Die Wallonie Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien - arttourist.com

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Die Wallonie Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien - arttourist.com
PETER PAUL | arttourist.com 1|2018                                                                                                                                                                                                                              Belgien | 45

                                                                                                                                                                              Der Bahnhof von Lüttich © Gianni Di Puma - GareSNCB de Liège-Guillemins - Arch.Ing Santiago CALATRAVA

Die Wallonie
Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien
Die Wallonie, der französisch-       reichen Schlössern und Abteien.                                        Kunst- und Kulturinteressierte auf                          Fotografie und in Mons das Mun-
sprachige Süden Belgiens, ist        Während in Lüttich auch das kö-                                        international höchstem Niveau                               daneum mit seinem als „Google
eine faszinierende Region vol-       nigliche Opernhaus, die Philhar-                                       erfreuen, ist es in Charleroi das                           in Papierform“ gerühmten riesi-
ler Kulturgeschichte, die sich       monie und das Curtiusmuseum                                            in Europa führende Museum der                               gen Karteikastensystem sowie die
in ihren Kunststädten Lüttich,                                                                                                                                          legendäre „Ducasse“, eine von
Charleroi, Mons, Namur und                                                                                                                                              vielen als Unesco Weltkulturerbe
Tournai, in bedeutenden Museen                                                                                                                                          anerkannten Sehenswürdigkeiten
und geheimnisvollen Landschaf-                                                                                                                                          in der Wallonie. Sie zeugen vom
ten entdecken lässt. Lüttich, die                                                                                                                                       großen Reichtum vergangener
Maasmetropole, Charleroi, das                                                                                                                                           Epochen. Dazu gehören neun
ehemalige Zechenzentrum sowie                                                                                                                                           Belfriede, die Kathedrale von
Mons, die europäische Kultur-                                                                                                                                           Tournai, ehemalige Bergbaustät-
hauptstadt von 2015, sind die be-                                                                                                                                       ten, die zu einzigartigen Museen
deutendsten Städte der Wallonie,                                                                                                                                        umgestaltet wurden, Schiffshebe-
die mit international renommier-                                                                                                                                        werke, Karneval und historische
ten Ausstellungen auf sich auf-                                                                                                                                         Militärmärsche und nicht zuletzt
merksam machen. 2018 wird im                                                                                                                                            das belgische Abteibier, das an be-
„Lütticher Louvre“, dem Museum                                                                                                                                          rühmten Orten gebraut wird, wie
La Boverie, ein 2016 prachtvoll                                                                                                                                         den von Stille und Besinnlichkeit
restauriertes und auf einer Maas-                                                                                                                                       ergriffenen Trappistenklöstern in
insel wunderschön gelegenes Pa-                                                                                                                                         den Tiefen der Ardenner Wälder.
                                                                                                                                                                                                                                                                  © Rolf Minderjahn
lais von 1905, eine neue hochka-                                                                                                                                        Den Alltag mit einer beachtlichen
rätige Ausstellung – „Rom“ (24.4.                                                                                                                                       Portion „Savoir Vivre“ zu würzen,               Dipl.-Kfm Rolf Minderjahn
bis 26.8.2018) – zu sehen sein.                                                                                                                                         ist charakteristisch für die Wal-               Journalist, Übersetzer,
Das Museum der Schönen Küns-                                                                                                                                            lonen. Die Harmonie von Kultur                  PR- und Werbetexter, Autor
                                                                                  Terrasse an der Grand Place in Tournai © WBT-DenisErroyaux
te in Mons (BAM) ist eines der                                                                                                                                          in all ihrer Vielfältigkeit und der             Jahrgang 1963, verheiratet, lebt und ar-
                                                                                                            NIEDERLANDE
großen Zentren der Kulturstadt                                                                                                                                          Aura einer noch unverbrauch-                    beitet in Stolberg (Rhld.). Führt seit 20
Mons. Mit seinem modernen ar-                                                                                                                                           ten Naturlandschaft ist eine Rei-               Jahren ein eigenes Text- und Pressebüro.
                                                                   NIEDERLANDE
chitektonischen Konzept und der                                                                                                                                         se wert. Gastronomische Verlo-                  Als Reisejournalist veröffentlicht er Arti-
                                                                                         Antwerpen
lichtdurchfluteten Ästhetik bildet                        Brügge                                                                                                        ckungen auf der Basis der besten                kel in verschiedenen Tageszeitungen und
es einen idealen Rahmen für die                                          FLANDERN
                                                                                                                                                                        Terroir-Produkte, die reichlich                 Magazinen. Er verfügt als einer der füh-
Werke von Niki de Saint Phalle                                                                 Brüssel
                                                                                                                                             NIEDERLANDE                zur Verfügung stehen, sind das                  renden deutschen Reisejournalisten für
                                                                                                                                                       Aachen
(15.9.2018 bis 13.1.2019). Der Ti-                                                                                                                        DEUTSCHLAND
                                                                                                                                                                        Sahnehäubchen auf jeder Tour                    Belgien über einen Erfahrungsschatz aus
                                                                                               Waterloo
tel “Hier ist alles möglich” wurde                Lille                                  Villers-la-Ville
                                                                                                                                    Lüttich                             durch das Land der Bonvivants.                  über 700 veröffentlichten großen Reisere-
                                     FRANKREICH               Tournai
ausgesucht in Anlehnung an ihr                                          Mons                                                                   Spa                      Hier pflegt man eine warmherzi-                 portagen in den letzten 15 Jahren. Zudem
                                                                                    Charleroi                Namur
größtes Werk, den Skulpturenpark                                                Binche
                                                                                                                                    Durbuy                              ge Gastfreundschaft in einer kuli-              schrieb er 11 Reisebücher unter anderem
in der Toskana, einem Fantasieort,                                                                              Dinant
                                                                                                                                                                        narischen Kultur von einer selte-               über die Ardennen, Lüttich und Mons. Er
                                                                                                                                La Roche-en-Ardenne

an dem alles möglich ist. In und                                   FRANKREICH                                                                                           nen Intensität und Passion, deren               bereist die benachbarten Regionen seit
außerhalb der urbanen Räume                                                                                                 Saint-Hubert
                                                                                                                                        Bastogne
                                                                                                                                                                        wohltuende Eindrücke man im-                    rund 25 Jahren. Als Übersetzer und Tex-
                                                                                                                                                   GROßHERZOGTUM
in der Wallonie können sich Rei-                                                                                                                   LUXEMBURG            mer mit nach Hause nimmt.                       ter betreut er Tourismusverbände und
                                                                                                                         Bouillon
sende auf unerwartet vielfältige                                                                                                                                                                                        Unternehmen im Bereich Neue Medien,
kulturelle Entdeckungen freuen,                                                                                FRANKREICH                                               www.belgien-tourismus-wallonie.de               PR- und Werbetext.
beispielsweise auch in den zahl-
Die Wallonie Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien - arttourist.com
46 | Belgien | Lüttich                                                                                                                                                              PETER PAUL | arttourist.com 1|2018

                                                                                                                                                                                      Das Museum Grand Curtius © WBT-Denis Erroyaux

Kultur- und Kunststadt Lüttich
Renaissance der Metropole an der Maas
Lüttich vollzieht im 21. Jahrhundert eine beein-       Mit ehrgeizigen Plänen zur Neuentwicklung                         die Wiedereröffnung des vergrößerten und mo-       Kinos wie das Sauvenière liegen neben hippen
druckende Entwicklung. Es gelingt ein Brücken-         hat man in den letzten zehn Jahren modernste                      dernisierten Königlichen Opernhauses, heute        Ausstellungsorten wie dem ehemaligen Stadt-
schlag zwischen tausendjähriger Tradition und          Infrastrukturen geschaffen, mit dem imposan-                      ein Haus von internationalem Spitzenrang.          bad Cité Miroir. Lüttich installierte zudem eini-
der lebendigen Kreativität einer internationalen       ten TGV-Bahnhof vom Architekten Santiago                                                                             ge Festivals: Fotografie, Design, Gravur.
Kulturmetropole mit modernster Infrastruktur.          Calatrava und dem neuen Viertel Guillemins,                       Oper und Philharmonie
                                                       den Maas-Quais und der neuen Geh- und Rad-                        Lüttich kann sich glücklich schätzen, neben        Wer nach Lüttich reist, kann zwischen den Ku-
Jahrzehnte lang war sie nicht so sehenswert wie        brücke zum La Boverie Park, den Fußgänger-                        der Oper auch eine hochkarätige Philharmonie       lissen vieler prächtig restaurierter Herrenhäuser,
sie heute ist. Nach zwei brillanten Epochen an         zonen und der Shopping-Mall Mediacité (von                        zu besitzen sowie das Théâtre de Liège, als die    Palais‘, ultra-modernen Bauten, alter Monumen-
der Wende des 10. und 11. sowie des 16. und            Ron Arad entworfen). Lüttich hat sich mittler-                    Kunstbühne der Wallonie. 2016 kam das bisher       te, tausendjähriger Kirchen und Museen in die
17. Jahrhunderts brach für das Lütticher Land          weile zur Kulturmetropole und zur bedeuten-                       kulturell alles überstrahlende neue Museum der     Geschichte eintauchen, in die Welt der mächti-
eine dritte Blütezeit im 19. Jahrhundert mit der       den Kunststadt gemausert. 2009 wurde der ers-                     Schönen Künste hinzu, La Boverie, im Park auf      gen Fürstbischöfe, großer Schriftsteller und der
industriellen Revolution an. Heute entsteht            te Akt mit dem neuen Grand Curtius Museum                         einer grünen Maasinsel gelegen, mit direkter       wallonischen Traditionen. Aber auch stylische
wieder eine wirtschaftliche, soziale, urbane und       mit fünf Museen unter einem Dach gespielt,                        Verbindung über eine Fußgängerbrücke über          Boutiquen, Designateliers und Galerien laden
kulturelle Erneuerung nunmehr mit der Per-             nachdem als Ouvertüre das Museum der wallo-                       die Maas hinüber zum TGV- Bahnhof und dem          zum Entdecken ein. Und zwischendurch gesellt
spektive Europa, in dessen Mitte Lüttich liegt.        nischen Volkskunde runderneuert und moder-                        Guillemins Viertel. Lüttich ist auch eine Stadt    man sich oft und gerne an die Tische der Bistrots
Vielleicht der Aufbruch in eine vierte glänzende       nisiert worden war. Beide befinden sich im res-                   des Films (die berühmten Filmemacher Jean-         und Restaurants, schwelgt in kleinen und gro-
Epoche für die einzige echte Metropole im Wes-         taurierten Herzen von Lüttich, der historischen                   Pierre und Luc Dardenne sind Lütticher). Es gibt   ßen Genussfreuden.
ten, im Dreiländereck Belgien, Deutschland,            Altstadt mit ihrem besonderen Flair. 2012 ein                     hier das internationale Festival des Komödien-
Niederlande?                                           erneuter Höhepunkt im Lütticher Kulturleben:                      films und das des Kriminalfilms. Internationale

