ACH ET KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF - NR. 252 Dezember 2018
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KÖLNER MITGLIEDERRUNDBRIEF NR. 252 • Dezember 2018 ACH ET alt r f ord ern: Wi a chen o m Temp Kohle- beim ieg! ausst Auf dem Weg zur Klima, Hambach, Neumitglieder: Die GRÜNEN „Dritten Option“ Kohleausstieg Gekommen, in Nordirland Seite 4/5 Seite 6/7 um zu bleiben Seite 9 Seite 8
X I Nx H x xAxLxTx U xxNxDx E xxDITORIAL EDITORIAL I N H A LT Liebe Freundinnen und Freunde! KRE I S V E RB A ND Am 1. Dezember 2018 hieß es in der Kölner Innen- Bericht des Kreisvorstands 3 stadt lautstark „Kohle stoppen“. 20.000 Menschen waren gekommen, um für Klimaschutz und einen B UND schnellen Kohleausstieg zu demonstrieren. Wir wa- Weiblich – männlich – divers: ren natürlich dabei – seht die Fotos auf Seite 12, die Auf dem Weg zur „Dritten Option“ 4–5 unser Grafiker Dietmar Putscher für uns gemacht hat (Danke, Dietmar!). Wo wir sonst noch als Grüne aktiv B UND waren schreibt unser Kreisvorstand auf Seite 3, und Klima, Hambach, Kohleausstieg 6–7 was wir unseren zahlreichen Neumitgliedern bieten auf Seite 8. KRE I S V E RB A ND Die Doppelseiten 4/5 und 6/7 behandeln bundespo- Gekommen, um zu bleiben – litische Themen: Sven Lehmann MdB schreibt über Neuanfang und Auftrag 8 die „Dritte Option“ und Oliver Krischer MdB über GRÜNE GL OB A L / L OK A L Klima, Hambach und den Kohleausstieg. Bei „Grüne global/lokal“ (Seite 9) geht es dieses Mal um Irland What’s the craic, Northern Ireland? 9 und auf Seite 10 schreibt wie immer die GRÜNE JUGEND. Auf Seite 11 stellen wir euch den Arbeits- GRÜNE J UGE ND kreis Sport und den Arbeitskreis Wirtschaftspolitik Sag mir, wo die Blumen sind … 10 vor, alle wichtigen Adressen haben wir auf Seite 15 aufgelistet und Termine auf Seite 16. Und zum A RBE I T S KRE I S E Schluss der Hinweis auf unsere Machete, die han- AK Sport „Lust auf Bewegung“ 11 delt dieses Mal von Lieschen Müller und ist wie im- mer wunderbar illustriert von Sabine Voigt (Danke, AK Wirtschaftspolitik „Green Economy oder Post Growth“ 11 Sabine!). Viel Spaß bei der Lektüre, schöne Feiertage K UR Z NO T IE R T und einen guten Jahreswechsel wünschen euch Nachrichten 12–13 Christiane, Frank, Judith, Julia und Moritz M ACHE T E Mach-et-Redaktion Lieschen Müller ändert die Welt – und viele andere stehen Schlange 14 S E RV ICE IMPRESSUM Adressen 15 Die Mach et ist das offizielle Magazin der Kölner GRÜNEN Termine 16 und wird ehrenamtlich erstellt. Sie erscheint viermal im Jahr. Gedruckt auf Recyclingpapier Auflage 2100 Versendet mit GOGREEN, dem klima- neutralen Versand der Deutschen Post Anschrift: Redaktion Mach et, c/o KV-Büro, Ebertplatz 23, 50668 Köln S 0221-9727888 7 machet@gruenekoeln.de < www.gruenekoeln.de V.i.S.d.P.: Jonathan Sieger Redaktion: Judith Hasselmann, Frank Jablonski, Christiane Martin (CvD), Moritz Rüger, Julia Woller Layout: Dietmar Putscher Titelbild: Dietmar Putscher Druck: Moosdruck, Leverkusen Preis: 1 €, Mitglieder kostenlos Die Artikel spiegeln die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des jeweiligen Autors wider und nicht unbedingt die der Redaktion oder von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, KV Köln. Unverlangt eingesandte Manuskripte nehmen wir gerne entgegen. Haftung wird nicht übernommen. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge zu kürzen. MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 2
K R E IX SxV xExRxBxAxNx D x Liebe Freundinnen und Freunde, wir werden immer mehr! Inzwischen stands- und andere Wahlen absolviert Damit geht dann in Kürze das Jahr zu haben wir mit 1400 Mitgliedern die Tau- und, und, und. An dieser Stelle begrüßen Ende und wir sagen an dieser Stelle sendermarke längst geknackt und ein wir deshalb auch Eileen Woestmann als schon einmal ein herzliches Danke für Ende ist bisher noch nicht absehbar. Mit neue Beisitzerin im Kreisvorstand. Viel euer Engagement, eure Motivation und dem Interesse an unserem Kreisverband Erfolg mit der neuen Aufgabe! eure Zeit für die Kölner GRÜNEN! liegen wir voll im Trend – auch auf der Landes- und Bundesebene sieht es ähn- Neu dabei war auch unser Format des Und nächstes Jahr geht es auch gleich lich Grün aus. Ganz zu schweigen von Themenmonats. Wir haben vor dem spannend weiter. Wir starten zu Beginn den Wahlumfragen der letzten Zeit. Hintergrund der Fluchtursachen- und des Jahres fast zeitgleich in die Europa- Seenotrettungsdiskussionen einen Blick wahl 2019 und die Kommunalwahl 2020. Neue Mitglieder heißt auch viele neue auf unseren Nachbarkontinent Afrika Für die Europawahl haben wir unsere Aktivitäten. Wir sind nicht nur gefragt, geworfen. Wir haben gemeinsam disku- Wahlkampfstrukturen schon fast einge- wenn es darum geht unsere Mitglieder- tiert, uns informiert und besser kennen richtet und mit Nadine Milde, aktiv im betreuung auf Kreisverbandsebene wei- gelernt. Wir haben Fragen gestellt, von Arbeitskreis Internationales, sogar eine terzuentwickeln, auch viele Ortsverbän- denen viele (noch) nicht beantwortet Überraschungskandidatin auf unserer de und Arbeitskreise sind fleißig dabei, sind. Wir bleiben dran. Versprochen! An Europawahl-Liste. Herzlichen Glück- „die Neuen“ willkommen zu heißen. Es diesem spannenden Experiment haben wunsch, Nadine! gibt unter anderem neuen Schwung für sich (fast) alle Ebenen der Partei betei- den CSD und den Arbeitskreis Queer, ligt und auch das Echo in der Stadtge- Außerdem werden wir Anfang 2019 für den Arbeitskreis Frauen und Mäd- sellschaft war großartig. Darüber freuen einen großen Auftaktworkshop zur chen sowie Interessierte, die sich näher wir uns ganz besonders und auch dafür Ideenfindung für das Kommunalwahl- mit dem Thema Bildung und Schule herzlichen Dank an euch alle! programm machen, aus dem dann un- beschäftigen wollen. Herzlichen Dank ser Programm entsteht. Zu klassischen dafür! Das kurze Kleid kommunalpolitischen Themen wie zum Beispiel Verkehr, Wohnen, Klimaschutz, Nicht nur mit Blick auf unseren Mitglie- Ganz zum Schluss gab es dann auch Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur derzuwachs war es ein mehr als span- noch einen kleinen Aufreger um unsere oder Bildung hoffen wir auf eure Beteili- nendes und ereignisreiches Jahr – mit Pressemitteilung „Kurzes Kleid“ (siehe gung und Beiträge aus unseren zahlrei- vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen, Seite 12/13). Die große Resonanz in der chen Arbeitskreisen. Bringt euch ein und die wir gemeinsam als Grüne gemeistert Stadt und darüber hinaus hat uns aber macht mit uns Köln noch Grüner! haben. Nur ein Teil von unseren Aktivi- auch gerade im Jubiläumsjahr von 100 täten entsprach dem, was wir uns am Jahre Frauenwahlrecht gezeigt, dass wir Bis dahin wünschen