Digitale Aufgabenkästen - C.C. Buchner Verlag
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 2 Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz Unterrichtswerk für die Oberstufe Gesamtband Pflichtmodule für die gymnasiale Oberstufe ISBN 978-3-661-32027-4 ca. € 39,– Erscheint im 2. Quartal 2023 click & study click & teach Box Digitales Schulbuch Digitales Lehrermaterial Bestellnummer WEB 320271 (Karte mit Freischaltcode) ca. € 7,– ISBN 978-3-661-32029-8 oder € 1,50 bei Einführung ca. € 38,– des gedruckten Lehrwerks Erscheint im 2. Quartal 2023 Erscheint im 2. Quartal 2023 (Weitere Lizenzformen finden (Erhältlich auf www.ccbuchner.de) Sie auf www.ccbuchner.de)
Auf einen Blick 3 Buchners Kolleg Geschichte auf einen Blick Der Schülerband Der Gesamtband Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz deckt pass- genau die Vorgaben für die Pflichtmodule der gymnasialen Oberstufe ab. Digitale Aufgabenkästen Alle Aufgabenkästen erhalten „digitale Zwillinge“. Die dort hinterlegten Erklärungen zu Operatoren sowie Differenzierungsmaterialien und ausgewählte digitale Anwendungen (anonyme Abstimmungen, Rankings, Wortwolken u.a.) sind passgenau an Aufgaben im Buch angebunden und stehen Ihnen über QR- und Mediencodes fertig konzipiert zur Verfügung. Digitales Schulbuch click & study Mit dem digitalen Schulbuch click & study erhalten Ihre Schülerinnen und Schüler die vollständige digitale Ausgabe des C.C.Buchner-Lehrwerks, einen modernen Reader mit zahlreichen nützlichen Bearbeitungswerkzeugen sowie einen direkten Zugriff auf Links und Zusatzmaterialien, die in der Printausgabe über Mediencodes zugänglich sind. Digitales Lehrermaterial click & teach Für eine schnelle und unkomplizierte Unterrichtsvorbereitung bieten wir mit click & teach ein digitales Lehrermaterial an. Enthalten sind neben dem kompletten digitalen Schulbuch auch Lösungsangebote, Arbeitsblätter, Zusatzmaterialien und Zusatztexte.
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 4 Über die Konzeption ybrides Schulbuch für Geschichte: Der Band bietet Ihnen digitale Aufgabenkästen H mit interaktiven Anwendungen und Übungen sowie digitale Möglichkeiten zur Binnen differenzierung. roblemorientierte Einstiege definieren zu Beginn jedes Kapitels die konkreten Lern P ziele für die Schülerinnen und Schüler. trukturierte Abiturvorbereitung: Oberstufengemäße Selbsttätigkeit beim Lernen wird S durch passende Angebote nachhaltig gefördert: mithilfe der Abschlussseiten der Kapitel sowie durch Lösungen zu den Materialien für die Abiturvorbereitung. iele Beispiele zur Regionalgeschichte rücken die unmittelbare Lebenswelt der V Schülerinnen und Schüler in den Fokus und tragen dem Regionalschwerpunkt im Lehrplan Rechnung.
Über die Konzeption 5 uftaktseiten zu den Großkapiteln leiten in Text und Bild prägnant und motivierend in A das Thema ein. rientierungsdoppelseiten zu den einzelnen Großkapiteln ordnen die Epochen- bzw. O Themeneinheiten in den historischen Kontext ein und schaffen damit die Voraus setzungen für ein strukturgeschichtliches Arbeiten. Methodenseiten erläutern zentrale historische Arbeitsweisen an konkreten Beispielen. R-Codes stellen digitale Inhalte wie interaktive Übungen, animierte Karten, History Q Clips und Internettipps zur Verfügung. onderseiten der Rubrik Geschichte kontrovers stellen in jedem Modulkapitel Leitfragen S des Lehrplans ins Zentrum und fördern die Urteilskompetenz.
Das hybride Schulbuch 6 Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz Das hybride Schulbuch Digitale Aufgabenkästen Buchners Kolleg Geschichte gibt jedem Aufgabenkasten einen „digitalen Zwilling“. Mithilfe der QR- und Mediencodes in den Kopfzeilen der Aufgabenkästen können alle Aufgaben digital abgerufen werden. Diese digitalen Aufgaben sind identisch mit den jeweiligen Aufgaben im Schulbuch, bieten aber zahlreiche Erweiterungen. „Digitaler Zwilling“ auf einem digitalen Endgerät Aufgabenkasten im Schulbuch
Digitaler Aufgabenkasten 7 Digitale Operatoren- und Methodenkarten Operatoren- und Methodenkarten werden zu den jeweils passenden Operatoren und Methoden verlinkt. Mithilfe von digitalen Endgeräten können somit wichtige Verständnis-, Strukturierungs- und Formulierungshilfen für einzelne Operatoren oder Methoden angeschaut und direkt an der Aufgabe, ohne blättern zu müssen, genutzt werden. Erläutern/erklären I. Was ist zu tun? II. Hilfen zur Strukturierung und Formulierung Digitale interaktive Anwendungen Aufgaben aus dem Schulbuch werden um digitale, interaktive Anwendungen (z. B. anonyme Abstimmungen, Wortwolken, Rankings, …) erweitert. Diese Anwendungen können Sie direkt in Ihrer Lerngruppe einsetzen, die Ergebnisse auswerten und diskutieren.
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 8 Einstieg in die Lernfelder M 1 Q Verfassungsfeier der Weimarer Republik vor dem Brandenburger Tor am 11. August 1923 M 2 Q Der „Triumphzug“ der Nationalsozialisten am Abend des 30. Januar 1933 in Berlin Standfoto aus der Schluss- szene des NS-Propaganda- filmes „Hans Westmar“ von 1933 Großformatige Bilder aktivieren Vorwissen und reißen die Band- breite der Themen an. Arbeitsvorschläge 1. Erläutern Sie, inwiefern das Brandenburger Tor als 32027-173 Symbol der deutschen Ge- schichte gelten kann. 2. Aktivieren Sie Ihr Vorwissen: Wäh- len Sie fünf Kompetenzbeschrei- bungen aus und notieren Sie Stich- punkte zu den Themen. Überprüfen und ergänzen Sie diese am Ende des Kapitels. M 3 Q Das Brandenburger Tor vor dem Fall der Mauer im Sommer 1989 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_1.indd 160 27.09.22 13:40
Einstieg in die Lernfelder 9 3 Demokratie und Diktatur im 20. Jahrhundert Ein einführender Text zeigt knapp und verständlich die Zusammenhänge der Lern- felder auf. Nach 1945 wurde die Weimarer Republik lange Zeit mit Blick auf ihr Ende ab 1929/30 und ihr Scheitern be- trachtet, weil die hoffnungsfrohe erste Demokratie auf deutschem Boden in der menschenverachtenden Dik- Am Ende dieses Kapitels sollten Sie tatur des „Dritten Reiches“ mündete. Die historische Folgendes können: Forschung hat in den letzten Jahren jedoch verstärkt … die politische Entwicklung der Weimarer den demokratischen Aufbruch, Erfolge und Errungen- Republik erläutern schaften in den Blick genommen. … Bedingungsfaktoren für das Scheitern der In der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialis- Weimarer Republik darstellen mus stand die Phase der Machtübertragung 1933 lange … die Bedeutung der Weimarer Republik in der im Vordergrund. Seit rund 30 Jahren liegt der Schwer- deutschen Geschichts- und Erinnerungskultur punkt auf dem Holocaust als „Zivilisationsbruch“, wo- seit 1949 bewerten bei heute vor allem mit Blick auf die mediale Darstel- … die Faktoren für Aufbau und die Konsolidie- lung von Nationalsozialismus und Holocaust die Frage rung der NS-Diktatur benennen gestellt wird, wie wir uns heute damit auseinanderset- … den Holocaust unter Rückgriff auf Erklärungs- zen sollten. ansätze der Forschung erläutern Die deutsche Geschichte nach 1945 war länger als vier … die Gesellschaft im Nationalsozialismus zwi- Jahrzehnte die Geschichte einer geteilten Nation. Die schen Integration, Ausgrenzung und Wider- Auseinandersetzung zweier konkurrierender und voll- stand beschreiben und deren Ursachen und kommen gegensätzlicher Systeme beherrschte das Folgen beurteilen Weltgeschehen und die darin eingebettete Deutsch- … die aktuelle geschichtskulturelle Darstellung landpolitik der Alliierten. So unterschiedlich Politik, Ge- von Nationalsozialismus und Holocaust bewerten sellschaft und Wirtschaft in West- und Ostdeutschland waren, so unterschiedlich waren auch Geschichts- und … die Ursachen der deutschen Teilung erklären Erinnerungskultur als Grundlage des jeweiligen Selbst- … die deutsch-deutsche Geschichte nach 1945 verständnisses. Diese zu untersuchen, zu verstehen in vergleichender Perspektive erläutern und einander anzunähern ist heute eine Aufgabe der … SED-Diktatur und Bundesrepublik in der Geschichtswissenschaft. gegenwärtigen Geschichts- und Erinnerungs- kultur beurteilen Die vom Lehrplan geforderten Kompetenzen werden für die Schülerinnen und Schüler 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_1.indd 161 27.09.22 13:40 transparent gemacht.