                                     Genuss von Lütticher Waffeln in der Innenstadt von Lüttich © WBT - Denis Erroyaux                                                                      Die Bartholomäus-Kirche © WBT - JP Remy
Die Wallonie Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien - arttourist.com
PETER PAUL | arttourist.com 1|2018                                                                                                                                                                           Belgien | Lüttich | 47

                                                                                                                                                             KURZMITTEILUNGEN
                                                                                                                                                             Metamorphosen
                                                                                                                                                             10. – 13.5.2018
                                                                                                                                                             Die Metropole Lüttich in Festtagsstimmung
                                                                                                                                                             Mitten im Frühling wird gefeiert. Nach einer ersten Auflage 2016
                                                                                                                                                             gibt es auch diesmal wieder Raum für Feiern und für Begegnung.
                                                                                                                                                             Die Verwandlungen der Metropole Lüttich, die besonders wich-
                                                                                                                                                             tigen und symbolträchtigen Orte, werden mit Kunstaktionen in
                                                                                                                                                             Szene gesetzt, die für jedermann gratis zugänglich sind.
                                                                                                                                                             „Metamorphosen“ ist ein Highlight, mit dem „Liège Together“
                                                                                                                                                             ein breites Publikum ansprechen möchte, familiär, lokal und in-
                                                                                                                                                             ternational, magisch und voller Poesie. Denn die Kunstaktionen
                                                                                                                                                             sind zum einen volksnah, aber zugleich auch anspruchsvoll. Es
                                                                                                                                                             ist ein großes Festival an verschiedenen Schauplätzen mit mehr
                                                                                                                                                             als 300 nationalen und internationalen Künstlern – tagsüber,
                                                                                                                                                             abends und nachts.

                                                                                                                                                             Triennale Reciprocity Design Lüttich
                                                                                                                                                             5.10. - 25.11.2018
                                                                                                                                                             Die internationale Triennale für Design und soziale Innovati-
                                                                                                                                                             on beinhaltet rund zehn Ausstellungen, zwei Kolloquien und
                                                                                                                                                             mehrere Workshops in der Stadt und der Provinz Lüttich und
                                                                                                                                                             benachbarten Städten in den Niederlanden und Deutschland.
                                                                                                                                                             Hier dreht sich alles um die Rolle des Designs, um Produkte,
                                                                                                                                                             Dienstleistungen, Grafik, Architektur als Faktor einer nachhalti-
                                                                                                                       Metamorphosen © Lara Herbinia-SOFAM
                                                                                                                                                             gen Veränderung und sozialen Innovation. Was ist die Rolle der
                                                                                                                                                             Designer und der Architekten gegenüber den neuen Herausfor-

Lüttichs originelle
                                                                                                                                                             derungen unserer Zeit wie die Sicherheit?

                                                                                                                                                             Ardennes Icoming
                                                                                                                                                             Die Reservierungszentrale der Provinz Lüttich

Kulturstätten
                                                                                                                                                             für Gruppenreisen
                                                                                                                                                             Die Vielseitigkeit dieser Region wird Gruppenreisenden in spezi-
                                                                                                                                                             ellen Themenprogrammen (1-3 Tage) angeboten, in Begleitung
                                                                                                                                                             mehrsprachiger Gästeführer und komplett durchorganisiert, da-
                                                                                                                                                             runter ein „Besuch in Lüttich“ mit der Besichtigung des neuen
Vom Bahnhofsparkdeck über die Königliche                                                                                                                     Museums La Boverie mit wunderschönen Sammlungen und an-
                                                                                                                                                             schließender Bustour durch die Stadt. Kunst und Genuss halten
Oper bis zum ehemaligen Stadtbad                                                                                                                             sich hier die Waage, ein Mittagessen mit lokalen Spezialitäten,
                                                                                                                                                             Besichtigungen und Verkostungen beispielsweise im Maison du
Der grandiose Bahnhof von Lüttich,                 von großen Kulissen in den Bann ge-                      nen sie aus. Die „Königliche“ besticht           Pèkèt (Haus des Wacholderschnapses) oder in der sehenswerten
entworfen von Santiago Calatrava,                  zogen. Zukunftsvisionen werden darge-                    vor allem mit ihren Inszenierungen               Chocolaterie des belgischen Konfektkünstlers Darcis stehen zur
sorgt nicht nur durch seine spektaku-              stellt, die Wissenschaft im Alltag. Dabei                bedeutender italienischer Werke, un-             Auswahl.
läre Architektur für großes Aufsehen,              erfährt er, welche Folgen sie auf seine                  ter anderem auch in Zusammenarbeit               www.ardenneincoming.be
sondern auch durch seine extravagan-               Geburt, sein Studium, seinen Beruf, sei-                 mit der La Fenice Oper in Venedig. Der
ten Ausstellungen, für die eine Park-              ne Freizeit, seine Umwelt, seine Krank-                  prächtige große Saal mit seiner einmali-         Die Onlineplattform für Reservierungen
deckfläche dauerhaft eingerichtet wur-             heiten, seinen Tod hat. Die internatio-                  gen Aura ist geradezu prädestiniert für          in der Provinz Lüttich
de. Mit der aktuellen Ausstellung (noch            nal renommierte Lütticher Oper wurde                     klassische Aufführungen, die auch beim           Als bevorzugter Partner für alle auf dem Tourismussektor tätigen
bis 3.6.2018) – 2030 werde ich 20 sein             2012 komplett renoviert und erweitert.                   deutschen Publikum sehr beliebt sind.            Unternehmen und Institutionen (Häuser des Tourismus, Hotel
– feiert man gleichzeitig das 200-jährige          Das heutzutage seltene klassizistische                   Nur wenige Meter von der Oper ent-               und Gaststättengewerbe, Ausflugsziele, Kultur, Events, touristi-
Bestehen der Lütticher Universität. Auf            Interieur von 1820, modernste Bühnen-                    fernt, stellt das weiße Gebäude der ehe-         sche Attraktionen, Wander- und Bootstouren etc.) in den Re-
seinem Rundgang wird der Besucher                  technik und blendende Akustik zeich-                     maligen Badeanstalt la Sauvenière ei-            gionen, für die der Tourismusverband der Provinz Lüttich zu-
                                                                                                            nen außergewöhnlichen Ort im Dienst              ständig ist, bietet dieser eine neue Online-Plattform. Hier kann
                                                                                                            der Bildung, der Bürgerschaft und der            man direkt auswählen, buchen und reservieren. Mit nur weni-
                                                                                                            Kultur dar. Lebendige Veranstaltungen,           gen Klicks erreicht man die gewünschten Anbieter für die breite
                                                                                                            Foren sowie Dauer- und Wechselaus-               Öffentlichkeit.
                                                                                                            stellungen bilden die Programmschwer-            www.ouftitourisme.be
                                                                                                            punkte.

                                                                                                            Klassische Museen
                                                                                                            in der historischen Altstadt
                                                                                                            Das Musée de la Vie wallonne (wallo-
                                                                                                            nisches Museum für Volkskunde) liegt
                                                                                                            mitten in der Altstadt von Lüttich. Es
                                                                                                            bietet einen originellen und vollständi-
                                                                                                            gen Einblick in das Leben in der Wallonie
                                                                                                            vom 19. Jahrhundert bis heute. Von der
                                                                                                            menschlichen über die soziale und wirt-
                                                                                                            schaftliche Geschichte bis hin zu Litera-
                                                                                                            tur und Kunst und sogar die Feste und
                                                                                                            religiösen Bräuche. Es gibt dort ebenfalls
                                                       Das Museum Grand Curtius © WBT - Denis Erroyaux
                                                                                                            ein Marionettentheater. Bei dem Gebäu-
                                                                                                            de handelt es sich um ein ehemaliges
                                                                                                            Minderbrüderkloster, das heute noch die
                                                                                                            Kollektion des Museums und der Kirche
                                                                                                            Saint-Antoine birgt, die inzwischen ent-
                                                                                                            weiht ist. Sie ist Schauplatz der Recipro-
                                                                                                            city Design-Triennale. Zur Creme der
                                                                                                            Lütticher Museen in der Altstadt gehört
                                                                                                                                                                                                           Die Lütticher Oper © WBT - JP Remy
                                                                                                            das Grand Curtius Museum an der Maas.
                                                                                                            Zum „Super-Museum“ zählen die wieder-
                                                                                                            eröffneten Sammlungen aus dem Waf-                WEITERE INFORMATIONEN:

