Die besten 300 Aktienfonds - ATTRAKTIVE MÄRKTE: GELD-Magazin
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DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE ATTRAKTIVE MÄRKTE: Die besten Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 12, 1010 Wien | Ausgabe 07-08/2021 | 5,90 Euro 300 Aktienfonds In welchen Branchen und Regionen Sie die höchsten Renditen erzielen können. Exklusiv-Interview Wie Dr. Ulrich Kaffarnik von DJE die Börsen für das zweite Halbjahr einschätzt. Nachhaltigkeit Auch bei Immobilien werden wie bei Anleihen und Aktien neue Maßstäbe gesetzt. China contra Bitcoin Strengere Regulierungen machen der Kryptowährung zurzeit das Leben schwer. Staatliche Hilfen Welche Förderungen ausgelaufen sind und welche in die Verlängerung gehen. Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen
Rahofer. WIR WACHSEN SCHON IMMER ÜBER UNS HINAUS. Wenn es um die Erweiterung unserer Kompetenzen und Betätigungsfelder geht, sind wir schon immer über uns hinausgewachsen. Genau wie die PALFINGER Aktie, die seit Börsengang 1999 erstklassig performt – aus gutem Grund. Denn im Bereich Hebe-Lösungen setzen wir in unseren bald 90 Jahren Unternehmensgeschichte auf innovative Geschäftsmodelle und Technologien. Oder wie wir es nennen: Expansion aus Tradition. Mehr auf www.palfinger.ag PALFINGER.AG PAL_AZ_IR_Oelbild_210x280_RZ.indd 1 07.07.21 17:17
editorial Alles paletti W ährend sich rund um den Globus die Wirtschaften erholen und die Wachstumszahlen z.T. aufgrund von Basiseffekten sensatio- nell wirken, sind Anleger in eine Zwickmühle geraten. Die Infla- tion ist deutlich angestiegen – in den USA auf fünf Prozent, in Europa auf knapp zwei Prozent –, während die Zinsen niedrig bleiben. Das heißt: Die re- alen Renditen sind in den Industrieländern deutlich negativ, am Sparbuch wird man heuer rund zwei Prozent an Kaufkraft verlieren. Bei etwas größeren Be- trägen kommen sogar noch Negativzinsen zum Abzug, was den realen Verlust Mario Franzin, auf etwa 2,5 Prozent erhöht. Während Cash somit weiter ein Verlustgeschäft Chefredakteur GELD-Magazin bleibt und Anleihen kaum Renditen über der Inflationsrate bieten, boomen seit Jahren die sogenannten „realen Werte“. Die Preissteigerungen bei Immobilien sind sagenhaft, die Preise für Wohnimmobilien stiegen laut OeNB 2020 in Ös- terreich im Schnitt um sieben Prozent. Die Aktienmärkte notieren knapp unter oder auf Allzeithochs (mit Ausnahme der Börse Wien). Dass dieses Szenario nicht einfach so fortgeschrieben werden kann, ist aber klar. Trotz unterstüt- zender Niedrigzinsen müsste „frisches“ Geld an die Börse fließen – und das ist aufgrund der derzeit bestehenden hohen Investitionsquoten unwahrscheinlich. Trotz des scheinbar ungetrübten Optimismus sollte man einige potenzielle so- genannte Schwarze Schwäne auf dem Radar haben – Ereignisse, die allgemein unerwartet eintreten und an den Börsen zu Verwerfungen führen können. Dazu würden wir empfindliche Cyberattacken auf Infrastruktur und das Tau- ziehen Chinas um Taiwan zählen. Vonseiten der verschiedenen Corona-Mutati- onen oder einem überraschenden Inflationsanstieg dürfte aus heutiger Sicht eine eher geringere Gefahr ausgehen. Neben dem volkswirtschaftlich ausge- legten Interview mit Herrn Dr. Ulrich Kaffarnik von DJE Kapital finden Sie wie immer in der Ausgabe Juli/August des GELD-Magazins umfangreiche Markt- und Branchen-Ausblicke auf das zweite Halbjahr. Zusätzlich erstellten wir eine sechsseitige sehr detailliert kategorisierte Tabelle mit den besten Aktienfonds, damit Sie Ihre Investmentideen auch erfolgreich umsetzen können. Ich wün- sche Ihnen viel Erfolg und einen erholsamen Sommer! impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 12, 1010 Wien T: +43/1/997 17 97-0 · E: office@geld-magazin.at · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Isabella de Krassny, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO Adrian Grosu/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · EVENTMARKETING Ivana Jovic · PROJEKTLEITUNG Dr. Anatol Eschelmüller · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/1/997 17 97-12 · abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 3
inhalt 22 Sommergespräch: HYPO NOE. Vorstand Wolfgang Viehauser erklärt, wie man trotz Pandemie seine Bilanz verbessert. 07/08.2021 24 Sommergespräch: Bank Kathrein. Wilhelm Celeda und Stefan Neubauer von der Kathrein Privatbank über Corona und die beschleunigte Digitalisierung. BRENNPUNKT MÄRKTE & FONDS 06 Kurzmeldungen. Gefährlich: Cyber-Pandemie + Steuern 26 Kurzmeldungen. Vontobel: Plädoyer für Europa + „Investor rauf: Kein Problem! Agenda“: Breite Unterstützung. 08 Interview: Ulrich Kaffarnik. Der Spezialist von DJE Kapital glaubt nicht, ULRICH KAFFARNIK Seite 08 28 Nachhaltige Anleihen. ESG-Bonds erfreuen sich großer Beliebtheit dass die Inflation den Aktienmärkten große und sind keine „Rendite-Langweiler“. Probleme bereiten wird. 30 Die besten Märkte. 12 Kryptowährungen. Wie Bitcoin und Co. in die Schranken gewie- Praktisch rund um den Globus überwiegt an den Weltbörsen Optimismus. sen werden sollen. 32 USA. 14 Abschied vom Bargeld. Bezahlen ohne Cash liegt im Trend, droht Auch unter Joe Biden stehen die Chancen der Wall Street gut. die Abschaffung der „klingenden Münze“? Der Aktienexperte von DJE Kapital sieht weiter positiv in die Zukunft. 34 Europa. Den „Alten Kontinent“ sollte man trotz man- WIRTSCHAFT cher Probleme keinesfalls schlechtreden. 16 Kurzmeldungen. Industrie: Aufwärtstrend + Familienunter- 36 Asien. Neben China erweisen sich Indien, Südkorea nehmen: In der Krise gut gehalten. und Taiwan als spannend. 18 Corona-Unterstützung. Worauf Firmen und Arbeitnehmer jetzt be- 38 Die besten Branchen. Welche Sektoren die Börse dominieren. sonders achten müssen. 40 Technologie. 2021 ist den Hightech-Titeln wieder ein gefei- BANKING ertes Comeback gelungen. 20 42 Credits: beigestellt; Adrian Grosu/stock.adobe.com Kurzmeldungen. Healthcare. Lockere Geldpolitik: Sanftes Ende + Trafik Nach der Underperformance: Branche mit ge- als Bank: „MARIE“ startet. sundem Aufholpotenzial. 21 Sommergespräch: Hypo Vlbg. Wilfried Amann und Karl-Heinz Strube, 43 Sommergespräch: H. Lofruthe. Der Healthcare-Spezialist bei Apo Asset Ma- Hypo Vorarlberg Bank, meinen: „Qualität nagement über das große Potenzial von digi- setzt sich durch!“ talen Gesundheits-Apps. 4 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2021
