Dpr # 15/2019 - headless commerce scrum vs. v-modell umsatz mit datenfeeds kundenzentrierung im marketing

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Dpr # 15/2019 - headless commerce scrum vs. v-modell umsatz mit datenfeeds kundenzentrierung im marketing
dpr
     das magazin zur digitalen transformation der medienbranche   ISSN 2512–9368

               # 15/2019
           digital publishing report

            headless commerce
             scrum vs. v-modell
         umsatz mit datenfeeds
 kundenzentrierung im marketing
Dpr # 15/2019 - headless commerce scrum vs. v-modell umsatz mit datenfeeds kundenzentrierung im marketing
Content Management Systeme – nicht umsonst
                                                          wird dies von Unternehmen wie Adobe massiv
                                                          vorangetrieben.
                                                            Alles andere als „kopflose“, sondern gezielte
                                                          Kundenansprache steht im Mittelpunkt dreier
                                                          Artikel zur Kundenzentrierung und Customer
                                                          Journey. Anne M. Schüller nimmt dabei eher die
                                                          Herausforderung an Organisationsstrukturen in
                                                          den Fokus: „Klassische Organisationen verhar-
                                                          ren in der Abteilungsdenke. Aufgaben werden
                                                          entlang von internen Berichtslinien organisiert.
                                                          Die Hauptaktionsrichtung verläuft dabei verti-
                                                          kal, also topdown und wieder zurück. Eine ty-
                                                          pische Customer Journey hingegen verläuft im-
                                                          mer quer durch die Unternehmenslandschaft.
                                                          Marktorientierung und Kundenzentrierung ge-
                                                          lingen also nur dann tatsächlich, wenn auf de-
                                                          zentrale Führung und crossfunktionale Struk-
                                                          turen umgestellt wird.“ Deswegen beschreibt

    ein paar
                                                          sie die nötige Herangehensweise anhand einer
                                                          neuen „job description“ eines nötigen „Custo-
                                                          mer Touchpoint Managers“. Dennis Proppe zeigt

    worte zum
                                                          in einem weiteren Artikel anhand von 6 Phasen,
                                                          wie sich ein solcher Transformationsprozess
                                                          umsetzen lässt während Christian Kleemann
                                                          sich der Frage widmet, wie man diese Customer

    geleit                                                Journeys im Vertrieb richtig handeln kann.
                                                            Neue Herangehensweisen an Prozesse sind
                                                          hier schon lange ein Dauerbrenner, vornehmlich
                                                          das Thema „Agilität“, bei dem man manchmal

    S   chon mal etwas von „headless e-commerce“
        gehört? Nein, es geht dabei nicht um kopf-
    loses digitales Geschäftemachen, sondern um
                                                          den Eindruck hat, eine Gruppe von 5 Personen
                                                          habe exakt 6 Meinungen dazu. Einem immer
                                                          wieder auftauchenden Missverständnis rückt
    eine grundlegend andere Herangehensweise              Stefan Müller auf den Grund, der meint, „dass
    an technische Systeme, wie unser Autor Man-           es sich bei Agilität und Entwicklungsprozessen
    fred Bayer-Lemerz beschreibt: „Produkt- und           um völlig unabhängige Konzepte handelt, die zu
    Bestandsdaten werden in den je-                                   vergleichen ähnlich zielführend ist
    weiligen Backend-Systemen zen-                                    wie der Vergleich zwischen Äpfeln
    tral verwaltet. Die Darstellung der                               und Birnen.“ Wir werfen also gemein-
    Inhalte erfolgt unabhängig da-                                    sam einen Blick in den Obstkorb.
    von in individuell konfigurierten                                  Und last not least schließen wir
    und designten Frontends – wird                                    den Bogen zum eingangs erwähnten
    also in der Benutzerschnittstelle                                 eCommerce. Viele Systeme erzeu-
    selbst (dem „Kopf“) definiert. Der                                gen nämlich einen sogenannten
    Datenaustausch erfolgt hier über                                  Produkt-Feed, der auch extern in
    eine intelligente API (Applicati-                                 anderen Shops, aber vor allem auch
    on Programming Interface). Wie                                    Plattformen eingebunden werden
    viele und welche Frontends an-                                    kann. Eine brach liegende Goldgrube,
    geschlossen und welche Inhalte                                    wie Mike Weiler weiß.
    dort jeweils dargestellt werden,
    ist dabei völlig unerheblich.“ Dies gibt eben jenen   Viel Spaß bei der Lektüre und reichliche Er-
    Systemen eine ungeheure Dynamik, vor allem in         kenntnisse
    Hinsicht der relativ frei wählbaren Endkanäle.
    Das Spannende dabei – wie in vielen Ausgaben          Steffen Meier
    des digital publishing report beschrieben – ist
    die Tatsache, dass es hier um eine grundlegend        P.S. Das obenstehende Bild ist für all diejenigen
    neue Herangehensweise über viele Anwen-               gedacht, die gerade bei subtropischen Tempe-
    dungsfälle geht, aktuell zum Beispiel im Bereich      raturen in ihren Büros durchhalten.

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Dpr # 15/2019 - headless commerce scrum vs. v-modell umsatz mit datenfeeds kundenzentrierung im marketing
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ha
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                                                                  impressum      Der digital publishing report
                                                                  ist ein 14-tägig erscheinendes Magazin zur
                                                                  digitalen Transformation der Medienbran-
                                                                  che. Format: PDF. Herausgeber und V.i.S.d.P.:
                                                                  Steffen Meier. Redaktion: dpr / Postfach
                                                                  12 61 / 86712 Nördlingen. Co-Herausgeber:
                                                                  Daniel Lenz. Art Direction: Cornelia Zeug.
                                                                  Textredaktion: Nikolaus Wolters - ISSN zu-
                                                                  geteilt vom Nationalen ISSN-Zentrum für
                                                                  Deutschland: Digital publishing report ISSN
                                                                  2512–9368
                                                                  bildquellen      Alle Bilder sind entweder im
                                                                  Artikel direkt vermerkt oder von den Autoren

4    weshalb kundenzentrierung in vielen        18   digitale eco-systeme erfordern neue
     unternehmen nicht funktioniert – und            konzepte wie headless commerce //
     was man dagegen tun kann // anne m.             manfred bayer-lemerz
     schüller
                                                21   leselounge
8    kundenzentriertes marketing in
     6 phasen // dennis proppe                  22   mehr umsatz durch intelligent angerei-
                                                     cherte datenfeeds // mike weiler
12   die print-zukunft sieht düster aus.
                                                24   warum scrum und v-modell wie äpfel
14   b2b-vertrieb: effizient vermarkten und          und birnen sind // stefan müller
     verkaufen // christian kleemann

                                       26 heftübersicht

                                                                                                                  3
Dpr # 15/2019 - headless commerce scrum vs. v-modell umsatz mit datenfeeds kundenzentrierung im marketing
weshalb kundenzentrierung
in vielen unternehmen nicht
funktioniert – und was man
dagegen tun kann
anne m. schüller

    K  lassische Organisationen verharren in der
       Abteilungsdenke. Aufgaben werden entlang
    von internen Berichtslinien organisiert. Die
                                                      ist derart Standard, dass man es, scheinbar
                                                      alternativlos, quasi überall findet. Im Wesent-
                                                      lichen wird darin dokumentiert, wer wem vor-
    Hauptaktionsrichtung verläuft dabei vertikal,     gesetzt und wer wem untergeben ist. Selbst
    also topdown und wieder zurück. Eine typische     da, wo man solche Worte nicht mehr so ger-
    Customer Journey hingegen verläuft immer quer     ne benutzt, an diesem Bild hält man weiterhin
    durch die Unternehmenslandschaft. Markt–          fest - und es spricht Bände.
    orientierung und Kundenzentrierung gelingen         Weder Kunden noch Mitarbeiter kommen darin
    also nur dann tatsächlich, wenn auf dezentrale    vor. In einer reinen Selbstschau strukturiert sich
    Führung und crossfunktionale Strukturen um-       das Management über verschiedene Führungs-
    gestellt wird.                                    levels hinweg. Die Kommunikation läuft hierar-
     Herkömmliche Unternehmen sind nach wie           chisch von oben nach unten und wieder zurück.
    vor pyramidal organisiert. Visuell manifestiert   Bedeutet: Oben wird gedacht, unten wird ge-
    sich dies durch ein Topdown-Organigramm. Es       macht. Führungskräfte werden dafür bezahlt,

