ÖSTERREICH KOMPENDIUM - Berenberg

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F I X E D I N C O M E R E S E A RC H |   PUBLIC SECTOR & FINANCIALS

                                     ÖSTERREICH
                                     KOMPENDIUM
                                     Philipp Jäger, CIIA, FRM
                                     Senior Analyst Fixed Income
                                     +49 69 91 30 90-590
                                     philipp.jaeger@berenberg.com

                                     Helge Schunck, CFA
                                     Senior Analyst Fixed Income
                                     +49 69 91 30 90-591
                                     helge.schunck@berenberg.com

                                     Timo Segieth
                                     Analyst Fixed Income
                                     +49 69 91 30 90-592
                                     timo.segieth@berenberg.com

                                     09. Februar 2016, 5. Auflage
F I X E D I N C O M E R E S E A RC H | P U B L I C
              SECTOR & FINANCIALS

2/72 Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG  Fixed Income Research – Österreich Kompendium
F I X E D I N C O M E R E S E A RC H | P U B L I C
        SECTOR & FINANCIALS
Inhaltsverzeichnis

1.   Die Republik Österreich                                                              5
     1.1    Makroökonomisches Umfeld                                                      5
     1.2    Volkswirtschaftliche Kennzahlen im Überblick                                  6
     1.3    Die Sicht der Ratingagenturen                                                 8
     1.4    Überblick über die in dieser Studie vorgestellten österreichischen Renten-
            marktakteure                                                                  8
2.   Die Republik Österreich als Emittent                                                 9
     2.1    Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur                                9
     2.2    Der institutionelle Rahmen für die Schuldenaufnahme                           9
     2.3    Die Emissionstätigkeit der Republik Österreich                                9
3.   Staatsgarantierte Emittenten bzw. Emittenten in Staatseigentum                      11
     3.1    Überblick                                                                    11
     3.2    Kurzprofile                                                                  12
4.   Die österreichischen Bundesländer                                                   17
5.   Gesellschaften mit Haftung/Garantie eines Bundeslandes                              19
6.   Österreichische Bankenlandschaft                                                    22
     6.1    Überblick über die österreichische Kreditwirtschaft                          22
     6.2    Aktienbankensektor                                                           25
     6.3    Landes-Hypothekenbankensektor                                                32
     6.4    Raiffeisensektor                                                             41
     6.5    Sparkassensektor                                                             52
     6.6    Volksbankensektor                                                            54
     6.7    Abbaugesellschaften                                                          55
7.   Österreichische Covered Bonds                                                       56
     7.1    Der österreichische Covered Bond-Markt                                       56
     7.2    Gesetzgebung und Transaktionsstruktur                                        56
     7.3    Die Deckungsstöcke österreichischer Covered Bonds                            58
8.   Anhang                                                                              62
     8.1    Der österreichische Finanzausgleich                                          62
     8.2    Die Umsetzung der BRRD in österreichisches Recht                             66
Wichtige Hinweise                                                                        68
Kontakte                                                                                 69

3/72 Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG  Fixed Income Research – Österreich Kompendium
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4/72 Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG  Fixed Income Research – Österreich Kompendium
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        SECTOR & FINANCIALS
1. Die Republik Österreich
1.1 Makroökonomisches Umfeld
Österreich nimmt im aktuellen Euro Plus Monitor 2015,                        Österreich und seine Nachbarn
der jährlich von Berenberg zusammen mit dem Lisbon                                                                                                  Tschechien

Council veröffentlicht wird, den zwölften Platz im „Fun-                                                   Deutschland                      Nieder-
damental Health Ranking“ der Eurozonen-Länder ein und                                                                        Ober-
                                                                                                                                            österreich           Slowakei
                                                                                              Vorarlberg                     österreich                          Wien
liegt damit derzeit lediglich im Mittelfeld. Insbesondere das
Wachstumspotenzial der alpenländischen Volkswirtschaft
wurde in den zurückliegenden Jahren aufgrund rückläufiger                     Liechtenstein                           Salzburg
                                                                                                                                       Steiermark           Burgen-
                                                                                                                                                            land
privater Konsumausgaben und einer schwachen ausländi-                                 Schweiz                                Kärnten
                                                                                                                                                            Ungarn
                                                                                                           Tirol
schen Nachfrage nicht ausgeschöpft. Nach mageren
                                                                                                                                          Slowenien
J/J-Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts zwischen                                                       Italien

0,3% im Jahr 2013 und geschätzten 0,7% im zurückliegen-
den Jahr dürfte Österreichs Wirtschaft 2016 und 2017 indes                   Kurzprofil der Republik Österreich
wieder zu Trendwachstumsraten um 1,5% zurückkehren.                          Amtlicher Name                           Republik Österreich (Demokratischer
Haupttreiber dürfte der private Konsum sein, der von stei-                   (Staatsaufbau)                           Bundesstaat mit neun Bundesländern)
genden Haushaltseinkommen infolge der jüngsten Steuerre-                     Fläche                                   83.879 km2
formen beflügelt werden sollte.
                                                                             Einwohnerzahl (2015*)                    8,6 Mio.
Noch vor zwei Jahren lag Österreich mit der niedrigsten
                                                                             Bevölkerungswachstum                     Zwischen 1995 und 2015: +7,9%
Arbeitslosenquote an der EU-Spitze. Seither hat sich die                                                              (Eurozone: +7,6%; DE: -0,2%)
Lage auf dem Arbeitsmarkt etwas eingetrübt. Mit einem
Wert von 5,8% per Dezember 2015 liegt die Arbeitslosen-                      Städte über 100 Tsd.                     Wien (1,8 Mio.) / Graz (274 Tsd.) /
                                                                             Einwohner (01.01.2015)                   Linz (197 Tsd.) / Salzburg (148 Tsd.) /
quote zwar nach wie vor deutlich unter dem Eurozonen-
                                                                                                                      Innsbruck (127 Tsd.)
Durchschnitt (10,4%), im historischen Vergleich ist die
Quote indes vergleichsweise hoch. Eine Trendwende wird                       Bruttoinlandsprodukt                     329 Mrd. EUR (siebtgrößte Volkswirt-
für die Jahre 2016 und 2017 zudem nicht erwartet, vielmehr                   (BIP, nominell) 2014                     schaft der Eurozone)
erwartet die EU-Kommission einen weiteren leichten An-                       BIP/Kopf 2014 (nominell)                 38.500 EUR (Eurozone: 29.800 EUR)
stieg der Arbeitslosenquote bis auf 6,4%. Positiv stechen
                                                                             Öffentlicher Schuldenstand               85,9% (Eurozone: 93,5%)
am Arbeitsmarkt derweil die geringe Jugendarbeitslosigkeit                   in % des BIP 2015*
sowie die niedrige Langzeitarbeitslosigkeit hervor. Des
Weiteren ist der Trend in der Beschäftigung anhaltend                        Haushaltssaldo 2015*                     -1,6% (Eurozone: -2,2%)
positiv: Faktoren wie Immigration, vermehrte Arbeitssuche                    Sparquote (Haushalte) 2015*              14,2% (Eurozone: 13,0%)
durch Frauen und angebotserhöhende Wirkungen von                             Verschuldungsquote                       127,1% (konsolidiert)
Reformen wie bspw. ein erschwerter Zugang zur Invalidi-                      (Privater Sektor) 2014
tätspension unterstützen diesen Trend insbesondere. Weite-
                                                                             Wichtigste Handelspartner                DE (29,7%), IT (6,4%), US (6,1%),
rer Reformbedarf besteht hier jedoch nach wie vor, vor
                                                                             (Exportanteile 2014)                     CH (5,2%), FR (4,9%)
allem mit Blick auf den demografischen Wandel.
Die im Rahmen der Steuerreform beschlossenen Entlastungen der privaten Haushalte dürften nach Meinung der EU-
Kommission keine negativen Auswirkungen auf die Budgetsituation des österreichischen Staates haben. Das Haushaltsdefizit, das
2015 voraussichtlich bei etwa 1,6% liegen dürfte, wird sich nach Meinung der Kommission bis 2017 bei 1,7% stabilisieren. Diese
Prognose ist jedoch mit größerer Unsicherheit behaftet, denn sie fußt auf diversen Annahmen zur Gegenfinanzierung der Steuer-
reform (bspw. Einführung der Registrierkassenpflicht, stärkerer Kampf gegen Steuerbetrug), deren Effektivität sich in der Praxis
erst noch beweisen muss. Die Staatsschuldenquote, die 2014 durch die Einbeziehung der finanziellen Verpflichtungen von staat-
lichen und halb-staatlichen Unternehmen deutlich angestiegen ist, dürfte im zurückliegenden Jahr mit einem Wert von knapp
86% ihren Zenit erreicht haben. Ein langsamer Rückgang des Schuldenstandes wird für die kommenden Jahre erwartet.
Quelle: Wirtschaftskammer Österreich, Statistik Austria, EU-Kommission, Eurostat, Berenberg Fixed Income Research. *geschätzt

5/72 Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG  Fixed Income Research – Österreich Kompendium
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1.2 Volkswirtschaftliche Kennzahlen im Überblick

BIP pro Kopf (2014)                                                      J/J-Wachstum des österreichischen BIP (real)

                 50.000                                                                  8,0
                                                                                         6,0
                               38.500
                 40.000                                                                  4,0
                                                                                         2,0
                 30.000                                                                  0,0

                                                                         %
  EUR

                                                                                        -2,0
                 20.000
                                                                                        -4,0
                 10.000                                                                 -6,0
                                                                                        -8,0
                        0
                              AT BE DE ES    FI   FR   IT NL SE UK

Quelle: Eurostat, Berenberg Fixed Income Research.                       Quelle: Eurostat, Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.