                                                                                                            fenmuseum, dem alten Curtius Museum,              Tourismushaus Pays de Liège
                                                                                                                                                              Quai de la Goffe 13
                                                                                                            dem Glasmuseum, dem Hôtel de Hayme
                                                                                                                                                              B-4000 Lüttich/Liège
                                                                                                            de Bomal für dekorative Kunst und dem             Tel.: +32 (0) 4 221 92 21
                                                                                                                                                              info@visitezliege.be
                                                                                                            Archäologischen Museum. Nur wenige                www.visitezliege.be
                                                                                                            Meter weiter, Lüttich pur: das Ansem-
                                                                                                                                                              Tourismusverband der Provinz Lüttich/Liège (Ardenne incoming)
                                                                                                            bourg-Museum der Lütticher Wohnkul-               +32 (0) 4 237 95 25/36
                                                                                                            tur des 18. Jahrhunderts.                         incoming@liegetourisme.be
                                                                                                                                                              https://de.liegetourisme.be/
                       Aussicht auf die Maas und die Kirche Sankt Bartholomäus © O.T.Liege-MarcVerpoorten
Die Wallonie Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien - arttourist.com
48 | Belgien | Lüttich                                                                                                                                                        PETER PAUL | arttourist.com 1|2018

                                                                                                                                                                                      La Boverie © Marc Verpoorten – Ville de Liège

Große Ausstellung                                                                                                                                                     STRUKTUR DER AUSSTELLUNG

                                                                                                                                                                      Die Ausstellung ist in vier Teile gegliedert:

„Rom“ in Lüttich
                                                                                                                                                                      1. Einleitung
                                                                                                                                                                      (Motivation, Antike, die Renaissance kopieren,
                                                                                                                                                                      Licht[er], Religion)

                                                                                                                                                                      2. Geschmack der Antike

Die neue Ausstellung im La Boverie,                                                                                                                                   (Ausgrabungen, die Faszination des Forums, Führung im
                                                                                                                                                                      Kolosseum, Wandel vom einen Rom zum anderen)

dem Museum der Schönen Künste von Lüttich.
                                                                                                                                                                      3. Vergnügen in Rom
                                                                                                                                                                      (Karneval, Freunde, Gasthäuser und Villen,
                                                                                                                                                                      die Banditen als künstlerisches Phänomen)

Eine Zusammenarbeit mit dem Louvre in Paris                                                                                                                           4. Grand Tour
                                                                                                                                                                      (Amateure [Dilettanti], Exkursionen. „Le beau
                                                                                                                                                                      pittoresque“, Ankunft, die Alpen zwischen Drama
24.4. – 26.8.2018                                                                                                                                                     und Stereotyp).

Rom und die Kunst. Rom und die Men-                         sen. Besonders in England erfreute sich die
schen. Rom und das Leben. Das ist Nahrung                   Grand Tour großer Beliebtheit. Aber auch
für die Fantasie. Künstler, Kreative und die                das tägliche Leben der Bürger von Rom wird
vermögende Elite aus Europa zog es schon                    näher beleuchtet. Dieses war beliebtes Motiv
immer wie von einer Magie verzaubert in                     der Malerei zwischen dem 17. und 20. Jahr-
diese Stadt. Was macht die Faszination Roms                 hundert. Genau wie die monumentalen Se-
aus? Und wie verbrachten Reisende ihre                      henswürdigkeiten, die viele Künstler inspi-
Zeit in der ewigen Stadt? Diesen und ande-                  rierten und bis heute dafür sorgen, dass Rom
ren Fragen geht die Ausstellung „Rom!“ im                   einer der touristischen Magnete Europas ist.
Lütticher La Boverie auf den Grund, die in                  Die Ausstellung beschäftigt sich zudem mit
Zusammenarbeit mit dem Louvre-Museum                        den Künstlern, ihren Verbindungen unter-
entstanden ist. Ein Fokus liegt dabei auf                   einander, ihren Freundschaften und ihren
der „Grand Tour“: Ende des 17. Jahrhun-                     Treffpunkten (Cafés, Gasthäuser, Villen).
derts gehörte es für Söhne des europäischen                 „Rom!“ erzählt somit die Geschichte hinter
Adels und später des gehobenen Bürgertums                   dem Kunstwerk: überraschend und zugleich
zum guten Ton, durch Mitteleuropa, Italien,                 wissenschaftlich fundiert. Kuratoren der
Spanien und auch ins Heilige Land zu rei-                   Ausstellung sind Vincent Pomarède und Ali-
                                                            ne François-Colin vom Louvre-Museum.

                                                            Die Partnerschaft
                                                            mit dem Louvre Museum
                                                            Das imposante Gebäude des La Boverie Mu-
                                                            seum, das für die Weltausstellung von 1905
                                                            errichtet wurde, glänzt seit dem Frühjahr
                                                            2016 als kultureller Meilenstein wie ein
                                                            kleiner Louvre für Lüttich. In diesem Palais                         Louise-Joséphine Sarrazin de Belmont, Vue du Forum le matin, 1860, Musée des Beaux-Arts de Tours
                                                            mit seinen majestätischen Sälen und impo-
                                                            santen Säulen ist das Museum der Schönen       alisierung von zunächst drei großen Ausstel-            „Rom“ haben Lüttich und Paris für einen
                                                            Künste von Lüttich zuhause, erweitert um       lungen internationalen Formats. Die erste               weiteren Kunstgenuss gesorgt, auf den sich
                                                            einen neuen Bereich für temporäre, facetten-   im Mai 2016 war zugleich die Eröffnungs-                ein internationales Publikum freuen darf.
                                                            reiche Ausstellungen mit großer Strahlkraft    ausstellung des La Boverie: „En plein air“
                                                            weit über die Grenzen hinaus. Insgesamt        versammelte rund 130 Werke, die von inter-                WEITERE INFORMATIONEN:

                                                            bietet es rund 4.200 Quadratmeter Ausstel-     nationalen Institutionen und weltberühm-                  La Boverie
                                                            lungsfläche. Der renommierte französische      ten Museen zur Verfügung gestellt wurden.                 Parc de la Boverie 3
                                                                                                                                                                     B-4020 Lüttich (Liège)
                                                            Architekt Rudy Ricciotti setzt das Konzept     Sie widmete sich der zeitgenössischen Dar-
                                                                                                                                                                     www.laboverie.com
                                                            um. Der Pariser Louvre und La Boverie un-      stellung von Aktivitäten im Freien und der
                                                            terzeichneten 2016 einen Vertrag über die      Entstehung des Impressionismus. Mit die-                  Ausstellung Rom!
          Hubert Robert, Les découvreurs d’antiques, 1765                                                                                                            24.4. – 26.8.2018
                  Musée d’Art et d’Archéologie de Valence   partnerschaftliche Organisation und die Re-    ser zweiten Zusammenarbeit zum Thema
Die Wallonie Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien - arttourist.com
PETER PAUL | arttourist.com 1|2018                                                                                                                                                                                 Belgien | 49

                                                                                          Aussicht in der Nähe von Rivière, südlich von Namur © WBT - Bruno D'Alimonte                                           © WBT-DenisErroyaux

Eine Genussreise                                                                                                                                                         mit Kreativität und Erfahrung für die große
                                                                                                                                                                         Vielfalt kleiner, aber feiner Marken von Spezial-
                                                                                                                                                                         und Saisonbieren sorgen. Biere mit einzigarti-

ins Land der Bonvivants
                                                                                                                                                                         gem und authentischem Charakter, der häufig
                                                                                                                                                                         die Geschichte, die Kultur und den typischen
                                                                                                                                                                         Geschmack in einer Region wiederspiegelt.

                                                                                                                                                                         Auf süßen Pfaden wandeln
Auf kulinarischen Pfaden die Wallonie entdecken, ein                                                                                                                     Die Schokoladenseiten Belgiens liegen zwei-
                                                                                                                                                                         fellos auf süßen Pfaden, die vor Jahrhunderten

