ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018

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ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF
                                     NR. 252 • Dezember 2018

                   ACH ET                                        alt

                                                     r f ord ern:
                                                  Wi        a chen
                                                       o   m
                                                 Temp Kohle-
                                                   beim ieg!
                                                     ausst

Auf dem Weg zur    Klima, Hambach,   Neumitglieder:      Die GRÜNEN
„Dritten Option“   Kohleausstieg     Gekommen,           in Nordirland
Seite 4/5          Seite 6/7         um zu bleiben       Seite 9
                                     Seite 8
ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
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      EDITORIAL                                                                    I N H A LT

       Liebe Freundinnen und Freunde!                                               KRE I S V E RB A ND
       Am 1. Dezember 2018 hieß es in der Kölner Innen-                            Bericht des Kreisvorstands                               3
       stadt lautstark „Kohle stoppen“. 20.000 Menschen
       waren gekommen, um für Klimaschutz und einen                                 B UND
       schnellen Kohleausstieg zu demonstrieren. Wir wa-                           Weiblich – männlich – divers:
       ren natürlich dabei – seht die Fotos auf Seite 12, die                      Auf dem Weg zur „Dritten Option“                     4–5
       unser Grafiker Dietmar Putscher für uns gemacht hat
       (Danke, Dietmar!). Wo wir sonst noch als Grüne aktiv                         B UND
       waren schreibt unser Kreisvorstand auf Seite 3, und                         Klima, Hambach, Kohleausstieg                        6–7
       was wir unseren zahlreichen Neumitgliedern bieten
       auf Seite 8.                                                                 KRE I S V E RB A ND

       Die Doppelseiten 4/5 und 6/7 behandeln bundespo-                            Gekommen, um zu bleiben –
       litische Themen: Sven Lehmann MdB schreibt über                             Neuanfang und Auftrag                                    8
       die „Dritte Option“ und Oliver Krischer MdB über                             GRÜNE GL OB A L / L OK A L
       Klima, Hambach und den Kohleausstieg. Bei „Grüne
       global/lokal“ (Seite 9) geht es dieses Mal um Irland                        What’s the craic, Northern Ireland?                      9
       und auf Seite 10 schreibt wie immer die GRÜNE
       JUGEND. Auf Seite 11 stellen wir euch den Arbeits-
                                                                                    GRÜNE J UGE ND
       kreis Sport und den Arbeitskreis Wirtschaftspolitik                         Sag mir, wo die Blumen sind …                          10
       vor, alle wichtigen Adressen haben wir auf Seite
       15 aufgelistet und Termine auf Seite 16. Und zum                             A RBE I T S KRE I S E
       Schluss der Hinweis auf unsere Machete, die han-                            AK Sport „Lust auf Bewegung“                           11
       delt dieses Mal von Lieschen Müller und ist wie im-
       mer wunderbar illustriert von Sabine Voigt (Danke,                          AK Wirtschaftspolitik „Green Economy
                                                                                   oder Post Growth“                                      11
       Sabine!).

       Viel Spaß bei der Lektüre, schöne Feiertage
                                                                                    K UR Z NO T IE R T
       und einen guten Jahreswechsel wünschen euch                                 Nachrichten                                      12–13
       Christiane, Frank, Judith, Julia und Moritz                                  M ACHE T E
       Mach-et-Redaktion
                                                                                   Lieschen Müller ändert die Welt –
                                                                                   und viele andere stehen Schlange                       14

                                                                                    S E RV ICE

    IMPRESSUM                                                                      Adressen                                               15
    Die Mach et ist das offizielle Magazin der Kölner GRÜNEN
                                                                                   Termine                                                16
    und wird ehrenamtlich erstellt. Sie erscheint viermal im Jahr.
    Gedruckt auf Recyclingpapier
    Auflage 2100
    Versendet mit GOGREEN, dem klima-
    neutralen Versand der Deutschen Post
    Anschrift:   Redaktion Mach et, c/o KV-Büro, Ebertplatz 23, 50668 Köln
                 S 0221-9727888
                 7 machet@gruenekoeln.de < www.gruenekoeln.de
    V.i.S.d.P.: Jonathan Sieger
    Redaktion: Judith Hasselmann, Frank Jablonski, Christiane Martin (CvD),
                Moritz Rüger, Julia Woller
    Layout:     Dietmar Putscher
    Titelbild: Dietmar Putscher
    Druck:      Moosdruck, Leverkusen
    Preis:      1 €, Mitglieder kostenlos

    Die Artikel spiegeln die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des jewei­ligen
    Autors wider und nicht unbedingt die der Redaktion oder von BÜNDNIS 90/
    DIE GRÜNEN, KV Köln. Unverlangt eingesandte Manus­kripte nehmen wir
    gerne entgegen. Haftung wird nicht übernommen. Die Redaktion behält sich
    vor, eingesandte Beiträge zu kürzen.

                                                                                                                MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

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ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
K R E IX
                                                                                                         SxV xExRxBxAxNx D
                                                                                                                         x

Liebe Freundinnen und Freunde,
wir werden immer mehr! Inzwischen           stands- und andere Wahlen absolviert          Damit geht dann in Kürze das Jahr zu
haben wir mit 1400 Mitgliedern die Tau-     und, und, und. An dieser Stelle begrüßen      Ende und wir sagen an dieser Stelle
sendermarke längst geknackt und ein         wir deshalb auch Eileen Woestmann als         schon einmal ein herzliches Danke für
Ende ist bisher noch nicht absehbar. Mit    neue Beisitzerin im Kreisvorstand. Viel       euer Engagement, eure Motivation und
dem Interesse an unserem Kreisverband       Erfolg mit der neuen Aufgabe!                 eure Zeit für die Kölner GRÜNEN!
liegen wir voll im Trend – auch auf der
Landes- und Bundesebene sieht es ähn-       Neu dabei war auch unser Format des           Und nächstes Jahr geht es auch gleich
lich Grün aus. Ganz zu schweigen von        Themenmonats. Wir haben vor dem               spannend weiter. Wir starten zu Beginn
den Wahlumfragen der letzten Zeit.          Hintergrund der Fluchtursachen- und           des Jahres fast zeitgleich in die Europa-
                                            Seenotrettungsdiskussionen einen Blick        wahl 2019 und die Kommunalwahl 2020.
Neue Mitglieder heißt auch viele neue       auf unseren Nachbarkontinent Afrika           Für die Europawahl haben wir unsere
Aktivitäten. Wir sind nicht nur gefragt,    geworfen. Wir haben gemeinsam disku-          Wahlkampfstrukturen schon fast einge-
wenn es darum geht unsere Mitglieder-       tiert, uns informiert und besser kennen       richtet und mit Nadine Milde, aktiv im
betreuung auf Kreisverbandsebene wei-       gelernt. Wir haben Fragen gestellt, von       Arbeitskreis Internationales, sogar eine
terzuentwickeln, auch viele Ortsverbän-     denen viele (noch) nicht beantwortet          Überraschungskandidatin auf unserer
de und Arbeitskreise sind fleißig dabei,    sind. Wir bleiben dran. Versprochen! An       Europawahl-Liste. Herzlichen Glück-
„die Neuen“ willkommen zu heißen. Es        diesem spannenden Experiment haben            wunsch, Nadine!
gibt unter anderem neuen Schwung für        sich (fast) alle Ebenen der Partei betei-
den CSD und den Arbeitskreis Queer,         ligt und auch das Echo in der Stadtge-        Außerdem werden wir Anfang 2019
für den Arbeitskreis Frauen und Mäd-        sellschaft war großartig. Darüber freuen      einen großen Auftaktworkshop zur
chen sowie Interessierte, die sich näher    wir uns ganz besonders und auch dafür         Ideenfindung für das Kommunalwahl-
mit dem Thema Bildung und Schule            herzlichen Dank an euch alle!                 programm machen, aus dem dann un-
beschäftigen wollen. Herzlichen Dank                                                      ser Programm entsteht. Zu klassischen
dafür!                                      Das kurze Kleid                               kommunalpolitischen Themen wie zum
                                                                                          Beispiel Verkehr, Wohnen, Klimaschutz,
Nicht nur mit Blick auf unseren Mitglie-    Ganz zum Schluss gab es dann auch             Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur
derzuwachs war es ein mehr als span-        noch einen kleinen Aufreger um unsere         oder Bildung hoffen wir auf eure Beteili-
nendes und ereignisreiches Jahr – mit       Pressemitteilung „Kurzes Kleid“ (siehe        gung und Beiträge aus unseren zahlrei-
vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen,     Seite 12/13). Die große Resonanz in der       chen Arbeitskreisen. Bringt euch ein und
die wir gemeinsam als Grüne gemeistert      Stadt und darüber hinaus hat uns aber         macht mit uns Köln noch Grüner!
haben. Nur ein Teil von unseren Aktivi-     auch gerade im Jubiläumsjahr von 100
täten entsprach dem, was wir uns am         Jahre Frauenwahlrecht gezeigt, dass wir       Bis dahin wünschen wir euch ein paar
Anfang des Jahres zur „Jahresplanung        Sprache und vorgebliche Konventionen          ruhige Tage, einen schönen Jahreswech-
2018+“ überlegt hatten – aber auch          hinterfragen müssen. „Das haben wir           sel und einen guten Start in 2019!
das ist eine unserer Stärken: Mit neuen     schon immer so gemacht“ ist schließlich
Situationen umzugehen und Themen            das schlechteste aller Argumente.             Euer Kreisvorstand
schnell aufzugreifen!                                                                     Katja, Frank, Sandra, Bärbel, Eileen,
                                                                                          Stefan, Lisa-Marie und Daniel
Hambi bleibt!
und Klima-Kohle-Demo
Besonders gefreut hat uns ein wichtiger
Etappenerfolg auf dem Weg zu einem
endgültigen #HambiBleibt. Wir kämpfen
weiterhin dafür, dass der Klimakiller vor
unserer Haustür endlich Geschichte wird
und haben zum Thema Klimaschutz auf
der letzten Kreismitgliederversamm-
lung einen weiteren Antrag verabschie-
det (siehe Seite 12/13) und natürlich die
große Klima-Kohle-Demo unterstützt,
die am 1. Dezember 2018 zeitgleich in
Berlin und Köln stattfand.
                                                                                                                                      Foto: Malin Kundi

