern- unweigerlich typische Nachfragen auf, wie bei- prozesses und -fortschritts spielsweise: Wo soll ich das aufschreiben? / Was Dabei zeigen Studien, dass eine Revision der Ver- soll ich machen - das passt bei mir nicht mehr hin! / schriftlichungen in erheblichem Maße die Leistung Soll ich eine neue Seite anfangen? / Wie viel kommt in anschließenden Tests fördert (vgl. Armbruster denn da noch? / Ich habe aber keinen Platz mehr für 2000; Fisher and Harris 1973; Kiewra 1985; Kiewra einen 4. Punkt! / Was ist, wenn ich das nicht so gut et al. 1991; Knight and McKelvie 1986). zeichnen kann? Solche Fragen verdeutlichen, dass die extrinsische Belastung Kapazitäten bindet, die Allerdings zeigte sich auch eine deutliche Abhängig- für das eigentliche Lernen nicht zur Verfügung ste- keit der Leistungen in den anschließenden Tests zur hen. Quantität und Qualität der Verschriftlichung (Johns- tone & Su 1994; Baker & Lombardi, 1985; Kierwa, Auch ein Blick in die Mappen der Lernenden zeigt 1985; Norton & Hartley, 1986). meist das oben genannte Bild der Dokumentations- fragmente, die wenig übersichtlich, unzusammen- Katayama und Robinson (2000) weisen in diesem hängend und oftmals unvollständig kein Dokumen- Fall ebenfalls darauf hin, dass die größte Hürde für tationsprodukt darstellen, dass den in den entspre- die Anfertigung qualitativ hochwertige Verschriftli- chenden Studien formulierten Anforderungen an chungen in der Summe der kognitiven Belastung Quantität und Qualität genügt. liege. Daher dient die Cognitive Load Theory (CLT, Theorie der kognitiven Belastung) von Sweller Die Gestaltung von Lernmaterial kann hier die not- (1994) als Grundlage der Konzeption des Lernmate- wendige Grundlage schaffen, um die prozess- und rials. produktbezogene Funktion der schriftlichen Doku- mentation im Unterricht zu unterstützen. Die extrini- 2.2. Cognitive Load Theory sche Belastung zeigt sich in Entscheidungen, die die Die CLT konstatiert, dass die Kapazität des beim Lernenden in der Dokumentation auf einem nicht Lernen aktiven Arbeitsgedächtnisses begrenzt ist vorstrukturierten Blatt Papier treffen müssen wie und in drei Beiträge zur kognitiven Belastung in der beispielsweise Betrachtung von Lernprozessen unterteilt werden kann: die intrinsische, die extrinsische und die lern- • die räumliche Strukturierung der Schreibfläche bezogene Belastung. • das Mapping von Tafelanschrieb und dem For- mat der Schreibfläche Intrinsische Belastung: • die Wahlmöglichkeiten in Bezug auf die Schreib- Dieser Beitrag bezieht sich auch den tatsächlichen fläche und die Schreibwerkzeuge Lerngegenstand oder -inhalt, den es zu lernen gilt. • die gestalterische Umsetzung in Bezug auf Extrinsische Belastung: Schriftgröße oder die Umsetzung eigener Zeich- Dieser Beitrag zur kognitiven Belastung umfasst die nungen Ausgestaltung, in der der Lerninhalt präsentiert • der Einbezug nachfolgender Inhalte („Wieviel wird. Je weniger kognitive Belastung hier durch die Platz brauche ich gleich noch?“) Aufbereitung des zu Lernenden gebunden wird, • andere Handlungsoptionen und Informationen desto mehr steht für den dritten Anteil zur Verfü- der Umgebung (-> Inhibition) gung. • Herstellen von Kohärenz (räumlich, zeitlich) Lernbezogene Belastung: Hier können die in (Heinen & Heinicke, 2021) ge- Die neben intrinsischer und extrinsischer Belastung nauer explizierten layout- und typographiebezogene noch verfügbare Kapazität des Arbeitsgedächtnisses Entscheidungen und Vorgaben die extrinische Belas- steht für die eigentliche Verarbeitung der Informa- tung spürbar senken. Dies erfolgt vor allem durch tion zur Verfügung. Sie umfasst die Beanspruchung • eine Vorstrukturierung der Struktur für die Do- der Lernenden, das zu Lernende zu erfassen. kumentationen und vorstrukturierte Graphiken • eine angemessene Dosierung der Information • und die Einbindung weiterer Medien. 266