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 10 Orientierung für die Pflichtmodule 238 3.3 Deutsch-deutsche Geschichte Orien ierung nach 1945 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa erschien es fraglich, ob auf deut- schem Boden eine stabile freiheitlich-parlamentarische Demokratie mit einer plura- listischen Gesellschaft entstehen könnte. Die Bedingungen für den Neubeginn gaben die Alliierten vor. Die Umsetzung der gemeinsam im „Potsdamer Abkommen“ getrof- fenen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Maßnahmen in den einzelnen Besatzungszonen führte jedoch im beginnenden Kalten Krieg bald zu einer Auseinan- derentwicklung und schließlich zur Teilung Deutschlands. Die Trennlinie verlief mit- ten durch Deutschland und ließ zwei politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich un- terschiedliche Systeme entstehen. Die folgenden Jahre waren geprägt von ideologischen und politischen Auseinander- setzungen, die eine Lösung der deutschen Frage verhinderten. Die beiden 1949 ge- gründeten deutschen Teilstaaten Bundesrepublik und DDR beanspruchten jeder für Ein kurzer Text zusammen mit sich seine Überlegenheit gegenüber dem anderen. Es dauerte 20 Jahre, bis es im Rah- Kartenmaterial oder Abbildungen men der globalen Entspannungspolitik in den 1970er-Jahren zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten kam. führt zu Beginn jedes Pflicht moduls in das Thema ein. Erst zu Beginn der 1980er-Jahre formierte sich in der DDR eine Oppositionsbewegung. Ihr Wirken mündete in die Friedliche Revolution von 1989, den Mauerfall, die Über- windung der SED-Diktatur und schließlich die Wiedervereinigung Deutschlands. 45 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die deutsche Frage damit beant- wortet. Kopenhagen * Berlin stand unter gemeinsamer Verwaltung der Zonengrenze zwischen der Bundesrepublik Alliierten Großbritannien, Frankreich, USA und UdSSR. Dänemark Deutschland und der Deutschen Demokrati- Seit 1948 konnten jedoch keine gemeinsamen schen Republik: Länge: 1376 km Beschlüsse mehr gefasst werden. Sektorengrenze zwischen Berlin (West) und Die Bundesrepublik Deutschland betrachtete den West- dem sowjetischen Sektor Berlins („Berliner teil von Berlin zwar als Bundesland, musste sich aber Mauer“) sowie der DDR: Länge: 155 km dem Veto der vier Besatzungsmächte beugen. Alle Schleswig- Kiel Gesetze der Bundesrepublik mussten in Berlin (West) Rostock deshalb nochmals vom Berliner Senat bestätigt werden. Holstein Die DDR deklarierte den sowjetischen Sektor von Berlin dagegen Hamburg Schwerin Neubrandenburg Vo l k s - als „Berlin, Hauptstadt Bremen DDR Bunde der DDR“. Niedersachsen Frankfurt Amsterdam Hannover Berlin (West)* (Oder) republik Magdeburg Berlin * Potsdam Polen sre Nordrhein- M 1 D Bundes- Cottbus Halle republik und DDR Düsseldorf pu Erfurt Leipzig Dresden Brüssel Westfalen Die Karte zeigt die bli Gliederung der Bun- Belgien Bonn Hessen Gera Karl-Marx-Stadt Suhl k desrepublik Deutsch- Rheinland- Wiesbaden De land in Bundesländer Luxem- Mainz Prag (seit 1949, das Land burg Pfalz ts u Baden-Württemberg Saarland c hBayern Č S S R Saarbrücken Baden- la wurde 1952 gegründet, das Saarland trat 1957 Paris Stuttgart nd der Bundesrepublik Frankreich Württemberg München Wien bei) und die Gliede- Republik Budapest rung der Deutschen Vo l k s - Demokratischen Repu- Schweiz Liechten- stein Österreich republik blik in Bezirke (seit 1952). Bern Ungarn 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 238 27.09.22 12:54
Orientierung für die Pflichtmodule 11 Orientierung 239 1945 — Potsdamer Konferenz der alliierten Siegermächte über Deutschland. Zwischen Zusammenbruch 1945–1948 — Vertreibung von rund 14 Millionen Deutschen aus den ehemaligen und Neubeginn Ostgebieten des Deutschen Reiches sowie aus Ost- und Südosteuropa. 1945–1950 — Die Alliierten führen in ihren Besatzungszonen unterschiedliche Verfahren der Entnazifizierung durch. 1945/46 — Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. 21./22.4. — In der Sowjetischen Besatzungszone schließen sich KPD und SPD zur SED 1946 zusammen. 30.8.1946 — Gründung des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. 1947 — Erstes deutsches Parlament nach dem Zweiten Weltkrieg: der Frankfurter Die doppelte Wirtschaftsrat. Staatsgründung 1948–1952 — US-amerikanische Aufbauhilfe (Marshall-Plan) für die westeuropäischen Länder. 1948/49 — Berlin-Blockade. Die Stadt wird geteilt und erhält getrennte Verwaltungen. 1949 — Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. 1950 — Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS); die DDR wird Geteilte Mitglied im Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Geschichte: Bun- desrepublik und April 1950 — Die ersten Flüchtlinge und Vertriebenen treffen in Rheinland-Pfalz ein. DDR 1949 – 1989 17.6.1953 — Landesweiter Arbeiteraufstand gegen das SED-Regime. Mai 1955 — Mit den Pariser Verträgen endet die Besatzungszeit im Westen. Die Bundesrepublik wird Mitglied der NATO. Eine Chronologie listet die 1957 — Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). wesentlichen Etappen auf und gibt 13.8.1961 — Die DDR-Regierung beginnt in Berlin mit dem Bau der Mauer. kurze Erklärungen. Ereignisse und Prozesse, die der Lehrplan vorgibt, 1972/73 — Grundlagenvertrag zwischen Bundesrepublik und DDR. sind hervorgehoben. 1975 — Die DDR unterzeichnet die KSZE-Schlussakte, in der Menschen- und Bürgerrechte nach westlichem Maßstab festgelegt sind. 3.10.1990 — Wiedervereinigung Deutschlands. 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 239 27.09.22 12:54