wir euch ein paar Anfang des Jahres zur „Jahresplanung Sprache und vorgebliche Konventionen ruhige Tage, einen schönen Jahreswech- 2018+“ überlegt hatten – aber auch hinterfragen müssen. „Das haben wir sel und einen guten Start in 2019! das ist eine unserer Stärken: Mit neuen schon immer so gemacht“ ist schließlich Situationen umzugehen und Themen das schlechteste aller Argumente. Euer Kreisvorstand schnell aufzugreifen! Katja, Frank, Sandra, Bärbel, Eileen, Stefan, Lisa-Marie und Daniel Hambi bleibt! und Klima-Kohle-Demo Besonders gefreut hat uns ein wichtiger Etappenerfolg auf dem Weg zu einem endgültigen #HambiBleibt. Wir kämpfen weiterhin dafür, dass der Klimakiller vor unserer Haustür endlich Geschichte wird und haben zum Thema Klimaschutz auf der letzten Kreismitgliederversamm- lung einen weiteren Antrag verabschie- det (siehe Seite 12/13) und natürlich die große Klima-Kohle-Demo unterstützt, die am 1. Dezember 2018 zeitgleich in Berlin und Köln stattfand. Foto: Malin Kundi Daneben haben wir uns dieses Jahr mit der Ost-West-Achse beschäftigt, weiter- hin klare Kante gegen Rechtsextreme Der neu gewählte Vorstand der Kölner GRÜNEN: Marc Daniel Heintz, Frank Jablonski, Katja gezeigt, den CSD und unzählige weitere Trompeter und Stefan Wolters (hintere Reihe), Lisa-Marie Friede, Bärbel Hölzing, Sandra Veranstaltungen organisiert, Kreisvor- Schneeloch und Eileen Woestmann (vordere Reihe; jeweils v.l.n.r.). MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 3
BUND Weiblich – männlich – divers: Auf dem Weg zur „Dritten Option“ Hast Du in Deinem Leben schon einmal schwerde ein. Mehr als ein Jahr später den neu geschaffenen Geschlechtsein- mit einem ärztlichen Attest nachweisen hat das Bundesverfassungsgericht ein trag „divers“ die Bedingung, ein ärzt müssen, wirklich ein Mann oder eine Machtwort gesprochen. Es forderte den liches Attest vorzulegen, das „Varianten Frau zu sein? Und dazu unter anderem Gesetzgeber dazu auf, bis Ende dieses der Geschlechtsentwicklung“ belegt. einen Hormonspiegel vorgelegt? Was Jahres eine Neuregelung des Personen- Das bedeutet, dass Menschen ihren Kör- für eine absurde Frage, magst Du den- standsrechts auf den Weg zu bringen, per, ihre Geschlechtsorgane, ihren Hor- ken. Aber das ist genau das, worüber eine dritte Option zum Geschlechtsein- monspiegel ärztlich begutachten lassen im Bundestag gerade heftig debattiert trag einzuführen oder gänzlich auf einen müssen – bloß, um eine Urkunde zu än- wird. In den letzten Monaten haben vor Geschlechtseintrag zu verzichten. Denn dern. Damit werden intersexuelle Men- allem die queeren Medien viel über die das bestehende Personenstandsrecht schen pathologisiert und diskriminiert, „Dritte Option“ beim Geschlechtseintrag verlange von Menschen ohne eindeutig denn Personen weiblichen oder männ berichtet. Aber worum geht es da über- männliche oder weibliche Zuordnung lichen Geschlechts müssen keinen medi- haupt, und welche Position vertreten die irregulär, sich entweder dem binären zinischen Beleg für die Eintragung ihres GRÜNEN in dieser Debatte? System anzupassen oder sich ohne Geschlechts vorlegen. Besonders hart Geschlechtseintrag als geschlechtslos sind intergeschlechtliche Menschen be- Von Sven Lehmann MdB definieren zu müssen. Damit hat das troffen, die eine männliche oder weib- Bundesverfassungsgericht klar zum Aus- liche Geschlechtsidentität haben und Im Juli 2014 hatte Vanja, stellvertre- druck gebracht: Die Spezies Mensch ihre intergeschlechtliche körperliche tend für viele intersexuelle Menschen besteht aus mehr als Mann und Frau. Konstitution damit zwangsweise offen- in Deutschland, einen Antrag zur Än- Die Realität besteht aus geschlecht baren müssen, um eine Änderung ihres derung des Eintrages in der eigenen licher Vielfalt und jeder Mensch hat das bei Geburt eingetragenen Geschlechts Geburtsurkunde von weiblich in „inter/ Recht auf freie Entfaltung seiner Per- erreichen zu können. divers“ beim Standesamt eingereicht. sönlichkeit und auf Schutz seiner Würde Um endlich für alle Menschen, die sich und Grundrechte. Geschlechtliche Iden- Zwang zur Krankheit nicht (ausreichend) mit den Begriffen tität ist dabei ein zentraler Aspekt der „männlich“ oder „weiblich“ bezeichnet eigenen Persönlichkeit. Das Urteil rückt Außerhalb von Seehofers blau-rosa sehen, eine selbstbestimmte, positive damit die Selbstbestimmung als Persön- Weltbild können Menschen aber auch Alternative zu schaffen. Dieser Antrag lichkeitsrecht klar in den Vordergrund. unabhängig von ihrem körperlichen Ge- wurde erwartungsgemäß mit Hinweis schlecht eine nicht-binäre Geschlechts auf das geltende Recht abgelehnt. Und Was hat die Bundesregierung aus diesem identität aufweisen. Diese werden damit folgte ein langer steiniger Weg Auftrag gemacht? Horst Seehofer legte ebenso wie transidente und transge- durch alle richterlichen Instanzen, vom einen Gesetzentwurf vor und stellte für schlechtliche Menschen von dem Gesetz Amtsgericht über das Oberlandesge- richt und den Bundesgerichtshof. Dieser erklärte, mit der bestehenden Möglich- keit, das Feld Geschlechtseintrag frei zu lassen, sei ausreichend Gleichberech- tigung gegeben. Die Schaffung einer weiteren Option zum Geschlechtsein- trag entspreche nicht dem Willen des Gesetzgebers und würde das „staatliche Ordnungsinteresse“ in erheblichem Um- fang betreffen. Was für eine krasse, her- ablassende Begründung – als sei es Auf- gabe des Staates, zu bestimmen, wie Menschen zu sein haben! Machtwort des Bundes- verfassungsgerichts Foto: Moritz Rüger Vanja und die Kampagnengruppe haben sich davon nicht entmutigen lassen und reichten im Herbst 2016, unterstützt Vanja und das Team der „3. Option“ feiern ihre Auszeichnung mit der Kompassnadel des von vielen Menschen, Verfassungsbe- Schwulen Netzwerkes NRW. MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 4
