DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations
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IM DIALOG MIT DEN KAPITALMÄRKTEN Dr. Stephan Lowis D r. Ol af Str euer DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations 2. Auflage
Dr. Stephan Lowis Dr. Olaf Streuer DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations ISBN 3-00-019044-9 © 2011, DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e. V., Baumwall 7, 20459 Hamburg Tel. 040-4136396-0, Fax 040-4146396-9, www.dirk.org Titel, Satz: Whitepark GmbH & Co., Unternehmenskommunikation Neuer Wall 17 – 19, 20354 Hamburg, www.whitepark.de Alle Rechte, einschließlich der Übersetzung in Fremdsprachen, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Photokopie, Mikrofilm, CD, Internet oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung elektonischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. 2. Auflage Mai 2011 ISBN 3-00-019044-9 Link: DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e.V. www.dirk.org
3 Vorwort der Autoren zur ersten Auflage Fixed Income IR ist ein wichtiger Bestandteil der Finanzkommunikation! Solide Kapitalmarktkommunikation gehört in deutschen Unternehmen heute zum guten Ton. Zumindest was die Eigenkapitalseite angeht: Dem institutionellen Aktionär oder Equity Investor widmen Vorstände mehrwöchige Zeitbudgets pro Jahr. Auf der Fremdkapitalseite dagegen steckt der Dialog noch in den Kinderschuhen. Sind Kredite – in welcher Form auch immer – die Finan zierungsquelle, unterschätzen Unternehmen oft noch den dadurch ausgelösten Kommunikations bedarf. Es muss das, was für Eigenkapitalgeber gilt, auch für Fremdkapitalgeber gelten: das Prinzip der offenen, glaubwürdigen, nachhaltigen und transparenten Kommunikation. Eine Trennung der beiden Welten ist nicht mehr möglich. So schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung 2005: „Gelten Anleihen eines Unternehmens als „Junk-Bonds“, dann sollten Anleger auch die Finger von der Aktie lassen“. Zumal die Bondinvestoren klagen. Sie fühlen sich häufig als Investoren 2. Klasse behandelt. „Fixed income investors cry out for attention“, fasst das britische IR Magazine das kommunikative Ungleichgewicht im Dezember 2002 zusammen. Dies ist ein klares Alarmsignal, die Kapital- marktkommunikation neu auszurichten. Der Kapitalmarkt ändert sich bereits: Investmentbanken vernetzen ihr Research zwischen Equity- und Credit-Seite. So veröffentlichen die ersten Banken bereits „Cross Asset”-Studien, bei denen der Equity- und Credit-Analyst zusammen eine Beurteilung über das Unternehmen abgeben. Und: Fondsmanager von der Equity-Seite bringen ihr Pendant auf der Fremdk apitalseite zu Unter nehmensmeetings mit. Umgekehrt: Die Credit-Ratings von Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch Ratings gewinnen Einfluss auf die Aktienkurse. Aber nicht nur für die börsennotierten Unternehmen besteht die Notwendigkeit, ihre Kommuni kation verstärkt auf die Credit-Seite des Kapitalmarktes auszurichten. Dies gilt insbesondere für nicht börsennotierte Unternehmen, die Anleihen am Kapitalmarkt emittieren. So haben eine Reihe nicht börsennotierter Industrieunternehmen Bonds verschiedenster Art am Markt plat- ziert. Banken (vor allem auch nicht börsennotierte) treten als Daueremittenten mit jährlichen Emissionsvolumina am Kapitalmarkt auf, die die Marktkapitalisierung eines durchschnittlichen MDAX-Unternehmens häufig um ein Vielfaches übertreffen. Insbesondere Landesbanken, die seit Mitte 2005 die öffentliche Gewährträgerhaftung verloren haben, sehen sich hier neuen Herausforderungen an die Finanzkommunikation mit Ratingagenturen und Anleiheinvestoren gegenüber. Und auch jenseits des Kapitalmarktes stellen sich für den gesamten Mittelstand in Deutschland neue Anforderungen an die Kommunikation mit seinen Kreditgebern. Mittelständische Unternehmen finanzieren ihre Investitionen in erheblichem Maße über langfristige Bankenkredite – dies häufig mit im internationalen Vergleich niedrigen Eigenkapitalquoten. Mit den neuen Regelungen des so genannten Baseler Akkords (kurz: Basel II), die die kreditgebenden Banken zwingen, Kredite mit einer internen Beurteilung in Form eines Rating zu unterlegen, müssen Unternehmen deutlich
4 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations mehr Transparenz hinsichtlich Strategie, Unternehmenserfolg und -planung etc. gegenüber ihren Kreditgebern zeigen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Hier gilt genauso wie am Aktien markt: Wer eine offene Kommunikationspolitik gegenüber den kreditgebenden Banken verfolgt, hat bessere Chancen auf ein gutes Rating und damit günstigere Finanzierungskonditionen. Daher: Wer seine Finanzkommunikation gegenüber Kreditgebern transparenter und proaktiver gestaltet, hat langfristig einen Vorteil! Die nachfolgenden Hinweise bieten hierbei eine Hilfestellung für die Praxis. Sie basieren im Wesentlichen auf Expertenbefragungen, die im Herbst 2005 mit Investoren, IR-Managern von Anleiheemittenten (Industrieunternehmen und Banken), Credit-Analysten und Ratingagenturen durchgeführt wurden. Besonderer Dank gilt folgenden Experten, die uns für ausführliche Gespräche sowie für die Beantwortung eines Fragebogens zur Verfügung standen und damit wertvolle Anregungen lieferten. Jürgen Ackermann Commerzbank AG Neil Beddall Barclays Axel Breitbach Kf W Stephane Buemi Dresdner Kleinwort Wasserstein Günter Femers HSH Nordbank AG Holger Grawe WestLB AG Torsten Hinrichs / Peter Kernan Standard & Poor’s Dr. Gabriele Hühn Franz Haniel & Cie. GmbH René Kantehm IKB Deutsche Industriebank AG Ute Schmitt-Klauer Eurohypo AG Christian Kleindienst HVB Cassie Kübitz Deutsche Ärzte- und Apothekerbank AG Shobhna Mohn Bertelsmann Monika Moser Deka Mike Otto ATU Suzanne Rice Deutsche Bank AG Dr. Frank Richter NRW-Bank Marco Salcoacci MEAG Sven Scholze F&C Asset Management James Sparrow Royal Bank of Scotland Hanno Strube Depfa AG Libor Vincent Eurohypo AG Marc Watton BNP Paribas Hamburg im Juli 2006
5 Vorwort der Autoren zur zweiten Auflage Fünf Jahre nach Erscheinen der ersten Auflage des DIRK White Paper „Fixed Income Investor Relations“ hat sich für die Unternehmen viel getan auf der Fremdfinanzierungsseite. Vor allem im Zuge der Finanzmarktkrise, die mit der Pleite von Lehman Brothers ihren spektakulären Höhepunkt und in dessen Folge weitreichende Verwerfungen der internationalen Finanz- und Bankensysteme zur Folge erfahren hat, haben sich die Rahmenbedingungen der Unternehmensfremdfinanzierung noch einmal deutlich verändert. Der zwischenzeitliche Zusammenbruch des Marktes für Syndicated Loans markiert dabei nur die Spitze des Eisbergs. Das traditionelle Hausbankprinzip, das über Jahrzehnte die Fremdfinanzierung des deutschen Mittelstands geprägt hat, unterliegt bereits seit der Umsetzung von Basel II im Jahr 2007 einer fortschreitenden Erosion. Aktuell kommt erschwerend hinzu, dass der Spielraum der Banken für die Kreditfinanzierung von Unternehmen auch durch die nachhaltig negativen Auswirkungen der Finanzkrise auf die Risikostruktur der bestehenden Kreditportfolien zunehmend limitiert ist. Mit der Umsetzung der weiteren Reform der Bankenregulierung, die im September 2010 durch den Baseler Ausschuss (auch als Basel III bezeichnet) beschlossen wurde, werden sich die Anforderungen an die Banken, Kredite mit Eigenkapital zu unterlegen, nochmals verschärfen. Damit ist absehbar, dass sich der Spielraum der Banken, Unternehmen mit langfristigen Fremdmitteln zu versorgen, weiter reduzieren wird. Und schließlich trägt die zu erwartende Konsolidierung im deutschen Bankenmarkt als weiterer Faktor dazu bei, dass sich vor allem für mittelständische Unternehmen verstärkt die strategische Grundsatzfrage stellt, mit welchen Instrumenten sie zukünftig die Finanzierung ihrer Investitionen und ihres operativen Geschäfts sicherstellen können. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass sich der Bond-Boom in den vergangenen Jahren weiter fortgesetzt hat. Die Kreditklemme der Banken, ein – je nach Branche – im Zuge der globalen Wirtschaftskrise gestiegener Liquiditätsbedarf der Unternehmen und nicht zuletzt ein anhaltend historisch niedriges Zinsniveau haben diese Entwicklung unterstützt. Die Statistiken zeigen, dass das Umlaufvolumen an Unternehmensanleihen in Deutschland und im EU-Raum in den vergangenen zehn Jahren stetig angestiegen ist – dies besonders signifikant in der Folge der Finanzkrise. Wir sehen hier einen klaren Trend von der Bankfinanzierung hin zur kapitalmarkto- rientierten Fremdfinanzierung – ein Trend der nach unserer Einschätzung nachhaltig ist und das Potenzial hat, weiter an Dynamik zu gewinnen.
