DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

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IM DIALOG MIT DEN KAPITALMÄRKTEN

            Dr. Stephan Lowis
            D r. Ol af Str euer

            DIRK White Paper:
            Fixed Income
            Investor Relations
            2. Auflage
Dr. Stephan Lowis
Dr. Olaf Streuer
DIRK White Paper:
Fixed Income Investor Relations

ISBN 3-00-019044-9

© 2011, DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e. V.,
Baumwall 7, 20459 Hamburg
Tel. 040-4136396-0, Fax 040-4146396-9, www.dirk.org

Titel, Satz:
Whitepark GmbH & Co., Unternehmenskommunikation
Neuer Wall 17 – 19, 20354 Hamburg, www.whitepark.de

Alle Rechte, einschließlich der Übersetzung in Fremdsprachen, vorbehalten. Kein Teil des Werkes
darf in irgendeiner Form (Druck, Photokopie, Mikrofilm, CD, Internet oder einem anderen
Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung
elektonischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

2. Auflage Mai 2011

ISBN 3-00-019044-9

                                  Link:
              DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e.V.
                             www.dirk.org
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Vorwort der Autoren zur ersten Auflage
Fixed Income IR ist ein wichtiger Bestandteil der Finanzkommunikation!
Solide Kapitalmarktkommunikation gehört in deutschen Unternehmen heute zum guten Ton.
Zumindest was die Eigenkapitalseite angeht: Dem institutionellen Aktionär oder Equity Investor
widmen Vorstände mehrwöchige Zeitbudgets pro Jahr. Auf der Fremdkapitalseite dagegen steckt
der Dialog noch in den Kinderschuhen. Sind Kredite – in welcher Form auch immer – die Finan­
zierungsquelle, unterschätzen Unternehmen oft noch den dadurch ausgelösten Kommunikations­
bedarf. Es muss das, was für Eigenkapitalgeber gilt, auch für Fremdkapitalgeber gelten: das Prinzip
der offenen, glaubwürdigen, nachhaltigen und transparenten Kommunikation. Eine Trennung
der beiden Welten ist nicht mehr möglich. So schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung 2005:
„Gelten Anleihen eines Unternehmens als „Junk-Bonds“, dann sollten Anleger auch die Finger von
der Aktie lassen“.

Zumal die Bondinvestoren klagen. Sie fühlen sich häufig als Investoren 2. Klasse behandelt.
„Fixed income investors cry out for attention“, fasst das britische IR Magazine das kommunikative
Ungleichgewicht im Dezember 2002 zusammen. Dies ist ein klares Alarm­signal, die Kapital-
marktkommunikation neu auszurichten.

Der Kapitalmarkt ändert sich bereits: Investmentbanken vernetzen ihr Research zwischen Equity-
und Credit-Seite. So veröffentlichen die ersten Banken bereits „Cross Asset”-Studien, bei denen
der Equity- und Credit-Analyst zusammen eine Beurteilung über das Unternehmen abgeben.
Und: Fondsmanager von der Equity-Seite bringen ihr Pendant auf der Fremd­k apitalseite zu Unter­
nehmensmeetings mit. Umgekehrt: Die Credit-Ratings von Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch­
Ratings gewinnen Einfluss auf die Aktienkurse.

Aber nicht nur für die börsennotierten Unternehmen besteht die Notwendigkeit, ihre Kom­muni­
kation verstärkt auf die Credit-Seite des Kapitalmarktes auszurichten. Dies gilt insbesondere für
nicht börsennotierte Unternehmen, die Anleihen am Kapitalmarkt emittieren. So haben eine
Reihe nicht börsennotierter Industrieunternehmen Bonds verschiedenster Art am Markt plat-
ziert. Banken (vor allem auch nicht börsennotierte) treten als Daueremittenten mit jährlichen
Emissionsvolumina am Kapitalmarkt auf, die die Marktkapitalisierung eines durchschnittlichen
MDAX-Unternehmens häufig um ein Vielfaches übertreffen. Insbesondere Landes­banken,
die seit Mitte 2005 die öffentliche Gewährträgerhaftung verloren haben, sehen sich hier neuen
Herausforderungen an die Finanz­kommunikation mit Ratingagenturen und Anleiheinvestoren
gegenüber.

Und auch jenseits des Kapitalmarktes stellen sich für den gesamten Mittelstand in Deutsch­land neue
Anforderungen an die Kommunikation mit seinen Kreditgebern. Mittelständische Unternehmen
finanzieren ihre Investitionen in erheblichem Maße über langfristige Bankenkredite – dies häufig
mit im internationalen Vergleich niedrigen Eigenkapitalquoten. Mit den neuen Regelungen des
so genannten Baseler Akkords (kurz: Basel II), die die kreditgebenden Banken zwingen, Kredite
mit einer internen Beurteilung in Form eines Rating zu unterlegen, müssen Unternehmen deutlich
4   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

    mehr Transparenz hinsichtlich Strategie, Unternehmenserfolg und -planung etc. gegenüber ihren
    Kredit­gebern zeigen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Hier gilt genauso wie am Aktien­
    markt: Wer eine offene Kommunikationspolitik gegenüber den kreditgebenden Banken verfolgt,
    hat bessere Chancen auf ein gutes Rating und damit günstigere Finanzierungskonditionen.

    Daher: Wer seine Finanzkommunikation gegenüber Kreditgebern transparenter und proaktiver
    gestaltet, hat langfristig einen Vorteil!

    Die nachfolgenden Hinweise bieten hierbei eine Hilfestellung für die Praxis. Sie basieren im
    Wesentlichen auf Expertenbefragungen, die im Herbst 2005 mit Investoren, IR-Managern von
    Anleiheemittenten (Industrieunternehmen und Banken), Credit-Analysten und Ratingagen­turen
    durchgeführt wurden.

    Besonderer Dank gilt folgenden Experten, die uns für ausführliche Gespräche sowie für die
    Beantwortung eines Fragebogens zur Verfügung standen und damit wertvolle Anregungen
    lieferten.

                   Jürgen Ackermann		                    Commerzbank AG
                   Neil Beddall		                        Barclays
                   Axel Breitbach		                      Kf W
                   Stephane Buemi		                      Dresdner Kleinwort Wasserstein
                   Günter Femers		                       HSH Nordbank AG
                   Holger Grawe		                        WestLB AG
                   Torsten Hinrichs / Peter Kernan		     Standard & Poor’s
                   Dr. Gabriele Hühn		                   Franz Haniel & Cie. GmbH
                   René Kantehm		                        IKB Deutsche Industriebank AG
                   Ute Schmitt-Klauer		                  Eurohypo AG
                   Christian Kleindienst		               HVB
                   Cassie Kübitz		                       Deutsche Ärzte- und Apothekerbank AG
                   Shobhna Mohn		                        Bertelsmann
                   Monika Moser		                        Deka
                   Mike Otto		                           ATU
                   Suzanne Rice		                        Deutsche Bank AG
                   Dr. Frank Richter		                   NRW-Bank
                   Marco Salcoacci		                     MEAG
                   Sven Scholze		                        F&C Asset Management
                   James Sparrow		                       Royal Bank of Scotland
                   Hanno Strube		                        Depfa AG
                   Libor Vincent		                       Eurohypo AG
                   Marc Watton		                         BNP Paribas