BUND Wir GRÜNEN haben deshalb gefordert: 3. Es wird ein Entschädigungsfonds für die Verletzung körperlicher Unver- 1. Der Geschlechtseintrag wird erst ab sehrtheit bei transsexuellen und in- dem 14. Lebensjahr erfasst und von tergeschlechtlichen Personen errich- jeder Person selbst bestimmt. Es tet. gibt dabei folgende Möglichkeiten: „weiblich“, „männlich“, „divers“ oder Gesetzentwurf ändern keine Angabe. Soweit internationa- le Regelungen für die Kinder und Wir GRÜNEN hoffen auf eine konstruk- Jugendlichen unter 14 Jahren einen tive Arbeit in den Ausschüssen, haben positiven Geschlechtseintrag in Rei- eine Expertenanhörung zum Gesetzent- sepässen fordern, wird er auf Anga- wurf beantragt und werden uns dafür ben sorgeberechtigter Personen bei einsetzen, dass der Gesetzentwurf an Antragstellung beruhen. den entscheidenden Stellen verändert wird. Nach Beschluss des Gesetzes geht Foto: Moritz Rüger 2. Im BGB wird klargestellt, dass sorge- die Debatte aber weiter. Wir fordern, das berechtigte Personen nicht in einen Transsexuellengesetz zu überwinden geschlechtszuweisenden oder -an- und ein Gesetz zur Anerkennung der Ge- gleichenden medizinischen Eingriff schlechtervielfalt und zur Selbstbestim- Sven Lehmann hält die Laudatio zur Verlei an den Genitalien oder Keimdrüsen mung. Denn über seinen Körper, seine hung der Kompassnadel des Schwulen Netz werkes NRW an Vanja und das Team „Dritte einwilligen dürfen, es sei denn, der Sexualität und sein Geschlecht kann Option“. Eingriff ist zur Abwendung einer le- nur eine*r bestimmen – und das ist jeder bensbedrohlichen Situation oder der Mensch selber! Gefahr einer schwerwiegenden kör- ausgeschlossen. Dabei bestünde jetzt perlichen Gesundheitsbeeinträchti- die große Chance, im Zuge des Urteils gung des Kindes zwingend erforder- auch das entwürdigende und bevor- lich. mundende Transsexuellengesetz end- lich zu überwinden. Genauso wie es das Deutsche Institut für Menschenrechte, Jurist*innen, viele Ärzt*innen und quasi Trans* alle Verbände fordern. Denn Transsexu- Mit Trans* bezeichnen sich Menschen, elle und transidente Menschen werden die ein anderes als das ihnen bei der bisher qua Gesetz dazu gezwungen, sich Geburt zugewiesenes Geschlecht als krank diagnostizieren zu lassen, bloß haben. Das muss nicht zwangsläu- um über ihr Geschlecht selber zu be- fig mit dem Wunsch nach einer ge- stimmen. schlechtsangleichenden Operation schlecht dieser medizinischen Norm verbunden sein. Auch die soziale anzupassen. Sowohl solche Operati- Vom Auftrag des Bundesverfassungs- Angleichung in Form von Kleidung onen als auch die Verabreichung von gerichtes, die Selbstbestimmung in ei- und Gesten kann als stimmig erlebt Hormonen geschehen dann aufgrund nem neuen Gesetz umzusetzen, bleibt werden. Trans* ist ein weit gefasster des Lebensalters ohne Einwilligung damit nichts übrig. Wir sind sicher: Die Oberbegriff. Das Sternchen hinter der Betroffenen – ohne dass eine me- Welt gerät nicht aus den Fugen, wenn Trans* fungiert als Platzhalter für dizinische Notwendigkeit vorliegen der Gesetzgeber anerkennt, dass Men- vielfältige Identitäten und Selbst- würde. Häufig wird der Oberbegriff schen selber über ihren Geschlechtsein- bezeichnungen. So kann der Begriff inter* genutzt. Das Sternchen hinter trag entscheiden können. Im Gegenteil: trans* z. B. zu transsexuell, transident inter* fungiert als Platzhalter, um alle Er würde damit den Druck von Eltern oder transgender vervollständigt vielfältigen intergeschlechtlichen nehmen, ihr Kind in ein binäres Sche- werden. Realitäten und Körperlichkeiten mit ma zu pressen, in das es nicht passt und einzuschließen. So kann der Begriff in dem es nicht glücklich aufwachsen inter* je nach Selbstbezeichnung z. B. kann. Der Gesetzentwurf sieht bei in- tergeschlechtlichen Kindern vor, den Inter* zu intersexuell oder intergeschlecht- Inter* Personen sind Menschen, die lich vervollständigt werden. Geschlechtseintrag offen zu lassen Varianten in ihrer Geschlechtsent- oder das „diverse“ Geschlecht eintragen wicklung aufweisen und sich in Hin- zu lassen. Das bedeutet für Eltern eine blick auf ihr chromosomales, gona- erhebliche Belastung, denn mit diesem dales oder anatomisches Geschlecht „Zwangsouting“ befürchten sie eine nicht in die medizinische Norm männ- Stigmatisierung ihrer Kinder. Immer licher und weiblicher Körper einord- noch werden in Deutschland aus diesem (Begriffsklärung von www.schlau.nrw, dem nen lassen. In vielen Fällen werden Grund an gesunden Säuglingen und Kin- immer noch Operationen an Klein- Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt zu geschlechtlichen Identitäten und sexuellen dern unumkehrbare geschlechtszuwei- kindern durchgeführt, um das Ge- Orientierungen) sende Operationen und Hormonbehand- lungen vorgenommen. MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 5
BUND Klima, Hambach, Kohleausstieg Der Klimawandel ist nicht nur durch hitzung um 3 bis 4 Grad bekommen. Das Kohleausstieg damit wie so viele andere Berichte des Weltklimarates belegt, aber wäre eine Erde, die wir unseren brennende Themen von der Großen sondern spätestens seit dem diesjähri- Nachkommen nicht überlassen wollen, Koalition ausgesessen wird. gen Sommer auch bei uns deutlich spür- weil sie in weiten Teilen unbewohnbar bar. Doch die Bundesregierung setzt würde. Doch dann kam der Hambacher Wald. dem nichts entgegen. Dabei ist es längst Der RWE-Konzern beschwor mit Un- Zeit, jetzt endlich radikale Umweltpoli- tik konkret zu machen! Bundesregierung hält das terstützung der Landesregierung NRW und mit Duldung der Bundesregierung Paris-Abkommen nicht ein eine unnötige Eskalation des seit Jah- Von Oliver Krischer MdB ren schwelenden Konflikts herauf. Der Deutschland galt lange als Vorreiter Jahrhunderte alte Wald sollte der Kohle Der diesjährige Sommer mit bis heute im internationalen Klimaschutz. Das ist weichen, und das während in Berlin anhaltender Dürre bei uns in Deutsch- vorbei. Im weltweiten Vergleich spielt eine Kommission über den Kohleaus- land und Wetterkatastrophen in allen die Klimamusik heute in China, Indien, stieg verhandelte. Das verstand nun anderen Teilen der Welt bestätigt wie- Nordeuropa und den USA – trotz Trump, wirklich niemand mehr im Land. Den der einmal mehr: Die Klimakrise spitzt denn viele US-Bundesstaaten gehen wachsenden Widerstand beantworten sich zu. Kaum eine Region wird noch beim Ausbau erneuerbarer Energien CDU-Ministerpräsident Laschet und verschont. Auch wir in Deutschland be- voran. Dagegen kämpft die Bundesre- sein Innenminister Reul mit dem größ- kommen einen Vorgeschmack auf das, gierung an der Seite von Klimabremsern ten und teuersten Polizeieinsatz in der was uns blüht, wenn wir nicht ganz wie Polen in Brüssel gegen ambitionier- Geschichte NRWs. Wie schon bei der schnell handeln und den Ausstoß an te Erneuerbaren- und Klimaziele an al- Atomkraft wird in Deutschland wieder Klimagasen drastisch reduzieren. len Fronten und einen angemessenen einmal Energiepolitik auf dem Rücken CO2-Preis. Die Merkel-Regierung sägt Tausender Polizistinnen und Polizisten Verheerende Unter den Ast ab, auf dem sie in Paris bei der Verabschiedung des Klimaabkommens gemacht, von denen viele selbst am Sinn ihres Tuns zweifeln. Geschichte wieder- schiede zwischen 1,5 gesessen hat. Anstatt zu handeln, düm- holt sich, und auch der Einsatz zur Räu- und 2 Grad pelt die Merkel-Regierung seit ihrer mung der Baumhäuser im Hambacher Wahl verantwortungslos vor sich hin. Wald wird völlig umsonst gewesen sein. Das bestätigt auch der kürzlich erschie- Selbst beim entscheidenden Thema nene Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC). Darin wird eines