Selbstgesteuertes Lernen mit digital erweiterten Workbooks Als weitere theoretische Grundlage werden darum Neben diesen nicht einschlägigen Ergebnissen befan- zwei Ansätze zur Vorstrukturierung von Dokumen- den sich die Ergebnisse der Studien darüber hinaus in tationen herangezogen. einigen Bereichen nicht in Übereinstimmung, mitei- 2.4. Vorstrukturierungen von Dokumentationen nander. Darüber hinaus muss in Bezug auf den hier diskutierten Kontext zum einen zu berücksichtigen, In der Strukturierung der Workbooks orientieren wir dass es sich um Studien unter (College-)Studenten uns im Wesentlichen an zwei Varianten handelt und dass sich bei den aktuell in der Schule Cornell-Notes: Ein bekanntes Beispiel für eine sol- Einzug haltenden digitalen Endgeräten weniger um che Vorstrukturierung sind die sogenannten Cornell- Laptops als vielmehr um Tablets mit touchsensitiven Notes. Hierbei wird die Schreibfläche der Dokumen- Oberflächen handelt, so dass neben dem Eintippen tation in bestimmte fest vorgegebene Bereiche auf- auch ein digitales Aufzeichnen mit Sift möglich ist. geteilt: 1) Main Notes, 2) Keywords & Questions Diese Aspekte bedürfen demnach einer weiteren Er- und 3) Summary. Eine solche Strukturierung bietet forschung und Klärung. In Bezug auf den Einsatz im grundsätzliche eine gute Orientierung und schließt schulischen Unterricht ergeben sich folgende Vor- an Ansätze wie Logbucheinträge und Lerntagebü- und Nachteile der analogen und der digitalen Doku- cher an. Der empirische Nachweis der Wirksamkeit mentation, die ebenfalls weiteren empirischen Unter- von Cornell-Notes ist allerdings nicht eindeutig. suchungen bedürfen. Die Auflistung stützt sich auf Guided Notes: Die sogenannten Guided Notes stel- Beobachtungen und Rückmeldungen zweier Lern- len inhaltlich vorstrukturierte Notizblätter da, die gruppen (Klasse 7/8 Gymnasium) in der Erprobung beispielsweise in den USA zur Begleitung von Vor- von Workbooks zu den Themenbereichen Optik, lesung entwickelt und empirisch untersucht wurden. Klima und Elektrizitätslehre. Lernende vervollständigen hierbei parallel zur In- struktion die bereitgestellten Lernmaterialien. In Überprüfungen zur Wirksamkeit von Guided No- tes stellten Studien (Austin et al. 2002; Heward, 1994; Lazarus, 1993) fest, dass Lernende bessere Testergebnisse mit Hilfe von Guided Notes erzielten und dass sich dieser Effekt für Lernende mit unter- schiedlichen Lernvoraussetzungen nachweisen ließ. 3. Notizen analog vs. digital Angesichts der aktuellen Digitalisierungwelle im deutschen Bildungssystem stellt sich die Frage, in wie fern die Form von entweder analog-handschriftliche oder digitale Notizen einen Einfluss auf die betrach- teten Lernprozesse, die kognitive Belastung oder die Nachhaltigkeit des Lernens haben könnte. Hierzu lie- gen bislang nur wenige Studien vor, die den Einsatz von analog-handschriftlichen versus digital-getippten Dokumentationen vergleichen und keine Studien, die Analog-handschriftliche Notizen