    Hamburg im Juli 2006
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Vorwort der Autoren zur zweiten Auflage
Fünf Jahre nach Erscheinen der ersten Auflage des DIRK White Paper „Fixed Income Investor
Relations“ hat sich für die Unternehmen viel getan auf der Fremdfinanzierungsseite. Vor allem im
Zuge der Finanzmarktkrise, die mit der Pleite von Lehman Brothers ihren spektakulären Höhepunkt
und in dessen Folge weitreichende Verwerfungen der internationalen Finanz- und Bankensysteme
zur Folge erfahren hat, haben sich die Rahmenbedingungen der Unternehmensfremdfinanzierung
noch einmal deutlich verändert. Der zwischenzeitliche Zusammenbruch des Marktes für Syndicated
Loans markiert dabei nur die Spitze des Eisbergs. Das traditionelle Hausbankprinzip, das über
Jahrzehnte die Fremdfinanzierung des deutschen Mittelstands geprägt hat, unterliegt bereits
seit der Umsetzung von Basel II im Jahr 2007 einer fortschreitenden Erosion. Aktuell kommt
erschwerend hinzu, dass der Spielraum der Banken für die Kreditfinanzierung von Unternehmen
auch durch die nachhaltig negativen Auswirkungen der Finanzkrise auf die Risikostruktur der
bestehenden Kreditportfolien zunehmend limitiert ist. Mit der Umsetzung der weiteren Reform
der Bankenregulierung, die im September 2010 durch den Baseler Ausschuss (auch als Basel
III bezeichnet) beschlossen wurde, werden sich die Anforderungen an die Banken, Kredite mit
Eigenkapital zu unterlegen, nochmals verschärfen. Damit ist absehbar, dass sich der Spielraum
der Banken, Unternehmen mit langfristigen Fremdmitteln zu versorgen, weiter reduzieren wird.
Und schließlich trägt die zu erwartende Konsolidierung im deutschen Bankenmarkt als weiterer
Faktor dazu bei, dass sich vor allem für mittelständische Unternehmen verstärkt die strategische
Grundsatzfrage stellt, mit welchen Instrumenten sie zukünftig die Finanzierung ihrer Investitionen
und ihres operativen Geschäfts sicherstellen können.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass sich der Bond-Boom in den vergangenen
Jahren weiter fortgesetzt hat. Die Kreditklemme der Banken, ein – je nach Branche – im Zuge der
globalen Wirtschaftskrise gestiegener Liquiditätsbedarf der Unternehmen und nicht zuletzt ein
anhaltend historisch niedriges Zinsniveau haben diese Entwicklung unterstützt. Die Statistiken
zeigen, dass das Umlaufvolumen an Unternehmensanleihen in Deutschland und im EU-Raum in
den vergangenen zehn Jahren stetig angestiegen ist – dies besonders signifikant in der Folge der
Finanzkrise. Wir sehen hier einen klaren Trend von der Bankfinanzierung hin zur kapitalmarkto-
rientierten Fremdfinanzierung – ein Trend der nach unserer Einschätzung nachhaltig ist und das
Potenzial hat, weiter an Dynamik zu gewinnen.
6   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

    Europäischer Markt für Unternehmensanleihen
    (Umlaufvolumen in Mrd. Euro)

                Inländische Emittenten (in Mrd. EUR)

               300

               250

               200

                150

               100

                 50

                  0
                      1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010*

                Emittenten des Euro-Raums (in Mrd. EUR)
               800
               700
               600
               500
               400
               300
               200
               100
                  0
                      1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010*

    Quellen: Deutsche Bundesbank, Eropäische Zentralbank,* Stand per 31.10.2010
7

Während der Wandel der Unternehmensfinanzierung bereits in vollem Gange ist, zeichnet
sich bei der Kommunikation auf der Fremdkapitalseite nach wie vor ein sehr differenziertes
Bild ab. Die Bandbreite reicht von einer sehr professionellen, auch auf die Bedürfnisse der
Bondholder ausgerichtete Kapitalmarktkommunikation bis hin zu einem eher hemdsärm-
ligen Emissionsverhalten, das in dem derzeitigen „window of opportunity“ auch ohne Rating
und größerem Kommunikationsaufwand beachtliche Platzierungserfolge zulässt. Die DVFA
hat die Entwicklungen jüngst zum Anlass genommen, aus Sicht der Analysten und Investoren
deren Erwartungen an eine professionelle Bondskommunikation zu beschreiben (vgl. DVFA:
Mindeststandards für Bondskommunikation, Januar 2011). Gleichzeitig hat der DIRK im Rahmen
des Scientific Investor Relations Network (SIRN) eine Studie unter dem Titel „Fremdkapital
Investor Relations – Erweiterte Kommunikationsanforderungen nach der Krise“ initiiert (vgl. H.
Degenhart / D. Schiereck, Mai 2011). Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen den signifikanten
Wandel, den die Fremdkapitalseite in den vergangenen Jahren erfahren hat und voraussichtlich
in Zukunft noch erleben wird. Sie zeigt aber auch auf, dass im Bereich der Fixed Income Investor
Relations noch ein großes Entwicklungspotenzial steckt. Dabei sind die Schritte, die noch zu gehen
sind, häufig gar nicht groß. Vielmehr geht es darum, das Bewusstsein für die wachsende Bedeutung
der Kapitalmarktmarktkommunikation auf der Fremdkapitalseite zu schärfen und die grundle-
genden Spielregeln für eine Professionalisierung der Fixed Income Investor Relations aufzuzeigen.

All dies hat uns veranlasst unser White Paper zu diesem Thema neu aufzulegen und mit aktu-
ellen Informationen zu ergänzen. Die Ergebnisse aus unserer Befragung, die die Basis für die erste
Auflage waren, haben wir dabei stehen lassen. Sie zeichnen nach unserer Einschätzung nach wie vor
ein valides Bild. Die Erkenntnis aus der Durchsicht der ersten Auflage zeigte auch insgesamt, dass
wir das Rad nicht neu erfinden mussten. Vielmehr bestätigt uns die aktuelle Entwicklung, dass
das Prinzip der offenen, glaubwürdigen, nachhaltigen und transparenten Kommunikation imma-
nenter Erfolgsfaktor für die Unternehmensfinanzierung sowohl auf der Eigen- als auch auf der
Fremdkapitalseite ist. Um dies vereinfacht auf den Punkt zu bringen, haben wir unser White Paper
um ein Kapitel unter dem Titel „10 Goldene Regeln für Fixed Income Investor Relations“ ergänzt.
Aus Sicht des DIRK sind dies die Mindeststandards, die an eine professionelle Kommunikation
auf der Fremdkapitalseite zu stellen sind.

Die Autoren sind für Hinweise dankbar:

Dr. Stephan Lowis, RWE AG, Leiter Investor Relations, Opernplatz 1, 45128 Essen,
stephan.lowis@rwe.com, Vorstandsmitglied des DIRK

Dr. Olaf Streuer, HCI Capital AG, Leiter Unternehmenskommunikation und Business
Development, Burchardstraße 8, 20095 Hamburg, olaf.streuer@hci-capital.de,
Vorstandsmitglied des DIRK

Hamburg im Mai 2011
8   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort der Autoren zur ersten Auflage                                                    3
    Vorwort der Autoren zur zweiten Auflage                                                   5

    1.     Zielsetzung und Strategie
    1.1    Was ist Fixed Income IR?                                                          10
    1.2    Welche Ziele hat Fixed Income IR?                                                 10
    1.3    Wie lässt sich die Zielerreichung von Fixed Income IR messen?                     11
    1.4    Welche Unternehmen sollten Fixed Income IR durchführen?                           11

    2.     „10 Goldene Regeln“ für Fixed Income Investor Relations                           12

    3. Fremdkapital- vs. Eigenkapitalgeberbedürfnisse
    3.1 Was sind Anlagemotive für Fremdkapitalinvestoren und welcher Informationsbedarf
        resultiert daraus?                                                                   14
    3.2 Was ist Anlagemotiv beim Eigenkapitalgeber vs. Fremdkapitalgeber?                    14
    3.3 Welche Anleiheformen bzw. Kreditinstrumente gibt es?                                 15

    4.  Organisation
    4.1 Wer im Unternehmen sollte Fixed Income IR durchführen?                               18
    4.2 Welche Ansprechpartner benötigt Fixed Income IR im Unternehmen?                      20
    4.3 Welches Budget benötigt Fixed Income IR?                                             21
    4.4 Hängt das Erfordernis von Fixed Income IR von der Unternehmensgröße oder von
        einer Börsennotierung ab?                                                            22
    4.5 Wer sollte neben IR noch bei Fixed-Income-IR-Veranstaltungen auftreten?              22

    5.  Kommunikationsinhalte und -instrumente
    5.1 Was ist „Pflicht“ und „Kür“ bei Fixed Income IR?                                     24
    5.2 Müssen die Inhalte von Equity und Fixed Income IR identisch sein?                    25
    5.3 Was gehört in den Fixed-Income-IR-spezifischen Teil der Kapitalmarktstory?           25
    5.4 Kapitalmarktstory: Welche inhaltlichen Unterschiede gibt es zwischen Equity IR und
        Fixed Income IR?                                                                     27
    5.5 Was wollen Investor, Ratingagentur, kreditgebende Bank, Sell-Side-Analyst wissen?    28
    5.6 Was sind Ereignisse, über die Fixed-Income-Investoren auf jeden Fall informiert
        werden wollen / sollen?                                                              30
    5.7 Welches sind die wichtigsten Kommunikationsinstrumente im Rahmen von Fixed
        Income IR?                                                                           30
9

