Die Zukunftsbaumart Eiche - Praxisinformation Nr. 53 2021 - BFW
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Nr. 53 - 2021 Praxisinformation Die Zukunftsbaumart Eiche Bundesforschungszentrum für Wald www.bfw.gv.at Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, Österreich
Dieses Papier stammt aus nach- haltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen. www.pefc.at Inhalt ERNST LEITGEB, FRANZ STARLINGER Rolle der Eichen im Klimawandel ..........3 WERNER RUHM, SILVIO SCHÜLER, HANNES SCHÖNAUER Eichenbewirtschaftung: Möglichkeiten der Wertsteigerung durch starke Durchforstung und verspätete Lichtwuchsdurchforstung..6 HANNES SCHÖNAUER, SILVIO SCHÜLER Eine Orientierungshilfe für Eichenkulturen.........................................10 In vielen Gesprächen mit Waldbesitzern und Waldbewirtschafterinnen zur Klima- erwärmung fällt recht bald die Frage: „Welche Baumarten soll ich jetzt fördern GEORG KINDERMANN Die Oberhöhenbonität der Eiche in oder setzen?“ Am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) wird diese Frage oft Abhängigkeit von Klimaänderungen...15 diskutiert. Und wir kommen zum Schluss: Die Erhöhung der Temperatur lässt sich MARCELA VAN LOO, JAN-PETER GEORGE, mit Klimahüllen recht gut modellieren, darauf basierend können Grobabschätzun- LAMBERT WEISSENBACHER, SILVIO SCHÜLER, gen getroffen werden. Sehr oft entscheidet dann jedoch der Standort. Dazu haben THOMAS GEBUREK, HEINO KONRAD Genetik: Fit für Eichen ............................18 Expertinnen und Experten des BFW jetzt gemeinsam mit Forstpraktiker*innen die Baumartenampel, die von Dipl.-Ing. Christoph Jasser für Oberösterreich entwickelt GERNOT HOCH, THOMAS CECH Altbekannte und neue wurde, für die neun Wuchsgebiete durchgerechnet und visualisiert. Diese Baum- Schadinsekten und Pathogene artenampeln werden noch heuer vom BFW als Broschüren zur Verfügung gestellt. an Eichen ..................................................22 GERHARD PELZMANN Noch mehr ins Detail gehen die Expertinnen und Experten des BFW bei der „Bares für Rares“ – dynamischen Waldtypisierung in der Steiermark. Dort werden künftig geografische Wertholzsubmissionen in Österreich 2001-2021...................................................25 Standortsinformationen abrufbar sein, die von den Berater*innen und Wald- bewirtschafter*innen für ihre Entscheidungen vor Ort genutzt werden können. Die Eichenarten werden in der Steiermark forstlich deutlich an Bedeutung ge- winnen. Aber nicht nur dort, sondern in vielen Regionen Österreich, u.a. auch an der unteren Waldgrenze, auf vielen sekundären Fichtenstandorten und in inner- alpinen Trockentälern. Denn: Im Zuge des Klimawandels ist mit zunehmendem Titelseite: Foto: Eicheln_saintgenes auf Pixabay Trockenstress für unsere Bäume zu rechnen. Die Eichen haben den Vorteil, dass sie sich rascher von einem Trockenstress erholen können und somit von einer Impressum Schwächung der Konkurrenzbaumarten profitieren. Den Eichenarten war der BFW-Praxistag 2021 gewidmet, die Vorträge wurden in ISSN 1815-3895 dieser vorliegenden BFW-Praxisinformation zusammengefasst. Bei Eiche sollte die © Oktober 2021 Nachdruck nur nach vorheriger Wertholzproduktion im Vordergrund stehen. Die Aufforstung gehört zu den kosten- schriftlicher Zustimmung seitens des intensivsten waldbaulichen Tätigkeiten. Ing. Hannes Schönauer vom BFW hat die Herausgebers gestattet. Presserechtlich für den Inhalt Kosten für die empfohlenen Aufforstungsvarianten Reihenpflanzung, Reihenmis- verantwortlich: Peter Mayer chung und Trupppflanzung durchgerechnet. Bundesforschungs- und Ausbildungs- zentrum für Wald, Naturgefahren und Aber viel wichtiger als die Form der Aufforstung sind ein klares Konzept, gutes Landschaft (BFW) Seckendorff-Gudent-Weg 8, Pflanzmaterial und die richtige Pflege in den ersten Jahren. Wenn diese Voraus- 1131 Wien, Österreich setzungen erfüllt sind, kann der Eiche mit vertretbaren Mitteln jener Raum gegeben Tel.: +44 1 87838 0 Fax: +44 1 87838 1250 werden, der ihr zusteht. Sie hat mit ihren Arten das Potential, mit der Klima- www.bfw.gv.at erwärmung als wirtschaftliche Leitbaumart auf unseren wärmsten Standorten am Redaktion: Christian Lackner Layout: Johanna Kohl ehesten zurechtzukommen. Bezugsquelle: BFW-Bibliothek Tel.: +44 1 87838 1216 Ein spannendes Lesevergnügen wünscht Ihnen E-Mail: bibliothek@bfw.gv.at Online-Bestellung: http://www.bfw.ac.at/webshop Peter Mayer Silvio Schüler Leiter des BFW Institut für Waldwachstum, Genderschreibweise erfolgt nach dem Zufallsprinzip. Waldbau und Genetik, BFW 2 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
ERNST LEITGEB, FRANZ STARLINGER Rolle der Eichen im Klimawandel Die Eichen werden im Zuge des Klima- Die relative Frosthärte der Stieleiche ist Traubeneiche: wandels an Bedeutung gewinnen, mit auch der Grund für ihr großes Verbrei- bevorzugt warme einer Ausdehnung ihrer Areale ist zu tungsareal, das bis Südskandinavien und Becken- und rechnen. Bei den beiden forstlich wich- Mittelrussland reicht. Hügellagen, etwas tigsten Eichenarten, der Trauben- und Die Zerreiche (Quercus cerris) und die schattentoleranter, der Stieleiche, sind deren unterschied- Flaumeiche (Quercus pubescens) sind geringe Ansprüche an Nährstoffe und liche Ansprüche an den Bodenwasser- Baumarten des submediterranen Misch- pH-Wert haushalt unbedingt zu beachten. waldes. In Österreich ist die Zerreiche nur auf Standorten konkurrenzkräftig, deren Stieleiche: Die Traubeneiche (Quercus petrea) und Böden kalkfrei sind oder zumindest einen kann mit Grund- und die Stieleiche (Quercus robur) sind die entkalkten Oberboden aufweisen. Da- Stauwasser umgehen forstlich bedeutsamsten Eichenarten. In gegen kommt die Flaumeiche auf Kalk- (sogenannte Zwangs- standorte), höhere Österreich findet man die wärmeliebende trockenstandorten an der unteren Wald- Ansprüche an Traubeneiche in der kollinen bis sub- grenze vor und nimmt dort eine wichtige Nährstoffversorgung montanen Höhenstufe (bis ca. 500/ ökologische Rolle ein. Die Carbonat 700 m), während die Stieleiche in ther- meidende Roteiche (Quercus rubra), die misch begünstigten Lagen auch bis in im nordöstlichen Nordamerika beheima- die tiefmontane Stufe bis 1000 m reicht. tet ist, übertrifft auf durchschnittlichen Abbildung 1: Braunerde (Traubeneiche) Abbildung 2: Pseudogley (Stieleiche) Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 3
