Digitalisierung der Landwirtschaft - Entwicklungspolitische und bäuerliche Perspektiven auf die Zukunft der Landwirtschaft im globalen Süden und ...

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Der kritische Agrarbericht 2018

( Schwerpunkt »Globalisierung gestalten«

Digitalisierung der Landwirtschaft
Entwicklungspolitische und bäuerliche Perspektiven auf die Zukunft der Landwirtschaft
im globalen Süden und Norden

von Stig Tanzmann und Bernd Voß

                       In den letzten Jahren hat die Debatte um die Digitalisierung in der Landwirtschaft stark zugenom-
                       men und fast euphorische Züge angenommen. Es entsteht zunehmend der Eindruck, für alle beste-
                       henden Probleme im Agrarsektor gibt es vor allem eine Antwort: Digitalisierung. Agrarindustrie und
                       Politik setzen fast unisono auf »precision farming« und »Landwirtschaft 4.0«, also auf durch Digi-
                       talisierung unterstützte, effektivere landwirtschaftliche Methoden bei Ackerbau oder Viehhaltung.
                       Und auch die aktuelle große Fusionswelle bei den Agrarkonzernen – vom Saatgut bis zur Landtech-
                       nik – ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Doch was bedeutet dieser jüngste Hightechschub in der
                       Landwirtschaft für die bäuerliche Landwirtschaft bei uns und in den Ländern des globalen Südens?
                       Geraten Landwirte in eine neue Abhängigkeit? Kann die Digitalisierung der Landwirtschaft einen
                       Beitrag zu einer ökologisch wie sozial nachhaltigen Landwirtschaft leisten – und wenn ja, unter
                       welchen Bedingungen und Rahmensetzungen? Die beiden folgenden Beiträge gehen diesen Fragen
                       nach: aus entwicklungspolitischer wie bäuerlicher Sicht und mit Blick auf die Landwirtschaft im
                       globalen Norden wie in den Entwicklungs- und Schwellenländern des Südens.

Eine Gefahr für die Welternährung?
Ein Beitrag aus entwicklungspolitischer Sicht über die unregulierte Digitalisierung
in der Landwirtschaft – von Stig Tanzmann

Bisher ist die Debatte über die Digitalisierung der             und Ernährungssektor wie z. B. die Übernahme von
Landwirtschaft nahezu ausschließlich technologie-               Monsanto durch Bayer oder von Whole Foods durch
fixiert geführt worden und fokussiert vor allem auf             Amazon, die sich alle maßgeblich um die Digitalisie-
die neuen Möglichkeiten, die die Digitalisierung für            rung drehen, eine kritische Risikobewertung der Digi-
den Landwirtschafts- und Ernährungssektor liefern               talisierung unumgänglich.
kann. Gleichzeitig haben weder ernsthafte Analysen                 Ohne Frage gibt es eine Vielzahl von positiven Ent-
zu den möglicherweise mit der Digitalisierung ein-              wicklungen, die mit der Digitalisierung einhergehen
hergehenden Risiken noch zu Bedürfnissen der Ge-                (können), insbesondere auch aus entwicklungspoliti-
sellschaft oder der landwirtschaftlichen Produzenten            scher Sicht. Digitalisierung vereinfacht den Austausch
stattgefunden.                                                  von Informationen und Wissen wesentlich. Auch
   Angesichts knapper globaler Ressourcen, der ho-              kann Digitalisierung, wenn sie richtig gesteuert und
hen Zahl von Hungernden und Fehlernährten, dem                  reguliert ist, einen wichtigen Beitrag zu einem besse-
zunehmenden Verlust an Biodiversität, der immer                 ren Zusammenschluss und zur Vernetzung von Pro-
stärker werdenden sozialen Ungleichheit und dem                 duzenten untereinander, aber auch mit Verbrauchern
voranschreitenden Klimawandel ist eine solche Be-               liefern. Zusätzlich können verschiedene Aspekte der
dürfnisanalyse dringender denn je. Zusätzlich machen            Digitalisierung zu massiver Arbeitserleichterung in
die Megafusionen im vor- und nachgelagerten Agrar-              der Landwirtschaft führen.