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zudem der Bedeutungserhöhung. Durch einen
                                                     wasserkopfähnlichen Verwaltungsapparat, der
                                                     letztlich vom Kunden bezahlt werden muss,
                                                     und eine aufgeblähte Steuerungsadministrati-
                                                     on schaffen sich viele Bereiche überhaupt erst
                                                     eine Existenzberechtigung. Wertschöpfung er-
                                                     schafft all das nicht.
                                                       So sind Silo-Architekturen mit der Flexibilität
                                                     und dem zunehmenden Tempo, das die Mär-
                                                     kte und Kunden heute verlangen, nicht mehr
                                                     kompatibel. Silos sorgen für einen gefährlichen
                                                     Tunnelblick, Netzwerke für eine reiche Rund-
                                                     um-Perspektive. Wirklich Neues entsteht an
                                                     Schnittstellen, in Randbezirken und dort, wo
                                                     flexible Einsatztruppen bereichsübergreifend
                                                     vernetzt und selbstorganisiert agieren – aber
                                                     niemals in Silos.
                                                          Organisationsform der Zukunft:
                                                        crossfunktional um Kundenprojekte
                                                                      herum
                                                     Die meisten Probleme, die Kunden bekom-
                                                     men, passieren interdisziplinär: Kommunika-
                                                     tions- und Abstimmungsprobleme im Gerangel
                                                     zwischen Zuständigkeiten, Bereichsegoismen
                                                     und Effizienz. Doch ein vernetzter Kunde ver-
                                                     trägt keine unvernetzte Unternehmensorga-
die Mitarbeiter „im Griff“ zu haben. „Dienst nach    nisation. Vielmehr verlangt er, analog seiner
Vorschrift“ ist Usus. Ganze Abteilungen sind         Customer Journey, eine hochflexible, auf seine
dazu da, andere zu kontrollieren.                    Interessen abgestimmte und miteinander ver-
 Gearbeitet wird zentralistisch organisiert          zahnte crossfunktionale Zusammenarbeit.
in Formationen, die man gerne „Silos“ nennt.           Deshalb müssen nicht nur Hierarchien ver-
Querverbindungen gibt es, siehe Organigramm,         flacht, sondern vor allem bestehende Si-
zwischen den unteren Ebenen offiziell nicht. So      lo-Strukturen abgebaut werden. Hierbei sind die
weiß oft die rechte Hand nicht, was die linke tut,   Mitarbeiter nicht länger in strikte Hierarchien
und genau das ist die Krux: Es fehlt an operativer   eingebunden. Sie gruppieren sich vielmehr um
Koordination. Verlangsamte Entscheidungspro-         Branchen, Kunden, Produkte oder Funktionen.
zesse sind so unausbleiblich. Man verliert sich      Dazu werden passende Kompetenzen über
in endlosen Abstimmungsschleifen, verirrt sich       Abteilungsgrenzen hinweg für einen längeren
im Geflecht der internen Bürokratie und ver-         Zeitraum zusammengeführt.
harrt in althergebrachten Routinen.                    Zum Beispiel organisieren sich fortschrittliche
Funktionssilos sind Anomalien. Sie wider-            Unternehmen interdisziplinär um Kundenpro-
      setzen sich jeder Vernetzung                   jekte herum: der Entwickler, der Designer, die
                                                     Produktion, das Marketing, der Vertrieb, der
In Silo-Organisationen bekommt jede Abteilung        Kundendienst, die Logistik und wer sonst noch
ihre eigenen meist starren Ziele, Budgets und        wichtig ist, agieren als Team autonom an ge-
Jahresvorgaben, die nicht aufeinander abge-          meinsamen Aufgabenstellungen, damit das
stimmt sind oder sogar miteinander konkurrie-        Ganze wie aus einem Guss funktioniert. Ein
ren. Punktlandungen auf die Planzahlen werden        Customer Touchpoint Manager kann dies unter-
bonifiziert, was nicht nur Tricksereien, sondern     stützen.
auch das Verfolgen von Eigeninteressen zur
Folge hat. So stehen Abteilungen, wie der Name           Der Customer Touchpoint Manager:
auch sagt, für Trennung, Abschottung und Iso-            Brückenbauer und Kundenadvokat
lation.                                              Solange Silo-Strukturen bestehen, braucht es
 Sie unterhalten ausufernde Reportingstruk-          einen Vertreter der Kundeninteressen, der ent-
turen und produzieren Vorschriftenberge. Dies        lang der Customer Journey die jeweils invol-
sind Selbsterhaltungsmechanismen, sie dienen         vierten Bereiche und Prozessketten miteinan-

                                                                                                         5
Dpr # 15/2019 - headless commerce scrum vs. v-modell umsatz mit datenfeeds kundenzentrierung im marketing
der verknüpft. Er ist das Bindeglied zwischen       die typischen Einstiegs- und Ausstiegspunkte
    drinnen und draußen. Als Koordinator bringt er      der Kunden genau untersuchen. Dazu nimmt er
    die Kundenerlebnisse an den einzelnen Touch-        unter anderem diejenigen Touchpoints detail-
    points zu einem perfekten Zusammenspiel.            liert ins Visier, bei denen es um gewonnene oder
    Mancherorts spricht man dabei vom Customer          verlorene Aufträge geht. Vertuschung und Ver-
    Experience Manager, vom Customer Journey            schleierung haben damit ein Ende.
    Manager oder vom Customer Centricity Mana-            Mithilfe geeigneter Befragungsmethoden ge-
    ger.                                                langt der Touchpoint Manager als neutraler
     Ich nenne dieses Bindeglied, diesen Brücken-       Dritter an die wahren Gründe für das Kommen
    bauer, diesen Kundenadvokaten im Unterneh-          und Gehen der Kunden viel besser heran. Zum
    men den Customer Touchpoint Manager. Er ist         Beispiel ist der angebliche Hauptgrund für ei-
    der Reisebegleiter auf der „Reise“ des Kunden       nen Kundenverlust fast immer der Preis. Eine
    durch die Unternehmenslandschaft. Er küm-           Tiefenanalyse der kritischen Ereignisse jedoch
    mert sich darum, dass an den einzelnen Halte-       offenbart: Mängel in der Ablauforganisation
    punkten alles wie aus einem Guss funktioniert       spielen bei Kundenabwanderungen oft die ent-
    und der Kunde ein rundum gutes Wohlgefühl           scheidende Rolle. Für die Unternehmenserlöse
    hat. Er nimmt immer die Kundensicht ein, und        macht es allerdings einen Riesenunterschied,
    das wird so akzeptiert, auch wenn es schon mal      ob man an der Preisschraube dreht oder kun-
    unbequem ist. Seine wichtigsten Fragen:             denbezogene Abläufe koordiniert und verbes-
     • „Wie sieht das aus Kundensicht aus?“             sert. Schon allein deshalb rechnet sich die Po-
     • „Was würden die Kunden dazu sagen?“              sition eines Customer Touchpoint Managers
     • „Haben wir die Kunden dazu befragt?“             schnell.
    Kernaufgabe des Customer Touchpoint Mana-             Zudem kann der Customer Touchpoint Mana-
    gers ist es, an den externen Touchpoints des        ger das Sprachrohr des Unternehmens gegen-
    Unternehmens, also den Berührungspunkten            über der Öffentlichkeit sein, wenn es um Kun-
    zwischen Produkten, Services, Lösungen, Mar-        denbelange geht. In dieser Rolle kann man ihn
    ken, Mitarbeitern, Plattformen und Kunden, eine     als Customer Evangelisten bezeichnen. Er streut
    hundertprozentige Kundenfokussierung zu er-         die besten Kundengeschichten in den Markt. Er
    reichen. Seine Rolle ist crossfunktional. Sie hat   ist Ansprechpartner für die Presse bei kunden-
    sowohl strategische als auch operative Kompo-       bezogenen Themen und tritt auf Kongressen
    nenten. Sein Ziel ist die Transformation des ge-    als Redner auf, um über die richtungweisende
    samten Unternehmens hin zu einer vernetzten,        Kundenorientierung seines Arbeitgebers zu be-
    kundenzentrierten Organisation.                     richten. Mehr dazu in meinem neuen Buch: Die
                                                        Orbit-Organisation - In 9 Schritten zum Un-
      Wie ein Customer Touchpoint Manager               ternehmensmodell für die digitale Zukunft
           vorgeht und was er erreicht                  sowie in meinem Ausbildungsprogramm zum
    Um das Bestmögliche für die Kunden zu errei-        zertifizierten Customer Touchpoint Manager.
    chen, wird ein Customer Touchpoint Manager
    die jeweils passenden Experten aus den einzel-
    nen Bereichen zusammenbringen. In selbstor-
    ganisierten Einheiten verknüpft er die einzel-
    nen Kundenprojekte zu einem großen Ganzen.
    In alle Business Units hinein wird er als Stimme                                                  anne m. schüller
    des Kunden Vorschläge machen und Impulse                                              Anne M. Schüller ist Manage-
                                                                                          mentdenker,       Keynote-Speaker,
    setzen, um die Leistungen des Unternehmens                                            mehrfach preisgekrönte Bestsel-
    laufend zu optimieren und an die sich ständig                                         lerautorin und Businesscoach. Die
    wandelnden Anforderungen der Kunden anzu-                                             Diplom-Betriebswirtin gilt als füh-
    passen. Zu diesem Zweck entwickelt er einen                                           rende Expertin für das Touchpoint
                                                                                          Management und eine kundenfo-
    Methodenbaukasten und bringt die zusagenden
                                                                                          kussierte Unternehmensführung.
    Instrumente zum Einsatz.                                                              Sie zählt zu den gefragtesten Red-
     Ohne jedes Abteilungsinteresse kann der                                              nerinnen im deutschsprachigen
    Touchpoint Manager chronologisch erkunden,                                            Raum. 2015 wurde sie für ihr Le-
    wie die Kunden tatsächlich kaufen – und wie                                           benswerk in die Hall of Fame der
                                                                                          German Speakers Association auf-
    nicht. Die „Moments that matter“, also die aus                                        genommen. Vom Business-Netz-
    Kundensicht besonderen Momente über- oder           werk LinkedIn wurde sie zur Top-Voice 2017 gekürt. Zu ihrem Kun-
    unterdurchschnittlicher Kundenzufriedenheit,        denkreis zählt die Elite der Wirtschaft. Ihr Touchpoint Institut bildet
    wird er eingehend sondieren. Zudem wird er          zertifizierte Touchpoint Manager aus. www.anneschueller.de