Standorten bei genügend Niederschlä- daher grundwasserbeeinflusste Gley- gen unsere heimischen Eichenarten in böden und wasserstauende Pseudogleye der Wuchsleistung, aber nicht in der mit langanhaltender Nassphase. Wertleistung. Schwere Böden eignen sich für die Traubeneiche daher nur bei relativ ge- Standortsansprüche ringem Niederschlag. Grund- und Stau- Die Standortsansprüche der Trauben- wasser bereiten der Stieleiche hingegen und Stieleiche unterscheiden sich deut- keine Probleme, auch eine kurzzeitige lich. Die Traubeneiche bevorzugt warme Überstauung des Bodens kann sie ver- Becken- und Hügellagen und ist etwas kraften. Sie stellt zwar etwas höhere An- schattentoleranter, so dass sie häufig sprüche an die Nährstoffversorgung auch in Mischung mit der Buche vor- (Basensättigung > 15-20 %) als die Trau- kommt. Sie besitzt geringe Ansprüche beneiche, allerdings liegen diese weit an den Boden in Bezug auf Nährstoffe unter den Ansprüchen anderer Laub- und pH-Wert und kann auf nahezu je- bäume (z.B. Esche, Bergahorn > 50 %; dem Substrat wachsen. Bei günstigen Vogelkirsche > 80 %). Standortsverhältnissen wird sie konkur- Abbildung 3: renzbedingt allerdings meist durch die Wertholz als Produktionsziel Karte sekundärer Fichten- Buche verdrängt. Sie vermag auch unter- Beide Eichenarten eignen sich für die bestände in Österreich schiedliche Bodenarten (Sand, Schluff, Wertholzproduktion. Da bei einer Wert- Die Abbildung Ton) zu durchwurzeln und schafft es holzerziehung ein Nebenbestand not- entstammt einer Arbeit auch skelettreiche Böden zu erschließen. wendig ist, müssen auch die Standorts- von Schweinzer und Grund- und Stauwasser verträgt die ansprüche der Nebenbaumarten berück- Starlinger (2013) Traubeneiche aber nicht, sie meidet sichtigt werden. So bevorzugt die Hain- Vorkommen der Fichte nach Wuchsgebieten und Höhenstufen 1.1 bis 2200 m 5.1, 5.2 ab 800 m 1.2, 1.3, 6.1 bis 2100 m 5.3, 7.1, 8.2 ab 700 m 2.1, 2.2, 3.2 bis 1900 m 5.4 ab 600 m 3.1 bis 1800 m 6.2 alle Höhenstufen 3.3 bis 2000 m 7.2, 8.1 keine natürliche Verbreitung 4.1 600 m bis 2000 m 9.1, 9.2 ab 500 4.2 600 m bis 1700 m ÖWI-Probeflächen: Fichte nicht natürlich Forstliche Wuchsgebiete natürliches Vorkommen der Fichte Waldfläche 4 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
buche bespielsweise eher lehmige Böden, Kiefer durch die Eichenarten abgelöst während die Linden (Sommerlinde, werden. Auf skelettreichen Böden mit Winterlinde) auf skelettreichen Böden eingeschränktem Wasserhaushalt in der gute Wachstumsbedingungen finden. submontanen Höhenstufe könnte die Bei stark unterschiedlichen, kleinräumi- Traubeneiche vermehrt Buchenstandorte gen Standorts- und Bodenverhältnissen besiedeln, während die Stieleiche be- ist es günstiger, die Traubeneiche zu vorzugt schwere, vernässte Böden auf forcieren und dafür vernässte Böden und Kosten der Tanne erschließen könnte. Muldenlagen, die eher der Stieleiche zu- Beide Eichenarten spielen bei der sagen, auszusparen. Zwei Bilder (siehe künftigen Bestockung von sekundären Seite 3) illustrieren die unterschiedlichen Fichtenreinbeständen eine große Rolle. Standortsansprüche der Trauben- und Abbildung 3 (Seite 4) zeigt die Verbrei- Stieleiche. Abbildung 1 zeigt eine ske- tung sekundärer Fichtenwälder, wobei lettreiche Braunerde aus dem Wiener- aus den Daten der österreichischen Wal- wald bei 650 mm Niederschlag, der von dinventur Fichtenreinbestände bzw. fich- einem Traubeneichen/Buchenbestand be- tendominierte Bestände in der kollinen stockt ist, Abbildung 2 einen Pseudogley Höhenstufe ausgeschieden wurden. Es mit ausgeprägter Stauzone und substrat- zeigt sich eine weite Verbreitung sekun- bedingtem Staukörper aus Oberndorf (S) därer Fichtenbestände im nördlichen bei 1100 mm Niederschlag, der nur von Alpenvorland, Wald- und Weinviertel der Stieleiche durchwurzelt werden und in der Südoststeiermark. Besonders kann. Solche schweren Böden sind in der südlichen Steiermark, die zum typisch für sogenannte „Zwangsstand- subillyrischen Hügel- und Terassenland orte“, die aufgrund ihrer extremen zählt, sind standortskundliche Befunde Bodeneigenschaften nur von wenigen entscheidend für die Wahl zwischen Baumarten besiedelt werden können. In Trauben- und Stieleiche, da im tieferen höheren Lagen dominiert die Tanne auf Hügelland extreme Pseudogleye aus diesen schweren Böden. Staublehm („Opok”) und in den Tal- sohlen schwere Gleyböden weit verbrei- Eichenstandorte im Klimawandel tet sind. Auch sind hier höhere Nieder- Im Zuge des Klimawandels ist mit zu- schläge als in der angrenzenden panno- Linktipp nehmendem Trockenstress für unsere nischen Niederung zu beobachten. Rasches Erkennen der relevanten Boden- Bäume zu rechnen. Dabei haben die merkmale im Gelände: Eichen einen entscheidenden Vorteil, sie Zusammenfassung www.waldwissen.net/ besitzen eine physiologische Stabilität Die Eichen werden im Zuge des Klima- de/lebensraum- unter Stress in Bezug auf die Photosyn- wandels ihre Areale ausdehnen. Bei der wald/waldboden/wald- these und können sich rascher nach Trauben- und der Stieleiche sind deren boden-und-baumarten Trockenstress erholen (Bonfils et al., unterschiedliche Ansprüche an den 2013). Das führt dazu, dass die Eichen Bodenwasserhaushalt unbedingt zu be- von einer Schwächung der Konkurrenz- achten. Diese Standortseigenschaften baumarten profitieren und damit mehr können im Gelände ohne großem Auf- Standorte besiedeln können. In der kol- wand festgestellt werden. Die Ansprache linen Höhenstufe ist anzunehmen, dass der Gründigkeit und der Bodenart („Fin- die Flaumeichen an der unteren Wald- gerprobe“) kann leicht am Bodenprofil Dr. Ernst Leitgeb, grenze an Bedeutung gewinnen werden. durchgeführt werden, auch die Gelän- Dr. Franz Starlinger, Im schweizerischen Wallis konnten bei- deform und die Vegetation können Institut für Waldökologie und Boden, spielsweise Rigling et al. (2006) eine wertvolle Anhaltspunkte liefern – eine Bundesforschungszentrum Verdrängung der Waldkiefer durch die einfache Standortserkundung vor Ort ist für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, Flaumeiche beobachten. In inneralpinen jedenfalls lohnenswert. 1131 Wien, Trockentälern könnte auch bei uns die ernst.leitgeb@bfw.gv.at Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 5