112
Welthandel und Ernährung

   Gleichzeitig werden in der bisherigen Debatte aber       in den Händen weniger multinationaler Konzerne ist
viele kritische Punkte ausgeklammert oder gar nicht         aus Sicht der Welternährung sehr beunruhigend.
bedacht. Daher ist es Ziel dieses Artikels, sich kritisch
mit der Digitalisierung und den von ihr hervorgerufe-       Landmaschinenhersteller und Big Data
nen Problemen und Gefahren zu befassen. Diese kri-
tische Auseinandersetzung soll aber nicht die positive      Aber nicht nur Saatgut- und Pestizidkonzerne wie
und wichtige Bedeutung der Digitalisierung in Frage         Bayer-Monsanto streben über Digitalisierung und Big
stellen, sondern vielmehr eine Grundlage für eine           Data nach Hoheit und Kontrolle über Daten und nach
realistischere Auseinandersetzung mit der Thematik          der Kontrolle über das ganze Produktionssystem. Im
schaffen.                                                   gesamten Agrar- und Ernährungssektor ist ein von
                                                            den Staaten und der Zivilgesellschaft noch viel zu we-
Megafusionen und Digitalisierung                            nig beachtetes Wettrennen ausgebrochen, um die di-
                                                            gitalen Informationsschlüsselpunkte zu besetzen und
Die geplante Übernahme von Monsanto durch Bayer             über Patente oder geistige Eigentumsrechte im Sinne
hat insbesondere in Deutschland zu einer verstärkten        der Konzerne zu schützen.⁵ So sind insbesondere auch
Befassung mit der Macht von Megakonzernen ge-               Landmaschinenhersteller wie John Deere in diesem
führt.¹ Dies allein schon deshalb, weil das Geschäfts-      Bereich der Erfassung und exklusiven Vermarktung
gebaren von Monsanto seit Jahrzehnten in der öffent-        von Daten, die früher bäuerliches Wissen waren, ak-
lichen Kritik steht. Gleichzeitig ist ein Konzern, der      tiv. Gegenüber einem Konzern wie Bayer-Monsanto
durch die Fusion 30 Prozent des offiziellen Weltsaat-       haben diese den entscheidenden Vorteil, dass sie die
gutmarktes und 27 Prozent des Pestizidmarktes kon-          Maschinen produzieren, die die betreffenden Daten
trollieren würde, vielen Menschen äußerst suspekt.²         während der Aussaat, dem Ausbringen von Dünger
Angesichts dieser allein schon beunruhigenden Zah-          und Pestiziden und bei der Ernte über Sensoren prä-
len zur bestehenden Marktmacht wird in der Debatte          zise erfassen.
häufig vernachlässigt, dass hinter der Übernahme ganz          Sie haben die Kontrolle über Maschinen, die die
bestimmte strategische Ziele von Konzernseite stehen.       Produkte von Bayer-Monsanto durchlaufen müssen,
   Im Statement beider Konzerne zur Fusion wurde            wenn diese eingesetzt werden. Potenziell sitzen die
die Bedeutung von precision farming als zentrales           Landmaschinenproduzenten also am längeren Hebel.
Element hervorgehoben.³ Precision farming ist für die       Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Landma-
Digitalisierung in der Landwirtschaft der zentrale An-      schinenkonzerne sich auch in den Saatgut- und Pes-
satz, und hier hat Monsanto über seine Tochterfirma         tizidsektor oder den Düngemittelsektor einkaufen
The Climate Cooperation ⁴ einen wichtigen Vorteil ge-       werden. Klar ist, sie werden versuchen, die schon be-
genüber anderen Wettbewerbern. Über die strategi-           stehenden Joint Ventures und Kooperationen noch
schen Investitionen im Bereich precision farming des        stärker zu ihren Gunsten zu prägen.
letzten Jahrzehnts verfügt Monsanto über eine große            Ein Vorgeschmack, zu welchen Abhängigkeiten
Menge an digitalen Daten, die für die Erschließung          dies führen kann, zeigt sich vielen Bäuerinnen und
und Sicherung von neuen und bestehenden Märkten             Bauern schon heute, wenn eine der ultramodernen
zunehmend zentral sind.                                     Landmaschinen einmal defekt ist. Ohne die IT-Abtei-
   Letztlich geht es um die Übernahme und kom-              lung des Herstellers der Maschine geht nichts mehr.
merzielle Nutzung von Daten, Informationen und              Eine eigene Reparatur der Maschinen wie früher ist
Erfahrungen zu Klima, Genetik, Böden, Aussaat- und          nicht mehr möglich, da alles über die Firmensoftware
Erntezeiten, die über Jahrtausenden von Jahren in den       und Passworte geschützt ist.
Händen von Bäuerinnen und Bauern sowie indigenen               Sollte die Fusionswelle also weitergehen, werden
Völkern waren und größtenteils auch noch sind. Aber         global operierende Konzerne entstehen, die von der
über digitale Neuerungen wie precision farming versu-       Aussaat bis zur Ernte die ganze Kette kontrollieren
chen Konzerne wie Bayer-Monsanto, Zugang zu die-            und vor allem die Schlüsseldaten zunehmend mono-
sen Daten zu bekommen sowie die Rechte zu erhalten,         polisieren.
um die Daten exklusiv zu nutzen, da allein sie über
die Technik verfügen, sie zu erheben und auszuwer-          Datenkontrolle auch bei Vermarkter
ten. Ziel ist es letztlich, die Produzentinnen und Pro-     und Verarbeiter
duzenten von Nahrungsmitteln beliebig austauschbar
zu machen und die Macht und das Wissen über die             Aber auch von der anderen Seite der Wertschöpfungs-
Produktionssysteme in der Hand von wenigen Mega-            kette wird nach der Datenkontrolle gegriffen. Ein be-
konzernen zu konzentrieren. Diese Akkumulation              sonders beunruhigendes Bespiel ist die Übernahme
von grundlegendem Wissen über Produktionssysteme            in den USA von Whole Foods, der größten ökologi-