Land, das durch seine Geschichte, seine Kultur, sein                                                                                                                     beschritten wurden. Man findet 1635 in den
                                                                                                                                                                         Archiven der Abtei von Baudeloo in Gent Hin-
                                                                                                                                                                         weise darauf, dass Schokolade gekauft wurde
Brauchtum und sein Erbe einzigartig bleibt.                                                                                                                              und als Geschenk diente. In der belgischen
                                                                                                                                                                         Produktion gelten seit jeher strenge Maßstä-
                                                                                                                                                                         be. Man legt nicht nur besonderen Wert auf
Mit dem Tourismus der kurzen Entfernungen,         Tradition, die oft von Generation zu Generati-       für Erfolg und Qualität liegt auch darin, dass                   eine hohe Qualität der Kakaobohnen, son-
der Authentizität, aber auch der Innovation        on hochgehalten wird.                                jeder Einzelne seine regionalen Lieferanten                      dern auch auf ein sorgfältiges Rösten, Bre-
gilt der Wallonie die Anerkennung als Land                                                              und Genusshandwerker im Netzwerk hat, bis                        chen und Mahlen der Bohnen und auf einen
der Lebensart, des „Bien-Vivre“ von Natur aus.     Vom Kaiserschmaus                                    hin zum kleinen Bierbrauer.                                      bestimmten Mindestgehalt an Kakao und die
Hier lässt es sich leben, im Kleinen wie im Gro-   zur Sterneküche                                                                                                       Verarbeitung reiner Kakaobutter. Auch in der
ßen: Zum Klosterbier gibt es Käsewürfel, zum       Bei Feinschmeckern äußerst beliebt sind              Biere sind berühmte Belgier                                      Wallonie laden Chocolatiers internationalen
Kaffee immer Kekse oder Schokolade. Nahezu         Wildgerichte aus den Ardennen. Die hier ent-         Belgien und Bier, das ist nämlich eine lange                     Renommees wie Galler, Charlemagne, Darcis,
auf jedem Bistrotisch: ein gepflegtes Trappis-     standene Wildküche gilt als eine der ältesten        Liebesgeschichte und stets eine köstliche Affä-                  Edouard, Jean le Chocolatier und Nîhant in
tenbier. Aus wallonischen Backstuben und           kulinarischen Traditionen in Europa. Den             re. Hier weiß man auch schon lange, dass nicht                   ihre stylishen Boutiquen ein, wo Erlesenes aus
Ateliers kommen Pâtisserien und Pralinen von       „größten Wald Galliens“ nannte Julius Cä-            nur Wein, sondern auch Bier in einer Liaison                     den allerbesten Zutaten, sündhaft im Genuss,
Weltruf, Reisfladen, Mangoldkuchen und Waf-        sar die geheimnisvollen Ardennen, und ihre           mit Käse harmoniert. Immerhin gibt es viele                      formvollendet und kunstvoll verpackt präsen-
feln. Auf der herzhafteren Seite locken Herver     Wildbestände waren schon damals ein Kai-             hundert Sorten, sowohl Bier als auch Käse in                     tiert wird. Wer länger in der Wallonie verwei-
Käse mit Birnen- und Apfelkraut, Ziegenkäse        serschmaus. Dieses Erbe wird in den vielen           Belgien. Die wegen ihres Quellwassers privi-                     len möchte, dem stehen die Türen origineller
mit Kräutern aus dem Hohen Venn oder Schin-        bodenständigen Bistrots ebenso grandios ge-          legierte Wallonie ist reich an charaktervollen                   Unterkünfte offen.
ken, Räucherwaren und Wildpasteten aus den         pflegt wie in den ausgezeichneten Restaurants,       Bieren. Neben den berühmten Trappistenbie-
Ardennen. Auf den Tischen der gemütlichen          in denen famose Kreationen der Küchenchefs           ren Chimay, Rochefort und Orval sind es vor                      Ob man als Gast das Turmzimmer eines
Tavernen duften Fleischklöße in köstlicher Sul-    die Gäste begeistern. Insgesamt sind 35 Häuser       allem Spezial- und Abteibiere in den Varianten                   Schlosses bezieht, in einem gediegenen Land-
taninensoße mit Kaninchen in Abteibiersoße         in der Wallonie (Stand 2017) mit einem oder          hell (blonde), doppelt (double) oder dreifach                    gut komfortabel gebettet ist oder sich in ei-
und Chicorée-Schinkengratin um die Wette.          zwei Michelin-Sternen bewertet. Die Genera-          (triple) getrunken, je nach Rezept, Gärung                       nem heimeligen „Bed&Breakfast“ einfach
Ob Schnecken und Entenstopfleber aus Na-           tion W, cool, kreativ und wallonisch, ist eine       und Malzgehalt. In der heutigen Zeit wird die                    wohl fühlt. Oder wie wär’s mit einem langen
mur oder Gänseconfit nach Art von Visé, sogar      Vereinigung von rund zwei Dutzend innova-            handwerkliche Tradition in vielen kleinen, so-                   Wochenende auf einem restaurierten Bauern-
Honig und Safran, beste heimische Produkte         tiven Köchen aus der Wallonie. Das gemein-           genannten Mikrobrauereien weitergeführt. Sie                     hof in den Ardennen oder in einer prächtigen
kommen aus den Regionen der Wallonie, von          same Ziel: die wallonische Küche modern in-          erleben unabhängig von den global bedingten                      Villa mit Pool im Park?
Menschen, die ihr Metier mit Leidenschaft,         terpretieren, stärker regionalisieren, aus dem       Fusionen der großen Brauereigruppen eine re-
Know-how und voller Stolz betreiben, in echter     französischen Klassikkanon befreien. Die Basis       gelrechte Renaissance. Gerade sie sind es, die                   www.belgien-tourismus-wallonie.de

                                                                                  © WBT-DavidSamyn                                                       Bier und Käse - ein besonderer Genuss in der Wallonie © WBT - Emmanuel Mathez
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50 | Belgien | Charleroi                                                                                                                         PETER PAUL | arttourist.com 1|2018

CHARLEROI HEUTE
Unorthodox und verwandelt, ein neues Trend-Reiseziel
Die Industriestadt ist eine Wiege des Unge-     Art, die Zechenhalden zu Wandergebieten,          für Kultur und bewegte Bilder in der Wal-
wöhnlichen, der alternativen Kultur gewor-      der Ring (die städtische Umgehungsstraße)         lonie. In Marchienne wurden die Arbeiter-
den. Neue und alte Kunstformen verschmel-       zum beliebten Fotomotiv und die Metro (U-         viertel mit Werken von Street Art-Künstlern
zen zu einem kreativen Mix.                     Bahn) zum touristischen Verkehrsmittel.           gestaltet. Lang- oder kurzlebige Werke – wer
                                                In Charleroi sind für die Biennale „Stadt-        weiß? Für Liebhaber ungewöhnlicher Unter-
Herausragende architektonische Schätze im       kunst Asphalt“ (seit 2014) grandiose Sze-         nehmungen und Ausstellungen, Musik und
Stadtzentrum sind das Rathaus, ein klassi-      nen entstanden. Der Street Art-Parcours in        Underground Performances ist Charleroi
sches monumentales Gebäude mit Art-Déco-        Charleroi zählt bereits zehn monumentale          gerade richtig. Angesagt sind die „Forges de
Akzenten aus dem Jahre 1936 und sein Vor-       Fresken und wird alle zwei Jahre um neue          la Providence“ in Marchienne-au-Pont oder
platz sowie der Belfried, als Hauptwerk der     Werke erweitert. Man kann diese Strecke zu        das Rockerill, umgestaltet zu einem populä-
bürgerlichen Architektur. Der 70 Meter hohe     Fuß oder mit dem Rad entdecken. So wie            ren städtischen, sozialen und alternativen
Glockenturm gehört neben dem Bergwerks-         Industriestädte à la Liverpool, Birmingham,       Kulturzentrum. Musikevents, gestaltende
museum Bois du Cazier und den Märschen          Bilbao oder Metz, die für die urbane Erneu-       Kunst, Theater und Kino, Tanz und Straßen-
Entre-Sambre-et-Meuse zum Weltkulturerbe.       erung optiert haben, in denen die Kultur          kunst begeistern hier.
Durch sie und durch das bedeutendste Fo-        eine bestimmende Rolle spielt, befindet sich
tografiemuseum Europas erhält die Stadt in-     Charleroi mitten in einer Metamorphose.                                                                                     © WBT-ChristopheVand
ternationales Renommee und sie ist im Auf-      Morgen wird die Stadt anders sein, unum-
bruch. Charleroi gibt sich gutbürgerlich und    gänglich für Kulturbeflissene. So ist der Plan,
industriell, gleichzeitig aber auch übermütig   der deutlich Konturen annimmt.
und sanft, unkonventionell und up to date,
so wie ihre Bürger und ihre Kulturschaffen-     Ein ganz neues Stadtbild
den. Die Stadt ist mit rund 200.000 Einwoh-     Charleroi ist dabei, ein ganz neues Stadtbild
nern neben Lüttich die größte der Wallonie      zu kreieren. Rive gauche, das Einkaufszent-
und durch Industriealtlasten charakterisiert,   rum der Unterstadt, zählt nicht weniger als
mit morbidem Charme, der sich als Glücks-       95 Geschäfte auf drei Etagen. Rive gauche ist
fall erweist. Gerade in der heutigen Zeit       der Beginn einer neuen Stadt, eines neuen
ist das Unkonventionelle von besonderer         Lebensgefühls. Neben diesem imposanten
Anziehungskraft und Quelle der Fantasie         Projekt haben auch andere Stadtteile wie z.B.
und Inspiration. So wurde Charleroi zur         die Kais am Ufer der Sambre oder die Place de
Wiege der alternativen Kultur, die hier zur     la Digue ein völlig verjüngtes Antlitz erhal-
regelrechten Blüte gelangt. Und sie ist das     ten. Die Unterstadt hat eine beeindrucken-
Epizentrum Belgiens für Kunst im urbanen        de Veränderung erfahren. Auch neue hippe
Raum. Überall trifft man auf Graffiti, das      Namen machen das deutlich. Das Quai10 ist
kein Vandalismus, sondern Kunst ist. Aus        ein wahres Animations- und Lebenszentrum
alten Industriegebäuden werden Schmuck-         für die Unterstadt von Charleroi. Kino, Spiel-
kästchen der Kreativen, aus tristen Mauern      säle, Anlaufstelle für kreative Unternehmen:
gigantische Leinwände für Gemälde jeder         Es profiliert sich als modernstes Zentrum                                                                                         © WBT-DenisEr
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                                                                                                                                                                              KURZMITTEILUNGEN
                                                                                                                                                                              Manufacture Urbaine
                                                                                                                                                                              Die ehemalige Mediathek,
                                                                                                                                                                              symbolträchtiger Ort von
                                                                                                                                                                              Charleroi, steht mit der
                                                                                                                                                                              Gründung der Manufacture
                                                                                                                                                                              Urbaine (Urbane Manu-
                                                                                                                                                                              faktur) quasi aus der Asche
                                                                                                                                                                                                                           ©Jean-François Laurent
                                                                                                                                                                              wieder auf. Dort wird Bier
                                                                                                                                                                              gebraut, Kaffee geröstet, Brot gebacken, und das alles im acht-
                                                                                                                                                                              samen Umgang mit der Tradition und lokalen Produkten – für
                                                                                                                                                                              eine ethisch verantwortliche Ernährung. Der Besuch hier führt
                                                                                                                                                                              über mehrere Stockwerke zu zahlreichen Aktivitäten, zu Genuss-
                                                                                                                                                                              ständen mit handwerklichen Produkten. Es ist eine einzigartige
                                                                                                                                                                              Gelegenheit, das traditionsreiche Handwerk unserer Vorfahren
                                                                                                                                                                              wieder zu entdecken, in einem städtischen Ambiente, modern
                                                                                                                                                                              und gesellig.