WERNER RUHM, SILVIO SCHÜLER, HANNES SCHÖNAUER Eichenbewirtschaftung: Möglichkeiten der Wertsteigerung durch starke Durchforstung und verspätete Lichtwuchsdurchforstung Stiel- und Traubeneiche gehören zu forstungen mit zum Teil sehr unter- den wertvollsten heimischen Baum- schiedlichen Verbänden. Teilflächen- arten. Ihr Holz ist wegen ihrer viel- kulturen, die sich als Trupppflanzungen fältigen Verwendungsmöglichkeiten an den optimalen Endbaumstandorten und ausgezeichneten Eigenschaften orientieren, stellen eine kostensenkende auf dem Markt sehr gefragt. Daher Rationalisierungsmöglichkeit dar, ohne macht Eichenwirtschaft aus betriebs- dabei den Anspruch auf Wertholz aus wirtschaftlicher Sicht nur dann Sinn, den Augen zu verlieren (siehe Artikel wenn sie sich an der Produktion von Schönauer, Seite 10). Im Gegensatz dazu Wertholz orientiert. werden in traditionellen Eichenanbauge- bieten wie dem Spessart und Slawonien Die Wertholzproduktion gehört zu den die Bestände überwiegend mit Saat be- kostenintensivsten waldbaulichen Tätig- gründet und münden so in sehr stamm- keiten und der Erfolg hängt entschei- zahlreichen Jungbeständen. Derartige dend von der produzierten Wertholz- Verfahren zeugen von sehr langer regio- menge ab. Auch im Hinblick auf Natur- naler waldbaulicher Tradition und erzeu- schutz- und Klimaaspekte sind Eichen- gen in Umtriebszeiten von 250 – 300 bestände gefragt, denn unter den hei- Jahren (Spessart) ein qualitatives Spitzen- mischen Wäldern weisen Eichenbe- produkt. Andererseits sind diese langen stände die größte Artenvielfalt auf und Umtriebszeiten kaum geeignet, um sind daher von besonderer Bedeutung privaten Waldbesitzern das Wirtschaften für die Biodiversität. Weiters zählen die mit Eiche (vor allem nach vorheriger Fich- wärmeliebenden Eichenarten zu den tenwirtschaft) schmackhaft zu machen. Profiteuren des Klimawandels, denn sie In Österreich lässt sich in vielen gewinnen unter wärmeren und trocke- Regionen ein hohes, bisher meist unter- neren Bedingungen an Konkurrenzkraft schätztes Wuchspotential der Eiche be- und erholen sich auch nach Trocken- obachten, dass sich auch in neuesten stress relativ rasch. Waldwachstumsmodellen wiederspiegelt (siehe Artikel Kindermann, Seite 15). Zu- Eichenwertholz auch mit dem zeigen die Wertholzsubmissionen breiteren Jahrringen möglich der letzten Jahrzehnte, dass auch relativ Um die Zielvorstellung „Eichenwertholz“ weitringige (ca. 3 - 4 mm Jahrringbreite) zu erreichen, werden seit jeher unter- Stämme hervorragende Preise erzielen schiedliche waldbauliche Strategien dis- und sich die Jahrringbreite nicht auf den kutiert, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Verkaufserlös auswirkt. Die Erreichung Große Unterschiede lassen sich sowohl eines Zieldurchmessers von 70 – 90 cm bei der Bestandesbegründung als auch in einer Umtriebszeit 100 – 150 Jahren der angestrebten Umtriebszeit erkennen. erscheint daher bei kontinuierlicher Frei- Bei der Bestandesbegründung dominieren stellung der Z-Bäume auf durchaus in Österreich traditionell Reihenauf- realistisch. 6 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
Indifferente Z-Bäume undurchforstet schwach durchforstet stark durchforstet Versuchsanordnung des Eichen-Durchforstungsversuchs Mauerbach im Wienerwald. Das Schaubild zeigt die Lage der Bäume, deren Durchmesser und Kronenraum nach vier Eingriffen im Jahr 2015. In der stark durchforsteten Variante wurde der Zuwachs vor allem auf die formschönen Z-Bäume gelenkt. Der Bestand selbst wurde ursprünglich als Reihen- kultur im Verband 2,2 x 0,7 m (ca. 6500 Pflanzen pro Hektar) begründet; ein dienender Nebenbestand aus Hainbuche stellte sich aus Naturverjüngung ein. Bei der Einrichtung des Versuches 1998 wurden in dem 25-jährigen Bestand ca. 80 Z-Bäume pro Hektar mit einer astfreien Schaftlänge von 8 – 9 m ausgewählt. Die Eingriffe erfolgten grundsätzlich nur im Bereich der Z-Bäume. Z-Baum Auswahl weiligen Standort zu erwartenden End- Die Auswahl der Z-Bäume, pro Hektar höhe zu erziehen. Dies kann sowohl etwa 60 bis 80 Z-Bäume im Abstand von über die natürliche Astreinigung durch 10 – 13 m, erfolgt überwiegend bei der Dichtstand oder über Astungsmaßnah- Erstdurchforstung. Der Zeitpunkt dafür men erreicht werden (Phase 1). Ist die- hängt davon ab, ob eine ausreichende ses Ziel erreicht, erfolgt eine kontinu- Anzahl an Z-Baumanwärtern vorhanden ierliche Freistellung der Z-Bäume (Phase ist und ob für deren weitere Entwicklung 2), denn das Dickenwachstum wird Pflegeingriffe notwendig sind. Dabei ist ausschließlich über die Entwicklung zu beachten, dass eine zu frühe Förderung des Kronendurchmessers gesteuert. Die der Wertzuwachsträger den Prozess der wesentlichen Qualitätskriterien wie natürlichen Astreinigung unterbricht Durchmesserentwicklung, Jahrringbreite bzw. verzögert und sich dadurch negativ und innere Astigkeit sind über wald- auf die innere Astigkeit, einen der wich- bauliche Eingriffe gut steuerbar. Dabei tigsten qualitätsbestimmenden Para- wird der gleichmäßige Aufbau der Jahr- meter, auswirkt. ringe wichtiger beurteilt als die Breite Das waldbauliche Ziel besteht darin, der Jahrringe, denn ein unregelmäßiger astfreie Stammlängen von einem Drittel Jahrringaufbau führt zu unerwünschten bis zu einem Viertel der auf dem je- Holzspannungen. Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 7
mm Für die Produktion von Eichenwertholz 4,0 empfiehlt sich hiermit eindeutig die 3,5 starke Freistellung der Z-Bäume, denn 3,0 die frühzeitige Förderung der Kronen- 2,5 entwicklung steigert das Dickenwachs- tum und verkürzt bei gegebenem Ziel- 2,0 durchmesser die Umtriebszeit. 1,5 1,0 Eichenanteil und 0,5 Wertholzpotential nachträglich 0,0 erhöhen Variante 1 Variante 2 Variante 3 Mit dem Durchforstungsversuch Mauer- (starke Förderung) (mäßige Förderung) (ohne Förderung) bach lässt sich die bestmögliche Ent- wicklung eines Eichenwertholzbestandes von früher Jugend an untersuchen, steu- Mittlere Jahrringbreite Untersuchung der Durchforstungs- ern und nachvollziehen. In vielen Laub- der Z-Bäume des Durch- stärke auf Z-Baum Entwicklung mischbeständen wurde die Eiche in der forstungsversuchs Mauer- Um die Auswirkung verschiedener Vergangenheit allerdings nur unzurei- bach in der Periode 1999- Durchforstungsstärken auf die Ent- chend gefördert. Im Sinne klimafitter 2015. wicklung der Z-Bäume und des Eichen- und stabiler Wälder wäre heute ein hö- bestandes näher zu untersuchen, wurde herer Eichenanteil wünschenswert; 1998 vom Bundesforschungszentrum für gleichzeitig könnte so das Wertholzpo- Wald (BFW) im Wienerwald bei Mauer- tential dieser Bestände gesteigert wer- bach eine Dauerversuchsanlage angelegt den. Aus diesem Grund hat das BFW (siehe Seite 7). Verglichen wurden zwei im Jahr 2013 gemeinsam mit dem Forst- Eingriffsstärken und eine Nullvariante: betrieb Wienerwald der Österreichi- I) eine starke Durchforstung mit der Ent- schen Bundesforste evaluiert, wie sich nahme von 4-6 Bäumen je Z-Baum Eichenanteil und Wertholzpotential in II) eine moderate Durchforstung mit der älteren Laubmischbeständen nachträg- Entnahme von 2 -3 Bäumen je Z- lich erhöhen lassen. Baum; und Dazu wurden in einem ca. 100-jähri- III) eine Nullfläche als unbehandelte Ver- gen, wenig gepflegten Mischbestand aus gleichsfläche. Buche und Eiche sowohl das Bestandes- volumen als auch die Bestandesgrundflä- Nach vier Durchforstungseingriffen che um ca. 50 % reduziert. Dabei wurde (1999, 2003, 2009, 2015) zeigt der Ver- die Mischung Buche – Eiche von einer such eindeutige Ergebnisse: Grundflächenhaltung im Verhältnis von • Die starke Durchforstung lenkt den 60 % Buche und 40 % Eiche vor dem Zuwachs auf die ausgewählten Z- Eingriff auf 30 % Buche und 70 % Eiche Bäume und damit die zukünftigen nach dem Eingriff verändert. Diese ver- Wertträger. Hier ist der mittlere spätete Lichtwuchsdurchforstung sollte Zuwachs der Jahrringbreite fast dop- dokumentieren, ob und wie 100-jährige pelt so stark wie in der Null-Variante. Eichen mit vergleichsweise kleinen Kro- • Der Gesamtzuwachs der drei Vari- nen und einem BHD von 30 – 35 cm auf anten unterscheidet sich nicht. derart starke Eingriffe reagieren. • Der mittlere BHD der starken Durch- Erste Ergebnisse zeigen sich bereits forstungsvariante beträgt 2015 bereits nach wenigen Vegetationsperioden: Die rund 24 cm, während bei moderater freigestellten Eichen entwickeln Wasser- Durchforstung und Nullvariante der reiser und eine Sekundärkrone als Basis BHD noch unter 20 cm liegt. für einen stärken Wertzuwachs. In den 8 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