Haushaltssaldo in % des BIP (Schätzung 2015)                             Primärsaldo in % des BIP (Schätzung 2015)

                 1,0                                                                       2,5
                                                                                           2,0
                 0,0
                                                                                           1,5
                 -1,0                                                                      1,0   0,7
  in % des BIP

                                                                           in % des BIP

                                                                                           0,5
                 -2,0       -1,6                                                           0,0
                 -3,0                                                                     -0,5
                 -4,0                                                                     -1,0
                                                                                          -1,5
                 -5,0                                                                     -2,0
                 -6,0                                                                     -2,5
                            AT BE DE ES     FI    FR   IT   NL SE UK                             AT BE DE ES   FI   FR        IT   NL SE UK

Quelle: EU-Kommission, Berenberg Fixed Income Research.                  Quelle: EU-Kommission, Berenberg Fixed Income Research.

Staatsverschuldung in % des BIP (Schätzung 2015)                         Private Verschuldung in % des BIP (2014)

                 140                                                                      250
                 120
                                                                                          200
                 100    85,9
                                                                         in % des BIP
in % des BIP

                                                                                          150    127,1
                  80
                  60                                                                      100
                  40
                                                                                           50
                  20
                   0                                                                        0
                            AT BE DE ES     FI    FR   IT   NL   SE UK                           AT BE DE ES   FI   FR        IT   NL SE UK

Quelle: EU-Kommission, Berenberg Fixed Income Research.                  Quelle: Eurostat, Berenberg Fixed Income Research.

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                            SECTOR & FINANCIALS
Leistungsbilanzsaldo in % des BIP (Schätzung 2015)                      Exportquote (2014)

               12,0                                                                   90
               10,0                                                                   80
                8,0                                                                   70
                                                                                      60    53,2
in % des BIP

                6,0
                4,0   2,6                                                             50

                                                                        %
                2,0                                                                   40
                0,0                                                                   30
               -2,0                                                                   20
               -4,0                                                                   10
               -6,0                                                                    0
                      AT BE DE ES            FI   FR    IT   NL SE UK                       AT BE DE ES         FI   FR   IT   NL       SE UK

Quelle: EU-Kommission, Berenberg Fixed Income Research.                 Quelle: Eurostat, Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.

Entwicklung der Arbeitslosenquote                                       Entwicklung der Arbeitslosenquote (unter 25-jährige)

               14                                                                     30
                                Österreich                                                         Österreich
               12                                                                     25
                                Eurozone                                                           Eurozone
               10                                                                     20
                8
                                                                                      15
                                                                        %
%

                6
                                                                                      10
                4
                                                                                       5
                2
                0                                                                      0

Quelle: Eurostat, Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.           Quelle: Eurostat, Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.

Entwicklung der Verbraucherpreise                                       Index des Wirtschaftsvertrauens

               6,0                                                                    150
                             Inflationsrate J/J (HCPI)                                140
               5,0                                                                                       Economic Sentiment Indicator
                             Kerninflationsrate J/J (HCPI)                            130
               4,0                                                                    120
                                                                        Indexpunkte

               3,0                                                                    110
                                                                                      100
%

               2,0                                                                     90
               1,0                                                                     80
                                                                                       70
               0,0                                                                     60
               -1,0                                                                    50

Quelle: Eurostat, Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.           Quelle: EU-Kommission, Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.

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                  SECTOR & FINANCIALS
1.3 Die Sicht der Ratingagenturen
Die Ratingagentur Moody’s bewertet die Bonität der Republik Österreich nach wie vor mit der                                Nur noch bei Moody’s die
Bestnote von Dreifach-A. Der Ratingausblick wurde jedoch im Oktober des vergangenen Jahres                                 Bestnote
insbesondere vor dem Hintergrund niedriger Wachstumsaussichten von stabil auf negativ geän-
dert. Bei den Agenturen Standard & Poor’s (S&P) und Fitch hat Österreich im Januar 2012 bzw.
Februar 2015 sein AAA-Rating hingegen verloren und wird seither mit AA+ bei aktuell stabilem
Ausblick eingestuft. Unter anderem nennen die Ratingagenturen bei ihrer Kreditwürdigkeitsbe-
urteilung die folgenden Stärken und Schwächen bzw. Herausforderungen.
Stärken:
 Hoch qualifiziertes Arbeitskräftepotenzial, niedrige Arbeitslosigkeit
 Wohlhabende, gut diversifizierte und wettbewerbsfähige Volkswirtschaft mit keinen größe-
     ren makroökonomischen Ungleichgewichten
 Moderat hohe Haushaltsdefizite, starke Institutionen und geringe Anfälligkeit für Event-
     Risiken
 Geringe Verschuldung des privaten Sektors und hohe Sparquote
 Die sehr niedrigen Finanzierungskosten der Staatsschuld bedingen eine hohe Schuldentrag-
     fähigkeit
 Gesetzliche Schuldenbremse und Konsolidierungsprogramm stärken die mittelfristige
     Budgetplanung
Schwächen/Herausforderungen:
 Das geringe Wirtschaftswachstum reduziert die Widerstandsfähigkeit des Landes gegen
     wirtschaftliche und finanzielle Schocks und erschwert fiskalische Konsolidierung
 Der öffentliche Schuldenstand ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und dürfte
     nur langsam sinken
 Eventualverbindlichkeiten aus weiteren möglichen staatlichen Stützungen des nationalen
     Bankensektors

1.4 Überblick über die in dieser Studie vorgestellten österreichischen Renten-
    marktakteure
                                                                                Republik Österreich
                                                                     Staatsanleiheemissionen erfolgen über die
                                                                    Bundesfinanzierungsagentur GmbH (OeBFA)

                100% im                                                                                                    teils staats-
                Eigentum                             Garantien                            Finanzausgleich                  garantierte
                des Staates                                                                                                Anleihen
                                          Staatsgarantierte
                                                                                   Bundesländer                  Bankenlandschaft
                                             Emittenten
                                                                        Landeshaftungen bzw. Garantien
    Bundesimmobilien-                    Autobahnen- und                                                           Raiffeisensektor
 gesellschaft m.b.H. (BIG)                 Schnellstraßen
                                         Finanzierungs-AG                     Landesgesellschaften                Sparkassensektor
                                            (ASFINAG)                                                            Aktienbankensektor
                                                                                Oberösterreichische
                                       Erdöl-Lagergesellschaft                   Gesundheits- und                Landes-Hypotheken-
                                              m.b.H.*                           Spitals-AG (gespag)                 bankensektor
                                                                              Landeskrankenanstalten-            Volksbankensektor
                                       ÖBB-Infrastruktur AG
                                                                              Betriebsgesellschaft des
                                                                                 Landes Kärnten                  Abbaugesellschaften
                                          Österreichische
                                          Kontrollbank AG                            (KABEG)
                                                                                 Krankenanstalten
                                                                              Immobiliengesellschaft
                                                                                    mbH (KIG)

Quelle: Berenberg Fixed Income Research. *Verbindlichkeiten teilweise staatsgarantiert

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2. Die Republik Österreich als Emittent
2.1 Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur
Die 1993 gegründete Österreichische Bundesfinanzierungsagentur Ges.m.b.H., kurz OeBFA,                 OeBFA ist Treasurer des
handelt im Namen und auf Rechnung der Republik Österreich als Treasurer des Bundes. Sie                Bundes
befindet sich zu 100% im Eigentum des Bundes, der seine Eigentümerrolle durch das Bundes-
ministerium für Finanzen wahrnimmt. Die OeBFA ist für die Aufnahme von Schulden, für das
Schuldenportfoliomanagement und für die Kassenverwaltung des Bundes zuständig. Ziel ist die
jederzeitige Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit der Republik Österreich zu mittel- bis langfris-
tig optimalen Konditionen bei gleichzeitig risikoaverser Grundausrichtung.
Die rechtliche Grundlage für die Geschäftstätigkeit der OeBFA bildet das Bundesfinanzierungs-          Rechtliche Grundlage:
gesetz (Bundesgesetz vom 4. Dezember 1992 BGBl. 763/1992 über die Verwaltung und Koordi-               Bundesfinanzierungsgesetz
nation der Finanz- und sonstigen Bundesschulden).

2.2 Der institutionelle Rahmen für die Schuldenaufnahme
Bevor die OeBFA Schulden im Namen und auf Rechnung der Republik Österreich aufnehmen                   Parlament legt Rahmenbedin-
kann, muss das Parlament die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die jährliche Schuldenauf-             gungen der jährlichen Schulden-
nahme festlegen. Dies geschieht im Zuge des Bundesfinanzgesetzes (BFG), in dem sowohl der              aufnahme fest
Haushaltsplan als auch gegebenenfalls die Neuverschuldung des Bundes für das jeweilige Jahr
beschlossen wird. Des Weiteren beschließt das Parlament das Bundeshaushaltsgesetz (BHG), in dem
Parameter für das Schuldenmanagement (z.B. maximale Laufzeit der Schuldtitel) definiert wer-
den, und das Bundesfinanzrahmengesetz (BFRG), das rollierende Ausgabenobergrenzen für jeweils
vier Jahre verbindlich festlegt.