COVERSTORY Die besten Regionen und Branchen der Welt. Seite 3o 46 Sommergespräch: Zahide Donat. Die Portfoliomanagerin bei Bellevue Asset Ma- nagement setzt auf Nachhaltigkeit und Ge- sundheit im Portfolio. 48 Ökologie. Nachhaltigkeit liegt absolut im Trend. 50 Große Fondstabelle. Top-Regionen und Branchen: Das GELD- Magazin präsentiert die besten Aktienfonds. 56 Gold-Investments. Nach der Verschnaufpause könnte das Edel- BLOCKCHAIN metall einen neuen Boom erleben. 70 Kurzmeldungen. 58 Rohstoff-Radar. Erdöl: Eine Frage der Inflation + Silber: „Gold El Salvador: Bitcoin wird „offiziell“ + Frank- reich: Digitale Zahlungsmittel empfohlen. auf Steroiden“ + Kupfer: Verschnaufpause. IMMOBILIEN AKTIEN 72 Kurzmeldungen. 60 Kurzmeldungen. Wienerberger: Guidance erhöht + Andritz: Logistik: Historisch niedriger Leerstand + Büromarkt: Leichter Dämpfer. Mega-Zellstoffwerk am Start. 74 ESG und Bauwirtschaft. 61 Sommergespräch: A. Klauser. Der Palfinger-CEO über „das Jahr des Auf- Das Thema Nachhaltigkeit zieht mehr und mehr im Immobiliensektor ein. schwungs“ nach der Pandemie. 62 Weltbörsen. USA: Neues Rekordhoch + Europa: Lang er- VERSICHERUNG & VORSORGE wartete Erholung + China: Bitcoin-Crash + Japan: Anhaltende Korrektur. 76 Kurzmeldungen. Nachhaltigkeit: Vorsorgekassen ausgezeich- net +Vorsorge: Digitales Vertrauen nötig. 64 Anlagetipps. Taiwan Semiconducter: Großer Chip-Boom + Assa Abloy: Gut gebaut + Datagroup: 77 FLV-Listing. Der monatliche Überblick zu fondsgebun- Credits: beigestellt; Adrian Grosu/stock.adobe.com Sehr dynamisches Wachstum. denen Lebensversicherungen. 66 Börse Deutschland. Der Boom ist zurück! 78 Insuretechs. Die „jungen Wilden“ sind da! 68 Börse Wien. Aktives Stock-Picking hilft gegen die dro- 82 Buchtipps. Sander: Die besten Aktien + Wagenknecht: hende Sommerflaute. Die Selbstgerechten + Buchter: BlackRock. Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 5
BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Warnung: Gefährliche „Cyber-Pandemie“ SOZIALES GEFÄLLE Gefahr für die Wirtschaft Belastungsprobe. Die Covid-19-Krise hat die weltweite Ungleichheit und die Diskussion über soziale Risiken für Unternehmen und In- vestoren ins Rampenlicht gerückt. Caroline Le Meaux, Nachhaltigkeitsexpertin bei Amundi, meint: „Es ist allgemein anerkannt, dass eine zu hohe gesellschaftliche Ungleichheit eine Bedrohung für die Finanzstabilität und das Wirtschaftswachstum darstellt.“ Wobei Moody’s schätzt, dass acht Billionen Dollar der von ihr bewerteten Gesamtverschuldung wesentlichen sozialen Risiken ausgesetzt sind, das heißt vier Attacken häufen sich. Es gab im vergangenen Jahr neben Corona noch eine mal so viel wie den Gefahren des Klimawan- weitere „Pandemie“, mit der wir uns auseinandersetzen mussten: Stark zuneh- dels. Tendenz steigend. Le Meaux: „Anleger mende Cyber-Angriffe auf öffentliche und private Organisationen. Mehrstellige sollten daher beginnen, soziale Risiken ent- Millionenbeträge werden als „Lösegeld“ gefordert, und oft auch bezahlt. Hacker lang ihrer Investment-Wertschöpfungskette zu drangen ironischerweise sogar in die Systeme der Cybersecurity and Infrastruc- betrachten und zu integrieren, um auf deren ture Security Agency ein – die Abteilung von Homeland Security, die für den Auswirkungen auf die finanzielle Performance Schutz der amerikanischen Computernetzwerke vor genau solchen Angriffen eines Unternehmens vorbereitet zu sein.“ zuständig ist. Experten meinen immer häufiger dazu: Um sich zu schützen, müssen Unternehmen nun schnell auf sogenannte Zero-Trust-Lösungen umstei- gen. Diese sind Cloud-basiert und gehen davon aus, dass sich Cyber-Angriffe von vornherein nicht vermeiden lassen und ihren Ursprung sowohl innerhalb Steuern rauf? Kein großes Problem als auch außerhalb eines Netzwerks haben können. Zero-Trust-Lösungen akzep- tieren quasi, dass Akteure mit schlechten Absichten Netzwerkverteidigungen Begrenzte Effekte. Ein hoch durchbrechen werden und verlagern daher den Fokus. Der Einsatz von intelli- gestecktes Ziel der Biden-Ad- genten Identitäts-Tools und Endgerätsicherheit soll die Bewegungsfreiheit von ministration ist die Erhöhung 01234567 Kriminellen und die Möglichkeiten, Schaden anzurichten, einschränken. des Körperschaftssteuer- satzes. Was bedeutet dies für Märkte und Investoren? Ste- DIE ZAHL DES MONATS ven Dover, Chefstratege und Leiter des Franklin Temple- 28.700 Milliarden Steven Dover, Leiter Franklin ton Investment Institutes, Templeton Investment Institut glaubt, dass sich die nega- tiven Effekte in Grenzen hal- ten werden: „Der Biden-Plan Corona getrotzt. Die zwölfte Ausgabe des Global Wealth Report der Bank Cre- sieht umfangreiche Gutschriften für Unternehmen dit Suisse zeigt, dass sich die globalen Vermögen während der Pandemie als ro- vor, die Arbeitsplätze zurück nach Amerika bringen bust erwiesen haben. Die Verluste aus dem steilen Absturz der Finanzmärkte im oder grüne Technologien, einschließlich niedriger Frühling 2020 von 17.500 Milliarden Dollar konnten im zweiten Halbjahr wie- Kohlenstoffemissionen, einsetzen. Zu den großen Ge- der aufgeholt werden. Die Vermögen legten 2020 um 7,4 Prozent zu, das ist ein winnern könnten diesmal Industrieunternehmen, Plus von 28.700 Milliarden Dollar. Eine weitere schier unglaubliche Zahl: Das ausgewählte Energieunternehmen oder Versorgungs- weltweite Gesamtvermögen stieg bis zum Jahresende 2020 auf 418.300 Milliar- betriebe gehören.“ Außerdem: Während eine Erhö- Credits: beigestellt/Archiv; pixabay den Dollar an. Zum aktuellen Dollar-Kurs kletterte das Gesamtvermögen zwar hung der gesetzlichen Körperschaftssteuer von 21 auf um 7,4 Prozent und das Vermögen pro Kopf um sechs Prozent, die allgemeine 28 Prozent den Gewinn pro Aktie der S&P 500-Unter- Abwertung des Greenback beeinträchtigte aber die Entwicklung. Bei gleichblei- nehmen um vier Prozent schmälern könnte, würde benden Wechselkursen gegenüber dem Jahr 2019 wäre das Gesamtvermögen der damit verbundene Rückgang der Risikoprämien um 4,1 Prozent gewachsen. das ausgleichen. 6 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2021