Nach einer verspäteten Lichtwuchsdurchforstung im Alter von ca. 100 Jahren reagieren die Eichen mit Wasserreiser und der Ausbildung einer Sekundärkrone und legen damit die Basis für einen weiteren Wertzuwachs. fm Massenverteilung der Erdstämme 2014 und 2017 12 Veränderung der 10 Zuordnung der Eichen- erdstämme zu höheren 8 Stärkeklassen nach einer 6 verspäteten Lichtwuchs- 4 durchforstung im Alter 2 von ca. 100 Jahren. 0 Bereits drei Jahre nach 3a 3b 4a 4b 3a dem Eingriff sind zahl- reiche Z-Bäume in höhere nachfolgenden Jahren stieg der Radial- schätzt wurde. Die langjährigen Versu- Stärkeklassen gewachsen zuwachs der Z-Bäume auf 3,3 mm/Jahr che des BFW im Wienerwald zeigen, und tragen so zu einer (2014-2020). Gleichzeitig wachsen die dass die Wertholzproduktion mit Eiche deutlichen Wert- Z-Bäume sehr schnell in höhere Stärke- eine konsequente waldbauliche Behand- steigerung bei. klassen hinein und weisen somit nicht lung und im Idealfall kräftige Durchfor- nur ein höheres Volumen, sondern ins- stungen erfordert, um den Zuwachs auf besondere einen höheren Wert der Erd- die wertvolle Z-Bäume lenken. Aber stämme auf. auch in älteren (70 - 100 Jahre) Misch- DI Werner Ruhm, beständen ist eine Erhöhung des Eichen- Dr. Silvio Schüler, Eichenbewirtschaftung ist unver- anteils durch eine verspätete Licht- Ing. Hannes Schönauer, Institut für Waldwachstum, zichtbar für klimafitte und wert- wuchsdurchforstung möglich und wün- Waldbau und Genetik, haltige Wälder schenswert. Diese steigert die Klimafit- Bundesforschungszentrum für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, Die heimische Stiel- und Traubeneiche ness und Wertleistung des Bestandes 1131 Wien, gehören zu den wichtigsten heimischen und fördert die Waldbiodiversität. werner.ruhm@bfw.gv.at klimafitten Baumarten, deren Wuchslei- stung in Österreich bisher stark unter- Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 9
HANNES SCHÖNAUER, SILVIO SCHÜLER Eine Orientierungshilfe für Eichenkulturen Die Anzahl der Laubhölzer, die sich in Verfügbarkeit von Pflanzmaterial und Österreich als Leitbaumarten für den dem Anwuchsverhalten der Pflanzen. Aufbau von stabilen Beständen auf Der unüberlegt praktizierte Rollentausch größerer Fläche eignen, ist ernüchternd von Mischbaumart und Hauptbaumart klein. Im Wesentlichen sind es nur die führte vielerorts zu Misserfolgen. Eichen- und Buchenarten. Die Eiche lange ein Stiefkind, Andere Arten treten zwar von Natur aus warum? kleinstandörtlich in Waldgesellschaften Ihr ausgeprägtes Pfahlwurzelsystem macht dominant auf, sind aber auf dem über- die Eiche bei den derzeit steigenden wiegenden Teil der Standorte nur als Sommertemperaturen und den häufige- Mischbaumarten geeignet. Diese Tat- ren Trockenperioden zu einer unver- sache wurde bei der Planung von Laub- zichtbaren Option auf einer zunehmen- holzaufforstungen oft ignoriert, die nach den Anzahl von Standorten in Öster- Schäden an der Fichte außerhalb ihres reich. Aber dieser fast lebenslange Vor- natürlichen Verbreitungsgebietes in den teil ihres Wurzelsystems kann während letzten Jahrzehnten vermehrt durch- der Etablierungsphase in künstlich be- geführt wurden. Die Baumartenwahl gründeten Kulturen ein Nachteil sein: orientierte sich zu selten an den stand- Junge Eichen investieren im ersten Jahr örtlichen Voraussetzungen, sondern an den Großteil ihrer Energie in den Ausbau den Preisen aktueller Modehölzer, an der einer 30 – 90 cm langen Pfahlwurzel, Praxistauglich sind Eichen- begründungskonzepte dann, wenn zum Zeitpunkt der Erstdurchforstung eine ausreichende Anzahl von geeigneten Z-Bäumen in guter Verteilung vorhanden ist. Foto: Schönauer 10 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
um für ihre Wasserversorgung in tiefe, auf teils eigenen Versuchsflächen von Praxistaugliche ausgeglichen feuchte Erdschichten zu der Kultur bis zur Erstdurchforstung und Eichenbegründungs- gelangen. darüber hinaus getestet. konzepte Die für die Ernährung des ober- • Reihenaufforstung irdischen Sprosses wichtigen Faser- Die Verbände wurden so gewählt, mit reiner Eichenauf- forstung wurzeln werden anfangs nur spärlich ge- dass die Vorgaben mit Herkünften von • Reihenaufforstung mit bildet, das gleicht die Pflanze durch ge- durchschnittlicher Qualität erreicht 3 Eiche / 2 Hainbuche dämpftes Wachstum der oberirdischen werden können. Bei entsprechender • Trupppflanzung Teile aus. In diese ihrer Ökologie ent- genetischer Eignung der Herkünfte sprechenden Entwicklung muss aus wären prinzipiell auch Verbände mit pflanztechnischen Gründen eingegriffen größeren Abständen möglich. werden: Die lange Pfahlwurzel wird ge- Es wurde angenommen, dass keine kürzt. In der Baumschule erfolgt das ge- oder zu geringe natürliche Verjün- wöhnlich durch das Unterschneiden im gung der gewünschten Baumarten Saatbeet. Der richtige Zeitpunkt des Un- vorhanden ist. terschneidens hat große Auswirkungen Der Wildschutz durch Zäunung kann auf die Pflanzqualität, geschieht es zu bei Eichenaufforstungen als Kon- spät, werden im oberen Wurzelbereich stante angenommen werden, da die nur mehr spärlich Faserwurzeln ausge- Wildstände nur in seltensten Fällen bildet und durch das schlechte Verhält- eine Planung ohne Schutz zulassen. nis von Spross zu Wurzel kommt es zu Die kalkulierten Kosten für einen schlechten Anwuchserfolgen. rehwildsicheren Zaun belaufen sich Aber auch bei optimalem Verlauf der bei einer mittleren Länge von 550 Pflanzenproduktion und selbst bei Con- lfm/ha und 7 €/lfm, inklusive Abbau, tainerpflanzen sind andere Laubbaumar- auf 3850 €/ha. ten wie z.B. Ahorn und Kirsche tenden- Beim natürlichen Ankommen der ziell den Eichen in ihrem Anwuchsver- vorgesehenen Mischbaumarten kön- halten überlegen. Allerdings rechtfertigt nen diese durch Teilflächenbepflan- der daraus resultierende Kostenvorteil zung mit Eiche in das Design mitein- in den ersten Jahren der Kulturpflege bezogen werden. Die Bepflanzungs- keinesfalls eine Baumartenwahl, die den kosten reduzieren sich dann entspre- standörtlich vorgegebenen Rahmen