Der institutionelle Rahmen für die Schuldenaufnahme des Bundes

                                                                                  Gegenzeichnung
                                                                                     sämtlicher
                                                                                  Schuldurkunden;
                                                                                   Prüfungsorgan

                                                                                   Rechnungs-
                                Bundesfinanzgesetz                                    hof
                                     (BFG)
                                                      Bundes-      delegiert
                 beschließt      Bundeshaushalts-    ministerium   Verwaltung
   Parlament
                                  gesetz (BHG)           für       der Finanz-       OeBFA
                                                                   schulden an
                                                      Finanzen
                               Bundesfinanzrahmen-
                                 gesetz (BFRG)                                    Buchhaltungs-
                                                                                 agentur (BHAG)
                                                                                     veranlasst die
                                                                                    Zahlungen für
                                                                                  den Schuldendienst

Quelle: OeBFA, Berenberg Fixed Income Research.

2.3 Die Emissionstätigkeit der Republik Österreich
Der überwiegende Teil der Finanzierung erfolgt über die Emission von Bundesanleihen                    Finanzierung überwiegend über
(RAGBs), darunter jährlich typischerweise ein bis zwei syndizierte Emissionen. Daneben bein-           Bundesanleihen (RAGBs)
haltet die Finanzierungsstrategie ein Euro-Medium-Term-Note-Programm (EMTN), ein
Austrian-Treasury-Bills-Programm (ATB), ein Australian-Dollar-MTN-Programm sowie Trans-
aktionen im Darlehens- oder Schuldscheinformat.

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                        SECTOR & FINANCIALS
Termine für die Staatsanleiheemissionen 2016                                                Bloomberg-Kürzel österreichischer Staatstitel
                    Auktion                                     Closing
                  12. Januar*                                  14. Januar
                   9. Februar                                 11. Februar                         RATB                               Austrian Treasury Bills
                     8. März                                    10. März
                     5. April                                    7. April                         RAGB                          Austrian Government Bonds
                     10. Mai                                     12. Mai
                     7. Juni                                     9. Juni                           AUST                 Austrian Government International Bonds
                      5. Juli                                     7. Juli
                  9. August**                                 11. August                        RAGBS                   Austrian Government Bond Coupon Strips
                 6. September                                8. September
                  11. Oktober                                13. Oktober                        RAGBR                   Austrian Government Bond Principle Strips
                 8. November                                10. November
                 13. Dezember                               15. Dezember
Quelle: OeBFA, Berenberg Fixed Income Research. *1,35 Mrd. EUR emit-                        Quelle: Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.
tiert, **Reservetermin

Im vergangenen Jahr betrug die gesamte Schuldenaufnahme der Republik Österreich gut                                                                   Durchschnittliche Restlaufzeit
23 Mrd. EUR, wovon knapp 19 Mrd. EUR auf die Emission von Bundesanleihen (RAGB)                                                                       2015 etwas zurückgegangen
entfielen. Insgesamt bewegte sich die OeBFA damit in der Mitte ihres Planungsspektrums für
das Jahr 2015 (22-24 Mrd. EUR). Die durchschnittliche Restlaufzeit des gesamten Schuldenport-
folios ging im vergangenen Jahr leicht zurück. Sie lag per Ende Dezember 2015 bei 8,4 Jahren
(Dez. 2014: 8,7 Jahre/ Dez. 2013: 8,6 Jahre/ Dez. 2012: 8,5 Jahre).
Für 2016 plant die OeBFA mit einem Gesamtemissionsvolumen (inkl. T-Bills und EMTN-                                                                    Emissionsvolumen 2016:
Programm) im Bereich von 27-30 Mrd. EUR, also deutlich mehr als im Vorjahr. Rund                                                                      27-30 Mrd. EUR
20-22 Mrd. EUR dürften davon auf die Emission von Bundesanleihen entfallen. Geplant sind
diesmal mindestens zwei syndizierte Emissionen. Demgegenüber stehen RAGB-Fälligkeiten in
Höhe von insgesamt etwa 11,6 Mrd. EUR. Dieser Betrag konzentriert sich auf einen einzelnen
Titel (RAGB 4,0% 09/16), der im September seine Fälligkeit erreicht.

Entwicklung der Emissionsvolumina                                                           Fälligkeiten der ausstehenden Kapitalmarktpapiere*
            50                                                                                         50
                          RAGBs            Sonstige Finanzierungsinstrumente
                                                                                                                         Tilgungsvolumen                    Kuponzahlungen
            40                                                                                         40
 Mrd. EUR

                                                                                            Mrd. EUR

            30                                                                                         30

            20                                                                                         20

            10                                                                                         10

             0                                                                                          0
                                                                                     '16e
                  '05
                        '06
                              '07
                                    '08
                                          '09
                                                '10
                                                      '11
                                                             '12
                                                                   '13
                                                                         '14
                                                                               '15

                                                                                                            '16
                                                                                                                  '17

                                                                                                                              '19
                                                                                                                                    '20

                                                                                                                                                '22
                                                                                                                                                      '23
                                                                                                                                                            '24
                                                                                                                                                                  '25
                                                                                                                                                                        '26
                                                                                                                                                                              '27

                                                                                                                                                                                          >'28
                                                                                                                        '18

                                                                                                                                          '21

                                                                                                                                                                                    '28

Quelle: OeBFA, Berenberg Fixed Income Research.                                             Quelle: Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research. *nur RAGBs

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        SECTOR & FINANCIALS
3. Staatsgarantierte Emittenten bzw. Emittenten in
   Staatseigentum
3.1 Überblick
In Österreich gibt es derzeit fünf staatsgarantierte Emittenten bzw. Emittenten in Staatseigen-                                Fünf bedeutende Akteure,
tum. Die drei größeren Akteure ASFINAG, ÖBB und OeKB verfügen über eine Garantie des                                           darunter drei größere
Zentralstaats und sind regelmäßige Emittenten am Kapitalmarkt. Darüber hinaus existieren mit                                   Emittenten
der BIG (keine explizite Garantie) und der Erdöl-Lagergesellschaft (Bundeshaftung nur für
einen Teil der Verbindlichkeiten) zwei weitere Emittenten, deren Bonität aufgrund ihrer Aufga-
ben und der großen Nähe zum Staat seitens der Ratingagenturen mit der des Zentralstaats
gleichgesetzt wird. Kurzprofile der einzelnen Emittenten finden sich auf den folgenden Seiten.
Überblick Staatsgarantierte Emittenten bzw. Emittenten in Staatseigentum
                 Emittent                    Explizite        Risikogewicht/            Bevorzugte              Rating                   Eigentümer
                                             Garantie              LCR               Behandlung unter         (M/S&P/F)
                                                                                       Solvency II*
         Autobahnen- und
                                                                      0%/
      Schnellstraßen Finanzie-                   ja                                          ja               Aaa/AA+/---        100% Republik Österreich
                                                                     Level 1
      rungs-AG (ASFINAG)
     Bundesimmobiliengesell-                                       20%/
                                                nein                                       nein                Aaa/---/---       100% Republik Österreich
       schaft m.b.H. (BIG)                                       Level 2A**
                                                                     0%/
                                           Bundeshaftung     Level 1 für. Verb.                                                   55,6% OMV Refining &
           Erdöl-Lagergesellschaft          für einen Teil   mit staatl. Haftung;                                                  Marketing, 23,1% BP
                                                                                           nein               ---/AA+/---
                mbH (ELG)                   der Verbind-                                                                          Europa, 16,7% SHELL
                                              lichkeiten        sonst 20%/                                                       Austria, 4,6% ENI Austria
                                                                Level 2A***
                                                                      0%/                                                        100% Republik Österreich
           ÖBB-Infrastruktur AG                  ja                                          ja               Aaa/AA+/---
                                                                     Level 1                                                            (indirekt)
                                                                                                                                  Österreichische Banken;
                                                                                                                                 darunter CABET-Holding
     Österreichische Kontroll-                                        0%/                                                                (24,75%),
                                                 ja                                          ja               Aaa/AA+/---
        bank AG (OeKB)                                               Level 1                                                      UniCredit Bank Austria
                                                                                                                                 (16,14%) und Erste Bank
                                                                                                                                         (12,89%)
Quelle: Emittenten, Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research. *Einschätzung Berenberg Fixed Income Research, **eventuell nur sofern Kriterienkatalog (u.a.
Laufzeit, Mindestgröße) erfüllt, ***sofern Kriterienkatalog (u.a. Laufzeit, Mindestgröße) erfüllt

Aggregiertes Fälligkeitsprofil
            10                                                                         OeKB
             9
                                                                                       ÖBB
             8
             7                                                                         ELG
Mrd. EUR

             6                                                                         BIG
             5
                                                                                       ASFINAG
             4
             3
             2
             1
             0
                   '16    '17        '18       '19     '20     '21      '22    '23   '24     '25     '26     >'26
Quelle: Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.