6 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations Europäischer Markt für Unternehmensanleihen (Umlaufvolumen in Mrd. Euro) Inländische Emittenten (in Mrd. EUR) 300 250 200 150 100 50 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010* Emittenten des Euro-Raums (in Mrd. EUR) 800 700 600 500 400 300 200 100 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010* Quellen: Deutsche Bundesbank, Eropäische Zentralbank,* Stand per 31.10.2010
7 Während der Wandel der Unternehmensfinanzierung bereits in vollem Gange ist, zeichnet sich bei der Kommunikation auf der Fremdkapitalseite nach wie vor ein sehr differenziertes Bild ab. Die Bandbreite reicht von einer sehr professionellen, auch auf die Bedürfnisse der Bondholder ausgerichtete Kapitalmarktkommunikation bis hin zu einem eher hemdsärm- ligen Emissionsverhalten, das in dem derzeitigen „window of opportunity“ auch ohne Rating und größerem Kommunikationsaufwand beachtliche Platzierungserfolge zulässt. Die DVFA hat die Entwicklungen jüngst zum Anlass genommen, aus Sicht der Analysten und Investoren deren Erwartungen an eine professionelle Bondskommunikation zu beschreiben (vgl. DVFA: Mindeststandards für Bondskommunikation, Januar 2011). Gleichzeitig hat der DIRK im Rahmen des Scientific Investor Relations Network (SIRN) eine Studie unter dem Titel „Fremdkapital Investor Relations – Erweiterte Kommunikationsanforderungen nach der Krise“ initiiert (vgl. H. Degenhart / D. Schiereck, Mai 2011). Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen den signifikanten Wandel, den die Fremdkapitalseite in den vergangenen Jahren erfahren hat und voraussichtlich in Zukunft noch erleben wird. Sie zeigt aber auch auf, dass im Bereich der Fixed Income Investor Relations noch ein großes Entwicklungspotenzial steckt. Dabei sind die Schritte, die noch zu gehen sind, häufig gar nicht groß. Vielmehr geht es darum, das Bewusstsein für die wachsende Bedeutung der Kapitalmarktmarktkommunikation auf der Fremdkapitalseite zu schärfen und die grundle- genden Spielregeln für eine Professionalisierung der Fixed Income Investor Relations aufzuzeigen. All dies hat uns veranlasst unser White Paper zu diesem Thema neu aufzulegen und mit aktu- ellen Informationen zu ergänzen. Die Ergebnisse aus unserer Befragung, die die Basis für die erste Auflage waren, haben wir dabei stehen lassen. Sie zeichnen nach unserer Einschätzung nach wie vor ein valides Bild. Die Erkenntnis aus der Durchsicht der ersten Auflage zeigte auch insgesamt, dass wir das Rad nicht neu erfinden mussten. Vielmehr bestätigt uns die aktuelle Entwicklung, dass das Prinzip der offenen, glaubwürdigen, nachhaltigen und transparenten Kommunikation imma- nenter Erfolgsfaktor für die Unternehmensfinanzierung sowohl auf der Eigen- als auch auf der Fremdkapitalseite ist. Um dies vereinfacht auf den Punkt zu bringen, haben wir unser White Paper um ein Kapitel unter dem Titel „10 Goldene Regeln für Fixed Income Investor Relations“ ergänzt. Aus Sicht des DIRK sind dies die Mindeststandards, die an eine professionelle Kommunikation auf der Fremdkapitalseite zu stellen sind. Die Autoren sind für Hinweise dankbar: Dr. Stephan Lowis, RWE AG, Leiter Investor Relations, Opernplatz 1, 45128 Essen, stephan.lowis@rwe.com, Vorstandsmitglied des DIRK Dr. Olaf Streuer, HCI Capital AG, Leiter Unternehmenskommunikation und Business Development, Burchardstraße 8, 20095 Hamburg, olaf.streuer@hci-capital.de, Vorstandsmitglied des DIRK Hamburg im Mai 2011
8 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations Inhaltsverzeichnis Vorwort der Autoren zur ersten Auflage 3 Vorwort der Autoren zur zweiten Auflage 5 1. Zielsetzung und Strategie 1.1 Was ist Fixed Income IR? 10 1.2 Welche Ziele hat Fixed Income IR? 10 1.3 Wie lässt sich die Zielerreichung von Fixed Income IR messen? 11 1.4 Welche Unternehmen sollten Fixed Income IR durchführen? 11 2. „10 Goldene Regeln“ für Fixed Income Investor Relations 12 3. Fremdkapital- vs. Eigenkapitalgeberbedürfnisse 3.1 Was sind Anlagemotive für Fremdkapitalinvestoren und welcher Informationsbedarf resultiert daraus? 14 3.2 Was ist Anlagemotiv beim Eigenkapitalgeber vs. Fremdkapitalgeber? 14 3.3 Welche Anleiheformen bzw. Kreditinstrumente gibt es? 15 4. Organisation 4.1 Wer im Unternehmen sollte Fixed Income IR durchführen? 18 4.2 Welche Ansprechpartner benötigt Fixed Income IR im Unternehmen? 20 4.3 Welches Budget benötigt Fixed Income IR? 21 4.4 Hängt das Erfordernis von Fixed Income IR von der Unternehmensgröße oder von einer Börsennotierung ab? 22 4.5 Wer sollte neben IR noch bei Fixed-Income-IR-Veranstaltungen auftreten? 22 5. Kommunikationsinhalte und -instrumente 5.1 Was ist „Pflicht“ und „Kür“ bei Fixed Income IR? 24 5.2 Müssen die Inhalte von Equity und Fixed Income IR identisch sein? 25 5.3 Was gehört in den Fixed-Income-IR-spezifischen Teil der Kapitalmarktstory? 25 5.4 Kapitalmarktstory: Welche inhaltlichen Unterschiede gibt es zwischen Equity IR und Fixed Income IR? 27 5.5 Was wollen Investor, Ratingagentur, kreditgebende Bank, Sell-Side-Analyst wissen? 28 5.6 Was sind Ereignisse, über die Fixed-Income-Investoren auf jeden Fall informiert werden wollen / sollen? 30 5.7 Welches sind die wichtigsten Kommunikationsinstrumente im Rahmen von Fixed Income IR? 30