deutlich: Das Kohleausstieg hat sie lediglich eine Kommission eingesetzt, die seit dem Hambacher Wald Risiko und die Anzahl von Extremwet- Sommer berät, wie und bis wann beflügelt Klimaschutz terereignissen steigen selbst bei einer Deutschland aus der Kohle aussteigen Temperaturerhöhung um nur 2 Grad im sollte. Es stand zu befürchten, dass der Denn der Funke des Widerstands gegen Mittel dramatisch. Artenvielfalt, Koral- die widersprüchliche Kohlepolitik von lenriffe, die Arktis und der Anstieg des Bundes- und Landesregierung sprang Meeresspiegels – bei einer Erderwär- über auf das ganze Land. Der Hambacher mung unter 1,5 Grad würde sich alles Wald wurde bundesweit zum Symbol für weniger stark verändern als bei einer die alte Energiewelt mit ihrer Natur- 2-Grad-Erderwärmung. Diese dramati- und Klimazerstörung. Seine Zerstörung sche Botschaft war bereits die Grund- machte deutlich, wie weit Reden und lage der Klimakonferenz 2015 in Paris. Handeln in Deutschland beim Klima- Über 190 Regierungen haben sich dort schutz auseinanderfallen. Unglaubliche Foto: Matthias Duschner dazu verpflichtet, den Ausstoß klima- 50.000 Menschen kamen Anfang Okto- schädlicher Gase so zu verringern, dass ber trotz widrigster Anreisebedingun- die weltweite Klimaerhitzung auf unter gen zur großen Demo am Hambi. In den 2 Grad, besser auf 1,5 Grad, begrenzt Wochen vorher waren es immer Tau- wird. Im Klartext heißt das nichts an- sende bei Sonntagssparziergängen, um deres, als dass innerhalb der nächsten gegen diese zukunftsvergessene Politik 30 Jahre alle heutigen Industrieländer zu demonstrieren. Dann untersagte das komplett auf CO2-freie Technologien im Oberverwaltungsgericht Münster dem Energie-, Verkehrs und Industriesektor RWE-Konzern bis auf Weiteres, den Wald umsteigen müssen. Wollen wir unbe- zu roden. Das Gericht sah im Gegensatz herrschbare Folgen der Klimakrise noch Oliver Krischer ist Bundestagsmitglied der zu RWE keine Gefährdung der Stromver- verhindern, steht uns also das vielleicht GRÜNEN und stellvertretender Fraktionsvor- sorgung, wenn der Wald stehen bleibt – größte Umbauprogramm der weltwei- sitzender sowie politischer Koordinator des eine Klatsche sondergleichen für NRW- Arbeitskreises Umwelt & Energie, Verkehr & ten Wirtschaft bevor. Gelingt das nicht, Bau sowie Ernährung & Landwirtschaft. Ministerpräsident Armin Laschet und werden wir statt der 1,5 Grad eine Er- Er vertritt den Wahlkreis Düren. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz. MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 6
BUND der Kohle aufgelegt werden und die Flächen der Kohlekonzerne in Fonds überführt werden, auf die die Gemein- den zugreifen können. Bei einem ambitionierten Ausstieg soll- te den Braunkohlerevieren ein Förder- volumen von zunächst 1,5 Mrd. Euro bis 2021 und danach mindestens 250 Mio. Euro jährlich bereitgestellt wer- den, um Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, kommunale und regionale Infrastruktur und Zivilgesellschaft zu unterstützen. Zudem sollte die Bundes- Foto: Dietmar Putscher regierung neu einzurichtende Bundes- einrichtungen prioritär in den heutigen Braunkohlerevieren ansiedeln und eine entsprechende Planung für die nächsten zehn Jahre erstellen. 50.000 demonstrierten am 6. Oktober 2018 gegen die Abholzung des Hambacher Waldes. Revier zur digitalen Ener- Der friedliche Kampf um den Hamba- Kohlekraftwerke gerade im Rheinischen giewenderegion machen cher Wald hat die Kohledebatte von Braunkohlerevier vor den Toren Kölns Grund auf verändert. Die Kohlefreunde unverzüglich vom Netz nehmen. Die Über die Strukturfördermittel hinaus stehen jetzt unter Druck. Weite Teile der restlichen Kohlekraftwerke wollen wir müssen auch Infrastrukturprojekte in Gesellschaft erwarten, dass sie ihren bis 2030 so stilllegen, dass die Vorga- den betroffenen Regionen vorange- Beitrag zum Klimaschutz jetzt erbringen ben des Pariser Klimaabkommens ein- bracht werden, etwa bei der Digitalisie- und den Weg aus der Kohle ebnen. Das, gehalten werden. Es liegt auf der Hand, rung. Wir GRÜNE haben beispielsweise und nicht der Einsetzungsbeschluss der dass jetzt auch die Tagebauplanung auf vorgeschlagen, aus dem Rheinischen Bundesregierung, hat auch die Arbeit völlig neue Beine gestellt werden muss. Revier eine „digitale Energiewende der Kohlekommission beflügelt. Jetzt In Hambach und Garzweiler wird bei region“ zu machen. Auch im Verkehrsbe- gibt es in der Tat die Chance, den Kohle einem halbwegs ambitionierten Kohle- reich drängen sich einige Projekte auf, ausstieg konkret und dingfest einzulei- ausstieg höchstens noch ein Drittel der etwa der Ausbau der Bahnverbindung ten und zum Beispiel dafür zu sorgen, heute zum Abbau genehmigten Kohle nach Belgien oder der Anschluss der von dass der Hambacher Wald dauerhaft be- benötigt. Das hat eine von der Grünen RWE betriebenen Nordsüdbahn und der stehen kann. Bundestagsfraktion in Auftrag gegebe- Hambachbahn als reguläre DB-Strecken ne Studie eindrucksvoll belegt. Der Wald für Güter- und Personentransport ans könnte erhalten bleiben. Die Landesre- öffentliche Schienennetz. gierung täte gut daran, jetzt schnell eine neue Leitentscheidung für den Ausstieg Kohle hat keine Zukunft. Für einen aus dem Kohleabbau auf den Weg zu schnellen Kohleausstieg ist inzwischen bringen. Umsiedlungen und jahrelange eine große Mehrheit der Menschen im Unsicherheit der betroffenen Menschen Land. Umfragen zeigen, selbst die Mehr- würden so verhindert. heit der Wähler*innen von CDU und SPD wollen das. Es ist höchste Zeit, das jetzt Foto: 123RF/Tobias Arhelger Strukturwandel angehen zur Grundlage der Politik zu machen. Alles andere ist Augenwischerei und Der Kohleausstieg ist für Reviere eine gaukelt den betroffenen Regionen und Zäsur, aber auch eine Chance. Das aber den Menschen, die dort von oder mit wird nur verstanden, wenn es Klarheit der Kohle leben, etwas vor. Wir GRÜNE über die neue Perspektive und konkrete hätten in den Jamaika-Verhandlungen Zusagen über die Unterstützung durch nach der Bundestagswahl mit der Still- den Bund gibt. Das erwarten die Men- legung der ersten Kraftwerke einen ers- Jetzt den Kohleausstieg schen in den Braunkohleregionen zu ten Schritt bereits erfolgreich durchge- starten Recht. setzt – leider flohen Christian Lindner und seine FDP aus der Verantwortung. Wir haben jetzt die realistische Chance, Der Ausstieg darf nicht zu betriebsbe- Doch der Geist konnte nicht wieder in nach Jahren der fruchtlosen Diskussion dingten Kündigungen führen. Wie das die Flasche zurück. Die Zeit ist reif für endlich konkret in den Kohleausstieg geht, hat der Ausstieg aus der Steinkoh- den Kohleausstieg und deshalb können einzusteigen. Wir GRÜNE haben dafür le gezeigt. Ebenso müssen jetzt sehr wir ihn jetzt zusammen mit all jenen, schon lange einen Plan: Bis 2020 wollen schnell Förderprogramme zur Unter- denen der Klimaschutz am Herzen liegt, wir 20 der ältesten und schmutzigsten stützung des Strukturwandels weg von auch durchsetzen und gestalten. MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 7