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 12 Blaue Basisseiten für Grund- und Leistungskurs 254 Politik und Gesellschaft in der DDR Aus dem Lehrplan abgeleitete Leitfragen und das Einstiegsma- Folgende Fragen beantwortet dieses Kapitel: � Welches politische und gesellschaftliche Selbstverständnis herrschte in der terial mit Arbeitsfragen aktivieren DDR? das Vorwissen der Schülerinnen � War das politische System der DDR stabil? und Schüler, schulen sie in einer � Wie ging der SED-Staat mit Kritik aus der Bevölkerung und Opposition um? problemorientierten Herange- hensweise an das Thema Bildinformation und Die DDR: sozialistischer Gegenentwurf zur Bundesrepublik schaffen somit die Grundlage für Von Anfang an grenzte sich die DDR ge- eine zielgerichtete Bearbeitung 32027-123 der genüber der Bundesrepublik ab und be- Darstellungstexte undM 1 Q „Wofür die Antifa- griff sich als der „bessere“ der beiden 5 Materialien. schisten kämpften, ist in der deutschen Staaten. Die herrschende DDR Wirklichkeit“ Staatspartei – die SED – verstand die Plakat der Nationalen Front von DDR als „antifaschistisches Bollwerk“, 1960 als Friedensstaat und als sozialistischen � Erläutern Sie die Bildelemente. Staat, der damit in besonderem Maße 10 � Analysieren Sie Wirkung und als Wohlfahrtsstaat den Menschen Aussage des Plakats diente. In der kommunistischen Welt- anschauung galt der „Faschismus“ als letzte Stufe einer kranken kapitalisti- schen Gesellschaft. Das SED-Regime 15 Imperialismus: Nach Auffassung übernahm dieses Geschichtsbild. Der des Marxismus-Leninismus ist Sozialismus würde demnach den Kapi- der Imperialismus die fortge- talismus und somit auch den Faschis- schrittene Stufe des Kapitalismus, da die Industrieländer, um sich mus überwinden. Auf der Suche nach Rohstoffe und Absatzmärkte zu Legitimität stellte sich die Parteifüh- 20 sichern, zur Unterwerfung und rung der SED in die Nachfolge des kom- Ausbeutung anderer Staaten munistischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus und machte diesen zum übergehen. „Gründungsmythos“ der DDR. Gerade junge Menschen und Intellektuelle befürwor- teten den Staat, da sie so deutlich Abstand zur NS-Vergangenheit wahren konnten. Ein verständlich formulierter und Da die DDR mit der NS-Vergangenheit so klar gebrochen habe, lehnte sie jede Verant- 25 klar gegliederter Darstellungstext wortung für die NS-Verbrechen und Wiedergutmachungen an Israel ab. Die von Poli- tik und Presse unermüdlich hervorgehobene angebliche Friedensliebe der DDR sollte liefert Grundwissen. Begriffe, die den jungen Staat sowohl von der deutschen Vergangenheit als auch von den angeb- der Lehrplan vorsieht, sind her- lich „imperialistischen“Nachbarn in der Bundesrepublik abgrenzen. Doch ließ die SED vorgehoben und werden in der nur ihre eigene Vorstellung von Friedenspolitik gelten. Sie bekämpfte die Mitglieder 30 der Friedensbewegung im eigenen Land als Staatsfeinde. Das Verweigern des Wehr- Randspalte erläutert. dienstes war nicht gestattet. Der SED-Staat Ganz ähnlich wie in den übrigen Staaten des sowjetischen Machtbereiches in Osteu- ropa entstand in der DDR eine Diktatur, deren Führung sich zu keinem Zeitpunkt auf 35 M 2 Q Erich Honecker (1912 – die freiwillige Zustimmung einer Mehrheit der Bevölkerung berufen konnte. Die ei- 1994): Politiker, seit 1930 Mitglied gentliche Macht in der DDR hatten nicht Regierung und Ministerien, sondern die SED der KPD, 1935 – 1945 von den Nati- und ihre Parteigremien. Vorbild war die Kommunistische Partei der Sowjetunion (KP- onalsozialisten inhaftiert, seit 1958 Mitglied der SED-Führung, dSU). Der Generalsekretär der SED – zunächst Walter Ulbricht, ab 1971 Erich Honecker 1971 – 1989 Generalsekretär der – war der faktische Herrscher über die DDR. Nach der Auffassung der SED war es ihre 40 SED, 1976 – 1989 DDR-Staatsrats- Aufgabe, die Herrschaft der Arbeiterklasse und damit den dauerhaften Sieg des Sozi- vorsitzender alismus zu sichern. 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 254 27.09.22 12:54
Blaue Basisseiten und Darstellungsseiten 13 Darstellungsseiten Politik und Gesellschaft in der DDR 255 Die „bürgerlichen“ Teile der Gesellschaft versuchte die M 3 Q FDJ-Aufmarsch bei 45 SED zu erreichen, indem sie einem nationalen Jugend- u. a. eine konservative Par- festival, Karl-Marx-Allee, tei, die CDU, sowie die Libe- Ost-Berlin ral-Demokratische Partei Foto vom 3. Juni 1979 Deutschlands (LDPD) zu- Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) 50 ließ. Auf diese Weise sollte war eine kommunistische Jugendorganisation der DDR. Der Parteienvielfalt vorge- Eintritt fand für Jungen und Mäd- täuscht und der faktische chen im Alter von 14 Jahren statt. Einparteienstaat der SED Er geschah freiwillig, aber wer verschleiert werden. Die so- nicht beitrat, wurde später bei 55 genannten „Blockparteien“ der Vergabe von Studienplätzen waren aber nur ein verlän- oder Lehrstellen benachteiligt. gerter Arm der SED, und die 1972 gehörten 58 Prozent der Ju- gendlichen der FDJ an, 1986 wa- Wahlen zum Parlament der ren es 74 Prozent. Die FDJ gibt es DDR, der Volkskammer, hat- noch heute, ihr Stellenwert ist je- 60 ten auf die Sitzverteilung doch nicht mehr mit dem in der keinen Einfluss, denn diese wurde bereits vorab festgelegt. Massenorganisationen DDR vergleichbar. wie der „Freie Deutsche Gewerkschaftsbund“ (FDGB) und die „Freie Deutsche Jugend“ � Informieren Sie sich über die (FDJ) gehorchten ohnehin den Weisungen der SED. Parteien und Organisationen wa- Aktivitäten und Regeln der FDJ ren seit 1949 in der „Nationalen Front des demokratischen Deutschland“ zusammenge- zu DDR-Zeiten. 