DIE AUSWIRKUNGEN VON COVID-19 AUF REGIONALENTWICKLUNG IN EUROPA

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DIE AUSWIRKUNGEN VON COVID-19 AUF REGIONALENTWICKLUNG IN EUROPA
28   THEMA                                                                                 03 / 2 02 0 _ N AC H R I C H T E N D ER A R L

     Kai Böhme, Christian Lüer

     DIE AUSWIRKUNGEN
     VON COVID -19 AUF
     REGIONALENTWICKLUNG
     IN EUROPA

     Covid-19 hat verschiedene räumliche Auswirkungen. Diese       unmöglich, den spezifischen Gegebenheiten aller Regionen
     lassen sich durch mindestens drei Asymmetrien konkreti-       gerecht zu werden. Dennoch sind wir überzeugt, dass ein
     sieren:                                                       europaweiter regionaler Ansatz notwendig ist, um Diskus-
                                                                   sionen über weitere sinnvolle Maßnahmen zu führen.
     1. Zunächst gibt es Orte und Regionen mit vergleichsweise           Im Folgenden teilen wir daher einige erste Reflektio-
        hohen Infektions- und Sterberaten sowie weniger be-        nen zu den räumlichen Auswirkungen von Covid-19 auf die
        troffene Orte und Regionen. Als Antwort hierauf wur-       wirtschaftliche Entwicklung in den Regionen der EU. Diese
        den Sofortmaßnahmen zur besseren Behandlung und            bauen auf Studien auf, die wir im Auftrag des Europäischen
        Erfassung von Infizierten sowie zur Eindämmung des         Ausschusses der Regionen (Böhme/Besana/Lüer et al.
        Infektionsgeschehens eingeführt, z. B. Lockdown-Maß-       2020) und des Europäischen Parlaments durchgeführt ha-
        nahmen.                                                    ben (Böhme/Lüer 2020). Die Karten in diesem Beitrag
                                                                   stammen aus der erstgenannten Studie.
     2. Die Lockdown-Maßnahmen wirken sich räumlich anders
        aus als das Infektionsgeschehen. Obwohl die Lock-          Warum verschärft Covid-19 räumliche
        down-Maßnahmen in den europäischen Staaten meist           Disparitäten?
        flächendeckend eingeführt wurden, sind nicht alle Regi-    Um die räumlichen Auswirkungen der Einschränkungen
        onen gleichermaßen betroffen. Das räumliche Muster         des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens zu be-
        der Folgen des Lockdowns wird vielmehr durch regiona-      schreiben, muss zwischen räumlicher Betroffenheit (expo-
        le sozioökonomische Charakteristika geprägt.               sure) und räumlicher Empfindlichkeit/Sensibilität (sensiti-
                                                                   vity) unterschieden werden. Während die Betroffenheit
     3. Um die Wirtschaft nach den Lockdowns wieder anzu-          beschreibt, ob und inwieweit eine bestimmte Region einer
        kurbeln, wurden und werden auf europäischer, nationa-      politischen Maßnahme überhaupt ausgesetzt ist, stellt die
        ler und regionaler Ebene eine Vielzahl von Maßnahmen       Empfindlichkeit/Sensibilität die Frage in den Mittelpunkt, in
        eingeführt. Obwohl viele dieser Maßnahmen noch nicht       welchem Ausmaß eine politische Maßnahme die Entwick-
        ihre volle Wirkung entfaltet haben, zeichnen sich auch     lung der Region tatsächlich beeinflusst.
        hier unterschiedliche räumliche Muster ab.                        Damit wird letztlich angenommen, dass sich die Aus-
                                                                   wirkungen derselben politischen Maßnahme zwischen zwei
           Um abzuschätzen, wie Covid-19 die Bedingungen der       Regionen unterscheiden können. Wie genau eine Region
     Wirtschaftsentwicklung in Europa beeinflusst hat und wel-     auf eine politische Maßnahme reagiert bzw. davon beein-
     che politischen Maßnahmen als Reaktion hierauf geeignet       flusst wird, hängt maßgeblich von ihren regionalen Charak-
     sind, müssen wir die räumliche Dimension der wirtschaftli-    teristika ab. Konsequenterweise müssen wir die zugrunde
     chen und gesellschaftlichen Auswirkungen besser verste-       liegenden räumlichen Strukturen, Prozesse und Zusam-
     hen.                                                          menhänge für eine effektive Politikgestaltung besser ver-
           Wir sind uns der Schwierigkeiten bewusst, die Aus-      stehen und entsprechend berücksichtigen.
     wirkungen von Covid-19 – oder vielmehr die Auswirkungen              Im Hinblick auf die gesellschaftlichen und wirtschaft-
     der politischen Reaktionen – nicht nur regionalisiert, son-   lichen Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen auf die
     dern auch europaweit zu diskutieren. Erstens gibt es ledig-   europäischen Regionen ziehen wir zur Einschätzung der
     lich eine begrenzte Menge an vergleichbaren regionalen        Betroffenheit die Dauer und Intensität des Lockdowns zwi-
     Daten, auf die zurückgegriffen werden kann. Zweitens ist es   schen Februar und Mai 2020 heran. Die Empfindlichkeit/
     aufgrund der enormen räumlichen Vielfalt Europas nahezu       Sensibilität wird durch elf regionale Merkmale konkreti-
DIE AUSWIRKUNGEN VON COVID-19 AUF REGIONALENTWICKLUNG IN EUROPA
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Quelle: Böhme/Besana/Lüer et al. 2020