9 6. Zielgruppendefinition und -management 6.1 Wer ist Zielgruppe von Fixed Income IR? 33 6.2 Was steckt hinter den Begrifflichkeiten wie Sell Side, Buy Side etc.? 35 6.3 Kann der Credit-Sell-Side-Analyst genauso detailliert das Unternehmen untersuchen wie der Equity-Sell-Side-Analyst? 36 6.4 Lohnt sich eine Bondholder Perception Study? 37 6.5 Kann man eine Bondholder-Identifikation (ID) durchführen? 38 6.6 Wie kann man ein FI-Investor-Targeting durchführen? 38 6.7 Welche Orte sind für Roadshows für Fixed Income IR von Relevanz? 39 6.8 Wie oft sollte Fixed Income IR auf Roadshow gehen und wohin? 40 7. Umgang mit Ratingagenturen 7.1 Braucht man überhaupt ein Rating? 41 7.2. Welchen Nutzen bringt ein Rating überhaupt? 41 7.3 Wer sollte mit den Ratingagenturen grundsätzlich kommunizieren? 42 7.4 Wen wollen Ratingagenturen im Rating-Meeting auf jeden Fall sehen? 42 7.5 Sind Ratingagenturen an Unternehmensbesichtigungen interessiert? 44 7.6 Wollen Ratingagenturen vor Veröffentlichung der Geschäftszahlen informiert werden? 44 7.7 Wann wollen Ratingagenturen über wichtige Einzelthemen wie z. B. Akquisitionen informiert werden? 44 7.8 Welche Daten bekomme ich von den Ratingagenturen zurück? 44 7.9 An wen muss sich das Unternehmen bei einer Ratingagentur richten? 44 7.10 Soll man Ratingagenturen Plandaten zur Verfügung stellen? 45 7.11 Kann man ein Rating von der Veröffentlichung zurückhalten? 45 7.12 Wie läuft ein Rating-Prozess bei den Ratingagenturen intern ab? 45 7.13 Wie viele Meetings wollen die Ratingagenturen (mindestens / höchstens) im Jahr haben? 46 7.14 Ist ein Rating-Advisory (durch eine / -n Bank / Berater) aus Sicht der Ratingagenturen sinnvoll? 46 7.15 Zu welchen Anlässen wollen die Ratingagenturen auf jeden Fall ein Gespräch bzw. Informationen haben? 46 7.16 Wie hoch sind die Gebühren für ein Rating? 46 7.17 Wie viele Unternehmen bewertet ein Ratinganalyst durchschnittlich? 46 Weiterführende Literatur und Quellen zum Thema 47 Schlagwortverzeichnis 48 Zu den Autoren 49 Über den DIRK 50 CIRO – Das Weiterbildungsprogramm des DIRK 51
10 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations 1. Zielsetzung und Strategie 1.1 Was ist Fixed Income IR? Fixed Income IR bezeichnet den kontinuierlichen Dialog zwischen Kreditnehmern (= Unternehmen) mit den gegenwärtigen oder zukünftigen Kreditgebern. Kontinuierlich bedeutet dabei, dass dieser Dialog auch dann stattfindet, wenn keine „Deals“ in Form von Anleiheemissionen bzw. anderen Kreditaufnahmen anstehen oder wenn Verhandlungen von Kreditlinien stattfinden. Insofern sollte Fixed Income IR nicht nur auf Anleiheinhaber zielen, sondern auch explizit kreditgebende Banken mit einbeziehen, die vor allem für nicht börsennotierte Unternehmen eine zentrale Rolle bei der Finanzierung spielen. 1.2 Welche Ziele hat Fixed IR? Als wichtigstes Ziel der Fixed Income IR wird in der Praxis von Industrieunternehmen und Banken gleichermaßen die Senkung der Fremdkapitalkosten genannt. Hierbei handelt es sich in der Tat um das Kernziel der Fixed Income IR, was allerdings zugegebenermaßen schwer messbar ist. Risikoaufschlag für 4,30 % Re-offer Zinssatz für Investoren • Geschäftsmodell • Marktumfeld Aufschlag gemäß unternehmens- • finanzielle Eckdaten spezifischer Risiken (Spread) • Transparenz / Glaubwürdigkeit • Sonstiges 3,80 % Referenz-Zinssatz (z.B. Mid-Swap) Zinssatz von Staatsanleihen 3,60 % gleicher Laufzeit Abb. 1 Die weiteren Ziele sind vor allem darauf gerichtet, die Basis für eine dauerhaft hohe Nachfrage nach Anleiheemissionen zu sichern. Hier werden von Industrieunternehmen vorrangig die Vorbereitung von Neuemissionen bzw. Verhandlung von neuen Kreditlinien sowie die Gewinnung des Zugangs zu neuen Investoren genannt. Bei den Banken, bei denen als Daueremittenten die Vorbereitung von Neuemissionen eher zum Routinegeschäft gehört, liegt der Fokus hingegen vor allem auf der Gewinnung von neuen Investoren und der Erhöhung der Anzahl längerfristig orientierter Buy-and- Finanzierungsinstrumente Ausrichtung der Finanzkommunikation Hold-Investoren, um eine geringere Volatilität der Emissionen im Sekundärmarkt zu erzielen. Dies ist für Daueremittenten besonders wichtig, weil die Sekundärmarkt-Performance auch das Pricing Börsennotierte Aktien für Neuemissionen beeinflusst. - multilateral Bonds Kapitalmarkt- - international orientierung Covered Bonds - öffentliche Asset Backed Securities Kommunikation Schuldscheindarlehen
11 Dabei fällt auf, dass viele Unternehmen ihre Fixed-Income-IR-Strategie – sofern vorhanden – nicht schriftlich fixieren, obwohl sie klare Zielsetzungen haben. Daher: Genau wie Equity IR sollte die Fixed Income IR-Strategie auch schriftlich fixiert werden, um mit dem eigenen Management klare Ziele vereinbaren zu können. 1.3 Wie lässt sich die Zielerreichung von Fixed Income IR messen? Wie schon zuvor kurz erwähnt, ist es sicherlich schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen Fremdkapitalkosten und Fixed Income IR-Arbeit herzustellen. Insofern sollte man sich bei der Messung der Zielerreichung von Fixed Income IR eher auf qualitative Kriterien stützen. Diese können beispielsweise anhand des Feedbacks bei Investorenbesuchen gemessen werden, konkret: auf Roadshows den Investor direkt nach der Qualität des Meetings bzw. der IR-Arbeit fragen. Weiterhin lässt sich auch die Zahl der gewonnenen oder beibehaltenen Buy-and-Hold-Investoren als Zielerreichungskriterium heranziehen, wenn eine hohe Zahl dieser Investoren für das Unternehmen von Interesse ist. Eine direkte Methode, die Zufriedenheit der Zielgruppen von Fixed Income IR zu messen, ist die Aussendung eines Fragebogens, bei dem die Kommunikation / Informationsbereitstellung mit den Investoren etc. direkt bewertet wird. Mit dieser Methodik haben einige befragte Experten schon positive Erfahrungen gemacht, zumal solche Befragungen auf der Equity-Seite bereits Standard sind. 1.4 Welche Unternehmen sollten Fixed Income IR durchführen? Undifferenziert müsste die Antwort lauten: Alle Unternehmen, die Fremdkapital zur Finanzierung einsetzen, sollten Fixed Income IR betreiben. Diese Antwort ist aber wenig hilfreich. Klar ist, dass die Maßnahmen im Rahmen von Fixed Income IR unterschiedlich und meist volumenabhängig sind. Grundsätzlich gilt: Je stärker der Kreditmarkt in Anspruch genommen ist oder wird, desto größer das Erfordernis der Kommunikation mittels IR. Umfang und Inhalt der Kommunikationsanforderungen richten sich zudem nach der Bonität des Unternehmens. Eine Absicherung des Ratings z. B. durch staatliche Garantien (bei Banken immer noch beobachtbar), macht differenziertere Ausführungen zur Geschäftsperformance entbehrlicher. Hier wird in der Kommunikation vor allem die Steigerung des Bekanntheitsgrades des Emittenten im Vordergrund stehen, um eine möglichst breite Platzierungsbasis für Emissionen zu gewinnen. Umgekehrt: Je schlechter das Rating, umso wichtiger ist eine kontinuierliche und transparente Kommunikation, um trotz schwacher Bonitätseinschätzung eine Vertrauensbasis zu schaffen und die Chancen auf eine Heraufstufung des Ratings zu verbessern.