65 schlossen. Da die maßgeblichen Stellen der Nationalen Front von SED-Funktionären Geschichte In Clips: eingenommen wurden, konnte die SED auf diesem Weg alle Parteien und Massenor- Zur Jugend in der DDR ganisationen steuern. und Organisationen 32027-124 wie der FDJ siehe den „Volksdemokratie“ – Demokratie zum Schein Code 32027-124. Die DDR enthielt ihren Bürgerinnen und Bürgern in der Verfassung garantierte Grund- 70 rechte wie Freizügigkeit und Freiheit der Berufswahl vor. Auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau wurde trotz aller frauenfreundlichen Parolen nicht durchgesetzt. Der Staat ermöglichte zwar eine hohe Erwerbstätigkeit der Frauen durch sozialpoliti- QR- und Mediencodes stellen sche Maßnahmen wie kostenlose Kinderbetreuung. Trotzdem hatten Frauen schlech- digitale Inhalte wie interaktive tere Ausbildungschancen, ihre Gehälter waren niedriger und ihre Pflichten im Haus- Übungen, animierte Karten, halt trotz voller Berufstätigkeit größer als die der Männer. Der Einfluss der Kirchen 75 History Clips und Internettipps wurde in der DDR, wo immer möglich, eingedämmt. Alle Medien wurden zentral ge- lenkt und standen im Dienst der Partei und ihrer sozialistischen Ideologie. Abwei- zur Verfügung. chende Meinungen konnten nicht legal veröffentlicht werden und standen sofort un- Ministerium für Staatssicherheit ter dem Verdacht der „staatsfeindlichen Hetze“. („Stasi“): Kontrollorgan zur Siche- rung der Macht der SED in Form 80 Machtinstrumente der SED waren die Streitkräfte der DDR – die „Nationale Volksar- eines gewaltigen Überwachungs- mee“, eine von der SED abhängige Justiz, die willkürliche Verhaftungen duldete und apparats mit einer Vielzahl von offiziellen und „inoffiziellen Mit- Strafen verhängte, gegen die keine Rechtsmittel eingelegt werden konnten – vor al- arbeitern“ (IM), das massiv gegen lem aber das 1950 eingerichtete Ministerium für Staatssicherheit („Stasi“). Es ver- Menschen- und Bürgerrechte ver- stand sich als „Schild und Schwert der Partei“. Ihm unterstand ein breites Netz an stieß 85 Agenten, Spitzeln und bis zu 200 000 „informellen Mitarbeitern“ mit deren Hilfe „auf- Internettipp: fällige“ Bürger bespitzelt, wurden, um Oppositionelle und Regimekritiker aufzuspü- Unter dem Mediencode ren und zu überwachen. Die Mittel der „Stasi“ waren vielfältig, von Beschattungen 32027-125 finden Sie und Festnahmen bis zu psychischer Zersetzung, Verschleppungen und sogar Mord. 32027-125 weitere Beispiele dafür, Auch Bürgerinnen und Bürgern, die in den Westen geflohen waren („Republikflücht- wie die „Staatssicher- heit“ gegen Regimekri- 90 lingen“), stellte sie nach, ließ sie in die DDR zurückbringen oder ermorden. Viele Men- tikerinnen und -kritiker schen erfuhren erst nach dem Untergang der DDR von den staatlichen Bespitzelun- vorging. gen, teils aus dem engsten Freundes- und Familienkreis. 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 255 27.09.22 12:54
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 14 Materialienseiten Oberstufengemäße Materialien stärken die wissenschaftspro- pädeutische Ausrichtung des Geschichtsunterrichts. 260 3.3 Deutsch-deutsche Geschichte nach 1945 M 13 D Anpassung als Überlebensstrategie Joachim Gauck ist bis zum Ende der DDR Pfarrer in Rostock und engagiert sich für Bürgerrechte. Nach der Wiedervereini- gung wird er Sonder-, dann Bundesbeauftragter für die Stasi- Unterlagen. In dieser Funktion erinnert er an die Auswirkun- gen der SED-Diktatur auf die Bürgerinnen und Bürger: Mit dem Bau der Mauer wurde gleichsam die Leibeigen- schaft zur Staatsdoktrin erhoben, denn von da an konnte nur derjenige diesem System noch entgehen, der bereit war, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen. Das Ge- fühl, wehrlos in der Falle zu sitzen, veränderte das Ver- 5 hältnis zu diesem Staat und seinen schamlosen Lügen […]. Der Bürger dachte sich zwar immer noch seinen Teil, aber er konnte es nicht mehr wagen, dies auch aus- zusprechen, denn es gab ja kein Entrinnen mehr. Hinter der Formel vom „gelernten DDR-Bürger“ verbirgt sich 10 vor allem diese Grunderfahrung. […] Wer fortan nicht als Märtyrer kämpfen wollte, musste sich ohne diese letzte Möglichkeit der Selbstverteidi- gung arrangieren. Für alle, die auch im real existieren- den Sozialismus das Leben, das einem schließlich nur 15 einmal geschenkt wird, genießen wollten, die fröhlich sein und Kinder haben wollten – für die wurde Anpas- sung von nun an zu einer Strategie des Überlebens. Zwar gehörten die terroristischen Instrumente des Sta- linismus wie Folter, Verschleppung oder Mord der Ver- 20 M 12 Q Der Tod von Peter Fechter an der Berliner Mauer gangenheit an, aber seine zivile Spielart breitete sich Am 17. August 1962 schossen Grenzsoldaten den 18-jährigen Peter nun ungehemmt in alle Lebensbereiche aus. Die Vor- Fechter nieder, als dieser versuchte, die Grenzanlage in der Berli- stellung der SED, im Besitz der absoluten Wahrheit zu ner Zimmerstraße nahe dem Grenzkontrollpunkt Checkpoint sein, ihr Anspruch auf die absolute Macht bestimmten Charlie zwischen den Bezirken Mitte und Kreuzberg zu überwin- den. Das schwer verletzte Opfer verblutete. Grenzpolizisten der von nun an das Leben der DDR-Bürger buchstäblich 25 DDR bargen Fechter erst nach einer Dreiviertelstunde. Sein Beglei- von der Wiege bis zur Bahre. Das Ministerium für ter konnte nach West-Berlin entkommen. Staatssicherheit drang immer umfassender in das ge- � Die Aufnahme des Fotografen Wolfgang Bera wurde zu einem samte gesellschaftliche Leben der DDR ein und war als Schlüsselbild und zum Symbol für die Unmenschlichkeit der Angstapparat der SED ungeheuer wirkungsvoll. […] Teilung Berlins. Dazu trug vor allem die großformatige Veröf- In dieser Situation wirkte