BRENNPUNKT . Kurzmeldungen DPAM: Inflation als „Restgröße“ „Aufgeheizt“. Peter De Coensel von DPAM rät Anlegern, den Erholungsprozess am Ar- beitsmarkt gegenüber dem „medial ange- heizten“ Inflationsgeschehen in den Vorder- grund zu stellen. Die Erholung an den Ar- beitsmärkten werde sich als langwierig er- weisen, wie es nach 2009 der Fall war. „Die Debatte um die Diskrepanz zwischen Anfor- Euro: Drei Gründe für einen Anstieg Peter De Coensel, CIO Fixed derungen und Qualifikationen an den Ar- Income bei DPAM beitsmärkten sowie deren gesellschaftlichen Weiter stark. In den vergangenen zwölf Monaten hat der Euro Auswirkungen verdienen mehr Aufmerksam- unter dem Strich gegenüber dem US-Dollar gewonnen. Ob- keit. Spannungen, die aus Ungleichheiten resultieren, könnten zu- wohl es Phasen des Rückgangs gab, insbesondere seit Januar nehmen“, so der Spezialist. Eine wachsende Zahl von Marktteilneh- dieses Jahres, ist der Euro noch immer deutlich im Plus. Bei mern sei sich überdies allmählich einig, dass der Inflationsschub in Spectrum Markets sieht man drei Gründe für eine weiterhin den USA nur vorübergehend ist. „Stetiges Wachstum wird durch die starke Performance. Erstens: Aufgrund der Pandemie gingen Zusammenarbeit mit dem US-Schatzamt erreicht, das ein noch zu die Handelsströme zurück. Da ein Großteil des internationa- beschließendes Fiskalpaket ausrollen wird. Die US-Notenbank be- len Handels in Dollar abgewickelt wird – insbesondere bei handelt die Inflation als residuales und die Arbeitsmarktlage als ihr Rohstoffen – verringerte sich die Nachfrage nach der Wäh- eigentliches Hauptziel. Inflation wird zur Restgröße“, so De Coensel. rung. Zweitens: Die Fed hat in zwei Notzinssenkungen die Zin- sen auf null gesetzt. Die Europäische Zentralbank hingegen hatte die Zinsen bereits 2016 auf null reduziert und seitdem auf diesem Niveau gehalten. Das bedeutet, dass die Kreditauf- nahme in der US-Währung relativ billiger wurde. Drittens: Den USA ist ein schwacher Dollar seit fast zwei Jahrzehnten nicht unwillkommen. Washington hat auch erklärt, dass ein schwächerer Dollar gut für die US-Handelsbilanz wäre. Ausblick: Globaler Wirtschaftsboom 20 Billionen Dollar. „Im Grunde genommen werden wir in WISSEN diesem Jahr einen synchronisierten globalen Wirtschaftsboom MACHT haben, der die Wachstumszahlen auf Rekordniveau ansteigen lassen wird“, heißt es in einem Kommentar von Aegon Asset ERFOLG Gesamtprogramm unter ars.at Management. In seinem jüngsten Ausblick erwartet auch der IWF, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr kräftig anziehen JETZT DURCHSTARTEN und real um sechs Prozent wachsen wird, gefolgt von weiteren MIT DER ARS AKADEMIE 4,5 Prozent im nächsten Jahr. Die Zahl für das globale nomi- nale BIP-Wachstum dürfte in diesem Jahr bei sogar fast zehn Prozent und im Jahr 2022 bei weiteren sieben bis acht Prozent 11097 Tagung Insolvenzrecht 2021 liegen. Das sind fast 20 Billionen Dollar an zusätzlichem glo- inkl. Restrukturierungsordnung (ReO) 05.–07.10.21, balem BIP in nur zwei Jahren, eine Zahl, die das jährliche BIP Saalfelden Hon.-Prof. Dr. Mohr u. a. der gesamten Eurozone übersteigt. Ein weltweit synchronisier- Credits: beigestellt/Archiv; pixabay ter Wachstumsboom bringt laut den Experten von Aegon aller- dings auch potenzielle Probleme mit sich: „Wir haben bereits 10330 Konzernfinanzierung einen starken Anstieg der Rohstoffpreise erlebt und sehen uns 10.11.21, RA MMag. Dr. Petritz-Klar auch zu Beginn dieses Aufschwungs einer Fülle von angebots- Wien bedingten Engpässen gegenüber.“ Jetzt anmelden: ARS Akademie, 1010 Wien office@ars.at | +43 (1) 713 80 24-0
INTERVIEW . Ulrich Kaffarnik, DJE Kapital AG „Gutes Umfeld für reale Werte“ Die Wirtschaft boomt, die Zentralbanken bleiben expansiv. Dennoch dürfte die Inflation für die Aktienmärkte kaum ein Problem werden, meint Ulrich Kaffarnik von DJE Kapital AG. Aktien bleiben die favorisierte Anlage. MARIO FRANZIN D ie Wirtschaft läuft extrem gut, die schaut ebenso wie die Fed einfach durch – wicklung vor allem am langen Ende – und Notenbanken stimulieren weiter, sowohl in den USA als auch in Europa. die Zinserwartungen sind auch die Inflati- die Aktienmärkte steigen auf im- Bei den Realzinsen haben wir natürlich eine onserwartungen. Wir hatten ja mit einer mer neue Allzeithochs, nachdem sie sich desolate Situation – sie liegen in den USA Double Dip Recession in Deutschland eine seit der Krise bereits mehr als verdoppelt bei minus 3,5 Prozent, in Deutschland bei ganz schlechte Ausgangssituation – aber da haben. Vor allem in den USA ist die Inflati- minus 2,5 Prozent. Aber die Märkte sagen hat der Markt auch hindurchgeschaut. Die on stark angestiegen – im April um 4,2 Pro- auch: Wenn die Inflation vorübergehend ist Dynamik, die wir jetzt in der Wirtschaft se- zent, im Mai um 5,0 Prozent –, dennoch zei- und die Notenbanken auch erst später hen, kommt natürlich auch aus den Basisef- gen sich die Renditen an den Anleihenmär- bremsen, dann wird die Konjunktur auch fekten. Auch wenn die konjunkturellen Er- kten in den USA mit derzeit rund 1,5 Pro- nicht durch eine frühzeitige Zinsanhebung wartungen für dieses Jahr noch etwas zent im Zehnjahresbereich und in Europa abgewürgt. Deshalb sehen wir derzeit stabi- herab gestuft werden, weil man die Nach- unter 1,0 Prozent (Italien) bzw. minus 0,3 le Aktien- und Bondmärkte. wirkungen der Pandemie unterschätzt hat, Prozent (Deutschland) sehr verhalten. wird das im nächsten Jahr aufgeholt, selbst Der Trigger für die Aktienmärkte sind wenn die Entwicklung etwas abflachen Herr Dr. Kaffarnik, wie sehen Sie die wei vor allem die niedrigen Zinsen. Mögli sollte. Das ist eine Beobachtung, die auch tere Entwicklung bezüglich der Inflation cherweise wird die Inflation im zweiten für die Börsen ganz gut ist. Mit dem Vorbe- und möglicher Reduzierungen der Unter Quartal durch Basiseffekte noch eine halt, dass es keine negative Überraschung stützungen der Zentralbanken? überschießende Reaktion zeigen. Wie auf der Corona-Seite gibt. Der Markt geht davon aus, dass bereits vor wird das von den Märkten aufgenommen 2023 eine Zinserhöhung kommen könnte. werden? Aber ist das nicht eine Überstimulierung, Im Fundmanager-Survey wurde schon im wenn die Zentralbanken weiter Anleihen Mai von rund der Hälfte der Befragten für kaufen, die Zinsen bei Null halten und 2022 eine erste erwartet. Das hat den Markt das bei einer kräftigen Wirtschaft? aber nicht wirklich berührt. D.h. die Aktien- Wir haben eine extrem Ja, das ist absolut richtig. Aus dieser Per- märkte steigen weiter – aber wir haben ja spektive erleben wir eine extreme Inflation auch ein gutes Umfeld dafür. Die Fed liegt hohe Inflation – aber wir – aber eben eine Assetpreis-Inflation. Die mit ihrer im Juni geäußerten Zinserhö- sehen diese hauptsächlich erste sahen wir bei den Staatsanleihen, die hungserwartung ohnehin hinter dem Markt. als Assetpreis-Inflation. zweite bei den Investment Grade (IG)- Das ist deshalb so, weil sie bereits letztes Bonds und die nächste bei den Aktien sowie Jahr klargemacht hatte, dass sie bei der In- Immobilien. Natürlich