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3.2 Kurzprofile
Autobahnen- und Schnellstraßen Finanzierungs-AG (ASFINAG)
(Bloomberg-Kürzel: ASFING )

Die Autobahnen- und Schnellstraßen Finanzierungs-AG               Ausgewählte Finanzkennzahlen (IFRS)
(ASFINAG) ist verantwortlich für Planung, Finanzierung,
                                                                  in Mio. EUR bzw. %               2011      2012*       2013        2014
Bau, Instandhaltung und Bemautung des gesamten österrei-
chischen Autobahn- und Schnellstraßennetzes. Die                  Umsatzerlöse                    1.871      1.968       2.072       2.267
ASFINAG besitzt auf diesem Gebiet eine Monopolstellung.           EBITDA                          1.101      1.095       1.112       1.115
Sie erhält für das operative Geschäft kein Geld aus dem
                                                                  EBIT                            1.028      1.032       1.050       1.052
Staatsbudget. Vielmehr hat das Unternehmen seit 1997 das
Fruchtgenussrecht an den im Eigentum des Bundes stehen-           Nettozinsaufwand                 460        418         424         360
den Grundstücken und Anlagen des Bundesstraßennetzes              Periodenüberschuss               440        472         471         519
sowie die Berechtigung zur Erhebung von Mauten und Be-
nutzungsgebühren.                                                 Operativer Cashflow              457        513         570         596

Garantien und Ratings                                             W/C-Veränderung                   30        -19         61          -20
Gemäß ASFINAG-Gesetz hat die Republik Österreich stets            Cash Capex                       -360       -354       -388        -453
dafür Sorge zu tragen, dass der ASFINAG die zur Erfüllung         Free Cashflow**                   97        159         182         143
ihrer Aufgaben und zur Aufrechterhaltung der Liquidität und
des Eigenkapitals notwendigen Mittel zur Verfügung stehen.        Bilanzsumme                     14.337     14.447     14.814      15.217
Anleiheemissionen des Unternehmens werden zudem staat-
                                                                  Eigenkapital                    2.551      2.922       3.294       3.613
lich garantiert. Einerseits existiert eine Master-Garantie
(Rahmengarantie) in der Dokumentation zum EMTN-                   Finanzverbindl.                 11.202     10.958     10.839      10.805
Programm, andererseits stellt die Republik Österreich zu          Netto-Finanzverbindl.           11.191     10.946     10.778      10.783
jeder einzelnen Anleihetransaktion eine Bestätigung aus, dass
die Emission durch diese Master-Garantie gedeckt ist              Debt / EBITDA                   10,2x      10,0x        9,7x       9,7x
(Grundlage: Bundesfinanzgesetz). Moody’s bewertet die             Net Debt / EBITDA               10,2x      10,0x        9,7x       9,7x
Bonität der ASFINAG mit Aaa (Ausblick: negativ), S&P mit
                                                                  EBITDA Interest Cover            2,4x       2,6x        2,6x       3,1x
AA+ (Ausblick: stabil).
                                                                  EBIT Interest Cover              2,2x       2,5x        2,5x       2,9x
Regulatorische Behandlung
Das Risikogewicht gemäß CRR-Standardansatz beträgt 0%,            Debt / Capital***               81,5%      78,9%      76,7%       74,9%
im Rahmen der LCR werden die Anleihen der ASFINAG als             EBITDA-Marge                    58,9%      55,7%      53,7%       49,2%
Aktiva der Stufe 1 klassifiziert. Auch unter Solvency II dürf-    EBIT-Marge                      54,9%      52,5%      50,7%       46,4%
ten Forderungen an die ASFINAG unseres Erachtens eine
                                                                  Quelle: ASFINAG, Berenberg Fixed Income Research. *retrospektiv ange-
bevorzugte Behandlung erfahren und somit einen Spreadrisi-        passte Vergleichszahlen, **Operativer Cashflow abzgl. Capex, ***Capital:
kofaktor von 0% zugewiesen bekommen.                              Finanzverbindlichkeiten + Eigenkapital,

Eigentümerstruktur                                                Fälligkeitsprofil
                                                                            2,5

                                                                            2,0
                       Republik Österreich
                                                                  Mrd.EUR

                                                                            1,5

                                    100%                                    1,0

                                                                            0,5
                 Autobahnen- und Schnellstraßen
                       Finanzierungs-AG
                                                                            0,0
                                                                                  '16 '17 '18 '19 '20 '21 '22 '23 '24 '25 '26 >'26

Quelle: ASFINAG, Berenberg Fixed Income Research.                 Quelle: Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.

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                  SECTOR & FINANCIALS
Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. (BIG)
(Bloomberg-Kürzel: BUNIMM )

Kerngeschäft des BIG-Konzerns ist die Bewirtschaftung und                           Ausgewählte Finanzkennzahlen (IFRS)
Verwaltung von Immobilien, vorrangig in der Rolle eines
                                                                                    in Mio. EUR bzw. %               2012*     2013*       2014     H1 2015
Dienstleisters für die Republik Österreich sowie für deren
Institutionen und ausgegliederte Gesellschaften. Das Liegen-                        Umsatzerlöse                      872       946        938         471
schaftsportfolio ist in drei Segmente gegliedert: Schulen,                          EBITDA                            531       610        644         315
Universitäten sowie Büro- und Spezialimmobilien (typi-
                                                                                    EBIT                              528       607        641         314
scherweise Amtsgebäude). Die BIG ist einer der größten
Liegenschaftseigentümer in Österreich. Alle marktgängigen                           Finanzaufwand                     165       133        120         54
bzw. marktnahen Immobilien (rund 25% des Bestandes)                                 Periodenüberschuss                293       359        419         198
werden seit 01.01.2013 von der neu gegründeten Tochterge-
sellschaft ARE Austrian Real Estate GmbH bewirtschaftet,                            Operativer Cashflow               360       321        425         211
die komplett nach marktwirtschaftlichen Prinzipien agiert.                          W/C-Veränderung                    60        48        -61         -50
Garantien und Ratings                                                               Cash Capex                        -281      -300       -313       -110
Eine staatliche Garantie für die Verbindlichkeiten der BIG                          Free Cashflow**                    79        22        112         101
besteht nicht. Die in EUR denominierten Anleihen sind teils
mit „Change-of-Control“-Klauseln ausgestattet, die im Falle                         Bilanzsumme                      11.115    11.256     11.697     11.917
eines Eigentümerwechsels den Investoren das Recht auf
                                                                                    Eigenkapital                     5.388     5.697      6.022       6.187
vorzeitige Rückzahlung einräumen. Neuere Anleihen sind
regelmäßig mit dieser Klausel ausgestattet. Die Bonität der                         Finanzverbindl.                  3.918     3.850      3.804       3.880
BIG wird derzeit von Moody’s mit Aaa (neg.) beurteilt. Auf-                         Netto-Finanzverbindl.            3.820     3.844      3.779       3.861
grund der Eigentümerstruktur (100% Staat) geht die Ratin-
gagentur davon aus, dass die Republik Österreich im Falle                           Debt / EBITDA                     7,4x      6,3x       5,9x       6,2x
von finanziellen Engpässen mit großer Wahrscheinlichkeit                            Net Debt / EBITDA                 7,2x      6,3x       5,9x       6,1x
Unterstützung bieten wird.
                                                                                    EBITDA Interest Cover             3,2x      4,6x       5,4x       5,8x
Regulatorische Behandlung                                                           EBIT Interest Cover               3,2x      4,6x       5,4x       5,8x
Das Risikogewicht gemäß CRR-Standardansatz beträgt 20%.
Im Rahmen der LCR dürften die Anleihen der BIG prinzi-                              Debt / Capital***                42,1%     40,3%      38,7%      38,5%
piell als Aktiva der Stufe 2A klassifiziert werden.1 Unter                          EBITDA-Marge                     60,8%     64,4%      68,7%      67,0%
Solvency II dürften Forderungen an die BIG aufgrund der                             EBIT-Marge                       60,5%     64,1%      68,4%      66,7%
fehlenden Garantie unseres Erachtens keine bevorzugte
                                                                                    Quelle: BIG, Berenberg Fixed Income Research. *retrospektiv angepasste
Behandlung erfahren.                                                                Vergleichszahlen, **Operativer Cashflow abzgl. Capex, ***Capital: Finanz-
                                                                                    verbindlichkeiten + Eigenkapital
Eigentümerstruktur                                                                  Fälligkeitsprofil
                                                                                               1,0
                                                                                               0,9
                          Republik Österreich                                                  0,8
                                                                                               0,7
                                                                                     Mrd.EUR

                                                                                               0,6
                                         100%                                                  0,5
                                                                                               0,4
                                                                                               0,3
                                                                                               0,2
               Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.                                             0,1
                                                                                               0,0
                                                                                                     '16 '17 '18 '19 '20 '21 '22 '23 '24 '25 '26 >'26

Quelle: BIG, Berenberg Fixed Income Research.                                       Quelle: Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.

1 Sollte die BIG nicht als „öffentliche Stelle“ im Sinne der CRR gewertet werden, wäre hierfür zusätzlich ein Kriterienka-
talog (ausstehendes Volumen ≥250 Mio. EUR und Ursprungslaufzeit unter 10 Jahren) zu erfüllen.

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                  SECTOR & FINANCIALS
Erdöl-Lagergesellschaft m.b.H.
(Bloomberg-Kürzel: ERDLAG )