                                        Karte 1: Mögliche regionale Auswirkungen der politischen Maßnahmen im Rahmen von Covid-19
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     siert, die im Hinblick auf Covid-19 als besonders relevant      täten vorherrschen. So wird in Karte 2 beispielsweise der
     eingeschätzt werden. Sie decken verschiedene wirtschaftli-      vergleichsweise hohe Anteil von Kleinstunternehmen und
     che, demografische und verwaltungsbezogene Charakte-            Selbstständigen in Süd- und Osteuropa sichtbar, die hohe
     ristika ab, die sich zwischen den Regionen in der EU unter-     Abhängigkeit vom Tourismus in weiten Teilen des Mittel-
     scheiden:                                                       meer- und Alpenraums, die Abhängigkeit vom internationa-
                                                                     len Handel und von Lieferketten in vielen Teilen Mittel- und
     >> Beschäftigung in Risikosektoren                              Osteuropas oder auch die hohe Beschäftigung in Risikosek-
                                                                     toren in weiten Teilen Mittel- und Nordeuropas. Tendenzi-
     >> Abhängigkeit vom Tourismus                                   ell besteht also die Gefahr, dass viele wirtschaftlich schwä-
                                                                     chere Regionen in Europa durch Covid-19 zusätzlich
     >> Abhängigkeit vom internationalen Handel                      geschwächt werden.
                                                                            Das räumliche Muster, das aus den regionalen Emp-
     >> Anteil der von Armut bedrohten Menschen                      findlichkeiten gegenüber den politischen Reaktionen auf
                                                                     Covid-19 folgt, ist nicht leicht zu erklären. Wenn man die
     >> Anteil der Jugendarbeitslosigkeit                            zugrunde liegende Komplexität aufschlüsselt, ergeben sich
                                                                     allerdings einige erste Ansatzpunkte für ein besseres räum-
     >> Anteil der Beschäftigten in Kleinstunternehmen               liches Verständnis:

     >> Anteil der Selbstständigen                                   >> Metropolen – stark getroffen und schnell erholt: Die
                                                                        Auswirkungen der politischen Maßnahmen variieren
     >> Anteil der Grenzgänger/innen                                    zwischen den Metropolregionen. Bei den stark in Mitlei-
                                                                        denschaft gezogenen Regionen besteht jedoch die Er-
     >> regionales BIP                                                  wartung, dass sie sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen
                                                                        Strukturen relativ schnell erholen können. Daher könn-
     >> Staatsverschuldung                                              ten diese Gebiete im Vergleich zu vielen nicht-metropo-
                                                                        litanen Gebieten harte Auswirkungen, aber auch eine
     >> Qualität der Regierung                                          schnellere Erholung erleben.