KREISVERBAND Gekommen, um zu bleiben – Neuanfang und Auftrag In den letzten beiden Jahren hat die den meisten anderen Parteien Haltung en entschieden haben. Dieses Konzept Mitgliederzahl der GRÜNEN in Köln um bewiesen. Deutlich wurde dies auch in haben wir als Kreisverband übernom- mehr als 40 Prozent zugelegt. Mit mehr den Jamaika-Verhandlungen 2017, in de- men und werden es weiter ausbauen. als 1400 Mitgliedern ist der Kreisver- nen wir gezeigt haben, dass wir zu teils Dafür haben wir das Format „Neuen- band Köln größer als einige Grüne Lan- schmerzhaften Kompromissen bereit treffen“ entwickelt, bei dem Neumit- desverbände. Während andere Parteien sind, aber gleichzeitig unsere Grund glieder mit Ortsverbandsvorständen, teilweise massiv Mitglieder verlieren, werte nicht aufgeben. Bezirksbürgermeister*innen, Mitglie- hält das Wachstum bei den GRÜNEN in dern des Rates der Stadt Köln, Land- Köln unvermindert an. Was sind die Ur- tags- und Bundestagsabgeordneten sachen dafür und was folgt daraus? informell ins Gespräch kommen können und vor allem von Ihren Erwartun- Von Sandra Schneeloch gen, Wünschen und Zielen berich- und Frank Jablonski ten können. Wir werden unsere Formate weiter entwickeln und Ein Parteieintritt ist für ge- freuen uns über jede Art von wöhnlich keine spontane Rückmeldung und Unterstüt- Entscheidung. Eine Mitglied- zung. schaft in einer Partei ist ein Zeichen einer speziellen po- litischen Überzeugung. Sie Jedem Anfang ist Ausdruck einer Haltung wohnt ein Zauber und – häufig – mit dem inne Willen verbunden, aktiv zu werden und die Welt zu ver- Die vielen Neuen haben nicht ändern. Oder zumindest einige nur ganz eigene Prioritäten, ihrer Probleme zu lösen. Ziele und Vorstellungen. Sie werden auch schnell aktiv, wie Ein Trend, kein Hype die Gründungen des Arbeitskreises Digitales, des Arbeitskreises gegen Bemerkenswert ist, dass der rasante Rechts und der Interessensgruppe Bil- Zuwachs an Mitgliedern seit über zwei dung zeigen. Die allermeisten Neuen Jahren konstant anhält. Das unterschei- wollen sich einbringen, sich einmischen det ihn vom Schulz-Hype und dem Lind- und das ist das Beste, was uns allen pas- ner-Hype, die beide nur wenige Monate sieren kann. Manchmal ist das in einer anhielten. Weder Schulz noch Lindner Partei mit ihren gewachsenen und an- spielen mittlerweile in der politischen fangs unübersichtlichen Strukturen gar Landschaft Deutschlands eine bedeu- nicht so einfach. Lasst euch von gele- tende Rolle und ihre Parteien, die SPD Illustration: Fotolia/cienpiesnf gentlichen Rückschlägen nicht entmu- und FDP, schneiden von Wahl zu Wahl tigen! Wir freuen uns auf euer Engage- schlechter ab. Bemerkenswert ist auch, dass der Frauenanteil bei den Kölner Organisatorische ment und unterstützen euch, wo immer wir können! GRÜNEN mit über 40 Prozent nicht Herausforderungen nur über dem Bundesdurchschnitt der Die Herausforderung für uns als Partei, GRÜNEN, sondern auch sehr deutlich Das rasante Wachstum des Kreisver- für die Fraktionen, für die „alten Hasen“ über dem Schnitt bei allen anderen Par- bandes hat auch den Vorstand und die liegt darin, genau zuzuhören, neue Fra- teien liegt. Was wir aber selbstverständ- Kreisgeschäftsstelle ganz besonders gen und Antworten zuzulassen, neue lich nur als Ansporn verstehen, unseren gefordert. Zum einen mussten bis zu Wege einzuschlagen und gleichzeitig Frauenanteil auf mindestens 50 Prozent 40 Neumitglieder pro Woche organisa- unseren Grünen Wertekompass zu be- zu erhöhen. torisch betreut werden, zum anderen halten. Wenn wir diese Bereitschaft wollten wir als Kreisverband unsere gemeinsam aufbringen, wird diesem An- Auf die Frage nach dem Eintrittsgrund Neuen natürlich auch politisch und fang nicht nur ein Zauber innewohnen, bei uns Kölner GRÜNEN gab es häufig persönlich begrüßen. Federführend in sondern dann werden viele, die gekom- eine von drei Antworten: Donald Trump, dieser Situation war der Ortsverband In- men sind, auch bleiben. Und diese Welt die Klimakrise, die AfD. In allen drei Be- nenstadt und namentlich Max Ruta, die ein Stückchen besser machen. Vielen reichen haben wir GRÜNE eine sehr kla- sich trotz des großen Aufwands für eine Dank, dass ihr da seid! Wir freuen uns auf re Position und haben im Gegensatz zu persönliche Ansprache unserer Neu- euch, euer Engagement und eure Ideen! MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 8
GRÜNE GLOBAL/LOKAL What’s the craic, Northern Ireland? Die GRÜNEN in Deutschland, Europa und seit über einem Jahr der Welt sind das Thema unserer Rubrik keine Regierung ha- „GRÜNE global/lokal“. Wir stellen euch ben und auch das an dieser Stelle außergewöhnliche Orts-, Parlament zurzeit Kreis-, Landesverbände, Grüne Parteien seine Arbeit einge- und Bewegungen in Europa und der stellt hat. Ich habe Welt vor: Dieses Mal fragt Moritz Rüger zuvor an dringend „What’s the craic, Northern Ireland? Was benötigten Geset- gibt´s Neues, Nordirland?“. Er sprach mit zesreformen zu Clare Bailey, der Vorsitzenden der nord häuslicher Gewalt irischen GRÜNEN und eine der beiden und Abtreibungen GRÜNEN Abgeordneten im Nordirischen gearbeitet. Unsere Foto: Moritz Rüger Parlament. Priorität muss aber die Bildung einer Das politische System ist dysfunktional, Regierung sein. Nur der Friedensprozess gescheitert. Die Bre- so haben wir eine Sogenannte „Murals“ an Häuserwänden in Derry bzw. Londonderry. xit-Verhandlungen sind ungenügend und Chance, diese The- Im Namen spiegelt sich der Konflikt wieder: Die Protestanten nen- die soziale Situation dramatisch. Die po- men weiter voran zu nen die Stadt in Nordirland Londonderry, die Katholiken Derry. litische Situation in Nordirland ist auch bringen. 