12 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations 2. „10 Goldene Regeln“ für Fixed Income Investor Relations Die folgenden „10 Goldenen Regeln“ fassen die wesentlichen Anforderungen an profes sionelle Fixed Income Investor Relations zusammen. Diese Regeln gelten unabhängig von der Unternehmensgröße. Es sollte im Interesse jedes Unternehmens liegen, über einen nachhaltig ver- trauensbildenden Dialog mit den Fremdkapitalgebern eine vertrauensvolle Basis für einen kontinu- ierlichen Zugang zu Finanzierungsmitteln zu sichern. Natürlich wird der Einsatz von Mitteln und Ressourcen im Einzelfall auch von der Größe des Unternehmens und dessen Finanzierungsbedarf abhängen. (1) Informationsbedürfnisse der Kreditgeber beachten Die Informationsbedürfnisse von Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestoren sind in weiten Teilen übereinstimmend. Dort wo es Unterschiede gibt, stellt Fixed Income IR vor allem bonitätsrelevante Informationen in den Vordergrund. Idealerweise werden diese in die gesamte Kapitalmarktstory integriert. (2) Gleichbehandlung von Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestoren Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestoren erhalten einen gleichberechtigten Zugang zu relevanten Informationen. Dies betrifft sowohl die Bereitstellung von Dokumentationen (Finanzberichte, Investoren- und Analystenpräsentationen, Pressemeldungen etc.) als auch die jederzeitige Bereitschaft seitens Investor Relations und des Managements, Fragen zum Unternehmen zeitnah, umfassend und verständlich zu beantworten. (3) Vertrauen schaffen Ziel der Fixed Income IR ist es, bei den Fremdkapitalgebern Vertrauen zu schaffen für die heu- tigen und zukünftigen Kreditbeziehungen. Die wesentliche Grundlage hierfür ist eine regelmäßige, umfassende, zeitnahe und transparente Kommunikation in Bezug auf die vergangene und aktuelle Geschäftsentwicklung sowie die zu erwartenden Perspektiven des Unternehmens. (4) Kontinuierlichen Dialog pflegen Einmal angefangen, darf daher Fixed Income IR nicht wieder eingestellt werden. Die Kommunikation ist ein kontinuierlicher Dialog mit der Fremdkapitalseite, der auch außerhalb der eigentlichen Kapitalbeschaffung stattfinden muss. Im übrigen gilt: Nach der Emission ist vor der Emission! Nur der kontinuierliche Dialog kann Vertrauen für den nächsten Bond bzw. die nächste Kreditaufnahme schaffen.
13 (5) Persönlichen Kontakt pflegen Fixed Income IR spielt sich nicht nur über Geschäftsberichte, Quartalsberichte, Pressemitteilungen oder Anleiheprospekte ab. Der persönliche Zugang zum Kreditgeber und das Gespräch mit ihm sind und bleiben wichtig. (6) Fixed Income IR ist Bringschuld Gute wie schlechte Nachrichten müssen zügig kommuniziert werden und nicht erst dann, wenn die Krise bereits da ist. Transparenz ist hierbei zentral. (7) Kapitalmarktstory um Fixed Income IR-Bestandteile erweitern Fixed Income IR ist ein Baustein in einer umfassenden Finanzmarktkommunikation. Die Inhalte der Fixed Income IR unterscheiden sich nicht grundsätzlich von den an die Eigenkapitalgeber kommunizierten Inhalte. Im Gegenteil: Es sollte nur eine Kapitalmarktstory geben, die beiden Anspruchsgruppen gerecht wird. (8) Finanz- und IR-Abteilung arbeiten eng zusammen Bei Fixed Income IR kann es nur ein Miteinander der beiden Fachdisziplinen geben. Die Trennlinie für den Führungsanspruch im Rahmen der Kommunikation zieht sich entlang der Frage, welche Themen betreffen das Finanzinstrument und welche die Kapitalmarktstory. (9) Fixed Income IR ist auch Botschafter nach innen Fixed Income IR ist nicht nur Botschafter des Unternehmens nach außen, sondern auch des Kreditgebers in das Unternehmen hinein sein. Fixed Income IR hat daher auch die Aufgabe, das eigene Unternehmen für Themen der Fremdkapitalseite zu sensibilisieren. (10) Fixed Income IR ist Management-Aufgabe Fixed Income IR darf nicht nur auf die IR-Abteilung beschränkt bleiben. Das Top-Management (CFO) sollte ebenfalls in die Kommunikation mit den Kreditgebern eingebunden werden.
14 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations 3. Fremdkapital- vs. Eigenkapitalgeberbedürfnisse 3.1 Was sind Anlagemotive für Fremdkapitalinvestoren und welcher Informationsbedarf resultiert daraus? Folgende Tabelle beschreibt typische Fremdkapitalinvestoren, deren Anlagemotiv und den daraus abgeleiteten Informationsbedarf. Dies ist eine grobe Verallgemeinerung, die daher nicht alle Investorentypen beschreiben kann. Zwischen den einzelnen Investorentypen bestehen Mischformen bzw. es kann auch sein, dass ein Publikumsfonds lediglich bei bestimmten Ereignissen Informa tionsbedarf hat und sich ansonsten alleine auf das Credit-Rating des Unternehmens (falls vorhan- den) stützt. Investor Anlagemotiv Informationsbedarf Kreditinstitute Stabile und sichere Erträge Regelmäßig, kontinuierlich aus Kreditgewährung sowie über Gesamtentwicklung des Aussicht auf Zusatzgeschäft Unternehmens außerhalb des Kreditgeschäfts Versicherungen Häufig Buy-and-Hold-Investor; Regelmäßig, kontinuierlich Engagement dient der Erfüllung über Gesamtentwicklung des langfristiger Verpflichtungen Unternehmens Pensionsfonds Häufig Buy-and-Hold-Investor; Regelmäßig, kontinuierlich Engagement dient der Erfüllung über Gesamtentwicklung des langfristiger Verpflichtungen Unternehmens Publikumsfonds Aktiver Investor mit Fokus auf der Regelmäßig, kontinuierlich Erzielung eines Renditeplus z. B. über Gesamtentwicklung des gegenüber Staatstiteln Unternehmens; aber auch ereignisgetrieben, je nach Anlageziel des Fonds Hedge Fonds Aktiver Trader mit Fokus auf der Meist kurzfristig engagiert und Erzielung max. Rendite daher vor allem an bestimmten Ereignissen interessiert Tab. 1 3.2 Was ist Anlagemotiv beim Eigenkapitalgeber vs. Fremdkapitalgeber? Eigenkapitalgeber haben sowohl ein upside (steigender Aktienkurs) als auch ein downside (fal- lender Aktienkurs). Der Kreditgeber 1) besitzt nur ein downside in Form des Ausfalls von Zins- und Tilgungszahlungen. Das upside fällt weg, da er meist nicht von Kurssteigerungen profitieren kann, denn die Anleihe wird zum Nominalwert zurückgezahlt (anders, wenn er beispielsweise Anleihen aktiv handelt). Dies bedeutet, der Anleiheinvestor ist im ersten Schritt an Nachrichten interessiert, die ihm sagen, ob sich sein downside verändert oder nicht. 1) nterstellt sei hier vereinfachend ein Buy-and-Hold-Investor in eine festverzinsliche, endfällige Anleihe. Natürlich bietet der U Fremdkapitalbereich darüber hinaus noch eine Vielzahl anderer Instrumente, die aber im Hinblick auf ihr Risikoprofil und daraus resultierendeChancen und Risiken für den Investor an dieser Stelle ausgeklammert bleiben.