Daneben haben wir uns dieses Jahr mit
der Ost-West-Achse beschäftigt, weiter-
hin klare Kante gegen Rechtsextreme
                                            Der neu gewählte Vorstand der Kölner GRÜNEN: Marc Daniel Heintz, Frank Jablonski, Katja
gezeigt, den CSD und unzählige weitere      Trompeter und Stefan Wolters (hintere Reihe), Lisa-Marie Friede, Bärbel Hölzing, Sandra
Veranstaltungen organisiert, Kreisvor-      Schneeloch und Eileen Woestmann (vordere Reihe; jeweils v.l.n.r.).

MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

                                                                                                                                                          3
ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
BUND

    Weiblich – männlich – divers:
    Auf dem Weg zur „Dritten Option“
    Hast Du in Deinem Leben schon einmal        schwerde ein. Mehr als ein Jahr später        den neu geschaffenen Geschlechtsein-
    mit einem ärztlichen Attest nachweisen      hat das Bundesverfassungsgericht ein          trag „divers“ die Bedingung, ein ärzt­
    müssen, wirklich ein Mann oder eine         Machtwort gesprochen. Es forderte den         liches Attest vorzulegen, das „Varianten
    Frau zu sein? Und dazu unter anderem        Gesetzgeber dazu auf, bis Ende dieses         der Geschlechtsentwicklung“ belegt.
    einen Hormonspiegel vorgelegt? Was          Jahres eine Neuregelung des Personen-         Das bedeutet, dass Menschen ihren Kör-
    für eine absurde Frage, magst Du den-       standsrechts auf den Weg zu bringen,          per, ihre Geschlechtsorgane, ihren Hor-
    ken. Aber das ist genau das, worüber        eine dritte Option zum Geschlechtsein-        monspiegel ärztlich begutachten lassen
    im Bundestag gerade heftig debattiert       trag einzuführen oder gänzlich auf einen      müssen – bloß, um eine Urkunde zu än-
    wird. In den letzten Monaten haben vor      Geschlechtseintrag zu verzichten. Denn        dern. Damit werden intersexuelle Men-
    allem die queeren Medien viel über die      das bestehende Personenstandsrecht            schen pathologisiert und diskriminiert,
    „Dritte Option“ beim Geschlechtseintrag     verlange von Menschen ohne eindeutig          denn Personen weiblichen oder männ­
    berichtet. Aber worum geht es da über-      männliche oder weibliche Zuordnung            lichen Geschlechts müssen keinen medi-
    haupt, und welche Position vertreten die    irregulär, sich entweder dem binären          zinischen Beleg für die Eintragung ihres
    GRÜNEN in dieser Debatte?                   System anzupassen oder sich ohne              Geschlechts vorlegen. Besonders hart
                                                Geschlechtseintrag als geschlechtslos         sind intergeschlechtliche Menschen be-
    Von Sven Lehmann MdB                        defi­nieren zu müssen. Damit hat das          troffen, die eine männliche oder weib-
                                                Bundesverfassungsgericht klar zum Aus­-       liche Geschlechtsidentität haben und
    Im Juli 2014 hatte Vanja, stellvertre-      ­druck gebracht: Die Spezies Mensch           ihre intergeschlechtliche körperliche
    tend für viele intersexuelle Menschen        besteht aus mehr als Mann und Frau.          Konstitution damit zwangsweise offen-
    in Deutschland, einen Antrag zur Än-         Die Realität besteht aus geschlecht­         baren müssen, um eine Änderung ihres
    derung des Eintrages in der eigenen          licher Vielfalt und jeder Mensch hat das     bei Geburt eingetragenen Geschlechts
    Geburtsurkunde von weiblich in „inter/       Recht auf freie Entfaltung seiner Per-       erreichen zu können.
    divers“ beim Standesamt eingereicht.         sönlichkeit und auf Schutz seiner Würde
    Um endlich für alle Menschen, die sich       und Grundrechte. Geschlechtliche Iden-       Zwang zur Krankheit
    nicht (ausreichend) mit den Begriffen        tität ist dabei ein zentraler Aspekt der
    „männlich“ oder „weiblich“ bezeichnet        eigenen Persönlichkeit. Das Urteil rückt     Außerhalb von Seehofers blau-rosa
    sehen, eine selbstbestimmte, positive        damit die Selbstbestimmung als Persön-       Welt­­bild können Menschen aber auch
    Alternative zu schaffen. Dieser Antrag       lichkeitsrecht klar in den Vordergrund.      unabhängig von ihrem körperlichen Ge-
    wurde erwartungsgemäß mit Hinweis                                                         schlecht eine nicht-binäre Geschlechts­
    auf das geltende Recht abgelehnt. Und       Was hat die Bundesregierung aus diesem        identität aufweisen. Diese werden
    damit folgte ein langer steiniger Weg       Auftrag gemacht? Horst Seehofer legte         ebenso wie transidente und transge-
    durch alle richterlichen Instanzen, vom     einen Gesetzentwurf vor und stellte für       schlechtliche Menschen von dem Gesetz
    Amtsgericht über das Oberlandesge-
    richt und den Bundesgerichtshof. Dieser
    erklärte, mit der bestehenden Möglich-
    keit, das Feld Geschlechtseintrag frei zu
    lassen, sei ausreichend Gleichberech-
    tigung gegeben. Die Schaffung einer
    weiteren Option zum Geschlechtsein-
    trag entspreche nicht dem Willen des
    Gesetzgebers und würde das „staatliche
    Ordnungsinteresse“ in erheblichem Um­-
    fang betreffen. Was für eine krasse, her-
    ablassende Begründung – als sei es Auf­-
    gabe des Staates, zu bestimmen, wie
    Menschen zu sein haben!

    Machtwort des Bundes-
    verfassungsgerichts
                                                                                                                                            Foto: Moritz Rüger

    Vanja und die Kampagnengruppe haben
    sich davon nicht entmutigen lassen und
    reichten im Herbst 2016, unterstützt        Vanja und das Team der „3. Option“ feiern ihre Auszeichnung mit der Kompassnadel des
    von vielen Menschen, Verfassungsbe-         Schwulen Netzwerkes NRW.

                                                                                                              MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

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ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
BUND

                                                             Wir GRÜNEN haben deshalb gefordert:          3. Es wird ein Entschädigungsfonds für
                                                                                                             die Verletzung körperlicher Unver-
                                                             1. Der Geschlechtseintrag wird erst ab          sehrtheit bei transsexuellen und in-
                                                                dem 14. Lebensjahr erfasst und von           tergeschlechtlichen Personen errich-
                                                                jeder Person selbst bestimmt. Es             tet.
                                                                gibt dabei folgende Möglichkeiten:
                                                                „weiblich“, „männlich“, „divers“ oder     Gesetzentwurf ändern
                                                                keine Angabe. Soweit internationa-
                                                                le Regelungen für die Kinder und          Wir GRÜNEN hoffen auf eine konstruk-
                                                                Jugend­lichen unter 14 Jahren einen       tive Arbeit in den Ausschüssen, haben
                                                                positiven Geschlechtseintrag in Rei-      eine Expertenanhörung zum Gesetzent-
                                                                sepässen fordern, wird er auf Anga-       wurf beantragt und werden uns dafür
                                                                ben sorgeberechtigter Personen bei        einsetzen, dass der Gesetzentwurf an
                                                                Antragstellung beruhen.                   den entscheidenden Stellen verändert
                                                                                                          wird. Nach Beschluss des Gesetzes geht
                                        Foto: Moritz Rüger