6.     Zielgruppendefinition und -management
6.1    Wer ist Zielgruppe von Fixed Income IR?                                                  33
6.2    Was steckt hinter den Begrifflichkeiten wie Sell Side, Buy Side etc.?                    35
6.3    Kann der Credit-Sell-Side-Analyst genauso detailliert das Unternehmen untersuchen
       wie der Equity-Sell-Side-Analyst?                                                        36
6.4    Lohnt sich eine Bondholder Perception Study?                                             37
6.5    Kann man eine Bondholder-Identifikation (ID) durchführen?                                38
6.6    Wie kann man ein FI-Investor-Targeting durchführen?                                      38
6.7    Welche Orte sind für Roadshows für Fixed Income IR von Relevanz?                         39
6.8    Wie oft sollte Fixed Income IR auf Roadshow gehen und wohin?                             40

7.     Umgang mit Ratingagenturen
7.1    Braucht man überhaupt ein Rating?                                                        41
7.2.   Welchen Nutzen bringt ein Rating überhaupt?                                              41
7.3    Wer sollte mit den Ratingagenturen grundsätzlich kommunizieren?                          42
7.4    Wen wollen Ratingagenturen im Rating-Meeting auf jeden Fall sehen?                       42
7.5    Sind Ratingagenturen an Unternehmensbesichtigungen interessiert?                         44
7.6    Wollen Ratingagenturen vor Veröffentlichung der Geschäftszahlen informiert werden?       44
7.7    Wann wollen Ratingagenturen über wichtige Einzelthemen wie z. B. Akquisitionen
       informiert werden?                                                                       44
7.8    Welche Daten bekomme ich von den Ratingagenturen zurück?                                 44
7.9    An wen muss sich das Unternehmen bei einer Ratingagentur richten?                        44
7.10   Soll man Ratingagenturen Plandaten zur Verfügung stellen?                                45
7.11   Kann man ein Rating von der Veröffentlichung zurückhalten?                               45
7.12   Wie läuft ein Rating-Prozess bei den Ratingagenturen intern ab?                          45
7.13   Wie viele Meetings wollen die Ratingagenturen (mindestens / höchstens)
       im Jahr haben?                                                                           46
7.14   Ist ein Rating-Advisory (durch eine / -n Bank / Berater) aus Sicht der Ratingagenturen
       sinnvoll?                                                                                46
7.15   Zu welchen Anlässen wollen die Ratingagenturen auf jeden Fall ein Gespräch bzw.
       Informationen haben?                                                                     46
7.16   Wie hoch sind die Gebühren für ein Rating?                                               46
7.17   Wie viele Unternehmen bewertet ein Ratinganalyst durchschnittlich?                       46

Weiterführende Literatur und Quellen zum Thema                                                  47
Schlagwortverzeichnis                                                                           48
Zu den Autoren                                                                                  49
Über den DIRK                                                                                   50
CIRO – Das Weiterbildungsprogramm des DIRK                                                      51
10   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

     1. Zielsetzung und Strategie
     1.1 Was ist Fixed Income IR?
     Fixed Income IR bezeichnet den kontinuierlichen Dialog zwischen Kreditnehmern (= Unternehmen)
     mit den gegenwärtigen oder zukünftigen Kreditgebern. Kontinuierlich bedeutet dabei, dass dieser
     Dialog auch dann stattfindet, wenn keine „Deals“ in Form von Anleiheemissionen bzw. anderen
     Kreditaufnahmen anstehen oder wenn Verhandlungen von Kreditlinien stattfinden. Insofern sollte
     Fixed Income IR nicht nur auf Anleiheinhaber zielen, sondern auch explizit kreditgebende Banken
     mit einbeziehen, die vor allem für nicht börsennotierte Unternehmen eine zentrale Rolle bei der
     Finanzierung spielen.

     1.2 Welche Ziele hat Fixed IR?
     Als wichtigstes Ziel der Fixed Income IR wird in der Praxis von Industrieunternehmen und Banken
     gleichermaßen die Senkung der Fremdkapitalkosten genannt. Hierbei handelt es sich in der Tat um
     das Kernziel der Fixed Income IR, was allerdings zugegebenermaßen schwer messbar ist.

          Risikoaufschlag für         4,30 %                             Re-offer Zinssatz für Investoren
          • Geschäftsmodell

          • Marktumfeld
                                                                         Aufschlag gemäß unternehmens-
          • finanzielle Eckdaten                                         spezifischer Risiken (Spread)

          • Transparenz /
            Glaubwürdigkeit

          • Sonstiges
                                      3,80 %                             Referenz-Zinssatz
                                                                         (z.B. Mid-Swap)

                                                                         Zinssatz von Staatsanleihen
                                      3,60 %                             gleicher Laufzeit

     Abb. 1

     Die weiteren Ziele sind vor allem darauf gerichtet, die Basis für eine dauerhaft hohe Nachfrage nach
     Anleiheemissionen zu sichern. Hier werden von Industrieunternehmen vorrangig die Vorbereitung
     von Neuemissionen bzw. Verhandlung von neuen Kreditlinien sowie die Gewinnung des Zugangs
     zu neuen Investoren genannt. Bei den Banken, bei denen als Daueremittenten die Vorbereitung
     von Neuemissionen eher zum Routinegeschäft gehört, liegt der Fokus hingegen vor allem auf der
     Gewinnung von neuen Investoren und der Erhöhung der Anzahl längerfristig orientierter Buy-and-
         Finanzierungsinstrumente                        Ausrichtung der Finanzkommunikation
     Hold-Investoren, um eine geringere Volatilität der Emissionen im Sekundärmarkt zu erzielen. Dies
     ist für Daueremittenten    besonders wichtig, weil die Sekundärmarkt-Performance auch das Pricing
             Börsennotierte Aktien
     für Neuemissionen beeinflusst.
                                                                              - multilateral
                      Bonds                              Kapitalmarkt-        - international
                                                         orientierung
              Covered Bonds                                                   - öffentliche
           Asset Backed Securities                                              Kommunikation

              Schuldscheindarlehen
11

Dabei fällt auf, dass viele Unternehmen ihre Fixed-Income-IR-Strategie – sofern vorhanden – nicht
schrift­lich fixieren, obwohl sie klare Zielsetzungen haben. Daher: Genau wie Equity IR sollte die
Fixed Income IR-Strategie auch schriftlich fixiert werden, um mit dem eigenen Management klare
Ziele vereinbaren zu können.

1.3 Wie lässt sich die Zielerreichung von Fixed Income IR messen?
Wie schon zuvor kurz erwähnt, ist es sicherlich schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen
Fremdkapitalkosten und Fixed Income IR-Arbeit herzustellen. Insofern sollte man sich bei der
Messung der Zielerreichung von Fixed Income IR eher auf qualitative Kriterien stützen. Diese
können beispielsweise anhand des Feedbacks bei Investorenbesuchen gemessen werden, konkret:
auf Roadshows den Investor direkt nach der Qualität des Meetings bzw. der IR-Arbeit fragen.

Weiterhin lässt sich auch die Zahl der gewonnenen oder beibehaltenen Buy-and-Hold-Investoren
als Zielerreichungskriterium heranziehen, wenn eine hohe Zahl dieser Investoren für das
Unternehmen von Interesse ist.

Eine direkte Methode, die Zufriedenheit der Zielgruppen von Fixed Income IR zu messen, ist die
Aussendung eines Fragebogens, bei dem die Kommunikation / Informationsbereitstellung mit den
Investoren etc. direkt bewertet wird. Mit dieser Methodik haben einige befragte Experten schon
positive Erfahrungen gemacht, zumal solche Befragungen auf der Equity-Seite bereits Standard
sind.