die Angst gleichsam als ein 30 fentlichung der Aufnahme auf der Titelseite der Tageszeitung Signalsystem, das ein unauffälliges Alltagsleben durch Berliner Morgenpost (Axel Springer Verlag) am 18. August 1962 bei. Analysieren Sie die Fotografie. Anpassung gewährleistete. Sie wurde für mehrere Ge- nerationen […] zum Motor, der vieles in Gang setzte: Angst bewirkte Anpassung oder sogar Überanpassung Filmtipp: bei denen, die ihre Ellenbogen einzusetzen vermoch- 35 Berlin – Ecke Schönhauser …; Regie: Gerhard Klein, 1957 ten, sie bewirkte Depression und Rückzug in die viel be- 32027-133 schriebenen Nischen der DDR-Gesellschaft. Sehr selten bewirkte die Angst auch Protest – bezeichnenderweise vor allem bei den Jüngeren, die noch nicht jahrzehnte- lang das Gefühl permanenter Bedrohung verinnerlicht 40 hatten. In der Regel war die Angst jedenfalls so wirk- sam, dass ein gewisses Maß an Überanpassung zur DDR-Normalität gehörte. […] Die Erziehung zur Anpassung begann bereits in der Kin- derkrippe und im Kindergarten. Rigoros wurde hier das 45 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 260 27.09.22 12:55
Materialienseiten 15 Politik und Gesellschaft in der DDR 261 oberste sozialistische Erziehungsziel „Individualität M 15 Q Angepasst? hemmen und den eigenen Willen brechen“ durchge- Karikatur von Heinz setzt. Schon ein Erstklässler bekam mitunter zu spüren, Behling auf dem Titel- blatt der DDR-Satire- wie unverzichtbar Anpassung war, weil Lehrer häufig Zeitschrift „Eulenspie- 50 eher die staatstreue Gesinnung als die fachliche Leis- gel“, 1989 tung bewerteten. […] Der Schüler hält ein Die in der Volksbildung vorherrschende Pädagogik, die Zeugnis in der Hand. Er den Schülern antrainierte, anders zu reden als zu den- hat in allen Fächern die ken, setzte sich auch in vielen Familien fort. Manche El- Note „1“. 55 tern haben ihre Kinder sogar gegen die eigene Überzeu- � Interpretieren Sie die gung zu angepasstem Verhalten erzogen, um ihnen eine Karikatur. reibungslose Entwicklung zu ermöglichen. Joachim Gauck, Die Stasi-Akten. Das unheimliche Erbe der DDR, bearb. von Margarethe Steinhausen und Hubertus Knabe, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 45 - 47 Arbeitsvorschläge 1. Geben Sie die Aussagen Gaucks in Form einer ohne Unterdrückung der Andersdenkenden, ohne Poli- 15 Mindmap wieder. Als Ausgangspunkt können Sie zeisystem und Mauer. Entweder Freiheit oder Sozialis- 32027-134 die Quellenüberschrift „Anpassung als Über- mus, sagen sie, aber niemals beides zugleich. Und ihr lebensstrategie“ nehmen. Beweis für diese Behauptung ist der reale Sozialismus. 2. Erläutern Sie den Unterschied zwischen „Anpassung“ und […] „Überanpassung“ (Z. 17 f. und 34). Die Deutsche Demokratische Republik ist auf dem Weg 20 3. Arbeiten Sie heraus, wie die SED-Führung die Funktions- in die Zukunft, die Sozialismus heißt, der westdeut- tüchtigkeit ihres Regimes zu sichern versuchte. schen Bundesrepublik und den anderen westeuropäi- 4. Erörtern Sie, welche Funktion die Nischen der DDR-Gesell- schen Industriestaaten weit voraus. […] Wir müssen nur schaft nach Gauck für den „gelernten DDR-Bürger“ (Z. 10) den längst fälligen zweiten Schritt tun, den Schritt in die erfüllten. Demokratie durch Aufhebung der unkontrollierten 25 Herrschaft des Parteiapparats. […] Wir müssen Die Arbeitsaufträge jetzt Wissen ver- netzen führen die Einzelthemen und hier beginnen, den großen Traum des Sozialismus M 14 Q Der Traum vom „idealen Sozialismus“ zu verwirklichen, getreu dem Bebel-Wort: Ohne Demo- großer Kapitel zusammen: Sie kratie kein Sozialismus, ohne Sozialismus keine Demo- Der Regimekritiker Robert Havemann formuliert anlässlich kratie. schlagen30u. a. den Bogen zum des 30. Jahrestages der Gründung der DDR im September 1979 Thesen zur Reformierung des Landes: Einstieg und zu den Leitfragen. Robert-Havemann-Gesellschaft, RH 023/09, Bd. 102, zitiert nach: https://www.chronik-der-mauer.de/material/178852/robert-havemann- Das politische System, das in der DDR wie auch in eini- 10-thesen-zum-30-jahrestag-der-ddr-september-1979 [31. 05. 2022] gen osteuropäischen Staaten besteht, bezeichnet sich Arbeitsvorschläge selbst als „realen Sozialismus“. Damit will man sagen, dass es einen „idealen Sozialismus“ nur in den Träumen 1. Definieren Sie mithilfe eines (Online-)Lexikons den 5 sektiererischer1 Utopisten2 gibt, nicht aber in der Wirk- „realen Sozialismus“ und grenzen Sie ihn von dem 32027-135 lichkeit. Wer sich diesen Träumen hingibt und auf diese „idealen Sozialismus“ ab. Weise seine Unzufriedenheit mit dem real existierenden 2. Erläutern Sie, was Regimekritiker wie Robert Havemann Sozialismus zum Ausdruck bringt, heißt es, hilft nur den daran kritisieren, dass die SED-Führung am „realen Sozia- lismus“ in der DDR festhalten will. | F Gegnern des Sozialismus. 10 Aber in der Geringschätzung und Verdächtigung der Träume von einem idealen Sozialismus sind sich gerade Wissen vernetzen die Gegner und Feinde des Sozialismus mit den Ideolo- 1. Vergleichen Sie die Entwicklung von Politik und gen des realen Sozialismus völlig einig. Sie lachen über Gesellschaft in der Bundesrepublik und in der DDR die Einfältigen, die glauben, Sozialismus sei möglich in einem Schaubild. | H 32027-136 2. Überprüfen Sie, ob es Wechselwirkungen zwischen den 1 sektiererisch: abweichend, abtrünnig Entwicklungen in beiden Staaten gab. 2 Utopist: Welt- und Wirklichkeitsfremder Die Arbeitsaufträge spiegeln die erwarteten prozess- und inhaltsbezogenen Kompetenzen wider. Angebote zum Fordern | F und Helfen | H 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 261 27.09.22 12:55 ermöglichen binnendifferenzierendes Arbeiten.