                                                             2. Im BGB wird klargestellt, dass sorge-     die Debatte aber weiter. Wir fordern, das
                                                                berechtigte Personen nicht in einen       Transsexuellengesetz zu überwinden
                                                                geschlechtszuweisenden oder -an-          und ein Gesetz zur Anerkennung der Ge-
                                                                gleichenden medizinischen Eingriff        schlechtervielfalt und zur Selbstbestim-
Sven Lehmann hält die Laudatio zur Verlei­                      an den Genitalien oder Keimdrüsen         mung. Denn über seinen Körper, seine
hung der Kompassnadel des Schwulen Netz­
werkes NRW an Vanja und das Team „Dritte                        einwilligen dürfen, es sei denn, der      Sexualität und sein Geschlecht kann
Option“.                                                        Eingriff ist zur Abwendung einer le-      nur eine*r bestimmen – und das ist jeder
                                                                bensbedrohlichen Situation oder der       Mensch selber!
                                                                Gefahr einer schwerwiegenden kör-
ausgeschlossen. Dabei bestünde jetzt                            perlichen Gesundheitsbeeinträchti-
die große Chance, im Zuge des Urteils                           gung des Kindes zwingend erforder-
auch das entwürdigende und bevor-                               lich.
mundende Transsexuellengesetz end-
lich zu überwinden. Genauso wie es das
Deutsche Institut für Menschenrechte,
Jurist*innen, viele Ärzt*innen und quasi                       Trans*
alle Verbände fordern. Denn Transsexu-
                                                               Mit Trans* bezeichnen sich Menschen,
elle und transidente Menschen werden
                                                               die ein anderes als das ihnen bei der
bisher qua Gesetz dazu gezwungen, sich
                                                               Geburt zugewiesenes Geschlecht
als krank diagnostizieren zu lassen, bloß                      haben. Das muss nicht zwangsläu-
um über ihr Geschlecht selber zu be-                           fig mit dem Wunsch nach einer ge-
stimmen.                                                       schlechtsangleichenden Operation           schlecht dieser medizinischen Norm
                                                               verbunden sein. Auch die soziale           anzupassen. Sowohl solche Operati-
Vom Auftrag des Bundesverfassungs-                             Angleichung in Form von Kleidung           onen als auch die Verabreichung von
gerichtes, die Selbstbestimmung in ei-                         und Gesten kann als stimmig erlebt         Hormonen geschehen dann aufgrund
nem neuen Gesetz umzusetzen, bleibt                            werden. Trans* ist ein weit gefasster      des Lebensalters ohne Einwilligung
damit nichts übrig. Wir sind sicher: Die                       Oberbegriff. Das Sternchen hinter          der Betroffenen – ohne dass eine me-
Welt gerät nicht aus den Fugen, wenn                           Trans* fungiert als Platzhalter für        dizinische Notwendigkeit vorliegen
der Gesetzgeber anerkennt, dass Men-                           vielfältige Identitäten und Selbst-        würde. Häufig wird der Oberbegriff
schen selber über ihren Geschlechtsein-                        bezeichnungen. So kann der Begriff         inter* genutzt. Das Sternchen hinter
trag entscheiden können. Im Gegenteil:                         trans* z. B. zu transsexuell, transident   inter* fungiert als Platzhalter, um alle
Er würde damit den Druck von Eltern                            oder transgender vervollständigt           vielfältigen intergeschlechtlichen
nehmen, ihr Kind in ein binäres Sche-                          werden.                                    Realitäten und Körperlichkeiten mit
ma zu pressen, in das es nicht passt und                                                                  einzuschließen. So kann der Begriff
in dem es nicht glücklich aufwachsen                                                                      inter* je nach Selbstbezeichnung z. B.
kann. Der Gesetzentwurf sieht bei in-
tergeschlechtlichen Kindern vor, den
                                                               Inter*                                     zu intersexuell oder intergeschlecht-
                                                               Inter* Personen sind Menschen, die         lich vervollständigt werden.
Geschlechtseintrag offen zu lassen
                                                               Varianten in ihrer Geschlechtsent-
oder das „diverse“ Geschlecht eintragen
                                                               wicklung aufweisen und sich in Hin-
zu lassen. Das bedeutet für Eltern eine
                                                               blick auf ihr chromosomales, gona-
erhebliche Belastung, denn mit diesem
                                                               dales oder anatomisches Geschlecht
„Zwangsouting“ befürchten sie eine
                                                               nicht in die medizinische Norm männ-
Stigmatisierung ihrer Kinder. Immer
                                                               licher und weiblicher Körper einord-
noch werden in Deutschland aus diesem                                                                     (Begriffsklärung von www.schlau.nrw, dem
                                                               nen lassen. In vielen Fällen werden
Grund an gesunden Säuglingen und Kin-                          immer noch Operationen an Klein-
                                                                                                          Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt zu
                                                                                                          geschlechtlichen Identitäten und sexuellen
dern unumkehrbare geschlechtszuwei-                            kindern durchgeführt, um das Ge-           Orientierungen)
sende Operationen und Hormonbehand-
lungen vorgenommen.

MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

                                                                                                                                                         5
ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
BUND

    Klima, Hambach, Kohleausstieg
    Der Klimawandel ist nicht nur durch         hitzung um 3 bis 4 Grad bekommen. Das                             Kohleausstieg damit wie so viele andere
    Berichte des Weltklimarates belegt,         aber wäre eine Erde, die wir unseren                              brennende Themen von der Großen
    sondern spätestens seit dem diesjähri-      Nachkommen nicht überlassen wollen,                               Koalition ausgesessen wird.
    gen Sommer auch bei uns deutlich spür-      weil sie in weiten Teilen unbewohnbar
    bar. Doch die Bundesregierung setzt         würde.                                                            Doch dann kam der Hambacher Wald.
    dem nichts entgegen. Dabei ist es längst                                                                      Der RWE-Konzern beschwor mit Un-
    Zeit, jetzt endlich radikale Umweltpoli-
    tik konkret zu machen!
                                                Bundesregierung hält das                                          terstützung der Landesregierung NRW
                                                                                                                  und mit Duldung der Bundesregierung
                                                Paris-Abkommen nicht ein                                          eine unnötige Eskalation des seit Jah-
    Von Oliver Krischer MdB                                                                                       ren schwelenden Konflikts herauf. Der
                                                Deutschland galt lange als Vorreiter                              Jahrhunderte alte Wald sollte der Kohle
    Der diesjährige Sommer mit bis heute        im internationalen Klimaschutz. Das ist                           weichen, und das während in Berlin
    anhaltender Dürre bei uns in Deutsch-       vorbei. Im weltweiten Vergleich spielt                            eine Kommission über den Kohleaus-
    land und Wetterkatastrophen in allen        die Klimamusik heute in China, Indien,                            stieg verhandelte. Das verstand nun
    anderen Teilen der Welt bestätigt wie-      Nordeuropa und den USA – trotz Trump,                             wirklich niemand mehr im Land. Den
    der einmal mehr: Die Klimakrise spitzt      denn viele US-Bundesstaaten gehen                                 wachsenden Widerstand beantworten
    sich zu. Kaum eine Region wird noch         beim Ausbau erneuerbarer Energien                                 CDU-Ministerpräsident Laschet und
    verschont. Auch wir in Deutschland be-      voran. Dagegen kämpft die Bundesre-                               sein Innenminister Reul mit dem größ-
    kommen einen Vorgeschmack auf das,          gierung an der Seite von Klimabremsern                            ten und teuersten Polizeieinsatz in der
    was uns blüht, wenn wir nicht ganz          wie Polen in Brüssel gegen ambitionier-                           Geschichte NRWs. Wie schon bei der
    schnell handeln und den Ausstoß an          te Erneuerbaren- und Klimaziele an al-                            Atomkraft wird in Deutschland wieder
    Klimagasen drastisch reduzieren.            len Fronten und einen angemessenen                                einmal Energiepolitik auf dem Rücken
                                                CO2-Preis. Die Merkel-Regierung sägt                              Tausender Polizistinnen und Polizisten
    Verheerende Unter­                          den Ast ab, auf dem sie in Paris bei der
                                                Verabschiedung des Klimaabkommens
                                                                                                                  gemacht, von denen viele selbst am Sinn
                                                                                                                  ihres Tuns zweifeln. Geschichte wieder-
    schiede zwischen 1,5                        gesessen hat. Anstatt zu handeln, düm-                            holt sich, und auch der Einsatz zur Räu-
    und 2 Grad                                  pelt die Merkel-Regierung seit ihrer                              mung der Baumhäuser im Hambacher
                                                Wahl verantwortungslos vor sich hin.                              Wald wird völlig umsonst gewesen sein.
    Das bestätigt auch der kürzlich erschie-    Selbst beim entscheidenden Thema
    nene Sonderbericht des Weltklimarates
    (IPCC). Darin wird eines deutlich: Das
                                                Kohleausstieg hat sie lediglich eine
                                                Kommission eingesetzt, die seit dem
                                                                                                                  Hambacher Wald
    Risiko und die Anzahl von Extremwet-        Sommer berät, wie und bis wann                                    beflügelt Klimaschutz
    terereignissen steigen selbst bei einer     Deutschland aus der Kohle aussteigen
    Temperaturerhöhung um nur 2 Grad im         sollte. Es stand zu befürchten, dass der                          Denn der Funke des Widerstands gegen
    Mittel dramatisch. Artenvielfalt, Koral-                                                                      die widersprüchliche Kohlepolitik von
    lenriffe, die Arktis und der Anstieg des                                                                      Bundes- und Landesregierung sprang
    Meeresspiegels – bei einer Erderwär-                                                                          über auf das ganze Land. Der Hambacher
    mung unter 1,5 Grad würde sich alles                                                                          Wald wurde bundesweit zum Symbol für
    weniger stark verändern als bei einer                                                                         die alte Energiewelt mit ihrer Natur-
    2-Grad-Erderwärmung. Diese dramati-                                                                           und Klimazerstörung. Seine Zerstörung
    sche Botschaft war bereits die Grund-                                                                         machte deutlich, wie weit Reden und
    lage der Klimakonferenz 2015 in Paris.                                                                        Handeln in Deutschland beim Klima-
    Über 190 Regierungen haben sich dort                                                                          schutz auseinanderfallen. Unglaubliche
                                                                                        Foto: Matthias Duschner