1.4 Welche Unternehmen sollten Fixed Income IR durchführen?
Undifferenziert müsste die Antwort lauten: Alle Unternehmen, die Fremdkapital zur Finanzierung
einsetzen, sollten Fixed Income IR betreiben. Diese Antwort ist aber wenig hilfreich. Klar ist, dass
die Maß­nahmen im Rahmen von Fixed Income IR unterschiedlich und meist volumenabhängig
sind. Grundsätzlich gilt: Je stärker der Kreditmarkt in Anspruch genommen ist oder wird, desto
größer das Erfordernis der Kommunikation mittels IR.

Umfang und Inhalt der Kommunikationsanforderungen richten sich zudem nach der Bonität des
Unternehmens. Eine Absicherung des Ratings z. B. durch staatliche Garantien (bei Banken immer
noch beobachtbar), macht differenziertere Ausführungen zur Geschäftsperformance entbehrlicher.
Hier wird in der Kommunikation vor allem die Steigerung des Bekannt­heitsgrades des Emittenten
im Vordergrund stehen, um eine möglichst breite Platzierungs­basis für Emissionen zu gewinnen.
Umgekehrt: Je schlechter das Rating, umso wichtiger ist eine kontinuierliche und transparente
Kommunikation, um trotz schwacher Bonitätsein­schät­zung eine Vertrauensbasis zu schaffen und
die Chancen auf eine Heraufstufung des Ratings zu verbessern.
12   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

     2. „10 Goldene Regeln“ für
        Fixed Income Investor Relations
     Die folgenden „10 Goldenen Regeln“ fassen die wesentlichen Anforderungen an profes­
     sionelle Fixed Income Investor Relations zusammen. Diese Regeln gelten unabhängig von der
     Unternehmensgröße. Es sollte im Interesse jedes Unternehmens liegen, über einen nachhaltig ver-
     trauensbildenden Dialog mit den Fremdkapitalgebern eine vertrauensvolle Basis für einen kontinu-
     ierlichen Zugang zu Finanzierungsmitteln zu sichern. Natürlich wird der Einsatz von Mitteln und
     Ressourcen im Einzelfall auch von der Größe des Unternehmens und dessen Finanzierungsbedarf
     abhängen.

     (1)    Informationsbedürfnisse der Kreditgeber beachten
     Die Informationsbedürfnisse von Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestoren sind in weiten Teilen
     übereinstimmend. Dort wo es Unterschiede gibt, stellt Fixed Income IR vor allem bonitätsrelevante
     Informationen in den Vordergrund. Idealerweise werden diese in die gesamte Kapitalmarktstory
     integriert.

     (2)    Gleichbehandlung von Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestoren
     Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestoren erhalten einen gleichberechtigten Zugang zu relevanten
     Informationen. Dies betrifft sowohl die Bereitstellung von Dokumentationen (Finanzberichte,
     Investoren- und Analystenpräsentationen, Pressemeldungen etc.) als auch die jederzeitige
     Bereitschaft seitens Investor Relations und des Managements, Fragen zum Unternehmen zeitnah,
     umfassend und verständlich zu beantworten.

     (3)    Vertrauen schaffen
     Ziel der Fixed Income IR ist es, bei den Fremdkapitalgebern Vertrauen zu schaffen für die heu-
     tigen und zukünftigen Kreditbeziehungen. Die wesentliche Grundlage hierfür ist eine regelmäßige,
     umfassende, zeitnahe und transparente Kommunikation in Bezug auf die vergangene und aktuelle
     Geschäftsentwicklung sowie die zu erwartenden Perspektiven des Unternehmens.

     (4)    Kontinuierlichen Dialog pflegen
     Einmal angefangen, darf daher Fixed Income IR nicht wieder eingestellt werden. Die
     Kommunikation ist ein kontinuierlicher Dialog mit der Fremdkapitalseite, der auch außerhalb der
     eigentlichen Kapitalbeschaffung stattfinden muss. Im übrigen gilt: Nach der Emission ist vor der
     Emission! Nur der kontinuierliche Dialog kann Vertrauen für den nächsten Bond bzw. die nächste
     Kreditaufnahme schaffen.
13

(5)   Persönlichen Kontakt pflegen
Fixed Income IR spielt sich nicht nur über Geschäftsberichte, Quartalsberichte, Pressemitteilungen
oder Anleiheprospekte ab. Der persönliche Zugang zum Kreditgeber und das Gespräch mit ihm
sind und bleiben wichtig.

(6)   Fixed Income IR ist Bringschuld
Gute wie schlechte Nachrichten müssen zügig kommuniziert werden und nicht erst dann, wenn
die Krise bereits da ist. Transparenz ist hierbei zentral.

(7)   Kapitalmarktstory um Fixed Income IR-Bestandteile erweitern
Fixed Income IR ist ein Baustein in einer umfassenden Finanzmarktkommunikation. Die Inhalte
der Fixed Income IR unterscheiden sich nicht grundsätzlich von den an die Eigenkapitalgeber
kommunizierten Inhalte. Im Gegenteil: Es sollte nur eine Kapitalmarktstory geben, die beiden
Anspruchsgruppen gerecht wird.

(8)   Finanz- und IR-Abteilung arbeiten eng zusammen
Bei Fixed Income IR kann es nur ein Miteinander der beiden Fachdisziplinen geben. Die Trennlinie
für den Führungsanspruch im Rahmen der Kommunikation zieht sich entlang der Frage, welche
Themen betreffen das Finanzinstrument und welche die Kapitalmarktstory.

(9)   Fixed Income IR ist auch Botschafter nach innen
Fixed Income IR ist nicht nur Botschafter des Unternehmens nach außen, sondern auch des
Kreditgebers in das Unternehmen hinein sein. Fixed Income IR hat daher auch die Aufgabe, das
eigene Unternehmen für Themen der Fremdkapitalseite zu sensibilisieren.

(10) Fixed Income IR ist Management-Aufgabe
Fixed Income IR darf nicht nur auf die IR-Abteilung beschränkt bleiben. Das Top-Management
(CFO) sollte ebenfalls in die Kommunikation mit den Kreditgebern eingebunden werden.
14   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

     3. Fremdkapital- vs. Eigenkapitalgeberbedürfnisse
     3.1	Was sind Anlagemotive für Fremdkapitalinvestoren und welcher
          Informationsbedarf resultiert daraus?
     Folgende Tabelle beschreibt typische Fremdkapitalinvestoren, deren Anlagemotiv und den daraus
     abgeleiteten Informationsbedarf. Dies ist eine grobe Verallgemeinerung, die daher nicht alle
     In­vestorentypen be­schreiben kann. Zwischen den einzelnen Investorentypen bestehen Mischformen
     bzw. es kann auch sein, dass ein Publikumsfonds lediglich bei bestimmten Ereignissen In­for­ma­
     tions­bedarf hat und sich ansonsten alleine auf das Credit-Rating des Unternehmens (falls vorhan-
     den) stützt.

          Investor                    Anlagemotiv                                           Informationsbedarf
          Kreditinstitute
            Stabile und sichere Erträge                                                     Regelmäßig, kontinuierlich
            aus Kreditgewährung sowie                                                       über Gesamtentwicklung des
            Aussicht auf Zusatzgeschäft                                                     Unternehmens
          		außerhalb des Kreditgeschäfts
          Versicherungen              Häufig Buy-and-Hold-Investor;                         Regelmäßig, kontinuierlich
                                      Engagement dient der Erfüllung                        über Gesamtentwicklung des
                                      langfristiger Verpflichtungen                         Unternehmens

          Pensionsfonds               Häufig Buy-and-Hold-Investor;                         Regelmäßig, kontinuierlich
                                      Engagement dient der Erfüllung                        über Gesamtentwicklung des
                                      langfristiger Verpflichtungen                         Unternehmens

          Publikumsfonds
            Aktiver Investor mit Fokus auf der                                              Regelmäßig, kontinuierlich
            Erzielung eines Renditeplus z. B.                                               über Gesamtentwicklung des
            gegenüber Staatstiteln                                                          Unternehmens; aber auch
          		                                                                                ereignisgetrieben, je nach
          		                                                                                Anlageziel des Fonds

          Hedge Fonds                 Aktiver Trader mit Fokus auf der                      Meist kurzfristig engagiert und
                                      Erzielung max. Rendite                                daher vor allem an bestimmten
                                                                                            Ereignissen interessiert

     Tab. 1

     3.2 Was ist Anlagemotiv beim Eigenkapitalgeber vs. Fremdkapitalgeber?
     Eigenkapitalgeber haben sowohl ein upside (steigender Aktienkurs) als auch ein downside (fal-
     lender Aktienkurs). Der Kreditgeber 1) besitzt nur ein downside in Form des Ausfalls von Zins- und
     Tilgungs­­zahlun­gen. Das upside fällt weg, da er meist nicht von Kurssteigerungen profitieren kann,
     denn die Anleihe wird zum Nominalwert zurückgezahlt (anders, wenn er beispielsweise Anleihen
     aktiv handelt). Dies bedeutet, der Anleiheinvestor ist im ersten Schritt an Nachrichten interessiert,
     die ihm sagen, ob sich sein downside verändert oder nicht.