15 Trotz dieses grundsätzlichen Unterschieds zeigt die Erfahrung der befragten Experten, dass 80 – 90 % der Informationsbedürfnisse der Eigen- und Fremdkapitalgeber gleich sind. (Ausgenommen sind dabei spezifische Informationen im Rahmen einer Anleihe-Neuemission.) Dies ist ein weiteres Argument dafür, dass die Finanzkommunikation des Unternehmens beide Anlegergruppen grundsätzlich gleich behandeln sollte. Folgende Gegenüberstellung beleuchtet noch weitere Unterschiede: Equity Fixed Income • Anteil am Eigenkapital einer • Anteil am Fremdkapital einer Gesellschaft Gesellschaft (Mitbestimmung) und bei Totalverlust Anspruch auf Eigenkapital • Risiko-Wertpapier, Teilnahme am Wachstum • festverzinsliches Wertpapier, keine Teilnahme am Wachstum • unbegrenzte Laufzeit • begrenzte Laufzeit • Entscheidungsbasis: zukünftige Kurssteigerungs- und • Entscheidungsbasis: zukünftige Ausschüttungspotenziale Performance, aber vor allem Zinszahlungs- und Tilgungsfähigkeit Abb. 2 3.3 Welche Anleiheformen bzw. Kreditinstrumente gibt es? Der Unternehmensanleihemarkt lässt sich zwar nicht allumfassend beschreiben, dennoch sollen hier die wichtigsten Instrumente kurz genannt und beschrieben werden. Dabei handelt es sich um Anleihen und Kreditderivate, die mittlerweile von vielen Investoren zur Geldanlage genutzt werden: Anleiheformen Klassische Anleihe Zins- und Rückzahlungszeitpunkt sind fix (Straight Bond) Variabel verzinsliche Anleihe Zins variabel, Zins- und Rückzahlungszeitpunkt fix (Floating Rate Note) Optionsanleihe Investor erhält neben Kupon und Rückzahlung eine Option auf (Warrant Bond) Aktien des Emittenten Wandelanleihe Emittent kann die Rückzahlung zum Nominalpreis oder in einer
16 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations (Convertible Bond) vorher festgelegten Aktienanzahl des eigenen Unternehmens leisten Umtauschanleihe Gleiche Struktur wie Wandelanleihe, aber möglicher Tausch in (Exchangeable Bond) Aktien eines anderen Unternehmens Pflichtwandelanleihe Wie Wandelanleihe – Rückzahlung erfolgt nur mit eigenen (Mandatory Convertible Bond) Aktien des Emittenten (Pflicht) Aktienanleihe Wie Umtauschanleihe, aber Emittent entscheidet über (Reverse Convertible Bond) Bartilgung oder Rückzahlung in Aktien Null-Kupon-Anleihe Während der Laufzeit keine Auszahlung von Zinsen. Diese (Zerobond) werden am Ende der Laufzeit gezahlt. Genussschein Zinskomponente und Anteil am Reinerlös / Liquidationserlös des begebenden Unternehmens Commercial Paper Kurzfristiges Geldmarktpapier mit Laufzeiten von bis zu zwei Jahren Asset Backed Security (ABS) Anleihe, die mit einem Aktivposten der Bilanz (z. B. Forderungen) besichert ist Pfandbriefe / Covered Bonds Anleihe, die durch einen Sicherungspool (sog. Deckungsstock) von hypothekarisch besicherten Immobilienkrediten (Hypothekenpfandbrief) oder öffentlichen Krediten / Anleihen (Öffentlicher Pfandbrief) gedeckt ist. Hybrid-Anleihe Anleihe, die sowohl Merkmale von Eigenkapital als auch Fremdkapital aufweist. Im Insolvenzfall werden erst die Ansprüche oben genannter Gläubiger bedient. Typisch ist außerdem die unbefristete Laufzeit. Kreditderivate Credit Default Swap Bei Ausfall des ordentlichen Schuldendiensts z. B. auf eine (CDS) Anleihe, dient der CDS als Versicherung, da dann eine andere Partei die Schuld übernimmt (am weitesten verbreitet im Markt) Collateralised Bond Obligation Synthetische Anleihe, besichert mit unterliegenden (CBO) Unternehmensanleihen Collateralised Debt Obligation Synthetische Anleihe, besichert mit unterliegenden (CDO) Kreditinstrumenten unterschiedlicher Art Collateralised Loan Obligation Synthetische Anleihe, besichert mit unterliegenden Krediten (CLO) Credit Linked Note (CLN) Anleihe, die mit einem CDS kombiniert ist. Im Schadensfall fungiert CDS als Versicherung Tab. 2 Quelle: Duffe, Andreas: Creditor Relations 2005
17 Risikoaufschlag für 4,30 % Re-offer Zinssatz für Investoren Im Bankenkreditmarkt • Geschäftsmodell lassen sich noch einige weitere Fremdfinanzierungsformen finden, wie z. B. kurzfristige Kreditlinien, Betriebsmittelkredite, langfristige Investitionskredite (mit fester • Marktumfeld oder variabler Zinsbindung) oder so genante Schuldscheindarlehen, die die kreditgebende Bank Aufschlag gemäß unternehmens- ganz oder teilweiseEckdaten • finanzielle an andere Kreditgeber abtreten kann. Letzteres entspricht faktisch einer spezifischer Risiken (Spread) Kreditsyndizierung und bedeutet für den Kreditnehmer, dass er bei einem Kredit mit mehre- • Transparenz ren „Investoren“ / hat. Insoweit ist das Schuldscheindarlehen schon ein Schritt in Richtung zu tun Glaubwürdigkeit Kapitalmarkt. Eine Alternative zum Bankkredit kann darüber hinaus das Leasing darstellen, das gegebenenfalls auch steuerliche Vorteile bietet. • Sonstiges 3,80 % Referenz-Zinssatz (z.B. Mid-Swap) Darüber hinaus bietet sich für mittelständische Unternehmen, die (aktuell) keinen Börsengang anstreben, eine Stärkung des Eigenkapitals aber auch nicht aus eigener Kraft umsetzen können, die Möglichkeit, in verschiedenen Formen „Private Equity“ aufzunehmen. Hierzu gehören Mezzanine Zinssatz von Staatsanleihen 3,60 finanzierungen, wie z. B. (nicht % börsennotierte) Genussrechte oder gleicher stille Beteiligungen. Laufzeit In jedem Fall aber ist eine transparente und regelmäßige Kommunikation mit den Investoren ein wesentliches Element der Finanzpolitik. Soweit die Finanzierung über Bankkredite oder Leasing erfolgt, ist dies in der Regel eine bilaterale, auf nationale Kapitalgeber fokussierte Kommunikation. Bei Schuldscheindarlehen, Strukturierten Finanzierungen (spielen vor allem bei Akquisitionsf inan zierungen eine wichtige Rolle) und Private Equity sind die Übergänge zu einer multilateralen, häufig auch international geprägten Kommunikation fließend. Finanzierungsinstrumente Ausrichtung der Finanzkommunikation Börsennotierte Aktien - multilateral Bonds Kapitalmarkt- - international orientierung Covered Bonds - öffentliche Asset Backed Securities Kommunikation Schuldscheindarlehen Strukturierte Finanzierung Private Equity Bankkredite Banken- - bilateral orientierung - i. d. R. national Leasing - geschlossener Kommunikationskreis Abb. 3 Deal Non Deal Treasury Investor Relations IR Treasury