            Das räumliche Muster der Betroffenheit und Emp-          >> Isolierte Orte – abgeschnitten in jeglicher Hinsicht: Die
     findlichkeit/Sensibilität erlaubt ein erstes Verständnis der       Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen unterschei-
     möglichen regionalen Auswirkungen der Lockdown-Maß-                den sich voraussichtlich zwischen gut angebundenen
     nahmen. Das räumliche Muster der regionalen Auswirkun-             und zentral gelegenen Regionen und eher schlecht an-
     gen ist vielschichtig und zeigt deutliche Unterschiede zwi-        gebundenen und peripheren Regionen. Für Letztere
     schen den Regionen (siehe Karte 1). Es entspricht dabei            führte der Lockdown in einigen Fällen zu erheblichen
     nicht dem räumlichen Muster des Infektionsgeschehens.              Einschnitten in der verkehrlichen Erreichbarkeit und der
     Vielmehr werden einige Staaten wie Bulgarien, Italien oder         Versorgungssituation, beispielsweise aufgrund nicht
     Spanien fast flächendeckend vergleichsweise starke Aus-            betriebener Flugverbindungen zu Inseln. Sie waren ab-
     wirkungen spüren, während viele Regionen in Frankreich             geschnitten im Guten (weniger Infektionen) wie im
     oder Rumänien trotz der umfassenden Lockdown-Maß-                  Schlechten (Versorgungsschwierigkeiten). Sie werden
     nahmen vergleichsweise glimpflich davonkommen. Wäh-                daher auch in der wirtschaftlichen Erholung vermutlich
     rend die Hauptstadtregionen in einigen Staaten wie Frank-          sehr spezifischen Pfaden folgen.
     reich, Spanien, der Slowakei oder den Niederlanden zu den
     am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Regionen gehö-        >> Tourismusregionen – langanhaltende Auswirkungen: Die
     ren, werden sie in anderen Staaten wie Österreich, Schwe-          touristischen Gebiete haben in den meisten Teilen Euro-
     den oder Finnland voraussichtlich nur vergleichsweise ge-          pas einen beträchtlichen Stillstand erlebt. Ihr Weg zur
     ringe Auswirkungen erleben.                                        Erholung wird daher voraussichtlich sehr langwierig
            Um Diskussionen in Richtung eines stärker ortsbezo-         sein. Gerade der internationale Tourismus wird die Aus-
     genen Ansatzes zu ermöglichen, werden in Karte 2 einige            wirkungen noch lange spüren. Demgegenüber haben
     der in Karte 3 zusammenfassend dargestellten Indikatoren           Regionen mit hohen Anteilen einheimischer Touristin-
     zur Sensibilität/Empfindlichkeit dargestellt. Hier wird deut-      nen und Touristen vergleichsweise gute Aussichten.
     lich, ob sich die Sensibilität/Empfindlichkeit aus regionaler      Auch die Art des Tourismus wird für den Aufschwung
     Sicht auf wenige Bereiche beschränkt oder breiter angelegt         eine Rolle spielen, ebenso wie die verkehrliche Erreich-
     ist. Die Informationen werden in einer Rasterstruktur und          barkeit.
     nicht in den üblichen administrativen bzw. statistischen Re-
     gionen dargestellt, da Entscheidungen über politische           >> Industrieregionen – Lieferketten und Rückverlagerun-
     Maßnahmen zwar innerhalb administrativer Grenzen ge-               gen: Unternehmen, die von der Einfuhr bestimmter
     troffen werden, sich die Auswirkungen dieser Entscheidun-          Komponenten oder von Exporten in internationale
     gen aber nicht an administrativen Grenzen orientieren. In          Märkte abhängig sind, wurden durch die Unterbrechung
     groben Zügen zeigt Karte 2, wo in Europa welche Sensibili-         von Verkehrsverbindungen und Lieferketten stark in
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Quelle: Böhme/Besana/Lüer et al. 2020