                                                                                                                                                                              Das Reliefmodell
                                                                                                                                                                              Ein riesengroßes Modell der Festung von Charleroi steht in ei-
                                                                                                                                                                              nem der Säle des Rathauses. Es ist die genaue Reproduktion im
                                                                                                                                                                              Maßstab 1:600, die Louis XIV 1696 bestellt hatte, und die man
                                                                                                                                                                              in der großen Galerie des Louvre bestaunen konnte. Das Origi-
                                                                                                                                                                              nal gehört zu einem Ensemble von rund 100 Relief-Modellen
                                                                                                                                                                              von Städten und Festungen, die im Museum der Schönen Küns-
                                                                                                                                                                              te im französischen Lille aufbewahrt werden. Den Belfried und
                                                                                                                                                                              das Reliefmodell kann man jeden Samstag um 14.30 Uhr besich-
                                                                                                                                                                              tigen. Empfang ist im Haus des Tourismus: Maison du Tourisme
                                                                                                                                                                              du Pays de Charleroi, Place Charles II, 20.

                                                                                                                                                                              Der jüngste Glockenturm der Wallonie
                                                                                                                                                                              Ein damals ungewöhnlicher Stilmix aus Klassizismus und Art
                                                                                                                                                                              Déco kennzeichnet ihn. Der Turm wird am 18. Oktober 1936 im
                                                                                                                                                                              Herzen der ehemaligen Festung eingeweiht.
                                                                                                                                                                              Neben Blaustein wird für seinen Bau auch weißer Kalkstein und
                                                                                                                                                                              spezieller Backstein verwendet, nach Plänen von Joseph And-
                                                                                                                                                                              ré. Mit seinem Türmchen aus Bronze bildet er eine eindrucks-
                                                                                                                                                                              volle Ergänzung des Rathauses. Der Turm ragt 70 Meter in die
                                                                                                                                                                              Höhe und ist in mehrere Ebenen unterteilt, insgesamt mit 272
                                                                                                                                                                              Treppenstufen; in den letzten drei Stockwerken befinden sich
                                                                                                                                                                              die Glockenzimmer. Der Turm ist nicht nur wegen seiner Maße,
                                                                                                                                                                              sondern auch wegen seines Gewichts von rund 4.000 Tonnen
                                                                                                                                                                              beeindruckend. Das Glockenspiel, das sich aus 47 Glocken zu-
                                                                                                                                                                              sammensetzt, lässt jede Viertelstunde einige Noten aus popu-
                                                                                                                                                                              lären Melodien des Barden Jacques Bertrand (1817-1884) aus
                                                           Das Zentrum von Charleroi mit dem neuen Einkaufszentrum "Rive Gauche" © Charleroi Communication - Mireille Simon   Charleroi erklingen. Für kleine Gruppen werden geführte Be-
                                                                                                                                                                              sichtigungen organisiert.

          Stadt der Museen, drinnen wie draußen
          In den letzten Jahren hat die Stadt sich          ter untergebracht. Als Kontrast hat man                  Knopfdruck das Bergwerk wieder zum
          aufgrund der Kunstszene des Street Art            einen modernen Flügel mit gewagter Ar-                   Leben erwecken könnte. Über zwei gro-
          auch zu einem Freiluftmuseum gemau-               chitektur angebaut. Der Park, versteckt                  ßen roten Backsteinhallen erheben sich
          sert.                                             hinter dem Museum, lädt zum Spazier-                     eisengrau die beiden wunderbar restau-
                                                            gang ein, denn dort findet man eine                      rierten Fördertürme. In „Bois du Cazier“
          In Sachen klassischer Museen steht                Menge berühmter Werke. Das Museum                        wird Bergbaugeschichte in die gegen-
          Charleroi anderen Städten in nichts               der Schönen Künste von Charleroi zeigt                   wärtige Museumslandschaft geholt. Der
          nach. Zugpferd ist sicherlich das Muse-           unter seinen 3.000 Exponaten unter an-                   denkmalgeschützte      Gebäudekomplex
          um der Fotografie, das größte seiner Art          derem ein Ensemble von neun Bildern                      beherbergt zwei Museen und zudem er-
          in Europa. 6.000 m2 Ausstellungsfläche,           des belgischen Malers René Magritte.                     innert eine Gedenkstätte an das schwers-
          80.000 Fotografien und drei Millionen             Der berühmte belgische Surrealist lebte                  te Grubenunglück der belgischen Ge-
          aufbewahrte Negative sprechen für sich.           und studierte in Charleroi. Das Museum                   schichte. Das „Musée du Verre“ zeigt
          Die gesamte Geschichte der Fotografie             der Schönen Künste wird voraussicht-                     seine gläsernen Schätze in historischer                                                                   BPS22 Mezzanine © BPS22

          hängt an seinen Mauern. Das Museum                lich Ende Juni 2018 wegen Umzugs ge-                     Schau, Glaskunst und Glastechnik vom                     Das BPS22, das Kunstmuseum
          ist in einem ehemaligen Karmeliterklos-           schlossen. Im Laufe des Jahres 2019 soll                 Altertum bis zur Gegenwart. Im „Musée                    der Provinz Hennegau
dercam                                                      es in den ehemaligen Pferdestallungen                    de l’Industrie“ werden die bahnbrechen-                  Das Industriegebäude aus Eisen und Glas stammt aus dem Jahr
                                                            von Defeld neu eröffnet werden.                          den Errungenschaften der Industriellen                   1911 und befindet sich im Zentrum von Charleroi. Heute hat
                                                                                                                     Revolution, aber auch das Leben der                      das renovierte BPS22 2.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche
                                                            Zwei Museen und                                          Arbeiter anschaulich. Bei einem Rund-                    und zählt damit zu den größten Kunstmuseen der Föderation
                                                            eine Gedenkstätte                                        gang durch insgesamt dreizehn verschie-                  Wallonie-Brüssel. Das BPS22 zeigt den Besuchern monografische
                                                            Das Kohlebergwerk „Bois du Cazier“                       dene Bereiche der Industriegeschichte                    oder kollektive Ausstellungen von belgischen oder internationa-
                                                            wurde 1822 gegründet und entwickelte                     kommt man aus dem Staunen vor allem                      len Künstlern, die sich mit der heutigen Gesellschaft befassen.
                                                            sich das 19. Jahrhundert über weiter, vor                über die originalen Maschinen nicht                      Das BPS22 plant also vor allem Ausstellungen, die sich mit ge-
                                                            allem aufgrund der hohen Qualität der                    heraus (Energiegewinnung, Dampfan-                       sellschaftlichen Fragen auseinandersetzen, aber auch in Zusam-
                                                            dort abgebauten Kohle. Am 8. August                      trieb, Industriegeographie, Druckereiwe-                 menhang mit bildender Kunst verschiedene Kunstrichtungen
                                                            1956 brach ein Großfeuer im Bergwerk                     sen, Elektrik, Metall- und mechanische                   (Musik, Tanz, Theater) beinhalten. Werke des Belgiers Marcel
                                                            aus, das 262 Bergmännern aus zwölf                       Konstruktionen, Dynamos, Werkzeuge,                      Berlanger werden vom 10.02. bis zum 27.05.2018 gezeigt. Der
                                                            Ländern das Leben kostete. Das Gelän-                    Waschräume und Umkleidevorrichtun-                       Künstler erforscht in seiner Ausstellung die Beziehung zwischen
                                                            de wurde 1967 geschlossen und steht                      gen der Arbeiter, das soziale Leben). Ein                Malerei und Szenographie.
                                                            seit 1990 unter Denkmalschutz. Es ist                    Paradies für Fans der guten alten Tech-
                                                            Weltkulturerbe und liegt in einem grü-                   nik. Herzstück ist die Blechwalzstraße
                                                            nen Umfeld (26 ha) umrahmt von drei                      aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und                    WEITERE INFORMATIONEN:

                                                            mit Spazierwegen durchzogenen Ab-                        die Abteilung der Metallbearbeitung und                   Maison du Tourisme du Pays de Charleroi
                                                            raumhalden. Durch das Eisentor betritt                   des Hüttenwesens, die eng mit dem Na-                     Place Charles II, 20
                                                                                                                                                                               B-6000 Charleroi
                                                            man die Anlage über Kopfsteinpflaster-                   men John Cockerill verbunden ist. Se-                     Tel. : +32 71 86 14 14
                                                            wege, ein beeindruckender Museums-                       henswert zudem die szenografisch beleb-                   maison.tourisme@charleroi.be
                                                                                                                                                                               www.paysdecharleroi.be
rroyaux                  Die Manufacture Urbaine © La MU    komplex, es scheint so, als ob man auf                   ten Werkstätten für Schmiedearbeiten.
Die Wallonie Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien - arttourist.com
52 | Belgien | UNESCO                                                                                                                                                     PETER PAUL | arttourist.com 1|2018

UNESCO-Weltkulturerbe
in der Wallonie
Von Belfrieden,                                                                                                                                                   Meisterwerke des
Bergleuten, Drachen                                                                                                                                               mündlichen und
und Feuerstein, von                                                                                                                                               immateriellen Erbes
Militärmärschen, Riesen                                                                                                                                           der Menschheit
und technischen                                                                                                                                                   Die Bierkultur in Belgien –
                                                                                                                                                                  ein jahrhundertealtes Erbe
Meisterwerken                                                                                                                                                     Die Rolle des Bieres in Belgien kommt im täg-
                                                                                                                                                                  lichen Leben ebenso zur Geltung wie in tra-
Die mehr als 20 in die Liste des Weltkultur-                                                                                                                      ditionsreichen Festen und Bräuchen. Nahezu
erbes der UNESCO aufgenommenen Stätten                                                                                                                            1.500 Sorten Bier in allen Formen der Gärme-
und Kulturveranstaltungen in der Wallonie                                                                                                                         thoden und der Reifung werden in Belgien
sind Ausdruck eines besonders reichhaltigen                                                                                                                       heute produziert.
geschichtlichen Erbes, dessen Quellen bis zum
Beginn der Menschheit selbst zurückreichen.
Diese Geschichte wurde geduldig genährt
durch die Arbeit, die Kreativität und die gro-
ßen Kenntnisse der Männer und Frauen, die
im Laufe der Jahrhunderte das so kontrastrei-
che Antlitz dieses Landes geprägt haben.