haben wir hier eine flation einen Mittelwert nehmen will und Die Frage ist, wo die Grenze liegt. Wenn bei Überstimulierung. Sie passiert aber nicht durchaus auch Raten von mehr als zwei der Inflation Zahlen kommen, die deutlich überall. China macht z.B. eine ganz andere Prozent für einige Monate oder Quartale to- über sechs Prozent sind, dann dürfte das Politik – dort gibt es mit fast drei Prozent ei- lerieren wird. Damit nimmt die Fed eine eine negative Überraschung sein. Der Markt nen hohen Realzins, in Japan ist der Real- sehr vorausschauende Position ein. Was hat etwa fünf bis sechs Prozent eingepreist. zins übrigens auch positiv. Und wenn Sie jetzt inflationstreibend ist, sind sowohl Aber stellen Sie sich vor, es kommt wieder die Börsenentwicklung dieses Jahr an- Nachfrageeffekte als auch Beschränkungen eine Vier – dann wird der Markt wahr- schauen, dann ist sie in China enttäuschend auf der Angebotsseite, die noch nicht ganz scheinlich den nächsten Move nach oben gewesen. Ich bin der erste, der in den USA Credit: beigestellt reibungslosen Lieferketten und die Chip- machen. Im Grunde folgen die Märkte der und in Europa eine Überstimulierung sieht. Problematik. Beides gibt jetzt eine Doppel- Ansicht der Notenbank. Wenn es nicht so In Europa wird sie durch eine Allianz der geschichte bei der Inflation. Aber der Markt wäre, hätten wir eine ganz andere Zinsent- Südländer gemeinsam mit Frankreich ange- 8 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2021
kurzfristig oder längerfristig? Und die sind aktuell eindeutig längerfristig veranlagt. Und das spricht dafür, dass wenn es runter geht, zugekauft wird – ob das bei drei Pro- zent, bei fünf oder bei zehn Prozent passiert, das weiß natürlich niemand. Auf der ande- ren Seite spricht die bereits hohe Investiti- onsquote von Institutionellen wiederum da- gegen, dass der Markt in den nächsten Mo- naten – oder sagen wir im nächsten Quartal – durch die Decke geht. Es ist ja jetzt bereits eine langsame Aufwärtsbewegung: Die Dy- namik ist abgeflaut. Wir haben z.B. trotz steigenden Indizes bereits mehr fallende als steigende Aktien – damit ist die Marktbreite nicht mehr da. Das muss zwar jetzt nicht heißen, dass die Märkte fallen, aber es ist heizt. Das kann natürlich dazu führen, dass Dr. Ulrich Kaffarnik: „Wir leben an den wenig wahrscheinlich, dass sie stark steigen. wir ganz andere Bewertungsniveaus bei Ak- Finanzmärkten in einer grotesken neuen Normalität.“ tien bekommen, denn diese werden am Zur politischen Situation: Die USA und Zins gemessen. So gesehen sind die Börsen China kämpfen beide um die Vorherr sehr moderat bewertet. In den USA haben schaft, besonders im Technologiebereich. wir ein Forward-KGV von 21, was aber in China hat auch Expansionsbestrebungen Relation zu der Rendite für zehnjährige – Stichworte Seidenstraße, Hongkong, Staatspapiere nicht sehr hoch ist. Ein KGV Taiwan und Chinesisches Meer. Wie von 21 bedeutet eine Nettorendite von rund brisant sehen Sie die Situation da? fünf Prozent – gegen 1,5 Prozent bei den Das größte Risiko für die Märkte ist eine mi- Staatsanleihen. Da ist die Aktienrendite zur litärische Eskalation um Taiwan, nachdem Bondrendite mit 3,5 Prozentpunkten im Hongkong ja praktisch von China annek- Vorteil. ZUR PERSON tiert worden ist. Es gab zwar dazu ein paar Deswegen ist die Inflation, die demnächst Dr. Ulrich Kaffarnik war nach seinem Stu- internationale Protestnoten, aber die Ab- kommt, von Bedeutung. Wenn sie höher dium bei verschiedenen Banken tätig. hängigkeit von China ist zu stark, um grö- steigt, dann könnten die Märke zu zweifeln 1991 wechselte er in die Investmentfonds- ßere Auseinandersetzungen zu riskieren. beginnen. Schnelle Zinsanstiege am langen branche. Nach zwei Jahren bei Schröder, China war vor 200 Jahren die führende Na- Ende könnten dann irritieren und zu Rück- Münchmeyer, Hengst & Co in Frankfurt tion auf der Welt, dann wurde sie von den schlägen am Aktienmarkt führen – eine Kor- übernahm er die Leitung des Fondsma- Europäern lange Zeit unterjocht. Und das rektur von vielleicht zehn Prozent, das wäre nagements der Franken-Invest Kapitalan- hat China nicht vergessen. Jetzt will China absolut nicht ungewöhnlich. lagegesellschaft in Nürnberg, wo er 1996 wieder den ursprünglichen Zustand herstel- in die Geschäftsführung berufen wurde. len – nur mit anderen Mitteln. Unsere Sorge Gilt dann nach wie vor die Strategie „Buy Vor seinem Eintritt bei der DJE Kapital dabei ist die Besonderheit von Taiwan mit the Dip“? Eigentlich müsste man bei je AG als Vorstand war er im Jahr 2006 Ge- Taiwan Semiconductors als weltweit füh- der Korrektur Aktien kaufen? schäftsführer bei BHW Invest. Er verant- renden Chiphersteller. Wenn China hier zu- Wir sind derzeit in Aktien übergewichtet – wortet den Bereich Fondsmanagement & greift, werden die Lieferketten stark beein- und in Anleihen untergewichtet. Unsere -handel. Außerdem ist er Geschäftsfüh- flusst, und zum Zweiten wäre das für China Credit: beigestellt Grundphilosophie inkludiert auch, zu rer der Luxemburger Kapitalanlagegesell- ein Technologieschub. Das ist das größte schauen, mit welchem Zeithorizont die In- schaft DJE Investment S.A. singuläre Risiko, das es für die Aktienmär- vestoren am Aktienmarkt veranlagt sind, kte derzeit gibt. Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 9
INTERVIEW . Ulrich Kaffarnik, DJE Kapital AG Halten Sie Gold als Absicherung für es gibt halt lange Zeit keine Ausschüttungen die Bewertung ist in Europa niedriger. Das zweckmäßig? Vielleicht gerade jetzt in von der Zentralbank an den Staat. Aber was ist auch der Grund, der amerikanische und Zeiten hoher negativer Realzinsen? soll’s? Wir haben geldpolitisch bereits so angelsächsische Investoren nach Europa Vergangenes Jahr ist mit der Krise Euphorie viele Regeln gebrochen und leben in einer bringt – wir sehen da sukzessive Zuflüsse. gegenüber Gold ausgebrochen. Derzeit sind Welt, die völlig verdreht ist. Aber wenn die Das Taiwan-Risiko sehen wir natürlich, aber die Bond- und Aktienmärkte relativ ent- Welt fünf Jahre grotesk ist, dann wird das dazu ein anderes Beispiel: Wir wissen auf- spannt und der Goldmarkt hat wieder korri- Groteske zum neuen Normalen. Mit alten grund der Erdplattenkonstruktion, dass es giert. Mittelfristig sind die Sentimentdaten Maßstäben hat das gar nichts mehr zu tun. ein riesiges Erdbeben in Kalifornien geben für den Goldpreis zwar relativ gut, aber wird, bei dem das halbe Land in die Bre- auch der Goldmarkt scheint durch die nega- Wie positionieren