mit solchen anhand digitaler Stifte vergleichen. Luo et al. (2018) stellten die Ergebnisse von vier Stu- dien einander gegenüber und zeigten auf, dass sich bislang kein einheitliches – oder zumindest kein tri- viales - Bild ergibt. In textbezogenen Zusammenhän- Abb. 1: Beispielseite Arbeitsblatt aus Workbook gen stellte sich ein Vorteil der digitalen gegenüber Licht & Farbe. den analogen Notizen heraus, waren allerdings auch Zeichnungen und Symbole beteiligt, erwiesen sich die handschriftlich-analogen Notizen in ihrer pro- Vorteile analoger, papierbasierter Dokumentation: zessbezogenen Funktion als wirksamer. - Komplexe und konzeptbezogene Zusam- Betrachtet man die produktbezogene Funktion an- menhänge leichter erfassbar auf einer Pa- hand einer Überprüfung in Lernzielkontrollen, zeig- pierseite als am Bildschirm ten die analog-handschriftlichen Notizen einen Vor- - nicht-lineare Darstellungen, Abbildungen, teil, wenn die Notizen vor der Kontrolle noch einmal Zeichnungen leichter vorzunehmen zur Erinnerung betrachtet wurden. Erfolgte ein sol- - einfache Hervorhebungen möglich cher Review nicht, schnitten die Probanden der digi- tal-Kontrollgruppe besser ab. - Leichter bei längeren Texten (lesen / schrei- ben) 267
Heinicke, Heusler - motivierender Nachteile analoger, papierbasierter Dokumentation: - nicht so leicht korrigierbar - teils höherer Zeitaufwand beim Schreiben - externe Bilder können nicht eingefügt wer- den - Papierverbrauch - können nicht so leicht extern / mehrfach ge- sichert und bearbeitet werden - keine Suchfunktion Vorteile digitaler Dokumentation: - Dateien können gesichert werden - Bilder einfügen, Texte kopieren - Einfach zu korrigieren / zu verändern - Texte schnell zu tippen, Rechtschreibkor- rektur - Schriftbild ordentlicher Nachteile digitaler Dokumentation: - Distraktionspotential (vgl. auch Kinzie et al. 2005, Cain et al. 2016, Wood et al. Abb.2: Beispielseite der einführenden Rahmung – 2012) Roadmap mit Dokumentation des Lernfortschritts - Zeichnen nicht einfach möglich (Laptop / über alle 6 Kapitel des Workbooks. PC) - Kaum Haptik, Kontakt nicht unmittelbar 4.2. Digitale Erweiterungen Über QR-Codes, eine begleitende Internetseite (z.B. 4. Beispiele Layout Workbooks Padlet) oder auch augmented reality wird das Work- Basierend auf den oben vorgestellten theoretischen book nun digital erweitert. Zu dieser Erweiterung Grundlagen haben wir gemeinsam mit Designern das gehören beispielsweise: Layout der Workbooks entwickelt. Sie basieren ent- • die Auslagerung längerer Texte, die gelesen, aber sprechend zum einen auf nicht anhand von spezifischen Aufgaben bearbei- 1. den Maßnahmen zur Reduktion der extrini- tet werden sollen. Hier wird das Schulbuch in di- schen kognitiven Belastung gitaler Form ausgelagert und dadurch gleichzeitig an das Lernprodukt angebunden. 2. der grundlegenden Struktur lernunterstüt- zender Dokumentationen der Cornell- und • die Hinterlegung von Bildern (v.a. bei Ausdruck Guided Notes der Workbooks in Graustufen) und Videos 3. den typographischen Entscheidungen wie • die Verknüpfung zu Animationen und Simulatio- sie in (Heinen, Heinicke, 2021) erläutert nen oder browserbasierten Apps sind. • der Verweis auf die Verwendung einer auf dem 4.1. Beispiele digitalen Gerät gespeicherten App Das gesamte Workbook stellt zum anderen nicht nur • der Auftrag zur Erstellung eines digitalen Produk- ein einzelnes Arbeitsblatt oder eine