                                                                                                                113
Der kritische Agrarbericht 2018

schen Supermarktkette des Landes, durch Amazon            Staatengemeinschaft, nicht zu sprechen von einzelnen
für 13,7 Milliarden US-Dollar.⁶ Amazon steigt damit       Staaten oder Regionalgruppen wie der EU. Dies ist aus
neben dem Onlinehandel mit Lebensmitteln auch             menschenrechtlicher und Welternährungsperspektive
in einen der Kernwachstumsmärkte im direkten Le-          eine enorm bedrohliche Situation, denn Konzerne
bensmitteleinzelhandel, der Vermarktung von öko-          sind vor allem ihrem Gewinn und nicht der Überwin-
logischen Lebensmitteln, ein. Auch hier ist eines der     dung oder Verhinderung von Hunger verpflichtet.
strategischen Ziele der Übernahme durch Amazon der           Schon heute dürfte es für die Konzerne ein Leichtes
Zugang zu Millionen von Kundendaten sowie zu Pro-         sein, von einer sich abzeichnenden Lebensmittelkrise
duzentendaten.                                            stark zu profitieren, ohne dass dies von der Staatenge-
   Auf Basis dieser Daten hofft der Konzern, noch         meinschaft bemerkt werden würde oder gar verhin-
besser die Kaufentscheidungen seiner Kunden vorher-       dert werden könnte. Vielleicht war dies auch schon bei
sagen und lenken zu können. Gleichzeitig kann Ama-        der Welternährungskrise von 2007 bis 2008 der Fall.
zon diese zur Steuerung der Anbauplanung der zulie-       Vor allem aber wäre es grundsätzlich eine zentrale
fernden Produzenten nutzen. In der Folge verlieren        Aufgabe der Staaten, um ihren menschenrechtlichen
auch hier die Bäuerinnen und Bauern die Souveräni-        Verpflichtungen, wie der Erfüllung des Rechts auf
tät über ihre Anbauentscheidungen. Sie werden ein         Nahrung nachkommen zu können, Hoheit über diese
völlig austauschbares Glied in einer digitalen Wert-      zentralen Daten zur Welternährung zu haben. Wenn
schöpfungskette. Möglicherweise werden aus Marke-         sie diese nicht mehr haben, dann müssen die Staaten
tingründen die Bilder ihrer persönlichen Arbeit und       zwingend Schritte auf internationaler Ebene ergreifen,
ihrer Betriebe noch genutzt (weil rechtlich dem Kon-      um diese Hoheit zurückzugewinnen.
zern übertreten) – auch dann, wenn die Betriebe selbst
nicht mehr existieren oder aber die Arbeit von Droh-      Digitalisierung und Saatgut
nen und Robotern übernommen worden ist. Ein mög-
licher Vorgeschmack, was auf Bäuerinnen und Bauern        Ein weiterer beunruhigender Aspekt der Digitalisie-
mit Amazon als zukünftigem großen digitalen Lebens-       rung ist aus Welternährungs- und bäuerlicher Pers-
mittelhändler zukommen kann, zeigt ein Blick auf          pektive die Dematerialisierung der genetischen Res-
die vielfach von Gewerkschaften kritisierten Arbeits-     sourcen. Mithilfe der Digitalisierung unter anderem
bedingungen in den Logistikzentren von Amazon.⁷           der Genome des in den internationalen Saatgutban-
   Ein beunruhigender Fakt, für den auch die Über-        ken eingelagerten und von Bäuerinnen und Bauern
nahme von Whole Foods durch Amazon steht, ist             sowie Indigenen gesammelten Saatguts ist es möglich
die strategische Übernahme von Innovationstreibern        geworden, genetische Informationen ohne den phy-
oder Start-ups und die protektive Integration dieser      sischen Austausch von Samen oder Pflanzmaterial
in das Markenportofolio der bestehenden Megakon-          auszutauschen oder mit ihnen zu handeln. Mit Hilfe
zerne. Die Übernahmesumme für Whole Foods von             neuer Gentechnikmethoden, wie die verschiedenen
13,7 Milliarden US-Dollar klingt zunächst hoch, doch      CRISPR/Cas-Methoden, zum künstlichen Eingriff in
ist sie ein Bruchteil von den 140 Milliarden US-Dollar,   die DNA können auch einzelne Sequenzen heraus-
die Kraft & Heinz Co. für Unilever zahlen wollten.⁸       geschnitten und neu eingesetzt werden.
Vor diesem Hintergrund ist selbst Whole Foods eher           So können nun noch einfacher bei den Pflanzen
noch ein kleines alternatives Unternehmen, das wie        einzelne Eigenschaften identifiziert, patentiert und
andere kleinere und jüngere Start-ups strategisch         gehandelt werden. Gleichzeitig werden über die Ver-
übernommen, kooptiert und ausgebremst wird. Die           bindung von Digitalisierung und neuer Gentechnik
bestehende Marktlogik und Marktmacht kann so              bestehende internationale Rechtskontexte im Rah-
nicht mehr gebrochen, sondern wird nur immer neu          men der Convention on Biological Diversity, dem
im Sinne der finanzstärksten Konzerne geordnet.           Cartagena-Protokoll, dem Nagoya-Protokoll und des
Amazon gibt hier mit der Ausweitung der Digitali-         FAO-Saatgutvertrages ausgehebelt. Die Nichtregu-
sierung auf den Lebensmittelhandel nur einen neuen        lierung der neuen Gentechnikverfahren ist hier nur
Ordnungsrahmen vor.                                       der Beginn der Probleme. Diese setzen sich insbeson-
                                                          dere bei der Frage des access and benefit sharing im
Staaten und Daten?                                        Rahmen des Nagoya-Protokolls und des FAO-Saat-
                                                          gutvertrags drastisch fort. Von dieser Umgehung in-
Besonders beunruhigend an dieser Entwicklung der          ternationaler Rechtskontexte – das problematischste
Konzentrierung der Datenkontrolle im Agrar- und           Beispiel stammt ausgerechnet von einem CIGAR For-
Ernährungssektor in der Hand von multinationalen          schungsinstitut ⁹ – sind insbesondere die Staaten des
Konzernen ist, dass diese viel besser über die Lage der   globalen Südens und Bäuerinnen und Bauern sowie
Welternährung informiert sind als die internationale      Indigene betroffen, da sie einen Großteil des Saatguts