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dpr.webinare
Webinar: So setzen Medienunternehmen den "hidden
champion" Pinterest erfolgreich ein
26.08.2019 // 11:00 Uhr

Webinar: Direktansprache im B2B: Was man nach UWG
und Datenschutz noch darf
02.09.2019 // 11:00 Uhr

Webinar: Corporate Influencer - Authentische Marken-
botschafter aus den eigenen Reihen
04.09.2019 // 11:00 Uhr

Webinar: Agilität steigern – nix Buzzword, sondern
das wirklich Wichtige
19.09.2019 // 11:00 Uhr

Webinar: Multi Channel mit WordPress -
von InDesign bis Social Media
22.10.2019 // 10:00 Uhr

Webinar: Mit Storytelling Botschaften besser vermitteln
28.10.2019 // 11:00 Uhr

s mehr infos t
https://digital-publishing-report.de/webinare/

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kundenzentriertes marketing
in 6 phasen
dennis proppe

    K   undenzentrierung ist das aktuelle Mantra
        des Bestandskundenmarketings. Dieses Ziel
    zu erreichen erfordert massive Anstrengungen
                                                       verfügen und somit sehr individuell auf die Kun-
                                                       den in ihren spezifischen Situationen eingehen
                                                       können. In einem solchen Umfeld sind einmal
    für Unternehmen, insbesondere im B2C- und          erstellte, starre Regeln wie „Wenn der Kun-
    B2B-many-Bereich. Dort sind meist hundert-         de seinen Warenkorb nicht abschließt, warte
    tausende bis viele Millionen Kunden vorhanden,     12 Stunden und sende dann ein Retargeting mit
    mit denen ertragsoptimal und individuell kom-      einem 10-Euro-Gutschein“ nicht mehr ausrei-
    muniziert werden soll. Dies lässt sich nicht mit   chend, um im Wettbewerb zu bestehen. In die-
    manuellen Prozessen erledigen. Die meisten         sem Moment tritt dann oft die „Wunderwaffe“
    Unternehmen setzen hier auf Marketing-Au-          Künstliche Intelligenz (KI / AI) auf die Bühne. Ge-
    tomation-Tools, die dann mit sehr, sehr vielen     trieben durch Anbieter, aber auch durch eigenes
    komplexen Regeln gesteuert werden. Diese Re-       „Glauben wollen“, werden die der AI zugrunde
    geln werden üblicherweise manuell erstellt, oft    liegenden Machine-Learning-Techniken dann
    als Konsequenz von manuellen Business-Intel-       oft als Heilsbringer gesehen, der eine schnelle
    ligence-Analysen. Auf Dauer funktioniert dies      und erfolgreiche Transformation zur vollauto-
    nur bedingt: Ein normales Handelsunterneh-         matisierten Kundenzentrierung garantiert. In
    men hat hunderte von Touchpoints mit seinen        der vom Autor seit über 10 Jahren erlebten Re-
    Kunden, auf vielen Kanälen in den unterschied-     alität wird in diesem Moment tatsächlich eher
    lichsten Situationen. Hinzu kommt eine sehr        ein langwieriger und aufwändiger Transforma-
    starke Konkurrenz durch Plattformen wie Ama-       tionsprozess ausgelöst, der ein hohes Risiko zu
    zon, Zalando oder Otto, die über massive Daten     scheitern birgt, aber auch einen positiv disrup-

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Dpr # 15/2019 - headless commerce scrum vs. v-modell umsatz mit datenfeeds kundenzentrierung im marketing
tiven Einfluss auf das durchführende Unterneh-     denmarketing angepriesen. Ebenso wird die
men haben kann. Im Folgenden beschreiben wir       Adoption durch andere Unternehmen hier als
die typischen sechs Phasen eines solchen Pro-      sehr weit vorangeschritten wahrgenommen. Im
zesses und ihre Kerneigenschaften. Der Autor       Endeffekt entsteht auf der Geschäftsführungs-
hat ca. 100 solcher Transformationen beglei-       ebene ein starkes Gefühl von Zeitdruck sowie
tet und schöpft daher hierfür aus reichhaltiger    der Eindruck von Künstlicher Intelligenz als eine
praktischer (und teilweise schmerzhafter) Er-      Wunderwaffe. Daher entsteht ein großer Zug
fahrung.                                           zur Einführung von AI.
         Phase 1: Der Aha-Moment                            Phase 3: Grundberührung
Diese Phase kennzeichnet die erste Berührung       Dies hat zur Folge, dass erste Anstrengungen
mit Künstlicher Intelligenz und Machine-Lear-      oft ohne klare Strategie unternommen werden.
ning-Methoden im Bereich des Bestandskun-          Dies ist die große Stunde der Proof-of-Concepts.
denmarketings. Firmen in dieser Phase sind oft     Diese setzen typische, allgemeine Machine-Le-
überwältigt von den Möglichkeiten und Auf-         arning-Usecases um, bei denen die Implemen-
wänden des modernen Bestandskundenmar-             tierung einfach und schnell geht. Leider gibt es
ketings. In dieser Phase werden Kampagnen oft      in dieser Phase oft keine echte Auseinander-
von Hand zusammengestellt und viele manu-          setzung mit den tatsächlichen Geschäftszielen
elle Analysen gemacht. Es herrscht das Gefühl      und dem Hebel, den die eingesetzte Metho-
vor, dass man nicht alles im Griff hat und sehr    de auf dieses Ziel hat. Das Ergebnis sind stark
weit von einem stimmigen, individuellen Mar-       überzogene Erwartungen, die dann nach der
keting-Programm entfernt ist. In dieser Situati-   ersten Projektphase enttäuscht werden. Dieses
on ist das Auftauchen von möglichen Lösungen,      harte Aufschlagen auf dem Boden der Realität
die aus automatischen Analysen selbständig         hat dann einen firmeninternen „AI-Winter“ zur
individuelle Entscheidungsregeln erstellen, oft    Folge, so dass viele Firmen auf dieser Stufe ge-
der Aha-Moment, in dem die Unternehmens-           nervt und desillusioniert aussteigen.
führung die Einführung von AI als eine mögliche
Lösung für das Komplexitätsproblem erkennt.
                                                       Phase 4: Licht am Ende des Tunnels
                                                   Unternehmen, die trotz erster negativer Erfah-
        Phase 2: Fear of missing out
                                                   rungen weitermachen, kommen irgendwann an
Diese Phase wird oft getrieben durch einen ge-     den Punkt, dass sie das erste Mal sehen können,
fühlten Druck von außen von Marktbegleitern,       wie ein wirklich kundenzentriertes Marketing
Lösungsanbietern, Medien und Ratgebern. Sehr       massiven ROI erzielen kann. Oft ist es das erste
oft wird künstliche Intelligenz als die Lösung     Feedback aus kleineren Testkampagnen. Dieses
vieler Probleme im operativen Bestandskun-         Gefühl stellt sich nicht selten erst 9 bis 12 Mo-