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 16 Zu jedem Pflichtmodul präsentiert die Doppelseite Standpunkte vornehmlich Geschichte kontrovers von Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zu einer kontroversen historischen Frage. 236 Geschichte kontrovers Die DDR – ein Unrechtsstaat? Seit der deutschen Wiedervereinigung flammt immer wieder die Diskussion auf, ob die DDR eindeutig als k on rovers Geschich e Unrechtsstaat zu bezeichnen sei. Der Einigungsvertrag 1990 charakterisierte sie klar als „SED-Unrechts- Regime“. Doch diese Auffassung wurde seitdem quer durch die Parteienlandschaft der Bundesrepublik und durch die politischen Grundeinstellungen von Juristen, Politikwissenschaftlern und Vertretern der Bundes- regierung wie der politischen Opposition kontrovers diskutiert. M 1 Q „Moralischer Generalverdacht“ den Einheitspartei SED, erst recht in der Stasi 40 entziehen konnte, blieb der Staat der DDR das un- Gesine Schwan, Politikwissenschaftlerin und Präsi- vermeidbar umfassende politische Gehäuse aller dentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt Ostdeutschen. Der Staat ist keine separate Orga- (Oder) von 1999 bis 2008, nimmt Stellung: nisation innerhalb oder neben der Gesellschaft, Wer die DDR einen „Unrechtsstaat“ nennt, stellt sondern die Gesellschaft in ihrer politischen Ver- 45 ihre ehemaligen Bürger unter einen moralischen fasstheit. Wird der Staat pauschal zum „Unrechts- Generalverdacht. […] Deshalb wende ich mich staat“ gemacht, folgen daraus auch Wertungen gegen eine monopolistische Deutung der DDR für die Lebenswirklichkeit der Menschen. […] Es 5 als „Unrechtsstaat“. Dabei verstehe ich die macht also einen Unterschied aus, ob man den Gründe, warum andere sie so bezeichnen, durch- Menschen in der DDR, die seit dem Mauerbau 50 aus: fehlende Menschen- und Bürgerrechte, keine Gefangene dieses Staates waren, pauschal unter- Gewaltenteilung, keine unabhängige Justiz, keine stellt, dass sie sich als Staatsbürger in ihrem beruf- freien Wahlen. Ich habe das Regime der DDR lichen wie privaten Leben an diesem Unrecht be- 10 selbst unzählige Male so oder ganz ähnlich kriti- teiligt haben, weil sie unvermeidbar involviert siert […]. waren, oder ob man ihnen innerhalb des Staates 55 Dabei folge ich der berühmten Analyse, die der der DDR die Möglichkeit rechtlichen Handelns Politikwissenschaftler Ernst Fraenkel aus eigener einräumt. Entweder der DDR-Staat hat als „Un- Erfahrung über den NS-Staat vorgelegt hat. Er un- rechtsstaat“ 40 Jahre lang jede Schule, jeden Kin- 15 terscheidet in seinem Buch über den Doppelstaat dergarten, jedes Bauamt geprägt und die Men- zwischen dem „Normenstaat“ und dem „Maß- schen jederzeit in sein Unrecht gleichsam 60 nahmenstaat“, dessen Dualität das „Dritte Reich“ hineingezogen. Dann verliert die gegenwärtig geprägt hat. Während der „Normenstaat“ um des gängige und „politisch korrekte“ Unterscheidung möglichst reibungslosen Funktionierens von zwischen den Menschen und dem politischen Sys- 20 Wirtschaft und Gesellschaft willen in vielen Berei- tem, unter dem sie leben mussten, jeden Sinn. chen die rechtsstaatliche Tradition der Weimarer Denn dann mussten sich alle kompromittieren. 65 Republik fortsetzte, konnte die NSDAP im „Maß- Oder man konzediert, dass es analog zu Fraenkels nahmenstaat“ den „Normenstaat“ jederzeit will- „Normenstaat“ Bereiche im Staat der DDR gab, kürlich außer Kraft setzen. Auch die SED konnte in denen es trotz des Damoklesschwerts der SED- 25 jederzeit die rechtsförmigen Verfahren aussetzen Willkür faktisch, wenn auch nie gesichert, auch und hat das mit ihrer marxistisch-leninistisch „le- rechtlich zuging. In denen die Menschen sich 70 gitimierten“ Avantgarderolle gerechtfertigt. Da- auch um Rechtlichkeit bemühten. Um diese Un- her war und blieb die DDR nicht nur eine Dikta- terscheidung geht es mir in der Abwehr der tota- tur, sondern auch ein Ort, an dem aus Mangel an lisierenden Deutung des „Unrechtsstaates“. […] 30 Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung Willkür Die Diktatur wurde den Ostdeutschen auferlegt. jederzeit praktiziert werden konnte und von der Der totalisierende „Unrechtsstaat“ stellt sie flä- 75 SED auch praktiziert wurde. chendeckend moralisch unter Verdacht. In der Wer nun über diese Qualifizierungen hinaus auf rechtsstaatlichen Demokratie des vereinigten der totalisierenden Bezeichnung „Unrechtsstaat“ Deutschland gilt aber zunächst die Unschuldsver- 35 besteht, muss mehr wollen und schließt de facto mutung für alle Bürger – nicht nur für die west- auch mehr ein. Denn das totalisierende Wort deutschen. 80 „Unrechtsstaat“ verweist auf die Gestalt der ge- Gesine Schwan, In der Falle des Totalitarismus, in: DIE ZEIT, Nr. 27 samten ostdeutschen Lebenswirklichkeit. Wäh- vom 25. Juni 2009 rend man sich der Mitgliedschaft in der herrschen- 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kontrovers DL.indd 236 27.09.22 12:56
Geschichte kontrovers 17 rs”- hte kontrove Die „Geschic einen online Seiten ersch uchner.de. auf www.ccb Die DDR – ein Unrechtsstaat? M 2 Q Der Staat als Räuber der Volksgewalt Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für die Unterla- gen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR von 2000 bis 2011, die die Akten des Staatssicherheits- dienstes (Stasi) verwaltet und erforscht, meint 2009: Es wäre abwegig, Gesine Schwan vorzuwerfen, sie verharmlose die SED-Diktatur. Die streitbare Anti- kommunistin hat das politische System der DDR öf- fentlich und schonungslos bereits zu einer Zeit kriti- 5 siert, als dies vielen, auch in der SPD, noch sauer aufstieß. […] So weit, so einig. Aber warum dann die- ser Streit um den Begriff „Unrechtsstaat“? […] Die DDR war eine Diktatur – und deren Wesen besteht ja gerade darin, dass die politische Macht des Staates M 3 Q Protestzug vor der Ost-Berliner Sophienkirche. 10 nicht demokratisch durch das Volk legitimiert ist. Foto vom 7. Juni 1989 (Ausschnitt). Der Staat war allein das Instrument der Herrschaft Im Zusammenhang mit den gefälschten Wahlergebnissen der Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989 in der DDR protestierten der führenden Partei – ihr vollständig unterworfen. Bürgerrechtler seit dem 7. Juni 1989 an jedem 7. des Monats für Das Volk hatte weder theoretisch noch praktisch die die Offenlegung des Wahlbetruges. Möglichkeit, an diesem Machtverhältnis vorbei 15 Einfluss auf staatliches Handeln zu nehmen. […] Doch nur dort, wo das Volk als Souverän seine Macht und Gesetzgeber an verbindliche Werte und Rechts- in freier Entscheidung und auf Zeit auf den Staat normen gebunden sind und diese Bindung durch un- übertragen hat, ist es auch mitverantwortlich für abhängige Gerichte gesichert wird. Analog dazu ist staatliches Handeln. In der DDR war der Staat kein auch die Bezeichnung Unrechtsstaat nicht davon ab- 20 Treuhänder der Volksgewalt, sondern ihr Räuber. Er hängig, dass nur Unrecht geschieht. Zum einen 50 stand nicht für die Gesamtheit seiner Staatsbürger meint der Begriff, dass die Prinzipien des Rechtsstaa- ein, sondern er fürchtete sie. Deswegen hat er für tes keine Geltung haben und staatliche Macht nicht seine Sicherheit einen Apparat aufgebaut, dessen Di- rechtmäßig begründet ist. In diesem Sinne war die mension – gemessen an der Bevölkerungszahl – grö- DDR zweifellos ein Nicht-Rechtsstaat, ein Un- 25 ßer war als die jeder anderen Geheimpolizei. Der Da- Rechtsstaat. Sie war aber auch ein Unrechts-Staat. 