114
Welthandel und Ernährung

in die internationalen Saatgutbanken eingespeist ha-         Das UN-System ist gefordert
ben. Ihre Aussicht auf angemessene Beteiligung und
angemessenen Vorteilsausgleich (access and benefit           Im UN-System wurden die Herausforderungen der
sharing) sind von der unregulierten Digitalisierung          Digitalisierung zu großen Teilen bewusst oder un-
massiv bedroht.                                              bewusst verschlafen oder eine Auseinandersetzung
   Zusätzlich lehnen viele bäuerliche und indigene Or-       mit der Thematik von den Industriestaaten aus wirt-
ganisationen die neuen Gentechnikverfahren ebenso            schaftspolitischen Interessen verhindert. Aus zivilge-
wie die alten ab. Insbesondere sehen sie die Gefahr,         sellschaftlicher Sicht ist aber mehr als deutlich her-
dass ihre eigene züchterische Arbeit noch weniger            vorzuheben, dass das UN-System sich mit seinen ver-
anerkannt oder gar durch Patente der Konzerne auf            schiedenen Gremien, aber auch als Ganzes, gezielt und
einzelne Gensequenzen, die aus öffentlichen Samm-            strategisch mit den Fragen der Digitalisierung ausein-
lungen stammen und daher in bäuerlichem Saatgut              andersetzen muss. Gleichzeitig ist die Frage der Digi-
weitverbreitet sind, quasi illegal wird.                     talisierung nicht von der Auseinandersetzung mit den
   Gleichzeitig muss beachtet werden, dass sich die          weltweit ablaufenden Megafusionen zu trennen. Hier
Saatgutkonzerne bereits verschiedene Schlüsselpa-            muss die UN insbesondere im Bereich der Konferenz
tente für die neuen Gentechnikverfahren gesichert            der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung
haben.¹⁰ Klar ist auch: Wenn diese Konzerne eine Re-         (UNCTAD) und dem Wettbewerbsrecht tätig werden.
gulierung dieser Verfahren als Gentechnik auf allen          Die UNCTAD ist endlich gegenüber der Welthandels-
Ebenen zu verhindern versuchen, so suchen sie natür-         organisation (WTO) zu stärken. Dies sollte auch ins-
lich trotzdem nach Möglichkeiten, an den neuen Gen-          besondere von der Zivilgesellschaft eingefordert und
technikverfahren bestmöglich zu verdienen und den            unterstützt werden.
Zugang so exklusiv wie möglich zu halten. Eine span-            Weitere wichtige UN-Gremien, die sich verstärkt
nende Frage wird sein, ob sie sich dafür weiter dem          kritisch und vor allem regulierend mit den Fragen der
Patenrecht oder zunehmend dem Sortenschutz gemäß             Digitalisierung aus Agrar- und Ernährungsperspek-
dem Internationalen Übereinkommen zum Schutz                 tive auseinandersetzen müssen, sind die Convention
von Pflanzenzüchtungen (UPOV91) bedienen werden.             on Biological Diversity, das Cartagena-Protokoll, das
                                                             Nagoya-Protokoll, das Committe on World Food Se-
                                                             curity in der FAO, der FAO-Saatgutvertrag und die
  Folgerungen     & Forderungen                              WHO. Elementar wird es sein, im UN-System ein
                                                             Gremium zu etablieren, das sich im Querschnitt mit
  ■   Die bisherige Debatte über die Digitalisierung im      den Technologie- und Digitalisierungsfragen befasst.
      Agrar- und Ernährungsbereich wird zu einseitig ge-     Der im Rahmen der Agenda 2030 etablierte Technolo-
      führt; sozioökonomische Risiken sowie Auswirkungen     gy Facilitation Mechanismus, der 2015 eingeführt wur-
      auf die bäuerliche Landwirtschaft, vor allem im glo-   de und auf UN-Ebene die internationale Zusammen-
      balen Süden, werden nicht hinreichend untersucht.      arbeit bei der Entwicklung und dem Austausch von
  ■   Die Konzentration von Anbaudaten in der Hand           Technologien unterstützen soll, muss hierfür als Start-
      weniger Großkonzerne ist nicht zuletzt mit Blick auf   punkt begriffen werden.¹¹ Durch seine Verankerung in
      die weltweite Ernährungssicherheit und -souverä-       der Agenda 2030 und den Sustainable Development
      nität problematisch; die Staaten müssen dringend       Goals (SDGs) hat er die notwendige thematische Brei-
      die Hoheit über zentrale Daten der Welternährung       te und stellt die Beteiligung der Zivilgesellschaft sicher.
      zurückgewinnen und diese von den Konzernen                Abschließend ist festzuhalten, dass die mit der un-
      einfordern.                                            regulierten Digitalisierung einhergehenden Probleme
  ■   Die Digitalisierung im Agrar- und Ernährungsbereich    und Gefahren die UN-Deklaration zu internationalen
      muss länderübergreifend im UN-System und seinen        Peasant Rights umso dringlicher machen.¹²
      verschiedenen Gremien diskutiert und vor allem
      reguliert werden.
  ■   Der im Rahmen der Agenda 2030 etablierte Techno-       Anmerkungen
      logy Facilitation Mechanismus würde sich zur Bün-        Siehe hierzu auch den Beitrag von Marita Wiggerthale in diesem
                                                                Agrarbericht (S. 69–73).
      delung dieser Anstrengungen eignen.                      P. Mooney et al.: Too big to feed. Exploring the impacts of
  ■   Flankierend muss die UN-Declaration on Peasant            mega-mergers, consolidation and concentration of power in
      Rights endlich verabschiedet werden.                      agri-food sector. IPES Food Report 3/2017 (www.ipes-food.org/
  ■   Um die Macht der von Megakonzernen wie Bayer-             images/Reports/Concentration_FullReport.pdf).
                                                               Advancing together: Übernahme von Monsanto durch Bayer
      Monsanto regulieren und begrenzen zu können,
                                                                (www.advancingtogether.com/de/home/).
      muss ein UN-Wettbewerbsrecht etabliert werden.           www.climate.com/
                                                               Mooney (siehe Anm. 2).