der chend. Baumart oder deren Mischungsanteil Für die Kalkulation der Pflanzenkos- sprengt. ten wurden die Preise für nacktwur- zeliges Pflanzenmaterial herangezo- Voraussetzungen und Varianten gen. Bei der Verwendung von Con- von Eichenkulturen tainerpflanzen, die für viele Situatio- Praxistauglich sind Eichenbegründungs- nen Vorteile haben, muss mit Mehr- konzepte dann, wenn zum Zeitpunkt der kosten von ca. 50 Cent pro Pflanze Erstdurchforstung eine ausreichende An- gerechnet werden. zahl von geeigneten Z-Bäumen in guter Die vorgestellten Aufforstungsmodelle Verteilung vorhanden ist. Im Folgenden sind so konzipiert, dass sie einen werden drei verschiedene Designs von hohen Wertholzanteil im Endbestand Eichenkulturen und ihre Kosten bespro- erwarten lassen. Auf Standorten, die chen, die bei korrekter waldbaulicher aufgrund ihrer Bonität erreichbare Behandlung einen hohen Wertholzanteil Oberhöhen von über 18 m bei der im Endbestand erwarten lassen. Die Eiche nicht zulassen, sind diese auf- Auswahl wurde beispielhaft aus den wändigen Methoden nicht ratsam, Gruppen der gängigen Begründungsfor- was jedoch kein Aufruf sein soll, dort men von Eichen getroffen und vom BFW generell auf sie zu verzichten. Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 11
Eiche Hainbuche 2m 1m Der Klassiker Reihenaufforstung mit reiner Eiche Es ist der Klassiker der Eichenaufforstung und viele Praktiker schwören bei der Eichenerziehung auf die innerartliche Konkurrenz: Eiche gegen Eiche. Der Vor- teil dieser Begründungsform ist der homogene Höhenwuchs, deshalb be- steht keine Gefahr, dass die Eichen von Mischbaumarten überwachsen werden und die Pflege der Jungbestände be- schränkt sich auf die Entnahme von Pflanzkosten Eichen Protzen. Alles in allem handelt es sich Pflanzengröße 30/50 um ein sehr stabiles System. Ein gravie- 5000 Stück render Nachteil: Es fehlt die Schatt- 0,80 €/Stk. = 4000 € baumart, welche die Eiche als Licht- + 0,80 € Setzen = 4000 € baumart ökologisch ergänzt und für Boden- und Stammbeschattung sorgt. = 8000 € Gesamtkosten = 8000 € 2m 2m Die Reihenmischung 1m 2m Reihenaufforstung 3 Eiche/2 Hainbuche Hier handelt es sich ebenfalls um eine Reihenaufforstung mit dem Unterschied, dass neben der Eiche auch eine Schatt- baumart vorgesehen ist. Da der Hain- buche hier nur eine dienende Rolle zu- gedacht ist, wird sie als untergeordnete Mischung zur Eiche in einem weiteren Verband gesetzt. Der Vorteil dieses Designs ist, dass eine Schattbaumart in die Baumartenwahl miteinbezogen wird Pflanzkosten Eichen Pflanzkosten Hainbuchen und die Pflanzenmenge gegenüber dem Pflanzengröße 30/50 Pflanzengröße 30/50 vorigen Modell kleiner ist. Nachteilig ist 3000 Stück 1000 Stück das meist unterschiedliche Höhenwuchs- 0,80 €/Stk. = 2400 € 0,80 €/Stk. = 800 € + + verhalten von Hainbuche und Eiche. Ist 0,80 € Setzen = 2400 € 0,80 € Setzen = 800 € die Hainbuche vorwüchsig, muss man regulierend eingreifen, was meist das = 4800 € Ì = 1600 € durch Köpfen der Hainbuchen ge- = Gesamtkosten = 6400 € schieht. 12 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
Eiche Hainbuche Die Trupppflanzung 1m 13 m Trupppflanzung 1m 2m 2m Bei diesem Konzept setzt man die Eichen nur auf jene Plätze der Aufforstungsfläche, wo sie später als Z-Bäume auch ausge- wählt werden können. Die räumliche Verteilung richtet sich nach dem ge- 13 m planten Z-Baumabstand. In unserem Fall wurde er mit 13 x 13 m angenommen, was etwa 60 Bäumen pro Hektar ent- spricht. Wenn man pro Pflanzkollektiv 25 Eichenpflanzen im Abstand von 1 m zueinander setzt, findet man bei der Erstdurchforstung mit hoher Wahr- scheinlichkeit einen brauchbaren Z- Baum. Zwischen den Trupps wird als dienende Mischung eine Schattbaumart im Weitverband eingebracht. Die Vor- teile dieses Konzepts sind, dass man die Eichen dort hat, wo man sie braucht Pflanzkosten Eichen Pflanzkosten Hainbuchen Pflanzengröße 30/50 Pflanzengröße 30/50 und mit relativ niedrigem Pflanzenbedarf 1500 Stück 750 Stück einen engen, für die Eiche optimalen 0,80 €/Stk. = 1200 € 0,80 €/Stk. = 576 € Verband wählen kann. Ein Nachteil ge- + + genüber Modellen mit reiner Eiche kann 0,80 € Setzen = 1200 € 0,80 € Setzen = 576 € wieder die Konkurrenzsteuerung an der = 2400 € Ì = 1152 € Kontaktlinie zwischen Eiche und Schatt- baumart sein. = Gesamtkosten = 3552 € a b c Trupp (a), Eiche in Reihe (b), Eiche und Hainbuche in reihenweiser Mischung (c) Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 13
Die Pflege Forstmulcher von den Stöcken des Vor- Obwohl es schwierig ist, allgemein- bestandes befreit werden, was Kosten gültige Aussagen über den Pflegeauf- von ca. 2000 €/ha verursacht. Für die wand in Eichenkulturen zu treffen, sollen weitere Pflege wurden pro Einsatz 3 hier durchschnittliche Werte genannt Traktorstunden/ha mit Häcksler und 20 werden, um ein Gefühl für die Größen- Mannstunden/ha mit Motorsense oder ordnung der Kosten zu schaffen. In Sichel gerechnet, was eine Summe von Abhängigkeit vom Gelände und von ca. 700 €/ha ergibt. Bei durchschnittlich der Konkurrenzvegetation können die sieben Eingriffen bis zur Sicherung der Kosten sowohl nach unten als auch nach Kultur im angenommenen Alter von 5 oben jedoch stark abweichen. Jahren betragen die Gesamtkosten ca. Am kontroversesten beim Thema 5000 €/ha. Pflege wird die Diskussion Reihen- ver- Neben dieser sehr maschineninten- sus Trupppflanzung geführt. Das Haupt- siven Variante kann es aber auch sinn- argument der Reihenbefürworter ist die voll sein, Kulturen ausschließlich manu- maschinelle Pflegbarkeit zwischen den ell zu pflegen. Die Kosten für den Forst- Reihen, wobei vergessen wird, dass auch mulcher werden eingespart und sollten bei der Reihenpflanzung eine manuelle die Maschinen am eigenen Betrieb nicht Pflege innerhalb der Reihen durchzufüh- vorhanden sind, kann bei freien Arbeits- ren ist und man auch beim Truppdesign ressourcen durch Eigenleistung Wert- Maschinen zur Pflege zwischen den schöpfung erzielt werden. Bei bindigen, Pflanzplätzen einsetzen kann. Die Er- zur Verdichtung neigenden Böden sollte fahrungen auf den vom BFW betreuten, man von vornherein auf die Befahrung bis zu 30 Jahre alten Dauerversuchen zu mit schweren Maschinen verzichten. beiden Begründungsformen haben ge- zeigt, dass die Höhe des Pflegeauf- Schlussbemerkung wandes zwischen Standorten mit unter- Welche der bewährten Formen man für schiedlicher Vegetation mehr variiert seine Eichenkultur wählt, hängt vom als zwischen den beiden Designs auf persönlichen Geschmack und anderen Standorten mit ähnlicher Konkurrenz- Voraussetzungen ab. Zum Beispiel kann vegetation. in die Modelle „Trupp“ und „Reihenmi- Für die Kalkulation der Kosten wurde schung“ problemlos eine bereits vorhan- ein kombiniertes System aus maschinel- dene Naturverjüngung mit erwünschten Ing. Hannes Schönauer, ler (zwischen den Reihen bzw. Trupps) Mischbaumarten integriert werden. Das Dr. Silvio Schüler, Institut für Waldwachstum, und manueller Pflege (in den Reihen senkt die Kosten und erhöht gleichzeitig Waldbau und Genetik, bzw. Trupps) herangezogen. Um Maschi- die Baumartenvielfalt. Bundesforschungszentrum für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, nen einsetzen zu können, muss die Auf- Aber viel wichtiger als die Form der 1131 Wien, forstungsfläche im Vorfeld mit einem Aufforstung sind ein klares Konzept, gu- hannes.schoenauer@bfw.gv.at tes Pflanzmaterial und intensive Pflege in den ersten Jahren. Wenn diese Vor- Waldbau an der aussetzungen erfüllt sind, kann der Eiche eh em ali ge r Le ite r des Institutes für mit vertretbaren Mitteln jener Raum ge- , es von Dr. Günther Eckhart 89 im Vorwort ein n Bu nd es ve rsu ch sanstalt, schrieb 19 itt elw ald- geben werden, der ihr zusteht. Sie hat Forstliche s Eichen-M F. M üll er ve rfa sst en Werkes über da . mit ihren Arten das Potential mit der W. Krissl und gen Schadenssituatio n (Anm „…Trotz der derzeiti rden, dass wir Klimaerwärmung als wirtschaftliche Leit- gebiet Österreichs ) da rf nicht verge sse n we n 19 80 er Jah ren baumart auf unseren wärmsten Stand- Eichensterben in de en Hauptbaumarte n des d Ha inb uc he die beiden natürlich r orten am ehesten zurechtzukommen. mit Eiche un er Bestandess ktu tru s vo r un s ha be n. An ihnen, in welch Wuchsbezirke ung kein Weg vorb ei“. r Waldbewirtschaft immer, führt bei de 14 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
GEORG KINDERMANN Die Oberhöhenbonität der Eiche in Abhängigkeit von Klimaänderungen Die Baumartenwahl zählt zu den wich- zu können. Daher könnte man Baum- tigsten waldbaulichen Entscheidungen. arten wählen, die in keiner der als wahr- Unter den vielfältigen, dabei zu berück- scheinlich erscheinenden Klimaan- sichtigenden Kriterien findet sich auch nahmen schlecht abschneiden, aber die Wuchsleistung. In der Vergangen- auch keine Spitzenleistungen erwarten heit wurde der Standort, und damit lassen. auch die Bonität, meist als gleichblei- Zusätzlich oder alternativ könnten bend betrachtet, was heutzutage, ins- jene ausgewählt werden, die nur in ein- besondere durch die derzeitige Klima- zelnen Szenarien zu den leistungsstärk- erwärmung, nicht mehr angenommen sten zählen. Dabei kann man versuchen, werden kann. durch Auswahl mehrerer Baumarten das Risiko zu streuen. Mischbestände aus Da die Klimaentwicklung ungewiss ist, diesen Baumarten scheinen die Möglich- sollten die Bonitätsschätzungen den keit zu bieten, die endgültige Baum- möglichen Entwicklungsrahmen ab- artenwahl, im Zuge der Mischungs- decken. Die Gesamtwuchsleistung setzt regulierung, hinauszögern zu können. sich aus den in den einzelnen Jahren, Dies mag bei Buntmischung zutreffen. von der Verjüngung bis zur Endnutzung, Dabei muss der Aufwand, konkurrenz- geleisteten Zuwächsen zusammen. Wo- bedingter Entmischung entgegenzuwir- bei sich jährliche Zuwachsschwankungen ken, berücksichtigt werden. mit der graduellen Verschiebung, von einer Anfangs- hin zu einer Endbonität, Waldbewirtschaftung überlagern. wird komplexer Deshalb scheint es unmöglich, die Auch wird die Bewirtschaftung wesent- bestwüchsigste Baumart für einen kon- lich komplexer und es ist mit subopti- kreten Bestand im Vorhinein bestimmen malen Einzelentscheidungen zu rechnen. Die Wuchsleistung der Stieleiche wird hier am Wechsel (47,500 °N, 15,974 °O) auf 1340 m in einem Site-Index Benchmark Versuch mit 30 weiteren Baumarten verglichen. Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 15
Bei horstweiser Verjüngung, die klein- ein Waldinventurpunkt mit entsprechen- flächig Reinbestände ergibt, wird dieser der Baumart in der Nähe ist oder nicht, Aufwand reduziert. Dafür kann beim die Bonität angegeben werden. Die Ein- Ausfall einzelner Baumarten die Lücke gangsdaten können beliebig verändert von den Nachbarbäumen meist nicht und damit die Bonität für eine mögliche mehr geschlossen werden. Situation in der Zukunft geschätzt wer- Hingegen kann für das kleinflächige den. Abbildung 2 zeigt die Bonität bei Erproben von Baumarten, für die in einer einer Temperatursteigerung um 2 °C und Region noch keine Erfahrungen vorliegen, bei 20 % weniger Niederschlag. das horstweise Einbringen empfohlen werden. Bei Beimischung einer dienen- Eiche verliert in Tieflagen den Baumart im Nebenbestand, bei- Man sieht, dass bei dieser angenomme- spielsweise der Hainbuche zur Eiche, ist nen Veränderung in den niederschlags- die Situation wiederum anders. Diese armen Tieflagen, wo derzeit das Haupt- kann meist nur als Einzelmischung ihren verbreitungsgebiet der Eiche liegt, ihre Zweck erfüllen. Dennoch sollte nie ver- Wuchsleistung stark zurückgeht und da- gessen werden, dass Bäume im Bestand mit ein ökonomisch sinnvolles Wirt- Konkurrenten um Licht, Nährstoffe und schaften teilweise in Frage zu stellen ist. Wasser sind und beispielsweise die Was- Dass die Eiche im Gegenzug nun auch serhaushaltsstrategie einer Baumart die in höher gelegenen Regionen Fuß fassen Wasserstresssituation einer anderen kann, wird für Waldbesitzerinnen und Mischbaumart verschärfen kann. -besitzer im Osten Österreichs nur ein schwacher Trost sein. Aus Standortsdaten Für die Baumartenwahl ist jedoch Oberhöhenbonitäten geschätzt nicht der Absolutwert, sondern immer Basierend auf den Daten der öster- der Vergleich zu anderen Baumarten reichischen Waldinventur wurden neben ausschlaggebend. Und hier zeigt sich im Eiche auch für Fichte, Tanne, Lärche, Vergleich zu Buche und bei gleicher Kli- Weißkiefer und Rotbuche Funktionen maveränderung, dass die Eiche in weiten zur Schätzung der Oberhöhenbonität Bereichen die Buche in der Höhen- aus Standortsparametern erstellt. wuchsleistung übertrifft (Abbildung 3). Monatswerte von Temperatur, Nieder- Dies soll aber nun keinesfalls als Auffor- schlag und photosynthetisch aktive derung zum großflächigen Baumarten- Strahlung, nutzbare Wasserkapazität, wechsel verstanden werden, da hier nur Bodentiefe, C/N-Verhältnis, Boden-pH- eine willkürlich gewählte Klimaverschie- Wert, Hangneigung und Exposition wer- bung betrachtet und nur ein einziges den zur Schätzung der Eichenbonität Auswahlkriterium verglichen wurde. verwendet. Der Einfluss von Bestandes- dichte sowie Beimischung anderer Modelle als Entscheidungshilfe Baumarten können ebenfalls berücksich- für Waldbau tigt werden. In Abbildung 1 ist die aus Auch muss in Erinnerung gerufen wer- Standortsdaten geschätzte derzeitige den, dass solche Modelle immer nur mit Oberhöhenbonität (Höhe der 100 höch- vereinfachten Annahmen und Daten sten Stämme im Alter 100) der Eiche operieren und die wirkliche Entwicklung dargestellt. nie exakt treffen werden können. Sie Bei der Modellerstellung wurde be- sind als Entscheidungshilfe für den wusst darauf geachtet, Datensätze zu Waldbau gedacht und sollen keinesfalls verwenden, die flächendeckend zur Ver- die Heterogenität der Entscheidungen fügung stehen. Damit kann für jeden be- reduzieren. Die Möglichkeit eines groß- liebigen Punkt, unabhängig davon, ob flächigen Totalversagens durch eine zen- 16 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