55 seinszweck des Ministeriums für Staatssicherheit Ein Staat, dessen Existenz schon auf Unrecht und auf bestand darin, den Staat vor den eigenen Bürgern zu der Verletzung von Menschenrechten beruhte, der schützen. Dass sich die Staatssicherheit stolz „Schild seine Bürger staatlicher Willkür unterwarf und ihrer und Schwert der Partei“ nannte, entlarvt die Rechte beraubte, der allein festlegte, was falsch und 30 eigentlichen Verhältnisse: Statt der proklamierten richtig war, der Schulen, Universitäten, Medien und 60 Einheit von Volk und Staat gab es in Wahrheit nur die Gewerkschaften gleichschaltete, der Menschen mit Einheit von Staat und SED. […] abweichendem Verhalten zu Feinden erklärte und Doch die Rechtschaffenheit und die Selbstbehaup- verfolgte, der das eigene Volk einmauerte und Men- tung vieler Menschen gegen SED und Staat, die we- schen, die vor ihm flüchten wollten, erschoss – und 35 nigen Inseln der Angstfreiheit in den Kirchen, die im- all dies, um die Macht der SED zu sichern. Die DDR 65 mer stärker werdende Opposition – all das stellt nicht ist ein Unrechtsstaat, und zwar nach allen denkbaren infrage, dass der Herrschaftsanspruch des SED-Staa- Definitionen. tes totalitär war. Es beweist vielmehr, dass der An- Marianne Birthler, Liebe Ossiversteher! Die DDR keinen Unrechtsstaat spruch der SED, etwa ihr Ideal der „sozialistischen nennen zu dürfen beleidigt den wachen Verstand, in: DIE ZEIT, Nr. 28 40 Persönlichkeit“, nicht durchsetzbar war und durch vom 2. Juli 2009 den Eigen-Sinn der Menschen begrenzt wurde. […] Bleibt die Frage, was genau der Begriff Unrechtsstaat Arbeitsvorschlag meint. Deutschland ist nicht deshalb ein Rechtsstaat, Über passende Materialien und weil es hierzulande nur Recht und kein Unrecht gäbe, 1. Die DDR – ein Unrechtsstaat? Nehmen Sie Arbeitsaufträge wird bei den sondern weil die Existenz des Staates, weil Regierung Stellung. 45 Schülerinnen 32027-172 und Schülern ein tieferes historisches Problem- bewusstsein geschaffen und gezielt der Aufbau von Urteils- kompetenz gefördert. 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kontrovers DL.indd 237 27.09.22 12:56
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 18 Methode Historische Arbeitstechniken werden am konkreten 274 Methode Beispiel aufgezeigt. Lieder als historische Quellen analysieren Lieder gehören zu den eher wenig genutzten historischen Quellen. Doch sind sie Ausdruck Me hode der Zeit, in der sie entstanden sind und in der sie gesungen wurden. Lieder erinnern an individuelle und kollektive Erfahrungen, erzeugen solidarische oder ablehnende Gefühle, manche spielen auch auf aktuelle Ereignisse und gesellschaftliche Verhältnisse an und be- ziehen politisch Stellung. Das macht sie für den Geschichtsunterricht interessant. 5 Lieder sind in der Regel leicht lernbar und reproduzierbar, man kann sie unabhängig von Ort und Zeit mit und ohne Instrumente singen. Daher sind sie in ihrer Entstehungszeit oft weit verbreitet. Weitere Anwendungs- beispiele finden Sie Zielsetzung und Wirkung eines Liedes müssen nicht identisch sein. Letztere hängt davon auf den Seiten 272 f. ab, wie das Lied wiedergegeben wird oder ob es im Laufe der Zeit verändert wurde. Auch 10 und 302. Perspektive und Hörgewohnheiten der Menschen, die ein Lied singen und hören, spielen eine große Rolle. Dennoch lassen sich Charakter und Aussage von Liedern durch ein analy- tisches Vorgehen recht genau bestimmen Ein Einführungstext fasst Charakteristika und Besonder- heiten der jeweiligen Quellen- bzw. Materialgattung zusam- Arbeitsschritt Leitfragen men. In der Randspalte wird auf Liedes? • Wie lautet der Titel des tont? 1 . beschr eiben des Liedes und wer hat es ver weitere Anwendungsbeispiele • Wer ist der Verfasser licht? • Wann wurde es veröffent im Schulbuch hingewiesen. Wie und in we lch er Form wurde es verbreitet? • des Lie des? • Was ist das Thema Pop, Volksmusik, handelt es sich? (Rock, • Um welchen Liedtyp ied , Ch oral, Hymne, 2 . erklär en Schlager, Kinderlied, Lie bes- oder Kla gel rlied oder Protestsong usw .) Klar benannte Arbeitsschritte Marsch-, Kampf-, Arbeite die Stroph en? alen Aussagen haben • Welche Inhalte/zentr en, Wie- und Leitfragen bieten den Schü- aut? (Reihe nfo lge der Str oph • Wie ist das Lied aufgeb lerinnen und Schülern Struktur, derholungen …) im, Rhythmus, Struktur des Liedes? (Re Orientierung und Anleitung. • Wie ist die textliche rhetorische Mittel) men? (ich, er/sie …) wird im Lied eingenom • Welche Perspektive eug t werden? . Gefühle sollen erz • Welche Stimmung bzw uel le ode r kollektive Her- en auf individ • Gibt das Lied Antwort e Werte vermittelt es? ausforderungen? Welch gedichtet, en bekannt, die das Lied • Was ist über die Person de, persönliche 3 . beurteilen haben? (Hintergrün komponiert, aufgeführt stellung etc.) Biografie, politische Ein bieten? suche, das Lie d zu zensieren oder zu ver • Gab es Ver Son g geschrie- er Intention wurde der • Warum und mit welch wo für bzw . für wen) Unterstützung ben? (Kritik woran oder auslös en? l es beim Hö ren • Welche Reaktion sol ma gibt es? lche and ere n Lieder aus der Zeit/zu dem The • We nn ma n diese vergleicht? n man ziehen, we • Welche Schlüsse kan 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 274 27.09.22 12:55
Methode 19 Lieder als historische Quellen analysieren 275 Beispiel für eine Liedanalyse M 1 Q „… du musst dich entscheiden“ Nach einer Liberalisierung verfolgt die SED-Kulturpolitik ab 1965 das Hörtipp: Ziel, westliche Einflüsse zu unterbinden. Fast alle DDR-Beatbands, die Das Lied kann unter Medien- code 32027-155 angehört westliche und englischsprachige Titel nachspielen, werden verboten. 32027-155 werden. Die Jugendorganisation der SED „Freie Deutsche Jugend“ (FDJ) über- nimmt die Kontrolle über das Musikleben der jungen Generation. Internettipp: Über den Hintergrund des Das 1966/67 von Hartmut König geschriebene und von seiner politi- Liedes sowie den Werde- schen Liedgruppe „Oktoberklub“ sowie seiner Band „Thomas Nat- 32027-156 gang des Sängers Hartmut schinski und seine Gruppe“ eingespielte Lied „Sag mir, wo du stehst“ König erfahren Sie mehr un- ter Mediencode 32027-156 ist einer der Schlager der „Singebewegung“ der „Freien Deutschen Ju- gend“ der SED: Sag mir, wo du stehst, sag mir, wo du stehst, sag mir, wo du stehst Bestimmender, eindringlicher und welchen Weg du gehst. Sag mir, wo du stehst, sag mir, wo du Refrain stehst, sag mir, wo du stehst und welchen Weg du gehst. Imperativ Zurück oder vorwärts, du musst dich entschließen. Adressat („Du“) Wir bringen die Zeit nach vorn Stück um Stück. 