Die Erdöl-Lagergesellschaft m.b.H. (ELG) ist laut § 9 Erd-             Ausgewählte Finanzkennzahlen (IFRS)
ölbevorratungsgesetz (EBG) die „zentrale Bevorratungsstel-
                                                                       in Mio. EUR bzw. %               2011       2012      2013        2014
le“ der strategischen Erdölreserve in Österreich. Das Ge-
schäftsmodell des Unternehmens ist gemäß § 5 Abs. 6 EBG                Umsatzerlöse                      89         99        102        101
grundsätzlich nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet.                  EBITDA                           k.A.       k.A.       k.A.       k.A.
Garantien und Ratings                                                  EBIT                              15         17         36         43
§ 1 EBG ermächtigt den Bundesminister für Finanzen für                 Nettozinsaufwand                  21         11         13         27
seitens der ELG aufgenommene Anleihen, Darlehen und
sonstige Kredite unter bestimmten Bedingungen im Namen                 Periodenüberschuss                -6          5         17         12
des Bundes die Haftung zu übernehmen. Der maximale
                                                                       Operativer Cashflow              k.A.       k.A.       k.A.       k.A.
Haftungsrahmen ist im Gesetz derzeit auf einen Betrag in
Höhe von 581 Mio. EUR festgelegt, wobei die Haftung                    W/C-Veränderung                  k.A.       k.A.       k.A.       k.A.
jeweils auf 291 Mio. EUR für Zins- bzw. Kapitalrückzahlun-             Cash Capex                       k.A.       k.A.       k.A.       k.A.
gen begrenzt ist. Nach den zuletzt verfügbaren Daten von               Free Cashflow*                   k.A.       k.A.       k.A.       k.A.
S&P profitierten 165 Mio. CHF des ELG-Schuldenport-
folios von einer Bundeshaftung. Für die im Jahr 2013 emit-             Bilanzsumme                      859        723       1.479      1.732
tierte Benchmark-Anleihe der ELG reichte der Haftungs-
                                                                       Eigenkapital                     468        302        319        331
rahmen indes nicht aus. Standard & Poor’s bewertet die
langfristige Kreditwürdigkeit des Unternehmens derzeit mit             Finanzverbindl.                  333        292        899       1.138
AA+ (Ausblick: stabil).                                                Netto-Finanzverbindl.            307        252        864       1.097
Regulatorische Behandlung
                                                                       Debt / EBIT                     22,2x      17,2x      25,0x      26,5x
Emissionen mit Bundeshaftung unterliegen gemäß CRR-
Standardansatz einer Risikogewichtung von 0% und sind                  Net Debt / EBIT                 20,5x      14,8x      24,0x      25,5x
Aktiva der Stufe 1 im Sinne der LCR. Nicht garantierten                EBITDA Interest Cover            k.A.       k.A.       k.A.       k.A.
Emissionen wird – abgeleitet vom Rating – ein Risikoge-
                                                                       EBIT Interest Cover              0,7x       1,5x       2,8x       1,6x
wicht von 20% zugewiesen. Im Rahmen der LCR wäre eine
Klassifizierung als Level-2A-Aktiva möglich, sofern das                Debt / Capital**                41,6%      49,2%      73,8%      77,5%
ausstehende Volumen über 250 Mio. EUR und die Ur-                      EBITDA-Marge                     k.A.       k.A.       k.A.       k.A.
sprungslaufzeit unter 10 Jahren läge, was derzeit aber für             EBIT-Marge                      16,9%      17,2%      35,3%      42,6%
keine ELG-Anleihe zutrifft. Eine bevorzugte Behandlung
                                                                       Quelle: S&P, Berenberg Fixed Income Research. *Operativer Cashflow abzgl.
unter Solvency II ist nach unserem Verständnis auch für                Capex, **Capital: Finanzverbindlichkeiten + Eigenkapital
Emissionen mit Bundeshaftung nicht möglich.
Eigentümerstruktur                                                     Fälligkeitsprofil
                                                                                 0,6

    OMV           BP Europa SE                                                   0,5
                                        SHELL
  Refining &      Zweignieder-                           ENI Austria
                                       AUSTRIA                                   0,4
  Marketing        lassung BP                             GmbH
                                                                       Mrd.EUR

                                        GmbH
   GmbH              Austria
                                                                                 0,3

          55,6%             23,1 %              16,7 %          4,6%             0,2

                                                                                 0,1
                  Erdöl-Lagergesellschaft m.b.H.
                             (ELG)
                                                                                 0,0
                                                                                       '16 '17 '18 '19 '20 '21 '22 '23 '24 '25 '26 >'26

Quelle: ELG, Berenberg Fixed Income Research.                          Quelle: Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.

14/72 Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG  Fixed Income Research – Österreich Kompendium
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                 SECTOR & FINANCIALS
ÖBB-Infrastruktur AG (ÖBB)
(Bloomberg-Kürzel: OBND )

Die ÖBB-Infrastruktur AG ist verantwortlich für Planung,          Ausgewählte Finanzkennzahlen (IFRS)
Bau, Erhaltung und Finanzierung nahezu des gesamten
                                                                  in Mio. EUR bzw. %              2011*       2012*        2013        2014
österreichischen Eisenbahnschienennetzes. Die Gesellschaft
ging im Jahr 2009 aus der Fusion der beiden Infrastrukturge-      Umsatzerlöse                    2.063        2.130       2.155       2.176
sellschaften ÖBB-Infrastruktur Bau AG und ÖBB-                    EBITDA                          1.026        1.134       1.223       1.280
Infrastruktur Betrieb AG hervor. Seither ist die ÖBB-
                                                                  EBIT                             544          594         606         635
Infrastruktur AG sowohl Eigentümer des Immobilienver-
mögens und aller Anlagen der Schieneninfrastruktur als auch       Nettozinsaufwand                 531          579         587         602
Betreiber des Schienennetzes. Neben der Nutzung der Infra-        Periodenüberschuss                -14         23          30          29
struktur innerhalb des ÖBB-Konzerns ermöglicht die ÖBB-
Infrastruktur AG auch konzernfremden Eisenbahnverkehrs-           Operativer Cashflow              415          608         408         686
unternehmen den Zugang zu ihrem Schienennetz.                     W/C-Veränderung                   -29         86         -208         -54
Garantien und Ratings                                             Cash Capex**                    -1.921      -1.669      -1.780      -1.701
Die Anleiheemissionen der ÖBB-Infrastruktur AG werden             Free Cashflow***                -1.506      -1.061      -1.372      -1.015
durch die Republik Österreich garantiert (explizit, unbedingt
und unwiderruflich). Des Weiteren ermächtigt das Bundes-          Bilanzsumme                     19.029      19.725      20.133      21.341
bahngesetz den Bundesminister für Finanzen eine Haftung
                                                                  Eigenkapital                    1.115        1.149       1.174       1.198
für Anleihen, Darlehen, Kredite und sonstige Kreditoperati-
onen der ÖBB-Infrastruktur AG zu übernehmen. Außerdem             Finanzverbindl.                 16.522      17.112      17.704      18.874
garantiert die Republik Österreich, dass der Gesellschaft         Netto-Finanzverbindl.           16.421      16.691      17.676      18.643
jederzeit ausreichend Mittel zur Erfüllung ihrer Aufgaben
und zur Aufrechterhaltung ihrer Liquidität und des Eigenka-       Debt / EBITDA                   16,1x        15,1x       14,5x       14,7x
pitals zur Verfügung stehen. Moody’s bewertet die langfristi-     Net Debt / EBITDA               16,0x        14,7x       14,5x       14,6x
ge Bonität des Unternehmens mit Aaa (Ausblick: negativ),
                                                                  EBITDA Interest Cover            1,9x        2,0x        2,1x        2,1x
S&P mit AA+ (Ausblick: stabil).
                                                                  EBIT Interest Cover              1,0x        1,0x        1,0x        1,1x
Regulatorische Behandlung
Das Risikogewicht gemäß CRR-Standardansatz beträgt 0%,            Debt / Capital****              93,7%       93,7%       93,8%       94,0%
im Rahmen der LCR werden die Anleihen der ÖBB als Akti-           EBITDA-Marge                    49,7%       53,2%       56,7%       58,8%
va der Stufe 1 klassifiziert. Auch unter Solvency II dürften      EBIT-Marge                      26,4%       27,9%       28,1%       29,2%
Forderungen an die ÖBB unseres Erachtens eine bevorzugte
                                                                  Quelle: ÖBB, Berenberg Fixed Income Research. *retrospektiv angepasste
Behandlung erfahren und somit einen Spreadrisikofaktor            Vergleichszahlen, **Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermö-
von 0% zugewiesen bekommen.                                       genswerte abzgl. Kostenbeiträgen von Dritten, ***Operativer Cashflow abzgl.
                                                                  Capex, ****Capital: Finanzverbindlichkeiten + Eigenkapital

Eigentümerstruktur                                                Fälligkeitsprofil
                                                                            5,0
                                                                            4,5
                         Republik Österreich                                4,0
                                                                            3,5
                                      100%
                                                                  Mrd.EUR

                                                                            3,0
                                                                            2,5
                           ÖBB-Holding AG
                                                                            2,0
                    100%                                                    1,5
                                                                            1,0
                                                  Sonstige                  0,5
    ÖBB-Infrastruktur AG
                                                Beteiligungen               0,0
                                                                                  '16 '17 '18 '19 '20 '21 '22 '23 '24 '25 '26 >'26

Quelle: ÖBB, Berenberg Fixed Income Research.                     Quelle: Bloomberg, Berenberg Fixed Income Research.