Zusammenfü- tes (v.a. Bild, Audio, Video) gung von mehreren, sondern eine kohärente Samm- • Selbstchecks oder Lernstandsüberprüfungen an- lung und Zusammenführung von mehreren aufeinan- hand von Quizzen oder Tests. der abgestimmten und gerahmten Kapiteln zu einem Themenkomplex dar. 5. Bisherige Evaluationsergebnisse Die Rahmung erfolgt auf der Mikroebene durch wie- derkehrende Icons und andere graphische Designs, Den Rückmeldungen der Lernenden zufolge erwie- aus denen Aufgabentyp, Sozialform, Anforderungs- sen sich aus ihrer Sicht u.a. folgende Aspekte als hilf- niveau / Schwierigkeitsgrad usw. deutlich werden. reich vor allem für das selbstregulierte Lernen in der Auf der Makroebene erhält das Workbook seine the- Zeit der Schulschließungen und des Distanzunter- menumfassende Rahmung durch entsprechende Sei- richts: ten der Einleitung, Sicherung und Finalisierung. • Vorbereitung und Vorstrukturierung der Workbook-Seiten und Arbeitsaufträge 268
Selbstgesteuertes Lernen mit digital erweiterten Workbooks • Transparenz der Unterrichtsstunde / der ge- Dokumentationsformen sowie der Einbettung der di- samten Themenreihe durch die kohärente gitalen Erweiterungen. Rahmung des Workbooks In Bezug auf die Weiterentwicklung und Zugänglich- • Übersichtlichkeit / einfacher zu bearbeiten keit der Workbooks und der entwickelten Designvor- durch kohärentes Design lagen entwickelt das Institut für Didaktik der Physik • Ansprechendes Aussehen auch nach Ausfül- der Universität Münster (IDP) gemeinsam mit Infor- len der Dokumentationen matikern der Plattform tutory und Webdesignern von mintley unter finanzieller Unterstützung der Heraeus- • hilfreiche wachsende Wörterliste und Lern- Stiftung aktuell eine für Lehrkräfte zugängliche Platt- standsdokumentation in Lernpfad form zum Erstellen und Teilen von Workbooks für • leichte Erreichbarkeit der digitalen Erweite- den Physikunterricht. Diese Plattform wird ebenfalls rungen den Zugang zu digitalen Materialien wie Fotos, Vi- • Übersichtlichkeit durch ausgelagerte, aber deos, Simulationen und Animationen enthalten, mit ebenfalls leicht erreichbare digital ausgela- denen die Lernmaterialien auf diese Weise unkompli- gerte Texte. ziert digital erweitert werden können. Die Phase der Als kritische Aspekte wurden von den Schülerinnen Erprobung ist bereits angelaufen. Interessierte Schu- und Schülern genannt, dass die Marginalspalte nicht len können sich gerne beim IDP melden. zu viele Icons enthalten dürfe, um übersichtlich zu bleiben und Platz für eigene Notizen zu lassen. All- 7. Literatur gemein wünschten sich einige der Lernenden mehr Armbruster, B. B. (2000). Taking notes from lectures. Platz für Notizen. In: R. F. Flippo & D. C. Caverly (Hrsg.) Handbook of college reading and study strat- egy research. Mahwah, NJ: Lawrence Erl- baum Associ- ates Publishers, 175–199. Baker, L., & Lombardi, B. R. (1985). Students' lec- ture notes and their relation to test perfor- mance. Teaching of Psychology, 12(1), 28– 32. Bligh, D. A. (2000). What’s the use of lectures?. San Francisco, CA: Jossey-Bass. Cain, M. S., Leonard,, J. A., Gabrieli,, J. D. E. & Finn, A. S. (2016). Media Multitasking in Adolescence. Psychonomic Bulletin & Re- view 23(6),1932-1941. Fisher, J. L., & Harris, M. B. (1973). Effect of note taking and review on recall. Journal of Edu- cational Psychology, 65(3), 321–325. Hattie, J. (2013) Lernen sichtbar machen. Balt- mannsweiler: Schneider