35 30 25 Abbildung 1: 20 Oberhöhenbonität [m] der Eiche für den 15 Zeitraum 1980-2010. 10 5 0 35 30 Abbildung 2: 25 Oberhöhenbonität [m] 20 der Eiche bei einer Temperatursteigerung um 15 2 °C und 80 % des Niederschlags von 10 1980-2010. 5 0 35 30 25 Abbildung 3: Oberhöhenbonität [m] 20 der Rotbuche bei einer 15 Temperatursteigerung um 2 °C und 80 % des 10 Niederschlags von 1980-2010. 5 0 tral getroffene Fehlentscheidung muss her scheint es sinnvoll, auch Daten von Dr. Georg Kindermann, Institut für Waldwachstum, durch vielfältige, individuell verschie- umliegenden Ländern zu verwenden, so- Waldbau und Genetik, dene Entscheidungen reduziert werden. fern diese verfügbar sind. Damit würde Bundesforschungszentrum für Wald, Zur Erstellung dieses Modells wurden gleichzeitig der Datensatz umfangreicher Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, ausschließlich Daten aus Österreich ver- und eine Erweiterung um andere Baum- georg.kindermann@bfw.gv.at wendet. Das hat zur Folge, dass bei An- arten sowie eine Auftrennung zumindest nahme stärkerer Klimaerwärmung das von Trauben- und Stieleiche möglich Modell immer mehr im unsicheren Ex- werden. trapolationsbereich arbeiten muss. Da- Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 17
MARCELA VAN LOO, JAN-PETER GEORGE, LAMBERT WEISSENBACHER, SILVIO SCHÜLER, THOMAS GEBUREK , HEINO KONRAD Genetik: Fit für Eichen Der Klimawandel hat das Interesse an wie Genomik, Transkriptomik, Meta- der Eiche in Österreich erblühen lassen. bolomik, auch weiterhin für die Prakti- Welche Unterstützung bekommen die kerinnen und Praktiker von großem Waldbesitzer*innen und Waldbewirt- Nutzen sein wird. schafter*innen von Seiten der Genetik? Einen Vogel erkennt man an In den letzten Jahrzehnten hat sich seinen Federn - und eine Eiche? durch umfangreiche Forschungstätigkeit An ihrer DNA! zur Eiche im Bereich der Genetik viel Ex- Artengrenzen bei Eichen sind notorisch pertise angesammelt. Dieses Wissen unscharf und ihre taxonomische Kom- trägt aktiv zur Optimierung der Wald- plexität, die sich auf die nicht eindeutige bewirtschaftung dieser Baumarten bei. Artendifferenzierung bezieht, fordert Die Verbesserung der Artidentifizierung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einzelner Eichenarten, langfristige Her- seit Jahrzehnten heraus. Die Ver- kunftsversuche, Eichenselektion für die schwommenheit der Artengrenzen wird Anlage zweier Stieleichenplantagen, im Prinzip durch zwei Prozesse verur- Testen der Trockenheitstoleranz sind nur sacht; die Hybridisierung und Introgres- einige der Beispiele, wo die Genetik sion, die einen Transfer (Beimischung) „mitmischt“, ihren Beitrag leistet und, von Genen einer Art in den Genbestand erweitert um neue Forschungsmethoden einer anderen Eichenart durch wieder- So stehen u.a. auch zwei slawonische Stieleichenherkünfte im BFW-Herkunftsversuch. Foto: L. Weißenbacher: Lipovljani, Gespanschaft Sisak-Moslavina/Kroatien 18 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
holte Kreuzung bedeutet. Beide Pro- fen, dass dieses Set in einer reduzierten Schüler S., zesse sind weit verbreitet und von Form (
Linz (AT) Klagenfurt (AT) Abbildung 1. 2 BHD 2 BHD Wuchseigenschaften 1 1 (Höhe, BHD) und Form- 0 0 eigenschaften (Stamm, Zwiesel -1 Höhe Zwiesel -1 Höhe Wuchs, Zwiesel) von vier -2 -2 Stieleichenherkünften im Herkunftsversuch. Die gepunktete Linie stellt Wuchsform Stammform Wuchsform Stammform den Mittelwert (Wert 0) über alle 22 Herkünfte auf den fünf Standorten Luising (AT) Slawonien (HR) BHD dar. BHD 2 2 Rote Linie: Abweichung 1 1 vom Mittelwert; 0 0 Blaue Linie: Varianz der Zwiesel Höhe Werte über die fünf Zwiesel -1 Höhe -1 Standorte. Herkünfte Linz -2 -2 und Klagenfurt zeigen überdurchschnittliche Werte in allen fünf Merk- malen bei gleichzeitig Wuchsform Stammform Wuchsform Stammform geringer Variation zwischen den Versuchs- standorten, wobei die Nachfrage deutlich größer Abgesehen davon, dass es im Allge- Herkunft Slawonien ein als Angebot meinen zu wenig Eichenpflanzgut auf umgekehrtes Bild abgibt. Trotz der großen Anzahl von Saatgutbe- dem Markt gibt, wurden die ent- Die Herkunft Luising ständen und der Existenz einer Trauben- sprechenden Saatguterntebestände zeigt dafür nur über- eichenplantage in Oggau am Neusiedler (Linz, Klagenfurt oder Luising) selten durchschnittliche Werte am See (Bezirk Eisenstadt Umgebung, beerntet oder im Verkauf angeboten. beim Zuwachs. Burgenland) und zweier Stieleichenplan- Importe aus dem Ausland federn den tagen in Feldkirchen (Kärnten) und Don- Mangel an heimischem Pflanzgut und nerskirchen (Burgenland) übersteigt die die erhöhte Nachfrage ab, insbesondere Nachfrage nach Eichenpflanzgut am bei der Traubeneiche (Abbildung 2). Markt das Angebot um das Doppelte. Abbildung 2. Österreich Ausland Das Pflanzgut von Stiel- 100% eiche (StEi) und Trauben- 90% eiche (TrEi) kommt aus 80% Österreich und dem Aus- 70% land; bei der Stieleiche 60% stammen etwa 70 % aus 50% Österreich und 30 % aus 40% dem Ausland. Bei der 30% Traubeneiche kommen 20% 60 % des Pflanzgutes aus 10% dem Ausland (adaptiert 0% Quelle: Konrad et al. Rot- Schwarz- Weiß- Stiel- Berg- Douglasie Tanne Lärche Fichte Trauben- Zirbe Schwarz- Hain- 2021) buche erle kiefer eiche ahorn eiche kiefer buche 20 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
A B C Die Bereitstellung von heimischem Ver- risiko für die Forstbetriebe verringern. mehrungsgut für die forstliche Praxis soll Die gestiegene Nachfrage der heimi- Abbildung 3. mit der Anlage von zwei neuen Klon- schen Forstwirtschaft nach Eichen spie- Veredelung der ausge- plantagen der Stieleiche in Zukunft ver- gelt sich nicht nur im erhöhten Bedarf wählten Eliteklone im bessert werden. Als Ausgangsmaterial an Pflanzmaterial (z.B. zur Aufforstung Jahr 2021: dienen hier die aktuellen Eichenher- nach Borkenkäferkalamitäten), aber auch A) Verwendete kunftsversuche, deren Bedeutung also in der Intensivierung der Forschung zu Veredelungstechniken: nicht nur in der Weiterentwicklung der diesen Baumarten wider. In den näch- Kopulation und Geißfuß, Herkunftsempfehlungen liegt. Mit Hilfe sten fünf Jahren werden neue Erkennt- B) Von jedem Individuum moderner Auswertemethoden der Züch- nisse zur Genetik weiterer Eichenarten (Klon) wurden Ende tung konnten bereits aus den Wuchs- (u.a. Zerreiche, Flaumeiche, Ungarische Februar 20 Edelreiser daten der jungen Bäume und der zu- Eiche, Roteiche) und weiterer Kleinarten veredelt. Zum