                                                                                                       9
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der Entscheidungen, die durch die Automatisie-
                                                         rung möglich sind, summieren sich diese Opti-
                                                         mierungen massiv auf. Nun mag man als Leser
                                                         denken: „Dies ist ja alles schön und gut, aber
                                                         was können wir daraus lernen?“ Generell haben
                                                         Unternehmen die Chance, durch das Erkennen
                                                         von positiven und negativen Mustern in Prozes-
                                                         sen Dinge vorweg zu nehmen und damit pro-
     nate nach dem Start des Projektes ein, wenn die     aktiv zu entschärfen. Insgesamt sollte man auf
     gröbsten Datenthemen gelöst sind, durch viel        dem Weg zur Kundenzentrierung vor allem ver-
     interne Kommunikation und Auseinanderset-           suchen, die Höhe der Ausschläge zu verringern.
     zung mit dem Thema eine echte Strategie ent-        Anstatt stets im Projektteam zwischen Himmel-
     standen ist und es ein Framework gibt, an dem       hochjauchzend und zu Tode betrübt zu pendeln,
     man Erfolge belastbar messen kann. In die-          sollte von Phase 1 an ein rigoroses Erwartungs-
     ser Phase liegen zwar noch keine belastbaren        haltungsmanagement gemacht werden. Allen
     ROI-Ergebnisse vor, aber Unternehmen, die so        Beteiligten sollte klar sein, dass es positive und
     weit kommen, geben in der Regel nicht mehr          negative Phasen geben wird. Ebenso sollte klar
     auf.                                                sein, dass ein solches Unterfangen viel Zeit,
                                                         Geld und interne Ressourcen brauchen wird. Die
       Phase 5: Das erste richtig, richtig gute
                                                         Transformation zu einem tatsächlich kunden-
                     Ergebnis
                                                         getriebenen Unternehmen ist keine spontane
     Irgendwann passiert es: Nach einigen Testkam-       Revolution, sondern eine langfristig geplante
     pagnen mit verschiedensten Use cases gibt           und mit kühlem Kopf durchgeführte Evolution.
     es eine Aktion, ein Machine-Learning-Modell,        Um diesen langen Atem entwickeln zu können,
     welches heraussticht. Dies kann die effizien-       ist es von Anfang an sehr wichtig, alle Effekte
     tere Behandlung von Kunden sein, die inaktiv zu     sauber zu messen und immer wieder den Sta-
     werden drohen, oder das treffsichere Aufspü-        tus quo sauber gegen die neuen Ideen und Ver-
     ren von Erstkäufern, die ein hohes zukünftiges      fahren zu testen. Nur so können auf dem Weg
     Potenzial besitzen. Die Ergebnisse sind verblüf-    Schritt für Schritt Entscheidungen automatisiert
     fend, teilweise fast schon unglaubwürdig gut. In    werden. Die besten Erfolge erzielen hier Orga-
     diesem Moment erkennt die ganze Organisati-         nisationen, die konstant testen und konsequent
     on das Potential der gesamten Initiative und ein    Kontrollgruppen einsetzen und immer wieder
     sehr, sehr starker Pull von verschiedenen Seiten    den Status quo hinterfragen. Alleiniger Treiber
     setzt ein. Nun möchte jeder von dieser neuen        der Agenda sollte das Unternehmen selbst sein:
     Möglichkeit profitieren. Im schlechten Fall ver-    Gerade in der zweiten Phase darf man sich nicht
     sucht man dann, sofort allen Anfragen gerecht       von Anbietern oder dem Herdentrieb leiten las-
     zu werden. Daraus resultieren Fehler, die wie-      sen. Die Umwälzung zur Kundenzentrierung ist
     derum zu schlechten Ergebnissen führen kön-         kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf, so-
     nen. Diese Phase birgt also noch einmal das Ri-     dass nicht immer der gewinnt, der am Anfang
     siko eines Rückschlags.                             am schnellsten losläuft, sondern der, der am
                                                         Ende auch tatsächlich ankommt.
       Phase 6: Automatisiert und dauerhaft
         richtig gute Ergebnisse erzeugen
     Im besten Fall schreitet das Unternehmen jetzt
     also wieder planvoll, geduldig und mit einer kla-
     ren Strategie voran. Es werden nach und nach                                                     dennis proppe
                                                                                        Dennis Proppe ist ein führender
     die Use Cases ausgerollt, die beherrscht wer-                                      Data Scientist und Entrepreneur
     den, und Experimente werden von laufenden                                          im Bereich Customer Relationship
     Optimierungen getrennt. Mit dem klaren Fokus                                       Marketing. Zusammen mit einem
     auf automatisierte Prozesse werden nach und                                        Kollegen von der Universität grün-
                                                                                        dete er nach seiner Promotion
     nach einzelne Bausteine des Kundenlebens-
                                                                                        2008 eine Data Science-Beratung.
     zyklus automatisch optimiert. In der finalen                                       Aus dieser Firma ging Gpredic-
     Ausbaustufe kann so ein System viele kleine                                        tive hervor, eine Software-Firma,
     alltägliche Entscheidungen für Kundenkommu-                                        mit der man sehr einfach Data-
                                                                                        Science-Initiativen im Bereich CRM
     nikation und Incentive-Steuerung pro Tag tref-
                                                                                        erfolgreich skalieren und in Pro-
     fen und mit jeder Entscheidung einen inkremen-      duktion bringen kann. Er hat hunderte solcher Initiativen auf dem
     tellen ROI erzeugen. Durch die schiere Masse        Weg zur erfolgreichen Nutzung begleitet.

10
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  nen Programmen, lässt sich die mediaSuite leicht in Ihre
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  effizient und abteilungsübergreifend zusammen.

   [frevel & fey] Software Systeme GmbH | www.mediaSuite.de                                           11
die print-zukunft sieht
     düster aus
     dpr-statistik des monats

     D   ie verkaufte Auflage der überregionalen
         Tageszeitungen ist laut IVW im zweiten
     Quartal 2019 auf 2,38 Millionen Exemplare ge-
                                                        reicht, wie eine Statista-Prognose auf Basis
                                                        der Quartalsauflagen seit 1998 zeigt. Demnach
                                                        wird die verkaufte Auflage der Boulevardzei-
     schrumpft - das sind rund acht Prozent weni-       tung bis zum zweiten Quartal 2025 auf unter
     ger als im Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich:       700.000 Exemplare fallen. Die Gesamtauflage
     2005 waren es noch 4,4 Millionen Exemplare.        der überregionalen Tageszeitungen würde in
     Besonders stark betroffen von der Printkrise       diesem Szenario auf rund 1,5 Millionen sinken.
     ist die BILD, die im Jahresvergleich 9,2 Prozent
     ihrer Auflage eingebüßt hat. Und damit ist das
     Ende der Fahnenstange noch lange nicht er-         Mit freundlicher Genehmigung von statista

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dpr-Medienmonitor „Zukunft der
Mediennutzung 2019“
Jetzt auch in der kostengünstigen
„Basics“-Variante
Der digital publishing report hat zusammen mit dem Marktforschungs-
institut YouGov 1100 junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren nach
ihrem Medienkonsum befragt. Neu: Die wesentlichen Ergebnisse gibt es
jetzt auch kostengünstig in der „Basics“-Variante.
Umfang: 52 Seiten
Preis: 99 Euro (zzgl. MwSt)
Die Analyse umfasst 52 Seiten, u.a. zu folgenden Aspekten:
 • Budgetverteilung und Ausgabentrends verschiedener Print- und
   Digitalmedien
 • Preissensibilität
 • Ausgabentrends BuchKauffaktoren
 • BuchNutzung
 • Streamingangebote
 • Mediennutzung/Zeitverteilung
 • Nutzungstrends (Ausblick)
 • Discoveryimpulse (Wie entdecken die Befragten verschiedene Medien?)
 • Smartphone-Aktivitäten
 • Digitales Lesen am Computer, Smartphone, Tablet