                                                                                                                          115
Der kritische Agrarbericht 2018

  »Amazon schluckt Whole Foods Market. Bezos schickt die neue       Heinrich-Böll-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Oxfam, BUND,
   Konkurrenz auf Talfahrt«. In: Handelsblatt 16. Juni 2017 (www.      Germanwatch: Konzernatlas. Daten und Fakten über die Agrar-
   handelsblatt.com/finanzen/maerkte/aktien/amazon-schluckt-           und Lebensmittelindustrie. Berlin 2017 (www.boell.de/de/
   whole-foods-market-bezos-schickt-die-neue-konkurrenz-auf-           konzernatlas).
   talfahrt/19943594.html).                                          https://sustainabledevelopment.un.org/tfm.
  »Ständige Kontrollen. Der total überwachte Mitarbeiter«.          Siehe hierzu den Beitrag von Rudolf Bühler in diesem Agrar-
   In: Frankfurter Allgemeine Zeitung online, aktualisiert am          bericht (S. 297–300).
   25. November 2015 (www.faz.net/aktuell/beruf-chance/beruf/
   internet-versandhaendler-amazon-ueberwacht-mitarbeiter-
   13280561.html).
  »Unilever’s Anti-Kraft work.« In: BloombergGadfly vom                               Stig Tanzmann
   21. August 2017 (www.bloomberg.com/gadfly/articles/2017-                            Landwirt und Agrarwissenschaftler, seit 2010
   08-21/unilever).                                                                    als Referent für Landwirtschaft bei Brot für die
  »IRRI seeks patents on yield-boosting gene taken from Indo-                         Welt-Evangelischer Entwicklungsdienst.
   nesian farmers’ rice.« In: Third World Network Info service on
   biodiversity and traditional knowledge 10. March 2017 (www.                         Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin
   twn.my/title2/biotk/2017/btk170301.htm).                                            stig.tanzmann@brot-fuer-die-welt.de

Digitale Fata Morgana?
Digitalisierung darf kein Selbstzweck werden und muss den Bäuerinnen und Bauern
zugutekommen – von Bernd Voß