                                                                                                                                                                         Der Karneval von Binche © NewsAgency-WuWeiXinhua

                                                                                                                                                                  Brauchtum und Volksfeste –
                                                                                                                                                                  die Seele wallonischer
                                                                                                                                                                  Lebensfreude
                                                                                                                                                                  Jedes Volksfest hat einen eigenen Charakter,
                                                                                                                                                                  geprägt durch die Besonderheit der Lebens-
               Der Belfried von Tournai © WBT-AnibalTrejo
                                                                                                                                                                  umstände, das Gemüt der Menschen, die Ei-
Glockentürme – herausragende                                                                                                                                      gentümlichkeiten der Region.
Architektur mit Symbolcharakter
Fünfundfünfzig Glockentürme in Belgien                                                                                                                            Der Karneval von Binche – Der Gille ist eine der
und Frankreich wurden gemeinsam in die                                                                                                                            berühmtesten Karnevalsfiguren Europas.
Welterbeliste aufgenommen. Sie zeugen von                                                                                                                         Die Ducasse von Mons – Das Volksfest „Doudou“
einer sehr ortsgebundenen kulturellen und                                                                                                                         – die heilige Waltrudis, der goldene Prunkwagen
architektonischen Tradition, nach der diese                                                                                                                       und der Drachenkampf
(Macht)-Symbole genauso weithin sichtbar                                                                                                                          Die Ducasse von Ath – In der „Stadt der Riesen“
und imposant sein sollten wie die Glocken-
türme der Kirchen und die herrschaftlichen                                                                                                                        Die Märsche
Donjons. Sieben dieser Belfriede befinden sich                                                                                                                    Entre-Sambre-et-Meuse –
in der Wallonie.                                                                                                                                                  eine hunderte Jahre alte
Mons | Tournai | Binche | Thuin | Charleroi |                                                                                                                     kulturelle Identität
Namur | Gembloux                                                                                                                                                  An den Prozessionen nehmen verschiedene
                                                                                                                                                                  Gesellschaften teil, die in militärhistorischen
                                                                                                                                                                  Uniformen in Reih und Glied geordnet mar-
                                                                                                                                                                  schieren. 15 symbolträchtige Märsche wurden
                                                                                                                                                                  gemeinsam in die repräsentative Liste des im-
                                                                                                                                                                  materiellen Kulturerbes der Menschheit auf-
                                                                                                                                                                  genommen.
                                                                                                                                                                  Marche Royale Saint-Roch et Saint-Frégo d’Acoz
                                                                                                            Die Kathedrale Notre-Dame in Tournai © WBT, JP Remy   Marche Sainte–Rolende de Gerpinnes
                                                                                                                                                                  Marche Saint-Roch d’Ham-sur-Heure
                                                            Die vier Schiffshebewerke des                                                                         Tour de la Madeleine de Jumet
                                                            historischen Canal du Centre                                                                          Marche Saint-Roch in Thuin
                                                            Die vier Schiffshebewerke des historischen                                                            Sowie die Märsche in:
                                                            Canal du Centre bei La Louvière sind echte                                                            Biesmerée (Mettet)
            Die Zeche Bois Du Cazier © WBT-DenisErroyaux
                                                            Schmuckstücke an Erfindungsgabe und Prä-                                                              Florennes
Historische Bergwerksstätten –                              zision. Sie sind die einzigen Hebewerke der                                                           Fosses-la-Ville
Teil der bedeutenden Industrie-                             Welt, die noch mit ihrer ursprünglichen Ma-                                                           Laneffe (Walcourt)
geschichte Belgiens                                         schinerie und ihrem alten Mechanismus be-                                                             Morialmé (Florennes)
Seit 1. Juli 2012 sind die vier bedeutendsten               trieben werden.                                                                                       Silenrieux (Cerfontaine)
und am besten erhalten gebliebenen Orte des                                                                                                                       Tarciennes (Walcourt)
wallonischen Bergbaus seriell zum UNESCO-                   Die Kathedrale Notre-Dame                                                                             Thy-le-Château (Walcourt)
Weltkulturerbe ernannt worden. Sie stehen                   von Tournai                                                                                           Villers-deux-Églises (Cerfontaine)
für Kühnheit und visionären Erfindungsgeist.                Die perfekteste und monumentalste Kirche                                                              Walcourt
Sie sind lebhafte Begegnungs- und Bildungs-                 Belgiens beeindruckt vor allem durch ihre Ab-
stätten, Orte des Austauschs, des Gedenkens                 messungen. Geräumige romanische Schiffe                                                               Weltdokumentenerbe
und der Kunst, aber auch Ausdruck des sozia-                öffnen sich zu einem großen Querschiff (67                                                            Museum Mundaneum Mons – „universelle Bi-
len Lebens in der zweiten Hälfte des 19. sowie              m) mit zwei Apsiden, das von fünf hohen Tür-                                                          bliothek des Weltwissens“
des 20. Jahrhunderts                                        men gekrönt wird.                                                                                     Das Museum beherbergt ein kilometerlanges
Grand Hornu – Mustergültiges, architektonisches                                                                                                                   Karteikastensystem (nach Paul Otlet 1895),
Ensemble im neo-klassischen Stil                            Die neolithischen                                                                                     das als ein Vorreiter des Internets gilt.
Bois du Cazier – Bergbaugeschichte in gegenwärti-           Feuersteinminen von Spiennes
ger Museumslandschaft                                       Die archäologische Stätte der neolithischen
Bois-du-Luc – Freiluftmuseum zum sozialen Le-               Minen von Spiennes ist eine der ausgedehn-                                                             WEITERE INFORMATIONEN:
ben im Bergwerksumfeld                                      testen und ältesten Abbaustätten für Feuer-                Die Ducasse von Mons © WBT-AnibalTrejo
                                                                                                                                                                   www.belgien-tourismus-wallonie.de
Blegny-Mine – ein lebendiges Bergwerksmuseum                stein in Europa.
Die Wallonie Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien - arttourist.com
PETER PAUL | arttourist.com 1|2018                                                                                                                                                     Belgien | Grand-Hornu | 53