Schutz der grundeliegenden Familienstruktur in zwei und Hybriden erfasst, um das Potential Veredelung vor Aus- Herkunftsversuchen (Wels und Weyer- dieser Taxa im Klimawandel abschätzen trocknung wurden sie in burg) die jeweils 50 besten für den je- zu können. Weiters werden die Stielei- Veredelungswachs weiligen Versuchsstandort geeigneten che und die Traubeneiche sowie ihre ge- getaucht. Individuen identifiziert, beerntet und in netische Variation und Reaktion auf C) Die Veredelung war mehreren Kopien veredelt werden (Ab- Trockenstress am Waldstandort, aber erfolgreich. Die Reiser bildung 3). Diese sollen 2022 als Klon- auch unter kontrollierten Bedingungen trieben im Mai 2021 aus. samenplantagen, eine in Kärnten und die untersucht, um unser Verständnis zum (Foto F. Henninger, M. van Loo) zweite im pannonischen Teil des Burgen- Einfluss der Genetik auf die Trockento- landes, angelegt werden. leranz zu vertiefen. Dies sind nur einige Beispiele an Fragestellungen, die derzeit Quo vadis Quercus in den in den laufenden Projekten am BFW in nächsten fünf Jahren? Kooperation mit nationalen und inter- In Österreich zählen die Eichen zu den nationalen Kooperationspartnern er- Mag.a Dr.in Marcela van Loo, Dr. Jan-Peter George, Baumarten, die als Gewinner des Klima- forscht und deren Ergebnisse der Praxis Ing. Lambert Weissenbacher, wandels bezeichnet werden. Insbeson- laufend bereitgestellt werden. Finanziert Dr. Silvio Schüler, Univ.-Prof. Dr. Thomas Geburek, dere die Stieleiche soll angesichts der wird diese Forschung von Bund, Ländern Dr. Heino Konrad, zukünftigen globalen Erwärmung höhere und der Europäischen Union (VOLE) so- Bundesforschungszentrum für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, Wachstumsraten erzielen und durch ihre wie dem seit diesem Jahr aktiven Wald- 1131 Wien, verstärkte Aufforstung das Wirtschafts- fonds des BMLRT. marcela.vanloo@bfw.gv.at Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 21
GERNOT HOCH, THOMAS CECH Altbekannte und neue Schadinsekten und Pathogene an Eichen Ruhm, W., Im Hinblick auf den Klimawandel muss früh im Jahr fressenden Frostspanner- Englisch, M., die Waldbewirtschaftung angepasst und Wicklerarten sowie die etwas später Starlinger, F., werden, große Hoffnungen werden auf auftretenden Eichenprozessionsspinner Geburek, T., die Eichenarten gesetzt. Aber auch und Schwammspinner zu nennen. Ein- Perny, B., Eichen sind nicht gefeit gegen Schädi- maliger Kahlfraß ist für die Eiche nicht Neumann, M. (2016): Vier Eichenarten in gungen. Und je größer das Vorkommen bedrohlich, schon im Sommer stehen Österreich maßgebend. wird, desto häufiger und auffälliger ist die Bäume üblicherweise wieder im BFW-Praxisinformation mit einem Auftreten von Schadin- Laub. Erst mehrmaliger, aufeinander- 41, S. 14-18. sekten und Pathogenen zu rechnen. folgender Kahlfraß oder das Zusammen- PDF-Download unter: Neben altbekannten Schadorganismen wirken mit anderen Schadfaktoren kann bfw.ac.at/webshop sind einige neu auftretende Insekten Eichen zum Absterben bringen. Die ge- und Pathogene zu berücksichtigen, nannten Arten machen natürlicherweise nicht zuletzt in Wechselwirkung mit starke Populationsschwankungen durch, abiotischen Faktoren. Ein kurzer Über- Massenvermehrungen brechen abrupt blick aus der Waldschutzperspektive. durch innerartliche Konkurrenz und durch die Wirkung natürlicher Feinde Abbildung 1: Insekten wieder zusammen. Bekämpfungsmaß- Eichenprozessionsspinner, nahmen werden in Österreich üblicher- Schwammspinner und Alle paar Jahre werden verschiedene weise keine durchgeführt. Auf Basis des Eichennetzwanze blattfressende Schmetterlingsraupen Bakteriums Bacillus thuringiensis stehen sorgen bei Massenauf- auffällig, wenn sie für Kahlfraß oder zu- biologische Insektizide zur Verfügung, treten für starken Blatt- mindest starken Blattverlust in Eichen- deren Wirkung auf Schmetterlings- verlust bei Eichen. wäldern sorgen. Hier sind vor allem die raupen beschränkt ist. 22 Praxisinformation | Nr. 53 - 2021
Sorgen bereitet die in Ausbreitung be- Eichenprachtkäfer könnte im Zu- findliche, aus Nordamerika stammende, sammenhang mit dem Akuten Eichen- Sallmannshofer, M., Ette, S., invasive Eichennetzwanze, die seit sterben (siehe unten) zukünftig eine be- Hinterstoisser, W., 2019 auch in Österreich nachgewiesen sondere Bedeutung erlangen. Aber die Cech, T. L., Hoch, G. ist. In den Eichenwäldern Kroatiens und Eiche ist auch Wirtsbaum für Flaggschiff- (2019): Erstnachweis Ungarns sorgt die Netzwanze jedes Jahr arten des Naturschutzes, wie den streng der Eichennetzwanze, für starke Vergilbung und Austrocknung geschützten Heldbock. Corythucha arcuata, in Österreich. der Blätter im Hochsommer. Auch mehr- Forstschutz Aktuell 66 - jähriger Befall erwies sich noch nicht als Pathogene Online-Version, PDF- tödlich, allerdings ist von einer Schwä- Download unter chung der Bäume auszugehen, auch eine Drei ursprünglich aus Asien stammende https://www.bfw.gv.at/ Verringerung der Eichelmast ist wahr- Mehltau-Arten (Erysiphe) können die wp- scheinlich. Zu befürchten sind starke Verjüngung von Eichen empfindlich be- content/uploads/fsak- tuell_66_1.pdf Auswirkungen auf das Eichenwald-Öko- einträchtigen, stellen jedoch für Alt- system, da die jährliche Blattschädigung bäume keine lebensbedrohende Gefahr durch die Netzwanze einer ganzen Reihe dar, solange diese nicht durch Trocken- spezialisierter Arten die Nahrungsgrund- heit oder Schadinsekten geschwächt sind. BFW-Bestimmungs- lage entzieht. Die Ausbreitung erfolgt Hallimasch-Arten (Armillaria) haben als fächer: Baumpilze rasant entlang wichtiger Verkehrswege, Wurzelschadfaktoren im vergangenen erkennen: Biologie, und derzeit stehen keine effektiven Ge- Jahrzehnt stark an Bedeutung gewonnen. Erstbestimmung und genmaßnahmen zur Verfügung. Vor diesen fakultativen Pathogenen, die Risiko. 13,50 Euro vor allem durch Wassermangel ge- (exkl. Versand). Bestellung im BFW- Rindenbrütende Käferarten wie der schwächte Wurzelsysteme zur Gänze Webshop: Zweipunktige Eichenprachtkäfer oder zerstören können, sind auch Eichen bfw.ac.at/webshop der Eichensplintkäfer treten typischer nicht verschont. Weise nach Vorschädigung der Eichen in Erscheinung. Ganz im Gegensatz zur Der Spindelige Rübling (Gymnopus Fichte muss man bei der Eiche keine fusipes) parasitiert ebenfalls Starkwurzeln Abbildung 2: Käferkalamitäten mit großer Eigendyna- von Eichen, insbesondere Roteichen. Der Spindelige Rübling mik fürchten, dennoch kann es in Ge- Bestände auf kalkhältigen, schotterigen kann Wurzelsysteme meinschaft mit anderen Schadfaktoren Böden sind nach trockenen Sommern von Eichen komplett zu erheblicher Mortalität kommen. Der besonders gefährdet. Bis zum Erscheinen zerstören. Praxisinformation | Nr. 53 - 2021 23
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