Landwirtschaft ist einer der am weitesten digitalisier-             nen selbst entwickelt. Die Möglichkeiten der Sensorik
testen Wirtschaftsbereiche – zumindest in den indus-                und Datenverarbeitung rufen eine Vielzahl von Tüft-
trialisierten Ländern des globalen Nordens. Der Einsatz             lern und Start-Ups auf den Plan. Neben Insellösungen
von IT in der Landwirtschaft ist sowohl im Pflanzen-                im Kleinen eignen sich Technik, Daten und Verarbei-
bau als auch in der Tierhaltung längst gang und gäbe.               tungssoftware auch zur Verknüpfung, um größere
Transponder und Fütterungsautomaten, automatische                   Dienstleistungspakete auf dem Markt zu verkaufen.
Klimaführungssysteme, Sensoren zur Tierbeobach-                        Die von Politik und Agrarindustrie angekündigte
tung und Melkroboter mit Datenerfassung erleichtern                 »Landwirtschaft 4.0«, bei der mit Hilfe kleiner Ro-
dem Landwirt die Arbeit im Stall. Wetter-Apps und                   botermaschinen eine große Kulturvielfalt in Reihen
GPS-Daten unterstützen die Feldarbeit, elektronische                nebeneinander wächst, befindet sich weitestgehend
Schlagkarteien erleichtern die Übersicht im Büro. Und               noch in Forschungseinrichtungen. Ob sie sich groß-
was wäre so manche ausgeklügelte Direktvermarktung                  flächig wird durchsetzen können, wird nicht allein das
ohne die Hilfen aus der digitalen Welt.                             technisch Sinnvolle und Machbare entscheiden. Auch
                                                                    wenn ökologisch sowie sozial viel Gewinnbringendes
Große Spannbreite des IT-Einsatzes                                  bei der Digitalisierung der Landwirtschaft erkennbar
                                                                    ist, werden die ökonomischen und politischen Rah-
Das Spektrum des möglichen und zum Teil bereits                     menbedingungen maßgeblich sein. Auch für Land-
praktizierten Einsatzes IT-gestützter Prozesse in der               wirtschaft 4.0 gilt: Ohne eine Agrarwende bleibt es das
Landwirtschaft ist groß: Sensorik zur teilflächenspe-               Träumen einer digitalen Fata Morgana.
zifischen Bewirtschaftung kann zukünftig auch in der
Landwirtschaft (ökologisch wie konventionell) die                   Stand und Diskussion in Deutschland
Beikrautbekämpfung effizienter machen. Im precision
farming werden kleinräumige Unterschiede im Boden                   Laut einer Studie des Deutschen Bauernverbandes
und beim Ertragspotenzial erhoben und darauf auf-                   und der Interessenvertretung Bitcom werden digitale
bauend der Einsatz von Betriebsmitteln wie Dünger,                  Anwendungen im Sinne der Landwirtschaft 4.0 auf
Pflanzenschutz und Saatgut optimiert. Daraus allein                 mehr als der Hälfte aller Betriebe eingesetzt. Am wei-
könnte eine Reduktion der Umweltbelastung in der                    testen verbreitet sind Fütterungsautomaten (51 Pro-
Landwirtschaft folgen. Systeme zum precision farming                zent), Hightechlandmaschinen (39 Prozent) und Apps
rentieren sich jedoch leichter auf Betrieben mit gro-               (34 Prozent). Farmmanagementsysteme werden nur
ßen Flächen oder im überbetrieblichen Einsatz.                      von zwölf Prozent der befragten Betriebe genutzt.
   Gute Lösungen mit Hilfe von Digitalisierung wer-                    Als Hemmnisse für die Digitalisierung werden an
den auch auf den Höfen von den Bauern und Bäuerin-                  erster Stelle die hohen Investitionskosten genannt