    dazu verpflichtet, den Ausstoß klima-                                                                         50.000 Menschen kamen Anfang Okto-
    schädlicher Gase so zu verringern, dass                                                                       ber trotz widrigster Anreisebedingun-
    die weltweite Klimaerhitzung auf unter                                                                        gen zur großen Demo am Hambi. In den
    2 Grad, besser auf 1,5 Grad, begrenzt                                                                         Wochen vorher waren es immer Tau-
    wird. Im Klartext heißt das nichts an-                                                                        sende bei Sonntagssparziergängen, um
    deres, als dass innerhalb der nächsten                                                                        gegen diese zukunftsvergessene Politik
    30 Jahre alle heutigen Industrieländer                                                                        zu demonstrieren. Dann untersagte das
    komplett auf CO2-freie Technologien im                                                                        Oberverwaltungsgericht Münster dem
    Energie-, Verkehrs und Industriesektor                                                                        RWE-Konzern bis auf Weiteres, den Wald
    umsteigen müssen. Wollen wir unbe-                                                                            zu roden. Das Gericht sah im Gegensatz
    herrschbare Folgen der Klimakrise noch      Oliver Krischer ist Bundestagsmitglied der                        zu RWE keine Gefährdung der Stromver-
    verhindern, steht uns also das vielleicht   GRÜNEN und stellvertretender Fraktionsvor-                        sorgung, wenn der Wald stehen bleibt –
    größte Umbauprogramm der weltwei-           sitzender sowie politischer Koordinator des                       eine Klatsche sondergleichen für NRW-
                                                Arbeitskreises Umwelt & Energie, Verkehr &
    ten Wirtschaft bevor. Gelingt das nicht,    Bau sowie Ernährung & Landwirtschaft.                             Ministerpräsident Armin Laschet und
    werden wir statt der 1,5 Grad eine Er-      Er vertritt den Wahlkreis Düren.                                  RWE-Chef Rolf Martin Schmitz.

                                                                                                                                MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

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ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
BUND

                                                                                                                                    der Kohle aufgelegt werden und die
                                                                                                                                    Flächen der Kohlekonzerne in Fonds
                                                                                                                                    überführt werden, auf die die Gemein-
                                                                                                                                    den zugreifen können.

                                                                                                                                    Bei einem ambitionierten Ausstieg soll-
                                                                                                                                    te den Braunkohlerevieren ein Förder-
                                                                                                                                    volumen von zunächst 1,5 Mrd. Euro
                                                                                                                                    bis 2021 und danach mindestens 250
                                                                                                                                    Mio. Euro jährlich bereitgestellt wer-
                                                                                                                                    den, um Wirtschaft, Wissenschaft und
                                                                                                                                    Forschung, kommunale und regionale
                                                                                                                                    Infrastruktur und Zivilgesellschaft zu
                                                                                                                                    unterstützen. Zudem sollte die Bundes-

                                                                                                           Foto: Dietmar Putscher
                                                                                                                                    regierung neu einzurichtende Bundes-
                                                                                                                                    einrichtungen prioritär in den heutigen
                                                                                                                                    Braunkohlerevieren ansiedeln und eine
                                                                                                                                    entsprechende Planung für die nächsten
                                                                                                                                    zehn Jahre erstellen.
50.000 demonstrierten am 6. Oktober 2018 gegen die Abholzung des Hambacher Waldes.
                                                                                                                                    Revier zur digitalen Ener-
Der friedliche Kampf um den Hamba-                                  Kohlekraftwerke gerade im Rheinischen                           giewenderegion machen
cher Wald hat die Kohledebatte von                                  Braunkohlerevier vor den Toren Kölns
Grund auf verändert. Die Kohlefreunde                               unverzüglich vom Netz nehmen. Die                               Über die Strukturfördermittel hinaus
stehen jetzt unter Druck. Weite Teile der                           restlichen Kohlekraftwerke wollen wir                           müssen auch Infrastrukturprojekte in
Gesellschaft erwarten, dass sie ihren                               bis 2030 so stilllegen, dass die Vorga-                         den betroffenen Regionen vorange-
Beitrag zum Klimaschutz jetzt erbringen                             ben des Pariser Klimaabkommens ein-                             bracht werden, etwa bei der Digitalisie-
und den Weg aus der Kohle ebnen. Das,                               gehalten werden. Es liegt auf der Hand,                         rung. Wir GRÜNE haben beispielsweise
und nicht der Einsetzungsbeschluss der                              dass jetzt auch die Tagebauplanung auf                          vorgeschlagen, aus dem Rheinischen
Bundesregierung, hat auch die Arbeit                                völlig neue Beine gestellt werden muss.                         Revier eine „digitale Energiewende­
der Kohlekommission beflügelt. Jetzt                                In Hambach und Garzweiler wird bei                              region“ zu machen. Auch im Verkehrsbe-
gibt es in der Tat die Chance, den Kohle­                           einem halbwegs ambitionierten Kohle-                            reich drängen sich einige Projekte auf,
ausstieg konkret und dingfest einzulei-                             ausstieg höchstens noch ein Drittel der                         etwa der Ausbau der Bahnverbindung
ten und zum Beispiel dafür zu sorgen,                               heute zum Abbau genehmigten Kohle                               nach Belgien oder der Anschluss der von
dass der Hambacher Wald dauerhaft be-                               benötigt. Das hat eine von der Grünen                           RWE betriebenen Nordsüdbahn und der
stehen kann.                                                        Bundestagsfraktion in Auftrag gegebe-                           Hambachbahn als reguläre DB-Strecken
                                                                    ne Studie eindrucksvoll belegt. Der Wald                        für Güter- und Personentransport ans
                                                                    könnte erhalten bleiben. Die Landesre-                          öffentliche Schienennetz.
                                                                    gierung täte gut daran, jetzt schnell eine
                                                                    neue Leitentscheidung für den Ausstieg                          Kohle hat keine Zukunft. Für einen
                                                                    aus dem Kohleabbau auf den Weg zu                               schnellen Kohleausstieg ist inzwischen
                                                                    bringen. Umsiedlungen und jahrelange                            eine große Mehrheit der Menschen im
                                                                    Unsicherheit der betroffenen Menschen                           Land. Umfragen zeigen, selbst die Mehr-
                                                                    würden so verhindert.                                           heit der Wähler*innen von CDU und SPD
                                                                                                                                    wollen das. Es ist höchste Zeit, das jetzt
                                      Foto: 123RF/Tobias Arhelger

                                                                    Strukturwandel angehen                                          zur Grundlage der Politik zu machen.
                                                                                                                                    Alles andere ist Augenwischerei und
                                                                    Der Kohleausstieg ist für Reviere eine                          gaukelt den betroffenen Regionen und
                                                                    Zäsur, aber auch eine Chance. Das aber                          den Menschen, die dort von oder mit
                                                                    wird nur verstanden, wenn es Klarheit                           der Kohle leben, etwas vor. Wir GRÜNE
                                                                    über die neue Perspektive und konkrete                          hätten in den Jamaika-Verhandlungen
                                                                    Zusagen über die Unterstützung durch                            nach der Bundestagswahl mit der Still-
                                                                    den Bund gibt. Das erwarten die Men-                            legung der ersten Kraftwerke einen ers-
Jetzt den Kohleausstieg                                             schen in den Braunkohleregionen zu                              ten Schritt bereits erfolgreich durchge-
starten                                                             Recht.                                                          setzt – leider flohen Christian Lindner
                                                                                                                                    und seine FDP aus der Verantwortung.
Wir haben jetzt die realistische Chance,                            Der Ausstieg darf nicht zu betriebsbe-                          Doch der Geist konnte nicht wieder in
nach Jahren der fruchtlosen Diskussion                              dingten Kündigungen führen. Wie das                             die Flasche zurück. Die Zeit ist reif für
endlich konkret in den Kohleausstieg                                geht, hat der Ausstieg aus der Steinkoh-                        den Kohleausstieg und deshalb können
einzusteigen. Wir GRÜNE haben dafür                                 le gezeigt. Ebenso müssen jetzt sehr                            wir ihn jetzt zusammen mit all jenen,
schon lange einen Plan: Bis 2020 wollen                             schnell Förderprogramme zur Unter-                              denen der Klimaschutz am Herzen liegt,
wir 20 der ältesten und schmutzigsten                               stützung des Strukturwandels weg von                            auch durchsetzen und gestalten.

MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

                                                                                                                                                                                 7
ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
KREISVERBAND

    Gekommen, um zu bleiben –
    Neuanfang und Auftrag
    In den letzten beiden Jahren hat die         den meisten anderen Parteien Haltung          en entschieden haben. Dieses Konzept
    Mitgliederzahl der GRÜNEN in Köln um         bewiesen. Deutlich wurde dies auch in         haben wir als Kreisverband übernom-
    mehr als 40 Prozent zugelegt. Mit mehr       den Jamaika-Verhandlungen 2017, in de-        men und werden es weiter ausbauen.
    als 1400 Mitgliedern ist der Kreisver-       nen wir gezeigt haben, dass wir zu teils      Dafür haben wir das Format „Neuen-
    band Köln größer als einige Grüne Lan-       schmerzhaften Kompromissen bereit             treffen“ entwickelt, bei dem Neumit-
    desverbände. Während andere Parteien         sind, aber gleichzeitig unsere Grund­         glieder mit Ortsverbandsvorständen,
    teilweise massiv Mitglieder verlieren,       werte nicht aufgeben.                         Bezirksbürgermeister*innen, Mitglie-
    hält das Wachstum bei den GRÜNEN in                                                        dern des Rates der Stadt Köln, Land-
    Köln unvermindert an. Was sind die Ur-                                                     tags- und Bundestagsabgeordneten
    sachen dafür und was folgt daraus?                                                         informell ins Gespräch kommen können
                                                                                                  und vor allem von Ihren Erwartun-
    Von Sandra Schneeloch                                                                           gen, Wünschen und Zielen berich-
    und Frank Jablonski                                                                               ten können. Wir werden unsere
                                                                                                        Formate weiter entwickeln und
    Ein Parteieintritt ist für ge-                                                                       freuen uns über jede Art von
    wöhnlich keine spontane                                                                               Rückmeldung und Unterstüt-
    Entscheidung. Eine Mitglied-                                                                           zung.
    schaft in einer Partei ist ein
    Zeichen einer speziellen po-
    litischen Überzeugung. Sie
                                                                                                          Jedem Anfang
    ist Ausdruck einer Haltung                                                                            wohnt ein Zauber
    und – häufig – mit dem                                                                                inne
    Willen verbunden, aktiv zu
    werden und die Welt zu ver-                                                                           Die vielen Neuen haben nicht
    ändern. Oder zumindest einige                                                                        nur ganz eigene Prioritäten,
    ihrer Probleme zu lösen.                                                                            Ziele und Vorstellungen. Sie
                                                                                                      werden auch schnell aktiv, wie
    Ein Trend, kein Hype                                                                           die Gründungen des Arbeitskreises
                                                                                                 Digitales, des Arbeitskreises gegen
    Bemerkenswert ist, dass der rasante                                                        Rechts und der Interessensgruppe Bil-
    Zuwachs an Mitgliedern seit über zwei                                                      dung zeigen. Die allermeisten Neuen
    Jahren konstant anhält. Das unterschei-                                                    wollen sich einbringen, sich einmischen
    det ihn vom Schulz-Hype und dem Lind-                                                      und das ist das Beste, was uns allen pas-
    ner-Hype, die beide nur wenige Monate                                                      sieren kann. Manchmal ist das in einer
    anhielten. Weder Schulz noch Lindner                                                       Partei mit ihren gewachsenen und an-
    spielen mittlerweile in der politischen                                                    fangs unübersichtlichen Strukturen gar
    Landschaft Deutschlands eine bedeu-                                                        nicht so einfach. Lasst euch von gele-
    tende Rolle und ihre Parteien, die SPD                  Illustration: Fotolia/cienpiesnf   gentlichen Rückschlägen nicht entmu-
    und FDP, schneiden von Wahl zu Wahl                                                        tigen! Wir freuen uns auf euer Engage-
    schlechter ab. Bemerkenswert ist auch,
    dass der Frauenanteil bei den Kölner
                                                 Organisatorische                              ment und unterstützen euch, wo immer
                                                                                               wir können!
    GRÜNEN mit über 40 Prozent nicht             Herausforderungen
    nur über dem Bundesdurchschnitt der                                                        Die Herausforderung für uns als Partei,
    GRÜNEN, sondern auch sehr deutlich           Das rasante Wachstum des Kreisver-            für die Fraktionen, für die „alten Hasen“
    über dem Schnitt bei allen anderen Par-      bandes hat auch den Vorstand und die          liegt darin, genau zuzuhören, neue Fra-
    teien liegt. Was wir aber selbstverständ-    Kreisgeschäftsstelle ganz besonders           gen und Antworten zuzulassen, neue
    lich nur als Ansporn verstehen, unseren      gefordert. Zum einen mussten bis zu           Wege einzuschlagen und gleichzeitig
    Frauenanteil auf mindestens 50 Prozent       40 Neumitglieder pro Woche organisa-          unseren Grünen Wertekompass zu be-
    zu erhöhen.                                  torisch betreut werden, zum anderen           halten. Wenn wir diese Bereitschaft
                                                 wollten wir als Kreisverband unsere           gemeinsam aufbringen, wird diesem An-
    Auf die Frage nach dem Eintrittsgrund        Neuen natürlich auch politisch und            fang nicht nur ein Zauber innewohnen,
    bei uns Kölner GRÜNEN gab es häufig          persönlich begrüßen. Federführend in          sondern dann werden viele, die gekom-
    eine von drei Antworten: Donald Trump,       dieser Situation war der Ortsverband In-      men sind, auch bleiben. Und diese Welt
    die Klimakrise, die AfD. In allen drei Be-   nenstadt und namentlich Max Ruta, die         ein Stückchen besser machen. Vielen
    reichen haben wir GRÜNE eine sehr kla-       sich trotz des großen Aufwands für eine       Dank, dass ihr da seid! Wir freuen uns auf
    re Position und haben im Gegensatz zu        persönliche Ansprache unserer Neu-            euch, euer Engagement und eure Ideen!

                                                                                                              MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

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ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
GRÜNE GLOBAL/LOKAL

What’s the craic, Northern Ireland?
Die GRÜNEN in Deutschland, Europa und          seit über einem Jahr
der Welt sind das Thema unserer Rubrik         keine Regierung ha-
„GRÜNE global/lokal“. Wir stellen euch         ben und auch das
an dieser Stelle außergewöhnliche Orts-,       Parlament zurzeit
Kreis-, Landesverbände, Grüne Parteien         seine Arbeit einge-
und Bewegungen in Europa und der               stellt hat. Ich habe
Welt vor: Dieses Mal fragt Moritz Rüger        zuvor an dringend
„What’s the craic, Northern Ireland? Was       benötigten Geset-
gibt´s Neues, Nordirland?“. Er sprach mit      zesreformen       zu
Clare Bailey, der Vorsitzenden der nord­       häuslicher Gewalt
irischen GRÜNEN und eine der beiden            und Abtreibungen
GRÜNEN Abgeordneten im Nord­irischen           gearbeitet. Unsere

                                                                                                                                                  Foto: Moritz Rüger
Parlament.                                     Priorität muss aber
                                               die Bildung einer
Das politische System ist dysfunktional,       Regierung sein. Nur
der Friedensprozess gescheitert. Die Bre-      so haben wir eine
                                                                    Sogenannte „Murals“ an Häuserwänden in Derry bzw. Londonderry.
xit-Verhandlungen sind ungenügend und          Chance, diese The- Im Namen spiegelt sich der Konflikt wieder: Die Protestanten nen-
die soziale Situation dramatisch. Die po-      men weiter voran zu nen die Stadt in Nordirland Londonderry, die Katholiken Derry.
litische Situation in Nordirland ist auch      bringen.
20 Jahre nach dem Karfreitagsabkommen
verheerend. Aufgrund des religiös-natio-       Bei dem Brexit-Referendum stimmten                          In Deutschland wurde von einem er-
nalistischen Proporzsystems haben alle         55,8 Prozent der Nordir*innen für einen                     neuten Aufkommen der Diskussion über
im Parlament beteiligten Parteien ab ei-       Verbleib in der EU. Unter welchen Um-                       eine Vereinigung mit Irland berichtet. Ist
ner gewissen Größe ein Anrecht                           ständen haltet Ihr ein zweites                    das der richtige Moment, um diese Dis-
auf ein Ministeramt. Die beiden                          Referendum für legitim?                           kussion zu führen?
großen Parteien DUP (pro-briti-
sche Unionisten) und die Sinn                             Die GRÜNEN unterstützen die                      In dem gegenwärtigen Klima der Unsi-
Féin (Nationalisten) können so                            Forderung nach einem zwei-                       cherheit und des politischen Vakuums
die Bildung einer Regierung                               ten Referendum, nicht als eine                   ist es nicht förderlich, die Spannungen
verhindern. Seit Januar 2017                              Wiederholung der ersten Wahl                     durch Forderungen nach der Grenzfra-
                                                      Foto: privat