20 Jahre nach dem Karfreitagsabkommen verheerend. Aufgrund des religiös-natio- Bei dem Brexit-Referendum stimmten In Deutschland wurde von einem er- nalistischen Proporzsystems haben alle 55,8 Prozent der Nordir*innen für einen neuten Aufkommen der Diskussion über im Parlament beteiligten Parteien ab ei- Verbleib in der EU. Unter welchen Um- eine Vereinigung mit Irland berichtet. Ist ner gewissen Größe ein Anrecht ständen haltet Ihr ein zweites das der richtige Moment, um diese Dis- auf ein Ministeramt. Die beiden Referendum für legitim? kussion zu führen? großen Parteien DUP (pro-briti- sche Unionisten) und die Sinn Die GRÜNEN unterstützen die In dem gegenwärtigen Klima der Unsi- Féin (Nationalisten) können so Forderung nach einem zwei- cherheit und des politischen Vakuums die Bildung einer Regierung ten Referendum, nicht als eine ist es nicht förderlich, die Spannungen verhindern. Seit Januar 2017 Wiederholung der ersten Wahl durch Forderungen nach der Grenzfra- Foto: privat hat Nordirland keine Regierung. aber als eine Abstimmung ge zu erhöhen. Sinn Féin ist die einzige über den endgültigen Brexit- Partei, die diese Idee aus ideologischen Das Nordirische Parlament hat Vertrag. Die vollen Auswir- Gründen vorantreibt. Die großen Par- 90 Abgeordnete, die GRÜNEN allerdings kungen des Brexits waren damals vielen teien sind zudem nicht gewillt, die Fol nur zwei Sitze. Wie priorisiert Ihr Eure nicht klar, also haben sie ein Recht über gen des jahrzehntelangen Konfliktes Arbeit und welche Themen beschäftigen den finalen Vertrag abzustimmen. Die substantiell zu bekämpfen. Die Realität Euch zurzeit am meisten? Möglichkeit, in der EU zu bleiben, sollte ist, dass 20 Jahre nach dem Abschluss dabei eine Option sein. Wir sollten uns des Karfreitagsabkommens inzwischen Als eine jüngere Partei ist es natürlich nicht in eine Position begeben, in der wir mehr Menschen durch Selbstmord um- schwieriger, alle Probleme abzudecken, die EU verlassen, egal wie der Deal aus- gekommen sind als in den 30 Jahren des die für uns wichtig sind. Aber ich denke sieht oder ob es überhaupt einen Deal Konflikts. Psychische Gesundheitspro- nicht, dass wir dadurch eingeschränkt gibt. Die Demokratie hat nicht im Juni bleme, häusliche und sexuelle Gewalt, sind. Das zentrale Problem ist, dass wir 2016 aufgehört zu existieren. Obdachlosigkeit, Kinderarmut, Finanzie- rungsengpässe im Gesundheitssystem und Kürzungen bei Sozialdienstleistun- gen sind die wirklichen Probleme, die Gemeinschaften und Familien erschüt- tern. In den derzeitigen Regierungsver- handlungen werden diese Dinge gegen- einander ausgespielt. Ohne wirkliche politische Führung und ein Verständnis dafür, was Friedenskonsolidierung tat- sächlich ist und sein sollte, sind und bleiben die Folgen für die Menschen un- Foto: Moritz Rüger erträglich. Wir hatten einen politischen Prozess, aber keinen Friedensprozess. Die Grenzfrage löst die Probleme nicht, bis Frieden möglich ist. Blick auf Benone Beach (Nordirland), am Horizont die Republik Irland. MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 9
Sag mir, wo die Blumen sind ... Von Esther Kings stein-Reinigungsaktionen Zeichen gegen Antisemitismus, Fremden- 50 Jahre – das klingt alt. feindlichkeit und das Vergessen So alt in etwa wie Daniel zu setzten und selbstverständlich Craig, Bully Herbig, Celine das Aufstehen gegen rechte Het- Dion oder Smudo. Außer den ze, Gewalt und Demokratiefeind- Assoziationen mit britischen lichkeit. Geheimagenten, einem in pink gekleideten Winnetou- Doch was hat das alles mit uns Verschnitt, Kollisionen von als GRÜNE JUGEND zu tun? Als Passagierschiffen mit Eisber- Jugendorganisation der Partei, gen und der Erkenntnis, dass die schon als neue „Volkspartei“ „die da“ freitags nie kann, gehandelt wird? Kann man da sollte jenes Jahr jedoch im überhaupt ein „Kommunisten- Idealfall ganz andere Assozia- schwein“ sein? Ja! Und das ist tionen hervorrufen. heute umso wichtiger. So ste- hen wir als parteinahe Jugend- Das war damals organisation in Austausch mit Kings vielen anderen linken Jugend- 1968 – das war Protest gegen verbänden und versuchen, so Fotos: Est her Autorität und Hierarchie für viele antifaschistische Demos Freiheit und eine Vielfalt an und Veranstaltungen mitzu- Lebensmodellen. In der Bundes- nehmen, wie es uns nur möglich ist. Und republik aber noch etwas viel begehren oder die Transformation einer warum? Weil es unsere Zukunft ist und Wichtigeres: Die Auseinandersetzung autoritären zu einer totalitären Universi- mit „Netflix & Chill“ noch keine Revolu- mit der „unbewältigten Vergangen- tät fürchten. Unsere Lasten sind andere, tion begonnen hat. heit“. Insbesondere die Unzufrieden- denen von damals jedoch erschreckend heit und Verärgerung über die gesell- ähnlich. Hannah Arendt scheint nicht ganz un- schaftlich verwobenen westdeutschen recht damit gehabt zu haben, als sie Eliten, welche voll Mittäter*innen und Das ist heute sagte: „Mir scheint, die Kinder des nächs- Mitläufer*innen Adolf Hitlers waren, ten Jahrhunderts werden das Jahr 1968 schafften es, eine Bewegung zu for- In Chemnitz marschieren Tausende mal so lernen wie wir das Jahr 1848“. mieren. Eine Bewegung, die jetzt, im Nazis auf offener Straße, zivile See Es war nötig und wird immer wie- Jahr 2018, wichtiger denn je ist. Schon notretter*innen werden kriminalisiert, der nötig sein, gegen selbst ernannte damals war die Intention hinter dem in Berlin und Bonn werden Menschen Herr*innen der Welt und gegen eine Widerstand nicht die Vergangenheits- aufgrund ihrer Religion körperlich an- feige Obrigkeit zu rebellieren. 1968 wie bewältigung per se und alleinig. Es war gegriffen und in den deutschen Parla- 2018. Deren Kampf ist gekämpft, unse- ja schließlich eine weltweite Revol- menten sitzen Demokratiefeind*innen. rer liegt noch vor uns. te der Jugend und Student*innen ge- Oder sollte man besser sagen – schon gen die herrschende Politik, autoritäre wieder? Welches Jahr haben wir? 1968 Strukturen, militärische Aufrüstung und oder 2018? 50 Jahre ist es her, dass Wir tref fe den Krieg der USA in Vietnam. Was in Rudi Dutschke auf offener Straße mit n uns jed Deutschland jedoch erschwerend hinzu- den Worten „Du dreckiges Kommunis- Mittwoch en , 19 Uhr, kam, war die Sorge um die demokrati- tenschwein“ niedergeschossen wurde. im Grüne sche Gegenwart und Zukunft der Bun- Ist es nicht an der Zeit für uns alle, ein n Zentrum bisschen mehr „Kommunistenschwein“ (Eber tpla desrepublik. Denn die jungen Menschen tz 23) hierzulande hatten noch eine ganz an- zu werden? Lasst uns aufstehen! Auf- Schau ein dere Last zu tragen: das nationalsozia- stehen in Chemnitz, um gemeinsam bei fach vorb ei! listische Erbe ihrer Eltern- und Großel- #wirsindmehr aus vollster Kehle „Schrei kontakt@ gru jugend-Ko ene- terngeneration. Eine Last, welche meine nach Liebe“ zu singen. Aufstehen, um bei Generation – zum Glück – nicht mehr in der Seebrücken-Demo unsere Stimme eln.de diesem Maße zu tragen hat. Wir müssen gegen die europäische Abschottungs- nicht mit Bannern, auf welchen „Unter politik und die Kriminalisierung von Twitter: @ den Talaren Muff von 1000 Jahren“ ge- Seenotrettung zu erheben. Aufstehen, gjkoeln schrieben steht, gegen Obrigkeiten auf- um bei „Kippa Colonia“ und den Stolper- MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 10