                                                                                                                                                         Der Bergwerkskomplex von Grand Hornu © SPW-Patrimoine Foto: GuyFocant

Weltkulturerbe Grand-Hornu
Flanieren und Kunstgenuss in großem Industrieerbe
Die ehemalige Bergbau-Hochburg wurde zu einer sehenswer-                      hatte für die damalige Zeit ein außergewöhnliches Ausmaß           CID – Zentrum für Innovation und Design
ten Industrie-Kulturstätte errichtet, mit dem Museum MAC’s                    mit 450 Häusern. Auf der linken Seite des Platzes steht ein        Dieser Ausstellungsbereich dient der Förderung zeitgenössi-
und dem CID - Zentrum für Innovation und Design.                              großes Fabrikgebäude mit der ehemaligen Werkstätte für Ma-         schen Designs, einer Kultur des Dialogs zwischen Kreativen und
                                                                              schinenbau. Bemerkenswert sind die erhalten gebliebenen            Bürgern. Mittels medialer Aktivitäten werden Innovation, expe-
Aus Grand-Hornu wird der Besucher viele Eindrücke von                         Säulen, welche Pendentifkuppeln stützten. Darunter wurden          rimentelle Forschung und das Aufkommen neuer Thematiken
der Bedeutung dieser industriellen Anlage für den damali-                     Dampfmaschinen hergestellt, aber auch Loren, Werkzeuge             in den Bereichen Design, Architektur und Grafik gefördert.
gen Wohlstand der Region, aber auch für den technischen                       und Feuerwehrpumpen.
Fortschritt allgemein mitnehmen, verbunden mit einem sehr                                                                                        Together! – Ausstellung zum Thema
interessanten architektonischen Erbe, das in dieser Komple-                   MAC’s                                                              „Die neue Architektur der Gemeinschaft“
xität einzigartig in Nordeuropa ist. Die Anlage wurde vom In-                 Museum für moderne Kunst                                           25.3. bis 1.7.2018
dustriellen Henri De Gorge zwischen 1810 und 1830 erbaut.                     Seit 2002 befindet sich in einem neuen Gebäude das Museum          Wohnraum ist eine knappe Ressource. Die Immobilienprei-
Man betritt diese geschichtsbeladene Anlage von 10.000 qm                     für moderne Kunst (MAC's), indem mehrmals jährlich Ausstel-        se in den Metropolen steigen, klassische Konzepte des Woh-
Fläche durch das Eingangstor mit drei Rundbögen und vorste-                   lungen mit Werken berühmter zeitgenössischer Künstler orga-        nungsbaus können dem Bedarf nicht mehr gerecht werden.
hendem Dreieckgiebel. Es folgt ein Vorhof in Viereckanlage,                   nisiert werden. Es zeigt rund 300 Kunstwerke in der Daueraus-      Diese Herausforderungen haben eine stille Revolution in der
in der Mitte eine Baumgruppe, an seiner linken Seite befinden                 stellung. Ein wunderbarer Spagat zwischen alt und modern,          zeitgenössischen Architektur ausgelöst: das Bauen und Woh-
sich die ehemaligen Stallungen für die zahlreichen Gruben-                    in verschiedenen Räumen, darunter der lange Salle-Pont mit         nen im Kollektiv. „Together! Die neue Architektur der Ge-
pferde sowie eine Schmiede und eine Kupferschmiede. Am                        längslaufenden Oberlichtern.                                       meinschaft“ ist die erste Ausstellung, die dieses Thema umfas-
anderen Ende gelangt man durch einen weiteren Toreingang                                                                                         send beleuchtet und räumlich erfahrbar macht. Anhand von
zum ovalen Haupthof, der wie ein Amphitheater wirkt. Um                       Ausstellung Adel Abdessemed                                        Modellen, Filmen und Wohnungen im Maßstab 1:1 präsen-
den Haupthof herum und darüber hinaus sind in Viereck-                        „Otchi Tchiornie“ | 4.03. – 3.06.2018                              tiert sie eine Vielzahl von Beispielen aus Europa, Asien und
anlage die langen Reihen der Arbeitersiedlung zu sehen. Sie                   Das Ausstellungsprogramm im MAC‘s für das Jahr 2018 be-            den USA. Historische Vorläufer veranschaulichen zugleich
                                                                              ginnt mit einem der weltweit gefragtesten zeitgenössischen         die Geschichte der gemeinschaftlichen Architektur – von den
                                                                              französischen Künstler: Adel Abdessemed. Der für seine frap-       Reformideen des 19. Jahrhunderts bis hin zur Hippie- und
                                                                              pierenden Skulpturen (beispielsweise „der Kopfstoß“ von Zida-      Hausbesetzerszene, die mit dem Slogan „Make love, not lofts“
                                                                              ne bei der Fußballweltmeisterschaft 2006) bekannte Künstler        antrat. Die Ausstellung beginnt mit einem Blick auf die Ge-
                                                                              wird in Grand-Hornu eine „Ausstellung mit Manifestcharak-          schichte sozialer Wohnideale, die zumeist aus einem Protest
                                                                              ter“ präsentieren, die hauptsächlich mit neuen und speziell        gegen bestehende Verhältnisse entstanden sind. Dies unter-
                                                                              für Grand-Hornu realisierten Werken bestückt ist. Adel Ab-         streicht eine Inszenierung, die Bezug auf die gesellschaftliche
                                                                              dessemeds Œuvre ist geprägt vom Ausdruck der Leiden in der         Brisanz des Themas nimmt: Filme zeigen historische Protest-
                                                                              Welt, vom Gewaltpotenzial, von Terror und Heuchelei. Wenn          bewegungen für Wohnraum, während Transparente über die
                                                                              der Künstler uns zu erschüttern scheint, so dient das nicht der    damals entwickelten Lösungsansätze informieren. Eine Ins-
                                                                              Vermittlung von Hoffnungslosigkeit, sondern einem Wachrüt-         tallation aus 21 großformatigen Modellen heutiger Wohn-
                                                                              teln dafür, dass wir eine noch bestehende Wahlfreiheit dafür       bauprojekte bildet den zweiten Bereich der Ausstellung. Die
                                                                              haben, uns zwischen morbider Desillusion und der Freude am         gezeigten Beispiele stammen unter anderem aus Berlin, Zü-
                                                                              Leben zu entscheiden. Die Ausstellung in Grand-Hornu wurde         rich, Los Angeles, Tokio und Wien.
                                                                              vom Künstler in einer Art Manifest gegen die Barbarei und für
                                                                              die Freiheit konzipiert. Ein roter Teppich (Symbol für die offi-    WEITERE INFORMATIONEN:

                                                                              zielle Autorität) liegt entlang des Rundgangs aus und die Aus-      Grand-Hornu
                                                                              stellung beginnt mit einem absurden Werk, unsere Ratlosigkeit       Rue Sainte-Louise, 82
                                                                                                                                                  B-7301 Hornu
                                                                              gegenüber dem Krieg betreffend, mit einer „Kamikazetaube“,          www.grand-hornu.eu
                                                                              die auf einer öffentlichen Bank hockt, wo man zögern wird,          www.mac-s.be
                                                                                                                                                  www.cid-grand-hornu.be
                    Bristow, 2016 © Adel Abdessemed © Courtesy de l’artiste   sich daneben setzen zu wollen.
Die Wallonie Eine Reise zu Kunst, Kultur und Savoir-vivre in Südbelgien - arttourist.com
54 | Belgien | Mons                                                                                                                                      PETER PAUL | arttourist.com 1|2018

                                                                                                                                                        Der Marktplatz in Mons © Visitmons, Gregory Mathelot

MONS
Die europäische Kulturhauptstadt von 2015 trumpft mit
Weltkulturerbe und neuen Museen auf. Ihre „Ducasse de Trinité“
ist eines der bedeutendsten Volksfeste Belgiens.
Die Hauptstadt der wallonischen Provinz          eu Layens gestaltet, dem Architekten eines      Häuser. Diese Museen sind dem Malergenie         Zur Kultur gehört in der Wallonie stets
Hennegau, ein kulturelles und geschäftliches     der schönsten Rathäuser Europas in Leuven,      gewidmet, das in Mons fast zwei Jahre als        die Kulinarik. Die Entwicklung von Mons
Zentrum, hat eine große Geschichte. Im 7.        nahe Brüssel. Zum Weltkulturerbe gehört         Prediger arbeitete. Das Kulturhighlight in       drückt sich auch in der Vielfalt des kulinari-
Jahrhundert aus der Gründung eines Klosters      auch der barocke, elegante Belfried (87 m       Mons ist zweifellos das Museum der Schö-         schen Angebotes aus, dessen Phalanx auf der
durch die heilige Waltrudis (Sainte Waudru)      hoch) mit seiner bauchigen Turmspitze, die      nen Künste (BAM). Das moderne Haus zeigt         Grand-Place und in deren Nebenstraßen ge-
am Fuße einer Festungsruine entstanden,          Victor Hugo zu der originellen Beschreibung     Ausstellungen internationaler Qualität. Es ist   krönt wird, aber auch in der Umgebung von
verdankte sie ihren Wohlstand vor allem der      als „massige Kaffeekanne, die unterhalb des     ein Prestigebau der Stadt ebenso wie das Kon-    Mons eine Entdeckung wert ist. Eine Reihe
Tuchindustrie und später dem Kohleberg-          Bauches von vier kleineren Teekannen flan-      gresszentrum, entworfen von Daniel Libes-        erstklassiger Restaurants hebt die Stadt über
bau. Heute ist sie Universitätsstadt und Sitz    kiert ist“, inspirierte.                        kind, und der neue ultra-moderne Bahnhof         den Durchschnitt.
der Nato-Streitkräfte für Europa. Jedes Jahr                                                     (voraussichtliche Fertigstellung 2018).
am Dreifaltigkeitssonntag nach Pfingsten fei-    Beachtliche kulturelle Infrastruktur
ert Mons das Fest der Feste mit der berühm-      Die wunderbar zu überschauende Stadt Mons
ten Prozession des „Car d’or“, des goldenen      (rund 100.000 Einwohner) in der ehemali-
Wagens, der den kostbaren Goldschmiede-          gen Bergbauregion im Westen Belgiens hat
Reliquienschrein der Sainte Waudru aus der       ihre touristische und kulturelle Infrastruk-
Stiftskirche zu Ehren der Stadtheiligen trägt.   tur rund um das europäische Kulturhaupt-
Der anschließende Kampf, der „Lumeçon“,          stadtjahr 2015 deutlich verbessert. Neben
bei dem der heilige Georg zu Pferde symbo-       vielen Restaurierungen wurden gleich vier
lisch einen Drachen zur Strecke bringt, zieht    neue Museen eröffnet: das Mons Memorial
nahezu die ganze Bevölkerung der Stadt auf       Museum (MMM), das Museum Doudou, die
die „Grand-Place“. Wohl kein Brauchtum in        Artothèque sowie das Silex‘s Feuersteinmi-
der Wallonie hat so viel Authentizität und       nen-Museum, eine der vielen Weltkultur-
Tradition und ruft solch eine Begeisterung       erbestätten in der Provinz Hennegau rund
bei Besuchern und Einheimischen gleicher-        um Mons. Das Mundaneum Museum, das
maßen hervor wie dieses gemeinhin liebevoll      Archiv- und Dokumentationszentrum der
„Doudou“ genannte Fest. Auch aus diesem          Föderation Wallonie-Brüssel, wurde 2015
Grunde hat die UNESCO es als immateriel-         neu eröffnet. Die „universelle Bibliothek des
les Weltkulturerbe anerkannt. Der Marktplatz     Weltwissens“ ist quasi ein Web in Papierform
(„Grand-Place“) in Mons ist Mittelpunkt des      und gehört zum Weltdokumentenerbe. Ganz
historischen Zentrums, aus dem die Stiftskir-    klassisch geht es im Museum für dekorative
che Sainte Waudru herausragt, ein Muster-        Kunst François Duesberg zu. Es gehört zu
beispiel der Gotik in Belgien. Das ebenfalls     den besonderen Attraktionen in Mons, weil
gotische Rathaus (1458) mit dem romanti-         es eine außergewöhnliche Sammlung bereit-
schen „Jardin du Mayeur“ wurde von Mathi-        hält. Das gilt auch für die beiden Van-Gogh-                                                                                        ©WBT - Denis Erroyaux
PETER PAUL | arttourist.com 1|2018                                                                                                                                                           Belgien | Mons | 55