                                        Karte 2: Mögliche regionale Empfindlichkeiten gegenüber politischen Reaktionen auf Covid-19
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       Mitleidenschaft gezogen. Darüber hinaus sind verstärkt        Thema und die zugrunde liegenden Indikatoren kalibriert.
       Rückverlagerungen von Produktionsstandorten zu er-            Das Querlesen der beiden Karten ist somit irreführend. Ins-
       warten, um die Anfälligkeit von Versorgungsketten zu          gesamt kann davon ausgegangen werden, dass die negati-
       reduzieren.                                                   ven wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie die posi-
                                                                     tiven deutlich übersteigen. Die positiven Auswirkungen
     >> Klein(st)unternehmen – ungewisse Zukunft: Regionen           betreffen nur eine sehr begrenzte Anzahl von Sektoren. So
        mit einem hohen Anteil an Selbstständigen und KMU            liegt der Anteil der Beschäftigten in den zur Abschätzung
        können besonders empfindlich reagieren. Dies hängt in        der Empfindlichkeit herangezogenen Sektoren in keiner Re-
        erster Linie von den Sektoren ab, in denen sie tätig sind.   gion bei mehr als 10 %, im Durchschnitt aller EU-Regionen
        So werden bestimmte Berufsgruppen wie Künstler oder          sogar unter 2 %.
        Kulturschaffende voraussichtlich noch lange mit den
        Auswirkungen zu kämpfen haben.                               Was bedeutet das für Europa und künftige
                                                                     politische Maßnahmen?
     >> Fragmentierung – My country/region first!: Obwohl viel       Wenn Europa und die Mitgliedstaaten der EU nicht frühzei-
        über Solidarität geredet wurde, waren viele politische       tig gegensteuern, werden die räumlichen und gesellschaft-
        Maßnahmen von regionalen und nationalen Egoismen             lichen Spaltungen in den nächsten Jahren zunehmen. Be-
        geprägt. Beispiele dafür sind einseitige Schließungen        stehende Disparitäten werden größer werden und neue
        von Landesgrenzen oder die Konkurrenz im Zugang zu           Disparitäten zwischen Regionen in Europa sowie innerhalb
        medizinischem Material und Personal zwischen europäi-        einzelner Mitgliedstaaten werden auftreten.
        schen Ländern, Regionen und Städten. Teilweise schlug              Es muss aber nicht so kommen. Europa hat gezeigt,
        die Debatte, ob Gäste aus Gebieten mit hohen Infekti-        dass es in Krisenzeiten große Fortschritte erreichen kann.
        onsraten beispielsweise in Tourismusregionen mit vielen      Die EU hat mit neuen Initiativen und frischem Geld schnell
        Ferienhäusern noch willkommen geheißen werden sol-           und schlagkräftig reagiert, um die Bewältigung der Gesund-
        len oder ein Gesundheitsrisiko darstellen, in offene         heitskrise und den wirtschaftlichen Erholungsprozess zu
        Feindseligkeit um.                                           unterstützen. Es gilt jedoch, diese Mittel und Programme
                                                                     strategisch und zukunftsorientiert einzusetzen.
     Die Krise als Chance für Wandel                                       Abschließend einige Denkanstöße zur Politikgestal-
     Jede Krise birgt auch Chancen. Karte 3 veranschaulicht ei-      tung:
     nen ersten Ansatz, die räumliche Vielfalt möglicher positiver
     Auswirkungen der Pandemie zu thematisieren. Sie skizziert,      >> Strategische Ansätze statt „Weiter wie gehabt“
     dass die Krise auch als Stimulans für notwendige Verände-          Insbesondere bei den Konjunkturmaßnahmen der EU
     rungen sowie zukunftsorientierte Anpassungsprozesse und            besteht die Gefahr, in erster Linie mehr von dem zu tun,
     somit als Motor für Wandel gesehen werden kann.                    was bereits in der Vergangenheit getan wurde. Die Lö-
            Die Fähigkeit zur Anpassung an die sich verändernden        sungen von gestern helfen jedoch nicht bei den Heraus-
     wirtschaftlichen Bedingungen beruht in hohem Maße auf              forderungen von morgen.
     verschiedenen Voraussetzungen vor allem im Bereich der
     Digitalisierung. Dazu gehören der Zugang zur digitalen In-      >> Langfristige Investitionen nicht vernachlässigen
     frastruktur, E-Governance und die Bereitschaft zu effekti-         Während die kurzfristigen Maßnahmen zur Krisenbewäl-
     vem digitalem Arbeiten sowie die Beschäftigung im Infor-           tigung dringend erforderlich sind, besteht das Risiko,
     mations- und Kommunikationssektor. Viele wirtschaftlich            dass die neue Flexibilität und die weiteren Vereinfachun-
     gut aufgestellte Regionen verfügen hier über bessere Aus-          gen den Fokus von strategischen, langfristig ausgerich-
     gangsbedingungen. Infolgedessen sieht auch das räumliche           teten Investitionen auf eine an kurzfristigen Bedürfnis-
     Muster in Karte 3 vertraut aus: Die nordischen Länder, Teile       sen und Partikularinteressen orientierte Mittelvergabe
     des Baltikums und die Niederlande haben vergleichsweise            verlagern.
     gute Möglichkeiten. Dasselbe gilt für viele Ballungsräume
     und insbesondere für Hauptstädte wie Dublin, Madrid, Pa-        >> Starke Einbindung lokaler und regionaler Akteure
     ris, Brüssel, Berlin, Prag, Wien oder Bukarest. Das Muster         Mehrebenensteuerung ist ein zentraler Eckpfeiler für
     der Regionen mit geringerer Sensibilität, also einer weniger       eine räumlich differenzierte Politik, auch wenn sie die
     ausgeprägten Anpassungsfähigkeit, ähnelt stärker dem aus           Entscheidungsfindung manchmal umständlicher macht.
     der Kohäsionspolitik der EU bekannten Muster mit Kohäsi-           Als Reaktion auf die Krise wurde die Rolle lokaler und re-
     onsregionen in Süd- und Osteuropa.                                 gionaler Vertreter in der Regionalpolitik der EU sowie in
            Die Gebiete mit hoher Anpassungsfähigkeit haben             anderen Politiken geschwächt. Um den Erholungspro-
     besondere Vorteile, die sie auch für ihren Erholungspro-           zess in allen Regionen anzustoßen, müssen lokale und
     zess nutzen werden. Gleichzeitig dürften die Regionen mit          regionale Vertreter einbezogen werden.
     geringer Anpassungsfähigkeit im Erholungsprozess vor zu-
     sätzlichen strukturellen Herausforderungen stehen.              >> Klare Vision für die Zukunft Europas
            Die Karten zu den negativen und positiven Effekten          Um die Krise und die Finanzmittel als Beschleuniger für
     von Covid-19 müssen unabhängig voneinander gelesen                 strukturelle Veränderungen in Richtung eines „besseren
     werden. Jede Karte wurde im Hinblick auf das behandelte            Europas“ zu nutzen, brauchen wir eine gemeinsame Vi-
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Quelle: Böhme/Besana/Lüer et al. 2020