Verlag. Heinen, R und Heinicke, S. (2021, eingereicht). Ge- staltung von Lernmaterial und Didaktische Typographie. Phydid B. Herzig, B. (2014): Wie wirksam sind digitale Medien im Unterricht? Bertelsmann-Stiftung. Katayama, A. D., & Robinson, D. H. (2000). Getting students “partially” involved in note-taking Abb.3: Links, Icons und QR-Codes in der Marginal- using graphic organizers. The Journal of Ex- spalte des Workbooks. perimental Education, 68(2), 119–133. Kiewra, K. A. (1985). Investigating notetaking and 6. Ausblick Online-Portal und weitere Forschung review: A depth of processing alternative. Educational Psychologist, 20, 23–32. Forschungsseitig werden in nachfolgenden Studien und Erprobungen die Wirksamkeit in Bezug auf Lern- Kiewra, K. A., DuBois, N. F., Christian, D., prozesse, Motivation und Nachhaltigkeit weiter ver- McShane, A., Meyerhoffer, M., & Roskel- gleichend untersucht werden. Ein weiteres For- ley, D. (1991). Note-taking functions and schungsdesiderat bildet die Frage der vergleichenden techniques. Journal of Educational Psychol- Wirksamkeitsbetrachtung von analogen und digitalen ogy, 83(2), 240–245. 269
Heinicke, Heusler Kiewra, K. A., & Fletcher, H. J. (1984). The relation- ship between levels of note-taking and achievement. Human Learning: Journal of Practical Research & Applications, 3(4), 273–280. Knight, L. J., & McKelvie, S. J. (1986). Effects of at- tendance, note-taking, and review on memory for a lecture: Encoding vs. external storage functions of notes. Canadian Journal of Behavioural Science, 18(1), 52–61. Luo, L.; Kiewra, K. A.; Flanigan, A. E.; Peteranetz, M S. (2018). Laptop versus Longhand Note Taking: Effects on Lecture Notes and Achievement Instructional Science: An International Journal of the Learning Sciences (46), 947-971. Johnstone, A. H., & Su, W. Y. (1994). Lectures – a learning experience? Education in Chemis- try, 31(3), 75–79. Norton, L. S. and Hartley, J. (1986). What factors contribute to good examination marks? The role of notetaking in subsequent examina- tion performance. Higher Education 15, 355–371. Sweller, J. (1994). Cognitive load theory, learning difficulty, and instructional design. Learn- ing and Instruction, 4(4), 295-312. Austin, J.L., Gilbert Lee, M., Thibeault, M.D., Carr, J.E. & Bailey, J.S. (2002). Effects of Guided Notes on University Students' Responding and Recall of Information. Journal of Behav- ioral Education 11, 243–254. Heward, W. L. (1994). Three “low-tech” strategies for increasing frequency of active student response during group instruction. In: R. Gardner, III, D. M. Sainato, J. O. Cooper, T. E. Heron, W. L. Heward, J. Eshleman, & T. A. Grossi (Hrsg.). Behavior analysis in education: Focus on measurably superior instruction. Pacific Grove, CA: Brooks/Cole, 283–320. Lazarus, B. D. (1993). Guided notes: effects with secondary and post-secondary students with mild disabilities. Education and Treatment of Children, 16, 272–289. Wood, E., Zivcakova, L., Gentile, P., Archer, K., De Pasquale, D. & Nosko. A. (2012). Examin- ing the Impact of Off-Task Multi-Tasking with Technology on Real-Time Classroom Learning. Computers & Education 58 (1), 365-374. Kinzie, M. B., Whitaker, S. D. & Hofer, M.J. (2005). Instructional Uses of Instant Messaging (IM) during Classroom Lectures. Journal of Edu- cational Technology & Society 8 (2). Materialien auf www.physikkommunizieren.de 270
Sie können auch lesen