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F I X E D I N C O M E R E S E A RC H | P U B L I C
                 SECTOR & FINANCIALS
Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB)
(Bloomberg-Kürzel: OKB )

Die Oesterreichische Kontrollbank AG, kurz OeKB, ist der                   Ausgewählte Finanzkennzahlen (IFRS)
offizielle Finanzdienstleister für die österreichische Export-
                                                                           in Mio. EUR bzw. %               2011      2012*        2013        2014
wirtschaft (Export Credit Agency). Sie ist seit 1950 als Be-
vollmächtigte des Staates Betreuer der von der Republik                    Zinsüberschuss                   94,5       96,2        81,0        79,9
Österreich erteilten Exportgarantien. Das Institut refinan-                Risikovorsorge                   0,0         0,1         0,1         0,1
ziert zudem bei Vorliegen einer (staatlichen oder nichtstaatli-
                                                                           Provisionsüberschuss             50,1       49,6        47,9        45,7
chen) Exportgarantiezusage den Exportkredit der Hausbank
an das Unternehmen. Neben den Exportgarantien betreut                      Verwaltungsaufwand               79,9       79,5        80,2        78,8
die OeKB auch andere staatliche Spezialhaftungen, bei-                     Ergebnis aus Finanzinstr.       -13,4       27,8         8,2        24,0
spielsweise für Auslandsbeteiligungen oder für Kreditunter-                Periodenüberschuss               50,2       84,9        55,0        65,3
nehmen.
Garantien und Ratings                                                      Bilanzsumme                     37.978     32.768      28.964      28.002
Die seitens der OeKB emittierten Schuldverschreibungen                     Forderungen an KI**             28.737     24.549      21.364      19.312
sind durch die Republik Österreich garantiert (explizit und                Forderungen an Kunden           1.410       1.527      1.489       1.510
unbedingt). Diese Garantie erstreckt sich ebenso auf Kredite
und Geldmarktinstrumente. Ferner kann der Staat bei Emis-                  Verbindl. ggü. KI**              958        1.693       381         513
sionen in fremder Währung für eingegangene Wechselkursri-                  Verbindl. ggü. Kunden            601        674         675         814
siken garantieren. Moody’s bewertet die Bonität der OeKB                   Verbriefte Verbindl.            33.350     27.282      24.590      23.541
derzeit mit Aaa, S&P mit AA+. Der Ratingausblick ist bei
                                                                           Eigenkapital                     599        662         684         718
Moody’s negativ, bei S&P ist er stabil.
Regulatorische Behandlung                                                  Return on Equity                13,6%      20,7%        7,7%       7,5%
Das Risikogewicht gemäß CRR-Standardansatz beträgt 0%,                     Cost-Income-Ratio               50,5%      49,3%       56,2%       56,8%
im Rahmen der LCR werden die Anleihen der OeKB als
Aktiva der Stufe 1 klassifiziert. Auch unter Solvency II dürf-             Risikogew. Aktiva***             690        748         662         966
ten Forderungen an die OeKB unseres Erachtens eine be-
                                                                           Eigenmittelquote               163,8%     149,3%      204,6%       67,4%
vorzugte Behandlung erfahren und somit einen Spreadrisiko-
faktor von 0% zugewiesen bekommen.                                         Kernkapitalquote               122,8%     113,8%      158,7%       67,4%
                                                                           Quelle: OeKB, Berenberg Fixed Income Research. *retrospektiv angepasste
                                                                           Vergleichszahlen, **Kreditinstitute, ***Gesamtrisiko

Eigentümerstruktur                                                         Fälligkeitsprofil
                                                                                     6,0

   CABET-           UniCredit                               Sonstige                 5,0
                                     Erste Bank
   Holding         Bank Austria                           (Anteil
F I X E D I N C O M E R E S E A RC H | P U B L I C
        SECTOR & FINANCIALS
4. Die österreichischen Bundesländer
                                             Fläche
                                                              Einwohner
   Bundesland             Hauptstadt         in Tsd.                      Karte der österreichischen Bundesländer
                                                               in Tsd.*
                                               km2
Burgenland                Eisenstadt            4,0             288,4

Kärnten                   Klagenfurt            9,5             557,6
                                                                                                                                   Nieder-
Niederösterreich          St. Pölten           19,2            1.636,8                                                             österreich      Wien
                                                                                                                  Ober-
Oberösterreich            Linz                 12,0            1.437,3     Vorarlberg                             österreich

Salzburg                  Salzburg              7,2             538,6
                                                                                                                               Steiermark        Burgen-
Steiermark                Graz                 16,4            1.221,6                                 Salzburg
                                                                                                                                                 land

Tirol                     Innsbruck            12,6             728,8                                             Kärnten
                                                                                              Tirol
Vorarlberg                Bregenz               2,6             378,6

Wien                      -                     0,4            1.797,3

Quelle: Statistik Austria, Berenberg Fixed Income Research.               Quelle: Berenberg Fixed Income Research.
*Stand: 01.01.2015

Die Republik Österreich besteht seit 1922 aus neun Ländern. Die Länder haben eigene Verfas-                                 Schuldenmanagement der Län-
sungen und verfügen über eigene Legislativ- und Exekutivorgane. Während das Schuldenma-                                     der wird von den jeweiligen
nagement des Bundes der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur obliegt, wird das                                       Finanzabteilungen vorgenom-
Schulden- und Liquiditätsmanagement der Länder von der jeweiligen Finanzabteilung des ein-                                  men
zelnen Bundeslandes wahrgenommen.
In Österreich existiert ein Finanzausgleichssystem zwischen den Gebietskörperschaften. Die                                  Finanzausgleichssystem zwi-
Rating-Agentur Standard & Poor’s bezeichnet das in Österreich implementierte Modell als „very                               schen den Gebietskörperschaften
predictable and well-balanced“. Neben den Einnahmen, die den Bundesländern im Zuge des Finanz-
ausgleichs zugeführt werden, haben die Länder gemäß der österreichischen Finanzverfassung
ein Steuerfindungsrecht, wenngleich die Bundesregierung der Einführung einer neuen Landes-
steuer widersprechen kann. In der Praxis wurde von diesem Recht bisher kaum Gebrauch ge-
macht.
Alle Bundesländer sind gemäß Bundesfinanzierungsgesetz (BFinG, §2 Abs. 4 Ziffer 1) vorbe-                                   Liquiditätszugang über die
haltlich der Zustimmung durch den Bundesminister für Finanzen berechtigt, Finanzmittel über                                 OeBFA
die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) aufzunehmen. Hierdurch werden
bestehende Refinanzierungsrisiken aus in Anspruch genommenen Krediten und begebenen
Anleihen deutlich reduziert. Allerdings zeigt das Beispiel Kärnten, dem im Jahr 2015 erst nach
längeren Verhandlungen eine Finanzierung gewährt wurde, dass der OeBFA-Liquiditätszugang
kein Automatismus ist.
Auszug aus dem Bundesfinanzierungsgesetz

§2 (4) Die ÖBFA hat nach Aufforderung durch den Bundesminister für Finanzen im Namen und für Rech-
nung des Bundes unter Beachtung der Ziele gemäß § 2 des Bundeshaushaltsgesetzes, BGBl Nr. 213/1986,
    1. Kreditoperationen für Länder durchzuführen und abzuschließen und ihnen sodann aus diesen Mitteln
       Darlehen zu gewähren,
    2. Währungstauschverträge abzuschließen, um sodann Verträge mit Ländern einzugehen, um Verpflichtun-
       gen aus Kreditoperationen dieser Länder durch inhaltliche Überbindung der Forderungen und
       Verpflichtungen aus diesen Währungstauschverträgen nachträglich zu ändern.

17/72 Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG  Fixed Income Research – Österreich Kompendium
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                     SECTOR & FINANCIALS
Bis auf Salzburg verfügen alle österreichischen Bundesländer über mindestens eine Bonitätsbe-                                            Fast alle Länder haben ein
urteilung von entweder Moody’s oder Standard & Poor’s (S&P). Moody’s hat für die Länder                                                  Rating
Kärnten (B3 neg.), Niederösterreich (Aa1 neg.) und Wien (Aaa neg.) ein Rating vergeben, wäh-
rend S&P aktuell das Burgenland (AA stab.), Niederösterreich (AA stab.), Oberösterreich (AA+
stab.), die Steiermark (AA stab.), Tirol (AA+ stab.) und Vorarlberg (AA+ stab.) bewertet. Fitch
hat für kein österreichisches Bundesland ein Rating vergeben.

Öffentlicher Schuldenstand 2014 (absolut) in Mrd. EUR                            Öffentlicher Schuldenstand 2014 (relativ)
                                                                                 in Tsd. EUR/Einwohner
                                                                                                      30
           16                                                                                                                             Finanzschuldenstand laut
                                            Finanzschuldenstand laut                                                                      Schuldennachweis
           14                               Schuldennachweis                                          25

                                                                                 Tsd. EUR/Einwohner
           12                                                                                                                             Finanzschuldenstand laut
                                            Finanzschuldenstand laut                                  20                                  Schuldennachweis +
           10                               Schuldennachweis +                                                                            Haftungen
Mrd. EUR

                                            Haftungen                                                 15                                  Öffentl. Verschuldung
            8                               Öffentl. Verschuldung gem.                                                                    gem. ESVG 2010
            6                               ESVG 2010
                                                                                                      10
            4
                                                                                                       5
            2
            0                                                                                          0
                Ktn. NÖ   W.     OÖ Stmk. Vbg. Sbg.             T.    Bgld.                                 Ktn. Vbg. NÖ Bgld. Sbg.          W.    OÖ      T.    Stmk.

Quelle: Rechnungsabschlüsse der Länder, Statistik Austria, Berenberg Fixed       Quelle: Rechnungsabschlüsse der Länder, Statistik Austria, Berenberg Fixed
Income Research.                                                                 Income Research.

Ranking nach BIP pro Kopf 2014*                                                  Ranking nach Arbeitslosenquote 2015

           50                                                                              16,0
           45                                                                              14,0                Arbeitslosigkeit (ILO-Konzept, Q3 2015)
           40                                                                                                  Arbeitslosigkeit (nationale Definition, Ø 2015)
                                                                                           12,0
           35
           30                                                                              10,0
           25                                                                                         8,0
Tsd. EUR

                                                                                 %

           20                                                                                         6,0
           15
                                                                                                      4,0
           10
            5                                                                                         2,0
            0                                                                                         0,0
                W.   Sbg. Vbg.    T.    OÖ Stmk. Ktn. NÖ Bgld.                                              Sbg. OÖ Vbg.        T.   Stmk. NÖ Bgld. Ktn.          W.

Quelle: Statistik Austria, Berenberg Fixed Income Research. *vorläufige Zahlen   Quelle: WKO, AMS, Statistik Austria, Berenberg Fixed Income Research.