Das Inhaltsverzeichnis können Sie hier herunterladen:
http://bit.ly/basic_inhalt

Preis der Studie: 99 Euro
(zzgl. Mwst)

Bestellung der Studie:
http://bit.ly/mediennutzung_basic

                                                                         13
b2b-vertrieb: effizient
vermarkten und verkaufen
christian kleemann

     D   ie Start-ups und disruptiven Firmen dieser
         Welt überschlagen sich derzeit mit Schlag-
     wörtern. Täglich entstehen neue schillernde
                                                      de der B2B-Vertrieb aus der Informationsflut
                                                      sowohl mit Inhalten als auch mit Akquisepro-
                                                      zessen leichter herausstechen als oftmals an-
     Produkte und Services. Insbesondere tech-        genommen. So lässt sich die Customer Journey
     nische Lösungen versprechen uns dabei, das di-   auch bei komplexen Lösungen durch eine Kom-
     gitale Leben zu vereinfachen, und doch wird es   bination aus bewährten und agilen Prozessen
     im Kaufprozess für Menschen immer komplexer,     zügig sowie strategisch mit Inhalten abdecken,
     erklärungsbedürftiger und unübersichtlicher.     um die Reise des Kunden bestmöglich zu be-
     Die Masse an Auswahlmöglichkeiten sorgt zu-      gleiten. In diesem Beitrag erfahren Sie:
     sätzlich für Unsicherheit statt Zufriedenheit.    • Warum der Vertrieb komplexer Produkte
     Und auch wenn sich im Zuge des digitalen Wan-        in einer rasanten Welt nur schwer in Fahrt
     dels zwangsläufig bereits einige Verhaltens-         kommt
     weisen von Käufern und Verkäufern ändern          • Welche Werkzeuge Marketing und Vertrieb
     mussten, ist eine Sache noch immer gleich ge-        zur Leadgenerierung nutzen sollten
     blieben: Menschen reagieren auf Emotionen         • Wie sich der Verkaufstrichter frühzeitig mit
     und wahrgenommene Relevanz. Trotz Content-           der Customer Journey verbinden lässt
     Schocks und Reizüberflutung kann daher gera-

14
Verknüpfung der Vertriebsbausteine mit den Phasen der Customer Journey und welche Teams schwerpunktartig die Kundenreise in den ein-
zelnen Phasen begleiten.

Reizüberflutung im Marketing und starre                              gegenüber dem Verkauf gegangen. Sobald die-
           Vertriebsprozesse                                         ser nicht gezielt und gekonnt agiert oder au-
                                                                     ßerhalb der wahrgenommenen Notwendigkeit
Das Kaufen und Verkaufen lässt sich allgemein                        Kontakt aufnimmt, lehnen wir ab. Da wundert
gut mit der Urlaubsplanung vergleichen. Im er-                       es auch nicht, dass Marketing und Vertrieb, ge-
sten Schritt erkennen wir die Notwendigkeit ei-                      mäß einer HubSpot-Studie, ein ähnliches Ver-
ner Handlung und haben mit einem bestimmten                          trauensproblem besitzen wie Politiker oder Au-
Problem oder Bedarf zu kämpfen. Ob es nun                            toverkäufer.
eine technische Hürde in einem Arbeitsprozess
oder Urlaubsentspannung mit der Familie ist,                           Der Mittelstand kämpft mit veränderten
spielt von der Grundstruktur und den nun fol-                            Kaufverhalten und Anforderungen
genden Prozessen sowie Bedürfnissen her kei-
                                                                     Insbesondere der Mittelstand sowie viele
ne Rolle. Es werden intern die Anforderungen,
                                                                     Tech-Startups haben mit dem veränderten
Wünsche und Bedenken aller Interessenvertre-
                                                                     Kaufverhalten der letzten Jahre zu kämpfen.
ter definiert, Budgets festgelegt und Fristen ge-
                                                                     Kleinere Vertriebsteams neigen zudem dazu,
setzt. Im letzten Schritt treten wir nach außen
                                                                     viel Stückwerk in der Akquise zu betreiben, und:
und suchen nach geeigneten Anbietern, welche
                                                                       • nutzen unzureichend definierte Prozesse
unsere Bedürfnisse bestmöglich abdecken kön-
                                                                         entlang der Kundenreise,
nen. Und hier liegt bereits ein Kernproblem im
                                                                       • stellen rudimentär ausgebaute Ver-
klassischen Vertrieb mittels Kaltakquise, rudi-
                                                                         triebstrichter ohne Customer-Journey-Map-
mentärem Content Marketing oder lieblosem
                                                                         ping auf,
Listen-Management begraben: Genauso wenig,
                                                                       • betreiben zu viel Outbound- statt In-
wie Sie in der frühen Urlaubsplanung für einen
                                                                         bound-Content,
Anruf vom Reisebüro oder austauschbare Pro-
                                                                       • besitzen wenig Struktur in der Lead-Bear-
duktinformationen im E-Mail-Postfach emp-
                                                                         beitung von kalt bis warm,
fänglich gewesen wären, sind es Ihre Kunden bei
                                                                       • verfügen über kaum validiertes, auf Annah-
stumpfem Abklopfen von künstlich erzeugten
                                                                         men basiertes Wissen über die Käufergrup-
Bedürfnissen, wenn diese nicht zum richtigen
                                                                         pe,
Zeitpunkt innerhalb der Customer Journey voll-
                                                                       • stützen sich auf den Lucky-Punch und kön-
zogen werden. Durch die permanente Reizü-
                                                                         nen tatsächliche Kaufzyklen nicht abschät-
berflutung und schwammigen Inhalte sind wir
                                                                         zen.
in den letzten Jahren in eine Art Abwehrhaltung