116
Welthandel und Ernährung

(64 Prozent der Betriebe). Sorge um IT und Daten-          Auch Monsanto hat sich mit dem Unternehmen The
sicherheit sowie unzureichende Internetverbindung       Climate Corporation auf dem Markt für digitale Feld-
stehen mit je rund 40 Prozent an zweiter Stelle.        und Bestandsanalysen erfolgreich etabliert. Es arbeitet
   Obgleich zwei Drittel der befragten Landwirte die    in der Landtechnik mit John Deere und der weltwei-
Digitalisierung als Chance begreifen, wird aus den      ten Nummer drei bei den Landmaschinenherstellern,
Ergebnissen der Umfrage deutlich, dass Einsatz und      der US-Firma AGCO, zusammen. Als im November
Nutzen stark variieren. Die Forderungen an die öf-      2015 bekannt wurde, dass John Deere die Monsanto-
fentliche Hand betreffen den Ausbau der digitalen       Tochter Precision Planting LLC übernehmen wollte,
Infrastruktur (Breitband und Mobilfunknetz) sowie       hat das US-Justizministerium diese Übernahmepläne
Ausbildung, Beratung und Forschung über den Nut-        im September 2016 gestoppt. Der Grund: 86 Prozent
zen von Landwirtschaft 4.0. Rechtlich zu regeln sind    des Marktes für »hight speed percision planting« lägen
die Standardisierung der Schnittstellen zwischen den    im Falle einer Fusion in nur einer Hand.
Produkten, Datenschutz, Datensicherheit und -ho-           Die Strategie hinter den Zusammenschlüssen der
heit sowie die Festlegung von Ausgangsbedingungen       Saatgut-, Agrochemie- und Technikunternehmen
wie z. B. Luftverkehrsregelungen für den Einsatz von    ist, das Produktportfolio zu verbreitern und sich eine
Drohnen. Darüber hinaus arbeiten die Länder daran,      möglichst starke weltweite Monopolstellung zu erar-
Geodaten für die landwirtschaftliche Nutzung zur        beiten. Die Übernahmebemühungen von Monsanto
Verfügung zu stellen                                    durch Bayer mit Summen von 66 Milliarden US-Dollar
   Bei all dem Bemühen, die Voraussetzungen für         sind insbesondere dem Streben nach Marktmacht in
bestmöglichen technologischen Fortschritt und Ef-       der Digitalisierung im Verbund mit Landmaschinen,
fizienz zu schaffen, müssen wir im Auge behalten,       Saatzucht und Pflanzenschutzindustrie geschuldet.
das am Ende tatsächlich von den neuesten Entwick-          Hier stellen sich entscheidende Fragen zu Macht und
lungen auch die Bäuerinnen und Bauern profitie-         Manipulation durch weltweite Monopolbildungen:
ren. Sie sollten daher viel mehr am Anfang von di-
gitaler Forschung und Entwicklung mit einbezogen        ■   Was bedeuten Angebote bei Technik, Betriebsmit-
werden. Die Frage muss doch sein: Welche smarte             teln, Pflanzenzucht und Beratung, die auf nur weni-
Digitalisierung brauchen sie als Erstes in ihrem Ar-        ge Konzernzentralen weltweit zurückgehen?
beitsalltag – und welche dient nur den Profitinteres-   ■   Gibt es in so einem System überhaupt noch eine un-
sen der Industrie?                                          abhängige Agrarforschung und Lehre?
                                                        ■   Wird die Entscheidungsfreiheit der Landwirte
Monopole, Macht und Manipulation                            durch diese Angebotsmonopole und Algorithmen
                                                            in den kommenden Farmmanagementsystemen
Der Markt für die Digitalisierung in der Landwirt-          manipulierbar und berechenbar?
schaft weist mit einem weltweiten Wachstum von
zwölf Prozent eine ausgesprochene Dynamik auf. Er
wird auf 240 Milliarden US-Dollar geschätzt. 3,2 Mil-       Folgerungen    & Forderungen
liarden US-Dollar wurden 2016 in den Markt der digi-
talen Agrartechnologie investiert. Der Hightechanteil       ■   Von der App über den Sensor bis zur Hightech-
am Wert moderner Landmaschinen liegt heute mit                  anwendung bietet die Digitalisierung eine Reihe von
30 Prozent etwa dreimal so hoch wie in der Automo-              Möglichkeiten zur Optimierung landwirtschaftlicher
bilindustrie. Neue Schlepper werden aus den Zentra-             Produktionsprozesse.
len der Hersteller online überwacht.                        ■   So vielfältig wie die Betriebe sind, sollten jedoch
   Weltweit agierende Unternehmen haben bereits die             auch die digitalen Anwendungen sein, die in der
Chance der Digitalisierung erkannt und möchten sich             Landwirtschaft zum Einsatz kommen werden.
auf dem Markt einflussreich in Stellung bringen. Nach       ■   Beobachtungsbasierte Landwirtschaft und Erfah-
der Übernahme des kanadischen Geodienstleisters                 rungswissen vieler Bäuerinnen und Bauern sind Basis
Zoner (mit dessen Software können Satellitenbilder              der Landbewirtschaftung und einer unabhängigen
landwirtschaftlicher Flächen aus den letzten 30 Jah-            Ernährungssicherung, das durch digitale Angebote
ren analysiert werden) und der Firma Proplant bietet            ergänzt, aber nicht ersetzt werden kann.
Bayer Digital Farming ein umfangreiches Programm            ■   Vielseitige und standortangepasste Betriebsstruk-
zur Datenauswertung und Pflanzenschutzberatung                  turen bleiben Voraussetzung einer zukunftsfähigen
an. Die technische Umsetzung erfolgt in Zusammen-               Landwirtschaft.
arbeit mit dem Landmaschinenhersteller Claas. Claas         ■   Digitalisierung der Landwirtschaft ersetzt keine
wiederum diskutiert mit Google über eine mögliche               Agrarwende.
Zusammenarbeit.

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Der kritische Agrarbericht 2018