                                                                                                                                                KURZMITTEILUNGEN
                                                                                                                                                Maison Léon Losseau
                                                                                                                                                Das schönste Palais der Stadt mit
                                                                                                                                                Literaturzentrum
                                                                                                                                                Léon Losseau (1869-1949) war Anwalt, Bibliophiler und Fo-
                                                                                                                                                tograf aus Mons. Eine entsprechend gestaltete Szenografie
                                                                                                                                                ermöglicht es dem
                                                                                                                                                Besucher, mit Fo-
                                                                                                                                                cus auf die Biblio-
                                                                                                                                                thek und das Ku-
                                                                                                                                                riositätenkabinett,
                                                                                                                                                sich den Vorlie-
                                                                                                                                                ben und den Lei-
                                                                                                                                                denschaften Los-
                                                                                                                                                seaus anzunähern.
                                                                                                                                                Dazu zählen der
                                                                                                                                                                              © Fondation Losseau - Foto: WBT, JP. Remy
                                                                                                                                                Jugendstil, den er
                                                                                                                                                bevorzugte, seine wunderschöne Sammlung von Medaillen
                                                                                                                                                und die Episode über die Entdeckung einer Originalausgabe
                                                                                                                                                von Une Saison en enfer von Rimbaud. Auf der zweiten Etage
                                                                                                                                                gibt es komfortable Leseräume, Räume für Recherchen und
                                                                                                                                                einen Bereich, der dem Comic und der Jugendliteratur gewid-
                                                                                                                                                met ist.
                                                                                                                                                www.maisonlosseau.be

                                                                                                                                                Die Stiftskirche der Heiligen Waltrudis –
                                                                                                                                                Meisterwerk der Gotik in Belgien
                                                                                                                                                Ein Gotteshaus voller Kunstwerke. Allen voran der kupfer-
                                                                                                                                                vergoldete Reliquienschrein (1887) der Heiligen Waltrudis
                                                                                                                                                (Sainte Waudru) oberhalb des Hauptaltars. Sehr beachtlich
                                                                                                                                                sind die Werke des Monser Bildhauers Jacques Du Broeucq,
                                                                                                                                                sieben seiner Statuen zieren den Chorraum. Sehenswert sind
                                                                                                                                                zudem die Glasfenster aus dem 16. Jahrhundert im Chor.
                                                                                                                                                Der Kirchenschatz der Heiligen Waltrudis ist außergewöhn-
                                                                                                                                                lich. Im ehemaligen Kapitelsaal enthält er Erinnerungsstücke
                                                                                                                                                an die Heilige wie einen Ring und eine Spange, dazu Gold-
                                                                                                                                                schmiedearbeiten aus dem 12. bis 19. Jahrhundert. Auch der
                                                                                                                                                prunkvolle “Goldene Wagen” im Louis XVI-Stil (Protagonist
                                                                                                                                                bei der jährlichen Prozession des “Doudou”) hat seinen festen
                                                                                                                                                Platz in der Kirche.
                                                                                                                                                www.waudru.be
                                                                                                           Die Sankt Elisabeth-Kirche in Mons
                                                                                                           © Visitmons - Gregory Mathelot
                                                                                                                                                Die Kunst- und Kulturgeschichte von Mons ist
                                                                                                                                                mit berühmten Namen verbunden.

„WHERE TECHNOLOGY                                                                                                                               Roland de Lassus (ital. Orlando di Lasso) wurde 1532 in Mons
                                                                                                                                                geboren. Er gilt als einer der größten Komponisten der Hoch-
                                                                                                                                                renaissance zum Ende des 16. Jahrhunderts und Begründer

MEETS CULTURE“
                                                                                                                                                des französischen Chansons. Am 16. August 1837 besuchte
                                                                                                                                                der große französische Schriftsteller Victor Hugo Mons und
                                                                                                                                                würdigte die Reise in Briefen und Zeichnungen. Damals wuss-
                                                                                                                                                te er noch nicht, wie viel Belgien ihm bedeutete und dass

Wo Technologie auf Kultur trifft, entstand eine                                                                                                 zahlreiche Aufenthalte sein Leben bereichern sollten. Mons
                                                                                                                                                begeisterte ihn derart, dass er zwei Briefe an seine Frau Adèle
                                                                                                                                                schrieb, in denen er Belgien noch als „Flandern“ bezeichnete.
veränderte Stadt, zwischen den alten Halden des                                                                                                 Eine ganz besondere Beziehung zu Mons hatte der skandal-
                                                                                                                                                umwitterte französische Dichter Paul Verlaine, denn er saß

einst blühenden Steinkohlereviers um Mons                                                                                                       hier zwischen 1873 und 1875 im Gefängnis. Der große nie-
                                                                                                                                                derländische Maler Vincent Van Gogh verbrachte beinahe
Dieser Slogan, der zum Kulturhaupt-        Silicon Valley in der Wallonie. Google                 ein Vorläufer des Internets. Das war im       zwei Jahre in der so genannten Borinage, der Zechenregion in
stadtjahr 2015 etabliert wurde, ist sym-   betreibt heute in Mons sein europäi-                   Jahr 1934, es gab kein Internet, keine        und um Mons. Hier begann er als Prediger und war sehr nah
bolisch für Mons. Es soll weit über 2015   sches Data Center. (K)ein Zufall? Denn                 Computer und keine digitalen Daten,           am harten Alltag der Bauern und Minenarbeiter. Von diesem
hinaus eine Symbiose aus den alten         in Mons steht auch das Mundaneum,                      sondern Archive mit hölzernen Kartei-         Leben beeinflusst entschied er sich alsbald für die Künstler-
Werten des kulturellen Erbes und einer     ein Museum mit der „universellen Bi-                   kästen. Sechs Kilometer Spalier dieser        laufbahn und entwickelte eine Vorliebe für Motive aus dem
richtungsweisenden Zukunft mit den         bliothek des Weltwissens“ nach dem                     „Server aus Holz“ sind heute noch im          Alltag der hart arbeitenden Bevölkerung.
tragenden Säulen Technologie, Touris-      Belgier Paul Otlet, der als Vordenker                  Mundaneum zu bewundern.
mus und Kultur erwachsen. Als Symbol       für die Erfindung eines weltumspan-                                                                  Auf den Spuren von Vincent im Borinage
und eine Art urbanem Brückenschlag         nenden Netzes gilt, das Informationen,                 Der Kulturkilometer                           Noch heute existieren zahlreiche Spuren des Aufenthalts von
im wahrsten Sinne des Wortes zwischen      Bücher, Filme und andere Dokumente                     Er ist beispielhaft für die Umwandlung        Van Gogh zwischen 1878 und 1880 in der Borinage. Zum ei-
dem alten Mons und der „neuen“ Stadt       sowie Tonaufnahmen verbindet – quasi                   städtischen Areals in ein Kulturzent-         nen ist da sein Wohnort Cuesmes, wo das Maison Van Gogh
vor den Toren des historischen Stadt-                                                             rum. Der Kulturkilometer konzentriert         Besucher aus aller Welt willkommen heißt. Dieses Museum
kerns wird der neue Bahnhof des spa-                                                              sich um das Théâtre le Manège, das zum        zeigt eine frühe wegweisende Etappe im bewegten Leben des
nischen Architekten Santiago Calatra-                                                             neuen Kulturzentrum MARS gehört –             genialen Künstlers. Zum anderen wurde auch das Wohnhaus
va gesehen, der allerdings noch nicht                                                             "Mons Arts de la scène", also für darstel-    an seinem ersten Aufenthaltsort in Colfontaine zum Museum
fertig gebaut ist. Gleich nebenan krönt                                                           lende Kunst. Ein weiterer Protagonist ist     umgestaltet. Viele dieser Orte, aus denen er Inspiration für
das technologisch und architektonisch                                                             das Arsonic, ein Veranstaltungsort für        seine späteren Werke zog, können heute auf einer Van Gogh
verblüffende Bauwerk des neuen Kon-                                                               Konzerte und Studioaufnahmen in den           Route angefahren werden. Dazu gehören auch viele Bergbau-
gresszentrums das moderne Mons, in                                                                ehemaligen Gebäuden der Feuerwehr             und Industriestätten sowie deren Landschaften, die damals
Gesellschaft eines Kongresshotels, des                                                            in der Rue de Nimy. Das neue Maison           das Kohlerevier um Mons, die Bevölkerung und das ganze
multifunktionalen        Mehrzweck-Aus-                                                           Folie basiert auf einem modernen Kon-         soziale Leben der Region prägten. Die Stätten sind nicht zu
stellungskomplexes Lotto Mons Expo                                                                zept der Theaterkunst. Seit 2006 sind         besichtigen, jedoch kann man über das Fremdenverkehrsamt
(15.000 m²) sowie des Geschäftszen-                                                               die „Anciens Abattoirs“, die ehemali-         „visitMons“ Führungen organisieren lassen und die Route auf
trums Les Grands Prés, des Imagix Ki-                                                             gen Schlachthöfe, für Veranstaltungen         der Internetseite herunterladen.
nokomplexes, des neuen Freizeitparks                                                              und Wechselausstellungen zu Themen            http://www.routevangogheurope.eu/de/
Imagi, des Grand Large Yachthafens                                                                der plastischen zeitgenössischen Kunst
und des Digital Innovation Valley. Wo                                                             eingerichtet worden. Das Hauptgebäu-
                                                                                                                                                 WEITERE INFORMATIONEN:
früher Kohle und Stahl vorherrschten,                                                             de, die große Halle, erstreckt sich auf
tun dies heute mehr und mehr Zu-                                                                  70 m Länge und 10 m Breite mit weiß            VisitMons
                                                                                                                                                 Grand-Place 27
kunftstechnologien und der Bereich der               Der Affe befindet sich direkt am Rathaus     getünchten Seitenwänden und Eisen-             B-7000 Mons
                                                   und ist ein Symbol für Mons. Wenn man ihn
digitalen Medien. Das Digital Innovati-             am Kopf streichelt, soll das Glück bringen.
                                                                                                  trägerkonstruktion an der Decke.               Tel.: +32(0)65 33 55 80
                                                                                                                                                 www.visitmons.be
on Valley ist entstanden, sozusagen ein                                       © WBT, JP. Remy
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