18 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations 4. Organisation 4.1 Wer im Unternehmen sollte Fixed Income IR durchführen? Grundsatz: IR-Arbeit ist der IR-Abteilung vorbehalten (sofern IR-Abteilung vorhanden) Aber: In der Praxis wird die Zuständigkeit unterschiedlich gehandhabt zwischen Finanzabteilung / Treasury und IR-Abteilung. So zeigt eine Umfrage der RWE AG aus dem Jahr 2003 unter den DAX-Unternehmen, dass 29 % Fixed Income IR bei IR ansiedeln. 42 % der Unternehmen legen die Verantwortung in die Hände der Finanzabteilung und 29 % haben einen gemeinsamen Ansatz zwischen IR und Finanzabteilung. Dieses Bild wurde in Gesprächen mit den Experten weitgehend bestätigt. Ist die Zuständigkeit im Bereich Finanzen angesiedelt, hat dies meist historische Gründe, da in Deutschland in der Vergangenheit häufig die Fremdkapitalfinanzierung über Banken vorge- nommen wurde (Stichwort: Hausbankprinzip). Grundsätzlich erscheint für die Credit-Seite eine Aufgabenteilung zwischen IR und anderen Berei chen (insbes. Finanzen / Treasury) sinnvoll, die zwischen der Kommunikation des „Credit“ des Unter nehmens und der Produktentwicklung, d. h. der eigentlichen Emission bzw. der Kreditaufnahme, unterscheidet. Die eigentliche Kernkompetenz der Finanzabteilung bzw. des Treasury liegt darin, laufend den Finanzierungsbedarf des Unternehmens zu ermitteln und hierfür in Zusammenarbeit mit den Arrangern von Kapitalmarktemissionen bzw. den kreditgebenden Banken möglichst kostengünstige Finanzierungsinstrumente zu entwickeln. Wegen der Vielfalt möglicher Fremdf inanzierungspro dukte ist – anders als am Aktienmarkt – häufig auch das Emissionsangebot des Unternehmens an die Investoren erklärungsbedürftig. Hierfür ist Finanzen / Treasury der geborene Ansprechpartner. Den „Credit“ – also die Bonität – des Unternehmens zu erklären, geht jedoch weit über die Produktbeschreibung der Emissionen hinaus. Dies erfordert einen umfassenden Überblick über die strategische Ausrichtung, die Positionierung im Wettbewerbsumfeld, die Entwicklung der Erfolgs- und Risikokennziffern und die Zukunftsperspektiven des Unternehmens. Hier liegt die Kernkompetenz in der Praxis häufig weniger im Finanzbereich. Vielmehr ist dies die Kernaufgabe der IR-Abteilung, die damit vor allem auch für die Ratingagenturen und Credit-Analysten – neben dem Vorstand – der erste Ansprechpartner sein sollte. Da gerade Ratingpräsentationen neben der Darstellung der strategischen Aspekte des Unternehmens in besonderer Tiefe auch die Finanzdaten des Unternehmens beinhalten, ist hierbei eine enge Abstimmung mit Finanzen / Controlling zwingend notwendig. Die Erarbeitung der gesamten Storyline sollte jedoch bei IR liegen. IR muss sich hierbei auch selbst einen tiefen Einblick und Verständnis in Bezug auf das Zahlenwerk verschaffen (Welche Rating-Kennzahlen sind wichtig? Wie werden die Kennzahlen von den Analysten interpretiert? Welche Bedeutung / Gewicht haben bestimmte Kennzahlen für die Gesamtbonitätseinschätzung?), um die Vorbereitung von Rating gesprächen kompetent aus einer Hand managen zu können. Idealerweise sollte das IR-Team des- halb mit einer guten Mischung aus Finanzexperten und Kommunikatoren besetzt sein. 1) ndere Aufteilungen sind ebenfalls beobachtbar: Z. B. Finanzabteilung kommuniziert mit Ratingagenturen und kreditgebenden Banken A und IR mit übrigen Fremdkapitalgebern.
Finanzierungsinstrumente Ausrichtung der Finanzkommunikation Börsennotierte Aktien 19 - multilateral Bonds Kapitalmarkt- - international orientierung Eine weitere Besonderheit besteht bei der Ausgabe von so genannten gedeckten Emissionen, wie - öffentliche Covered Bonds z. B. Asset Backed Securities Asset Backed Kommunikation (Verbriefung von Forderungen) oder Pfandbriefen Securities / Covered Bonds. Die Bonität Schuldscheindarlehen dieser Emissionen ist nicht unbedingt an den Credit des Unternehmens, sondern an die Qualität und Struktur Strukturierte der zugrundeliegenden Sicherheiten gebunden. Über die Entwicklung Finanzierung der SicherheitenPrivate ist ein Equity regelmäßiger Report für die Ratingagenturen und Investoren zu erstellen. Hier erscheint eine Aufgabenteilung zwischen IR und Finanzen Bankkredite Banken- sinnvoll,- wonach bilateral die Erstellung des Reportings und die Beantwortung von Anfragen hierzu durch diejenige Abteilung erfolgen orientierung - i. d. R. national sollte, die die Administration der Sicherheiten verantwortet. In der Regel ist dies ein reines Finanz Leasing datenmanagement. Die IR-Abteilung kann diese Aufgaben nur insoweit- geschlossener sinnvoll unterstützen, als Fragen zur Bonität des Unternehmens gestellt werden (was in der Praxis Kommunikationskreis durchaus vorkommt). Eine sinnvolle Aufgabenteilung könnte daher mit Blick auf den Anleihemarkt wie folgt aussehen: Deal Non Deal Treasury Investor Relations IR Treasury Abb. 4 Equity-Investoren erwarten … Fixed-Income-Investoren erwarten … Im Rahmen von Deals, d. h. bei Neuemissionen von Anleihen, sollte die Abteilung Finanzen die • steigende Cashflows • stabile Cashflows Führung übernehmen, da diese die technischen Details mit den emissionsbegleitenden Banken bespricht• bzw. Steigerung desFixed abwickelt. Unternehmenswertes • Vermeidung Income IR sollte vor allem bei operativer eingebunden der Roadshow-Planung Risiken werden, da(Shareholder Value) IR die Kontakte zu den wichtigen Investoren pflegt und diese dann • gutes Credit-Rating im Rahmen der Roadshows besucht werden • kontinuierliche können. Dividendenfähigkeit • solide Unternehmensfinanzierung Bei Non-Deal-Veranstaltungen, d. h. hierbei wird keine Neuemission einer Anleihe durch geführt, sollte Fixed Income IR die Führung übernehmen, denn es geht dabei vor allem um die Investorenpflege, dieDaher mit Aufgabe originäre Fingerspitzengefühl von IR ist. entscheiden und kommunizieren! Equity-Investoren reagieren … Fixed Income-Investoren reagieren …