■   Welche Auswirkungen hat es, wenn weltweit we-               farming nicht den Mehrwert für Biodiversität und
    nige Unternehmen über die Agrardaten und damit              Klimaschutz, der durch vielfältige bäuerliche Be-
    zentral über das Wissen über Ernährung verfügen?            triebsstrukturen mit regionalen Stoffkreisläufen,
■   Werden die Wettbewerbskontrolle und die Staaten             extensive Bewirtschaftungsmodelle oder den Öko-
    stark genug sein, um vertikale Zusammenschlüsse             landbau generiert wird.
    von Firmen kartellrechtlich zu unterbinden und          ■   Produktivität und Welternährung: Aktuell ist der
    standardisierte Schnittstellen für Datenerhebung,           Hunger kein Produktions-, sondern ein Verteilungs-
    -verarbeitung und Beratung zu schaffen?                     problem. In den betroffenen Regionen haben agrar-
                                                                ökologische Methoden und Maßnahmen zur Stär-
Unter Kontrolle: Bäuerin und Bauer 4.0                          kung kleinbäuerlicher Betriebe ein besonders hohes
                                                                Potenzial zur Produktivitätssteigerung und langfris-
Der zentrale betriebliche Erfolgsfaktor in der gesam-           tigen Ernährungssicherung. Die Entwicklung indi-
ten Geschichte der Landwirtschaft ist die Beobach-              vidueller Vor-Ort-Lösungen steht im Vordergrund.
tungsgabe und lokale Entscheidungsfähigkeit der                 Auch dabei kann Digitalisierung ein Hilfsmittel sein.
Bauern. Erfahrungswissen leitet den Umgang mit den
Tieren, Entscheidungen auf dem Feld und im Bereich          Mit Digitalisierung und smart bzw. precision farming
Investitionen und Management. Im letzten Jahrhun-           werden nicht die grundsätzlichen Fehlentwicklungen
dert wurde dieses Erfahrungswissen durch empirische         in der Agrarpolitik und ihre Auswirkungen auf Um-
Studien und Wissenschaft ergänzt. Wissen aus Studi-         welt und ländliche Strukturen korrigiert, geschweige
en lässt sich jedoch nicht immer eins zu eins auf die in-   denn aufgehoben. Wer das erzählt, schwatzt von der
dividuellen Rahmenbedingungen eines Betriebes oder          heilen Welt des Ponyhofs und kommt mit einem tro-
einer Region übertragen. Implizites Beobachtungswis-        janischen Pferd der Agrarindustrie daher.
sen (tacit knowledge) in den Köpfen möglichst vieler
Bauern und Bäuerinnen ist daher unverzichtbare Basis
der nachhaltigen Sicherung der Ernährung.                   Quellen
   Natürlich erleichtern Netz und digitale Akten vieles.    B. Rohleder und B. Krüsken: »Digitalisierung in der Landwirt-
                                                               schaft«. Berlin 2016 (www.bitkom.org/Presse/Anhaenge-an-
Aber soll der Algorithmus auch für die perfekte Überwa-
                                                               PIs/2016/November/Bitkom-Pressekonferenz-Digitalisierung-in-
chung sorgen? Sobald einmal der vorgeschriebene Ab-            der-Landwirtschaft-02-11-2016-Praesentation.pdf).
stand nicht eingehalten wurde, gibt es Sanktionen beim      Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Digita-
Cross Compliance, und überall dank Robotern und Sa-            lisierung in der Landwirtschaft: Chancen und Risiken. Berlin
tellitenauswertungen durchgesetztes Ordnungsrecht.             2017 (www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/_Texte/Digitalisierung-
                                                               Landwirtschaft.html;nn=309804)
   Oder lokales Wetter und Feldarbeit: So bleibt die        A. T. Kearney: Agriculture is fertile ground for digitization. Chicago
Nachvollziehbarkeit einiger Entscheidungen z. B. in            2016 (www.atkearney.de/documents/856314/9452388/
der Ausbringung von Pflanzenschutz bei Differenzen             Agriculture+Is+Fertile+Ground+for+Digitization.pdf/
zwischen Datenbank (z. B. Wind an der nächstgele-              063ac53c-9448-4247-be72-9e4d76cfde09).
                                                            European Parliament, Directorate General for Internal Policies:
genen Wetterstation) zur tatsächlichen Beobachtung
                                                               Precision agriculture: An opportunity for EU-farmers – Potential
(z. B. Mikroklima Acker) fehlerbehaftet. Wird den-             support with the CAP 2014-2020. Study. Brussels 2014 (www.
noch die Maschine der Bestimmer, die Entscheidung              europarl.europa.eu/RegData/etudes/note/join/2014/529049/
des Landwirts steuer- und manipulierbar? Das wäre              IPOL-AGRI_NT%282014%29529049_EN.pdf).
das Gegenteil von frei. Wir bewegen uns hier im Be-         E. A. Frison et al.: From uniformity to diversity. International
                                                               Panel of Experts on Sustainable Food Systems Report 02/2016
reich der scheinbaren Lösung alter ideologisch-politi-         (www.ipes-food.org/images/Reports/IPES_ExSummary02_1606_
scher Debatten und eines orwellschen Alptraums.                BRweb_pages_br.pdf).
                                                            Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL): Bayer-
                                                               Monsanto: Bleibt uns vom Acker. Warum Bäuerinnen und Bauern
Nachhaltigkeit und Welternährung                               die geplante Fusion ablehnen. AbL-Hintergrundpapier vom Sep-
                                                               tember 2017. Hamm 2017, dort S. 8 f. zum Thema Digitalisierung
Von Technologieanbietern werden häufig die Stich-              (www.abl-ev.de/fileadmin/Dokumente/AbL_ev/Gentechnikfrei/
worte wie Nachhaltigkeit, Produktivitätssteigerung             AbL-HiGru_Bayer_Monsanto_final_25.09.2017.pdf).
und Welternährung ins Feld geführt. Diese »Argu-
mente« in einen Zusammenhang mit Digitalisierung
zu bringen, ist meist zu hinterfragen. Der Umfang der                            Bernd Voß
Digitalisierung kann mit Sicherheit nicht der zentrale                           Landwirt und Politiker. Seit 2009 Abgeordneter
Fortschrittsindikator sein:                                                      im Landtag Schleswig-Holstein.
                                                                                 Vorstand im AgrarBüdnis e.V.

■   Nachhaltigkeit: Eine Effizienzsteigerung in der kon-                         Diekdorf 124, 2554 Wilster
    ventionellen Landwirtschaft ersetzt durch precising                          dibbern-voss@t-online.de

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