Sie sich in diesem „gro douille kommt. Auf so etwas kann man aber tiven Realzinsen in den USA durchzuschau- tesken“ Umfeld? keinen Investmentcase aufbauen. Ich weiß en – jetzt sind es minus 3,5 Prozent, aber in Für Aktien bin ich optimistisch. Eine mode- ja nicht, ob das morgen passiert, in drei Mo- sechs oder neun Monaten haben wir viel- rate Inflation ist nicht das Problem. Es gibt naten oder in 30 Jahren. So ist es auch mit leicht nur mehr minus zwei Prozent. Gold sogar Studien, die sagen, dass gemäßigte In- dem Thema Taiwan – und dann ist da im- kann man zwar als Absicherung halten – flation sogar förderlich ist. Ich stelle mir viel mer die wirtschaftliche Konsequenz daraus die berühmten drei bis fünf Prozent –, aller- eher vor, dass die Inflation in den nächsten entscheidend. Streng genommen ist die dings machen dem Gold die Dollaranstiege Jahren zwischen zwei und drei Prozent lie- Börse unmoralisch und interessiert sich immer wieder zu schaffen. Grundsätzlich gen wird, als zwischen ein und zwei Prozent nicht dafür, ob es in Hongkong Leute gibt, denke ich, dass vor dem Hintergrund der die die beste Gesinnung haben und die da- politischen Risiken plus der negativen Real- für ins Gefängnis gehen. Die Börse will nur zinsen eine gewisse Position im Gold keine Stabilität. Daher klopfen wir auftretende schlechte Idee ist. Eine Inflation von zwei bis Konflikte immer dahingehend ab. Zum Thema Staatsverschuldungen: Sie drei Prozent ist ein klarer Wie gehen Sie mit den Anleihenpositio sind durch die zahlreichen Hilfspakete Vorteil für Sachwerte wie nen um – bei den erwarteten moderaten auf Rekordwerte gestiegen. Aus diesem Aktien. Zinsanstiegen? Grund hatten wir bereits eine Eurokrise. In den USA erwarte ich noch einen leichten Nun sind die Staaten weit mehr verschul Zinsanstieg – auf vielleicht zwei Prozent für det. Wo sehen Sie da eine Lösung? wie in den letzten Jahren. Und das ist ein zehnjährige Staatspapiere. Davon gehen Gerade bei Japan meint man seit Jahrzehn klarer Vorteil für Sachwerte. Es gibt sogar auch die meisten Marktteilnehmer aus. Da ten, dass das eigentlich gar nicht geht. Aber Studien, die zeigen, dass die KGVs ansteigen, ist es derzeit unattraktiv, ans lange Ende zu es ist, wie es ist. Und faktisch haben die USA wenn die Inflation nach oben geht. Weil es gehen und dann fallende Bondkurse in Kauf zuletzt den stärksten Anstieg der Verschul- heißt: raus aus den Nominalwerten und rein zu nehmen. Daher haben wir unseren dung: von 100 Prozent im Jahr 2019 auf in Sachwerte – und ein ganz substanzieller Schwerpunkt bei kürzer laufenden Unter- heuer 130 Prozent. Weiter oben stehen noch Sachwert ist natürlich die Aktie. Die Bewer- nehmensanleihen – etwa im Bereich von die üblichen Verdächtigen: Griechenland, tung zu den Zinsen spricht ebenso für die zwei bis fünf Jahren. Und selektiv durchaus Portugal, Italien – und dann kommen schon Aktie wie die Konjunktur. Bewertungsex- auch im High Yield-Bereich (HY), wenn wir die USA. Aber in der Coronazeit ließ sich so zesse gibt es zwar in den USA an der einen das Unternehmen sehr gut kennen. Also, ein Defizit unglaublich gut verkaufen. So- oder anderen Ecke, aber insgesamt nicht wir kaufen keine High Yield-ETFs sondern lang die Zinsen niedrig bleiben – bei 10-jäh- dramatisch. Bezüglich der Regionen und direkt Anleihen von Unternehmen, die z.B. rigen italienischen Staatsanleihen stehen Sektoren wie auch bei den verschiedenen kurzfristig aus dem IG- in den HY-Bereich z.B. nur 0,90 Prozent drauf –, ist das kein Stilen haben wir keine Detailpräferenz. Wir gefallen sind – aufgrund eines Modellflops Problem. Und die EZB hat auch permanent finden überall interessante Aktien. Wir oder durch eine Fehlinvestition. Das ist üb- ein Auge darauf. Viele erwarten zwar, dass schließen z.B. nicht prinzipiell Rohstoffe rigens generell eine sehr interessante Kate- wir aus den Schulden rauswachsen werden, oder Technologie aus, sondern es hängt im- gorie: Bonds von Fallen Angels. Denn diese wobei ich persönlich da ein Stück weit pessi- mer vom einzelnen Unternehmen ab. Ob- Unternehmen kehren oft nach einer Zeit mistischer bin. Schlussendlich wird es ir- wohl wir sehr international investiert sind, wieder zurück in den IG-Bereich. Also inso- gendwann einen Schuldenschnitt durch die sehe ich in Europa ein gewisses Aufholpo- fern investieren wir derzeit in eine Mi- EZB geben, da muss nur ein bilanzpoli- tenzial aufgrund der zyklischen Komponen- schung aus IG- und HY-Bonds im kürzeren tischer Kniff gefunden werden – z.B. eine te. Da ist die Erholungsmöglichkeit derzeit Laufzeitenbereich. Buchung gegen negatives Eigenkapital und stärker, die USA hat hier einen Vorlauf – und www.dje.de 10 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2021 2107_
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BRENNPUNKT . Kryptowährungen In die Schranken gewiesen Lange galt die Gesetzgebung für Kryptowährungen und digitale Assets als undurchsichtig, doch mit neuen Initiativen vieler Regierungen scheint sich die Unklarheit im Regulierungsdschungel nun etwas zu lichten. MORITZ SCHUH Druck auf Krypto-Loyalisten in den vergan- genen Wochen immens erhöhte. Auch in den USA untersuchen Beamte verschiedener Be- hörden derzeit die Möglichkeiten, Krypto zu zähmen und in der Europäischen Union ar- beitet man an einem einheitlichen Regulie- rungsrahmen für Krypto-Assets. Leider be- findet sich die Regulierung überall noch in der Grauzone. Angesichts der Herausforde- rung, Innovation nicht mit Überregulierung zu ersticken, ist es leicht zu verstehen, wa- rum das gesetzliche Umfeld als so undurch- sichtig und inkonsistent angesehen wird. Unklare Zuständigkeiten In den USA forderte die Steuerbehörde IRS D den Gesetzgeber im Juni dazu auf, ihr mehr „Das Grundproblem bei konventioneller afür, dass Krypto-Assets und beste- Befugnisse und Mittel zur Regulierung der Währung ist all das Vertrauen, das erforder- hendes Recht noch für längere Kryptobranche zu geben. Primär geht es da- lich ist, damit sie funktioniert. Man muss der Credits: Andrew Bailey: Bank oif England, Stefan Ingves: Sveriges Riksbank, Mike Novogratz: Galaxy Digital, stock.adobe.com/ Alexander Limbach Zentralbank vertrauen, dass sie die Währung Zeit in Konflikt geraten dürften, rum, Steuerschulden und mutmaßlichen Be- nicht entwertet, aber die Geschichte der Fiat- sorgt alleine schon ihr inhärent regulie- trug zu bekämpfen. Konkret strebt der IRS Währungen ist voll von Vertrauensbrüchen.