20 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations Im Einzelfall sollte die Aufgabenteilung jedoch immer vom produkt- und kreditbezogenen Informationsbedarf abhängig gemacht werden. Liegt die letzte Emission bereits lange zurück und sind seitdem wenig IR-Gespräche geführt worden, dann kann auf einer Deal-Roadshow der Credit genauso erklärungsbedürftig sein wie die Struktur der Anleihe, die zur Platzierung ansteht. Darüber hinaus ist für IR das regelmäßige Feedback aus dem Kapitalmarkt wichtig. Deshalb erscheint es sinnvoll, dass Roadshows grundsätzlich auch von einem IR-Manager begleitet werden. Non-Deal- Roadshows, d. h. Roadshows ohne konkrete Emission, dienen immer auch der Vorbereitung von zukünftigen Deals und im Übrigen gilt der Grundsatz: Nach dem Deal ist vor dem Deal. Speziell für börsennotierte Unternehmen ist zu beachten: Die kommunizierten Inhalte für Eigen- und Fremdkapitalgeber müssen konsistent sein. Anstatt spezieller Equity- und Fixed- Income-Inhalte sollte besser eine umfassende, modular aufgebaute Kapitalmarktstory vermittelt werden. Beispiel: Im Rahmen der Unternehmenspräsentation eine spezielle Sektion über bonitäts- relevante Themen aufnehmen wie z. B. über Verschuldung, Finanzierung, Risikomanagement etc. Diese kann man – je nach Klientel – dann in den Vorder- oder Hintergrund rücken. Umgang mit kreditgebenden Banken: Bei vielen Unternehmen liegt diesbezüglich die Kom munikation in der Alleinverantwortung von Finanzabteilung / Treasury. Doch auch hier sollte eine enge Anknüpfung zur IR-Abteilung bestehen, insbesondere dann, wenn es zur Verhandlung neuer Kreditlinien kommt, da im Rahmen von Basel II nicht nur quantitative Kennzahlen, sondern immer stärker auch die qualitativen Faktoren wie Strategie, Wettbewerb, Marktentwicklung oder Management in den Vordergrund rücken. 4.2 Welche Ansprechpartner benötigt Fixed Income IR im Unternehmen? Finanzbereich / Treasury ist erster Ansprechpartner, wie zuvor bereits erwähnt, da dieser die „Kapital aufnahmehoheit“ hat. Fixed Income IR ist daher in der Praxis häufig hier anzutreffen. Daneben müssen auch Themen wie Rechnungslegung, Strategie, Controlling oder Risikomanagement kom- muniziert werden, die häufig nicht im Finanzbereich angesiedelt sind. Fremdkapitalinvestoren unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von den Eigenkapitalinvestoren. Investoren sind natürlich stark daran interessiert, einen direkten Zugang zum Vorstand zu erlan- gen. Insofern sollte Fixed Income IR auch diesen direkten Zugang zum Management besitzen. Dies wird deshalb als besonders wichtig eingeschätzt, da hier Einschätzungen zu bestimmten Themen direkt von den Entscheidungsträgern gegeben werden.
21 4.3 Welches Budget benötigt Fixed Income IR? Diese Frage ist im Hinblick auf die absolute Höhe nur schwer zu beantworten. Bei börsenno- tierten Unternehmen mit einer bestehenden (Equity-)IR-Infrastruktur lässt sich häufig schon mit bestehenden Mitteln viel erreichen. So kann z. B. die Unternehmenspräsentation um ein Kapitel zum Thema Fixed Income erweitert werden. Zudem lassen sich auf Roadshows Termine zwischen Eigenkapital- und Fremdkapitalgebern desselben Investors verbinden, so dass hier die Kommunikation ohne zusätzlichen Aufwand mit beiden Zielgruppen erfolgen kann. In einer Umfrage unter den Dax-Unternehmen kam heraus, dass der Zeitaufwand zwischen 5 – 20 % der Gesamt IR-Zeit für Fixed Income IR beträgt und dabei 0,5 – 3 Mitarbeiter eingesetzt werden. Natürlich gilt auch hier der Grundsatz: Je kleiner das Unternehmen, desto limitierter die Möglichkeiten. Einige Möglichkeiten mit geringem zusätzlichen Aufwand für das Unternehmen: • Zusatzkapitel in Rahmen der Kapitalmarktstory mit Fixed-Income-relevanten Themen • Eigener Navigationspunkt mit Ansprechpartner auf der Homepage • Telefonkonferenzen mit Fixed-Income-Investoren • E-Mail-Verteiler • Kontaktaufnahme mit Credit Sell Side von Banken als Multiplikator • Aufnahme der Fixed-Income-Investoren im Rahmen einer Perception Study • Explizite Einladung der Fixed-Income-Investoren bei Equity-Roadshows Insbesondere letztgenannter Punkt wird bereits von verschiedenen DAX-Unternehmen prakti- ziert. Sie sitzen sowohl der Equity- als auch der FI-Seite bei One-on-One-Meetings gegenüber. Die Erfahrungen zeigen eine positive Resonanz bei den Investoren. Auch Broker, die bislang diesen Ansatz nicht verfolgt haben, zeigen sich dem gegenüber aufgeschlossen. Bei nicht börsennotierten Unternehmen stellt sich grundsätzlich die Frage, wie groß die IR-Abteilung sein sollte. Eine allgemein gültige Empfehlung lässt sich hier nicht abgeben. Im Einzelfall ist das erforderliche Format der IR-Abteilung insbesondere vom Umfang und der Regelmäßigkeit der Anleiheemissionen bzw. Kredite sowie der konkreten Aufgabenteilung zwi- schen Finanzen / Treasury und IR abhängig. In der Praxis der befragten nicht börsennotierten Anleiheemittenten sind die IR-Abteilungen sehr unterschiedlich ausgestaltet. Die Anzahl der IR-Mitarbeiter von nicht börsennotierten Kreditnehmern reicht von 1 bis 6 in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße. Die Ansiedelung
22 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations der IR-Funktion ist dabei ebenfalls sehr unterschiedlich. Teilweise sind die IR-Manager in der Kommunikationsabteilung, teilweise im Bereich Finanzen / Treasury aufgestellt. Darüber hinaus gibt es auch Fälle reiner Anleiheemittenten, bei denen IR als eigenständige Abteilung installiert ist. Bei den nicht börsennotierten Anleiheemittenten ist zudem zu berücksichtigen, dass mit dem Debut am Kapitalmarkt eine IR-Infrastruktur erst einzurichten und laufend gepflegt werden muss. Zu den personellen Ressourcen, die darin gebunden sind kommen unter anderem folgende Aspekte hinzu: • Aufbereitung von Jahres- und Quartalsfinanzberichten (bzw. Zwischenmitteilungen) für die Veröffentlichung • Einrichtung eines eigenen Navigationsbereichs für Investor Relations auf der Homepage (Hinterlegung von Finanzberichten, Finanzpressemitteilungen, Finanzkalender, Ratings, Kontaktdaten etc.) • Aufbau und Pflege eines E-Mail-Verteilers für IR-News • Regelmäßige Mailings, Telefonkonferenzen, Roadshows 4.4 Hängt das Erfordernis von Fixed Income IR von der Unternehmensgröße oder von einer Börsennotierung ab? Nein. Zugang zu Fremdkapital benötigt jedes Unternehmen, von daher ist das Thema größen unabhängig. Auch die Börsennotierung ist nicht entscheidend für Fixed Income IR. So besitzen auch nicht börsennotierte Unternehmen wie ATU, Bertelsmann, Claas, Deutsche Bahn, Grohe usw. IR-Abteilungen. Allerdings hat eine Börsennotierung den Vorteil, dass man schon auf vor- handene IR-Strukturen zurückgreifen kann. 4.5 Wer sollte neben IR noch bei Fixed-Income-IR-Veranstaltungen auftreten? Emittenten von Corporate Bonds (Industrieunternehmen): Dies ist immer eine Frage des Themas. Bei Deal-Roadshows erwarten die Investoren in der Regel den CFO oder zumindest den Leiter Finanzen. Ist dies eine reine lokale Finanzierung, z. B. die Anleihe wird nur in einem kleinen Währungsraum platziert, dann „reicht“ sicherlich auch der lokale CFO bzw. Leiter Finanzen.