5 Du kannst nicht bei uns und bei ihnen genießen, Kollektiv („Wir“), das sich Strophe denn wenn du im Kreis gehst, dann bleibst du zurück. selbst auf der Seite des ge- Sag mir, wo du stehst, sag mir, wo du stehst, sag mir, wo du stehst und welchen Weg du gehst. sellschaftlichen Fortschritts 10 (Refrain:) Sag mir, wo du stehst, … sieht Du gibst, wenn du redest, vielleicht dir die Blöße, noch nie überlegt zu haben, wohin. Appell an Gewissen: Eingängiger Schmälerst durch Schweigen die eigene Größe. Anspruch des Kollektivs, für Ich sag dir, dann fehlt deinem Leben der Sinn. Versaufbau 15 Sag mir, wo du stehst, sag mir, wo du stehst, sag mir, wo du stehst den Sinn des Lebens zu ste- und welchen Weg du gehst. hen, während der Einzelne (Refrain:) Sag mir, wo du stehst, … irren kann Wir haben ein Recht darauf dich zu erkennen. Auch nickende Masken nützen uns nicht. Ton verschärft sich zu indi- Ich will beim richtigen Namen dich nennen 20 und darum zeig mir dein wahres Gesicht. rektem Feindbild („Wer nicht Sag mir, wo du stehst, sag mir, wo du stehst, sag mir, wo du stehst für uns ist, ist gegen uns“); und welchen Weg du gehst. Zwang zum sozialistischen (Refrain:) Sag mir, wo du stehst, … Bekenntnis Hartmut König, Sag mir, wo du stehst © (OT) Harth Musik Verlag/Pro musica, Bergisch-Gladbach Arbeitsvorschlag Die Lösung zu dieser � Interpretieren Sie das Lied „Sag mir, wo du stehst“. Seite finden Sie unter � Erläutern Sie, warum man diesen Song im Westen als „Inquisitions-Song“ bezeichnet hat. Mediencode 32027-157. � Vergleichen Sie das Lied mit Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ (S. 272 f.), indem Sie aus beiden Texten Elemente einer in den beiden deutschen Staaten zu beobachtenden Mentalität herausarbeiten. Lösungen zu den Arbeits aufträgen werden über Medien- und QR-Code angeboten. 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 275 27.09.22 12:55
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 20 Perspektive Abitur 282 3.3 Deutsch-deutsche Geschichte nach 1945 Das geteilte Deutschland BRD Mauerbau 1961 DDR Perspektive Zementierung der Teilung Verfassung/politisches System Verfassung/politisches System Abitur • Grundgesetz mit Menschen- • sozialistische Staats- und und Bürgerrechten Gesellschaftsordnung • Gewaltenteilung (→ u. a. („Antifaschismus“) Bundesverfassungsgericht) • Zentralismus, Wahlen von • demokratischer Pluralismus unten nach oben, Anordnun- (Wahlrecht) gen von oben nach unten Ein Schaubild • Stärkung des Parlaments • offene Wahlen per An- visualisiert die Bezüge (Misstrauensvotum) nahme/Ablehnung der der wesentlichen • Einbindung durch NATO, EU, „Einheitsliste“ WEU, Montanunion, Pariser • de facto „Einparteienstaat“ Aspekte des Kapitels. Verträge – Blockparteien nur zum Schein von Demokratie („Volksdemokratie“) • keine Gewaltenteilung • MfS (Stasi) – totalitärer Überwachungsstaat Wirtschaftssystem Wirtschaftssystem • Soziale Marktwirtschaft • Unterordnung der Wirtschaft • Wettbewerbsprinzip unter vorgegebenen Plan der • Sozialprinzip SED • konjunkturpolitisches Prinzip • Verstaatlichung der Produk- • Prinzip der Marktkonformi- tionsmittel tät • Planwirtschaft → Es wird nur so viel produziert wie gebraucht wird (Statistik) Probleme • Informationsmangel • steigendes Konsumbedürf- nis • Fehlplanung • schlechte Qualität • fehlende Innovation • reger Schwarzhandel • geringe Arbeitsmoral • Vernachlässigung von Instandsetzung → Westintegration → Ostintegration – weitgehende Souveränität – Abhängigkeit von UdSSR 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 282 27.09.22 12:55
Perspektive Abitur 21 Die Materialien und Aufgaben nehmen das im Modul Gelernte nochmals auf und festigen die erworbenen Kompetenzen und historischen Arbeitstechniken. Perspektive Abitur Das erleichtert eine effektive 283 Vorbereitung auf das Abitur. Der Checkpoint Charlie als historischer Lernort Der Checkpoint Charlie war zwischen 1961 und 1990 ein innerstädtischer Kontrollposten der Alliierten zwischen West- und Ost-Berlin. Vom Checkpoint Charlie sind so gut wie keine authentischen historischen Überreste vorhan- den. Dafür wird heute an diesem Ort auf vielfältige Art und Weise an die Vergangenheit erinnert. Manches, wie das „Mauermuseum. Haus am Checkpoint Charlie“, beruht auf privater, anderes, wie die Checkpoint Gallery am Stra- ßenrand, auf staatlicher Initiative. M 1 D Das Denkmal für Peter Fechter in der Zimmerstraße. Fotos von 2011 M 4 D Blick auf den Nachbau der Baracke und auf einen Schauspieler, mit dem man sich gegen Bezahlung fotogra- fieren lassen kann. M 2 D Souvenirhandel. Arbeitsvorschläge 1. Beschreiben Sie die Abbildungen und analysieren Sie, mit welchen Mitteln an die Vergangenheit 32027-171 erinnert wird. 2. Erläutern Sie, welche Ziele mit diesen Mitteln erreicht werden sollen. 3. Informieren Sie sich im Internet über a) den Checkpoint Charly, b) das Mauermuseum, Haus am Checkpoint Char- lie, c) Peter Fechter, d) das Bildungszentrum des Bundesbe- auftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehe- maligen DDR. Informationen finden Sie auch im Buch auf S. 260 und 383. 4. Der Checkpoint Charly: Disneyland der deutschen Teilung? Nehmen Sie Stellung zu dieser These. | H M 3 D Die Bodenmarkierung des Mauerverlaufs vor der Checkpoint Gallery. 32027_1_1_2023_XXX-XXX_Kap3_3.indd 283 27.09.22 12:55
Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz 22 Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Rheinland-Pfalz Unterrichtswerk für die Oberstufe Buchners olleg Geschichte – Ausgabe Rheinland-Pfalz Pflichtmodule für die gymnasiale Oberstufe Herausgegeben von Dieter Brückner und Markus Reinbold Bearbeitet von Dieter Brückner, Stefan Buchner, Ralph Erbar, Sylvia Fein, Rüdiger Gans, Laura Hammel, Noël Kloos, Anna Knecht, Ruben Kreuter, Niko Lamprecht, Sara Mehlmer, Stefan Mersch, Markus Reinbold, Andreas Schindele, Sebastian Schmidt und Jessica Schmitt Zu diesem Lehrwerk sind erhältlich: • Digitales Lehrermaterial click & teach Einzellizenz, Bestell-Nr. 320291 • Digitales Lehrermaterial click & teach Box (Karte mit Freischaltcode), ISBN 978-3-661-32029-8 Weitere Materialien finden Sie unter www.ccbuchner.de. Dieser Titel ist auch als digitale Ausgabe click & study unter www.ccbuchner.de erhältlich. Teildruck 1. Auflage, 1. Druck 2022 Dieses Werk folgt der reformierten Rechtschreibung und Zeichensetzung. Ausnahmen bilden Texte, bei denen künstlerische, philologische oder lizenzrechtliche Gründe einer Änderung entgegenstehen. Die Mediencodes enthalten ausschließlich optionale Unterrichtsmaterialien. Auf verschiedenen Seiten dieses Buches finden sich Verweise (Links) auf Internetadressen. Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle wird die Haftung für die Inhalte externer Seiten ausgeschlossen. © 2022 C.C.Buchner Verlag, Bamberg Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlags. Das gilt insbesondere auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen. Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Redaktion: Alexandra Hoffmann-Kuhnt und Philippe Larrat Layout: mgo360 GmbH & Co. KG, Bamberg Satz, Grafiken und Umschlag: Artbox Grafik und Satz GmbH, Bremen Druck und Bindung: WIRmachenDRUCK, Backnang www.ccbuchner.de ISBN der genehmigten Auflage 978-3-661-32027-4 32027_1_1_2023_001_007_Vorwort.indd 2 27.09.22 12:57
Sie können auch lesen