ARBEITSKREISE AK AK Sport Foto: Elisabeth Thelen Lust auf Bewegung Von Elisabeth Thelen Radsportzentrum NRW? Können die „Junghaie“ ein neues Eissportzentrum Der Fraktionsarbeitskreis Sport besteht bauen? Wie stehen wir zur Olympiabe- aus den fünf Mandatsträger*innen im werbung NRW 2032? Sportausschuss der Stadt Köln und In- teressierten, die punktuell wegen eines Ein zentrales Thema ist die Erarbei- aktuellen Themas dazukommen. Wir be- tung der Sportentwicklungsplanung für treiben alle selbst Sport, sind in Verei- Köln, die im nächsten Jahr vom Rat nen aktiv und/oder begeisterte Fans. Die beschlossen werden soll. Eine solche Vorbild für Köln: öffentliches Yoga auf Arbeitskreistermine und die Tagesord- transparente längerfristige Planung, einem zentralen Platz in Malaga nungen sind bestimmt von den Sitzun- die den Bedürfnissen der Sporttreiben- gen des Sportausschusses. Standard- den in Köln entspricht, war eine zentra- themen sind Kunstrasenplatzprogramm, le Forderung von uns. Eine wachsende Vernetzung setzen und Lust auf Sport Baumaßnahmen und Pachtverträge von Stadt braucht neue Schulen und mehr und Bewegung machen sollen. Die Be- Vereinen. ÖPNV-Kapazitäten. Sie braucht aber zirksvertretungen sind in die Umsetzung auch mehr Sportflächen, Sporthallen eingebunden. Diese Projekte kritisch zu Wir diskutieren natürlich auch über Lage und Schwimmbäder und muss Sport- begleiten und die Finanzierung langfris- und Perspektive der großen Profiverei- und Bewegungsmöglichkeiten im öf- tig sicher zu stellen, damit befasst sich ne und Sportstätten. Kann und soll das fentlichen Raum bieten. Gefragt sind der AK Sport in den nächsten Monaten. RheinEnergie-Stadion erweitert wer- innovative Konzepte. Und die werden den? Wird ein neues drittligataugliches zurzeit im Rahmen der Sportentwick- Wer bei uns mitmachen will, ist herzlich Stadion für Fortuna Köln und Viktoria lungsplanung entwickelt. Vorgeschla- willkommen. Kontakt: Köln gebaut? Wird das Radstadion zum gen werden fünf Modellprojekte, die auf elisabeth.thelen@stadt-koeln.de AK AK Wirtschaftspolitik Green Economy oder Post Growth Von Patrick Kopischke ähnliche Fragen diskutieren wir im Par- Foto: Sandra Schneeloch teiarbeitskreis Wirtschaftspolitik. Wirtschaft ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Sie schafft Wohlstand, Mal ganz konkret, wie im Rahmen un- bietet Arbeitsplätze, sichert Steuer- seres aktuellen Schwerpunktthemas zu einnahmen und vermittelt Identität. kommunalen Unternehmen. Mal grund- Zugleich belastet sie die Umwelt, ver- sätzlich, beispielsweise mit Blick auf die braucht Ressourcen, schafft Abhängig- Erarbeitung des neuen Grundsatzpro- Der AK Wirtschaftspolitik beim Besuch der keiten und führt zu prekären Verhältnis- gramms unserer Partei auf Bundesebe- KVB-Leitstelle im Oktober dieses Jahres sen. Doch muss das so sein oder gibt es ne. In Planung ist auch noch die 2. Aus- Alternativen? Was sind unsere Grünen gabe unseres Wirtschaftsdialogs, eine Wirtschaftsvorstellungen? Wie können Veranstaltung zu der wir Kölner Unter- 19 Uhr in der Kreisgeschäftsstelle am wir Wirtschaft ökologisch und sozial nehmen einladen, die auf Nachhaltigkeit Ebertplatz. Wirtschaftsstudium, Promo- gestalten und Wachstum und Ressour- und Umweltverträglichkeit setzen. Wir tion oder jahrelange Berufserfahrung cenverbrauch entkoppeln – Stichwort legen also nicht nur Wert auf eine große sind nicht vonnöten – Interesse an wirt- Green Economy? Oder muss es vielmehr Themenvielfalt, sondern auch auf eine schaftspolitischen Fragen, Spaß an leb- darum gehen, sich vom Wachstumsge- ausgewogene Mischung aus Informati- haften Diskussionen und Lust auf aktive danken komplett zu verabschieden – on, Diskussion und inhaltlicher Arbeit. Mitarbeit reichen vollkommen aus. Stichwort „Post Growth“? Wie frei sollte der Markt sein und wo halten wir klare Wer Lust hat mitzumachen, ist herzlich Wir freuen uns auf Euch. Leitplanken und gesetzliche Rahmenbe- willkommen! Wir treffen uns in der Re- Ihr erreicht uns jederzeit über dingungen für unerlässlich? Solche und gel jeden ersten Dienstag im Monat um ak-wirtschaft@gruenekoeln.de MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 11
KURZ NOTIERT Klima-Bündnis wählt neuen Vorstand Der Grüne Kölner Bürgermeister And- werte Städte. Dazu gehören insbeson punkt der Arbeit des Klima-Bündnis. Ich reas Wolter ist im Oktober 2018 ein- dere der Ausstieg aus fossilen Energie- freue mich, dieses lebendige und einzig- stimmig in Barcelona zum neuen Vor- trägern und der Schutz der Regenwälder. artige Netzwerk mitgestalten zu kön- sitzenden des „Klima-Bündnis“ gewählt Diese Aspekte stehen auch im Mittel- nen!“, erläuterte Andreas Wolter. worden neben der weiter amtierenden Vorsitzenden Tine Heyse, Bürgermeis- terin von Gent (Belgien), und Robinson López Descanse von der Coordinado- ra de las Organizaciones Indígenas de la Cuenca Amazónic, einem der wichtigste Kooperati- onspartner des Bündnisses. Dem Klima-Bündnis gehören rund 1730 Städte, Kommu- nen, Landkreise und Bundes- länder aus 26 europäischen Foto: Klima-Bündnis Ländern an. „Unsere Kommunen haben eine globale Verantwortung. Gleichwohl fordern unsere Bürger und Bürgerinnen mehr Klimaschutz, eine Energie- und Verkehrswende sowie grüne, lebens- Andreas Wolter, Tine Heyse und Robinson Lopéz Descanse (v.l.n.r.). Unter dem Motto „Tempo machen beim Kohleausstieg!” nahmen auch viele GRÜNE an der Demo am 1. Dezember 2018 in Köln teil. Fotos: Dietmar Putscher MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 12
KURZ NOTIERT BUCH TIPP „Wie kurz „GENIAL LOKAL“ hätten Sie Von Christiane Martin nehmen. Dabei zieht das Autorentrio es gern?“ Bilanz, deckt Schwächen auf und zeigt Billig-Tomaten aus Spanien, Äpfel aus vor allem wie es – anders – geht. Im Wir feiern in diesem Jahr 100 Jahre Frau- Neuseeland – unsere Lebensmittel Zentrum stehen sogenannte Ernäh- enwahlrecht in Deutschland – und der haben eine weite Reise hinter sich, rungsräte, zivilgesellschaftliche Zu- nordrhein-westfälische Ministerpräsi- ehe sie bei uns landen. Ausbeutung sammenschlüsse, die sich ausgehend denten Armin Laschet forderte anläss- der Beschäftigten vor Ort und Schad- von den USA stark ausbreiten. Was lich der Verleihung des Staatspreises im stoffe gibt es nicht selten gratis dazu. sind und wie funktionieren Ernäh- November als Abendgarderobe „dunkler Unser globalisiertes Ernährungssys- rungsräte? Wo ist der nächste ansäs- Anzug/kurzes Kleid“. Daraufhin äußer- tem „funktioniert“, doch immer mehr sig, was ist bei der Gründung zu be- ten sich Kirsten Jahn und Lino Hammer, Menschen sind sich der negativen achten? Das Buch gibt Antworten und Fraktionsvorsitzende und Fraktions- ökologischen, wirtschaftlichen und präsentiert Tipps: von A wie Arbeits- geschäftsführer der GRÜNEN im Köl- sozialen Konsequenzen bewusst, wol- teilung bis Z wie Ziviler Ungehorsam ner Rat pikiert: „Herr Laschet, wie kurz len Veränderungen – und wollen vor und zeigt auf, wie lokal agierende hätten Sie es denn gerne? Der Minister- allem wieder wissen, woher ihr Essen Ernährungsräte zu einem politisch präsident hat anscheinend immer noch kommt. Mit ihrem wirkungsmächtigen nicht verstanden, dass Frauen selbst im Oktober 2018 er- und bestens geeig- entscheiden, welche Abendgarderobe schienenen Buch „Ge- neten Instrument zur sie bevorzugen – unabhängig von der nial lokal. So kommt Durchsetzung der Er- Länge.