23 Bei Non-Deal-Roadshows zeigt die Erfahrung, dass Bondinvestoren sich zunächst hinsichtlich ihrer Fragen zu 80 – 90 % nicht von den Fragen der Aktionäre unterscheiden. Wenn kreditspezifische Themen auf der Tagesordnung stehen, dann sind dies meist Themen – sofern keine Sonderthemen vorhanden sind – wie Bilanz-, Verschuldungs- und Cashflow-Entwicklungen. Daher bietet sich an, Ansprechpartner aus der Finanzabteilung mitzunehmen, die diese Fragen beantworten kön- nen. Stehen jedoch z. B. Strategiewechsel oder technische Innovationen im Mittelpunkt, ist es sicherlich auch von Interesse für Anleihegläubiger, mit dem operativen Management (= mittleres Management) hierüber zu diskutieren. Dies hilft, einen Sektorüberblick zu erhalten, der aufgrund der breiten Coverage der Anleiheinvestoren (gilt sowohl für Sell als auch Buy Side) immer von Interesse ist. Zudem sollte auch der Finanzvorstand bei wichtigen Bondholdern auf Roadshows vertreten sein, da dieser dem Investor aus erster Hand eine Einschätzung aktueller Themen geben kann. Natürlich kann es auch ausreichen, wenn IR alleine auf Roadshow geht. Anleiheemissionen von Banken: Bei Banken zeigt die Befragung hingegen eine gänzlich andere Praxis der Aufgabenteilung bei Roadshows. Grundsätzlich ist hierbei zu beobachten, dass der Vorstand auf Roadshows relativ selten präsent ist; dies gilt sowohl für Deal- als auch für Non-Deal-Roadshows. So gibt es Banken, die nach eigenen Angaben nie mit einem Vorstandsmitglied auf Roadshow gehen. Andererseits gibt es auch Fälle, bei denen auf Non-Deal-Roadshows immer auch der CEO gemeinsam mit IR / Treasury präsent ist. Insgesamt ist bei den Daueremittenten jedoch festzustellen, dass die regel- mäßige Präsenz des Vorstands bei Investorengesprächen am FI-Markt deutlich weniger Gewicht hat als bei Industrieunternehmen. Weiterhin bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass es Banken gibt, die aufgrund der hohen Regelmäßigkeit und Volumina ihrer Emissionen überhaupt keine Deal-Roadshows durch- führen, sondern sich ausschließlich auf Non-Deal-Roadshows fokussieren. Überwiegend werden Roadshows bei Banken von Treasury und IR durchgeführt, dies im Einzelfall mit unterschiedlichen Gewichten. Die Spanne reicht von Emittenten, bei denen Roadshows über- wiegend von IR gestaltet werden, über ein stets gemeinsames Auftreten von IR und Treasury bis hin zu Banken, bei denen ausschließlich das Treasury auf Roadshow geht (immerhin zwei der befragten Banken). Insgesamt zeigt sich bei den Banken in besonderer Weise, dass die Kapital marktkommunikation verbreitet noch als eine originäre Domäne des Treasury gesehen wird. Erst sukzessive beginnt sich hier – im Sinne der oben beschriebenen Arbeitsteilung – auch IR zu etablie- ren. Eine generelle Empfehlung einer „richtigen“ Vorgehensweise lässt sich hier nicht geben, jedoch sollte IR auf jeden Fall involviert sein. Soweit die Roadshow-Aktivitäten allerdings stark durch Treasury dominiert sind, sind die Treasurer in besonderer Weise gefordert, auch die strategische Perspektive und die Finanzdaten des Unternehmens darstellen zu können. Bei börsennotierten Banken kommt erschwerend hinzu, dass eine enge Verzahnung mit der Equity-IR erforderlich ist, um eine konsistente One-Voice-Policy am Kapitalmarkt sicherzustellen.
24 DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations 5. Kommunikationsinhalte und -instrumente 5.1 Was ist „Pflicht“ und „Kür“ bei Fixed Income IR? Wie im Rahmen der Equity IR ist die Fixed Income IR der kommunikative Arm zu den Kapital gebern. Allerdings besteht im Hinblick auf Roadshows eine Besonderheit: Grundsätzlich unterscheiden sich Deal- und Non-Deal-Aktivitäten. Am Beispiel Roadshow wird dies deutlich. Non-Deal-Roadshow = „Kür“ der Fixed Income IR Regelmäßige Informationen an bestehende oder potenzielle Bondinvestoren (= Beziehungspflege) über das bestehende Geschäft, ohne dass eine neue Anleihe ausgegeben wird. Insofern unterschei- det sich die Arbeit nur wenig von der Arbeit auf der Equity-Seite. Eine Non-Deal-Roadshow dient auch der Vorbereitung von zukünftigen Deals. Deal-Roadshow = „Pflicht“ der Fixed Income IR Aktive Ansprache der Investoren über die Deal-begleitenden Banken im Rahmen der Ausgabe einer neuen Anleihe. Hinsichtlich der „Pflichten“ im Bereich der Fixed Income Investor Relations sollten nicht börsen notierte Unternehmen beachten, dass sie auch ohne Börsennotierung einer Reihe kapitalmarktrecht- licher Regelungen unterliegen, die IR-relevant sind. Dazu gehören vor allem die Erstellung eines Jahres- und Halbjahresfinanzberichts sowie Zwischen- bzw. Quartalsfinanzberichte. Die Erstellung, Hinweisbekanntmachung, Publikation auf der Homepage sowie im Unternehmensregister bzw. elektronischem Bundesanzeiger sind hierbei obligatorisch. Die gilt auch für weitere Pflichtmitteilungen, wie z. B. das so genannte Jährliche Dokument und auch Ad-hoc-Mitteilungen. Für letztere liegt die Schwelle liegt jedoch deutlich höher, wenn der Emittent lediglich mit Fremdkapital am Kapitalmarkt vertreten ist. Im Emittentenleitfaden der BaFin heißt es dazu (S. 57, IV. 2.2.5.1 und IV. 2.2.5.2): „Ein erhebliches Preisbeeinflussungspotenzial dürfte bei festverzinslichen Wertpapieren seltener anzunehmen sein als bei zum Börsenhandel zugelassenen Aktien. Soweit der Emittent ausschließlich herkömmliche Schuldverschreibungen zum Börsenhandel zugelassen hat, wird in der weit überwiegenden Anzahl der Fälle ein erheb- liches Preisbeeinflussungspotenzial nur anzunehmen ein, wenn die Erfüllung der mit dem Finanzinstrument verbundenen Verpflichtungen des Emittenten (z. B. Rückzahlung, Zinszahlung) aufgrund der der Information zugrunde liegenden Umstände beeinträchtigt wäre. Soweit die Rendite des Genussscheines z. B. davon abhängt, dass der Emittent keinen Bilanzverlust erleidet, entsteht eine Veröffentlichungspflicht nur dann, wenn mit hinreichender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass ein Bilanzverlust eintritt.“
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