                                                                                                                                       15
Statt sich mit den Bedürfnissen der Käufer-       Informationen in der späten Phase eines Kaufes
     gruppen kritisch auseinanderzusetzen oder die     zu beginnen und sich anschließend den Trichter
     Möglichkeiten der personalisierten Automa-        aufwärts zu arbeiten.
     tisierung clever zu nutzen, wird anschließend
     mit der Schrotflinte auf Spatzen geschossen.
                                                         5 knackige Schritte für den schlanken
     Die Folgen sind schlechte Vertriebsleistungen,                Vertriebsprozess
     geringer Traffic, lange Entscheidungswege bis     Bevor teure Software-Lösungen eingesetzt
     zum Kauf sowie magere Zahlen innerhalb der        werden, lohnt es sich, klare Prozesse zu defi-
     Lead-Generierung und der Abschlussquoten.         nieren und Wissen über die Zielgruppe zu ge-
                                                       nerieren, um Anforderungen an notwendige
       Verkaufsfördernde Inhalte entlang der
                                                       Tools und Vertriebsmaßnahmen zu verstehen
                Customer Journey
                                                       sowie nicht frühzeitiges Geldverbrennen zu
     Erfolgreiche Unternehmen wissen, dass aufblü-     vermeiden. Prozesse der Lead-Übergabe und
     hende und skalierbare Vertriebszahlen nur mit     Lead-Entwicklung werden definiert und Stra-
     der Verzahnung von Marketing und Vertrieb ge-     tegien für einen reibungslosen Ablauf trans-
     neriert werden. Herrschte früher noch eine viel   parent kommuniziert. Hierbei haben sich agile
     größere Offenheit gegenüber Outbound-Me-          Arbeitsweisen für einen reibungslosen Infor-
     thoden, um sich über Lösungen zu informieren,     mationstransfer bewährt. Denn insbesondere
     haben potenzielle Käufer heutzutage bereits       in der Aufmerksamkeits- und Evaluierungspha-
     70 Prozent der eigenen Informationsbeschaf-       se verschmelzen bei der Verknüpfung des Ve-
     fung durchlaufen, bevor sie überhaupt an ei-      triebstrichters mit der Kundenreise das Marke-
     nen Kontakt mit dem Vertrieb denken und dafür     ting und die PreSales-Abteilung.
     empfänglich werden.                                 Definieren Sie aus, wie der Kunde von Ih-
       Das bedeutet, dass Sie mit strategischen In-    nen erfährt (Werbung, Social Media, Events,
     halten entlang der frühen Phasen der Custo-       E-Mail-Marketing), welche Informationen er
     mer Journey zum ersten Kontaktpunkt für die       bei einem Download erhält, wie Ihr Kunde im
     Zielgruppe werden und diese maßgeblich im         Nurturing weitergeführt wird, welches Produkt
     Kaufprozess entwickeln können. So lassen sich     er als erstes Einstiegsprodukt erwirbt und wie
     thematische Schwerpunkte mit bestimmten           er danach hochstufen kann.
     Phasen besonders gut verbinden. Eine Initial-       Ihre Mitarbeiter im Vertrieb müssen diesen
     strecke, um vom Bedarf bis zum Abschluss rele-    Salesfunnel kennen. Jeder muss verstehen, in
     vante Inhalte abzustecken, könnte zum Beispiel    welcher Rolle er ist, ob Pre-Sales, Customer
     so aussehen:                                      Care oder Key-Account.
      1. Aufmerksamkeitsphase: Trend-Report und          Für den Trichter im Vertrieb hat es sich be-
         Studie zu Marktentwicklungen, Abhand-         währt:
         lungen von Kernproblemen bezogen auf den       1. Stakeholder und das Buying Center genau
         IST-Zustand der Zielgruppe                         zu kennen: um Bedenken innerhalb der Ent-
      2. Evaluierungsphase: Anleitungen zu Lö-              scheidungsfindung frühzeitig abzufangen
         sungsmöglichkeiten und Kriterien für die           und vorab mit Informationen zu versorgen.
         Nutzung sowie Herausforderungen der            2. 4 Trichterstufen als Grundlage zu definieren
         Käufergruppe im Alltag.                            (z. B. 1. Awareness, 2. PreSales, 3. Sales, 4.
      3. Kaufphase: Leistungsbezogene Inhalte zur           Buying): Optional können Sie die Stufen auch
         finalen Auswahl                                    von Organisationseinheiten entkoppeln und
     Verkaufsfördernde Inhalte beantworten also             an Kundenbedürfnisse knüpfen, wie zum
     immer die Bedürfnisse in der jeweiligen Phase          Beispiel Inbound Whitepaper, Produktdemo,
     der Customer Journey und platzieren die eige-          etc.
     nen Lösungen geschickt drumherum. Mein Tipp:       3. Einstiegshürden beim Kauf gering zu halten:
     Bezwingen Sie die Unternehmensbrille frühzei-          Je größer das Budget und der Umfang, de-
     tig durch gezielte User Research. Mit internen         sto länger sind die Entscheidungswege und
     und externen Befragungen, schlanken CX-Tests           umso größer die Bürokratiehürden.
     oder Tiefeninterviews werden zügig valide Da-      4. 1-2 Upselling-Stufen einzuführen: diese
     ten erzeugt, um die wahren Bedürfnisse, Ziele          helfen Ihnen mit dem Kunden aktiv weiter-
     und Hürden der Käufergruppen herauszufinden.           zuarbeiten und Mehrwert zu liefern.
     Dass bei der folgenden Inhaltserstellung nicht     5. Spitz in den Pitch zu gehen: um mit einem
     alles auf einmal möglich ist und sich jedes Un-        konkreten Problem das Interesse beim Kun-
     ternehmen Stück für Stück herantasten darf, ist        den zu wecken. Sie können nach dem er-
     selbstverständlich. Empfehlenswert ist es, mit         folgreichen Sale immer noch zeigen, was Sie

16
alles können und das Aufgabenspektrum                 Kunden zum Erlebnis werden zu lassen. Bilden
   ausbauen.                                             Sie agile Teams, die sich selbständig und trans-
                                                         parent organisieren und Aufgaben übergreifend
        Die Kundensicht für bessere                      lösen, um Ihre Kunden bestmöglich zu betreu-
              Erfolgsquoten                              en. In Kombination mit verkaufsfördernden In-
In zahlreichen Consultings habe ich immer                halten entlang der Customer Journey wird der
wieder feststellen können, dass es am meisten            Produktkauf Ihres Kunden genauso reibungslos
hilft, sich intern einen Spiegel vorzuhalten und         ablaufen wie der letzte geplante Urlaub.
barrierefrei aus der Kundensicht zu denken.
Sammeln Sie das wertvolle Wissen der Projekt-
manager, Hürden im Support, Wissen der Ver-
triebler und aus den sozialen Kanälen ein, um                                               christian kleemann
die eigene Performance kritisch zu reflektieren                                      Christian Kleemann ist Digitalstra-
und Lösungsoptionen einzuführen. Nutzen Sie                                          tege und Marketing Consultant.
schlanke Research-Verfahren wie Bestands-                                            Durch nutzerzentrierte Inhalte
                                                                                     platziert er Unternehmen und
kundenumfragen oder Onsite-Analysen, um
                                                                                     Marken in Suchmaschinen auf
möglichst viel über das Verhalten Ihrer Kunden                                       Seite 1. Er blickt bereits auf über
zu erfahren und Maßnahmen entsprechend ab-                                           50 Marketing- und UX-Projekte
zuleiten. Ein 3- bis 4-stufiger Vertriebstrichter                                    zurück und arbeitete mit Unter-
sowie vordefinierte Prozesse der Lead-Bear-                                          nehmen wie AXA, Sky, Büromö-
                                                                                     bel-Experte und Deutsche Post
beitung helfen, die anschließende Reise Ihres                                        zusammen.

                                                    CALVENDO macht Fotografen und anderen Kreative glücklich,
                                                                 weil wir Vertriebserfolge liefern.
                                                          Dafür suchen wir Dich als kundenorientierten

                                                Junior Key Account Manager
                                                                               (w/m/d)
                                                          Mit über 20.000 unabhängigen Autoren auf unserer
                                              Veröffentlichungsplattform und einem innovativen Bits-to-atoms-System
                                                       bieten wir das weltweit größte Bildkalender-Sortiment.
                                               CALVENDO ist bereits in mehreren Ländern aktiv. Drei weitere stehen auf
                                               der Roadmap. Hierbei bist Du an Bord und unterstützt das Kernteam von
                                                       Unterhaching (bei München) aus beim Vertriebsausbau
                                                                      (On- und Offline-Handel).
                                                  Bereits heute führend in der Vermarktung von Print-on-Demand-
                                               Handelsware wollen wir in weitere Branchen und Warengruppen hinein-
                                                wachsen – hier ist Deine Kreativität und Tatkraft gefragt (Vollzeitstelle).

                                               Wir machen seit 2012 kreative Menschen glücklich.
                                                        Du weißt, wie Internet-Technologie für die erfolgreiche
                                                        Vertriebsarbeit genutzt wird? Du möchtest dazulernen?
                                                     Sales-Automatisierung und Blockchain sind bereits in unsere
                                               Prozesse und Supply-Chain integriert. Und wir werden unseren Anspruch
                                                                als Innovation-Leader weiter ausbauen.

                                 Alle weiteren Infos zum             Be part of this story.
                                 Job findest Du hier
                       Kontakt: angela.link@calvendo.com

                                                                                                                           17
digitale eco-systeme
erfordern neue konzepte wie
headless commerce
manfred bayer-lemerz

     V   ielen Phänomenen der digitalen Transfor-
         mation in Unternehmen sind herkömmliche
     E-Commerce-Infrastrukturen auf absehbare
                                                       im B2B-Bereich können diese komplexen An-
                                                       forderungen vielfach nicht bedienen. In diesem
                                                       Artikel soll geklärt werden, was Headless Com-
     Zeit wohl nicht mehr gewachsen. Das Konzept       merce ist und wie es den genannten Problemen
     von „Headless Commerce“ könnte hier ein pro-      abhelfen könnte.
     bater Lösungsansatz sein.
      Digitaler Handel über unterschiedliche Endge-
                                                            Das Headless-Commerce-Prinzip
     räte und Kanäle, neue Technologien wie Aug-       Headless Commerce ist keine neue Technolo-
     mented Reality, Machine to Machine (M2M)          gie, sondern ein neuer Ansatz in der E-Com-
     oder Internet of Things (IoT), vernetzte Supply   merce-Systemarchitektur. Bei traditionellen
     Chains in digitalen Eco-Systemen: Die bis heu-    E-Commerce-Systemen steuert das Backend
     te gewachsenen E-Commerce-Infrastrukturen         gleichzeitig auch die Darstellung der Inhalte im