                                        Karte 3: Potenzielle Anpassungsfähigkeit der politischen Reaktionen auf Covid-19
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       sion davon, wie dieses „bessere Europa“ aussehen soll.                DR. KAI BÖHME
       Diese Vision muss bürgernah und vor Ort, das heißt in                 ist Gründer und Direktor von Spatial Fore-
       den Kommunen und Regionen verankert sein.                             sight. Er hat Raumplanung an der TU Dort-
                                                                             mund studiert und wurde an der Universität
                                                                             Nimwegen promoviert. Er besitzt langjährige
     >> Lokale und regionale Experimente                                     Forschungs- und Politikberatungsexpertise in
        Trotz der Notwendigkeit eines strategischen Ansatzes                 der europäischen Regional- und Raumentwick-
        gibt es keine Blaupause für eine nachhaltige Erholung.               lungspolitik und ist auf international verglei-
        Daher ist es wichtig, lokale und regionale Akteure bei               chende Studien in den Bereichen Regionalent-
        der Suche nach neuen Wegen, beim Testen und Experi-                  wicklung, Raumplanung und räumliche
        mentieren zu unterstützen, auch wenn es keine Erfolgs-               Auswirkungen von Sektorpolitiken speziali-
                                                                             siert.
        garantie gibt.
                                                                             Tel.: +352 691 873249
     >> Zusammenarbeit                                                       kai.boehme@spatialforesight.eu
        Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass die bevorste-
        henden Herausforderungen nicht im Alleingang ange-
        gangen werden können, sondern nur gemeinsam. Die
                                                                             C H R I S T I A N LÜ E R
        Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Politikberei-                  ist Analyst und Berater bei Spatial Foresight.
        chen, Verwaltungsebenen, Orten und Gesellschafts-                    Er hat in Aachen und Münster studiert und ist
        gruppen ist unabdingbar.                                             Diplom-Geograph. Seine Arbeitsschwerpunk-
                                                                             te sind die grenzüberschreitende und transna-
           Wir sollten die Umstellungen in der Folge der Co-                 tionale Zusammenarbeit sowie die Analyse der
     vid-19-Pandemie als Chance begreifen. Europa hat gezeigt,               räumlichen Auswirkungen von verschiedenen
                                                                             Sektorpolitiken. Ein besonderer Schwerpunkt
     dass es in Krisenzeiten Schritte mit Siebenmeilenstiefeln
                                                                             seiner Arbeit ist die Zusammenarbeit in euro-
     gehen kann. Jetzt geht es darum, in die richtige Richtung zu            päischen Grenzregionen.
     gehen.
                                                                             Tel.: +49 151 16533834
                                                                             christian.lueer@spatiaforesight.eu
     Literatur
     Böhme, K.; Besana, F.; Lüer, C.; Holstein, F.; Hans, S.; Valenza, A.;
     Caillaud, B.; Derszniak-Noirjean, M. (2020): Research for ECON Com-
     mission – Potential impacts of COVID-19 on regions and cities of the
     EU. European Committee of the Regions. Brussels.
     Böhme; K.; Lüer, C. (2020): Research for REGI Committee – Cohesion
     Policy Measures in Response to the COVID-19 Pandemic. European
     Parliament, Policy Department for Structural and Cohesion Policies.
     Brussels (forthcoming).
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