“ Auch Frank Jablonski, Vorsitzen- die Ernährungswende nährungswende wer- der der Kölner GRÜNEN kommentierte in Bewegung“ möch- den. das: „Es ist natürlich völlig legitim, bei ten der bekannte Fil- einem solchen Anlass einen Dresscode memacher Valentin Valentin Thurn, vorzugeben, aber diese Formulierung Thurn sowie Gundula Gundula Oertel, stößt bei uns GRÜNEN auf grundlegen- Oertel und Christine Christine Pohl: Genial de Kritik. Wir dachten, dass auch die Pohl den Bürgerinnen lokal. nordrhein-westfälische CDU nach #me- und Bürgern die Ent- So kommt die Ernäh too und #Aufschrei weiter wäre.“ Und scheidungsmöglich- rungswende in seine Co-Vorsitzende Katja Trompeter keiten über ihr Essen Bewegung, ISBN 978- ergänzte: „Wir GRÜNEN bemühen uns zurückgeben – und 3-96238-055-7, seit Jahrzehnten um eine echte Gleich- dazu motivieren, die 20 Euro stellung von Frauen, Männern und Ernährungswende trans*-Personen – so wie unsere Mütter selbst in die Hand zu und Großmütter für volle Gleichstellung gekämpft haben. Da schmerzt eine sol- che Formulierung schon.“ Autonomes Zentrum Am 26. November 2018 haben die Köl- tandorte zur dauerhaften Etablierung den aktuellen Räumlichkeiten in der Lu- ner GRÜNEN auf einer Mitgliederver- des AZ. Ziel ist es, in 2019 eine tragfä- xemburger Straße 93 gewährt werden sammlung weitreichende Beschlüsse hige Lösung zu realisieren. Klar bleibt muss, bis ein adäquater Alternativstand- gefasst, unter anderem zum Erhalt des jedoch, dass dem AZ Bestandsschutz in ort gefunden ist.“ Autonomen Zentrums (AZ), dessen jet- ziger Standort an der Luxemburger Stra- ße wegen der Fortführung des inneren Grüngürtels weichen soll. Im Beschluss- text heißt es: „BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN Köln setzt sich für den Erhalt des AZ – als selbstverwalteten und nicht- Fotos: Dietmar Putscher kommerziellen Raum zivilgesellschaft- lichen Engagements – in Köln ein. […] Um eine Lösung zu finden, erwarten die GRÜNEN von der Oberbürgermeisterin […] eine ernsthafte und zügige Recher- che möglicher adäquater Alternativs- MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 13
MACHETE Lieschen Müller ändert die Welt – und viele andere stehen Schlange In so mancher Kreisgeschäftsstelle der ven. Dann diese ungehörigen braunen Nachhilfe gab und manchmal auch er- GRÜNEN herrscht seit geraumer Zeit Blubberblasen aus längst vergangenen klären musste, warum manche Deutsche Ausnahmezustand. Morgens zwängt Zeiten von dieser alternativen Partei so gemein waren. sich die Geschäftsführerin an einer für Deppen. Lieschen Müller dachte Schlange wartender Menschen in ihr über das große Ganze nach. Über den Lieschen Müller dachte sehr lange nach Büro. Sie alle wedeln auch schon unge- Planeten an sich und über Ärgernisse und sie kam zu dem Schluss, dass jetzt duldig mit den Mitgliedsanträgen und vor ihrer Haustür. Und über die Zusam- „Die da oben“ lange genug oben waren empfehlen sich für die Mitarbeit in Orts- verbänden. Manche sind so weit gegan- Zeichnung: Sabine Voigt gen, die Satzung auswendig zu lernen und den Wartenden zu rezitieren. Selb- storganisierte Kleingruppen sitzen auf dem Boden, um Anträge für eine bessere Welt zu schreiben. Übereifrige gründen neue Arbeitskreise, machen Selfies und schicken sie an den großen Vorsitzenden Robert Habeck, als Beweis, dass sie die Pflege ihrer Topfblumen und Haustiere in den letzten Monaten nicht vernach- lässigt haben. Auf Bundesebene steigt die Anzahl der Mitglieder erstmals auf über 70.000 und jetzt wollen alle dabei gewesen sein. Was war passiert? War irgendwo in der Welt ein Atomkraftwerk explodiert? Hatte Cem Özedmir nun doch kriegsfüh- rende Völker in fernen Ländern mit dem Ausrollen einer Yogamatte versöhnt? War Annalena Baerbock während des Parteitags in Leipzig gar über Wasser gegangen? Oder hatte Übervater Josch- ka Fischer angeboten, den Rock‘n‘Roll als Bundeskanzler wieder krachen zu lassen? Wurde Horst Seehofer so lange von Claudia Roth umarmt, bis er freiwil- menhänge. Über Autohersteller, die sich und versucht hatten, etwas zu bewegen lig sein Amt als Innenminister aufgab erst absichtlich manipulierte Wagen für und dass sie anscheinend Hilfe bräuch- und sich fürderhin mit seiner Modell teuer Geld abkaufen ließen und dann ten. Hilfe von ihr. Hilfe von Menschen, eisenbahn vergnügte? Wurde Armin La- der Kundschaft noch die Kosten für die die eins und eins zusammenzählen kön- schet verdächtigt, höchstpersönlich die Umrüstung abknöpfen wollten, und sie nen und nicht lange rumlamentieren Stickoxidmessungen in Innenstädten hörte nichts dazu von der großen Koa- wollen. Seitdem Heinz weg war, hatte mit Aromalampen zu manipulieren, um lition der Verhaltensstarre. Erinnerte sie sie eh mehr Zeit. Zum Fahrradfahren, Fahrverbote zu verhindern? irgendwie an Heinz, der sich mit einer für Waldspaziergänge und vielleicht Neuen zusammengetan hatte, aber im- ging sie ja auch mal zu so einer Demon Die GRÜNEN hätten ja selber gerne eine mer noch unglücklich war. stration und schaffte sich diese sozialen gute Geschichte wie diese erzählen wol- Netzwerke an. Aber sie war keine Ein- len, aber nicht eine dieser Heldentaten Sie dachte auch an den Wald bei Köln, zelkämpferin. Und dann sah sie in den oder Skandale ereignete sich in diesem wo junge Menschen von den Bäumen Nachrichten Bilder von diesem Parteitag Sommer. Allein Lieschen Müller machte geholt wurden, weil man die Luft weiter und eine junge Frau mit einem Schild. sich bei 36 Grad im Schatten auf ihrem mit dem Schadstoff verpesten wollte, „Ändern wir die Welt, bevor es andere Balkon so ihre Gedanken. Sie hörte die für dessen Reduzierung sie als Diesel- tun“ stand darauf. Genau, dachte Lies- großen Jungs in Berlin streiten und die fahrerin demnächst zur Kasse gebeten chen Müller und stürzte auf die Straße. einflussreichste Frau der Welt schwei- würde. Diese jungen Leute kämpften Es wird gemunkelt, sie habe an diesem gen. Der wiederum einflussreichste doch für ihre Zukunft. Und Wald war Tag ihr erstes Selfie verschickt und einen Mann der Welt im fernen Washington doch wichtig für alle. Und sie dachte an Arbeitskreis gegründet. ging ihr ganz „great again“ auf die Ner- den Nachbarsjungen Ahmed, dem sie MACH ET • NR. 252 • DEZEMBER 2018 14
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