18
Frontend. Dabei ziehen Änderungen im Fron-          pions“ ausmachen. Diese immer stärker inte-
tend in der Regel auch eine Anpassung im Ba-        grierte Zusammenarbeit für kundenzentrierte
ckend nach sich und umgekehrt. Headless Com-        „End-to-End“-Lösungen wird von Herstellern
merce hingegen setzt auf eine Entkopplung von       und Zulieferern mehr erfordern als eine reine
Backend und Frontend.                               Web-Oberfläche, über die einzelne Produkte
  Das bedeutet: Produkt- und Bestandsdaten          geordert werden können.
sowie Geschäftslogiken werden in den jewei-           Einen Vorgeschmack darauf zeigt die zuneh-
ligen Backend-Systemen, etwa Warenwirt-             mende Bedeutung von Mobile Commerce in der
schaft, Kunden- und Content-Management              Customer Journey von B2B-Beschaffungspro-
sowie Produktinformationssystemen (PIM),            zessen. So zeigt eine Studie der Boston Con-
zentral verwaltet. Die Darstellung der Inhalte      sulting Group (BCG) in Kooperation mit Goo-
erfolgt unabhängig davon in individuell konfi-      gle: Bereits heute werden über mobile Kanäle
gurierten und designten Frontends – wird also       durchschnittlich mehr als 40 Prozent des Um-
in der Benutzerschnittstelle selbst (dem „Kopf“)    satzes in B2B-Organisationen generiert oder
definiert. Der Datenaustausch erfolgt hier über     gefördert. Dies bezieht sich auf Industrien, die
eine intelligente API (Application Programming      traditionell mehr vom Vertrieb als von Marke-
Interface). Wie viele und welche Frontends an-      ting abhängen. Laut Google erfolgen bereits
geschlossen und welche Inhalte dort jeweils         50 Prozent der B2B-Suchanfragen über Smart-
dargestellt werden, ist dabei völlig unerheblich.   phones, ein Anteil, der laut BCG bis zum Jahr
                                                    2020 auf rund 70 Prozent steigen soll.
      Die Möglichkeiten des Konzepts                  Viele B2B-Organisationen haben darauf be-
Ein „kopfloses“ System ist folglich eine flexible   reits reagiert und stellen sich auf die wachsen-
Plattform, die theoretisch in unbegrenzter Vari-    den Ansprüche und Erwartungen der Kunden
ation unterschiedlichste Oberflächen bedienen       ein:
kann. Im Backend ist nicht festgelegt, wie der        So zeigt die aktuelle Studie von Sana Com-
Touchpoint beziehungsweise das Device oder          merce „Digitale Transformation & E-Commerce
die Ausgabe der Inhalte definiert ist. Das Kon-     Report 2018/19“, dass bereits 31 Prozent der
zept von Headless Commerce erweist sich da-         weltweit befragten B2B-Unternehmen Auto-
mit als ebenso flexibel wie investitionssicher.     mated, beziehungsweise Predictive Ordering
 Jeder neue Vertriebskanal, jede Art von Touch-     unter Verwendung von IoT- oder M2M- (Machi-
point mit Kunden, jedes neue Endgerät, bezie-       ne-to-Machine) Technologien nutzen, 41 Pro-
hungsweise jede Kommunikationsschnittstelle         zent planen dies. 39 Prozent setzen aktuell Vir-
kann unter Nutzung der zentral und unabhän-         tual Reality zur Personalisierung der Customer
gig vorgehaltenen Daten bedient werden. Die         Experience ein, weitere 37 Prozent haben das
genannten Features können zudem in die Inter-       vor. Die Beschaffung über Wearable Devices
aktion mit Kunden, beziehungsweise in dasOm-        ermöglichen 39 Prozent und 30 Prozent bieten
nichannel-Commerce-Portfolio eingebunden            bereits heute Voice Ordering-Funktionalitäten.
werden. Die Konsistenz der Daten ist über alle
                                                     Welche B2B-Organisationen profitieren
Kanäle automatisch sichergestellt.
                                                           von Headless Commerce?
   Was macht Headless Commerce für
                                                    Nicht jede Branche ist von diesen Trends der
     B2B-Unternehmen relevant?                      Digitalen Transformation gleichermaßen akut
Unternehmen agieren zunehmend in ver-               betroffen. Doch Unternehmen, beziehungs-
netzten Supply Chains, sind im Zuge von Indus-      weise Hersteller, für die diese Entwicklung
trie 4.0 Teil von automatisierten oder sogar au-    an Relevanz gewinnt, sollten frühzeitig ihre
tonomen Produktionsprozessen, ermöglichen           E-Commerce-Umgebung grundlegend darauf
immer stärker individualisierte Lösungen und        ausrichten. Das heißt, sie sollten sich der He-
verknüpfen mit Produkten immer mehr Services        rausforderung stellen, für digitale Handels- und
und Interaktionen. Diese beziehen Technolo-         Geschäftsbeziehungen unterschiedliche Benut-
gien wie IoT, M2M, Wearables, Sprachsteuerung       zerschnittstellen bedienen zu können, neue
oder Augmented, beziehungsweise Virtual Rea-        Technologien einzubinden und auf zukünftig re-
lity mit ein.                                       levante Touchpoints mit Kunden und Partnern
  Das Kunde-Anbieter-Verhältnis im B2B-Be-          vorbereitet zu sein.
reich wird enger, die Prozesse unternehmens-         Da die Verwaltung und Pflege klassischer
übergreifend vernetzt in komplexen Eco-Sys-         System-Architekturen für Omnichannel-Com-
temen – Aspekte, die laut der „Global Digital       merce immer komplexer wird, könnten Head-
Operations Study 2018“ von PwC „Digitale Cham-      less-Commerce-Konzepte ein geeigneter Weg

                                                                                                       19
den Weg: Jeweils rund ein Drittel der Unterneh-
                                                         men aus Fertigungs-, Prozess- und Konsumgü-
                                                         terindustrie zählt zu den Digitalen Innovatoren,
                                                         beziehungsweise Champions.
                                                         Zukunftsmusik oder schon erste Anfänge?
                                                         Headless Commerce ermöglicht es durch sei-
                                                         ne unabhängige Frontend-Entwicklung statt
                                                         reiner Zulieferer-Beziehungen enge Colla-
                                                         boration-Partnerschaften und damit neue
                                                         Umsatzquellen zu gestalten. Automatisierte
                                                         Lieferungen von Ersatzteilen oder Verbrauchs-
                                                         material, Support-, Betriebs- und Wartungsser-
                                                         vices, Augmented oder Virtual Reality-gestützte
                                                         Services für Planung und Produktentwicklung
                                                         oder Voice-Controlled Orders sind hier erst der
                                                         Anfang.
                                                           Wie auch immer das Produkt- und Ser-
     sein, der Investitionssicherheit sowie die nötige   vice-Portfolio aussieht und entwickelt wird –
     technologische Flexibilität bietet. Insbesonde-     mit Headless Commerce lässt es sich einfacher
     re wenn es darum geht, mit den wachsenden           und schneller auf unterschiedlichsten Endgerä-
     Herausforderungen im elektronischen Handel          ten und Kanälen für Kunden und Partner bereit-
     sowie als Partner in digitalen Eco-Systemen         stellen, sobald sie in Backend-Systemen ange-
     Schritt halten zu können.                           legt sind. Allerdings: Im Vergleich zu gewohnten
      Grundsätzlich gilt: B2B-Unternehmen, die ne-       E-Commerce-Umgebungen ist die Implemen-
     ben einem einfachen Webshop variable Touch-         tierung von Headless Commerce heute noch
     points mit Kunden und Partnern unterstützen,        teurer und mit mehr Aufwand verbunden. Zu-
     sollten einen Headless-Commerce-Ansatz prü-         dem müssen Frontends eigens entwickelt und
     fen. Zudem ist er für Unternehmen interessant,      spezifische Kompetenzen in der IT-Abteilung
     die Kunden selektierte Inhalte mit individuali-     aufgebaut werden.
     sierten Layouts auf unterschiedlichen digitalen       Daher ist Headless Commerce derzeit (noch)
     Kanälen bieten wollen. Denn Headless Com-           nicht für jedes B2B-Unternehmen ein Thema.
     merce bietet Anwendern ein hohes Maß an in-         Es macht aber Sinn, sich mit diesem Konzept
     haltlicher und gestalterischer Freiheit.            auseinanderzusetzen, um bei Bedarf rechtzeitig
     Wieso ist Headless Commerce besonders               die entsprechenden Veränderungen anstoßen
      für den asiatischen Raum interessant?              zu können. Denn eine Umstellung traditioneller
                                                         E-Commerce-Infrastrukturen auf Headless
     Relevant ist Headless Commerce auch für             Commerce gelingt nicht von heute auf morgen.
     B2B-Organisationen, für die der asiatische          Es braucht neben Investitionen auch eine orga-
     Raum, beziehungsweise die Zusammenarbeit            nisatorische und strategische Neuorientierung,
     mit asiatischen Partnern hohe Bedeutung hat.        um in digitalen Eco-Systemen agieren und zu-
     Denn laut PwC gehören 19 Prozent der be-            sammenarbeiten zu können.
     fragten Unternehmen aus APAC zu den Digital
     Champions, verglichen mit elf Prozent aus den
     USA und fünf Prozent aus EMEA. Und dieser
     Vorsprung wird sich laut PwC verstärken. Denn
     32 Prozent der asiatischen Unternehmen haben                                 manfred bayer-lemerz
     vor, in den nächsten fünf Jahren ein ausgereif-                            Manfred Bayer-Lemerz ist seit
                                                                                2014 als General Manager DACH
     tes digitales Eco-System etabliert zu haben. Für                           bei Sana Commerce für Deutsch-
     EMEA liegt der Wert bei 15 Prozent, in den USA                             land, Österreich und die Schweiz
     bei 24 Prozent.                                                            verantwortlich. Er kann auf mehr
      Betrachtet man einzelne Branchen, sind laut                               als fünfzehn Jahre Erfahrung in
                                                                                unterschiedlichen Management-
     PwC Digital Champions vor allem in der Au-
                                                                                und Vertriebspositionen zurück-
     tomotive-Industrie zu finden, gefolgt von der                              blicken, so war er unter anderem
     Elektronik-Industrie und auf Platz drei der in-                            Bereichsleiter für Microsoft Bu-
     dustrielle Maschinen- und Anlagenbau. Doch                                 siness Solutions und Partner Sales
     auch die anderen Branchen machen sich auf                                  Executive bei Xerox.