“ rungsresistentes Design. Was will man er- Mittel in Höhe von 32 Millionen Dollar an, Satoshi Nakamoto, Bitcoin-Erfinder warten von einer Technologie wie Block- um Operationen im Zusammenhang mit di- chain, deren größte Errungenschaft es ist, gitalen Assets durchzusetzen. Die Forderung Vertrauen durch Code und nicht durch Ge- kommt fast zur gleichen Zeit, als die Biden- setze oder Institutionen zu etablieren. Einer Administration anklingen ließ, dass die der Gründe für die Entwicklung von Bitcoin Branche mit strengeren Regulierungen rech- war es doch, eine Währung zu schaffen, die nen solle. Diverse Regierungsbeamte ver- von Regierungen und Banken unabhängig schiedener Behörden begannen in den letz- ist. Es ist also nur naheliegend, dass Behör- ten Monaten zu erläutern, wie sie Krypto-As- den ihre Schwierigkeiten haben, diesen neu- sets und ihre Vorschriften betrachten. Das en Markt mit alten Strukturen in Einklang Finanzministerium etwa, hat bekanntgege- zu bringen und es alles andere als klar, wie ben, dass alle Kryptowährungstransfers von ein Produkt reguliert werden soll, das sich mehr als 10.000 Dollar gemeldet werden eigentlich der Kontrolle durch die nationa müssen. Auch die Federal Deposit Insurance len Behörden entziehen will. Corporation hat ein Auskunftsersuchen da- rüber veröffentlicht, wie Banken digitale Rechtliche Grauzone Vermögenswerte derzeit verwenden und Und trotzdem: Mit der breiteren Akzeptanz was die Behörde tun könnte, um Unterneh- wachsen auch die Versuche öffentlicher men dabei zu unterstützen. Auch die Bör- Kontrolle, wobei insbesondere China den senaufsicht SEC dürfte bald wieder eine ak- 12 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2021
„Wenn etwas groß „Es wird unweigerlich „Wenn man genug wird, kommen einige enttäuschte Institutionen dazu Verbraucherinteressen Ambitionen in diesem bringen will, sich und Geldwäsche ins Prozess geben, aber der Revolution Spiel. Es gibt also gute ich denke, dass anzuschließen, Gründe zu glauben, daraus eine robuste braucht man eine dass Regulierung Form der Innovation gewisse Regulierung.“ passieren wird.“ entstehen wird.“ Mike Novogratz, Gründer und Stefan Ingves, Andrew Bailey, Governor der CEO von Galaxy Digital Riksbank-Gouverneur Bank of England tivere Rolle bei der Regulierung von Kryp- Chinas eiserne Faust towährungen einnehmen. Wie ihr Vorsitzen- Weniger jovial gehen die chinesischen Be- der Gary Gensler Anfang Juni in einem In- hörden derzeit in Bezug auf Kryptowäh- terview bemerkte, würden Kryptowährun rungen und die Industrie vor. Erst vor eini- Schreckgespenst FATF gen keinen ausreichenden Anlegerschutz gen Wochen wurden die Gesetze verschärft, Kürzlich schloss die Financial Action bieten und eine spekulative Anlageklasse die Finanzinstituten und Zahlungsdienstlei- Task Force (FATF), ein supranatio- darstellen. Über diese sollte seine Behörde stern die Bereitstellung von Services im Zu- nales Gremium zur Bekämpfung von Befugnis haben, Regeln aufzustellen und sammenhang mit Kryptowährungen verbie- Geldwäsche, ihre zweite jährliche zum Schutz von Investoren zur Regulierung ten. Im Vergleich zu einem früheren Verbot Überprüfung der Fortschritte bei der von Krypto-Börsen beitragen. aus 2017 erweiterten die neuen Regeln den Umsetzung eines Rahmens für Kryp- Umfang der untersagten Dienste erheblich towährungen ab und sorgte damit für Einheitliche europäische Lösung? und untermauern den Regierungsstand- Unsicherheit in der Branche. Laut FATF Die EU erarbeitete vergangenen September punkt, kompromisslos gegen den Markt vor- hat die Mehrheit die Anforderungen einen Vorschlag für eine erste supranatio- zugehen. Neben einem Komplettverbot, noch nicht umgesetzt und die Nachzüg- nale Regulierung von Krypto-Assets, die Krypto in jedweder Form zu akzeptieren, in ler wurden somit aufgeforderert, dem Europe’s Markets in Crypto-Assets Regulati- sie zu investieren oder sie als Zahlungs- bzw. nachzukommen. FATF hatte vor zwei on (MiCA). Ergänzend dazu wurde eine Ver- Abwicklungsmittel zu verwenden, werden Jahren empfohlen, Kryptowährungsun- ordnung über ein Pilotregime für Marktinfra- Banken und Zahlungsunternehmen dazu ternehmen, sogenannte Virtual Asset strukturen angekündigt, das gewissermaßen aufgefordert, die Überwachung der Geld- Service Provider oder auch VASPs, in Credits: Andrew Bailey: Bank oif England, Stefan Ingves: Sveriges Riksbank, Mike Novogratz: Galaxy Digital, stock.adobe.com/ Alexander Limbach eine paneuropäische Sandbox darstellt, die flüsse punkto Kryptowährungen zu verstär- ihren regulatorischen Rahmen einzube- darauf abzielt, einen regulatorisch sicheren ken und sich bei der Identifizierung solcher ziehen. Dies hat damals die Branche vor Raum für Unternehmen zu schaffen und den Risiken enger abzustimmen. Herausforderungen gestellt, insbe- Regulierungsbehörden mehr Einblick in die sondere in Bereichen wie der „Travel Marktrealität von kryptobasierten Produkten Regulierung von Vorteil Rule“, einer Vorgabe, die VASPs dazu zu bieten. Die Teilnehmer werden von be- Trotz all der neuen Verbote und Einschrän- auffordert, personenbezogene Daten stimmten, in MiCA eingeführten Anforde- kungen könnte die aktuelle Regulierungs- ihrer Kunden zu erheben und bei Trans- rungen befreit. Eine kürzliche Aktualisie- welle der Industrie letzten Endes zugute- aktionen gewisser Höhe zu teilen. Nicht rung zeigte etwa, dass Bankinstitute, die kommen, indem sie mehr Anlegern aus un- unbedingt einfacher gestaltete sich die kryptowährungsbasierte Dienste anbieten, terschiedlichen Bereichen Investitionen er- Umsetzung der Vorschriften mit dem keine weiteren Anforderungen erfüllen müs- möglicht und höhere Sicherheit gewährlei- Aufkommen der sich immer schneller sen, denen sie nicht jetzt schon durch ihr stet. So unliebsam es auch sein mag, doch al- entwickelnden Bereiche von Decentral Kerngeschäft nachkommen. Broker und In- leine eine transparente steuerliche Behand- Finance (DeFi) und Stablecoins. Der vestmentgesellschaften hingegen müssen lung könnte eine gewisse Klarheit liefern und Vorwurf der Branche auf den letzten neuen Vorschriften gerecht werden. Außer- zum weiteren Wachstum der Branche beitra- Leitlinienentwurf der FATF, dass die dem müssen Unternehmen, die Krypto- gen. Wie Mike Novogratz, Gründer von Gala- Regulierungsbehörden einen zu breiten Dienstleistungen für Europäer anbieten, xy Digital erst kürzlich klarstellte: „Wir brau- Ansatz verfolgen würden und so Inno- auch in der Region ansässig sein, um zu ver- chen eine Regulierung, das mag in Krypto- vationen verhindern, führte dazu, dass hindern, dass diese sich dem europäischen Kreisen eine unpopuläre Meinung sein, aber die Organisation nun die VASP-Regeln Zuständigkeitsbereich entziehen. MiCA dürf- wenn man Institutionen dazu bringen will, erst bei ihrer nächsten Plenarsitzung im te endgültig nächstes Jahr ratifiziert werden sich der Revolution anzuschließen, braucht Oktober endgültig machen will. und bestehende nationale Gesetze ersetzen. man eine gewisse Regulierung.“ Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 13