Im Zuge der Diskussionen über die Causa HETA wurde vermehrt die Frage aufgeworfen, ob                                                    Einstandspflicht des Staates
der österreichische Staat im Zweifel für ein Bundesland einstehen muss. Hierzu existieren der-                                           ungeklärt
zeit unterschiedliche Rechtsauffassungen. Als sich 1992 die Bundesländer Bremen und Saarland
in einer Haushaltsnotlage befanden, bedurfte es in Deutschland einer Auslegung des geschriebe-
nen Rechts durch das Bundesverfassungsgericht. Zur letztendlichen Klärung einer eventuellen
staatlichen Einstandspflicht wird es unseres Erachtens auch in Österreich eines höchstrichterli-
chen Urteils bedürfen, wie unsere Überlegungen im Anhang dieser Publikation aufzeigen.

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       SECTOR & FINANCIALS
5. Gesellschaften mit Haftung/Garantie eines
   Bundeslandes
Krankenanstalten Immobiliengesellschaft mbH (KIG)
(Bloomberg-Kürzel: KIG )

Die Krankenanstalten Immobiliengesellschaft (KIG), eine           Ausgewählte Finanzkennzahlen (UGB)
100%-ige Tochter der Steiermärkischen Krankenanstaltenge-
                                                                  in Mio. EUR bzw. %                   2012           2013      2014         H1/15
sellschaft mbH (KAGes), wurde im Jahr 2008 ins Leben
gerufen. Operativ tätig ist die Gesellschaft seit Juli 2009.      Umsatzerlöse                          75            77            83         42
Aufgabe der KIG ist die Bereitstellung von Infrastruktur und      EBITDA                                67            68            68         37
Gebäuden für die medizinische bzw. pflegerische Versor-
                                                                  EBIT                                  29            23            18         16
gung der Bevölkerung des Landes Steiermark. Hierzu gehö-
ren Erwerb, Nutzung, Verwaltung, Vermietung und Veräu-            Nettozinsaufwand                      54            54            47         19
ßerung von Liegenschaften sowie die Errichtung und Erhal-         Periodenüberschuss                    -25           -31           -29         -3
tung von Gebäuden. Die KIG ist Eigentümer aller Kranken-
anstaltenimmobilien des Landes Steiermark bzw. der Steier-        Bilanzsumme                          1.342      1.375         1.429         1.403
märkischen Krankenanstaltengesellschaft.                          Eigenkapital*                         -89           -120          51         48
Garantien und Ratings                                             Finanzverbindl.                      1.200      1.200             500        500
Derzeit hat die KIG eine 500 Mio. EUR schwere Anleihe             Netto-Finanzverbindl.                1.193      1.180             454        468
mit Fälligkeit im Jahr 2017 ausstehen. Für diese existiert
zugunsten der Inhaber der Teilschuldverschreibung eine            Debt / EBITDA                        17,8x      17,7x         7,3x          13,4x
unbedingte und unwiderrufliche Garantie des Landes Stei-
                                                                  Net Debt / EBITDA                    17,7x      17,4x         6,6x          12,5x
ermark (Moody’s: - / S&P: AA stab./ Fitch: - ). Infolgedes-
sen setzt die Ratingagentur S&P die Bonitätsnote der KIG-         EBITDA Interest Cover                1,2x           1,3x      1,5x           1,9x
Anleihe mit der des Landes Steiermark gleich. Ein Emitten-        EBIT Interest Cover                  0,5x           0,4x      0,4x           0,8x
tenrating für die KIG existiert bislang nicht.                    Debt / Capital**                  108,0%       111,1%         90,7%         91,2%
Regulatorische Behandlung                                         EBITDA-Marge                       89,6%        88,1%         82,3%         88,2%
Das Risikogewicht gemäß CRR-Standardansatz beträgt 0%,
                                                                  EBIT-Marge                         38,6%        30,1%         21,3%         38,8%
im Rahmen der LCR werden die Anleihen der KIG als Akti-
va der Stufe 1 klassifiziert. Auch unter Solvency II dürften      Quelle: KIG, Berenberg Fixed Income Research. *Vor dem Hintergrund des
                                                                  mit dem Land Steiermark abgeschlossenen Finanzierungsvertrages und der
Forderungen an die KIG unseres Erachtens eine bevorzugte
                                                                  Garantieerklärung des Landes Steiermark bzgl. der Teilschuldverschreibungen
Behandlung erfahren und somit einen Spreadrisikofaktor            lag eine Überschuldung i.S.d. Insolvenzrechts in den Jahren 2012-13 nicht vor.
von 0% zugewiesen bekommen.                                       **Capital: Finanzverbindlichkeiten + Eigenkapital,

Eigentümerstruktur                                                Struktur der finanziellen Verbindlichkeiten
                                                                              1,4
                                                                              1,2
                           Land Steiermark                                    1,0
                                                                   Mrd. EUR

                                                                              0,8
                                       100%
                                                                              0,6
  Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft mbH (KAGes)                    0,4
                                                                              0,2
                                       100%                                   0,0
                                                                                     2011       2012           2013          2014         H1 2015
                   Krankenanstalten Immobilien-
                      Gesellschaft mbH (KIG)                                  Anleihen                            Verbindlichkeiten aus L&L
                                                                              Vbl. ggü. verbund. Untern.          Sonstige Verbindlichkeiten

Quelle: KIG, Berenberg Fixed Income Research.                     Quelle: KIG, Berenberg Fixed Income Research.

19/72 Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG  Fixed Income Research – Österreich Kompendium
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                SECTOR & FINANCIALS
Landeskrankenanstalten-Betriebsgesellschaft (KABEG)
(Bloomberg-Kürzel: LKABG )

Die Landeskrankenanstalten-Betriebsgesellschaft des Landes              Ausgewählte Finanzkennzahlen (UGB)
Kärnten (KABEG) wurde 1993 im Rahmen des Krankenan-
                                                                        in Mio. EUR bzw. %                 2011             2012       2013      2014
stalten-Betriebsgesetzes (heute: Kärntner Landeskrankenan-
stalten-Betriebsgesetz K-LKABG) gegründet. Sie betreibt                 Umsatzerlöse                        354             369        379       391
derzeit fünf Krankenhäuser in Kärnten und ist eines der                 EBITDA                              -198            -176       -182      -179
größten Dienstleistungsunternehmen des Bundeslandes. Die
                                                                        EBIT                                -251            -226       -229      -226
KABEG arbeitet nicht gewinnorientiert und verfolgt ge-
meinnützige Aufgaben. Sie ist eine Anstalt des öffentlichen             Nettozinsaufwand                        55           58         56        54
Rechts mit eigener Rechtspersönlichkeit und unterliegt ge-              Periodenüberschuss                  -306            -283       -285      -281
mäß K-LKABG der Aufsicht Kärntens.
                                                                        Bilanzsumme                        1.606        1.600         1.568     1.583
Garantien und Ratings
Aus dem K-LKABG ergibt sich eine Haftung des Landes                     Eigenkapital*                       -237            -258       -281      -290
Kärnten für die seitens der KABEG aufgenommenen                         Finanzverbindl.                    1.251        1.274         1.197     1.198
Fremdmittel bis zu einem Haftungsvolumen, das auf einem                 Netto-Finanzverbindl.              1.209        1.219         1.151     1.157
jährlich im Voraus zu fassenden Beschluss des Kärntener
Landtags basiert. Zu den Kapitalmarkt-Emissionen der                    Debt / EBITDA                      -6,3x            -7,2x      -6,6x    -6,7x
KABEG wird jeweils eine eigene explizite einseitig unwider-
                                                                        Net Debt / EBITDA                  -6,1x            -6,9x      -6,3x    -6,5x
rufliche Garantie des Landes Kärnten ausgestellt, in der
detailliert die Zahlungsvoraussetzungen sowie die Zah-                  EBITDA Interest Cover              -3,6x            -3,1x      -3,3x    -3,3x
lungsmodalitäten geregelt sind. Aufgrund der engen Ver-                 EBIT Interest Cover                -4,6x            -3,9x      -4,1x    -4,2x
flechtung mit dem Land Kärnten sowie der strategischen                  Debt / Capital**                  123,4%       125,4%         130,7%   131,9%
Bedeutung der Gesellschaft für das Land kann die Kredit-
würdigkeit Kärntens als Indikator für die Bonität der                   EBITDA-Marge                      -56,0%        -47,7%        -48,0%   -45,7%
KABEG gelten. Die Ratingagentur Moody’s bewertet die                    EBIT-Marge                        -71,1%        -61,1%        -60,4%   -57,9%
Kreditwürdigkeit des Bundeslandes zurzeit mit B3 (neg.).                Quelle: KABEG, Berenberg Fixed Income Research. *Eine Überschuldung,
                                                                        wie man sie aus dem Insolvenzrecht kennt, liegt hier nicht vor, da die Finanz-
Regulatorische Behandlung
                                                                        kraft der KABEG auf Grundlage der Kapitalversorgung durch das Land und
Das Risikogewicht gemäß CRR-Standardansatz beträgt 0%,                  die Gemeinden Kärntens (bspw. durch Zuschüsse und Gemeindeumlagedarle-
im Rahmen der LCR werden die Anleihen der KABEG als                     hen) zur Fortführung des Unternehmens ausreicht. Auch ist zu beachten, dass
Aktiva der Stufe 1 klassifiziert. Auch unter Solvency II dürf-          wohl stille Reserven bei (teilweise oder gänzlich) abgeschriebenen Sachanlagen
ten Forderungen an die KABEG unseres Erachtens eine                     existieren, da deren tatsächlicher Wert über dem Buchwert liegen dürfte.
bevorzugte Behandlung erfahren und somit einen Spreadrisi-              **Capital: Finanzverbindlichkeiten + Eigenkapital,
kofaktor von 0% zugewiesen bekommen.
Eigentümerstruktur                                                      Struktur der finanziellen Verbindlichkeiten

                                                                                   2,5

               Land Kärnten                                                        2,0
                                                                        Mrd. EUR

                        Aufsicht gem. §47 K-LKABG                                  1,5

                                                                                   1,0
         Landeskrankenanstalten-                  Anstalt des                      0,5
      Betriebsgesellschaft – KABEG                öffentlichen Rechts
  (Rechtsträger der Landeskrankenanstalten        mit eigener Rechts-              0,0
            gem. §4 K-LKABG )                     persönlichkeit                         2008    2009    2010        2011      2012    2013    2014
                                                                                    Anleihen                            Sonstige Verbindlichkeiten
                                                                                    Verbindlichkeiten ggü. KI           Verbindlichkeiten aus L&L

Quelle: KABEG, Berenberg Fixed Income Research.                         Quelle: KABEG, Berenberg Fixed Income Research.