hat Nordirland keine Regierung.                           aber als eine Abstimmung                         ge zu erhöhen. Sinn Féin ist die einzige
                                                          über den endgültigen Brexit-                     Partei, die diese Idee aus ideologischen
Das Nordirische Parlament hat                             Vertrag. Die vollen Auswir-                      Gründen vorantreibt. Die großen Par-
90 Abgeordnete, die GRÜNEN allerdings          kungen des Brexits waren damals vielen                      teien sind zudem nicht gewillt, die Fol­
nur zwei Sitze. Wie priorisiert Ihr Eure       nicht klar, also haben sie ein Recht über                   gen des jahrzehntelangen Konfliktes
Arbeit und welche Themen beschäftigen          den finalen Vertrag abzustimmen. Die                        substantiell zu bekämpfen. Die Realität
Euch zurzeit am meisten?                       Möglichkeit, in der EU zu bleiben, sollte                   ist, dass 20 Jahre nach dem Abschluss
                                               dabei eine Option sein. Wir sollten uns                     des Karfreitagsabkommens inzwischen
Als eine jüngere Partei ist es natürlich       nicht in eine Position begeben, in der wir                  mehr Menschen durch Selbstmord um-
schwieriger, alle Probleme abzudecken,         die EU verlassen, egal wie der Deal aus-                    gekommen sind als in den 30 Jahren des
die für uns wichtig sind. Aber ich denke       sieht oder ob es überhaupt einen Deal                       Konflikts. Psychische Gesundheitspro-
nicht, dass wir dadurch eingeschränkt          gibt. Die Demokratie hat nicht im Juni                      bleme, häusliche und sexuelle Gewalt,
sind. Das zentrale Problem ist, dass wir       2016 aufgehört zu existieren.                               Obdachlosigkeit, Kinderarmut, Finanzie-
                                                                                                           rungsengpässe im Gesundheitssystem
                                                                                                           und Kürzungen bei Sozialdienstleistun-
                                                                                                           gen sind die wirklichen Probleme, die
                                                                                                           Gemeinschaften und Familien erschüt-
                                                                                                           tern. In den derzeitigen Regierungsver-
                                                                                                           handlungen werden diese Dinge gegen-
                                                                                                           einander ausgespielt. Ohne wirkliche
                                                                                                           politische Führung und ein Verständnis
                                                                                                           dafür, was Friedenskonsolidierung tat-
                                                                                                           sächlich ist und sein sollte, sind und
                                                                                                           bleiben die Folgen für die Menschen un-
                                                                                      Foto: Moritz Rüger

                                                                                                           erträglich. Wir hatten einen politischen
                                                                                                           Prozess, aber keinen Friedensprozess.
                                                                                                           Die Grenzfrage löst die Probleme nicht,
                                                                                                           bis Frieden möglich ist.
Blick auf Benone Beach (Nordirland), am Horizont die Republik Irland.

MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

                                                                                                                                                                       9
ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
Sag mir, wo
     die Blumen sind ...
     Von Esther Kings                                                                                       stein-Reinigungsaktionen Zeichen
                                                                                                            gegen Antisemitismus, Fremden-
     50 Jahre – das klingt alt.                                                                             feindlichkeit und das Vergessen
     So alt in etwa wie Daniel                                                                               zu setzten und selbstverständlich
     Craig, Bully Herbig, Celine                                                                             das Aufstehen gegen rechte Het-
     Dion oder Smudo. Außer den                                                                              ze, Gewalt und Demokratiefeind-
     Assoziationen mit britischen                                                                             lichkeit.
     Geheimagenten, einem in
     pink gekleideten Winnetou-                                                                                Doch was hat das alles mit uns
     Verschnitt, Kollisionen von                                                                               als GRÜNE JUGEND zu tun? Als
     Passagierschiffen mit Eisber-                                                                             Jugendorganisation der Partei,
     gen und der Erkenntnis, dass                                                                              die schon als neue „Volkspartei“
     „die da“ freitags nie kann,                                                                               gehandelt wird? Kann man da
     sollte jenes Jahr jedoch im                                                                                überhaupt ein „Kommunisten-
     Ideal­fall ganz andere Assozia-                                                                            schwein“ sein? Ja! Und das ist
     tionen hervorrufen.                                                                                        heute umso wichtiger. So ste-
                                                                                                                 hen wir als parteinahe Jugend-
     Das war damals                                                                                              organisation in Austausch mit
                                        Kings

                                                                                                                 vielen anderen linken Jugend-
     1968 – das war Protest gegen                                                                                 verbänden und versuchen, so
                                         Fotos: Est her

     Autorität und Hierarchie für                                                                                 viele antifaschistische Demos
     Freiheit und eine Vielfalt an                                                                                und Veranstaltungen mitzu-
     Lebensmodellen. In der Bundes-                                                                    nehmen, wie es uns nur möglich ist. Und
     republik aber noch etwas viel                        begehren oder die Transformation einer       warum? Weil es unsere Zukunft ist und
     Wichtigeres: Die Auseinandersetzung                  autoritären zu einer totalitären Universi-   mit „Netflix & Chill“ noch keine Revolu-
     mit der „unbewältigten Vergangen-                    tät fürchten. Unsere Lasten sind andere,     tion begonnen hat.
     heit“. Insbesondere die Unzufrieden-                 denen von damals jedoch erschreckend
     heit und Verärgerung über die gesell-                ähnlich.                                     Hannah Arendt scheint nicht ganz un-
     schaftlich verwobenen westdeutschen                                                               recht damit gehabt zu haben, als sie
     Eliten, welche voll Mittäter*innen und               Das ist heute                                sagte: „Mir scheint, die Kinder des nächs-
     Mitläufer*innen Adolf Hitlers waren,                                                              ten Jahrhunderts werden das Jahr 1968
     schafften es, eine Bewegung zu for-                  In Chemnitz marschieren Tausende             mal so lernen wie wir das Jahr 1848“.
     mieren. Eine Bewegung, die jetzt, im                 Nazis auf offener Straße, zivile See­        Es war nötig und wird immer wie-
     Jahr 2018, wichtiger denn je ist. Schon              notretter*innen werden kriminalisiert,       der nötig sein, gegen selbst ernannte
     damals war die Intention hinter dem                  in Berlin und Bonn werden Menschen           Herr*innen der Welt und gegen eine
     Widerstand nicht die Vergangenheits-                 aufgrund ihrer Religion körperlich an-       feige Obrigkeit zu rebellieren. 1968 wie
     bewältigung per se und alleinig. Es war              gegriffen und in den deutschen Parla-        2018. Deren Kampf ist gekämpft, unse-
     ja schließlich eine weltweite Revol-                 menten sitzen Demokratiefeind*innen.         rer liegt noch vor uns.
     te der Jugend und Student*innen ge-                  Oder sollte man besser sagen – schon
     gen die herrschende Politik, autoritäre              wieder? Welches Jahr haben wir? 1968
     Strukturen, militärische Aufrüstung und              oder 2018? 50 Jahre ist es her, dass
                                                                                                                Wir tref fe
     den Krieg der USA in Vietnam. Was in                 Rudi Dutschke auf offener Straße mit                              n uns jed
     Deutschland jedoch erschwerend hinzu-                den Worten „Du dreckiges Kommunis-                    Mittwoch              en
                                                                                                                           , 19 Uhr,
     kam, war die Sorge um die demokrati-                 tenschwein“ niedergeschossen wurde.                  im Grüne
     sche Gegenwart und Zukunft der Bun-                  Ist es nicht an der Zeit für uns alle, ein                      n Zentrum
                                                          bisschen mehr „Kommunistenschwein“                  (Eber tpla
     desrepublik. Denn die jungen Menschen                                                                                tz 23)
     hierzulande hatten noch eine ganz an-                zu werden? Lasst uns aufstehen! Auf-                Schau ein
     dere Last zu tragen: das nationalsozia-              stehen in Chemnitz, um gemeinsam bei                            fach vorb
                                                                                                                                     ei!
     listische Erbe ihrer Eltern- und Großel-             #wirsindmehr aus vollster Kehle „Schrei            kontakt@
                                                                                                                         gru
                                                                                                            jugend-Ko ene-
     terngeneration. Eine Last, welche meine              nach Liebe“ zu singen. Aufstehen, um bei
     Generation – zum Glück – nicht mehr in               der Seebrücken-Demo unsere Stimme                              eln.de
     diesem Maße zu tragen hat. Wir müssen                gegen die europäische Abschottungs-
     nicht mit Bannern, auf welchen „Unter                politik und die Kriminalisierung von             Twitter: @
     den Talaren Muff von 1000 Jahren“ ge-                Seenotrettung zu erheben. Aufstehen,                           gjkoeln
     schrieben steht, gegen Obrigkeiten auf-              um bei „Kippa Colonia“ und den Stolper-