     1)
           nterstellt sei hier vereinfachend ein Buy-and-Hold-Investor in eine festverzinsliche, endfällige Anleihe. Natürlich bietet der
          U
          Fremdkapitalbereich darüber hinaus noch eine Vielzahl anderer Instrumente, die aber im Hinblick auf ihr Risikoprofil und daraus
          resultierende­Chancen und Risiken für den Investor an dieser Stelle ausgeklammert bleiben.
15

Trotz dieses grundsätzlichen Unterschieds zeigt die Erfahrung der befragten Experten,
dass 80 – 90 % der Informationsbedürfnisse der Eigen- und Fremdkapitalgeber gleich sind.
(Ausgenommen sind dabei spezifische Informationen im Rahmen einer Anleihe-Neuemission.)
Dies ist ein weiteres Argument dafür, dass die Finanzkommunikation des Unternehmens beide
Anlegergruppen grundsätzlich gleich behandeln sollte.

Folgende Gegenüberstellung beleuchtet noch weitere Unterschiede:
                     Equity                                        Fixed Income

  • Anteil am Eigenkapital einer   •                  Anteil am Fremdkapital einer Gesellschaft
		 Gesellschaft (Mitbestimmung)		                     und bei Totalverlust Anspruch auf
				                                                  Eigenkapital
  • Risiko-Wertpapier,
    Teilnahme am Wachstum          •                  festverzinsliches Wertpapier,
				                                                  keine Teilnahme am Wachstum
  • unbegrenzte Laufzeit
			                                •                  begrenzte Laufzeit
  • Entscheidungsbasis: zukünftige
		 Kurssteigerungs- und            •                  Entscheidungsbasis: zukünftige
		 Ausschüttungspotenziale                            Performance, aber vor allem
				                                                  Zinszahlungs- und Tilgungsfähigkeit

Abb. 2

3.3 Welche Anleiheformen bzw. Kreditinstrumente gibt es?
Der Unternehmensanleihemarkt lässt sich zwar nicht allumfassend beschreiben, dennoch sollen
hier die wichtigsten Instrumente kurz genannt und beschrieben werden. Dabei handelt es sich
um Anleihen und Kreditderivate, die mittlerweile von vielen Investoren zur Geldanlage genutzt
werden:

 Anleiheformen
 Klassische Anleihe              Zins- und Rückzahlungszeitpunkt sind fix
 (Straight Bond)

 Variabel verzinsliche Anleihe   Zins variabel, Zins- und Rückzahlungszeitpunkt fix
 (Floating Rate Note)

 Optionsanleihe                  Investor erhält neben Kupon und Rückzahlung eine Option auf
 (Warrant Bond)                  Aktien des Emittenten

 Wandelanleihe                   Emittent kann die Rückzahlung zum Nominalpreis oder in einer
16   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

       (Convertible Bond)                          vorher festgelegten Aktienanzahl des eigenen Unternehmens
       leisten

       Umtauschanleihe                             Gleiche Struktur wie Wandelanleihe, aber möglicher Tausch in
       (Exchangeable Bond)                         Aktien eines anderen Unternehmens

       Pflichtwandelanleihe                        Wie Wandelanleihe – Rückzahlung erfolgt nur mit eigenen
       (Mandatory Convertible Bond)                Aktien des Emittenten (Pflicht)

       Aktienanleihe                               Wie Umtauschanleihe, aber Emittent entscheidet über
       (Reverse Convertible Bond)                  Bartilgung oder Rückzahlung in Aktien

       Null-Kupon-Anleihe                          Während der Laufzeit keine Auszahlung von Zinsen. Diese
       (Zerobond)                                  werden am Ende der Laufzeit gezahlt.

       Genussschein Zinskomponente und Anteil am Reinerlös / Liquidationserlös des
       		                  begebenden Unternehmens

       Commercial Paper                            Kurzfristiges Geldmarktpapier mit Laufzeiten von bis zu zwei
                                                   Jahren

       Asset Backed Security (ABS)                 Anleihe, die mit einem Aktivposten der Bilanz (z. B.
                                                   Forderungen) besichert ist

       Pfandbriefe / Covered Bonds                 Anleihe, die durch einen Sicherungspool (sog. Deckungsstock)
                                                   von hypothekarisch besicherten Immobilienkrediten
                                                   (Hypothekenpfandbrief) oder öffentlichen Krediten / Anleihen
                                                   (Öffentlicher Pfandbrief) gedeckt ist.

       Hybrid-Anleihe	Anleihe, die sowohl Merkmale von Eigenkapital als auch Fremdkapital
                       aufweist. Im Insolvenzfall werden erst die Ansprüche oben genannter
                       Gläubiger bedient. Typisch ist außerdem die unbefristete Laufzeit.

       Kreditderivate
       Credit Default Swap                             Bei Ausfall des ordentlichen Schuldendiensts z. B. auf eine
       (CDS)                                           Anleihe, dient der CDS als Versicherung, da dann eine andere
                                                       Partei die Schuld übernimmt (am weitesten verbreitet im Markt)

       Collateralised Bond Obligation                  Synthetische Anleihe, besichert mit unterliegenden
       (CBO)                                           Unternehmensanleihen

       Collateralised Debt Obligation                  Synthetische Anleihe, besichert mit unterliegenden
       (CDO)                                           Kreditinstrumenten unterschiedlicher Art

       Collateralised Loan Obligation                  Synthetische Anleihe, besichert mit unterliegenden Krediten
       (CLO)

       Credit Linked Note (CLN)                        Anleihe, die mit einem CDS kombiniert ist. Im Schadensfall
                                                       fungiert CDS als Versicherung

     Tab. 2
     Quelle: Duffe, Andreas: Creditor Relations 2005
17

          Risikoaufschlag für    4,30 %                                 Re-offer Zinssatz für Investoren
Im Bankenkreditmarkt
        • Geschäftsmodell lassen sich noch einige weitere Fremdfinanzierungsformen finden, wie
z. B. kurzfristige Kreditlinien, Betriebsmittelkredite, langfristige Investitionskredite (mit fester
        • Marktumfeld
oder variabler   Zins­bindung) oder so genante Schuldscheindarlehen, die die kreditgebende Bank
                                                                     Aufschlag gemäß unternehmens-
ganz oder    teilweiseEckdaten
        • finanzielle   an andere Kreditgeber abtreten kann. Letzteres     entspricht faktisch einer
                                                                     spezifischer Risiken (Spread)
Kreditsyndizierung und bedeutet für den Kreditnehmer, dass er bei einem Kredit mit mehre-
        • Transparenz
ren „Investoren“        / hat. Insoweit ist das Schuld­scheindarlehen schon ein Schritt in Richtung
                   zu tun
           Glaubwürdigkeit
Kapitalmarkt. Eine Alternative zum Bankkredit kann darüber hinaus das Leasing darstellen, das
gegebenenfalls   auch steuerliche Vorteile bietet.
        • Sonstiges
                                 3,80 %                                 Referenz-Zinssatz
                                                                        (z.B. Mid-Swap)
Darüber hinaus bietet sich für mittelständische Unternehmen, die (aktuell) keinen Börsengang
anstreben, eine Stärkung des Eigenkapitals aber auch nicht aus eigener Kraft umsetzen können, die
Möglichkeit, in verschiedenen Formen „Private Equity“ aufzunehmen.      Hierzu gehören Mezzanine­
                                                                   Zinssatz von Staatsanleihen
                              3,60
finanzierungen, wie z. B. (nicht   %
                                 börsennotierte) Genussrechte oder gleicher
                                                                    stille Beteiligungen.
                                                                            Laufzeit

In jedem Fall aber ist eine transparente und regelmäßige Kommunikation mit den Investoren ein
wesentliches Element der Finanzpolitik. Soweit die Finanzierung über Bankkredite oder Leasing
erfolgt, ist dies in der Regel eine bilaterale, auf nationale Kapitalgeber fokussierte Kommunikation.
Bei Schuld­schein­darlehen, Strukturierten Finanzierungen (spielen vor allem bei Akquisitions­f inan­
zierungen eine wichtige Rolle) und Private Equity sind die Übergänge zu einer multilateralen,
häufig auch international geprägten Kommunikation fließend.