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dpr
                                                                                                                                   anzeige

                                                                leselounge
                                                                    powered by
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                                     David J. Anderson, Alexei                                                  Tim Kadlec: Praxiswissen
                                 Zheglov: Fit for Purpose: Wie                                                Responsive Webdesign. UX,
                                Unternehmen Kunden finden,                                                            Usability & Design
                                 zufriedenstellen und binden                                                Das mobile Web stellt Webde-
                                Die ständig wachsenden komple-                                              signer vor völlig neue Heraus-
                                xen Anforderungen dynamischer                                               forderungen: Mit was für einem
                                Märkte im 21. Jahrhundert zwin-                                             Device greift ein Nutzer auf eine
                                gen die Unternehmen, ihre Pro-                                              Website zu? Welche Hardware
                                dukte und Services ständig zu                                               bringt ein Gerät mit? Welche
                                verbessern und an den Kunden-                                               Bildschirmgröße und -auflö-
                                bedürfnissen auszurichten. Die-                                             sung hat es? All diese Faktoren
                                ses Buch zeigt, wie Sie neue Kun-                                           beeinflussen die Darstellung der
                                den in neuen Marktsegmenten                                                 Website und machen ein fle-
                                finden, Ihre bestehenden Kunden       xibles Design immer wichtiger. Responsive Webdesign setzt genau
                                kontinuierlich zufriedenstellen       hier an: Es sorgt dafür, dass sich eine Website an das Gerät anpasst,
und sie langfristig binden. Die Autoren beschreiben anschau-          mit dem sie aufgerufen wird. Dieses hoch gelobte Buch richtet sich
lich anhand vieler Beispiele aus unterschiedlichen Branchen wie       an Webdesigner und -entwickler, die Grundkenntnisse in HTML und
Transportwesen, Onlinehandel und Telekommunikation, wie die           CSS mitbringen und sich nun mit Responsive Webdesign vertraut
richtigen Kennzahlen ausgewählt werden, um Verbesserungsini-          machen möchten. Behandelt werden sowohl technische Aspekte als
tiativen im Unternehmen zu beschleunigen, die sich direkt auf die     auch konzeptionelle Fragen, die dieser Designansatz mit sich bringt.
Kundenzufriedenheit auswirken.

Change durch Co-Creation                                              Erfolgsfaktor Bloggen
                                 Marcus Benfer, Hans-Werner                                             Markus Cerenak: Erfolgsfaktor
                                  Bormann, Gabriela Bormann:                                         Bloggen. Mehr Bekanntheit. Mehr
                                 Change durch Co-Creation. So                                                  Kunden. Mehr Umsatz.
                                verdoppeln Sie den Erfolg Ihrer
                                                                                                       Bloggen liegt im Trend, täglich sprie-
                                     Transformationsprojekte                                           ßen neue Blogs wie Pilze aus dem digi-
                               Jedes Unternehmen ist veränder-                                         talen WWW-Boden und funktionieren
                               bar, auf das Wie kommt es an! Die                                       dabei wie eine eigene Werbeagentur.
                               Gründe für Veränderungen sind                                           Insofern sind sie kein Hobby, sondern
                               so vielfältig wie die Herausforde-                                      ein wirkungsvolles Instrument, um Be-
                               rungen, vor die Transformations-                                        kanntheit und eine Community aufzu-
                               projekte ein Unternehmen stellen                                        bauen und mehr Kunden zu gewinnen.
                               können. So ist zwar erschreckend                                        Das Buch zeigt Schritt für Schritt, wie
                               und doch nicht verwunderlich,                                           man eine Marktnische und passende
dass mehr als zwei Drittel aller Change-Projekte scheitern. Als       Themen findet, wie man Content produziert, wie man digitale Pro-
Change-Management-Experten haben Gabriela Bormann, Hans-              dukte schafft und Leser zu Kunden macht. Es richtet sich an drei Le-
Werner Bormann und Marcus Benfer alle Hemmnisse für nach-             sergruppen: an diejenigen, die sich einen neuen Blog aufbauen wol-
haltige Veränderungen kennengelernt und ein Modell entwickelt,        len, an diejenigen, die bereits ein Business betreiben und die Chancen
mit dem sie sich überwinden lassen: Die Co-Creation-Methode.          eines Blogs nutzen wollen, und an diejenigen, die ihr Offline-Bu-
Co-Creation zielt dabei nicht einfach auf die Entwicklung neuer       siness durch ein Online-Standbein ergänzen wollen.
Produkte oder Dienstleistungen, sondern direkt ins Herz der orga-
nisationalen Identität. Hier werden durch gemeinsames Handeln
über klassische Hierarchien hinweg neue Denk-, Verhaltens- und
Entscheidungsmuster etabliert, die Veränderungen nachhaltig
möglich machen.
                                                                                                                                                 21
mehr umsatz durch intelligent
angereicherte datenfeeds
mike weiler

     I m Herzen eines jeden Shops steht ein Produkt,
       das auch verkauft werden will. Insbesonde-
     re im digitalen Marketing werden die eigene
                                                        gleich mit zusätzlicher Reichweite versehen.
                                                        Das schafft einen Mehrwert für den Endkunden,
                                                        wird doch das Angebot transparenter und die
     Marke, ganze Kategorien, aber auch einzelne        Auswahl auf den Shopping-Plattformen größer.
     Produkte beworben. Doch diese Produkte sind        Doch wie speisen sich die Produktmerkmale ei-
     selten exklusiv im eigenen Shop vertreten, denn    gentlich in diese Plattformen? Die Antwort liegt
     auch die Konkurrenz listet entsprechende An-       im Produktdatenfeed.
     gebote. Auf Plattformen wie Amazon, Facebook,       Der Produktdatenfeed ist damit das Filet und
     Google Shopping, Payback, Criteo oder Idealo       Herzstück, um Produkte bestmöglich zu plat-
     werden Produktmerkmale wie Preis oder Farbe        zieren und durch höhere Aufmerksamkeit mehr
     miteinander verglichen und auf unterschied-        Umsatz zu generieren. Fehlen Produktmerk-
     liche Weise wie z. B. Retargeting oder Preisver-   male wie zum Beispiel die Farbe, Größe oder der

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