                                                                                                                      MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

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ARBEITSKREISE

AK AK Sport

                                                                                          Foto: Elisabeth Thelen
 Lust auf Bewegung
 Von Elisabeth Thelen                        Radsportzentrum NRW? Können die
                                             „Junghaie“ ein neues Eissportzentrum
 Der Fraktionsarbeitskreis Sport besteht     bauen? Wie stehen wir zur Olympiabe-
 aus den fünf Mandatsträger*innen im         werbung NRW 2032?
 Sportausschuss der Stadt Köln und In-
 teressierten, die punktuell wegen eines     Ein zentrales Thema ist die Erarbei-
 aktuellen Themas dazukommen. Wir be-        tung der Sportentwicklungsplanung für
 treiben alle selbst Sport, sind in Verei-   Köln, die im nächsten Jahr vom Rat
 nen aktiv und/oder begeisterte Fans. Die    beschlossen werden soll. Eine solche
                                                                                          Vorbild für Köln: öffentliches Yoga auf
 Arbeitskreistermine und die Tagesord-       trans­parente längerfristige Planung,        einem zentralen Platz in Malaga
 nungen sind bestimmt von den Sitzun-        die den Bedürfnissen der Sporttreiben-
 gen des Sportausschusses. Standard-         den in Köln entspricht, war eine zentra-
 themen sind Kunstrasenplatzprogramm,        le Forderung von uns. Eine wachsende         Vernetzung setzen und Lust auf Sport
 Baumaßnahmen und Pachtverträge von          Stadt braucht neue Schulen und mehr          und Bewegung machen sollen. Die Be-
 Vereinen.                                   ÖPNV-Kapazitäten. Sie braucht aber           zirksvertretungen sind in die Umsetzung
                                             auch mehr Sportflächen, Sporthallen          eingebunden. Diese Projekte kritisch zu
 Wir diskutieren natürlich auch über Lage    und Schwimmbäder und muss Sport-             begleiten und die Finanzierung langfris-
 und Perspektive der großen Profiverei-      und Bewegungsmöglichkeiten im öf-            tig sicher zu stellen, damit befasst sich
 ne und Sportstätten. Kann und soll das      fentlichen Raum bieten. Gefragt sind         der AK Sport in den nächsten Monaten.
 RheinEnergie-Stadion erweitert wer-         innovative Konzepte. Und die werden
 den? Wird ein neues drittligataugliches     zurzeit im Rahmen der Sportentwick-          Wer bei uns mitmachen will, ist herzlich
 Stadion für Fortuna Köln und Viktoria       lungsplanung entwickelt. Vorgeschla-         willkommen. Kontakt:
 Köln gebaut? Wird das Radstadion zum        gen werden fünf Modellprojekte, die auf      elisabeth.thelen@stadt-koeln.de

AK AK Wirtschaftspolitik

 Green Economy
 oder Post Growth
 Von Patrick Kopischke                       ähnliche Fragen diskutieren wir im Par-                                                  Foto: Sandra Schneeloch
                                             teiarbeitskreis Wirtschaftspolitik.
 Wirtschaft ist in unserer Gesellschaft
 allgegenwärtig. Sie schafft Wohlstand,      Mal ganz konkret, wie im Rahmen un-
 bietet Arbeitsplätze, sichert Steuer-       seres aktuellen Schwerpunktthemas zu
 einnahmen und vermittelt Identität.         kommunalen Unternehmen. Mal grund-
 Zugleich belastet sie die Umwelt, ver-      sätzlich, beispielsweise mit Blick auf die
 braucht Ressourcen, schafft Abhängig-       Erarbeitung des neuen Grundsatzpro-
                                                                                          Der AK Wirtschaftspolitik beim Besuch der
 keiten und führt zu prekären Verhältnis-    gramms unserer Partei auf Bundesebe-         KVB-Leitstelle im Oktober dieses Jahres
 sen. Doch muss das so sein oder gibt es     ne. In Planung ist auch noch die 2. Aus-
 Alternativen? Was sind unsere Grünen        gabe unseres Wirtschaftsdialogs, eine
 Wirtschaftsvorstellungen? Wie können        Veranstaltung zu der wir Kölner Unter-       19 Uhr in der Kreisgeschäftsstelle am
 wir Wirtschaft ökologisch und sozial        nehmen einladen, die auf Nachhaltigkeit      Ebertplatz. Wirtschaftsstudium, Promo-
 gestalten und Wachstum und Ressour-         und Umweltverträglichkeit setzen. Wir        tion oder jahrelange Berufserfahrung
 cenverbrauch entkoppeln – Stichwort         legen also nicht nur Wert auf eine große     sind nicht vonnöten – Interesse an wirt-
 Green Economy? Oder muss es vielmehr        Themenvielfalt, sondern auch auf eine        schaftspolitischen Fragen, Spaß an leb-
 darum gehen, sich vom Wachstumsge-          ausgewogene Mischung aus Informati-          haften Diskussionen und Lust auf aktive
 danken komplett zu verabschieden –          on, Diskussion und inhaltlicher Arbeit.      Mitarbeit reichen vollkommen aus.
 Stichwort „Post Growth“? Wie frei sollte
 der Markt sein und wo halten wir klare      Wer Lust hat mitzumachen, ist herzlich       Wir freuen uns auf Euch.
 Leitplanken und gesetzliche Rahmenbe-       willkommen! Wir treffen uns in der Re-       Ihr erreicht uns jederzeit über
 dingungen für unerlässlich? Solche und      gel jeden ersten Dienstag im Monat um        ak-wirtschaft@gruenekoeln.de

 MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

                                                                                                                                                                11
KURZ NOTIERT

     Klima-Bündnis wählt neuen Vorstand
     Der Grüne Kölner Bürgermeister And-      werte Städte. Dazu gehören insbeson­      punkt der Arbeit des Klima-Bündnis. Ich
     reas Wolter ist im Oktober 2018 ein-     dere der Ausstieg aus fossilen Energie-   freue mich, dieses lebendige und einzig-
     stimmig in Barcelona zum neuen Vor-      trägern und der Schutz der Regenwälder.   artige Netzwerk mitgestalten zu kön-
     sitzenden des „Klima-Bündnis“ gewählt    Diese Aspekte stehen auch im Mittel-      nen!“, erläuterte Andreas Wolter.
     worden neben der weiter amtierenden
     Vorsitzenden Tine Heyse, Bürgermeis-
     terin von Gent (Belgien), und Robinson
     López Descanse von der Coordinado-
     ra de las Organizaciones Indígenas de
     la Cuenca Amazónic, einem
     der wichtigste Kooperati-
     onspartner des Bündnisses.
     Dem Klima-Bündnis gehören
     rund 1730 Städte, Kommu-
     nen, Landkreise und Bundes-
     länder aus 26 europäischen

                                                                                                                                                         Foto: Klima-Bündnis
     Ländern an. „Unsere Kommunen haben
     eine globale Verantwortung. Gleichwohl
     fordern unsere Bürger und Bürgerinnen
     mehr Klimaschutz, eine Energie- und
     Verkehrswende sowie grüne, lebens­-      Andreas Wolter, Tine Heyse und Robinson Lopéz Descanse (v.l.n.r.).

       Unter dem Motto „Tempo machen beim Kohleausstieg!” nahmen
       auch viele GRÜNE an der Demo am 1. Dezember 2018 in Köln teil.