         Finanzierungsinstrumente                     Ausrichtung der Finanzkommunikation

            Börsennotierte Aktien
                                                                             - multilateral
                   Bonds                                Kapitalmarkt-        - international
                                                        orientierung
              Covered Bonds                                                  - öffentliche
           Asset Backed Securities                                             Kommunikation

            Schuldscheindarlehen
          Strukturierte Finanzierung
                Private Equity

                 Bankkredite                              Banken-            - bilateral
                                                        orientierung
                                                                             - i. d. R. national
                   Leasing
                                                                             - geschlossener
                                                                               Kommunikationskreis

Abb. 3

                        Deal                                Non Deal

                     Treasury                           Investor Relations

                                       IR            Treasury
18   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

     4. Organisation
     4.1 Wer im Unternehmen sollte Fixed Income IR durchführen?
     Grundsatz: IR-Arbeit ist der IR-Abteilung vorbehalten (sofern IR-Abteilung vorhanden)

     Aber: In der Praxis wird die Zuständigkeit unterschiedlich gehandhabt zwischen Finanz­ab­tei­lung /
     Treasury und IR-Abteilung. So zeigt eine Umfrage der RWE AG aus dem Jahr 2003 unter den
     DAX-Unternehmen, dass 29 % Fixed Income IR bei IR ansiedeln. 42 % der Unternehmen legen
     die Verantwortung in die Hände der Finanzabteilung und 29 % haben einen gemeinsamen Ansatz
     zwischen IR und Finanzabteilung. Dieses Bild wurde in Gesprächen mit den Experten weitgehend
     bestätigt. Ist die Zuständigkeit im Bereich Finanzen angesiedelt, hat dies meist historische Gründe,
     da in Deutschland in der Vergangenheit häufig die Fremdkapitalfinanzierung über Banken vorge-
     nommen wurde (Stichwort: Hausbankprinzip).

     Grundsätzlich erscheint für die Credit-Seite eine Aufgabenteilung zwischen IR und anderen Be­rei­
     chen (insbes. Finanzen / Treasury) sinnvoll, die zwischen der Kommunikation des „Credit“ des Unter­
     nehmens und der Produktentwicklung, d. h. der eigentlichen Emission bzw. der Kredit­auf­nahme,
     unterscheidet.

     Die eigentliche Kernkompetenz der Finanzabteilung bzw. des Treasury liegt darin, laufend den
     Finan­zierungsbedarf des Unternehmens zu ermitteln und hierfür in Zusammenarbeit mit den
     Arrangern von Kapitalmarktemissionen bzw. den kreditgebenden Banken möglichst kostengünstige
     Finanzierungs­instrumente zu entwickeln. Wegen der Vielfalt möglicher Fremd­f inanzierungs­pro­
     dukte ist – anders als am Aktienmarkt – häufig auch das Emissionsangebot des Unternehmens an
     die Investoren erklärungsbedürftig. Hierfür ist Finanzen / Treasury der geborene Ansprechpartner.

     Den „Credit“ – also die Bonität – des Unternehmens zu erklären, geht jedoch weit über die
     Produkt­beschreibung der Emissionen hinaus. Dies erfordert einen umfassenden Überblick über
     die strategische Ausrichtung, die Positionierung im Wettbewerbsumfeld, die Entwicklung der
     Erfolgs- und Risiko­kennziffern und die Zukunftsperspektiven des Unternehmens. Hier liegt die
     Kernkompetenz in der Praxis häufig weniger im Finanzbereich. Vielmehr ist dies die Kernaufgabe
     der IR-Abteilung, die damit vor allem auch für die Ratingagenturen und Credit-Analysten – neben
     dem Vorstand – der erste Ansprech­partner sein sollte.

     Da gerade Ratingpräsentationen neben der Darstellung der strategischen Aspekte des Unternehmens
     in besonderer Tiefe auch die Finanzdaten des Unternehmens beinhalten, ist hierbei eine enge
     Abstimmung mit Finanzen / Controlling zwingend notwendig. Die Erarbeitung der gesamten
     Storyline sollte jedoch bei IR liegen. IR muss sich hierbei auch selbst einen tiefen Einblick und
     Verständnis in Bezug auf das Zahlenwerk verschaffen (Welche Rating-Kennzahlen sind wichtig?
     Wie werden die Kennzahlen von den Analysten interpretiert? Welche Bedeutung / Gewicht haben
     bestimmte Kennzahlen für die Gesamt­bonitätseinschätzung?), um die Vorbereitung von Rating­
     gesprächen kompetent aus einer Hand managen zu können. Idealerweise sollte das IR-Team des-
     halb mit einer guten Mischung aus Finanzexperten und Kommunikatoren besetzt sein.
     1)
           ndere Aufteilungen sind ebenfalls beobachtbar: Z. B. Finanzabteilung kommuniziert mit Ratingagenturen und kreditgebenden Banken
          A
          und IR mit übrigen Fremdkapitalgebern.
Finanzierungsinstrumente                         Ausrichtung der Finanzkommunikation

             Börsennotierte Aktien                                                                         19
                                                                              - multilateral
                    Bonds                                   Kapitalmarkt-     - international
                                                            orientierung
Eine weitere Besonderheit besteht bei der Ausgabe von so genannten gedeckten            Emissionen, wie
                                                                              - öffentliche
                 Covered Bonds
z. B. Asset Backed    Securities
             Asset Backed                                                       Kommunikation
                                  (Verbriefung von Forderungen) oder Pfandbriefen
                            Securities                                                 / Covered Bonds.
Die Bonität Schuldscheindarlehen
               dieser Emis­sionen ist nicht unbedingt an den Credit des Unternehmens, sondern an
die Qualität   und Struktur
            Strukturierte      der zugrundeliegenden Sicherheiten gebunden. Über die Entwicklung
                          Finanzierung
der SicherheitenPrivate
                   ist ein Equity
                           regelmäßiger Report für die Ratingagenturen und Investoren zu erstellen.
Hier erscheint eine    Aufgabenteilung zwischen IR und Finanzen
                   Bankkredite                               Banken-
                                                                     sinnvoll,- wonach
                                                                                bilateral die Erstellung
des Reportings und die Beantwortung von Anfragen hierzu         durch diejenige Abteilung erfolgen
                                                           orientierung
                                                                              - i. d. R. national
sollte, die die Administration der Sicherheiten verantwortet. In der Regel ist dies ein reines Finanz­
                      Leasing
datenmanagement. Die IR-Abteilung kann diese Aufgaben nur insoweit- geschlossener
                                                                                sinnvoll unterstützen,
als Fragen zur Bonität des Unternehmens gestellt werden (was in der Praxis Kommunikationskreis
                                                                                 durchaus vorkommt).

Eine sinnvolle Aufgabenteilung könnte daher mit Blick auf den Anleihemarkt wie folgt aussehen:

                        Deal                                    Non Deal

                      Treasury                              Investor Relations

                                      IR                 Treasury

Abb. 4
                  Equity-Investoren erwarten …                      Fixed-Income-Investoren erwarten …
Im Rahmen von Deals, d. h. bei Neuemissionen von Anleihen, sollte die Abteilung Finanzen die
        • steigende Cashflows                                 • stabile Cashflows
Führung übernehmen, da diese die technischen Details mit den emissionsbegleitenden Banken
bespricht• bzw.
           Steigerung  desFixed
                ab­wickelt. Unternehmenswertes                • Vermeidung
                                  Income IR sollte vor allem bei             operativer eingebunden
                                                                 der Roadshow-Planung   Risiken
werden, da(Shareholder     Value)
             IR die Kontakte   zu den wichtigen Investoren pflegt    und diese dann
                                                              • gutes Credit-Rating im  Rahmen  der
Roadshows    besucht werden
        • kontinuierliche     können.
                            Dividendenfähigkeit
                                                              • solide Unternehmensfinanzierung
Bei Non-Deal-Veranstaltungen, d. h. hierbei wird keine Neuemission einer Anleihe durch­
geführt, sollte Fixed Income IR die Führung übernehmen, denn es geht dabei vor allem um die
Investorenpflege, dieDaher  mit Aufgabe
                      originäre Fingerspitzengefühl
                                        von IR ist. entscheiden und kommunizieren!