BRENNPUNKT . Bargeldlos bezahlen Ohne Cash in die Zukunft Es ist einfach und bequem: Bezahlen mit Kredit-, Bankomatkarte und Co. Dieser durch Corona befeuerte Trend ruft aber auch heftige Kritik hervor. Wird gar das Bargeld und somit unsere Anonymität abgeschafft? HARALD KOLERUS stärkt: 71 Prozent geben an, seither ver- mehrt online einzukaufen. Laut Studie sind die in Österreich meistvorkommenden Zah- lungsarten im E-Commerce der Kauf auf Rechnung, Kreditkartenzahlung und Last- schrift- sowie Bankeinzugsverfahren, ge- folgt von Klarna Sofort-Überweisung, Vor- kasse und Paypal übers Bankkonto. Neuar- tige Zahlungsformen wie Apple Pay bilden mit nur 16 Prozent das Schlusslicht. Auslaufmodell? „Cashless“ ist also auf dem Vormarsch, ins Bild passt dabei Folgendes: Die EU überlegt, eine Obergrenze für Bargeldzahlungen von E 10.000 Euro einzuführen. Auch hohe Bank- ines steht fest: Zahlungen ohne noten sollen aus dem Verkehr gezogen wer- „Bei Zahlen Münzen und Scheine werden im- den. So könne man leichter gegen Geldwä- mittels Near Field mer beliebter. Laut einer Analyse sche und Terrorfinanzierung vorgehen, Communication von PwC und Strategy& soll das weltweite heißt es aus Brüssel. Das hat einige Befürch- sind wir teilweise bargeldlose Zahlungsvolumen von 2020 bis tungen wach werden lassen: Soll Bargeld skeptisch.“ 2025 um mehr als 80 Prozent steigen, von vielleicht schrittweise gänzlich abgeschafft Bernd Lausecker, Finanzexperte, Verein für etwa einer Billion Transaktionen auf knapp werden? In Österreich ist sogar ein Volksbe- Konsumenteninformation 1,9 Billionen. Bis 2030 wird sogar annä- gehren für die uneingeschränkte Nutzung hernd eine Verdreifachung prognostiziert. von Bargeld ins Leben gerufen worden. Hierbei spielt natürlich die Tendenz zu On- Auch der Verein für Konsumenteninformati- line-Einkäufen und die Covid-Krise eine on (VKI) betrachtet die Entwicklung auf- nicht unerhebliche Rolle. merksam. Zum Thema Verbrechensbe- kämpfung heißt es: „Der berühmte schwar- Der Corona-Katalysator ze Koffer voller Geld gehört der Vergangen- Diese Trends machen auch vor Österreich heit an. Allerdings können Gangster und nicht halt. Ein Beispiel: Eine E-Commerce- Terroristen bereits jetzt recht einfach auf Studie im Auftrag von Mastercard Austria andere Kanäle ausweichen: von Gold, Kryp- Credits: beigestellt/Archiv; Aleksei/stock.adobe.com untersucht das Zahlungs- und Kaufverhal- towährungen über Diamanten und Schein- ten der Österreicher beim Online-Shopping. firmen bis hin zu anderen Währungen.“ 85 Prozent der Befragten geben an, zumin- dest einmal im Monat online auf Ein- Eine Frage der Sicherheit kaufstour zu gehen – bei den meisten VKI-Experte Bernd Lausecker weist noch sind es zwei bis drei Online-Käufe pro Mo- auf einen anderen Aspekt hin: „Was NFC nat, 42 Prozent shoppen wöchentlich oder (Near Field Communication, die für kon- öfter im Netz. Corona hat diesen Trend ver- taktloses Bezahlen verwendet werden 14 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2021
„Bargeldloses Bezahlen hat in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt.“ Christian Rau, Country Manager bei Mastercard Austria kann) betrifft, haben wir teilweise gewisse Transaktion rückabwickeln können.“ All- Sicherheitsbedenken. Es wurden im Aus- gemeiner meint Rau: „Bargeldloses Be- land Tests durchgeführt, bei denen Si- zahlen, insbesondere digitale Zahlungen gnale abgefangen und ausgelesen werden im E-Commerce und das Zahlen mit dem konnten. Die Haftungsfrage, sollte es zu Handy im stationären Einzelhandel, hat in Betrügereien bei NFC kommen, ist dabei den vergangenen Jahren einen Boom er- noch nicht endgültig juristisch geklärt.“ lebt. Laut einer aktuellen Studie schätzt Aber zumindest was das gewohnte Zahlen ein großer Teil der österreichischen Bevöl- mit Kreditkarte betrifft, gibt Christian kerung dabei insbesondere das sichere Rau, Country Manager bei Mastercard und einfache Handling beim Einkauf.“ 10 Jahre mit dem Plus Austria, Entwarnung: „Wir haben ein ro- als Anspruch #zehnplus bustes und strenges Datenschutz-System Fazit: Den Sparstrumpf nicht eingerichtet, das auf vertrauenswürdige abschaffen Sicherheit, Stabilität und Wachstum und bewährte Sicherheitsstandards setzt. Es gilt, die Situation weiter zu beobach- charakterisieren seit zehn Jahren Beim Online-Bezahlen bietet die Zwei- ten, denn eine Abschaffung von Cash unseren Weg. Erfolgreich und dankbar gehen wir diesen Weg mit unseren Faktor-Authentifizierung im Sinne der wünschen sich die wenigsten. Immerhin Mitarbeiter:innen, Kund:innen und PSD2 (Zahlungsdiensterichtlinie der EU, knapp 87 Prozent der EU-Bürger meinen, Partner:innen, denn verantwortungsvolle Anm.) sehr hohen Schutz. Sollte wider Er- dass Barzahlen „eine essenzielle persön- Nähe ist wertvoller denn je. Eine Nähe, warten doch etwas schiefgehen, sind Kon- liche Freiheit“ ist. Und wie der Verein Di- die innerhalb zehn Jahren Zürcher sumenten dank des privaten Haftungsaus- gitalcourage richtig festhält: Das Bargeld Kantonalbank Österreich AG nicht nur schlusses bzw. der sogenannten Zero-Lia- im Sparstrumpf ist anonym und vor Nega- in Zahlen gewachsen ist. Zehn Jahre, bility-Regelung geschützt, da sie eine tivzinsen sicher. in denen das Plus für Sie in jeder Hinsicht unser Fokus war. Bargeldlose Zahlungen nehmen rasant zu Auf die nächsten 10 Jahre! #privatebankingplus 1.000 Asien-Pazifik 900 In diesem Jubiläumsjahr schreiben wir Afrika 800 Geschichte(n). Als Dankeschön an Europa bargeldlose Transaktionen per Kopf 700 unsere treuen Wegbegleiter. Wir Lateinamerika 600 möchten auch Sie gerne online daran USA und Kanada 500 teilhaben lassen! 400 Credits: beigestellt/Archiv; Aleksei/stock.adobe.com 300 200 Online-Magazin: Quelle: PwC Strategy& 100 www.zkb-oe.plus 0 2015 2020 2025 2030 Rund um den Globus steigen bargeldlose Transaktionen. Am weitesten fortgeschritten ist das Bezahlen ohne Cash wenig verwunderlich in Nordamerika. Aber auch in Europa sind „Plastic Money“ und Co. beliebt. Prognosen versprechen weiter starkes Wachstum.
WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen Industrie: Verstärkter Aufwärtstrend Rekordwerte. Der Aufschwung in der österreichischen Industrie beschleunigte TOURISMUS sich zur Jahresmitte 2021 erneut. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsMana- Der Motor läuft an gerIndex stieg im Juni auf 67 Punkte. Damit erreichte der Indikator bereits den dritten Monat in Folge einen neuen Rekordwert seit der erstmaligen Erhebung Optimismus. „Der Wirtschaftsmotor Touris- vor über 20 Jahren“, so UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. mus ist am Weg zurück in Richtung Normali- Der internationale Rückenwind ist dabei weiterhin stark. Insbesondere die hohe tät. Das ist eine gute Nachricht“, kommentiert Dynamik der deutschen Industrie, die sich in einem erneuten Rekordwert des Markus Gratzer, Generalsekretär der Österrei- vorläufigen Einkaufsmanagerindex von 64,9 Punkten zeigt, unterstützt kräftig. chischen Hoteliervereinigung, die jüngste WIFO- Außerdem erfreulich: Der Aufschwung in der heimischen Industrie schlägt sich Konjunkturprognose. Für 2022 rechnen die mittlerweile sehr positiv auf dem Arbeitsmarkt nieder. „Seit einem halben Jahr Experten damit, dass die Branche überpropor- erhöhen die befragten Unternehmen mehrheitlich den Personalstand. Im Juni tional zum Wirtschaftswachstum in Österreich stieg der Beschäftigtenindex auf 63,7 Punkte, den zweithöchsten jemals gemes- beitragen wird. Allerdings sieht heuer die Lage senen Wert. noch mau aus: Eine vollständige Erholung der österreichischen Tourismuswirtschaft und da- UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index mit ein Anknüpfen an das Nächtigungsniveau 2019 wird kaum vor dem Jahr 2022 gelingen. Für den Weg zurück zu altbekannter Stärke sind laut Gratzer drei große Bereiche entschei- dend: die Deckung des Mitarbeiterbedarfs, die Absicherung der noch immer stark angeschla- genen Stadthotellerie und die Steigerung der Nachfrage. Quelle: IHS Markit, UniCredit Research Stark: Familienunternehmen Gut gehalten. Familienunter- nehmen haben in der Covid- DIE ZAHL DES MONATS 19-Pandemie einmal mehr 67 % ihre Widerstandskraft unter Beweis gestellt: Die meisten Unternehmen im DACH-Raum bewältigen die Pandemie aus Beliebtes Teleworking. Von Home Office über Zoom-Calls bis zu hybriden eigener Kraft, obwohl rund Events – die Corona-Krise hat die gewohnte Art zu arbeiten auf den Kopf gestellt. die Hälfte von ihnen Umsatz- Rudolf Krickl, Leiter des Bereichs Familienunternehmen Die Möglichkeit, flexibel von Zuhause aus tätig zu sein, wird vor allem von jün- einbußen in Kauf nehmen und Entrepreneurship bei PwC geren Arbeitnehmern geschätzt und ist einigen sogar wichtiger als ein möglichst muss. Nicht einmal jedes fünf- Österreich hohes Grundgehalt. Doch wie sehen heimische Unternehmer das Thema? Eine te Familienunternehmen greift Volksbank-Umfrage zeigt: Auch Arbeitgeber sehen Teleworking als Bereiche- auf externes Kapital zurück. rung. 57 Prozent der Teilnehmer ließen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Drei Viertel halten an Belegschaft, Boni und Ausschüt- fünf Tage die Woche von Zuhause aus arbeiten, weitere 25 Prozent ermöglichten tungen fest, nur 19 Prozent mussten Gehälter kürzen. dies zumindest an drei bis vier Tagen. Angesprochen auf die Infrastruktur in der Gleichzeitig deckt die Pandemie Schwächen auf, so Heimarbeit gaben 41 Prozent an, bereits vor Corona über die notwendige Aus- PwC-Experte Rudolf Krickl: „Beim Thema Digitalisie- stattung verfügt zu haben. 38 Prozent konnten für ihre Mitarbeiter kurzfristig rung müssen die Familienunternehmen den Worten Credit: beigestellt Laptops, Handys und Co. anschaffen, während 19 Prozent angaben, dass ihre nun schleunigst Taten folgen lassen, um sich für den FOTO: Archiv Beschäftigten auf eigene Geräte zurückgegriffen haben. Für 67 Prozent ist es wirtschaftlichen Aufschwung sowie weitere Krisen zu dauerhaft vorstellbar ist, ihr Team von zu Hause aus arbeiten zu lassen. wappnen, insbesondere in Österreich.“ 16 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2021
GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper Research ESG in der Krise? Der Markt für Anlageprodukte, die Umwelt-, Sozialkriterien und eine den und nicht alle Fonds, die in dem entsprechen- nachhaltige Unternehmensführung (ESG) bei der Auswahl der Titel, in die den Land zum Vertrieb zugelassen sind. sie investieren, berücksichtigen, boomt derzeit überall auf der Welt. Eindeutige Definitionen fehlen Somit steckt zwar nicht die Fondsindustrie in einer Gleichzeitig sind sich Anbieter und Investoren nicht Krise, aber die Begrifflichkeiten rund um das nach- darüber einig, was diese Kriterien genau ausmacht haltige Investieren, was zu einer Verunsicherung der und in welchem Umfang sie berücksichtigt werden Investoren und Produktanbieter führt. Hier sind der sollten. Viele Anleger und Produktanbieter hatten Gesetzgeber und die europäische Marktaufsicht ge- gehofft, dass die EU-Taxonomie ihnen eine klare De- fordert, um endlich eindeutige Definitionen und finition für nachhaltige Anlagen liefern wird. Dies Vorschriften für nachhaltige Investmentprodukte in ist aber nicht der Fall und so haben Fondsanbieter Europa zu schaffen. Dies würde nicht nur der Verun- immer noch die Möglichkeit, die Anleger mit ge- sicherung aufseiten der Investoren entgegenwirken, schickten Formulierungen in ihren Fondsunterlagen, Detlef Glow, Head of sondern gleichzeitig auch eine verlässliche Grundla- dem sogenannten „Greenwashing“, hinsichtlich der Lipper Research EMEA ge für die Produktanbieter schaffen. Da solche Pro- nachhaltigen Ausrichtung der Fonds zu täuschen. zesse in der EU aber in der Regel sehr lange dauern und von Lobbygruppen verwässert werden, wird Greenwashing eine umfassende Verbesserung der Regulierung Auch die Einordnung der Fonds nach Artikel 6, 8 wohl noch länger auf sich warten lassen. und 9 der Sustainable Finance Disclosure Regulati- on (SFDR) schafft hier nur bedingt Abhilfe, da auch www.lipperleaders.com die hier verwendeten Beschreibungen eher vage Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die sind. Dies zeigt sich auch darin, dass noch längst Meinung des Autors wieder, nicht die von Refinitv. nicht alle Anbieter ihre Fonds den entsprechenden Artikeln zugeordnet haben. Um möglichen Sankti- onen durch die Marktaufseher zu entgehen, haben viele Anbieter aufgrund der fehlenden Definitionen und Vorgaben ihre Fonds in einem ersten Schritt pauschal dem Artikel 6 zugeordnet, obwohl sie bei der Titelauswahl ESG-Kriterien berücksichtigen. www.geld-magazin.at Ebenso haben einige Anbieter die Einordnung ihrer Fonds in den letzten Monaten verändert, obwohl sich die Zuordnungskriterien nicht verändert haben. Auch wenn die SFDR ein guter Ansatz ist, um Green- washing zu reduzieren, wird es sich durch die der- zeitigen Vorschriften nicht ganz vermeiden lassen. Dies wurde auch von lokalen Regulatoren, wie zum Beispiel der deutschen BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) entdeckt. Als Folge arbeiten diese Regulatoren an lokalen Verschärfun- gen der Offenlegungspflichten, was aber die Verun- sicherung der Anbieter und Anleger in Bezug auf die Einordnung der Produkte noch vergrößert. Zudem Credit: beigestellt könnten lokale Alleingänge zu einem Standortnach- FOTO: Archiv teil führen, denn diese Regulierungen betreffen nur Jetzt reinklicken Produkte, die in dem jeweiligen Land aufgelegt wur- und mehr erfahren! Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 17
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