20/72 Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG  Fixed Income Research – Österreich Kompendium
F I X E D I N C O M E R E S E A RC H | P U B L I C
                  SECTOR & FINANCIALS
Oberösterreichische Gesundheits- und Spitals-AG (gespag)
(Bloomberg-Kürzel: OBGESP )

Die Oberösterreichische Gesundheits- und Spitals-AG, kurz          Ausgewählte Finanzkennzahlen (UGB)
gespag, ist der größte Krankenhausträger Oberösterreichs.
                                                                   in Mio. EUR bzw. %                  2011        2012      2013       2014
Die Gesellschaft wurde 2002 als Trägerorganisation für die
damals 15 Landeskrankenhäuser gegründet. Heute betreibt            Umsatzerlöse                        641         637        638        652
die gespag sechs Krankenhäuser, zwei Spezialkliniken               EBITDA                               -4          -3        -23        -11
(Schwerpunktkrankenhäuser) und vier Allgemeine Kranken-
                                                                   EBIT                                -55         -55        -77        -63
häuser. Die gespag ist alleiniger Rechtsträger dieser Einrich-
tungen. Zur gespag-Unternehmensgruppe gehören neben                Nettozinsaufwand                     2           1          23        12
den Krankenanstalten auch diverse angegliederte Bildungs-          Periodenüberschuss                  -56         -56        -54        -51
einrichtungen. Die Gesellschaft ist gemäß ihrer Satzung ein
gemeinnütziges Unternehmen nach §§34 ff. Bundesab-                 Bilanzsumme                        1.164       1.192      1.197      1.221
gabenordnung (BAO).                                                Eigenkapital                        397         398        388        377
Ausfallsbürgschaft und Rating                                      Finanzverbindl.                     259         260        258        272
Die gespag befindet sich zu 100% im Besitz des Landes              Netto-Finanzverbindl.               258         260        258        259
Oberösterreich (Moody’s: - / S&P: AA+ stab. / Fitch: -). Im
Rahmen der bei Gründung der Gesellschaft abgeschlossenen           Debt / EBITDA                      -69,7x      -84,4x     -11,1x    -24,6x
Finanzierungsvereinbarung haftet das Land Oberösterreich
                                                                   Net Debt / EBITDA                  -69,5x      -84,3x     -11,0x    -23,4x
für die Verbindlichkeiten der gespag (Ausfallsbürgschaft
gemäß §1356 Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch ABGB).             EBITDA Interest Cover              -2,1x        -3,5x     -1,0x      -0,9x
Ein eigenes Bonitätsrating der drei großen Agenturen für die       EBIT Interest Cover                -30,6x      -62,2x     -3,4x      -5,4x
Verbindlichkeiten der gespag existiert bis dato nicht.             Debt / Capital                     39,4%       39,5%      40,0%     41,9%
Regulatorische Behandlung                                          EBITDA-Marge                       -0,6%       -0,5%      -3,7%     -1,7%
Das Risikogewicht gemäß CRR-Standardansatz beträgt 0%,             EBIT-Marge                         -8,5%       -8,6%     -12,1%     -9,6%
im Rahmen der LCR werden die Anleihen der gespag als
                                                                   Quelle: gespag, Berenberg Fixed Income Research.
Aktiva der Stufe 1 klassifiziert. Unter Solvency II dürften
Forderungen an die gespag unseres Erachtens allerdings
keine bevorzugte Behandlung erfahren, da die Ausfallsbürg-
schaft nicht die Anforderungen des Artikels 215 der delegier-
ten Verordnung (EU) 2015/35 erfüllt.

Eigentümerstruktur                                                 Struktur der finanziellen Verbindlichkeiten
                                                                               500

                         Land Oberösterreich                                   400
                                                                    Mio. EUR

                                                                               300
                                        100%
                                                                               200
                         Oberösterreichische
                     Gesundheits- und Spitals-AG                               100
                    Beteiligungen         Rechtsträger
                                                                                 0
                                                                                        2010       2011        2012       2013        2014
       Bildungs- und                       Landeskrankenhäuser &               Eigene Anleihen                    Verbindlichkeiten aus L&L
  Kooperationseinrichtungen                    Spezialkliniken
                                                                               Vbl. ggü. verbund. Untern.         Vbl. ggü. Kreditinstituten
                                                                               Sonstige Verbindlichkeiten

Quelle: gespag, Berenberg Fixed Income Research.                   Quelle: gespag, Berenberg Fixed Income Research.

21/72 Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG  Fixed Income Research – Österreich Kompendium
F I X E D I N C O M E R E S E A RC H | P U B L I C
        SECTOR & FINANCIALS
6. Österreichische Bankenlandschaft
6.1 Überblick über die österreichische Kreditwirtschaft
Österreich gehört mit insgesamt rund 4.800 Bankstellen2 (Haupt- und Zweiganstalten) zu den                        Sehr granularer Bankensektor
OECD-Staaten mit der höchsten Banken- und Filialdichte. Zudem ist im österreichischen Ban-
kensektor die Marktkonzentration vergleichsweise gering: Der Marktanteil der fünf größten
Institute betrug im Jahr 2014 laut EZB lediglich 36,8% (Ø Eurozone: 63,6%). Die relative Be-
deutung des Bankensektors für die Gesamtwirtschaft ist, gemessen am Verhältnis von aggregier-
ter Bilanzsumme aller österreichischen Banken zur jährlichen Wirtschaftsleistung, ähnlich groß
wie beispielsweise in Deutschland. Dieses Verhältnis beträgt aktuell gut 250% und liegt damit
etwas unterhalb des Durchschnitts der Eurozone.
Das Bankensystem in Österreich ist nach dem Universalbankenprinzip organisiert und basiert                        Insgesamt gibt es sieben Sekto-
dabei im Wesentlichen auf fünf Gruppen von Banken: Aktienbanken, Landes-                                          ren in der österreichischen
Hypothekenbanken, Raiffeisenbanken, Sparkassen, und Volksbanken. Gemessen an der Anzahl                           Kreditwirtschaft,…
der Haupt- und Zweiganstalten nimmt der Raiffeisensektor dabei eine dominante Stellung ein.
Neben den Universalbanken existieren des Weiteren diverse Bausparkassen und Sonderbanken.
Zu Letzteren zählen beispielsweise Kapitalanlagegesellschaften und Wohnbaubanken.
Aufbau der einzelnen Sektoren
Die sieben Sektoren unterscheiden sich hinsichtlich ihres strukturellen Aufbaus. Während der                      …die zum überwiegenden Teil
Sparkassen- und der Volksbankensektor3 de facto zweistufig aufgebaut sind, ist der Raiffeisen-                    mehrstufig aufgebaut sind
sektor dreistufig gegliedert. Die acht Landeszentralen (Raiffeisenlandesbanken) stellen dabei die
Besonderheit des Raiffeisensektors im Vergleich zu den zweistufig gegliederten Sektoren dar.
Den drei Sektoren gemeinsam sind die zahlreichen lokalen Banken auf der Primärstufe sowie die
Existenz eines übergeordneten Spitzen- bzw. Leitinstitutes. Im Gegensatz dazu sind die Sekto-
ren Aktienbanken, Landes-Hypothekenbanken, Sonderbanken und Bausparkassen allesamt
einstufig gegliedert.
Anzahl der Institute nach Sektor*
        2.000
                                                     1.539                 Hauptanstalten       Zweiganstalten
        1.500
                         981                                         899
        1.000
                                                 488                                432
          500                            146
                    42            10**                          49             40              75 8        4 81
            0

Quelle: Oesterreichische Nationalbank (OeNB), Berenberg Fixed Income Research. *sektorale Gliederung nach OeNB,
**einschließlich Pfandbriefstelle

Gesetzliche Einlagensicherung
Das im Juni 2015 beschlossene Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz                                 Seit 2015 neues Einlagensiche-
(ESAEG) setzt die Richtlinie 2014/49/EU über Einlagensicherungssysteme um und beinhaltet                          rungsgesetz
Anpassungen der Umsetzung der Richtlinie 97/9/EG über Systeme für die Entschädigung der
Anleger. Der österreichische Gesetzgeber hat sich dazu entschlossen, in diesem Gesetz die Re-
geln zur Einlagensicherung und Anlegerentschädigung bei Kreditinstituten zu bündeln und die
Bestimmungen bezüglich dieses Themenbereich im Bankwesengesetz (BWG) auf ein notwendi-
ges Maß zu reduzieren.

2   ohne Oesterreichische Nationalbank und §9-Institute laut BWG.
3   allerdings ist eine Neuausrichtung des Volksbankensektors beschlossen (vgl. Kapitel 6.6)

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