                  Equity-Investoren reagieren …                     Fixed Income-Investoren reagieren …
20   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

     Im Einzelfall sollte die Aufgabenteilung jedoch immer vom produkt- und kreditbezogenen
     Informations­bedarf abhängig gemacht werden. Liegt die letzte Emission bereits lange zurück und
     sind seitdem wenig IR-Gespräche geführt worden, dann kann auf einer Deal-Roadshow der Credit
     genauso erklärungsbedürftig sein wie die Struktur der Anleihe, die zur Platzierung ansteht. Darüber
     hinaus ist für IR das regelmäßige Feedback aus dem Kapitalmarkt wichtig. Deshalb erscheint es
     sinnvoll, dass Roadshows grundsätzlich auch von einem IR-Manager begleitet werden. Non-Deal-
     Roadshows, d. h. Roadshows ohne konkrete Emission, dienen immer auch der Vorbereitung von
     zukünftigen Deals und im Übrigen gilt der Grundsatz: Nach dem Deal ist vor dem Deal.

     Speziell für börsennotierte Unternehmen ist zu beachten: Die kommunizierten Inhalte
     für Eigen- und Fremdkapitalgeber müssen konsistent sein. Anstatt spezieller Equity- und Fixed-
     Income-Inhalte sollte besser eine umfassende, modular aufgebaute Kapitalmarktstory vermittelt
     werden. Beispiel: Im Rahmen der Unternehmenspräsentation eine spezielle Sektion über bonitäts-
     relevante Themen aufnehmen wie z. B. über Verschuldung, Finanzierung, Risikomanagement etc.
     Diese kann man – je nach Klientel – dann in den Vorder- oder Hintergrund rücken.

     Umgang mit kreditgebenden Banken: Bei vielen Unternehmen liegt diesbezüglich die Kom­
     munikation in der Alleinverantwortung von Finanzabteilung / Treasury. Doch auch hier sollte eine
     enge Anknüpfung zur IR-Abteilung bestehen, insbesondere dann, wenn es zur Verhandlung neuer
     Kreditlinien kommt, da im Rahmen von Basel II nicht nur quantitative Kennzahlen, sondern
     immer stärker auch die qualitativen Faktoren wie Strategie, Wettbewerb, Marktentwicklung oder
     Manage­ment in den Vordergrund rücken.

     4.2 Welche Ansprechpartner benötigt Fixed Income IR im Unternehmen?
     Finanzbereich / Treasury ist erster Ansprechpartner, wie zuvor bereits erwähnt, da dieser die „Kapital­
     aufnahmehoheit“ hat. Fixed Income IR ist daher in der Praxis häufig hier anzutreffen. Daneben
     müssen auch Themen wie Rechnungslegung, Strategie, Controlling oder Risiko­management kom-
     muniziert werden, die häufig nicht im Finanzbereich angesiedelt sind. Fremdkapitalinvestoren
     unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von den Eigenkapitalinvestoren.

     Investoren sind natürlich stark daran interessiert, einen direkten Zugang zum Vorstand zu erlan-
     gen. Insofern sollte Fixed Income IR auch diesen direkten Zugang zum Management besitzen. Dies
     wird deshalb als besonders wichtig eingeschätzt, da hier Einschätzungen zu bestimmten Themen
     direkt von den Entscheidungs­trägern gegeben werden.
21

4.3 Welches Budget benötigt Fixed Income IR?
Diese Frage ist im Hinblick auf die absolute Höhe nur schwer zu beantworten. Bei börsenno-
tierten Unternehmen mit einer bestehenden (Equity-)IR-Infrastruktur lässt sich häufig schon
mit bestehenden Mitteln viel erreichen. So kann z. B. die Unternehmenspräsentation um ein
Kapitel zum Thema Fixed Income erweitert werden. Zudem lassen sich auf Roadshows Termine
zwischen Eigenkapital- und Fremdkapitalgebern desselben Investors verbinden, so dass hier die
Kommunikation ohne zusätzlichen Aufwand mit beiden Zielgruppen erfolgen kann.

In einer Umfrage unter den Dax-Unternehmen kam heraus, dass der Zeitaufwand zwischen
5 – 20 % der Gesamt IR-Zeit für Fixed Income IR beträgt und dabei 0,5 – 3 Mitarbeiter eingesetzt
werden. Natürlich gilt auch hier der Grundsatz: Je kleiner das Unternehmen, desto limitierter die
Möglich­keiten.

Einige Möglichkeiten mit geringem zusätzlichen Aufwand für das Unternehmen:

• Zusatzkapitel in Rahmen der Kapitalmarktstory mit Fixed-Income-relevanten Themen
• Eigener Navigationspunkt mit Ansprechpartner auf der Homepage
• Telefonkonferenzen mit Fixed-Income-Investoren
• E-Mail-Verteiler
• Kontaktaufnahme mit Credit Sell Side von Banken als Multiplikator
• Aufnahme der Fixed-Income-Investoren im Rahmen einer Perception Study
• Explizite Einladung der Fixed-Income-Investoren bei Equity-Roadshows

Insbesondere letztgenannter Punkt wird bereits von verschiedenen DAX-Unternehmen prakti-
ziert. Sie sitzen sowohl der Equity- als auch der FI-Seite bei One-on-One-Meetings gegenüber. Die
Erfahrungen zeigen eine positive Resonanz bei den Investoren. Auch Broker, die bislang diesen
Ansatz nicht verfolgt haben, zeigen sich dem gegenüber aufgeschlossen.

Bei nicht börsennotierten Unternehmen stellt sich grundsätzlich die Frage, wie groß die
IR-Abteilung sein sollte. Eine allgemein gültige Empfehlung lässt sich hier nicht abgeben. Im
Einzelfall ist das erforderliche Format der IR-Abteilung insbesondere vom Umfang und der
Regelmäßigkeit der Anleiheemissionen bzw. Kredite sowie der konkreten Aufgabenteilung zwi-
schen Finanzen / Treasury und IR abhängig.

In der Praxis der befragten nicht börsennotierten Anleiheemittenten sind die IR-Abteilungen
sehr unterschiedlich ausgestaltet. Die Anzahl der IR-Mitarbeiter von nicht börsennotierten
Kredit­nehmern reicht von 1 bis 6 in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße. Die Ansiedelung
22   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

     der IR-Funk­tion ist dabei ebenfalls sehr unterschiedlich. Teilweise sind die IR-Manager in der
     Kommunikationsabteilung, teilweise im Bereich Finanzen / Treasury aufgestellt. Darüber hinaus
     gibt es auch Fälle reiner Anleihe­emittenten, bei denen IR als eigenständige Abteilung installiert ist.

     Bei den nicht börsennotierten Anleiheemittenten ist zudem zu berücksichtigen, dass mit dem
     Debut am Kapitalmarkt eine IR-Infrastruktur erst einzurichten und laufend gepflegt werden muss.
     Zu den personellen Ressourcen, die darin gebunden sind kommen unter anderem folgende Aspekte
     hinzu:

     • Aufbereitung von Jahres- und Quartalsfinanzberichten (bzw. Zwischenmitteilungen) für die
       Veröffentlichung
     • Einrichtung eines eigenen Navigationsbereichs für Investor Relations auf der Homepage
       (Hinterlegung von Finanzberichten, Finanzpressemitteilungen, Finanzkalender, Ratings,
       Kontaktdaten etc.)
     • Aufbau und Pflege eines E-Mail-Verteilers für IR-News
     • Regelmäßige Mailings, Telefonkonferenzen, Roadshows

     4.4	Hängt das Erfordernis von Fixed Income IR von der Unternehmensgröße oder von
          einer Börsen­notierung ab?
     Nein. Zugang zu Fremdkapital benötigt jedes Unternehmen, von daher ist das Thema größen­
     unabhängig. Auch die Börsennotierung ist nicht entscheidend für Fixed Income IR. So besitzen
     auch nicht börsennotierte Unternehmen wie ATU, Bertelsmann, Claas, Deutsche Bahn, Grohe
     usw. IR-Abteilungen. Allerdings hat eine Börsennotierung den Vorteil, dass man schon auf vor-
     handene IR-Strukturen zurückgreifen kann.