                                                                                                                               Fotos: Dietmar Putscher

                                                                                                      MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

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KURZ NOTIERT

                        BUCH                          TIPP
                                                                                          „Wie kurz
                     „GENIAL LOKAL“                                                       hätten Sie
   Von Christiane Martin                      nehmen. Dabei zieht das Autorentrio
                                                                                          es gern?“
                                              Bilanz, deckt Schwächen auf und zeigt
   Billig-Tomaten aus Spanien, Äpfel aus      vor allem wie es – anders – geht. Im        Wir feiern in diesem Jahr 100 Jahre Frau-
   Neuseeland – unsere Lebensmittel           Zentrum stehen sogenannte Ernäh-            enwahlrecht in Deutschland – und der
   haben eine weite Reise hinter sich,        rungsräte, zivilgesellschaftliche Zu-       nordrhein-westfälische Ministerpräsi-
   ehe sie bei uns landen. Ausbeutung         sammenschlüsse, die sich ausgehend          denten Armin Laschet forderte anläss-
   der Beschäftigten vor Ort und Schad-       von den USA stark ausbreiten. Was           lich der Verleihung des Staatspreises im
   stoffe gibt es nicht selten gratis dazu.   sind und wie funktionieren Ernäh-           November als Abendgarderobe „dunkler
   Unser globalisiertes Ernährungssys-        rungsräte? Wo ist der nächste ansäs-        Anzug/kurzes Kleid“. Daraufhin äußer-
   tem „funktioniert“, doch immer mehr        sig, was ist bei der Gründung zu be-        ten sich Kirsten Jahn und Lino Hammer,
   Menschen sind sich der negativen           achten? Das Buch gibt Antworten und         Fraktionsvorsitzende und Fraktions-
   ökologischen, wirtschaftlichen und         präsentiert Tipps: von A wie Arbeits-       geschäftsführer der GRÜNEN im Köl-
   sozialen Konsequenzen bewusst, wol-        teilung bis Z wie Ziviler Ungehorsam        ner Rat pikiert: „Herr Laschet, wie kurz
   len Veränderungen – und wollen vor         und zeigt auf, wie lokal agierende          hätten Sie es denn gerne? Der Minister-
   allem wieder wissen, woher ihr Essen       Ernährungsräte zu einem politisch           präsident hat anscheinend immer noch
   kommt. Mit ihrem                                            wirkungsmächtigen          nicht verstanden, dass Frauen selbst
   im Oktober 2018 er-                                         und bestens geeig-         entscheiden, welche Abendgarderobe
   schienenen Buch „Ge-                                        neten Instrument zur       sie bevorzugen – unabhängig von der
   nial lokal. So kommt                                        Durchsetzung der Er-       Länge.“ Auch Frank Jablonski, Vorsitzen-
   die Ernährungswende                                         nährungswende wer-         der der Kölner GRÜNEN kommentierte
   in Bewegung“ möch-                                          den.                       das: „Es ist natürlich völlig legitim, bei
   ten der bekannte Fil-                                                                  einem solchen Anlass einen Dresscode
   memacher Valentin                                          Valentin Thurn,             vorzugeben, aber diese Formulierung
   Thurn sowie Gundula                                        Gundula Oertel,             stößt bei uns GRÜNEN auf grundlegen-
   Oertel und Christine                                       Christine Pohl: Genial      de Kritik. Wir dachten, dass auch die
   Pohl den Bürgerinnen                                       lokal.                      nordrhein-westfälische CDU nach #me-
   und Bürgern die Ent-                                       So kommt die Ernäh­         too und #Aufschrei weiter wäre.“ Und
   scheidungsmöglich-                                         rungswende in               seine Co-Vorsitzende Katja Trompeter
   keiten über ihr Essen                                      Bewe­gung, ISBN 978-        ergänzte: „Wir GRÜNEN bemühen uns
   zurückgeben – und                                          3-96238-055-7,              seit Jahrzehnten um eine echte Gleich-
   dazu motivieren, die                                       20 Euro                     stellung von Frauen, Männern und
   Ernährungswende                                                                        trans*-Personen – so wie unsere Mütter
   selbst in die Hand zu                                                                  und Großmütter für volle Gleichstellung
                                                                                          gekämpft haben. Da schmerzt eine sol-
                                                                                          che Formulierung schon.“

Autonomes Zentrum
Am 26. November 2018 haben die Köl-           tandorte zur dauerhaften Etablierung        den aktuellen Räumlichkeiten in der Lu-
ner GRÜNEN auf einer Mitgliederver-           des AZ. Ziel ist es, in 2019 eine tragfä-   xemburger Straße 93 gewährt werden
sammlung weitreichende Beschlüsse             hige Lösung zu realisieren. Klar bleibt     muss, bis ein adäquater Alternativstand-
gefasst, unter anderem zum Erhalt des         jedoch, dass dem AZ Bestandsschutz in       ort gefunden ist.“
Autonomen Zentrums (AZ), dessen jet-
ziger Standort an der Luxemburger Stra-
ße wegen der Fortführung des inneren
Grüngürtels weichen soll. Im Beschluss-
text heißt es: „BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN Köln setzt sich für den Erhalt des
AZ – als selbstverwalteten und nicht-
                                                                                                                                  Fotos: Dietmar Putscher

kommerziellen Raum zivilgesellschaft-
lichen Engagements – in Köln ein. […]
Um eine Lösung zu finden, erwarten die
GRÜNEN von der Oberbürgermeisterin
[…] eine ernsthafte und zügige Recher-
che möglicher adäquater Alternativs-

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                                                                                                                                                            13
MACHETE

     Lieschen Müller ändert die Welt –
     und viele andere stehen Schlange
     In so mancher Kreisgeschäftsstelle der      ven. Dann diese ungehörigen braunen          Nachhilfe gab und manchmal auch er-
     GRÜNEN herrscht seit geraumer Zeit          Blubberblasen aus längst vergangenen         klären musste, warum manche Deutsche
     Ausnahmezustand. Morgens zwängt             Zeiten von dieser alternativen Partei        so gemein waren.
     sich die Geschäftsführerin an einer         für Deppen. Lieschen Müller dachte
     Schlange wartender Menschen in ihr          über das große Ganze nach. Über den          Lieschen Müller dachte sehr lange nach
     Büro. Sie alle wedeln auch schon unge-      Planeten an sich und über Ärgernisse         und sie kam zu dem Schluss, dass jetzt
     duldig mit den Mitgliedsanträgen und        vor ihrer Haustür. Und über die Zusam-       „Die da oben“ lange genug oben waren
     empfehlen sich für die Mitarbeit in Orts-
     verbänden. Manche sind so weit gegan-

                                                                                                                                           Zeichnung: Sabine Voigt
     gen, die Satzung auswendig zu lernen
     und den Wartenden zu rezitieren. Selb-
     storganisierte Kleingruppen sitzen auf
     dem Boden, um Anträge für eine bessere
     Welt zu schreiben. Übereifrige gründen
     neue Arbeitskreise, machen Selfies und
     schicken sie an den großen Vorsitzenden
     Robert Habeck, als Beweis, dass sie die
     Pflege ihrer Topfblumen und Haustiere
     in den letzten Monaten nicht vernach-
     lässigt haben. Auf Bundesebene steigt
     die Anzahl der Mitglieder erstmals auf
     über 70.000 und jetzt wollen alle dabei
     gewesen sein.

     Was war passiert? War irgendwo in der
     Welt ein Atomkraftwerk explodiert?
     Hatte Cem Özedmir nun doch kriegsfüh-
     rende Völker in fernen Ländern mit dem
     Ausrollen einer Yogamatte versöhnt?
     War Annalena Baerbock während des
     Parteitags in Leipzig gar über Wasser
     gegangen? Oder hatte Übervater Josch-
     ka Fischer angeboten, den Rock‘n‘Roll
     als Bundeskanzler wieder krachen zu
     lassen? Wurde Horst Seehofer so lange
     von Claudia Roth umarmt, bis er freiwil-    menhänge. Über Autohersteller, die sich      und versucht hatten, etwas zu bewegen
     lig sein Amt als Innenminister aufgab       erst absichtlich manipulierte Wagen für      und dass sie anscheinend Hilfe bräuch-
     und sich fürderhin mit seiner Modell­       teuer Geld abkaufen ließen und dann          ten. Hilfe von ihr. Hilfe von Menschen,
     eisenbahn vergnügte? Wurde Armin La-        der Kundschaft noch die Kosten für die       die eins und eins zusammenzählen kön-
     schet verdächtigt, höchstpersönlich die     Umrüstung abknöpfen wollten, und sie         nen und nicht lange rumlamentieren
     Stickoxidmessungen in Innenstädten          hörte nichts dazu von der großen Koa-        wollen. Seitdem Heinz weg war, hatte
     mit Aromalampen zu manipulieren, um         lition der Verhaltensstarre. Erinnerte sie   sie eh mehr Zeit. Zum Fahrradfahren,
     Fahrverbote zu verhindern?                  irgendwie an Heinz, der sich mit einer       für Waldspaziergänge und vielleicht
                                                 Neuen zusammengetan hatte, aber im-          ging sie ja auch mal zu so einer Demon­
     Die GRÜNEN hätten ja selber gerne eine      mer noch unglücklich war.                    stration und schaffte sich diese sozialen
     gute Geschichte wie diese erzählen wol-                                                  Netzwerke an. Aber sie war keine Ein-
     len, aber nicht eine dieser Heldentaten     Sie dachte auch an den Wald bei Köln,        zelkämpferin. Und dann sah sie in den
     oder Skandale ereignete sich in diesem      wo junge Menschen von den Bäumen             Nachrichten Bilder von diesem Parteitag
     Sommer. Allein Lieschen Müller machte       geholt wurden, weil man die Luft weiter      und eine junge Frau mit einem Schild.
     sich bei 36 Grad im Schatten auf ihrem      mit dem Schadstoff verpesten wollte,         „Ändern wir die Welt, bevor es andere
     Balkon so ihre Gedanken. Sie hörte die      für dessen Reduzierung sie als Diesel-       tun“ stand darauf. Genau, dachte Lies-
     großen Jungs in Berlin streiten und die     fahrerin demnächst zur Kasse gebeten         chen Müller und stürzte auf die Straße.
     einflussreichste Frau der Welt schwei-      würde. Diese jungen Leute kämpften           Es wird gemunkelt, sie habe an diesem
     gen. Der wiederum einflussreichste          doch für ihre Zukunft. Und Wald war          Tag ihr erstes Selfie verschickt und einen
     Mann der Welt im fernen Washington          doch wichtig für alle. Und sie dachte an     Arbeitskreis gegründet.
     ging ihr ganz „great again“ auf die Ner-    den Nachbarsjungen Ahmed, dem sie

                                                                                                             MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018

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