     4.5 Wer sollte neben IR noch bei Fixed-Income-IR-Veranstaltungen auftreten?
     Emittenten von Corporate Bonds (Industrieunternehmen):
     Dies ist immer eine Frage des Themas. Bei Deal-Roadshows erwarten die Investoren in der Regel
     den CFO oder zumindest den Leiter Finanzen. Ist dies eine reine lokale Finanzierung, z. B. die
     Anleihe wird nur in einem kleinen Währungsraum platziert, dann „reicht“ sicherlich auch der
     lokale CFO bzw. Leiter Finanzen.
23

Bei Non-Deal-Roadshows zeigt die Erfahrung, dass Bondinvestoren sich zunächst hinsichtlich ihrer
Fragen zu 80 – 90 % nicht von den Fragen der Aktionäre unterscheiden. Wenn kreditspezifische
Themen auf der Tagesordnung stehen, dann sind dies meist Themen – sofern keine Sonderthemen
vorhanden sind – wie Bilanz-, Verschuldungs- und Cashflow-Entwicklungen. Daher bietet sich
an, Ansprechpartner aus der Finanzabteilung mitzunehmen, die diese Fragen beantworten kön-
nen. Stehen jedoch z. B. Strategiewechsel oder technische Innovationen im Mittelpunkt, ist es
sicherlich auch von Interesse für Anleihegläubiger, mit dem operativen Management (= mittleres
Management) hierüber zu diskutieren. Dies hilft, einen Sektorüberblick zu erhalten, der aufgrund
der breiten Coverage der Anleiheinvestoren (gilt sowohl für Sell als auch Buy Side) immer von
Interesse ist. Zudem sollte auch der Finanzvorstand bei wichtigen Bondholdern auf Roadshows
vertreten sein, da dieser dem Investor aus erster Hand eine Einschätzung aktueller Themen geben
kann. Natürlich kann es auch ausreichen, wenn IR alleine auf Roadshow geht.

Anleiheemissionen von Banken:
Bei Banken zeigt die Befragung hingegen eine gänzlich andere Praxis der Aufgabenteilung bei
Roadshows. Grundsätzlich ist hierbei zu beobachten, dass der Vorstand auf Roadshows relativ
selten präsent ist; dies gilt sowohl für Deal- als auch für Non-Deal-Roadshows. So gibt es Banken,
die nach eigenen Angaben nie mit einem Vorstandsmitglied auf Roadshow gehen. Andererseits
gibt es auch Fälle, bei denen auf Non-Deal-Roadshows immer auch der CEO gemeinsam mit
IR / Treasury präsent ist. Insgesamt ist bei den Dauer­emittenten jedoch festzustellen, dass die regel-
mäßige Präsenz des Vorstands bei Investorenge­sprächen am FI-Markt deutlich weniger Gewicht
hat als bei Industrieunternehmen.

Weiterhin bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass es Banken gibt, die aufgrund der
hohen Regelmäßigkeit und Volumina ihrer Emissionen überhaupt keine Deal-Roadshows durch-
führen, sondern sich ausschließlich auf Non-Deal-Roadshows fokussieren.

Überwiegend werden Roadshows bei Banken von Treasury und IR durchgeführt, dies im Einzelfall
mit unterschiedlichen Gewichten. Die Spanne reicht von Emittenten, bei denen Roadshows über-
wiegend von IR gestaltet werden, über ein stets gemeinsames Auftreten von IR und Treasury bis
hin zu Banken, bei denen ausschließlich das Treasury auf Roadshow geht (immerhin zwei der
befragten Banken). Insgesamt zeigt sich bei den Banken in besonderer Weise, dass die Kapital­
marktkommunikation verbreitet noch als eine originäre Domäne des Treasury gesehen wird. Erst
sukzessive beginnt sich hier – im Sinne der oben beschriebenen Arbeitsteilung – auch IR zu etablie-
ren. Eine generelle Empfehlung einer „richtigen“ Vorgehensweise lässt sich hier nicht geben, jedoch
sollte IR auf jeden Fall involviert sein. Soweit die Roadshow-Aktivitäten allerdings stark durch
Treasury dominiert sind, sind die Treasurer in besonderer Weise gefordert, auch die strategische
Perspektive und die Finanzdaten des Unternehmens darstellen zu können. Bei börsennotierten
Banken kommt erschwerend hinzu, dass eine enge Verzahnung mit der Equity-IR erforderlich ist,
um eine konsistente One-Voice-Policy am Kapitalmarkt sicherzustellen.
24   DIRK White Paper: Fixed Income Investor Relations

     5. Kommunikationsinhalte und -instrumente
     5.1 Was ist „Pflicht“ und „Kür“ bei Fixed Income IR?
     Wie im Rahmen der Equity IR ist die Fixed Income IR der kommunikative Arm zu den Kapital­
     gebern. Allerdings besteht im Hinblick auf Roadshows eine Besonderheit:

     Grundsätzlich unterscheiden sich Deal- und Non-Deal-Aktivitäten. Am Beispiel Roadshow wird
     dies deutlich.

     Non-Deal-Roadshow = „Kür“ der Fixed Income IR
     Regelmäßige Informationen an bestehende oder potenzielle Bondinvestoren (= Beziehungspflege)
     über das bestehende Geschäft, ohne dass eine neue Anleihe ausgegeben wird. Insofern unterschei-
     det sich die Arbeit nur wenig von der Arbeit auf der Equity-Seite. Eine Non-Deal-Roadshow dient
     auch der Vorbereitung von zukünftigen Deals.

     Deal-Roadshow = „Pflicht“ der Fixed Income IR
     Aktive Ansprache der Investoren über die Deal-begleitenden Banken im Rahmen der Ausgabe
     einer neuen Anleihe.

     Hinsichtlich der „Pflichten“ im Bereich der Fixed Income Investor Relations sollten nicht börsen­
     notierte Unternehmen beachten, dass sie auch ohne Börsennotierung einer Reihe kapitalmarktrecht-
     licher Regelungen unterliegen, die IR-relevant sind. Dazu gehören vor allem die Erstellung eines
     Jahres- und Halbjahresfinanzberichts sowie Zwischen- bzw. Quartalsfinanzberichte. Die Erstellung,
     Hinweisbekanntmachung, Publikation auf der Homepage sowie im Unternehmensregister bzw.
     elektronischem Bundesanzeiger sind hierbei obligatorisch.

     Die gilt auch für weitere Pflichtmitteilungen, wie z. B. das so genannte Jährliche Dokument und
     auch Ad-hoc-Mitteilungen. Für letztere liegt die Schwelle liegt jedoch deutlich höher, wenn der
     Emittent lediglich mit Fremdkapital am Kapitalmarkt vertreten ist. Im Emittentenleitfaden der
     BaFin heißt es dazu (S. 57, IV. 2.2.5.1 und IV. 2.2.5.2): „Ein erhebliches Preisbeeinflussungspotenzial
     dürfte bei festverzinslichen Wertpapieren seltener anzunehmen sein als bei zum Börsenhandel
     zugelassenen Aktien. Soweit der Emittent ausschließlich herkömmliche Schuldverschreibungen
     zum Börsenhandel zugelassen hat, wird in der weit überwiegenden Anzahl der Fälle ein erheb-
     liches Preisbeeinflussungspotenzial nur anzunehmen ein, wenn die Erfüllung der mit dem
     Finanzinstrument verbundenen Verpflichtungen des Emittenten (z. B. Rückzahlung, Zinszahlung)
     aufgrund der der Information zugrunde liegenden Umstände beeinträchtigt wäre. Soweit die
     Rendite des Genussscheines z. B. davon abhängt, dass der Emittent keinen Bilanzverlust erleidet,
     entsteht eine Veröffentlichungspflicht nur dann, wenn mit hinreichender Wahrscheinlichkeit
     davon ausgegangen werden kann, dass ein Bilanzverlust eintritt.“
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